Gusrin bat. Der ö hob in seiner Antwort hervor, wie sehr er diesen Besuch zu schätzen wisse, bemerkte aber gleichzeitig, daß die Regierung nur mit sich selbst über die Maßregeln, die sie ergriffen, zu Rathe zu gehen habe. Die Regierung habe Langmuth und Geduld gezeigt, die vom Standpunkt der Menschlichkeit aus gerechtfertigt seien und die sich die Regierung angesichts des rebellischen Verhaltens Gusrin's als besonderes Verdienst anrechne.
Gestern früh wurden in Paris bei verschiedenen Personen, deren Namen noch nicht bekannt sind, von dem zweiten Chef der Sicherheitspolizei Samard Haussuchungen vorgenommen, die mit dem Komplott gegen die Sicherheit des Staats in Verbindung stehen und, wie es heißt, zu der Verhaftung des Leiters einer großen Vereinigung in der Provinz führen werden. Auch in Rennes wurden gestern früh bei dem Sekretär der Antisemitenliga Petit und bei einem Kaffeehaus⸗ besitzer Haussuchungen vorgenommen; zahlreiche Papiere wurden beschlagnahmt.
Das Kriegsgericht in Rennes nahm gestern die Aus— sagen des Generals Sebert und der Majors Ducros und Hartmann entgegen. Die Vernehmung des Letzteren wurde heute fortgesetzt.
Rußland.
Der Kaiser und die Kaiserin haben sich, wie W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag von Peterhof aus an Bord der Jacht „Alexandria“ nach Kronstabt begeben, wo Allerhöchstdieselben sich auf der Yacht „Standart“ einschifften. Heute Vormittag ging letztere nach Kopenhagen in See.
Der deutsche Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ist gestern auf seiner Besitzung Werk eingetroffen.
Serbien.
Die Untersuchung in der Angelegenheit des Attentats auf den König Milan ist, nach einer dem „W. T. B.“ zu⸗ gegangenen Meldung aus Belgrad, nunmehr abgeschlossen. 16 Personen sind in Freiheit gesetzt worden; 29 Personen, darunter Paschitsch, Tauschanowitsch, Oberst Nikolitsch und der Redakteur des „Odjek“ Protitsch sind im Zusammenhange mit dem Attentat des Hochverraths angeklagt; 109 Personen sind wegen Majestätsbeleidigung den Gerichten überwiesen worden. Weitere Freilassungen sind nicht ausgeschlossen. Es verlautet, die Gerichtsverhandlung werde am nächsten Donnerstag beginnen.
Dänemark.
Entgegen anderweitigen Meldungen über den angeblich ungünstigen Gesundheitszustand des Königs theilt das „Bureau Ritzau“ mit, daß der König vorgestern einen Spazierritt unternommen und für heute seine Anwesenheit bei dem Stapellauf des Panzerschiffes „Herluf Trolle“ angekündigt hahe. Das Befinden des Königs sei unverändert gut.
Amerika.
Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Washington ge— meldet wird, weisen die Voranschläge für die Marine für das nächste Jahr eine beträchtliche Erhöhung auf. Ins⸗ besondere würden 18 Millionen Dollars für die Vermehrung der Flotte, neue Schiffe und Trockendocks beantragt.
Nach einem Telegramm des „New York Herald“ aus San Domingo ist die Regierung, infolge Fehlschlagens der Verhandlungen mit den Aufständischen, bis nach der Wahl eines neuen Präsidenten in die Hände von Pedro Mejio gelegt worden. Es bestehe indessen nur wenig Zweifel darüber, daß Jimenez die Präsidentschaft erlangen werde.
Afrika.
Aus Sansihar wird dem „Reuter'schen Bureau“ ge⸗ meldet, daß der britische Kreuzer „Philomele“ und das britische Kanonenboot „Widgeon“ von dort nach der Delagoa⸗Bay abgegangen seien.
Dasselbe Bureau berichtet aus Pretoria, daß das Mit— glied des Ausführenden Raths des Oranje⸗-Freistaats Fischer dort wieder eingetroffen sei und mit der Regierung in Be— rathung über die politische Lage stehe. Auf Verlangen der Exekutive habe der Volksraad die weitere Berathung über die zwischen beiden Regierungen gewechselten Depeschen bis Montag vertagt. Der Volksraad sei nur am Donnerstag Abend auf kurze Zeit in geheimer Sitzung versammelt gewesen. Der Grund zur Vertagung sei angeblich der gewesen, daß die Antwort auf die Depesche Chamberlain's noch nicht fertig sei.
Der Staatssekretär der Vereinigten Staaten Hay hat, einer Meldung des „W. T. B.“ aus New York zufolge, den amerikanischen Konsul in Pretoria angewiesen, darüber zu wachen, welchen Einfluß die weitere Entwickelung der Dinge auf die Amerikaner und die amerikanischen Interessen haben werde, und für den nöthigen Schutz derselben zu sorgen, falls ein Konflikt sie gefährden sollte.
Der Regierung des Unabhängigen Congostaates ist ein Telegramm zugegangen, wonach die Truppen des Barons Dhanis in der Nähe von Sungula einen Kampf mit den aufständischen Bateteles gehabt hätten. Letztere seien nach mehr⸗ stündigem Gefecht in östlicher Richtung zurückgeworfen worden; eine Verfolgung habe jedoch nicht stattgefunden, da das Land dort von . und Pocken heimgesucht sei. Die Truppen des
ongostaat3s hätten an Tobten 25 eingeborene Soldaten ver⸗ Die Aufständischen erdem seien 60 gezogene
loren, von den Weißen sei keiner .
ätten 109 Mann verloren, au linten erbeutet worden.
Nr. 386 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt det Innern, vom 1. September, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennungen; — Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands Akten; — Entlassung. — 2) Justiz⸗ Wesen: Verlängerung des Abkommentz zwischen dem Norddeutschen Bunde und der Schweiz wegen gegenseitiger Anerkennung der Rechts fähigkeit der Aktiengesellschaften. — 9) Poltzei⸗Wesen: Autweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Statistik und Volkswirthschaft.
