1900 / 15 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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rofessor Heinrich von Riß if Direktor der Staatsgalerie der blidenden Künste in Stuttgart, ift, wie. W. T. B. meldet, in der Nacht von Montag zu Dienstag daselbst gestorben. Er war am 12. April 1815 zu Werl in Westfalen geboren, bezog im Jahre 1828 die Akademie zu Duffeldorf, siedelte . J. 1838 nach Frankfurt a. M. über und unternahm von dort aus Studienreisen nach Wien und Ungarn, Frank⸗ reich und England. Im Jahre 1845 wurde er Professor an der Runst ˖ schule zu Stuttgart und Inspektor der württembergischen Staais. galerie. Im Jahre 18537 gab er seine Lehrthätigkeit auf. Von seinen zablreichen Gemälden sind ‚Das Gebet beim Gewitter und Die Neberschwemmung Berliner National · Galerie), „Herzog Alba im Schloß ju Rudolstadt⸗ (Galerie zu Stuttgart), „Ueberführung der Teiche Kaiser Otto's III. nach Deutschland' und „Friedrich 1I. und sein Hof in Palermo“ bervorjuheben. Der Verstorbene hat sich auch als Vichter bekannt gemacht.

and und Jorstwirthschaft.

Aus Hildesheim wird berichtet:; Nach dem Vorbilde der auf der Königlichen Domäne Sillium bereits vorhandenen Elektri⸗ zitätgankage ist auch die Königliche Domäne Catlenburg im biesigen Regierungsbezirk mit einer solchen versehen worden Unter Benutzung der vorhandenen Wasserkraft wird die Domäne von der Waffermuͤhle aus nicht bloß mit elektrischem Licht, sondern auch mit Betriebstraft für kleinere und größere landwirthschaftliche Maschinen versehen. Die Anlage hat etwa 60 000 M gekostet. .

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht⸗Viehhof zu Köln a. Rhein am 15. Januar, der. Aus bruch der Maul⸗ und Klauenseuche unter Rindern vom Viehhof zu Metz und der Augbruch und das Erlöschen der Seuche vom Schlachthof zu Gffen a. Ruhr an demselben Tage, das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom Vilehhof zu Magdeburg am 16. JImuar.

Jagd.

Von selten des Vorstands der unter dem Allerböchsten Protektorat Seiner Majestät des Kaisersg und Königs stebenden deutfchen Geweib⸗Ausstellungen geht uns die Mlttbeilung zu, daß die Beschickung der nächsten, wiederum im Borsig'schen Hause hierselbst (Voßstraße 1) statifindenden sechsten Aut stellung sehr reichlich erfolgt ist. Die Zahl der eingesandten Tropkäen kommt der des Voriahres annähernd gleich, und auch in diesem Jahre ist wieder die große Glashalle zur Aufnahme der in den Königlich preußischen Staatsforsten erbeuteten Hirschgeweihe eingerichtet

Die Autzstellung wird am 27. Januar von Mittags 1 Uhr bis 7 Ußr Abends, an allen anderen Tagen von Vormittags 9 Uhr bis 5 Ühr Abends geöffnet sein und mit Rücksicht auf die zlandwirth⸗ schaftliche Woche“ erst am 14. Februar Abends geschlossen werden. Pauerkarten für 10 M sowie Eintrittskarten am 2. Januar für s „4, an allen anderen Tagen für 2 . sind nur an der Kasse (Gingang zum Ausstellungslokah zu haben. Aktiven Forstschutzbeamten st vom 1. bis 10. Februar freler Eintritt gewährt.

Mannigfaltiges. Berlin, den 17. Januar 1900.

Im Monat Dezember 1899 sind in Berlin 252 Proben von Nabrungs, und Genußmitteln amtlich untersucht worden. Die Beanstandungen betrafen Milch, Butter, Proveneeröl, Chokolade, Wein, Kognak?. ie Milchkontrole erstreckte sich auf Revifionen in 66! Geschäften, von denen 57 zu Beanstandangen führten, die Butterkontrole auf 268 Geschäfte mit 283 Bean standungen.

Ueber die Witterung im Monat Dezember 1899 be— richtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der an⸗ ö Beobachkungen Folgendes: Nach dem so ungewöhnlich milden stoövember machte sich der strenge Frost im verflossenen Dezember

