Anmeldung nach Nachtzeisung gültiget Verhindermngsgriände K. At. huldigen . en. Behuft 9 Sn nnn 3 * die · gen Studierenden, welche die Universitäͤtsstudien beginnen, insofern änder sind, ein vorschriftsmäßiges Schuljeugniß und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder sonstige ausreichende Legitimations⸗; papiere, diejenigen, welche von anderen Universitäten kommen, außer den ö bezeichneten Papieren noch, ein voll⸗ ständiges Abgangszeugniß von jeder rüher. besuchten Universität vor- ulegen. Diejenigen Inländer, welche keine n,, 1 be⸗ nden, beim Befuch der Universität auch nur die Absicht haben, eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskreise oder eine esondere Bildung für ein gewisses Berufefach 6 erer ohne daß sie für den eigentlichen gelehrten Staats, oder Kir endienst bestimmen, önnen . Grund des § 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 immatrikuliert werden. Bonn, den 26. September 1899. Die Immatrikulations⸗ Kommission. K. Koe ster.
Angekommen: ]
Seine Excellenz der Präsident des Reichs⸗Eisenbahnamts, Wirkliche Geheime Rath Dr. Schulz.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 28. September.
Seine Majestät der Kaiser und König begrüßten am Dlengtag Nachmittag nach der Ankunft auf der Rhede von Danzig zunächst die Besatzung des aus Ost⸗Asien heimgekehrten großen Kreuzers „Kaiser“ und besichtigten hierauf denselben. Abends hörten Selne Majestät an Bord der Yacht „Hohenzollern“ den Vortrag des Admirals Köster, Inspekteurs der Marine. Gestern orgen wohnten Seine Majestät von 71 bis 106s5 Uhr der Inspizierung des Kreuzers „Kaiser⸗ durch den Admiral Köster bei und hörten demnaͤchst auf der Fahrt von Danzig nach Rominten die Vorträge des Chefs des Militärkabinets, Generals der Infanterie von
ahnke und des Staatssekretärs des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗ inisters, Kontre⸗Admirals Tirpitz. 4
Die Ankunft Ihrer Kaiserlichen und Königlichen
Majestäten in Röminten erfolgte gestern Abend um 9 Uhr.
—
Der Vize⸗-Präsident des Rechnungshofes des Deutschen Reichs Mand ist von seiner Urlaubsreise nach Potsdam zurückgekehrt. ;
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Laut Mittheilung des W. T. B.“ Graf von
„Habicht“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Srio la, gestern in Loanda eingetroffen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser ist gestern Nachmittag mit zahlreichem Ge—⸗ folge, in welchem ich auch mehrere Minister befanden, in Berndorf eingetroffen, um der Eröffnung des von dem 5 Krupp aus Anlaß des Regierungs⸗-Jubiläums Seiner Majestät gegründeten, den Namen des Kaisers . rbeiter⸗ Theaters beizuwohnen. Der Kaiser esichtigte zunächst die Fabrikanlagen und Wohlfahrts⸗ einrichtungen und wohnte sodann der Festvoꝛstellung im Theater bei, worauf die Arbeiter des Etablissements von der Bühne aus Allerhöchstdemselben eine Huldigung darbrachten. Sodann begab sich Seine Majestät zum Wohn ause Arthur Krupp's und trat hierauf die Ruͤckreise na Wien an. . wurden dem Kaiser enthusiastische Kundgebungen dar⸗ ebracht.
; Der Fürst Ferdinand von Bulggrien empfing sern, den türkischen Botschafter in Wien Mahmud Nedim ey und trat Abends die Reise nach Varna an.
Etwa 1000 Sozialdemokraten veranstalteten gestern Abend in Budapest einen Aufzug, um für die Gewaͤhrung des allgemeinen Wahlrechts Propaganda zu machen. Als die Menge eine drohende Haltung annahm, schritt die Polizei ein und verhaftete etwa 100 Personen.
Großbritannien und Irland.
Der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen trafen, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern in London ein und setzten Abends die Reise nach Balmoral fort, um der Königin einen Besuch abzustatten.
In einer Rede, welche der Staatesekretär des Innern Sir William Ridley am Dienstag Abend in Black⸗ pool hielt, erklärte derselbe: falls Großbritannien zum Kriege mit Trangvaal gezwungen werden syollte, so werde dies nicht wegen der Suzeraͤnität oder des Stimmrechts der Fall sein, sondern zum Zwecke der . der Beschwerden der Uit⸗ lander. Die britische Regierung habe sich während der Ver⸗
andlungen durchweg höchst versöhnlich gezeigt, aber sie habe 9 Hand an den Pflug gelegt und beabsichlige nicht umzu⸗ ren.
In der nächsten Woche Castle“ mit 1200 Mann So nach Süd⸗Afrika abgehen.
Frankreich.
Die Arbeiten des Schiedsgerichts für die britisch⸗ venezolanische Frage, . unter dem Vorsitz des russischen Geheimen heath von Martens in dem Ministerium des Auswärtigen tagt, i, wie „W. T. B.“ melder, dem Abschluß nahe. T* rbeiten betreffen die arge enn eines Gebiets von 55 000 Quadratmeilen. Nachdem die mündlichen Verhandlungen gestern nach 55 Sitzungen zu Ende 6 waren, traten die Schiedsrichter zu einer geheimen Sitzung
zusammen, um den Schier sspruch auszuarbeiten.
Der Marine⸗Minister Lanessan hat den Bau von 4 neuen Unterseebooten in Rochefort sur⸗Mer angeordnet.
3 der Dampfer „Braemar daten und 200 Offizieren
Dem General-Gouverneur von ,, ein Telegramm mit der 3 egangen, 33 die Expedition Foureau⸗Lamy vor 6 63 zwei Gefechte mit Tuaregs Jehabt habe, bei, denen einige, zwanzig der letzteren geiödtet worden seien. Die Expedition habe darauf ihren Marsch auf Tadi (9) fortgesetzt. .
Dein „Temps“ wird aus Liverpool telegraphiert, daß der Dampfer „Olenda“, welcher von der Westküste Afrikas eingetroffen sei, die Nachricht überbracht habe, in Akafsa sei das Gerücht von der Ankunft einer französischen Expedition in der Umgegend von Kano verbreitet. Der „Temps“ glaubt, diese Expedition sei diejenige Voulet's. Die „Liberté meldet, der Minister der Kolonien sei noch immer ohne Nachrichten über die Offiziere, welche den Hauptmann Voulet begleiteten, aber man glaube, daß sie sich von ihm getrennt hätten und sich . der Expedition Foureau⸗-Lamy anschlleßen würden.
