uar erreichten wir die Intel Nusa, wo eln Händler der k, e . tine ganze Reihe von Händlern. Das Verhältniß . und Eingeborenen schien durchweg gut zu sein. Hie : ,, untereinander haben freilich auch hier noch nicht auf⸗ ehört. So hatten in letzter Zeit die Leute von Bagail (Neu⸗ ecklenburg) einige zu Nusa gehörige Eingeborene auf der Insel elon überfallen und zwei derselben getödtet. Wie sich herausstellte, . es sich um einen Rachezug für frühere Töptung von Bagail⸗ euten durch Eingeborene von 5 weshalb von einer Bestrafung der Eingeborenen von Bagail abgesehen wurde. Es gelang mir, die Häuptlinge und ältesten Leute beider Parteien zusammen zubringen und einen förmlichen Friedensschluß herbeizuführen. Von Nusa begab sich die Alexandra“ am 3. März nach der Insel Kaboteron, wo die Neu⸗Gutineg Kompagnie eine Pflanzung und Handelsstation unter einem Malalen 2 hat. Von hier be⸗ suchte ich mit einem Boot die Insel Enok, deren Bewohner auf Kaboteron Kokosnüsse gestohlen und die dortigen Arbeiter bedroht hatten. Die Eingeborenen waren bei meiner Ankunft geflüchtet, doch gelang es, eines alten Mannes habhaft zu werden, durch dessen Ver⸗ mittelung dem Stamme eine bei Vermeidung der Nieder⸗ brennung ihrer Hütten binnen 24 Stunden zu zahlende Strafe von einigen Faden Tapsoka (Muschelgeld) auferlegt wurde. Die Strafe wurde mir innerhalb der festgesetzten Zeit nach Kaboteron überbracht. Weiterhin besuchte ich mit dem Boot einige bisher herrenlose, von der Neu⸗ Guinea Kompagnie oceupierte Inseln sowie die im Eigenthum des Händlers Ruge stehende Insel Nusaum. Am 5. März fuhr die Alexandra“ auf mein Ersuchen nach Kabien (Neu Mecklenburg). Nach Aussage der Eingeborenen im Nusafahrwasser sollten die Kabienleute vor zwei Monaten die Insel Lelikon überfallen und einige Leute getödtet haben. Die übrig⸗ gebliebenen Lelikonleute waren nach Kaboteron geflüchtet. Ich nahm drei der letzteren, von denen einer noch eine frische, von einem Ge— wehrschuß herrührende Narbe aufwies, mit nach Kablen. An letzterem latz waren alle Eingeborenen mit Ginschluß der eingeborenen rbeiter des dortigen weißen Händlers bei meiner Ankunft ge⸗ flüchtet. Von einem Vorgehen gegen dieselben oder ihr Eigen⸗ thum nahm ich Abstand, da einmal Guropäer nicht un mittelbar durch den Ueberfall geschädigt sind, andererseits aber den Kriegszügen der Eingeborenen meist alte Fehden zu Grunde liegen, und ein einseitiges Vorgehen daher möglicherweise ungerechtfertigt sein würde. Die Kämpfe der Eingeborenen unter⸗ einander durch Bestrafung eines jeden Friedensbruchs zum Aufhören zu bringen, war bei den bisherigen Machtmitteln der Verwaltung unmöglich. Am 6. März kamen wir mit der Alexandra“ in Lawangai Neu⸗Hannover) an, wo die Neu⸗Guineg⸗Kompagnie einen chinesischen ändler eingesetzt hat. Die Eingeborenen machten hier einen zugänglichen und liebenswürdigen Gindreck. Ich besuchte die nächstgelegenen Plätze an der Küste. Am 10. März lief die, Alexandra‘ die kleine Insel Kung an, die im Besitz des Händlers Gangloff steht. Von hier aus besuchte ich einige andere kleine Inseln, wo ich überall eine freundliche Bevölkerung vorfand. Von Kung aug fuhr die Alexandra! nach der Insel Zenit, einer mit zwei Chinesen besetzten Händlerstation der Neu ⸗ Guinea Kompagnie.
Auf Neu-Mecklenburg Ostseite wurden die Händlerstationen Lanan und Fissaug angelaufen. Die Eingeborenen zeigten überall ein zugängliches, friedliches Wesen. Die fast beständig währenden Kämpfe der Eingeborenenstämme untereinander in dieser Gegeud sind durch die Vermittelung des der Sprache kundigen Händlers Wagenbrett in
issaun vor einigen Monaten zum tbeil zu einem Abschluß gelangt. Es ist zwischen mehreren feindlichen Stämmen ein förm— licher Friede durch Uebersendung eines zerbrochenen Speers und Aus⸗ tausch von Tapfoka geschlossen und durch ein großes gemein⸗ sames Festessen besiegelt worden. In dem unweit Fissau ge⸗ legenen Leinern waren 1897 zwei weiße Händler angegriffen worden. Beide waren verwundet entkommen. Eine spätere Unter⸗ suchung durch Herrn Dr. Hahl hatte ergeben, daß die Händler durch unvorsichtiges Benehmen den Angriff selbst ver⸗ schuldet hatten, weshalb von einer Bestrafung der Eingeborenen ab⸗ gesehen war. Jetzt befindet sich dorf ein chlnesischer Händler. Der Menschenfraß gilt in diesen Gegenden noch als etwas Selbstverständ⸗ liches. In Leinern sah ich unter anderem auf einem Baum neben einem Schweinsschädel einen Menschenschädel aufgestellt. Auf mein Befragen wurde mir gesagt, daß es der Schädel eines im letzten Kampf getödteten Feindeß wäre, der beim darauf solgenden Festmahl verzehrt sei. Es wurde mir sogar der Name des Verzehrten, eines früher im Herbertshöher Laden beschäftigt gewesenen Eisgeborenen, genannt, den nach seiner Rückkehr in die Heimath dies Schicksal ereilt hatte. Aus dem Benehmen der Leute, welche sich gegen uns freundlich und entgegenkommend zeigten, ging hervor, daß sie das Verzehren des getödteten Gegners als ihr gutes Recht betrachteten. Die Unsitte wird erst dann ausgerottet werden können, wenn die Verwaltung in der Lage ist, häufiger in Neu— Mecklenburg Macht zu zeigen. Eine mir in Fissaua von Eingeborenen emachte Anzeige, wonach die Lauanleute mit Gewehren des dortigen ändlers auf sie einen Ueberfall gemacht haben sollten, konnte ich nicht mehr untersuchen, da bei den berrschenden Winden an eine Um kehr des Schiffes im Augenblick nicht zu denken war.
