1900 / 16 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

eg , , d .

ö

K

jener Herr sagte, gewisse Elemente aus den Katakomben hervorsteigen und aktiv oder passis zusehen, wie der Thron der Cäsaren in Trũmmer fällt. (Lebhaftes Bravo.)

Abg. Dr. Hahn (B. d. L.): Die beste Stütze des Deutschthums gegen die Polen liegt im deuischen Bauernstande. Im Mittelalter nebmen wir ein steteg Vordringen der Deutschen gegen die Slaven wahr; die deutschen kolonisterenden Bauern waren den Slaven über⸗ . Der Etat glebt anscheinend ein Bild allgemeiner Blüthe im Lande. Aber auch nur anscheinend; weite Kreise, besonders die landwirth⸗ schaftlichen, haben an dieser Blüthe keinen Antheil. Die Zersetzung beg Mittelstandes schreitet immer mehr fort, und wir können nicht konffatieren, daß die Regierung das ihr Mögliche dagegen thut. Die preußische Regierung wirkt · im Bundeßrath nicht genugend darauf hin, daß die von ihr gebilligten Reformen zur Durchführung gebracht werden. In der Verbindung des Unternehmergeschäfts min dem Deposttengeschäft bei den Großbanken sehe ich eine große Gefahr; die Spekulation in Deutschland macht solche Fortschritte, daß die Sicher beit der Anlagen des Publikums bei ihnen gefährdet erscheinen kann. Ber Finanz. Minister könnte sehr wohl Einrichtungen treffen, welche es ermöglichen, die Ersparnisse des Publikums der Beeinflussung durch die Großbanken zu entziehen. Aber die Berücksichtigung der haute finance durch unsere Reglerung ist ja ein altes Leiden, an dem wir kranken. Der preußische Handels Minister, der die Aufsicht über die Börse führt, ist drei Jahre lang unthätig gewesen, hat die großen Stempel · hinterzlehungen nicht verhindert, welche durch gewisse große Bank⸗ institute auf Grund von Ultimogeschäften begangen werden, indem diese Banken die betreffenden auf Ültimo gehandelten Papiere in ihren Tresors behalten. Der ländliche Mittelstand wird ganz abnorm durch die ungerechte Lastenvertheilung für Schule, Wegebau u. s. w. be⸗ drückt, welke durch die sich auf das Land ziehende Industrie der ländlichen Bevölkerung auferlegt wird. Vie Landbevölkerung verdankt ihre Verarmung oder ihren wirthschaftlichen Stillstand zum guten Theil diefer Vorzugesbelastung. Verstärkte Anregungen müssen der Regierung aber auch nach , . anderen Richtungen gegeben werden. Gs fehlt an einem durchdachten, gründlich durchgearbeiteten 6 des Tandwirthschafté. und des Eisenbahn. Ministers ir * das laͤndliche Meliorationt⸗ und Berkehrswesen, Haͤtten wir ein folches, so würden viele Kämpfe der Art, wie wir sie im vorigen Sommer hier gehabt haben, überflüssig werden. Der Eisenbahn⸗Minister hat, als ihm im Reichstage die Wünsche der Land⸗ wirthschaft betreffz der Tarife unterbreitet wurden, in wenig freund⸗ licher Weise geantwortet, die Landwirthe sollten doch nicht glauben, daß sie allein auf der Welt seien. Daß glauben die Land—⸗ wirthe auch sicher nicht; aber es ist doch Thatsache, daß dle Gifenbahnverwaltung den