1899 / 111 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 May 1899 18:00:01 GMT) scan diff

i ö . 6 r e ö t 22 . .

Geleistet wurden ö / 22 auf 1 Rm im Ganzen im Tages . schnitt im Vierteljahrs⸗ durchschnitt bur ch nn

Zugtilometer . 54 065 923 600510 1322 Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung haben sich verspãtet: nm gegen Ganzen das

Vorjahr Re,, e 503 und zwar durch Abwarten verspäteter Anschlußzuüge 2757 Vorkommnisse bei den verspäteten Zügen selJĩll e Dan Von den Verspätungen der leßteren Art entfallen auf: 1 Million Zugkilometer Die Anzahl der versäumten Anschlüsse betrug a

Die Nr. 5 der Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. Mai 1899 enthält aus dem Gebiete der Unfallversicherung folgende Rekurs⸗ Entscheidungen:

Die Aufforderung, sich einer Krankenhausbehandlung zu unterziehen, ist bei minderjährigen Verletzten an deren gesetz⸗ lichen Vertreter zu richten, sofern die Berufsgenossenschaft aus einer etwaigen Weigerung für sich Rechte herleiten will. Dem Vertreter steht daher auch die Prüfung zu, ob das Ver⸗ langen der Berufsgenossenschaft überhaupt begründet ist; er kann in Ausübung seines Zuchtrechts den Verletzten anhalten, den Anordnungen der Berufsgenossenschaft zu genügen. (1753) *

Sofern eine Berufsgenossenschaft aus der Weigerung eines minderjährigen Verletzten, sich durch einen bestimmten Arzt untersuchen zu lassen, den für den Verletzten ungünstigsten Schluß bezüglich des Eintritts einer Besserung ziehen will, so muß die Aufforderung, zum Arzte zu gehen, an den gesetzlichen Vertreter des Minderjährigen gerichtet werden (1754).

Bei der Zustellung von Bescheiden an Personen, deren Aufenthalt unbekannt ist, haben die Berufs— genossenschaften die erforderlichen Ermittelungen über den Aufenthaltsort des Empfangsberechtigten anzustellen; ins⸗ besondere müssen sie die sich aus ihren Akten ergebenden An⸗ halts punkte benutzen, um eine wirkliche Zustellung an den Berechtigten zu ermöglichen (1755).

Wenn Zweifel über den Inhalt eines Bescheides insofern bestehen, als nicht daraus ersichtlich ist, inwieweit eine Berufagenossenschaft bei der Rentenfesisetzung ihre Ent⸗ schädigungs verpflichtung bezüglich einzelner Körperschäden, deren Zusammenhang mit dem Unfalle behauptet worden ist, hat anerkennen oder bestreiten wollen, so ist bei dem ferneren Verfahren die Rechtelage im allgemeinen die, daß sich der Kläger nicht etwa auf ein in der Ertheilung des Bescheides liegendes Anerkenntnißz seines Entschädigungsanspruchs berufen kann, andererseits aber auch die Beklagte, die durch ihr Ver⸗ fahren zu dem Zweifel Anlaß gegeben hat, die Rechtskraft des 6 zu ihren Gunsten nicht in Anspruch nehmen kann

Wenn diejenigen Unfallfolgen, wegen deren dem Kläger früher eine Rente zugesprochen worden ist, sich wesentlich gebessert haben, auf der anderen Seite aber andere Unfallfolgen, die ihn in demselben Grade wie biaher wieder erwerbsunfähig machen, neu aufgetreten sind, so ist die Berufsgenossen⸗ schaft nicht befugt, eine Herabsetzung der Rente gemäß 8 65 des Unfallversicherungsgesetzes vorzunehmen, da es nicht zweifelhaft sein kann, daß der Verletzte berechtigt wäre, in demselben Augenblicke wegen Verschlimmerung seines Zustandes die Wiedergewähr der früheren Rente zu beantragen (1757).

Die nachträgliche Berichtigung eines Bescheides, in dem die Berufsgenossenschaft versehentlich die Rente nach einem Prozentjatze des vollen Jahresarbeitsverdienstes des Verletzten berechnet hatte, ist in einem Einzelfalle deshalb für unzulaͤssig erklärt worden, weil die Unrichtigkeit insofern keine offenbare“ (3 220 der Zivilprozeßordnung) war, als nach der Fassung des Bescheides der Widerspruch zwischen dem Willen und dem Ausdruck nicht deutlich erkennbar war (1758).

Aus dem Gebiet der Invaliditäts- und Altersversicherung werden folgende Revisions⸗Entscheidungen mitgetheilt:

Ein Bejcheid, der zwar die Belehrung über Zulässigkeit ind Frist der Berufung, aber nicht den Namen und Fohnort des Schiedsgerichtsvorsitzenden enthält, ist mit einem wesentlichen Mangel behaftet, sodaß er die

serufungsfrist nicht in Lauf setzt (729.

Eine Versicherungsanstalt, die dem Rentenbewerber empfohlen hat, einen ablehnenden Bescheid nicht anzu⸗ fechten, weil sie ihm alsbald einen neuen ertheilen wolle, kann dem Kläger in dem sich an diesen neuen Bescheid knüpfenden Streitverfahren die Rechtskraft des ersten Bescheides (bezüglich des Rentenbeginns) nicht entgegen⸗ setzen (. 22). . ö

Die ordnungsmäßig beurkundete Zurücknahme einer Berufung kann nur angefochten, nicht widerrufen werden; über ihre Verbindlichkeit ist gegenbenenfalls durch Urtheil zu entscheiden . 23). 5 Der Zeitpunkt der Zuste llung eines Bescheides darf im Zweifelsfalle nicht aus dem Tage der Posteinliefe— rung vermuthet, sondern muß durch Anfrage bei der Post anstalt ermittelt werden (739. ö Die Zu stellung für einen im Kranken hause sich be—⸗ findenden NRentenbewerber an die in seiner Wohnung an— getroffene Ehe frau ist rechtswirksam (725).