Am 17. März langte die „Alexandra“ in Teripax auf den Gar⸗ dener⸗Inseln an, wo sie ziemlich dicht am Ufer ankerte. Die beiden auf der Karte verjeichneten großen Inseln scheinen noch durch enge Kanäle durchschnitten zu sein. Durch einen solchen von Mangrove eingefaßten Kanal der nördlichen Insel, der auf der Karte nicht angegeben ist, fuhren wir mit dem Boot durch. Auf Teriwax sitzt ein chinesischer Händler. Ich drang von dort aus ein Stück ins Innere vor, zum theil unter Be—⸗ nutzung des Bettes eines Gebirgebaches, der köstlich kühles Wasser enthielt. Der Boden war, soweit ich kam, fetter Lehmboden, auf dem eine üppige Vegetatlon wucherte. Die Boden⸗ gestaliung und der Pflanzenwuchs erinnerte mich in manchen Beziehungen an die Molutken⸗Insel Amboina, auf der ich bei meiner Ausreise einge Fußtouren zu machen Gelegenheit gehabt hatte. Die Eingeborenen machten einen friedlichen Eindruck. Das Stammeß. Ober⸗ haupt übt hier im Gegensatz zu Neu Pommern und auch den berührten . Neu. Mecklenburgs anscheinend eine große Gewalt aus, die sich ogar auf das Privateigenthum seiner Stammegangehörigen zu erstrecken scheint. In Vakurufanga auf NeuMecklenburg sollen vor einiger eit 10 Bukatz, welche von dem bedeutend nördlicher in
apsu sitzenden Händler zum Keprahandel die Küste hinab— esandt waren, erschlagen sein. Da ich schon in Lanan die achricht erhalten hatte, daß der Eingeborenenstamm, der die That vollbracht hatte, auf die Kunde vom Nahen der Pollzeitruppe in den Busch geflüchtet sei, nabim ich von einer Landung an dem Platze umsomehr Abstand, als bei den wenig günstigen Winden und dem starken, dort herrschenden Strom im Fall eines nochmaligen Anlaufeng der Küste eine Verzögerung unserer Fahrt zu befürchten war. Vom 18. bis 28. März kreuzten wir zwischen Neu⸗ Mecklenburg und den Gardener⸗Inseln, ohne bei dem en Strom auch nur eine Semeile zu gewinnen, n, . leß der Kapitän das Schiff umdrehen. Mit günstigem Winde fuhren wir in einem Tage bis Nusa, hatten aber guf der weiteren Fahrt . theil wieder Windstille. Am 4. April, Vormittags 3 Uhr, en wir endlich mit Hilfe eines heftigen Nordwestwindes in Herberitz⸗
e an. ö
Aug meiner Fahrt habe ich bejüglich einer künftigen Gestaltung der Verwaltung folgende Eindrücke gewonnen: Bei Stationierung einer Truppe im nörd . Theil Neu, Mecklenburgs, welche mit einem Rutter und mehreren Booten augzurüsten wäre, sowie bei regelmäßig
alle drei bis vier Monate wiederkehrenden Rundfahrten des Gouverneurs um die von der Station aus nicht erreichbaren Theile Neu⸗Mecklen⸗ burgs, würden die Kämpfe der Eingeborenen auf Neu⸗Mecklenburg und den kleineren Inseln allmählich zum Aufhören gebracht und das Land damit einer friedlichen Entwickelung erschlossen werden können.
Europaͤert
mwasser sitzt riegs züge der
liche Gouverneur Schnee unter dem 8. April b. J. folgenden Bericht: , .
Ble Cingeborenen von Anapapar im Innern der Gazelle / dalb⸗ j
insel westlich von Varzin, welche bereits früher wiederholt mit anderen Stämmen im Kampf gewesen waren, hatten Weihnachten v. J. die an der Küste des Weberhafens, nicht weit von der a m des weißen ändlers Strasser in Kabairg, wohnhaften Eingeborenen überfallen und drei Leute getödtet. Der Händler in Kabaira fühlte sich in seiner Sicherheit bedroht und wandte sit an das Kaiserliche Gericht um Hilfe. Ich beschloß, aus folgenden Gesichtspunkten eine Züchtigung der Anapapar⸗ leute vorzunehmen. In Kabaira sind nach den mir gemachten An⸗ gaben im Laufe der Jahre bereits 14 Europäer erschlagen worden. Nachdem eine Zeit lang Kabaira von Europäern verlassen geblieben war, ist vor etwa Jahresfrift wieder eine Händlerstation dort eingerichtet worden. Gleichfalls am Weberhafen, in Mandres, hat die katholische Mission vom heiligen Herzen Jesu eine Nieder⸗ lassung eröffnet. Am Massavahafen ist von der Neu⸗Guinea⸗Kompagnie mit der Anlegung einer Pflanzung begonnen worden. Alle diese Unter⸗— nehmungen erschienen, wenn auch die letztgenannte nur indirekt, be—⸗ droht, wenn die That der Anapaparleute, welchen ein Theil der früheren Ermordungen von Europäern zugeschrieben wird, ungesühnt blieb. Außerdem würde im Fall des Nichteinschreitens bei einem solchen nicht sehr weit vom Sitz der Verwaltung ausgeführten Ueberfall das Ansehen der Verwaltung bei den übrigen Eingeborenen leicht eine Schädigung erfahren haben.