Schweiz.
Der Nationalrath hat, dem „W. T. B.“ zufolge, mit 98 gegen 15 Stimmen beschlossen, auf die von seiner Finanz⸗ kommission zur Finanzierung des Kranken- und Unfallver⸗ sicherungsgesetzes gemachten Sparvorschläge einzugehen, Damit 3 9 von der äͤußersten Linken vorgeschlagene Tabakmonopol abgelehnt.
Amerika.
In Paris eingetroffenen Meldungen aus Carâ cas zu⸗ folge wäre dort der Versuch gemacht worden, das Gebäude des Ministeriums des Auswärtigen in die Luft zu sprengen.
Der „Times“ wird aus Montevideo telegraphiert, daß die Deputirtenkammer den technischen Theil des Plans für den neuen Hafen in Montevideo genehmigt hat. — Die Depesche meldet ferner, daß der Finanz⸗Minister, der Handels⸗ Minister, der Minister des Innern und der Minister des Aeußern wegen persoͤnlicher Differenzen mit dem Präsidenten Guestas zurückgetreten seien. Ihre Nachfolger seien noch nicht ernannt.
ö Afrika.
Die „Times“ veröffentlicht folgende Depesche aus Pre⸗ toria vom gestrigen Tage: Die Antwort Transvaals auf die letzten Depeschen der britischen Regierung stehe noch zur Be⸗ ralhung. Eine starke Partei dränge die Regierung, die Ent⸗ scheidung ohne Verzug herbeizuführen. Im Falle des Aus⸗ bruchs der Feindseligkeiten werde den britischen Unterthanen eine bestimmte Frist gesetzt werden, innerhalb deren sie das Land zu verlassen hätten. Diejenigen, welche im Lande zu bleiben wunschten, hätten einen entsprechenden Antrag ein⸗ zureichen, der sachlich werde geprüft werden.
Aus Johannesburg wird der, Times“ vom 26. d. M. gemeldet: Einflußreiche Beamte der Trantvaal⸗Regierung be⸗ zeichneten gesprächsweise den Beginn des feindseligen Zu⸗ standes innerhalb einer Woche als wahrscheinlich. Während der Nacht zum Dienstag seien 4000 Gewehre und eine große Menge Munition im Hause des Johannesburger Feldkornets abgeliefert worden, welche, wie es heiße, in der Nacht zu gestern an die Burghers hinausgegeben werden sollten.
Aus Bloemfontein von gestern berichtet das „Reuter⸗ sche Bureau“, der Raad des Granje-Freistaats, habe be— schlossen, die Regierung zu beauftragen, alle Mittel in An⸗ wendung zu bringen, um ohne Verletzung der Ehre und der
Unabhängigkeit des Oranje⸗-Freistaats und Transvaals den
Ferner wünsche der Raad der Anschauung usdruck zu geben, daß der Krieg ein Verbrechen sein würde. Es möge kommen, was da wolle, der Freistaat werde die Ver⸗ pflichtungen getreulich erfüllen, welche ihm aus dem Bündnisse mit Transvaal erwachsen würden.“ Der „Daily Telegraph“ meldet aus Kapstadt vom gestrigen Tage, daß sich Beweise für das Bestehen einer großen olländischen Verschwörung gegen die britische Vor⸗ heil fg n in Süd-Afrika anhäuften. Man glaube, daß der Oranje-Freistaat an derselben betheiligt sei. Auch hege man keinen Zweifel, daß die Regierung des Freistaats den Krieg ersttebe. Viele Buren in den nördlichen Bezirken der Kapkolonie dürften sich dem etwaigen künftigen Feinde anschließen.
4 zu sichern. 2
Polynesien.
Nach einem Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Apia vom 20. d. M. herrschte daselbst völlige Ruhe, doch hegten die Europäer die Befürchtung, daß neue Unruhen be⸗ vorständen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik. II.)
In der vorgeflrigen Nachmittag sitzung der Generalversammlung des Vereins für Sozialpvolitit zu Bren lau, in welcher der Geheime Justiz. rash, Professor Dr. Gierke (Berlin) den Vorßitz führte, theilte zunãchst n . HP. Schmoller das Ergebniß der am Vormittag vorgenommenen
rsatzwahl für die seit der letzten Geneiglversammlung ausgeschlebenen zwel und die in der gegenwärtigen ausscheidenden sechs Mitglieder des ständigen Herd aer gf rf mit. Gewählt wurden, wie die Schles. Ztg. berichtet, der Vize. Präsioent des Staats, Ministeriumę, inanz⸗ Münister Br. bon Miguek, der Ministerial. Direktor im Ministerium für Landwirthschaft, Bomänen und Forsten Dr. Thiel, der Geheime Kommerzienratb Freiberr Heyl ju Herrnsheim, der Fabrikbesiger Seyffardt, die Professoren Dr. Schmoller, Dr. bon Philippovich, Dr. Som bart und Geheimer Regierungsrath Dr. Wagner. Sodann nahm ju dem Thema „Die Entwickelungs⸗
tendenzen im modernen Detailhandel“ als Generalreferent
n, . Dr. Sombart das Wort. Er definierte zunächst den etailhandel als diesenige wirthschaftliche Thätigkeit, mittels deren ein Ünterbalt oder ein Gewinn erzielt wird durch den Absotz von Waaren an den letzten Kensumenten“. Spezielle Kennzeichen seien gewöhnlich der offene Laden und der Umsatz in kleinen Quanti⸗ fäten,. Die drei wechtigsten Entwickelungetendenzen seien: I bie Tendenz zur quantifativen Ausgestaltung und Weiterent⸗ wicklung, 2) die Tendenz zur Neuorganisation, s) die Tendenz zur Ausschalkung des Detanhandeltz. Der Detallhandel habe, wie der Redner dann näher darlegte, die Tendenz, * wachsen, und zwar in einem rascheren Tempo als die Bevölkerung. In Hreslau hätten 18165 3,1 , der Ginwohner eine Handelsthätigkeit etrieben, 1895 schon 6 Co, und im übrigen Deutschland zeige die tatistik des gleiche Bild. Darauf zu schelten und die 9 als unprodultiv! zu bezeichnen, sei falsch, denn von letzterem egriff habe
