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einander, wobei mehrere Personen, darunter eine des Weges kommende alte Frau, verwundet wurden. Ein anderer Trupp von Theilnehmern an der Protestversammlung, welcher etwa 1650 Personen zählte, war inzwischen über den Ring gezogen, um nach dem Rathhaus zu marschieren, wurde aber auf dem Ring von der zer sonen wegen Widersetz lichkeit verhaftet.
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ haufes brachte der MinisterPräsident von Szell den Ge⸗ setzenlwurf, betreffend die Ordnung des Zoll- und Handels berhältnisses zu Oesterreich und einige damit zusammenhängende Fragen, ein. ;
In dieser Vorlagẽ wird darg legt, daß, da es nicht gelungen ses, das Zoll. und Handelsbündniß mit Desterreich unter Mitwirkung des österreichischen Reichsraths zu schließen, die geietzlichen Zastände be⸗ züglich des Zell- und Handelswesens auf Grundlage des selbständigen Verfügungsrechts, jedoch mit einigen Abänderungen, big zum 31. De⸗ zember 1967 aufrecht erbalten würden. Die in diesem Zeitraum abzu- schließenden Handel sverträge würden namens der keiden Stagten der Monarchie durch den Minister des Aeußern in der bisherisen Weiss abge⸗ schlossen werden. Eine wesentliche Abänderung der Bestimmungen über die Zollgemeinsomkeit besteht darin, daß von den Steuerrestitutionen und Ausfuhrbonifikatio nen, welche nach den über die Zollgrenze ausgeführten verzehrungssteuervflichtigen Gegenständen zu leisten sind, Ungarn vom 1. Januar 1900 ab nur jenen Antheil zu tragen bat, welcher auf seine Ausfuhr, statt wie bisher auf seine Produktion, entfällt. Da gesetzlich nur eine Zollgemeinsamkeit und nicht ein verfassungs mäßig zugestandenes Zollbünduiß geschloffen wird, so ordnet § 3 an: Die Re gierung wird angewiesen, wegen Abschlusses eines Zoll⸗ und Handelsbügd niffes mit den übrigen Königreichen und Ländern Seiner Majestät, sowie zu dein Zwecke, daß in den mit den fremden Staaten zu schließenden Hantkele verträgen die Interessen des Landes gebörig zur Geltung ge⸗ langen, mit der österreichischen Regierung spatestens im Jahre 1901 Verhandlungen einzuleiten. 4 bestimmm: Insofern bis zum Jabre 1903 ein Zoll und Handelebündniß im Sinne des F 61 des Gesetzartikels 12 dom Jahre 1867 nicht zu stande kommt, können die internationalen Handelsverttäge auf keine längere Zeit, als auf die Gültiakeitsdauer dieses Gesetzes, d i. bis Ende 1967, abgeschlossen werden. Der autonome Zolltarif muß vor Beginn der Verhandlungen mit dem Auslande durch rinen neuen Zolltarif ersetzt werden, durch welchen die landwirthschaftlichen und industriellen Interessen beider Staaten in gleicher Weise gesichert werden. Jeder der beiden Staaten hat das Recht, die Kündigung der ablaufenden Handels verträge im Sinne der Artilel 3 und 20 des Gesetzes vom Jahre 1878 zu fordern. Die Handelsverträge ohne Ablaufätermin sind auf Verlangen eines jeden der beiden Staaten auf den Termin von 1803 zu kündigen. S 5 bestimmt: Falls während der Geltungsdauer dieses Gesetzes die Reziprozität in den übrigen Ländern Seiner Majestät, aus welchem Grunde immer, eine Veränderung erleiden sollte, wird die Regierung angewiesen, die zur Wahrung und Geltendmachung der finanziellen und wirthschaftlichen Inter⸗ essen des Landes erforderlichen Gesetzentwürfe unverzüglich dem Reichztage vorzulegen. Insoweit zu diesem Zwecke die Nothwendig⸗ keit fofortiger Maßnahmen sich ergeben sollte, kann die Regierung die als nothwendig erscheinenden Maßregeln im Verordnungswege ins Leben treten lassen. Diese Verordnungen sind jedoch dem Reichgtage, wenn er versammelt ist, binnen 14 Tagen, wenn er nicht versammelt ist, sofert nach dem Zusammentritt desselben vorzulegen. Das Nicht- einhalten einer der im § A festgesetzten Bedingungen bat die Rechts wirkung des Nichteinbalteng der Reziprosität. S 6 bestimmt: Dieses Gefetz tritt mit dem Tage seiner Kundmachung in Wirksamkeit. Mit dem Vollzuge ist die Regierung betraut.
