Sie werden insbesondere die n. Beilegung achenstreites auf Grund der verfassunggmäßig ge⸗ hrleisteten Gleichberechtigung aller Völker Oesterreichs, sowie die Bildung einer den Masoritälsverhältnissen ent⸗ sprechenden Regierung anstreben.
. Großbritannien und Irland.
Der General Sir Redvers H. Buller, welcher das Ober⸗Kommando über die Truppen in Süd⸗Afrika übernimmt, at sich, wie W. T. B.“ meldet, nach Balmoral begeben, um ich bei der Königin zu verabschieden. ;
Heute ist demselben Bureau zufolge in London eine Be⸗ ö . worden, wonach eine gewisse Anzahl k für den 15. d. M. zu den Fahnen einberufen wird. . Frankreich.
Die Budgetkommission hat mit 13 gegen 5 Stimmen den Beschluß gefaßt, die Streichung des Kredits für die Botschaft beim Vatikan zu beantragen.
Italien.
Der deutsche Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe hat, wie „W. T. B.“ aus Palermo berichtet, an Crispi an⸗ läßlich des 80. Geburtstages desselben ein herzliches Glück⸗ wunsch⸗Telegramm gerichtet. Im Ganzen sind bei Crispi mehrere Tausend . eingelaufen. Das . für die Feier bewirthere gestern Nachmittag 50 Arme; Abends fand im Foyer des „Victor Emanuel⸗ Theaters“ ein Bankett zu Ehren die Behörden, 11 Senatoren, 21 Bürgermeister der hedeutendsten Städte Siziliens, im Ganzen 250 Personen theilnahmen. Der Senator Herzog della Verdura brachte einen Trinkspruch aus, in welchem er Crispi und Italien, dessen Glück immer mehr wachsen möge, beglückwünschte und der mit einem Hoch auf Italien, den König und Crispi schleß. Crispi hob in seiner Erwiderung hervor, er wolle das Verbrüderungsfest, welches von allen Sizilianern ohne Unterschied der politischen Parteien veranstaltet an nicht durch politische Erörterungen stören. Die Festlichkeiten bezweckten, die von ihm dem Vaterlande und Sizilien während 56 Jahren geleisteten Dienste zu ehren. Er erinnere daran, daß die sizilianische Revolution im Jahre 1848 talien und Europa das Beispiel gegeben habe, er erinnere erner daran, daß Sizilien zuerst 57. italienische Königthum . abe. Crispi hob .
rispi's statt, an welchem Deputirte, sowie die
ann unter Bekräftigung eines alten Wahlspruches: „Die Monarchie vereint uns, die
epublik würde uns trennen!“ hervor, man müsse sich um die Monarchie schaaren, welche ein Symbol der Untrenn⸗ barkeit des Vaterlandes gegenüber den Bestrebungen der Reaktion und der Anarchie seli. Der Redner forderte schließ⸗ lich die Versammlung auf, den König Humbert und sein Haus telegraphisch zu begrüßen. Die Rede wurde sehr beifällig auf⸗
genommen. Schweiz.
Der Ständerath hat das Kranken- und Unfall— versicherungsgesetz ebenfalls angenommen und das In⸗ krafttreten des Gesetzes auf den 1. Januar 1903 festgesetzt.
Türkei.
Wie die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, ist die Königin von Griechenland auf dem russischen Kreuzer „Czar Alexander“ am Mittwoch Abend von Kreta nach Athen abgereist. Die christliche und die mohamedanische Be⸗ völkerung gab den Sympathien, welche sich die Königin auf Kreta erworben hat, durch lebhafte Huldigungen bei der Ab⸗ re se Ausdruck.
Afrika.
53 Mitglieder des Kap⸗Parlaments hatten, wis das „Reuter sche Bureau“ meldet, durch Vermittelung des Gouver⸗ neurs Sir Alfred Milner an die Königin Victoria eine Petition gerichtet, in welcher es hieß:
Die Petenten seien durch Bande des Bluts, der Verwandtschaft und der Verschwägerung mit den Bewohnern von Transpaal en verknüpft. Sie seien an dem Frieden in Süd⸗Afrika ner nf interessiert und Überjeugt, daß eine aktive britische Inter vention unnöthig sei. rangpaal habe für die Vertretung der Goldselder in seiner gesetzgebenden Versammlung liberale Vorschläge gemacht und sich mit einer Untersuchung durch eine gemischte Kommission einverstanden erklärt. Vie Petenten bäten die Königin daber, sofort die betreffenden Kommissare zu ernennen. Wenn die Untersuchung ergebe, daß das gegenwärtige Wahlrechtsgesetz unzulänglich sei, so i ja Trang baal bereit, anderweltige Vorschläge zu machen. Schließlich wird erklärt, daß die Petenten der Königin treu ergeben seien. .
Gestern traf die von dem Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain unterzeichnete Antwort auf diese Petition ein. Dieselbe besagt:
Die britische Regierung beachte wohl die Sympatbien und Inter⸗ essen der britischen Staattzangebörigen bollaͤndischer Abkunft. Eines der Hauptziele der Regierung sei es gewesen, den nicht holländischen Bewohnern von Transvaal ähnliche Rechte und Vorrechte zu . wie diejenigen, welche die Holländer in der Kapkolonie ätten. e, e e,. habe Trantzvaal jegliche Rücksicht, die mit dem obigen Ziele vereinbar sei, erjeigt, aber die Bemühungen, eine 6 Regelung ju sichern, seien bisher erfolglos gewesen. Mit
ücksicht auf die Weigerung Trans vaalg, das versshnliche Anerbieten Großbritanniens anzunehmen, sei letzteres gezwungen, eigene Vorschläge zu formulieren. .
Demselben Bureau wird aus Pretoria gemeldet:
In der Sitzung des Volksraads vom 3. Oktober waren nur 14 Mitglieder anwesend. Der Vorsitzende theilte mit daß unter den jetzigen Umständen der Volksraad bis auf weiteres aufgelöst werde. Der Präsident Krüger hielt eine Rede, in welcher er sagte, er wisse und könne Gott dafür , rugen gnrufen, daß alles geschehen sei, um den Aus⸗ ndern das Bürgerrecht zu geben; diese hätten aber gezeigt daß sie es nicht wünschten. Sollten ernste , . ein⸗ treten, so sei auf jeden Fall die . der Republik gerecht, und Golt werde ihr einen Beistand leihen.
