1899 / 271 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Sessen. oheit der Großherzog ist gestern Darmstadt .

Mecklenburg.

Der Landtag beider Großherzogthüm er ist gestern in Sternberg in herkömmlicher Weise eröffnet worden. Für Schwerin werden, den „Meckl. Nachr.“ zufolge, 1 / 1, für Strelitz 910 Edikt vorgeschlagen.

Seine Königliche Abend von Coburg na

Oefterreich⸗ Ungarn. Der Vorsitzende im Ministerrath Graf Clary hat sich,

wie „W. T. B. meldet, heute früh nach Bu dapest begeben, wo Nachmittags 2 Uhr ein gemeinsamer Minister rath stattfindet. Da die Quotendeputationen in Budapest verhandeln werden, wird Graf Clary bis morgen oder übermorgen dort verbleiben. .

Die Delegationen sollen, wie die „Neue Freie Presse“ berichtet, zum 30. d. M. einberufen werden. .

Die Staatsschulden-Kontrolkom mission hielt estern Abend eine Sitzung ab. Der neugewählte Referent Fzedik beantragte, dem Ansuchen der Finanzverwaltung um Ausfolgung der reftlichen Landesgoldmünzen von 118318 940 Kronen mit Rücksicht auf die nachgewiesene Dringlichkeit und den unzweifelhaften Rechtsbestand der Kaiserlichen Verordnung stattzugeben. Nach langer Erörterung wurde jedoch der Antrag des Referenten mit 3 gegen 3 Stimmen abgelehnt. .

In der . des Ausschusses für die Revision des 14 der Verfassung erklärte gestern der Abg. Kaiser, seine Partei sei in erster Linie für die Aufhebung und nur deshalb gegenwärtig für die Abänderung des § 14, weil eine Mehrheit für die Aufhebung nicht zu erlangen sei. Der Abg. Grabm ahr beantragte namens der Linken, den 8 14, wie folgt,

abzuändern:

Wenn zu einer Zeit, wo der Reichsrath nicht versammelt ist, infolge von Elementarereignissen, Seuchen, Krieg oder inneren Un⸗ ruben sich die Notbwendigkeit unaunschiebbarer Anordnungen heraus⸗ stellt, können solche Anordnungen durch Kaiserliche Verordnung mit vorläufiger Gesetzeskraft erlassen werden, insofern dadurch weder eine Abänderung dez Staatsgrundgesetzes noch eine dauernde Belastung de Staatsschagzez oder ine Veräußerung von Staatsgut, noch auch die Einführung neuer oder die Eehöbung bestehender Steuern und Abgaben verfügt wird. Das Ministerium ist verpflichtet, sofort

u veranlassen, daß der Reichsrath binnen längstens vier Wochen und

im Falle einer Auflösung des Abgeordnetenhauses längstens binnen acht Wochen nach der Bekanntgabe einer solchen Verordnung zu⸗ sammentrete. .

Nach kurzer weiterer Debatte wurde die Sitzung geschlossen.

Ueber die gestrige Sitzung des Abgeordnetenhauses berichtet W. T. B.“, wie folgt:

Bei Beginn der Sitzung beantragte der Abg. von Jaworski, daß alle Ausgleichksvorlagen einem Ausschusse von 48 Mitgliedern überwiesen würden. Der Präsident Dr. von Fuchs erklärte, da kein Ginwand erhoben worden sei, werde er diesem Antrage nachkommen. Hierauf ging das Haus zur Tagesordnung über, deren erster Punkt die Fortsetzang der Berathung über die Ausschreitungen in Mäbren? war. Der Abg. Verkauf (Sozialdemokrat) er- fläͤrte, seine Partei ändere ihren dringlichen Antrag dahin ab, daß die Vorgänge in Graßlitz gleichfalls dem zu wählenden Au⸗⸗ schuß jur Untersuchung überwiesen werden sollen. Zwischen den Vor⸗ angen in Graßlitz und denen in Mähren bestebe ein großer Unterschied. n Graßlitz sei nicht geplündert worden, auch sei es zu keinen anti⸗ semischen Ausschreitungen gekommen; es sei gegen die von der damaligen Regierung begangene Verlegung des Rechts und der Verfassung demonstriert worden. Der Redner schlofß mit der Erklärung, es müsse Genugthuung erlangt werden für die begangene Ungesetzlichkeit, um solche für die Zukunst zu ver— bin dern. Dierauf wurde die Debatte geschlossen. Der Generalredner gegen die Regierung Abg. Dr. Si Lenv zührte aus, Desterreich gehe der Herrschaft durch Minoritaten sowie der Germanisation entgegen. Die Beamten in Räbren feien haoptsächlich bestrebt, das Land zu germanisieren; jabfreiche Beamte verständen nicht ciechisch, was gesetzwidrig sei. Außer der Bureaufratie seien es in Mäbren hauptsächlich die Juden, welche dem Germanisationzwerke dier ten, man hasse dieselben in Mähren als Feinde deg Czechenthums, nicht als Juden, Im weiteren Verlauf seiner Rede kam Pr. Sileny auf die Sprachenfrage zurück und betonte, daß die Gleichberechtigung beider Sprachen in Mäbren auch von bervorragenden deutschen Politikern anerkannt worden sei. Alle Germanisierungsbestrebungen würden nichts nützen. Das czechische Element erhalte sich durch eigene Kraft, es babe bereits mebrere Städte wieder erobert und werde noch weitere Fortschritte machen. Die Deutschen bätten die Hilfe der Geistlichk. keit in Anspruch genommen; ein rvreußischer Bischof sei ihnen zu Hilfe gekommen und habe ein deuisches Peiester· Seminar gegründet,. welches aber nur sieben vichtdeutsche Zöglin e zäble. Et folches Verfahren müsse erbittern. Redner wandte sich sodann zu din Ausschreltungen ia Böbmen und behauptete, ez seien dort Fälle vor- gekommen, in denen die Deutschen sich selbst die Fenster eingeschlagen und dies dann den Czechen zur Last gelegt hätten. Dr. Silenv schloß feine Rede mit einem Appell an die Teutschen sich mit den Czechen zu einigen zum Wohle des Volkes und Desterreichs. Der Generalredner für die Maßnahmen der Rezierung Dr. Menger wies zunächst die Angriff! Dr. Sileny's gegen den Kardinal ⸗Fürstbischof Kopp zurück, welcher allgemeine. Verehrung genieße, und widerlegte so. dann die Rebaupfung, daß die ciechischen Bürgermeister überall bestrert gewesen seien, die Ruhe und die Ordnung in ibrem eigenen Wirkunze⸗ freife wi derberzustellen. Sowohl in Holleschau wie in Wsetin bätten die Czechen die unumschränkte Herrschaft, es könne also keine Rede davon sein, daß die Ausschreirungen dort von einer unterdrückten Minderheit gegen die berrschende Mebrkeit erfolgt seien. Dr. Menger schloß nach mehr⸗ ftündiger Rede mit den Worten: „Einigen wir uns in jwölster Stunde, um ein Staatswesen zu schaffen, welches trog großer Hinderniss- und Schwierigkeiten hier in Mittel. Europa im Bündniß mit Deutschland und Italien feine groken Kulturaufgaben erfüllt.“ Die PVeihandlung wurde sodann um 8 Uhr abgebrochen und die rächste Sitzung auf Donneretag angesetzt.

