Hilfe⸗ n.
Deut sche Kolonien.
Einem Bericht des Hauptmanng Puder in Tabora über einen Zug nach Shirambo (Deuͤtsch-Dstafr ika) ent— nimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ u. a. Folgendes:
Ich rückte, um mehrere wichtige und dringende Schauris zu er⸗ digen, am 21. Februar nach Shirambo ab. Ez bögkeiteten möch Assistenzarit Lo tt. Sergeant Noe, 30 Askaris und ein 4. em Geschätz, das ich versuchswelse fahrbar und bespannt gemacht hatte. Bel melnẽr Ankunft in Shirambo am 2. März schickte ker Sultan, alg er von meiner Ankunft hörte, sofort selnen Maniampara mit vier Elfen bein zähnen im Gewicht von 97 Pfund zu mir. Es zeigte sih in Shirambo, daß verschiedene Streitigkeiten unter den Gingeborenen Herrschten. Nach der Gegreifung des Katu na, Sultanz von Urambo, waren nämlich seiner 61 im vorigen Jahre saͤmmtliche Unter Sultane der Tibutärstaaten felbständig gemacht, zu Sultanen ia Gegenwart von auptmann Langheld gewählt und erklärt worden und hatten chutzbriefe erhalten.
Zwischen diesen klelnen Herrschern waren nun, trotzdem erst so kurze Zeit verflossen, bereit große Zwistigkeiten über die Grenzen der einzelnen Sultanate ausgebrochen. Der eine und der andere ver— suchte, seinem Gebiete eine andere Grenze zu geben und es zu erweitern, indem er seinen Nachbarn gegenüber behaaptete, ehe dag Land von Mirambo in. Besttz genommen und zum Tributärstaat gemacht worden, seien die Grenzen unter seinem Vater andere, weitere gewesen, und was seine Väter besessen, wolle er nunmehr auch wieder haben. Von den verschiedensten Sultanea wurde ich um Regelung und Wlederherstellung ihrer Grenzen gebeten. Zu meiner Freude konnte ich fast überall anerkennen, daß die Gultane mit wirklichen Feind⸗ seligkeiten untereinander nicht begonnen, daß sie auf mein Kommen gewartet und daß sie sich stetß mit meluem Spruche zufrieden und nunmehr allen Zwist für beigelegt erklaäͤrten.
Beim Sultan Mwumbi in Msenne 1“ mußte ich zu durch greifenden Maßregzeln schrelten. Trotzdem ich in seinem Porfe weilte, wollte Mwumbi mir nicht gehorchen und nicht zum Schauri, da mehrere unangenehme Sachen für ihn schvebten, erscheinen, sondern war in, die Pori geflüchtet. Ih ließ ihn durch Aekaripatrouillen, greifen, setzte ihn ab und be— straft; ihn für daz offene Auflehnen und seinen Ungehorsam. Das Land Msenne J, zwei Tagemärsche nordwestlich von Ur nmbo— Kilimani, würde sich vorzüglich zu Kolonisat onszwecken eignen. Gs wird begrenzt im Osten von Ujowa k Saragatta), im Westen von Lukaya (Sultan Mtongotingu), im Norden von Miimbt (Sulian Ungwena) und im Süden von Msenne 11 (Sultan Niambo). Es sst ungemein fruchthar; trotzdem man dem Lande ansehen konnté, daß die g bauung mit Nachlässtgkeit geschchen war, standen alle Feldfrüchte Mtamg, Rei, Mais, Mohogo, Viast Kalanga und Tabac) und die per. chiedensten Gemüse sehr gut. Gefreut habe ich mich, von den im vorigen
ahre gesehenen, von Katuga angerichteten grohen Verwästungen fast nichts mehr zu erblicken; überall waren neue schöne Yhrfer entstanden, überall hatten die Leute ungemein fleißig angebaut und standen die . in . Verfassung, sodaß mit Sicherheit zu erwarten steht, daß die Leute für die bis jetzt durchgemachte Hungerzeit und die im vorigen Jahre durch die Verwüstungen Katu, a“ nicht eingeernteten Feldfrüchte in diesem Jahre durch eine großartige Ernte reichlichst entschädigt werden.
Darauf trat ich über Ushirombo, Missionsstalion der welßen Väter Maria Hilf, wo ich beim Bischof Frangois Gerboin meinen Besuch abstattete, den Marsch in das angrenzende Land Utam— barrg an, um den Bitten des dortigen Sultans Luhembwe, der socben für seinen verstorbenen Vater von den Großen des Landes zum Sultan gewählt, nachzukommen und selne Wahl zu bestätigen. Ich that dies mit großer Bereitwilligkeit, denn Luhembwe, von großer, kräftiger, imponierender Gestalt, machte einen sehr intelligenten Eindruck; er baut fleißig an breiten Wegen und hat sein Land in guter Ordnung; schon sein Dorf gewährt durch seine große Sauberkeit und die breite Anlage der Hütten einen guten Anblick; sein eigenes Haut hat er im Araber⸗ stil errichtet und sich nicht gescheut, zur Verschönerung dieses für eine schön geschnitzte Thür, die er durch einen Fundi aus Tabora hat machen lassen, zwei Frasilah Elfenbein auszugeben. Ich glaube wohl, daß er bald großen ECinfluß auf die Umgebang autüben wird und daß er als Freund wie Feind nicht zu unterschätzen ist. Ein Tagemaisch brachte mich von Luhembwe zu den im ganzen Lande ihrer Tapfer— leit und. Unerschrockenheit wegen gefürchteten Wangonig, zum Pangalalla, dem Sustan der Wan zonis. Erstaunlich stt, wie fleißig die Wangonis in den wenigen Jahren, die sie dort ansässig, gewesen sind; unterwegs über den Izonga passiert man eine von ihnen errichtete Brücke, etwa 743 im lang und 4 m hoch, nur auf Pfählen aufgebaut, känstlich und sicher verstrebt — (ine ganz achtbare Leistung, da sie diese ohne sede Mithilfe eines Europäeig gebaut haben. Stundenlang marschlert man durch wohlzepflegte und bebaute Felder. Geradezu überraschend wirkt die unglaubliche Anzahl der vielen und guten Hütten. Soweit das Auge reicht, zeigt sich Dorf an Dorf, eigentlich in ununterbrochener Folge Hütte an Härte. Mit greßem Gefolge, wohl an 50 Leuten, erwartete mich Pangalalla in der Nähe seines Dorfes. Sofort bat er bei der Begrüßung mich um Gntschuldigung, daß er infolge seines Fußle dens inich noch nicht in Taborg hätte aufsuchen und heute nicht an der Grenze seines Landes hätte eiwarten können. Kaum war das Lager in der Nähe seines Hauses aufgeschlagen, so bat mich Pangalalla, dem Dängen seiner Krieger, leider sei der größte Theil auf Safari, nachgeben zu wollen, voce uns hren Begrüßungs— und Kriegstanz aufführen zu därfen. Sehr gespannt sagte ich zu, und ich muß wohl sagen, ich habe noch nie einen so schönen, interessanten, durch und durch exakten, mit Begeisterung aufgeführten Tanz mit- angesehen. Er wurde von lauter schönen, kräftigen, elastischen Ge—= erl. aufgeführt, die alle ihren malerisch aussehenden Kopftriege⸗ chmuck, der bei unverheiratheten aus schwarzen, den ganzen Kopf 3 Federn, bei verheiratheten aus nur wenigen Federn besteht, aufhatten.