Der Minister⸗Präsident von Szell begleitete die Ein⸗ bringung des Gesetzentwurfs mit einer längeren Rede, in welcher er nach dem Bericht des „W. T. B.“ sich, wie folgt, äußerte:
Er babe sich besonders zwei Gesichtspunkte bei dem Abschluß des Ausgleichskompromisses vor Augen gehalten: Einerseits sei er ent⸗ schlofsen gewesen, dem bereits vier Jahre dauernden Ausgleichshader ein Ende zu machen, andererseits sei er sorgfältig darauf bedacht gewesen, daß die Lösung aller Fragen im Sinne sowohl seines Pro- gramms, als auch in Uebereinstimmung mit dem jwischen den Parteien des Abaeordnetenhauses geschlossenen Pakt erfolge. Der Minister⸗ Präsident erörterte e die dem Hause unterbreitete Gesetzesvorlage, die an die Sielle einer anderen Vorlage über ein Zoll- und Handels bündniß trete, welche ein parlamentarisches Uebereinkommen mit Oefterreich voraus gesetzt habe, und die biermit zurückgeiogen werde. Die anderen Ausgleichevorlagen, welche von der Konsumsteuer, der Durchführung der Valutaregulierung und der Bankorganisation handelten, würden jedoch aufrechterbalten. Bezüglich des Bank⸗ statuts, dessen Gültigkeit bis jum Jahre 1919 festgesetzt sei, werde ein Amendement beantragt werden, welches dahin gehe, daß die Bankgemeinschaft aufhöre, falls eventuell die Zoll gemeinsamkeit im Jahre 1907 aufbören sollte. Zugleich werde die für diesen Fall eintretende Entschäͤdigungfpflicht an die oͤsterreichisch ⸗ ungarische Bank in ihrem Umfang festgesetzt werden. Die Vereinbarung über die Zoll- und Handelssachen gelte bis zum Jahre 1907, während sie früher im Jahre 1903 respektive 1904 geendigt haben würde, somit mit dem Ablaufatermin der internationalen Handels- verträge zusammengefallen wäre. Der Minister⸗Präsident wies so⸗ dann daragf bin, daß die Aktionsfteibeit, die durch die Identität des Ablauftermins der zsterreichisch⸗ungarischen Zollgemeinsamkeit und der internationalen Handelsverträge vollständig gewährt sei, sogar mit starken Garantien gesichert worden sei. Die Monarchie werde neue Dandelererttäge nur bis jum Jahre 1907 schließen; es könne Kündigung auf einseitigen Wunsch, sei es Ungarns, sei es Oesterreichs, erfolgen, auch werde der autorome Zolltarif, der bei Nichtzustandekommen von Handelsvertrã zen mit dem Ausland in Kraft trete, im Sinne der gleichmäßigen Berücksichtigang der landwirthschaftlichen und industriellen Interessen neu umgearbeitet werden. Der Minister⸗ Prãsident ertlãrte ferner, das Kompäromiz enthalte gleichmäßig Vortbeile für keid⸗ Staaten. Man könne weder von einem Triumph Ungarns noch ven einem solchen Oesterreicha sprechen. Es sei thatsächlich ein Augngleich der Interessen, ein Ausgleich im wabren Sinne des Wortes getroffen worden, in dessen Gefelgschaft boffentlich der Geist des gegenseitigen Sichverstebeng und der Eintracht die Herrschaft gewinnen werde, und der im Interesse der Machtstellung der Monarchie . Gntjaltung der wirtkschaftlichen Kräfte so wünschenswerth er⸗ scheine. Ver Urtbeil abzugede
des Landes babe leiten Er beantrage die dringliche Be⸗ kbandlung der Vorlage, welche sofort dem Ausschuß überwiesen und Mitte nächster Woche im Plenum verhandelt werden solle.
Der Minister⸗Präsident von Szell beendete seine Rede, die an vielen Stellen von lebhaftem Beifall, auch seitens der Opposition, unterbrochen wurde, unter großen Ovationen. Der Antrag des Minister⸗Präsidenten wurde darauf vom ganzen Hause angenommen. Namens der Unabhängigkeitspartei erklärte der Abg. Kossuth, der Miniser⸗Präsident habe die Vereinbarung mit der Opposition nicht 6 Seine Partei werde, obwohl sie ein selbständiges Zollgebiet anstrebe, das Zustandekommen des Ausgleichs nicht verhindern. In gleich zustimmendem Sinne äußerten sich die Führer der anderen oppositionellen Fraktionen. Im Namen der klerikalen Volkapartei erklärte ihr Führer Rakovszky, den Ausgleich unterftũtzen zu wollen.
In parlamentarischen Kreisen wird angenommen, daß sämmiliche Ausgleichs vorlagen in spätestens drei Wochen im Plenum erledigt sein würden.
Polizei zerstreut., Hierbei wurden zwei Per⸗
Großbritannien und Irland.
Der Wortlaut der Antwort des Staatssekretärs für die Kolonien Chamberlain auf die Petition der Uitlanders ist, wie W. T. B.“ meldet, gestern amtlich veröffentlicht worden. Die Antwort bildet eine Anklage gegen die politische, Finanz⸗ und Justiz-Verwaltung der Südafrikanischen Republik.
Das „Reuter sche Bureau“ erfährt, daß in der Alaska⸗
Grenzfrage ein zeitweiliges Abkommen getroffen worden sei, welches bis zum Wiederzusammentritt der britisch⸗ amertka⸗ nischen Kommlssion im August d. J. Geltung habe.
Frankreich.
Ueber die Lage der ministeriellen Krisis am gestrigen Abend macht die „Agence Havas“ folgende Mittheilungen: Bestimmte Anzeichen für die Lösung der Krisis sind noch nicht vorhanden, doch scheink Poinears mit den von ihm gethanen Schritten zufrieden zu sein. Auf Befragen erklärte Poincarés, er sei eifrigst beschäftigt mit der Feststellung eines Programms für das neue Ministerium. In der Unterhandlung Poincaré's mit den Präsidenten der Kammer und des Senats, sowie mit Brisson und Barthou kam auch die Zutheilung von Portefeuilles an Delcasse und Krantz zur Erörterung. Die republikanische Mehrheit des Senats und eine große Anzahl Radikaler der Kammer wünschen den Senator Monis zum Justiz-Minister. Del⸗ casss erklärte in unzweideutiger Weise, daß er nur das Porte⸗ feuille der auswärtigen Angelegenheiten annehmen würde. Bourgeois ließ Poincaré wissen, er könne seine Mission im Haag nicht aufgeben.
Der Kreuzer Sfax“ wird Dreyfus in Brest landen. Die Direktion des Kriegshafens hat gestern den Befehl er⸗ halten, den Kreuzer nach seiner Ankunft sofort wieder auszu⸗ rüsten.
Italien.
