3 weite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger. 1
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Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppeljentner un en für Preise bat die Bedeutung,
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13,40 11,50 11,70 12.89 13,090 1220 13,20 12,60 1450 14,50 18,80 1400 13 00
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15, 00 1200
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12.69 13.00 14,69 14,40
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1700 366
11,50 1150 12,20 1209 11,B95 11.00 1410 1450 12.80 1469 153,49 13, 80 1330 13, 0 13,60 1430 1409 14.00 — 13,00 1140 11,90
1400 13 00
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12,89 14,00 14,00 14,80 14,20 13, 40 16,00 15.59 13.50 17.00 165,00 1431 17.00 16,00 14,80 1409 14,50
11, 60 12,60
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1469 14 40
13 40 12,80 12,00 12,00 1160 11,40
12700 12,00
11,570 1200 1220 12560 12.20 11.30 14,10 1450 12,20 15.56 13.56 1466 1346 14.05 13. 30 14.36 14.00 14.66 13, O0 12, 15
uf volle Mark abgerundet mitg eig nicht vorgekommen ist, ein
etheilt. Der Durchschnittspreis wird au Punkt (.) in den letzten sechs Spalten,
2660 12530 12,80
819 12,40 12,65 4088 12, 98 12,27 367 15,35 13,33 546 1381 13,83 5183 13,52 13,27
9750 1300 1340
g den unabgerundeten Zahlen berechnet. daß entsprechender Bericht fehl
Großhandels ⸗Durchschnittspreise von Getreide für den Monat Dezember 1899 nebst eutsprechenden Angaben für den Vormonat. Zufa nmengestellt im Kalserlichen Statistischen Amt. 1000 Eg in Mark. ( pPreise fũr prompte Loco Waare, sowelt nicht etwas Anderes bemerkt.)
Monat . , . R gut s̃ . 1 132,1 6
gen, er, gesunder, g Per 2, . 2 guter, bunter, 749 bis 754 g per! .. . 139,35 138,68 3 guter, gesunder, 447 g per 1 12581 115,86 erste, Brenn⸗, 647 bis 6652 g per 1 125,50 129,23 Breslau. .
en, Mittelqualitãt 136,20 138, 40 2 z 155,50 138,40
— ; 115,50 119,90 e, ö. 127750 131,30 al . ꝛ a eicher, mittel 15950 19802 gen, pfälzer, russischer, bulgar mittel .. 38,70 158, 2 6 russischer, amerik., rumän., mittel 11270 174.30 ser, badischer, württembergischer, mittel.... 145,0 145,07 e, badische, pfälzer, mittel 166,60) 188,00 bayerisch 12 ö 157 0 199 00 en, rij er, ut m 21 1 23 8 . . 2 168.00 171,00 — f fe 175 50 150, . 175, 90 150, 060
Roggen, . , ; 11762 11800 Weljen, Theiß ⸗· ö 149573 151,41
Hafer, ungarischer, tima... 94, 84 95,16 22 en, * 146,35 147,18
p Mittelqualitãt 6 ,, ü. S8 30 36. 56 s 10754 12256
Roggen, Werren, .
Hafer, Berfte, Malz⸗
Roggen Weljen, Saxonla
Roggen Weizen
Hafer Gerste (Halle au blè)
Weizen
Weizen Hafer Gerste
Weizen
St. Petersburg.
Roggen, 71 bis 72 kg per hl.... Weizen, Ulka, 75 bis 76 kg per hl
Riga.
Roggen, 71 bis 72 kg per h! .. Weizen, 70 bis 76 kg ver h!
Paris.
lieferbare Waare des laufenden .
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La Plata, mittel Bombav, Club white Am sterdam.
London. a. Produktenbörse.
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englisches Getreide, Mittelpreis aus 196 Marktorten
Liverpool.