Der Staatssekretär Reitz theilte mit, daß die Prollamie⸗ 24 des Kriegsrechts noch um einige Tage werde verschoben werden. — amtlichen Kreisen ist von einem Besuche Schreiner's und Hofmeyr's nichts bekannt.
X) retoria sind Goldbarren im Werthe von 800 d. Sterl. , . worden. Es heiße, daß eine zweite Sendung im Betrage von 1 Million erwartet
. Aus . meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß daselbst eine Abtheilung bewaffneter berittener Polizei vor den Bureaux der Kriegs kommission stationiert sei, welche sofort in Thätigkeit treten werde, salls es zu Unruhen kommen sollte.
Die Kaffern plünderten el he d a. und Häuser im östlichen Theil des Randgebietes; weiße Beamte hatten
Grenze auf der e fh. der Grenzgebir
auf dieselben gefeuert; eine besondere Abtheilung Polizei fei entsandt worden, um die Eingeborenen zu zerstreuen.
Gestern Nachmittag sind in Durban vier Truppen⸗ Transportschiffe aus Indien 2 Die Truppen wurden sofort gelandet und mit der Eisenbahn weiter befördert. Das 5. Lanciers⸗Regiment ist in Ladysmith ,
In Newcastle (Natah) war gestern infolge eines Telegramms des Premier-Ministers von Natal, in welchem es hieß, Truppen könnten Neweastle nicht . Hilfe kommen, die Boeren hätten die Avsicht anzugreifen, Widerstand sei unnütz, eine Panik ausgebrochen. . und Kinder verließen die Stadt; die Einwohner beruhigten sich indessen, nachdem ein Telegramm der Regierung eingetroffen war, worin gesagt wurde, daß keine unmittelbare Ursache zu einer Panik vor— handen sei.
Der „Standard“ meldet aus Neweastle von vorgestern, es werde berichtet, daß die Boeren nunmehr in geschlossener Reihe bis auf sieben Meilen von Charlestown vorgerückt seien. Ilücht inge berichteten, daß 40 t Dynamit zur Zerstörung der Eisenbahnbrücke über den Dranjefluß bei Norvals⸗Ponts, der Grenzstation zwischen der Kapkolonie und dem Oranje⸗Freistaat, gelegt worden seien.
Au stralien.
Der Regierung der Kolonie Queensland ist, dem „W. T. B.“ zufolge, die telegraphische Aufforderung zu⸗ gegangen, das Kontingent der Kolonie vor dem 31. Oktober nach Süd⸗Afrika zu senden. Die hierzu nöthigen Vor— bereitungen sind bereits eingeleitet.
Aus Melbourne meldet das „Reuter'sche Bureau“, es sei in einer Versammlung der Militär-Kommandanten der australischen Kolonien die Bildung einer nach Süd⸗-Afrika abzusendenden Streitmacht von 2000 Mann empfohlen worden. Der Stagtssekretaͤr für die Kolonien Chamberlain habe telegraphisch die Aufforderung an die Kolonien Victoria und Neu⸗Südwales gerichtet, je 250 Mann, und an Süd⸗ Australien, 125 Mann, und zwar vorzugsweise Infanterie, als Verstärkung des Kontingents von Queensland nach Süd⸗ Afrika zu senden. Alle diese Truppen müßten vor dem 31. Oktober eingeschifft werden. Die Kabinette der betreffenden Kolonien beriethen jetzt über diese Angelegenheit.
VII. Internationaler Geographen⸗Rongresz.
VII.)
F. Am vorletzten Sitzungstage eröffnete den Reigen der Vorträge der Geheime Medizinalrash, Professor Dr. Virchow, indem er an Stelle des auf der Heimreise anfgehaltenen und gegenwärtig erst in Konstantinopel eingetroffenen Dr. Lehmann auf Grund brief— licher Mittheilungen degselben und seines Reisegefährten Dr. Belck über die Ergebnisse einer von beiden Herren unter⸗ nommenen Expedition nach Armenien berichtete. Die sich vom Schwarzen Meer nach Mesopotamien und zurück erstreckende Reise hat 15 Jahre beansprucht. Wäbrend dieser Zeit ist es gelungen, dat politisch und kulturell, aber nicht archäolegisch und nur ungenügend geographisch bekannte Land zu durchsorschen und befriedigende Er⸗ gebnisse zu erzielen. Eine leichte Aufgabe war es nicht; denn der Be⸗ griff „Armenien steht keineswegs fest. Armenier wohnen unter russischer und türkischer Herrschaft, und zur genauen Beftimmung ihrer Wohn— sitze hilft selbst die Sprache nicht, weil Armenier als kleinere und größere Bruchtheile der Bevölkerung im Lande zerstreut weobnen. e Armenier bilden eine indogermanische Sprachinsel, außer Zusammen⸗ hang mit allen ibren Nachbarn gegen Ost, Süd und West. Sie sind ein ebenso interessantes, weil körperlich und geistig gut ausgestattetes, als ein von Unglück verfolgtes Volk. Fe rtffh fast allezeit abbängig, wurden sie zu , . Zeiten von Naturereignissen schwer heimgesucht, von Erdbeben und Hungergnoth. Auch waäͤbrend des Aufenthalts der beiden Forschungsreisenden im Lande berrschte dort schwere Theuerung, vermehrt durch außerordentlich starke Schneefälle, welche zu den Eigen⸗ thümlichkeiten des armenischen Winters gehören. Ez ist den Armeniern niemals gelungen, eine gewisse Kontinuität der Entwickelung zu er— reichen, trotzdem der Begriff Armenlen' schon zur Römerzeit mit einer gewissen Bestimmtheit auftritt. Daß es dem wohl veranlagten Volk nicht geglückt ist, die gewöhnlichen Elemente der Bildung festzuhalten, gebört ju den Klagen der jablreichen Armenier, die im Dienst der be⸗ nachbarten Staaten oder im Handel oder auch in der Wissenschaft häufig zu bedeutenden Lebensstellungen gelangt sind. Für die Begabung des Volkes speicht es auch, daß das Christenthum dort frühzeitig Wurzel geschlagen und sich dauernd behauptet hat. Dieser Unstaad war von besonderer Bedeutung für die beiden Forschunggreisenden, weil ibnen, als die Nachricht ibres Vorhabens bekannt wurbe, leb⸗ hafte Sympathie namentlich von der Geistlichkeit , ,, wurde So gelang eg ihnen, eine Reihe der werthvollsten Dokumente zu sammeln, die, in die Fundamente der Kirchen eingemauert, niemals ohne dieses freundliche Entgegenkommen der Geistlichkeit ju haben ge—⸗ wesen wären, namentlich wenn es zuweilen galt, zur Erlangung einer werthvollen Stele, deren beschriebene Seite im Innern der Mauer steckte, beinahe ein Sakrileg an geweihter Stätte zu begehen. Was mit vieler Mühe und