In der Deputirtenkamm er beklagte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern bei der Berathung der Vorlage, betreffend Bewilligung eines Budget⸗Provisoriums, der Deputirte . die Obstruktion, welche die parlamentarischen Einrichtungen diskreditiere, und maß dem Ministerium die größere Schuld für diese neue Erscheinung zu. Dasselbe hätte, um die Obstruktion zu bekämpfen, mit offenem Visier fechten und Ideen ebenfalls Ideen entgegenstellen müssen. Redner bekämpfte die politischen Maßnahmen und erinnerte daran, daß er, , aus dem Ministerium Rudini aus⸗ geschieden sei und eine Krise herbeigeführt habe, gerade weil er durchaus nicht die Einbringung politischer Maßnahmen, welche di Rudini beabsichtigt habe, hätte billigen können. Zanardelli bedauerte es, daß die politischen Maßnahmen ge⸗ sondert von den die wirthschaftliche Entwickelung betreffenden vor das Parlament kämen, und bekämpfte die Politik des Minister⸗Präsidenten Pelloux. Redner schloß mit der Erklärung, er könne die Forderung, das provisorische Budget zu votieren, nur als einen Ausweg ansehen, um das Ministerium aus einer unhaltbaren Position zu befreien; er vermöge indeß dem Ministerium kein Vertrauensvotum zu er⸗ theilen. Der Deputirte Giolitti betonte die Nothwen⸗ digkeit der die wirthschaftlichen Verhältnisse betreffenden Maßnahmen und bedauerte, . das Ministerium die vom letzten Kabinet beantragten Maßnahmen habe fallen lassen. Redner drang auf die schleunige Einführung von Re⸗ formen, welche die Unzufriedenheit verringern würden. Gewalt sei noch niemals von Nutzen gewesen. Der Deputirte Prinetti trat Giolitti entgegen und be⸗ tonte die Nothwendigkeit der politischen Maßnahmen sowie der Steuerreformen, machte bezüglich mehrerer Punkte des Programms des Kabinets Vorbehalte und schloß mit den Worten, es sei die Pflicht Aller, sich um die Regierung zu schaaren, um ihr die Kraft zur Vertheidigung der bestehenden Einrichtungen zu verleihen. Der Deputirte di Rudini äußerte seinen Unwillen darüber, daß die Be⸗ rathung dazu benutzt worden sei, politische Animositäten kund⸗ zuthun, welche sich sogar bis zu respektloser Sprache gegenüber Mitgliedern der Königlichen Familie, die dem Herzen des Volkes theuer seien, verstiegen hätten. (Di Rudini hatte hierbei die Angriffe der sozialistischen Abgg. Bissolati und Ferri gegen die Prinzen des Königlichen Hauses im Auge.) Der Minister⸗Präsident Pell loux schloß sich den Aus⸗ führungen di Rudini's, welche dessen vornehmen Sinn be⸗ zeugten, an und sprach seine Freude über die Aufnahme aus, welche dieselben im Hause gefunden hätten. Die pflitische Lage habe sich seit der Abgabe der Erklärungen des Ministeriums am 25. Mal nicht verändert, er habe somit heute nichts hinzuzufügen. Der Minister-Präsident betonte, daß die Regierung sich eifrig bemühe, die fiskalischen Härten zu beseitigen, und den Vorlagen finanzieller Natur die Priorität eingeräumt haben würde, wenn sie in der Kammer die erforderliche Zustimmung gefunden hätte. Das Parlament habe wenig zu stande gebracht; wen treffe aber die Schuld? Er n . die Bewilligung des provisorischen Budgets ohne Vorbehalt. Pelloux schloß mit der Erklärung, die Regierung stelle die Vertrauensfrage. Der Deputirte Pantano brachte nunmehr namens der aͤußersten Linken eine Tagesordnung ein, welche das provpisorische Budget auf einen Monat bewilligt. Der Deputirte Frascara und Genossen brachten eine Tagesordnung ein, welche besagt: Die Kammer geht nach Anhörung der egierungserklärungen zur Spezialberathung der Vorlage über. Der Minister⸗Präsident Pelloux lehnte die Tagesordnung Pantano ab, während er die Tagesordnung Frascara, durch welche der Regierung Vertrauen bekundet werde, annahm. Hierauf erfolgte die Abstimmung. Zunächst verwarf das Haus mit sehr großer Mehrheit durch Aufstehen und Sitzenbleiben die Tagesordnung Pantano. Sodann wurde die Tagesordnung Frascara in namentlicher Abstimmung mit 252 gegen 88 Stimmen ange⸗ nommen. gem n, wurde zuerst der einzige Artikel der Vor⸗ lage, betreffend ein sechsmonatiges Budgetprovisorium, durch Aufstehen und Sitzenbleiben und sodann der Gesetzentwurf als solcher in geheimer Abstimmung mit 203 gegen Stimmen angenommen. Die Sitzung wurde dann geschlossen.
Epyanien.
Der Senat verhandelte gestern über den Vertrag, be⸗ treffend die Abtretung der Südsee⸗Inseln an Deutsch⸗ land. Der Senator Campogrande sprach, wie W. T. B.“ meldet, gegen ben von der Kommission erstatteten Bericht und gab eine historische Uebersicht über die Entwickelun der ndelsbeziehungen zwischen Spanien und r . land, um nachzuweisen, daß es für Spanien nicht angezeigt erscheine, die in dem Entwurf des Abkommens festgesetzten Handels vortheile zu gewähren. Der Senator Ochoa (ultra—⸗ montan) bekämpfte ebenfalls heftig die Abtretung der Südsee⸗
Inseln. Der Senator Lugue brachte ein Amendement zu dem Artikel 4 des Vertrages ein, welches dahin lautete: die deutsche Regierung solle 20 Millionen Mark in Gold zahlen statt 25 Millionen Pesetas. Das Mitglied der Kommission Senator To ca bekämpfte dieses Amendement, indem er auf die Han dele⸗ beziehungen hinwies und betonte: Deutschland habe seine Ver⸗ pflichtungen Spanien gegenüber loyal erfüllt, jetzt biete es Spanien die Behandlung als meistbegünstigte Nation an. Nachdem noch der Minister⸗Präsident Silvela in demselben Sinne gesprochen und die unveränderte Annahme des Berichts verlangt hatte, wurde der Vertrag angenommen.
Amerika.
Aus Manila ist folgendes Telegramm des Generals Otis in Washington eingetroffen: Die Truppen des Generals Lawton, welche das Land südlich von Bacor besetzt halten, unternahmen eine Rekognoszierung westlich und südlich auf der Linie des Zapotflusses und auf der Straße nach Bacor. Die Aufständischen zogen sich nach Imu zurück. Am 13. d. M. fand ein heftiges Gefecht statt, bei welchem die Amerikaner 10 Todte und 40 Verwundete hatten. Die Verluste der Aufständischen sind sehr schwere. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dieselben in den südlichen Provinzen weiter keinen entschiedenen Widerstand leisten werden.
Afrika.
Aus Pretoria vom gestrigen Tage berichtet das „Reuter'sche Bureau“: der Volks raad habe beschlossen, die Vorlage, betreffend das Wahlrecht, anzunehmen, jedoch vor Inkraftsetzung derselben das Volk zu befragen. Der Präsident Krüger habe dem Volksraad in einer Rede gedankt, in welcher er sagte: es seien unruhevolle Bin er wisse nicht, was kommen werde. Die andere Seite habe kein Tüpfelchen zugestanden; er habe nicht mehr zugestehen können. Er wünsche den Krieg nicht, habe aber nicht mehr weggeben wollen. Gott habe den Boeren stets beigestanden und die e, met obgleich sie einmal verloren gegangen, wieder⸗ ergestellt.
