1899 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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soll, jäbrlich zu verzinsen und mittels , oder freibändigen Ankaufs jährlich vom Rechnungs fahre 1907 ab mit wenigstens 16 des Kapitalbetrags unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten An⸗ leibescheinen zu tilgen.

Auch soll die Stadt verpflichtet sein die Ueberschüsse der Straßen⸗ bahnen, des Elektrizitätswerks und des Wasserwerks zur außerordent⸗ lichen Tilgung zu verwenden oder zu einem besonderen Tilgungsfonds anjusammeln. ; .

Eine Verstärkung der planmäßigen Tilgung oder eine Kündigung der gesammten Anleihe ist bis zum 1. April 1965 ausgeschlossen. Nach diesem Zeitpunkt hat die Stadt das Recht, den Tilgungsstock zu ver⸗ stärken oder auch sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleihescheine auf einmal zu kũadigen . ö

Bei einer nach diesem Privilegium gestatteten sypäteren Serab⸗ setzung des Zinsfußes sind die noch nicht getilgten Ankeihescheine für den Fall, daß sie der Stadt nicht bis zu einem von ihr festzusetzenden Termin zur Abstempelung auf, den niedrigeren Zinssatz eingereicht werden, ebenfalls rechtzeitig zu kũndigen.

Das Privilegium wird mit der rechtlichen Wirkung ertheilt, daß ein jeder Inhaber der Anleihescheine die daraus hervorgegangenen Rechte geltend zu machen befugt ist, obne zu dem Nachweis der Ueber⸗ tragung des Eigenthums verpflichtet zu sein. .

Durch das Privilegium, welches Wir vorbebaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihe scheine eine Gewährleistung seitens des Staats nicht übernommen.

Urkundlich unter Unserer Höchfteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Neues Palais, den 23. Oktober 1899.

(Siegel) Wilhelm . von Miguel. Freiherr von Rheinbaben.

Regierungsbezirk Düsseldorf.

Anleiheschein der Stadt Rheydt ... Ausgabe Buchstabe;. . Nr. ...

über Mark Reichswährung.

Ausgefertigt in Gemäßbeit des landesherrlichen Privilegiums vom 1889 (Amtsblatt der Königlichen Regierung iin

Rheinprovinz.

Auf Grund des vom Bezirksausschusse zu Düsseldorf genehmigten Beschlusses der Stadtverordneten⸗Versammlung von Rbevdt vom 22. August 1899 wegen Aufnahme einer Schuld von 1500 900 0 bekennen sich die Unterzeichneten namens der Stadt durch diese, für jeden Inhaber gültige, seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehnsschuld von Mark, welche an die Stadt baar gejahlt worden und mit Prozent jährlich zu verzinsen ist. ? ;

Die Rückzablung der ganzen Schuld erfolgt mittels Verloosung oder freibändigen Ankaufs der Anleibescheine in den Jahren 1902 bis spätestens 1935 einschließlich aus einem Tilgungsstocke, welcher wenig- stens mit 13 Prozent des Kapitals jährlich, unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleibescheinen, sowie mit den Ueberschüssen der Straßenbabnen, des Elektrizitãätswerkaz und des Wasserwerks ge⸗ bildet wird. ; ; .

Bis zum 1. April 19805 ist eine Verstärkung Der planmäßigen Tilgung oder eine Kündigung der gesammten Anleihe ausgeschlosseꝝz.

Nach dieser Zeit kat die Stadt das Recht, den Tilgungaftock zu verstärken oder auch sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleibe⸗ scheine auf einmal zu kündigen. Die durch die verstärkte Tilgung er⸗ sparten Zinsen wachsen ebenfalls dem Tilgungsstock zu

Die Ausloosung der Anleibescheine geschieht in dem Monat Februar jeden Jahres. l ;

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bejeichnung ibrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen sell, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens drei Monate vor dem Zahlungstermine in dem „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preuffischen Staats-Anzeiger“, in dem Amteblatte der Königlichen Regierung zu Düsseldorf, in der Berliner Börsen zeitung und in der Rbeydter Zeitung. Gebt eines dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von der Stadtvertretung mit Genehmigung des Königlichen Regierungs- Präsdenten ju Düssel⸗ dorf ein anderes Blatt bestimmt. Im Falle der Tilgung der Schuld durch Ankauf von Anleihescheinen wird der Betrag der angekauften Anleihescheine alsbald nach dem Ankaufe bekannt gemacht. Bis zu dem Tage, an dem das Kapital zu entrichten ist, wird es in balbjährlichen Terminen am 1. April und 1. Oktober, von heute an gerechnet, mit Prozent jährlich verzinst. Die Ausjahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine bezw. dieses Anleibescheins bei der Stadtkasse in Rheydt und zwar auch in der nach dem Ein⸗ tritte des Fälligkeitstermins folgenden Zeit.

Mit dem jur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleibe⸗ scheine sind auch die dazu gehörigen Zineicheine der späteren Fälligkeit termine zurückzullefern. Fur die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen.

Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerbalb dreißig Jabren nach dem Rückzahlungstermine nicht erboben werden, sowie die inner⸗ halb fünf Jahren nach Ablauf des Kalenderjabres, in welchem sie fällig geworden, nicht erbobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder vernichteter Anleihescheine erfolgt nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen. . können weder aufgeboten, noch fur kraftlos erklärt werden.

och soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der fünfjährigen Verjährungsfrift bei der Stadtverwaltung anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vor⸗ zeigung des Anleibescheins oder sonst in glaubhafter Weise Tar— thut, nach Ablauf der Verjährungefrist der Betrag der angemeldeten und bis dabin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung aus gezahlt werden. . ;

Mit diesem AÄAnleihescheine sind halbjährige Zinsscheine bis zum

auszugeben. Die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden. Dle Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadtlasse in Rbevdt gegen Ablieferung der der älteren Zinsscheinreibe beigedruckten Anweifung, sofern nicht rechtzeitig von dem Inhaber des Anleihescheins Wider⸗ spruch erhoben wird. I .

Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe auf rechtzeitige Vorzeigung an den Inhaber des Anleihescheins Zur Sicherung der hierdurch eingegangenen Ver- . haftet die Stadt mit ihrem Vermögen und mit ihrer

euerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Rheydt, den. ten.

Der Ober ˖ Bůr

ö 3

Anmerkung; Die Anleihescheine sind außer mit den Unter⸗ schriften des Ober Bürgermeisters und zweirr Mitglieder der Schulden⸗ tilgungs ⸗Kommission mit dem städtischen Siegel zu versehen. z

Rheinprovinz. egierungsbezirk Dässeldorf. 3in sf n

i V... Reihe

; zu dem Anleihescheine der Stadt Rheydt .. te Ausgabe ; Buchstabe Nr... über.... Mark Reichs währung zu... c Zinsen über ö

( Faksimile.) Der Stadtka ssen Rendant. (Faksimile) Dieser Zinsschein ift ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht 6 if Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Regierungsbezirk Düsselsorf. Anweisung

zum Anleihescheine der Stadt Rheydt te Ausgabe

Buchstabe ... .. Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem vorbenannten Anleihescheine die .. te Reihe von Zins. scheinen für die zehn Jahre bis.... bei der Stadtkasse in Rheydt, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Widerspruch erhoben wird.

Trockenstempel. ) Rheydt, den. ten Der Ober · Bürgermeister. Die stãdtische Schuldentilgungs· Kommission.

(Faksimile.) (Faktsimile.) Der Stadtkassen · Rendant. (Fatsi nile.)

Die Anweisung ift zum Unterschiede auf der ganzen Blatt⸗ breite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

ter Zinsschein. ter Zinsschein.

Rheinprovinz.

Anweisung.

Justiz⸗Ministeri um.

Der Rechtsanwalt Gebhardt in Frankfurt a. O. ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts, mit An⸗ weisung seines Wohnsitzes in Frankfurt a. O., und

der Rechtsanwalt Dr. Scharff in Greifswald zum Notar für den Bezitk des Oberlandesgerichts Stettin, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Greifswald, ernannt worden.

Mini terium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Organisten an der Kirche zum Heiligen Geist in Magdeburg, Königlichem Musik-Direktor Rudolf Palme ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Nichtamtliches Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, den 3. November.

In der am 2. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde den Gesetzentwürfen für Elsaß⸗ Lothringen wegen Ausführung der Grundbuchordnung und des Reichsgesetzes über Angelegenheiten der frei⸗ willigen Gerichtebarkeit in der Fassung der Beschlüsse des Bundesausschusses die Zustimmung ertheilt. Der Entwurf einer Verordnung über die Klasseneintheilung der Orte wurde den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Außerdem wurde die Wahl eines Mitgliedes der Verwaltung des Reichs⸗-Invaliden⸗ fonds vorgenommen und über den Seiner Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschlag wegen Besetzung einer Rathsstelle beim Reichsgericht Beschluß gefaßt.

Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes⸗ raths für das Seewesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sitzungen.

Der Königliche Gesandte in Karlsruhe, Wirkliche Geheime Rath von Eisendecher ist von dem ihm Allerhöchst be⸗ willigten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des W. T. B. ist der Ablösungs⸗ transport für S. M. SS. „Kaiserin Au gusta“, „Hertha“ und, Gefion“, Transportführer: Kapitänleutnant Weniger, mit dem Dampfer „Prinz Heinrich“ am 1. No⸗ vember in Neayel eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Port Said fortgesetzt.

S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Kapitän zur See von Usedom, ist mit dem Zweiten Admiral des Kreuzer⸗ geschwaders, Kontre⸗Admiral Fritze an Bord am 2. No⸗ vember in Amoy angekommen.

S. M. S. „Loreley, Kommandant: Kapitänleutnant von Levetzow, ist am 2. November in Piraeus eingetroffen und geht am 4 d. M. nach Messina in See.

S. M. S. Seeadler“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Schack, if am 2. November in Messina angekommen und geht am 6. d. M. nach Port Said in See. 36.

. M. S. Wolf, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Weber, ist am 2. November in Kamerun eingetroffen.

Sach sen.

Das gestern ausgegebene Bulletin über das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August lautet dem Dresdner Journal“ zufolge:

Seine Königliche Sobel der Prins Friedrich August bat bis

53 Uhr Morgens obne Unterbrechung ruhlg geschlafen, fühlt sich

kräftiger, klagt aber noch aber leichtes Druckgefühl in der Stien. , , zs 1. * m . Allgemeinbefinden andauernd zufriedenstellend.

Ka lktrenth, 2. November 1899, früh.

Hessen. Der Bischof von Mainz Dr. Haffner ist, wie, W. T. B.“ meldet, gestern Abend infolge eines Herzschlages verschieden.

Sach sen⸗Altenburg. Der Landtag ist zum 16. d. M. einberufen worden.

Deutsche Kolonien.

