reußen, zum Regt. Prinz
Aichtamtliches Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. August.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen, wie „W. T. B.“ aus Kiel meldet, gestern Nachmittag den Kommandanten des dänischen Panzerschiffes „Jver Hvitfeld“, Kapitän Arong, und nahmen die Meldungen des Stationschefs Admirals Köster sowie des Geschwaderchefs, Vize⸗Admirals Thomsen entgegen. Um 3iJz Uhr unternahmen Seine Majestät a . der Jacht „Iduna“ eine Segelfahrt nach der Außen⸗ öhrde. Heute hörten Seine Majestät der Kaiser die Vorträge des den Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts vertretenden Kontre⸗Admirals Büchsel, des Chefs des Generalstabes der Armee Grafen von Schlieffen und des den Chef des Ziyvil⸗ kabinets vertretenden Geheimen Regierungsraths von Valentini.
Der Kaiserliche Gesandte im Haag, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von den Brincken ist von dem ihm Aller⸗ höchst, bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Königliche Gesandte in Oldenburg Graf Henckel von Donnersmarck hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten.
Der Königliche Gesandte in Hamburg Graf Wolff—⸗ Metternich hat seinen Posten verlassen, um auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs sich dem Allerhöchsten Gefolge bis auf weiteres als Vertreter des Auswärtigen Amts anzuschließen. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations- Sekretär der Königlichen Gesandt— schaft, Legationsrath Freiherr von Heintze-Weißenrode als Geschäftsträger.
Der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungskammer und des Rechnungshofes des Deutschen Reichs, Wirkliche Geheime Rath Mag deburg ist von seiner Urlaubsreise nach Potsdam zurückgekehrt.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Gefion“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Rollmann, am 31. Juli in Kiautschou eingetroffen.
S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Lans, ist am 1. August von Kiautschou nach Yuensan (Korea) in See gegangen.
S. M. S. „Nixe“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän von Basse, ist am 31. Juli in Vigo angekommen und wird am 19. August nach Madeira wieder in See gehen.
S. M. S. „Moltke“, Kommandant: Kapitän zur See Schröder, ist am 1. August in Punta Delgada (Azoren) angekommen.
S. M. S. „Geier, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Jacobsen, ist am 1. August in Acapulco angekommen und geht am 3. August nach San Francisco in Sec.
S. M. S. „Falke“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän n hat heute von Sydney die Heimreise an⸗
etreten.
Samburg.
Gestern Vormittag fand in der Großen Michaels⸗Kirche J hin. die Bestattungsfeier für den ö r. Vers mann statt. Vor dem Aliar mar der von Palm⸗ wedeln und 5 bedeckte Sarg aufgebahrt. Seine Majestät der Kaiser hatte durch den kommandierenden General des IX. Armee⸗storps, General der Kavallerie von Massow einen prachtvollen Kranz aus weißen und hellrosa Rosen am Sarge niederlegen lassen. Der vom Senat gespendete Kranz war an der Stirnseit;, des Sarges befestigt. Zur Linken bes Sargeg nahm die Familie, zur Nechlen nahmen Freunde des Enischlafenen Platz, diesen zunächst die Mitglieder des Senats mit dem Bürgermeister Dr. Mönckeberg an der Spitze, gegenüber dem Bürgermeister der Vertreter Seiner Majestät des Kaisers, General von Massow. Ferner waren erschienen: der. bayerische Gesandte in Berlin Graf von Lerchenfeld⸗ . und der sächsische Geheime Rath Dr. Fischer als Ver⸗ ireter des Bundesraths, der preußische Gesandte bei den ö städten Graf .
der Unter⸗Staatssekretär Rothe
Deutsche Kolonien.
Nach einer Mittheilung des „Deutschen Kolonialblatts“ ist es erforderlich gewesen, gegen den im Hinterlande von Mikindani (Deutsch⸗ be ßette sitzenden Häuptling Machemba wegen wiederholter Unbotmäßigkeit eine Expe⸗ dition der Schutztruppe auszurüsten. Da Machemba ziemlich großen Anhang besitzt, wurde es für wünschenswerth ge⸗ halten, die Kompagnie in Lindi, die ihrem Standorte nach in erster Linie für die Durchführung der Aufgabe in Betracht kam, durch die in Dar⸗es⸗Salam stehende K zu ver⸗ stärken. Nach einem ien vorliegenden Telegramm des Gouver⸗ neurs, Generalmojors Liebert ist Macheinba nach leichtem Kampf vertrieben, die Ruhe wieder hergestellt und die 5. Kompagnie nach Dar⸗es⸗Salam zurückherufen worden.
Durch Verfügung des Kaiserlichen Gouvernements vom 25. Mai d. J. ist wegen des ungünstigen Gesundheitszustandes Mikindanis dieses Bezirksamt aufgelöst und der Bezirk Mikindani mit dem Bezirks Nebenamt Lindi zu einem Bezirks⸗ amt Lindi vereinigt worden.