großem Scharfsinn aus diesen Dokumenten ermittelt worden ist, bezieht sich nun allerdings nicht auf die Geschichte der Armenier, sondern auf ein ganz anderes Volk, das einst an diesen Stätten ein großes Reich gebildet und wichtige Kulturarbeit verrichtet hat, auf die Chaldäer. Strabon spricht von ibnen an drei Stellen. Sie waren nach ihm Träger der höchsten Kenntnisse zu Babylon, ferner ein Volksstamm an ber Mündung von Guphrat und Tigris und endlich ein Velk, das am Schwarzen Meer in der Nähe von Trapezunt saß. Wahrscheinlich hatte das an dritter Stelle genannte Volk mit dem zu 1 und 2 nichts zu thun, und es lag bei Strabon die Verwechselung i. klingender Namen vor; eg feblt vorläufig wenigstentz jede Brücke. Dieses dritte Volk, dessen Dokumente die gteisenden ans Licht gezogen, bieß ‚Chalder nach ihrem Reiche ‚Chaldia“. Eg ist . die Grenzen dieses häufig im Kampfe mst den Assyrern begrlffen ge—⸗ wesenen Reiches feftzustellen; denn in seiner . Verwaltung hatte es an seinen Grenzen Steine mit Inschrfften errichtet, die jetzt zur ,, . seiner Geschichte werden. Wiederum hat, wie zur Entzifferung der Hieroglvphen, so auch hier eine jweisprachige Stele zum Lesen der bisher unbekannten chaldischen Sprache und, wie in Egypten, so auch hier mit Hilfe der Eigennamen in den Inschristen verbolsen. Diese Stele wurde tief im Gebirge entdeckt, nachdem den Reisenden von ihrer Exiftenz berichtet worden war; sie enhält die inbaltlich gleiche Inschrift in Assyrisch und Chaldisch, beides in Keil⸗ schrift. Die alten Chalder waren ein von den semitischen Assyrern ganz verschiedenes Volk, weder semitisch, noch indogermanisch, also auch nicht im Zusammenhang mit den Armeniern, die heute an ihrer Stelle wohnen. Sie baben sehr viele Inschriften auf Steinblöcken, an Felswänden, seltener 6 den Assyrern auf Thontafeln hinter⸗ lassen, diren genaues Studium noch beporsteht. Ihr Reich ‚Chaldia“ deckte sich ungefähr mit dem Taurien“ des Strabon, nur war die
I Dr. Belck bezweifelt auf Grund einer Inschrift, daß der Ararat in Nord -Armenien den Ruhm behalten wird, die Landungsstelle für die Arche Noah's gewesen zu ein. Als solche wird der Berg Nisim im Lande Lulu in einer schon ekannten assyrischen Inschrift bezeichnet. Die gleiche Angabe wieder holt sich in chaldischen Inschriften unter genauerer Ortsangabe, wonach der Beig Nisim als ein isolierter, in den Grenzgebirgen gelegener
debnung und
* S. die Nrn. 280 bis 236 des R. n. St. A..
Berg kenntlich gemacht ist, der viel geeigneter erscheint, die Arche aufs Eine ges zu baben. Die Chalder haben . ungewöhnliche Energie im Wasserbau entwickelt. Sie holten mittels Tunnel das Quellwasser auß den. Gebirgen nach ihren Städten. Die Haupistadt Ärmeniens Van ist noch heute Zeuge dessen, sie ist eine Gartenstadt, deren Gärten durch Kanäle beriese werden. Vielleicht erklärt sich so die Sage von den hängenden Garten der Semiramis, deren Name in der Tradition fortlebt, während die Inschriften den chaldischen König Menas als den Urheber der kunstreichen Wasserwerke feiern. Der Vortragende be⸗ antwortete schließlich die naheliegende Frage nach dem Ur— sprung der Armenier, wenn sie als die Nachkommen der Chalder nicht angesprochen werden könnten, dahin, daß sie wahr- scheinlich Einwanderer aus dem Westen seien und ihre Rundköpfe die größte Aehnlichkeit mit den Bewohnern der Gebirge von der Auvergne bis nach den julischen Alpen besäßen, die auch gleich den Armeniern schwarzhaarig und dunkeläugig seien. Wann die Einwanderung und Verdraͤngung der Chalder stattgefunden, bleibe im Dunkel. Aus dem Vortrage von Prof gen Dr. W. Sieglin⸗Berlin
(Nachfolger von Kiepert) über „Entdeckungsgeschichte von England im Alterthum“ ging hervor, daß England nicht weniger als dreimal von den Alten entdeckt und zweimal wieder vollständig verge ssen worden ist. Da dag zur Bearbeitung der Bronze nöthige Zinn nur aus Spanien, der Bretagne und Cornwall gebolt werden konnte, so dehnten sich die Fahrten der Phönieier, die um 1200 v. Chr. Cadix ¶(Gades) geg lt, schon frühzeitig dahin aus. Erst nach dieser Niederlassung in Spanien aber begannen sie mit der Ausbeutung der dertigen Gruben. Da nun in egyptischen Gräbern aus älterer Zeit Bronze gefunden ist, mußte das dazu verwendete Zinn aus der Bretagne oder Cornwall stammen. Die erste sichere Erwähnung der
inninseln rübrt her aus dem Jahre 475 v. Chr. Danach lagen diese
nseln vor der Westküste der Bretagne, wohin das kostbare Metall von Albion hinübergeschafft wurde. Bald nach 475 besetzten die Karthager die Meerenge von Gibraltar und verhinderten die Griechen am Besuch des westlichen Meeres. Um 465 entsandten die Karthager eine Expedition unter Himilco nach den Zinninseln, unglücklich verlief, daß der Verkehr aufgegeben zu sein scheint und bald die Kunde von den
in der alten Welt nur noch als eine Sage galt, wie dies auß Pindar und Herodot hervorgeht. Zum zweiten Mal war es ein kühner Massiliote, der Grieche Pytheas, welcher es von Massilta aus unternahm, dem geheimnißvollen Zinnlande nachzu⸗ spüren, auch mit gutem Erfolge, da er bis in die deutsche Nordsee vordrang. Doch glaubten die Zeitgenossen dem Zurückgekehrten nicht, weil seine behaupteten Entdeckungen der damals ver⸗ breiteten und anerkannten Zonenlehre, wonach der Norden unbewohnbar sei, widersprachen. So geriethen die Britischen Inseln aufs Neue in Vergessenbeit, der sie endlich für immer durch Caesar auf seinem berühmten Zuge nach Britannien entrissen wurden. Der Redner schloß mit dem Hinweis, daß, wenn eg den Völkern am Mittelmeer so ee geworden, Britannien endlich zu entdecken, heute dessen Bewohner sich rühmen könnten, die Zurückeroberung der Länder des östlichen Mittelmeers für die Kultur am lebhaftesten gefördert zu haben.
