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Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich saͤchfische Staate⸗Minister Pr. Freiherr von Groß ist in Berlin angekommen.
Laut telegraphischer Mittheilung an den Admiralstab der Marine ist S. M. S. „Gefion“, Kommandant; Kervetten⸗ Rapitän Re llmann, — mit dem Chef des Kreuzer⸗Geschwaders Prinzen Heinrich von Preußen, Königliche Hoheit, an Bord — am 28. April in Hankom angekammen und wollte gestern nach Wusung in See gehen; S. M. S „Prinzeß Wilhelm“, Kommandant: Kapitän zur Sce Truppel, ist am 28. April in Wusung angekommen; S. M. S. „Geier“ Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Jacob sen, ist am 27. April in Panama eingetroffen und will am 3. Mai hach San Joss (Guatemala) in See gehen; S. M. S. „Wolf „ Kom⸗ mandant: Korvetten⸗Kapitän Weber, ist am 29. April in San Paolo de Loanda angekommen und beabsichligt, am 4. Mai nach Kapstadt in See zu gehen; S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Gülich, hat gestern Nagasati verlassen und ist heute in Kiautschou ein⸗ getroffen; S. M. S. „Loreley“, Kommandant; Kapstän— leutnant von Levetzow, ist heute von Athen nach Saloniki in See gegangen; S. M. S. „Condor“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Dassel, ist gestern in Sansibar an⸗ gekommen; S. M. S. „Irene“, Kemmandant: Fegatlen⸗ Kapitän Obenheimer, ist heute von Hongkong nach Futschau in See gegangen.
Bayern.
Die Kammer der Reichsräthe hat in ihrer vor— gestrigen Sitzung die Gesetzentwürfe, betreffend die Ein⸗ kommensteuer und die Kapitalrentensteuer, einstimmig In dem Gesetzentwurf über die Kapitalrenten⸗
angenommen. dem G ti ital steuer wurde bezüglich der Steuerskala der Maximalsatz
gemäß der ursprünglichen Regierungsvorlage wiederum auf 1 Proz. festgesetzt, während die Kammer der Abgeordneten diesen Satz auf 4m Proz bemessen hatte.
Anhalt.
Der Geburtstag Seiner Hoheit des Herzogs ist am Sonnabend in der herkömmlichen Weise festlich begangen worden. In Dessau fand am Vorabend großer gaxfenfteeic und am Morgen des Geburtstages großes Wecken statt. Mittags wurde eine Parade der dortigen Garnison abgehalten.
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Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat sich am Sonnabend Abend von Wien nach Budapest und von dort, nachdem Allerhöchstderselbe den ungarischen Minister-Präsidenten von Szell in längerer Audienz empfangen hatte, gestern Nachmittag nach Gödöllö begeben. . e.
Die Kaiserin Friedrich ist gestern nach zehntägigem Aufenthalt in Trient von dort nach Bozen abgereist.
Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ Este ist am Sonnabend zu m hrtägigem Aufenthalt in Budapest eingetroffen. Höchstderselbe empfing gestern Nachmittag den Minister-Präsidenten von Szell sowie hie übrigen Mitglieder des Kabinets. Heute und morgen werden die Bannerherren, die Präsidien der beiden Häuser des Reicht tages, die Generalität und die Spitzen der Behörden von dem Erzherzog empfangen werden.
Im böhmischen Landtage brachte vorgestern der Abg. Engel bei Beginn der Sitzung eine Interpellation über die Vorgänge in Eger am 27. v. M. ein, wo nach der Verhand⸗ lung uber die Beleidigungsklage des Czechen Dr. Tief⸗ trunk gegen zwei Beamte sich vor dem Stadthause eine zahl⸗— reiche Menschenmenge angesammelt hatte, die eine drohende Haltung einnahm, später unter Absingung nationaler Lieder uber den Marktplatz zog und schließlich zerstreut wurde.
Der schlesische Landtag nahm in seiner vorgestrigen Abendsitzung mit allen Stimmen gegen diejenigen der slavischen Abgeordneten eine Resolution an, in welcher erklärt wird, der Landtag verharre bei seiner wiederholt kundgegebenen An⸗— schauung, daß in dem unverbrüchlichen Festhalten an der be— stehenden Verfassung und der steten Handhabung derselben in ihrem Sinne und Geiste die einzige Bürgschaft für die un—⸗ estärte Entwickelung und die politische Machtstellung des n liege. Die Anwendung des § 14 zur Regelung von Fragen der Verfassung sei weder in dem Sinne, noch in dem Geiste derselben begründet. Im Laufe der Debatte erklärte der Abg. Türk, die Deutschen würden sich an den Verhandlungen eines von den Landtagen beschickten Reichsparlaments nicht betheiligen. Der Abg. Swiezy gab im Namen der slavischen Abgeordneten die Er⸗ klärung ab, daß dieselben eine Sanierung der Verhältnisse nur in der Durchführung der Gleichberechtigung erblickten und die Verantwortung für die Anwendung des § 14 auf die obstruierenden Parteien falle. Der Abg. Menger er⸗ klärte die Obstruktion für berechtigt, da die Sprachenverord⸗ nungen ein Bruch der Rechtsordnung seien; im Falle der Aufhebung der Verordnungen werde die Opposition wahr— scheinlich weiterbestehen, die Obstruktion aber aufhören. Die slavischen Abgeordneten sollten mit dem gleichen Interesse wie die Deutschen gegen die Anwendung des 8 14 auf Cisleithanien und den belastenden Ausgleich Stellung nehmen. Hierauf wurde die Session nach Dankeskundgebungen für den Kardinal⸗
ürstbischof Kopp aus Anlaß der Errichtung eines Priester⸗ eminars in Schlesien mit einem Hoch auf den Kaiser ge— chlossen.
Großbritannien und Irland.
