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Kongreß zur Bekämpfung der Lungentuberkulose als Volkokrankheit.
. Sitzung vom 27. Mai 18989.
Der Herzog von Ratibor eröffnet die Sitzung und verliest folgende Telegramme: Seiner Durchlaucht dem Herzog von Ratibor, Berlin. Seine Majestät der Kaiser von Rußland hat Aller⸗ ädigst geruht, mich zu beauftragen, Eurer Durchlaucht und ebenso em Professor von Leyden seinen aufrichtigen Dank für das Telegramm auszudrücken, welches Sie und der Professor von Leyxen die Gũte gehabt haben, gelegentlich der Eröffnung des Kongresses zur Be⸗ kämpfung der Tuberkulose an ihn zu richten. Indem ich mich diefes Allerböchsten Auftrages entledige, bitte ich Sie, Herr Herjog, die Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung entgegenzunehmen. O sten⸗Sacken.
An den Marquis von 2 Botschafter von Frankreich, in Berlin.
Der Präsident der Französischen Republik, sehbr gerührt durch das Telegramm, welches der Herzog von Ratibor, Präsident des Tuberkulose Kongresses, an ihn gerichtet hat, beauftragt den französt⸗ schen Boischafter, an den Herrn Herzog von Ratibor für seine liebens⸗ würdige Aufmerksamkeit seinen Bank gelangen zu lassen und ihn des . Intereffes zu versichern, welches er an den Arbeiten des augenblicklich in Berlin tagenden Kongresses nimmt.
Seiner Durchlaucht dern Herzog von Ratibor, Berlin. Ich bitte, meinen herzlichsten Dank für die freundliche Begrüßung anzunehmen, und wünsche dem Kongreß den besten Erfolg. William Mac Kinlev.
An den Kongreß zur Bekämpfung der Tuberkulose. . Der ätielogischen Abtheilung des Kongresses sender herzlichen Dank für freundliches Gedenken und beste Wünsche für erfelgreiche Verhandlung. Koch.
Geheimer Medizinal⸗Rath B. Fränkel theilt mit, daß die Firma Max Kahnemann-⸗Berlin am Freitag dem Kongreß zu dem von Herrn , Man heimer gestifteten Tongrehpreis für die beste
rbeit zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht weitere ein. taufend Mark eingefandt hat. Auf Antrag des Geheimen Raths B. Fränkel beschließt der Kongreß, diese Summe anzunebmen und sie dem Schatz meister zur Aufbewahrung zu übergeben. Es bleibt den Preisrichtern Überiassen, zu bestimmen, ob: 1) die beste Arbeit die ganze Summe von 4000 M, oder ) die beste Arbeit 3009 60, die zweitbeste 1000 , oder 3) im Falle zwei gleichwerthige Arbeiten zu krönen sind, jede derselben je 2) 60 M erhalten soll. Im übrigen bleiben die Bestim⸗ anungen über den Kongreßpreis unveräntert.
Rach weiteren geschäftlichen Mittheilungen des Geheimen Medi⸗ Final - Raths von Leyden verliest Stabzarzt Dr. Pannwitz
eine dem Kongreß zugegangene, warm gehaltene Begrüßung des Aerzte⸗ vereins in Yalta.
Geheimer Medtzinal-⸗Rath Liebreich⸗Berlin macht als Vor— sitzender der balneologischen Gesellschaft die Mittheilung, daß im Jabre 1898 beschlossen worden sei, dem verstorbenen Begründer der Dessstättenbewegung Brebmer ein Den km al zu setzen. Er schlägt vor, Delegirte des Kongresses als Comitsmitglieder 9 das rehmer⸗ Denkmal abzuordnen. Sein Vorschlag findet allgemkine Zustimmung.
Hierauf tritt der Kongreß in die Tagesordnung ein:
Abtheilung V. Heilstättenwesen.
