1899 / 266 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Rekruten der Potsdamer Garnison nach dem Exerzierhause des Ersten Garde-Regiments z F. und frühstückten demnãchst bei dem Offizier⸗Korps dieses Regiment. Nach der Rückkehr von dort aibeiteten Seine Majestät allein. Um 3 Uhr 10 Minuten gedachten Allerhöchstdieselben mittels Sonder— zuges vom Bahnhof Wildpark nach Letzlingen zur Jagd ab⸗ zureisen. Auf der Fahrt dorthin wird der Staatssekretär des w von Podbielski Seiner Majestät Vortrag alten.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plengrsitzung. Vorher heriethen die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen.

Der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten Nachweisung über die in den Monaten Juli bis September 1899 auf den größeren deutschen Eisenb ahnen (ausschließlich der bayerischen) bei den fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung vorgekommenen Verspätung en ist Folgendes zu entnehmen:

Anzahl der in Vergleichung gezogenen Bahn⸗ . 46 deren Gesammtlänge Ende September 1899 41 321 km, davon zweigleisig. k Befördert wurden Schnellzüge. 3 Personenzüge Sh0 2453 gemischte Züge. 3381 508

Geleistet wurden

ͤ . auf 1 kRm im Tages · 8 , . itt im Viertel jahrs⸗ durchschnitt durchsch nit

Zugkilometer 59 210 8.8 613597 1433

Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung haben sich verspätet: im Ganzen

1 und zwar durch Abwarten verspäteter Anschlußzüge 9173 Vorkommnisse bei den verspäteten Zügen I Von den Versäumnissen der letzteren Art entfallen auf: 1 Million Zugkilometer. 99 Die Anzahl der versäumten Anschlüsse beitrug. w

im Ganzen

Laut Meldung des W. T. B.“ ist S. M. S. „Nixe“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän von Basse, am 7. No⸗ vember in La Guaira und S. M. S. „Moltke“, Komman⸗ dant: Kapitän zur See Schroeder, an demselben Tage in Barbados angekommen. S. M. S. „Nixe“ will heute und S. M. S. „Moltke“ am 10. November nach Port of Spain in See gehen.

S. M. S. „Gneisenau“, Kommandant: Fregatten⸗ Kapitaͤn Kretschmann, ist am 7. November an der Insel Poros angekommen und geht am 12. November von dort nach Athen in See.

S. M. S. „Blitz“, Kommandant: Kapitänleutnant Hilbrand, ist am 7. November in Harwich eingetroffen 1. beabsichtigt, am 10. November nach Sheerneß in See zu gehen.

Der Dampfer „König Albert“ mit der Ablösung für S. M. SS. „Deutschland“ und „Irene“, Transport⸗ führer: Fregatten-Kapitän Stein, ist heute in Singapore an⸗ gekommen und beabsichtigt, am 10. November nach Hongkong in See zu gehen.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten setzte gestern die Debatte über die Politik der bayerischen Regierung fort. Dabei legte, wie W. T. B.“ berichtet, der Abg. Dr. Schädler (Zentr. die Stellungnahme des Zentrums zu allen . der bayerischen Politik und der Reichspolitik dar. inter anderem betonte er, daß bezüglich der Forderungen für die Marine das bayerische Zentrum trotz aller Hochachtung ür den Führer des deutschen Zentrums, den Reichstags⸗ bgeordneten Dr, Lieber, sich niemals verbieten lassen dürfe, 66 eigenen Ueberzeugung Folge zu geben. Der Vorsitzende m Ministerrath, Stagts⸗Minister Dr. Freiherr von Crails⸗ heim erörterte darauf eingehend die Stellungnahme der baye⸗ rischen Regierung zur Reichspolitik und betonte dabei, daß die bayerische Regierung bei ihren Abstimmungen im Bundesrath stets in gleicher Weise die Wohlfahrt Bayerns und die des Deut⸗ schen Reichs im Auge behalte. ezüglich der Antheilnahme Seiner Majestät des Deutschen Kaisers an der Politik sollte das deuische Volk dankbar sein, daß das Oberhaupt des Deutschen Reichs keine Mühe scheue, um seiner hohen Aufgabe gerecht zu werden. Der Abg. von Vollmar täusche sich, wenn er behaupte, daß die bayerische Regierung von dem neuen Flottenplan vor dem Erscheinen des Artikels der „Nord⸗ deutschen Allgemeinen Zeitung“ nichts gewußt habe. Deutschland brauche eine starke Flotte. Wenn die neue Flottenvorlage an den Reichstag komme, werde es Aufgabe der maßgebenden Faktoren sein, nachzuweisen, daß die Ver⸗ hältnisse sich seit der Annahme des Flottengesetzes geändert hätten. Die Leitung der auswärtigen Politik sei in bewährten und durch⸗ aus vertrauenswürdigen Händen, und das einzige Ziel der aus— wärtigen k ei die Aufrechterhaltung des Friedens und der Machtstellung des Deutschen Reichs. Von einer Schmiegsamkeit Rußland gegenüber sei keine Rede. Noch heute gelte das Wort des Fürsten Bismarck: „Wir Deutsche erg Gott, sonst Niemand auf der Welt!“ Im übrigen ollte man sich freuen, mit Rußland freundschaftliche Be— ziehungen zu haben. Bei einer Zusammenfassung der Grund⸗ ö e der bayerischen Politik betonte der Minister zum Schluß, die bayerische Regierung auch fernerhin treu zum Reiche stehen werde, weil sie im Reiche den mächtigsten

Schutz für die Integrität Bayerns und das wirksamste Mittel für das materielle Wohl des Landes sehe, Was die Frage der Einheitsbriefmarke betreffe, so habe er dem Staatssekretär des Reichs-Postamts erklärt, daß Bayern nicht geneigt sei, auf die Einheitsmarke einzugehen; der Staats⸗ sekretär habe in loyalster Weise erwidert, daß damit die Sache für das Reichs⸗-Postamt abgethan sei. Den Unitarismus im Reiche habe die bayerische Reglerung niemals unterstützt, und sie werde stets ein energischer Gegner einer unitarischen Strömung bleiben. Nach der Rede des Ministers wurde die . geschlossen. Die Debatte wird heute fortgesetzt werden.

