ö ; re, r e,. K 2
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eignen sich ferner diejenigen Fehler nicht, welche von den bei dem Handel mit Vieh betheiligten Personen schon bei mäßiger Aufmerksamkeit sofoꝛt zu erkennen sind (zu 36 S 4609 Saß ? des Bürgerlichen Gesetzbuch)). Das Gleiche fit von allen Fehlern, bei denen zufolge thierärztlicher Erfahrung der
eitraum, innerhalb dessen sie entstehen und zu Tage treten, Überhaupt nicht allgemein bestimmt werden kann, sondern je nach den Umständen fich verschieden gestaltet; denn hier fehlt es an jeder Grundlage für die mit ber Festsetzung einer Ge⸗ währfrist verbundene Rechts vermuthung, daß der Mangel, wenn er im Laufe der Frist fich zeige, schon bei deren Beginn vorhanden gewesen sei 18 484 Rs Bürgerlichen Gesetzbuchs).
Ungeachtet der aus dem Vorstehenden sich ergebenden Beschränkungen haben in dem vorliegenden Entwarfe die Fehler, welche am häufigsten zu Rechisstreitigkeiten führen, fast durchweg eine Stelle gefunden Wo der Entwurf von den bezeichnelen Gesetzen abweicht, hat dies seinen Grund theils in den veränderten Bedürfnissen des Verkehrs, theils in dem heutigen Stande der Thierheilkunde, .
Die Hauptmängel sind für die Nutz- und Zuchtthiere G81 des EntwuürfsJ und für die Schlachtthiere (8 2) je besonders geregelt. Eine solche Scheidung ist nach dem Bürgerlichen Gesctzbuche zulässig (zu vergl. die Denkschrift zum Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs, Verhandlungen des Reichstages 1895/97 Anlage Bd. 1 S. 634) und auch sachlich gerechtfertigt. Denn durch Fehler, welche den Werth und die Tauglichkeit von Nutz- und Zuchtthieren aufheben oder erheblich mindern, wird häufig die Senießbarkeit des Fleisches nicht wes entlich beeinträchtigt, und umgekehrt. Aus der im Entwurfe vorgesehenen Scheidung ergiebt sich ohne weiteres, daß der Verkäufer eines unter die S8 1, 2 fallenden Thieres für die im S L bestimmten Mãngel nuar dann haftet, wenn das Thier als Nut- oder Zuchtthier, für die im S 2 bestimmten Mängel dagegen nur dann, wenn es als Schlachtthier verkauft würd. Die Vereinbarung über die eine oder die andere Art der Verwendung braucht jedoch nicht ausdrücklich getroffen zu sein; es genügt, wenn die Umslände ergeben, daß bei dem Kaufe beide Theile über diesen Punkt einig waren. Besteht Streit, so trifft die Be⸗ welslass nach den allgemeinen Geundsätzen den Käufer. Stellt sich nach dem Abschlusse des Vertrags heraus, daß eine Esnigung der Parteien nach der bezeichneten Richtung in Wirklichkeit überhaupt nicht. erfolgt ist, so wird gemäß 8 155 des Bürgerlichen Gesetzbuchs in der Regel der ganze Vertrag ungültig sein.
Di Dauer der Gewährfristen ist, soweit es die Natur der Fehler gestattet, gleichmäßig geordnet. In keinem Falle ist diese Dauer länger bemessen, als nothwendig erschien, um dem Käufer die Wahrnehmung des Mangels zu ermöglichen. Dabei konnte indessen hinsichtlich der Schlachtthiere nicht außer Betracht bleiben, daß sie vielfach erst in den Zwischenhandel gebracht und auf weite Entfernungen versandt werden, ehe sie jur Abschlachtung gelangen. ö .
Die einzelnen Hauptmängel sind unter den Namen auf⸗ geführt, die ihnen nach dem Sprachgebrauche des Verkehrs nd der Thierheilkunde zukommen. Soweit für einen Fehler oder für bestimmte Erscheinungsformen desselben im Verkehre
noch andere Bezeichnungen Anwendung finden, sind diese Bereichnungen in Klammern beigefügt. Außerdem wir? abet jeder Hauptmangel, bei dem jene An⸗ gaben zur Klarstellung seiner Tragweite noch nicht ge⸗ nügen, durch eine genaue Begriffsbestimmung erläutert. Unter Lungenseuche (8 1, U, 2) ist die im 5 10 Abs. 1 *r 5 des Reichsgesegzes, betreffend die Abwehr und Unter⸗ drückung von Viehseuchen, vom 23. Juni 1880/1. Mai 1894 (Reich Besezbl. 1894 S. 410) zu verstehen.
Von befonderer Wichtigkeit ist die Frage, in welchem Um⸗
fange die Tuberkulose als Hauptmangel behandelt werden soll.