Ueber eins Bereisung des Merere⸗Reiches in Deutsch⸗ Ostafrika berichtet der Hauptmann Prince, wie das Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, aus Iringa unter dem 20. August d. J. Folgendes:

Am 13. Mai langte ich in Mlangali an, traf hier Vorkehrungen zu einem großen Steuer⸗ ꝛc. Schaurt und bereist⸗ dann die Distrikte Uhenga und Gawiro, die mit Idunda das nördliche Ubena ausmachen. Ubenga war lange Zeit Streitobjekt zwischen dem Sultan Merere und Manamhawi, seinem Bruder. Um den für die Station un ersprießlichen Zuftand zu beseitigen, warde dieser Distrikt nunmehr dem Merere jugztbeilt, wäbrend Manamhawi endgültig das unweit Iringa gelegene Idodi, das einstmals auch zum alten Merere—⸗ Reich gehörte, als Jumbenschaft erbielt An Stelle der früberen großhen Kwawatembe in Ubenge steben jetzt dem Merere ge= börtge Neubauten. Felbwirihschaft ist fleißig betrieben worden, die Dürre bat aber die Einten stark beeinträchtigt, und Pecken haben unter den Bewohnern aufgeräumt. In Gawiro ist der Hauptgegen⸗ stand die gleichnamige Ubenaresidenz Merere's. Dieser wohnt in der Mitte des gewaltigen Vierccks, in dem speziellen Kwawakomplexe, hat denselben welentlich erweitert, mit schönen, der Wassangebauart eigenthümlichen Tembenkballen geschmückt und mit Graben und Dornen⸗ palifsaden befestigt. Mitten darin baut er an einem zweistöckigen Steinhause, wobei ihm freilich die Nothwendigkeit lothrechter Mauern viel Kopfierbrechen macht. Von Interesse sind auch an den Wänden der Kwawatemben die in schwarz, weiß, roth, gelb, grau gebaltenen bild⸗ lichen Darstellungen von Kwawa und seinen Wafagira, von Elefanten, Giraffen, Leoparden, Flußpferden und Jagden. Merere bat schleunigst diese Kunstleistungen noch zu überbieten gesucht. Er bat sich europärsche Tracht angewöhnt und kam mir in solcher mehrere Stunden vor Gawiro entgegen, stellte mir dann seine mit in den Wänden eingelassenen Spiegeln gezierte Haupthalle zur Verfügung, spielte überhaupt den liebenswürdigen Wirth, zeigte gern seine Herrlichkeiten und machte mich hierbei mit Stol; r aufmerksam, daß er kürzlich felber einen Löwen und Elefanten geschossen und einen 6 des letzteren sofort dem Serkal' ausgehändigt habe. Seine

teubauten sind schön und auch sauber, eine Tugend, auf welche die übrigen Wassanga bezüglich ibres Wohnorts nicht viel zu geben scheinen; denn die nächste Umgebung ihrer Temben ist eine förmliche Niederlage für allen nur erdenklichen Unratb.

Nachdem Oberleutnant von der Marwitz, der jetzt Nord. und Ostussanga zum Zwecke einer letzten Steuervorbereitung für die Westhälfte des Iringabezirks Menschen und Rinder zählend durchziehen sollte, einge⸗ troffen war, ging ich mit ibm und Merere nebst großem Sultang⸗ trosse in nördlicher Richtung weiter. Etwa drei Stunden nördlich von Gawiro und der Ortschaft Ufara hört das für Ubena charakteristische, weitgewellte, fast nur unter Gras stehende Gelände, eine Fortsetzung des Uhehegraslandes, auf; es beginnt die tisch— platte Niederung des Mxangali oder Großen Ruahas“, welche zunächst bis zur bedeutenden Ortschaft Kiwere mit Busch und Strauch bedeckt ist. Ueber Kiwere hinaus, und zwar je fast bis an den Usafaabfall im Westen, an die Vorbügel ron Niam⸗Niam im Norden, an die Irongoberge (Madibira) im Osten,

Dr. Selle.

dehnt sich, soweit das Auge reicht, eine gewaltige, fast baumlose

Ebene aus, die zwar in der Regenzeit mit Gras bestanden ist, aber in der Trockenzeit, namentlich nach den Geasbränden, un—⸗ beschreiblich öde wäre, wenn nicht die kolossalen Wildbeerden Leben in das Bild brä hten. Verschiedentlich glaubte ich noch aus 1509 m Entfernung mitten in der gelben Ebene eine lange Strecke Buschwald vor mir zu sehen, der sich aber bei Annäherung als eine etwa 1000 Stäck starke Herde von vorherrschend Zebras und Leierantilopen auswies. Rhinozeros und Elefant sind auch nicht selten, während Löwen hier nachgerade zu Hause sind. Einen schteckte ich sogar in 150 m Entfernung vom Kadaver eines Zebras auf, den er soeben unter den Augen einer riesigen, aus 500 m Entfernung neugierig zuschauenden Herde dieser Thiere verspeist hatte. Es empfieblt sich, hier ein Zebrareservat zu schaffen, und ich habe deshalb Merere eingehend über den Werth des Zebras unterrichtet und das Schießen dieser Thiere verboten. Am Mypangali selbst a keine Dörfer, wohl aber sind eine Reihe Niederlassungen, meist Neusiedelungen durch Merere, ein bis zwei Stunden vom Flusse ab in der Steppe verstreut, die vielfach bejüglich Brennmaterials auf Dünger angewiesen sind. Am linken Ufer ist jedoch die Steppe von Ulanga an westlich menschenleer und fast ohne Wild. Bei Ulanga, einer Niederlassung mit 60 Hütten, 15 Stunden nördlich des Mpangalt, auf der Straße Gawiro W Niam.Niam, ging Oberleutnant von der Marwitz östlich zum Weiterzäblen ab, während Merere auf direktem Wege westlich nach seiner im Neubau begriffenen Ussangaresidenz Utengule ging. selber zog aus kartographischen Gründen erst flußauf längs des Mpangali bis zu seinem Zusammenflusse mit dem Bavali und Kimara bei Muhenjero. Von hier bis Tagata fließt er, ein gewundener, 59 bis 100 m breiter, 1 m tiefer Kanal, in erhabener Eintönigkeit durch die öde Sterpe. Fische sind zahlreich, Krokodile soennen sich auf den Schlammbänken am Ufer, einzelne Flußpferde tauchen im gelben Wasser auf, und ab und zu sieht man einen Reiher oder Marabu; aber überall ist Schweigen, und zu windstiller Müttage eit ist die Ein⸗ samkert in der endlosen, gelben, mit flimmernder, kechender Luft be deckten Ebene förmlich erdrückend. Auf der genannten Strecke fließt allein der Mkodjafluß und Ruababach in den Mypangzali; trotzdem ist er die ganzen 20 Stunden durch wohl fahrbar. Schade, daß er von Tagata flußabwärts stetig wasserärmer wird, sein Sandbert gegen Felsen vertauscht und kaum je zu gebrauchen sein wird. .