Das vom Kaiserlichen Statistischen Amt soeben herausgegebene dritte Heft der „‚Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs 18998 bringt zunächst, nachdem in früheren Jahrgängen die amtliche Arbeiterstanistit in England, Frankreich und Oesterreich behandelt worden ist, eine Darstellung der Labour Statistic“ in den Vereinigten Staoten von Amerika. Auf das Ausland bezieht sich ferner eine Statiftik der Groß— bandelewpreise von 185 Waaren in New Jort in den einzelnen Monaten der Jahre 1894 bis 189. Von den übrigen Artikeln,
welche fast ausschließlich Beiträge zur Statistik des ö Reichs liefern, betreffen das zweite Vierteljahr 1899 diejenigen über Roggen⸗ und. , , an deutschen und fremden Börsenplätzen, Über BViehpreise in zehn deutschen Städten, über die (Überseelsche Auswanderung, über die Konkurse und endlich über die Strikes und Aut sperrungen. Auf dag Rechnungsjahr 18935 beztehen sich die Nachweisungen über die den Weinhändlern gewährten Zoll— egünstigungen, über die Zoll! und Steuerstraffäͤlle und über die Spielkartenfabrikation und ⸗Versteuerung. In umfangreichen Tabellen wird ferner die Erntestatistik für das Jahr 1898 unter Rückblick auf bie beiden Jahrzehnte 1873/87 und 1883/97 geboten. Weitere Ueber⸗ sichten behandeln schließ lich die Vampfkesselexplosionen während des Jahres 1898, die Statistik der deutschen gn, n, , haften im gleichen Jahre und die in den Jahren 1893 bis 1857 an den deutschen Küsten vorgekommenen Schiffsunfälle.
In dem dritten Heft der „Vierteliahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ wird die Erntestatistik des Deutschen Reichs für das Erntejahr 1898 nunmehr ausführlich veröffent, licht, nachdem die wichtigsten Grgebnisse bereits im „R. u. St. Anz.“ vom 6. Juli d. J. erschienen sind.
Das Jahr 1898 war danach ein außerordentlich fruchtbares. Wie die den Tabellen zur Erntestatistik vorausgeschickte Uebersicht über die Ernteerträge für das Reich im Ganzen ergiebt, war der
Durchschnitts - Hektarertrag bei fast allen Früchten größer, als die aus
beiden vorangegangenen Dezennien (1878,87 und 1888/97) be— rechneten Mittelernten. Nur Hopfen, Klee (Samen) und Wein machen eine Ausnahme. Setzt man die Mittelernte der zwanzig Jahre 1878197 vom Hektar gleich 100, so beträgt die 1898er Ernte an: Klee (Heu) 134, Luzerne (Heu) 126, Erbsen 124, Hafer 123, Roggen 122, Weizen 121, Buchweizen 120, Raps 120, Esvarsette 120, Wie senheu 120, Lupinen (Körner) 119, Kartoffeln 119, Lupinen (Heu) 17, Runkel (Futter) Rüben 116, Möhren, weiße (Steck, Stoppel;) Rüben, Kohlrüben 115, Gerste 114, Ackerbohnen 114, Wicken 114, Spelz 12 v. H. Nur Hopfen mit 97, Klee (Samen) mit 94 und Wein mit 57 v. He blieben im Durchschnittshektarertrage gegen den der Mittelernte zurück.
Die Einfuhr der wichtigsten Getreidearten und der Kartoffeln war trotz der guten Ernte sehr beträchtlich, bei Gerste sogar höher als in irgend einem der vorhergegangenen 20 Jahre. Bei Weizen zeigt in diesem Zeitraum nur das Jahr 18986, bei Kartoffeln nur das Jahr 1891 eine größere Einfuhr, während an Hafer in den vier Jahren 1893, 1884, 1896 und 1897, bei Roggen in den elf Jahren 1878 bis 1880, 1883, 1884, 1888, 1889, 1891 und 1895 bis 1897 mehr eingeführt wurde. Der Antheil der eingeführten ausländischen Frucht an den dem Deutschen Reich zur Verfügung stehenden Ge— ammtmengen betrug für Kartoffeln 0,“, Hafer 5,5, Roggen 9,1, für Weizen und Gerste je 34 v. H.
Die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam, Havre und Cherbourg belief sich nach den Zusammenstellungen des Kaiserlichen Statistischen Amts in den Monaten Januar bis Juni 1899 auf 11 544 Personen.
Hiervon kamen aus der Provinz Posen 1257, Brandenburg mit Berlin 1068, Hannover 928, aus Bayern rechts des Rheins 794, der Provinz Schleswig ⸗Holstein 732, Westpreußen 682, aus dem Königreich Württemberg 596, Königreich Sachsen 533, aus der Provinz Rheinland 490, Provinz Po7mern 389, Großherzozgthum Baden 387, Provinz Westfalen 317, Schlesien 301, Ostpreußen 299, Hessen⸗Nassau 283, aus der Rheinpfalz 265, Provinz Sachsen 253, aus dem Reichsland Elsaß Lothringen 161, Großherzogthum Oldenburg 160, Hessen 169, Mecklenburg Schwerin 114. Der Rest von 1376 Personen entfällt auf die übrigen Gebietstheile des Reichs. An der Beförderung dieser Auswanderer sind die deutschen Häfen mit 9833 Personen betheilizt, und zwar gingen über Hamburg 5i71, Hremen 4667. Von Ant— werpen reisten 1380, von Rotterdam und Amsterdam 203, von Havre und Cherbourg 123, Ucber deutsche Häfen wurden außer den 9838 Deutschen noch 71 370 Auswanderer aus fremden Staaten, und zwar über Bremen 39 196, Hamburg 32 174 befördert.
Nach der vorläufigen Mittheilung des Kaiserlichen Statistischen Amts zur Konkursstatistik gelangten im zweiten Viertel jahr 1899 im Deutschen Reich 1980 neue Konkurse zur Zählung, gegen 1839 im zweiten Vierteljahr 1898.
Es wurden 180 Anträge auf Konkurseröffnung wegen Mangel eineg auch nur die Kosten des Verfahrens deckenden Massebetrages ab— gewiesen und 1800 Konkursverfahren eröffnet; von den letzteren hatte in 1131 Fällen der Gemeinschuldner ausschließlich die Konkurseröff. nung beantragt.
Beendet wurden im zweiten Vierteljahr 1899: 1699 (2. Viertel jahr 1398: 1648) Konkurs verfahren, und zwar durch Schlußvertheilung 1106, durch Zwangsvergleich 4538, insolae allgemeiner Einwilligung 46 und wegen Massemangels 1099. In b67 beendeten Konkursverfahren war ein Gläubigerausschuß bestellt.
Von den 1980 neuen und den 1699 beendeten Konkursverfahren betrafen: physische Personen 1741 neue und 1502 beendete, Nach⸗ lässe 147 und 119, Handelsgesellschaften 74 und 65, Genossenschaften7 und 7, andere Gemeinschuldner 11 und 6 Konkurtverfahren.
Zur Arbeiterbewegung.
Die vereinigten Berliner Spediteure haben am 31. August, der „Voss. Ztg.“ zufolge, die Forderungen ihrer Rollkutscher und Spedittonsarbeiter mit wenigen Ausnahmen bewilligt. Zur Arbeitsniederlegung war es nur auf drei Höfen gekommen, aber auch dort sind die Streitfragen gestern noch beigelegt worden, sodaß seit gestern alle Kutscher wieder fahren. (Vergl. Nr. 205 d. Bl.)