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102,32 120,49
112,67 143,59 135A 09 140, 11
131,14 122,25 126,45 125, 81 126,86 130,17 131,46
117,52 118,ů97 118,57 123, 66
128, 14 125,51 133,56
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Spring Nr. 2 Weizen Northern Doluth
Weizen, Lieferung · Waare ] . rn 2
New York. Red Winter Nr. 2 Weizen Northern Spring Nr. 1
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Bemerkungen.
1Tschetwert Weizen ist — 163, 80 Roggen — 147, g8, 28 Eg angenommen; 1 Imperial Quarter ist an der Londoner Produktenbörse — bo Pfd. Gazette avorages, d. h. die aus den Umsätzen an des Königreichs ermittelten Dur shuttthre g, für einheimi eizen — h 460 Pfd. engl. angesetzt. 1 Bushel Weizen — engl. = 453,6 g; 1 Last Roggen — 2100, Weizen —
Bei der Umrechnung der Preise in Reichswãhrung
den einzelnen , ,,,. im „Deut ichen Durchschn
Berliner Börfe zu Grunde gelegt, und zwar die Kurfe auf Wien, für London und Liver
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Anzeiger ermittelten monat
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per Dezember
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sind die aus und Staats⸗ itts⸗Wechselkurse an der fur Wien und Budapest e auf London, ew Jork, für St. Peters⸗ eterõburg, für Paris,
schen Reichs⸗
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Riga die Kurse auf St. Antwerpen und Amfterdam die Kurse auf diese Plätze.
Mn 16.
Berlin, Donnerstag, den 18. Januar
Preußszischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
6. Sitzung vom 17. Januar 1900, 2 Uhr.
Die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die e des Staatshaushalts-Etats für 1900, wird rtgesetzt. irtzssat geg zu Limb utgStit kum Ltenl). Ic wänsche hezte dem Abg. Richter das zu sagen, was ich ihm gestern in einer versön⸗ lichen Bemerkung nicht sagen konnte. Herr Richter hat sich darüber gewundert, daß ich, nachdem wir dem Reichstanzler im Reichstage erst eine Absage ertheilt haben, nun elne farblose Etatsrede gehalten hatte. Des war auch melne Absicht, und wenn man das thut, so ist es nicht schwer, ich will einmal sagen — etwas langweilig zu sprechen. Biese Meinungsverschledenheit zwiscken dem Abg Richter und mir liegt in dem grundfätzlichen Unterschied zwischen seiner und weiner polltischen Auffassung. Ich babe die Ehre, Herrn Richter schon seit mehr als 26 ahren zu kennen, und ich muß anerkennen, daß er sich nie untreu geworden ist in der Methode, wie er Politik treibt. Er hat, wenn er einmal einem Politiker seine Gegnerschaft angesagt hatte, diese bei jeder Gelegenheit mit Energie und mit allen Mitteln, die ihm ju Gebote standen, wi wir alle wissen, durchgeführt. ch kann dat zusammenfassen in die. Worte; Herr Richter war als politiker ein guter Hasser. Das ist aher nicht die politische Auffassung, die meinen . borschwebt. Wir scheuen uns nicht, wie Sie wissen, der Regierung unfere Meinung zu sagen, wenn wir anderer Anficht sind als sie; und daß wir unsere Meinung, wenn wir sie elnmal gesagt haben, nicht leicht ändern, werden Sie au unserem Verkasten erfehen haben. Aber ich sehe nicht die Nothwendigkeit ein, daß wir daß bel jeder Gelegenheit widerholen sollen, wenn, es nicht nolhwendig in den Dingen begründet ist, Wir sind der Ansicht, daß ein solches Vorgehen die Geschäfte des Hauses nicht fördert, sondern perlangfamt, befondert bei einem Etat, der wirklich nicht sehr schwere Angriff svunkte bietet. Ich wiederhole, hinsichtlich der Beamten⸗ uu fung ist unfere Meinung unverändert. Den Etat aber wollen wir ruhig wie alle Jahre behandeln.