Präsident des Reichs. Versicherungßamts Gaebel--⸗ Berlin eröffnet die Verhandlungen mit dem Hinweis darauf, daß in der heutigen Sitzung das Facit von dem bisher Besprochenen gezogen, daß erörtert werden soll, inwieweit und wodurch die bisher ge— wonnenen Erfahrungen in die Praxis umgesetzt werden können. Wenn auch die vom Kongteß gewählte Bezeichnung der Belämpfung als Bolkskrankbeit! ausdrücken soll, daß alle Klassen, der Bevölkerung geschützt werden sollen, so richtet sich die Heilstätten bewegung doch mit ibren Bestrebungen hauptsächlich auf die breiten Maffen des Volkes, die arbeitende Bevölkerung Neben der Errich- jung der Heilstätten bleibt es aber die wichtigere Aufgabe, das Inter— esse des Volkes für diese Bestrebungen zu gewinnen und anzuregen. Es darf mit besonderer Genugthuung begrüßt werden, daß ju der beutigen Sitzung jablreiche Vertreter der Aibeitnehmer, der Ver⸗ sicherten selbst, erschienen sind. /
Geheimer Medizinal Rath, Professor von Ley den Berlin, mit lebhaftem Beifall begrüßt, spricht über die Entwickelung der
allem die Prophylaxe, im Kampfe gegen die Tuberkulose von Bedeu— tung sind, so bleibt doch dem Heilstättenwesen die Hauptaufgabe über- sassen. Hier müssen sich die verschiedenen Interessenkreise zu humanem Wirken vereinigen; die Tuberkulose - Bekämpfung ist eine Frage der allgemeinen Kultur, und der Kongreß hofft mit seinen Verhandlungen die Hilfe weitester Volkskreise zu gewinnen. Der Vortragende selbst hat regen Antheil an den g ren te ef, Sle haben in Deutschland in den letzten Jahren eite lebhafte Entwickelung gefunden. Auch in den anderen Ländern, wie England, Oesterreich, Frankreich, Rußland, Amerika, Spanien, der Schweiz and Schweden, ist viel auf diesem Gebiet geschehen, wie Rwdner im Einzelnen ausführt. Mit Freude ist festzustellen, daß die erste An- regung von Aerzten ausgegangen ist. Vogt ⸗ Bern bat 1880 die ersten Vorschläge gemacht. Goldschmidt - Reichenhall und por allem Dettweiler haben in Wort und That für diese Ideen ekämpft. Letzterer hat auf dem Kongreß für innere Medizin 1880 n Wie baden darüber gesprochen. von Leyden selbst hat 1888 in Berlin das Thema bebandelt. Früher zog man keine scharf: Trennung zwischen Heim. und Heilstätten, was zur Folge hatte, daß die Frage in breiteren Kreisen nicht genügend in Fluß kam. Nach der kurzen Unterbrechung, die die Entdeckung des Tuberkulins im Jahre 1890 bedingte, wurden jedoch im Jahre 1891 unsere Bestrebungen wieder
Heilstättenbestrebung. Wenn auch manche anderen Punkte, vor=
lebhaft aufgenommen. Als erste große That ist die Eröffnung der Deitweiler Volksheilstätte in Falkenstein im Jahre 1892 zu erwähnen. In demselben Jahre machte Direktor Gebhardt Lübeck den Vorschlag, daß tuberkulsse Versicherte in Heilstätten aufgenommen werden sollten. Das Reichs. Versicherungsamt nahm diesen Vorschlag auf. Die erste selbst⸗ ständige Anstalt wurde im Jahre 1897 in Andreasberg im Harz er⸗ richtet. Geheimrath von Leyden's Vortrag auf dem Kongreß in Budapest im Jahre 1894 gab für die Bewegung weitere Anregung. 1396 bildete sich der Berlin ⸗Brandenburger Heilstätten verein unter dem Vorsitz von Althoff, von Leyden und B. Fränkel. Die von ihm ge⸗ schaffene Heilstätte Belzig ist fast vollendet. Gleichseitig traten die Vereine vom Rothen Kreuz unter Leitung der verewigten Fürstin zu Hohen ⸗ lobe und des Stabsarjtes Pannwitz in Thätigkeit und gründeten die Heilstätte am a,, Das unter dem Vorsitz des Reich: kanzlers Fürsten zu Hohenlobe begründete Zentral, Comits für die Errichtung von Lungenheilstätten hat in fruchtbarster Weise zur Zentralisierung und Zusammenfassung der ausgehieiteten Bestrebungen deigetragen. 33 Volksheilstätten sind jetzt in Deutschland theils im Betriebe, theils in der Errichtung begriffen. Besonders die Provin: Sachsen ist, dank dem energischen Wirken des Ober-Präsidenten von Boetticher und seiner Gemahlin auf diesem Gebiete, in eifrigster Thätigkeit. Als interessanter Beweis für das Interesse, dag die breiten Volksschichten doch an der Bewegung nebmen, kann die Thatsache dienen, daß in einer kleinen Gemeinde von wenigen hundert Seelen 45 6 11 3 aus kleinsten Beiträgen gesammelt und für die Zwecke der Lungenheilstätten für Frauen und Mädchen überwiesen worden sind. Neben die Heilstättenfrage tritt weiter die Sorge für die Angehörigen der Kranken und für Arbeits, beschff ung für die aus der Anstalt Entlassenen. Das größte Werk des Zentral- Comitéz ist aber die Einberufung des jetzigen Kongresses. Möse der glänzende Verlauf, den derselbe genommen, dem großen Publikum zeigen, daß es seine Sympathien einer edlen Sache ge— widmet hat.