russischen Zucker jetzt auf den preußischen Babnen billiger fährt als den deutschen Solche Maßnahmen können nicht dazu beitragen, das Vertrauen der Bevölkerung zur Regierung zu stärken. Die Forderung der ausgleichenden Be⸗ fleuerung der Waarenhäuser ist von ung in allen möglichen Formen erboben worden; die Erfüllung dieser Forderung, will noch immer nicht näher kommen, indessen die neuen Waarenhäuser wie Pilze aus der Erde schießen und bald von einem bis zum anderen Ende der Leipzigeistraße reichen werden. Herrn Finanz. Minister von Miguel muß man, wenn man etwas erreichen will, als Kaufmann auffassen; fordert man von ihm nur das Minimum, so wird er davon sicher noch etwas abhandeln. In diesem Sinne empfehle ich ibm, der Noth⸗ lage des Mittelstandes einmal seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Leutendth hat in dem letzten Jahre noch weiter zugenommen und wahrhaft unerträgliche Zustände geschaffen, im Osten wie im Westen; auch hier muß die Regierung endlich wirksame Abhilfe schaffen, und diese wird unter Wahrung aller nationalen Rücichten durch erweiterte Zulassung ausländischer Arbeitekräfte zu erreichen sein. Vie gesammte Landbevölkerung sieht mit größter Besorgniß darauf, wie die Industrie sich anschickt, ihr auch die letzten Arbeiter wegzuschnappen, und die Freude über die Ablehnung des Mittelland Kanals war bei ihr namentlich deshalb so groß, weil fie diese Gefahr bis auf weiteres abgewendet glaubt. Zur Regelung des Angebots erfolgt in immer weiterem Um⸗ fange auch in der Landwirthschaft der Zasammenschluß; diese Bestre⸗ bungen follte die Regierung, unterstützen, namentlich durch materielle Unterstützung der Organisationen der Selbstbilfe. Die Lehre, die der Landwirthschafts. Minister den Lüneburger Landwirthen gab, nicht immer nach Staatshilfe zu rufen, sondern sich selbst zu belfen, hatten jene wirklich garnicht nöthig. Die Flotten⸗ frage bat mit den preußischen Finanzen garnichts zu thun. Der preußische Staat als großer Unternehmer (kann in diesen Jahren garnicht genug stille Reserven aufhäufen. Die Deckung der Kosten der Flotte sollte, so erwartet man im Lande, nur vorzugsweise durch die jenlgen Schichten erfolgen, welche Vortheile von der Flotte haben. Der Bund der Landwirthe wird jetzt selisamer Weise von nationalliberaler Seite angegriffen, so gestern von Herrn Sattler, neulich von Herrn Dr. Krause, In meinen Aiten befinden sich zahlreiche Gesuche nationalliberaler Wohlcomit sz um AUnterstützung ihrer Kandidaten. Man wirst ihm vor, er gebe seinen ÄArhängern ein imperatives Mandat, er steuere in den Zollkrieg binein, er treibe demagogische Agitation u. s. w. Die naticualliberase Partei sellte nicht dulden. daß ihre Führer so wenig freundlich vom Bunde sprechen. Angesichts der neuen Weltpolitik muß in Preußen dafür gesorgt werden, daß wir die festen Wurzeln unserer Macht richt verlieren. Aufgabe dieses Hausct wird es sein, gegenüber der Weltmachtepolitik Helmathspolitik zu treiben.

