1899 / 114 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 May 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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haupten, wir wollten die Bauern wieder zu Sklaven und Leibeigenen machen!

Die Rückwirkung auf die Leutenoth kann nach meiner Meinung gar nicht ausbleiben, wir dürfen nicht gleichartige Bauern machen, die Ansiedelungen in gleicher Größe anlegen, sondern in einem jeden Dorfe muß ein richtiges Gemenge sein. Das ist für ein Dorf und seine Prosperitãt das Beste. Aber es wird auch dadurch bewirkt werden, daß vielfach überschüssige Arbeit in der Nähe auf den Gütern Nebenarbeit sucht.

Aber die Neigung der Bevölkerung, selbst auch Eigenthümer zu sein, wenn auch das Gütchen nicht so groß ist, daß der Mann allein davon leben kann, aber das Gefühl, doch in gewisser Beziehung sein eigener Herr zu sein das fällt ins Gewicht. Mir hat mal ein Mann, den ich fragte, warum er vom Instmann zum schwerbelasteten Rentengutsbesitzer übergegangen sei, die merkwürdige Antwort gegeben: Herr Minister, ich will nicht mehr immer die Mütze abnehmen.“ (Heiterkeit) Das mag man billigen oder nicht billigen, aber es liegt in unserem Volk, und es ist sogar ein großes Glück, daß unsere Be⸗ völkerung selbst bei geringerem Verdienst das Gefühl des eigenen Besitzes noch so hoch schätzt, daß es ihn dem höheren kapitalistischen Verdienst in der Fabrik häufig vorzieht. Und auf der Grundstimmung unseres Volks müssen wir, wenn wir Erfolg haben wollen, weiter bauen.

Wir werden ja auf diese Fragen, wie sie vorhin angeregt waren, wahrscheinlich noch zurückkommen bei Gelegenheit der Berathung des Entwurf. Ich will daher heute nur mit der Bemerkung schließen, daß ich bitte, den Antrag Hirsch abzulehnen. Was die Zerschlagung von Domänen betrifft, so findet sie da, wo sie zweckmäßig und durch die Verhältnisse gegeben ist, schon heute statt. Wir haben noch ganz vor kurzem jwei solche Domänen in Rentengũter verwandelt. Das braucht uns also nicht empfohlen zu werden. Dagegen ist die Staatsregierung nicht der Meinung, daß die Fideikommißbildung zu verbieten und die vor⸗ handenen Fideikoẽmmisse aufzuheben seien; wohl aber ist sie von der Ueberzeugung durchdrungen, daß das Fideikommißrecht eingehend re⸗ formiert werden muß, und damit beschäftigt sich gegenwärtig die Staatsregierung. (Bravo! rechts.)

Abg. Reimnitz (nl), auf der Journalistentribüne fast unver⸗ . scheint die Verpachtung von kleinen Grundstücken an die

rbeiter zu befürworten. sei Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ ein:

Meine Herren! Nach den ausführlichen Darlegungen des Herrn Vize ⸗Präsidenten des Staats-Ministeriums bleibt für mich eigentlich nur eine kleine Aehrenlese übrig. Nichtsdestoweniger halte ich mich als Ressort⸗Minister, der sowohl für die Rentengutssachen im all—⸗ gemeinen wie sür die Auftheilung der Domänen in Rentengüter zu⸗ ständig ist, für verpflichtet, auch meine Ansichten und meine Er— fahrungen aus der bisherigen Thätigkeit auf diesem Gebiete hier dar⸗ zulegen. Ich will zunächst von der Auftheilung der Domänen sprechen. Meine Herren, in Pommern ist eine Domäne bereits vollständig in Rentenguüter aufgetheilt, und zwar von der Domänenverwaltung unter Hinzuziehung sachverständiger Kräfte und unter Betheiligung der General Kommission.

Meine Herren, als der erste Fall an mich herantrat, eine der—⸗ artige Auftheilung vorzunehmen, habe ich mir vor allem die Frage vorgelegt, wie denn die Domäne beschaffen sein müsse, um sie mit Aussicht auf Erfolg in Kleinbesitz aufzutheilen. Ich habe mir dabei die allgemeinen sozialpolitischen, wirthschaftlichen und fiskalischen Rücksichten klar zu machen gesucht, welche bei der Entscheidung maßgebend sind. Was die letzteren Gesichtspunkte betrifft, so bin ich der Meinung, daß im großen Stile die Domänen⸗Vorwerke im preußischen Staate nicht allgemein in Kleinbesitz aufgetheilt werden können und aufgetheilt werden dürfen, sondern daß besondere Verhält⸗ nisse, welche aus der Lage der Domänen ⸗Vorwerke, aus den allgemeinen sozialpolitischen Verhältnissen der ganzen Gegend u. s. w. sich ergeben, dabei zu berücksichtigen sind. Vor allem ist zu erwägen, ob das erwidere ich auch auf die Ausführungen des Herrn von Wangenheim der Grundbesitz als solcher für die Auftheilung in Kleinbesitz geeignet ist.

Meine Herren, die erste Domäne, die aufgetheilt wurde, gehörte zu den, wenn ich nicht irre, 2 Domänen, die um Stralsund in Powdern herum liegen. Die Gebäude waren total verfallen, und ich stand vor der Frage, ob es zweckmäßig sei, ein recht erhebliches Gebäudekapital erneut in die Domäne hineinzustecken. Ich war mir völlig klar dar⸗ über, daß, wenn die Domäne neu verpachtet würde, bei welcher Ge⸗ legenheit bekanntlich der Domänenpächter sehr erhebliche Lasten für den Neubau von Gebäuden zu übernehmen hat, schon aus diesem Grunde der Ertrag der Domäne sehr erheblich geschmälert werden würde. Daneben stand fest, daß bei den wiederholt vorgekommenen Neu⸗ verpachtungen der zahlreichen Domänen im Regierungsbezirk Stralsund der Pachtertrag außerordentlich zurückging. Also vom rein fis— kalischen Standpunkt aus schien mir die Sache empfehlenswerth zu sein. Es war anzunehmen, daß die Rente annähernd dem bisherigen Ertrage der Domäne gleichkommen werde, und jedenfalls würde für den Staat die Aufwendung eines erheblichen Baukapitals vermieden werden.