Wie dasselbe Bureau aus Johannesburg meldet, wird das Hauptverfahren in dem Verschwörungsprozeß eröffnet werden. Die Staatsanwaltschaft habe erklärt, sie wolle der britischen Regierung nicht unterstellen, Mitwisser der Ver⸗ schwörung gewesen zu sein.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (93.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, wurde die dritte Lesung des Entwurfs eines In validenversicherungs— rn . fortgesetzt. .
Die Berathung ist bis zum 5 130 gelangt, hinter dem die Sozialdemokraten den in zweiter Lesung abgelehnten Abschnitt LVa („Schutzvorschriften“, 88 130a bis 130 e) wiedereinzufügen beantragen.
An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes, außer dem sächsischen Ministerial-Direktor Dr. Fischer, die Abgg. Ro esicke⸗Dessau (b. E. F), Wurm n Dr. Lehr (nl.), Zeidler (d. kons.) und Dr. Hitze
entr.).
— In der heutigen * Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Präsident des Staats⸗ , . Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Vize-Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miguel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein, der Minister des Innern Freiherr von der Recke, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld, der Kriege⸗Minister, Generalleutnant von Goßler und der Staats⸗Minister, Staats⸗ sekretär des Reichs⸗Marineamts, Kontre⸗Admiral Tirpitz beiwohnten, sollte der von der Kommission abgelehnte Gesetz⸗ entwurf, betreffend den Bau ein es Schiffahrtskanals vom Rhein bis zur Elbe, zur zweiten Berathung gelangen. r
Nachdem der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichs⸗ kanzler Fürst zu Hohenlohe im Namen der preußischen Staatsregierung eine Erklärung abgegeben hatte, die morgen im Wortlaut mitgetheilt werden wird, nahm jedoch das Saus mit 240 gegen 160 Stimmen einen Antrag des Abg. Freiherrn von Heereman (Zentr.) an, die Vorlage an die Kommission zurückzuverweisen.
Schluß 121, Uhr.
Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure vom 12. bis 14. Juni in Nürnberg *).
Mittwoch, den 14. Junt.
In der beutigen dritten Sitzung sprach zuerst Professor E. Meyer Göttingen „über große Ga smaschinen“. Der Gag⸗ motor, der eine sehr viel günstigere Wärmegusnutzung besitzt als die Dampfmaschine, bekam, wie der Redner ausführte, erst dann als Be⸗ triebstraft für größere Anlagen Bedeutung, als es dem Eng⸗ länder Dowson geiang, ihn mit dem, billigen Kraftgas iu speisen. So entwickelte sich ungefähr seit dem Jahre 18856 der Bau größerer Gaemaschinen; doch kam man erst anfangs der neunziger Jahre dazu, 160 Es sicher in einem Zylinder zu ent⸗ wickeln. In der leßten Zeit hat aber die Gasmotorenindustrie wieder einen mächtigen Ansporn zur Ausgestaltung großer und größter Gas⸗ motoren erhalten, seit man den Versuch gemacht hat, an Stelle des Leucht oder Kraftgases die ben Hochofen verlassenden brennbaren Gichtgase zur Speisung der Gasmotoren zu verwenden. Ein Tbeil derselben wurde bis zuletzt ins Frele geblasen, ein anderer Theil in Dampfanlagen zur Heijung der Dampfkessel nur schlecht ausgenu t. Die seit ungefähr drei Jahren mit Gichtgasmotoren gemachten Er— fahrungen lassen die Hoffnung gerecht ertigt erscheinen, daß es ge⸗ lingen wird, auf einem Hochosenwerke von 600 t täglicher Gisen-= erzeugung ungefähr 10., bis 12 000 Es lediglich durch die vorhanz enen Gichtgase in Gasmotoren zu erzeugen. während in Dampfmaschinen nur etwa 4009 Es geleistet werden können. Dies ist einerseits für die Eisenindustrte von großem Gewinn, andererselts aber für das Auf⸗ blühen der Gasmotorentinduftrie von außerordentlicher Bedeutung.
) S. a. Nr. 138 D. BI.
Redner besprach dann die Schwierigkelten, die sich dem Bau roßer Gasmotoren entgegengestellt kaben, und wie es gelungen ist, mehr und mehr zu überwinden, Der bewährte Viertattmolor wird
zum Bau von Maschinen bis zu 1000 Ph heute schon verreende, in zem hier Zylinder, deren jeder 230 PS entwickelt, auf eine gemẽ lnschaftiiche Rurbeiwelle arbeiten. Es werden aber auch die Zweitaktmaschinen, die sich sär Kleinmototen als zu tbeuer erwiesen batten, nach neuen HYrundgedanken wieder gebaut. Die erste große (Goo pferdige) Gicht gasmaschine, die siberkaupt zur. Aufftellung kam, ist nach er, don Oechelbäuser'schen Zweitakt dstem im vorigen Jahre in Hörde in Betrieb gesetzt werden. Für bieselben Leistungen fallen bier die ümeffangen der Acbeitszvlinder kleiner aus als bein. Viertakt, wofür dann besondere Gemengepumpen vorhanden sind, die ibnen das aus duft und Gas hestebende erplostble Gemenge iuführen. Ginen Heoretischen Vortheil besitzt der Zveitakt dor dem Viertakt nicht; s muß fich vielmebz erwesfen, ob sich die Zweitaltmaschine billige berstellen und dem Hüt tenbetriebe besser anpassen läßt als die recht zu versã ssige Vierta r tmaschine. z .
Hierauf ging Redner guf die Theorie der Gasmotoren äber und erörterte die Gesichtspunkte, die für die Beurtheilung des Gas. verbrauchs und der? ãrmeausnutzung maßgebend sind. Daber wie er nach, das der unvollständigen Verbrennäang im Gasmotor ein viel größerer Einfluß jukommt, als öfteis angenommen wird. Sie rührt bon einer schlechten Mischung von Gas und Luft ber, und das Hauptaugenmert ift daber auf ee , e, m, zu richten. Falls die svenfischen Wärmen der Gase von Mallard und Lechatelier richtig angegeben sind, so läßt sich berechnen, daß durch die Wärmeabfubr an die Wandungen und andere Undollkommenheiten pur ungefähr 15 o der Arbeit verloren geben, die in einer verlust⸗ lesen Maschine geleistet würde. Als Gasverbrauch befter Leuchtgas mäschinen, die mit hober Kompression arbeiten, wurden vom Redner in mehreren Fällen 440 bis 450 1 vito Bremopferdekraft und Stunde ermittelt, was einer Wärmeausnutzung von 29 oso entspricht.