Von Muhenjero zog ich langs des Barali darch die starke Wasafuaniederlassung der Landschaft Donjera, die mit ihren großen Bäumen, bedeutenden, ganz prächtig stehenden Mtamaseldern, ihren niedlichen, vielfach von Schlinggewächsen umrankten Wasafua⸗Rund⸗ bütten einen recht guten Eindruck machte, der nur durch die Thatsache getrübt wurde, daß hier die Pocken arg gehaust hatten. Jedermann hat bier neben der Rundhütte auch die Wassangatembe, erstere für die trockene, meskitoarme, letztere für die nasse, moskitoreiche Jahreszeit, infolge dessen dünkt dem Durchreisenden die Bevölkerungsziffer

1ößer, als sie ist. Von hier ging ich den Barali, . Kimara. Kimane, Mkodja lauter wasserreiche, klare, kalte Flüsse und den sechs Stunden breiten, öden Buschpori Komalinjt=-Utengule passierend, auf der Karawanenstraße nach Utengule. Alle Ortschaften hatten durch Pocken erhebliche Verluste erlitten, die Ernten waren in den höher gelegenen Plätzen durch Dürre beschädigt. Utengule selbst steht an einer für die Wassanga und speziell für das Mereregeschlecht historisch wich⸗ tigen Stelle. Einmal äscherten ihnen hier die Julu in alten Zeiten ihr ältestes Utengule ein. Nachdem sie wieder eine gewaltige, über eine Stunde im Umfang messende Stadtanlage hier erbaut hatten, wurden sie von den Kwawas vertrieben. Sie hatten sich auch in einem Utengulebau bei Tagata, später in einem solchen am Mypangali beim Austritt aus den Bergen wo sie vor etwa 25 Jahren von El ton besucht wurden krampfhaft zu halten versucht. Jetzt, nachdem sie über 20 Jahre ganz aus ihrem Stammlande ver⸗ trieben gewesen, bauen sie mit großer Genugthuung an einer Nieder lassung, die an Umfang ihren Traditionen würdig zu werden verspricht. Merere sagte, alt ich ihm die Steuernothwendigkeit an⸗

deutete: 50 () Jahre bin ich und meine Väter berumgeirrt; jetzt möchte ich mich am alten Fleck ausruben; dies Jahr erlaß mir die Steuer, aber meine Leute, die sollen zahlen. Hier traf ich mit

Dr. Fülleborn zusammen, der eine Impfreise zu meiner großen

reude auch auf Ubena ausgedehnt und sogar in Mlangali Lymphe interlassen hatte.

6 zweitägigem Aufenthalt und vielen Schauris zog ich mit Merere bis jur bedeutenden, ebenfalls neuen Niederlassung Ruiwa hart an seiner Westgrenze, die gegen dangenbur durch den steilen Usafa⸗ abfall gegeben ist. Der nach Usafa rende 5 scheint mir recht bequem Uund bei geringer Bearbeitung fahrbar zu sein. Sollte dies der Fall sein, s9 wäre ein fahrbarer Weg zum Rikwa und Tanganvika leicht erreichbar. Da ich die Rückreise von hier zunächst durch das südlich an Merere's Reich grenzende Gebiet Kahsémara's nehmen wollte, wegen Routenaufnahmen, verabredete ich mit Merere ein Zusammentreffen bei dem in Mlangali angesagten roßen Schauri und zog dann zwei Tage lang durch das genannte 6. Dies ist ein zwei bis vier Stunden breiter Streifen längs des Nordabfalls der Tingaberge, vom Usafapaß bis zum Mpangant, und ist eins der besten Stücke Ussangas. Die Leute Kahsmara's scheinen vielfach Wasafug zu sein, jedenfalls herrscht die betreffende Hüttenart vor. Das Land ist besser be— wässert als das übrige nördlich daran grenzende Uffanga, weil hier noch viele Bäche einzeln fließen, die weiter nördlich entweder schon trocken sind oder ihr Wasser in größeren Flüssen vereinigt haben, die, ohne abgeleitet zu werden, nicht so viel Terrain befeuchten können. Die Dürre hat deshalb weniger wirken können und ist wohl wegen der 66 Nähe an den hohen Kingabergen überhaupt geringer gewesen.