Sachsen.

Seine Majestät der König und Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg find gestern Abend von Sibyllenort in Dresden eingetroffen. Seine Majestät wollte, wie das „Dresdner Journal“ meldet, heute Mittag den Landtag persönlich im Thronsaale des Königlichen Residenzschlosses er⸗ . und in der kommenden Nacht nach Sibyllenort zurück— ehren.

Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August ist gestern folgendes Bulletin ausgegeben worden;

Das Befinden Seiner Königlichen Habeit des Prinzen Friedrich August ist andauernd zufriedenstellend. Bei gänstiger Nahrungsauf⸗ nahme hebt sich der Kräftezustand sichtlich. Rein Fieber; Puls 64. Abfolute Ruhe des Körpers bei Bettlage und Ruhe des Geistes sind auch weiterhin noch geboten.

Dresden, 8. November 1899. Dr. Selle.

Die Erste Kammer hielt gestern eine Präliminarsitzung ab, in welcher das Königliche Dekret, betreffend die Ernennung des Wirklichen Geheimen Raths Dr. Grafen von Könneritz zum Präsidenten der Ersten Kammer, mitgetheilt wurde. Die Zweite Kammer trat vorgestern und gestern zu Prä⸗ liminarsitzungen zusammen. In der ersteren erfolgte die Bil⸗ dung der fünf Abtheilungen durch das Loos. In der gestrigen Sitzung wählte die Kammer den Abgeordneten, Geheimen Hof⸗ rath Dr. Mehnert mit 67 von 76 Stimmen zum Präsidenten und die Abgg. Georgi und Opitz mit 71 bezw. 66 Stimmen zu Vize⸗Praͤsidenten.

Hessen. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben sich gestern Abend von Schloß Wolfs— garten nach Coburg begeben.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Der Minister des Aeußern Graf Goluchowski ist gestern Abend wieder in Wien eingetroffen.

In der gestrigen Sitzung des österreichischen Ab⸗— geordnetenhauses beantragte, wie „WV. T. B.“ berichtet, der Abg. Kaiser, daß der Bericht des Preßausschusses, be⸗ treffend die Aufhebung des Zeitungs⸗ und Kalenderstempels, als erster Gegenstand auf die Tagesordnung gestellt werde. Der Abg. Zacek (Jungezeche) sprach dagegen, worauf der Antrag Kaiser nach längerer Erörterung abgelehnt wurde. Für denselben stimmten die gesammte Linke und einige Mitglieder der katho— lischen Volkspartei sowie einzelne Italiener. Hierauf ergriff der Leiter des Finanz-Ministeriums von Kniazioktucki das Wort zur Einbringung des Budgets für 1900.

Dasselbe weist ein Gesamm terforderniß von 1585 403 333 Kronen auf (um 64 8390 347 mebr als im Vorjahr) und eine Ge— sammtbedeckung von 1586 811 822 Kronen (um 64 302 154 mehr als 1899). Mitbin ergiebt sich ein Ueberschuß von 407 889 Kronen. Von dem 64 830 347 Kronen betragenden Mehrerforderniß entfallen 17000000 auf die Regelung der Bezüge der Staatzeisenbahn⸗Bediensteten, der staatlichen Diener, der Gendarmerie und Finanzwache. Nach Abzug der durch die Regelung der Beamtengehälter bedingten Erhöhungen des Aufwands betragen die Steigerungen des Erfordernisses bei dem Ministerium des Innern 1476454, bein Landes vertheidigungs⸗ Ministerium 3 700 462 Kronen, welche hauptsächlich zur Ausgestaltung der Landwehr und zur Aufbesserung, der Mannschaftskost bestimmt sind Beim Kultus⸗Ministerium beträgt das hauptsaäͤchlich zur Rege⸗ lung der Professoren. und Lehrergebälter und zur Kongrua— regelung der Seelsorgegeistlichkeit bestimmte Gesammtmehr⸗ erforderniß 12327 630 Kionen, beim Finanz Mnisterium ergiebt sich ein Mindererforderniß von 4 656 5805 Kronen. Der Etat des Handels Ministeriums weist nach Abzug des durch die Gehalts regusterung der Beamten hervorgerufenen Aufwands zn Mehr erforderniß von 6915 026 Kronen auf. Dasselbe ist besönders auf verschiedene Maßregeln zurückzuführen, die zum Zwecke der werk⸗ tbätigen Förderung des Handels, des Gewerbes und der Indnstrie theils eingeleitet, theils weitergeführt werden sollen. Die that⸗ sächliche Steigerung der Erfordernisse des Eisenbahn⸗Ministe⸗ riums beträgt 15 131 080 Tronen. Hiervon entfallen auf den Staats bahnbetrieb 12 3990 900, hauptsächlich zur Durchführung von Maß—⸗ nahmen zur Schaffung erhöhter Betriebssicherheit und höherer Ver⸗ lehrsleistungen. Aus dem Bedeckungsvoranschlag ist zu erwähnen: Die direkten Steuern werden mit einem Mehrertrage von 12 80s 800 Fronen, die Personalsteuern insgesammt mit 136270 000 Kronen (12 856 200 mehr als 1899) eingestellt. Für die Zolleinnahmen ist eine thatsächliche Erhöhung um 2155 116 Kronen Feranschlagt. Die indirekten Abgaben weisen eine Steigerung von 45 359 786 Kronen auf, and zwar werden u a. angesttzt: die Biersteuer mit 76 640 000 (mehr 6600 000), die Branntweinabgabe mit 68 490 000 (mehr 600 960), die Zuckersteuer mit 99 000 000 (mehr 29 4650 000), das Tabackgefälle mit 269 826240 (mehr 8 538 020), Stempel, Taxen und Gebühren mit 150 4350 000 (mehr 4870 600). Der Investitionsvoranschlag weist nach Abzug der Bedeckung ein Relnerforderniß von 66 680 300 auf (mehr 7361 932), welches durch Begebung einer 33 prozentigen Investitionsrente, even tuell 4 prozentigen steuerfreien österreichischen Kronenrente gedeckt werden soll. Von dem Erforderniß entfallen 11 012000 auf den Bau von Staatseisenbabnen, 1 500 909 auf die Berheiligung an der Kapitals beschaffung zum Zweck des Baueg von Privatbahnen, 47 269 499 guf den Staatzeisenbahnbetrieb. Von le gterer Summe entfallen 19 356 200 auf die Vermehrung des Fabrparks, wofür ein fünfjähriges Programm mit einen Gesammtaufwand von 64 5283 000 Kronen festgestellt ist.