In der czechischen Universität in Prag wollten gestern Studenten eine Versammlung zur Besprechung der Mafaryksschen Broschüre über den PNiord in Polna und die Frage der Zde-Meldungen bei den Kontrolversammlungen abhalten. Der Rektor ließ die Debatte über die Zde⸗Frage nicht u und erklärte die Versammlung für beendet. Darauf wollten

ie Studenten vor die Wohnung des Professors Masaryk ziehen, wurden jedoch durch die Polizei daran gehindert. Unter Pereat⸗ rufen auf Masaryk zogen die Studenten alsdann auf den Wenzelsplatz und zerstreuten sich schließlich,

h ungarischen Unterhause brachte gestern der Handels⸗Minister von Hegedues einen Gesetzentwurf ein, welcher die den neuen Fabriksgründungen zu gewãhrenden Ver⸗

ünstigungen der Steuerbefreiung und Frachsermäßigung für

aumaterial und Einrichtungsgegenstände auf weitere 10 Jahre verlängert. In der Begründung des Entwurfs wird hervorgehoben, daß in dem abgelaufenen gehen 212 neue industrielle Unternehmungen entstanden seien, daß aber die Gesammt⸗ produktion im Vergleich zu dem jährlichen Import von

industriellen im Betrage von 883 Millionen Kronen als unbedeutend erscheine. Aus Anlaß des Beschlusses der österreichischen Staatsschulden⸗Kontrolkommission, kraft dessen das für Valutazwecke verwahrte Gold an die Oesterreichisch⸗ Ungarische Bank nicht herausgegeben werden kann, fragte der Aba. Ugron an, ob der Finanz-Minister von Lu kacs jene g 6 Milltonen Gold, welche er der Oesterreichisch⸗Ungarischen Bank überwiesen, zurückgezogen habe und aus welchem Grunde die Sistierung der Uebergabe des Goldes erfolgt sei. Ferner fragte Ugron, ob der Finanz-Minister, da Oesterreich seinen Verpflichtungen, 6 die Valutaregulierung, nicht zu entsprechen scheine, Vorbereitungen zur Errichtung einer selbständigen Notenbank zu treffen beabsichtige.

Nach einer gestern in Budapest abgehaltenen Ver⸗ sammlung von Arbeitslosen versuchten mehrere hundert Personen, welche an derselben theilgenommen hatten, auf der Straße Kundgebungen zu veranstalten, wurden aber von der Polizei zerstreut. Eine Person wurde verhaftet.

Großbritannien und Irland.

Die heute früh erschienenen Londoner Blätter veröffent— lichen, wie ‚W. T. B.“ meldet, ein Schreiben Lord Salis⸗ bury's, in welchem dieser auf eine Unrichtigkeit in einer jüngst gehaltenen Rede Lord Edmond Fitzmaurice's hin⸗ weist. Derselbe hatte geäußert, Lord Salisbury habe auf dem Guildhall-Bankett erklaͤrt, England sei nicht nach Süd⸗Afrika gegangen, um seine Besitzungen zu erweitern.

Der Earl of Kimberley hielt gestern in Neweastle on Tyne eine Rede, in welcher er sich zustimmend über das Samoga⸗Abkommen aussprach, da er es für richtig halte, eine Politik einzuschlagen, die die Wirkung haben würde, jedes Mißverständniß zwischen Großbritannien und Deutschland zu beseitigen. 3.

Zum Kommandeur der fünften Division, welche jetzt für den Dienst in Süd⸗Afrika mobil gemacht wird, ist General Sir Charles Warren ernannt worden, welcher be⸗ reits Erfahrungen in der Kriegführung in Süd⸗AUfrika besitz.

Nach dem „Broad Arrow“ werden die nachstehend ver⸗ zeichneten fremden Offiziere die kriegerischen Ereignisse in Süb⸗-Afrika im britischen Hauptquartier verfolgen: für Deutschland der Hauptmann Freiherr von Lüttwitz vom Generalstabe, Militär⸗-Attachs in London; für Frankreich der Major d' Amadé; für Italien der Major Gentilini vom 62. Infanterie⸗Regiment; für Oesterreich-⸗Ungarn der Haupt⸗ mann Trimmel; für Rußland der Generalstabs⸗Oberstleutnant Stachowitsch und für die Pereinigten Staaten von Amerika der Hauptmann Slocum. Diese Offiziere sind unter Führung des dritischen Obersten Joor Herbert, früheren Militär⸗ Attaché«s in St. Petersburg, am 8. November auf dem Dampfer „Bavarian“ von Liverpool aus abgereist. Das britische Kriegsamt hat den genannten Offizieren gestatiet, an Ort und Stelle aus den militärischen Depots zum Preise von je 65 Pfd. Sterl. Pferde zu entnehmen.

Frankreich.