Abg. Dr. von Fazdzewski (Pole), dessen Ausführungen unter der allgemeinen Unruhe und Unaufmerflamkeit des Hauses für die Tribüne fast vollständig verloren gehen, führt anscheinend Klage darüber, daß die Regierung die Provinz Pesen allzu sehr vernachlässige. Seit Jahrzehnten hätten die polnischen Bewohner Posens vor allem Grund, gegen die Verwaltung des Kultutressorts in dieser Provinz die um⸗ saffendften Beschwerden zu erheben; die Liste der ungehört verhallten Klagen, der unerfüllt gebliebenen Bitten und Wünsche sei endlos. Pöcht? doch der neue Minister von anderem, versöhnlicherem, ent. gegenkommenderem Geiste beseelt sein. Trotz aller Verheißungen und selerlichen Versicherungen, trotz aller Zusagen der Zentralbehörden sei es jetz.t fo welt gediehen, daß selbst der katholische Relizionsunterricht fast in allen Schulen der Provinz in deutscher Sprache ertheilt werde. Ein Beamter des Ministeriums habe ihm dies selbst bestätigt. Man scheue auch vor dem ärgsten Gewissenszwange nicht zurück. Der Redner führt jur Illustralion seiner Beschwerden mehrere Fälle an. Außerdem spricht er sich gegen die Germanisierung der polnischen Tandestheile abermaltz mit großer Heftigkeit aus, bezeichnet die Ver⸗ wendung der dafür im Etat ausgeworfenen Fonds alt höchst bedentlich und trist dem Verlangen des Äbg. Sattler, daß die Regierung mit welteren Maßregeln gegen den Polonismus vorgehen solle, scharf ent⸗ gegen. Es sei nicht wahr, daß die Polen in Posen alles der preußi⸗ schen Regierung verdanken. Zu einer Zeit, zu der die deutsche Sprache noch garnicht ausgebildet gewesen sei, hätten die Polen schon eine vorzügliche Kultur besessen.
Minister der geistlichen, Unterrichts, und Medizinal⸗ Angelegenheiten Dr. Studt:
Meine Herren! Der Herr Abg. Dr. von Jasdzewkeki hat die landeg⸗ üblichen Klagen über die Polenpolitik der Königlichen Staatsregierung zunächst mit dem Hinweise auf Allerhöchste Versprechungen und auf einen Erlaß des Kultus. Ministers von Altenstein begründet. Es sind diese beiden Argumente hier, sowelt mir erinnerlich, schon so vielfach der Gegenstand der Erörterung und vor allen Dingen auch der Wider⸗ legung gewesen, daß ich mich auf folgenden kurzen Hinweis beschränken kann.
Zu der Zeit, wo diese Versprechungen gemacht worden sind und wo der ministerielle Erlaß ergangen ist, gab es weder eine national ⸗ polnische Agitation, noch gab es eine Presse, welche mit wenigen Auz⸗ nahmen es sich zur Aufgabe macht, die Verhältnisse des deutschen
Volkes, die Maßnahmen der Regierung, die Verwaltung der Schule
u. s. w. in dem allerungünstigsten Lichte darzustellen, der Regierung die übelsten Motive unterzuschieben und vor allen Dingen in einer Weise gegen die wohlbegründeten Maßnahmen, welche das Deutsch⸗ thum in den ehemals polnischen Landestheilen sichern sollen, zu Felde ju ziehen, die, wie ich glaube, mit vollem Rechte die Entruüstung der betheiligten deutschen Kreise erregt. (Sehr richtig! rechts und bei den Natlonalliberalen, Diese Klagen werden meiner Ansicht nach schon dadurch gegenstandslos, daß die damaligen Versprechungen und Maßnahmen von gan anderen thatsaͤchlichen Voraussetzungen ausgegangen sind, als wie sich letztere im Laufe der Zeit entwickell haben. (Sehr richtig! rechts.) Run, meine Herren, ich bin nicht in der Lage, auf die Einzelheiten der Klagen des Herrn Abg. Dr. von Jazdzewski bezüglich der Schul- verwaltung einzugehen. Dazu bin ich noch zu kurze Zeit in dem mir nunmehr unterstellten Ressort thätig, und außerdem sind es Einzelheiten, die zum theil noch nicht zur Erörterung in der Zentralinstanß gelangt sind. In dieser Beziehung habe ich ju erklären, daß, wenn irgend einer meiner vortragenden Rãthe oder einer der Ministerial Direktoren dem Herrn Abgeordneten eine Auskunst gegeben hat, ich dieselbe als maßgebend und für das Ressort bindend nicht anerkennen kann, weil ich meinerseits für alle Maßnahmen des Ressorts persönlich verantwortlich bin und die Ver⸗ antwortlichkeit nicht in denjenigen Herren liegt, die mich in meinem Amt zu unterstützen haben. Ich habe aber dem Abg. Dr. von Jaldiewski gegenüber zu erklären, daß die Auskunft auf die Frage, wie sie der Herr Abgeordnete gestellt hat, eine zutreffende dahin war, daß es im Ministerlum in der That nicht bekannt ist, daß in allen überwiegend velni⸗ schen Schulen der Provinz Posen der katholische Religionsunterricht in deutscher Sprache ertheilt wird. So ist die Frage gestellt worden und so ist sie von der anderen Seite beantwortet worden.