Zwei Protestversammlungen gegen die Absicht der Bau⸗Arbeit⸗ geber, ihren Arbeitsnachweis obligatorisch zu machen und einen Ent⸗—⸗ lafsungzschein einzuführen, veranstalteten, wie die „Staatsb.⸗Ztg.“ mittheilt, die Maurer Berlins (vergl. Nr. 291 und 206 d. BI.). Man erklärte, Gegenmaßnahmen ergreifen zu wollen. Die Arbeitervertreter in der Achtzehner⸗Kommission wurden beauftragt, bereits in allernächster Zeit den Unternehmern den Entwurf eines varitätischen Arbeitsnachweitstatuts zu unterhreiten und, falls dessen Ablehnung erfolge, die Auflösung des Innungsnachweises zu fordern.
Zur Lohubewegung der hiesigen Putzer berichtet die Post“, daß, nachdem die an die Arbeitgeber gestellten Forderungen endgültig abgelehnt wurden, am 4. September der Ausstand beginnen soll
Die augständigen Steinarbeiter Berlins beschlossen, der „Voss. Ztg.“ zufolge, in einer Versammlung am 1 d. M. nach langer Erörterung, den gemachten Vergleichsvorschlag des Einigungsamts nicht anzunehmen (vergl. Nr. 206 d. Bl.). Ein Ende des Ausstands ist daher noch nicht abzusehen. Die Ausstände in Bunzlau, Breslau, Warthau u. a. Orten, wo Unterhandlungen gepflogen warden, werden dadunch auch verlängert. ! ;
Zum Zimmerer-Ausstand in Frankfurt a. M. (vergl. Nr. 199 d. BI.) meldet die Frankf. Ztg.“ unterm 1. d. M., daß die sehr zahlreich besuchte Versammlung des Verbandes bangewerblicher Unter nehmer vereinbarte, auf dem früheren Beschluß, keine Bau⸗ und Auf⸗— schlagtzarbeiten auszuführen, zu beharren, und daß sich sämmtliche Unternehmer verpflichteten, keine Maurer mehr einzustellen.
Wie dte „Rhein. Westf. Itg.“ aus Barmen unterm 1. d. M. mittbeilt, ist der 10 stündige Arbeitstag in allen Riem endrehereien des Wuxperthals zur Durchführung gelangt. Die Einführung des selben ist eine Folge des Ausstands der Riemendreber bei zwei dortigen Firmen, zu dessen Beilegung der Verein der Riemendrebereibesitzer auf Anregung der , ,. vom 1. September ab die genannte Verkürzung der Arbeitszeit zu bewilligen beschloß.
Aus Agchen erfährt dieselbe Zeitung weiter, daß dorf am 30. August eine allgemeine Versammlung der Textilarbeiter aller Branchen einberufen war, um eine Regelung und Verkürzung der Arbeitszeit anzustreben. Die Versammlung beschloß, folgende Antrãge an die Arbeitgeber zu stellen: 1) Dee tägliche Arbeitszeit in der Tertit— industrie, die Pausen nicht einbegriffen, foll auf 10 Stunden fest e setzt, 2) der Schluß der Arbeitszeit an Samstagen und an den Tagen bor allgemein anerkannten Feiertagen auf 55 Uhr Nachmittagtz angesetzt, 3) die regelrechte Arbeit in der Fabrik während der Mittagspause nicht sortgesetzt werden; An den Feiertagen, an welchen in der Fabrik gearbestet wird, soll den Arbeitern Gelegenheit ur Erfüllung ihrer religiösen Pflichten gegeben und daher die Arbeit in allen Fabrilen und Betrieben erst Morgens um 8 Uhr aufgenommen Verden. 5). An Montagen soll, alter Sitte gemäß, der Beginn der Arbeitszeit in allen Fabriken auf 8 Uhr Morgen festgesetzt werden. 6) Verbot der Nachtarbeit. 7) Zur Durchführung diefer Resolution beschließt die Versammlung weiter, an den maßgebenden Stellen durch Eingaben u. s. w. vorstell ig zu werden. Am 31. August hielten, der „Leipz. Ztg. zufolge, die ausständigen Tisch lergehilfen Leipzigs eine Versammlung ab, in welcher mitgetheilt, wurde, daß gegenwärtig 460 Arbeiter und 6 Arbeiterinnen noch ausständig sind, 102 Arbeiter Leipzig verlassen und 618 Arbelter und 5 Arbeiterinnen in 44 Betrieben die Gehilfenforberungen be— willigt erhalten haben. (Vergl. Nr. 204 d. Bl.) Aus Kopenhagen meldet ‚W. T. B.“ unterm 1. d. M., daß die Direktion des Arbeitgebervereins und diejenige der Fachberbände
sich heute über die Bedingungen sür das Aufhören der Sperre ge⸗
einigt und sich verpflichtet habtn, dieselben ihren Organisationen zur Annahme zu empfehlen. Am Montag Mittag findet eine General— versammlung beider Vereinigungen stalt. (Vergl. Nr. 204 d Bl.)
Bauwesen.
Am Sonnabend, den 26. August, hat, wie schon gemeldet, in Gegen⸗ wart Seiner Majestät des Kaisers und Königs Lie feierliche Einweihung bes neuen Kuppelge bäudes und des großen Refraktors des Astrophysikalischen Observatorlu ms auf dem Telegraphenberge bei Pots dam stattgefun den. Wie das „Zentralbl. d. Bauverw.“ berichtet, hatten sich ju dem seestakt eine große Zahl koher Beamter, voran der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, sowie hervorragende Gelehrte aus Berlin und Potg— dam in dem Kuppelraum des neuen Gebäudes versammelt, woselbst der Direktor des Obserpatoriums, Geheime Ober, Regierunggrath, Profeffor Dr. Vogel, die Begrüßungsansprache an Seine Majestät und die k richtete, während der Observator, Professor Dr.
cheiner die Einrichtungen des Gebäudes und des Fernrohrs erklärte.