die aber so worden Zinninseln
Statiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Berliner Töpfer haben, der „‚Voss. Itg. zufolge, be⸗ schlessen, am nächsten Montag in den Ausstand einzutreten, wenn ihnen biö zum Sonnabend ihre Forderungen, betreffend Verkürzung der Arbeitszeit, Lohnerhöhung und verschiedene Aenderungen bei den Arbeiten auf Bauten, nicht bewilligt werden. (Vergl. Nr. 187 d. Bl.)
In Köln ist, wie die Germ.“ mittheilt, am 5. d. M. in er⸗ neuter .. vor dem Gewerbegericht jwischen den aus— stäöndigen Zimmerleuten und den Meiftern eine Einigung ernelt worden (vergl. Nr. 233 d. BI). ie Meister nahmen die vorgestern in einer Versammlung der Ausständigen aufgestellten For. derungen an. Danach erhalten die Gesellen in den ersten jwei Jahren nach beendeter Lehrzeit 47, die übrigen 50 5 Mindeststundenlohn, unter der Bedingung, daß bis zum 1. April 1961 keine weiteren er—⸗ höhten Lohnforderungen gestellt werden. Damit ist der Ausstand beendet. . sollte überall die Arbeit wieder aufgenommen werden.
Die in der Uhrgehäusebranche in Leipzig beschäftigten Tischler, Drechsler, Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen waren, nach der Leipj. Ztg.“ am 3. d. M. von der von ibnen vor kurzer Zeit ein gesetzten Lohnkommission zu einer öffentlichen Versammlung einberufen worden, in der über die von ihr aufgeftellten neuen Forderungen berichtet wurde. Dieselben betreffen 54 stündige wöchentliche Arbeitszeit, 40 3 Mindeststundenlohn für Tischler und Drechsler, 36 5 Mindest⸗ stundenlohn für Maschinenarbeiter der Branche, 339 0½ Zuschlag auf Ueberstunden, 59/0 Zuschlag auf Sonntagsarbeit, Lohnaus— zahlung an jedem Freitag, Anerkennung des gemeinschaftlichen Arbeitenachweises der Heliarbeiter ꝛc. Es wurde beschlossen, diesen Tarif sofort ven Arbeitgebern zur Anerkennung vorzulegen und dort, wo er nicht anerkannt werden sollte, am 7. d. M. die Arbeit niederjulegen, und zwar selbst dann, wenn angefangene, aber noch nicht vollendete Accordarbeit vorliegt. Den Gehilfen wurde noch jur Pflicht gemacht, sich auf keine Unterhandlungen mit den Arbeitgebern einzulassen, sondern dies lediglich der Ausstands⸗ KWommlssion zu überlassen, die alsbald ernannt wurde Außerdem sollen die Gehilfen bis zur Erledigung der Sache nicht mehr über Feierabend hinaus arbeiten. ;
unst und Wissenschaft.
Die sogenannten leuchtenden Nachtwolken, deren Gr— scheinen in den letzten Jahren seltener und lichtschwächer geworden war, sind in neuerer Zeit in den russischen Ostseepropinzen wiederum deutlich wahrgenommen worden. Im Interesse der Erforschung der sehr merkwürdigen Erscheinung erachtet es die Königliche Sternwarte für angezeigt, die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise auf diese Wahr—⸗ nebmung zu richten, indem sie schreibt: Jene Wolken, die in ihrer Struktur den feinsten Federwolken ähneln, sind in den Sommer nächten von Ende Juni bis Anfang August in der Nähe des nördlichen Horizonts gegen Mitternacht in eigentbümlich weißem Glanze zu erblicken, und jwar leuchten sie in der Regel am hellsten etwa nach Mitternacht am nord. nordöftlichen Himmel. Bedingung der Sichtbar keit in unferen Breiten ist es, daß nicht nur für ung der Himmel in der Nähe des Nord Horijonts völlig frei von tiefer liegenden Wolken, bildungen ist und uns so den Ausblick auf jene in großer Höhe über der Erdoberfläche über den mittleren Parallelkreisen bon Schweden und Norwegen schwebenden Gebilde öffnet, söndern daß auch der Weg von der über den nördlichsten Regionen der Erde die Nacht . leuchtenden Sonne bis ju jenen hoben Wollen ebenfalls nicht Dur tiefer liegende Wolkenbildungen im höheren Norden verlegt ist. Man darf sich daher nicht irre machen lassen, immer und immer wieder in hellen Nächten nach der eigenth mlich eindruckzvollen Erschei⸗ nung zu spähen, wenn man auch wiederholt bei einer am Beobachtungt⸗ ort ganz durchsichtigen Him melgbeschaffenheit nichts davon erblickt hat. Es hat eben dann infolge von i n, der Luft im höheren Norden die gehörige Beleuchtung der Wolken durch die Mitternachts⸗ sonne gefehlt. Wodurch neuerdings eine abermalige größere Auß⸗ Helligkeit jener Wolken verursacht sein könnte, stehr noch dahin. Sffenbar können sie sowohl durch vulkanische Emporschleuderungen wie durch h , von Massenthellchen auz rem Himmelsraum Zuzug empfangen. Es ist festgestellt worden, daß jene? . seit 1386 anhaltend in einer und derselben Höhe, nämfich z km über der Erdoberfläche, geschwebt haben, und daß sie in dieser hohen Region eigenthümliche Bewegungen erfahren, die auf die Zustände in den Jae nm der arne re ein völlig neues Licht werfen, das möglicherweise zur Aufhellung des Problems der gesammten Bewegunggerscheinungen in unserer Atmosphaͤre beitragen