Ich legte mir dann die weitere Frage vor, ob das Vorweik an sich sich für die Auftheilung in Kleinbesitz eigne. Die Frage glaubte ich bejahen zu sollen, weil der Grund und Boden der Domäne im wesentlichen eine ziemlich sichere Erträge bietende mittlere Boden⸗ qualität aufwies und deshalb der Bodenbearbeitung keine allzugroßen Schwierigkeiten bot. Denn ich bin der Meinung, daß ein Kleinbesitzer nur solchen Boden erwerben darf, für den er nicht eine allzugroße Bespannung nöthig hat, und daß es für ihn viel wichtiger ist, regel⸗ mäßige siche re Erträge aus seinem Grundbesitz zu erlangen, als vielleicht in einem Jahre bei besonders günstigen Verhältnissen einmal außerordentlich hohe Erträge, in anderen dagegen absoluten Mißerfolg.

Dritteng schien mir die Frage von erheblicher Be⸗ deutung ju sein, ob auch soviel absolut guter Wiesen⸗ wachs bei der Domäne vorhanden sei, daß den Rentenguttz⸗ erwerbern in angemessener Entfernung von ihrem Besitz die Grund⸗ lage für die nothwendige Viehhaltung gewährt werden würde. Denn ich meine, daß nach unseren gegenwärtigen agrarischen Verhältnissen der Kleinbesitzer seinen Hauptertrag' aus der Viehwirthschaft machen muß. Also es müßte bei einer Auftheilung des Großgrundbesitzes dem Kleinbesitzer, wenn er bestehen soll, erstens ein Boden überwiesen werden, der eine ziemlich sichere Aussicht auf regelmäßige Erträge

bietet, nicht auf exorbitant hohe Erträge in einzelnen Jahren, dagegen auf Mißernten in anderen; zweitens ein Boden, der leicht zu bearbeiten ist; sodann müßte der Boden die nöthige Qualität zum Futterbau haben, und endlich müßte dem Besitzer der nothwendige Grünwachs in Wiesen u. s. w. zufallen.

Meine Herren, daneben kam auch in Betracht, ob denn die Lage der Domäne eine einigermaßen sichere Garantie dafür böte, daß der einzelne Besitzer, der sich dort ansiedelte, seine überschüssigen Arbeits kräfte nutzbringend verwerthen könne.

Alle diese Voraussetzungen glaubte ich bei der fraglichen Domäne im Regierungsbezirke Stralsund bejahen zu dürfen. Die Domäne ist also aufgetheilt. Nachdem die Pläne ausgelegt waren, haben sich ge⸗ eignete, leistungsfähige Kolonisten in der Zeit von vier Wochen für die gesammten, wenn ich nicht irre, etwa 40 bis 50 kleinen Besitzungen gefunden. Es waren zum theil Leute aus der Gegend selber, zum Theil Mecklenburger.

Außer den berührten Gesichtepunkten kommt noch in Betracht, daß dadurch, daß aus den zahlreichen Domänen um Stralsund herum eine ausschied, die gleichartige Konkurrenz, die oft fiskalisch recht be⸗ denklich war, vermindert wurde, daß der Staat sein Baukapital in der Hand behielt, was er sonst hätte ausgeben müssen, und daß auch für die übrigen größeren Besitzungen, insbesondere auch für die ver⸗ bleibenden Domänen, voraussichtlich in absehbarer Zeit werthvolle Arbeitskräfte geschaffen würden, die um Stralsund herum keineswegs in genügender Zahl vorhanden sind. Wir sind also mit dieser Auf— theilung vorgegangen und haben, soweit das bisher zu übersehen ist, günstige Erfolge gehabt.

In derselben Gegend, melne Herren, brannte im vorigen Jahre eine Domäne ab, die auch zu den zahlreichen Domänen im Regie⸗ rungsbezirke Stralsund gehört. Nach denselben Gesichtspunkten, die ich die Ehre hatte, eben darzulegen, ist auch hier die Frage geprüft, ob es sich empfehle, die etwa 250 000 M aufzuwenden, um die Ge⸗ bäude auf der Domäne wiederherzustellen, oder ob es sich empfehle, fie in kleine Besitzungen aufzutheilen, und auch hier habe ich geglaubt, in Uebereinstimmung mit dem Herrn Finanz⸗Minister, die Frage be⸗ jahen zu sollen. Also auch diese zweite Domäne befindet sich in der Auftheilung. Der Kleinbesitz im Regierungsbezirk Stralsund wird den verbleibenden Domänen Gelegenheit bieten, Arbeitskräfte von ihm zu ent nehmen, und in diesen mehr dem Großgrundbesitz angehörenden Theilen von Pommern werden sich gesunde, solide, arbeitsfähige Familien von Kleinbesitzern ansiedeln, was auch vom sozialpolitischen Standpunkt außerordentlich erwünscht ist.

Eine dritte Domäne, die im Regierungsbezirk Frankfurt a. O. liegt ich will sie auch nennen: es ist Kienitz in der Nähe von Berlinchen ist ebenfalls für die Auftheilung in Rentengüter in Aussicht genommen. Es spielen da noch eine ganze Reihe von Fragen für die Entscheidung mit, die noch einer ernstlichen Prüfung bedürfen. Anscheinend eignet sich auch diese Domäne zur Auftheilung in Rentengüter. Der finanzielle Effekt bei diesen Auftheilungen ist jweifellos der, daß der Staat mindestens dieselben Erträgnisse be⸗ halten wird, die er bisher aus der Pachtung erhalten hat, während demgegenüber zweifellos feststeht, daß bei diesen drei Domänen Vorwerken ein ganz erheblicher Ausfall an Einnahmen stattfinden würde, wenn sie ohne Aufwendung bedeutender Baukapitalien weiter verpachtet werden sollten.

Meine Herren, aus diesen Darlegungen geht schon hervor, daß ich allerdings anerkenne, daß bei der Auswahl der anzusiedelnden kleinen Besitzer mit großer Sorgfalt vorzugehen ist; daß aber auch auf die Auswahl des Bodens besonderes Gewicht gelegt werden muß. Die von mir dargestellten Gesichtspunkte habe ich in den letzten Jahren in der landwirthschaftlichen Verwaltung absolut maßgebend sein lassen bei der Prüfung der an mich herantretenden Anträge auf Gründung von Rentengutskolonien durch die General⸗Kommissionen. Ich habe Veranlassung gebabt, in ausgiebigster Weise sowohl im Osten wie im Westen, besonders aber auch hier in der Maik Branden burg, in der Prignitz u. s. w., jahlreiche Rentengutskolonien zu be— sichtigen, und habe gefunden, daß überall da, wo den von mir hervor— gehobenen Gesichtspunkten voll Rechnung getragen ist, die Renten— gutsnehmer voll kefriedigt sind, eine durchaus gesicherte Existenz haben, daß dagegen, wo nach diesen Gesichtspunkten nicht verfahren ist, große soziale Gefahren vorliegen, daß die Leute sich auf die Dauer muth⸗— maßlich nicht halten können.