Der Refraktor nimmt unter den Riesenfernrohren der Erbe bei einem Linsendurchmesser von 89 em die drittgrößte Stelle ein; größer sind nur die Instrumente der Lick Sternwarte in Kalifornien (90 em . und der JerketSternwarte bei Chicago (12 em Durchmesser)h; wegen seiner eigenartigen Bauweise kann er aber vielleicht als das vorzüglichste Instrument bezeichnet werden. Er üt als Doppelfernrohr gebaut derart, daß neben dem nur für Lichtbild— aufnahmen bestimmten Fernrohr mit dem 80 em großen Objektiy 4 ein zweites, mit ersterem in einer gemeinschaftlichen Stahlblech— umhüllung ruhendes Fernrohr mit einem 50 em großen Objektiv sich befindet, welches für die unmittelbar mit den Augen anzustellenden Beobachtungen dient. Die Drehkuppel hat einen Durchmesser von 22 m und einen Spaltschieber von 3,5 m Breite; sie läuft auf einem Kranze von beweglichen Rollen, dessen Antrieb, ebenso wie der des Schiebers, sowohl elektrisch wie mit der Hand erfolgen kann. Die Ver— sammlung folgte mit großer Aufmerksamkeit dem Vortrage, bei dem die Drehungen des Kuppeldaches und des Fernrohres zur Anschauung gebracht wurden und die Leichtigkeit der Bewegung der gewaltigen Massen allgemeine Bewunderung erregte. Ber Bau des Ir⸗ struments lag in den bewährten Händen von Repseld in Hamburg, die Linsen sind von Schott in Halle gegossen und von Steinheil in München geschliffen. Um die Ausführung des Kuppel— daches und seiner Bewegungaävorrichtungen haben sich die Firmen Hoppe, Bretschneider u. Krügner und Siemens u. Halske in Berlin in besonderem Maße verdient gemacht. Die Entwürfe zu der Bauanlage sind unter Mitwirkung des Direktors des Observatorlums und nach den bei den übrigen Kuppelbauten auf dem Telegraphen⸗— berge gesammelten Erfahrungen im Ministerium der öffentlichen Ar— beiten aufgestellt worden. Die Bauausführung geschah unter Aufsicht des Regiexungs⸗ und Baurathä, Professors Krüger (bei der Regierung in Potsdam) durch die Kreiebaubeamlen Baurath Oehmcke und Kreis Bauinspektor Laske; die örtliche Leitung war dem Regierungs⸗Baumeister Starkloff anvertraut. Die Kosten sind im Ganzen auf 699 750 MS veranschlagt. Davon entfallen auf das Refraktorgebäude 309 0090 AM, auf die Beschaffung des Fernrohrs
In dem Vorwettbewerb um Entwürfe zu einer Bibltotbek mit Museum für Hagenau i. E. errangen den ersten Preis (1500 ) die Architekten Karl Börnstein und Emil Kopp in Berlin. Den zweiten Preis (1000 „) erhielten die Architekten Kuder und Müller in Straßburg i. E., den dritten (900 S6) der Architekt Rich. Ziegler in Breslau-⸗Leipzig.
Ein Wettbewerb um Entwürfe für ein Siechenhaus in Pirna (Sachsen) ist von der dortigen Stadtbehörde ausgeschrieben worden. Die Entwürfe sind bis zum 15. November d. J. einzu⸗ reichen. Es sind zwei Preise von 500 und 300 S ausgesetzt. Dem aus fünf Personen bestehenden Preisgericht gehören als Sachper— ständige die Herren Stadtbaurath E. Bräter und Landbaumeister O. Reichelt in Dresden an. Die Baukosten sollen 85 000 „M0 nicht , rn. Die Bedingungen sind von dem Stadtrath in Pirna zu beziehen.
Das im Verlage von s. Spemann in Berlin und Stuttgart erscheinen de Lieferungswerk Vie Baukunst' (herausgegeben von R. Borr⸗ mann u. R. Grau!) eröffnet mit der soeben ,, 13. Liefe⸗ rung (Pr. 4 6) eine zweite Serie. Den Inhalt derselben bildet eine eingehende Würdigung Leon Battista Alberti's und seiner Bauten von Fritz Schumacher. Der Verfasser hat richtig erkannt, daß man die Betrachtung der architeltonischen Leistungen dieses äußerst vielseitigen Mannes nicht von seinem hrmansstischen Gesammtschaffen, dag auch die Malerei, Dichtung, Philosophie zc. umfaßte, trennen, sondern den Zusammenhang dieses Schaffens mit den großen Kultur⸗ tendenzen der Früh⸗Renalssanee im Auge behalten müsse. Das von diesem Gesichtspuntt aus mit Geist und Kenntniß ausgeführte Bild läßt uns Alberti in seiner Eigenart als einen strenger denn seine Zeit- genossen an der Antike festhaltenden Künstler schätzen, wie dieg die Kirchen San Francesco und San Scebastiano in Rimini, Santa Maria Novella in Florenz und Sant' Andrea in. Mantug beweisen, welche kritisch beschrleben und auf sieben sorgfältigen Tafeln sowie durch Grundrisse und Detail-Abbildungen im Text veranschaulicht werden. Besonders interessant ist unter den Textbildern eine Münze mit einem darauf abgebildeten Entwurf, welcher zeigt, daß über der unvollendet
ebliebenen Fagade von San Franceseo in Rimini eine mächtige Ruppel geplant war. Auch Alberti's bedeutendster Profanbau, der Palazzo Rucellai in Florenz ist abgebildet und eingehend gewürdigt.
Literatur.
Die ‚Tausend⸗ Bilder Bibel“, das in der Deutschen Verlags. Anstalt zu Stuttgart erscheinende volksthümliche Bibelwerk, ist nunmehr bis zur 5. Lieferung (insgesammt erscheinen 40 Lieferungen zu je 40 3) und damit textlich bis zum Abschlusse der vier i en gediehen. Je weiter das Werk fortschreitet, desto reicher gestaltet sich
Hongkong schildert.
die Uebersicht, die es über den Bilderschatz bietet, den Künstlerhände seit Jahrhunderten zur Verherrlichung det Buches der Bücher eschaffen haben. „ Fast kelner der großen Meister, die sich solchen fil hen widmeten, ist übergangen, von der umhrisch⸗florentinischen Schule an bis zu den Künstlern der Gegenwart. Raffael, Guido Reni, Tisian, Paul. Veronese, Murillo, Rubens. Gustap Richter, fannschmidt, Plockhorst, E. von Gebhardt und F. Uhde sind mit ervorragenden Werken vertreten. Neben den Reproduktionen der flassischen Kunstwerke gehen Abbildungen einber, die zur Erläuterung des Textes dienen, wie Wiedergaben von alten Münzen und land— schaftliche Darstellungen der im Text erwähnten Oerllichkeiten.
— Paul Lindenberg's Reisebeschreibung „Um die Erde in Wort und Bild‘ (Berlin, Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhand⸗ lung) ist nunmehr bis zur 19. Lieferung dorgeschritten. Mit diesem Heft ist der eiste Band vollendet, welcher die Reise von Bremen durch das Mittelländische Meer, Egypten, Aden, Ceylon, Siam bis In gefälligem Fluß ziehen die Bilder dieser Weltreise, Unterhaltung und Belehrung in geschickter Weise vereinigend, an dem Leser vorüber, sodaß er den Eindruck erhält, mitzuerleben, was dem Verfasser vergönnt war. Eine große Zahl von Illustrationen (der erste Band zählt deren 287), die meist an Ort und Stelle auf photographischem oder zeichnerischem Wege gewonnen wurden, ergänzt die Schilderung in anschaulichster Weise. Der jweite Band, welcher das „Reich der Mitte“ nebst der deutschen Besitzung in Kiautschou, ferner Japan, Honolulu, Amerika schildert, soll noch im Herbst erscheinen, sodaß das ganze Werk (42 Lieferungen zu je 30 ) noch vor Weihnachten in den Händen der Abonnenten sein wird.