Der „Morning Post“ wird aus St. Petersburg ge⸗ meldet, daß die Vereinbarung zwischen der britischen und der russischen Regierung, betreffend die Eisenbahn⸗ Angelegenheiten in China, am Freitag daselbst unter⸗ . worden sei. Die wichtigste Bestimmung sei die, daß
ußland sich verpflichte, keinen Versuch zu machen, irgend welche
Eisenbahn⸗ oder ähnliche Konzessidnen im Jang⸗Tse⸗Thale zu erlangen oder einer anderen Macht zu helfen, solche zu er⸗ langen. Großbritannien gehe eine ähnliche Verpflichtung bezuglich der in der Mandschurei bestehenden Unternehmungen ein. Die beiderseitigen Interessensphären blieben gewahrt.
welcher der Präsident Krüger heute die gesetzgeben den Körper⸗
selben hielt der Premier⸗Minister Marquis von Salis hury eine 2 in welcher er, wie, W. T. B.“ berichtet, u. a. sagte: „Wir sind zu einem befriedigenden Abkommen mit der russischen Regierung gelangt, und ich hoffe, daß dieses Ablommen von gutem Einfluß fi wird. Ich will. mich hier nicht darüber verbreiten, wie weitgehende Folgen dieses Abkommen haben mag. Aber im Hinblick auf die Beziehungen, welche während der letzten 50 Jahre zeitweise zwischen uns und jenem großen Reiche bestanden haben, glaube ich es freudig be⸗ grüßen zu müssen, daß wir zu einem Abkommen bezüglich der chinesischen Frage gelangt sind, welches mit einiger Sicher⸗ heit jeder Wahrscheinlichkeit vorbeugen wird, daß unsere Interessen und unsere Ziele in der Zukunft jemals kolli⸗ dieren.“ Lord Salisbury kam im weiteren Verlauf seiner Rede auf die Allianzen zu sprechen und erklärte, von einer Alliarz in dem Sinne, daß Großbritannien mit irgend zum Kriege ausziehen und Die
einer Nation zusammen . hen Kosten und die Gefahren eines solchen für jeden Be⸗ theiligten mit tragen solle, von einer derartigen Allianz
könne nur in einem ganz außergewöhnlichen Falle die Rede sein. Er glaube, Großbritannien könne sich mit Recht dazu beglückwünschen, daß es jetzt zu so vielen Nationen auf der Erde in freundschaftlichen Beziehungen stehe. Es fühle, daß die Auffechterhaltung dieser Beziehungen, solange seine wesentlichen Interessen und seine Ehre gewahrt seien, das höchste Ziel sei, das ein Minister vor Augen haben könne. Ob die Friedenskonferenz eine Besserung der Beziehungen zwischen den einzelnen Nationen zur Folge haben werde, wisse er nicht, aber die Thatsache, daß eine solche Konferenz von einer der mächtigsten Nationen der Erde veranlaßt worden, sei sicher ein gutes Omen für eine friedliche Zukunft.
Spanien.
Nach den bis gestern bekannt gewordenen Ergebnissen der Wahlen für den Senat sind, wie „W. T. B.“ meldet, gewählt worden: 1038 Ministerielle, 43 Liberale, 8 Partei⸗ gänger Gamazo's, 6 Anhänger des Herzogs von Tetuan, 3 Karlisten, 1 Republikaner, 1 Unabhängiger. 1 Integrist oder Katholik. Die Regierung erhielt eine Majorität von 61“ Stimmen über die gesammte Opposition.
Rumänien. Der König hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, an den his⸗ herigen Minister⸗Präsidenten Sturdza folgendes Handschreiben
gerichtet:
Mein lieber Sturdza! Indem ich mit lebhaftem Bedauern das
Entlaffungsgesuch des Kabinets annebme, dessen Vorsitz Sie * 6. z 3 2 . S; 3 gefübrt haben, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen für die Dienste ju danken, die Sie dem Lande geleistet, und für die Treue, die Sie mir bewiesen haben während der
Zeit, in der Sie an der Spitze der Regierung standen. Die Vaterlandsliebe, die Ergebenbeit gegen den Thron und das Pflicht gefübl, die Sie beseelen, berechtigen mich zu der Hoffnung, daß Sie noch oft die Selegenbein haben werden, Ihre Arbeitskraft und Thätigkeit dem Wohle unseres geliebten Rumäniens zu weihen. In diesem Wunsche erneuere ich Ihnen, mein lieber Sturdza, die Versicherung meiner Gefühle hober Achtung.
Bukarest, 11/23. April 1899. Carol.
Schweden und Norwegen. Wie „W. T. B.“ aus Stockholm berichtet, genehmigte
der schwedische Reichstag vorgestern in gemeinsamer Ab— stimmung der beiden Kammern einen außerordentlichen Betrag von 13 200 000 Kronen zu Schiffsneubauten. Im Ganzen
wurden für die Flotte 16700 000 Kronen bewilligt.
Amerika. Das Kohlenschiff der Vereinigten Staaten von Amerika „Aberenda“ ist vorgestern von Fort Monroe nach Samoa abgegangen.
Asien. Ein Telegramm des Generals Otis aus Manila vom 29. v. M. meldet, daß die Konferenz mit den Vertretern der Auf⸗ ständischen am Sonnabend früh beendet worden sei. Dieselben hätten um Einstellung der Feindseligkeiten für 3 Wochen er— sucht, damit der Kongreß der Eing borenen einberufen werden könne, um zu beschließen, ob der Krieg fort⸗ zusetzen oder Friedensbedingungen vorzuschlagen seien. Der General Otis habe das Gesuch abgelehnt, aber volle Amnestie versprochen, wenn die Aufständischen sich ergeben würden. — Die Verluste der Amerikaner auf den Philippinen be⸗ liefen sich bis zum Freitag auf 198 Todte und 1111 Ver⸗ wundete.
Afrika.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Kairo meldet, hatte die Regierung der gesetzgebenden Körperschaft den Plan einer neuen Abschätzung des ganzen egyptischen Staats⸗ gebiets zu Steuerzwecken unterbreitet. Die gesetzgebende Körperschaft habe den Plan im allgemeinen angenommen, jedoch Abänderungen in Einzelheiten vorgeschlagen. Die Re⸗ gierung habe sich nunmehr mit allen diesen Abänderungen einverstanden erklärt.
Dae selbe Bureau erfährt aus Pretoria: in der Rede, mit
schaften eröffnen werde, heiße es, die Republik lebe in Frieden mit allen auswärtigen Mächten. Sodann würden Vorlagen be—⸗ züglich des Wahlrechts, der Minengerechtsame und der Dhnamitfrage angekündigt. Ferner werde mitgetheilt, daß die Niederländisch⸗Südafrikanische Eisenbahngesellschaft von ihrer Schuld an die Republik zwei Millionen abgezahlt habe, wodurch die Aufnahme einer Staatsanleihe für jetzt unnöthig geworden sei. Der Thätigkeit des Dr. Leyds in Europa zolle die Rede besondere Anerkennung. Schließlich werde dargelegt, daß die Minen⸗Industrie im vergangenen 37 sehr große Fortschritte gemacht habe. Der Ertrag belaufe sich auf 16240 630 Pfund, das sei gegen das Jahr 1897 ein Mehr von 4586905 Pfund. Die Suͤdafrikanische Republik sei jetzt das bei weitem am meisten Gold produzierende Land der Welt; Transvaal liefere 281, Prozent allen Goldes, das jährlich in der Welt produziert werde.