6. S. die gestr. Nr. des R. u. St. .A.
eder eine andere Auffassung, . f ã
und man habe noch keinen wissenschaft⸗ lichen n um die wirklich zulässige, ökongmisch beste Ilffer der e lzuflellen, weil hier zahlreiche Imponderahilien in Betracht men: außer der Zunahme der . auch der wachsende Wohlstand, die n, der Wagren und der Qualitäten, die Bequemlichkeit der Konsumenten — was alles von e. auf die Zahl der Händler sei. Um nan wissenschaftlich vorzugehen, müsse man die letzten Urfachen der im Detailhandel hervortretenden Erscheinungen aut der ö unserer Wirthschaftsordnung heraus erklären, und so laute auch bier die Frage: „Ou est je capitai ? Das Kapital babe an die Stelle der hauswirth— schaftlichen Produktion die verkehrswirthschaftliche gesetzt, die vielfach nicht ohne Vermittelung des Händlers auskommen könne, und das Kapital schaffe die Vorbedingungen für die Ausdehnung des Detallhandels, weil ez uns reicher mache und die Menge der Waaren ins Ungemessene gesteigert habe. Es schaffe diese Vorbedingungen ferner, indem es durch die . der Produktionsarten die Handwerker deklassiere, sie nöthige, neben ihrer gewerblichen auch eine Handelsthätigkeit aus= zuüben, und es schaffe neue Träger des Detailhandels auch insofern, als der Arbeiterstand durch die Entwickelung gehoben und das Niveau des Existenzminimumz überschritten werde, wodurch kleine Vermögen entständen, die mit Vorliebe in kleineren Handelsgeschäften angelegt würden. Endlich schaffe es die Vorbedingungen, insosern es in der Sphäre des Zwischenhandels Organifationsformen ins Leben rufe, welche die Exsstenz kleinerer Detaillisten in immer größerer Zahl er. möglichten. Aber das Kapital befördere auch den Detallhandel selbst = zunächst indireft. Dem Bestreben des Kapitale, sich überhaupt eine Ver- werthung zu verschaffen, entspringe es, daß die Bedingungen für die Ueber⸗ lassung der Waaren immer mehr zu Gunsten des rer enn s gestaltet würden; die Waaren würden dem Händler schon geradezu in den Laden ge⸗ tragen. Eine tateressante Erscheinung set neuerdings das Streben des Baulapitals, die Verwerthung seiner Objekte durch Anziehung der Händler ju bewirken; die Baupolizei, welche die Souterrains verbiete, bewirke, daß die Bauunternehmer nunmehr die Erdgeschosse fo gut als möglich zu verwerthen suchten und selbst in den Ver städttn die Häuser gleich mit Verkaufsläken bauten. Endlich bringe dann daß Kapital in die Sphäre des Detail- bandels felbst ein, indem es die modernen großen. Waaren⸗ käufer u. dgl. etabliere. Die Tendenz der Neuorganisation des Detailbandels zeige sich nach dret Richtungen hin. Erfteng finde eine Neugestaltung in der Gruppierung der Waaren statt, die in einem Laden feilgehalten werden, ferner eine Neugestaltung des Betriebes im engeren Sinne und schließlich eine Reu— gestaltung der Geschäfteprinzipien. Die Gewerbefreiheit, die man vielfach hie fir verantwortlich machen wolle, sei nicht die Ursache, fondern die nothwendige Folge dieser Entwickelung gewesen. Während in der alten Zeit die „Gemischtwaarenhandlung“ dem Kunden alle möglichen Artikel dargeboten und noch in den vierziger Jahren z. B. in Breslau nur vier Kategorien von Detailgeschäften— Manufaktur⸗ waarengeschäfte, Metallwaarengeschäfte, Glas., Porzellan. und Steingquthandlungen, Kurzwaarenhandlungen bestanden hätten, sei seitdem die Differenzierung, die Theilung in Branchen⸗ geschäsfte immer weiter fortgeschritten. Durch die klapitalistische (äniwlck lung, welche die produktiven Kräfte und die Waaren⸗ mengen vermehrt habe, sei zum ersten Mal der Absatz der Waaren ein Problem geworden. Die Verschlechterung der Absatzbedingungen habe zur Folge gehabt, daß die Preise sanken, wofür man sich durch gesteigerten Umsatz zu entschädigen gesucht babe. Es sei der Kampf um die Kundschaft entstanden, die man durch Reklame und möglichste Toulan; anzulocken und festzuhalten sich bemühte. Ferner habe man die Betriebe möglichst zweckmäßig einzurichten gesucht, um einen möglichft günstigen Effekt in Bezug auf Qualität, Pre egestaltung, KRugstastung u. s. w. ju erzielen. Die Gruppierung der Waaren im Laden babe, nachdem die kepitalistische Entwickelung eine Masse von Konsumenten über und unter dem alten Mittelstand geschaffen hatte, eine Aenderung dahin erfahren, daß sich Luxusgeschäste und Geschäfte für Massenarnkel von einander e, . s fei eine Spezialisierung in der Anordnung der Waaren eingefteten, gleichzeitig aber auch neue Rombinationen von Waarengattungen. An die Stelle des alten Branchen⸗ geschäͤftes sei das Bedarfsartikel. Geschäft getreten, welches die Waaren für einen einbcitlichen Gebrauche jweck in sich zusammenfasse. Das Ergebniß aller diefer Entwickelunge tendenzen im Verein aber sei das moberne Waarenhaus, bei dem jedoch zwei ganz verschiedene Typen zu unterscheiden seien: die Waarenhäuser für Massengüter oder Bazare und die Waarenbäuser für Qualitätswaaren oder Großmagazine. Die außerordentlich lehrreiche dritte Tendenz gebe dahin, den Handel aus⸗ zuschalten, und jwar suche immer ein Händler den anderen und schließlich das Publikum den Händler auszuschalten. Der Importeur uche den Grossisten auszuschalten, der Grossist wolle selbst importieren oder felbft detaillteren, eder der Detaillist wende sich direkt an den Imrorfeur durch Bildung von Einkaufssgenossenschaften u. dergl. Schließlich bekundeten auch die Konsumenten eine solche Aus— schaltungs tenden; durch Organisation der Konsumwereine. Zum Schluß gab der Redner der Ansicht Ausdruck, daß rotz des mit diesen Gntwickelungstendenzen verbundenen Interessen⸗ kampfeg das Ende des kleinen Händlers noch lange nicht gekommen sei, wie schon ein Gang durch Breslau zeige, wo an allen Ecken und Enden sich kleine, moderne Geschäfte entwickelten. Zweifellos sei der alte bandwerke mäßige Kleinhandel em Unter⸗ gange geweiht, aber dauernd weiterentwickeln würden sich die in kapitalistischem Geiste, ohne den eg keine wirthschaftliche Zukunft gebe, betriebenen kleinkapitalistischen Unternehmungen, dei denen ein entsprechendes Sachvermoͤgen vorhanden sei und die Arbeitskraft des Inbabers dem Geschäft voll zu gute komme. Daz letzte Ziel in der Gestaltung des Wirthschastelebens könne nur fas sein: Fie wirthschaftlichen Kräfte so zu gestalten, daß bei einem bestimmten Aufwande ein möglichst hohes Maß wirthschaftlicher Güter gewonnen werde. Das gelte auch für den Defailhandel, der sich seine Existeniberechtigung immer durch eine den gegebenen historischen Ver⸗ bältnifsen mögiichst ange paßte Organisation werde sichern müssen, Auf die Frage, wie dieses Zlel am besten zu erreichen sei, könne der Redner nur mit der trivialen Weisheit antworten, daß man wohl am besten thue, die Dinge fich welter entwickeln zu lassen, wie siz sich bisher entwickelt hätten, d. b. dem Kleinhandel auch weiter völlige Freiheit in der Bewegung zu lassen: Freiheit in der Wahl der Artikel, der Gestaltung der Geschäftsprinzlpien u. s. w.
Die Hagelversicherung in Preußen 1898.
Im Anschlusse an frühere Mittheilungen über den Hagelschaden im Jahre 1898 berichtet die, Stat. Korr. Über die . , Allgemtine Erhebungen darüber, in welchem Umfange die Landwirthe Preußent sich gegen Hagelschaden durch Ver cherung zu decken suchen, stegen zur Jeit nicht vor. Bei der sährlichen Aufnahme der Ernte⸗ erträge und Feststellung der Hagelsch äden wird nur die Versicherung der durch Hagel beschädigten Flächen ermittelt. Von diesen Flachen waren im? HMittel ber? Fahre 1883 58 35 v. H., 1889 54 51, in ben folgenden drei Jahren 52 bezw. 5 und 54, im Berschtt⸗ jahre 58 v. H. versichert. Hieraus ist auf eine Zunahme der Ver- sicherung der verbagelten Flache und, da anzunehmen sst, daß ungefähr ber gleiche Theil von der überhaupt durch Hagel bedrohten Fliche versichert war wie von der beschädigten, der , ,, über⸗ haupt zu schließen. Auch die Höhe der Versicherung dürfte zu⸗ genommen Haben; denn die Wersichtrungtfumm; guf tas Helin ber beschadigten und zugleich verfichetten Fläche betrug im. Mittel der Jahre 1883—38 310 A, 1889— 4 322, in den folgenden brei Jahren zz5, z27 und zz2, im Berichtssahre 6 6 Von den 1593 verhagelten 398 331 ha waren 251 280 ha zu einer Summe von Si Höß zio M versichert. Am umfangreichsten warn dir Bersichtrung in Posen mit tz v. H. der geschädigten Fläche; es folgen Schleflen mit 64, Westpreußen und Brandenburg mlt se B23, Pommen n Hannober, Sachfen, Fein land, Schleswig ⸗Holstein und Ostprenhen mit 61 bezw. 55, 58, 57, 55 und 50 Hundertthellen, Am wenig en wurde in Hohenzollern mit nur 21, ferner in Westfalen und Heßen⸗
Naffau mil Jh und 36 Hundertthellen versichert. Die Höhe der Ver⸗
ien rer len ass A fur das heltar in Echlezwig · Solstein
emeinden und Gutsbezirken h. ch uf, dle elementaren Ereignisse s die bäuerlichen Wirthe. Es
und 636 M in Sachsen. .
Eine Unterscheidung nach Land erkennen, daß die Großgiundbesitzer
in höherem Grade zu f
war nämlich von der be eben östlichen Provinzen im
und 18938 456 v H.
chützen suchen ädigten Fläche der La ö ai e n 9.
dgemelnden in den
ahre 1883 —2 g. v. H, 1893 371, 1894 49,1, 18395 435, 1896 39,5, 1897 41,1
versichert, während das Verhältniß für die
Gutebezirke 73,5 bezw. 77, ), 83,5, 85,4, 8o, 8, 3,6 und 85,7 v. H.
betrug.
Die Unterschiede in den einzelnen Regierungsbezirken jener Pro⸗
vinzen zwischen der
Gusebezirke (G.) sind nachstehender Uebersicht zu entnehmen. Fläche waren versichert
der dur agel beschädigten . 1883
bi 1892
20, 73,0 19,8 71,6 30,5 72,9 29 81,6 43,2 3h, 5 26,5 76, 305 83,5 21,2 76,7 54, 90,8 23,9 78,2 32,4 81,3 36,9 81,9 33,8 77,4 29, 9 7h, 1 3065 76, 8 36,5 71,0 15,4 76, 0
im 1893 Regierungsbezirk
9. — —
Sto tee s Gs G s G G 0 G s G e G - Goc G s G s g s G e- G',
Königsberg
—
Gumbinnen.
—
Danzig
C — O00 — — E D = S 866 8 L G 0 QO , - 2
Marienwerder Pott dam... Frankfurt .. Stettin Kötlin .... Stralsund ..
Bromberg .. Breslau ... Liegnitz . ... Oppeln.... Mogdeburg .. Merseburg .. Erfurt ....
Blitzschäden in Preußen. Bleibt die preußische Brandstatistik
(Stat. Korr.)