Nachher sprach der Sultan Pungalalla die Bitte auß, ihm und seinen Kriegern doch gestatten zu wollen, jenselts des Tanganylka-See ehen und Krieg fähren ju dürfen. Ich redete ihm nakärlich diefe H. aus und verbot ihm, ohne meine Grlaubniß selbständig sich auf den Kriegspfad zu begeben. Dafür versprach ich ibm, bei nächster sich bietender Gelegen heit 50 von seinen tapferen Kriegern als Hilfzpölker u requirieren, um zu sezen, ob sie auch wirklich ihren Ruf recht— 6 Mit ungeheurem Jubel wurde diese meine Ab. sicht von allen Kriegern aufgenommen, und in ihrer Begeisterung wollte das Tanzen und das Hesingen der sich ihnen bietenden schönen Zukunft durch Solotänjer kein Ende nehmen. Ein zur richtigen Zeit einttetender tüchtiger Gewitterregen machte zum großen Leidwesen der Krieger, die nicht mäde werden wollten, ihrem Tanz ein Ende, Nachdem die einzelnen Gruppen noch auf ung einen Scheinangriff unternommen, gingen sie wieder vollstãndig geordnet, , geschlossen, wie sie gekommen, mit Gesang ab. Die
keztplin, die, auch hierbei zu erkennen, unter ihnen berrschte, ist bewunderngwerth, und ich glaube sicher, daß sie als Hilfetruppen, als Patrouillen ganz gute Dienste leisten werden, und daß fie, wenn Gegner, von allen im hie . Bejirk lebenden Schwarzen durch ihre wirkliche Ausbildung als Kriegörr und durch ihre Kriegelust die einzigen sein werden, die Stand halten würden. Am Abend wurde unz drei SGCGuropäern vom Sultan Pangalalla zur CGrinnerung je ein Kriegg⸗ schmuck und Schild überreicht.
Den e. trat ich n, der Uhagrenze über Shirambo, Lukaya, Ussonga, Ujankulla nach Tabora au, woselbst am 23. Mär;
norbwestlich von Shirambo, Abend 7 Uhr 40 Minuten, ng dicht n
tpedition war trotz der Regenzelt nur während fünf Tage mehrere Stunden n. Regen, sonst nur karte her life! daher war auch der Gesundhettszustand aller Mitglieder stets ein guter. Im 18. März in Möesa va Linbanind, eluen Tagemarsch
über unsere Köpfe von Osten nach Westen ein hellts Meteor schönsten Farben,
den blau vorherrschend, das vom Anfangt⸗ bis. Endpunkte sichtba⸗ war und nicht weit von ; ö. verlöschte. Nach etwa 18 Minuten wurden zrei fehr aute Knalle, wie von einer Batterie schwerster Geschütze abgegebene, kurz hintereinander ertönende Schüsse, gehört, sodaß wohl anzunehmen ist, daß das Meteor nicht fern von unt, und zwar in Uha, gefallen
ist. Gegen 8 Uhr desselben Abendz wurde em zwestes, weniger schönes Metzor sichtbar, daz von Süden nach Südosten ging und unhörbar
verlöschte.
Im Schutzgebiet Togo ist nach einem Bericht des Kaiser⸗ lichen Gauverneurs der König Kwaku Bendo von Kratschi im Februar d. J. gestorben. Der nach . nächstberechtigte Thronfolger Kwabena Beregyaw ist von der Kratschibevölkerung anerkannt worden. Erb— folgestreitigkeiten sind nicht ausgebrochen. Kwabena Beregyaw wurde von ber Regierung am 22. April in Gegenwart der Unterhäuptlinge des deuischen Kraischilandes durch den Stationsleiter, Oberleutnant Grafen Zech, feierlich eingesetzt.
Frankreich.
Der Ministerrath hat, wie ‚„W. T. B.“ meldet, den Minister-Prasibenten Wa ldeck⸗Roufseau beauftragt, den Polizei⸗Präfelten und dessen Untergebene zu der ausgezeichneten Handhabung des Dienstes bei der Aufrechterhallung ber öffent⸗ lichen Ruhe während des Nationglfestes zu beglückwünschen. Der Kriegs⸗Minister, General de Gallifét theilte mit, daß der Vorsitzende des ,, in Rennes dahin entschleden habe, daß Quesnay de Beauürepaire als Zeuge nur über die Frage vernommen werden solle, welche der Kassationshof dem Kriegsgericht zur Entscheidung überwiesen habe.
In Aubagne bei Marseille fanden am Sonnabend Naufereien zwischen französischen und italienischen Ar— beitern statt, wobei zwei Franzosen schwer verwundet wurden. Drei der Ruhestörer wurben verhaftet. Der gestrige Tag perlief ruhig. Der Zustand der verwundeten Arbeiter ist be friedigend.
Nußzland.