— Katechismus der Dramaturgie von Robert Prölß. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. In Oeiginal-Leinenband Pr. 4 S6 — Der bekannte Dresdener Dramatiker, Aesthetiker und Geschichtsschreiber des Theaters hat in diesem Buche den Versuch gewagt, das ganze Gebiet der Dramaturgie im Zusammenhang mit der geschichtlichen Entwicke⸗ lung des Dramas zu behandeln. Nach der historischen Seite hin war freilich absolute Vollständigkeit nicht zu erreichen, das Wesentliche und wahrhaft Bedeutende erscheint jedoch stets in das rechte Licht gerückt, und selbst in dem ihm zu Gebote stehenden engen Rahmen hat der Autor es veirstanden, seinem Gegenstande neue und anregende Gesichtspunkte abzugewinnen. In dleser zweiten Auflage hat der hisiorische Abschnitt vielfach Ergänzung erfahren, auch der theoretische Theil ist nicht obne Verbesserung geblieben. Das Buch wird dem dramatischen Schrifisteller wie dem Bühnenkünstler, dem Beruf kritiker wie dem Bühnenleiter von Nutzen sein.
— Zwei dramatische Arbeiten des bekannten rheinischwestfälischen Dichters Friedrich Roeber sind im Verlage von Julius Baedeker in Leipzig in neuen Auflagen erschienen: „Appius Claudius“, Tragödie in fünf Akten (diüitte umgearbeitete Auflage), erschien zuerst im Jahre 1846 und schildert in packender Weise die Kämpfe zwischen den Patriziern und Plebejern im alten Rom, welche zur Umwälzung des römischen Staatswesens führten. „Die Gräfin von Tou louse“, Drama in fünf Akten (weite umgearbeitete Auflage), dessen Stoff einer altitalienischen Novelle entnommen ist und welches das von Shaktespegre in der „Zähmung der Widerspenstigen“ humoristisch veiwendete Mstiv der Umwandlung eines trotzigen und hochmüthigen Frauenherzeng durch die Noth des Lebens und die scheinbare Grausam⸗ keit des Mannes in ernster Form behandelt.
— Ein neuer Roman von Jeannot Emil Freiherrn von Grotthuß, dem Verfasser der schnell hintereinander in mehreren Auflagen erschienenen Schriften „Der Segen der Sünde“, Probleme und Charatterköpfe“ und „Gottsuchers Wanderlieder', wird in der von demselben herausgegebenen Monatsschrist Der Türmer“ er⸗
scheinen und mit dem neuen Jahrgang, im Oftoberheft, seinen An= fang nehmen. Probehefte diefer Zeitschrift sind durch jede Buchhand⸗ lung sowie durch die Verlagsbuchhandlung von Greiner u. Pfeiffer in Stuttgart erhaͤltlich
— Steinbach's Führer zum Laacher See und Um— gob ung An der Hand der Sage und Geschichte. Herausgegeben von willy Steinbach. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit zahlreichen Abbildungen, einer genauen Wegekarte und einem Sotelverzeichnih. Neuwied und Leipzig, Heuser's Verlag. — Diese neue bedeutend erweiterte Auflage des Führers bietet nicht nur eine Be— schreibung des Sees selbst und feiner Umgebung, sondern ste berũck— sichtigt auch in eingeheader Weise das ganze vultanische Gebiet des Sers und des angrenzenden Theils der rechten Rheinseite. Nicht in trockenem Neisebücherton, sondern in launiger Unterhaltung weiß der Verfasser dem Wanderer die Schönheiten und Merkwürdig keiten der Gegend vorzuführen. Sage und Geschichte, Poesie und Prosa, geologische und botanische Beschreibungen wechseln mit An⸗— gaben über Ausflüge und Spaziergänge, Gasthautwesen, Wege⸗ verhältnisse ꝛc. ab, sodaß das kleine Buch dem Touristen nicht allein als kundiger Rathgeber, sondern auch später noch als fesselnde Lektüre dienen kann, die ihm das auf der Reise Erlebte in angenehme Er— innerung bringt.
— Das zehnte Hest der illustrierten Zeitschrift „Heer und Flotte“ bringt an der Spitze ein wohlgelungenes Porträt Seiner Majestät des Königs Albert von Sachsen. Unter den zahlreichen anderen bildlichen Darstellungen mit Text verdienen Hervorhebung die photographischen Aufnahmen, welche die verheerende Wirkung moderner Geschosse auf Panzerschiffe der spanischen Flotte im spanisch⸗ amerikanischen Kriege veranschaulichen. Interessant sind ferner die Bilder von einem Kriegsbrückenschlag bei Wien, vom Artillerie⸗ Schießplatz Hammerstein in Westpreußen, vom Truppenübungeplatz Döberitz und aus dem Königlichen Zeughause in Berlin. Dem An— denken Cwald von Kleist's, des Helden und Dichters, gestorben am 24. August 1759 nach schwerer Verwundung in der Schlacht bei Kunersdorf, sind zwei Beiträge gewidmet, welche Illustrationen von Adolf von Menzel und eine Abbildung des Denkmals in Frankfurt a. O. schmücken. Die Zeitschrift „Heer und Flotte“ erscheint vieriehn⸗ täglich und kann durch alle Buchhandlungen oder direkt von der Expedition, Berlin W., Potstamerstr. 121 E, (Preis des Hefts 50 3, Abonnement vierteljährlich 3 6) bezogen werden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Das Programm für die am 9. und 10. Mai 1900 statt— findende 26. Mastvieh⸗Ausstellung zu Berlin ist schon jetzt erschienen. Der Maglstrat hat auch für diese Schau wieder die Räume des Zentral- Vichboftz zur Verfügung gestellt, soweit es ohne Störung des Marktpverkehrz möglich ist. Dle Schwierigkeiten, die sich dem Unternehmen schon seit einigen Jahren dadurch entgegenstellen, daß der sogen. kleine Vtehmarkt in Berlin vom Freitag auf Mittwoch verlegt ist, wodurch der erste Ausstellungetag mit dem Mittwoch⸗Markttage zusammenfällt, haben ch unter Beschränkung det Ausstellungsplatzes überwinden lassen, und é sind, nach genauer Erwägung aller Umstände, die beiden Tage Mittwoch und Donnerstag auch ferner als Ausstellungstage festge⸗ gelten worden. — Vas Programm der 26. Mastvieh⸗Ausstellung st nur insoweit gegen die früheren Ausstellungen verändert, als: ö wie das schon bei den drei letzten Ausstellungen, en autzgesprochenen Wünschen der Interessenten entsprechend, ge— schehen war, * die je drei Alter Unterabtheilungen der normal gehauten Kälber und der Doppellender nebeneinander aufgestellt werden sollen Y In der Abtheilung 6 Schweine waren früher in den Gruppen N5. La und P weiße englische Schläge anzumelden. Diese Bleichung ist bei den jetzigen Zuchtverhältnissen nicht mehr zu— treffend, und ist deshalb dafür gesagt: Weiße Schläge, englischer Trug; Cine anderweitige Gruphen. Gintheilung, die ajsseit g ron den Schweine Züchtern und ⸗Mästern als praktisch für die Ausstellung anerkannt wäre, ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. 3) Bei em zunehmenden Interesse an den Schlachtungen, namentlich wenn dieselben die Ergebnisse von verschiedenen Fürterungsversuchen vor— ühren sollen, war bereits 1898 für jede der drei Übtheilungen A,