L S Schaden verursachten, hinsichtlich ihrer Wirkung ꝛc. näher
1894 1895 1896
Hundertthei 5.2
76 445 827 15.5 966 53.6 36. 53.5 73.4 450 S2 35. 85.3 54.3 593 677 3.9 418.6 6. 56.2 532 7. 535 hö. 8156 31.72 8. 62.5 74.3 8. 96. 26, 54,5
5259 76. 0 365. 873 21.1 56.1 130 S* ,2 63. 564 146] 924 115 58.2 zö. 5 S2 4 57 362 46.5 965 50. 599 4159 575 52.2 5355 172 85 5 h/ 8, 1937 575 215 553
le 40,9 77,3 41,4 79,5 36,9 69,5 29,4 74,1 57,1 94,1 413 92,1 35. 3 95,1 29, 6 78, 1 42,8 83,5 32,7 67.3 45,5 82,0 46,4 87,1 61,8 82,1 33,4
—
—
3 8 d S8 8 S X O tO — Q O
D 8
1897
36,6 82,5 37,8 95,9 42,0 7 39,9 86,2 566,0 1,6 45,5 80,5 41,5 977,2 36,4 88,0 71,9 921.9 37,5 74,7 44,5 79,9 34,6 87,0 45,0 82,65 32,7 81,2 57,2
100.
57.5 76,1 25,9 89,6
Gesammtheit der Landgemeinden (8.) und der der
Von
188
32, 56 z5. 2. 5 1535 4.7 150 5 5 ö5,. 6 z8. 8 1.2 23.5 l. 4 34. 51,1 56.7 578 37.5 gz, d 15.5 9.3 523 do. 43,8 6 380 6, 5862 75, d oz. gö, h 185 106.6
hinter den Ereignissen um Jahre zurück, so sucht sie durch immer neue Forschungen den Mangel der Zeitgerechtigkeit auszugleichen. Vor kurzem sind die Blitz schläge, welche während der Jahre 1891 bis 1854 mindestens
sucht worden. Es ergaben sich, ohne daß Bollständigkeit der
dungen namentlich von kalten Schlägen behauptet werden darf, beschädigte Besitzun gen
bebaute
von Blitz 10500 schläge Brän⸗ den 37
18 übrige größere Städte 201 63 kleinere Städte... 496 387 Landgemeinden . . .. 3 632 961 Gutsbezirke 522 1022 zusammen 4866
innerhalb der Gemeindegtuppen
451
34 194 4386
3722 47 41907
ohne Geb. 3
8
26 110 51 196
Ge⸗ bãude 34 197 539 4709 617
beschäd.
unter⸗
Mel⸗
Schaden Mi
6009
144819 15 865
13 577 992 6 0634 808 6 096 20 579 493
Am aufsälligsten ist die Tbatsache, daß nur 4 Waldungen durch Blitz beschädigt worden sind. Angesichts der vielen in . nieder⸗ gebenden Gewitter geht hieraus hervor, daß sie dort geringen Schaden anrichten, vermuthlich weil der aufsteigende Saft das Abbrennen der
Bäume hindert.
Zur Arbeiterbewegung.
Mit dem Ausstand der Putzer in Berlin
(bergl. Nr. 228
d. Bl.) befaßte sich, der D. Warte“ zufolge, der biesige Arbeitgeber bund fuͤr das Bau, Maurer und Zimmerergewerbe am Mittwoch in einer
Versammlung. Dieselbe faßte den Beschlu beharren, daß die Forderungen der Putzer n
auf dem Standpunkte zu cht zu bewilligen und diese
im Autstande zu belassen seien. Ueber die vereinzelten Falle, in denen wegen besonderer Verhältnisse zur Fertigstellung begonnener Bauten die von den Arbeitern gestellten Bedingungen accepttert worden sind, sprach die Versammlung ihr Bedauern aus; sie bestimmte, daß nur da
utzarbeiten aufgenommen werden Lürfen
älknisft ber Vöorstand Dispens ertheilt hat.
wo nach Gegen Mitglieder, die
Prüfung der Ver⸗
ohne Dispens putzen n,, nach dem Statut vorgegangen werden.
Zur Durchführung der
eschlüsse wird ein Garantiefonds errichtet.
Nach der Volks. Ztg. sollen bereitz 670 Putzer zu den neuen Be—⸗
dingungen — die sich
von 8 M und Sz stündige Arbeitszeit beziehen — arbeiten.
In Krefeld haben, wie die Rhein.⸗Westf.
Ztg.“
im wesentlichen auf einen garantierten Tagelohn mittheilt,
acht Firmen die Forderungen der Färber (vergl. Nr. 227 d. Bl.)
bewilligt.
Aus Le Creuzot meldet W. T. B.“,
daß der Besitzer der
dortigen Werke sämmtliche Forderungen der Ausständi gen abgelehnt
habe. Nr. 223 d. BI)
Kunsft und Wissenschaft.
Die Ausftändigen seien entschlossen, auszuhar ren.
(Vergl.
Am 2. September ist im Oberlichtsaal des Königlichen Kupferstich⸗Kabinets eine Ausstellung von Kupferstichen
und ordnung eröffnet worden.
4E Dle heute in den Räumen der K Französische Kunst⸗Aus stellung; e Graf Georgeg de D
an dessen Spi umfaßt etwa 200 Nummern.
Holjsschnitten Albrecht Bürer's in chronologischer An
öniglichen Akademie eröffnete welche von einem Comits, ramard steht, arrangiert ist, Sie ist von über hun dert Künstlern
beschickt worden und giebt dadurch ein umfassenderes Bild von der
lünstlerischen Produktion Frankreichs als ähnliche früherer Jahre. Namen von gutem Klang, G. Blanche, Lõon
Billotte, J. Dagnan⸗Bouveret, La Touche, Raffaslli, zählt der , auf.
wart der französischen Malerei, die ung gewährt auch Vergnügen, die durch G
Tradition det ernen.