Am 15. Februar d. J. warschierte ich mit einem Theil der Polizeitruppe von Malagunan (Blanchebucht) nach Kabaira, wohin sich der Polizei. Unteroffizler Schuberth mit dem Rest der Truppe vermittels des mir von der katholischen Mifsion zur Verfügung ge⸗ stellten Kutters „‚Zevelde“ bereits begeben hatte. Seitens der Anapaparleute war bereits die Nachricht nach Kabaira gesandt, sie würden vor uns nicht davonlaufen, sondern uns erwarten und alle tödten. Da unter diesen Umständen an irgend welche Ver⸗— handlungen nicht zu denken war, marschierte ich am anderen Morgen mit Sonnenaufgang unter Führung einiger Eingeborener sowie in Begleitung des Herrn Strasser mit dem Polizei Unteroffizier und der Polizeitruppe in den Busch. Meine Truppe bestand aus 21 Mann. Nach fünfftündigem ununter—⸗ brochenem Marsch durch den Busch auf Kanakerpfaden, streckenweise in seichten Bächen watend, erreichten wir die ersten Anpflanzungen der Anapaparleute. Letztere waren auf unser Kommen vorbereitet, wir hörten schon von Weitem den Klang ihrer Trommeln. Auf schmalem Pfade durch das hohe Gras, welches stellenweise von Anpflanzungen unterbrochen war, ging es weiter. Ein Kanaker wurde unterwegs von der Spitze überrascht und erschossen. Die Anaxaparleute schienen vor uns eine Stellung eingenommen zu haben, warteten abtr unser Näherkommen nicht ab, sondern umgingen uns plötzlich auf beiden Seiten, was wir des Busches und hohen Grases wegen nur hören konnten. Ich ließ auf einer Erhöhung Halt machen, welche wenigstens nach der Seite, von welcher wir gekommen waren, verhältnißmäßig . Schußfeld gewährte. Von dleser Richtung erfolgte nunmehr der feindliche Angriff, während der erwartete Angriff von den Seiten unterblieb. Die Eingeborenen rückten mit Kriegsgeschrei, ihre Speere schwingend und eine Art Kriege tanz aufführend, heran, wurden aber durch Gewehr⸗ feuer bald zurückgetrieben und eilten in wilder Flucht seitwärts an unserer Stellung vorbei zurück. Ich benutzte dies zu einem Vorstoß nach der Seite, der durch den Polizeiunteroffizier mit einigen Mann erfolgreich durchgeführt wurde. Im Ganzen hinter⸗ ließen die Kanaker sieben Todte. Wie groß die Zahl der Angreifer war, läßt sich bei dem unübersichtlichen Gelände auch nicht annahernd angeben. An Waffen waren außer den Speeren und einigen Schüssen nach zu urtheilen ein oder zwei alte Schrotgewehre vorhanden. le Truppe hatte keine Verluste. Nach kurzer Mittagsrast wurde der Rückmarsch angetreten. Wir langten noch vor Sonnenuntergang in Kabairg wieder an. Auf dem Rückwege von Kabaira hielt ich an der Nordküste Gerichtstag ab. Die Bukag und Neu-⸗Mecklenburger der Polizeitruppe benahmen sich, was persönlichen Muth anbetrifft, vorzüglich. Die von der Gazelle ⸗Halbinsel stammenden Polizeisoldaten zeigten sich fast durchweg feige. Nach dieser Züchtigung haben sich die Anapaparleute ruhig verhalten. Da der Häuptling derselben inzwischen schon persönlich, um Waaren zu kaufen, in Kabaira gewesen sein soll, fteht zu hoffen, daß die Anknüpfung friedlicher Beziehungen mit den Eingeborenen von Anapapar der Ver⸗ waltung bald gelingen wird. Damit dürfte, nachdem Herr Dr. Hahl im vorigen Jahre die in der Gegend am Varzin ausgebrochenen Gin— geborenenkämpfe durch thatkräftiges Eingreifen zum Aufhören gebracht hat, für die Gazelle ⸗ Halbinsel, soweit die Interessen von Europäern in Frage kommen, der Frieden porläufig gesichert sein.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat sich heute früh von Wien zum Sommer⸗ aufenthalt nach Ischl begeben.
An den dlesjährigen großen Kgisermanövern, die in der Gegend von Böhmisch⸗Leipa stattfinden, nehmen theil: das VIII. (Prager) Korps, unter dem Kommando des Feldzeug⸗ meisters Fabini, mit zwei Infanterie⸗ und einer Landwehr⸗ Division und das IX. (Josephstädter) Korps, unter dem Befehl des Feldmarschall-Leutnants von Klobus, eben⸗ falls mit drei Divisionen. Die Infanterie wird sich auf 57 Linien⸗ und 26 Landwehr⸗Bataillone beziffern. Außer der in Böhmen liegenden Kavallerie (drei Dragoner⸗ und einem Landwehr⸗Ulanen⸗Regiment) wird voraussichtlich noch ein Kavallerie⸗Regiment des IJ. Korps, das nach Galizien verlegt wird, zu den Manövern herangezogen werden. Die Artillerie umfaßt acht Regimenter mit 12 hn Außerdem werden noch Telephon⸗„Telegraphen⸗ und Luftschiffer⸗Abtheilungen an den Manövern theilnehmen. — Die Kaisermanöver im Puster⸗ thal finden unter Theilnahme aller in Steiermark, Kärnten Krain, Küstenland, Tirol, Oberösterreich und Salzburg liegenden Truppen zwischen dem III. (Feldzeugmeister von Succovaty) und dem XIV. (Feldzeugmeister von Hold) Armee⸗Korps statt. Die Infanterie wird durch 35 Bataillone Linien⸗Infanterie, 13 Kaiserjäger⸗ und 5 Feldjäger⸗, 3 Bosnische, 14 Landwehr⸗ und 10 Landesschützen⸗Bataillone, zusammen 80 Bataillone, vertreten sein; Kavallerie und Artillerie werden wegen der Geländeschwierigkeiten in geringerem Umfang zugezogen.
Grosßzbbritannien und Irland.
Cecil Rhodes ist am Sonnabend von London nach Afrika abgereist.
Frankren .