Dr. Friedeberg⸗Berlin spricht über die Mitwirkung der Krankentaffen und Kranken kassen-Aerzte bei der Heil stätten-Fürforg e. Die bieherigen Verhandlungen haben erwiesen, daß die Tuberkulose heilbar ist, jzweitenz, daß auf, die Entstehung dieser Krankheit soziale und wirthschaftliche Verhältnisse sowie die Beruftzthängkeit den allergrößten Einfluß haben. Die Arbeiter glauben zwar, daß ohne RKoalitionsfreibeit eine Ueberwindung der Tuberkulosegesahr unmöglich ist. Nichts destoweniger erkennen sie an, was die Regierung wie auch das Zentral Comité des Vereins zur Bekämpfung der Tuberfulofe geleistet hat, und die zahlreiche Beibeiligzung der Arbeiterkreise an dem. Kongreß beweist, daß die Arbeiter freudig mitarbeiten wollen. Die Krankenkasfen haben an der Heilstälten Fäürsorge das allergrößte Intereffe, weil gerade unter ibren Mitgliedern die Krankheit hochgradigere Verheerungen wie in den anderen Schichten der Bevölkerung anrichtet. Fast die Hälfte aller Todesfälle der Industrlearbeiterschaft wird durch Schwindsucht ver- ursacht. Chenso der überwiegende Thell der Invaliditätsfälle. Aber
die Krankenkassen haben nicht nur humane, sondern auch materiell
Interessen. Vor Einführung des hyglenisch ⸗diätetischen Heilverfahren
Feliefen sich die Kosten jedes Schwindsuchtsfalls im Laufe der Jahre auf 70 bis 2400 S, ohne daß damit Hilfe geschaffen wurde. Eine rationelle Schwindsuchtsbekämpfung durchzuführen, sind die Krankenkassen finanziell nicht in der Lage. Bekanntlich beeinträchtigt ihren Rutz'n die Zersplitterung des Kassenwesens, die Höhe der Ver waltungekosten und der Umstand, daß sie manche Lasten zu tragen haben, die eigentlich den Berufsgenossenschaften auferlegt werden müßten. Die Invalidstätz. und Alterghersicherunges⸗Anstalten können mit ihren reicheren Mitteln unschätzbare Dienste leisten. Sie , aber statt der ihnen gegenwärtig zustehenden Befugniß, ein Heilverfahren vor oder nach Ablauf der Verpflichtungen der Krankenkasse einzuleiten, esetzlich verpflichtet werden, unmittelbar an Lie gesetzliche
äindestleistung der Krankenkassen ihre Fürsorge anzuschließen. Die frühere Befugniß soll dabei nicht aufgehoben werden, damit kein , entsteht und etwa die Armenpflege eintreten müßte.
ag volle Krankengeld der Krankenkassen soll den Familien der Be⸗ handelten zufallen. Bei der HeilstättenFürsorge ist die Mitwirkung der Krankenkassen. Aerzte unentbehrlich, welche rechtzeilig für die Auf⸗ nahme der Erkrankten sorgen müßten. Die zur Behandlung Geeigneten sind nun im st engen Sinne noch arbeitsfähig, daber darf der Begriff der Eiwerbzunfäͤhigkeit, wenn man wirklich, Nutzen schaffen will, nicht so ausgelegt werden, daß darunter lediglich die Unmöglichkeit zur Weiterarbeit oder ein der Gesundheit des Erkrankten unmittelbar drohender Nachtheil zu verstehen ist, vielmebr muß der Fall der Heilstätten⸗Fürsorge auch dann als, vorliegend anerkannt werden, wenn von dem Weiterarbeiten Beeintrãch tigung oder Verlust der AÄrbeitefäbigkeit in abfebbarer Zeit zu befürchten ist. Auch werden bei der Wichtigteit der Aufklärung, der Bevölkerung und der Erziehung derselben zu hyzienischer Denkweise und Lebensführung Vorträge der Krankenkafen⸗ Aerzte in Krankenkassenversammlungen erforderlich sein. Hier in Berlin haben sich über 100 Aerzte dazu bereit erklärt. Ferner sind zu diesem Zweck Vortragskurse in den Heil⸗ statten durch die Heilstätten Aerzte einzurichten. Die Krankenkassen werden aufklärende Schriften unter den Versicherten verbreiten, es werden Plakate mit leicht verständlichen Vorschriften in Fabriken an⸗ gebracht werden, es werden Gelegenheiten zu unentgeltlicher Sputum⸗ untersuchung in Staatsinstituten und Krankenhäusern nach dem dankenswerthen Besspiel des preußischen Medizinal⸗Ministeriums ge⸗ schaffen werden müssen. Wenn so alles ron seiten der Kranken⸗ kenkassen wie auch anderer hier Betheiligter zum Kampfe geschieht, so ist zu hoffen, daß schon am Ende des Jabrhunderts die Wurzeln ge⸗ legt werden, deren Früchte in der Bekämpfung dieser mörderischen . das nächste Säkulum pflücken wird. (Lebhafter, allseitiger
eifall
Landes-⸗Rath Meyer. Berlin spricht über finanzielle und rechtliche Träger der Heilstätten⸗ Unternehmungen. Die hbvgtenisch. diätetische Behandlung der Tubertulösen in besonderen Heil⸗ stästen ist ein werthvolles und wütsames Heilmittel der Krankheit. Des halb gilt es, unbekümmert um die Möglichkeit anderer Behand- lungsmethoden, derartige Heilstätten in der erforderlichen Zahl ins Leben ju rufen. Zur Lösung dieser großen Aufgabe reicht die Liebes thätigkest freier Vereinigungen nicht aus, vielmehr ist es dringend er— forderlich, mit finanzieller Unterstützung der staatlichen und behörd— lichen Organe unter gleichzeitiger Benutzung der sozialen Organisattonen den Kampf zu führen. Eine Verpflichtung für die Uebernahme des Baues von Heilstätten läßt sich aus den gesetz lichen Vorschriften weder für Kommunen, noch für staatliche Be⸗ hörden berleiten. Alle