Das Brüsseler Blatt „La Belgique militaire“ erfährt, daß der Staatssekretär und Chef der Zentralregierung des Un⸗ abhängigen Congostagts Baron van Eetvelde aus Gesundheitsrücksichten zurückzutreten beabsichtige; zu seinem Nachfolger werde der ehemalige Finanz⸗Minister de Smet de Naeyer ernannt werden.
Am Sonnabend Abend fand in London das Jahree⸗
Festessen der Königlichen Akademie der Künste statt. Bei dem
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Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (63) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Tn rasfent des Staatz⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miguel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von , . beiwohnten, stand zur Berathung der Bericht der XIV. Kom— mission über den Antrag der AÄbgg. Gamp (ft. kons) und Genossen, betreffend Maßregeln gegen die in der Landwirthschaft herrschende Arbeitern oth.
Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Winter— meyer (fr. Volksp.), Freiherr von Richthofen⸗Mertschütz sbensg von 16 (Pole), Hirt (kons) und r. Hirsch (fr. Volksp.) das Wort.
Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, be⸗ fend die Gebühren für die Benutzung des Kaiser helm Kanals, zugegangen.
tref Wil
Bei der Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten im 2. Frankfurter Wahlbezirk (Landsberg⸗-Soldin) wurde vorgestern der Gutsbesitzer Böning-Heinersdorf (kons.) mit sämmtlichen abgegebenen 349 Stimmen gewählt.
Nr. 17 des „Centralblatts für das Deutsche Reich‘, herausgegeben im Reichzamt des Innern, vom 28. April, hat fol⸗ genden Inhalt: I) Konsulat⸗Wesen: Ernennungen; — Ermächtigungen zur Vornahme von e,, — M Vandels⸗ und Gewerbe Wesen: Bekanntmachung, betreffend die Auslegung der Prüfungs⸗ ordnungen für Aerzte, Zabnärzte und Apotheker. — 3) Zoll und Steuer⸗Wesen: Bestellung von Stations-Kontroleuren; — Zollfreier Einlaß der Bon der in St. Petersburg stanffindenden internatienalen Gartenbaa.Ausstellung zurückhebrachten deutschen Güter. — ) Polijei⸗ Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichkgebiet.
Nr. 19 des - Eisen bahn, Vererdnungagblattz“, heraus gegeben im Ministecium der öffentlichen Arbeiten, vom 28. April, hat folgenden Inhalt: Erlaß des Min sters der öffentlichen Arbeiten: vom 21. April 1899, betreffend Behandlung der aucsbesserungt⸗ bedürftigen Wagen der preußischen Staatsbahnen. — Nachrichten.
Kunst und Wissenschaft.
Aus Hamburg berichtet W. T. B.: Zum Empfange der Theilnehmer an der deutschen Tiefsee⸗Expedition, die an Bord der Valdivia“ nach neunmonatiger Abwesenbeit am Sonnabend Nachmittag die Elbmündung erreichte, waren hier ein⸗ getroffen: aus Berlin der Staatssekretär des Innern, Staa. Minister Pr. Graf von Posadowskly, die Gebeimen Ober⸗Regierungt⸗Räthe Hauß, Leweld und Schmidt, der Kapitän z S. von Franzius und Professor Dr. von Divgalski, der Führer der künftigen Südpolar⸗Crpedition; aus Dresden der Königlich sächsische Kultus Minister von S ydewitz; aus England Sir John Murray. Die Stadt Hamburg war bei dem Empfange vertreten durch den Bürgermeister Dr. Mönckeberg, den Senator Dr. Burchard, den Syndikus Dr. von Melle, Gustar W. Tietgens und Direttor Merck von der Verwaltung der Hamburg -⸗Amerika Linie, ferner durch den Wirklichen Admiralttäts. Rath, Professoßr Dr. Neu— mayer, den Adbmiralitäts Rath Koldewey und den Vorstand des Natur⸗ wissenscaftlichen Vereins. Alle Vorger annten fubren gestern Voꝛmittag um 9g Uhr auf dem Dampfer „ Blankenesen elbabwärts der Vildivia“ entgegen, die bei der Lühe vor Anker gegan zen war. Gegen 15 Ubr war der Ankerplatz der Valdwia‘ erreicht. Die Mitglieder der Tiefsee Expedition: Professor Dr. Chun, Dr. G. Scholl, Dr. von Höffe, Dr. Apostein, Dr. Brauer, Dr. Brähm, Dr. zur Straßen, Br. Schmidt, Photograph Winter und der Arzt Dr. Hay, hatten mit dem Kapitän Krech und der Bemannung auf dem Deck der „Valdivia“, die, schmuck wie am Tage der Augreise, unter Flaggergala lag, Auf— stellung genommen. Nach der Begrüßung fand in dem festlich ge schmückten Spessesaal ein von der Hamburg Amerika / Linie veranstaltetes Diner statt, an welchem die empfangenden Herren, die Mitglieder der Tieffee⸗Exvedition, der Kapitän, die Offiziere, die Maschinisten und ver Zahlmeister der „Valdivia“ theilnahmen. Bei der Tasel hielt der Staate sekretär, Staats- Minister Dr. Graf von Posa⸗ dowsky eine Rede, die nach dem Bericht des. W. T. B.“, wie folgt, lautete: . ö ö „Meine heöchrerehrten Herren! Als ver fast Jahreefrist die „Valdsbia“ den heimischen Hafen verließ, lastete auf uns allen die bange Sorge, ob es der Expedition gelingen würde, ihre Aufgabe ju löfen und ob nicht vielleicht, durch unerwartete, unabwendbare Ereignisse ihr Ziel beeinträchtigt oder ganz vereitelt werden möchte. Desto größer ist beute unsere Freude, wo das brave Schiff mit den Gelehrten der Expedition und seiner Besatzung wieder wohlbehalten im heimischen Hafen angekommen ist. Aus den Berichten, die der Laiter der Expedition, Herr Professor Dr. Chun, selbst unter der bleiernen Läaͤst der Tropenbitzé gewissen haft und regelmäßig erstattet hat, können wir heute schon mit Befriedigung ersehen, daß es der Expedition ge⸗ lungen ist, dem widerstrebenden, verschwiegenen Meere manches wissen⸗ schaftliche Gebeimniß zu entlocken, und Laß die Forschungen der Expedition die Grundlage für ein Werk liefern werden, wesches einen wesentlichen Fortschritt auf dem Gebiete natur⸗ wissenschaftlicher Erkenntniß darstellen. und den Leitern der Srpebition ebenso wie ihien Mitgliedern zur Ehre und An— erkenn ang gereichen wird. Diesen Erfolg verdanken wir