Aus Kamerun wird in dem genannten Blatt über die Gründung der Station am Ngoko und eine Bere isung der Flüsse Ngoko, Bumba und Dscha von dem Forst— assessor Dr. Plehn Folgendes berichtet:
Ende März d. J. waren die Arbeiten auf dem für die neu zu gründende Station ausersehenen Hägel so weit vorgeschritten, daß das Lager der Expedition auf denselben verlegt werden konnte, und am 1. April wurde die deutsche Flagge daselbst im Beisein der Agenten des Holländischen Hauseß und der Société Anonyme Belge gebißt. Es war zunächst nur ein etwa 25 m langer Bambusschuppen für die Arbeiter und Soldaten vorhanden, die Europäer wohnten in den Zelten. Es wurde nun eifrig an der weiteren Einrichtung der Station gearbeitet, das Niederschlagen des dichten Buscheß und das Aufräumen der abgeholzten Flähe sowie das Herbeischaffen des Bambus, aus dem die ersten Wohnungen und Vorraihshäuser her— gestellt wurden, nahm viel Zeit und Arbeitskraft in Anspruch. Am Fuß des Hügels, an dem Landungsplatz der Station, wurde eine Ziegelei errichtet, um die westeren Gebäude massiy auf- führen zu können. Die Lebensmittel mußten zunächst von den mehrere Stunden entfernt wohnenden Nzimus eingekauft werden, und hierzu waren beständig acht Leute der Station unterwegs. Gegen Ende April waren die Arbeiten bereits erheblich gefördert, ein Vorrathshaus und ein Wohnhaus aus Bambus waren fertig, eine Fläche von etwa 200 m im Duichmesser freigehauen und größtentheils geräumt, ein Garten von et aa bo m im Durchmesser angelegt und mit Ananas, Bananen, Papgia sowie europaischen Gemüsen, die trefflich gedeihen, vollgepflanit. Da die Lebensmittel von den Nzimu regelmäßig und ehne Schwierigkeiten eingingen und die umwohnenden Ortschaften sich 1ubig und der Station gegenüber durchaus sreundlich und entgegenkommend verhielten, jo konnte ich daran denken, die Station auf einige Zeit zu verlossen, um in dem neuen Bezirke Umschau zu balten. Es schien mir am wichtigsten, zunächst alle schiffbaren Flußläufe und ihre nächste Umgebung zu erforschen., und zwar beschloß ich, mit dem Ngeoko und seinen Nebenflüssen zu beginnen, da er zweifellces für uns wichtiger ist als der Sanga und et auch ganz besonders geboten schien, über die unsicheren und verwickelten Grenz⸗ verhältnist e im Süden des Bezirks vor allem Klarheit zu verschaffen. Am 28. April übergab ich tie Station an den Assistenten von Lüdinghausen und brach mit dem Sanitäts. Unteroffisier Peter, 1 Dolmetscher, 15 Soldaten und 5 Bangalla. Arbeitern der Socisté Anonyme Belge, die wenigstens einige Strecken des Ngoko kannten, in zwei Kanus vom Landungesplatze der Station auf und fuhr den Ngoko bergwärts. Es ging an dem großen Misangadorf Tibundi am linken Ufer vorbei, dann nach etwa 15 Stunden an einer kleineren Misanganiederlassung am rechten (französischen) Ufer. Von da ab ging es 2 Tage durch völlig unbewohntes Land; nur zablreiche Jagdhütten, ein fache Blätter— schirme, am Ufer zeigen an, deß diese Wildniß juweilen vorüber⸗ gehend von Jägern und Fischern bewohnt wird; so trafen wir auch eine Jagdgesellschaft aus Kodin am Bumba an, die sich anfangs sehr scheu zeigte, sich jedoch beruhigen ließ und eine Menge geräuchertes Eleghantenfleisch an uns verkaufte. Am 1. Mai erreichten wir den Zusammenfluß des Bumba und des Dscha, die, von Norden und von Westen zusammenfließend, den Ngoko bilten. Ich möchte hier gleich bemerken, daß die Angaben der Flußläufe auf der Karte des großen Kolonialatlas vollständig falsch sind; die Darst lung beruht wobl auf unklaren Erzählungen der Kaufleute. Der Oscha ist zweifellos der Hauptfluß, der den von Norden kommenden, nur wenig kleineren Bumba in sich aufnimmt. Vom Zusammenfluß ab wird der Fluß Ngoko genannt, ein Name, der oberhalb desselben niemals angewandt wird Ich glaube, es ist zu empfehlen, daß diese Nomenklatur bei⸗ behalten wird.
Der Bumba ist an seiner Mündung etwa 100, der Dsch] an derselben Stelle etwa 160 m breit. Der außerordentlich reißende Bumba, der viele Schnellen hat, ist bei den Bangalla nur unter dem Namen mayi makassi (ieißendes Wasser) im Gegensatz zu dem ruhiger fltefenden Dscha bekannt. Ich fuhr zunächst den Bumba hinauf und erreichte am 2. Mai das Dorf Koxiu, ein kleines Misangadorf, das sich aus Furcht vor dem einige Tagemärsche entfernt auf der linken Seite des Flusses wohnenden Bang andustamm auf einer Insel angebaut hat. Hier sei man völlig sichzr, wurde mir gesagt, die Bangandu hätten keine Kanus und fürchteten das Wasser. Etwa 1 km oberhalb von Kodiu ist eine sehr starke Schnelle von etwa 490 m Länge, die selbe ist mit beladenen Kanus nicht zu passteren, es mußten daher die Lasten ausgeladen und zu Lande trankportiert und dann die leeren Beote durch die Schnellen gejogen werden. Am 3. Mai erreichte ich das letzte Misangadorf, Dan golo, am rechten Ufer; ihm gegenüber liegt je eine Faktorei der Société Anonyme Belge und des Holländischen Hauses. Der farbige Clert der ersteren schlotz sich mie bei der Weiterfahrt an, und nach drei Stunden erreichte ich das Dorf Tsimburi am linken Ufer, das etwa 70 bis 80 Einwohner zählen mag. Ich kam bei völliger Dunkelheit an und die Bevölkerung war anfangs ängstlich, doch ließ sie sich leicht beruhigen, half meinen Leuten beim Ausladen der Lasten und brachte Lebensmittel in solchen Mengen, daß ich sie bei der Weiterfahrt kaum in den Kanutz unterbringen konnte Am nächsten Tage besuchte ich den auf der rechten Seite des Flusses, etwa eine Stunde vom Ufer entfernt sitzenden Kunabembe⸗ stamm, der in einem größeren und fünf kleineren Dörfern wohnt und 500 bis 609 Seelen zählen mag. Da man mir gesagt hatte, daß die Leute sehr kriegerisch und streitlustig wären, nahm ich zehn Soldaten mit und ging mit Vorsichtsmaßregeln in das Hauptdorf; doch war die Aufnahme eine i l n. freundliche und entgegenkommende, es fehlte auch die ängstliche Scheu, mit der mir die anderen Dörfer anfangs entgegenkamen. Gleich am folgenden Tage besuchte mich eine Anzahl Kunabembeleute in Tsimburt und brachte Hühner und Bananen zum Geschenk. Am 4. Mat fuhr ich mit nur einem Kanu den Bumba weiter hinauf, um die 164 Schnellen des selben zu erreichen, die 5 bis 6 Stunden oberhalb von Tsimburi liegen sollen Die Fahrt ging der starken Strömung wegen nur sehr langsam von statten, und bereitöz rach 25 Stunden mußte
nehmen war.