ie Felder standen hier ausgezeichnet. Bei Fukwa am Mypangali be— trat ich wieder Merere's Reich, wo recht bedeutender Anbau auf dem äußerst fruchtbaren Boden längs des Flusses stattgefunden hat. Von bier ging ich über die großen Niederlassungen Ngallo, Bowora, Sunura nach Ufara, wo meine mit einer Reihe von Breiten destim. mungen versehene Routenaufnahme die wünschenswerthe Abrundung erreichte und wo eine ausgezeichnete Fernsicht die Gelegenheit bot, Azimutbestimmungen für viele Punkte der im ganzen durch⸗ zogenen Gebiete zu gewinnen. Auf der Strecke Bowora— Sunura, welche Karawanenweg ist, fielen mir die Folgen von Räubereien unangenehm auf, welche Händler, die früberen Kriegs- wirren benutzend, seiner Zeit hier verübt hatten. Diesem Händler⸗ unfug ist seit langem durch die Station ein Ende gemacht worden. zn Sunura war es für mich von Interesse, eine Kuh zu sehen, auf die Merere besonders stolz ist, weil sie, trotzdem ein ganzes Vorder⸗ bein feblt, schön im Stand ist, ein schönes Kalb bat und sich zwar schwerfällig, aber selbständig auf die Weide schleppt.

Am verabredeten Tage traf ich in Mlangala ein. Sämmtliche bedeutende Leute, Ubenas, Ussangas, Mlangalis waren versammelt, denen ich nach Erledigung der vielen angehäuften Schauris die Steuer⸗ gesetze klar machte und jedem Distrikt auf Grund der fertiggest Ilten Zãhl⸗— listen seine Steuer eingehend vorrechnete. Das Gebiet Merere's jenfeits des Mpangali wurde wegen schwerer Schädigung durch Dürre und Pocken, namentlich aber, weil die Leute mit dem Bau des neuen Mtengulen sehr in Anspruch genommen sind, Steuerfreiheit für dieses de. gewährt, dem übrigen Mereregebiet im Ganzen 1400 Lasten

erealien. 200 Arbeiter à 24 Tage, den Wabena ... Arbeiter 224 2 alle zur Herstellung einer Fahrstraße von Kwawa's Lager bis Mlangali, den ahebe Mlangalis die Lieferung der dabei nöthigen, sehr bedeutenden Menge Brückenboljes auferlegt. Wenige Wochen darauf waren die besagten Gebiete auf den Beinen, um ihre Steuer zu leisten. Bei dem allgemeinen Schauri nahm ich Gelegenheit, dem Merere klar zu machen, daß ich verschiedentlich beiüglich seiner Wasagira auf meiner Tour ungünstige

F Beobachtungen gemacht hätte, weil sie zu alt, schlapyp oder dumm für ibre Stellung wären. Diese nahm ich wegen der Unordnung in

den ihnen unterstellten Dörfern ernstlich vor, zum Schmerj; Merere's, der sie aus Pietät für das Andenken feines Vaters hält. Ich empfahl ihm jedoch, einige davon zu entlaffen, und stellte scharfe Revision der Wasagirathätigkeit, die sich in fauberen, mit Chakulla gefüllten Dörfern ꝛc. zu betbätigen babe, für das nächste Jahr in Aussicht. Mlangali selbst hat sich außerordentlich verschönert. Das fertige Pockenhaus, die Anlagen, die Neubauten und weiten Felder der Wahebe machen äußerlich einen sehr guten Eindruck. Die vergnügten Gesichter der Leute, die im besten Einverffändniffe h uns sind, beweisen, daß sie sich unter dem neuen Regime wohl ühlen.

Auf der Reise hatte ich mit Lympbe des Dr. Fülleborn allenthalben Impfungen vorgenommen. Oberleutnant von der Marwitz batte in Mlangali damit begonnen und Lomphe auch an die katbolische Mission zu Madibira geschickt. Die evangelische Mission bei Kidugala hatte auch solche erhalten. Seitdem sind in in jenen Gegenden viele Tausende geimpft. Von hier marschierte ich auf der Barra⸗ Barra nach Iringa. Die neunstündige, bewohnerlose Strecke nach Busni wird in dieser Regenzeit durch Neusiedelungen unter⸗ brochen werden. Busni und Gominsi haben sich baulich sehr gebessert. Die elfstündige unbewohnte Strecke mwischen Gominji und Us:u ist darch eine Neusiedelung bei Tengulinji unterbrochen; eine weitere Niederlassung ist in die Wege geleitet. Auf der lertgenannten Strecke

y habe ich zum ersten Male im Bezirke Eis gesehen und zwar im Zelte um 7 Uhr Morgeng im Waschbecken, in welchem das Wasser mit

einer Cieschicht in Stärke einer gewöhnlichen Fensterscheibe gefroren war. Am 22. Juni traf ich in Iringa wieder ein.

DOesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser stattete gestern Nachmittag dem König von Griechenland einen dreiviertelstündigen Besuch ab, welchen der König in der Hofburg erwiderte.

Der König Alexander von Serbien empfing gestern Nachmittag den Minister des Auswärtigen Grafen Golu⸗ chowski in einstündiger Audienz und setzte Abends die Reise nach Meran fort.

Aus Prag wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß in den letzten Tagen in 3 Starkenbach, linsko, Unter⸗Kralowitz, Dobruschka und Hohenbruck Kund— 86 stattgefunden haben, wobei an den Häusern von

srgeliten die Fenster eingeschlagen wurden. In Dobruschka wurde die Gendarmerie mit Steinen beworfen. Einige Ver⸗

36 6 wurden vorgenommen und in allen genannten

rischaften die Gendarmerieposten verstärkt.