Bei der großen Verbreitung dieser Krankheit unter dem Rindvich und bei der Erweiterung, welche ihr Begriff durch die neuere Wissenschaft erfahren hat, wäre es jedenfalls eine unbillig? Särte, wenn denjenigen, welcher Rindvieh als Nutz⸗ der Juchtoiech verkauft, die Haftung für Tuberkulose schlecht⸗ kin tr Feen würde Erfahrungsmäßig tritt die Krankheit häufig o lächt auf, daß sie den Gebrauchswerth des Thieres
ͤ doch nur unbedeutend mindert. stellt die Tuberkulose in den
inbar, dem Käufer auch hier den Schu ntwurf (5 1 Nr. II, 1) will eine ange⸗ iedenen Interessen herbeiführen,
er * Su * 57 Tube *. 975 b ö erkãufers fur — er tulo 6 83 mabhängig macht, daß durch die
* . . = 2 * . * . 71 295 8 2 uberkulse kun eits eine allgemeine Beeinträch⸗ ö
— — — 9 herbeigeführt worden umfaßt, wie bei dem einer besonderen Hervor⸗ icht (Tuberkulose der erkulose der Lymph⸗ Nachweis einer tuberkulösen Erkrankun allgemeinen Grundsatze des zeßrechts. ier u das unmittelbar Auffinden von Tuberkel icht erforderlich, viel enüg wenn mit d i
1 — , x ĩ 8 77 vele die Wissenschaft bietet, in sicherer Weise
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J mn 7 791 3 ntung 9 Tuberkelbacillen Kern mmer fen il herdortgerusen 11
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ichtzw iegen die Ve
Schlachtthiere verauß⸗ Fleisch dieser Thiere der o
Genufse für Menschen ich. Der Entwurf
berimmt deghalb, das bei dem Verkaufe von
; uberkulõse Erkrankung
soll, wenn infolge
Schlachtgewichts
kungen als Nahrungsmittel
Beschrãnkung im Sinne
dann gegeben, wenn es be⸗
K 3. 3. des Abkochens, bedarf,
2 Die, mum, Gennsse verwendbar zu machen, oder
Fe, , dar selcher Maßregeln zicht bedarf, das Fleisch aber
iner Beichaffenheit wegen auf die Freibank ver⸗
Der Zustaad des Fleisches, welcher hiernach die
3 t Haftung bildet, läßt sich bei der Schlachtung
bes Temes, eden, mit Leichtigkeit und Beftimmtheit fes⸗
e, , Torschrift wird daher zur Abschneidung von glenen wesemtlich beitragen.
gekenn ger dem Rindrieh, kommt die Tuberłkulose nur
ec be, SM dene, in Betracht, welche als Schlachtthiete ver⸗
far, werden, Fre Verhreiteng ist unter den letzteren aller⸗
r — 27 *
immerhin haben neuerdings die Falle, in as Fleisch geschlachteter Schwein nur mit Beschränkungen dem V eine entschiedene Steig erscheint es gerechtfertig hier die tuberkuloͤse Erkr bezeichneten Voraussetzu Bei Schweinen, wele sollen außerdem noch Trichinen (8 2 Nr. §2 Nr. N, 3) als Hauptmängel gelten stellung dieser Mängel im einzelnen des Entwurfs nicht gefordert, daß einer Mehrzahl von Trichinen oder von Finnen unmittelbar nachgewiesen wird.“
e vernichtet oder überlassen wurde, fahren. Mit Rücksicht hierauf t, wenn der Entwurf (8 2 Nr. IV. I) ankung unter der im 8 gleichfalls als Hauptmangel festsetzt. e als Schlachtthiere verkauft werden, L., 2) und Finnen Was die alle betrifft, so wird dur stets das Vor⸗
2 Mr. n,.
raphischer Meldung an den Admiralstab der M. S. „Prinzeß Wil helm“, Kommandant: ruppel, am 3. Juni auf den Seychellen l am 6. Juni nach Aden die Reise fort⸗ ddeutsche Lloyddampfer, Weimar“ mit der Transport⸗
Laut teleg Marine, ist S. Kapitän zur See T angekommen setzen; der Nor Abloͤsung für das Kreuzer-Geschwader, führer: Kapitänleutnant Zimmermann, ist am 3. Juni in Colombo eingetroffen und am 4. Juni wieder in See ge— gangen; S. M. S. „Hertha“, Kapitän von Usedom, kommen und will am Dampfer transport 3. Juni in St. Thomas angekomm wieder in See gegangen; S. M. S. Kommandant: Kapitän zur See Gülich, Tsintau angekommen und an dem in See gegangen; S . Korvetten Kapitän Lans, beabsichtigt. Tsintau nach land“, Kommandant: Geschwader⸗Chef, Kontr — Preußen, Königliche Hoheit, ch Chemulpo in See zu gehen.
Kommandant: Fregatten⸗ Juni in Woosung ange⸗ Juni nach Tsintau Valdivia
ist am 4.
lösungs⸗ 1 Gen er, en und an demselben Tage Kaiserin Augusta“, ist am 4. Juni in selben Tage nach Nagasaki Kommandant: am 6. Juni ! „Deutsch⸗ Kapitän zur See Müller — mit dem e⸗Admiral Prinzen Heinrich von an Bord — am 7. Juni
„Iltis“,
Shanghai,
von Tsintau na
In der Kammer der Abgeordneten kam am Sonn— noch übrig gebliebene Differenzpunkt, bezüg⸗ setzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch Es handelte sich dabei um die lichen Gesellschaften hinsichtlich von Schenkungen und des Immobiliarerwerbs Da in der Sitzung vom Freitag die Staats⸗ daß bei Annahme des scheitern werde, und da Annahme der liberalen An⸗ setz stimmen werde, so kam vor— de, dem zufolge das Zentrum
abend der letzte des Ausführungsge zur Entscheidung. schränkungen, der Annahme aufzuerlegen sind. regierung erklärt hatte,
antrages das ganze Gesetz Zentrum erkl 8. träge gegen das Ausführungsge gesiern ein Kompromiß zu stan Und die Liberalen auf ihre Anträge verzichteten und en der Reichsrathskammer zustimmten, nach denen hme von Schenkungen als auch der Immobiliar⸗ llschaften der staatlichen
welche den geist
ärt hatte, daß es bei
den Beschlüss sowohl die Anna erwerb von seiten der geistlichen Gese e Genehmigung bedarf, sobald der Werth derselben 10 000 46
Württemberg. önig und die Königin haben sich
Ihre Majestäten der K — Aufenthalt von Stuttgart nach
am Sonnabend zu längerem Bebenhausen begeben.
Hohenlohe
Reichskanzler ; thalt in Baden-Baden vorgestern von
nach achttägigem Aufen dort nach Schillingsfürst begeben.
ie Zweite Kam mer hat in ihrer Sitzung vom Sonn⸗ abend mit allen gegen vier Stimmen die Vorlage, betreffend
die Errichtung einer staatlichen Klassenlotterie, angenommen. Samburg.