Katarakt der mit n nicht zu
men Das Kanu am Lande herum ju tranzportteren fe mir Leute und Zelt, und so kehrte ich um, die genaue 8 ö. oberen Bumbalaufes für eine spätere Expedtlion aufsparend. Der nördlichste am Bumba erreichte . dürfte etwa 9 — 20 30 2 — 140 39 liegen. Die Thalfahrt ging sehr schnell von statten und am Mittage deg H. erreichte ich die Mündung. Von hier fuhr ich am 6. den Dscha hinauf und erreichte in drei Stunden Dschama, ein Dorf, dessen etwa 4) Häuser auf zwei großen Infeln und am Ufer zerstreut liegen; es ist die letzte MisangaÜnsiedelung am Oscha. Von hier ging es zwei Tage durch unbewohntez Gebiet. Am 8. erreichte ich Bomedall und Lobilo, am 9. Balla und, Jamay. Alle vier Dörfer sind klein: sie werden von An— gehörigen des Bomabastammesß bewohnt, der zahlreiche und große Dörfer drei bis vier Tagemärsche füdlich, also zweifellos auf fran= zösischem Gebiet, hat. In Bomedali ist eine Faktorei des Holländi⸗ schen Hauses, in Lobilo eine der Socist Anonyme Belge unter schwarzen Angestellten. Das Verhalten der Eingeborenen gegen mich war, bis auf daz Dorf Jamay, durchauß freundlich und entgegen— kemmend, man brachte Lebengmittel in Massen. Im letzteren Dorfe war die Bevölkerung sehr mißtrauisch und ließ sich nur schwer und nian , , g
Man hatte mir von großen Fällen des Dscha oberhalb Jama eriählt, und bis dorthin beschloß ich die Expedition , , , Ich brach am 10. von Jamay auf und fuhr vier Tage lang (die Vauptrichtung war von der Station Westnordwest durch un—⸗ bewohntes Gebiet. Das Terrain wurde mehr und mehr bergig. Alles Kuppen und Höhenrücken bis zu 700 m relativer Höhe, mit dichtem Urwald bedeckt, durch die sich der Fluß in vielen Windungen schlängelt, Die Ufer sind zum theil landschaftlich sehr schön. Am 14. Mai gelangten wir an eine etwa 300 m im Durchmesser haltende, rings bon Bergen eingeschlossene, eenartige Verbreiterung des Flusses, in die sich, aus einer schmalen Felsschlucht reißend hervorbrechend, der Dscha ergießt; er ist an der Durchbruchsstele kaum 50 m breit. Wenn man von „Fällen hier auch nicht sprechen kann, so ist, doch zweifellos, daß die Schiffbarkeit hier zu Ende ist. Die Gegend ist schön. Das weite Becken mit einer vorgelagerten Insel, alles von hohen rwaldbergen eingeschlossen, das schaͤumende, brausende Wasser des Dschg, dessen Bett an der Durchbruchfstelle mit großen Felsblöcken bedeckt ist, alles bildet eine angenehme Abwechtlung in dem Elnerlei der afrikanischen Flußlandschaft. Schwärme von grauen Papageien lommen hier vor, deren Geschrei gegen Abend selbst das bekannte Konzert der Cikaden übertönt. Am 15. ging ich ju Fuß eine Strecke strymauf und durchschritt die Schlucht, ich fand noch drei weitere Katarakte. Oberhalb derselben verbreiterte sich der Strom wieder bis zu etwa 150 m. Ein Ziehen der leeren Kanus über die Schnellen wäre wohl möglich, wenn man genügend Zeit und Leute hat, doch würde dies nur lohnen, wenn man die Schiffbarkeit des Flusses oberhalb auf weitere Strecken festgestellt hat. Da ich gar keine Träger mit hatte, so hätte sich für mich eine weitere Fortsetzung der Experition von selbst verboten, auch wenn ich meine Abwesenheit von der Station nicht von vornherein nur auf kurze Zeit bemessen hätte. Ich kehrte deshalb am 16. um und erreichte am I9 nach im Ganzen 25 stündigem starken . . ,,
Vas as Ergebniß der dreiwöchentlichen Reise betrifft, o. dürfte vor allem die Konstatierung . Ed ler, ö. Yscha auf eine so große Strecke von Interesse sein. Ich habe von der Statton bis zu den Schnellen mit gut bemannten, nicht Üüber— mäßig beladenen Kanus für die Bergfahrt 86, für die Thalfahrt 25 Stunden gebraucht. Wenn ich die wahrscheinlich zu gering ge— schätzte Geschwindigkeit von 3 km pro Stunde für die Bergfahrt zu Grunde lege, so liegen die Schnellen etwa g 4 — 20 30, 4 — 130 40 östl, Greenwich. Doch möchte ich vermuihen, daß die Geschwindigkeit größer war. Meine eingesandten astronomischen Ortsbestimmungen werden das ja ergeben. Vie ganze Strecke von den Schnellen bis zur Mündung des Naoko in den Sanga (eiwa 350 kg) ist selbst fär größere Flußdampfer gut schiffbar. Ich habe von den Fällen an alle zwei Minuten lothen lassen und erreichte bei dem jetzigen mittleren Wasserstand mit einer 3 m langen