Sine Zurückweisung der Berufung durch einen Vor⸗ bescheid des Schiedsgerichte⸗Vorsitzenden ist unzuläfsig, wenn es sich um eine noch nicht zum Austrag gebrachte nene Rechtsfrage handelt (726).

Es ist ein wesentlicher Mangel des Verfahrens, wenn die Ladung zur mündlichen Verhandlung einer Partei nicht in gehöriger Weise (rechtzeitig vor dem Termin, mit Angabe des richtigen Tages) zugegangen ist (. 27).

Zur a . ng der Berufung wesentliche An⸗ führungen und Beweisstücke müssen der Gegenpartei vor der mündlichen Verhandlung mitgetheilt werden (728).

Aus dem freien Ermessen“ des Schiedsgerichts folgt nicht die Befugniß, auf Grund der scheinbaren Ergebnisse einer mit dem ärztlichen Befunde in auffallendem Wider⸗ spruch stehenden Augenscheinein nahme ohne den Versuch weiterer Klarstellung (gemäß § 16 Abs. 1 der Kaiserlichen

Verordnung vom 1. Dezember 1890) die dauernde Er⸗ werbsunfähigkeit festzustellen (729).

Im Falle der Zurückverweisung einer Sache an das Schiedsgericht ist dieses nicht unter allen Umständen zur nochmaligen Prüfung des gesammten im ersten 3 rufungsverfahren streitig gewesenen Sachverhalts ver⸗ pflichtet . 30.

Die Zurückverweisung einer Sache seitens des Schiedegerichts an den Vorstand der V⸗A. ist auch dann unzulässig, wenn es sich nicht um eine abweichende recht⸗ liche Beurtheilung, sondern um weitere thatsächliche Auf⸗ klärung der Sache handelt (31.

Schreibfehler in der Formel der schiedsgerichtlichen Urtheileschrift können auch im Wege der Revision be⸗ seitigt werden (. 39).

Urtheile unzulässigen Inhalts (Zwischenurtheile u. dgl. können zum Zweck der Herbeiführung einer erschöpfenden Entscheidung von jedem Betheiligten durch die Revision angefochten werden 733).

Das Fehlen einer Bestimm ung über den Beginn der Invalidität und der Rente im schiedsgerichtlichen Urtheile bildet einen wesentlichen Mangel des Ver⸗ fahrens (734); nicht dagegen das Fehlen einer Festsetzung des Rentenbetrages, wenn das Schiedsgericht den Nenten⸗ beginn abgeändert hat ( 35). 1

Eine Wiederaufnahme des Verfahrens aus 543 Nr. 7a der Zivilprozeßordnung ist jedenfalls dann aus⸗ geschlossen, wenn die die Restitutionsklage anstrengende V-A. die Rente festgesetzt hat, ohne in ihren eigenen Akten, in denen sich ein älteres, denselben Anspruch ab⸗ weisen des Urtheil befand, nach Vorgängen zu suchen 736).

Die Antragsfrist des 3 30 Invaliden⸗ und Alters⸗ dersicherungsgesetzes ist gewahrt, wenn der den Antrag auf Beitragserstattung enthaltende Brief, wenn auch nicht post⸗ frei und deshalb nicht angenommen, innerhalb der Frist bei der Versicherungsanstalt eingegangen war (37).

Die Verwendung neuer nicht die Berichtigung der bis dahin letzten Beitrags marken nach der Anbringun eines Gesuchs um Beitragserstattung ändert die 2 5 925 J u. A. V. G. begründete Zuständigkeit nicht; die Rechtzeitigkeit eines Antrages aus 5 30 J. u. A. V. G. wird durch eine etwaige spätere Aenderung der Zu— ständigkeit nicht beeinträchtigt (738).

In dem nichtamtlichen Theile ist ein ODbergutachten des Geheimen Medizinal⸗Raths, rn e., 65 Braun in Göttingen mitgetheilt, das sich mit der Frage befaßt, inwieweit ein ursächlicher Zusammenhang zwischen einem Un— fall (Sturz in einen Keller beim Tragen einer Last auf der linken Schulter) und einer etwa ein halbes Jahr später be— merkbar und dann allmählich immer stärker gewordenen Ver⸗ ee. der Wirbelsäule (Kümmel'sche Kyphose) anzu⸗ nehmen sei.

Laut telegraphischer Meldung an den Admiralstab der Marine ist S. M. S. „Geier“ Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Jacobsen, gestern in San Joss (Guatemala) an— gekommen und beabsichtigt, am 17. d. M. nach Corinto Nica—⸗ ragua) in See zu gehen.

Defsterreich⸗Ungarn.

Des ungarische Oberhaus hat vorgestern den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Kurialgerichtsbarkeit in Wahlsachen, im allgemeinen einstimmig und die Einzelparagraphen mit großer Mehrheit angenommen.

Großbritannien und Irland. Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen sind gestern zum Besuch der Königin in Windsor eingetroffen.