Ausstellern besonderg,
des
wie Jean
Gesammtn
zeigen, die eigentlich schlechte Bilder nicht den Lejstungen . Talente den Zug ins
r heben
.
für heute nur einige Werke heraus, die besondere
Wie das Vorwort des Katalogs hervorhebt, die Höhe
Veranstaltungen Böérand, Ren s on nat, Carolus⸗Duran, antin⸗Latour, GSrsme, Henner, Rochegrosse, Roybet und Ziem, Zwar ist es nicht gerade die aktuelle
ier vorgeführt wird, aber es enerationen bewahrte technische achbarlandes in charakteristischen Proben kennen zu
elt es den veau t und selbst lerische leiht.“
egen⸗
zu
uf⸗
merksamkest verdienen. Alg solche sind die lebendigen Porträtg von
Léon Bonnat *.
an Millet und Segantini anklingende
nennen, sowie der Mandolinenspieler von
Emile⸗Auguste Carolus Duran, das klassizistische Idyll des
greisen Fean-LSéon G6rösme, die reich modellierten N .
estalten von Jean Jacques Henner, die historischen
ostümbilder det Koloristen Ferdinand Roybet und seiner Schülerin Mlle. Jug na Romani, sowie die in südlichem Farben schimmer leuchtenden Landschaften von 6. Ztem. Von Künstlern, die der modernen Richtung näher stehen, seien Jean Börand — mit einem wenig bedeutenden, aber in seiner Lebensfrische anziebenden Blldchen vertreten — Ren sBillotte mit einem zarten Landschafitz⸗ motiv aus Argenteuil, Bom par da's venetianisches Kanalbild, Camille Du four'tz vortreffliches Seineufer bei Lavacourt, Gaston La Tou öʒ es keckes impressionistisches Experiment les sonneurs“, Henri Martin's . ernste Stimmungs bilder, Raffaslli's geistreich gestrichelte Pariser Veduten und Roch e⸗ grofse'z graziöses Famtlienporträt genannt. Plastik und Kunst— gewerbe sind, wennglelch nur in geringem Umfange, ebenfalls in den Rahmen der Ausstellung einbezogen worden, die die dieswinterliche Kunstsaison eigenartig eröffnet.
Die Gesellschaft für Heimathkunde „Brandenburgia, hat gestern im Ständehause (Matt häikirchstraße) ibre Wintertbätigkeit wieder aufgenommen. Vie erste Sitzung galt zunächst dem Köllnischen Rathhause, dessen Abbruch bevorsteht. Kustos Buchholz gab eine inter⸗ essante Schilderung der Geschichte des Pauseg. Wo das älteste Köllnische Rathhaus gestanden habe, lasse sich leider nicht mehr seststellen, sicher sel aber, daß schon im 15. Jahr⸗ hundert der Sitz der Köllnischen. Stadtverwaltung an der Stelle des jetzigen Rathhauses sich befunden habe. Aus dem Jahre 1519 existiere eine ganz bestimmte Angabe, der zufolge hier der Rathsstubl und eine Rüstkammer gewesen seien. Im Jahse 1612 sei der mittelalterliche Bau so verfallen gewesen. daß er habe abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden müssen, der aber schon im Jahre 1668 wieder verbesserungsbedürftig geworden und in diesem Jahre zugleich einer baulichen Umänderung am Thurm unter⸗ zegen werden set. Das Bild dieses so abgeänderten Hauses sei in einer Zeichnung erhalten, die sich im städtischen Archiv befinde. Im Jahre 1798, nach Vereinigung der fünf Städte zu einem einzigen Gemein⸗ wesen, sei von dem König Friedrich J. bestimmt worden, daß der Sitz des gemeinsamen Rathes im Köllnischen Rathhause sein solle. Daß Haus sei aber damals schon wieder baufällig gewesen, und es sei daher im Jahre 1710 nach Grüneberg's Plan ein Neubau begonnen worden, dessen Grundstein der Graf Wartensleben im Auftrage des Königs gelegt habe. Die Vollendung des Baues habe sich bis zum Jahre 1721 hingezogen, und noch ehe das Haus fertiggeftellt, sei der Zweck des Baues schon wieder abgeändert worden, indem der Rath der Stadt von dem König Friedrich Wilhelm 1. das Berlinische Rathhaus als Sitz angewiesen erhalten habe. Ins neue Haus seien eine Militärwache, die Königliche Servisdeputation und einige kleinere Verwaltungen verlegt worden. Im Jahre 1730 sei dann noch das Köllnische Gymnasium ö dessen Gebäude ein“ geäschert worden sel. Dasselbe sei hier bis jum Jahre 1868 verblieben. Bis 1821 habe sich auch die Rathe waage im Rathhause an der Scharrenstraßenseite befunden, erft im Jahre 1821 sei die Verlegung nach dem Petrtkirchplatz erfolgt; an der alten Stelle aber sei ein Anbau fuͤr die Zwecke des Gymnasiums entstanden. Im Jahre 1822 sei das Haus der Sitz der Stadtverordneten⸗Versammlung geworden, die bis 1870 hier getagt habe, worauf das Köllnische Rathhaus der städtischen Belenchtungo⸗ deputation überwiesen worden sei. Zuletzt habe es bekanntlich dem Gewerbegericht und dem Märkischen Provinzial ⸗Museum gedient. — In derselben Sitzung sprach sodann Dr. Albrecht über märkische Denkmäler und Erinnerungen aus der Schwedenzeit, deren Drangsale sich nachhaltiger als alle übrigen geschichtlichen Epochen im Volls— bewußtsein erhalten haben.