um so empfindlicher geltend. Während elner längeren Periode um den 13. und einer kürjeren um den 22. trat der 6 so intensio auf, daß die für diese Zeiten bisher bekannt, gewordenen tiefsten Taäesmittel der Temperglur erreicht, stellenweise sogar noch über⸗ troffen wurden. Am meisten hatte darunter das mitilere und nord⸗ westliche Deutschland zu leiden, und deshalb blieb auch hier das Monatsmittel um 3 bis 40 hinter dem vieljãrigen Surchschnitt jurück, während sonst der Wärmemangel weniger, aber doch noch min= destens 256 betrug. Die Riederschläge hatten in einem großen Theile des Ostens sowle in der südlichen Rheinprooinz einen nicht fehr beträchtlichen Ueberschuß; das übrige Gebtet dagegen war etwas zu zu' trocken. Schnee fiel ziemlich häufi, blieb aber meist erst vom 10. ab liegen und bedeckte den Erdboden bis. zum Monafsschluß: im Flachlande bis zu 20 em, im Gebirge bis zu 7o em Höhe. Das milde regnerische Wetter zu Anfang Dezember wurde im wesentlichen durch Nordwestwinde hervorgerufen, welche durch eine Deprefston im Südwesten bedingt waren. Als jedoch am H. eine neue Bepression im Rorden nach dem westlichen Rußland zog und im Verein mit einem nordsüdlich über Westdeutschland lagernden Rücken hohen Luftdrucks nördlich Winde veranlaßte, sank die Temperatur außerordentlich schnell. Vom 8. ab dehnte sich daz Gebiet hohen Luftdrucks über ganz Deutschland aus, und da der Kern desselben im Nordosten zu liegen kam, brachten östliche Winde auch weiterhin starke Erkaltung, so daß schließlich das Thermometer bis zu 159 unter den 2 sank. Um die Mitte des Monats drang von Süden her unter ergiebigen Schneefällen ein Minimum vor, das vorübergehende Erwärmung verursachte. Schon vom 18, ab wurde wieder daz Maximum im Often maßgebend, unter dessen Ein fluß trockene öftliche Winde eine zweite Frostveriode veranlaßten. Zur Weihnachtszeit erreichte jedoch diese Periode iht Ende, da eine Depression im Westen auf die Witterung besti nmend wurde; Südwinde erlangten wieder die Herrschaft und steigerten die Temperatur derartig daß der Monat und das Jähr allgemein mit Thauwetter schloß. Das Jahr 1899 ist wie das Vorjahr zu warm gewesen, allerdings in etwas geringerem Maße, meist 3 Grad; hierfür waren die vorwiegend sehr milden Wintermonate ausschlaggebend, während der Sommer vielfach kühl war. Befonders infolge des sehr nassen Frübjahrs ergab sich für den Often und das Wesergebiet eine zu große Jahressumme des Nieder- schlags (bis zu 265 o), sonst aber blieb si, hinter dem Durchschnitt zurück, am beträchtlichsten im äußersten Westen (bis zu 2000).

Die ‚Vereiniqung zur Erhaltung deutscher Burgen“ veranstaltet am 23. Januat im großen Saale der Kriegs- Akademie abermals einen Vortrag, und zwar wird der Königliche Bibliothekar Herr Dr. Luther über „die Beziehungen Dr Martin Lather's zur Wartburg und zur Veste Coburg“ sprechen. Der Vortrag wird durch etwa 50 Lichtbilder nach zum theil eigens für diesen Zweck ver anstalteten Aufnahmen illustriert werden Und von 7 bis 8 Uhr dauern. Karten (Pr. 2 6) sind zu haben bei Herrn Hofmarschall Freiherrn von Buddenbrock, Schadowstraße 8.

Für das XIII. deutsche Bundesschießen in Dresden ergehl soeben ein Aufruf, in welchem der Ehrenvorsitzende des Fest⸗ autzschuffes, Ober Bürgermeister und Geheime Finanzrath Beutler und der Vorsitzende, Rechtsanwalt Hr, Alfced Lehmann die deutschen Schützen auffordern, sich in der sächsischen Haupt- und Residenzstadt in den Tazen vom 8. bis 15. Juli 1900 zahlreich zu versammeln. An das Versprechen gastlichen Empfanges und die Entbietung den Willkommens grußes knüpft der Aufruf zugleich die Mittheilung, daß Seine . der König Albert von Sachsen huldvoll das Protektorat über das Fest übernommen hat.

Der Deutsche Seefischerei Almanach für das Jahr 19800 herausgegeben vom Deutschen Seefischerei⸗ Verein ist soeben bei J. J. Weber in Leipzig erschienen. Aus diesem Jabrgange sind fast alle diejenigen Theile ausgeichieden. welche eine länger dauernde Geltung haben. Der jetzt fast 400 Seiten in Kalenderformat um fassende Almanach enthält das für die See und Küstenfischer Wichtigste, tnöbesondere das, was für Fischerei ˖Intereffen wissenswerth erscheint. Der Ladenpreis des Almanachg beträgt 4,50 M Deutsche See und Käüstenfischer können daz Buch für den ermäßigten Preis von l S0 beziehen, wenn sie sich an den Deutschen Seefischerei⸗Verein in Hannover, Eichst:aße 2, wenden.

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Dr. Faust! helht die neue romantisch · phantastische Ausstattungg˖ Pantomime, welche demnächst im Zirkus . jur ö aufführung gelangen wird. Der Schöpfer derselben, Hof. Ballet. meister Siems, hat den Stoff 5 Goethe's Dcama entnommen sondern Simrock's Volkäbuch und Heinrich Deines Tanipoem Der Voktor Faust“ für seine Zwecke verwendet und hiermit einen Plan ver⸗ wirklicht, den er schon langer hegte, dessen Ausführung er jedoch wegen der Erfolge seiner im Zirkus Renz aufgeführten Pantomimen Die luftigen 85 berger, „Das Künstlerfest, u. a. hinausschieben mußte.

irektor Schumann hat nun den Plan angenommen und wird ihn zur Ausführung bringen. Mehr als 300 Personen sind zu dem stän⸗ digen Zirkuspersonal hinzuengagiert worden; mit der Anfertigung der Dekorantonen, Kostüme und Requisiten sind erste Firmen betraut; dat Thiermaterial, wie 3. B. Bisons, Yaks, Flamingos, Pfauen u. s. w. liefert Hagenbeck

St. Petersburg, 17. Jmnunr. (W. T. B) Im Keeise Achalkalaki wurden am 16. d. M, Abends, und am 16 d. M., Morgens, drei Erdstöße verspürt. Die Bewohner der zwölf am 51. Dezember v. J. durch Erdbeben zerstörten Dörfer siedeln in ge—⸗ fahrlose Gegenden über. (Vgl. Nr. 13 d. Bl.)