wird. Schon die zwesfellgs erwieseng Tbatsache, daß Stofftheilchen,
bie das Sonnenlicht in äbnlicher Welse reflektieren wie die Eig⸗ jrystalle der tiefer (unterhalb 30 km) gelegenen sogenannten Cirrus wolken, sich jahrelang in jener großen . schwebend erhalten, ist von solcher Wichtigkeit, daß die Fortführung und Be— stätigung jener Crgebnifse durch alllährlich wiederholte Be— obachtungen und en nicht genug empfohlen und gefördert werden kann. Noch wichtiger wird aber die Fortführung und Ver- pollständigung der Messungen hinsichtlich der Geschwindigkeiten und Richtungen der Wolkenbewegungen in jenen großen , seln. Gerade die Gegenden zwischen Mitteldeutschland und dem südlichen Schweden find hierfür sehr geeignet. Wer ö. photographische Meßbild⸗ aufnahmen, bei deren Augführung die Berliner Sternwarte gern rathen und helfen würde, nicht eingerichtet ist, wird schon einen werth⸗ vollen Beitrag liefern, wenn er in einem möglichst genau pränsterten eitpunkt die Lage der Wolken zu bestimmten Punkten des Nord⸗
orizonts, womöglich durch sorgfältige Zeichnung, unter genauer An— gabe feines eigenen Standortz feststellt.
Bezüglich der Bildung der Gewitter⸗Elektrizität wurde blöher gewöhnlich angenommen, daß die Elektrizität in der Atmosphäre aus der Reibung des aufsteigenden Luftstromß an den Cirrugwolken entstehe, während Dr. A. Krebs auf Grund langjähriger Beobach⸗ tungen zu dem Schluß gekommen ist, daß sie auf die Umwandlung der in den Gewitterwolken vorhandenen Wärme in Elektriziät zurückjuführen sei. Neuerdings hat der Pariser Gelehrte Pellat über den Ursprung der Elektrizität in der Atmo spbäre eine Erklärung gegeben, ,, Richtigkeit er durch ein einfaches Experiment nachweisen konnte. as Experiment des französischen Gelehrten stützt sich auf die Wahrnehmung, daß der
asserdampf, der infolge Verdunstung dem Erdboden entsteigt, der Atmosphäre eine ziemlich bedeutende Menge von Elektrizität zuführt. Pellat benutzte jwei Schalen aus 5 deren Metall er mit Elektrizität lud und isolierte; die Elektrizitätsmenge jedes dieser Gefäße konnte durch einen Elektrometer ständig gemessen werden. Das eine dieser Gefäße wurde mit Wasser gefüllt, das andere blieb leer, und so wurden beide andertbalb Stunden lang bei Eewöhnlicher Temperatur in Ruhe belassen. Nach Ablauf dieser Zeit fie sich heraus, daß die mit Wasser gefüllte Schale den größten Theil ihrer elektrischen Ladung verloren hatte, während die andere ibre Eletrtri⸗ zität noch bis auf eine kaum merkbare Einbuße besaß. Diese Thatsache kann nicht anders erklärt werden als durch die Annahme, daß der Wasserdampf, der aus der gefüllten Schale verdunstete, dle Elektrizität mit sich nahm. Dadurch wird der Schluß nahegelegt, daß auch der von der Erdoberfläche aufsteigende Wasserdampf sich der dem Erdkörper an⸗ haftenden Glektrizltät bemächtigt und sie der Atmospbäre mittheilt. Ein weiterer Bewels für die Richtigkeit dieses Satzes ist darin zu sehen, daß der elektrische Zustand der Erde während der wärmsten Stunden des Tages am schwächsten ist, weil dann die Verdunstung der in der Erde enthaltenen Feuchtigkeit sich am stärksten vollzieht. Da der Ursprung der atmosphaäͤrischen Elektrizität seit Jabren eine vielumstrittene phystkalische und meteorologische Frage bildet, so ist die von Pellat gelleserte Erklarung von Wichtigkeit. Uebrigens machte der Gelebrte noch darauf aufmerksam, daß der aus den Schornstelnen in die Luft entsandte Rauch ebenfalls ein ansebnlicher Elektrizttätgträger ist, und zwar ist der Rauch gewohnlich mit negativer Elektrizität geladen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernteschätzung Frankreichs. Häpre, den 29. September 1899. Nach der im gestrigen Journal Officiel! von dem Ackerbau⸗Ministeriura veröffentlichten Schätzung stellt sich die diesjährige Winterkornernte Frankreichs,
wie folgt: J Weizen.