dahin zielenden Vorschläge haben die Billigung des Reichstages nicht gefunden. Man wird auch füglich daran zweifeln müssen, ob eine landesgesetzliche Regelung der Heilstättenfrage dem Unternehmen dienlich sein wird. Einmal deswegen, weil viele Ge—⸗ meinden bereitz an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind, und ferner, weil man dann wahrscheinlich auf die Mitwirkung sozialer Organisationen Verzicht leisten müßte. Es bedarf aber auch gar keiner legislatorischen Maßnahmen; denn die finanziellen Träger der Heilstätten Unternehmungen sind bereits latent vorhanden, es ist nur nöthig, sie zweckmäßig nutzbar zu machen. Neben aller Humanität ist die stärkste Triebfeder für Einrichtungen dieser Art das gesunde, berechtigte Interesse. Nur dieses allein bietet zugleich die Gewähr der zweckmäßigen Durchführung, sowie die Beständigkeit des Geschaffenen. Ein besonderes Interesse an der Arbeitsfähigkeit ihrer Kranken haben vor allem die Arbeitgeber, ferner die Krankenkassen und endlich die Invalitäts, und Alters versicherungs⸗Anstalten und Beruftzgenossenschaften, die darauf bedacht sein müssen, daß die Krankheit nicht zu dauernder Erwerbsunfähigkeit und damit zur Rentenzahlung führt. Ein nicht geringeres Interesse an dieser Frage haben die kommunalen Korporationen, und endlich ist der Staat n. interessiert, behufs Sicherung und Grhaltung der Volksgesund⸗ heit, sowvie Mehrung der Volkswehrkraft und des Volkgwohlstandes. Der Staat hat die Pflicht, jetzt, wo durch die Pionierarbeit der gemeinnützigen Vereine der Weg geebnet ist, thatkräftig einzugreifen. Z. B. müssen die Eisenbahntarife von und zu den Heilstätten ver—⸗ billigt werden. Alle diese Maßnahmen aber können nur dann zum Ziele führen, wenn sie gemeinsam wirken. Nur dann kann eine unnütze Verwendung und Vergeudung der Mittel ver—⸗ bütet werden. Welche der verschiedenen zur Mitarbeit berufenen Stellen die Errichtung der Heilstäͤtten unternehmen soll, ist nur eine Frage der größeren Initiative und bleibt abhängig von den besonderen Verhältnissen des Ginzelfalles. Jedenfalls wird ohne Mitwirkung der Selbstoerwaltungskörver der obligatorischen deutschen Arbeiter versicherung die finanzielle Sicherung der Heilstätten⸗Unternehmungen nicht zu erzielen sein. Das Ziel muß eine ausreichende Besetzung des ganzen Deutschland mit Heilstätten sein; in jedem größeren Kommunalbezirk in Preußen, in jeder Provinz muß mindestens je eine, den Bedürfnissen entsprechend große Heilstätte für Männer und Frauen errichtet werden. z Baurath Schmieden Berlin legt hierauf die Normen für die
bauliche Herstellung von Heilstätten dar. In Anlage und Betrieb einer Volksheilstätte für Lungenkranke muß bei möglichster Einfachheit allen byglenischen Anforderungen der Neuzeit, sowie einem gewissen unerläßlichen Krankenkomfort Rechnung getragen werden. Der auszuwählende Bauplatz muß gegen Winde geschützt und ausgiebiger Befonnung ausgesetzt sein. In nächster Nähe sind reichliche, nicht zu dichte Nadelholzwaldungen dringend erwünscht. In der Nachbarschaft dürfen industrielle Unternehmungen nicht Platz greifen, da die Luft staub-, rauch und rußftei sein muß. Auf leichte Zugänglich keit mittels Eisenbahnen ꝛc. ist Bedacht zu legen. Reichliches und gutes Trink und Gebrauchswasser muß vorhanden, die Gesammt⸗ anlage muß erweiterungsfähig sein. Auch bei kleineren Anlagen syllte mindesteng ein, wenn möglich verheiratheter Arzt in der Anstalt wohnen. Von der Wohnung des Arztes bezw. den Wohnungen des Aussichtspersonalüz soll die Anstalt möglichst vollkommen übersehen werden können. Die Raͤumlichkeiten für den Wäschereibetrieb sind in getrennten Gebäuden unterzubringen. Die Heilstätten sind für mindestens 30, höchstensß 200 Betten eimurichten, da sonst die Rentabilität beiw. im anderen Falle die Ueber⸗ sichtlichteit leiden würde. Die Kosten pro Bett würden sich auf etwa 3040 bis 4009 MM stellen — Bezüglich der inneren Eintheilung der Gebäude sind die Schlafräume nicht zugleich als Wohnräume einzu⸗ richten, mit mindesteng 30 ebm Luftraum pro Bett. Zwischen je zwei Betten ist ein Zwischenraum von 1 bis 2 m zu jsassen. Die Liegehallen sollen an beiden Längsseiten freistehen, der Luft Zutritt gestatten und möglichst nicht direkt nach Süden gelegen sein, weil sie sonst im heißen Sommer bei zu starker Sonnenhestrahlung nicht benutzbar sein würden. Die Badeeinrichtungen müssen in durchaus trockenen, angemessen erwärmbaren Räumen, nie im Keller eingerichten werden. Für ein Untersuchungezimmer, ein Laboratorium u. J. w. ist Bedacht zu nehmen. Die Wande und Fußböden sind möglichst un— durchlässiz und leicht abwaschbar herzustellen. Zentralheizung, elek⸗ trische Beleuchtung, Einrichtungen für möglichst sofsortige Unschädlich⸗ machung des Auswurftz sind dringendes Bedürfniß. Desgleichen müssen Speisegeschsrre nach jedem Gebrauch sterilisiert werden können; auch ist die Wäsche, bevor sie in die Waschküche gelangt, aue zukochen bezw. zu sterilisieren.