Vize⸗Präsident des Staats⸗-Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:

Meine Herren! Der Herr Abg. Dr. Hahn hat in seiner Rede so im Handumdrehen mir eine Reihe der allerschwersten Aufgaben gestellt, die ich persönlich lösen soll. Ich bin aber kein Tausend⸗ künstler. (Oho! Heiterkeit) Ich habe genug zu thun mit meinem eigenen Ressort, und ich bin nicht im stande und berechtigt, wie er es von mir zu erwarten scheint, in alle möglichen Ressorts hereinzu⸗ greifen und dort seine Wünsche zu befriedigen (na, na!); wie denn überbaupt doch ich ost verantwortlich gemacht werde oder Wünsche an mich gerichtet werden in Angelegenheiten, die mich gar nicht berühren und auf die ich auch gar nicht einwirlen kann. Ich will mich daher beschränken, ihm zu antworten auf das, was in mein eigenes Ressort fällt. Er verlangt von mir, daß ich das Anwachsen des Großkapitals dadurch beseitigen sell, daß die Verbindung von Dwotgeschäft mit

Spekulationsgeschäft beseitigt wird. Ich stebe ganz auf dem Stand⸗

punkt, daß eine bessere Entwicklung des Dwpositengeschäfts in englischer Weise hier in Deutschland recht wüaschenswerth wäre, und wir sind längst damit beschästigt, die Seehandlung hierfür mehr und mehr

einzurichten. Wir haben zu diesem Behufe sogar ein ganzes Haus

neben der Seehandlung angekauft; aber allzu große Hoffnungen setze ich nicht darauf, denn die eingewurzelten wirthschaftlichen Gewohn⸗ heiten so im Handumdreben zu beseitigen, auch selbst wenn man solch Depositengeschäst zu entwickeln sucht, das ist eine ungeheuer schwere Aufgabe (sehr richtig), bei uns aber doppelt schwer, weil wir die wahrhast beneidenswerthe und großartige Entwicklung unseres Sparkassenwesens haben, welches England, wo kommunale Spar⸗ kassen garnicht vorhanden sind, meines Wissens gar nicht besitzt; die großen Depositenbanken, Joint⸗steck⸗banks und andere treten eben an die Stelle unserer Sparkassenorganisation. Das wird also so leicht nicht gehen. Daß die Seehandlung an sich dazu geeignet wäre, solche Geschäfte mehr zu entwickeln, davon bin ich länsst durchdrungen, und ich hoffe auch, daß das mehr oder weniger gelingen wird, wie es in der neuesten Zeit durch das Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz«

buches ich will darauf nicht näher eingehen schon einen höchst erfreulichen Anfang genommen hat.

Dann hat der Herr Abg. Dr. Hahn gemeint, das Finanz Ministerium achte nicht genügend auf die Stempelpflichtigkeit gewisser Uckunden, und es würden daher sehr große Hinterziehungen von Stempeln stattfinden. Meine Herren, das ist das erste Mal (Heiterkeit), daß uns der Vorwurf gemacht wird, wir wären lässig in der Einziehung staatlicher Forderungen, und namentlich in Betreff des Stempelwesens habe ich in meiner ganzen Amtszeit eigentlich nur Klagen über übermäßigen Fiskalismus, Nachspüren u. s. w. gehört. ((Sehr richtig! links. Heiterkeit) Daß unseren Stempelfiskalen, die ja die großen Banken auch revidieren, stempelpflichtige Urkunden in er⸗ heblichem Maße entgehen sollten, das glaube ich nun und nimmer⸗ mehr. Vor kurzem las ich in einem Zeitungsartikel, daß der Finanz⸗ Minister sich um eine private Getreidebörse bekümmern möge, ob da wohl die Schlußzettel gehörig gestempelt würden. Wir haben uns sofort mit der Frage beschäftigt, sehr geneigt, wenn da Schlußzettel that sächlich stempelpflichtig wären, die betreffenden Stempel auch zu erheben. Wir fanden aber bald, daß, entsprechend der Auffassung gerade der Landwirthe, diese Voraussetzung bei dieser Börse gar nicht vorhanden war. Es wurde da nicht nach börsenmäßigen Usancen gehandelt, und außerdem nicht nach Termingeschäften in börsenmäßiger Richtung; die gesetzlichen Vorausetzungen fielen weg. Trotzdem habe ich mich an meinen Kollegen, den Herrn Handels. Minister gewendet und habe gefragt, ob wirklich nach seiner Meinung dies eine wahre Börse im Sinne des Gesetzes sei; dann würden wir natürlich auch die Kon⸗ sequenzen daraus ziehen. Ich habe noch keine Antwort von meinem Herrn Kollegen; aber ich weiß schon aus privaten Mittheilungen, daß er derselben Ansicht ist wie der Herr Finanz · Minister. (Heiterkeit. Wenn Herr Dr. Hahn aber mir in dieser Beziehung andere Auf⸗ klärungen geben, Fälle nennen kann, wo daß mal hier und da ein Stempel defraudiert wird, das wird man nicht bestreiten können wo eine genügende Aufmerksamkeit der Stempelfiskale nicht gezeigt ist, so werde ich ihm sehr dankbar dafür sein; das würde dem preußischen Fiskus nur zu Gute kommen.