Ruthe nur an gan; vereinzelten Stellen Grund, wobei noch zu erwägen ist, daß ich mit den Kanus natürlich fuhr, ohne mir das Fahrwasser irgendwie auszu— suchen. Das Bett des Ngoko und Oscha ist mief in felsigen Boden eingeschnitten. Die Strömung wechselt sehr, ist jedoch meist gering. Stellen, die für einen Heckraddampfer von 10 bis 15 Tonnen, wie sie auf, dem Kongo fahren, irgendwie schwierig sind, falls der Führer sich einigermaßen mit dem Fahrwasser und namentlich mit den an einzelnen Stellen vorkommenden. vom Wasser bedeckten Klippen bekannt macht, giebt es auf der ganzen Strecke nicht. Nicht ganz so günstig steht es mit dem Bomba, welcher über Kodtu hingus, etwa 20 Em von der Mündung entfernt, für Dampfer nicht schiffbar ist. Es sind auch auf dieser Strecke an einzelnen Stellen Klippen vorhanden, doch lassen sich dieselben bei Kenntniß des Fahrwassers leicht umgehen. Die übrigen Nebenflüsse des Ngoko besw. Dscha sind kleine Bäche, von denen einige nicht weit von der Mündung Teiche bilden, die wegen ihres Fischreichthums von den Ein⸗ geborenen viel besucht werden. Seiner Breite und Tiefe nach könnte der 50 m breite Kudu, der bei dem Dorfe Balla mündet, wohl schiffkar sein, doch versperren zahllose umgestürzte Baumstämme sein Fahrwasser schon nahe bei der Mündung.
Was die Ufer betrifft, so sind dieselben weiter oberhalb, wie schon erwähnt, stark gebirgig; alles, soweit das Auge reicht, ist von dichtem Urwald bedeckt. Die Oelpalme kommt in demselben nur von Dschama an stromaufwärtg und nur in ganz vereinzelten Exemplaren vor. Gummi kommt überall, an einzelnen Stellen sogar in großen Mengen vor. Elephanten giebt es überall in großen Mengen, gesehen habe ich während der Reise zwar nur drei, doch sind beide Ufer auf der ganzen Strecke von ihnen buchstäblich zertreten; da ist keine Lache, kein Giasplatz, auf dem man nicht frische Spuren in Menge sieht, der ganze Wald ist von ibren Pfaden dicht durchtogen. Flußpferde und Krokodile sind im Fluß häufig, Büffel spürt man viel am Ufer, der Fisch⸗ reichthum ist groß. — Was die Bevölkerung anbetrifft, so theilt man den seßhaften Theil derselben in die Nzimu und die Misangg ein. Der Name Niimu bedeutet Buschbewohner und umfaßt eine Vielheit von Stämmen, deren größter Theil die unmittelbar? Nähe der Flüsse meidet und überhaupt keine Kanus besitzt, im Gegensatz zu den wasser⸗ liebenden Misanga; zu ihnen gehören die Tzmburi, die Kuanabembe, die Bamabassa und Bangandu. Die sammt⸗ lichen Nzimu sind ibrer Sprache, ihren Waffen und Geräth— schaften nach mit den Fan zweifellos stamm oeiwandt, doch werde ich über alle rein völkerkundlichen Sachen später gesondert be⸗ richten. Auffallen muß hier vor allem die außerordentlich geringe Zahl der Bevölkerung. Der ganze Stamm der Misanga, der von der Ngokomündung bis Dschama und Dangolo dicht am Fluß oder auf den Inseln sitzt, kann kaum mehr als 1060 Seelen betragen. Was die Nzimu anbetrifft, so schließt sich an Kunabembe und Tzimburi nach Nordost der etwas zahlreichere Bangandustamm. Auf die kleinen bis an den Fluß vorgeschobenen Bamabassadörfer, die zu⸗ sammen nicht 4090 Einwohner haben mögen, folgt nach Süden der größere. Bamabassastamm erst in einer Entfernung von drei bis vier Tagemärschen. Von der Station an zieht sich bis jum Sanga hin in spärlichen kleinen Dörfern eine weitere Abtheilung der Nzimu, deren Zabl wohl auch kaum über 1900 hinausgeht. Hiermit ist aber auch die fehl der seßhaftan Stämme, die sich in diesem großen Gebiet fest⸗ stellen lassen, erschöpft. Nach meinen Erkundungen soll man von Kuna⸗ bembe aus die erste Ortschaft im Nordwesten erst nach zehntägigem Marsch durch unbewohnten Urwald erreichen. Von den Bangandu aus soll man nach Nordosten ebenfalls io Tagemärsche durch un⸗ bewohnten Urwald gehen, ehe man ein Dorf trifft. Nach Norden und nach Westen zu über die Schnellen des Bumba und des Oscha hinaus wußten die Leute überhaupt nichts von der Existenz von Ortschaften. „Wer nach dort geht, stirbt im Busch und sindet kein Dorf“, lautete stets die Antwort, so viel Leute ich auch aus den verschiedensten Ortschaften befragte. Völlig über⸗
einstimmend lauteten auch die Angaben dahin, daß das ganze Terrain,
Verhandlung vor dem Kriegsgericht in Rennes in keiner a,.