Turin, 17. Januar. (W. T. B.) Gestern Nachmittag 3 Uhr 25 Minuten wurden hier zwei sehr starke Detonationen gehört: bald darauf traf die Nachricht ein, daß die Dynamitfabrik in Avigliana in die Luft seng sei. Die Explosion fand in dem Lagerraum statt, der 400 kg Nitrozlycerin enthielt. Acht Personen sind ums Leben gekommen: sieben Angestellte der Dynamitfabrik und ein Steuerbeamter. Etwa 40 Verwundete, unter ihnen 4 Soldaten und 3 Steuerbeamte, wurden im Hospital zu Avigliana unterge—⸗ bracht. Der Schaden an den benachbarten Häusern beschränkt sich auf zerbrochene Fensterscheiben, Der Herzog von Aosta und der Graf von Turin, welche sich nach Avigliana begeben haben, besuchten die Verwundeten. Auch Vertreter der Behörden und Aerite sind zur Hilfeleistung dort eingetroffen.

Boston, 16. Januar. (W. T. B.) Ole hiesige Handelskammer veröffentlicht die Nachricht, daß auf der Höhe von Kap Pine (Neu⸗ fundland) ein Theil eines Bootes aufgefischt worden sei, auf welchem der Name Helgoland“ stand. Man glaube daher, daß der unbekannte, kürzlich an der Küste Neufundlands gescheiterte Dampfer der deutsche Taakdampfer „Helgoland“ gewesen sei, welcher am 5. Januar von Philadelphia nach Bergen in See ging. Die Agenten für den „Helgoland' in Philadelphia sind jedoch nicht davon überzeugt, daß das untergegangene Schiff wirklich der Helgoland; ist, n ö. . des verunglückten Dampfers passe nicht auf den Helgoland“.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Dresden 17. Januar,. (W. T. B.) In dem Befinden hrer Hoheit der Herzogin Adel heid zu Schleswig- olstein ist seit gestern eine Verschlimmerung eingetreten.

Der Schlaf war in der vergangenen Nacht unregelmäßig und

das Athmen beschwert. (Meldung des „Reuter⸗

Rensb urg, 16. Januar. schen Bureaus“) Eine vom General French ent⸗ sandte fliegende Kolonne, welche den Auftrag hatte, die Verbindungen des Feindes zu bedrohen, ist heute zurückgekehrt, nachdem sie bis auf 9 Meilen an Nor⸗ wals Pont herangekommen war. Verluste sind nicht zu ver—

zeichnen gewesen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

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Wetterber vom 17. Januar 1900, r

i 8 Uhr Morgens.

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Wind. Wetter. 8 *

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Stationen. Freitag: Afrikanerin.

Bar. auf O Gr u. d. Meeressp red. in Millim

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Blacksod ... Aberdeen. 748 S Ghristiansund I46 6 3 wolkenlos Kopenhagen. 1 Nebel Stockholm. 756 Regen St. Petersburg 768 3 bedeckt

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Handlun adziwi Anfang 7 Uhr.

751 75h 7h4 752 755 winemünde 755 Neufahrwasser 75h Memel ... 756 y. k unster Wstf. 753 Karlsruhe. 759 Wiesbaden. . 757 München .. 759 Chemnitz.. 728 Berlin... 756 Wien.... 759 Breslau... 756 Schnee Ile dix. 68 WSW 56 Dunst Nizza.... 769 still wolkig Trlest .... 761 NW 1 Nebel

) Anhaltend Nebel. ) Gestern Schnee und Regen.

Regen Regen woltig Schnee Nebel n) Dunst Dunst bedeckt Regen dedeckt dedeckt Dunstꝰ) 3 tedeckt Schnee dedeckt bedeckt

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Jahrhundert. Freitag

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Uebersicht der Witterung.

Guroya erschienen und verursacht in Wechselwirkung tt einer im Nordwesten lagernden Depression über Heilbronn. dem westlichen Mittel⸗Guropa schwache Winde aus westlichen Richtungen. Das Hochdruckgebiet im leidvoll. Nordosten zeigt wenig Aenderung. In Deutschland, wo meistens Niederschläge stattfanden, ist das Wetter trübe und ziemlich mild; München meldet 25 mm

Niederschlag. Deutsche Seewarte. Galathee.

. Freitag (18. Freitags ⸗Abonnements⸗Vorstellung):

—— Der Zigeunerbaron.