Großbritannien und Irland. Der Kriegs⸗Minister Marquis of Lansdowne hielt

gestern Abend in k eine Rede, in welcher er, dem

W. T. B. zufolge, sagte, er hoffe, daß die defensive Phase bes gegenwärtigen Krieges sich ihrem Abschlusse nähere. it Bezug auf die Angriffe gegen die angebliche ungenügende Berelischaft der Regierung betonte der Minister die Unmöglich— keit, daß die militärischen Vorbereitungen mit der Diplomatie gleichen Schritt hielten.

Das Kriegsamt macht bekannt, daß in der Schlacht bei Ladysmith am Montag 6 Offiziere getödtet und 9 ver⸗ . sowie 54 Mann getödtet und 231 verwundet worden eien.

Italien.

Die „Gazzetta Ufficiale“ veröffentlicht ein Königliches Dekret vom 28. v. M., durch welches für die neue Session des Parlament Saracco als Präflbent und Caniß5zaro,

Finali, Ghigliori und Pessina als Vizepräsidenten des Senats bestätigt ö ö .

Spanien.

In der wien, Sitzung der Deputirten kammer stellten, wie W. T. B.“ berichtet, die Republikaner den An⸗ trag, die Kammer möge wegen der Verfügung des Gener al⸗Kapitäns von Catalonien, durch welche die ö welche die Zahlung der Steuern verweigern, für Aufrührer erklärt werden, ihre Mißbilligung aus⸗ sprechen. Der Minister⸗Präsident Sil vela bekämpfte den Antrag und lobte die Haltung des General-Kapitäns. Der Antrag der Republikaner wurde mit 75 gegen 53 Stimmen abgelehnt.

In Barcelona schlossen die Inhaber von Läden gestern ihre Geschäfte, um gegen die Verhaftung der Kaufleute, welche sich kürzlich weigerten, die Steuern zu zahlen, zu protestieren.

Türkei.

Amtliche türkische Berichte melden, wie, W. T. B. berichtet, den Ausbruch von Unruhen in Veles, deren Ursache in der Unzufriedenheit der dortigen bulgarischen Bevölkerung mit der Wiedereröffnung der serbischen Schulen zu suchen sei. Zur Auf— rechthaltung der Ordnung sei Militär enisandt worden. Die Bulgaren hätten die Schließung der Schulen sowie die Aus⸗ weisung eines serbischen Notabeln aus Veles verlangt. Die Pforte habe ersteres Verlangen zurückgewiesen.

Rumãnien.

Wie „W. T. B.“ aus Bukarest meldet, ist der Kabinets⸗ Chef im Ministerium des Auswärtigen Edgar Mauro— cordato zum Gesandten in Belgrad ernannt worden.

Amerika.

Im Kriegsdepartement der Vereinigten Staaten wird, wie W. T. B.“ aus Washington meldet, binnen kurzer Zeit eine Kolonial-Abtheilung errichtet werden, welche speziell mit der Bearbeitung der Kolonialangelegen⸗ heiten beauftragt werden soll.

Asien.

Der „Times“ wird aus Shanghai telegraphiert, der Führer der chinesischen Reformpartei Kang-ju⸗Wei habe sich, da er in Japan nicht die erhoffte Zuflucht finden konnte, nach Hongkong begeben; seine Rückkehr nach China werde von seinen chinesischen Freunden bedauert, da man seine Ermordung befürchte.

Afrika.

Wie das „Reuter 'sche Bureau“ meldet, ist dem Kriegsamt in London eine aus Ladysmith von gestern früh 8 Uhr 25 Minuten datierte Depesche des Generals White zuge— gangen, worin dieser mittheilt, daß der Leutnant Egerton vom Kriegsschiff Powerful“ am Morgen durch eine Granate schwer verletzt worden sei. Ein weiteres Telegramm aus Ladysmith ist gestern bei dem Kriegsamt nicht eingegangen.

Ein gestern Abend in London eingetroffenes Telegramm des Gouverneurs von Natal meldei, daß die Ver— bindung mit Ladysmith seit A/ Uhr Nachmittags abge— schnitten sei.

Wie die „Daily News“ aus Ladysmith vom 31. Ok—⸗ tober melden, hatte die Abtheilung, welche kapitulieren mußte, zuvor einen Verlust von nahezu 200 Mann. Der Buren⸗ general Koch, welcher bei Elandslaagte schwer verwundet worden war, ist am 30. v. M. im Lazareih zu Ladysmith gestorben. Die Verluste der Buren in der Schlacht von Rietfontein betragen ihrer eigenen Angabe nach 73 Todte und 200 Verwundete; 6. einige hundert Pferde sind getödtet worden.

Die Londoner Blätter von gestern Abend veröffentlichen folgende Depesche aus La dysmith vom 31. Oktober Abends: Die Buren rücken in südöstlicher Richtung vorwärts. Es soll ihre Absicht sein, sich der Eisenbahn bei Colenso zu be— mächtigen und den britischen Truppen die Verbindung mit Pietermaritzburg und Durban abzuschneiden. In Pieter⸗ maritzburg sei die Nachricht eingetroffen, daß die Buren einen Theil des Zululandes besetzt und Pomeroy 50 Meilen von Greylown genommen hätten.

Der „Times“ wird aus De Aar vom 1. November be⸗ richtet, daß, Meldungen aus Burghersdorp zufolge, 3000 Buren seit Montag Abend in Bethulie bei der Brücke ständen, die über den Oranjefluß führe.