ckt ist. Von Grasland welß k usammengesetzten .
mt sie schwer zu Gesicht, ich habe die mir sofort durch ihr kupfer—
denen der anderen Eingeborenen
Lanze, deren Spitze vergiftet wird,
und auch Büffel, an die sie sich durch einen Stoß. Das Gift soll sehr schnell wirken. Haben sie eine genügende Menge Elfenbein zusammen, so begeben sie sich in die Nähe der , . schlagen einige Stunden von denselben ihr Lager auf und bleiben dort, bis sie es verkauft haben; dann ziehen sie wieder in den Busch. Daß Fleisch wird nur verwerthet, wenn der Elephant nahe einer Ortschaft getödtet wird. Ich habe auf meiner Reife eine große Anzahl von verlassenen Bakololagern gesehen; die Hütten sind alle genau in derselben Weise gebaut. Ich Ylaube, daß Iz alles Elfenbeins, dag von hier kommt, von durch sie getödteten Elephanten stammt. Die übrigen Eingeborenen sind zur Elephanten⸗ jagd meist zu furchtsam und fangen nur hie und da einen in Gruben, die man zuweilen im Walde sieht. .
Auf der Siatton fand ich bei meiner Rückkehr am 19 alles in bester Ordnung und sämmtliche Arbeiten in energischer, sachgemäßer Weife Jefördert. In der Mitte des Stationeterrains ecbebt sich ein ctwa 15 im hoher igel auf dem zunächst ein provisorisches großes Bambushaus mit elner Mittelhalle und drei großen Zimmern errichtet ist. Von hier aus kann man die ganze Statign übersehen und hat auch einen weiten, schönen Blick über die umliegenden Uiwaldberge, Vom Spiegel des Ngoko, über den sich der Berg etwa 139 m erhebt, ist eine weite Strecke zu sehen. Die Luft hier oben ist frisch und rein, die Brise schläff faft nie ganz in, und die Temperatur ist zu allen Tages. zelten erträglich. Von weiteren Gebaͤuden ist ein Arbeiter haus aus Bambus hergestellt. Der erste Ziegelbau. ein Haus von I m im Quadrat Grundfläche, das für Vorräthe, Wache, Apotheke, Krankenstuben und Gefängniß bestimmt ist, geht seiner Vollendung entgegen. Die ersten Maisfarmen der Misanga sind reif, und dieselben beginnen bereits Lebensmittel zur Station zum Verkauf zu bringen, was bisher noch nicht geschah. Uebel sieht es hier mit der Beschaffung von frischem Fleisch für die Europäer aus, und das wird noch schlimmer menden, wenn die bereits angekündigten elf. Weißen der Gesellschaft Süd⸗ Kamerun angekommen sein werden. Die kleinen Dörfer der Umgegend haben kaum für ihren eigenen Bedarf, genug Hühner und Ziegen. Seit wir bier oben sind, baben wir noch nichts Fon dem in Kinshassa zurückgelassenen Expeditionsgepäck erhalten, da⸗ gegen lagern 260 Lasten der Expedition seit dem Februar in Lukolela, eine Illustration für den oben erwähnten Mangel an Dampfern für den Sanga. Wir haben bier nur das Geväck, das wir seiner Zeit in Booten und Kanus mit heraufgebracht haben, unser Proviant ist zu Ende und unser Leben hier mehr als dürftig. Der Gesundheits . zustand ist trotzzem bisher gut. In 8 bis 14 Tagen will ich mich nach Nz)imu am Sanga begeben.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Unterrichts-Minister Graf von Bylandt hat das Gesuch des czechischen Vereins „»Komensky , der dem Verein gehörenden Privatvolksschule in Wien das Recht einer öffent⸗ lichen Schule zu verleihen, abgewiesen.
Der Wiener Stadtrath faßte gestern, dem, W. T. B.“ zufolge, in außerordentlicher Sitzung eine Nesolution, welche befagt, die Regierung möge sofort den Reichzrath einbe⸗ rufen und demselben die Verordnung über die Zuckersteuer vorlegen. Die Resolution giebt der Erwartung Ausdruck, daß der Reichsrath die Verordnung nicht genehmigen werde. — Die Resolution wird in der morgen stattfindenden außer⸗ ordentlichen Plenarsitzung des Gemeinderaths zur Berathung gestellt werden.
Der Kreuzer der Vereinigten Staaten von Amerika „Olympia“ ist mit dem Admiral Dewey an Bord gestern in der Richtung nach Neapel in See gegangen.
Grosbbritannien und Irland.
Dos Oberhaus nahm gestern in zweiter Lesung die Niger⸗Bill an.
Das Unterhaus genehmigte in der gestrigen Sitzung die dritte Lesung der Bill, welche eine Zentraglbehörde für den technischen Unterricht schafft, sowie der WMilitärbauten⸗ Bill. Der Parlaments⸗Untersekretär des Aeußern Brodrick erklärte, der Schriftenwechsel über die Konferenz im Haag werde sobald als möglich vorgelegt werden. Er fürchte aber, daß derselbe vor dem 30m der Tagung des Parlaments nicht zur Vertheilung kommen werde.
Frankreich.