Meine Herten! Was nun die Waarenhäuser betrifft ja, wir haben doch in der Thronrede ein Waarenhausgesetz angekündigt, und da wäre es doch wohl richtiger gewesen, wenn Herr Dr. Hahn erst mal abwartet lsehr richtig! links), wie nun dieses Waarenhausgesetz konstrulert ist, welche Wirkungen es haben wird und welche Ver⸗ besserungen und Aenderungen in dieser Beziehung vielleicht noch wünschenswerth sind. Diese Gesetzgebung über die Waarenhäuser das werden Sie sehr bald selbst erfahren; denn ich werde Sie zu Hilfe rufen, ich werde durchaus nicht in dieser Beziehung allzu sehr

auf Einzelheiten bestehen, das Haus selbst wird dabei in voller Frei⸗

heit mitwirken können ist eine ungeheuer schwierige (sehr richtig! links); darüber werden Sie sich sehr bald selbst im Klaren sein, wenn Sie dies Gesetz sehen. Aber, daß ich jemals zu besonderer Mäßigung oder Aengstlichkeit vermahnt hätte, das ist mir wenigstens nicht er⸗ innerlich. Wohl aber sind solche Ermahnungen gegen solche Be⸗ strebungen angebracht, welche darauf ausgehen, mittels der Steuer eine vollständige Vernichtung dieser Waarenhäuser durchzuführen. Das würde Konsequenzen haben, auch auf anderen Gebieten, gefähr⸗ lichster Art (sehr wahr! links), und vor einer solchen Richtung habe ich vielleicht hier und da privatim gewarnt. Aber es ist doch vor⸗ zeitig, über diese ganze Frage zu sprechen. Sie werden, wie ich hoffe, das Gesetz sehr bald bekommen, und dann können ja alle Herren, die glauben, in der Sache besonders sachkundig zu sein, dabei mitwirken; die Regierung wird Ihnen das in keiner Weise verschränken.

Mein: Herren! Was nun das fällt nur einigermaßen in mein Ressort die Frage der Heranziehung der Fabriken namentlich zu Wegelasten und Armenlasten betrifft, so werden diejenigen Herren, welche das Kommunalabgabegesetz hier in der Kommission mit berathen haben, wissen, daß wir wochenlang, möchte ich fast sagen in der Kommission diese Frage besprochen haben. Wir sind schließlich so weit gegangen, daß den Gemeinden nicht bleß die volle Freiheit gelassen ist, in dieser Beziehung eine ausgleichende Gerechtigkeit gegenüber den großen Fabriken zu üben, sondern daß die kleineren Gemeinden, in denen vielfach die Arbeiter einer auswärts befindlichen Fabrik wohnen, und diesen kleinen, namentlich ländlichen Gemeinden große Lasten ver⸗ ursachen, berechtigt worden sind, einen Beitrag zu ihren Lasten von einer benachbarten Gemeinde, in welcher die betreffende Fabrik liegt, zu verlangen. Davon ist hier und da auch Gebrauch gemacht, zu meiner eigenen Verwunderung aber allerdings noch nicht genügend, und es kann sein, daß das Geskctz in dieser Beziehung einer Revision bedarf, sodaß man gewissermaßen wenigslens auf diesem engen Gebiete zu einem größeren Gemeindekörper gelangt. Es feblt uns aber vielfach an gehörig leistungsfählgen Gemeinden. Ich habe schon früher ausgesprochen, daß namentlich in Industriebezirken nach meiner Meinung die von Alters her hergebrachten kleinen Gemeinden den heutigen Bedürfnissen nicht mehr entsprechen (sehr richtig! links), und daß man doch mal endlich sich wird eatschließen müssen, die sehr schwere Aufgabe, Gemeinden zusammenzulegen und zu größeren Körpern zu vereinigen, in die Hand ju nebmen. (Sehr richtig!)