Mit lorgfältig konsteuierten Gastaaschinen kaun heut, elne ebenso große Gleichförmigkeit und Regulterfäbigkeit des Ganges erüelt werden wie mit Dampfmaschinen, sodaß sie, mit Kraftgas gespeist, insbesandere zum Betrieb elertrischer Zentralen sehr geeignet find. Die Bedienung. solcher Maschinen ist sebr bequem, die Reparaturbedürftigkeit gering; Anzeichen dafür, daß ihre Lebensdauer beschränkt sei, sind auch nicht vor⸗ handen. Die Nachbarschaft wird durch Rauch nicht belästigt. Was aber die Kraftgasmaschinen vor allem auszeichnet, sss der geringe Koblenverbrauch. Wäbrend bei kleineren elektrischen Jentralen mit Dampfmaschinenbetrieb für Lie Kilowattftande erzeugter Aektrischer Energie im Durchschuitt ungefähr 3 kg Koble verbraucht weiden, genügen bier bei entsprechenden Gasmaschinenenlagen nach genauen Aufjeichnungen der Elefirtzitätswerke 1 bis 17 Eg Kohle deuischer und belzischer Antbrazit, Gaskols); dabei sind die Kosten für die Amortisation, Verzinsung und Bedienung nicht größer als bei der Dampfmaschine. Bel Leitern von Elektrizitätswerken, die mit Gasmaschinen ausgerüstet sind, herrsche daher, soweit dem Redner bekannt, die Ueberjeugung, daß bis ju Anlagen von etwa 500 PS die Gaßmaschine der Dampfmaschine vorjurieben sei, und es sei zu erwarten, daß sie sich in diesen Werken immer mehr Eingang versckaffe. Da auch für Hättenwerke gegenwärtig eing größere Anzahl von fünfhundert⸗ bis tausendpferdigen Gasmotoren auf Gichtgasbetrieb ausgefübrt wird, so sei kein Zweifel darüber vorhanden, daß der Gas. motor künftig als bequeme und sparsame Betriebe traft in großen Betrieben eine ftets wachsende Bedeutung erhalten werde. ker
Darauf sprach Ober⸗Ingenieur Frie se⸗Närnberg über die An— forderungen der Elektrotechnik an die Kraftmaschinen. Wie zer Redner augfübrte, muß eine Dynamomaschine, damit sie gleichmaßig brennendes Licht erzeugen kann, mit so gut wie unzeränderlicher Ge— schwindigkeit laufen, d. h. also in jeder Minute dieselbe Anzahl Um— drebungen machen. Die jum Antrieb der Dynamomaschine dienende Kraftmaschine, sei sie nun eine Dampfmaschine, eine Gasmaschine oder eine Turbine, würde nun aber ibre Geschwindigkeit ändern, wenn ihr eine erböbte oder verminderte Leistung mgemunthet wird, im vorliegenden Fall also die Zahl der brennenden Lampen dergrößert oder verkleinert wird. Dieser Geschwindigkeits⸗ änderung muß durch Reguliervorrichtungen an den Kraft⸗ meschinen begegnet werden, die jwar bereits früher vorbanden waren, durch die bohen Anforderungen der Elektrotechnik indeß in manchen Beziehungen beeinflußt worden sind. Insbesoudere der Wechselstrombetrieb stellt ungemein weitaebende Ansprüche an die Gleichmäßigkeit. Schließlich erörterte der Redner noch, inwieweit die in Frage kommenden Kraftmaschinen diesen Ansprüchen nachzu⸗˖ kommen vermögen. —
Sodann schloß der Vorsitzende die 40. Hauptversammlung mit dem Ausdruck des Dankes an Alle, die sich um dieselbe verdient gemacht haben.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Aachen wird der „Köln. Itg.“ gemeldet: Sämmtliche Arbeiter der Motorfabrradwerke Cudell u. Co. sind seit gestern Vormittag ausständig, weil einzelne Arbeiter vom Betriebs. leiter entlassen worden waren; die Ausständigen fordern die Kündigung des Betriebaleiters; die bisherigen Verbandlungen blieben erfolglos.
In Liegnitz baben nach demselben Blatt die Zimmerleute n , mr Ausstand erklart; die Maurer wollen sich anschließen.
6. in Berlin fällte das Einigungsamt des Gewerkegerichts gestern in der Angelegenbeit des Ausst andes der Steinsetzer inen Schiedespruch, wonach den Steinsetzern ein Maximallobn von 65 3 bel neunstündiger Arkeitszeit u gewäbren ist. Die Arbenngeber lehnten, wie die Vofs. Ztg. berich: et, den Schiedsspruch ab, während die Ausständigen ibm. bedingungslos zustimmten. — Zur Lohn. bewegung der Maurer wird mitgetbeil; Am Dienstag wurden rund Ioßo Maurer und gestern früh etwa 6000 „ausgesperrt“, sodaß etwa 7000 Ärbeiter auf etwa 350 Bauten feiern. Insolge dieser Maß⸗
nahme der Arbeitgeber bat auch die Entlassung iner größeren Zahl von Hilfearbeitern statt gefunden. Die Berliner Mörtelwerke und mehrere
große Ziegeleien wollen, da es sich nicht lobnt, den Betrieb itzt aufrecht
ju erhalten, diesen gänzlich einstellen, wodurch auch viele Bauten, auf desen jetzt noch gearbeitet wird, zum Stillliegen kommen ¶ Das Berliner Gewerbege richt hat an die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer n . und seine Vermittelung zur Beilegung des Streits an⸗ geboten. Aus Prag berichtet die Wiener Abdp. zur Ausstands bewegung in Böhmen und Oesterreich isch.Schlesien: In der Leinen bleiche der Firma S. W. Hundan in Jungb uch sind wegen Ent⸗ lassunz eines Arbei ters 42 Arbeiter in den Autstand getreten. — Die Webereien der Tgnuwalder Baumwoll spinnfabrik sowie ene der Firma W. Neumann in Dessendorf stehen wieder still. In Schumburg sind bei der Firma August Stumpe u. Söhne 2l Weber mit jehn Vorarbe tern in den Ausstand geireten. Die aus stãndigen Weber bielten am Montag unmittelbar an der Reichs grenze in Schrelberhau (Preußisch-Schlesien eine Versammlung ab. Es wurde beschlossen, im Aus stand aus zuharren. Die Bewegung erstreckt sich nun auch auf die Webefabrik der vergenannten Firma Stumpe in Seifen bach bei Neu welt. — Aus Tach au wir? vom 13. d. M. berichtet: Im Ausstand der Bau Arbeiter ist keine wesentliche Aenderung eingetreten. Wie amtlich festgestellt wurde, arbeiten auf den verschiedenen Bauplätzen und in den Ziegeleien im Ganzen 79 Arbeiter, 96 sind fortgejogen, um anderwärts Arbeit zu suchen, sodaß noch iai mer über z0 Arbeiter ausständig sind.