In der vorgestrigen Sitzung des Unterhauses bean—⸗ tragte Mfac Arthur, wie W. T. B.“ berichtet, die zweite Lesung der Bill, betreffend eine bessere und schärfere Disziplin der Geistlichen der englischen Kirche. Der Attorney General Webster stellte namens der Regierung einen Unterantrag, in welchem erklärt wird, das Haus sei nicht bereit, eine Maß⸗ regel gutzuheißen, die neue Vergehen schaffe und die Autorität der Bischöfe zur Aufrechterhaltung der Disziplin ignoriere. Das Haus sci der Ansicht, daß, falls die gegen⸗ wärtigen Bemühungen der Erzbischöfe und Bischöfe, den ge—⸗ hörigen Gehorsam der Geistlichkeit zu sichern, nicht baldigst von Erfolg seien, ein weiterer Akt der Gesetzgebung erforder⸗ lich sei, um die Beobachtung der bestehenden Gesetze der Staatskirche aufrechtzuerhalten Das Haus lehnte nach kurzer Debatte den Antrag Mac Arthur mit 310 gegen 166 Stimmen ab. Der Unterantrag Webster wurde ohne Abstimmung angenommen. Der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Brodrick theilte mit, daß der britische Geschäfteträger in Peking seit seiner, Brodrick s, Erklãrung in der Unterhaussitzung vom 20. März keine Schritte hinsichtlich des Anspruchs Jtallens auf die Sanmun⸗Say gethan habe. Die britische Regierung werde die Bildung des neuen italienischen Ministeriums und die Mittheilung der Wünsche desselben abwarten, bevor sie die Frage, welche weiteren Schritte seitens ihres Geschäftsträgers geschehen könnten, erwäge. Ascroft fragte an, ob Vorstellungen wegen der Weigerung des russischen Konsuls in Hankau, das Anrecht der britischen Unterthanen auf Eigenthüm inner— halb der russischen Konzession anzuerkennen, gemacht worden seien, ob und mit welchem Ergebniß ein Schriftwechsel in dieser Angelegenheit zwischen der britischen und der ruffischen Regierung stattgefunden habe. Der Parlaments⸗Sekretãr des Auswärtigen Brodrick erwiderte, er habe bei der russischen Regierung w stellungen gemacht, welche ihren Vertreter in China an⸗ gewiesen habe, jedweden endgültigen Schritt in der An⸗

1 7 2. * . * h = Die reben den Entscheiz ungen stebenden eingellammerten Zablen geben Lie Ziffer an, rnter der diese in den Amtlichen Nachrichten

internationale Nordseefischerei⸗Konf renz werde am 15. Juni in Stocholm zusammentreten. Das Programm behandele

8 bis zum Empfang weiterer Befehle zu unterlassen. er Erste Lord des Schatzamts Balfour erklärte, die

hauptsachlich 94. wissenschaftlicher¶ Untersu fan Zwecke der lierung von Vorschlägen zur esserung der internationalen Gesetze, betreffend die Ser⸗ fischerei. Der Parlaments⸗Sekretär des Aus wärtigen Brodrick bemerkte, die Regierung habe anläßlich der Zunahme des Piratenunwesens in den chinesischen Gewässern, und zwar in der Nachbarschaft von ear g und im Westflusse, bei der chinesischen Regierung ern orstellungen gemacht. Ferner theilte derselbe mit, daß die Pforte mit der „Administration des phares“ die Herstellung von vier Leuchtfeuern im Rothen Meer vereinbart habe. Diese Feuer würden von der türkischen Regierung unterhalten werden, und eine neue Steuer werde den Schiffen deshalb nicht auferlegt werden. Bei der dann folgenden Spezialdebatte über die Finanz⸗ Bill wurde ein Unterantrag H. Vincent's, die aus den Kolonien kommenden Weine don dem erhöhten Weinzoll frei zu lassen, mit 192 gegen 37 Stimmen abgelehnt. Im Laufe der Debatte hatte der Schatzkanzler Sir Michael icks Beach erklärt, die Frage könne nicht als reine inanzfrage behandelt werden. In den letzten Jahren sei das Reichsgefühl in den Kolonien gestiegen. Er hoffe, daß die australische Föderation sich bald verwirklichen werde, und wenn dieselbe dann an Großbritannien mit Vorschlägen herantrete, ö welche eine größere Handelsfreiheit gefördert werden könne, so werde eine derartige Anregung sympathisch von der Regierung erwogen werden. Im weiteren Verlauf der Debatte brachte Courtney einen Unterantrag ein, nach velchem nichtschãumende, in Flaschen importierte Weine dem⸗ elben Zollsatz wie die in Fässern eingeführten unterworfen sein ollen. Der Schatzkanzler Sir Michael Hicks Beach erklärte sich mit dem Antrag einverstanden, sofern eine e ee e, von einem Schilling per Gallon diesen in laschen importierten Weinen aufgelegt werde. Courtney s An⸗ trag wurde in der so abgeänderten Form angenommen. Der Schatzkanzler schlug ferner vor, den Zoll auf Weine von unter 39 Grad Alkoholgehalt auf 15 Pence per Gallon festzusetzen und zum Ersatz des daraus entstehenden Verlustẽes eine Zuschlagssteurr von einem Schilling per Gallon auf in Flaschen importierte Spirituosen zu erheben. Diese Vorschläge wurden ebenfalls angenommen. Ein Antrag Hen der son, die Stempelsteuer auf auswärtige Dbligationen. welche auf den Inhaber lauten, und auf Aktien auf einen Schilling per 109 Pfund. Sterling, anftatt der ursprünglich vorgeschlagenen fünf Schilling, festzusetzen, fand die Zustimmung des Schatzkanzlers und wurde vom Hause angenommen.

Frankreich.