In seinem Exposs führte der Leiter des Finanz⸗Ministeriums von Kniaziotucki aus:

Der Staatsvoranschlag sei zum ersten Mal in Rronenwãhrung aufgestellt worden. Dies sei in der Weise vorgenommen, daß die einzelnen Ziffern, wie sie bisher in öfterreichlscher Währung eingestelt worden seien, nach Umrechnung von 1 Galden auf 2 Kronen eingestellt feien, sowohl bei den Banknotenziffern wie bei den Goldnffern. Eine Aurnahme bilde lediglich die Gebahrung des gemeinsamen Staatt haus halts; doꝛt seien nämlich die Ziffern bizher nicht af Grund der Relation eingestellt worden. In- folge 36 sei in diesem Staatsvoranschlage, namentlich was daß Zollgefälle in Einnahmen und Ausgaben betreffe, die Kronenwährung unter Anwendung des Verhältnisses von 42 Gulden zu 109 Kronen angewandt worden. Der Beitrag zu den gemeinsamen Auslagen, Kapitel 2 und 3, sei nach wie vor nicht auf Grund der Relation um⸗ gerechnet worden, und zwar aus dem Grunde, weil die Delegationz⸗

beschlůsse für 1909 noch nicht vorlägen und vorlän die provisorischen Ziffern des Vorlahrs hätten . können. Wag die Beitragsleistun zu Aufwendungen für emeinsame Angelegenbeiten betrefflt; so sei eine Gr—⸗ öhung von 8506 245 Kronen an Ueberschüssen des diesseltigen Zoll. gefälls eingestellt worden. Dies sei aber lediglich ein durchlaufender Posten und darauf zurückmuführen, daß die Umrechnung nach der gesetzlichen Relation hier durchgeführt worden sei. Das Gleichgewicht für 1906 sei frotz der hohen Steigerung des Erfordernisses um 64, 8 Millionen Kronen gesichert. Dieses Resultat sei der Erhöhung der Zuckersteuer zuzuschreiben. Etz sei unbedingt nöthig gewesen, mit dieser Steuer eine neue Einnahmequelle zu schaffen; zumal die Regullerung der Gehälter im Burget für 1969 mit 25 Millionen Gulden belastet sei gegenüber 15 Millionen, welche bei der Zuckersteuer veranschlagt seien. Der Aufwand für Militärzwecke werde für DOesterreich nahezu 4 Millionen Gulden mehr betragen. Eine weitere Mehrbelastung des Voranschlagt für 1900 aus diesem Anlaß werde nicht eintreten, weil in der Um. . n, das Zollgefäll und damit bei der Beitragsleistung der gemein. samen Angelegenheiten eine Resecve vorbanden sei. Wenn auch eine reelle Veranschlagung eingehalten worden sei, so seien die Einnahmen doch so hoch gestellt worden, daß die Gebahrungtüberschüsse von Jahr zu Jahr sich verminderten, zumal aus der Nothstandevorlage noch I0 Millionen bestritten werden müßten. Der Minister besprach darauf die Kassenbestände und erklärte, daß die len nach den Aus— weisen der letzten Monate zwiscken 30 und 49 Millionen schwankten. Daß streife geradezu an das Minimum dessen, was für die Fort— führung der Zenttalkassenverwaltung nothwendig sei. Dem gegen— über hätten sich im Voꝛjabre die Kassenbestände um 20 Millionen verringert. Eine solche Gebahrung könne micht weiter fortgehen, weil man sich sorst vor einem kassenmäßigen Defi it befinden reürde. Man sei üherbaupt nicht in der Lage, Investitionen vor— zunebmen; deshalb habe die Regierung das Budgetprovisorium ein— gebracht. Für die ersten vier Monate des Jahres sei auch eine Er— mächtigung zur Begebung von 40 Millionen Gulden Rente aug— gesprochen worden und zwar auf Konto jener Summen, welche für 1859 und 1900 zur Investitionsrente vorgesehen seien. „Es wird weiter von Interesse sein, zu wissen“, fuhr der Redner fort, „wie es sich eigentlich mit unserem Staatskredit verbält Trotz großer Fluktuationen, trotz der großen internationalen. Depression, welche in der letzien Zeit bestand, haben unsere Staatz renten, insofern der Kurs. der Rente dabei in. Betracht kommt, sich aͤußerst widerstandsfähig erwiesen. Dies sowohl, wie auch ie relative Sfabilität der Landeswährung, dann auch die Stärkung des freien Goldbesitzes der österreichisch⸗ungarischen Bank, welcher im Verhältniß zum Jahre 1898 um 18,5 Millionen zugenommen hat, ferner die altiye Entwickelung der Handelsbilanz, bei der ich konstatieren kann, daß im Verhältniß zu 1898 für die ersten 9 Monate die Mindereinfuhr 44 833 000 Kronen, die Mehrausfuhr 94 958 909 Kronen beträgt, und im Edelmetall verkehr die Mehrausfuhr 21 833 O00 Kronen aufweist, sind ein Zeichen, daß unsere wirthschaftliche Lage eine be— friedigende ist. Der einnige dunkle Punkt sind die Kassenbestände. Ich doffe, daß das hohe Haus uns ermöglichen wird, auch diesen dunklen Punkt schwinden zu lassen.“