Daneben muß naturgemäß darauf besonderer Werkh gelegt werden, daß die ju begründenden Kolonien nicht abseits von allen Verkehrsverbältnissen liegen, daß die Kolonisten vielmehr vernünftige Verkehrswege haben, um ihre größeren und kleineren Pro—⸗ dukte nach den benachbarten Marktorten zu bringen.

Hieran anknüpfend, meine Herren, kann ich nochmals hervorheben, was ich wiederholt bereits Gelegenheit hatte, hier im Hause auszu— sprechen: wir haben im letzten Dezennium theils bedenkliche, theils glückliche Erfahrungen mit der Ausgabe von Rentengütern gemacht. Ich glaube mit Bestimmtbeit aussprechen zu dürfen, daß die hinter uns liegenden Erfahrungen das Lehrgeld darstellen, und daß dieses aber, das in allen solchen Fällen zu zahlen ist, unbedeutend ist. Im Großen und Ganzen haben gegenwärtig die mittleren Behörden genügende Erfahrungen gesammelt, sodaß man mit einiger Sicherheit sagen kann: wir sind über die Lehrzeit hinaus, wir wissen genau, wie die Sache zu machen ist, und haben die beste Aussicht, daß künftig namentlich die neuerdings gegründeten Rentengutskolonien durchweg gedeihen.

Darin muß ich dem Herrn Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministe⸗ riums und Herrn von Wangenheim beitreten: der schwerwiegendste Punkt in der Ausführung lag in der Frage des Zwischenkredits. Ich will beispielsweise daran erinnern, daß der Bruder des Landraths von Brockhausen, der Mitglied des Abgeordnetenhauses ist, in sehr geschickter und tüchtiger Weise sich der Ausgabe von Rentengütern gewidmet hatte. Er war ein dafür besonders geeigneter Herr. Aber wesentlich aus dem Grunde, daß ihm die Mittel für den Zwischen⸗ kredit in ausgiebiger Weise trotz aller Bemühungen, die ich mir in dieser Beziehung habe angelegen sein lassen, nicht zur Verfügung gestellt werden konnten, hat er wenigstens für seine Person trotz seines durchaus sachverständigen und zweckmäßigen Vorgehens keine günstigen Erfahrungen gemacht.

Ich bin persönlich der Meinung, daß der springende Punkt in der ganzen Sache, die Schwierigkeit, an der wir bisher litten, durch das in Autsicht stehende Gesetz, das der Herr Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums bereits angekündigt hat, geheilt und gebessert

werden wird, und daß dann die Sache einen günstigen Verlauf auh

ferner nehmen wird.

Meine Herren, damit glaube ich diesen Punkt erschöpfend behan—, delt zu haben.

Ich wende mich nun noch kurz zu der hier angeschnittenen Frage, ob unsere Fideikommisse zu beseitigen, also die Errichtung von Fidel, kommissen als unzulässig hinzustellen ist, wie es der Herr Abg. Dr. Hirsch will, oder ob man vielmehr den Weg zu beschreiten hat, daß man die Auswüchse, die sich aus dem gegenwärtigen Rechte und auß der bisherigen Praxis ergeben haben, auf dem Wege der Gesetzgebung zu beseitigen versucht und die allgemeinen wirthschaftlichen, politischen und soialpolitischen, für die Fideikommisse geltend zu machenden Gründe und Gesichtspunkte nicht nur nicht beseitigt, sondern auf den mittleren Grundbesitz ausdehnt und diesem die Möglichkeit giebt, einen gebundenen Besitzstand zu schaffen. Ich persönlich stehe mit unverbrüchlicher Ueberzeugung auf dem Standpunkt, daß der letztere Weg der allein richtige ist. Und dieser Weg ist von der Staatz, regierung betreten; es liegt bereits eine ausgearbeitete Gesetzesvorlage vor, die allerdings im Staats. Ministerium noch nicht endgültig fest⸗ gestellt ist, die einer Reihe von Behörden zur Begutachtung zugegangen ist. Vielleicht gelingt es schon im nächsten Jahre, diesen sehr sorg= fältig nach den von mir angedeuteten Richtungen aufgestellten Gesetz entwurf dem Landtage zur Verabschiedung vorzulegen.

Es soll also mit diesem neunen Gesetzentwurf einmal die Errichtung von Fideikommissen, insbesondere auch de mittleren Besitzes, in gewissem Sinne erleichtert werden gegenüber dem jetzigen Zustande; dagegen sollen alle die Mißstände, die unser bisheriges Recht rücksichtlich der vorhandenen Fideikommisse gezeitin hat, sowohl in wirthschafilicher und politischer, wie auch in sonia, politischer Beziehung geprüft und möglichst beseitigt werden. Ich gebe mich der Hoffnung hin, ebenso wie ich annehme, daß der Antrag Dr. Hirsch abgelehnt wird, daß der Entwurf des Fideikommiß= gesetzes mit der Möglichkeit der Neubegründung von Fideikommissen, auch aus dem mittleren Besitz, demnächst im Landtage Annahme finden wird. (Beifall rechts.)