und O eine Pbesondere btheilung D für Versuchs⸗ Hier eingerichtet. In dieser ö D wurden in er 24. Maßtvieh ⸗ Ausstellung ganz esonders lehrreiche
Versuchs⸗Resultate vorgeführt, während 1899 keine Versuchethiere autgestellt waren. Es kann nur gewünscht werden, daß dieselben im Jahre 19090 wiederholt werden. Da die in dieser Abtheilung auszu⸗ stellenden Thiere in erster Linie bestimmt sind, die Verwerthung von . zu zeigen, nicht was durch rationelle Fütterung Über⸗ aupt in den verschiedenen Zuchten erreicht ist, so können sie mit den gewöhnlichen Mastthieren nicht konkurrieren; sie sollen daher am ersten Ausstellungtztage nur lebend ausgestellt, nicht mit diesen zu gleich beurtheilt werben. Am zweiten Ausstellungstage sind sie ge— schlochtet zur Schau zu stellen, und wird die Preisrichter⸗Kommission für Ausschlachtungen die erzielten Resultate beurtheilen. Die näheren Bestimmungen darüber ergiebt das Programm. — Auf Antrag det Ministers für Landwirthschaft ze. hat Seine Majestät der Kaiser und König wieder eine goldene Staatsmedaille alt höchsten Ehrenpreis für züchterische Leistung in einer noch näher zu bestimmenden Ahthei— lung zu bewilligen geruhyt. — Ver im Anschluß an die sonstigen Schlachtungen im Jahre 1899 gemachte Versuch einer Ausstellung geschlachteten Mastgeflügels hat allgemeines Interesse gefunden, umso⸗ mehr, als der Geflügelzucht immer mehr die ihr gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird und die deutsche Geflügel. zucht und Mast schon anfängt, die ausländische Konkurrenz zu ver drängen. Es ist daher in Aussicht genommen, auch im nächsten Jahre, am zweiten Autstellungstage, geschlachtetes Mastgeflügel auszustellen und durch sachverständige Preisrichter in den verschledenen Abtbeilungen beurtheilen zu lassen. — Das ausführliche Programm kann vom Bureau der Mastvieh⸗Ausstellung, Berlin 8SW., Zimmerstr 90/91, bezogen werden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maszregeln.
Oporto, 2. September. (W. T. B.) Gestern sind hier drei Personen an der Pest erkrankt.
Verkehrs⸗Anstalten.
„»Im Zeichen des Verkehrs. Verzeichniß sämmt⸗ licher Postorte in Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Gnthaltend die Namen der Orte mit einer Postanstalt, mit Angabe des Landes, der Provinz, des Bezirks u. s. w., in denen sie liegen, sowie der Lage jedes Orts auf der in Tarif⸗Zonen (Entfernungsstufen) eingetheilten Karte. Hierzu eine Taxquadrat-Karte der deutschen und österreichisch ungarischen Postgeblete mit Zonengrenzen und einem Tarif zur Berechnung des Portos für Packet! und Werthsendungen von und nach sämmtlichen Orten, zum Gebrauch in jedem Ort ein— gerlchtet. Unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeitet von Hermann Hettler, Ober ⸗Postsekretär. Zugleich vollständiges Ortt= verzeichniß zu des Verfassers „Posthbandbuch für die Geschäftswelt“. Dritte, verbesserte und vermehrte Auflage. Verlag von Greiner & Pfeiffer in Stuttgart. Prein 2.50 66 — Dieses Verzeichniß der Postorte Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns ist eine willkommene Ergänzung zu dem vortrefflichen, weit verbreiteten Hettler'schen Post⸗ handbuch. Ebenso schätzenswertb ist die jedem Ortsnamen bei⸗ gefügte Kenntlichmachung seines Bezirks und sehr praktisch ferner die zu dem Verzeichniß gehörige Taxquadrat-Karte und Zonen⸗ schablone. Letztere ist auf Pauspapier gedruckt und dazu bestimmt, so auf die Taxquadrat⸗Karte aufgelegt zu werden, daß der in Frage kommende Ort der Mittelpunkt bildet, von welchem aus die Linien der Schablone dann die Zoönengrenzen bejeichnen. Diesetz Hilfsmittel erleichtert sonach für den Postverkehr überhaupt und namentlich für den Versand von Werthbriefen die Portoberechnung in der bequemsten Weise. Auch in der neuen Auflage wird das Handbuch sich für Bureaux und Geschäftskontore in mannigfacher Richtung nützlich erweisen. .
Der Fahrplan für den Eisenbahn⸗-Direktions⸗Bezirk Cassel vom 1. Oktober d. J. enthält folgende wichtigen Aende⸗ rungen: (Die 3 1, 2, 3 u. s. w. bezeichnen die betreffende Ab⸗ theilung des Fahrplans.) I. Ausfallende Sommerzüge. Abth. 1. Die Schnellzüge 81 Göttingen — Elze — (Hamburg) und 82 (Hamburg) — Elze — Göttingen; Zug 81 öttingen ab: 2,48 N.; Elie durch: 401 N.; Zug 82 Glze ab: 1.30 N., Göttingen an: 3,01 N. Abtb. 3. Zwischen Wabern und Wildungen die Personenzüge Nr. 425 Wabern ab: 12,18, Wil dungen an: 1,04 N; Nr. 429 Wabern ab: b,H0, Wildungen an: 628 N.; Nr. 426 Wildungen ab: 10,92, Wabern an: 10,50 V.; Nr. 430 Wildungen ab: 4,25H, Wabern an: H.12 N. Abth. 21. Der gemischte Zug Nr. 3589 DOttbergen — Northeim. Ottbergen ö Northeim an: 2 Abth. 21 a. Die Personenzüge 225 und 225 zwischen Lauterberg und St. Andreagberg. Zug 225 Lauterberg ab: 3, 090, St. Andreasberg an: 3,42 R, Zug Nr. 223 St. Andreasberg ab: 2.53, Lauterberg an: 3,23 N. Die Personenzüge 231 und 232 zwischen Scharzfeld und St. Andreas—⸗ berg. Zug Nr. 231 Scharzfeld ab: 16,12, St. Andreasberg an: 11,12 N.; Zug 232 St. Andreasberg ab: 8,19, Scharzfeld an: 9, 2 N. Il. Neue Züge werden gefahren. Abth. 8. Gemischter Zug 2073. Warburg ab: 400 N., Cassel an: 5,44 N. Derselbe bermittelt in Warburg direkten Anschluß vom Pz. 615 Schwerte — Warburg. Abth. 12. Die gemischten Zuge 719 und 720 zwischen Warburg und Volkmarsen. Zug 7189 l ab: 9.45 V., Vollmarsen an: 10,30 V.