Einer der Uebelstände, die ich hier berühre, kommt eben von der zu geringen Größe und Leistungsfähigkeit der alten kleinen Gemeinden. Aber dann, meine Herren, siad die Gemeinden gar nicht träge gewesen und ich habe das immer unteistützt —, diese großen Lasten, welche die Indastrie den Gemeinden bringt, zu äquivalieren durch eine ganz gehörige Heranziehung jur Gewerbesteuer. Während die Städte in dieser Beziehung, beispielsweise bei den Waarenhäusern, trotz aller unserer Bemühungen, trotz Hergabe von Mustersteuerstatuten sehr wenig oder nichts gethan haben, haben die kleineren Gemeinden, namentlich in Rheinland und Westfalen und auch an der Saar, sich ganz einfach damit geholfen, daß sie neue Gewerbesteuern eingeführt haben und zwar nach der Kopfzahl derjenigen Arbeiter, die dauernd und regelmäßig in der Fabrik beschäftigt werden. Das hat sehr schöne Resultate gegeben. Ez sieht aus, als wenn es eine rohe Art der Besteuerung wäre. Innerlich ist sie das aber garnicht; dern die Kopfzahl der Personen und der Familien, die durch eine solche Fabrik in die Gemeinde gezogen werden, ist es gerade, welche die Armenlasten sowohl, wie die Schullasten, namentlich die letzteren, in so hohem Grade vermehrt hat. (Sehr richtig) Die Industrie hat sich das ganz gut gefallen lassen, und ich habe selbst vielfach von großen Industriellen gehört, sie könn ten sich über ein solches System garnicht beschweren. Man muß hier, aber, wie in Steuersachen überhaupt, Maß halten, man darf die Summe, die auf den Kopf des einzelnen Arbeiters kommt, nicht all yu

9 *

hoch schrauben; das ist auch richtig auf der anderen Seite. (8.

richtig) Man muß eben in diesen Dingen ein verständiges 8 .

suchen. Also ich glaube, Herr Dr. Hahn wird sich doch davon Überzeu müssen, daß wir diese Uebelstände auch erkennen. Was z. B. . Wegebau betrifft, die außerordentliche Heranziehung derjenigen groß Fabriken und Unternehmungen, von Steinbrüchen u. s. w. welge n besonders hervorragender Weise die Chausseen benutzen, so ist daz e System, welches wir von Hannover mitgebracht haben; dag hann wir in Hannover bereits im Jahre 1844, und das ist nach und ö. vielleicht jetzt in alle preußischen Provinzen übergegangen. Da besteht nur noch die Klage, daß die Previnnialchausseen dieses Recht bisher nicht haben. Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, daß man nicht unterscheiden solle jzwischen Kreikchausseen, Gemeindewegen und Pro— vinzialchausseen, daß dadurch die größten Ungleichheiten entstehen ein Kreis hat viel Provinzialchausseen, ein anderer hat nur Kreig. chausseen und daß man in dieser Beziehung demnächst einen Schritt weiter gehen kann. (Sehr richtig) Dieser Wunsch ist von ver schiedenen Provinzen bereits mehrfach ausgesprochen worden. Also auch in dieser Beziehung ist die Regierung doch nicht ganz so sorgloz wie Dr. Hahn es glaubt.

Meine Herren, Herr Dr. Hahn hat von mir die Interpretatjon einer Tischrede verlangt. Ich glaube, die Einschränkung, die er der Rede gegeben hat, ist durch den Wortlaut und den Sinn derselben durchaus nicht berechtigt. Ich bin vielmehr noch heute deiselben Meinung und ich habe sie auch beihätigt; es ist mir aber so ge= gangen, wie das jedem in derselben Lage geht alles das Einzelne was man thut, wird nicht beachtet oder vergessen. Es bildet sich jemand ein gewaltiges Programm aus, und wenn das nicht sofort durch geführt ist, so sagt er, es sei eigentlich nichts geschehen.