Aus Monceau-les⸗Mines meldet W. T. S.: Nach dem
Schluß einer am Viengtag Abend abgehaltenen Versam mlung dertrieben die ausständigen Bergleute die in Kessel.⸗ * Maschinenraumen beschäftigten Arbeiter, welche dort üstungsarbesten aus führten. Dieser Lage gegenüber hat der!
Polizei Präsident die nötbigen Anordnungen getroffen, um die Gruben gegen Feuer und Ueberschwemmung zu schützen. Von den zu diesen Arbeiten aufgeforderten Einwohnern haben sich aber nur neun ein⸗ 9
Kuust und Wissenschaft.
Die Sammlangen der älteren Königlichen Museen haben in dem Vierteljahr vom 1. Januar bis 31. März 1899 folgende Vermehrungen ju verzeichnen gebabt:
In die Gemälde Gale te wurden durch Ueberwelsang zu dauernder Ausstellung seitenz des Kaiser Friedrich ⸗Museun ms Vereins nachstehende Werke aufgenommen: I) Jan van Eyck: Christus am Kreuze mit Maria und Jobannes 2) Quinten Masßt: Die heilige Magdalena. Aug der Sammlung Marst zu Lucöra. 3) Remkrandt: Des Meisters Bruder (gest. 1654) mit einem reich vergoldeten Helm. Bildnitzstudie, um 1650 gemalt. 4) Quiiyn Brekelenkam: Interieur mit einer Frau und ihrer Magd, mit dem Initial „Q“ bezeichnet und datiert 1661. Aus der Samm- lung M. Beckscher. Das Gegenstück kam aus derselben Sammlung in die Hamburger Kunsthalle. . .
Für die Sammlung der Gipsahbgüsse wurden Abgüsse des Wagenleakers aus Delhi und eines in Lwerpool im Privatbesitz renn ier, Athlelenkopfs erworben.
Für die Sam mlanz der Bildwerke aus der christlich en Epoche warden angekauft: die lebensgroße a. einer sitzenden Madonna aus Sandstein, mit Spuren von Bemalung, fränkische Arbeit des TIV. Jabrbunderts, (aus der Nähe von Würjburg, angeb—⸗ lich aus derselben Klosterkirche von Zell stammend, wie die alterthüm ⸗ licheren Gestalten zweier heiligen Könige, die vor einigen Jahren erworben wurden) und die zierliche Statue einer stebenden Ma⸗ donna in drei Viertel der natürlichen Größe, aus weichem Kalkstein, mit schwachen Sparen von Vergoldung Ciese franjösische Arbeit von 1530 etwa erscheint um so willkemmerer, als Schöpfungen der französischen Renaissance in der Sammlung fast ganz fehlen). — Durch ein Seschenk des General⸗Konfulg H. Rosenberg wurde die Samm. lung der kyjantinsichen Kleinkunst um fünf Stücke bereichert: drei Glaspasten mit figürlichen Darstellungen, das Fragment eines kleinen Steinrellefs mit Scenen aus der Jugendgeschichte Christi und mit der Taufe Christi, sowie eine Bleiampulle. — Als Geschenk des Herrn Julius Wernher in London kam in die Sammlung ein sebr intereffantez, aus der Sammlung des Konsuls Becker flammen des Elfenbeinrelief mit den Gestalten Christi und der Gran gelisten. Die böchst individuelle Art des westrbeinischen Meisters aus dem Ende des X. Jahrhunderts wird in anderen Elfenbeinarbeiten wiedererkannt. — Durch Neberweisung zu dauernder Auf⸗ stellung seitens des Kalser Friedrich ⸗Museumè. Vereins kam in die Sammlung die altbemalte Stuckstatuette des beiligen Bernhardin, eine Arbeit des Niecolo da Bari, genannt Dell' Arca. Die böchst eschlossene und einde nckévolle Figur ist eng verwandt mit den Marmor⸗ im nn, die der Meister auf sein berühmtes Hauptwerk, den Aufsatz der Arca des heiligen Dominicus stellte. .