Nun, meine Herren, hat der Abg. von Jazdzeweki Bezug ge— nommen auf das frühere System der Ertheilung des Sprachunterrichts in den polnischen Schulen. Ja, meine Herren, das frühere System
hat vollständig versagt. Ich kann das aus eigener Erfahrung be—⸗ stätigen. Die erste Schulreviston, die ich als junger Landrath in der Provinz Posen abgehalten habe, zeigte mir ein wunderbares Idyll. Ich kam unangemeldet in eine Dorfschulklasse hinein und fand dort den Schullehrer schlafend (Heiterkeit) und die Kinder mit Lesen be⸗ schäftigt, nicht etwa mit Lesen von Schulbüchern, nein mit Auslesen von Erbsen, die der Schullehrer geerntet hatte (Heiterkeit), und als ich mich dann nach den deutschen Sprachkenntnissen der Kinder er= kundigte, bestand bei einem Knaben, der mir noch als der beste bezeichnet wurde, nach dem angeblich mehrjährigen deutschen Sprachunterricht der ganze Sprachschatz in 15 bis 20 deutschen Worten. (Hört, hört) Daß dieses System im Laufe der Zeit durch energische Maßnahmen geändert worden ist, hat seine volle Berechti⸗ gung. (Sehr wahr! rechts und bei den Nationalliberalen.)
Wenn der Abg. von Jazdzewski behauptet, daß es richtig sei, dem polnischen Sprachunterricht in gleicher Weise wie dem deutschen die Sorgfalt und Fürsorge der Regierung zuzuwenden, so habe ich dem gegenüber zu erklären, daß allerdings vielleicht bei der polnischen Be⸗ völkerung der Wunsch besteht, auch das Deutsche zu erlernen, daß aber den Lehrern auf Schritt und Tritt durch Einflüsse, die ich hier nicht näher zu erörtern brauche, vor allen Dingen auch durch die persönliche Einwirkung der Eltern, die allergrößten Schwierigkeiten bereitet werden. Daß demzufolge eine wahre Sisyphusarbeit von den Lehrern gelelstet werden muß, liegt auf der Hand. Ich glaube nicht, daß die Behauptungen des Herrn von Jazdzewski, es entspräche den Wünschen der polnischen Bevölkerung, daß ihren Kindern ein mög— lichst großes Maß von Spiachkenntnissen zugeführt werde, begründete selen. Sonst würde der Widerstand der polnischen Bevölkerung selbst, namentlich der bäuerlichen, nicht ein derart energischer sein, wie dies täglich zu beobachten ist. Ich glaube, den Widerstand namentlich auch auf die Presse zurückführen zu müssen, welche den Leuten immer gepredigt: die Sprache, denen sich der Deutsche bedient, ist eine sehr schwere und häßliche, sie ist die Sprache eines Volkes, dem aller⸗ hand bedenkliche Eigenschaften beiwohnen. (Heiterkeit.)