Abg. Dr. Hirsch: Den Herren von der Rechten können wir es nicht recht machen: Stellen wir keine Anträge, so heißt es, wir haben kein Herz für die Landwirtbschaft; stellen wir sie, so lehnt man sie ab. Der Gedanke der Kommission, die Ansiedelung zu befördern, kommt vollständiger und richtiger zum Ausdruck durch meinen Antrag. Warum soll man die private Thätigkeit zurückdrängen? Das Besfe auf diesem Gebiete ist durch private Thätigkeit gescheben. Wir stehen noch heute auf dem Standpunkt, den man als den kapitalistischen der Stein und Hardenberg bezeichnet hat. Man hat diese private Thätigkeit bekämpft und auf Güterschlächter hingewiesen, namentlich in Pommern. So schlimm können die Verhältnisse in Pommern denn doch nicht sein, sonst hätten die Herren schon längst darüber Lärm geschlagen Aktiengesellschaften können in der Auftheilung des Grundbesitzes sehr Ersprießliches leisten. Man soll doch nicht allez dem Staate übertragen; der Staat hat es verschuldet, daß im Osten der ländliche Besitz vorwiegend im Besitz der Großgrundbesitzer ist; im Regierungsbezirk Stralsund sind es allein 80 o o. Wir halten es für bedenklich, mit staatlichen Mitteln ein Risiko zu übernehmen, um irgend ein Unternehmen zu unterstützen, zumal da andere Kräfte vorhanden sind, welche diese Aufgabe übernehmen können. Des halb muß ich schon jetzt gegen beabsichtigte weitere Bevormundung und Verstaatlichung entschieden Protest erheben. Dieser Weg ist ein abschüssiger. Da— gegen wäre nichts einzuwenden, daß die General⸗Kommission ihte Erfahrungen der Parzellierung zur Verfügung stellt. Der Staat könnte selbst auf seinen Domänen Hunderte und Tausende von selbständigen Besitzern schaffen. Das ist um so empfehlenswerther, als die Rente der Domänen in der letzten Zeit wesentlich zurück gegangen ist. Wichtiger ist aber noch die Zunahme einer steuer— fähigen Bevölkerung. Ich freue mich, daß der Landwirthschafts—, Minister uns in dieser Beziehung entgegengekommen ist. Seit 183 sind nur zwei Domänen parzelliert worden. Das genügt nicht. Allerdings baften die Domänen für die Staatsschuld; aber der Erlös der Domänen kann ja zur Tilgung der Stagtsschuld benutzt werden. Wir wünschen ja auch garnicht, daß sämmtliche Domänen varzelliert werden, und daß der ganze Großgrundbesitz von der Obeifläche ber schwinden soll. Dieser Großgrundbesitz macht sich aber in viel zu grofem Umfang breit. Die Fideikommißbildung ist in progressivem Anwachsen begriffen, auch in solchen Provinzen, in denen man die Ansiedelung beförden hat. Die Rentengutsbildung, insbesondere die Ansiedelung in Posen, bat durchaus nicht den gehofften Erfolg gehabt. Eine ganze Reibe von Bauern will von der Rentengutsbildung nichts wissen, weil sie eine Beschränkung der freien Verfügung, eine Bevormundung nicht ertragen können. In Süddeutschland, Belgien und Frankreich hat der eigene Fleiß auf dem Grund und Boden Wunderbares geleistet, selbst Süd= frankreich und gebirgige Gegenden sind in blühende Gärten umgewandelt worden. Wir wollen mit einer Reform der Fideikommisse zufrieden sein, wenn sie eine Verminderung derselben zur Folge hat. Aus ethischen, volkswirthschaftlichen und sozialen Gründen wünschen wit, daß möglichst viele an den Wohlthaten deß Grund und Bodens theilnehmen.

Abg. von Bockelberg (kons.): Der Vorredner hat über Fidei= kommisse recht einseitige Anschauungen. Im befestigten Grundbestt ift ein großer Theil unseres Waldes, der für unsere Kultur von der größten Bedeutung ist. Der Vorredner verwechselt Mittel und Zweck. Er will den Großgrundbesitz zerschlagen, die Domänen und den Fider⸗ kommißbesitz beseitigen. Mit den Ansiedelungen durch Private haben wir sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Der Private hat doch in erster Linie das Geschäft im Auge, und das kann man ihm nicht per— denken. Die Banken, die sich damit befassen, zahlen eine recht bohe Dividende. Wirthschaftliche Erfolge sind auf diesem Wege nicht erzielt worden. Die General⸗Kommission hat sogar ein staatliches Ein⸗ schreiten gegen das Parzellierungsverfahren bei Kolberg empfohlen, Die Privatthätigkeit auf diesem Gebiet hängt mit der Güterschlächtere⸗ aufs engste zusammen. Etwas neues ist uber diese ganze Frage nicht mehr zu sagen, nachdem der Finanz Minister von Miquel in so großen Zügen, wie er diese Frage immer zu behandeln pflegt, sie beleuchtet Fat. Wollen wir gesunde Verbältnisse schaffen, so muß ein größerer Geschäftsgewinn aus dem Spiele bleiben. Die Staatsregierung kann diefe Aufgabe nicht in kurzer Zeit bewältigen. Ich bin aber überjengt, das sie mit der Zeit diese große kulturelle Aufgabe iösen wird. Wit werden sie auf diesem Wege lebhaft unterstützen.

Abg. von Czarlinski (Pole): Die Anstedelung im Osten hat der Leutenoth nicht gesteuert Das vortreffliche Renten stergesetz hatte eine große Jahl felbständiger polnifcher Befitzer geschaffen. Das paßte natürlich der Regierung nicht, und den weiteren Bewerbern wurtzen solche Schwierigkeiten gemacht, daß sie allen Muth verloren, sich an die General Kommission zu wenden. Es sollte ein zu bar zellierendes Gut zur Hälfte mit evangelischen Deutschen besiedelt werden, Das Verlangen, 0 50 . Garantie zur Fundierung einer Scholle n leisten, kam einem FKolonisterungs verbot gleich Man hindert die Leute, dort Grundbestz zu erwerben, wo fie geboren sind. Ein solches Regimen muß Haß erregen. Sie werden die Leutenoth nie und nimmer be⸗ seitlgen, wenn Sie auf diese Weise die Schaffung des Kleinbesitzes in Posen verhindern. . z

Abg. Graw (Zentr.): Wir sind Gegner des gatisundien bestzf⸗ aber wir sind gegen eine Zertrümmerung des Grundbesitzes, wie ä. dem Antrage Firsch zu Grunde liegt. Deshalb werden wir geg denselben stimmen.

(Schluß in der Zweiten Beilage.)

M 114.

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

Abg. Dr. Sattler (nl): Das Ansiedlungsgesetz würde seinen 6e Zweck verfehlen, wenn es die polnische Ansiedlung beförderte. er Grundbesitz im Osten muß anders vertheilt und der kleine und mittlere Besitz gestärkt werden mit Hilfe des Staats durch die General⸗Kommission und durch die Unterstützung der privaten Thätig⸗ keit, wie sie der Finanz⸗Minister in Aussicht gestellt hat. Der An- trag Hirsch ist überflüssig, da die Regierung bereit ist, erforderlichen falls die Domänen zu parzellieren. Der übermäßizen Bildung der Fideikommisse muß allerdings entgegengewirkt werden. Eine Be seitigung dieser Fideikommisse aber wäre verkehrt, und darum werde * gegen den Antrag Hirsch und für den Antrag der Kommission mmen.