Glückwunsch, den die Ham⸗
aß der Erwerbung der Caro⸗
das Deutsche
Auf einen telegraphis burg⸗Amerika⸗-Linie aus Anl Marianen ⸗Inseln für Seine Majestät den Kaiser gerichtet hat, drhielt, irektor Ballin folgende Antwort: zu der Erwerbung der Carolinen-,
von Ihrer Seite zugegangen
T. B.“ zufolge, d warme Glũckwunsch
Streben zur Hebung des halb bestens
8 — · —71r8*2
DOesterreich⸗ Ungarn.
um Abgeordneten g
Frankreich. Das Urtheil des Kassationshofez in dem Prozeß welches am Sonnabend Nachmittag von dem besagt, wie W. T. B.“
der sich aus dem geheimen
Dreyfus, . Präsidenten Mazeau verlesen wurde, berichtet, Folgendes:
Bes den Beweisgrund betrifft, Schritfück Cette canaille de D. ergiebt, welches dem Kriegs etheilt worden sein soll:
Mittheilung sich aus der Erklärung iese Thatsache von dem General Mercier ie Jenerale Mercier und Boie deff sie hierüber wüßten, si diese Weise implicite die Thatsache
gericht mig
in Erwägung, daß diese Casimir⸗Porier's ergiebt, der d erfahren, und daß andererseits d die aufgefordert wurden, zu erklär weigerten, zu antworten und auf
zugeftanden; in Erwägung, daß die Enthüllungen, welche nach dem Urtbeil gemacht wurden, und daß die den Richtern gewordene Mit. tbeilung eines Dokuments, welche auf sie einen entscheidenden Eindruck machen kann, eine neue Thatsache bildet, und zwar eine derartige, daß
sie die Unschuld des Dreyfus in sich schließen könnte; n den Beweisgrund betrifft, der sich aus dem Bordereau ergiebt:
in Erwägung, daß das Dreyfus vorgeworfene Verbrechen in der an eine fremde Macht oder deren Agenten erfolgten Auslieferung von vertraulichen oder gebeimen, die Nationalvertheidigung betreffenden Schriftstäcken beftand, deren Absendung von einem e m ,, oder Bordereau begleitet war, das kein Datum und keine Unterschrift trug und auf sehr e. karrierten Papier geschrieben war; in Erwägung. daß dieser Brief, welcher die Grundlage der Anklage bildete, fünf Sach verständigen unterbreitet wurde, daß drei iba Dreyfus juschrieben, obgleich man weder in dessen Besitz, noch bei den Klein bändlern ein solches Papier auffinden konnte; in Erwägung, daß durch die im November 1898 ge- führte gerichtliche Untersuchung jwei Briefe entdeckt und konfisziert wurden, die auf ebenso feinem karrierten Papier geschrieben, deren Gchtbeit nicht anzujweifeln war, und die vom 17. April 1892 und 17. Augnst 1894 datiert waren, von denen der letztere Brief aus der⸗ selben Zeit wie das Bordereau stammte, und die beide von einem anderen Offinier herrührten; in Erwägung, daß die Sachverständigen erklärten, daß das Bordereau von derselben Hand berrübrte, wie die beiden oben erwähnten Briefe, und daß das Papier des Bordereaus und das der Briefe völlig übereinstimme; in Erwägung, daß That fachen, welche dem Kriegs gericht unbekannt waren, dazu angethan sind, u beweisen, daß das Bordereau nicht von Dreyfus geschrieben wurde, und seine Unschuld festzustellen;
in Erwägung, daß diese Auslassungen damit beginnen, daß Dreyfus feine Unschuld versichert, daß es unmöglich ist, den genauen und vollftändigen Wortlaut der Auslasfsungen feftzustellen, infolge der Verschiedenbeit der Erklärungen, die Lebrun-Renault selbst nach ein- ander abgegeben bat, sowie derjenigen, welche die anderen Zeugen abge , nn, daß daher diesen Auslassungen keinerlei Werth bei⸗ umessen ist: aus diesen Gründen kassiert und annulliert der Gerichtshof das am 22. Dezember 18984 vom ersten Rriegsgericht des Pariser Militär. Gouvernements über Alfted Dreyfus gefällte Urtheil, Derweist den Angeklagten vor das in besonderer Berathung bezeichnete Kriegsgericht von Rennes, um bejüglich folgender Frage abge— urtbeilt zu werden: „Ist Drevfus schuldig, im Jahre 18984 Machen⸗ schaften vollfährt oder Beitebungen zu einer auswärtigen Macht oder deren Agenten unterbalten ju baben, um dieselbe iu bewegen, Feind seligkeiten gegen Frankreich zu begeben oder Krieg gegen Frankreich zu unternehmen oder ihr die Mittel dazu ju verschaffen?“
Gestern Vormittag hatte der Minister⸗Präsident Dupuy eine Besprechung mik dem Justiz⸗Minister Lebret, dem Kriegs⸗Minister 436; dem Marine⸗Minister Lockroy und dem Minister für die Kolonien Guillain, in welcher beschlossen wurde, daß der Kreuzer, Sf ax“, der sich zur Zeit in Fort de France QNartinique) befindet, unverzüglich Dreyfus von den Iles du Salut abholen und ihn nach Brest bringen solle, woselbst die Änkunft etwa am 76. d. M. erfolgen dürfte. Dreyfus solle dann sofort den Militär⸗Behörden übergeben und in das Militärgefängniß von Rennes gebracht werden. Der Minister Guillain dat! dem Gouverneur von Guyana Mittheilung von dem Urtheil des Kassationshofes und der Entscheidung der Minister gemacht. .