Der Präsident der Republik Loubet gab am Mittwoch den fremzen Botschaftern und Gesandten ein offizielles Diner, an das sich ein Empfang des diplomatischen Korps anschloß.

Der frühere Maire von Algier Max Régis ist vor— gestern in Marseille bei seiner Landung verhaftet und nach Grenoble gebracht worden.

Rußland.

Die Frühjahrspar ade, welche vorgestern in Anwesen⸗ 83 des Kaisers, der Großfürsten und der fremden Mititär⸗Attachés abgehalten wurde, hat, wie W. T. B.“ aus St. meldet, einen glänzenden Verlauf genommen.

ie Vertreter Rußlands auf der Konferenz im Haag, Botschafter von Staal der Direktor im Ministerium des Aus⸗ wärtigen Ba sily und Professor von Martens, sind gestern von St. Petersburg nach dem Haag abgereist.

Italien.

Die Agenzia Stefani“ meldet, wie W. T. B.“ aus Rom

vom heutigen Tage berichtet, daß der König in einem vom 4 d. M. datierten Dekret die von dem Minister⸗Präsidenten Pelloux überreichte Demission des Ministeriums angenommen und gleichzeitig Pellour mit der Bildung des neuen Kabinets beauftragt habe. Die Verhandlungen in letzterer Richtung seien bereits sehr weit vorgeschritten. Der Papst empfing gestern früh den Substituten des Sekretärs der Breven arini und den Offizial der Dataria del Aquila, welchen er eine Bulle, betreffend das allgemeine Jubiläumsjahr 1900, übergab. Die Bulle wurde dem Brauche entsprechend sofort in der Vorhalle der Basilika von St. Peter bekannt gemacht, wo del Aquila dieselbe in An—⸗ wesenheit der zum päpstlichen Hofstaat gehörigen Prälaten von einer Empore herab verlas. Eine zahlreiche Menge wohnte dem Akte bei. Nachmittags wurde die Bulle in den Basiliken des Lateran, von Sta. Maria Maggiore und San Paolo ebenfalls bekannt gemacht

Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht die Ernennung des jetzigen Nuntius in München Lorenzelli zum Nuntius in Paris.

Portugal.

Das britische Mittelmeer⸗Geschwader ist am Mittwoch in Lissabon eingetroffen. d

Niederlande.

Der „Politischen Correspondenz“ wird aus dem Haag gemeldet: Die Mächte haben sich geeinigt, behufs Verhuͤtung von Ueberschreitungen des Programms bei der Kon ferenz strengere Vereinbarungen zu treffen, als für inter nationale Konferenzen bisher üblich waren. Es wurde beschlossen, Zuschriften politischer oder nichtpolitischer Vereine an die Konferenz abzulehnen, desgleichen Anträge oder Denkschriften von Regierungen, in denen die inneren Zustände anderer Länder in Erörterung gezogen werden. Der erwähnte Ent— schluß der Mächte ist den Regierungen der Balkan— staaten bekannt gegeben und auch in Konstantinopel mit— getheilt worden.

Türkei.

Wie das Wiener, Telegr⸗Korresp⸗ Bureau“ aus Kon stan ti— nopel meldet, sind daselbst zwei Abgesandte der Bewohner der südlichen Sporaden, welche seit Monaten dort verweilten, um die vier Jahrhunderte alten, von der Pforte seit 1867 immer mehr eingeschränkten Privilegien im ursprünglichen Umfange wieder zu erlangen, verhaftet worden, nachdem bei denselben Hgussuchungen vorgenemmen waren. Der britische 23 6. russische Botschafter find bemüht, deren Freilassung zu rken. ; Der Ober⸗Kommissar für Kreta Prinz Georg von Griechenland ist, wie W. T. B. meldet, am Mittwoch Abend an Bord des britischen Panzerschiffes Dido“ von Kanen

nach Kan dia in See gegangen, wo die christliche und die mohamedanische Bevölkerung einen festlichen Empfang vor⸗

gin halbes Bataillon der britischen Be⸗ Randia nach Malta abgegangen. ] = Numãnien. Die Au flösun der Bukarester Gemeinde⸗ vertretung ist . bekannt gemacht worden.

Afrika.

Wie der Times“ aus Kairo vom 10. d. M. gemeldet wird, haben . Derwische mit einer großen Anzahl von Frauen und Kindern einem britischen Kanonenboot auf dem Weißen Nil ergeben. . .

Der französische Minister für die Kolonien Guillain hat, dem ‚W. T. B.“ zufolge, ein Telegramm des Gouver⸗ neurs von Djibuti erhalten, in welchem dieser das Gerücht von der Ermordung Marchand's für falsch erklärt. Zugleich erhielt der Minister eine Depesche Marchand s, welche in Harrar Ende April aufgegeben ist und die Ankunft Marchand s in Djibuti für die Zeit gegen den 2. Mai in Aussicht stellt.

. „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Johannesburg vom 10. d. M., daß das Gerücht von einer Konferenz, die in Bloemfontein zwischen dem Präsidenten Krüger und dem Gouverneur der Kapkolonie Sir Alfred Milner stattfinden werde, die dort herrschende Unruhe beseitigt habe.

Polhnefsien.