Anbaufläche Hektoliter
Hekrare 6 dl9ꝰ 400 129 005 500 gegen im Jahre 1898 6 963 711 128 096149
Menge korn.) 4221 8.40 gegen im Jahre 1898 4 225 674
Roggen. 1473150 24 052 800 17 510100 gegen im Jahre 1898
1474915 23 524 318 16998775
Somit erreicht die diesjährige Weizenernte in Frankreich mit gut 23 Millionen Doppelzentnern vollauf den vorigjährigen Ernteertrag. Der Strobertrag wird geringer, die Beschaffenheit des Korns eber eine bessere als im letzten Jahre sein. Da der Jahresbedarf an Weizen in Frankreich 95 Milllonen Doppelientner kaum ũbersteigt, so bleibt ein Ueberschuß jur Ausfuhr. Dleselbe dürfte in der Haupt⸗ sache als Mehl staitfinden, zur n unf beim Vermahlen aber etwas amerikanischer Weijen befler Qualtät eingeführt werden, um den Ab⸗ nehmern in England zu genügen. Der Ertrag an Roggen und an Gemenge von Roggen und Weizen steht ebenfalls hinter dem vorigjährigen Ertrage nicht zurũck. Der Doppeljentner Weijen ist zur Zeit in Paris mit 19.— und der Deppeljentner Weljenmehl mit 28,60 Franken nottert gegen 220 bejw. 36,50 Franken Auggangs September vorigen Jahres. Roggen çist dort 1410 und Hafer 16.30 —–= 1690 Franken gegen 14. bezw. 1676 = 17. — Franken im Vorjahre. Beim Weijen und Hafer e, die Nolierungen für die nächsten Monate eine etwas steigende ung. 4 amtlichen Schätzung der Sommerlornernte kann man Mitte Oktober entgegensehen. Sle wird erheblich geringer als die 1898 er inte 8 In den letzten Wochen haben die langersehnten Regen statt⸗ efunden, welcks ihren günstigen Cinfluß auf die noch auf dem Felde efindlichen Früchte, insbesondere ö. die Zuckerräben, sowie auf die Weiden nicht verfehlen, auch die Bestellung des Bodens für die Wintersaaten erleichtern werden. Dagegen beeinträchtigt das regnerische Wetter die . der Wiesen und Kleenachmahd, soweit dieselbe
noch zu beschaffen i
Ernteaussichten in . ö elsingforg, den 25. September 1899. eber die Ernte⸗ . . gone liegen jetzt für 6 Lane des Landes Berichte der Gouverneure, für die zwei übrigen aber nur die von dem Landwirth⸗ n,. veröffentlichten, weniger vollständigen und positiven Ueber⸗ en vor.
erna t der Weizen, abgesehen von einem wenig um—⸗
Kngl 3 m. wo die Einf. unter Mittel bleiben wird, in Nylands⸗ Län und ebenfo in St. Michelz. Lin einen theils guten, theils mittleren Ertrag ergeben, in Tapaftebug⸗Lön im Ganzen einen mittelguten, ellen weise guten, in Kuopio Län einen theils mittleren, theils darunter
leibenden irt. b . R 6e weist, ni in D . 3 tan , . org ⸗Län, so auch, esehen von dem übersg , in . eine theils 6. theils mittlere 6
Meter · Zentner 99 732 500
99 312 290
3 153 200 3 143 552
233 570 236 960
Ernte au Vavastehus⸗Lan und St. Michels ⸗Lꝑin eine lokal zwischen gut und ö. . wechselnde, in Wasa · Län, mit Augtz⸗ nahme einer Stelle, wo fie gut, und einer solchen, wo Mißwachs ist. eine miltlere, in Kuopio, Lan, mit Autnahme eineg einzigen Be⸗ kirks mit mittlerem Ertrage, eine unter mittel bleibende und stellen · weise sogar arg, Ernte, in Ulenborgz-Län (abgesehen von jwei
emeinden mit schlechtem und einer solchen mit gutem Ertrage) eine theils mittlere, theils darunter bleibende Ernte.
) Wehen und Roggen gemischt.
Der Ertrag der Ger ste wird, abgesehen von jrwel Gemeinden, wo er unter mittel bleihen, und von zwei Kirchspielen, wo er schlecht aus⸗
fallen dürste, in Nylands Län theils ein mittlerer, theils ein befferer
sein, ebenso in Tavastebus Län, abgesehen von einigen Bezirken, wo er noch besser sein wird, ferner ein meist mittelguter, bloß stellen⸗ weise darunter bleibender, aber auch stellenwelse selbst guter in St. Michelg⸗Lin. Wasa⸗Lan, Kuopio Lan, Wiborgs Län und Ulen—⸗ borgt · Ln, in welchem letzteres er nur an einer Skelle schlecht aus= fallen dürfle, während in Lbo. und Björneborgs Län die Gerste theilweise unreif geerntet werden muß.
Vom Hafer gilt dasselbe wie von der Gerste: nur in Kuopio⸗ Län und , erwartet man bei einem im allgemeinen mittleren, aber nirgends besseren Ertrage für einen größeren Bezirk eine Ernte unter mittel, in dem letztgenannten Gouvernement sogar stellenweise eine schlechte Ernte. .
Der Gouverneur von St. Michelg⸗Län spricht seine Ueberzeugung aus, daß, falls nicht Fröste der noch nicht gereiften Frübjahrsaussaat schaden, der Bedarf der Bevölkerung bis jur nächsten Ernte gedeckt sein wird. Der Gouvernenr bon Kuopio dagegen ist der Ansicht, daß bei der in diesem Jabre sich so sehr verspätenden Ernte noch nicht mit Sicherheit abzuseben ist, ob nicht für die ärmere Bevölkerung ein Nothstand entstehen wird, dem durch besondere Maßregeln abgeholfen werden müßte.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aug den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 40 vom 4. Oktober 1899.)
Pest.
Portugal. Zufolge einer Mittheilung vom 27. September ist die Seuche während der letzten Tage in Por to mit größerer Heftig⸗ keit aufgetreten. Vom 25. September wurden 3 Pesterkrankungen mit 2 Todesfällen gemeldet, am 24. September erkrankten 4 und starben 2 Personen, am 25. kam 1 Erkrankung vor und am 26. 4. Auch sind außerhalb des Militärkordons und zwar in Vendanova 10 Pesterkr ankungen mit 5 Todesfällen vorgekommen.
Egypten. In Alexandrien ist während der 2 Wochen vom 9. bis 22. September kein Pestfall zur amtlichen Kenntniß gekommen; am 23. September aber sind wieder 2 Neutrkrankungen (davon 1 mit tödtlichem Ausgang) gemeldet worden.
Britisch⸗Ostindien. Während der Woche vom 19. bis 26. August hat die Pest in Indien jugenommen. In der Provinz Punjab, woselbst die Seuche seit Mitte Juli erloschen war, ist sie zufalge einer Mittheilung vom 26. August von neuem ausgebrochen, und jwar in dem im Jullunder⸗ Bezirke belegenen Dorfe Karnana.