In Saint⸗Cloud wurde, wie „o. . D. »vermchten, gestenn für Déroulzde von den Zeugen in seinem jüngsten Prozesse ein Ehrenpunsch veranstaltet. Déroulede erklaͤrte in einer Ansprache, daß er Dreyfus für schuldig halte, doch werde er sich, falls das Kriegsgericht in Rennes Dreyfus für unschuldig erkläre, vor diesem Urtheils⸗ pruch beugen. Wenn das Kriegsgericht in Rennes die Un⸗ chuld , . autspreche, sei keine Strafe zu streng für jene sechs Kriegs⸗Minister, welche die Schuld Dreyfus be⸗ theuert hätten. Schließlich forderte Dörouléde, daß die ganze Wahrheit in der Verhandlung in Rennes zu Tage komme,
Ueber einen rg gegen die Anapaparleute auf der Gazelle⸗Halbinsel erstattet der stellvertretende Kaiser⸗
detzorganisieren strehe. Es
während die Campagne für Dreyfus die Landes vertheidigung zu
eorganisteren strebe. Es wurden noch weitere Reden ge⸗ ö ten; Georges Thisba ud wandte sich gegen die von der kegierung bei der Rückkunft Dreyfus ergriffenen Maßnahmen.
Die Ordijung wurde nicht gestzrt; nur wurden zwei wegen aufrührerischer ee er ten zwei Personen
Italien.
Infolge des Delrets, durch welches die Parlamentssession geschlossen worden ist, hat, wie ‚W. T. B.“ erfährt, die äußerste Linke ein von 65 Depukirten unterzeichnetes Ma— nife st an das Land gerichtet, in welchem sie über ihre Arbeiten während der letzten Session des Parlaments n , giebt.
Der soziasistische Deputirte Andrea Costa wurhe vor— . Abend, als er das Parlamentsgebäude verließ, ver⸗ haftet. Derselbe hat noch wegen eines im Jahre 1854 be⸗ nge, rf sehens eine Gefängnißstrafe von 2 Monaten u verbüßen.
Spanien.
Der Kriegs⸗Minister, General Polavieja hat, wie dem; W. T. B. **m berichtet wird, in einer Unterredung mit dem Minister-Präsidenten Sil vela erklärt, daß er geneigt sei, die Friedenspräsenzstärke des Heeres auf 8) 0060 Mann festzusetzen, anstatt auf 108 000 Mann, die im Budget gefordert worden sind.
In Bargelona ist es am Sonnabend zu Ausschreitungen .. Bei dem Amtsantritt des neuen Munizipalraths and ein Zusammenstoß zwischen den verschiedenen Parteien statt. Aus der Mitte der Menschenmenge wurden Schüsse abgegeben, durch welche drei Personen getoͤdtet wurden. Am Schlusse einer vorgestern Abend zu Gunsten der Revision des Prozesses der Gefangenen in Montjuich abgehaltenen Versammlung zogen die Theilnehmer nach einem Jesuitenkloster und ver— anstalteten dort eine Kundgebung. Die Gendarmerie, welche, hiergegen einschritt, wurde von der Menge mit Steinen beworfen und machte infolge dessen von der Waffe Gebrauch. Die Gesammtzahl der Verwundeten beläuft sich auf 5090. — Auch in Valencia fanden in der Nacht zum Sonntag Excesse statt. Die Unruhen begannen damit, daß zahlreiche Gruppen den Verkehr der Pferdebahn⸗ wagen zu stören suchten. Als dann die Gendarmerie ein⸗ schritt, wurde sie von der Menge mit Steinwürfen empfangen. Die Gendarmerie und die Truppen waren infolge dessen ge⸗ nöthigt, zu schießen, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Abends nahmen die Unruhen noch größere Di⸗ mensionen an. Die Hauptpunkte der Stadt wurden von Truppen besetzt. Die Aufrührer errichteten Barrikaden, von denen eine von der Kavallerie genommen wurde, nachdem von beiden Seiten lebhaft gefeuert worden war. Die Aufrührer wollten auch gegen ein Kloster einen Angriff richten, wurden aber von den Truppen und der Gendarmerie daran ehindert. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. in der Nacht traten die Generale zu einer Berathung über die Lage zusammen. Der Bürgermeister veröffentlichte eine Proklamation, in welcher er die Bevölkerung zur Ruhe auf⸗ fordert. Gestern kam es zu weiteren Unruhen. Eine Menschen⸗ menge bewarf die Gendarmerie⸗Kaserne mit Steinen. Dabei soll ein Hauptmann der Gendarmerie verwundet worden sein.
Schweiz. Die Session der Bun des versammlung ist am Sonn⸗ abend geschlossen worden.
Niederlande.
Die zweite Unterkommission der II. Kommission der h n e hielt, wie „W. T. B.“ aus dem Haag meldet, vorgestern unter dem Vorsitz des russischen Geheimen Raths von Martens eine Sitzung ab und nahm in zweiter enn eine Erklärung, betreffend Vorschriften und Gebräuche für den Landkrieg, an. — Der Ausschuß für die Redaktion des Schiedsgerichtsvorschlages ist vor⸗ gestern Nachmittag wieder zusammengetreten und hat auf Antrag des amerikanischen Delegirten 6 dem Kode über das schiedsgerichtliche Verfahren noch eine Bestimmung hinzugefügt, welche von der Zulässigkeit der Revision schieds⸗ gerichtlicher Entscheidungen handelt. Der Ausschuß ging dann zur zweiten Lesung des von dem britischen Dele⸗ girten Sir Julian Pauncefote gestellten Antrages über. In diesem wurde die Aenderung getroffen, daß das Schiedsgerichts⸗ tribunal den Namen „Ständiger Schiedsgerichtshof“ tragen solle. Die von den amerikanischen Delegirten aufgeworfene Frage des Schutzes des Privateigenthums auf der See wird vielleicht in der nächsten Woche in der Plenarkommission vor⸗ gebracht werden, eine Verhandlung dürfte aber nicht statifinden.
Belgien.