Abg. Graf zu Lim burg Stirum (kon): Familien fideikommisse

müssen doch vom Staate bestätigt werden. Darin liegt eine Garantie gegen eine ungeeignete Fideikommißbildung. Eine richtig bemessene Anzahl fester Familiengüter aber ist eine Wohlthat für den Staat. Das freie Walten der Kräfte, das Herr 561 besürwortet, befördert nur die Selbstsucht. Die Bestãtigung der Fideikommisse sollte aber nur erfolgen, wenn nicht nur die rein formellen Erfordernisse erfüllt sind, sondern wenn das Staatsinteresse gewahrt ist. Die Bestätigung sollte in die Hände der Regierungs⸗Präsidenten gelegt und eventuell das Gesetz geändert werden. Bas Zerschlagen des Großgrund⸗ besitzes kommt in der Regel auf Vortheile Einzelner hinaus, und das entspricht nicht dem allgemeinen Staatsinteresse. Es muß eine scharfe Staatskontrole stattfinden, damit solche Ansiedlungen nicht kommunale Mißbildungen werden. Nach der bedeutsamen Erklärung des Ministers, daß die Seehandlung 10 Millionen zur Auftheilung her geben wird, kann ich nur wünschen, daß diese Kontrole um so schärfer fein wird. Die Banken haben nur ein Interesse am Gewinn, nicht am Wohlergehen des Ansiedlers. Die General -⸗Kommission ist dazu kaum die geeignete Behörde. In erster Linie werden die Selbstver⸗ waltungskörper und die Regierungen dazu mitwirken müssen.

Abg. Freiberr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons.): Ich er⸗ kenne es dankbar an, daß die Seehandlung 10 Millionen zur Ver— fügung stellen will zur Stärkung des kleineren und mittleren Grund⸗ besitziz. Dabei wird man in erster Linie auf die Hilfe der General⸗ Kommissionen angewiesen sein, die in der letzten Zeit viel gelernt haben. Sie werden sich auf Landräthe und die Selbst—⸗ verwaltungékörper zu stätzen haben. Der gewerbsmäßigen Thätigkeit der Güterschlachter muß aber ein wirksamer Riegel vorgeschoben werden. Es läge rahe, diese Güterschlächter unter den Konzessionsjzwang zu stellen. Dann müßten wir uns aber an die Reichsgesetzsbblung wenden und würden vielleicht die Schuldigen verfehlen. Richtiger wäre es, in Anlehnung an die Bestimmungen des Ansiedlungsgesetzes die Unternehmer durch die Kreisausschüsse zu zwingen, nur solche Kolonien zu gründen, welche auch in jeder recht⸗ lichen Beziehung lebensfähig sind.

Der Vorschlag der Kommission wird unter Ablehnung des Antrages Hirsch angenommen.

Punkt 11 schlägt die Beurlaubung von im aktiven Militärdienst stehenden Mannschaften zu dringenden landwirth⸗ schaftlichen Arbeiten, Erntearbeiten, ferner die größere Rück— sichtnahme auf diese Arbeiten bei der Wahl des Zeitpunktes der Einziehung von Reservisten und Landwehrleuten zu mili⸗ tärischen Uebungen und die Revision der Dienstvorschriften über Marschgebührnisse für die zur Entlassung kommenden Mann⸗ ,. nach der Richtung vor, daß die früher der Landwirth⸗ chaft angehörenden Mannschaften nach ihrem Heimaths⸗ oder Gestellungsort entlassen werden.

Abg. von Kessel (kons.) befürwortet diesen Vorschlag, der nicht dem Großgrundbesitz, sondern vorzugsweise den kleinen Bauern zu gute kommen würde. Es sei wünschenswerth, daß auch die kleinen Städte wieder mebr mit Garnisonen versehen würden.

Punkt 11 wird angenommen.

Punkt 12 empfiehlt die Erweiterung der Zulassung aus⸗ ländischer Arbeiter, soweit es die nationalen Rücksichten irgend gestatten, insbesondere auch zum Gesindedienst in nicht gemischt⸗ sprachigen Bezirken, sowie die Vereinfachung der von den Arbeitgebern den Behörden gegenüber abzugebenden Ver⸗ pflichtungserklärungen.

Abg. Szmula (Zentr.) hat beantragt, die Worte: „soweit es die nationalen Räcksichten irgend gestatten! und „in nicht gemischt⸗ sprachigen Bezirken“ zu streichen. Sein Antrag findet aber nicht die geschäftsordnungs mäßig nothwendige Unterstützung von 50 Mitgliedern. Er sucht nachzuweisen, daß besonders Oberschlesien unter der Arbeiter⸗ noth zu leiden habe und daß hierbei nationale Rücksichten keine Rolle spielen sollten.

Abg. Wolff⸗Gorki (kons.) bestreitet dies. Eine Abwehr polnisch nationaler Bestrebungen sei von vornherein rathsamer als später, wo es zu Reibungen komme. Auf die Gesellschaft hinter der Grenze wolle er gern verzichten und nicht auf die Zustände des vorigen Jahrhunderts zurückgreifen. Glücklicherweise habe die Regierung schon 9 Nöthige gethan. Er werde für den Antrag der FKommission

immen.

Abg. Dr. Sattler kann nicht verstehen, daß der Vorredner den bestehenden Zustand für ausreichend halte und doch für den Antrag e wolle; er werde seinerseits gegen den Antrag der Kommission

mmen.

Abg. Dr. Porsch (Zentr.) bringt den Antrag Szmula von neuem ein. Diesmal findet der Antrag die genügende Unterstützung.

Abg. Hirt (kons.): Wir Schlesier haben in dieser Frage zur Selbsthilfe gegriffen, wie das Vorgehen der Landwirtbschastskammer bewiesen hat. Jeder suckt seinen Betrieb so rationell einzurichten, daß er möglichft wenig Arbeitskräfte nöthig hat, durch Ausnutzung der Maschinen. Aber dieser Weg ist schwer und theuer und namentlich für den kleinen und mittleren Grundbesitz schwer gangbar. Immerhin bleibt ein Bedarf an Arbeitern, der gedeckt werden muß, und wir sind auf auslaäͤndische Arbeiter angewiesen. Die Gesindenoth des kleinen und mittleren Besitzes ist trotz der Selbsthilfe sehr groß, und deshalb befürworten wir die Zulaffung fremder Arbeiter zum Gesindedienst.