Japan. Auf Formosa sind in der Zeit vom 29. Juni bis 12. Juli 111 und vom 13. bis 26. Juli 13 Personen an Pest erkrankt. Die Gesammtzahl der Erkrankungen (der Todenfälle) betrug bis zum 12. Juli 2481 (1886).
Madagaskar. In der in Tamatave 3 Pestfälle mit tödtlichem Ausgang vorgekommen.
Cholera.
Britisch.Oßindien. Kalkutta In der Zeit vom 20. August
bis 2. September sind 9 Personen an Cholera gestorben. Gelbfieber.
Giner Mittheilung vom 23. August zufolge sind in Panama seit dem 4. Mai insgesammt 111 Fälle von Gelbfieber zur amtlichen Kenntniß gekommen; der Seuche sind bisher 51 Personen erlegen, davon 160 vom deutschen Schiff „Coriolanus“, Heimath Elsfleth.
Der Dampfer Sirio“ der Navigazione generale italiana hat auf der Fahrt von Rio de Janeiro nach Genua 8 Fälle von Gelb- fieber, darunter 6 mit tödtlichem Ausgange, gebabt; er ist am 23. Sey. tember in Genug eingetroffen und nach Ausschiffung der Post nach Asinars (Sardinien) in Quarantäne geschickt worden.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Madrid 2, Warschau (Krankenhäuser) 4 Todesfälle; Antwerpen (Krankenhäuser) 2, St. Petersburg 8, Warschau sKranken⸗ häuser) 2 CErkrankungen; Flecktyr bug: Warschau (Krankenhäuser) à Todesfälle; St. Petersburg 8, Warschau (Krankenhäuser) 5 Er— krankungen; Rückfallfieber: St. r,, 5 Erkrankungen; Tollwutbh: Berkin 1 Todesfall; Genicstarre: New or 14 Todesfälle; Keuchhusten: Reg. Bez. Schleswig 52, Kopen hagen 21, Wien 53 Erkrankungen; Influenza: Fürth 4, Ham⸗ burg 2, London (Krankenhäuserꝝ 4 Todesfälle; Ruhr: Reg - Benirke Arntberg 259, Düsseldorf 263 Erkrankungen; Brechdurchfall: München 70, Nürnberg 23, Hamburg 30 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Durchschnitt aller denlschen Berichtsorte 1886ñ395: 1 ): in Dulgburg — Er⸗ krankungen kamen zur Meldung in Berlin ä, in den Reg.⸗Bezirken Arnaberg 131, Düsseldorf 103. Königsberg 142, in Hamburg 52, Budapest 42, Cbristiania 30, Kopenhagen 85, London (Krankenhaäͤuser) I364, New Jork 53, Paris 53, St. Petersburg 48. Wien 38 — ferner wurden Erkrankungen an Masern gemeldet in Berlin 25, Breslau 77, in den Reg.⸗Bezirken Hildesheim 135, Königsberg 238, Stettin 210, in Nürnberg 108, im Herzogthum Braunschweig 140, in Budapest 26, New Jork 83, St. Petersburg 53, Wien 43 desgl. an Biphtbherie und Croup in Berlin 74. München 58, Kopenbagen 56, London ö. 219, New York 113, Paris 38, St. Petersburg Q, Stockbolm 91, Wien 35 — desgl. an Unterleibs?yphus in London (Krankenhauser) 41, New Jork 79,
Paris 117, St. Petersburg 114.
Der Ausbruch der Maul, und Klauenseuche ist dem galsetĩ hen Gesundheltsamt gemeldet worden vom Schlacht ˖ Viehhofe zu Mülhausen i. Els. am 5. d. M.
Niederländisch⸗Indien. Wegen Beulenpest ist seitens des General ⸗ Gouverneurs von
Niederländisch⸗ Indien durch Beschluß vom 17. August gegen 1 n, , 6. August ab) und durch Beschluß vom 34 KUugust gegen SDporto om 12. Auqust ab) die Quarantã ne
verhängt worden.
New Jork, 6. Oktober. eingetroffenen Meldungen sind und 2 Todesfälle, in
56 T. B.) Nach den letzten hier n Keywest 15 neue Erkrankungen New Orleans 3 Erkrankungen und keine
Todeßsfälle am gelben Fieber vorgekommen.
Verdingungen im Auslande.
Oesterreich⸗ Ungarn. 6 1
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Zeit vom 7. bis 12. September sind
Theater und Mustk.
Berliner Theater.
Die Reibe ihrer Gastspiel⸗Abende eröffnete gestern die bekannte Pariser Künstlerin Madame Réjane als Rigunette in dem drei- aktigen Lustspiel „Ma cousine“ von Meilhac und Halsvy. Vorher wurde der Ginakter „1807 von Aderer und Ephraim gegeben, der unter dem Titel Der Küchen junge“ bereits früher in deutscher Sprache am hiesigen Residenz⸗ Theater ,, worden ist. Ma cousine“ hat einen Inhalt, wie ihn die meisten französischen Sittenstücke haben. Man konnte an ihm nur das Geschick in der Herbeiführung verwickelter Situationen und hochkomischer Scenen bewundern, welche durch das unübertreffliche Spiel der Madame Röjane noch einen besonderen Reiz erhielten. Die Künstlerin verstand es, ihrer Rolle einen solchen Uebermuth, eine so unwiderstehliche Komik und Grazie zu verleihen, daß sie sich und dem Lustspiel dadurch sofort die Sympathien des Publikums gewann. Dies sowie die Decenz ibres Spiels und die Eleganz ihrer Erscheinung vermochten allein über manche Drastik des Stückes hinwegjuhelfen. Lebhafter Belfall und Blumenspenden wurden der Kuünstlerin zu theil. Die anderen Mitwirken⸗ den führten sowohl in diesem Lustspiel, wie in dem vorher aufgeführten, in welchem Madame Réöjane nicht auftrat, ihre Rollen durchaus zu⸗ friedenstellend durch. Besonders hervorzuheben ist . daz lustige Spiel des Fräuleins Crojet (als Mme. de Méölufay und des Herrn Num dg (al Champcourtier) in „Ma cousine“.
Lessing⸗Theater.