Wie dem W. T. B. aus Sebastopol gemeldet wird, geht die Flotte des Schwarzen Meeres heute nach Noworossisk und von dort nach Batum, wo das Panzer— schisf „Georg Pobjedonosetz“ die sterblichen Ueberreste des Großfürsten⸗Thronfolgers an Bord nehmen wird.
Zu Ehren des Offizierkorps des deutschen Schulschiffs „Charlotte“ fand vorgestern ein Diner bet dem deutschen Bot— schafter Fürsten von Radolin auf dessen Landsitz in Sergiewo statt, zu welchem die Spitzen der Marinebehörden sowie hie Mitglieder der Botschaft geladen waren. — Am Freltag be⸗ suchten die Kadetten unter Führung des Kapitänleuinants von Grumbkow Peterhof sowie die Sehr nswürdigkeiten der Residenz und auf Einladung des Admirals de Livron die Werften. Gestern folgten der Botschafter Fürst von Radolin und die Mitglieder der Boischaft einer Einladung des Kommandanten der „Charlette“ zum Dejeuner.
Italien.
Ein zwischen Frankreich und Italien abgeschlossener Vertrag, betreffend die Verbindung der beiderseiligen Telephonnetze und Herstellung der Telephonverbindungen Genua= Nizza und Turin —Lyon ist, wie „W. T. B“ erfährt, vorgestern von dem Mmister des Aeußern Visconti⸗ Venosta, dem Minister für Post und Telegraphen di San Giuliano und dem französischen Botschafter Barr éàre unter⸗ zeichnet worden.
Niederlande.
Der Prüfungsausschuß der II. Kommission der Konferenz, welche die Schiebsgerichisfrage bearbeitet, hiemt, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus dem Haag berichtet, am Sonnabend trotz der Abwesenheit Sir Julian Pauncefote's und Bourgeois eine Sitzung ab, in welcher der belgische Senator Des camps den Vorsitz führte. Auf Essuchen des französischen Vertreters d'Estournelles, unter dessen Leitung die Bearbeitung des Schiedsgerichtsentwurfs erfolgt, haben zahlreiche Vertreter, die sich an der Abfassung des Eatwurfs nicht betheiligt hatten, Bemeikungen eingereicht und Abände— rungen begntragt, die hauptsächlich formeller Natur sind. Der Ausschuß hat diese geprüft, um den Boden für die heute statt⸗ findende Berathung in der Sitzung der Kommission zu ebnen. Die Ahänderungsanträge erstrecken sich namentlich auf den Theil des Schiedsgerichtsentwurfs, welcher von den internationalen Untersuchungekommisfionen handelt. Kleine Staaten haben, in der Befürchtung, daß im Falle eines Streites, in den sie ver⸗ wickelt werden könnten, die großen Mächte sie zwingen würden, eine internationale Untersuchung anzunehmen, Abänderungs⸗ anträge, hetreffend die Fassung des Artikels 9, gestellt, um ihre Aktionsfreiheit zu wahren.
Türtei.
In Kanea ist es, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, am Freitag zu einer Schlägerei zwischen französischen und italienischen Soldaten gekommen. Dabei warden auf beiden Seiten zwei Mann schwer verletzt, von denen in der Nacht ein Frarzose und ein Jialiener starben. In rinem anderen, weniger ernsten Streite wurde die Ordnung durch das Eingreifen von Offizteren und den beiden General⸗Konsuln sofort wieder hergestellt. Die italienischen und die französischen Truppen wurden in ihren Quartieren konsigniert. Der gestorbene fear e . Soldat wurde am Sonnabend Abend und der italienische Soldat gestein Pormittag in Anwesenheit des französischen und des italienischen Konsuls sowie der französischen und der italienischen Offiziere beerdigt. Beiderseits wurden Sympathie⸗ bezeugungen und Ausdrücke des Bedauerns über den beklagene⸗ werthen Vorfall ausgetauscht. Der Zustand der verwundeten Soldaten hat sich gebessert.
Serbien.
Die Abreise des Königs Alexander von Belgrad na Karlsbad dürste, dem „W. T. B. zufolge, anfargs August erfolgen; während der Abwesenheit 6. stdesselben wird die e . wie früher, dem Ministerrath übertragen werden. an
, gesund eintraf. Während der vierwöchenttichen
Der am Freltag aftete Vetter des Fürsten . tenegro Boz o Petr ow ftr ist auf 3 des an, Alexander gestern freigelassen, aus Belgrad ausgewiesen und unter Polizeibedeckung nach Semlin gebracht worben.
Montenegro.
Nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Cetinj überreichie Scha kir Pasch a gestern dem Fürsten ein . ändiges Schreihen des Sultans, dem Erbprinzen anilo das Großkreuz des Ozmanis⸗Ordens und für die Herzogin Jutta zu Mecklen burg⸗Strelitz das Groß⸗ kreuz des Schefakat⸗Ordens in Brillanten nebst einem Collier aus Brillanten.
Asien.
Wie die „Times“ aus Tokio meldet, treten die revi— dierten Verträge, nach welchen Japan allen Völkern des Westeng geöffnet wird, heute in Kraft; Frankreich und Australien behalten jedoch die Konsular-Jurisbiktion noch bis zum 4. August.
Afrika.
Der Admiral Dewey ist, wie W. T. B.“ meldet, vor⸗ gestern an Bord der „Olympia“ von Port Said nach Triest in See gegangen.
Etatiftik und Volkswirthschaft.
Anzahl und Art der Vorlesungen auf den deut ö .
(Stat. Korr.) In dem Heft 150 der „Preußlschen Statistik be⸗ gegnet man einer Zusammenstellung, welche nachweist, in welcher Ferm und in welcher Verbindung mit anderen Formen die Universttätsehrer an den dentschen Unlveisitäten ihre Vorlesungen im Winter 1886/87 und 189697 gehalten haben. Man würde fehlgehen, wenn man einer Zusammenstellung darüber, wie viel Dozenten ihre Vorlesungen ö. als Publica, wie viel sie nur alg Prtvata oder als solche und in Verbindung mit Uebungen halten, eine geringe Bedeutung bei⸗ legen wollte. Sie ist, nach mehreren Richtungen lehrreich. Schon die Vergleichung der beiden vorgenannten , stellt klar, daß in den letzten 10 Jahren bei sämmtlichen Fakultäten die Anzahl der ne fn in ganz bedeutendem Maße zugenommen hat, also die seminaristi ch'hraktische Ausbildung unvergleichlich mehr in den Vorder. ßrund getreten ist als früher. Dann aber ist auch das Bild, daz solche Zusammenstellungea von der Lehrthätigkeit der Universiläts. lebrer entwerfen, bei dem bestimmten Charakter der akademischen Gepflogenheiten ein durchaus typisches, da es mit ziemlicher Deutlich⸗ keit erkennen läßt, in welche Lehrform die einzelnen Dis iplinen je⸗ weillg gekleidet werden, und wie sie im Zeitraum eines Semesters zur Darstellung gelangen.