In der Aula der Universität Straßburg wurde am Dienstag in Verbindung mit dem ersten allgemeinen deutschen Archivtag, zu dem zahlreiche Theilnebmer aus Deuschland und Oesterreich ⸗ Ungarn ein⸗ getroffen sind, die G eneralversammlung des Gesammtvergins der deutschen Geschichts⸗ und Alterthumävereine eröffnet. Die Versammlung wurde von dem Ministerialrath Hamm namens der Landesregierung, von dem Bürgermeister Back im Namen Straßburgs und von dem Rektor, Professor Dr. Ziegler namens der Universität begrüßt. Alsdann nahm Professor Dr. Varrentrapp das Wort zu feinem Vortrage über Straßburgs Einwirkung auf Goethe's historische Anschauung“. Schon in „Dichtung und Wahrheit“ ist hervorgehoben, wie mächtige Eindrücke Goethe gerade nach dieser Richtung in Straßburg empfing; um genauer würdigen zu können, wie sie auf seine Geschichtsauffassung und durch ihn auf die unserer Nation wirkten, glaubte der Redner dieses Thema einmal besonders behandeln und dabet auf weniger beachtete Punkte hinweisen zu sollen. So besprach er, der ‚Straßb. Post“ zufolge, u. a. die auf Straßburg bezüglichen Mittheilungen des Buches, aus dem Goethe zuerst Geschichte lernte, der Chronik des Straßburgers Abelin, und die Thätigkeit der beiden Schüler Schöpflin's, Koch und Oberlin, die Goethe's historische Studien besonders förderten, Sie dachten daran, wie Goethe selbst erzählt, ihn ‚für Geschichte, Staatsrecht und Rede kunst zu erwerben?; er aber konnte sich zum Eingehen auf ihre Vor⸗ schläge nicht entschließen, und zwar gerade nach den Eindrücken, die ibm sein Straßburger Leben gebracht hatte. Denn eben dort war er sich selner Dichternatur und Veutschbeit und seines Gegensatzes zu den damaltz in Frankreich herrschenden Anschauungen bewußt geworden. Ginen mächtigen Einfluß übte auf ihn Herder aus, der ihn in eine neue Geschichtgauffassung einführte. Noch mehr als Herder hat dann aber Goethe für ihre gemeinsamen Anschauungen gewirkt, so namentlich durch seinen „Götz von Berlichingen, der zugleich das Gefühl für Deutsch⸗ heit und den Sinn für hifforisches Denken nährte. Kein Zufall war es, daß mit der im „Götz behandelten Periode Goethe gerade in Straßburg sich beschäftigte. Ueber manche wichtige Frage urtheilte er, freilich später anders als dort; doch erklärt sich auch dies mit aus seinem Streben nach universaler Bildung, das eben damals erst sich entfaltete. Der Vortragende besprach die hierfür . lehrreichen, in der Straßburger Univeisitäts Bibliothek auf⸗ bewahrten Ephemeriden Goethe's, seine Schrift über Erwin's deutsche Baulunst und die spätere Schilderung seiner Straß⸗ burger Reise in seiner Selbstbiegrapbie. Bei ibrer Charakte⸗ rist is hob er besonders Goethe's Würdigung Friedrich's des Großen hervor. Zum Schluß wies er auf den Einfluß hin, den Goethe auf die bedeutendsten deutschen Historiker unseres Jahrhunderts übte, und auf die Verehrung, die sie sämmtlich ihm zollten; so zeigte auch diese Betrachtung die bedeutsame Einwirkung von Goethe's Auf⸗ enthalt in Straßburg auf seine eigene und die Entwickelung des deutschen Geisteslebens.
Auf die erste Cevtrerle n r des Gesammtvereins folgten Sektionssitzungen. n der geschichtiichen Sektion legte zunächst der Schlettstadter Stadtbibliotbekar, Priester Sony in einem Vortrag die Gntwickelung Schlettstadts zur Stadt und Reichstadt, sowie ihre Verfaffungg. und Rechtsgeschichte an der Hand der Stadtrechte, der Schwör⸗ briefe und der Eidbücher dar. Den Ausführungen &ony's schloß sich ein längerer Vortrag von Professor Witte (Hagenau) über den Burg grafen Friedrich III. von Nürnberg und den altzollern⸗ schen Besitz in Oesterreich an. Wie der Vorsitzende in der Anerkennung, die er den umfassenden gelehrten Forschungen des Rednerg jollte, hervorhob, hat ez einen besonderen Reiz, zwei hervorragende Vorfahren der beiden Geschlechter die so be⸗ deutunggvoll für Deutschlands Geschicke gemorden sind, in ihren gegenseltigen Beziehungen zu beobachten. Der Vortragende sprach pon der Hingabe, die man an Friedrich 1II, für udolf von Habsburg und seine Interessen bewundere, und fübrte aus, daß man als Grund für dieselbe schließlich nah: Verwagndtschaft = Friedrich III. und Rudolf ven Habsburg seien Geschwisterkinder gewesen — festgestellt zu haben glaubte. Professor Witte wiesz nach, daß diese Verwandt
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ernschen Besftzungen in Ober und Niederösterreich und in Friaul,
die durch Ottokar von Böhmen bedroht gewesen selen. Die Resultate
der ausgedehnten genealogischen Forschungen, zu denen der Redner
durch dag Entgegenkommen des Kaiserlichen Statthalters in Stand gesetzt worden ist, werden seiner Zeit veröffentlicht werden.
In der archäologischen Sektisn eröffnete Professor Wolf Frank⸗ furt a. M. die Reihe der Vorträge mit der Erörterung eines für alle west⸗ deutschen Alterthumspereine prinzipiell wichtigen Punktes: ihrer offirtellen Betheiligung an den von der Regierung in Angriff genommenen Aufgaben. Der Redner betonte, bu bei der Gründung der Reichs ⸗Limegkommission im Jahre 1891 die west⸗ deutschen Vereine in bedauerlicher und ihrer bisherigen Wirksamkeit nicht entsprechender Weise übergangen worden seien. Infolge dessen habe sich mehr und mehr einelbedenkliche Resignation bemerkbar gemacht. Dieser entgegenzutreten und eine erneute Betheiligung der Vereine an den wiffenschaftlichen Arbeiten durchzusetzen, hielt der Redner den jetzigen Zeispunkt für besonders geeignet, da man an leitender Stelle beabsichtlge, ein Zentralfnstitut für römisch⸗germanisches Alterthum zu gründen, welches als Seltion des Kaiserlichen Archäologischen Instituts in Berlin gedacht sei und sich aus einem Dirigenten und einer Kom mission zusammensetzen solle. Professor Wolf beantragte daher, daß bei der Bildung der Kommisston Mitglieder der Vereine zugeiogen werden sollen, daß ferner die Regierung für die Förderung der Lokal Mufeen, an denen die Vereine besonderes Interesse haben, eintreten möge. Diese Forderungen fanden bei den anwesenden Mirgliedern des Archaͤologischen Inslituts, General ⸗Sekretär, ,. Conze und Professor Michaelis, bereitwillige Zustimmung. Ersterer erklärte, daß ür ihn die Lokalvereine die festgewurzelten Organisationen für die Fortentwickelung der römischen Forschung seien, und daß er sich eine ersprießliche rbeit dez neuen Reichßinstitutßz nur im Zu⸗ sammenhang mit denselben denken könne. Auch in der Museenfrage war er mit dem Vortragenden einverstanden, wünschte allerdings Zentralisierung des auf den Funden beruhenden wissenschaft lichen Apparats an einer Stelle, als welche zunächst Mainz in Aus— 6 genommen sei, da dort schon ein Grundstück vorhanden sei. Da⸗ elbft folle auch jängeren Kräften Gelegenheit zur Ausbildung gegeben werden. Nachdem von den beiden Vertretern des Archäologischen Instituts den mancherlei Bedenken, die sich aus der k gegen eine derartige Anstalt erhoben, entgegengetreten war, fanden die belden Anträge des Professors Wolf einstimmige Annahme, der zweite mit dem Zusatz. daß bei Errichtung des Zentralinstituts die Selb⸗ standigkeit der Lokalvereine gewahrt werden solle.