vor allem Herrn Professo. Chun, welcher es darch seine umfassende Sach⸗ enntniß, durch sein praͤktisches Geschick und durch seine prometheu— artige Voraussicht verstanden hat, die schwimmende kleine Gelehrten⸗ republik weise zu regieren und in jedem Mitgliede der Expedition den edlen Ehrgein anzuregen, sein Bestes für das Beste des Ganzen ein⸗ zusetzen. Aber auch dem Kapitän des, bewährten Schiffes der „Hamburg ⸗Amerika- Linie“, seinen Offizieren und Mann. schaften gebührt Dank. Sie haben sich, nicht nur der Pflicht geborchend, sondern mit herzlichem Cifen in den Dienst der wissenschaftlichen Aufgabe gestellt. Wenn es insbesondere gelungen ist, die legendenbafte Insel Bouver, deren geographische Lage etwas in Unordnung gerathen war, wieder aufzufinden und phote⸗ pbisch getreu und geographisch korrekt festzustellen, so ebührt hierfür sicher das Verdienst dem seemännischen Geschick des Herrn Kapitäns rech. h 55 wir die „Valdivia⸗Expedition“ hinaussandten und unt jetzt anschicken, alsbald eine Südpolar · Expedition autzurüsten, so' sind das nicht zufällige Creignisse, sondern es ist der Ausdruck einer tieferen inneren Entwickelung. Das zunehmende deutsche Staatsbewußtsein, die Empfindung, daß wir die Pflichten einer Großmacht auch auf wissenschaftlichem Gebiet haben, unfere wirthschastlichen Fortschritte drängen uns dafr, in friedlichem Weitbewerb mit anderen großen Kulturnafionen auch an die Lösung derartiger, zunächst rein idealer Aufgaben heranzutreten. .
Anf diesem Gebiete ist uns Seine Majestät der Kaiser ein wahrer Pfadfinder. Mit Seiner schnellen Auffassunge'gabe, mit Seinem scharfen, tiefgehenden Blicke hat Er erkannt, daß das deutsche Volk aus seinem ängstlichen Nativismus heraustreten und seinen Blick mehr über die Grenzen des eigenen Vaterlandes richten muß. Denn die Gestaltung der Berhältnisse außerhalb unserer Grenzen kann auch wichtige Rückwirkungen für unsere eigene wirth⸗ schaftliche Entwickekung mit sich bringen. Mit lebhaftestem
Interesse folgt Er dem Kulturleben anderer Nationen und
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nimmt daraus den Maßftah für die Sernessung der Aufgaben, die Er Seinem eigenen Volke fstellen muß. Wenn Seine Majestät Sich so lebhaft für alle seemännischen Fragen interessiert, so ift das nicht nur Perfönliche Vorliebe, fondern die reife Frucht der tiefen Er⸗ kenntnit, welche wirthschaftliche Bedeuturmg diese Fragen für unser Vaterland baben und in Zukunft vielleich t noch in größerem Maße haben werden. Sein reges Interesse für die . Valdivia. Expedition“, deren Berichte Seiner Majestät fortgesetzt vorgelegt worden sind, hat Allerköchstderfelbe auch dadurch bekundet daß Er den Leiter der Frveditton, zur Eheung aller ibrer Mitglieder und den Kapitän des Sch'ffes, zur Anerkennung für Offijiere 11nd Besatzung, durch Ver⸗ leihun g von Orden sdekorg tionen ausgezeichraet hat. ⸗
Ebenfo Fat Seice Majestät der König von Sachsen für dat Unternebmen, an Ddessen Spitze ein Mitg Lied der Leipziger Fakultät stand, feine wärmste Theilnahme bekundet rand derselben die Gngde ge⸗ bib dadurch Ausdruck zu geben, daß er Allerhöchstseinen Kultus- Minister zur Theilnahme an der heutigen eier gesandt hat.
Wir sehen auch heute unter uns die Bertreter der freien Hansa— stadt Samburg. welche dem Reich in aller seemännischen Angelegen⸗ heiten ftets ein verständnißvoller Bundes geraose und Berather war.
Die Ausfendung der fo gläcklich durch geführten Tiefsee Expedition verdanken wir der Fürsorge Seiner Majefgät des Kaisers und Seiner hoben Verbündeten, und ich bitte Sie, Aller Böchstden selben unseren Dank auszudrücken, indem wir unsere Släser mit dem Rufe erbeben: Seine Majestãt der Deutsche Kaiser und Seine hohen Verbündeten, Sie leben hoch! . 3
Begeistert stimmte die Versammlung in den Ruf ein.
Der sächsische Kultus⸗Minifter von Seyrdewitz toastete auf. dle Freie und Hanseftadt Hamburg, die ihre autgezeichneten maritimen Ei richtungen der Forschungsreise zu Gebote gestellt habe. Bürger⸗ meister Dr. Mönckeberg dankte inn Namen Hamburgs und schloß mit einem freudig aufgenommenen Hoch Auf den Staatesekretär, Staats ⸗Minister Dr. Grafen von Pofadowsty. Professor Dr. Chun richtete warme Worte des Dankes an alle Förderer des Unter⸗ nehmens, an die Hamburg⸗Amerika Linie, den Kapitän und die Be⸗ satzung der ‚Valdiviarr Der Vorsitzende des Verwaltungsraths der Samburg⸗Amerika. Linie Gustav W. Tie t g ens widmete dem . Chun ein Glas. Zum Schluß dankte Kawitän Krech, für die Ehre, die ihm, den Offizieren und der Besatzumg der „Valdivia“ zu theil geworden. ; s ö
Gegen 5 Uhr traf die Valdivia“ in Hamburg ein und vertäute am Petersen Quai. Eine zahlreiche dort versammelte Menge begrüßte lebhaft die Heimkehrenden. Der Staatsseketär Graf von Posadowsky hatte von der Valdivia aus Seiner Majeftät dem Kaiser und Seiner Majestät dem König von Sachsen die glückliche Ankunft der Tiefsee—⸗ Expedition gemeldet. Hierauf ging, nachdem der Staatssekretär um 4 Ubr 50 Minuten die Rückreise nach Berlin angetreten hatte. fol- gende an ihn gerichtete Depesche Seiner Majestät des Kaisers und Königs in Hamburg ein, die von dem Geheimen Ober⸗Regie⸗ rungs⸗Rath Hauß verlesen wurde:
Ich heiße die Mitglieder der Diefssee⸗Expedition auf der Valdivia“ herzlich willkommen und sprech« denselben Meine Aner- kennung und Freude aus über die reiche wissenschaftliche Ausbeute, welche sie beimgebracht haben. Bedent fame Unternehmungen zu fördern, gereicht Mir zu um so größerer Senugthunng, je mehr die Männer, die sie leiten, sich ibrer Aufgabe so vollkommen gewachsen zeigen, wie im vorliegenden Falle.