Das Haus ging sodann zur Besprechung der Antwort des Ministers des Innern von Körber auf die Inter⸗ pellationen über die Vorgänge in Mähren über. Der Abg. Zacek widerlegte die Behauptung, daß die Ereignisse auf eine Judenhetze zurückzuführen seien, und erklärte, die Juden seien deswegen die Opfer der Excesse geworden, weil sie politisch immer zu den Deutschen gehalten hätten. Die böhmische Bevölkerung sei nicht antisemitisch, und wenn die Juden sich auf ihre Seite stellen würden, konnten sie mit ihr in vollem Frieden. leben. Von Rassen⸗ oder religiösem Haß könne bei den Böhmen keine Rede sein. Das Haus nahm darauf einstimmig den Antrag des Abg. Daseynski an, den Bericht des Ausschusses, betreffend die Aufhebung des . auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu stellen.

Dem Abgeordnetenhause ist der Vertrag mit dem Deutsch en eiche wegen Verlegung der Landesgrenze . Oesterreich und Preußen in die Mitte des regulierten Przemszaflusses zugegangen.

Aus Prag wird dem „W. T. B.“ berichtet: In Eisen⸗ brod, Jaso m ier, Landskron, Böhmisch⸗Skalitz, Neu⸗ stadt a. Mettau, Ho henbruck, Rakonitz, Humpoletz, Chrudim und Böhmisch-Brod fanden in den letzten Tagen Kundgebungen staft, bei welchen jüdischen Ein⸗ wohnern die uf eingeschlagen und die Gendarmen mit Steinen beworfen wurden. In einigen Orten mußte Militär einschreiten um die Ruhe wieder herzu⸗ stellen. In Böhmisch-⸗Brod verweigerte die Stgdt—⸗ vertretung ihre Mitwirkung bei der Kontrolversammlung, Als 6 Reservisten wegen „Zden⸗Meldung zu 7 Tagen Arrest ver⸗ urtheilt und der Bezirkshauptmannschaft eingeliefert wurden, forderte der Bürgermeister die Freilassung derselben, da er andernfalls nicht für die Ruhe einstehen könne. Darauf erschienen auf telegraphische Requisition 30 Gendarmen und eine 100 Mann starke Abtheilung. Dragoner. Die Ge meindevertretung weigerte sich, für die Einquartierung des Militärs zu sorgen. In Reubidschow erzwangen die Czechen die Freilassung eines wegen der „Zde“ Meldung verhafteten Reservisten; es fanden große Demonstrationen statt. In der Nacht vorher waren die Ausschrifttafeln der Aemter sowie die Reichsadler herunter— gerissen und in einen Brunnen geworfen worden.

Großbritannien und Irland.

Die fremden Militär-Attachés, welche sich nach dem Kriegsschauplatz in Afrika begeben, haben sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Liverpool auf dem Transport schiff „Bavarian“, has mit einem Truppentransport nach dem Kap geht, eingeschifft.

Spanien.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen und die Infantin Isabellg, besuchten, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Toledo, wo Höchfidieselben seitens der Bevölkerung eine sehr sympathische Aufnahme fanden. Abends wohnten Ihre Königlichen Hoheiten in Madrid einer Vorstellung im DOpernhause bei.

Amerika.

Die „Times“ meldet aus Montevideo vom gestrigen Tage, daß die Kammern nunmehr die Gesetze, aher en Bau des neuen Hafens von Montevideo nach den Plaͤnen des französischen Ingenieurs Guerrard, angenommen hätten. Diese 3 sähen einen Zuschlagsexportzoll von einem Pre zent und einen Juschlagsimportzoll von drei Prozent vor, welcher letztere am 1. Januar 1 in Kraft treten solle; aus ele , werde eine Einnahme von etwa einer Million Dollars jahrlick⸗ erwartet, mit welcher die auf 12 500 000 Doll. veranschlo Kosten des Hafenbaues bestritten werden sollten.

Afrika. Aus Durban vom 5. d. M. meldet dag „7 Bureau“, man glaube daselbst, daß der Einmarsch

j ululand nicht auf den Ingwavuma⸗Bezirk beschränkt ö. . daß vielmehr auch andere 8. in gleicher Weise würden überfallen werden. Schalk Burger sei mit IHJb6 Mann aus Swasiland in Vryhe id eingetroffen. Man nabe, er beabsichtige, ebenfalls in das Zululand einzumarschieren. 6 Vorkehrungen für die Vertheidigung von Pietermaritz⸗ burg nähmen einen raschen drr geh Dasselbe Bureau meldet aus Esteourt vom 6. d. M., ein Panzerzug, welcher Tags zuvor zur Rekognoszierung der Eisenbahnlinie von dort abgegangen sei, habe hei Colenso Huren angetroffen und au dieselben das Feuer eröffnet. Die Buren hätten sich mit erlust zurückgezogen. Der Zug sei dann nach Colenso hineingefahren, und es sei gelungen, vier Wagenladungen mit He Lebensmitteln und sonstigen Borkäthen hineinzubringen. Sodann sei der Zug nach Esteourt zurückgekehrt. Tie Natal-Artillerie habe am Montag, egkortiert von Abtheilungen britischer Karabiniere zu Pferde und der Feldabtheilung der Natal⸗Polizei, das Lager bei Estcourt verlassen. Der Bestimmungsort sei noch unbekannt. Am 6. d. M. früh sei in der Richtung auf Colenso Geschützfeuer vernommen worden. Zweifellos sei die Beschießung von Ladysmith wieder aufgenommen worden. Aus Eolesberg wird berichtet, daß 3000 Buren, be⸗ aleitet von einer starken Artillerie⸗Abtheilung mit Schnellfeuer⸗ geschützen schweren Kalibers, von Pretoria zur Sicherung * Südgrenze des Oranje-Freistaats dorthin aufge—⸗

brochen seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 7. d. M. vorgenommenen Stich wahl, im 5. württembergischen Reichstags-Wahlktreise (f lingen, Kirchheim, Nürtingen, Urach) erhielten, wie der „St⸗A. f. W.“ meldet, von Geß (Deutsche Partei) 10 689 und Schlegel (Sozialdemokrat 11 345 Stimmen. Letzterer ist somit gewählt.