Aus Apia erfährt ‚W. T. B.“, daß eine über die west⸗ liche Grenze der Rückzugslinie der Mataafa⸗Partei entstandene Differenz auf gütlichem Wege beigelegt worden sei. Die Pflanzungen Vaitele und Vailele seien wieder im Betrieb. Die Häuser im Umkreise von Apia würden noch vielfach von Tanu⸗Kriegern besetzt gehalten. Tanu habe die Samoanische Schatzverwaltung, deren Geschäfte bis zum Ein⸗ treffen des neuen Munizipal⸗Praäsidenten von den drei Könsuln ge⸗ führt würden, auf Auszahlung von 150 Dollars Monats⸗

ehalt (das Dreifache des an Malietoa Laupepa gezahlten

etrags) beim Obergericht verklagt, nachdem der amerikanische General⸗Konsul, welchem die Kassenführung namens des Kollegiums der Konsuln oblag, die Zahlung verweigert hatte. Der Oberrichter Chambers habe die Weigerung des General⸗ Konsuls für unberechtigt erklärt und auf Zahlung der von Tanu eingeklagten Summe erkannt.

Fer n gatru gp en ist vorgestern an Bord der Verona“ von

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die vorgestrigen 1 des Reichs⸗ tages, des Herrenhauses und des Hau ses der Ab⸗ geordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (80) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Be⸗ rathung des Entwurfs eines ö gesetzes fortgesetzt.

8 der Debatte . bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Nißler (d. kons ), von Kardorff (Rp), Graf von 1 (d. kons) und Molkenbuhr (Soz.) das

ort

In der heutigen (11. Sitzung des Herrenhauses, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld bei⸗ wohnte, gelangte die Interpellation der Herren von Rheden und Struckmann zur Besprechung: .

„Welche Schritte denkt die Königliche Staatsregierung zu thun, um der bei der Zunabme der Industrie und insbesondere der Kali⸗Industrie den Dewässern drohenden übermäßigen Ver⸗ unreinigung und der davon zu befürchtenden Schädigung wichtiger öffentlicher und privater Interessen in Stadt und Land wirksam entgegen jutreten?“

Nachdem der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld sich zur sofortigen Beantwortung bereit erklärt hatte, begründete hin von Rheden die Interpellation.

Bei Schluß des Blattes sprach der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Halle a. S. sind, wie die D. W. erfährt. die Maler⸗ gebilfen in den Ausstand getreten. Sie fordern 45 3 Stundenlohn.

Zum Ausstande der links rheinischen Textilarbeiter wird der Rb. Westf. Zig. aus Lobberich gemeldet, daß wwischen den Inbabern und den Arbeitern der Jacquard. Sammetfabrik von J. Bür⸗ haus u. Cie. auf Grund wesentlicher Lohnerhöhungen eine Einigung ju stande gekommen ist. In Vie r sen hat auch eine Einigung wischen der Firma Schaub u. Heckmann und ihren Arbeitern bezüglich der von letzteren gestellten Lobnforderungen siattgefunden. Mit Ausnahme der in Liquidation befindlichen Firma Friedr. Diergardt Nachf., wo ein Vorgehen der Arbeiter gegen tandsles wäre, ist in den dortigen mechanischen Sammetwebereien die Lohnfrage in der Hauptsache jetzt geordnet. In der Blaufärberei von Konr. Braun ist den verstellig ge⸗ wordenen Arbeitern auch die geforderte Lobnerböhung bewilligt worden.

Aus Saarbrücken wird dem W. T. B.“ heute gemeldet: Der Ausstand der Bergarbeiter hat sich auf die Grube Karlingen⸗ Svitte l ausgedehnt, wo die Arbeiter heute die Arbeit niedergelegt haben. Auch auf dem Eisen und Stahlwerk von Wendel in Hayingen und Groß⸗Moyeuvre stockt die Arbeit wegen Koblenmangels; 5000 Arbeiter sind gejwungen 6 feiern. Im Ganzen sind . den Aus⸗ stand 000 Arbeiter arbeitslos geworden; in Rosseln dauert der Ausstand Fort.

Die Textilarbeiter der Filiale der Dresdner Gardinen⸗ fabrik und Sxitzenmanufaktur zu Groß-Dobritz haben, der Lpz. Zig.“ zufolge, wegen angeblich stattgefundener Maßregelungen die Arbeit niedergelegt.

Zum Theilausstand der Münchener Spänglergehilfen (ygl. Nr. 105 d. Bl.) theilen die M N. N.“ mit, daß am Dienstag Abend eine Versammlung stattfand, um die Ausstandsbewegung und die Antwort der Sraͤngler⸗Genossenschaft auf die Forderungen der Gehilsen einer Erörterung zu unterziehen. In der Versammlung wurde folgende Resolution angenommen: Die heutige Versammlung erklärt, unter keinen Umständen die geplante Werkstattordnung ju unter⸗ schreiben. Es wird verlangt, daß 1 Æ 50 im Vorortverkehr und 2 6 bei entfernteren Orten als Lohnzuschlag bezahlt werden. Die Ver⸗ sammelten lehnen jede Verantwortung für alle aus der ablehnenden Haltung der Meister entstehenden Folgen ab und behalten sich alle weiteren Schritte vor.“

Die Abnahme des Ausstandes in den belgischen Gruben⸗ bezirken hat, wie der Fikft. Itg. aus Brüssel telegraphiert wird, keine weiteren Fortschritte gemacht; im Gegentheil sei im Bo rinage wieder eine Zunahme zu verzeichnen.

Land⸗ und For stwirthschaft.

Saatenstand und Getreidebandel in Rußland. Kischinew, den 2 Mal 1899. Das im Herbfst 1898 aug— gesäete Getreide, Weihen und Roggen, war schön aufgegangen und ist auch gut durch den Winter gekommen. Der Monat April war äußerst trocken, so daß jetzt Regen dringend erwünscht ist.

Ueber das Sommergetreide läßt sich noch kein Urtheil abgeben, es ift zwar aufgegangen, aber das Wachsthum steckt.