Der Praͤsident Loubet und der Minister⸗Präsident Dupuy begaben sich gestern Nachmittag zu den Rennen. nach Auteuil' Unterwegs wurden sie, wie „W. T. B.“ berichtet, von der Menge respektvoll begrüt, dagegen fand bei ihrer Ankunft in Auteuil eine Kundgebung gegen Re statt. Die Rufe „Panama!“, „Nieder mit Loubet!“, „Es lebe die Armee!“, untermischt mit den Rufen „Es lebe Loubet i“, wurden laut. Angeführt wurden die Manifestanten von einem Comité der Patriotenliga, welches sich hinter der Praͤsidententribüne zusammengedrängt hatte und Hochrufe auf die Armee und Déroulsde ausbrachte, während zahlreiche , mit Hochrufen auf Loubet erwiderten. Mehrere an der
undgebung theilnehmende Personen wollten die Präsidenten⸗ tribüne stärmen; einer derselben, Graf Ehristiani, eilte einen Stock schwingend auf die Tribüne Loubet's zu und führte einen Hieb auf ihn, welcher den Hut des Präsidenten traf. Per⸗ fonen aus der Umgebung des Präsidenten nahmen den Grafen Christiani fest und richteten ihn übel zu; blutend und mit zerrissenen Kleidern wurde er von der Polizei n,, Unter den Verhafteten befindet sich der Automobilfabcikant Graf Dion. Auch Frauen nahmen an den Kundgebungen theil, unter anderen die Gattin des Deputirten Grafen Castellane. Der „Presse“ ö wurde der Wagen Loubet's mit Eiern beworfen, und mehrere Personen des Gefolges wurden davon getroffen. Unter den An⸗ führern bei den Kundgebungen bemerkte man ferner die antisemitischen Deputirten Firmin Faure und Lgzies. Man verfuchte, Rochefort, der in der Nähe der Wagen stehend erkannt wurde, eine Ovation zu bereiten; Rochefort verließ jedoch den Rennplatz. An einer anderen Stelle wurde eine Gegenkundgebung veranstaltet mit den Rufen „Hoch Loubet! Nieder mit den Pfaffen!“ Ein Polizeioffizier wurde schwer ver⸗ letzt. Etwa 109 Verhastungen wurden vorgenommen. Nach der Verleihung des Großen Preises verließen . Loubet und der Minister⸗Präsident Du puy den Rennplatz unter dem Geleit berittener Garde. Die feindlichen Rufe wurden durch Gegen⸗ kundgebungen übertönt. Die Rückkehr in das Elyssèe erfolgte ohne weitere Zwischenfälle. Später empfing der Praͤsident Loubet verschiedene politische Persönlichkeiten, welche gekommen waren, um ihm ihre Sympathien und ihren Unwillen über die Vorfälle in Auteuil auszudrücken. ö.
Gestern Abend um 9 Uhr traten sämmtliche Minister unter dem Vorsitz des Minister⸗Präsidenten Du puy zusammen, um über die Maßnahmen * berathen, welche zu treffen seien. Für heute ist ein neuer Ministerrath in . genommen, in welchem die gefaßten Beschlüsse dem Präsibenten Loubet unterbreitet werden sollen.
Zahlreiche Persönlichkeiten machten gestern Abend den Versuͤch, die Freilassung der gefangen gesetzten Theilnehmer an der Kundgebung in Auteuil zu erlangen. Der Polizei⸗Präfekt verweigerte indessen die Freilassung.
ola ist gestern wieder in Paris eingetroffen und hat dem Beneralprokurator mitgetheilt, er könne ihm das Urtheil des Versailler Gerichtshofes in seiner Wohnung zustellen lassen.
Rußland.
Die „Nowosti! bringen, dem, W. T. B. zufolge, folgende Nachricht! Aus Eriwan wird dem „Mochak“, einer arme⸗ nischen, in Tiflis erscheinenden Btung . daß 200 armenische Auswanderer aus der Türkei, welche von der russischen Regierung in die n abgeschoben werden sollten, genöthigt gewesen selen, nach Igdyr zurüczulehren, ba die tärkische Grenzpolizei dieselben nicht über die Grenze abe ziehen lassen. Der General⸗Gouverneur des Kaukasut ürst Galitzin habe Befehl gegeben, die Armenier zunãachst
im Gouvernement Eriwan zu belassen.
Italien.
Der König hat, wie ‚W. T. B.“ meldet, aus Anlaß der gestrigen Verfassungsfeier Begnadigungsdekrete für politische Verbrechen sowie für Verbrechen gegen die Freiheit der Arbeit u. s. w. unterzeichnet. Rückfällige, sowie Individuen unter Polizeiaufsicht (ammoniti) und solche, welche sich den Behörden nicht gestellt haben, sind von der Amnestie aus⸗ geschlossen. . .
Bei Beginn der vorgestrigen Sitzung der Deputirten—⸗ kammer verlangte die äußerste Linke namentliche Abstimmung über die Annulllerung der Wahl Chiesi's. Mit 211 gegen 38 Stimmen wurde dann die Wahl für ungültig . Hierauf wurde der regierungsfreundliche Abgeordnete G ianturco zum Vize⸗Präsidenten der Kammer gemählt.
Tpanien.
Im Senat wollte am Sonnabend, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, Almenas die Verhaftung von Generalen zur Sprache bringen; als der Präsident Martinez Campos ar weigerte, hierfür das Wort zu ertheilen, entstand ein lebhafter Zwischenfall. — Die Deputirten kammer wählte Vidal zum Pröäsidenten.
Der General⸗Prokurator hat erklärt, es sei Anlaß vor⸗ handen, die gerichtliche Untersuchung über die schlechte Be⸗ handlung einzuleiten, denen die Gefangenen in Monjuich ausgesetzt gewesen seien.
Der frühere Minister des Auswärtigen Carvajal ist gestorben.
Niederlande.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus dem Haag meldet, hat der Redaktions-⸗Ausschuß für die Fragen der guten Dienste und der Vermittelung in seiner vorgestrigen Sitzung die Artikel 7 bis 17 des russischen Vor— schlages berathen und fast ohne Abänderungen angenommen. Diese Artikel handeln vom internationalen Schieds⸗ gericht. Die amerikanischen Delegirten wollen den Ar⸗ fikel 10 nicht annehmen, welcher besagt, daß Geld⸗ fragen und Fragen interozeanischer Kanäle obligatorisch vor ein Schiedsgericht zu bringen seien. Am Mittwoch wird der Ausschuß mit der Berathung des Artikels 33 beginnen, welcher die Einrichtung eines Schiedsgerichtshofes ins Auge faßt. Der russische, der britische und der amerikanische Vorschlag werden in einen zusammengefaßt werden. Es wurde das einmüthige Verlangen konstatiert, einem ständigen Schiedsspruchsystem zu⸗ zustreben.