Nr. 45 des ‚Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichdamt des Innern, vom 3. November, hat folgenden Inhalt: 1 Konfulat Wesen: Ernennungen; Extequatur⸗ GIrtbeilungen. W Zoll. und Steuer Wesen;: Zollbehandlung im Inlande veredelter Strohbänder; . von abgenutzten Heetallgegenftãnden; Zellerlaß für ienenwachs⸗ und Japanwachs⸗

abrikate. 3) Eisenbabn⸗Wesen; Belanntmachung, betreffend die 6 der bisherigen Frachtbrief Jormulare —— 9 DVoltijei⸗ Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 87 des „Centralblatts der Bauverwaltung. heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom Novꝛmber, ba? folgenden Inhalt: Amtliches: Denst · Nachrichten. Nicht⸗ amtlichez: Der neue Westfriedbof in Magdeburg. (Schluß) ö Die Abbängigkeit der Bruchgefahr von der Art des Spannung zustandes. Die Preisbewerbung um den Bau von zwei netzen Garnisontkirchen n Rürttemberg. Gleise in Straßen. Vermischtes: Ungewönn⸗ liche ö ung. win ech m und Entwässerung der Siadt Allenstein (Ostpreußen). Bücherschau. Patente.

Nr. 10 dez G isenbabn⸗ Verordnung zblattz“, deraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom, 31. Oltober, lat folgenden Inhalt; Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: rom 22. Dttober 1899, betr. Ausbildung für den Dienst als Bremser, Schaff ner oder Rangiermeister; vom 33. Oktober 1899, betr. Nach- prüfung des Befoldungsdienstalterg. Nachrichten.

Statistik und Volkswirthschaft.

In Düssel dorf fand gestern die dritte Generaldersfamm⸗ lung deßz Rheinischen Vereinz zur Bessetu ng, des Arbeiter ⸗Wobnungswesens“ statt. Auf ein? Begrüßungs— ansprache des Vorsißenden Landetraths Brandts erwiderte, der Geheime Ober Regierungsrath Maubach, dem W. T. B. u⸗ folge: der Minister des Innern Freiherr von Rheinhaben bringe den Bestrebungen des Vereins nach wie vor das größte Interesse entgegen; den Worten würden auch bald Thaten folgen, und man werde bald von Maßnahmen hören, welche die Re⸗ gitrung auf dem Gebiete des Arbeiter · Wohnungtzwesens treffen werde. Nach einer Reihe von Vorträgen wurde bie Versammlung geschlossen.

Zur Arbeiterbewegung.

Zu den Differenzen im Berliner Baugewerbe hat, der Staͤatzb. Itg. zufolge, die Achtzehner Kommisston für das Mau ve gewerbe in ihrer letzten Sitzung Stellung gengrmen. Die Arbeit nehmer führten Klage, daß, der abgeschlossene Vertrag von einzelnen Mitgliedern des Arbeitgeberbundes nicht in allen Punkten eingehalten werde. Die Vertreter des Bundes versprachen, für Äbhilfe sorgen zu wollen, es soll ein dahin gehendes Rund⸗ schreiben an die Mitglieder erlassen werden. Die Maurervertreter erklärten sich mit der Regelung der Angelegenheit in dieser Form einderstanden! Gin westerer Beschwerdepunkt betraf die Aecordarheit. Auch in diesem Punkte wurde eine Uebereinstimmung dahin erzielt, daß alle Mitglieder der Kommission gegen die Aecordarbelt sind; man will dementsprechend für möglichste Einschränkung derselben eintreten. Die Fälle, in denen Lohn⸗ durch Accordarbelt ersetzt sst, wurden einkr besonderen Unterkommission zur Regelung über wiesen. Beiüglich des Arbeitsnachweises wurde beschlossen, eine Kommission aus Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer zu bilden, die eine entsprechende Vorlage ausarbellen soll. Die Zimmerer sollen gleichfalls hinzugeiogen werden. Die General⸗ versammlung des Bundes wird, dann endgültig zu der Frage Stellung nehmen. Von den Arbeitnehmern wurde dann bezüglich der Lohnfrage der Antrag gestellt, die Erhöhung des Lohns von 66 auf s5 Z, bie nach dem Vertrage für den 1. Oltoher 1809 in Aussicht genommen ist, schon am 1. April in Kraft treten zu lassen. Dies wurde jedoch von den Arbeitgebern unter Berufung auf den § 2 des Vertrages abgelehnt. Es bleibt also bei der Erhöhung des Lohns sür din J. Oltober. (Vergl. Nr. 21, 223, 259 d. BI.)

Ver Auestand der Puddler auf der Königshütte ist, wie die Frantf. Jig.“ meldet, beendet. Die Ausständigen trat n unter Ver ich auf die geforderte Lohnerhöhung, die Arbeit wieder an. (Vergl. Nr. 264 d. BI.)

Kunst und Wissenschaft.