Der Präsident Loubet begab sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag von Paris nach Rambouillet n dem gestrigen Ministerrath theilte der Justiz⸗ Minister Monts die Antwort mit, welche der seit einigen Tagen von Paris abwesende Präsident des Kassationshofes Mazeau auf die Aufforderung gegeben hat, sich über ein im „Echo de Paris“ rf n , nterview zu erklären, in dem er gesagt hätte, daß die Entscheidung des Kassationshofes die
beschränke. Aus der Antwort Mazeau's gehe hervor, daß die
Unterredung in ungenauer Weise wiedergegeben worden sei, sodaß sie eine Tragweite zu haben scheine, die ihr nicht inne⸗
wohne. . . Der Minister des Auswärtigen Delca ssé reist heute nach
rawjew
ö. Der Kaiser hat, nach einer Me dem französischen Delegirten zur Konferenz im Haag Bourgeois den Alexander⸗Newsky⸗Orden verliehen.
Spanien.
Bei der Verhandlung vor dem obersten Kriegsgericht in Madrid wegen der Uebergabe von Santiago de Cuba führte gestern der General Pareja zu seiner Vertheidigung, dem „W. T. B.“ zufolge, an, daß es in der Stadt an Lebensmitteln gefehlt habe und die Pertheidigung unmöglich gewesen sei. Die Kämpfe, welche geführt worden, 4 blutige gewesen; aber Muth allein könne in den Kriegen der Neu⸗ zeit nichts ausrichten. Der General Toral bestaäͤtigte, daß es in Santiago an Mitteln zur Vertheidigung gefehlt habe. Marschall Blanco sei mit der Uebergabe einverstanden gewesen. Der General Es cario erklärte, er habe, als er nach Santiago ekommen sei, drei Viertel der Soldaten krank vorgefunden. Der ge n Pando bemerkte, von Havanna hätten Verstärkungen gesandt werden müssen. Der Marschall Blan eo behauptete, er habe stets zum Widerstande gerathen; General Toral habe kapi⸗ tuliert, ohne einen Befehl an erhalten zu haben. Der Ver⸗ theidiger des Generals Torat führte aus, Toral habe, da er unter dem Befehl des Oberkommandierenden, Marschalls Blanco gestanden, nicht selbständig handeln können. Blanco habe sich bezüglich der ihm zugegangenen Befehle der Regierung in Schweigen gehüllt und, nachdem die Kapi⸗ tulation bereits erfolgt war, gegen die Bedingungen derselben protestiert. Der Vertheidiger fügte hinzu, die Stadt Santiago habe auf keine Hilfe rechnen können, und beantragte schließlich volle Freisprechung Toral's. In Barcelona veranstalteten gestern vierhundert zu den Fahnen einberufene junge Leute einen Unger wobei sie Besen mit sich herumtrugen. Die Kundgebung, welche zunächst einen scherzhaften Charakter trug, artete schließlich aus, und es wurden revolutionäre Rufe ausgestoßen. Die Polizei schritt ein, mehrere Personen wurden dabei verwundet.
Schweiz. Aus Bern meldet ‚W. T. B.“, daß der Ständerath Sch erb dem Bundesrath das Gesuch um Entlassung von dem Posten als eidgenössischer General⸗Anwalt eingereicht und der Bundesrath dasselbe genehmigt hat.
Belgien.
Gestern Vormittag trat der Ministerrath zusammen. Die Minister waren, wie dem „W. T. B.“ aus Brüssel ge⸗ meldet wird, einstimmig der Ansicht, daß das Kabinet angesichts der vorgestrigen Abstimmung in der Wahlreform⸗ Kommission der Repräsentantenkammer seine Entlassung geben müsse. Nach dem Schluß der Sitzung des Ministerraths überreichte daher der Minister-Präsident Vandenpeere⸗ boom dem König die Demission des gesammten Mini—⸗ ster ium s. .
Bei Beginn der gestrigen Sitzung der Repräsentanten⸗ kam mer theilte der gr fn F re un Vandenpeereboom mit, daß das Kabinet infolge des vorgestrigen Beschlusses der Wahlreform⸗Kommission dem König selne Demission überreicht habe. Der Minister fügte hinzu, das Kabinet werde, wenn die Kammer dagegen nichts einzuwenden habe, sich zur Ver⸗ fügung derselben halten, um die laufenden Geschäfte zu erledigen. Vandervelde (Sozialist) protestierte dagegen und verlangte die Vertagung jeder Debatte, da man nicht verhandeln könne, wenn keine verantwortliche Re , vorhanden sei. Die Re⸗ präsentantenkammer schloß sich dem Vorschlage Vandervelde's an, mit der Prüfung der auf der Tagesordnung stehenden Gesetzentwürfe fortzufahren, ohne einer Diskussion Raum zu gewähren. So unkerblieb auch die Diskussion über die Vor⸗ lage, betreffend die Brüsseler Straßenbahnen, .
Der König beauftragte gestern den früheren Minister⸗ Präsidenten de Smet de Nayer mit der Bildung eines neuen Kabinets. Dieser erbat für die Ausführung des Auf⸗ trags eine Frist von zwei Tagen und erklärte, er würde vor dem Parlament die Wahlvorlage des unabhängigen Abg. Theodor vertreten mit der Abänderung, daß die Theilung der Provinzen Luxemburg, Namur und Wesiflandern in zwei Wahlbezirke zulässig sein soll.
Amerika.
Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten von Amerika weist, dem „W. T. B.“ zufolge, eine Zunahme um 5 267 436 Doll. auf; der Baarbestand des Schatzamts beträgt 909 012 810 Doll.
Nach einer Meldung des „New York Herald“ aus Buenos Aires sollen die Vereinigten Staaten mehrere Inseln des Wellington-Archipels zur Verwendung als Kohlen⸗ stationen von Chile angekauft haben.