In nachstehender Uebersicht sind unter Publica nur dle öffentlich und unentgeltlich gehaltenen theoretischen Vorlesungen verstanden; dagegen sind die senst privatissime et gratis gebalienen Kollegien ebenso wie die Seminare, Konversotorien, Laboratorien, Repetttor en, Klintken u s. w. als Uebungen gezählt; die in Verbindung mit Privat- vorlesungen ꝛé. gehaltenen Pabllea sind als nicht charaätteristisch un. berücksichtigt geblieben.
Im Ganzen hielten in den bezeichneten Winter -Haltjahren
ordent⸗ Honorar⸗ Privat-
liche Pro⸗ Pro. fessoren fessoren doßenten
1896,97
39 48
nur Publica 169 217
1 rivatkolleg
— de .
4 bis 5 . 1 Uebung Privatkolleg und 1 Uebung 231 2 Privatkolleglen und 111 bung 203:
d. 18 bis 5. Uebungen Privatlolleg und? Uebungen Privatkollegien und 1
— dẽ M
nebungẽn n, gt, . Privattolleg und 3 Uebungen Privarkollegien und z ö
1 3 .
C — dẽ— — D — de L D de =
ö 1ẽPrivatkolleg und 4 Uebungen 2 Privatkollegien und 4 ,
5 Uebungen
1ẽ Privatlolleg und ᷣ U&ebungen
Auf Publica allein beschränkt sich immer nur eine ganz geringe Anzabl von Lehrkräften; 1896,‚97 waren es auf sämmtlichen deutschen Universitäten von ordentlichen Professoren nur fünf. Außer einigen Dozenten (abgesehen von denen in Münster und Braunzberg), die unter Verzicht auf jedes Honorar ibre sämmtlichen Vorlesungen öffentlich zu halten gewohnt sind, betrifft dies unter den Professoren solche, die entweder durch ein sehr hohes Alter oder durch die besonders schwierige Herausgabe eines wissenschaftlichen Werkeg an einer aus— sedehnteren Lehrthätigkeit verhindert sind.
In Verbindung rait anderen Vorlesungen und Uebungen sind die (theoretischen) Publiea, auch ohne ihren pflichtmäßigen Charatter, besonders auf preußischen Universitäten eingebürgert, wenngleich ihre Theilliffern hier nicht ganz die frühere Höhe gehalten haben, offenbar wohl wegen der Vermehrung der Uebungen. Neuerdings scheinen sie aber auch auf anderen den fh Vochschulen mehr und mehr in Auf⸗ nahme iu kommen.
Neben Privatvorlesungen oder Uebungen hielten Publiea
a. auf preußischen überhaupt von 100 Universitaten 1886/87 1896/97 1886157 189697 ordentliche Professoren. 303 27 61,71 52, 86 außerordentliche Pro⸗
n,, 171 70651 64,77 Honoꝛar⸗Professoren.. 5 8 35,7 42, 11 Privatdozenten... . 125 153 43, 25 37.23
zusammen .. 616 bog 56 52 50. 00 b. auf anderen deutschen überhaupt von 190
NUaiversitäten 185687 1896/97 183687 1896/97 ordentliche Professoren. 73 99 165, 18 19,57 außerordentliche Pro⸗
19, 54 20,90 26, 47 20,09
, , 4 onorar · Pcofessoren 9 48 20, 17 22,89 17, 69 2077
rloatdoꝛenten ;
zusammen .. 164
Die Zahl der Publieg, die neben größeren Kollegien gehalten wurden, ist also auf anderen deutschen Universitäten, und jwar namentlich bei den ordentlichen Professeren, eit 1886/87 ani be⸗ trächtlich gestiegen.
Wag die ordentlichen Prosessoren anbetrifft, 9 ist die Anzahl solcher, die nur Privatkollegien mit oder ohne Publica, also nur
2 l 16 I — 11 I & es- — X Ge 1886/87
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des einen von ibnen wenigstens, noch wachsen.
teren ee, Ze gen hielten, um 119 oder 41 67 Hunderltheile
, wahrend bei denen, die (Semtnar⸗) Uebungen allein er. an ,. 3. veranstalteten, ein Mehr von 177 oder 2h 50 Hunderttbeilen , ist. Bei den außerordentlichen
d den Pribatdozenten hingegen ist auch eine Zunahme
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scher festjustellen, die nur theoretische Kollegien lasen.
Zur Arbeiterbewegung.
Die ,, Iig.“ berichtet aug Harmen, daß dort am 13.8. M. ein neuer Ausstand ausgebrochen ist: 31 Bandwirker der Besatzartitelfabrik von 9 u, B. Schroeder in der Siegesstraße legten wegen Lohndifferenzen die Arbeit nieder.
Demselben Blatte zufolge fand in M. Gladbach am 13. Juli eine große öffentliche Textilarbeiter⸗Persammlung behufs Stellunanahme zu dem Ausstand in der Kamm garnspinnerei (ogl. Nr. 164 d. Bl) statt Das Ergebniß war, daß sich alsbald eine Anzahl von Ausständigen in eine von der Direltion der Kamm⸗ garnspinnerei autzgelegte Liste zur bedingung?losen Wiederaufnahme der Arbeit eintrug
Die „Köln. Ztg. berichtet aus Viersen vom 15. Juli: Nach fünfwöchiger Dauer ist der Ausstand von 400 Arbeitern der Seiden ö , u. Hamers durch Einigung beendet. (Vergl. Nr. 146 d. BI.