3. Die Kunsthandlung von E. Schul te hat egenwärtig in ihren D . eine 6 von Werken des er a: Bildniß⸗ / John Lavery mit Landschasten von J. Whitelaw Ion und Bavpid Gauld vereinigt. Die schottische Maler. hat sich seit dem Anfang der neunziger Jahre auf den deutschen leute lungen einen großen erh von Bewunderern und Freunden der Vit. Die vornehm einfühlige und dabei selbständige Koloristik,

die die meiften Werke der (boys of Glasgo auszeichnet, erschien bei ibrem erften Auftreten auf dem Kontinent als das Ziel aller modernen Bestrebungen. In den leidenschaftlichen Kampf der naturalistischen gegen die akademische Richtung klang der jarte Ton einer aus moßerner Naturbeobachtung und dekoratwwer Farbenstilisierung hervor- gewachsenen neuen Kunft versöhnlich und zukunftversprechend hinein. Der leicht errungene Sieg hat auf die Entwickelung der s ottischen Melerei' nicht gänstig eingewirkt. Man begnügte sich mit der erworbenen Posilion auf dem Kunstmarkt und gerieth nabe an die Grenze der Schablonenkunst. Die feinen Qualitäten, die anfangs so bedeutfam hervorleuchteten, baben den Reiz der Neuheit schnell eingebüßt. Die Porträtmalerei Lab ery's erscheint ung heute bei aller Vornehmhelt doch allzu weichlich, um tieferen Eindruck ju machen. Im Grunde ist es die gleiche, lalte Berechnung der Modewirkung, die auch aus den Blldern von Reynolds und Gains⸗ borough zu unz spricht; der Charme weiblicher Schönheit ist gewiß eine bockende Aufgabe der Kunst, aber zu leicht, wird der Künstler, der sich ihr ausschließlich widmet, in seinem Wesen und seiner Manier feminin. Das Selbstporträt Lavery's mst seiner Tochter kann dafür als Beispiel gelten. während aus dem Bildniß eines Lerd M. noch etwas von dem charaktervollen Ernst des rößten Vorbildes hervorleuchtet, das Porträtmaler vorschwebt, von 6 Kraftvoller als die kalten Frauenschönheiten, die Lavery in größerer Zabl ausgestellt hat, wirkt auch das Reiterbildniß eines Gaucho Häupilinge, das zugleich beweist, daß die Palette des Malers uber reichere Farbentöne berfügt. Die Landschaften von J. Whitelaw Hamilton sind sehr fein gesehen und in zartestem, edelfarbigen Besammtton gehalten. Aber auch diese Manier scheint müde und blasiert, es fehlt ibr jeder Zug naiver Frische und Unmittelbarkeit. Man glaubt, daß der Maler die Lokaltöne nur verschleiert, um seine Bilder der Farbenstimmung eines modern eingerichteten Innenraums anzu— passen. Damit verlieren sie den Charakter selbständiger Kunstwerke und sinken auf die tiefere Stufe der Zimm er dekoration herab. Gerade die Reigung zum Dekorativen besticht aber diele Licbbaber, die in der Kunst ausschließlich eine Dienerin des Fomforts fehen. Auf die Sxitz, treibt dieses System der Anpassung der Landschaften David Gauld, dessen ganze Farben gebung in einem grauen Nebelton versinkt, Das nicht geringe Talent des Malers erscheint wie neurasthenisch gebrochen. Wie feines Farben⸗ gefühl mit kraftvoller Charakteristik zu vereinigen, lehren jwei ver freffliche Marinen von Rezdag und die niederlãndischen Pleinair⸗ stublen von Fernand Willaert. Auch einige Straßenbilder aus Belgien won F. Piet wirken erfrischend neben der schottischen Emm find= famkeit, die leider auch viele deutsch⸗ Maler in ihren Bann geiggen hat. Aus der großen Zabl der übrigen bei Schulte aus gestellten Bilder fallen jwel Tandschaften von Haider vortheilhaft auf. Die Hharakterlofe Clegan; der Gouachen Marold's tritt bei einer Fellektiv⸗ ausstellung, wie fie bier veranstaiter ist, unvortbeilhaft hervor. Auch FJoseph Block's Interieurs und novellistische Genrebilder würt en durch FIsolierung gewinnen. Die Studien und Radierungen von Richard Müller bekunden eine verwunderliche, durch Fleiß er⸗ worbene Geschicklichkeit der Technik, bei der aber das künstlerische Empfinden etwas zu kurz kommt.

Bauwesen.

Zur Erlangung von Entwürfen für eine evangelische Kirche in Biebrich a. Rt ist, dem Centralbl. d. Bauperw. zufolge, ein Wettbewerb unter den deutschen Architekten ausgeschrieben worden, der mit dem J. April nächsten Jahres abläuft. Die für 750 Sitz vlãtze in zentraler Anordnung (bei einem Kostengufwande von 249 0000) zu entöderfende Kirche soll in der Räbe des Rheinbahnhofes errichtet und in Sandstein ausgeführt werden. Das Preisgericht besteht aus den Architekten Regierungs · und Baurath Angelroth in Wiesbaden, Baurath O. Märch in Charlottenburg, Ober Baurath, Professor K. Schäfer in Karlsruhe, Baurath F. Schwechten in Berlin und Stadt · Baumeister Thiel in Biebrich sowie aus zwei Nichttechnikern. Zur Preisver⸗ theilung ist eine Summe von 6900 4 vorgesehen. Vie Unterlagen des Wettbewerbes können gegen Hinterlegung von 4 , die bei Ein⸗ reichung der Entwürfe zurückerstattet werden, von dem Pfarrer Dr. Gerbert in Biebrich bezogen werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Ab sp errungs⸗ Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Vol kskrank heiten.

(Aus den „Veröffentlichungen des Kalserlichen Gesundheitsamtz“, Nr. 45 vom 8. Nobember 1889.)

In P to b d sinzelnen Tagen vom 29 ortugal. n Porto sind in den einzelnen Tagen vom 29. bis 3 Ditober' 1 ö 1M, 6 (i. 1 (9, 1 (1). 4 (2), 8 E) 3141 Erkrankungen (Todesfall) an Pest zur amtlichen Kenntniß gekommen. Im Pestspittal Bomfim waren nach einer Nachweisung vom 25. Oktober IS Frauen und Kinder und 27 Männer untergebracht. .