Stabtarjt Schultzen⸗ Berlin erörtert im Anschluß an diesen Vortrag die Kinrichtung und den Betrieb von Heilstätten. Die Volksheilstätten müssen für jedes Geschlecht völlig getrennt und einklassig angelegt werden. Beim Bau ist das getrennte Pavillonsystem vorzuziehen. Zur Crweiterung einer Hiil⸗ stätte für die Sommermonate eignen sich, die transportablen Döcker'schen Baracken. Die Größe einer Heilstätte ist so zu nor—⸗ mieren, daß ein leitender Acjt alle Kranken gut überwachen kann. Die Krankenzimmer sollten größtentheils zu 2 bis 4 Betten ein— gerichtet werden; Einzelzimmer müßten in geringer Zahl vorgesehen werden. Bett und Badewäsche ist seitens der Anstalt zu ge⸗ stellen, die zwangsweise n, n. einer gleichen Anstaltskleidung ist nicht empfehlenswerih. Die Beköstigung der Kranken hat gemeinsam stattzufinden unter dauernder Aufsicht des Pflegepersonals. Als Ver abreichungsart ist im Interesse der Kranken die nicht portionsweise Verabreichung vorzuzieben. Die Volksheilstätten sind nicht nur in ärztlicher Hinsicht, sondern auch in jeder anderen Richtung dem leitenden Arzte allein zu unterstellen. Der leitende Arzt bedarf daher einer gründlichen klinischen Ausbildung, praktischer Erfahrung im Verwaltungsdienst und eingebender Kenntniß der sozialen Gesetzgebung. Die Aerzte, vor allem der leitende Arzt müssen in der Anstalt wohnen. Der Krankenpflegedienst wird zweck⸗ mäßig durch Schwestern wahrgenommen, welche gebildeten Kreisen entstammen. Männliches Pflegepersonal eignet sich aus verschie enen Gründen nicht dazu. Die Gesammtkosten eines Heilstättenbetriebes, bei durchschnittlicher Belegung von 110 Betten, beziffert der Vor— tragende auf einen Tagesatz von 3 6 pro Kopf. Inwieweit die Selbstübernahme landwirthschaftlichen Betriebes eine Kostenminderung mit sich bringt, hängt von den örtlichen Verhältnissen ab. Was die Hellerfolge anbetrifft, so ist nur der Dauererfolg für die Beurtheilung maßgebend. Die Heilungen der Tuberkulose im strengen pathologisch⸗ anatomischen Sinne kommen hier nicht in Betracht. Die bis⸗ herigen Ergebnisse der Volksheilstättenbehandlungen gestatten vorläufig noch kein abschließendes Urtheil, gewähren jedoch schon jetzt die Aus⸗ sicht, daß die Vollsheilstätten im Kampfe gegen dir Tuberkulose eine gute Waffe bilden werden. Einen zahlenmäßigen Austzdruck für die Heilerfolge der Heilstättenbehandlung giebt die vom Reichs, Versiche⸗ rungtamt aufgestellte Statistik für die Jahre 1897 und 1898 an die Hand. Indessen ist diese dech zur Beurtheilung der Sache noch nicht autreichend. — Die bisher feststellbaren Heilerfolge müssen an sich als günstig betrachtet werden, sind aber noch erheblich besserungs ähig, durch sorgfältigere Auswahl der aufzunehmenden Kranken, ferner durch eine Ver⸗ längerung der Kurdauer und endlich durch Schaffung von Uebergange— Anstalten, in welchen entlassene Kranke noch längere Zeit unter günstigen Ernährungsberhältnissen gesundheitsgemäße Arbeir verrichten können. Um eine allen Ansorderungen entsprechende Statistik zu gewinnen, müssen sämmtliche Volkeheilstätten verrflichtet werden, ihre Behandlungsergebnisse sowohl bei der Entlassung, als auch all jaͤbrlich nach der Entlassung nach einheitlichen Gesichtsrunkten auf zustellen. Die Ergebnisse jeder einzelnen Anstalt sind alljährlich nach dem festgestellten Muster an eine Zentralstelle zur Anfertigung eines Sammelberichts zu senden, in Deurschland am besten an das deutsche Zentral Comité zur Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke.