Sonnabend, Nachmittags: Auf vielfaches Ver⸗

langen: Kinder Vorstellung Schneewei Rosenroth. Abends: . eweißchen und

Theater.

Romantische Oper in 3 Akten ven Richard Wagner. Anrang 71 Uhr.

Schauspiel haus. fell. Schwank in 3 Aufzügen von Gustav Kadel⸗ In Scene gesetzt vom Regifseur Oskar Keßler. Anfang 7 Uhr. Opernhaus. f Große Oper Giacomo Meverbeer. deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul 16 Anfang 73 Uhr.

chauspielhaus.

Abonnement B 3. Vorstellung Faust, von Wolfgang von Goethe. Der . erster Theil. Die zur gehörende Mu und von Peter Joseph von Lindpaintner.

Das Abonnement Billet zum Platz 21, II. Rang Balkon rechts, des Königlichen Opernhanses, 18. Vor⸗ stellung, ist dem Dasselbe wird deshalb fü: ungültig erklärt, vor Ankauf wird gewarnt. burg.

Dentsches Theater.

Crampton. Anfang 79 Ubr. Freitag: Der Probekandidat. Sonnabend: Der Probekandidat.

Berliner Theater. Donnerstag: Das deutsche

(19. Abonnements. Vorstellung): Das deutsche Jahrhundert. Sonnabend: Faust, erster Theil. Anfang 7 Uhr. Donneretag:

Schiller · Theater. (Wallner Theater) Donners ·

Hina er e . a, , . und , . ; ; . ö olksstück m esang in ufjügen v i Ein barometrisches Maximum ist über Südwest⸗ Herrmann. Musik 64 G. ten nn n von Louig

Freitag, Abends 8 Uhr: Das Käthchen von Sonnabend, Abends 8 Uhr: Freudvoll und

Theater des Westens. (Opernhaus) Don- nerstag: Der Waffenschmied. Die schöne

18. Vorstellung. Das Bären⸗ bund bend: Lord Qucz

18. 5 Die in 5 Aftten von nerstag: Zum 50. Male:

Text von Eugsne Seribe, in 4 lire

Bonn, als Gast)

Freitag: Zum ersten Male:

19. Vorstellung. Sonder⸗

k von Anton Fürsten 8 Uhr: Jägerblut.

Inhaber abhanden gekommen.

(La dame de chez

Donneꝛẽtag:

Maxim.

Controleur.

von Jean Kren und

Lessing ˖ Theater. Donnerstag: Lord Quex. eg. Als ich wiederkam.

Belle · Alliance ˖ Theater. Schlierseer Bauern Theaters. Donnerstag, Abends 12 Akimotos. Neu: Japaness slide for life.

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Bei bis über die Hälfte ermäßigten Preisen: Der Schlafwagen⸗

Beethoven · Saal. Donnerstag, Anfang 7 Uhr:

und

6 3 von Fräulein Ellen Sarsen (Sopran)

räulein Maria Arendt (Alt). Rümischer Jos. Donnerstag, Anfang 8 Uhr:

Neues Theater. , 4a. Don gtonzert von Bertha Weinberg ˖ Goetze (Mezzo; o. n von Ferdinand Bonn. (Kiwito: Ferdin.

Lastspiel sopran), Hans Weinberg (Bariton).

Dirkus Schumann. Im eleganten, renovierten

Klub. Schwank in 3 Atfen von i ,,, Zirkus Renz, Karlstraße. Donner tag, Abends präzise

fz Uhr: Elite⸗ Abend. Gala⸗Programm. Die ersten tauchenden und schwimmenden Hirsche in Deutschland. Der sensationelle Sprung aus Gastspiel des einer Höhe von 50 Fuß. Die vbänomenalen Neu: Rolling Globe. Neu: Barrel Kicking. Neu: Balancing fene on foot. Neu: Contortion- Act. Neu: Buckaway Ladder 2c. 2c. Direitor

Nesidenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten · Alb. Schumann's neuestẽ unerreicht dastehende

Driginal⸗ Dressuren. Zum Schluß: Glänzendes

Donnerstag: Die . Maxim. Ritterfchaustück: Der schwarze und der weiße

in 3 Akten von Georges Feydeau College bearbeitet von Benno Jacobson. In Seene gesetzt i C rd, . von Sigmund Lautenburg, Anfang präwse 76 Ubr.

Freitag und folgende Tage: Die Dame von

Schwank ; Der neberscht und Ritter mit den neue Einlagen.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margot von Wedel mit Hrn. Leut. Fritz Carl von Clausewitz (Berlin). Frl. Ruth Reinhold mit Hrn. Leut. Friedrich von Wiese und Kaisertwaldau (Lauban— Görlitz). Frl. Margarethe Ganzel mit Hrn. Leut. Curt Krause (Breslau Celle).

Thalia · 6 . . 72/73. Ver ehel tht. Hr. Leut. Gastav von Hochwächter im mmel hof. stattungsposse mit n n. und Tanz in 3 Aften Geboren: Ein Sohn; Hrn lfred Schönfeld. von Max Schmidt. Anfang 7 Uhr. Freitag und folgende Tage: Im Himmelhof.

Große Aug« mit Agnes Freiin von Losa (Berlim.