Den „Münch. N. Nachr.“ zufolge riefen am 15. d. Mtg. in Nürnberg die seit Monaten strikenden Goldschläger das Ge⸗ werbegericht als Einigungsamt an. Die Arbeitzeber lehnen diese Vermittelung ab, da ihre bisherigen Zugestaändnisse erfolglos waren.
Das „Vresd. Journ.“ berichtet aus Zwickau: Wegen Lohn— differenzen waren die dortigen Glasergesellen am 10. d. M. in den Ausstand eingetreten. Die Innung meister bewilligten einige Forderungen, womit aber die Gesellen nicht zufrieden waren. Darauf fanden am Mittwoch bei der Innungz⸗ aufsichtsbebörde gütliche Verhandlungen zwischen Meistern und Gesellen statt, die zu einem Ausgleich und zur Auf- hebung des Autzstands führten. — In Sachen des dortigen Maurer ausstands hatten sich die Strikeleiter an den Ober-⸗Bürgermeister um Herbeiführung eines Einigungsverfahrens gewandt. Nachdem dieses ergebnißloz verlaufen ist, wollen die Maurer die Hilfe des Ge— werbegerichts als Einigunggzamts anrufen.
Dasselbe Blatt berichtet aus Plauen: Sämmtliche Maurer, etwa 209, die an den dortigen Schlachthofbauten beschäftigt sind, baben am 13. d. M. die Arbeit eingestellt. Erst verlangten sie die Wiederannahme eines entlassenen Maurertz, alg dies ge= schehen war, die Entlassung eines Aufsehers, und als auch dlesem Verlangen nachgekommen worden war, die weitere Ver wendung eineß Aufsehers auf einem anderen Bau und nicht auf den Schlachihofbauten, wie eg bisher geschehen war. Nach der Ablehnung dieser Forderung legten sie die Arbeit nieder und durchzogen Nach mittagz die Stadt.
Dem „Hann. Cour.“ zufolge beschlossen die Dreher, Hobler und Bohrer der Aktiengesellschaft Weser' in Bremen in einer am vorigen Montag abgehaltenen Versammlung, die Arbeit nieder⸗ zulegen. falls sich die Direktion nicht dazu verstehen sollte, drei ent lassene Mitglieder des Verbandes wieder anzuftellen. Als die Dirck. tion dies ablehnte, reichten am 12. d. M. 83 Arbeiter die Kündi⸗ gung ein.
Aus Antwerpen wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 15. Jult telegraphiert: Die Bewegung im Hafen (vgl. Nr. 162 d. Bl.) hat sich nun auch auf die Schiffsanstreicher ausgedehnt. Die Arbeitgeber haben beschlossen, einer Kategorie i. Arbeiter 75 bis 85 Centimes für die Stunde, einer anderen 85 bis 99 Centimes zu bewilligen. Sollten die Arbeiter dieg nicht annehmen, so würden die Arbeitgeber vier Monate lang die Arbeit sperren. Der Anstreicher ⸗Ausftand ist die Folge eines Beschlusses, den vor einigen Wochen die Dockarbeiter faßten. die den Ausstand für den 23. Juli ankündigten, wenn ihnen für die Nacht und den Sonntag nicht der doppelte Lohn jugestanden würde.
Demselben Blatte zufolge hat in Zürich der dort seit drei Wochen andauernde Steinhauer -⸗Ausstand zu vielen Arbeiterentlassungen im übrigen Baugewerbe geführt. Alle Einigungsversuche sind bis jetzt gescheitert. (Vergl. Nr. 150 d. BI.)
W. T. B.“ berichtet unterm 16. d. M. aus Kopenhagen: Die Vermittelungsversuche in der großen Aussperrung im Baugewerbe und in der Eisenindustrie sind endgültig gescheitert. Das Cinigungs⸗« amt bat sich heute, ohne einen Erfolg ernlelt zu haben, aufgelöst (vgl. Nr. 161 d. Bl).
Kunst und Wissenschaft.
Am 15. Juli fand in Berlin eine außerordentliche Gesammtsitzung der Zentral⸗-Direktion des Kaiser⸗ lichen archäologischen Instituts statt. Es waren dazu auch alle auswärtigen Mitglieder erschienen, die Herren Körte⸗ Rostock, Loeschcke⸗ Bonn, Michaelis⸗Straßburg und Zangemeister⸗ Heidelberg.
A E. -. Die vorgestrige letzte Sitzung der Berliner Ge⸗ sellschaft für Anthropologie vor den Ferien wurde durch einige eschäftliche Mittheilungen über den bevorstehenden, in den ersten e e e en zu Lindau am Bodensee ftattfindenden Deutsch-⸗qster⸗ reichischen Anthropologen⸗Kongreß eröffnet. Vom Vorsitzenden wurde ferner u. g. mitgetheilt, daß der Gesellschaft des Museuins für deutsche Volkstrachten durch Allerhöchste Verleibung die Rechte einer juristischen Person beigelegt seien und sie zugleich die Erlaubniß zur Annahme einer Schenkung von 10 000 „6 erhalten habe, die Profe ssor Joest ihr letztwillig vermacht hat. — Neue Nachrichten sind bon den Reisenden Dr. Belck und Dr. Lehmann eingetroffen. Ersterer hat seinen durch den Prozeß gegen die Urheber des bekannten räuberischen Ueberfalls veranlaßien längeren Aufenthalt in Wan zur Oeffnung eineg an— scheinend historischer Zeit angehörigen Ruinenhügels benutzt, in det Tiefe desselben aber ausschließlich fteinzeitliche Rrst⸗ gefunden: der erste Fund dieser rt in Mesopotamien. Vor ihrer Trennung batten beide . nicht weniger als 17 Tage dazu verwandt, um die Inschrift einer Stele zu entziffern, auf welche sie aufmerksam gemacht worden waren. Um ju derselben zu gelangen, batten sie eine Winterreise in gebirgiger Gegend big nahe an die versische Grenze unternehmen müssen. Die nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten gelungene Entzifferung der Jaschrift hat indessen die darauf verwandte Mühe gelohnt. Sie giebt Aufschlüsse über Kämpfe zwischen Chaldern und Assyrern uad verspricht weitere Er⸗ hellung dieses bis jetzt noch sehr dunklen Geschichisgebteteg. — Mit einer riessen dung aus Minas Geraes in Brasillen liegen Photographien einer dort im Alter von 136 Jahren versterbenen Greisin Avpelba de Lambary vor. Die alte Mariana“ war in dem besuchten Badeort seit langer Zeit Gegenstand neugieriger Besuche. Die Photographien stellen sie im Alter von 130 Jahren dar und zeigen unsäglich verwitterte Züge. — Dr. Strauch gab sodann auf Grund seiner vorsährigen Relse in Japan einige Ergänzungen zu der in der letzten Versammlung behandelten Fragt der japanischen Votivbilder. Danach ist die Sitte, durch Aufhängung solcher Bilder, sei es im Vorhose der Tempel, sei es in besonderen dafür an⸗ gewiesenen Räumen, Bitt⸗ oder Dankgebete zu bengleiten, eine sehr verbreitete und volkzthümliche sowohl unter den Anbängern des Schintolsmus, als unter denen des Buddhiemus. Für gewöhnlich ind diese Votivbilder klein; doch glebt e auch solche, die große Wand⸗ flächen bedecken. — Dr. Joachimsthal legte Röntgen ⸗ Photographien bon den Händen der z. Z. im Paffage Panoptikum sich zeigenden Rlesen vor. Diese im Alter von 27 und 25 Jahren stehenden 217 bezw. 219 em hohen Männer sollen, nach Behauptung Die vorgelegten Röntgenbilder strafen diese Behauptung sedoch Lügen; denn sie zeigen die Knochentheile vollkommen untereinander verwachsen. Dr.