Die „Agence Havas“ meldet aus Kapstadt, daß die Nachrichten von den Siegen der Buren bei Ladysmith dort große Aufregung hervorgerufen hätten. Die Afrikander ver⸗ hehlten ihre Freude nicht; der Souverneur Sir Alfred Milner sei über ihre Haltung beunruhigt. In den Kämpfen habe der General White etwa 3500 Mann an Todten, Ver⸗ wundeten und Gefangenen verloren. Ein zweiter Sieg sei durch die Freistaa⸗Buren unter dem Befehl des Generals Lucas Meyer errungen worden, welcher sich Colen sos bemächtigt und so dem General White der Rück⸗ zug abgeschnitten habe. Die Einschließung von Ladysmith sei eine vollstän dige. Die Buren seien Herren der Eisen⸗ bahn nach Pietermaritzburg und Durban. Nachrichten vom westlichen Kriegsschauplatze meldeten, daß Mafeking eng eingeschlossen sei, und daß die Buren siegreich alle Ausfälle aus Mafeking, dessen Uebergabe sie erwarteten, zurückgeschlagen hätten. Ferner werde bestatigt, daß die Freistaat⸗Buren sich Colesbergs bemächtigt hätten.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die diesjäbrige Nilschwelle.

Nachdem bereits seit Anfang August d. J. die Aussichten auf eine ausreichende Nilschwelle fraglich geworden waren, scheint nach den letzten Nachtichten aus Kairg nunmehr eine Hoffnung auf eine günstige

endung nicht mehr zu bestehen. Der Nil ist ständig im Fallen be—⸗ riffen. ; ner. 26. September betrug der Rückgang des Wassers bei Khartum seit dem höchsten Stande, der Ende Lugust erreicht war, bereits 1,7 m; am gleichen Tage wurde am Wassermesser bei Assouan eine Höhe von 12 pies 11 Kirats abgelesen, d. b. fast 30 und 45 em weniger als zu der entsprechenden Zeit in den beiden ungünstigsten Jahren 1877 und 1888. Am 8. v. M. war das Wasser bei Assouan bereits auf 10 pies 20 kirat, also um 1 i weiter gefallen.

Am 25. September hat man nun endlich mit der Ueberfluthung des Landes in Ober-Egypten beginnen können. Der Abfluß von den höher gelegenen Bassins in die tiefer liegenden vollzieht sich indessen bei der geringen Wasserzufuhr in dem Fluß selbst nur sehr langsam,

Man glaubt allerdings, daß bei den angestrengten Arbelten schließlich . 2 nur höchstens 14 Tage späͤter als fonst beendigt ein wird.

Dank diesen unausgesetzten Anstrengungen, ist es immerhin gelungen, einer größeren Anzahl von Ländereien, als man vorher geglaubt batte, Wasser zu geben; insbesondere bat dabei die Errichtung eines Dammtz quer durch den von Sohag in , n, . (Provinz Guiegeh) aus⸗ gehenden wichtigen Kanal eine Arbeit, die unter Aufgebot von 1000 Anwohnern in 3 Tagen hat bewältigt werden können durch den dabei erzielten Rückstau des Wassers ausgezeichnete Dienste geleistet.

Troß alledem ist die frübere amtliche Schätzung, daß nicht mehr als 190 600 Feddan sea. 45 0) ha)] ohne Wasser bleiben würden, weit hinter der Wirklichkeit zurückgebliebea. Nach dem letzten amt⸗ lichen Bericht beißt es, daß eine genaue Schätzung dieser Charaki⸗ genannten Terrains noch nicht gegeben werden koͤnne, daß man jedoch boffe, sie werde die Zabl 205 600 (ca. 90 000 ha; nicht erreichen; immerhin ein freilich schwacher Trost, wenn man sich unter Hinweis auf die Vervollkommnung in den B- wässerungsanlagen darauf berufen kann, daß in dem Unglücktjahr 1877 irotz eines günstigeren Wasser— standes doch nicht weniger als go0 000 Feddan unbewässert bleiben mußten.

Gesundheitswesen, Thierkrantyeiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul. und Klauense uche unter Schweinen und der Ausbruch derselben unter Ueberstand⸗ Rindern und Schafen ist dem Kaiserlichen Gesundheitzamt gemeldet worden vom Schlacht ⸗Viehhofe zu Berlin am 1. November.

Uruzuay.

Montevideo, den 30. September 1899. Wegen der Häufigkeit

der Fälle, in denen Schiffe mit Gelbfieberkzanken aus Rio de Janeiro auf dem Rio de La Plata eintreffen, und in An= betracht des Umstandes, daß die gleiche Krankbeit in Bahia epidemisch herrscht, hat der Gesundheitsrath in Montevideo folgende Ver“ ordnung erlassen: Artikel 1. Jedes in einem Hafen der Republik ankommende Schiff, welches aus den Häfen Rio de Janeiro, Santos oder Bahia kommt oder in den gedachten Häfen Aufenthalt gehabt hat, ist einer 24stündigen Beobachtung unterworfen.

Artikel 2. Die für Montevideo bestimmten Relsenden sind auf dem Lazareth der Insel Flores zu landen, um dort die Beobachtung durchjzumachen und ihr Gepäck desinfisieren zu lassen Bei der Ent⸗ lassung aus dem Lazareth ist der Reisende mit einem Gesundheitspaß zu verseben und noch weitere fünf Tage an Land zu überwachen. Artikel 3. Segelschiffe, die weniger als 8 Tage Reise haben, sollen desinfiziert werden und bleiben bis zum Ablauf dieser Zeit in Beobachtung.