Britisch-Ostind ien. In der Woche vom 30. September bis zum J. Oktober sind in ganz Indien 5727 Peststerbefälle fest⸗ gestellt worden, d. h. über 1909 mehr als in der Woche vorher; in ter Stadt Bom bay ist die Zahl dieser Todesfälle von 82 auf 105 und in der gleichnamigen Präftidentschaft von ol78 auf 5750 ge⸗ stiegen; in Kurrachee erfolgten tödtliche Fälle. Zugenommen hat die Krankheit, in den Bezirken Sa targa, Belgaum, Dharwar und Bijapur, abgenommen im Staate Kolhaßpux, fowie im Ahmednagar- Bezirke. In Kalkutta wurden 47 Pest⸗ Sterbefälle gemeldet gegenüber 57 in der Vorwoche. In dem in der Provinz a, eh gelegenen Sar au. Berirle ist die Seuche pon?* neuem ausgebrochen; in., der Stadt und dem Bezicke Nagpur in den Zentrasprovinzen ist die Zahl der Sterbefälle pon ' 36 auf hl gestiegen. Neue Fälle von n ,, sind in kaem Dorse des jum Punjab gehörigen Hoshiarpur. ezirks vor⸗ gekommen. In Staate Mysore in Südindien ist während der Berichtswoche keine Aenderung im Stande der Seuche ,, dagegen hat sich dieselbe im Staate ,. wesentlich ver⸗ schlimmert, wo zur Zeit 4 Bezirke betroffen sind.

In den 3 Wochen vom 20. September bis 10. Oktober sind in der Stadt Bom bay insgesammt 623, 700 und 785 Personen ge storben, dapon an Pest S2, s3 und 133. Die Anzahl der Pest⸗ erkrankungen fiellte sih in den 3 Wochen auf 6, 120 und 125. Die in den beiden ö . Berichtswochen beträchtlich in die Höhe gegangene allgemeine Sterblichleit sowohl, wie die durch die Pest allein hervor⸗ gerufene werden als bedenklich angesehen.

Madagatkar. In Tamatape ist die Vest von neuem außg⸗ gebrochen und hat in der eit vom 26. Septem er bis 23. Oktober zu 12 Erkrankungen und 8 odesfällen geführt. Außerdem sind am 6., 8. und 10. , ,. insgesammt 3 ködtliche Fälle im Hafen von

irane vorgekommen. ) . k Nach ift we, n, vom 4. November ist in rengo Marques die Pest ausgebrochen. ͤ un. curl en. a3 e (iner Mittheilung vom 1. Nopember ist in Sao Paulo ein Pestfall festgestellt worden.

ö er in &*nf 26 ; is 16. Oktober in Key West

nkungen und 5. Todesfälle, vom 12. bis 17. Oktober in . F fn, mund * vom 29. September bis 5. Ittober in Vera Cruz und 5, vom 26. Seytember bitz 2. Oltober in Turpan 3 Todesfälle, vom 25. big 30. September in Bluefields Nicaragua) 1; ferner wurden auf Schiffen gemeldet vom 1. bis 5 DStktober auf der Golf⸗Quarant nestation 2 Fälle und in Havanna l, vom 8. bis 14. Oktober auf Reedy Island Quaran täne

1 2 rn Dampfer .Washingtonꝰ der Navigazione ensrale italinna hat auf der Ueberfahrt von Rio de Janeiro nach Genua

11 Fälle von Gelbfleber gehabt, darunter 8 mit tõdtlichem Ausgange; er sft am 24 Oktober in Genua eingetroffen und nach Asinara in Quarantäne geschickt worden. Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Madrid 3, Odeffa?, Warschau 3 Todes sãlle; St. Peters burg 25, Warschau (Krankenbäuser) 9 Erkrankungen; Flecktvphus: St. Petersburg 2 Erkrankungen; Rückfallfie ber: St. Peters⸗ burg 6 Erkrankungen; Gen ic starre; New Vork 5 Todes fälle; Varizellen: Budapest 24. Wien 37 Erkran⸗ kungen; Keuchbusten: Reg; Bez. Schlezwig 39, Hamburg 25, Fopenhagen 34. Wien 22 Erkrankangen; Influenza: Berlin 7, Hamburg 5, London 18, Paris, St. Petersburg je 3 Todesfälle; TLungenentiündung: Reg. Bej. Schleswig 59 Erkrankungen. Mehr Ilz ein Zehntel aller Geftorhenen starb an Masern (Durchschnitt aller dentschen Berichtsorte 1886 95: 1,1509; in Essen, Fürth, Hildes⸗ heim, Rürnberg, Osnabrück, Potsdam Würiburg Erkrankungen kamen zur Meldung in Berlin 31, Breslau 129, in den Reg. Beiirken Königaberg 118, Stettin 311, in Nürnberg 257, Buda—⸗ pesi 38, Rem Jork 86, St. Petersburg 122, Wien 129 desgl. an Scharlach (1886/95: 0910s): in Bochum Duisburg, Fönige berg Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 52, in den Reg. Bezirken Arnsberg 103, Dässeldorf 121, in Hamburg Hö, Budapest 60, Ehrsstlania 32. Edinburg 22, Kopenhagen 75, Londen (Kranken⸗ häufer) 414, Rew Pork 16, Paris gl, St. Petersburg 47. Wien 45, desgl. an Diphtherie und Croup (1886/95: 4,27 Cο): in Bromberg, M. Gladbach Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 70, Kopenhagen 60, London (Krankenhäuser) 259, New JYork 166, Paris 5I, St. Petersburg 125, Stockbolm 192, Wien 66 des gl. an Unterleibstyphus (1856565: 076 o/): in Trier, Madrid Erkrankungen kamen zur Anzeige in Kopenhagen 26, London (Kranken⸗ häufer) 44, New York 64, Paris 100, St. Petersburg 116.