Das Parlament ist gestern wieder zusammengetreten. Der Senat vertagte sich nach einer rein formellen Sitzung auf unbestimmte Zeit, um von heute ab weiter als Staatsgerichtshof zu tagen. In der Deputirtentkammer verlas, dem W. T. * zufolge, der Präsident Deschanel unächst zahlreiche Interpellations⸗-Anträge. Der Minister⸗ Prasident Waldeck-Rousseau verlangte, daß alle Interpella⸗ tionen bezüglich der allgemeinen Politik der Regierung in eine einzige zusammengezogen würden und daß mit der Debatte darüber sofort begonnen werde. Die Kammer gab hierzu ihre Zustimmung. Als erster Redner nahm dann der Deputirie Cochin das Wort, welcher der Regie⸗ rung vorwarf, sie habe, indem sie. Millerand sich als Mitglied erwäblt, den Sozialisten Thor und Thür zur Macht geöffnet. Der Deputirte Grandmaison (Rechte) tadelte den Kriegs-Minister, General de Galliffet, weil er es nicht verstanden habe, das Heer zu vertheidigen, und wandte sich gegen die Maßregeln, welche der Kriegs⸗ Minister gegen die Generale ergriffen habe. Der Deputirte Zévaes (Sozialist) verlangte, die Regierung solle die Machenschaften des Klerikalismus und Militarismus unterdrücken, und forderte Trennung der Kirche vom Staat sowie Stellung der Krankenhäuser unter Laien⸗ verwaltung. Ferner solle an die Stelle des gegenwäctigen Heeres ein aus Milizen bestehendes Volksheer treten. Der Dwputirte Lasies (Nationalist) tadelte lebhaft die gegen verschiedene Offiziere ergriffenen Maßregeln und fügte hinzu, die Offiziere seien sehr im Recht, wenn sie sagten: „Diese Regierung ̃ist die Schande.“ (Widerspruch auf mehreren Seiten; Lasies wurde zur Ordnung gerufen) Lasies fuhr fort: Seit zwei Jahren werde das Heer angegriffen, jedoch nicht vertheidigt. Einer solchen Regierung gegenüber sei Disziplinlosigkeit Pflicht! (Widerspruch von verschie denen Seiten, die Zensur wurde über Lasies verhängt) Der Kriegs-Minister, General de Galliffet erhob gegen die Ausführungen Lasies' den schärfsten Widerspruch. Er sagte, das Heer habe garnicht das Recht zu sprechen (Wiederholter Beifall auf der Linken); er bedauere keines seiner Worte und keine seiner Amtshandlungen. Unter Unterbrechungen seitens der Rechten und der Nationalisten rechtfertigte der General de Galliffet die Maßregeln, welche gegen verschiedene Offiziere ergriffen worden seien, und sagte, der General Roget habe zu viel geredet. Was den General Neégrier betreffe, so habe derselbe vor den Offizieren die Aeußerung gethan, die Regierung lasse Angriffe auf das Heer zu; wenn aber das Maß dieser Angriffe voll sei, würden Andere dessen Vertheidigung in die Hand zu nehmen wissen. (Rufe rechts: Hoch Neégrier! Er der Kriege⸗Minister) habe seine Schuldigkeit gethan, als er gegen Négrier vorgegangen sei. (Wiederholter Beifall auf der Linken.) Der Kriegs⸗Minister schloß seine Ausführungen mit den Worten: „Ich bin für die Manaszucht im Heere ver⸗ antwortlich, wenn ich auch mit den innersten Gedanken jedes Einzelnen mich nicht zu befassen habe,“ (Wieder⸗ holter Beifall links, Lärm auf der Rechten und bei den Nationalisten.) Darauf bestieg der Deputirte Cassagnac die Tribüne und führte aus, die Be⸗ gnadigung Dreyfus sei für das Heer ein Schlag ins Gesicht gewesen. Die Regierung nehme das Heer, welches verleumdet und beleidigt werde, nicht in Schutz. Der Deputlirte Viviani (Sozialist) äußerte, seine Partei sei bereit, die Regierung zu unterstützen, deren Vorlagen sie als das Minimum ihrer Forderungen acceptiere. Die Sitzung wurde alsdann auf⸗ gehoben; die nächste Sitzung findet morgen statt.

Der Deputirte Meline hielt gestern in einer Versamm⸗

lung der Gruppe der progressistischen Deputirten eine

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Rede, in welcher er erklärte, daß in der progresst

Gruppe vollkommenes Einvernehmen herrsche Die In n werde um so leichter sein, als die Dreyfus⸗Angelegenheit be endet sei und um keinen Preis wieder aufgerollt werden könne da dies allgemeine, Entrüstung hervorrufen würde. Di- Gruppe werde auch in Zukunft für die Politik der Freiheit der Beruhigung und der Versöhnung eintreten. ;

Italien.

Die Session des Parlaments ist, wie W. T. B. berichtet, gestern Vormittag im Senats⸗Palast in feierlicher Weise von dem König eröffnet worden. Der König, die Königin, der Prinz und die Prinzessin von Neapel, sowie die Herzoge von Aosta und Genua wurden auf der ganzen Fahrt nach dem Senats⸗Palast von der Be— völkerung lebhaft begrüßt. Eine große Kundgebung wurde den Allerhöchsten Herrschaften auch beim Betrefen dez Saales bereitet; die Kundgebungen erneuerten sich bei der Rückfahrt nach dem Quirinal. Truppen bildeten vom Quirinal bis zum Senats⸗Palast Spalier. In der Thron⸗ rede sagte der König:

„Ich trete wieder vor Sie hin freudigen Herzens und voll Ver— trauen, denn ich weiß, daß trotz allem die Vaterlandsliebe uns eint. Vorübergehende Störungen konnten die regelmäßige Eatwickelung der Thätigkeit der Deputirtenkammer hemmen und auf diese Weise eine Unterbrechung der Arbeiten des Parlaments nöthig machen, die keine nachtheiligen Folgen haben wird, wenn Sie wie ich mit Sicherheit aunehmen darf jene Unterbrechung jetzt durch emsige Arbeit wierer ausgleichen. Ein Jahr ist verflossen seit dem Tage, wo ich Ibnen ankändigte, daß Ihnen zur Begutachtung Maßcegeln unterbreitet werden würden, welche bejweckten die Lage des Landes zu verbessern. Bis jetzt konnten diese Maßregeln noch nicht jur Ausführunz gelangen. Es muß daher die unerledigte Arbeit mit Eifer wieder aufgenommen und mit Hin gebung fortgesetzt werden, damt die heute beginnende Session reich an nutzbringenden Ergebnissen fei. Tie Bevölkerung des Landes erwartet vertrauensvoll von unseren staatlichen Einrichtungen, was sie für die Verbesserung ihrer Lage zu erhoffen berechtigt ist. Groß ist darum die Verantwortung des Parlaments und der Regierung gegenüber der Nation. Es ist möglich Regierangen und Volksvertreter verschie dene Ansichten und Be. strebuagen haben, die sich untereinander bekämpfen können aber das Gadriel aller maß einig und allein jenes höchste sein: das Wohl des Vaterlandes. Weiter besagt die Thronrede, es werde kein neues Arbeitsprogramm vorgelegt werden, da die letzte Session der nenen eine große Anzabl von Vorlagen übrig gelassen habe, welche der Er⸗ ledigung bartten. Jadessen wärden dem Parlament unverzüglich einige Maßnahmen unterbreitet werden, welche die Abschaffung des Zwangswohnsitzes bejweckten, und andere, welch? auf die Ab— änderung einiger Steuergesetze in der 56 hinwirken sollten, daß unnöthige Härten beseitigt und die etriebe der kleinen Steuerjahler womöglich von dem vollen Drucke der Steuer befreit würden. Diese Vorlagen möge das Parlament mit der erforderlichen Sorgfalt prüfen, ohne jedoch dabei zu vergessen, daß e gegenwärtiz vor allem nöthig sei, die Verwaltung wieder in ihre kerelmäßigen Babnen durch schnelle Erledigung der. Budgets binem— zulenken. Alsdann fährt die Thronrede fort: Die un zweisel haften Anzeichen, welche wir bezüglich der bemerkenswerthen Erholung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse auch ohne die Beihilfe besonderer gesetz⸗ geberischer Maßnahmen besigen, sind Beweise dafür, wie viel Ordnung und Ruhe im Leben eines Landes vermögen. Alles läßt uns hoffen, daß diese wirthschaftliche Echolugg sich immer mehr fühlbar machen werde. So werden wir durch ausdauernde Arbei, durch die Entwickelung eller unserer produttiven Kräfte und durch einen klugen und zielbewußten Schutz unserer Landwirthschaft und unserer Indaftrien diesen Reformen, von denen man so viel gesprochen hat, obeẽ sie verwirklichen zu können, auf solider und dauerhafter Basi⸗ einen Weg bahnen können. Italien ist seiner Zukunft sicher und steht zu allen Mächten in ausgezeichneten Beziehungen; voa keiner Seite und durch nichts wird es bedroht. Unsere auswärtige Politik wird mit der inneren Politik werteifern, um dem bon Besorgnissen freien Lande den Foꝛtschritt und die Entwickelung seines' wirtbschaftlichen Wohlstands ju sichern. Meine Re⸗ gierung hat bereitwilligst den vom Faiser von Rußland gemachten edlen Vorschlag einer internationalen Friedens konferenz in ker Meinung angenommen, daß bei einem Versuch, in Zukuaft die Kriege weniger zahlreich zu machen und ibre unglücklichen Folgen ein- zuschränken, Italien nicht feblen dürfe. Der demnächstige Beginn eines Jahres, das in der katholischen Welt eine Coche bedeutet, würd uns Gelegenheit geben, noch einmal wieber zu zeigen, daß wir es ver · stehen, die Verpflichtungen, die wir übernommen haben, als wir bei der Herftellung unferer Einigkeit Rom zur Hauptstadt des Königreichs n= flaͤrten, ju achten und ihnen Ächtung zu verschaffen. Die Italiener blicken auf Sie, meine Herren, und erwarten mit Vertrauen, daß Ihre Arbeit ruhig und fruchtbar fei, wie der Augenblick es verlangt. Die innere Genugtbuung Über die erfüllte Pflicht wird Ihnen der erwünschte Lohn sein für das Gute, das Sie dem Lan de dadurch erweisen werden, daß Se sein Vertrauen zu den Gimichtumgen des Landes stärken werden. Das ist der beste Wunsch, den ich heute als König, wie als Italiener äußern kann, und Sie werden darauf vertraue ich be⸗ stimmt dahin streben, daß mir die Beft iedigung wird, iha ver— wirklicht zu sehen.“

Die Rede wurde an vielen Stellen mit warmem Beifall aufgenommen.

Spanien.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz. Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braun schweig, und der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern zur Besichtigung der Sehens⸗ würdigkeiten in Sevilla eingetroffen und auf dem Bahnhof von den Spitzen der Militär- und Zivilbehörden empfangen worden. . den Straßen war ein zahlreiches Publikum versammelt. Die deutschen Geschäftshäuser war en mit deutschen Fahnen geschmückt.

Schweiz.

Der Bundesrath hat, dem, W. T. B.“ zufolge, die in dem Gesetz über den Rückkauf der Eisenbahmen vorgesehene Vollziehungsverordnung erlassen. Danach ist die General⸗ Direktion er Bundesbahnen spätestens im Dezember 1900 zu wählen und soll ihren Dienst am 1. Juli 1901. antreten. Der Verwaltunggrath der Bundesbahnen krütt am 1. Oktober 1900 in Funktion, die Konstituierung der Kreiseisenbahnräthe erfolgt im August 1590. Die Wirksamteit der Kreiseisenbahnräthe beginnt am 1. Mai 1903, die Wirksamkeit der Kreisdirektionen am 1. Mai 1900. )

Belgien. (.

Die neue Session der Repräsentanstenkammer ist gestern ohne Feierlichkeit eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde, wie ‚W. T. B.“ meldet, der Deputirte Beernaert wiedergewählt; derselbe nahm die Wahl Dankend an und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Sessiom zum Wohle des Vaterlandes eine fruchtbare sein werde.

Ameritka.