Die Getreidepreise Ioko Kischinew sind gegenwärtig:

Weijen pro Pud 1620 10 kg durchschnittlich 1 - 1093 Kopeken, Roggen . . S860 89 ö. Gerste . 71 74 * Safer ; i n,. Mais z 58— 62

Saatenstand in Nord⸗Italien. Mailand, den 6. Mai 1899. In der Emilia litten die Saaten durch übermäßige Nässe. In Piemont schädigten Regengüsse den Roggen, der bereits in Blüthe stand. Im übrigen wurde die Entwickelung der Saaten sebr durch Regen begünstigt. Winterweizen insbesondere steht vielversprechend. Unter günstigen Verhältnissen ist die Aussaat des Reis vollendet ern. und die des Mais im Gange, soweit nicht ebenfalls gut eendet.

Getreidemarkt Gennas im Monat April. Genua, den 4. Mai 1889. Die Lage des Marktes hat sich im letzten Monat nicht gebessert. ; Hartweisen. Markt leblos, kleiner Umsatz in disvonibler und schwimmender Waare zu weichenden Preisen. Ter Konsum kauft im Detail Dur Taganrog gs8 P. 17,590 Fr. Magazin; 1700 Fr. Mai / Juni offeriert obne Käufer. Man erwartet allgemein einen weiteren Rückgang. Jede Unternehmungelust feblt.

Weichweizen unverändert. (Gbirka / Uka Nicolaieff P. 9830 Fres. 16,25 bis 1650 eif.

Gelbmais Frez. 350 eit.

Am 30. v. M. stellten sich in Genua die Getreidevorräthe und

die Preise für den Doppel⸗Zentner, wie folgt:

Weichweijen . 24 500 da zu 15 75 bis 26, 25 Lire

Hartweien . .

Mais ; , , , , , .

Die Ergebnisse der Trierer Weinversteigerungen dieses Frübjahrs sind in einem 32 Seiten starken, im Verlage von Jacob Lintz in Trier erschienenen Heft veröffentlicht. Man erhält daraus einen interessanten Ueberblick über den Verbleib und Preis eines jeden einzelnen Fuders des 1897 er Wachsthums der Weinberge an der Mosel, Saar und Ruwer. Am Schlusse finden sich ver⸗ gleichende Uebersichten der auf die einzelnen Lagen entfallenden Fuder und Durchschnittepreise der letzten Jabrgänge. Wie sehr der Winzer von der Gunst der Witterung abhängt, zeigen die großen Preisunter schiede: während das 86 er Wachsthum einen Durchschnittspreis von nur S61 M erbrachte, stieg der Preis des 7er Wachsthums auf 3410 4, also um das Vierfache.

Wasbhington, 11. Mai. (W. T. B.) Nach dem Ackerbau⸗ bericht umfaßt die mit Winterweizen bebaute Fläche ungefähr 26 Millionen Acres, d. i. 4 Millionen weniger als im vorigen Jabre. Der Durchschnittsstand ist 76,2 gegen 779 im letzten Monat; der Stand des Winterroggens 86,6. Die mit Baumwolle bestandene Fläche wird auf 100½ geringer als im vergangenen Jahre geschätzt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 19 vom 10. Mai 1839.)

Pest und Cbolera. Brit isch⸗Ostindten. Kaltutta. In der Zeit vom 26. März bis 1. April find 25 Personen an Cholera, 3 an Pocken und 241 an Fiebern gestorben; an Peft erkrankten 125 und starben 115 Personen.

Pest.

Britisch-Ostindien. In den 3 Wochen vom 22. März bis 11. April bat zu Bom bay ein Rückgang der Seuche stattgefunden; pon den 2244, 1978 und 1655 in diesen Wochen insgesammt ge⸗ meldeten Todesfällen kamen auf Pest 1074, 892 654 (im Vorjabre 978, 678 und 562). Auch die Zabl der Pesterkrankungen scheint in der Berichts zeit eine Abnabme erfahren zu haben; nach den Anzeigen betrug sie 1331, 1241 und 838.

In der Woche vom 25. März bis 1. April sind in Indien insgefammt 2689 Personen an Pest gestorben. Von diesen Todet⸗ fällen entfielen auf die Stadt Bombay 892, auf die Präsident⸗ schaft gleichen Namens 1051, auf Kurrachee 213, auf Kalkutta 191, auf den Staat Mysore 1608, auf Madras do, auf den Siaat Hyderabad 33, auf die Provinz Bengalen im sogenannten 74. Perganna⸗ Bezirk 14, im Dburbanga⸗ezirk 13; daneben kamen vereinzelte gh. in Saran und Tipperah vor; im Punjab wurden nur 5. Fälle gemeldet. 36 .

Mauritius. Am 28. Mär und 14. April ist je ein Todesfall vorgekommen. J .

Japan. Die Seuche, welche Anfang dieses Jahres auf For- mosa ausgebrochen war, bat im März stark um sich gegriffen. Es sind bis zum 18. März insgesammt 4527 Erkrankungen und 297 Todes sälle zur amtlichen Kenntniß gelangt (in der Zeit vom 26. November 1897 bis zum 31. März 1898 208 und 106). Befallen ist diesmal besonders der Süden der Insel, während in den mittleren und nörd— lichen Theilen im Ganzen wenig Fälle vorkamen. Die Seuche be— schränkte sich bisber beinabe ausschließlich auf die chinesische Be—⸗ völkerung; nur 15 Japaner sind an ihr erkrankt.

Gelbfieber.