Im Monat September (für die deutschen Orte) sind nach⸗

stehende Todesfälle gemeldet worden: . Pocken: Marseille, Athen ie 3, Madrid 8, Alexandrien 2, Kairs 15. Rew York 1, San Francieco 5, Mexiko 24. Buenos Atres 3, Rio de Janeiro 114; Flecktyp hugs; Borbeck, Halberstadt, Berne, Spiver se 1, Oldenburg 2, Kairo 36, Mexiko 25, Rio de Fanctto T; Rückfallfleber (einschl. biliösen Typboids): Alrxan- drien 6, Kairo 45; Genickstarre— Baltimore 16, Cincinnati 3, Detroit 4, Minneapolls 2, New Orleans 10, New Y zk 388, San Francisco , St. Louis 2; Tollwuth: Bukarest, Mailand je 1, Triest 3, New Orleans 1; In⸗

Zabrze,

Marseille;

allen deutschen Orten):

ein Drittel in 54; mehren

diesen Krankheiten in Buer,

Bernburg; ferner in Amsterdam,

Drleans, Mexiko. .

Von den 274 deutschen Orten hatten 13 im Berichtẽ monat eine verhält nißmäßig hobe Sterblichkeit (über 35, 0 auf je 1000 Ein⸗ wohner und aufs Jahr berechnet): Pforzheim 35,6 (18561863 216), Langenbielau 38,3 (1891395; 364). Herne 38,8 (1895/97: 25,5), Eig⸗

Lipine 4,5, Gelsenkirchen 44,7 (1886,95: 29, 3), Lichtenberg 45, 1(188795: 38. , , . 15.5 (1891/98: 260), Löbtau 48,9 189597. 26, 06, Grabow bo, 8 (1888 / 87; 29, M,. Beeck 68,2 (1895/97: 27,3). Im Vormonate betrug das Sterblichkeitsmarimum 74.4.

Die San glingesterblichteit war in 87 Orten eine Bet rächt- liche, d. h. höher als ein Drittel aller Lebendgeborenen, Mindestens 500, 0 o ουο betrug sie in Schwelm, Straubing je boo (Gesammt⸗ sterblichkeit 332 und 34,9), Köpenick 508 (28,6), Reckling= haufen 521 (23,6), Eialeben 522 40,7), Weißenfels 25 (85,5), M. Gladbach 5356 32,5), Giebichenstein 565 (30,2), Sorau 68 (3236), Lichtenberg 586 (45, 1), Wurzen 600 24. 8), Grünberg 605 (z7. 6, Rathenow 646 (25,9), Ansbach 690 (265,3), Werdau 699 (43,6). . .

ie Hefamm tsterbltichtelt war während des Berichtsmonats geringer als 15,0 (auf ie 1000 Einwohner und aufs Jahr be⸗ rechnet) in 20 Orten. Unter 12,00 blieb dieselbe in Wilhelms havpen 11.9 (1891 / 96: 15,1), Siegen 11,4 (1886/85: 19,8), Ludwigs⸗ burg 11,B8 (15, 9), Landau 10,9, Neustadt a. H. 19.2.

Die Säuglingssterblichkeit betrug in Celle (Gesammtsterb- lichkeit 20,3) Siegen (11,4), Frankenthal (19,4 weniger als ein Zehntel der Lebendgeborenen; Weniger als ein Siebentel derselben farb in 5, weniger als ein Fünftel in 29 Orten. ‚,

Im Ganzen scheint sich der Gesundheitszustand gegenũber dem Vormonat erheblich gebessert zu haben. Eine höhere Sterblichkeit als 35,0 Soo hatten 13 Octe gegen 64 im August, eine geringere als 15, 0 ooo 20 gegen 9. Mehr Säuglinge als 335,3 auf je 1070 Lebend, geborene ftarben in 87 Orten gegen 182, weniger als 200,0 in 37 gegen 17 im Vormonat.

Das Erlsschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem gais ed Li nc gemeldet worden vom Schlacht ⸗Viehhofe

ju Mainz am 7. November.

Hinter⸗Indien.

Die Kolonial. Regierung in Singapore hat unter dem 28. Sep⸗ tember d. J. bekannt gemacht, daß die Quarantäne gegen die Häfen von Amor und Swatow aufgehoben ist.

Gbenfo ist die am 13. Juli d. J. angeordnete Quarantãne gegen Schiffe von Buchior aufgehoben. (Vergl. Reichs. Anzeiger Nr. I68 vom 7. Juli d. J)

Theater und Musik.

m Königlichen Opernhguse wird morge's Lorhing bowifff Oper 3 Wildschütz unter Leitung von Kapellmeister Strauß und in folgender Besetzung gegeben: Graf Eberbach; Herz a. die Gräfin: Frau Goetze; Baron Kronthal: Herr Philixp; Baron n von Freimann: Frau Herzog; Nanette: 8 Pobl; Baculus: Herr Knüpfer; Gretchen: Frau Gradl; Panecratius: Herr Eichholz.

m Königlichen Sch au spielhause gelangt am wor en Gebuürtgtage Schiller's, Wilhelm Tell“ Zur e fg em gz Die Be⸗ setzung ist nachstehende: Reichs vogt: Herr Grube; ttinghausen: Herr Kraußneck; Nudenz; Herr Boeitcher; Werner Stauffacher: . Molenar; Wilhelm Tell: Herr Nesper; Arnold von Melchthal:

err Christians; Gertrud: fräulein Lindner; Hedwig: Frau von

. Bertha . 8 ö ö. Mahn; AUrmgart: oppe; Parricida: Herr Ludwig.

git kenn, g Königllchen Opern -⸗Theagter, findet auf

Allerhöchsten Befehl am . den 12. d. M., Abends

ein Gesammt⸗ Gastspiel des chlierseeer Bauern Theaters

leben 40,7 (1886/95: 265,0, Wanne 45.5, Werdau 43,66 (1891/95: 28.33),