Sodann spricht Stabearzt Dr, Pannwitz beifällig begrüßt, über die Fürsorge für die Familien der Kranken und die aus Heilstätten Entlassenen. Herr Friedeberg hat bereits be⸗ weglich geschildert, wie schwer sich ein ,,. zum Eintritt in die Heilstätten entschließt, wenn für die Seinen nicht gesorgt ist. Auch das Ergebniß der Kur hängt wesentlich davon ab, ob er dieser Sorge enthoben ist; denn nicht nur Arznei und Luft. sondern auch pfychische Ginwirkungen sind dafür von wesentliche Bedeutung. Es ist daher eine ergänzende Fürsorge für die Angehörigen der Heilstätten⸗ pfleglinge anzustreben; ander rseits ist auch dem Kranken die Furcht zu benehmen, daß er nach der Entlassung aus den Heilstätten nicht wieder Arbeit finden werde. Dabei ist zu hoffen, daß die Arbeitgeber, wie dies viele schon in entgegenkommendster Weise dem Zentral ˖ Comité in Aussicht gestellt haben, den Erkrankten die Stellen offen halten und auch später bre Thätigkeit erleichtern. Es könnte auch in der letzten Zeit des Heil⸗ stättenaufenthaltg ein Berufswechsel angebahnt werden. Diese ergänzende Fürsorge muß planmäßig der freiwilligen Thätigkeit der gemeinnützigen Vereine, in Deutschland am besten dem Vereine vom Rothen Kreuz, angegliedert werden. Der schwierigste Theil des Weges zur Bekämpfung der Krankheit, so etwa schloß der Redner, sei schon zurückgelegt; man habe die Höhe des Berges überschritten, und über des Berges Spitze erscheine die Kirche der zu erreichenden Ortschaft, auf deren Spiße das goldene Kreuz der Nächstenliebe blinke. (Beifall)
(Hierauf tritt eine Pause von 12 bis 1 Uhr ein.)
In der dann eröffneten Diskussion spricht Herr Rufenacht⸗ Walrers-⸗London über die Sanatorien für Lungentuberkulose in England. Die sogenannte Freiluftkur und die hygienisch diätetische Bebandlung der Lungentuberkulose wären in England schon lange Zeit üblich. Die Lungentuberkulösen würden daselbst zum theil in den allgemeinen, zum theil in besonderen Krankenhäusern für chronische Kranke, zum tbeil in den sogenannten Heimstätten für Brustkranke untergebracht. Die wirklichen Heilstätten für Lungenkranke sind in England erst in der Entstehung begriffen. — C. A. Halbach“ Barmen erörtert die Mitwirkung gemein nütziger Vereine bei der Bekämpfung der Tuberkulose. Von einer Zentralstelle können unmöglich alle Auf, aben hinreichend gelöst werden; es empfiehlt sich deshalb eine zweckmäßige Dezentralisation. Als solche kleineren Zentren könnten die gemeinnützigen Vereine dienen, die sich je nach Bedürfniß in einzelne Ortegruppen gliedern müßten. Die Aufgaben, die sich derartige Vereine stellen könnten, beständen in der Errichtung von Volksheilstätten, Sicherung des Betriebes solcher Anstalten, Sorge für geeignete Auswahl von Kranten zur Aussendung in Heilstätten, Beschaffung der Kur — kosten für unbemittelte, namentlich nicht versicherte Kranke, Familien- sürsorge und Fürsorge beim etwaigen Beruftwechsel der Kranken. Als Beispiel erwähnt der Vortragende den Bergischen Verein für Gemein wohl, der seit Jahren mit immer wachsendem Erfolge auf dem Ge— biete der Bekämpfung der Tuberkulose thätig gewesen ist. — Rechts- anwalt Dr. Mayer, Frankenthal hält eine innige, Verbindung der Träger der drei Arbeiterversicherungsarten für nöihig und will den Keankenkassen das Recht auf Zurückweisung Tuberkulöser oder ju Tuberkulose Disponierter in gefährlichen Betrieben gewahrt wissen. Dann mußte allerdingtz eine innigere Verbindung der Arbeiter versicherung mit den Instituten des Arbeitsnachweises eingerichtet werden. Zum Schluß betont er, daß nach seiger Ansicht das Reich und die Enzelstaaten zu Zuschüssen in der Heilstätten Fürsorge verpflichtet seien. — Herr Geheimer Medizinal ⸗Rarh, Professor Ewald Berlin betont, daß die Bekämpfung der Tuberfulose nicht bloß in der Be⸗ handlung der ausgebrochenen Krantheit, sondern auch in einer wirk— samen Prophylaxe zu bestehen habe. Ver letzteren Indikation werden im hohen Maße die Kinderheilstätten gerechi, die an den deutschen Seeküsten errichtet worden sind. Er berichtet über die dort erzielten Resultate und hält eine Vermehrung der Sceehospize für dringend wünscheng werth. Herr Dr. Salomon-⸗ Berlin schildert die Organisation der von dem Vorredner erwähnten Hospize; bislang sind derartige Anstalten in Norderney, Wyck auf Föhr, Zoppot und Neufähr errichtet worden. — Herr Pro— sessor Baginsky-⸗Berlin betont ebenfalls, daß infolge der physio⸗ logischen Gigenart des kindlichen Organismus die Ginrichtung be— sonderer Kinderheilstätten n, . sei. Da bei den Kindern die Kontattinfektion eine ebenso große Rolle spielt, wie die In—2 halationzinfektion, so muß in solchen Anstalten der Reinhaltung der Kinder besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. — Dr. Sanch ez— Rosal⸗ Guatemala, Valencia, berichtet, daß das National⸗Sana⸗ torlum von Porta⸗Coeli, 26 km von Valeneig, in günstiger topo— graphischer Lage aus den Erträgnissen einer National-⸗Subskription unter dem Proteklorat des Königs und der Königin⸗Regentin von Spanien errichtet ist. Es steht unter Leitung des Professors Moliner von der Universität Valencia und ist für arme Schwindsüchtige be⸗ stimmt, deren Familien auch Unterstützung erhalten. Lie Verwaltung des Sanatortumg hat beschlossen, 10 dentsche arme Schwindsüchtige unentgeltlich dort zu verpflegen. — Herr Dr. We icker⸗Görbersdorf