Joachimsthal hat diese Mn ; ö 1 . n. bat diese Unterfuchung mie n weill 39 r eln. .
cher Gelehrter, Champtonntöre, von einem dur suchten Riesen behauptet hatte, daß derselbe analog den bei der ent- gegengesetzten Wachtzthums⸗Abnormität, der re netten, si fe ö Erschelnung, nach Eintrltt der Pudertät noch gewachsen ei, nämlich vom 29. biß jum 27. Jahre von 1835 auf 267 em Dr. Joachimsthal glaubt hierbei an ein Versehen und empfiehlt mit Recht die Durchleuchtung als ein vollkommen sicheres Mittel, um durch den Ginblick in daz Gefüge der Knochen jeden Zwelfel zu zerstreuen. — Hr. Götze hatte vor einiger Zeit einen ksaufartigen Gegenstand aug der Schliemann'schen Sammlung vorgelegt, der, an. scheinend aus Eisen hergestellt, zu der Fundstätte, der zwelten trofani⸗ en Stadt, die sonst nur Bron zezeitliches birgt, wenig zu paffen schien. Die chemische Untersuchung 361 . ergeben, daß der Gegen⸗ stand nicht aus metallischem Eisen, sondern aus Eifenstein her= gestellt ist. — Hierauf sprach Professor Schweinfurth „äber die Gräber der Bega in Ober-⸗Egypten“. Unter dem Sammel- namen Bega wird die hamitische Urbevölkerung verfstanden, welche wahrschein lich unvermischt bis zu der sehr spät erfolgten grabisch— semitischen Einwanderung in Ober-⸗Egypten, zwischen dem Nil und den östlichen Grenzgebirgen, sah. Dlese Stämme, deren bei Straby zuerst Erwähnung geschleht, müssen sich durch ihren Unabhängigkeit inn zu allen Zeiten ausgezeichnet haben. Die egvptischen Herrscher edienten sich ihrer als eines Schutzwalles . die Aethiopier. In der Beschreibung des Triumphzuges AÄurelian's ist shrer gedacht; Kaiser Probug unterwarf sie ganz vorübergehend; unter Justinian wurden sie äußerlich Christen. Unter der Hochfluth des Islam verlor sich dann ihre Eigenart und ihr Volksshum, wovon nur ihre stellenwesse zu ganzen Todtenstädten vereinigten Gräber noch reden. Viel erzählen diese Gräber allerdingsHs auch nicht; sie find ringförmig, mit Sandsteinblöcken ausgelegt und mit einem Schutt kegel aus kleinen Steinen bekrönt. In der Mitte befindet sich der nicht einbalsamterte, aber in Leinwand eingehüllt gewesene Leichnam in gestreckter Lage. Grab⸗ Beigaben finden sich nur in Gestalt ztemlich schmuckloser Thonscherben, die zu langbalsigen Amphoren een zu haken scheinen. Einen Antheil am Kulturfortschritt der Menschheit, der kaum gering zu schätzen ist, haben die Bega, denn aller Wahrscheinlichkeit nach waren sie es, welche Kameel und Esel zu . machten. Die bedeutendste, vom Vortragenden eingehend tudierte Grahstätte der Bega ist die von el Kab. — Zum Schluß besprach endlich noch der Vorsitz'nde, Geheime Mediztnalrath Prof. Dr. Virchow den Plan einer staatlichen Organisation der römisch⸗ germanischen Alterthumsforschung.
2 —
In dem Wetthewerb für die Wandgemälde des großen Saales im Hamburger Rathhause hat das Preisgericht, dem Hamb. Korr.“ zufolge, beschlosen, einen Ersten Prels (10 000 46) nicht zu vergeben, sondern die Gesammtsumme der Prämien (20 000 M) in vier Zweite Prieise von je 3000 S und vier Dritte Preise von je 2000 .ς zu theilen. Dementsprechend erhielten: Zweite Preise die Herren Professor Ferdinand Keller Karlz. ruhe. G. A. Closs Stuttgart, Professor Friedrich- Berlin, A. Zick⸗ Berlin; Dritte Preise die Herren Professor Düpffcke⸗Hamburg, J. Voss - Berlin, Professor L. Dettmann⸗Verlin, Otto Marcu?⸗ Berlin. Die 68 eingegangenen Entwürfe sollen demnächst öffentlich ausgestellt werden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Aus Cassel wird berichtet: Das Interesse für die Ob st bau⸗ zucht gewinnt im Regierungsbezirk allmählich weitere Treise. Außer den Obstbauvpereinen, die schon in Kirchhain, Marburg und Frankenberg sich im Anschluß an den für den ganzen Regierungt⸗ bezirk als solchen geschaffenen Obstbauverein gebildet hatten, ist neuer⸗ dinss in Ziegenhain ein gleicher Vierein ing Leben getreten. Der Verein, der bereits hs Mitglieder zählt, gedenkt einen besonderen Obsthautechniker anzustellen; sein Zweck ift außer der Hebung der Obstbauzucht auch die bessere Verwerthung des Obstes.