Die Bürgermeister von Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Gent wurden vorgestern Mittag von dem König in Audienz empfangen und erklärten Allerhöchstdem⸗ selben, wie ‚W. T. B.“ berichtet, daß sie nicht mehr für die Aufrechterhaltung der Ordnung einstehen könnten, wenn das Ministertum die Wahlvorlage nicht rn, n, In seiner Antwort stützte sich der König auf die Konstitution, welche ihm sein Verhalten vorzeichne. Später hatte der König eine längere Unterredung mit dem Minister⸗Präsidenten
Vandenpeereboom.
Der Präsident der Repräsentantenkammer Beernaert wird heute aus dem Haag nach Brüssel zurückkehren und nicht mehr an den Arbeiten der Friedenskonferenz theilnehmen.
In Brüfsel veranstalteten gestern Nachmittag zahlreiche Soꝛiglisten im Park eine Kundgebung. Sie sangen die Makseillaise und stleßen Rufe gegen das Ministerium aus. Ein Sezialist richtete eine Ansprache an die Menge und fordert, das Volk zu weiterem Widerstande auf. Die Sozialisten durchsogen sodann singend die Stadt und begaben sich nach dem Voltshause, nachdem sie unter⸗ wegs vor den Gebäuden der klerikalen Blätter feindselige Kundgebungen veranstaltet hatten. — In Antwerpen zog gm Sonnabend Abend eine Menge von etwa 9060 Personen unter der Führung von liberalen vnd fwialistischen Deputirten durch die Stadt. Vor den Häusern n,, e, . wü ter worden Schmähkundgebungen veranstaltet; dem Bürgermmstet or seiner Wohnung eine en dargebracht. Spätet anden Mehrere. Versammlungen statt, in denen die Redner dazu riethen, nicht abzurüsten, bis man den Verföhnungsvorschlag deg Minister⸗Präsidenten kenne. Es kam zu keinem ü — Nach einer gestern in Lüttich abgehaltenen
arade der Bürgergarde begaben sich etwa 250 Bürgergardisten =, und die Gewehrkolben schwingend nach einem Versammlungs⸗ lokal der Sozialisten. Dort wurde sofort eine ier ng abge⸗ halten, in welcher die Redner, unter denen sich auch mehrere Bürger⸗ ardisten befanden, die , der Regierung mißbilligten und auf⸗ r en, die Agltation gegen diese Vorlage fortzusetzen. Mehrere
denn es bestehe nicht die Möglichkeit eines Krieges,
Bürgergardisten richteten vom Balkon herab Änspracken an die auf der 6 befindliche Menge. Es kam zu keiner Ruhestörung. — In
1
veranstaltete gestern nach einem Konzert des dortigen kat holischen k Theil der Zuhörer eine Kundgebung und . Es lebe das allgemeine Stimmrecht i. Die , die Manifestanten und nabm' mehrere Verhaftungen var. Etwa zehn Personen wurden purch Säbelhiebe verwundet. In Mons keschloß gestern Abend eine in Volkghaufe abgehaltene sgglalistische Versammlung, baß, wenn die Reglerung am Dienstag die Wabhlvorlage . zurückziehe, oder wenn sie eiae neue Vorlage ift g. welche nicht das allgemeine Wahlrecht einführe, sofort der Ausstand im Kohlenbecken von Mons werde er⸗ klärt werden.
Türkei.
Die Pforte beantwortete vorgestern, wie das Wiener Telegr⸗Koͤrresp⸗Buregu“ meldet, die serbische Note vom 6 vor. M. mit einer Note, in welcher sie erklärt, sie habe aus Anlaß der Grenzvorfälle keine Zirkularnote an die Botschafter, sondern auf Ersuchen einiger Botschafter eine Notiz an dieselben gerichtet, welche auf dem Ergebniß der Unter⸗ sfuchung und den amtlichen Mittheilungen des türkischen Ge⸗ sandten in Belgrad und des Vali von Kossowo basiere. Die Notiz habe nicht besagt, daß der König sein Bedauern aus⸗ edruckt und an den Sultan kelegraphiert habe, sondern daß er König seine Befriedigung über die Untersuchung aus⸗ gedrückt habe. Die Pforte sei für Meldungen der Zeitungen nicht verantwortlich. Es liege kein Grund vor, den türkischen Truppen und den Albanesen die Schuld an den Grenzvorfällen uzuschreiben; im Gegentheil, die Haltung der Truppen sei keen gewefen, und von seiten der Albanesen seien keine Provokationen erfolgt, wohl aber von seiten der Serben; auch habe der serbische Kommissar, Oberst Oeschitsch, dem türkischen Kommissar gegenüber sein Bedauern über die Uebertreibungen der Presse ausgedrückt. Im übrigen hält die Note die in der Notiz an die Botschafter gemachten An⸗ gaben aufrecht. .
Der serbische Gesandte hat in Beantwortung der Note der Pforte vom 22. vor. Mts. der Pforte eine Note über⸗ reicht, welche besagt, daß die an der Grenze angestellten Unter⸗ fuchungen zu Ergebnissen geführt hätten, welche weit entfernt seien von den Angaben, auf welche die Note, der Pforte sich stütze. Das vorläufige Ergebniß habe gezeigt, daß der Angriff gegen die serbischen Wachthäuser vorbereitet gewesen und von tuͤrkischen Soldaten und Albanesen im Einvernehmen ausgeführt worden sei. In Erwartung des definitiven Ergeb⸗ nisses halte die serbische Regierung ihren in der Note vom 16. vor. Mts. erhobenen Protest vollinhaltlich aufrecht.
Rumänien.
Das Bureau des Senats wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern von dem König zur Ueberreichung der Adresse empfangen. .
Die Deputirtenkammer nahm nahezu einstimmig die Adresse an den König an, in welcher Befriedigung über die freundschaftlichen Beziehungen zu allen Staaten sowie über die Erhaltung des Friedens ausgesprochen wird.
Amerika.
Ein Gegenseitigkeitsvertrag zwischen den Ver⸗ einigten Staaten und Jamaica ist, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, vorgestern in Washington abgeschlossen worden.
Afrika.