Der deutsche Gesandte Dr. Mumm won Schwarzen⸗ stein ist, nach einer Meldung des ‚W. T; B.“, gestern an 2a. 6 Lloyddampfers Trave“ von New York nach Europa abgereist. ö

Asien. Ein in Washington eingetroffenes Telegramm des Generals Otis übermittelt, wie dem „W. T. B. gemeldet wird, den Bericht des Generals Whegton über ein Gefecht, das am 12. d. M. bei San Jacinto zwischen dem 33. Freiwilligen⸗ Regiment und 1200 Filipinos stattfand. Die Letzteren hatten eine verschanzte Stellung inne und wurden in die Flucht ge⸗ schlagen. Auf seiten der Amerikaner fielen ein Offizier und sechs Mann; ein Offizier und (lf Mann wurden verwundet. Der Feind ließ einundachtzig Todte in den Verschanzungen urück; man glaube, daß sein Gesammtverlust 300 Mann mne habe. ö er Admiral Watson hat telegraphisch gemeldet, daß der amerikanische Kreuzer „Charleston? am 2. November früh auf einem nicht auf den Schiffskarten verzeichneten Korallenriff drei Meilen nordwestlich von den Guinapak— felsen im Nordosten von Luzon aufgelaufen sei. Die an Bord befindlichen Mannschaften seien, mit Gewehren bewaffnet, wohlbehalten auf der Camiguin⸗Insel gelandet. Die Eingeborenen seien ihnen freundlich entgegengekommen. Infolge des zur Zeit wehenden Nordost— monsuns und der infolge dessen hochgehenden See sei der Heiz- raum der „Charleston“ völlig unter Wasser gesetzt. Das Schiff liege hinten fest, sei aber vorn außer dem Bereich des Wassers. Vorräthe seien für zehn Tage ans Land geschafft worden. Das Kanonenboot „Helena“ sei nach der Camiguin⸗ Insel abgegangen. Er (Watson) habe in Hongkong auf telegraphischem Wege Hilfe bestellt. Afrika. Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Kairo erfährt, hat der Sirdar Lord Kitchener auf die Meldung, daß der Khalif, der jüngst nach Kordofan e gen war, in der Nähe von Duem am Weißen Nil, 130 Meilen südlich von Khartum, stehe, gestern Abend sich nach Khartum begeben. Die „Times“ meldet aus Mafeking vom 31. v. M.: Der General Cronje habe sich darüber beklagt, daß die Lage des Rothen Kreuzes von mehreren Gebäuden der Stadt zugleich wehe, daß Dynamitminen gelegt seien und die Eingeborenen wider die Weißen verwendet würden. Darauf habe der Oberst Baden-Powell erwidert, Mafeking habe nur drei Rothe Kreuz-Stationen, nämlich das Hospital, das Kloster und das Frauenlager, die sämmtlich außerhalb der Stadt lägen; das Legen der Dynamit— minen sei durch Präzedenzfälle seitens der Buren gerechtfertigt, und die Eingeborenen vertheidigten nur ihr Leben und Eigen⸗ thum. Die Buren hätten infolge dessen das Hospital und das Frauenlager weiter beschossen. In Mafeking glaube man, daß die Vertheidigung bis zum Ende des Feldzuges durchgeführt werden könne. Aus Kimberley vom 6. d. M. berichtet das „Reuter sche Bureau“, die Beschießung der Stadt habe am 5. d. M. den. ganzen Tag gewährt, ohne daß Schaden angerichtet worden sei. In Kapstadt sind gestern drei weitere Trans portschiffe mit Truppen eingetroffen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs— tages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (10I1.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretar des Reichs⸗Postamts von Podbiels ki beiwohnte, stand der Gesetzentwurf, betreffend einige Aenderungen von Bestimmungen über das Post— wesen, zur zweiten Berathung.

Der Berichterstatter Abg. Dr. Paasche (nl.) wurde durch den Abg. Dr. Hasse (nl) vertreten.

Arf. 1 ändert einige Vorschriften des Posttaxgesetzes.

Nach 81 soll das Porto für den frankierten gewöhnlichen Brief bis zum Gewicht von 20 g 10 8 betragen.

Der Sz La, der neu eingestellt werden soll, ermächtigt den Reichskanzler, den Geltungsbereich der Ortetaxe auf Nachbar⸗ orte auszudehnen.

In ö 10 wird die Zeitungsgebühr neu geregelt. Sie

soll nach den Kommissionsbeschlüssen betragen: 2. 3 3 für jeden Monat der Bezugszeit, b. 15 8 jährlich für das

wöchentlich einmalige oder seltenere Erscheinen sowie l5 3 jährlich mehr für jede weitere Ausgabe in der Woche, C. 10 3 jährlich für jedes Kilogramm des Jahres— gewichts unter Gewährung eines Freigewichts von je 1L kg jährlich für soviel Ausgaben, wie der Gebühr zu b unterliegen. Das Jahresgewicht wird für jedes Kalenderjahr nach dem thatsächlichen Gewicht der Zeitungsnummern des vor—⸗ aufgegangenen Rechnungsjahres festgeslellt. Bei neuen Zeitungen erfolgt bis zur Anwendbarkeit dieser Bestimmung die Gewichts— berechnung vierteljährlich nach dem Gewichte der er⸗ schienenen Nummern. Bruchtheile eines Kilogramms werden als ein volles Kilogramm gerechnet. Der Verleger hat zum Zwecke der Gewichtsberechnung der ihm bezeichneten Postdienst—⸗ stelle ein vollständiges Pflichtexemplar von jeder Zeitungs⸗ nummer beim Erscheinen zu liefern. Die Selbstverpackung ist auf Antrag des Verlegers zu gestatten. Dazu liegen folgende Abänderungsanträge vor: Der Abg. Dr. Marcour (Zentr.) will 2 8 für jeden