Saatenstand in Ungarn.
Nach den bei dem unggrischen Ackerbau⸗Ministerium eingelangten Berichten wird, wie die ‚Wiener Ztg.“ meldet, die Weizenernte nach Abzug von 20½ für Rost und andere Elementarschäden auf 36 579 066 Meter⸗Ztr., die Roggenernte auf 117106041, die Gerstenernte auf 12251 b63 und die Haferernte auf 10 940 555 Meter ⸗ Ztr. geschätzt. Mit Rücksicht auf die Elementar⸗ schäden der letzten Wochen kann konstatiert werden, daß im Durch—⸗ schnitt ein Mittelertrag vorhanden ist, doch wird in einzelnen Gegenden der dice jäbrige Zerealien⸗Ectrag nicht überall befriedigend sein. Eine Ausnahme hiervon bieten nur jene Gegenden, wo es den Landwirthen gelang, das Getreide bei gutem Wetter einzuführen, und dort ist auch das Resultat quantitativ und qualitativ gutmittel. Bei dem Winterweizen ergiebt sich trotz aller ungünstigen Umstände
uantitatiy und qualitativ zumeist ein mittleres Ertcägniß. Der gi, ist durchschnittlich per Katastralsoch 7 Meter Ztr. Im allgemeinen ist zu hoffen, daß der Ertrag jwischen 36 und 37 . Meter ⸗ZJir. schwanken wird, sodaß derselbe sowobl qua= litativ als auch quantttatib nur wenig das vorsährige Resultat über⸗ schreiten wird, welches annähernd 35 Millionen Meter Zir. war. Die Ernte des Roggens und der Halbfrucht war durch häufigen Regen und Stürme behindert; wenn trotzdem ein Mittelertrag vorhanden ist, so ist dies dem günstigen Umstande zuzuschreiben, daß der Kern guter Qualität ist. Das zu erwartende Resultat ver Joch ist 6 bis 6z Meter⸗Ztr, also insgesammt 11 bis 12 Millionen Meter -⸗Ztr. Wintergerste ist in den oberen Landezthellen und überhaupt in den Gebirgsgegenden schon geschnitten, und das Ergebniß ist im allgemeinen ein zufriedenstellendes. Der Schnitt der Frübjahrsgerste hat ebenfalls begonnen, aber die fortwährenden n n . haben die Körner zu melst vergilbt und gebräunt. Im allgemelnen findet sich laum eine Stelle, wo eine gute weiße, fü Malnwecke geeignete Qualität vor- handen wäre. Was die Quantität betrifft, so entspricht diese auch nicht überall den Erwartangen. Im Ganzen verspricht die Gersten⸗ ernte im Lande durchschnittlich kaum eine Mittelernte. Hafer hat sich infolge vielen Regens selbst in gebirgigen Gegenden um ein bedeutendes gebessert und page im Durchschnitt ein gutes, an einzelnen Stellen mehr als Mittelergebniß. Daz Ergebniß des Rapses ist im allge · meinen schwach. He. steht sehr üppig. Futter, und Zuckerrüben entwickeln sich im ganzen Lande sehr kräftig. Kartoffeln bedürfen wärmeren Wetters, Künstliches Futter hat ein befriedigendes Er⸗ trägniß geliefert; im sũdlichen Landesiheile wird jedoch die Qualität als unzureichend bezeichnet.
Ueber die Viehzucht im deutschen Schutzgebiet Kamerun bat der Kaiserliche Gouverneur neuerdings elnen Bericht eingesandt, auß dem sich, wie dag „Deutsche Kolonialblat“ mittheilt, ergiebt, daß der mit dem ,, . Vieh in Busa angestellte Versuch einen guten Gefolg erzielt hat. Die anfangs Oktober v. Je. in vortrefflichen Zustande gelandeten Thiere scheinen sich an dag dortige Klima schnell gewöhnt zu haben und befinden sich unter der sorgsamen eff des Sennen Hipp dauernd in vortrefflichem Futter⸗ und Gesundheltszustande. Die kleine Heerde, welche sich seither um fünf vollkommen normale, gut gebaute und vielversprechende Kälber vermehrt bat — die drei letzten Kühe ehen zur Zeit dicht vor dem Kalben —, wird, bei nicht allzu chlechtem Wetter, täglich einige Stunden auf jungem Elefantengras ge⸗ weidet, wat den Thieren sichtlich woblihut. Eine geräumige ,, ., und ein in Bruchstein und Zement aufgesührtes Molkerel gebäude mit
darüber liegender . für den Sennen sind fertiggestellt;
en zwelter Viehstall ist im Bau und wird demnächst voll
det sein, sodaß dann Platz jür etw 50 Stück Vieh vor⸗ n nn Die Kühe gehen gg. . auch reichliche
Milch, wenn auch kleinere Mengen als in der Heimath.
Gesundheitswesen, Thierkraukheiten und Absperrung s⸗ Maßregeln.
Rumänien. t Die rumäntsche Regierung hat auf Grund des Beschlussesz des Oberften Sanitätsraths die Quarantäne für Provenienzen aus verseuchten Häfen, namentlich Egypten und Arabien von 6 auf 10 Tage erhöht. Bezüglich der Proventenzen aus Indien bleibt die sechstägige Quarantaͤne bestehen, insofern die Schfffe nicht Alexandrien angelaufen
aben.
Die direkten Provenienzen endlich aus Rangoon sind lediglich einer eingehenden ärztlichen Inspektion unterworfen, insofern sie aus den Schiffspapieren nachweisen, daß das Schiff keinen der infizierten
äfen angelaufen bat. (Vergl. R. Anz Nr. 146 vom 23. v. und tr. 167 vom 12. d. M.) Bulgarten.