Türkei.
Nach einer . des Wiener „Telegr.Korresp.⸗Bureaus“ aus Konstantinopel haben die türkischen Delegirten bei der Konferenz im Haag bezüglich der Abrüstungs⸗ frage die Instruttion erhalten, darauf hinzuweisen, daß die große territoriale Ausdehnung der Türkei, ihre weiten und vielfach offenen Landesgrenzen und Küstenkonfigurationen, ferner ver⸗ schiedene Bevölkerungsverhältnisse und lokale Zustände sowie die Grenzunsicherheit in einigen weit entfernten Provinzen eine Verringerung der gegenwärtigen Streitkräfte oder einen Verzicht auf den vor Jahren für das Heerwesen adoptierten und noch nicht vollends ausgeführten DOrganisationsplan nicht gestatteten. Somit könne ein eventueller, auf die Be⸗ völkerungszahl oder andere Umstände basierter, den Friedens⸗ und Kriegsstand fixierender Maßstab für die Türkei keine Geltung haben und nicht angenommen werden. Die Türkei sei von den besten Friedensabsichten beseelt, da ein dauernder , . kulturellen Entwickelung und ihren materiellen
nteressen am zweckdienlichsten sei; sie müsse aber vor allem zu ihrer Sicherheit im Innern und nach außen stets eine ent⸗ sprechende militärische Leistunge fähigkeit besitzen, welche sich . durch eine Vergleichung mit anderen Mächten festsetzen asse. Serbien.
Der frühere Regent Ristitsch ist, wie W. T. B. aus Belgrad meldet, schwer erkrankt; die Aerzte halten seinen Zustand für hoffnungslos.
Amerika.
Wie die Times“ aus Lima vom 2. d. M. meldet, hat die peruanische Regierung angeordnet, daß der Hafen von Iauites wegen einer revolutionaͤren Bewegung, an deren Spitze Oberst Vizegrra stehe, geschlossen werde. Die Bewe⸗ gung erstrecke sich nicht auf das übrige Gebiet der Republik. Dbwohl noch einige Berichte fehlten, so könne doch schon gesagt werden, daß Romana fast einstimmig zum Präsidenten gewählt worden sei.
Afsien.
Nach einer in Madrid eingetroffenen Depesche aus Manila hat der General Rios mit dem Reste der spanischen Truppen den Hafen verlassen und die Reise nach Spanien an⸗ getreten.
Afrika.
Aus Bloemfontein meldet das „Reuter'sche Bureau“, der Präsident Krüger und der. Gouverneur Sir Alfred Milner hätten am Sonnabend die sechste Konferenz abgehalten. Nach den bisherigen Bestimmungen solle die ö. Sir Alfred Milner's und Krüger's morgen erfolgen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Reichstag nimmt morgen seine Berathungen wieder auf. Die Tagesordnung für die um 2 Uhr Nachmittags beginnende G86.) Plenarsitzung lautet, wie folgt; 1) Erste Beraihung des Gnn wurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags jum Reichs haus halte tat für das Rechnunge jahr 1893, nebst Anlagen, in Ver⸗ bin dung mit der erften Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Hauahalta⸗Etat für die Schußzgebiete auf dag Rechnungsjahr 1899. 2) Erste Berathung des Eniwurßfs einer Reichs⸗Schuldenordnung. 3j Erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes wegen Verwendung von Mitteln des Reichs⸗Invaliden⸗ fonds. 4 Fortsetzung der jwelten Berathung des Entwurfs eines Inxalidenversicherungsgesetzes auf Grund des Berichts der IX. Kom- ig 66 & ffn y . . Sat ern . nn.
? zurũckgeste inter 5 51 b). erichterstatter: Abg. Hofmann Dillenkeen s ö. a .
— Auf der Tagegordnung für die morgen Nachmittag 1 Uhr , 70. Plenarsitzung des Hauses . Ab * 6 teben; 1) die dritte Berathung des Staatsvvmrtrags i e Preußen und Württemberg über die Aufhebung der Flößerei auf dem Neckar oberhalb der Enzmündung und auf der Glatt, sowie des Gesetz⸗ entwurfg, betreffend die Aufhebung der Flößerei auf den preußischen Antheilen des Neckarß und der Glatt; Y) die
erste Berathung dee Gesetzentwurfs, betreffend die Versetzung
richterlicher Beamter in den Ratet: ) die Beratbung' des An. trans der Abgg. Kolisch und Kindler (Pesen), . die *.
tretung der Städte und Landgemeinden der Provinz Posen auf den
Kreistagen; 4) die Berathung des Antrags der Abgg. Motty und Genossen, betreffend die Anwendung körperlicher Etre n ud gn schulen; 8) die erste Berathung des Antrags der Abgg. Kirsch (Düsseldorf) und Freiberr von Plettenberg ⸗Nehrum auf Annabme eines Sesetzentwurfs. betreffend Ergänzung der gesetzlichen Vorschriften über die Ausübung der Jagd auf eigenem Grundbesitz.
Bei der heutigen Ersatzwahl zum Hause der Abge— ordneten im 7. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Maxrien⸗ werder (Konitz⸗Schlochau⸗Tuchel) wurde, wie, W. T. B“ meldet, nach amtlicher Feststellung der Landrath Kersten ltons.) mit 275 von 539 abgegebenen Stimmen gewählt; von Wolszlegier (Pole) erhielt 200 Stimmen, Gehrt (Zentrum) 64 Stimmen.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Die Branntweinbrennerei im Deutschen Reiche 1897/98.