giebt eine interessante Statistik über das Schicksal der seit 1894 auß seinem Volts⸗ Sanatorium „Krankenheim“ entlassenen Tuber⸗ kulösen, welche sich auf rund 1800 Patienten bejteht. Das Kranken- material erhielt das Sanatorium durch Ueberweisung von 15 Ver- cherungsanstalten, eine kleine Zahl waren Privatpatienten. Durch Zaͤhlkarten sind bei den aus der Anstalt Entlassenen Erhebungen an⸗ gestellt, und dabei wurde die interessante und erfreuliche Thatsache gefunden, daß der Projentsatz der Arbeitsfähigen bei denjenigen, welche im Initialstadium behandelt wurden, von Jahr zu Jahr steigt. Die Auswahl der Kranken m deshalb äußerst sorgsam sein; denn diese Art Anstalten sollen Heilstätten darstellen, nicht aber Krankenhäuser, welche auch für schwere und verlorene Fälle bestimmt sind. Redner empfiehlt eine einheitliche Statistik und hält das Reichs Versicherungsamt für die berufene organisatorische Stelle, eine solche einzuleiten und durchzuführen. — Herr Predö hl Hamburg erörtert die leitenden Gesichtepunkte bei der Auswahl und Nachbesichtigung der in Heilstätten behandelten Lungenkranken. Seine Bemerkungen betreffen weit über 2000 Kranke. Die Grundlage für die , jeden Falles bildet das ärztliche Gutachten. Die Auswahl, der zur Heilstättenbehandlung geeigneten Fälle findet am zweck äßigsten durch bestimmte Vertrauensärzte statt. Bei der Ent⸗ scheidung sind vor allem drei Punkte zu erwägen: die bieherige Dauer der Erkrankung, der augenblicklich Befund der Athmunggorgane und das Allgemeinbefinden. Initialfälle sind die geeignetsten, sortgeschrittenere Fälle von Lungentuberkulose gehören nicht in die Heilstätten. — Herr Dr. R eiche⸗ Hamburg spricht über die Kurerfolge bei den von der Hänseatischen. Versicherunge anstalt für Invaliditäts, und Alters- Versicherung in Heilstätten untergebracht gewesenen Lungenschwind⸗ süchtigen. Diese sind recht günstige gewesen. Bei 90 0 o der Ent⸗ lassenen war eine deutliche Hebung des Allgemeinbefindens, bei 60 9,½ eine Besserung der obsektiven Lungenerscheinungen vorhanden. 60 cu,. waren bei der Entlassung erwerbsfäbig. Auffällig war, daß ein verhältnißmäßig großer Theil der Erkrankten von an GCareinom verstorbenen Eltern abstammt. — Professor Brouardel⸗ Paris spricht über die Verhältnisse der Schwindsuchtsbehandlung in Paris. Nur ein Drittel der Schwind⸗ süchtigen, welche dort Aufnahme in den Spitälern verlangen, kann aufgenommen werden, während zwei Drittel mit weniger schweren Krankheitzerscheinungen abwarten müssen, bis Plätze für sie frei werden. Für sehr nothwendig hält er et, Schwindsüchtige von anderen Kranken zu isolieren, um deren Infektion zu verhüten, andererseits bedürfen die ersteren auch elner ganz anderen Fürsorge in Bejug auf Luft, Ernährung u. s. w. wie die letzteren. Die Befürchtung, daß Phthisiler in besonders für fie bestimmte Anstalten nicht bigeingehen würden, hält er für unbegründet. — Herr Cortezzo⸗Spanien empfieblt die spanische Meeresküste als ganz besonders geeignet für die Errichtung von Sanatorien. — Herr Voll m er- Kreuznach macht Mittheilungen über die Kinderheilstätten in den deutschen Soolbädern, Herr Vaughan -⸗England über englische Sanatorien. — Herr Hoh e- München betont, daß neben der arbeiten⸗ den und dienenden. Bevölkerung auch die Heilstättenbewegung zu Gunsten unseres Mittelstandes gepflegt werden müsse, da eine gemein ⸗ same Unterbringung beider nicht angängig ist. Er schließt mit einem warmen Appell an den Kongreß, für diese Idee zu wirken. — Herr Mich aelis-Rebburg macht Mittheilungen über die Leistungen der Bremer Heilstätte für unbemittelte Lungenkranke in Bad Rehburg, welche aus der Initiative eines Bremer Arztes hervorgegangen ist. Die Anstalt ist nur für 30 Betten eingerichtet. Redner empfieht Anlage solcher kleinen Anstalten. Die Kosten betragen 2,46 M pro Tag und Kopf, sind also verhältnißmäßig gering. — Herr Derecg - Paris spricht über Kindertuberlose, Herr Diajz⸗Lombardo aus Mexiko über den Einfluß des Klimas von Mexiko auf die Lungenschwindsucht. — Moharrem- Bey aus Egypten findet, daß die Tuberkulose im Zu⸗ nehmen begriffen ist. Er schlägt internationale Spitäler für Tuberkulöse vor und will sein ganzes Vermögen zu diesem Zwecke hergeben. — Es sprachen noch Herr Breitung Coburg und Herr Mug dan Berlin, welcher letztere hervorhebt, daß der Kampf gegen die Tuberku⸗ lose hauptsächlich doch von den Aerzten zu führen ist, und daß diesen von den Kassenvorständen und den Regierungen mehr als bisher Bei—⸗ stand gegen die Kurpfuscher gewährt werden müßte. — Herr Gold⸗ schmidt⸗ Berlin giebt der Zustimmung der Gewerkeereine zu den Bestrebungen des Kongresses Ausdruck.