Pfarrer Ed⸗ mund Koch (Esperanza de Santa Fs Argentinien). Hrn. Rittmeister Wehl (Ludwigsburg). Hrn. Regierungsrath von Haugwitz (Breslau). Hin. Victor von Webely (CarlsdorN. Eine

Musik

Konzerte.

Corsepius ( Sopran). Panteo (Violinvirtuosin).

Philharmonischen Orchester.

ümliche Vorstellung

Sing ⸗Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Ubr:

Konzert von Paula Wieler (Klavier), Sophie Mitwirkung:

Philharmonie. Donnerstag, Anfang 73 Uhr: stonzert von Eugen Ysaye (Violine) mit dem

Königliche Schauspiele Donnerstag: Opern. ju halben Preisen Martha ĩ vaal Gechstein. Dennerstag, Anfang 8 Uhr: 69 ! I l k t: 6 2 haus. 17. Vorstellung. Der fliegende Holländer. , D e Rob. 5 ö . 2 mn, ,

, Hrn. Amtsrichter Gramberg (Lyck,

.).

. Hr. Geheimer Ober Bergrath Dr. Wilhelm Hauchecorne (Berlin). Hr. Haupt mann a. B. Eckard von Dewitz (3achow). Fr. Baronin Caroline von Vaerst, geb. Frelin von

Bianka Nagell ( Dusseldorh

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Siemen roth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin SM., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stagts-AUnzeiger.

Berlin, Mittwoch, den 17. Januar

1900.

der Einnahme an Wechsel stem pel

Deuntsches Reich. Nach wei sung

steuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1899 bis zum Schluß des Monats Dezember 1899.

2.

3. ; 5. 6.

——

Ober Postdirektions · Bezirke

Einnahme im Monat Dezember 1899

Hierzu Einnahme in den Vormonaten

60 * *.

Im Rechnungs⸗

Einnahme in dem⸗ jahre 1899

selben Zeitraum des Vorjahres mehr (Spalte 4) weniger

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1. Im Reichs⸗Postgebiet.

ni berg ö Gumbinnen...

ots dam. rankfurt a. O. tettin ;

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10 n, . 115 Breslau 17) Liegnitz. 13 Oppeln. 14 Magdeburg.. 16 9 . 16] Erfurt. ; N) Kiel. 189 Hannover. 19 Y ünster 20 Minden A) Dortmund. A) Cassel. . 23) Frankfurt a. M. A Kölln... 26) Aachen.. 26 Koblenz. 27 Düsseldorf. 23) Trier 29) Dresden 3M Leipzig 31 er n ö 327) Karlsruhe. 33) Konstanz 34) Darmstadt J 35) Schwerin i. M. 36 Oldenburg. . 37 Braunschweig . 38 Bremen.. 39) ö 6 . 40) Straßburg i. E. 41) Metz ;

16318 7536 15 562 121 288 4838 8 746 9474 2888 7164 6 866 192982 13 714 13 716 19395 10 836 13 265 10162 15187 5141 10958 29813 12016 28 228 27250 8335 11419 78 287 4052 35 071 41001 24 615 27 407 8518 13 959 3 236 5 142 8146 18 963 106 396 24 154 3970

125 378 51 993 117115 1118079 46 620 66 806 77 208 22189 52 833 55 211 160 915 92 692 113 501 150 455 8 6651 120 155 94 829 110999 42171 16 5263 220 799 106125 279 945 194 421 71976 68 853 h9h 266 28 374 262 454 333 633 193 337 266 962 72751 127930 27450 53 443 o8 833 155 235 S3 692 175 700 30 657

17738 40 4101 70 23 520 80 do 354 80 5369 90 4830 60 988 40 10654 80 6 908 10 4 646 7223 72039 31713 14 325 1491 10166 3384 5 952 6224 8 828 28 903 73352 8 486 33 929 9721 9142 89 922 6 542 46348 44773 22 076 31726 4519 5597 167 7415 5 384 14734 23 098 14687 3 543

123 958 30 55 428 40 109 156 60 1169012 50 46 088 80 70 722 50 87 671 10 24022 90 53 089 90 57432 209 172 774 90 99 366 40 123 506 1955 524 90 87 995 20 123 254 90 l0 607 30 120 234 40 41087 90 8 697 70 221 710 10 110 759 80 299 686 80 187 742 70 590 80 71 130 50 583 621 82 26 885 10 241 177 70 329 861 70 195 876 30 262 643 70 76 750 40 136291 50 30 883 20 51171 40 61594 90 18 993 966 920 185 168 10 31 085

141 696 59 h30 132 677 1239 367 51 458 7h hh 3 6 h82 25 077 59 998 62 078 179 998 106 406 127218 169 850 89 487 13 421 104991 126 186 47312 S7 h26 260 613 18 142 308 173 221 671 80 312 80 272 673 544 32427 287 525 374 635 217 952 294370 81 270 141 889 30716 o8 586 66 979 174 258 990 088 199 855 34 628

414 NTHHMStttttHtttttttttttttttt Ktttt*

Summe 1 IJ. Bayern II. Württemberg .

dh O81 78 627 23 730

6 971 352 678 310 216 083

7220 245 716 335 242 619

604188 4 40597 2 804

7 824 435 76s gz 260 sia

NUeberhaupt

dob 454

Berlin, im Januar 1900.