In Bahia wurden vom 5. bis 11. März 2, in Barran⸗ guilka vom 19. Februar bis 4. März 3, in Vera Cruj vom I7. bis 30. März 4, in Rio de Janeiro vom 18. bis 24 Februar 41 Todesfälle gemeldet; in Matanzas (Cuba) gelangten in der Zeit vom 16, bis 36. März 2 Gelbfiebererkrankungen zur Anzeige.

Verschiedene Krankbeiten.

Pocken: Antwerpen, St. Petersburg je 2, Warschau 4 Todes⸗ fälle; Reg. Bez. Arnsberg 2. Antwerpen (Krankenhäuser) 4. New i 2, St. Petersburg 383, Warschau (Krankenhäuser) 3 Erkrankungen;

lecktyphus: Warschau 3 Todesfälle; St Petersburg 4, Warschau (Krankenhäuser) 18 Erkrankungen; Genickstarre: New York 10, St. nn, , Wien je 2 Todesfälle; Reg.⸗Bez. Schleswig 2 Er⸗ krankungen; ollwuth: Reg.“ Bez. Posen 1 Erkrankung; Rotz: St. Petersburg 1 Todesfall; Varizellen; Wien 71 Erkrankungen; Keuchhusten: London 54 Todegfälle; Reg.-Bez. Schleswig 70, Wien 74 Erkrankungen; Influenza: Berlin, Hamburg, je h, Bremen, Am fterdam, je 2, London 41, New York 7, Paris 279, St. Petertz= kurg, Rom se 3, Wien 5. Todesfälle; Nürnberg 122, Kopenhagen Ho,

etersburg 24 Erkrankungen; Lungenentzündung: Reg.-Bez.

chleswig 134, München 32 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (DVurchschnitt aller deutschen Berichts orte 1886/95: 1,1500): in Altendorf, Linden, Ludwigs hayen Er⸗

ork 257, St. Petersburg 96. Prag 32, Stockholm 46, Wien 456 i. an Dißhtherie und Croup 886/95: 427 ): in lauen Sefrankungen kamen jur Anzeige in Berlin 63, unchen 30 Hamburg 26, Kopenhagen 50, London (Trankenhäuser) Il6, Few Jort 187, Paris 70, St Petersburg 66, Steckbolm 70, Wien 67 desgl. an Scharlach in Berlin 67. Breslau 40, Buda⸗ vest 65, Edinburg 25, Fovenhagen 67, London rantenhãufer) 226, New York 156, Paris 136, St. Petersburg 26, Wien 83 degsgl. an Unterleibs fyphbus in Budapest 23, Lendon (Krankenbäuser) 21, Paris 68, St. Petersburg 109. .

Das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche ist dem

Kaiserlichen Gesundbeitsamt gemeldet worden von den Schlachtvieb-

böfen in München und Dresden am 10. Mai, der Aus bruch der

1 und Klauensenche vom Schlachthof zu Bremen an demselben age.

Tbierkrankheiten.

Bayern.

Schutzimpfungen gegen Rauschbrand sind im Jahre 1898 mit sebr günstigem Erfolge ausgeführt worden. Es wurden in den Verwaltungs distrikten Miesbach, Schongau, Tölj, Traunstein (Oberbayern), Scheinfeld, Uffenheim, Windsheim Mittelfranken), Fussen, Kempten,. Sonthofen (Schwaben) von 3782 Stück 5 bis T Jahre altem Jungvieb 3135 365,7 og der Schutzimpfung unter⸗ worfen. Von den geimpften Thieren starben an natürlichem Rausch⸗ brand 7, wäbrend von den in den betreffenden Gemeinden vorhandenen ungeimpften Thieren 141 an Rauschbrand fielen.

Theater und Musik.

Königliches Schau spielhaus. Herr Arthur Vollmer, das beliebte Mitglied der Königlichen Schauspielbübne, beging gestern das Jubiläum seiner 25 jährigen Thätigkeit an dieser Kunststãtte. Herr Vollmer trat an seinem Ebrenabend in derselben Rolle wieder vor das Publikum, in welcher er sich vor einem viertel Jabr⸗ hundert bier juerst mit Erfolg vorgestellt batte, nämlich als Schuster Wil⸗ helm in dem beute fast vergessenen dreiaktigen Schwank „Der ver wunschene Prin; von J. von Plötz. Die Wiederaufnahme dieses Stückes war, von den froben Erinnerungen, die sich für den Künstler daran knüpften, ganz abgesehen, auch insofern ein recht glücklicher Griff, als das Werk an sich nicht , ist; entbebrt es doch, da es sich im Gange der Handlung und in vielen Einzelbeiten an die Komödie des dänischen Dichters Holberg „Jerpe vom Berge, oder der Bauer als Edelmann! ziemlich eng anschließt, auch nicht eines gewissen literagrischen Wertbes. Hätte der Verfasser die Quelle, welcher er den lustigen Einfall entnabm, nicht geflissentlich verschwiegen, so würde sein Schwank an Bedeutung entschieden gewonnen haben und wäre vielleicht nicht so bald in Vergessenbeit geratben. Es handelt sich darin um einen Scherz, den der junge Schloßberr Prinz Wolfgang mit einem braven Schuster treibt, welcher letztere erzäblt, daß er sich zuweilen im Traum als 6 geseben habe. Der Schuster, welcher die üble Gewohnbeit at, juweilen zu tief ins Glas zu blicken, wird während eiges Rauschzustandes auf das Schloß gebracht und bei seinem Er⸗ wachen als Prin behandelt. n aleichem Zustande wird er später in seine Werkstatt jurückversetzz. Die Rolle bot dem Jubilar Gelegenheit, seinen unvergleichlichen Humor und seine Geftaltungskraft im glänzendsten Lichte zu zeigen; er hätte den ibm reichlich gespendeten Beifall auch obne festlichen Anlaß vollauf verdient. Imwnmer wieder wurde er vor den Vorhang zitiert und mit Blumen und Lorbeerkränzen förmlich überschüttet, sodaß er sich zum Schluß genöthigt sab, in einer herzlichen und launigen Ansprache für die ibm zu theil gewordenen Ehrungen zu danken. Den Abend batte Ernst Wichert“ s bekannter, gefälliger Einakter „Post fes tum“ würdig eröffnet. Andauernder Applaus hatte schon bier den Jubilar begrüßt, als er in der Rolle des Professors Stern zuerst die Bühne betrat. SBerliner Theater.