Der Erste Vorsitzende, Herzog von Ratibor, ergriff bierauf das Wort, um nochmals die Bedeutung des Kongresses zu betonen und auszusprechen, daß das Ziel, welches er sich gestellt habe, erreicht sei. Er dankte hierauf allen denen, welche an dem Zustandekommen mit- gearbeitet und den Kongreß gefördert haben, vor allem Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, dann auch dem Reichs kanzler Fürsten zu Hohenlohe, den Vorsitzenden der einzelnen Ab— theilungen, den Delegirten und schließlich dem General Sekretär, Stabsarzt Dr. Pannwitz, der seine unermüdliche Arbeitskraft in den Dienst des Kongtesses gestellt habe.
Der Kammerherr, Vize⸗Ober⸗ Zeremonienmeister von dem Knesebeck entbot hierauf einen Gruß Ibrer Majestät der . und Königin, der Allerböchsten Protektorin, an den
ongreß.
Herr Professor Brouardel sprach in warmen Worten den Dank der auswärtigen Delegirten für die freundliche Aufnahme in Berlin aus und rübmte die Hochherzigkeit Ihrer Majestät der Kaiserin und der Reichsregierung, besonders auch die Gastlichkeit der Berliner städtischen Behörden. Redner gab ferner der Hoffnung Ausdruck, daß die bier geknüpfte Freundschaft fortdauern und im nächsten Jahre bei dem zu⸗ gleich mit der Weltausstellung stattfindenden internationalen Aerzte⸗ kongreß in Paris neuen herzlichen Ausdruck finden werde. Er über reichte dem Präsidenten die Einladung zu diesem Kongreß.
Der Zweite Vorsitzende, Geheime Medizinal⸗Rath, Professor von Leyden, hob die Verdienste des Ersten Vorsitzenden um den Kongreß hervor, worauf diesem seitens der Versammlung ein drei maliges Hoch ausgebracht wurde.
Der Herzog von Ratibor dankte und sprach auch dem Zweiten Vorsitzenden namens der Versammlung Dank aus.
Mit einem begeisterten Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin schloß der Kongreß.
Seinen Abschluß fand der Kongreß am Sonnabend durch ein Festmahl im Saale des Zoologischen Gartens, welchem etwa 500 Damen und Herren beiwohnten. Seine Majestät den Kaiser, den Protektor aller Werke des Friedens, und die Souveräne aller vertretenen Staaten fejerte der Erste Vorsitzende, Herzog von Ratibor. Ihrer Majestät der Kaiserin sprach Professor Brouaidel ⸗Parig im Namen der Humanität nochmals innigen Dank aus für die Förderung des Kongresses. Der Zweite Vorsitzende, Geheime Mediztnal. Rath von Leyden leerte sein Glas auf däyß Wohl des abwesenden Reichskanzlers Fürsten zu Hobenlobe. Ober⸗Medizinal⸗Rath, Professor von Ziemssen München toastete auf das Präsidium, der VijeOber-Zeremonienmeister von dem Knesebeck auf die Damen, vor Allem auf die im Damen Comité thaͤtig gewesenen, der Geheime Medininal Rath. Professor B. Fränkel auf das Sanitäts. Offisierkorpß und seinen Cwef, den General⸗Stabsarzt der Armee Dr. von Coler, und der Prosessor Maragliano⸗Genua auf die gastliche Stadt Berlin. Dann erbob sich nochmals der Herzog von Ratibor, um der rastlosen Thätigkeit des General Sekretärg, Stabtarztes Dr. Pannwitz zu gedenken, der seiner. seits wieder dem gesammten Kongreß ein Hoch darbrachte, wäbrend der Ptäsident des Reiche, Versicherungsamts Gäbel spezell auf dag Wohl der Aerzte trank.
Gestern Mittag folgten das Präsidium des Kongresseg und die offiziellen Vertreter der verschiedenen Staaten der Einladung Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Allerbögsst. welcher mit Fhrer Majestät der Kaiserin und Königin und den drei ältesten Prinzen Söhnen die erschlenenen Oerren, welche von der Station Wildpark in Hof ⸗Equivagen abgebolt werden waren, im Muschelsaale des Neuen Palais empfing. Beide Majestäten unter hielten Sich lebhaft mit den Ihnen einzeln vorgestellten Herren,
denen nach der Audienz ein Frühstück dargeboten wurde.
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