Im großen Saale des Künstlervereins zu Bremen wurde am Dienstag die 45. Versammlung deutscher Philologen und Schulkmänner mit einer allgemeinen Sitzung eröffnet, in welcher der Schulrath, Professor Sander die Versammlung als Vor- sitzender begrüßte und der Bürgermeister Schultz alt. Präsident dez Senafgz die Grüße der Stadt Bremen überbrachte. Nach diesen Begrüßungen ertönten die Klänge griechischer Mußik aus der lassischen Zeit: drei altgriechische Tonstücke, denen der Rostocker A. Thierfelder durch seine Bearbeitung zu neuem Leben ver⸗ holfen hat. Auf Vorschlag des Schulraths Sander wurde sodann von der Versammlung folgendes Huldigungs⸗ Telegramm an Seine Majestät den Kaiser abgesandt:
„Deutschlands Philologen und Schulmänner, zur 45. Versamm⸗ lung ihres Wandervereins, der letzten dieses Jahrhunderts, zablreich in der Freien Hansestadt Bremen versammelt, bitten, Eurer 8 lichen Majestät ihre ehrfurchtsvolle Huldigung darbringen zu dürfen. Dle Versammlung beginnt soeben ihre Arbeit mit dem feierlich er⸗ neuten Gelübde, die Liebe zu Kaiser und Reich treu festzuhalten und in den Herien der Jugend ju pflegen. Das Präsidium: Schulrath Sander, Professor Wagener.“
Den Vortrag der ersten Sitzung hielt der Privatdozent Dr. Kraeger [Zürich), ein geborener Bremer, über Bremen im Spiegel der Literatur?. — In der gestrigen, zweiten Plenarsitzung sprach Pro fessor Dr. Kehrbach (Berlin) über „Die Gesellschaft für deutsche Er⸗ ziehungs, und Schulgeschichte, ibre Veröffentlichungen und der deutsche Reichstag“. In schwungvoller, klarer und übersichtlicher Weise schilderte der Redner zunächst in kurzen Zügen die Entstehung und Entwickelung der Gesellschaft und beleuchtete dann ihre Arbeiten, ihre Publikationen u. s. w., um schließlich der dankenswerthen Unterstützung, welche der deutsche Reichstag der Gesellschaft zu theil werden laffe, mit anerkennenden Worten zu gedenken. Nach diesem Vortrage gelangte folgende Resolutlon zu einstimmiger Annahme: „Die von Professor Dr. Kehrbach im Auftrage der Gesell⸗ schaft für deuische Erziehungs⸗ und Schulgeschichte planmäßig und in großem Stile betriebenen historischen orschungen auf dem Gebiete der Erziehung und des Unterrichtz und die daran sich anschließenden bibliographischen Arbeiten, haben nicht nur für die Entwickelung der pädagogischen . und det gesammten Schulwesens eine wejsttragende 6 sondern find auch wegen ihrer engen und mannigfechen Beziehungen zu anderen Wissens. und Kunftjweigen in hohem Maße geeignet, deren historische Erkenntniß zu erweitern und zu vertiefen. Nachdem die Reichsregierung und der Reichstag die Mittel zur gedeihlichen Weiter⸗ entwicklung dargeboten haben, erachtet es die 45. n, deutscher Philologen und Schulmaͤnner für ihre Pflicht, dem hohen Bundesragthb und dem hohen Reichstage Dank zu sagen für die Förderung deutscher Wissenschaft'. — Weitere Vorträge hielten Professor Br. Wendt (Hamburg) über „Neue Bahnen im 6 Unterricht“ und Birektor F. Wernicke (Braunschweig) über Weltwirthschaft und Nationalerziehungę. Kurz vor Schluß der Sitzung ließ Seine Majestät der Kaiser der Versammlung auf deren Huldigungs⸗ telegramm, der „Weser⸗Ztg.“ zufolge, , telegraphische Antwort zugehen:
„Seine Majestät der Kaiser und König lassen für den freund⸗ lichen Gruß der 45. Versammlung deutscher ,. und Schul⸗ männer be . n,. Auf Allerhöchsten Befehl: von Lucanus, abineterath.“
Land⸗ und Forstwirthschaft.
aris, 27. September. (W. T. B) Die Regierung schätzt die dlessährlge Produktion Frankreichs in Weizen auf 129 905 509 hl. Im Vorjahre betrug dieselbe nach endgültiger Feststellung Ts og6 145 hl. Die Produktion in Roggen wird auf 24 054 000 hl geschätzt gegenüber 23 524318 im Vorjahre.
Geheimer
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch der Maul- und Klanenseuche unter Schweinen ist dem Kalserlichen Gesundheittamt gemeldet worden vom Schlachtviehhofe zu Berlin am 27. d. M., der Ausbruch der Seuche ferner vom Schlachtviebhofe zu München und das Er 6 derselben vom Schlachtviehhofe zu Dresden an demselben
age.
Oporto, 2. September. (W. T. B.) Während der letzten Tage ist die Pest mit größerer Heftigkeit aufgetreten. Am 23. Sep- tember wurden 3 Pesterkrankungen mit 2 Todesfällen gemeldet; am 24. erkrankten 4 und starben 2, am 25. kam eine Erkrankung vor und am 26. d. M. 4 Erkrankungen. Auch sind außerhalb des Militärkordons und zwar in Vendanopva 19 Pesterkrankungen und 5 Todesfälle vorgekommen. Man hat deshalb beschlossen, 2 denegh zu Fern, Sartenter., . . S m , d
ew 01 / 1 p em er. 1 . . n e e ö kamen geftern 46 neue Erkrankungen an gelbem Fieber 6. 1 Die Zahl der Erkrankungen in Mississippi⸗⸗City ist nicht bekannt.