Nonat der Bezugszeit erhoben, außerdem einen Zonentarif eingeführt wissen, wobei sich die ersie Zone 75 km weit, vom Erscheinungsorte der Zeitung aus gerechnet, erstrecken soll; für das wöchentliche Erscheinen sollen in der ersten Zone 12, in der zweiten 18 3 gezahlt werden, für jedes Kilogramm Jahresgewicht 8, bezw. 12 5. Der Abg. ar oslar nl) will auch den Abonnementspreis berücksichtigt wissen, und zwar sollen 12169 Proz. davgn als Gebühr erhohen werden, außerdem 12 3 jährlich für das wöchentliche Er⸗ scheinen, bezw. 12 3 jährlich mehr für jede weitere Ausgabe in der Woche, endlich 5 jährlich für jedes Kilogramm Jahres⸗ henicht. Der Abg. Da sbach (Zentr,) will die Bestimmung ezüglich der Bruchiheile von Kilogrammen gestrichen wissen. Die Abgg. Eickhoff (fr. Volksp) und Genossen be⸗ nen den Verlegern für die Selbstverpackung der 3 eine Vergütung von 10 3 für 3. 100 verpackte Zeitunge⸗ nummern zu gewähren, wobei überschüssige Nummern für volle Hundert gerechnet werden sollen. Die Debatte eröffnete der Abg. Dr. Marcour (Zentr). ach ihm nahmen bis zum 24 * des Blattes der Staats⸗ retär des Reichs⸗Postamts von Podbielski, die Abgg. orn⸗Goslar (ni), Dietz (Soz.) und der Direktor im Reichs⸗ ostamt Kraetke das Wort-

kauften Freimarken zu 10 der 20 Marken don 167 747 563 auf 179 084 121, die abgesetzte

3 202 2035 auf 81II 657. die der Robrpost Brie umschläge zu 50 von 185 511 auf 196097, die der Rohrpostkarten ju 20 3 von 254 877 auf 299 789. Zurückgegangen ist nur die Zahl der vertauften Rohrpostkarten mit Antwort zu 509 3 (won 2861 auf 2319) sowie die der abgesetzten Weltvostkarten. Postanweisungen ju 10 4 wurden

Dem Reichgtage ist der nachstebende Entwurf eines Ge— setzes, betreffend Aenderungen im Münijwesen, nebst Er— lãuterungen vorgelegt worden:

Der Artikel 2 des M , 39. Jul

er Artike e ünzgesetzes vom 9. Juli 1873 (Reichs. Gesetzbl. S. 253) wird ge . e gi

Die Reichs Goldmünzen zu fünf Mark sind auf Anordnung des Bundesrathg mit einer Einlösungefrist von einem Jahre außer Furs zu setzen. Die Bekanntmachung über die Außerkurgsetzung ist durch das Reichs ⸗Gesetzblatt jzu veröffentlichen.

. Artikel II.

Im Artikel 3 unter Nummer 1 des vorbezeichneten Gesetzes

werden die Worte und Zwanzispfennigstück- gestrichen.

Die Zwanzigpfennigstücke aus Silber sind außer Kurs zu setzen.

Sierbei finden die Vorschriften des Artikels 1 Abs. 2 dieses Gesetzes

mit der Maßgabe Anwendung, daß die Anordnung der Außerkure—

setzung nicht vor dem 1. Januar 1902 erfolgen darf. . Artikel III.

Das Gesetz, betreffend die Ausprägung einer Nidelmünze zu zwanzig Pfennig, vom 1. April 1886 (Reichz⸗-Gesetzbl. S. 67) tritt außer Kraft.

Die Zwanzigpfennigstücke aus Nickel sind außer Kurs zu setzen. Hierbei finden die Vorschriften des Artikele J1 Abs. 2 dieses Gesetzes mit der Maßgabe Anwendung, das die Anordnung der Außerkurg⸗ setzung nicht vor dem 1. Januar 1903 erfolgen darf.

. Artikel IV.

An die Stelle des Artikels 4 des Münjgesetzes vom 9. Juli 1873 tritt folgende Bestimmung:

Der Gesammtbetrag der Reichs ⸗Silkermürzen soll bis auf weiteres vierzehn Mark für den Kopf der Bevölkerung des Reichs nicht übersteigen.

Bei Neuprägungen dieser Münzen sind Landes Silbermünzen in⸗ soweit einzuziehen und zu veräußern, als die hierdurch entstebenden Verluste in dem aus den Neuprägungen sich ergebenden Münzgewinne Deckung finden.

Artikel v.

Der Artikel 8 der Maß. und Gewichtsordnung vom 17. August 1868 (Bundes⸗Gesetzbl. S. 473) wird aufgehoben. 2

Dem Reichs tage ist femer eine Uebersicht der Ergeb— nisse des Heeres⸗Ergänzungsgeschäfts für das Jahr 1898 zugegangen.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Gesammtleistungen der deutschen Reichs-Post, und Telegraphenverwaltung im Jahre 1893.

Nach den tabellarischen Uebersichten der soeben erschienenen „Stalistik der deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung für das Kalenderjabr 1398 waren im deutschen Reichs⸗Post⸗ und Tele⸗ graphengebiet im vergangenen Jahre vorbanden: 31 639 (1897 31076) Postanstalten, 15181 (14715) Reichs ⸗Telegraphenanstalten, 20 705 (20 249) Ver kaufsstellen für Postwerthzeichen, 94 833 (92 306) Postbriefkasten. 476 (455) reichzeigene Post! und Telegraphen⸗ grundstücke, 173 975 (167 877) Beamte, Unterbeamte 2c. Die Ge— sammtzahl der durch die Reichspost beförderten Sendungen betrug im Berichts jahre 4 050 804 634 (1887 3 339 320 288), die der be⸗ förderten Telegramme 38 949 589 (36 6983 259), die Zahl der von 7141 G67! Stadt- Fernsprech⸗Vermittelungsanstalten und den Umschaltestellen leinschließlich der öffentlichen Fernsprech⸗ stellen auf dem Lande) vermittelten Gespräche 522 672 364 (502 236 594). Der Gesammt werth der durch die Reichspost vermittelten Geld u. s. w. Sendungen belief sich auf 23 149 587 554 4 (11897 auf 26 650 812 024 S6: der hier allein ein⸗ getretene Rückgang im vergangenen Jahre ist nicht durch eine Ver— minderung der Zahl oder des Werihs der beförderten Postanweisungen, die vielmehr eine erhebliche Steigerung erfahren haben, sondern sast ausschließlich durch die Abnabme des Gesammtwerths der Packete mit Werthan zabe verursacht); das Gesammtgewicht der durch die Post beförderten Packete stellte sich auf 650 825 250 Kg (619 002 480 kg). Die Gesammteinnahmen betrugen 3498 1590 754 S (1857 324783 298 6, die Gesammtausgaben einschließlich der ein maligen 311 361 262 6 (290 956745 (), der Ueber schuß demnach 37 789 497 M (33 826 553 0)