Im Antiquarium warden als Leihgabe Seiner Majestät des Kaisers und Könizs aufgestellt vier schwarz gefirnißte, mit aufgemaltem Halsschmack verzierte Oydrien und eine -mit weißer Farbe überzogene Sydria aus Rbodog. — Als Geschenk Seiner Majestät des Kaisers und Königs gingen der Samm— fung die bisber auf dem nach dem Heimgang Mariä be⸗ nannten Grundflück ‚Dormition“ in Jerusalem gemachten Fande zu. Sie bestehen aus sieben gläsernen und zwei bronzenen woblerhaltenen Armspangen, zwei fast intakten Glatfläschchen, zwei fragmentierten Glasgefäßen von schöner Irisierung, zwei Bronzenadeln, einem kleinen Perlmutterkreuz dem Fragment einer Thonvase und dreizehn Kupfer-, Silber und Goldäünzen. Diese Münzen stammen aus den ver— schiedensten Zeiten. Die älteste ist eine syrijche Königs münze, die etwa dem J. Jahrhundert v. Cbr. angehört, die jüngste eine türkische Goldmünze aüs dem XIX. Jabrbundert. Die übrigen vertbeilen sich auf daz J. bis TV. Jahrhundert n. Cbr. Die Funde sind in einem besonderen Schaufasten im Sternsaal aufgestellt. — Für die Vafen⸗ und Terrakottensammlung wurden erworben: eine Schale und ein Skyphos von frühböolischem Stil, beide mit linearen Srnamenten verziert; ein in Form und Deroration den Kabirion vasen ähnlicher kleiner Napf aus Egvpten; ein kleines Gefäß in Form einer Ente bon bervorragender Feinbeit der Arbeit mit Bemalung in protokorinthischem Siil; eine Kröte von bewundernswürdiger Lebenswahrheit, altkorintbisch; ein alterthümliches sitzen des weibliches Figürchen mit wohlerhaltener Bemalung aus Athen. — Der Sam m-⸗ fung antiker Bronzen und Miscellaneen gingen als Geschenke zu: von Herrn Amtsrath Meyer in Aderz leben eine Platte mit der Derstellung einer Eberjagd in durchbrochener Arbeit, von einem Pferdegeschitr herrührend, und eine Büste des Apollen, die als Schmuck eines Gerätbs gerient bat; von Herin Dr. Pernice neun römische Gewichte aus Bronze und Stein, darunter eins mit der silbereingelegten Inichtift EX A CA d. B. ex (actum) (ad) aledem) Calstoris. Erworben wurden für diese Abtheilung: eine Bronzescheibe mit Inschrift, eine Proxenieliste der Luseaten enthaltend; ein kleines schlauchfsrmiges Gefäß mit Deckel, die Sitatuette eines nackten Jünglings mit langem Haar und die Stataette eines Zwerges aus Kairo. - n n
Dem Münzkabtnet bat eine Allerböchste Bewilligung Seiner Masestäf des Kaifers und Konig es ermöglicht, aus der Sammlung des Kammerberrn H. von Deyden 48 deutsche Verdienst= Reralllen des TIX. Jabrbunderts zu erwerben, unter denen die berborragendste die von Brebmer geschnittene große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft des Königs Ernst August von Hannover ist. Außerdem sind der Sammlung drei Medaillen und 14 Münzen als Geichenk überwiesen worden, und zwar seltens der Herren Pro— sessor Conne, Hofrath Dressel in Madrid, Banquier Hablo, Amts- gerichtzraih Kirsch in Tüsseldorf (Nitglied dez Reich tag's und Ab. georductenkaufes), Bildhauer Komrarzik in Frankfart a. M. Gwei pon bm im XVuftrage der Familien Oppenheim und Roꝛbhan gefertigte Meralllen ). C. Knab in Lehesten und A. Weyl (ein vom Sultan Muftasn ii. übervrägter oldenbargischer Thaler) ̃
Die Eavptische Abtheilung erhielt an Geschenken im eren Vier feljabr 1889 von den Verten DDr. Borchardt und ven Bissing in Kairo: das Bruchstück eines Denktsteins. mertwürdig als einziges bisber bekanntes Denkmal, auf dem der König Tuet-a⸗ chamon, der Schwiegersebn Amenophis“ IV., nech mit seinem ursprünglichen ketzerischen Namen Tuet-anch aten erscheint; ferner mebtere Kalkftein figuren aus dem mittleren Rech, unter denen besonders bervargahe den ift ein sestgefahrenes Boot, das die Schiffer von emer Sandbant abschieben; endlich zwei elfenheinerne Zauberstäbe, der ene mit Inschriften, die den Zweck dieser Stabe außer, Zwerfel setzen; — von Herrn Prosefsor Flinders ⸗ Petrie: Gipsahgqusse zweier bei Hierakenpolis in Ober, Egyvten gefundenen Schieferplatten ber àteften Zeit mit Reliefdarstellungen, die inbaltlich und künst. lerisch sehr merlwürdig sind; — von Herrn Lr. von Bissing in Rairo: jwei kleine Bronzefiguren; — von Herrn Buchorucket Rabe in
Stralau: drei Todtenfiguren saitijcher Zit. — Erworben wurden ein
arabisches Stegel und eine egpptische Gußform aus christlicher Zeit.
Im Königlichen Kunst gewerbe, Musęeum ist zur Zeit eine Anzahl von Wan dbildern nebst Entwürfen der Malerin Fräulein Grere Waldau (Berlin, Lützowplatz 13) in dem ven rer borderen Treppe zugänglichen Oberlichtraume zut Ausstellunn gelangt. Die Bilder sind als Wandschmuck für den Festsaal im Hause des Ge⸗
beimen Kommerzienraths Heimann in Bteslau bestimmt und bieten
Ansichten von älteren malerischen Thellen der Stadt sowie von einer Besi
m Sarvttreppenhaufe ein von dem Maler 9. Anker, Schüler der
Ua tertichtsanstalt des Museums, für den Wir tergarten der Villa
Steinthal in Steglitz entworfenes Fenster in moderner Kun st⸗ verglafung, ausgeführt von J. Schmidt (Berlin, Genthinerstr. 3).
ung und Stiftung des Bestellers. — Gleichzeitig ans; sstellt ist
In Cassel ift geftern der Geheime Juftizrath Dr. Wil helm Endemann seit 18736 ordentlicher n. der Rechte an der Universität Bonn, im Alter von 74 Jahren gestorben. Er war neben Tböl und Goldschmidt, der vor zwei Jabren in Wilhelmeböbe bei Cafssel starb, eine der erften Autoritäten uf dem Gebiete des Handels. rechts, sein 1865 (in vierter Auflage 1887) erschienenes Lebrhuch des deutschen Handelsrechts war die erste vollftändige Bearbeitung vom modernen, praktischen Standpunkte aus. Von seinen zahlreichen anderen baadelsrechtlichen Schriften seien hervor⸗ gehoben: Die Haftpflicht der Esenbahnen, Bergwerke ꝛc. (1871, dritte Auflage 1885), Das Recht der Attiengesellschaften⸗ (1873), Der Markenschutz (1875), „Das Recht der Eisenbahnen“ (1886. Auch gab er mii Anderen das „Handbuch des deutschen Handels,, Seen und Wechselrecht, (1881 — 35. vier Bände) heraus. Aber nicht nur das Handels., sondern auch das Zivbilproz-ßrecht bat durch Endemann eine erhebliche Förderung erfahren. 1860 schrieb er „Die Beweislehre des Zivilprozesses? (in zwei Abtheilungen), 1868, nachdem er im vorhergebenden Jahre in die Bundes- kommission für die Auzarbeitung einer allgemeinen idil⸗ projeßordnung gewäblt worden war, Das deutsche Zivil- prozeßrecht', 1850 „Die Rechtshilfe im Norddeutschen Bund‘, 1878— 79 sein Handbuch des deutschen Zivilprozesses (drei Bände), 1883 .Das deutsche Konkursverfahren“ und 1895 Das Zivilprozeß- verfabren nach der kanonistischen Lehre“. Bekannt sind endlich noch seine nationalökonomischen Arbeiten, namentlich die „Studien in der romanisch kanonistischen Wirtbschafts. und Rechtslebre (374 4 83, jwei Bände). Von 1871 bis 1873 gebörte er auch dem Reichstage als Abgeordneter für Eisenach an. Ein Sohn des Verstorbenen i der ordentliche Professor der Rechte an der Universitãt Halle Dr. Friedrich Endemann, dessen Lebrbuch des neuen bürgerlichen Rechts in juristischen Kreisen berechtigte Anerkennung gefunden hat.