Wil helm, J. R.“
ö 3 jubelndes dreifaches HSurrah auf Seine Majestät folgte der erlesung.
Svwäter traf noch aus Sibyllenort von Seiner Majestät dem König von Sachsen eine Depesche folgenden Inhalts an den Grafen von Posadowsky ein:
„Ich danke Ew. Excelleaz für die gegebene Nachricht und freue Mich der ruhmvoll durchgeführten Expedition der . ern.,
Mit einem am Abend von dem Natur rwissenschaftlichen Verein im Dammtbor⸗Pavillon veranstalteten Feft kommers schlossen die Empfangsfestlichkeiten.
Die Geschäftsführung des VII. In ternationalen Geo—⸗ graphen⸗Kongresses, der vom 28. September bis 4. Oktober d. J. in Berlin tagen wird, veröffentlicht ein vorläufiges Progr amm, dem wir Folgendes entnehmen: Die Organisation des Kongrefses ist entsprechend derjenigen früherer Tagungen groß angelegt. Neben dem Protektor des Kongresses, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten des Herzogihums Braun jchweig, giebt es iwölf Ehren. Prä sidenten, darunter Seine Mejcstät der König der Belgier. Seine Königliche Hoheit der Prin; bon. Wales, Seine Königliche Hoheit der Rrönprinz von Dänemark, Seine Hoheit der Herzog Regent Johann Albrecht von Mecklenburg Schwerin und andere der Geographie na hestehende Fürstlichkeiten, ferner gegen 50 Ehren. Vize Präsidenten sorvie einen Chren⸗-Beirath, der sich aus den namhaftesten Gelehrten des In⸗ und Aut landes zusammenetzt. ie eigentliche Arbeit ruht in den Händen der Geschäftsfübrung und der vom ihr gebildeten Ausschüffe, jumeist Mitglieder der Gesellschaft für Erd kunde zu Berlin. Diesen stebt schließlich noch ein deutscher Beirath, der soeben eine zahlreich keuchte Sitzung abgehalten hat. zur Seite. Vor und nach dem Kongreß finden wissenschaftliche Ausflüge nech Ost. und Westpreußen, Rügen, Pommern, Thüringen, der Eifel, denn Rhein. und Moselthal, dem Tounus und den Vogefen statt. sodaß die on allen Seiten nach Berlin kommenden Kongreßmitglieder Gelegenheit Pa ben, interessante Gegenden Deutschlands unter sachkundiger Führung Ee anen zu lernen. Fur den de und 6. Oltober ist der Kongreß nach Samburg eingeladen. Die wissenschaftlichen Verhandlungen versprechen interessant und wichtig zu werden; unter den mehr als 89 angemeldeten Borträgen und Mit— teilungen befinden sich auch solche don Dr'. Fridtjof Nansen, dem Fürsten von Monaco, Str Clement Mark am, Lapparent und Pro— ö. . dem Leiter der eben zurückke renden deutschen Tiefsee⸗
rpedition.
Von der Deutschen Kun stausste LIung Dresden 1899 wird berichtet: Die Preisrichter haben ibre Arbeit vollendet und folgende Anerkennungen ausgesprochen. Sie haben zunächst eine Ebrenliste aufgestellt und durch die fe als bSchste Auszeichnung außer Preis b werb gestellt folgende Künstler- Oswald Achenbach, Karl Becker, Reinhold Begas, Franz von Defregger, Freiherr von Gleichen ⸗Rußwurm, Hans Gude, Adolf Hildebrand, Graf Harräck, Ferdinand Keller, Kaans, Lenbach, Löffß, Adolf von L el, Meyerbeim, Pauwels, Johannes Schilling., Franz von Schönleber, Dans Thoma, Anton von Werner. — Ferner erhielten di gol dne Plakette: dies ht aLer Herterich und Melr in München, 6 Derrmaun, Berlin Carlos Grethe, Karlsruhe, Karl Vinnen,
orpswede, Richard Müller, Dres den; die B ĩIdhau er: Karl Seffner, deiprio, Vermann Hahn, München, Heinrich Epler, Dresden, Tuagillon, Rom; der Radierer Stto Greiner, Eeiprig; die silberne plakette: die Maler von Habermann, Slevogt, Gysis und Urban, München; Frenzel und Hammacher, Berlin; Thedy, Weimar; Bernhard Winter umd, Arthur Kampf, Däfseldorf; Haug wund Reiniger, Stutt⸗ Ri von Sallwürk, F. Hoch und Ragel, Karlzruhe; Moderfohn, Se e wede; von Ehren, Hamburg; Steri, Pepino und F. A. Fischer, , serner die Bildhauer Hartrri ann⸗Maclean, Dresden, evi, I bgh loten burg, Ludwig Cauer, Berlin, Stanislaus Cauer, . 2. M. Geyger, Florenz, Bermann, D nchen; die Ka diererin 3. Kollwitz, Berlin, und die Radierer Seintich Wolff, München, ö . Krüger, Stettin, Karl Hofer, Karkgruhe, Wilhelm Jahn, r. n, endlich die auf dekorative rr und Fun st gewerb⸗ . Gebiete thätigen Künftker: Riener schmid, Dulfer, Schmutz, audiß und Pankok, München; Fart Groß. Bresden; Läuger, Karls- ie. Otto Gußmann, Dresden; und Wal ther Leistikow, Berlin.