Von den 4050 804634 durch die Reichspost beförderten Sen—⸗ dungen waren Brief sendun gen (Briefe, Postkarten, Drucksachen und Geschäftspapiere, Waarenproben, Pestanweisungen, Postauftrags. briefe, Zeitungsnummern, außergewöhnliche Zeitungsbeilagen) 3 881 605 423 (1897 3678 446407, Packet, und Geld—⸗ sendungen (Packete obne und solche mit Werth⸗ angabe, Briefe und Kästchen mit Wertbangabe) 168 199 211 (160 873 881). Die Zahl der beförderten Briefe einschließlich der Zustellungsurkunden stieg von 1352303 050 im Jahre 1897 auf L371 567 250 im Jabre 1898, die der beförderten Post karten von 533 C23 460 auf 632022 589, also um nicht weniger als 89 Millionen, wozu in erheblichem Maße die zunehmende Ver— wendung von Ansichtepostkarten beigetragen bat, die Zahl der Drucksachen (ohne die Zeitungsnummern) und Geschäftspapiere von 553 2713 670 auf 580 940 400, die der Waarenptoben ven 42 659 320 auf 46382 050, die Zahl der beförderten Postanweisungen von 105 890 674 auf 112513515 und die der Postauftragsbriefe von 5 465 8092 auf 5 465 968. Zeitungsnummern wurden im Berichts jahre 1 923 979 226 (1897 Is2 ho0 ig3) . außergewöhnliche Zeitungsbeilagen 108734434 (103 340 148) durch die Reichs post befördert. Die Gesammtzahl der beförderten Packete ohne Werthanga be erhöhte sich von 148727531 auf 156 631 5694, die der Packete mit Werthangabe von 2959 160 auf 3 045 107, die der Briefe und Kästchen mit Werthangahe von 9187 130 auf 9522410. Von dem Gesammt-⸗Werth—⸗ betrage der durch die Reichspost vermittelten Geld uẽ. s. w. Sendungen, der namentlich infolge einer erheblichen Abnahme des Werths der beförderten Packete mit Werthangabe von 26 650 812024 I. J. 1897 auf 23 149 587 554 ½τ i. J. 1898 zurückgegangen ist, ent⸗ fielen auf die Packete mit Werthangabe 4709 592 8530 (1867 hin⸗ gegen fast der doppelte Betrag: 8 664 667 420 F), auf die Briefe und Känchen mit Werthbangabe 10 944 554 120 M (1897 annähernd 12 Millonen Mark mebr: 10 956 394850 M), auf die Post—⸗ anwelsungen 6 555 813 704 M (6167 767 854 Æ), auf die Postauftrã ze 572 627 200 M (643 618 200 C6) und auf die Postnachnahmen 366 899 700 46 (18 362 709 t) Mit Posten

wurden noch 1579 966 (1897 1635 577) Personen befördert, die 1355 681 (1436 637) * an Personengeld, Ueberfrachtporto und Ver⸗

sicherungsgebübr entrichtet haben.

Die Stückjabl der an das Publikum abgesetzten oder von den

Postanstalten zur Verrechnung des baar erlegten Frankos ver,

wendeten Postwerthieichen belief sich auf 2394281 353

(1397 auf 2159 538 422), deren Werthbetrag auf 238 675 236

(220 939 198) 4 Die Zabl der l * fen Fleimarken

zu 3 8 stieg von 338 908 397 auf 383 840 324, die der

5 Marken von 421 594 704 auf 5388 415 794, also um nicht weniger

als 117 Millionen, was wiederum hauptsächlich auf die zunehmende

Benutzung von Ansichtspostkarten jurückzufübren ist, die Zahl der ver—

von 773 1657 824 auf 813 168 555, die

Zabl der mit Werthftempel versehenen Kartenbriefe zu 10 3 von

im vergangenen Jahre bereits 41 136 verkauft.

Die Länge der Reichs⸗Telegraphenlinken betrug Ende 1898 104036 (am Schlusse des Vorjahres 102771) Em, ir der Telegrapbenleitungen 396 136 (382 871) km. Betördert wurden im Berichtsjahr insgelammt 38 949 589 (1897 36 693 259) Telegramme, und zwar innerhalb des Reichs- Telegraphengebiets 25186 021 (24 636 778), aus anderen Ländern 5 989 054 (6 572 396), nach anderen Ländern 5 220729 (4 983467) und im Durchgang durch das Reichs ⸗Telegraphengebiet 1523 785 (15001185). An Telegraphengebübten siad im vergangenen Jahre 29 550 556 (18897 27 237 9383) 46 entrichtet worden. In Berlin und den Vororten Charlottenburg, Schöneberg und Rixdorf wurden mittels Rohrvost im Berichtsjabre 5 002688 ( 1897 4 658 472) Telegramme, sowie 1232 517 (1170 004) Briefe und Karten, zusammen 6 235 505 (5 828 476) Gegenstände befördert. Die Länge des Röhrennetzes belief sich Ende 1898 auf 118,095 (1837 auf 108,66) km, die Zahl der Robipestämter wie im Vorjahre auf 53. Fernsprecheinrichtungen batten Ende 1898 734 (am Schlasse des Vorjabres 546) Orte. Die Länge der Fernspreclinien betrug 42 462 (35 314) km, die der Leitungen 411 629 (327 586) km, wenn man die gleichzeitig dem Telegraphen⸗ und dem Fernsprech⸗ verkehr dienenden Linien und Leitungen auf dem Lande hier außer Betracht läßt, die Zahl der Sprechstellen in. Orten mit Stadt, Fernsprecheinrichtung oder Umschaltestellen seinschlie lich der öffentlichen Sprechstellen auf dem Lande) 182 816 149 064), die Zabl der an die Fernsprecheinrichtungen angeschlossenen Tbeilnebmer 141724 (123 091) Dutch Vermittelung dieser Sprech telle wurden insgesammt 522 572 361 (1897 502 236394) Gespräche geführt, und zwar iwischen Sprechstellen innerhalb der einzelen Orte 455 132 676 (444318 284), nach außerhalb Hwischen Sprechftellen vꝛrschie dener Orte] 67 539 688 (37918 310. An Fernsprechgebühren sind 25 970 999 (22 5289 808) 46 ent- richtet worden.