In dem zweiten ‚„Vierteljabrsbefte zur Statistik des Deutschen Reichs‘, Jabrgang 1895, ist eine Statiftik der Branntwein. Brennerei und ⸗Besteuerung im deutschen Branntweinfteuergebiet (d. i. Zellgebiet obne Luxemburg) für das Betriebsjabr 1897/98 enthalten. Nach der⸗ selben bat in diesem Jabre die Gesammterzeugung an Brannt- wein 3287 890 hr. A betragen gegen 3 160 505 hl im Vorjahre, also mebr 187 385 hI. Von diefer Mehrerieugung entfallen allein auf landwirthschaftliche Betriebe 179 877 hl, und jiwar auf Kartoffelbrennereien 152770 hl und auf Getreidebrennercien 27 107 I. Dbwobl die Setreidepreise erbeblich höber als 1896/97 und die 97er Kartoffelernte, wenn auch besser als die 96 er, in den meisten Bezirken auch nur mittelmäßig ausgefallen war, so gaben doch die guten Spirituspreise, die sich im Laufe des Betriebziahres sterig aufwärts bewegten, einen starken Anretj zu möglichster Anspannung det Se—⸗ triebeg. Erzeugt wurden in landwirtbschaftlichen Karteffelbrennereien 2546368 bi (1896/97: 2393 588 hl) und in landwirtbschaftlichen Getreidebrennereien 251 828 hl r. A. (1896/97: 224721 hh).
Die gewerblichen Betriebe sind an der Mebrerzeugung nur mit 10 834 hl r. A. hbetheiligt.
Die Jabrezerjeugung dieser Betriebe stellte sich bei den Karsoffel⸗ brennereien auf 4496 hl (1896/97: 4681 hl), bei den Getreidebrenne—⸗ reien auf 325 434 hI (1896/97: 320 845 hlj, bei Melassebrennereien auf 134 202 hI (1896/97: 127 794 hl), kei anderen gewerblichen Brennereien auf 294 hblr. A. (1896 97: 272 HI). Die Branntwein gewinnung in den gewerblichen Hefebrennereien betiug 1897/98: 286 9380 Hl und 1896/97: 288 537 hl.
In den Materialbrennereien wurden erzeugt 25 268 hl r. A gegen 28 594 hl 1896/97, also weniger 3 325 hl. Dir Rück-; gang steht in ursächlichem Zusammenhang mit der geringeren Wein und Steinobsternte des Jabres 18597.
Der Verbrauch an Rohstoffen ist der Mehrgewinnung an Branntwein entsprechend gestiegen. Es wurden u. a4. verarbeitet: 2261 195 t Kartoffeln (1896/97: 2116139 t). 270 0775 t Getreide 1896/97: 265 276 t), 59 765 t Mais (1896 97: t), 46 970 t Melasse (1896/97: 44540 t)
Der geringe Rückzang inn Verbrauch von Trinkbranntwein el d 1 * ö auf den Kopf der Bevölkerung gegen 4,3 1 189697) rührt daber, daß dieser Branntwein jetzt meist mit einem geringeren Altobolgebalt bergestellt wird als früher. In den freien Verkebr wurden gesetzt gegen Entrichtung der Verbrauchsabgase oder des Ein⸗ gangs iolls: 2 294 746 hl r. A., 1896 97 2280763 HI.
Zu gewerblichen Zwecken wurden steuerfrei abgelassen 889 453 bi r. A. (1,6 1sr A. auf den Kopf) gegen 867 458 hl im Vorjahre (1,6 1 auf den Kopf).
Zur Arbeiterbewegung.
In Barmen bielt die Han dels kammer (vgl. Nr. 120 d. Bl.) am letzten Freitag eine nicht öffentliche Sitzung ab zum Zwecke der
Herbeifübrung einer Vereinbarung in der Riemendreber«
Bewegung. Zu der Versammlung waren Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnebmer eingeladen Man einigte sich der Rhein.“ Westf. 4 . 6 6. * a * . * 1. . ce — 22 r* . tg. zufolge dabin, daß statt des zwölfstündigen der zebnftündige
Arbeitstag vom 1. Oktober d. J. ab eingefübrt werden soll. Mit diesem Ergebniß dürften beide Parteien zufrieden sein.
AuJs Dülken wird der Köln. Ztg.“ gemeldet, daß die Dreher
und Former der Maschinenfabrik Tonnar von neuem ausständig sind.
In Viersen stellten nach demselben Blatt auch sämmtlich⸗
Arbeiter der Bleicher ei der dorrigen Flache spinnerei am Sonnabend die Arbeit ein. (Vgl. Nr 129 d. BI.)
Aus Saarbrücken wird der Köln Ztg.“ zum Ausstande
der Bergarbeiter berichtet; Auf der Privatgrure Spittel sind wieder mehr Bergleute angefahren, sodaß der Ausftand als beigelegt betrachtet wird. Die freimillig Abgekebrten bereuen jetzt zum größen Theil ibren unüberlegten Schritt.
Hier in Berlin haben die der Zentralorganisation angehörigen
Maurer, wie die ‚Vess. Ztg.“ mittheilt, in einer Versammlung am Freitag beschlossen, daß überall da, wo man sich Hoffnung auf die Erreichung eines Stundenlobns von 65 3 (statt der bieher beiahlten bo A) machen kann, in den Ausstand getreten werden soll. — Eine Ginigung jwischen den ausständigen Berliner Stein setzern und den Meistern ist bis jetzt an dem Verlangen der Arbeitgeber gescheitert, daß die Ausständigen bedingungslos die Arbeit wieder aufnebmen sollen. Die Steinseßzer sind bereit, vor dem Einigungsamt des Gewerbegerichts, das von ibnen angerufen ist, zu
tscheinen, wäbrend die Arbeitgeber ihr Erscheinen von der obigen Er⸗
klärung abbängig machen.
Kunft und Wissenschaft.