Solche, welche mehr als 8 Tage Reisezeit haben, werden nach Desinfektion freigegeben.

n, 4. Die Ladung und die Postsachen sind ohne weiteres zu landen. ;

Artikel 5. Schiffe, welche beim Eintreffen in dem Hafen Gelbfieberkranke an Bord haben oder gehabt haben, werden denjenigen sanitätepolizeilichen Maßregeln unterworfen werden, welche in jedem einzelnen Fall angeordnet werden.

Artikel 6. Kein Schiff wird freigegeben, ohne vorher einer gründlichen Desinfektion unterworfen gewesen zu sein.

Artikel 7. Die gegenwärtige Verordnung tritt mit dem heu⸗ tigen Tage in Kraft.

Artikel 8. Zur allgemeinen Kenntnißnahme mitzutheilen. (Vgl. R Anz.“ Nr. 169 vom 20. Juli d. I)

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich⸗ Ungarn. ö 13. November, 12 Uhr. Direktion der Oesterreichischen Nord⸗ westbahn und Süd. Norddeutschen Verbindungsbahn in Wien: Lieferung don Radreifen für Lokomotiven, Tender und Wagen für das Jahr 19099. Näheres bei der genannten Direktion, Sektion D, und beim

Reichs · Anzeiger). Belgien.

13. November, 10 Uhr. Banc d'spreuve des armes & feu, 22, rue Navette in Lüttich: Lieferung von: 1) 3000-12000 kg schwarjes Jagdpulver 1. Güte, 2) 3000 15 000 kg schwarzes Jagd⸗ pulder 2. Güte, 3) 1009 - 1500 Eg besonder feines Pulver 3. Güte, 4 12 009-15 000 Kg Minenvpulver, 5) Patronen für den Gebrauch des Etablissements wäbrend eines Jahres, und jwar: a. fertige Patronen für Revolver und Kriegsfeuerwaffen aller Art, b. leere Patronenbülsen aus Pappe für Jagdgewehre. Das Lastenheft ist ebenda erhältlich.

21. November, 1 Uhr. Stadthaus in Brüssel: Lieferung von Bedarfsartikeln für die Stadtverwaltung. 54 Loose. Angebote Vormittags.

22. November, 11 Ubr. Société Nationale des chemins de fer vicinaux, 26. rue de la Science in Brüssel: Bau der Theil⸗ strecke Antwerpen (Süd) —Reeth der Nebenbahn Antwerpen Boom Mecheln —Duffel —Lierre. Pläne und Lastenbeft können nach dem 8. Nevember bei dem Provinzial Ingenieur De Masy, rus Milis, 17, in Antwerden eingeseken werden. Das Lastenheft ist für 1 Fr. ebenda erhältlich.

20. Dejember, 11 Ubr. Börse in Brüssel: Lieferung für die Staats. Marine in Ostende: Roststäbe aus Eisen für Dampfkessel, Lmoleum, Hülsen und Faßdauben aus Pocholz.

27. Dejember. Ebenda: Röhren aus Kupfer und Messing, Kupfer und Messing in Blättern, Ringe aus Schmiedeeisen und Schmie dekohlen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 2. November. (W. T. B.) Wie die Hamburgische Börsenhalle“ meldet, haben heute sämmtliche Elbschleppschiff⸗ fabrts⸗Gesellschaften eine zunächst bis Ende 1900 gültige Vereinbarung abgeschlossen, um durch gleichmäßige Festsetzung von Frachten und Schlepplöhnen ihre Rentabilität gegenüber den höheren Kohlenpreisen und höheren Löhnen zu steigern.

Wien, 3. November. (W. T. B.) Wie die „Wiener Zeitung“ meldet, hat das Ministertum des Innern die Ham burg ⸗Amerika⸗ nische Packetfahrtgesellschaft zum Betriebe der Versonen⸗ und Waarentransportgeschäfte in Oesterreich mit einer Niederlassung ihrer Vertretung in Wien zugelassen.

Bremen, 2. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Kaiser Wilhelm II“, J. Nob. v. Genua fommend, in New Jork, „Willehad“, 1. Nop. v. Bremen kommend, in Baltimore angek. Roland“ 1. Nov. v. Baltimore n. Bremen abgegangen.

3. November. (W. T. B.) Dampfer Sachsen“ 2. Nov. Reise v. Port Said n. Neapel, „Prinz Heinrich“ 1. Nov. v. Neapel n. Port Said fortges. „Prinz⸗Regent Luitpold“, n. Australien best., 2. Nov. in Sydney angek. „Karlsruhe“ 2. Nob. Reise v. Antwerpen n, Bremen fortgesetzt. Werra“ 2. Nov. v. Genua Über Neapel u. Gibraltar n. New Jork abgeg. „Saale“, v. New York kommend, 2. Nob. auf der Weser angekommen.

Hamburg, 2. November. (W. T. B.) Ham burg ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Palatia“, b. New Jork n. Hamburg, 1. Nov. Cuxhaven pass. „‚Brasilia“ 1. Nob. v. New Jork n. Damburg, Sardinia“ 1. Nop. v. Jtew Ocleans n. Damburg abgeg, „Calabria, v. Hamburg n. Westindien, 1. Nov. und . Castilia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 2. Nov. Dover pass. „Bethania! 1. Ropbr. v. Baltimore n. Hamburg, Silesia', v. Bremen n. Ost ⸗Asien, 1. Nov. von Ant- werhen, Saxonia. 1. Nov. v. Kalkutta n. Suez, ‚Gallcia“ 1. Nov.

zum Schaden der Aussaat, die dadurch ganz bedeutend verzögert wird.

v. New Drleans über Newport New n. Hambarg abgegangen.