In Pretoria ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, vorgestern ein Grünbuch veröffentlicht worden. Dasselbe enthält eine Depesche des britischen Staatssekretärs für die Kolonien Chamberlain vom 15. Dezember v. J, in welcher es heißt, die britische Regierung sei nicht in der Lage, den von Dr. Leyds aufgestellten Satz, daß es keine britische Suzeränetät gebe, und daß die Einleitung der Konvention von 1881, die sich mit der Frage der Suzeränetät befasse, durch die Konvention von 1884 . sei, als richtig anzuerkennen.
Aus Kapstadt berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß
Hofmeyr und der Minister Hertholt vorgestern früh von
dort nach Bloemfontein abgereist seien. Der Minister Hertholt
geh an Stelle te Water's, welcher durch Unpäßlichkeit an der eise verhindert sei.
Polynesien.
Nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ aus Washington nehmen die Arbeiten der Samoga⸗Kom⸗ mission einen befriedigenden Fortgang. Sollte das Ab⸗ kommen der r r auch den Rücktritt des Oberrichters Chambers einschließen, so würde derselbe wahrscheinlich für einen anderen Posten bestimmt werden. Es werde indessen vermuthet, daß Chambers freiwillig zurücktreten werde. Be⸗ treffß der Abschaffung, des Königthums werde in amtlichen n , eine Uebereinstimmung der Mächte als wahrscheinlich angesehen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die. Berichte über die vorgestrigen Sitzungen des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten be⸗ finden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (14) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein, der Justiz⸗Minister Schönstedt und der Minister des Innern Freiherr von der Recke beiwohnten, wurde zunächst in die Statistische Zentral⸗Kommission an Stelle des verstor⸗ y Geheimen Raths Dambach Herr von Rochow gewählt.
Alsdann folgte die Verlesung folgender Inter⸗ pellation der Herren Graf zu Lynar, Graf von Houw ald, Freiherr von Wackerbarth und Graf von der Schulenburg⸗Lieberose:
1 durch die großen Wasserschäden des Jahres 1897, hatte die Staatzreglerung eine Regulierung des Spreegebieis in Aut cht
enommen, esnen diesbezüglichen Plan vom Meliorationg, Bauinspektor egner ausarbeiten und i . Plan auch einer größeren Versammlung von Interessenten vorlegen lassen. Seltem scheinen seitens der Staatzreglerung weitere Schritte nach dieser Richtung hin nicht gethan zu sein. Die in diesem Jahre erneut und vergrößert auf⸗ getretene Wassersnotb im Spreegeblete zwingt ung zu der Anfrage:
Was gedenkt die Königliche Staatsregierung zu tbun, um das Spreegebiet, insonderheit die Gegenden detäz Ober und Unter ⸗Spree⸗ waldes vor ferneren Schäden zu schützen?“
Nachdem der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hamm erstein sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit erklärt hatte, erhielt zur Begründung der⸗ selben Graf von Houwald das Wolt, dessen Rede bei
— Auf der han enn. der . (87) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Zustiz⸗ Minister Schönstedt beiwohnte, stand zunächst die zweite Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, enthaltend die landesgesetz⸗ lichen Vorschriften über die Gebühren der Rechtsanwälte und der Gerichts vollzieher.
Abg. Dr. Por sch (Zentr) beantragt die en blog Annahme der Vorlage, gegen die Abg. Krawinkel (nl. Widerspruch erhebt. Der Antrag des letzteren, in Artikel 8,9 und 19 die Negierungsvorlage wiederherzustellen, wird abgelehnt und die Vorlage unverändert nach den Beschlüssen der Kommission an⸗ genommen.
Es folgt sodann die dritte Berathung des Entwurfs eines preußischen Gesetzes über die freiwillige Ge⸗ richtsbarkelt. Die Vorlage wird auf Antrag des Abg. Dr. Porsch mit Ausnahme der Artikel 78, 83 und 126 en bloc angenommen.
Art. 78 enthält die Bestimmung, daß in der Regel nur Rechtsanwälte zu Notaren zugelassen werden sollen. Der zweite Theil des Artikels, wonach im Bezirk des Oberlandes⸗ gerichls Köln Rechtsanwaltschaft und Notariat getrennt werden können, ist gestrichen worden. .
Im Einverständniß mit dem Justiz-Minister Schönstedt wird auch der bestehen gebliebene Rest des Artikels gestrichen. Nach Art. 83 sollen Notare zur Uebernahme eines Ge⸗ meindeamts der Genehmigung der Aufsichtsbehörde nicht be⸗ dürfen. Auf Antrag des Abg. Kolisch (fr. Vgg.) wird auch die Genehmigung zur Uebernahme eines Amts bei einer i n,, auf Gegenseitigkeit oder bei einer Ge⸗ sellschaft mit beschränkter Haftung für unnöthig erklärt. Der Justiz⸗-Minister Schönstedt hatte dem Hause die Beschluß⸗ fassung anheimgestellt. Zu Art. 126 beantragt Abg. Dr. Hahn (b. k. P.), nicht bloß für Ostfriesland und Harlingerland, sondern (wie auch in der Regierungsvorlage schon vorgeschlagen war) auch im Regierungsbezirk Osnabrück vereidete Auktionatoren zuzulassen, ferner in dem Regierungsbezirk Stade und in den Graf⸗ schaften Hoya und Diepholz.
Justiz⸗Minister Schönstedt erklärt sich für die Wier erherstellung 3 mn, m., aber gegen jede weitere Ausdehnung des Art. .
Nach kurzer Debatte wird der Antrag Hahn in seinem ersten Theile angenommen, der zweite Theil aber abgelehnt. Im übrigen wird die Vorlage unverändert angenommen.
Eine von der Kommission vorgeschlagene Resolution, welche eine thunlichst baldige spezielle Revision des dritten Theils der Allgemeinen Gerichtsordnung verlangt, wird ge⸗ nehmigt. .