Archäologisches aus Griechenland. Zwischen dem antiken Pherä und Pagasä, also etwa zwischen den
heutigen Städtchen Velestinoe und Velo in Tbessalien, liegt ein weithin sichtbarer Tumulus, Pilaf · Tepys genannt. Ein Mitglied der bri⸗ tischen archäologischen Schule in Atben, Herr Edmonds, hat ihn untersucht und dabei eine merkwürdige Entdeckung gemacht. In der Mitte des Hügels fand er, in den Felsen eingearbeitet, eine große viereckige Vertiefung, die mit Steinplaiten bedeckt war. In dieser war auf dem Boden, ebenfallz aus Steinplatten jusammengesetzt, eie Art Sarkophag, welcher das Skelett eines Widders enibielt, darunter, also unter dem Boden der ersten Vertiefung, fand sich eine zweite, kleinere, mit sorg⸗ fältig bearbeiteten Marmorplatten ausgesetzte, vie eigentliche ** kammer. Ibre Deckplatte war innen rotb, ibre Wände blau ge⸗ strichen; da Erde nicht eingedrungen war, batte sich der Inbalt recht gut erhalten, nur waren die Gefäße umgefallen. Es ist vor allem ein schlankes Silbergefäß, das als Aschenurne diente. Aber es ist offenbar, daß dieses Gefäß ursprünglich eine andere Pestz
batte, denn an einer Stelle, ziemlich hoch am Rande, ist die Wandung siebartig durchlöchert, und der Ausguß, den wir hier danach voraus⸗ setzen müssen, ist nach sicheren Spuren gewaltsam entfernt, offenbar bei der Herrichtung jur Bestattung. Dem Ausguß genau gegenüber saß eine Henkelattache, gebildet von einem vergoldeten jugendlichen Heraklezkopf im Löwenfell; zwei darüber sich erhebende Ringe lassen Fleiche über dem verlorenen Ausguß voraussetzen, sodaß das Gefãß ursprünglich oben zwei halbrunde Henkel, nach Art eines Eimers, ge⸗ habt hatte. Ein metallener Deckel war nicht vorhanden, statt dessen batte man die Oeffnung mit einem klobigen, kegelförmig sich nach oben verjüngenden Stück Holz verschlofsen. Auch diese Herrichtung zeigt,
timmung
daß man das — ** nur nachträglich, so gut e anging, für seine neue Bestimmung hergerichtet hatte. um äußeren Schmuck der Vase und sicherlich auch jur Bedeckung des ungeschlachten Pelz deckels dienten dann mehrere Tänien, glatte Streifen von Goldblech, und Kränze. Von diesen war einer aus einem schmalen Soljreifen gebildet, an dem bronjene mit Gold belegte Eybeublãtter und Fruchtbüschel aus vergoldeten Thonperlen mit Bronjedrabt be— festigt waren. Lon den anderen sind nur natürliche Weinreben mit geringen Goldreften übrig; es liegt nabe, anzunehmen, daß diese von frischen Weinlaubtränzen Ferrübren. Die sonstigen Beigaben find gering⸗ fügig und befteben bauptsächlich in ein paar kleinen Thonvasen. Hervorzu⸗ beben ift nur ein etwa 20 em hohes, weites Gefäß, dessen ganze Wandung siebartig dicht mit vielen Löchern durchbohrt ist, und auf dessen Böden eine kleine Thonlampe, noch mit dem Reft deg ver⸗ koblten Dochtes, stand. Es ist kein Zweifel, daß bei der Beisetzung in dieser Laterne ein brennendes Licht mit ins Grab gegeben worden ist.
. Die hervorragende Lage des Grabhügels und die Beftattung eines Einzelnen, nicht der Mitglieder einer ganzen Familie, in einer so stattlichen Anlage, läßt vermuthen, daß bier ein im öffentlichen Leben bedeutender Mann ein besonders ehrenbolles Begräbniß erbalten batte. Nach der Arbeit des Herakleskopfes, der allerdings älter sein muß als die Bestattung, und der Technik der sebr geringen, aber noch mit Flrniß überiogenen Thonwaare, wird man auf bellenistische Zeit gefübrt. Ob eine genauere historische Beziehung möglich sein wird, teht dahin, aber auch obne sie verdient dieser Grabhügel wegen der Eigenart der so deutlich zu beobachtenden Bestattungsriten besondere Beachtung.
In Kor intb find die Ausgrabungen der amerikanischen Schule wieder aufgenommen worden. Rachdem im vorigen Jahre das be—⸗ rübmte Brunnenhaus der Peirene in so gutem Zustande aufgedeckt worden war, daß nicht nur die Anlage im Ganzen, sondern auch die verschiedenen Umbauten sich mit Sicherheit feststellen lassen, glaubt man jetzt auch die Quelle gefunden ju baben, die nach Jason's unglüdlicher, durch Medeia's Zauber umgebrachter Braut Glauke hieß. Ibre großen Wasserkammern liegen in einem Feleblock, nabe bei dem noch tbeilweise aufrecht stebenden alten dorischen Tempel, der jetzt auf Grund topographifcher Erwägungen für den des Apollon gilt. Die Ansetzung der Glauke Quelle würde dazu passen.