Wir schließen diese Mittheilungen aus der amtlichen Statistik mit einer vergleichenden Uebersicht der Sesammt. Einnabmen, ⸗Aus= garen und U-derschüsse der deuischen Reichs · Post, und Lelegraphen⸗

ltung in den Etaisjahren 1894. 95 bis 1898. 99 fewie 1888/89

. die der die Gesammt⸗ der Uehberschuß Gesammt⸗ Ausgabe . nach Abzug Einnab me ohne Ueberschuß der einmaligen die einmalige Ausgaben

16. 37789 492 33 826 553 26 723 029 25 268 535 20 417 252 26 541 998 11 939467.

6. 6

.. 349 180 754 302 003 110 .. 324783 298 282 535 183 . 299 739 240 263 732581 . 287 949 616 252 825 937 ... 269 778 002 240 758 313 2901 122 478 169 403 636 I26 2535 156 112148 900

* 417 147 644 12 248 115 36 096 559 34223679 28 019 689 31 718 842 14 084 256

1896 97 1895/96 1894/95 1888/89 1878/79

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht ⸗Viehhofe zu Mülbausen i. Els. am 13 November, der Ausbruch der Maul., und Klauenseuche vom Schlacht ⸗Viebhofe zu München am 14. November und unter Rindvieh vom Amtöschlachthaus stall zu Nürnberg am 13. November.

Triest, 14 November. (W. T. B.) Der Kapitän des Lloyd⸗ dampfers Berenice“ meldet aus Porto Praya (Cav Verdische Inseln), daß ein Stewart unter Pestsymptomen erkrankt ist. Athen, 14. Norember. (W. T. B.) Für die Provenienzen aus Triest ist eine 11Itägige Quarantäne angeordnet worden; die Provenienzen aus Italien werden einer ärztlichen Untersuchung unter ogen.

Verdingungen im Auslande.

Portugal.

22. Nobember. Magazin. Vorstan? der Königlich vortugiesischen Eisenbabn⸗Gesellschaft, Station Santa Apolonia, in Lissabon: Lieferung bon 8000 kg. galvanisiertem Gisendraßt für Telegraphenleitungen. Räheres im Bureau der Gesellschaft in Paris, 28 Rue de Chäteaudun. 22. Nopember, 12 Uhr. Desgl.: Lieferung von 170 Blechen aus weichem Stabl, 10 mm dick, für Langträger von Personen⸗ und Güterwagen mit Holjgestell. Näheres wie oben. 29. November, 17 Uhr. Königlich portugiesische Eisenbahngesell⸗ schaft, Lissabon: Lieferung von 55 000 t Kohlen. Kaution 4000 Fr. Bedingungen beim dorgenannten Bureau der Gesellschaft in Paris.

Nieder lande. 28. November. Gesellschaft für den Betrieb der Staatsbahnen, Utrecht: Lieferung eines Metalldachs für den zweiten Bahnsteig der Station Tilburg. Anschlag 44700 Fl.

Rumänien. 23. November. General⸗Direktion der rumänischen Eisenbahnen, Bukarest: Lieferung in Loosen: 1. Loos. 20 Transmissiontriemen, je 35 m lang; 60 desgl. je 40 m lang; 40 desgl. je 45 m lang; S0 desgl. je 60 m lang; 40 desgl. je 65 m lang; 15 desgl. je 110m lang; 30 desgl. doppelt, je 90 m lang; 30 desgl. ie 110 m lang; 50 desgl. je 120 m lang; 20 desgl. je 130 m lang. 2 Loos. 1725 Eg verschiedenen Leders. 3. Loos. 750 Stück sämischgares Leder. 4. Loos. 500 Stück Saffianleder. 23. Nobember. Desgl: Lieferung von 500 Stahlsensenklingen, 10 000 stäblernen Schaufeln mit Randleiste, ohne Stiel, 100 stählernen Kohlenschaufeln mit Stiel. Queensland.

Ohne Termin. M. T. King, Unter⸗Sekretär im Departement für Wasserversorgung, Brisbane: Lieferung von 8650 t gußeiserner Wasserleitungsröhren nebst Ventilen und Spezialtheilen. Vorläufige Kaution 50 Pfd. Sterl.

Verkehr s⸗Anstalten.

Bremen, 14 November. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Dampfer Bahern. 13. Nov. Reise v. Singapore n. Bremen fort⸗ . „Sachsen“, v. Ost⸗Asien kommen, 13. Nov. v. Sout- ambton n. Bremen abgeg. ‚Darmstadt“ 13. Nov., v. New Jork kommend, in Bremerhaven angek. „Ems“ 13. Nov. v. Gibraltar n. New Jork abgeg. H. H. Meier‘, n. New Vork best., 13. Nov. Prawle Point passiert.

Ha in burg, 14 November. (W. T. B. Ham burg ⸗Am erila⸗ Linie. Dampfer ‚Auguste Victoria“, v. New Jork über Neapel n. Genug, 13. Nov. v. Algier abgeg. „Graf Waldersee' 13. Nov. in New Jork angek. ‚Armenig“. v. Stettin n. New York, 135. Nop. v. Swinemünde abgeg „Brastlia v. New Jork n. Hamburg, 15. Nov. Dover pass „Polar“ 12. Nod. in St. Thomas, Valencia“ I3. Nov. in Colon, „Castilia', v. Hamburg über Havre n. Westindien, 13. Nov. in Antwerpen angekommen.

London, 14. November. (W. T. B) Castle Linie. Dampfer Dunottar Castle Freitag auf Autreise in Durban (Natal) ange⸗ kommen. Union Linie. Madeira abgegangen. Rotterdam, 14. November. (W. T. B. Holland ⸗Am eri ka⸗ linie. Dampfer Wertendam ‘, v. Amsterdam n. Nem Jork, heute.

Dampfer Norman“ heute auf Heimreise von

Lizard passiert.

Theater und Mufik.

Deutsche Volksbühne. Henrik Ibsen's Schauspiel Frau Inger auf Oestrot“

gelangte gestern alt ijweite Vorstellung bez. Vereinz Deutsche