Meine Herren, wir haben allerdings seit langen Jahren stetig uns bemüht, der Landwirthschaft in ihrer schwierigen Lage zu Hilfe zu kommen, und da sind doch manche Maßregeln sehr bedeutender Art. In welchem Lande, meine Herren, ist die Grundsteuer auf gehoben? Die Gebäudesteuer aufgehoben? (Zuruf. ) überwiesen, gewiß! Also die Gemeinden und folglich die Mitglieder der Ge, meinden sind entsprechend erleichtert. Meine Herren, in welchem Lande besteht eine Branntweinsteuer in dieser Form, wie wir sie in Deutschland haben? Wie sehr sind wir eingetreten für die Zucker. industrie! Wo ist das ländliche Personal so entwickelt? Fast auf jedem Gebiete ich könnte Ihnen eine lange Liste nennen sind Maßregeln getroffen, alle mit demselben Zweck, der Landwirthschaft zu Hilfe zu kommen. Meine Herren, vor einer Schranke müssen wir aber stehen bleiben, vor der Beachtung bestehender völkerrecht, licher Verträge. (Sehr richtig! links.) Ob wir dieselben demnächst wieder so schließen werden, ist eine andere Frage. Solange sie aber bestehen, kann allerdings ein sehr erheblicher Theil, nach meiner Meinung berechtigter Wünsche der Landwirthschaft nicht erfüllt werden. Das ist nun aber eine Frage, die ja jetzt gründlich vorbereitet wird, und ich hoffe, wir werden da doch schließlich zu Resultaten kommen, die beweisen, daß nicht bloß der Industrie, dem Handel und den Großkapitalisten der Staat seine Fürsorge widmet, sondern vor allen Diagen und da ist auch das größte Bedürfniß, was ich voll⸗ ständig anerkenne auch der Landwiithschaft. (Bravoh

Abg. von Eynern (al), auf der Tribüne schwer verständlich bemerkt zunächst, daß die nationalliberale Partei auf die Unterstützung des Abg. Habn sehr gern verzichte. Gegen den Bund der Landwirthe an sich hatten die Nationalliberalen garnichts; sie unterstützten gem seine Bestrebungen, sofern sie auf Hebung der Landpirihschast ab— zielten. Aber wenn sie gezwungen sein sollten, den Bund der Lmd⸗ wirthe mit dem Abg. Hahn zu identifizieren, so wollten sie nichts von ihm wiffen. Die konservative Partei uͤberließen sie girn der Führung des Grafen Limburg. Stirum, der sie bisher so glor⸗ reich geleitet babe. Daß die Finanzlage glänzend sei, darin seien alle einig. Dieses günstige Resultat sei zu verdanken den Mehꝛertraͤgen der Fisenbahnen und anderer Betriebsverwaltungen und dann haupt— sächlich der Einführung der Ecgänzungssteuer und der Erhöhuug det Stempelsteuer und der Gerichtskosten. Das Einkommen euergesetz dagegen habe erhebliche Erschwerungen gebracht, aber keine Ver⸗ mebrung der Steuer selbst zur Folge gehabt. Der Redner geht im einzelnen auf die Steuern selbst und deren Erhebung näher ein, bieiht, aber im Zusammenhange auf der Trihünt unverständlich. Die ungeheuren Ueberschüsse der Steuern müßten zu einer Reform. des Steuersystems, namentlich zu einer Gr= mäßigung der Gerichtskosten und der Stempelabgaben ver⸗ wendet werden. Die Stempelerleichterungen sollten je nach den Er= tragen des betreffenden Jahres erfolgen. Der Redner keitisiert sodann das Kommunalsteurrgesetz und geht auch auf die Kommunalwahl« reform ein. In die Gemeindewahlen dürfe kein volitisches und Parteimoment hineingetragen werden, daß sei vom Uebel, besondeid für die Zentrumspartei. Dann berühre die Allerhöchste Bot⸗/ schaft auch die Kanaifrage. In demselben Zusammenhange babe Herr von Köller die Ziele der liberalen Partei erwähnt und dle Freiheit des Bürgers, den Männeistolz vor Königsthronen als deren wdeale Ziele bezeichnet, Dies stimme nicht. Bie liberale Partei habe als Ziel die Förderung des Volkgwohls nach allen Seiten, deshalb destehe sie auch auf der Herstelll—ng des Kanals der ein groh⸗ artiges Werk zur Hebung des Wohlstandes sei. Die Lage im Nubrkohlenrevier sei jetzt derartig, daß die dortige Intustrie unmittelbar vor der Gefahr der schwersten Verluste stehe, wenn nicht bald der Kanal gebaut werde; für weilere Bahnen sei dort kein Platz. Wenn, faͤhrt der Redner fort, Hert von Köller meint, die Reglerung werde sich nach nochmaliger Ablehaung eln ach unterwerfen, so sage ich, das wird die Regierung nicht ihun; wit werden sie immer wieder vor diese Frage stellen und setzen voraut, daß jeder Minister mit der gleichen Energie für diese Fanalvoꝛ lage po? bem Lande eintritt. Niemand in der Industrie bat im Sinn, einen Kampf gegen die Landwirthschaft zu führen. Heute macht der Band der kandwirihe die Herren durch seine schlimme Agftasio! unzufrieden, morgen kommen die Kneyte heran und jwar in Gestal der Sozialde moktaten.