Abg. Klose (Zentr.) tritt für den Antrag Simula ein, dem jede Polonisterungetendenz fernliege. l Abg. Dr. Hahn (B. d. S) glaubt, daß diese Bestrebungen durch eine massenhafte Einwanderung polnischer Arbeiter trotzdem befördert werden würden. Die nationalen Rücksichten dürften bei der Agrarbewe⸗ gung nicht außer Acht gelassen werden. Seweit es aber die nationalen Rücksichten zuließen, müsse der Arbeiternoth entgegengearbeitet werden, die durch den schnellen Aufschwung der Industrie wesentlich berbei⸗ ef t worden sei unter gn fn durch die Gesetzgebung, ins⸗

esondere durch die Handels verträge. Man solle darauf Bedacht nebmen, die

germanischen Arbeiter aus Holland mehr heranzuziehen. Leider gehe das Interesse für die Landwirthschaft immer mehr zurück. Auch die jungen Mädchen heiratheten lieber einen Lehrer, Kontroleur oder Gendarmen als einen Bauern, weil sie die landwirtbschaftliche Arbeit cheuten. Er werde für den Kommissionsantrag stimmen.

Abg. Dr. Hir ] ch erklärt sich gegen den Kommissionsantrag und den Antrag Szmula, der den einheimischen Arbeitern Konkurrenz machen werde.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 19. Mai

Abg. Schmitz (Zentr) tritt für den Kammissiongantrag unter der Voraus setzung ein, daß den nach dem Westen reisenden Arbeitern die Fahrkartenermäßigung nicht * werde; denn die Landwirth⸗ schaft des Westens babe mit der Arbeiternoth u. s. w. schwerer zu ann atz der d D beãmpft die Ansch

g. Po fr. Vgg.) bekämpft die Anschauung, daß die Arbeiter des Qstens durch schlechte Löbne fortgetrieben ie 6 daß auf dem Lande keine Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter beständen, wie der Abg. Hirsch bebauptet habe. Zum Vergnügen engagiere man ausländische Arbeiter nicht.

Abg. Dr. Hirsch bestreltet, gesagt zu haben, daß auf dem Lande keine Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter beständen.

Punkt 12 wird unter Ablehnung des Antrags Szmula angenommen.

In dritter Berathung wird sodann noch der Gesetz—⸗ entwurf, betreffend . , im Quellgebiet der linksseitigen Zuflüsse der Oder in der Provinz Schlesien, im Ganzen definitiv ohne Debatte angenommen.

Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr. (Kommunalbeamtengesetz und Antrag Mendel⸗Steinfels, be⸗ treffend Förderung der Viehzucht.)

*

Sandel und Gewerbe.

Konkurse im Auslande.

Finland.

In dem Konkurse der Firma Hirsch Rubinstein zu Hel— singfors ist der gerichtliche Prüfungstermin, welcher vor dem Rath= hauggerichte zu Helsingfors stattfindet, auf Dienstag, den 25. Juli d. J., 11 Uhr Vormittags, festgesetzt worden.

. Rumänien. Leib Braunstein in Tir gul Oena.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 14671, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. In QOberschlesien sind am 15. d. M. gestellt 5os4, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 15. Mai. Marktpreise nach Erm ittelungen des Königlichen Polizei⸗Präsidiums. (Höchste und Ee, . Preise.) Per Dopvel / Itr. für: Weijen 15,75 M; 14,50 M Roggen 14370 4; 13,60 4 Futtergerste 13,00 Mn; 12,20 S Hafer, gute Sorte, 15, 60 S½ς; 15,10 S Mittel⸗Sorte 15,090 M; 14,50 4; geringe Sorte 14,40 4A; 1400 M Richtstroh 0; M Heu M; 1M *Erbsen, gelbe, zum Kochen 40.00 4; 25, 00 A6 * Speisebobnen, weiße 50, 00 ; 25,00 4 Linsen 70,00 446; 30,00 S Kartoffeln 6, 900 MS; 4,00 6 Rindfleisch von der Keule 1 Rg 1,60 S; 1,ů20 4 dito Bauchfleisch 1 kg 1,420 M; 1,00 M Schweinefleisch 1 kg 1,60 M; 1,00 eM galbfleis 1g 1,80 4A; 1,00 M Hammelfleisch 1 Kg 1,60 .;

—= Butter 1 Eg 260 ; 2b M, = Gier 50 Stüc 2,20 Æ Karpfen 1 g 2.20 AM; 1,20 M Aale 1 Eg 1.40 1 ½ Zander 1 kg 2,50 M; 1, 00 M Hechte 1 Eg

120 Æ Barsche 1 kg 1,60 S; O, So M Schleie S6; 1,20 M Bleie 1 kg 1,20 AÆ; 0,80 Krebse ck 12,00 M; 2,50

Ermittelt pro Tonne von der Zentralstelle der preußischen Land⸗ wirthschaftskammern Naotierungsstelle und umgerechnet vom Polijei⸗Präsidium für den Doppelzentner.

Rleinhadelspreise.

Berlin, 13. Mai. (Wochenbericht für Stärke, Stärke fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W.) la. Kartoffelstärke 2066 - 21 S6, a. Kartoffelmebl 209 - 21 6, IIa. KRartoffelmebl 171 185 A6, Feuchte Kartoffelstärke, Fracht parität Berlin resp. Frankfurt a. O. 10,20 6, gelber Syrup 23— 235 S, Kap. Spruy 231 24 S, Export 24 - 249 16, Kartoffelzucker gelb 23— 23 , Kartoffelzucker kap. 24 bis 243 S, Rum⸗Kuleur 36— 37 6, Bier⸗Kuleur 35— 36 S, Dextrin gelb und weiß Ia. 26-27 M, do. sekunda 244— 25 4, Weizenstärke (kleinst 36— 37 6, (großst) 37-38 0, Hallesche und Schlesische 39 0 6, Schabestärke 34 —– 35 M. Reisstärke (Strahlen) 9 50 S, do. (Stücken) 47— 48 S , Maisstärke 27— 28 (M, Viktoria Erbsen 18—22 C6, Kocherbsen 15—18 S, grüne Erhsen 163 —18 S6, Futtererbsen 135 14 A, inl. weiße Bohnen 20-22 S6, Flachbohnen 21 23 S6, Ungar. Bohnen 1617 4, Galiz. russ. Bohnen 15 —16 S6, große Linsen 42 45 M, mittel do. I8 - 40 1, kleine do. 4 —– 34 M, weiße Hirse 19— 21 4M, gelber Senf 27—36 c, Hanfkörner 24— 26 S6, Winterrübsen 20 big 204 M, Winterraps 21 216 41, blauer Mohn 52 58 S, weißer do. 46 - 50 Æ, Buchweizen 14 16 6, Wicken 13 14 M, Pferde- bohnen 13— 14 S, Mais loko 10—-— 101 , Leinsaat 21 22 , Kümmel 38 42 MS, a. inl. Leinkuchen 14—145 S, do. russ. do. 13—135 S6, Raxskuchen 114—13 46, Ia. Marseill. Erdnußkuchen 15 157 S6, a. doppelt gessebtes Baumwoll ⸗Saatmehl 58 6290/0 12 —125 60, helle getr. Biertreber 109—11 M, Mais⸗Weizen⸗