Afrika.
Der Londoner „Daily Mail“ wird aus Johannesburg berichtet, daß der Volksragd am Montag in geheimer Sitzung den Antrag des Präsidenten Krüger auf Aufhebung der mit dem Glaubensbekenntniß zusammenhängenden Be⸗ schränkungen der politischen Rechtsfähigkeit abgelehnt habe.
Statistik und Volkswirthschaft.
40. Allgemeiner Vereingtag der auf Selbstbilfe be— ruhenden Erwerbs- und Wirthschafts⸗Genossenschaften.
Im großen Saale der Philharmonie fand gestern Vormittag die erste Bauptversammlung des diesjährigen Vereinztags zer auf Selbst hilfe Beruhenden deutschen Erwerbs. und Wirthschafts. Genossenschaften statt. Der Vorsitzende, Verbandg⸗Direktor Pröbst. München, eröffnete dieselhe, indem er darauf hinwies, daß jetzt 50 Jahre verflossen seien, seildem Schulje Delitzsch die erste Wirthschafts ⸗ Genossenschaft
egründet habe. Der Grundgedanke sei dabei die Selbst⸗ if. gewesen. Die deutschen Wirthschafisgenossenschaften, die diesen Grundgedanken slets festgehalten hätten und noch heute auf demselben weiter bauten, trotz aller Hindernisse, die sich ihnen entgegenstellten, hätten 66 zu einer wirthschaftlichen Macht entwickelt. Als 1859 der erste Genossenschaftstag in Weimar stattgefunden, habe Schulze⸗ Delttzsch mittheilen können, daß es bereits 100 Genossen⸗ schaften in Deutschland gebe; heute heständen in Deuntschland 17 000 Genossenschaften. Der genossenschaftliche Gedanke habe sich inzwlschen dle zipilisierte Welt erobert, und der Allgemeine Verband erhoffe vom Staate Schutz und Schirm. Der Redner ge⸗ dachte sodann der Männer, die sich um das Genossenschaftzwesen Ver dienste erworben haben; er begrüßte die Vertreter der Regierung und sonstigen Ehrengäste und schloß mit dem Wunsche, daß die Arbeiten der Versammlung das Genossenschaftswesen und mit diesem auch den wirthschaftlichen Frieden fördern möchten. Vierauf nahm der Geheime Ober -⸗Regierungsrath Gruner
St. Peters burg ah, um den Besuch des Grafen?
zu erwidern.
des W. T. B.,
5 G ugenblick, erband
schaftswesen zu stär begrüße ich Sie sche im Namen Reichfregierung Ihren Verhandlungen den besten n
Alshann e, der Geheime Ober⸗Justizrath Vierhaus im
Namen dez preußischen Justtz⸗Ministers, der Minister für Handel und Gewerbe, für Landwirthschaft 2c. und des Finanz ⸗Ministers die anwesenden Belegirten. Auch die preußische Staatsreglerung, so etwa führte er aus, steht der Entwickelung des Genossenschaftswesens sympathisch gegenüber und betrachtet es als ihre vornehmste Aufgabe, den Genossen⸗ schaften Schutz und Schirm angedeihen zu lassen. Ihr Herr Vor⸗ sitzender hat auf ein 50jähriges Jubiläum hingewiesen. Sie eiern diezmal Ihr 40 jähriges Jubiläum. Ich mache bei dieser Gelegen⸗ heit darauf aufmerksam, daß das Genossenschaftsgesetz fein zehnjähr ges Jubiläum feiert. Das Gesetz hat seinen Inhalt von dem sozialen Ge danken erhalten, dem es zu dienen hat. Es ist für mich kein Zweifel, daß das Genossenschaftsgesetz dazu beitragen wird, das Genossenschaftswesen zu fördern und zu beleben. Die preuhische Staatsregierung verkennt nicht die hohe Bedeutung des großen sozialen Gedankens, der sich in dem Genossenschaftzwesen verkörpert. Ich kann Ihnen daher die Versicherung geben, daß die preußische Staatsregierung mit großer Aufmerksamleit Ihre Verhandlungen verfolgt. In Namen der preußischen Staatsregierung wünsche ich ebenfalls Ihren Verhand⸗ lungen den hesten Erfolg. Stadtrath Marggraff begrüßte hierauf den Genossenschaftstag im Namen der Stadt Berlin und betonte, daß die Stadt Berlin haupt⸗ sächlich ihre großartige Entwickelung dem Umstande verdanke, daß sie stetß an dem Grundsatze der Selbstverwaltung fest⸗ gehalten abe. Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverant⸗ wortung seien auch stets die Grundsätze der Vertreter der Stadt Berlin gewesen. Stadtrath Kaempf begrüßte den Ge⸗ nossenschaftstag im Namen des Aeltesten ⸗ Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft, der Geheime Ober⸗Finanzrath Dr. von Glasenapp im Auftrage des Reichsbank⸗Präsidenten Dr. Koch, der es bedauere, am persönlichen Erscheinen verhindert zu sein; die Reichsbank stehe den Genossenschaften durchaus sympathisch gegenüber und sei bemüht, deren Bestrebungen zu fördern. — Der General⸗Selretär des Verbandes der landwirthschaftlichen Genossenschaften, Dr. Thies⸗ Offenbach a. M., begrüßte den Genossenschaftstag im Namen dieses erbandes und bemerkte, daß sich, ungeachtet der Anfeindungen der landwirthschaftlichen Genossenschaften, dieselben immer weiter ent wickelten. Der genossenschaftlichs Gedanke breche sich auch unter der ländlichen Bevölkerung immer mehr Bahn. Der Verband landwirthschaftlicher Genossenschaften hege die größten Sympathien ju dem Allgemeinen Genossenschaftsverbande. Er wifsse, was er dem Begründer des deutschen Genossen schaftswesens, Schulze ⸗Delitzsch, schuldig sei. General ⸗ Sekretär Mr. J. C. Gray⸗Manchester begrüßte den. Genossenschaftetag im Namen des Verbandes der 19 Millionen Mitglieder zählenden 5 lichen Genossenschaften, Anwalt Wrabetz Wien im Namen des All⸗ gemeinen Verbandes der deutschen Erwerbg. und Wirthschafte⸗Ge⸗ nossenschaften in Desterreich, wo sich das Genossenschaftswesen gleich⸗ falls immer mehr ausbreite.