Die Badesaison“, ein Schwank in drei Akten von Gu stav Sche franek ging am n,, zum ersten Male mit entschiedenem Heiterkeitserfolge in Scene. Nach literarischen Lorbeeren hat der Verfasser, ein Mitglied des Berliner Theaters, schwerlich gestrebt, sondern er war nur darauf bedacht, ohne sich über die Wahl der Mittel zur Erreichung seiner Zwecke große Skrupel zu machen, dem Publikum einige Stunden lastiger Unterhaltung zu bieten; es wäre daher über⸗ flüssig und unbillig, ibm Unwabrscheinlichkeit der Situationen, mangelnde Charakteristik und dergleichen Dinge vorzuwerfen, als hätte er beabsich⸗ tigt, ein dramatisches Kunstwerk zu schaffen. Dieser Schwank hat mit den meisten Stücken, welche von Schauspielern geschrieben sind, das gemein, daß die Handlung wenn man überhaupt von einer solchen reden kann sich um eine Episode rankt, welche den Kern⸗ punkt der Ereignisse bildet und um deren willen die ganze Arbeit ver⸗ faßt wurde. Diese Episode bildet in dem neuen Schwank eine von allerlei Mißgeschick begleitete Badereise, zu welcher die Mitglieder einer Berliner Familie das widerstrebende Oberhaupt endlich überredet haben, und von welcher sie dann Alle reumüthig und bekehrt heimkommen. Situations⸗ scherje, Wortwitze und allerlei als wirksam bekannte Requisiten aus dem AÄArsenal der Theaterpraxis hat der Verfasser zusammengetragen, um diese Idee soweit auszuspinnen, daß sie für drei Akte ausreicht. Die Darsteller waren erfolgreich bemüht, dem Werke ihres Kollegen Anerkennung zu verschaffen; ibr in flottem Tempo gebaltenes Spiel half über alle Unwahrscheinlichkeiten hinweg und hielt die Zuschauer bei froher Laune. Mitwirkende waren die Damen Rupricht, Schrot, Wulf Wenck, die Herren Rohland, Stahl, Wehrlin, Bassermann, Haßkerl, Schindler, Graul und Hansen. Der Verfasser wurde mit ihnen mehrmals hervorgerufen.

Schiller ⸗Theater.

Der bekannte Schwank von Franz von Schönthan und Gustav Kadelburg, „Zwei glückliche Tage“, welcher in ver⸗ schiedenen Berliner Theatern bereitg zur Aufführung gelangte, wurde am Mittwoch zum ersten Male dem Publikum des Schiller⸗Thegter vor⸗ geführt. Auch hier versetzte das Werk, das in recht drastischer Weise die Leiden und Freuden eines Villenbesitzers behandelt und als die beiden glücklichsten Tage seines Lebens den Tag des Einzugs in das neuerworbene Landhaus und den Tag, an welchem dieses wieder ver⸗ kauft wird, hinstellt, die Zuschauer in die heiterste Stimmung. Um die Darstellung machten sich die Damen Werner, Röckel, Levermann, Seitz, die Herren Eyben, Weigert, Schmasow, Pahlau und Dahlen verdlent und fanden reichen Beifall.

Im Königlichen Opern hau se findet morgen eine Aufführung von Mozart's Oper „Don Juan“ mit Herrn Bulß in der Titelrolle statt. Im übrigen lautet die Besetzung; Donna Elvira: Fräulein Rot⸗ hauser; Donna Anna: Fräulein Reinl; Don Octavio: Herr Som⸗ mer; Leporello: Herr Knüpfer; Zerline: Fräulein Dietrich; Masetto: ,. 4 Komthur: Herr Stammer. Kapellmeister Sucher

rigiert.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen zum 29. Male Hugo Lubliner's Lustspiel Das fünfte Rad“ unter Mit- wirkung der Damen Schramm, Sperr, Sandow, Mallinger und der . Vollmer, Heine, Hertzer, Keßler, Hartmann und Krüger in. Scene.

Mannigfaltiges.

Die Stadtverordneten beschäftigten sich in ihrer Sitzung am Mittwoch zunächst mit dem Ausschußantrage, „den Magistüa! zu ersuchen, die von der Berliner Waisen. Verwaltung in dem St. Josephs. Waisen haus zu,. Potedam untergebrachten Waisenkinder aus dieser Anstalt baldmöglich t herausjunehmen.“ Dieser Ausschußantrag war mit 14 gegen 1 Stimme gefafit worden. De; Bericht⸗

krankungen wurden gemeldet in Berlin 52, Bretzlau 27, in den Reg. Bezirken Aachen 278, Arnsberg 123, Důffeldor 125, Hannover 149,

Pofen 272, in Budapest 208, Grinburg 63, Kopenhagen 43, New

erstatter Stadt. Michelet wießz daraus hin, daß die

,