Das, was ich in dieser Beziehung erkläre, kann ich aus eigener langjähriger Erfahrung voll aufrecht erhalten, und bin in der Lage, wenn es darauf ankommt — es wird sich vielleicht ja später noch dazu Gelegenheit bieten — das durch nähere Beläge zu beweisen.
Nun bat der Herr Abgeordnete außerdem noch betont, die Maß⸗ nahmen der Regierung beförderten nicht die Moral des Volkes. Ja, wenn die Regierung in ihren gerechten und fürsorglichen Maßnahmen auch für unsere Landsleute polnischer Zunge auf Schritt und Tritt gehindert wird, so ist es in der That nicht wunderbar, daß die Er⸗ folge nicht immer den daran geknüpften Erwartungen entsprechen. Ich möchte den Herrn Abgeordneten bitten, die außerordentlich großen Schwierigkeiten in Betracht zu ziehen, die sich jedem Beamten ent⸗ gegenstellen, der in den Provinzen Westpreußen oder Posen ein Ver⸗ waltungsamt bekleidet. Ich glaube, es würde wesentlich zur Herbei⸗ führung frledlicher und zufriedenstellender Zustände beitragen, wenn die Thätigkeit der Beamten von der polnischen Presse unter diesem Gesichtspunkte beurtheilt würde, und wenn sie ihre Aufgabe darin erblicken wollte, die Beamten in der Erfüllung ihrer schwierigen Ob⸗ liegenheiten zu unterstützen. Nach der Richtung hin läßt aber die polnische Presse Alles zu wünschen übrig.
Meine Herren, es wird bei der zweiten Etatsberathung ja noch Ge legenheit sein, aus die Einzelheiten deren igen Beschwerden einzugehen, die sich auf die allgemeine Erziehung der Kinder, nicht bloß in der Schule, beziehen. Ich habe an meine Ausführungen nur die Bitte zu knüpfen, doch ja nicht zu glauben, daß es der Regierung an Wohlwollen und vor allen Dingen an einer Fürsorge fehle, die ohne Unterschied der Konfession und der Abstammung auch den ehemals polnischen Landestheilen zugewendet wird. (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.)
Wenn Sie die polnische Presse genauer verfolgen — und einige der Herren sind ja in der Lage, das zu thun —, so werden Sie in diesen Preßorganen, wenn auch leider nur ganz ausnahmsweise, sogar eine gewisse Anerkennung jener fürsorglichen, dem Wohle jener Landes⸗ theile förderlichen Verwaltung finden. Ich berufe mich auf Preß⸗ äußerungen, welche dahin gehen, daß im Vergleich zu den ehemaligen polnischen Landestheilen innerhalb des russischen Reichs und Oester ⸗ reichs der polnische Bauer sich bei uns einer größeren Wohlbaben⸗ heit und Gesittung erfrent. (Sehr richtig) Und wenn dieser Erfolg — wle ein Blick in unsere Zustände wohl jedem sofort vor Augen führt — thatsächlich ernielt ist, dann beruht das lediglich auf der nachdrücklichen Fürsorge, welche die Regierung in voller traditioneller Unparteilichkeit auch diesen Landestheilen zuwendet. (Sehr richtig! und lebhafter Beifall rechts und bei den Nationalliberalen.)
Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben:
Meine Herren! Der Herr Abg. Richter wie soeben der Abg. von Jazdzeweki haben einen Fonds, der bestimmt ist, das Deutsch⸗ thum in den polnischen und nordschleswigschen Landestheilen zu stärken, zum Gegenstand der Diskussion und ihrer Krittt gemacht. Der Abg. Richter hat in selner freundlichen Art damit begonnen, daß er sagte, er hätte keine Veranlassung, dem Herrn Kultus ⸗Minister und mir Vertrauen entgegenjubringen. Wenn man in ein Haus neu eintritt, freut man sich, so freundlich willkommen geheißen zu werden (Heiter keith, und ich danke dem Herrn Abg. Richter. (Sehr gut! rechts.) Der Abg. Richter hat gesagt: daß wir nöthig hätten, diesen Fonds zu verstärken, bewiese, daß die Politik des Herrn von Köller in Nord⸗ schleswig — ich glaube, er hat den Ausdruck gebraucht „Fiasko mache“, doch will ich auf den Ausdruck mich hier nicht festnageln; jedenfalls war der Sinn derselbe. Wenn wir umgekehrt verfahren, wenn wir keine Verstärkung des Fonds beantragt hätten, dann würde der Abg. Richter wahrscheinlich geschlossen haben: das ist der beste Beweis, die Regierung sieht ein, ihre Politik ist verfehlt gewesen, sie beantragt nicht einmal Mittel von uns, um diese Politik fortzusetzen. (Wlderspruch und Oho! bei den Freisinnigen.)
Run erbitten wir verstärkte Mittel, um diese Politik fortzuführen,
900.
und daraus wird der Regierung der Vorwurf gemacht: sie erkenne an, daß die Köller'sche Politit nicht zum Ziele geführt habe. Ich bin in der Lage, festzustellen, daß genau das Gegentheil der Fall ist, und ich glaube, bis welt in die Parteikreise des Abg. Richter hinein wird anerkannt, daß die konsequente, energische und im Endziel auf Her⸗ stellung friedlicher Zustände hinzielende Politik des Herrn von Köller doch durchaus die richtige gewesen ist, und ich bin meines Theils durchaus willens, in den Geleisen dieser Politik zu verbleiben. (Bravo! rechts.) Uebrigens ist die Summe, die Herrn von Köller aus diesem Fonds zu theil wird, eine verhältnißmäßig geringe. Der Fonds ist zum großen Theil bestimmt, das Deutschthum in den polnischen Landesthellen zu erhalten und zu stärken, und der Abg. von Jajdzewski wird es mit nicht übel nehmen, wenn ich auch, trotz seiner Ausführungen, der Ansicht bin, daß diese Nothwendigkeit heute mehr wie je vorliegt. (Sehr richtig! rechts und bei den Naionalliberalen.) . .
Meine Herren, der Abg. von Jazdzewski hat gesagt, die Regierung habe die Aufgabe, das Volk nicht zu beunruhigen, nicht unglücklich zu machen. Ich gehe weiter; ich glaube, man kann positio sagen: die Regierung hat die Aufgabe, das Volk zu beruhigen und glüũcklich zu machen, soweit das überhaupt im Rahmen der Politik der Regierung möglich ist, — und ich kann mich dem, was der Herr Kultus⸗Minister oeben aukgeführt hat, nur vollkommen anschließen.
Wir haben alle, und auch auf dem Geblet meines Ressorts, den Wunsch, alle Staatsangehörigen, welche Zunge sie auch sprechen, zu beruhigen und glücklich zu machen, und wenn leider die Verhältnisse
in Posen nicht so sind, so liegt die Schuld nicht auf Seiten der Re—⸗ gierung, sondern der Polen. (Sehr richtig!)
Meine Herren, Jeder, welcher die Verhältnisse in Posen genau beobachtet — und ich bin als langjähriges Mitglied der Ansiedelungs⸗ Kommission meinerseits dazu in der Lage gewesen —, der sieht, wie sich auf allen Gebieten die Polen von den Deutschen abschließen. In jeder Zeitung wird gepredigt: tretet aus den deutschen Vereinen aus, kauft nur bei Polen, tragt euer Geld nur zu den Polen! Die Gemeinschaft, die von Natur gegeben ist zwischen den Deutschen und Polen, wird von polnischer Seite grundsaͤtzlich gestört. Jeder Blick in die polnische Presse lehrt das, und statt unendlich vieler möchte ich Ihnen nur ganz wenige Beispiele dafür vortragen.