Darauf wird die weitere Berathung vertagt. Personlich bemerkt

Abg. Dr. von Jazdzews ki, daß er ein für allemal den Minister des Innern auffordere, seine Acußeruygen im Hause zu widerlegen, nicht aber mit Zeitungsausschnitten zu operieren.

Abg. von Czarlinski (Pole) sucht seine von dem Ministet des Innern zitierten Aeußerungen richtigzustellen. Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben:

Da ces sich hier um das Verhalten der Staateregierung gegen über der Polenfrage bandelt, so glaube ich nicht nur das Recht, son⸗ dern auch die Pflicht zu haben, dieses Verhalten nicht alleln nach den Aeußerungen des Herrn von Jajdzewski hier im Hause, sondern au nach dem gesammten Verhalten der polnischen Presse und der oöffent⸗ lichen Meinung ia Posen zu beurtheilen, und die ses Recht werde mir nicht nehmen lassen. (Bravo!)

Ich habe ferner ju erwidern, daß ich die Aeußerungen des Hertn von Czarlinsti wörtlich wiedergegeben habe nach dem, wa in den

1 Fall. Aus

getunzen steit und nicht berichtigt worten ist. Ich betone nochmal,

paß damals Herr von Czarlinski gesagt hat:

Die polnische Fraktion suche den Pflichten gegenüber dem Staat gerecht zu werden, sie verdiene also nicht den Vorwurf, die Losrelßung der polnischen Provinzen vom Slaat in Schilde zu führen.

(bg. von Czarlinski: Sehr richtig h

Gewlß, sehr richtig! Staat und Regierung seien verschiedene Begriffe. Man könne Neigung haben, eine Regierung zu bekämpfen, welche die göttlichen Rechte sowle die Pflichten nicht kenne, die ihr einer unter ihrem Sceyter befindlichen Nation gegenüber oblägen, die ferner keine Gleichberechtigung kenne.

Ich glaube ebenso das Recht zu haben, eine derartige Aeußerung, die solche schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Regierung erhebt, mit allem Nachdruck zurückmuweisen (Bravo! rechts.)

Abg. von Czarlinski behält sich vor, bel der Spezialberathung darauf zu erwidern.

Schluß is Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag, 2 Uhr. (Fortsetzung der Etatsberathung)

Gesundheitswesen, Thierkrantheiten und Absperrungs⸗ . Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Vol ks krankheiten.

(Aus den . Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamtsz *, Nr. 3 vom 17. Januar 1900.)

Pe st.

Britisch-Ostindien. In der Woch vom 8. bis 16. De zember v. J. hat die Zabl der Todesfälle an Pest wieder etwas zu⸗ genommen; sie betrug 1686 gegen 1579 in der Vorwoche. Das An⸗ steigen ist hauptsächlich durch die aus Hyderabad nachträglich hemeldeten Fälle bedingt. In der Stadt Bom bay ist die Zahl ber Gesammt. Sterbefälle um 352, die der Peststerbefälle um 50 ge⸗

stiegen. In der Präsidentschaft Bombav blieb die Lage unver⸗

ändert. Äuch im Staate Mysore trat eine Aenderung nicht ein, während in Madratz und Kalkutta eine erhebliche Besserung sich zeigte. Aus dem Puntab wurden 5 tödtliche Fälle gegen 9 in der Börwoche gemeldet. In Behar sind einige vereinzelte Fälle von Pest vorgekommen.

Madagaskar. In der Zeit vom 18. bis 26. Dezember v. J. ist zu Tamatave 1 Todesfall an Pest (am 18. Dezember) festgestellt worden; die letzte Erkrankung wurde am 16. Dejember beobachtet.