Volkmarsen ab: 1,35 N., Warburg an: 2,20 N. Abth. 16. Y
sonenzug 586. Altenbeken ab: 11,44 N., Paderborn an 12,18 V. als Fortsetzung des Pj. 586 Herford — Altenbeken. 1III. Wesentliche ,, , . und Herstellung neuer Anschlüsse. Abth. 1. Der Aufenthalt des Sz. ꝛ8 in Alfeld (7,12 — 7, 13 V.) fällt fort, dafür wird Pz 776 ab Hannever früher gelegt und vor Sz. 78 bis Kreiensen gebracht. Von Kreiensen bis Cassel verkehrt Pz. 775 um 10 Min. früher als bisher. Arbeiterzug 802 Münden — Cassel fährt bis zum 31. März 1900 um 5b0 Min. später als bisher. Pz. 774 ist von Cassel bis Marburg 5 Min. und von da bis Gießen 8 Min. früher gelegt. Cassel ab 6,10 V., Gießen an 9,56 V. zur Erreichung des Anschlusses an Sr. 81 Frankfurt — Betzdorf — Hagen. Pz. 775, Cassel ab 9, 190 V. hält auch in Nieder- vellmar. Abth. 3. Gem. Zug 432 Wildungen — Wabern ist 15 Min. früher gelegt zum Anschluß an D-Zug 74, welcher in Wabern nach Bedarf zum Einsteigen hält. Abt. 4. Arbeiterzug 449 Wald kappel —Cassel verkehrt bis zum 31. März 1200 um 1 Stunde später als bisher. Abth. h. Die Pz. 761, 7656 und 7653 zwischen Laasphe und Marburg sind 7 big 19 Min. früher ge⸗ legt zur Aufrechterhaltung des Anschlusse ß an den ver—⸗ legten Pz. 774 Marburg — Gießen. Gem. Zug 760 ist beschleunigt; derselbe fährt 8 Min. früher, also bereits 9, 18 V., von Marburg ab und trifft 20 Min. früher in Laasphe ein; hierdurch wird in Kreutz⸗ thal der Anschluß an Pz. 1259 nach Siegen⸗-Betzdorf erreicht. Der gem. Zug 767 Sarngu —Marhurg ist etwa J Stunde früher gelegt und trifft bereits 624 N. in Marburg ein zum Anschluß an Sz. 72 nach Frankfurt a. M. Abth. 6. Die Frühzüge 470, 471, 472 und 475 sind entsprechend den Anschlußzügen der Strecke Sarnau— Marburg 3 bis 10 Min. früher gelegt; desgl. der gem. Zug 476 Franken berg -Sarnau um 15 Minuten zur Aufrechterhaltung des An⸗ schlusses an den verlegten gem. Zug 767 Sarnau— Marburg. Abth. 7. Pz. 244 ift früher gelegt. Derselbe fährt bereits 7.07 V. von Bebra ab und trifft 20 Min. früher, also 8, 35 V. in Cassel ein, woselbst direkter Anschluß an den gleichfalls früher gelegten Pz. 616 nach Warburg⸗Altenbeken 2c, vorhanden ist. Pz. 243 Cassel— Bebra ist 5 Min. später , Abth. 8. Pi. 616 fährt 25 Min. früher, also bereits 845 V., von Cassel ab und trifft 1005 V. in Warburg ein, woselbst Anschluß an den um 10,11 V. abgehenden gem. Zug 442 nach Altenbeken erreicht wird. In Altenbeken direkte Anschlüfse nach Paderborn⸗Soest und Herford. Abfahrt bon War⸗ burg 106,32 V., also 11 Min. früher als bisher. Pj. 679 fährt 565 Min. später, also 5, 5h N., von Warhurg ab und gewährt den mit Sz. 187 in
Warburg von Westen her eintreffenden Reisenden die Gelegenhelt, ohne Aufenthalt nach den Zwischenstationen der Strecke Warburg — Casse weiter zu fahren. Arbeiterzug 623 Hümme — Cassel fährt bis 31. März 199090 um 1 Stunde später. bth. 93. Arbeiterzug 409 Wolfhagen — Cassel fährt bis 31. März 1900 um 1 Stunde später. Abth. 10. Die Vormittagszüge 723 und 724 zwischen Carlehafen und Hümme sind infolge der Verlegung des P. 616 Cassel — Warburg um 12 bis 20 Min früher gelegt. Pz. 725 Carlsbafen ab: 8,54 V. Hümme an: 9,2 V. Pz. 924. Hümme ab: 9.57 V., Karlshafen an: 10, 5 V. Ahth. 11. Pz. 702 fährt 5 Min. früher, also 9, 18 V, von Holzminden ab und trifft 6 Min. früher, also 10,49 V., in Scherfede ein. Abth. 14. Gem. Zug 2 fährt 527 Min. später, also 8,2 V, von Paderborn ab, um den Anschluß von Pz. 646 von Altenbeken aufzunehmen. Pz. 3 ist etwas später gelegt; Büren ah: 10.21 V. Paderborn an: 11,29 V. Gem. Zug 6 il be⸗ schleunigt und tritt 30 Min. früher, also bereits 4,13 N., in Büren ein. Arbeiterzug 9 Tudorf — Paderborn fährt bis 31. März 1900 um 30 Min. später. Abth. 15 u. 16. Pz 400 fährt 5 Min. früher, also 5.27 V. von Börssum, verkehrt von Kreiensen bis Ottbergen 10 Min. früher und von Ottbergen bis Altenbeken 5 Min. früher. Pz. 335 verkehrt von Lippstadt bis Paderborn bis 31. März 1900 um 35 Min. später. Gem. Zug 442 ist zur Aufnahme des ,, von Pz. 616 von Cassel später gelegt; Warburg ab: 1011 V., Altenbeken an: 11,10 V. Pz. 4599 nimmt in Altenbeken dic Anschlüsse von den Zügen 34 von Holzminden, 343 von Soest, 580 ron Herford und 508 von Hannover auf und fährt erst 448 N., also 83 Min. später ab. Warburg an: 542 N.; daselbst Anschlüsse an Sz. 187 und Pz. 629 nach Cassel, Pi. 622 nach Schwerte und gem. Zug 709 nach Arolsen. Abth. 18. Gem. Zug 7515 fährt 7 Min. später, also 1122 R. von Nord⸗ hausen ab. Abth. 21. Pz. 2533 fährt bereits 8,33 V., also 5 Min. früber und Pz. 282 um 8,20 V., also 6 Min. früher von Northeim ab. Pz. 285 Ottbergen Northeim ist 6 Min. früher gelegt. Abth. 23. Die gem. Züge 333 Treysa — Malsfeld. 332 Esch⸗ wege == Malsfeld, 331 Waldkappel — Leinefelde und 338 Leinefelde — Eschwege sind beschleunigt und treffen 17 bis 36 Min. früher auf den vorgengnnten Endstationen ein. Gem. Zug 338 Eschwege = Niederhone fährt 13 Min. früher. Gem. Zug Is fährt erst 547 V. also 7 Min. später von Eschwege ab. Pz 343 Malsfeld — Treysa ist 5 Min. später und Pz. 347 Treysa— Waldkapypel um 3 Min. später gelegt. Die Halteyunkte „Niederwetter“ zwischen Sarnau und Wetter und Wülmersen“ zwischen Trendelburg und Helmarehausen sind im Laufe des Sommers neu eröffnet.