Darauf werden Petitionen berathen.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Zum Ausstande der Bergarbeiter in Herne wurde dem W. T. B. vom Sonnabend auß Essen a. d. Ru br ge meldet: Auf den Zechen „Julia., „Goustantin der Großen, Shamrock! und „Pluto“ sind bei der Mittagsschicht alle Arbeiter angefahren. Auf der Zeche „v. d. Heydt“ fehlten 42 von 350 Mann, auf der Zeche Friedrich der Große“ 39 von bög, auf Mont Cenis“ 37 von 722, auf „König Ludwig“ 584 von 725 und auf „Blu menthal⸗ 309 von ᷣo0 Mann. — Auß Dortmund wurde gleichzeit ig berichtet: Ein Bataillon des 39. Infanterie Regiments ist, wi der Dortm. Gen, ⸗Anz. meldet, nach Recklinghausen abge⸗ gangen, well in dem dortigen Revier Unruhen befürchtet werden. — Vom heutigen Tage wird aus Herne telegraphiert, daß auf allen Zechen sämmtliche Arbeiter an gefahren sind.
Aus M.. Gladbach wird der. Köln. Ztg. geschrieben: Nachdem die Weberei von Moritz Steinberg ihren Arbeitern eine zehn⸗ vrozentige Lohnerhöhung und die zehbnstündige Arbeitszeit bewilligt hatte, zogen diese ihre Kündigung zurück.
Aus Augsburg schreibt man den Münch. N. N. unter dem 23. v. M.: In der Acetylenfabrik von Keller u. Knappich im benachbarten Dberhausen haben heute Morgen 21 Arbelter die Arbest aus dem Grunde niedergelegt, weil ihr Werkmeister mit einem Magazinbeamten Streitigkeiten gehabt und deshalb um seine Ent— sassung nachgesucht hat. Einigungsversuche sind im Gange.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Oesterreich.
Triest, den 23. Juni 1839. Von den Wintersagten hat Roggen gut geblüht. In Dalmatien geht er der Reife entgegen. Weizen erweckt gute Hoffnungen, in den südlichen QWistrikten steht er theils in Blüthe, theils ist dieselbe schon vorüber. In den Alpenländern setzt er Aehren an. . —
Die Sommersaaten standen weniger günstig als die Wintersaaten, haben sich aber durch neuerdings eingesetzte anhaltende Regen sehr erholt. Hafer zeigt in Görz ein gutes Auesehen. Mais steht eben⸗ falkß in Gör; gut, wäbrend man in den Alvenländern nur eine Mittelernte erwartet. Von der Wiesenheuernte ist man in den Alpenländern befriedigt .
Pie Weinstöcke kaben in Dalmatten trotz Einsetzens von Wind und Regen zur Blätbejeit reichlich angesctzt und zeigen meist einen recht befriedigenden Stand. An einigen Orten wurden indessen die günstigen Aussichten durch Hagelschauer vernichtet. Oidium und Peronospora machen sich bemerkbar, wogegen durch häufiges Einspritzen mit Schwefel und Kupferpitriol vorgegangen wird. Von Ungeziefer hat der Heuwurm einigen Schaden angerichtet. :
In Görz und den Übrigen Theilen des Küstenlandes gedeiht der Wein gur, Die Fruchtansätze sind infolge häufigen Regens zwar nicht reichlich, aber schön entwickelt.
Ernteergebniß des Jahres 1893 in der Türkei.
Konstantinopel, den 20. Juni 1899. Das Geiommt— ergebniß der Getreideernte des Jahres 1898 war in fast allen Theilen der Türkei ein schlechteres als in früheren Jahren. Infolge dessen zeigte ber einheimische Markt eine Aufwärtébeme ung der Preise, die Ausfuhr ging zurück und in einigen Gegenden wurden sogar nicht unbeträchtliche Mengen Getreide und Mehl vom Auslande bezogen.
Der Grund für das schlechte Ergebniß der vorjäbrigen Ernte liegt fast durchweg in der trockenen Witterung; in den Berirken Mossul und Jerusalem vernichteten außerdem a e fr n, einen be⸗ trächtlichen Theil der Ernte.
Im einzelnen ist Folgendes zu bemerken:
Die Ernte deg Vezirls Adrianopel war nicht im stande, den Lokalbedarf zu deckten. Es mußten erbebliche Mengen Getreide, namentlich Weizen, Mals und Hirse, aus Ostrumelien bezogen werden, und . lieferte über Mirseille größere Quantitäten Mehl.
ür die Vilajeis Aidin, Konia und die jum Vilsjet Brussa ge— hörenden Bezirke von Uschak und Aftum Karahissar ergab die Grnte nur etwa jwei Brittel deg vorjährigen Ertraget, und der Export
Bohnen . Weißer Mais sogen. Dari. .
Mais 14 2 8. * . 12 0 zusammen . I SSJ 505 1171750 d
An der Ausfubr war in erster Linie Großbritannien mit 1041730 42 betbeiligt; nach den türkischen Inseln wurden 25 000 i verladen, der Rest mit 1056 000 da entfiel auf Frankreich, Desterreich, Belgien und Griechenland. 2 Die Ernte in den Provinzen Beitut und Syrien war gleichfalls 6 mittelmäßige und überstieg den lokalen Bedarf nur um ein eringes. t In den nördlich von Beirut gelegenen Distrikten von Homs, Hama und Tripolis zeigte die Ernte einen Ausfall von 100ͤ9 gegen⸗ äber 1897 und von 690, gegenüber dem Durchschnitt der früheren Jahre; der Export von den Häfen Tripolis und Lathakia ging auf I0 006 4 Weizen und 35 000 4z Gerste zurück. ; In der Probinz Aleppo verminderte sich die Ernte infolge groher Kälte im Winfer und anhaltender Dürre im Frübling um 50 0. gegen den Durchschnitt früherer Jahre. Es wurden im Ganzen geerntet: auf 13 750 qkm 2 000 000 da ö , 740 000 125590 110000 , 138 000
62 000 1375
6 2650 zusammen
28 000 5 084 250 dæ
Die verhältnißmäßig günstigsten Nachrichten liegen aus dem Vilajt Adana vor. Die Welzenernte wird mit dem zwölffachen Ertrage der Ausfaat als befriedigend bezeichnet, und auch die übrigen Getreldearten fielen derart aus, daß beträchtliche . nach aut⸗ wärts verladen werden konnten. Die Ernte von — 8 ting wird im allgemeinen als mittelmäßig bezeichnet. Für den Bezirk Jaffa wird der Ertrag an Weizen auf rund 910 096 42 angegeben. In den 666 en fehlt jeder Anhalt, welcher auch nur eine ungefähre
ung zuließe. ö 3 . g , nen lagen die Verhältnisse des Vilaets Mossul, das sich seit drei Jahren in einem nahejn an Hungersnoth grenzenden Zustande befindet. Eine kleine Heuschreckenart, Soon“ genannt, hat . seit 3 . 6 von beck 33. , Maße die eizenfrucht heimgesucht und fast völlig vernichtet.