A. F. — In der Juni⸗Versammlung der Gesellschaft für Erdkunde, welcher u. A. Dr. Holderer, rühmlich bekannt durch seine vor kurzem erst beendete Reise durch Zentral ⸗Asien, beiwobnte tbeilte der Vorsitzende, Professor Freiherr von Richthofen Nãberes über den Erwerd des eigenen Vereins bauses, Wilbelmstraße 23, mit. Er konnte dabei der erfreulichen Thatsache gedenken und sie zur Nach⸗ ahmung empfehlen, daß auf geschehene Aufforderung, die Vereins zwecke durch freiwillige Erböhungen der Beiträge zu unter stützen, bis jetzt 1859 abrliche Mebreinnabmen gesichert sind, vor allem durch auswärtige Mitglieder, daß außerdem S500 Æ an einmaligen Gaben einliefen. — Den Vortrag des Abends bielt Dr. Gerhard Schott aus Ham— burg. Sein Ueberblick über die ozeanographischen und meteorologischen Arbeiten der deutschen Tieffee— Exvedition auf dem Dampfer Valdivia“ beschräntte sich in der That im wesentlichen auf diesen Theil der wissenschaftlichen Arbeiten an Bord, welche speziell dem Vortragenden oblagen; allein es fielen doch so irteressante Streiflichter auf die gesammte rührige Thätigkeit des Leiters der Expedition und seines wissenschaft. lichen Stabes, daß nur zu bedauern ist, darüber nicht ausführlich berichten ju können, weil nach mehrfachen Berichten über diese so er⸗ folgreiche Forschungsfabrt das Interesse des Publikums voraussichtlich erschöpft ifst. Sebr bewundert wurden die in natura vorgezeigten Messungegerätbe, der Lothapparat, der, auf den Meeresgrund aufstoßend, selbsttbaͤtig eine schwere eiserne Kugel in deren Durchbobrung er steckt, abstreift und fallen läßt, und vor allem der noch keinen Millimeter starke, vorjügliche Stahldraht, welcher Lothungen von 50600 m und darüber obne Gefahr, daß er breche und die Instrumente verloren geben, mit vollster Sicherheit gestattet. Dieser Stabldraht ist deutsches Erzeugniß. — Den zweiten Vortrag des Abends hielt Dr. von Halle über das Thema „Die Weltschiffahrt und die Entwickelung der Weltverkehrs⸗Einrichtungen!. Der gedankenvolle, die Ent⸗ wickelung der Seeschiffabrt in den letzten Jahrzebnten mit weitem Blick umspannende Vortrag erbrachte den Beweis, wie, ausgebend
von der Eröffnung des Sucz-Kanale, die Ansprüche an Schiff barkeit der Hafenzugänge, an Größe, Sicherheit und Bequemlichkeit der Häfen stetig gewachsen Jeien, wie diese Bewegung noch anhalte und zu immer zrößerer Bertiefung der Fah wässer Anlaß gebe, weil nur die Häfen benen würden, welche den dem großen Seeverkebr dienenden Schiffen von 8 m Tiefgang und darüber gefahrlos ein⸗ und aus zulaufen gestatten, und wie diese Nothwendigkeit sowebl, als der eigene Vortheil die Seebäfen zu gewaltigen Anstrengungen ansporne, um sich den vermehrten Ansprüchen gewachsen zu zeigen. Wie recht sie daran thun, beweise die geradezu kolossale Vermehrung des Schiffsrerkebrs unserer deutschen und der niederländischen Häfen. Es habe sich von 1861 bis 1897 gesteigert der Seeverkehr von Hamburg um das ffache, der von Bremen um das ozfache, der von Stetnn um das oͤfache, der Lon Rotterdam um das 7fache, der von Antwerpen um das 10fache. Was alle diese Häfen und nächst ihnen auch Königsberg, Damig, Emden, Lübeck an Verbesserungen vorgenommen haben, habe sich reichlich beiablt gemacht. Der Vortragende führte im besonderen aus, was die Kanalisie⸗ rung der Unterweser, der Elbe, Trave, Kanal, der Kaiser Wilhelmẽ— Kanal dem Verkehr leisten und welch glänzendes Zeugnitz diese Wasser⸗ ar, sowohl der deutschen Wissenschaft wie der deutschen Praxis aus stellen.
Einen Wettbewerb um Entwürfe zu Plakaten schreibt
der Verein für deut sches Kunstgewerbe au Veranlassung der Herren Jünger u. Gebbardt, Parfümeriefabrik in Berlin, für deutsche Künstler, Kunfibandwerker und sonstige Fachleute aus. Es handelt sich dabei um Entwürfe zu einem Plakat für „‚Veilchenduft“ und zu einem solchen für Lanolin. Crsme - Grzeugnisse, Beide Entwürfe sind in farbiger Aus fübrung bis zum 1. bejw. 15. September d. J. ein⸗ zuliefern. Die Peeise für jede der beiden Aufgaben betragen 500, 300 und 200 M Vorlagen steben auf Wunsch in der Geschäftsstelle des Vereins, W. Bellevuestraße 3, Künstlerhaus, Quergebäudbe II, zur Verfügung; n . auch die näheren Bedingungen des Preisausschreibens zu erfabren.
Verkehrs⸗Anstalten.
In der am Sonnabend abgehaltenen Schlußsitzung des inter
nationalen Telegraphisten⸗Kongresses in Como wurde, wie . W. T. B.“ berichtet, das römische Comits beauftragt, eine permanente Kommisston zu bilren, um die Beschlüsse des Kon gresses zu verwirklichen. Amiot⸗Paris lud die Theilnehmer des Kon⸗ gresses ein, die Pariser Weltausstellung zu besuchen. Praäsident Angelini dankte im Namen der Theilnehmer dem Büͤrgermeister von Como für die liebenswürdige Aufnahme. Einem Vorschlage des sterreichischen Delegirten Kareig, dem Minister di San Giuliang ein Begrüßungs ⸗ Telegramm zu senden, wurde mit lautem Beifall zugestimmt.
Bremen, 3. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd.
Dan pfer ‚Kaiser Wilhelm II. 2. Juni v. Genua in New York an gekommen.
— 4. Juni. (W. T. B.) Dampfer „Wittenberg“, n. Ost ⸗Asien
best.. 2. Juni Quessant pass. rengburg., n. Brasilsen best., 2. Juni in Oporto angek. Saale, v. New Jork lommend, 3. Juni in Genua angek. „Pfahl J. Juni Reise v. Southampton nach Antwerpen fort. „Heidelberg 3. Juni, heimkehrend v. Singapore abgen. „Königin Luise , von New Jork kommend, 3. Juni Seillv passiert. „Prinz Heinrich‘ 3. Juni Reise v. Antwerpen n. Bremen fortges. „Sachsen', n. Ost⸗Asien best, 3. Juni in Shanghai angek.