Ein polnisches Blatt hat im September 1898 sich erlaubt Folgendes zu sagen:
In unserer polnischen Stadt veranstalten heute Abend die deutschen Einwanderer zu Ehren Bismatck's eine politische Demon⸗ stration; ein echt christliches Empfinden dürfte nach dem Verlust geliebter Personen lediglich in der Kirche zur Geltung kommen, es darf aber keineswegs im Singen patriotischer, das hier ansässige Publikum aufreizender Lieder seinen Ausdruck finden.
Alfo das Singen patriotischer Liedrr reißt das Empfinden des in Posen ansässigen Publikums auf. Jetzt ist sogar gepredigt worden, die Polen sollten aus den Kriegervereinen austreten, d. h. diese Ge⸗ meinschaft, die Erinnerung an die Kameradschaft soll zwischen Deut⸗ schen und Polen nicht mehr bestehen. Ein Blatt in Graudenz hat ausdrücklich erklärt: —
Allen denjenigen, welche bisher noch Kriegervereinen angehören, geben wir vier Wochen Zeit. Wer dann noch Mitglied eines solchen Vereins ist, dessen Namen werden wir in der Zeltung bekannt geben, und wenn wir dieserhalb eine besondere Beilage drucken müßten.
(Hört! hört) Und dann stellt sich Herr Abg. von Jazdzewtki hin und stellt es so dar, als ob die Polen die Lãämmlein wären, die das Wasser des friedlichen Einvernehmens jwischen Polen und Deutschen zu trũben außer stande wären!
Was alles in dieser Beziehung den Deutschen geboten wird, möchte ich noch in einem weiteren Ausschnitt bestätigen. Elne polnische Zeitung berichtet:
Die Berliner katholische. Germania n erwähnt die Absicht, ein Zen⸗ tral · Wahleomits zu gründen, und nennt uns Polen polnische Preußen“. Möge die „Germania“ wissen, daß dies für den Polen die größte Beleidigung ist, wenn ihn jemand einen „Preußen“ nennt. Wir sind Polen und nur Polen und höchstens noch Unterthanen des Königs von Preußen, aber keine Preußen.
Die Kritik derartiger Pre ßãußerungen überlasse ich dem hohen Hause selber.
Noch eines hervorzuheben halte ich mich für verpflichtet. Der Abg. von Czarlinski hat sich für berechtigt erachtet, kürzlich in einem Vortrage zu sagen:
Die polnische Fraltion suche den Pflichten gegenüber dem Staat gerecht zu werden, sie verdiene also nicht den Vorwurf, die Losreißung der polnischen Provinzen vom Staat im Schilde zu führen. Staat und Regierung seien verschiedene Begriffe. Man könne Neigung haben, eine Regierung zu bekämpfen, welche die gött⸗ lichen Rechte sowie die Pflichten nicht kenne, die ihr einer unter ihrem Scepter befindlichen Nation gegenüber oblägen, die ferner keine Gleichberechtigung kenne.
Gegen einen derartigen Vorwurf, daß wir die göttlichen Pflichten ver= letzt hätten und die Pflichten gegen die Unterthanen des Königs, muß ich energisch Einspruch erheben. (Bravo! rechts.)
Nun, melne Herren, wir werden bemüht sein, soweit das in unseren Kräften steht, Recht und Gerechtigkeit nach allen Seiten zu üben, auch den Polen gegenüber, die des gleichen Schutzes bedürfen und auf den gleichen Schutz Anrecht haben, wie alle anderen Unter- thanen Seiner Majestät des Königs von Preußen. Aber wir müssen auch verlangen, wo gleiche Rechte unsererseits zugestanden werden, daß auch die gleichen Pflichten auf der anderen Seite anerkannt werden lsehr richtig), daß das Bestreben dahin geht, das tiefe Zerwürfniß zwischen Deutschen und Polen zu beseitigen und nicht von Jahr zu Jahr zu vertiefen. Wir werden unsererseits auf der Warte sein, die Position des Deutschthums den Polen gegenüber zu halten und in
verstärken. (Bravo! rechts) Und wir werden verhüten, daß, wie
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