lempe 135 —·14 66, getr. Getreideschlempe 135—14 ,

aisschlemZpe 125 —13 S, Malzkeime 8J 4 6, Roggenkleie lot 104 416, Weizenkleie 190- 105 M (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10000 kg.)

Vom oberschlesischen Gisen⸗ und Zinkmarkt be— richtet die . Schl. Ztg.“ Der Beschäftigungsstand der Walzwerke bat sich gegen die Vorwoche nicht geändert. Für die verladenen Mengen Eisen ist durch neue dringende Bestellungen sofort Ersatz in allen Sorten eingegangen. Besonders ist Bandeisen guch vom In⸗ lande fortwährend stark begehrt. Die Fabriken mit starkem Eisen⸗ verbrauch, die Konstruktionswerkstätten u. s. w. klagen vielfach bereits über Mangel an Walzeisen, da die außergewöhnlichen Ansprüche, welche nun schon seit so langer Zeit seitens des Konsums an die Werke gestellt werden, auf die Dauer nicht befriedigt werden können. Dasjenige Walzeisenquantum, welches im Revier für das laufende Jahr noch disponibel war, ist von der Inlandskundschaft zu den wesentlich erhöhten Preisen schlank aus dem Markte genommen worden. Die Werke waren bei weitem nicht in der Lage, den dies⸗ bezüglichen Anforderungen, was die benöthigten Mengen betrifft, zu entsprechen. Inzwischen haben bei neuen Verkäufen wiederum leicht erhöhte Preise erzielt werden können, wie auch in anderen deutschen Revieren die Preise in den letzten Tagen weiter angezogen haben. Für das dritte Quartal, des laufenden Jahres ist die Abschlußthätigkeit unserer Verkaufsstellen bereits als be⸗ endet anzusehen. Dem Bedarf des Auslandes kann unter den gegenwärtig für die Preisbildung maßgebenden Verhält- nissen nur Rechnung getragen werden, wenn es sich um besonders lohnende Geschäfte handelt. Für Abschlüsse nach Italien, Dänemark und der Türkei ist daher zur Zeit fast jedes Interesse geschwunden. Nach Rumänien gehen noch zur Aufrechterhaltung älterer, werthvoller

1899.

ö. die von dort dringend nachgesuchten Sendungen. Der Export nach Rußland würde durch die erböhte Preisstellung von 145 pro Tonne Grundpreis für Grob⸗ und 155 für Harfe sicherlich keine Ginbuße erleiden, wenn nicht die so überaus langen Liefer. fristen den Bezug nach den entfernteren Relationen Rußlands, wie Moskau und den Küstenplätzen am Schwarzen und Kaspischen Meer, wegen der langen Dauer der Expedition unmöglich machten. Dagegen ist das Geschäft nach Russisch⸗ Polen in allen Sorten Waljeisen außerordentlich lebhaft. Vom Ro heisen⸗ markt ist keine Veränderung zu verzeichnen, da die Verkaufsthätig⸗ keit, nachdem die Produktion des laufenden Jahres im großen Ganzen längst an den Mann gebracht ist, so gut wie ruht. Die Alteisen, eingänge auf den Werken sind umfangreicher wie früher, sodaß sich auf den Hüttenplätzen wiederum größere Bestände angesammelt haben. Die Lage des RKohzinkmarktes war unverändert fest, die r e. blieben aber nur gering. In den Preisen für Rohzink und Zinkbleche ist keine Veränderung eingetreten.

Am Himmelfahrtstaze wurde in Cannstatt die von dem Internationalen Acetylenwerke⸗ Verbande veranstaltete II. Acetylen , , , d. eröffnet. Nach einer Begrüßungs⸗Ansprache des Vorstandsmitgliedes Welkoborsky⸗Gießen hielt der Ober ⸗Bürgermeister Nast die Eröffnungsrede. Dann unternahmen die erschienenen Ver⸗ treter staatlicher und städtischer Behörden unter Führung des Vorstandes einen Rundgang durch die Ausstellung. Weit über 100 der bedeu⸗ tendsten Firmen des In⸗ und Auslandes sind vertreten, auch ist eine Fachausstellung für Blechbearbeitung und Installation dumit ver⸗ bunden. Die Ausstellung giebt Zeugniß von dem Aufschwunge, den die. Acetylen Industrie seit der ersten Acetylen. Fachausstellung im März 1898 in Berlin genommen hat. Daß die Bedeutung der Aus— stellung auch im Auslande gewürdigt wird, geht aus der Entsendung eineg besonderen Delegirten der Soisté Technique de 1 Acstylôns in Paris hervor.

Stettin, 15. Mal. (B. T. B.) Spiritut loko 38,60 nominell.

Breglau, 15. Mai. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Schles. 3 o L. Pfdbr. Litt. A. 88,55, Breslauer Diskontobank 123,20, Breslauer Wechslerbank 111,50, Schlesischer Bankverein 148,00, Breslauer Spritfabrik 184 50, Donnerzmark 205,00, Kattowitzer 213,40, Oberschles. Eis. 1530,60, Caro Hegenscheidt Akt. 171,75, Oberschlef. Koks 16990, Oberschles. P. J. 189, 00, Opp. Zement 190,90, Giesel Zem. 190,00. L.-Ind. Kramsta 16850, Schles. Jement 240 00, Schles. Zinkh. A. 375,50, Laurahütte 25475, BresI. Delfabr. 80, 00, Koks. Obligat. 100,80, Niederschles. elettr. und Kleinbabn⸗ gesellschaft 113,50, Cellulose 6 Cosel 168.50, Schlesische Elektrizitäts! und Gasgesellschaft 125,00, Oberschlesische Bank⸗ aktien 115,00.