Bremen, 1. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Pfalz“, v. La Plata kommend, 31. August Reise v. Ant⸗ werpen n. Bremen fortges. Ems“, v. Genua n. New Vork, 31. Augqust Azoren passiert. ‚Barbarossa“ 31. August Heimreise v. New York n. Bremen fortgesetzt. ö
Hamburg, 1. Seytember. (W. T. B.) Ham burg ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Fürst Bismarck gestern Dover pass. „Patricia“, v. New Jork n. Hamburg 31. Aw gus Dover passiert. „Columbia“, v. Hamburg über Southampton und Cherbourg n. New York l. Sept. Dover passiert. Rhenania“, v. Hamburg n. Westindien, 31. August Havre angek. „Sardinia“, v. Hamburg n. Westindien, 31. August v. Havre abgeg. „Suevia“ 1. Sept. in Hongkong,
Palatia“ 31. August in New York angek. ‚„Fürst Bismarck“ heute Mittag Cuxhaven angek. „‚Pairieia' heute Abend Cuxhaven an⸗ gekommen.
London, 1. September. (W. T. B.) Castle⸗-Linie. Dampfer Dunvegan Castle“ heute auf Ausreise v. London abgeg. „Raglan Castle“ Donnerstag auf Ausreise v. Southampton abgeg. „Braemer Castle“! Donnerftag auf Heimreise v. Kapstadt abgeg. Dunottar Castle' heute auf Heimreise in Southampton angekommen.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Gestern Abend fand auf Allerhöchsten Befehl eine Aufführung von Auber's komischer Oper Der Maurer statt, für welche an⸗ läßlich der gestrigen Parade über den größten Theil der Plätze Aller höchst verfügt war. Der neu engagierte Kapellmeister Schalk dirigierte, die Besetzung der Hauptpartien war die bekannte. Die Frau Bertrand sang Frau Schumann⸗Heink als Gast. Seine Majestät der Kaiser und König erschien mit Ihrer Königlichen Hoheit der Kron⸗ prinzessin von Griechenland in der großen Seitenloge des ersten Ranges; auch die hier anwesenden Prinzen, die Umgebungen Ihrer Majestäten, die Generalität und die fremdherrlichen Offiziere wohnten
der Vorstellung bei. Berliner Theater.
Auch die Eröffnungtvorstellung des Berliner Theaters nach der Sommerruhe galt dem Andenken Goethe's und brachte den ersten Theil von „Fau st“ nebst den einleitenden Vorspielen. Der Abend begann mit der „Zueignung“ überschriebenen Dichtung, welche Herr Pittschau in der Maske Goethe's eindrucksvoll vortrug. Daß er diese Maske auch in dem sich unmittelbar anschließenden Vorspiel auf dem Theater“ in der Rolle des Theater⸗ Dichters beibehielt, mochte wohl im Jateresse einer raschen Aufeinanderfolge der Stücke geboten erscheinen, wirkte aber sonst iwas befremdend. Ven Direktor spielte in diesem Vorspiel Herr Rohland mit Verständniß, die lustige Person Herr Bassermann mit dem erforderlichen Humor. Der „Prolog im Himmel“ zeigte, von einigen Neuerungen in der Kostümierung abgesehen, im wesentlichen dasselbe Bild wie bei den früheren Aufführungen. Die durch mehr⸗ fachen Wechsel im Personalbestande des Theaters bedingte Neu⸗ besetzung der drei Hauptrollen der Tragödie selbst durch Herrn Monnard (Faust), Herrn Hofmeister (Mephistopheles) und Fräulein 9a Hofer (Margarethe) erwies sich, wenigstins was die männlichen
arsteller betrifft, nicht als gleichwerthig mit der vortrefflichen ehe⸗ maligen Besetzung. Herr Monnard ist für den Faust noch nicht reif; er konnte nicht mehr zeigen, als ein redliches Bemühen, der Rolle Heir zu werden. Wenig im Goethe'schen Geiste empfunden eischien aber das wunderliche Gemisch von Theaterbösewicht und Komiker, welches Herr Hofmeister als Charakterbild des Mephistopheles darbot. Dagegen hatte Fräulein Hofer's Dar- stellung mancherlei Vorzüge aufzuweisen. Vor allen Dingen traf sie den rechten innigen Ton und bandhabte die schwierige Ge ne mit einer wohlthuenden Natürlichkeit. Die tragische Größe, welche der letzte Theil des Trauerspiels erfordert, erreichte sie zwar noch nicht ganz, sie dürfte aber im Laufe der Zeit auch in dieser Hinsicht Voll⸗ kommenetz bieten. Die Besetzung der übrigen Rollen war die bekannte.
Im Königlichen Opernhause geht morgen Mozart's Oper Don Juan‘ ünter Leitung von Kgpellmeißter Strauß in Scene. Die Besetzung lautet: Don Juan: Herr Bulß; Donna Elvira: Fräulein Rothauser; Comthur: Heir Wittekopf; Donng Anna: Fräulein Reinl; Don Dcetapvio: Herr Sommer; Leporello: Herr Mödlinger; Masetto: Herr Krasa; Zerline: Frau Gradl. — Am Montag findet eine Auf führung von Wilhelm Küienzl's musikalischem Schauspiel „Der Evangelimann! unter Mitwirkung der Damen chumann⸗ Heink und Destinn, sowie der Herren Sylva, Bulß, Mödlinger Lieban, Knüpfer, Stammer und Philipp statt. Kapellmeister Schal dirigiert. en Schluß bildet daz Ballet „Phantasien im Bremer Raihekeller mit den Damen Dell Era und Urbangka in den Hauptrollen. — Seine Maßestät der Kagiser und König ließ nach der gestri Votstellung der Oper „Der Maurer“ durch den General. Ir tendan Grafen von Hochberg sämmtlichen Mitwirkenden Allerböchstseine besondere Anerkennung und Zufriedenheit aussprechen. ö
Im Königlichen 2 weird 3 dag Lustsplel Auf Strafurlaub“ gegeben. Vie Herren Keßler, Boettcher, Dertzer, Oberländer, Hübener, Kraußneck ann, die Damen
Schramm, Abich, Sperr und von hochen hur her treten darin auf —
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