Aus München berichtet W. T. B.“: Seine Königliche Hobeit der Prinz⸗Regent genehmigte, daß die Büste des Stenographen Gabelsberger in der Bayerischen Ruhmeshalle bei der Bavaria in München aufgestellt werde.
In Madrid fand, dem ‚W. T. B.“ zufolge, gestern die feier⸗ liche Entbüllung der Statue des Malers Velasguez statt. Die Königliche Familie und das diplomatische Korps wobnten der Feier bei. Der deutsche Botschafter von Radowiß legte einen Kranz an der Statue nieder.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Saatenstand und Getreidebandel in Rußland.
Nicolajew, den 20. Mai 1899. Seit Ende April ist die Witterung jwar etwas kübler geworden, ausreichende Niederschläge baben sich indessen nicht eingestellt. Der für die Saaten außer⸗ ordentlich nöthige Regen ist leider nur strichweise gefallen und jwar für Winterweijen und Roggen zu spät. da die genannten Getreide⸗ sorten bereits verdorrt und som't als verloren anjuseben sind; dies bejieht sich besonders auf die näbere Umgegend von Nicolajew, — weiter nördlich ist der Schaden bis jetzt nicht so groß; auch die Sommersaaten bedürfen jetzt eines reichlichen Regens.
Unter dem Einfluß der anbaltenden Trockenbeit zeigten sich die Verkäufer am biesigen Platze reserviert und sind die Preise infolge dessen und angesichts der Prelsbewegungen in Amerika etwas gestiegen. Die Zufuhren bleiben immer noch schwach, da die Landleute bei den unsicheren Ernteaussichten mit ibrem Getreide zurückhalten.
Angeführt wurden seit 1. Januar bis 25. Mai 1898: 7 862019 Pud. Aue gefũührt . w 46. 189: Jenn, Der augenblickliche Lagerbestand stellt sich, wie folgt, auf 1870000 Pud, und jwar Besftand am 1. Januar 1899: 8 865 047 Pud Angeführt per 25. Mai 1899. 7358520122 16717 057 Pud
Ausgeführt per 25. Mai 1899. 148347 057 Bestand: 1870 000 Pud.
Saatenstand und Getreidebandel in Polen. Warschau, den 7. Juni 1899. Der Stand des Winter. und Sommergetreides ist im allgemeinen recht befriedigend; der strichweise niedergegangene Hagel bat verbältaißmäßig wenig Schaden verursacht. Stellen weife, insbesondere im Kreise Nieszawa, wird über Mäuseschaden geklagt. Unter den reichlichen Niederschlägen im Mai haben vor⸗ nehmlich die Kartoffeln gelitten, welche theilweise verfault sind und jum zweiten Male geseßt werden mußten. Der Stand der Gräser und Futterkräuter ist gut. Mangel an Feldarbeitern macht sich schon jetzt fühlbar, was eine Steigerung der Löbne zur Folge bat. Die Getreidepreise auf dem Warschauer Markte blieben ziemlich unverandert. Es wurden gezahlt für das Pud: am 5. Mai d. J. für Weizen 0, 75 —– 0,94 Rbl.
am 6. Juni d. J. 0,72 — 0, 94 Rbl. o, 60 - 0, S5
für Roggen O, 69 — 0,73 6 O, 63 — 0, 8 9
für Hafer O, 70 - 0, 95
Saatenstand in Nord -⸗Italien.
Mailand, den 7. Juni 1893. Durch die in der zweiten Hälfte des Nai in Ober-⸗Italien eingetretenen starken und anhaltenden Regengüsse, tbeilweise verkunden mit Hagel, und den starken Temperatur. Rückgang. welcher kurz nach dem Verblüben eintrat, ist die Äussicht auf eine ergiebige Weisenernte in der Lombardei geschwunden. Man bofft indessen, daß ein warmer und sonniger Juni den Schaden verringern wird. .
uz Piemont und Venetien sind im Großen und Ganzen die Nachtichten über den Stand des Winterweißens gute und berechtigen zur Hoffnung auf ein Erträgniß über den Durchschnitt. Allerdings sollen die flarken Regengüsse, verbunden mit Sturm, in den beiden leßten Wochen des Mai streckenweise Schaben angerichtet baben, aber auch diese Beschädigungen können durch fortdauerndes armes und trockenes Wetter noch gehoben werden.
Der Hafer ist gut emwickelt, droht aber gelb zu werden.
Mais und Reis sind gut aufgegangen; Las Behacken und Be⸗ häufeln derselben ist im Gange.
Verkehr s⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Goch ist die erste . . e Pest über Vlissingen vom 14. Juni ausgeblieben. Grund: Schiff defekt. 26
Die im Reichs- Eisenbabnamt bearbeitete Uebersichts⸗ karte der Eisenbahuen Deutschlands (in sechs Blättern, Maßstab 1: 1000 9000) nebft zugebötigem Verzeichnifß der deutschen Eisenbahnen und ikrer Stationen ist in neuer Auflage erschienen. Gegen das Vorjahr hat die Karte durch Aufnahme der neu eröff neten Linien und Stationen sowie der injwischen durch Landesgesetze oder durch Konzessionen jur Autfübrung genehmigten und der zur Her⸗ stellung aus Staatsmitteln in Aussicht genommenen Eisenbahn⸗ projekte eine erhebliche Grwesserung erfahren. Vier Nebenkarten in größerem Maßstabe veranschaulichen, wie früher, die Eisen bahnnetz. der Reichs hauptstadt Berlin, des Königreichs Sachsen, des oberschlesischen Berg. und Hüttenrepiers und des thein isch · westfälischen Koblenreviers. Auch die neue Vuflage der Karte ist, wie die vorangegangenen, in zem Litbomlapbischen Instihut von Wilbelu« Greve hrerjelbst hergestellt
und in Bezug auf Wiedergabe der Zeichnung, gefällige Kolorierung