Produktenmarkt. Spiritus pr. 1090 1 100 exkl. 50 M Verbrauchsabgaben vr. Mai 57,80 Br., do. 70 M Verbraucht⸗ abgaben pr. Mai 37,80 Gd.

Magdeburg, 15. Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker exkl. 88 0, 0 Rendement —. Nachprodukte exkl. 5 Oso Rendement —. . Geschäftsloz. Brotraffinade 1 25,25. Brot- raffinade II 25, 00, Gem. Raffinade mit Faß 25, 00 25,50. Gem. Melis 1 mit Faß 24,25. Ruhig. Rohzucker J. Produkt Transit J. a. B. Hamburg pr. Mai 11,079 Gd. , 11,15 Br., vr. Juni e , n , , pr. August 11.25 Gd., 11,274 Br., pr. Oktober⸗Dejember 9,90 Gd. 3, 3 Br. Stetig.

Frankfurt a. M., 15. Mai. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. ond. Wechsel 20,452, Pariser do. 81,116, Wiener do. 169,55, 3 06o Neichs. A. 92, 10, 3 ,σ“ 0 Hessen v. 96 88,80, Italiener 95,70, 3o / port. Anleihe 27,20, Ho /g amort. Rum. 101,60, 4 russische Konf. 40 Russ. 1894 99,90, 4 Spanier 60,60, Konv. Tür; 23,30, Unif. Egypter —— 5 69 konf. Mexikaner 109,90, 6 Q Mexilaner 99,20, Reichsbank 1655,10, Darmftädter 153,90, Digkonto⸗ Komm. 198,20, Dresdner Bank 165,10, Mitteld. Kredit 118,00, Oest.“ung. Ban 153,00, Oest. Kreditakt. 224,80, Adler

ahrrad 249, 80. ng EGlekrrizit. 300,20, Schuckert 238,90, Höchfter arbwerke 423,00, Bochumer Gußstahl 267, 09, Wefteregeln 221,90, aurahütte 255,30, Gotthardbahn 148,00, Mittelmeerbahn 110,30, Privatdiskont 38. 5 / amort. innere Mexikaner 3. Serie —.

Effekten · Sozietät. (Schluß.) Defterr. Tredit⸗Aktien 224,80, Franz. —, Lomb. —, Ungar. Goldrente —, Gotthardbahn 148,40, Deutsche Bank 212, 10, Disk. Komm. 198,40, Dresdner Bank 165, 10, Berl. Handelsges. =—,. Bochumer Gußft. 26770, Dort⸗ nunder Union —, Gelsenkirchen 207, 00, Harpener 202,20, Hibernla 223,70, Laurahütte 254,60, Portugiesen 27,99, Italien. Mittelmeerb. —, Schweizer Zentralbahn 148,20, do. Nordostbahn 103,50, do. Union 78,60, Italien. Möridionauxr —, Schwener Simplonbahn 89,30, 6 o/o Mexikaner —, Italiener 95,70, 3 oo Reichs- Anleihe . Schuckert 239, 0, Northern —. Edison Allgemeine Elekttrizitatsgesellschaft —, Helios 179,090, Nationalbant —, 1860er Loose —, Spenier 62,40, Höchster Farbw. —, Türken⸗ loose —, Adler Fahrrad —, Westdeutsche Jute —. —.

Köln, 15. Mai. (W. T. B.) Rübsl loko 52,0, pr. Mai 49,30.

Essen a. d. Ruhr, 15. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Versammlung der dem , Kohlen syndikat angehörigen Zechenbesitzer erstattett, wie die „Rheinisch⸗ Westfälische Zeitung“ berichtet, der Vorstand des Kohlensyndikats den Geschäftsbericht. Demselben zufolge betrug die Fördereinschränkung im März 0,52 /“ (im Vorjahr 7.25 0/so), im April 8,53 / 9 (im Vorjahr 11,99 0 /o). Der arbeitstägliche Versand an Kohlen, Koks und Brikets stellte sich im März auf 14881 Doppelwaggons und überstieg denjenigen im gleichen Zeitraum des Vorjahres um 1678 Doppelwaggons. Im ersten Quartal 1899 belief sich die Fördereinschränkung guf 1.716060 (im Vorjahr 6, 96 o/ 9, der arbeits,. tägliche Versand auf 14703 Doppelwaggons (gegen das 4. Quartal 1898 mehr 3,32 /m, gegen das 1. Quartal 1898 mehr 116100). In der sich anschließenden Hauptversammlung wurde der Jahresbericht und die Bilanz genehmigt und dem Vorstande und dem Aussichts—⸗ rath Entlastung ertheilt.

Dresden, 15. Mai. (W. T. B.) 3 υ Sächs. Rente 88, 86, 34 do. Staatsanl. 99,60, Dregd. Stadtanl. v. 93 98,375, Dregd. Kreditanstalt 129, 50, Dresdner Bank 166,900, do. Bankverein 118,60, Leipziger do. 185, 00, Sächsischer do. —, Deutsche Straßenb. 165,50, Dregd. Straßenbahn 195,30, Henn fe , es. ver. Elbe⸗ und Sn , 143,50, Sächs. Böhm. Dampfschiffahrts⸗Ges. 276,00, Dregd. Baugesellsch. 240, 60.

Leipzig, 15. Mai. (W. T. B.) Schluß ⸗Kurse. 30/0 Sächsische Rente 88, 90, 3F oso do. Anleihe 99,960, Zeitzer Paraffin⸗ und Solaröl⸗Fabrik 118,50, Mansfelder Kuxe 1215,00, Leipziger Kredit⸗ anftalt Aktien 201,45, Kredit-, und Sparbank zu . 123,50, Leipziger Bank⸗Attien 185, 00, Leipziger Hypotbekenbme nt 149,50 Sachsische Hank tt en 141.56. Gaqhfische Joden Frchilt. An talt 138 Oo, Leipziger Baumwollspinnerei⸗Aktien 176,5, Leipiiger Tammgarn⸗ Spinnerel⸗Aktien 195. 00, be,, n, e. Stöhr u. Co. 194,00, Altenburger Aktien⸗Brauerei 235,00, Zuckerraffinerie Halle⸗Aktien 130,25, Große Leipziger Si irh 208,90, Leipziger Elektrische Stn edge; 138,25, Thüring c Gas. Gesellschastz⸗ ktien 261, 00, Seusche , ö 3, Leipniger CGleftrizitäts werke 120 60, Sächsische Wollgarnfabrik vorm. Tittel u. Krüger 166,00.

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