7 865 746

8 179199 4 641931

8 821 180 80

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester. .

Dentscher Reichstag. 128. Sitzung vom 16. Januar 1900, 1 Uhr.

Die zweite Berathung des R

eichs haushalts⸗Etats

für 1900 wird bei dem Etat des Reichsamts des Innern

kot feht Die Erörterung ist bis

zu dem Kapitel „Reichs—⸗

erficherungsamt“ in Drdinarium der Ausgaben gelangt.

Abg. Stadthagen (Sor) erhebt gesetzliche Fürsorge für die

Arbeiter den Vorwurf

von neuem gegen die reichs⸗ der Un⸗

zulänglichkeit. Insbesondere lasse die Unfall versicherung zu wünschen übrig. Der Arbeiter erhalte für den erlittenen Unfall nur eine ganz

ungenügende Rente, und auch deren Erla

ngung werde ihm aufs höchste

erschwert. Die Statistik der Unfälle entrolle geradezu unhaltbare Zu⸗

stände. In eiaem einzigen Jahre habe

die Zabl der Verwundungen

Fo 0h betragen. Diese Zahl sei von Jahr zu Jahr im Steigen be—

geiffen, fie übertreffen bei Weitem di im letzten deutsch französischen Kriege.

e Zahl der Verwundungen Die Armee der ver⸗

wunden Arbeiter in einem einzigen Friedenzjahre bedeute also einen

viel größeren Ausfall an Nationalvern,

mögen als jener Krieg. Im

Gegensatz zu allen andern Staatsbürgern habe der Arbeiter kein Recht gegen den Unternebmer auf vollen Schadenersatz, wie es jetzt auch das Bürgerliche Gesetzbuch statuiere, sondern sei angewiesen auf die un⸗

zulängliche Rente aus dem Unfallgesetz, recht gegen die Arbeiter charakterisiere.

das sich also als Ausnahme Vazu komme noch, daß alle

diejenigen Unfälle, welche zur Heilung nicht über 13 Wochen in An⸗— spruch nähmen, nicht von den Unternehmern, sondern van den Krankenkassen entschädigt würden. Für 1898 lasse sich der Gewinn,

den die Unternehmerschaft herauszlehe, jwischen dem Lohn und der Vollrente Durch die Abwälzung

auf die Krankenkassen

allein durch die Differenz auf 32 Millionen berechnen. hätten sie für

15983 etwa 24 Millionen erspart, welche mit jenen 32 Millionen zu⸗

sammen 56 Millionen Vortheil für die wärden noch die Beträge treten, welche

Unternehmer bedeuteten; dazu sie nach dem Haftpflichtesetz

für die Versorgung der Hinterbliebenen aufzubringen hätten, und diese ließen sich für 183358 auf etwa 28 Millionen berechnen. Im Ganzen wilde daz Unternehmerthum als solches durch die Verkürzung des

Schadengeisatzrechts, einige andere kleine Vortheil von weit über 100 Mill diese Rechnung könnte ja Haftpflichtgefetz nur die Fälle , . hließlich lasse sich doch die Mehrzahl d Unternehmer durch Unterlassung der vorrichtungen u. s. w. zurückführen, und

der Fahrlässigkeit der Arbeiter selbst träten dagegen zurück. statistischen Zahlen über die Ursache der Unfälle lafse st

der Zusam menhang der wachsenden Zahl der Unfall Profit der Unternehmer begreifen Selbst wenn man nur E2bB0oso der Unfälle auf die Verschuldung der Arbeitgeber zurückführe, so

wachsenden

eingewendet entschädige, wo ein nach— Verschulden des. Unternehmers

Posten noch einbezogen, einen lonen davontragen. Gegen werden, daß das

vorliege; aber er Fälle auf Verschuldung der Anbringung von Schutz⸗ die Fälle der Uaachtsamkeit, Aus den sehr wohl mit dem

habe dadurch das Unternehmerthum in einem Jahre 27 Millionen gewonnen. Die ganze fogenannte Fürsorge auf diesem Gebiet trete

im Lichte dieser Zahlen in eine ganz

andere Beleuchtung; es sei

danach an der Zeit, die Frage ernstbaft zu behandeln, ob der Arbeiter nicht vollen Schadenersatz für den erlittenen Unfall verlangen könne. Die Zahl der Unjälle sieige fortwährend. Die gewerblichen Unfälle patten 1596 die Höhe von 44 000 erreicht, darunter 4600 mit tödlichem Erfolg! Wihrend aber die Zahl der Vollrenten im Jahre vorber noch 595 betragen habe, sei sie 1896 auf 538 gesunken. Auch gegen⸗ über dieser Tendenz der Rechtsprechung müsse das Verlangen, die Arbeiterschaft voll für die Unfälle zu entschädigen, daher energischer wiederholl werden. Ez sei beschämend für Deutschland, daß die Zahl der Verunglückungen trotz aller angeblichen Verbesserung der Schutz- einrichtungen jährlich wachse; diesem Zastande müsse ein Ende gemacht werden.

Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:

Meine Herren! Der Vergleich zwischen der Anzahl der in ge⸗ werblichen Betrieben und in der Landwirtbschaft verunglückten Per⸗ sonen und der Anzahl derjenigen Kämpfer, die in dem deutsch⸗fran⸗ zöͤsischen Kriege für das Vaterland gefallen sind, ist ja nicht zum erflen Male hier in diesem hohen Hause erwähnt worden. Ich habe aber damals schon den Vergleich für nicht unbedenklich gehalten, und ich halte ihn auch heute noch dafür. Ich glaube, man kann Todetursachen, die auf so verschiedenen Ursachen beruhen, wie die Ver⸗ luste in einem Kriege und im Betriebe der Industrie, überhaupt nicht mit einander vergleichen. Abgesehen davon aber, hat diese Zusammen⸗ stellung auch rein zahlenmäßige Unrichtigkeiten, denn die Zahl der Personen, welche in der Landwirthschaft und Industrie zusammen be— schäftigt waren, betrug im Jahre 1896 175 Millionen, im Jahre 1897 18 Millionen, und im Jahre 1898 rund 186 Millionen. Das sind Zahlen, die so unendlich weit hinausgehen über die Zahl der Mannschaften, die im deutsch⸗französischen Kriege wirklich ins Feuer gekommen sind, daß die Zahlen der Unglücksfälle hier und der Todes fälle dort absolut nicht vergleichbar sind.

Ich möchte aber auch darin dem Herrn Vorredner auf Grund der Statistik widersprechen, daß die Zahl der Verunglückungen, die eine dauernde Ciwerbtzunfähigkeit mit sich gebracht haben, irgendwie wesentlich gestlegen ist. Im Gegentheil, diese Zahl ist nach der Stalistik gesunken. Zugenommen haben in dem letzten Jahre, für welches wir eine Aufftellung haben, d. h. im Jahre 1898, aller- dings die Zahlen der Unfälle, die den Tod zur Folge hatten. Auf je tausend Arbeiter betrug diese Zahl im Jahre 1887 O79 o, im Jahre 1890 C44 oso, im Jahre 1895 O, 36 oso, und dann ist sie im Jahre 1898 wieder auf O43 ol gestiegen. Also hier ist in der That eine kleine Steige—⸗ rung eingetreten, die sich aber natürlich erklärt durch den Aufschwung

der Industrie. Dieser hat zur Folge gehabt, daß eine große Anzahl ungelernter Arbeiter, namentlich auch aus den landwiithschaftlichen Betrieben, zur Industrie übergegangen ist, und selbstverständlich, da sie mit den Gefabren des Betriebes nicht so bekannt waren wie ein gelernter Arbeiter, dadurch beigetragen haben, daß die Zahl der Ua⸗ glücksfälle mit tödtlichem Ausgange sich wieder vermehrt hat. Da⸗ gegen sind die Fälle dauernder Grwerbtzunfahigkeit wesentlich gesunken.

Sie betrugen auf je 1000 Arbeiter im Jahre 1887 0579 0so, im

Jahre 1890 0, 20, im Jahre 1895 009 und im Jahre 1898 0,06 oo. Gestiegen sind die Fälle theilweise dauernder Erwerbsunfãähigkeit und die Fälle vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Die Steige⸗ rung aber hängt meines Erachtens mit dem Grunde zusammen, der hier schon so oft erwähnt ist, daß, ie länger das Gesetz in Kraft ist desto mehr auch die Arbeiterbevölkerung mit den Rechten, die das Gesetz ihnen gewährt, bekannt wird und selbstverständlich, wo sich irgendwo Gelegenheit dazu bietet, auch von diesen Rechten Gebrauch macht, um einen Entschädigungsanspruch durchzusetzen. Aber trotz dem ist beispielsweise bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften die Zahl der Fälle dauernder völliger Erwerbsunfähigkeit zurückgegangen; denn auf 100 000 Arbeiter betrug die Zahl völliger dauernder Erwerbs⸗ unfähigkeit im Jahre 1890 38 Fälle, 1891: 32, 1892: 30, 1893: 27, im Jahre 1894: 16, 1895: 16, 1896: 10, 1897: 10 und im Jahre 1898 nur noch 9 Fälle. Also mit anderen Worten, in den gewerb— lichen Berufsgenossenschaften wurden im Jahre 1898 von 100 000 Arbeitern nur 9 Arbeiter durch Unfälle dauernd völlig erwerbs— unfähig.