Frau Duse beschloß gestern in einer Abschiedsvorstellung, die sich aus einzelnen Scenen dreier verschiedenen Werke zusammen⸗ setzte, die Reihe ihrer Gastspielabende. Den Anfang machte die vor kurzem rühmend hervorgehobene Botenscene aus Shakespeare's Tragödie Antonius und Cleopatra“, in welcher sie der Wuth und Verjweiflung der egyptischen Königin über die Wiederbermählung des Antonius jo gewaltigen Ausdruck giebt; dann folgte der mit dem Tode der Heldin endende letzte Alt von „Adrienne Lecouvreur“ von Seribe und zum Schluß Clärchen's Appell an das Volk aus dem fünften Akt von Goethe's Trauerspiel Egmont‘. Von den letztgenannten beiden Rollen, in welchen die Künstlerin hier noch nicht auf⸗ getreten ist, mußte begreiflicherweise besonders ihre Auffafsung der von Goetbe geschaffenen Mädchengestalt von Interesse sein; gerade diese aber brachte dem Publikum im allgemeinen eine Enttäuschung. während sie dem Kenner der Kunst der italienischen Tragödin nur das bestätigte, was er schon voraussah, nämlich daß die Lösung dieser dem üblichen Schaffensgebiete der Künstlerin so fern liegenden Aufgabe ihr nicht ge⸗ lingen würde. Melsterhaft zeichnet sie Heldinnen mit einem Zug ins Dämonische, sowie sensible moderne Frauennaturen, aber für das schlichte Wesen und Empfinden des nieder deutschen Bürgermädchens, welches im Augenblick höchster Noth zur Heldin , findet sie den rechten Ton nicht und würde ihn wohl selbst bann nicht finden, wenn sie nicht, wie gestern, nur die letzte Phase in der Entwickelung des Charakters, sondern seine ganze Entwickelung darzustellen unternähme. „Sunt eerti denique fines“ ist ein Satz, der auch bezüglich ihrer großen Kunst Gelfung hat. Immerhin aber war es ein interessantes Experiment, wenn auch ein mißlungenes. In diesem Sinne wurde es auch vom Publikum aufgefaßt, welches die Scheioende zum Dank 2 ö. 1 genußreicheren Abende am Schluß mit Beifall überschũttete.
Im Königlichen Opernhause geht morgen Bizet's Qper Carmen“ mit Fräulein Rothauser in der Titelrolle in Scene. Den Don Joss singt Herr Sommer. Kapellmeister Strauß dirigiert. — In der am Sonntag stattfindenden Aufführung von Lohengrin“ i err Kraus den Lohengrin, Fräulein Hiedler die Elsa und rau Goetze die Ortrud.
Im Königlichen Schauspielbause findet morgen eine Auf⸗ führung von Heinrich von Kleist's Ritterschauspiel Das Käthchen von Hellbronn * in folgender Besetzung statt: Wetter vom Strahl: Herr Matkowsky; Käthchen: 6 Sperr; Gottschall: Herr Kraußneck; Tbeobald Friedeborn: Herr Netper; Rheingraf vom Stein: Herr Keßler; Kunigunde von Thurneck: Fräulein von Arnauld; Brigitte: Frau Schramm.
In der am Sonntag im Neuen Königlichen Opern⸗ Theater stattfindenden Aufführung von „Uriel Acosta“ spielt Herr Matkowsty die Titelrolle. J
Im Deutschen Theater geht am Sonnabend, den 14. Ok- tober, Gerhart Hauptmann's Bühnendichtung Das Friedensfest“ zum ersten Mal in Scene.
Im Berliner Theater ist der Vorverkauf für die Gastspiel⸗ abende der Mme. Réöjane am letzten Tage so stark gewesen, daß die Künstlerin sich noch vor Beginn ihres Gastspiels entschlossen bat, an zwei weiteren Abenden, und zwar am Mittwoch, den 11., und Donnerstag, den 12. d. M., deren Spielplan noch bekannt gemacht
wird, aufzutreten. Im Schiller ⸗Theater wird morgen das Ibsen'sche Schauspiel Nora“ wiederholt. Für Mittwoch, den 11. d. M., ist die erste Auffübrung von Blumenthal's und Kadelburg's Last⸗ spiel „Großstadtluft! angesetzt. Nach diesem kommen Calderon's
chauspiel ‚Der Richter von Zalamea⸗ in der Ueber- setzung von Wilbrandt, dann „Cyprienne! in der Bühnen⸗ bearbeitung von Oskar Blumenthal und am 19. Nobember Die Jungfrau von Orleans“ zur Aufführung. — Der nächste der Dichter⸗ und Tondichter⸗Abende, die das Schiller ⸗Theater im Bürgersaale des Rathhauses veranstaltet, ist Joseph Haydn gewidmet. Den einleitenden Vortrag bält Dr. Carl Krebs.
Im Theater des Westens geht morgen Lortzing's komische Oper „Der , ei halben Preisen in Scene. Herr Hu Becker wird die Titelrolle und Fräulein Untsch die Marie singen. J am Montag 4a , Aufführung der Regimentstochter wird die in den Verband des Theaters nunmehr definitiv eingetretene Koloratursängerin Frau Caroline Steinmann zum ersten Mal auf. treten. Im Sonntag Abend wird Fräulein Prevosti die Violetta in „La Traviata“ singen.
Die General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele hat dem Verein Deutsche Volksbühne“ jzu Berlin das Recht zur ein⸗ maligen Aufführung des Schauspiels „Deutsche Treue! von Felt Dahn ertheilt. Das Werk soll noch im e der 9 1899/1909 in Scene gehen. — Abonnementsbefte für fünf . des Vereing und Einzelbillets sowie Spielprogramme sind 3 . der . Deutschen Volksbühne (Berlin W., Helmstraße s er 1 . 39
Für die ö5ffentlichen Hauptproben zu den Philha k Konzerten unter Renn. Nikisch g . Konzert ⸗Direktion Hermann Wolff, um vielfachen Wünschen s . den Versuch einer neuen Einrichtung machen.
estimmte Anzahl numerterter Plätze Di ersten Ranges, der Mittel und numeriert und jum Preise von 3 M verkauft. bletht unnumeriert und behält seinen alten Eintritts Diese Neuerung tritt bereits bei der am Sonntag, Mi stattfindenden öffentlichen Hauptprobe zu dem für ersten Philharmonischen Konzert ein. 7