Alsdann erstattete der Anwalt des Allgemeinen Genossenschafts⸗ verbandes, Abg. Dr. Crüger Charlottenburg, den Jahresbericht. Er wies auf die große Entwickelung des Genossenschaftswesens hin, die man vor 40 Jahren noch nicht geahnt habe. Bedeutungevoll sei es, daß die Vertreter der Regierungen und der Reichsbank die Versicherung ausgesprochen hätten, daß man das Genossenschaftswesen fördern wolle. Als eine Hauptaufgabe der deutschen Genossenschaften werde es betrachtet, einen wirthschaftlich selbständigen Bauernstand zu schaffen. Bedauerlich sei der en , der Genossenschaften in Aktiengesellschaften. Dieser bedeute die Verwandlung sozialer Interessen in kapitalistische. Trotz aller Entwickelung des gen f e ., sei die Versöhnung von Kapital und Arbeit noch immer nicht ber- beigeführt. Die Zeitverhältnisse seien den Genossenschaften nicht günstig. Immer größere Hindernisse stellten sich der Ausbreitung der Genossenschaften entgegen. Man habe die Schulze ⸗Delitzsch'schen Kreditvereine des Wuchers beschuldigt, man bekämpfe ganz besonders die Konsumvereine und die gemeinnützigen Baugenossenschaften. Allein man müsse sich mit dem Gedanken trösten, daß die soziale Frage in 25 Jahren nicht gelöst werden könne. Jedenfalls dürfe man nicht verzagen, sondern man müsse mit Muth und Aus- dauer weiter arbeiten in der Ueberzeugung, daß die Genossenschaften das zuperlaͤssigste Mittel zur Erhaltung eines kräftigen Mittelstandes bildeten und auch dem Arbeiter die Möglichkeit böten, seine wirth⸗ schaftlichen Berhältnisse zu verbessern.
Justizrath Gebhardt⸗Zweibrücken sprach hierauf über Die Gesetz⸗ ebung und die Genossenschaften . Der Redner gab eine eingehende Ber nnn der Entwickelung der e n nn,, — Alsdann erstattete Verbandesdirektor Jaeger ⸗Berlin Bericht über die Hilfskasse und die Ruhegehaltskasse der deutschen Erwerbg. und Wirth= schafts⸗Genossenschaften. Danach zählt die am 1. Januar 1899 errichtete Ruhegebaltekasse 278 Mitglieder. Das versicherte Diensteinkommen erreichte die Höhe von ö00 , wor- auf 22 575,600 4 an Prämien und Eintrittsgeldern vereinnahmt wurden. Die Hllfskasse nahm 20 931,18 4 ein. Unterstützungen erhielten 30 Famillen im Gesammtbetrage von 777125 99 Das Vermögen der Hilfskasse beläuft sich auf 186 877, 33 0
Nach diesen Vorträgen wurde zum Versammlungsort für den nächstsährigen Genossenschaftstag Hannover bestimmt, worauf die erste Hauptversammlung gegen 11 Uhr Mittags geschlossen wurde. Heute fanden nur Kommissionssitzungen fiat.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Neunerkommission des Arbeitgeberbundes für das Maurer⸗ und Zimmerergewerbe von Berlin und den Vororten tagte, der „‚Voss. Ztg.“ zufolge, am Montag Abend gemeinschaftlich mit den Ver⸗ fretern der Bauhilfzgarbeite r. Vorbehaltlich der Zust mmung der Generalversammlung des Arbeitgeberbundes wurden als Stundenlohn für gewöhnliche Bauhilfsarbeiter 35 bis 40 83 für genügend erachtet. Wafferträger und Rüstungsarbeiter sollen 40 bis 45 3 für die Stunde erhalten. Die von den Arbeitnehmern , Accord lohnsätze der Stein. und Mörtelträger sind als für Normglbauten geltend anerkannt worden. Im übrigen wurden die mit den Maurern getroffenen Vereinbarungen über die Baubuden, Aborte, Lohn⸗ zablung z. auch den Bauhilfsarbeitern ohne weiteres zugestanden. wer Nr. 178 d. Bl.) ö
on einem Ausstand abzusehen, beschlossen die Berliner Steinbildhauer, welche sich mit den Steinm olid erklärt hatten (vergl. Nr. 179 d. Bl), wie die Dt. W richtet, in einer am Montag abgehaltenen Versammlune ellen lediglich die a ausschließlich von Steinmetzen gelt Arbeiten von den Siteinbildhauern zurückgewiesen werden. Di der ausftaͤndigen Steinmetzen beträgt zur Zeit 287; 64 den neuen Bedingungen, dö sind von Berlin ab ;
Aus i meldet die Rhein. ent. ö. bisher dort beschäͤftigten cirea 2000 Maurern die
das Wort zu einer Ansprache, in der er etwa Folgendes ausführte:
aufgenommen n, während r noch ausständig sind; die