Der Herr Abgeordnete hat ferner einge eigenartige Berechnung aufgestellt, er erklärt, die Arbeiter befinden sich in einer Ausnahme⸗ stellung; jeder Andere kann, wenn er fahrlässig geschädigt wird, eine Entschädigung geltend machen nach den allgemeinen Vorschriften des Zivilgesetzbucht, der Arbeiter kann nur eine bestimmte Rente und zwar nur die sogenannte Vollrente, zwei Drittel des Normalarbeits⸗ verdienstes, beanspruchen. Dabei läßt aber, glaube ich, der Herr Vor⸗ redner eins außer Acht, daß umgekehrt auch alle diejenigen eine Rente beanspruchen können, welche geschäbdigt werden, wenn keinerlei Schuld des Arbeitgebers nachgewiesen ist, wenn unver— meidliche Folgen des Betriebs die Erwerbsunfähigkeit des Arbeiters herbeigeführt haben, oder eigene Schuld desselben vorliegt. Die neueste Statistik, die uns über diese Fragen ausreichende Auskunft giebt, wird ja erst in einiger Zeit erscheinen. Wir haben jetzt nur die Statistik des Jahres 1887 vor uns, und danach lag von den Un⸗ fällen, die durch die Unfallstatistik festgestellt waren, bei 26 0lo der Fälle eine Schuld der Arbeiter, bei 20 ο‛— eine Schuld der Arbeit geber vor, bei 8 9 war die Schuld getheilt, bei 46 6 G waren es aber unvermeidliche Unfallsgefahren des Betriebs obne nachweisbare Konkurrenz irgend einer Schuld. Es geht also daraus hervor, daß der Prozentsatz der Schuld der Arbeitgeber noch ein etwas geringerer war als der Prozentsatz der Schuld der Arbeiter. Wenn der Herr Vorredner nun dahin deduziert, die einzig richtige Regelung der Frage wäre die, daß der Aibeitgeber in jedem Falle zivilrechtlich voll ersatz pflichlig gemacht würde, wo eine Schuld seinerselts vorliegt, so könnte der Arbeitgeber demnächst mit demselben Recht fordern, daß er gar keine Leistungen zu tragen habe, wo ihn keinerlei Schuld trifft. Das ist aber doch der große Fortschritt unserer sozialpolitischen Gesetz⸗ gebung gegenüber den Gesetzgebungen anderer Länder, daß die Schuld⸗ frage nicht mehr untersucht wird, wenn nicht eine kriminelle Schuld des Unternehmers oder eine böswillige Handlung des Arbeiters vor⸗ liegt, und daß der Arbeiter, abgesehen von letzterem Falle, in jedem Falle eine Entschädigung bekommt, ob er Schuld hat oder ob er schuldlos verunglückt ist. Im übrigen, meine Herren, würde diese Frage wohl besser erörtert werden bei Gelegenheit der Debatten über das Unfallgeser, als jetzt bei der Statistik über die Unfallbersicherung.

Ich möchte mir nun zum Schluß noch eine Bemerkung erlauben. Wenn der Herr Vorredner bemängelt hat, daß die Rechtsprechung nach ihrer sormalen Seite eine mangelhafte ist und auch materiell zu wünschen übrig ließe, so hat ihm doch bereits die Novelle zum Unfall versicherungsgesetz nachgewiesen, daß wir eine Verbesserung auf diesem Gebiet anstreben; dadurch, daß wir jetzt Schiedsgerichte einführen wollen, die sowohl für die Invalidenversicherung wie für die Unfall⸗ versicherung zuständig sein sollen, werden Gerichtshöfe geschaffen, die wesentlich größer sind, und meines Erachtens eine ganz andere Be—⸗ deutung haben werden, wie die bisherigen kleinen fachlichen Schieds— gerichte; ich verspreche mir allerdings, wenn unsere Vorschläge die Genehmigung des hohen Hauses finden sollten, hiervon eine wesentliche Verbesserung in der Thätigkeit der Schiedsgerichte. Im übrigen kann ich dem Herrn Vorredner versichern, daß, wenn seine Ausführungen nur den Zweck haben sollen, daß die zuständigen Behörden fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit darauf richten, die Unfallverhütungsvorschriften und alle die Einrichtungen zu verbessern, die geeignet sind, Unfällen vorzubeugen, ich mich mit ihm durchaus einverstanden erklären kann. Daß auch jetzt schon unsere Einrichtungen in dieser Beziehung nicht ungünstig gegenüber den Einrichtungen anderer Länder dastehen, das mag sich aus folgender Thatsache ergeben. Wie Ihnen Allen aus den öffentlichen Blättern bekannt sein dürfte, hat ein Vertreter der eng⸗ lischen Gewerkvereine, welcher vor einiger Zeit Deutschland besuchte, erklärt, daß alle die Einrichtungen zum Schutze von Leben und Ge— sundheit der Arbeiter in Deutschland recht gut wären und auf jeden Fall den Vergleich mit den Einrichtungen anderer Länder aushalten, ja sogar als besser bezeichnet werden könnten.

Abg. Roesicke ⸗Dessau (b. k. F.): Der Abg. Stadthagen hat das Unglaubliche möglich gemacht, uns vorzurechnen, e hai Unter⸗ nehmer bei der Unfallversicherung noch ein sehr gutes Geschäft machen. Er rechnet über 160 Millionen Ersparnisse heraus, von den 63 Mil— lionen Gntschädigungen, die gezahlt sind, spricht er überhaupt nicht. Gin Theil der Unterlagen dieser Deduktion hat der Staats sekretär schon als falsch nachgewiesen. Die Arbeiter werden zetzt nicht mehr nur für die durch die Schuld der Unternehmer heibeigeführten Unfälle entschädigt, sondern auch für die durch eigene noch so grobe

Fahrlässigleit entstandenen Verletzungen. Nicht entschädigt werden sollen allein die absichtlich herbeigeführten Verwundungen, und deren