ß Preisrichter standen außer Wert bewerb. Max Baumbach, Seliger, Slarbina und Kiesel, Berlin; Bill, Fifcher und Kun; Meyer,
Para celsus
München; Bergmann, Hellwag und von Kalkreuth, Karlsruhe; Herbst,
Hamburg; Lasch,. Düsseldorf; Mackensen. Worpswede; Klinger, Leipꝛig;
Büchel, rez. Freye, Gräbner, Henze, Kießling, König, Pietschmann,
. und Thamm, Dresden; außerdem waren noch Preisrichter die unstgelehrten Lehrs, von Seidlitz und Treu, Dresden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die XXV. Mastvieb⸗Ausstellung in Berlin, verbunden mit einer Ausstellung von Zuchtböcken und Ebern sowie einer Ausstellung von Maschinen, Geräthen und Produkten für Viehjucht, Molkerei, Beleuchtung, Heizung und für das Schlächtergewerbe, wird auf dem städtischen Central-⸗Viebbof am 3. und 4. Mai abgehalten werden Die Ausstellung ist geöffnet von Morgens 9Uhr bis Abends 73 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt am Mittwoch von Vormittags 9 Uhr bis Mittags 1 Uhr 3 , am Mittwoch von Mittags 1 Uhr bis Abends 7 Uhr 1 , am Donnerstag von Vormittags 9 Uhr bis Abends 7 Uhr 50 J. Am 4. Mai findet auch noch eine Ausstellung von Aus⸗ schlachtungen und geschlachtetem Mastgeflügel statt. Ein ausführlicher Katalog ist hereits erschienen und an den Kassen zum Preise von 50 8 käuflich.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
In der vergangenen Woche, und zwar am Montag, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, fand eine Gesammtaufführung von Richard Wagner's Bühnenfestspiel Der Ring des Nibe⸗ lungen“ statt, welche insofern von besonderem Interesse war, als sämmtliche Rollen obne Ausnahme mit einheimischen Kunstkräften besetzt waren. Frau Gulbranson, welche die Brünnhilde als Gast singen sollte, hatte abgesagt, und für sie hatte Fräulein Reinl zum ersten Male die umfangreiche und schwierige Partie übernommen. Es muß einer späteren Gelegenheit vorbebalten bleiben, die Leistung der Künstlerin eingehender zu würdigen, wenn sie mit ibrer
Aufgabe vertrauter geworden sein wird. Soweit sich aber jeßt schon erkennen läßt, wird sie diese Aufgabe völlig zu— friedenstellend zu lösen im stande sein. Daß sie bemüht ißst,
dem von Frau Sucher geschaffenen idealen Vorbilde nachzustreben, sei zu ihrem Lobe hervorgehoben; in ihren Mienen und Bewegungen sowie in der Betonung einzelner 8rn erinnerte Manches an ihre e Vorgängerin. Trotz ihrer frischen und ausgiebigen Stimme ehlt ihr aber noch das rein gesangliche Können der Frau Sucher und die bei dieser Künstlerin so hervorragend ausgebildete Fäbigkeit, neben dem Ton auch dem Wort die rechte Geltung zu ver⸗ schaffen. Eine weitere bemerkenswerthe Neuerung war die ine, der Rolle des Alberich durch Herin Krasa. welcher früher den Fasolt sang. Den Uebergang vom Riesen zum Zwerge bat der fleißige und musikalisch unbedingt zuver⸗ lässige Sänger mühelos aue gefübrt. Seine Leistung war nament— lich am ersten Abend außerordentlich charakteristisch und packend. Den Fasolt sang für ihn . Knüpfer mit bestem Gelingen. Die Be— setzung der übrigen Rollen war die bekannte. Die musztkalische Leitung war an allen vier Abenden, wie früher, den Händen des Kapellmeisters Dr. Muck anvertraut.
Deutsches Theater.
Am Sonnabend gelangten drei einaktige Stücke von Arthur Schnitzler, die dem Verfasser und der Bübne einen unbeftrittenen schönen fg eintrugen, zur ersten Auffübrung. Das Schauspiel „Die Gefährtin“, welches den Abend eröffnete, kann als die am wenigsten gelungene Arbeit bezeichnet werden, wenn es auch immer noch littrarisch höber steht als die moderne Durchschnitts⸗ produktion. Die 6 des Stücks bleibt den Augen der Zu⸗ schauer entrückt. as Sein und Wesen einer dahingeschiedenen jungen Frau, von deren frischem Grabe der Gatte an einem Herbstabend beimkebrt, tritt allmählich lebendig bervor aus dem stillen, ernsten Gespräch, das der Wittwer, Professor Pilgram mit einer Freundin des Hauses fübrt. Man sieht das kurze Liebesglück der Ehe, die Oede der folgenden langen Jahre; man erfährt, wie die junge, lebensfrohe Frau, welche theilnahmlos und unhefriedigt an der Seite eines sehr viel älteren Gatten steht, von einer heißen, scheinbar vom Strahl der Ewigkeit durchleuchteten Lieke hingerissen wird; man glaubt schon an eine große Leidenschaft und an einen tödtlichen, läuternden Schmerz, als die arglistige Freundin den Schleier lüftet von den innersten Herzene⸗ regungen der Verstorbenen. Das Hochfliegende wandelt sich dadurch vlötzlich zuͤr Niedrigkeit, und der hochtragisch angelegte Fluß der Handlung versandet im seichten Fahrwasser der Alltäglichkeit. Die Theilnahme der Zuschauer war trügerisch ausgebeutet worden; daraus erwuchs eine Mißstimmung, welche trotz des trefflichen Spiels der Herren Nissen, von Winterstein und des Fräuleins Sarrow nicht weichen wollte. — Dagegen errang das von dem Verfasser „Groteske“ genannte zweite Stück Der grüne Kakadu“ einen durchschlagenden Erfolg, hier zeigt sich der Dichter auf der Höhe seines dramatischen Könnens. In kurzen und knappen Zügen entwirft er ein packendes Bild von dem sittlichen Verfall der französischen Gesellschaft am Vorabend der Revolution. In der Spelunke „Zum grünen Kakadu“ enthüllen Mitglieder der vornehmen Gesellschaft und der unteren Volkskreise in zügellosem Verkehr die Merkmale einer kranken und siechen Volksseele. Die abgestumpften Nerven und überreizten Sinne dieser bunt bewegten Menge können nur noch durch rohe und verbrecherische Späße in Zuckungen versetzt werden. Dieser tobenden, grotesk ver⸗ zerrten Sinnenlust giebt der Dichter einen düsteren Hintergrund. Mit unheimlicher Deutlichkeit hört man durch das dreiste Lachen und den eynischen Spott das Grollen des nahen Unwetters; denn hinter dem Satyrspiel dieser Schauspielerspelunke lauert das Verderben. Aber so vollkommen läßt der Dichter Spiel und Wirklichkeit, Ernst und Scherz in dieser grotesken Scene in einander fließen, daß man die schaurige Wirklichkeit des blutigen Eisersuchtsdramas, dessen Held der Schauspieler Henri ist, erst zum Schluß in seiner unheimlichen Größe begreift. Herr Kainz spielte die Rolle dieses maßlos liebenden und maßlog eifersüchtigen Mimen mit schwunghafter Begeisterung. — Still und friedlich steht diesem stürmisch bewegten Drama das zierliche Versspiel gegenüber Der Zuschauer, der eben noch den heftigen Pulsschlag einer großen, fieberhaft erregten Volks menge sühlte, wird in die enge Umfriedung eines traulichen Heims geführt, um dort den leisen Wallungen eines Frauenberzens nachzuspüren. Paracelsus, der berühmte Arzt und Wundermann, bringt es durch seine magnetischen Einwirkungen zu Wege, daß Justina, des biederen Waffen— schmiedes Cyprian brave und liebenswürdige Ehefrau, ihre innersten Gedanken plötzlich rückhaltlos verkünden muß. Die Enthüllungen werden aber nicht nur dem Ehemann, sondern auch dem Wundermannn so unbequem, daß beide froh sind, als die Sonne sinkt und der normale Zustand bei der wahrheits— eifrigen Frau wieder eintritt. Zart und sinnig, liebenswürdig und schalkhaft treten alle handelnden Personen, die sich zu diesem klugen Spiel zusammenfinden, in die Erscheinung. Wie in dem zweiten Stück begegnen sich auch hier, leicht ineinander verwoben, Ernst und Scherz, Spiel und Wirklichkeit, und wieder deutet der Dichter auf diese Doppel⸗ gestalt des wirklichen Lebens mit künstlerischer Feinbeit hin. Die Herren Nissen (Cyzrian) und Kainz (Paracelsus), dte Damen Dumont (Justina) und Heims (Cäcilia) brachten das fröhliche Versspiel vor⸗ züglich zur Wirkung.
Im Königlichen Opernhause findet morgen eine Auf- führung von Mojart'z komischer Oper „Figaro's Hochzeit“ in folgender Besetzung statt: Graf Almaviva: Herr Hoffmann; die Gräfin: Fräulein ö. Figaro: Herr Knüpfer; Cherubin: Fräulein Rot. hauser. ls Susanne gastiert Fräulein Hedwig Kaufmann auf Engagement. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert.
Mit Allerhöchster Genehmigung finden im Königlichen Opern⸗ hause zum Besten der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden Volks—
Heimstätten⸗Vereine vom Rothen Kreuz am Montag, den
8., und Mittwoch, den 10. Mai, zwei Vorstellungen der Operette Die Fledermaus“ von Johann Strauß statt. Die Damen Herzog, Dietrich, Krainz, Rothauser und die Herren Bulß, Philipp. Sommer, Krasa, Vellmer sind darin beschäftigt. Kapeslmeister Richard Strauß dirigiert. (Anfang 8 Uhr.. Für diese Vorstellungen sind nachstehende Preise feftgesetzt: Ftemdenloge 40 , Orchesterloge 30 MÆ, J. Rang und Pargquet 20 G, II. Rang 7 4, III. Rang 5 S, IV. Rang, Sitzplatz 3 n, Stehplatz 2 M Der Billetverkauf (im Königlichen Opernhause) hat heute begonnen.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Hugo Lubliner's Lustspiel ‚Das fünfte Rad“ edeben; die für diesen Tag angekündigte Aufführung der Räuber“ ist auf Mittwoch verschoben worden. — Am Sonnabend geht jum ersten Male „Die Krone“ von Anton von Perfall in Scene
Die Direktion des Berliner Theaters hat soeben ihre Abonne⸗ ments ⸗ Einladungen für die Spielzeit 1899. 19090 versandt. Die Bedingungen können im Bureau des Theaters täglich Vormittags von 10—15 Uhr eingesehen und Bestellungen auf noch verfügbare Plätze ebendaselbst aufgegeben werden.
Im Schiller -Theater erfolgt jetzt die Auegabe der Abonne⸗ mentshefte für das IV. Quartal. Dieses jetzt beginnende Quartal wird fünf Vorstellungen umfassen. In Auctsicht genommen sind: „Die Frau vom Meere“, Schauspiel in 5 Aufzügen von Henrik Ibsen; „Zwei glückliche Tagen, Schwank in 4 Akten von Franz von Schön⸗ than und Gustav Kadelburg; „Satisfaction. Schauspiel in 4 Auf⸗ zügen von Alexander Baron von Roberts; „Die schöne Toledanerin“, Lustspiel in 3 Aufzügen, nach Lope de Bega, von Eugen Zabel; „Rohert und Bertram oder die luftigen Vagabunden“, Posse mit Gesang in 4 Aufzügen von G. Räder. . ö
Im Residenz⸗Thbeater tritt am Mittwoch in Bisson's Schwank „Der Schlafwagen⸗Controleur! Herr Franz Tewele aus Wien in der Rolle des Georges Godefroid zum ersten Male auf.
Morgen Abend findet im Thalia Theater die Erstaufführung der Nevität „Berlin bleibt Berlin! Gesangeposse in 4 Bildern nach einem vorhandenen Stoff von Franz Guthery und Wilhelm von Hoxar, statt. Die Hauptrollen liegen in den Händen der Damen Else Kraft, Lina Möller⸗Scheedel, Gertrud Wehling und der Herren Worlitzsch und Junkermann.
Mannigfaltiges.