Die bulgarische Regierung hat zur Verhütang der Ginschleppung der Peft folgende Bestimmung getroffen:
Säcke, welche aus Indien oder son tigen pestverseuchten Orten kommen, und welche in einem europäischen Hafen auf andere Schiffe umgeladen oder dort mit der Bestimmung nach Bulgarien ausgeladen worden sind, ebenso wie alte gebrauchte Säcke, die aus nicht verseuchten Orten kommen, werden in Bulzarien nur üer die Häfen von Burgas und Varna zugelassen und zwar erst nach statt⸗ gebabter strenger Dampf. Desinfektion. Alle übrigen Grenzpunkte des Fürstenthums sind für solche Säcke gesperrt. (Conf. auch R. Anz.“ Nr. 139 vom 185. v. M.)
Dänemark.
Nach einer sofort in Kraft tretenden Bekanntmachung des König⸗ lich dänischen Juftiz⸗Ministeriums vom 153. d. M. wird für von Alexandrien kommende Schiffe die Quarantäne nach Maß⸗ gabe der Bestimmungen des Gesetzes vom 2. Juli 18890 eingeführt. Auf Grund des § 32 des genannten Gesetzes wird gleichzeitig die ,. von Lumpen, Kratz wolle, Papierabfall u. s. w. aus Alexandrien verboten.
Das Erlöschen der Maul. und Klauenseuche ist dem Kalserlichen Gesundheltzamt gemeldet worden vom Viehhofe zu Sach senhausen b. Frankfurt 4. M. am 15. Jult. 1.
Verdingungen im Auslande.
Spanien.
8. Oktober. Junta de obras del rio guadalquivir Y puerto de Sevilla in Sevilla: Lieferung von drei Dampfbaggern. Anschlag etwa 300 000 Pesetag. Sicherheitsleistung durch Hinterlegung von vorläufig 15 000 Pesetas, später 10 9,½— der Zuschlagssumme. Be— dingungen nebst Angebotsformular in spanischer Sprache beim Reichẽ⸗ Anzeiger“.
Belgien.
Bis zum 265 Juli, 2 Uhr. Gemeindehaus in Forest (Brabant): Erbauung eines Uebergangs über den Bach „Le Geleysbeek“). 123 620 e. Kaution 6 00 Fr.
1. August, 1 Uhr. atbhaus zu Brüssel: Lieferung von 30 000 Kg Mais und 2 Loosen Hafer, jedeg zu 50 000 kg.
Nächstens: Auf den Stationen Charleroi und LiszeGuillemins: Lieferung von 165 Loosen kleiner Kohlen, jedes Loos zu 5200 t. 3 Loosen Schmiedekohlen zu je 3800 t. 3 Loosen Feuerungskohlen zu je 2000 t. 1700 t Würfeltohlen und 1600 t Kokes.
Theater und Musik.
Theater des Westens.
Die Charlottenburger Sommer ⸗Oper brachte gestern Au be r's r. Diavolo“ jum ersten Male zur Aufführung und er⸗ ztelte damit einen vollen Ecfolg. Für die Besetzung der Haupt- partten standen beachtengwertbe Kunstkräfte zur Verfügung; insonder⸗ heit war die Titelrolle bei Herrn Friedrich Carlsn gut auf. gehoben. Der Künstler fand in dieser Aufgabe vollauf Gelegenheit, den Glanz seiner ausgiebigen Tenorstimme zu entfalten, und bewährte sich auch als vornehmer Darsteller, Lord Cookburn und Gemahlin wurden von Herrn Radow und Fräulein Neumann mit dem erforderlichen Humor wiedergegeben, und die muntere Zerline batte in Fräulein Broch eine geeignete Vertreterin, welche nur bezüglich des kolorierten Gesanges einiges zu 3 nien Die beiden Banditen wurden von den Herren Sieder (Beppo) und Koths (Giacomo) verkörpert, wobei sich besonders der Erstgenannte durch schöne Stimmmittel und gewandte Darstellung auszeichnete, doch sollte er sich bei dem Streben, komische Wirkungen zu erzielen, vor Uebertreibungen hüten. Für die Wiedergabe der Rolle des Lorenzo reichten weder die gesanglichen noch die dar- stellerischen Mittel des Herrn Lauth ganz aus. Chor und Occhester hielten sich unter Kapellmeister Reichs Leitung recht wacker, wenn auch hie und da kleine Verstöße vorkamen.
Im Neuen Königlichen Opern-Theater findet morgen eine Aufführung der Fledermaus“ in nachstehender Besetzung statt: Eisenstein: Herr Pauli; Rosallnde: Fräclein Kurz; Frank: Herr Wujsl; Prinz Orloftty: Fräulein Deppe; Alfred; Herr Reichel; Dr. Falke: Herr Berger; Dr. Blind: Herr Sattler; Adele: Fräulein Abarbanell; Frosch: Herr Conradi; Ida: he. Krause; Melanie: Fräulein Elener. Im zweiten Akt werden die Damen Lucia und Kierschner den Waller ‚An der schönen blauen =. tanzen. — Im Garten ist von 55 Uhr an Militär⸗ Konzert.
6 Theater des Westeng beschließt morgen Miß Thea Dorrs ibr Gastspiel als Azucena in Verdi's Oper Der Troubadour“. Die übrigen Partien sind wie bei der ersten Aufführung besetzt: den Manrleo singt Herr Carlsn, den Grafen Lung Herr Dörwald, die Leonore Fran Engel Sewing vom Hoftheater in Hannover, Am Mitwoch wird die Novität Die versunkene Glocke zum 6. Mal
wiederholt.
Der Orgelvortrag, welchen Herr Musikdirektor Otto Dienel am lttwoch, den 19. Juli, Mittags 12 Uhr, in der Marien -Kirche veranstaltet. wird unterslützt werden von Fräulein Gertrud Mauksch., Fräulein Lotte Dienel, Herrn Alex Curth, sowie dem Violinisten Herrn Ludwig Grube und 8 Robert Schwießel⸗ mann. Auf dem Piogramm stehen außer Orgelkomposttionen von
. und Dienel Terzette, Duette, Arien ꝛc. Der Eintritt re 363
Jagd.
Bekanntmachung, betreffend Eröffnung der kleinen Jagd.
ö. den Regierungsbezirk Potsdam wird als Tag der Eröffnung der diesslährigen Jag? auff Rebhühner; Donnerstag, der 24. Augu st, asen: Freitag, der 15. September, ö
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