f dem Vilajet Bagdad lauten die Nachtichten erfreulicher. Die Ernte ist dort bedeutend günstiger ausgefallen als im Jahre 1897. Doch lassen sich über die Höhe derselben keine genauen Angaben machen. ö . den in Nord -Afrika gelegenen Gebietstheilen des türlischen Reicht liegen Exportziffern vor, aus welchen erhellt, daß die Ernte dort gut ausgefallen ist. Es gelangten über die Häfen Tripoli, Hsomt, Illten, Misrata 40 000 d Braugerste in Werthe von 550 0G) Fr. zur Ausfuhr nach England. Ueber Bengasi wurden 101 250 4 Brau⸗ gerste im Werthe von 16512500 Fr. nach England und 5o00 da im Werthe von 72 b00 Fr. nach Kreta ausgeführt. .
Sesam, Reiz u. 4 w
Ueber Grootfontein in Deutsch⸗Südwestafrika berichtet der Bezirkshauptmann von Estorff im „Deutschen Kolonialblatt Folgen des: Die planmäßig und sorgfältig ausgeführten Entwässerungen der Sümpfe haben bis fetzt einen überraschend guten Einfluß auf die Gesundbeit der Weißen wie Eingehorenen ausgeübt. Der Gesund⸗ heitszustand der Mannschaft kann im Vergleich mit 1896/97 als vor⸗ trefflich bezeichnet werden. Fieber gehören letzt zu den Seltenheiten. Ein anderer großer Erfolg der Arbeiten ist bier in den Gartengnlagen ju erkennen. Das durch die Gntwässerung gewonnene Wasser hat jene ermöglicht und bei dem guten Boden ebenfalls überraschende Erfolge gezeitigt. 3. B. Mais gedeibt in außerordentlicher U'ppigkeit, und Kartoffeln in der Größe von zwel Fäusten sind keine Seltenheit. Bei diesem Erfolge ist zu erwarten, daß in nicht allzulanger Zeit die Anlagekosten gedeckt sein werden und in weiterer Zukunft der. Distrikt dn, abwerfen kann. Diese Gartenanlagen sind mit der gewonnenen Wassermenge stetig vergrößert worden und können noch viel weiter ausgedehnt werden. Wie Obergrit Dr. Kuhn sich seinerzeit ein großetz Verdienst durch die Bekämpfung der Rinderpest er- warb, so beschaͤftigt er sich jetzt mit der Bekaͤmpfung der Pferdesterbe und hat bereits die Hoffnung, zu einem guten Erg bniß zu kommen. Alle dieje Ecsolge, die in so kurzer Zeit gezeitigt wurden, veranlassen mich, dem Kaiserlichen Gouvernement einen Plan vorzulegen, von demi hoffe, daß er dem Schutzgeblet viel Natzen bringen würde: nämli den, in Grootfontein eine botanische und landwirthschastliche Versuchs⸗ station in größerem Umfange anzulegen. Das Gebiet von Groot⸗ fontein ist, wie kein anderes im Schutzgebiete, geeignet für eine landwirtbschaftliche Besiedelung, und sobald erst die Souih West Africa Co. günstige Bedingungen gewährt, wird sie sicher obne besonderes Zuthun in kürzester Frist vollzogen sein. Dann würde eine landwirthschaftliche und botanische Versuchsstation außer⸗ ordentlich belebend einwirken. Schon j tzzt sieht man das Beispiel von Grootfontein Früchte tragen. Die Wirksamkeit wied sich äußern als Anleitung in Entwässerungen, Gemüse⸗, Korn⸗ und Baumanlagen, Viehzucht und Bekämpfung bon Viehkrankbeiten. Hier kommt mit in erster Linie die dauernde Bekämpfung der Lungenseuche in Betracht, die ab und zu noch in Erscheinung tritt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Türkei.
Der internationale Gesundheitsrath in Konstanti⸗ nopel hat folgende Bestim mungen getroffen.
1) Die Post⸗Felleisen von Cholera, Pest oder Gelb⸗ fieber verseuchter Herkunft werden nur emgethrert zugelassen und nur in den Lazarethen in Empfang genommen. Sie werden geöffnet, und die darin enthaltenen Briefe, Packete und Zeitungen in hermetifch verschlossenen Kasten während 12 Stunzen Formoldämpfen ausgesetzt. Die Säcke, Felleisen c., welche die Post enthalten, werden in glescher Weise desinfiziert. Die Desinfektion findet mittels des Schering'schen Apparats statt.
2) Schiffe aus Egypten, welche sich einer elftägigen Quaranfäne in dem Lajaretb von Delos (Griechenland) unterzogen haben, und deren Schiffsräume verber detinfistert und versiegelt worden sind, konnen ihre für Konstantinopel bestimmten Getrelde= ladung in Leichtern je nach Belieben in dem Lazareth von Monastir⸗ Aghsi oder in dem von Tuzla löschen.
Kairo, 1. Juli. 65 T. B.) In den letzten drei Tagen 5 3
tieben neue Pesterkrankungen gemeldet worden; jwei P ranke sind gestorben und zwei als geheilt entlassen. .
Verdingungen im Auslande.
Spanien. . 8. Juli. LDireceisn general de Correos r PTelégrt fos Madrid, Calle Carretas 10: Lieferung von 16st Kupfervitrtol.
Schluß des Blattes noch fortdauerte.
ging um ein Dristel zurück. as jiffernmäßige Ergebniß war un⸗ gesaͤhr das folgende:
is Tonne ist von 820 auf 861 Pesetaz erhöht w z — . en fa, n . ö 2 n