Das Denkmal für den verewigten Staatssekretär des Reichs⸗ Postamts Dr. Heinrich von Stephan, welches die Beamten und Unterbeamten der Reichs -⸗Post, und Telegraphen⸗ Verwaltung ihrem unvergeßlichen Meister! geweiht haben, ist heute Mittag im Lichthofe des Reichs⸗Postmuseums feierlich ent⸗ hüllt worden Der würdige Raum, welchen nebst den ihn umgebenden Galerien eine zahlreiche Versammlung füllte, war mit Blattpflanzen geschmackvoll dekoriert. Die Wittwe des Verewigten, welche mit mehreren Angehörigen zur Feier erschienen war, wurde von dem Staatssekretär von Podbieleki persönlich in den festlichen Raum geleitet und nahm zur Rechten der Frau von Pedbielski gegenüber dem noch verhüllten Denkmal Platz. In Vertretung der Reichsbehörden erschien der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe mit dem Chef der Reichskanzlei, Wirklichen Geheimen Ober, Regierungs⸗Rath
Freiherrn von Wilmowski. Das Kollegium des Reichs⸗Post⸗ amts, dem sich auch der frühere Unter Staatssekretär Br. Fischer anschloß, hatte sich vollzäblig eingefunden. Die übrigen Beamtenklassen waren durch Abordnungen vertreten.
Auch der Schöpfer des Denkmals, Bildhauer Uphues, war zugegen. Bei dem Eintritt des Reichskanzlers spielte der Kosleck'sche Bläserchor die Gluck'sche Hymne „Hoch thut euch auf, Ihr Thore der Welt“. Alsdann nahm der Vorsitzende des Denkmal ⸗Comités, Direktor im Reichs ⸗Postamt a. D., Wirkliche Geheime Rath Sachse das Wort zu folgender Ansprache:
Hochgeehrte Versammlung! Vor zwei Jahren volljog fich in dieser Halle eine hehre Todtenfeier. Der durch Gottes Nathschluß aus einem thatenreichen Leben abberufene erste General Postmeister des Deutschen Reichs, Heinrich von Stephan, wurde unter außer gewöhnlichen Ebrungen von hier aus zur ewigen Rube bestattet. Die Trauer um seinen Verlust hat sich tief eingesenkt in unsere Herzen und wird niemals daraus entschwinden. Indessen soll die heutige Versammlung nicht mehr einer Trauerkundgebung gewidmet sein, denn nach der Wehklage ist der Genjus der Dankbarkeit hier eingetreten, und von seinem warmen Hauche wird unsere Gedenkfeier durchweht.
Unmittelbar nach Stephan's Abscheiden regte sich in den Reihen der Post⸗ und Telegraphenbeamten der Wunsch, es möge dem unver⸗ gleichlichen Meister ein Grabmonument errichtet, auch sein Andenken noch in anderer Weise geehrt werden. Ein Aufruf erging; er fand vieltausendstimmigen Widerhall im Deutschen Reich, und was von Fachgenossen aller Grade, vom Fußpunkt bis zur Spitze reichend, an Zeichen dankbarer Verehrung dargebracht wurde, hat sich seitdem in zwei edlen Kunstgebilden sichtbar verkörpert.
Auf dem stillen Friedhofe der Dreifaltigkeits⸗Kirche neigt sich, an einen Obelisken gelehnt, über das Grab des Entschlafenen die weiße Marmorgestalt der Trauer“ in wunderbar weihevoller
Schönhelt. Nur der Lorbeerkranz in der herabgesenkten Hand deutet auf weltliche Verdienste; was sie sonst dem Beschauer
kündet, das dringt am tiefsten in die Seele derer, für welche das Denkmal gestiftet wurde. Zu ihnen spricht die „Trauer“: 36 ruht Dein heißgeliebter Gatte, hier Euer Vater, der sein Heriblut für Euch zu opfern allezeit bereit war, hier der verwandtschaftliche Freund, Tessen treue Fürsorge Ihr so oft auf Eurem Lebenswege fandet. Weinet um ibn, denn sein Verlust ist unersetzlich, aber getröstet Cuch in dem Kaiserwort: „Nicht Ihr allein traget Trübsal, ihn hat die Welt verloren.“
Mit gehobenen Empfindungen anderer Art aber dürfen wir uns dem zweiten Liebeswerke nahen. Vor uns steht, nur für Augenblicke noch verhüllt, das in Stein gemeißelte Abbild des weltbekannten Mannes selbst. Auf der Stätte, wo seine eigentlich staatsmännische Thätigkeit sich entfaltete, auf der Grundfläche, die er Stück um Stück mit schwerer Mühe für den Reichsbesitz erwarb, in derselben Halle, die er als ein Symbol seines Gesammtwirkens auszugestalten bemüht war, und in der sodann sein Sarg stand, ist mit Aller⸗ höchster Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers dieses Denkmal aufgerichtet worden. ö
Sollen Worte der Erinnerung hier hinzugefügt werden, so brauchen es sicherlich nur wenige zu sein. Jedermann in unserem Kreise kennt Stephan's Lebens gang. Niemandem ist verborgen, daß dieser außer⸗ ordentliche Mann begabt war mit weit umfassendem Wissen, schöpfe⸗ rischer Geisteskraft, erstaunlicher Gedächtnißstärke. hinreißender Bered⸗ samkeit, einer unbeugsamen Festigkeit im Wollen und Vollbringen und einer seltenen, wenngleich nicht immer leicht erkennbaren Tiefe des Gemüths. Jeder auch weiß, was Heinrich von Stephan, als fern⸗ deutscher Mann, seinem Vaterlande, was er der ganzen Menschheit gewesen ist. .
ls er heute vor 29 Jahren in noch jugendlicher Frische an die Spitze der Postverwaltung des Norddeutschen Bundes gestellt wurde, konnte er schon auf Leistungen zurückblicken, wie nur Auserwählte sie als Ergebnsiß eines ganzen Lebeng aufzuweisen haben. Danach aber wuchs die Flugkraft selnes Geistes in dem Maße, wie Deuischlands fle n en ü. es von denjenigen seiner Diener erheischte, denen ein Feld für selbständiges Wirken zugewiesen war. Ja, weit voraus sehen wir ihn auf seinem Gebiete überall in der vordersten Linie, und man darf ohne Ruhm— redigkeit, vielmehr nur der Wahrheit gemäß es aussprechen, daß die Deutsche Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung unter Ster an's Leitung zur ersten der Welt sich aufgeschwungen hat. Wobl hatte er aus der Hand seines verdienstpollen, hochehren= werthen Amtsborgängers von Philirsborn ein festgefügtes, freilich nur den Verhältnissen eines Einzelstaats angepaßtes Werkzeug übernommen; was er jedoch, junächst für das Deutsche Reich und dann für den Erdtreis daraus geformt hat, das ist seine Ruhmesthat. Die Geschichte des Verkehrswesens giebt darüber
näheren AÄufschluß; sie zeigt auch denjenigen, die leicht geneigt sind, alles Bestehende wie etwas r r iich , welch