Röunion. In St. Benis sind vom 17. bis 26. Dejember v. J. 12 Pesterkrankungen und 11 Sterbefälle, davon 6 aus einem Hause, zur Meldung gelangt.

ansibar. An Bord eines am 12. Dezember v. J in Sansibar eingetroffenen deutschen Dampfers war laut Sterberegister unterwegs ein Indierin an der Pest verstorben. Dem Schiff, welches schon in Mombassa zum freien Verkehr nicht zugelassen war, wurde in Sansibar ine jweltägige Quarantäne auferlegt. Verdächtige Erkrankungen waren an Bord sonst nicht beobachtet. .

Brafilten. Zufolge einer Mittheilung vom 9. Januar sind in Sao Paulo innerhalb der letzten zwei Wochen 10 Fälle von Pest, davon L mit tödtlichem Verlaufe, festgestellt worden.

Paragug y. Nach den Veröffentlichungen dez National · Gesund⸗ heitsraths zu As uneion kamen vom 17. bis 24. November v. J. Jer wiesene, h verdächtige Erkrankungen und 1 Todesfall an der Pest zur Anzege, vom 23. November bis 1. Dezember d erwiesene Er⸗ krankungen, 1 verdächtiger Krankheitsfall und 4 Todesfälle, vom 2. bis 9. Dezember 1 Erkrankung und 2 Todesfalle.

Nach derselben Quelle sind bis zum 24. November dort 1600 er⸗ wiesene Fälle von Pest (oon denen 45 mit dem Tode endeten) vorge⸗ kommen, und zwöir wurden beohachter im Militärspital bis zum 4. September 28 (14), sonst im September 25 (), im Oktober 32 (i9), im November 185 (6).

Neu, CEaledonien. In Num Sa sind am 26. Dezember v. J. 25 Pesterkcankungen mit 15 Todesfällen festzestellt worden, vom 26. bis 51. Dejember 12 Erkrankungen und 6 Todesfälle.

Cholera.

Türkei. Nach einer neueren amtlichen Mittheilung aus Maskat ist die in Dman herrschende Seuche, welche am 13. De⸗ ** bereits in der Abnahme begriffen war, nicht Pest, sondern

ol era.

In Hai (Vilajet Bagded) soll nach amtlicher Meldung bis zum 4 Dezember v. J. noch täglich ein Cholerasall vorgekommen sein, seither bis zum 11. September keiner, doch wurden in einem Dorfe bei Hal choleraartige Erkrankungen bei Kindern festgestellt. Aach vom 20. biz 23. Dejember wurden Cholerafälle in Hai nicht beobachtet; die Erdemie in Mesopotamien wird nunmehr als erloschen angesehen.

Britifch⸗Ostindien. Kalkutta. In der Zeit vom 10. bis 16. Dezember v. J. sind 88 Personen an Cholera gestorben.

Föochinchin a. Zufolae einer Nachricht vom 14. Dezember v. J. soll in Saigon (oder bei Saigon) die Cholera aufgetreten sein.

Gelbfieber,

Es gelangten zur Anzeige in der Zeit vom 6. bis 12. Dezember v. J. in Panama 5 Grkrankungen (und 1 Todesfall, vom 3. bis 9. Dejember in Havanna 10 (2, vom 2. bis 7. Dezember in Vera Eruz 2 (); ferner, wurden auf Schiffen gemeldet pom 3. bis 9. Dejember in Columbia River. DOreg 13 (6) Fälle unter der Mannschaft und in Port Townsend, Wash., 5 (8), außerdem 3 (I) auf der Fahrt, am 22. Dejember in Havanna Rio de Janeiro wird berichtet, daß in der iweiten Hälfte des Oltober auf einem von Buenos Aires eingetroffenen Sch ffe Z Todesfälle an Gelbfi'ber vorgekommen sind und daß auf eĩnem am 10. Oktober von Rio de Janeiro nach Bordeanx abgefahrenen fran jösischen Schiffe eine weioliche Person eiktankt ist, welche in Bor deaur am Gelbfieber starb.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Lyon 2. Madiid, Odessa je 3, St. Petersburg 7, War⸗ schau b, Kalkutta 2 Todesfälle; Hamburg 3, Antwerpen (Kranken bäufer! 8, Paris 13, St. Petersburg 27 Erkrankungen; Flecktyphus: Warschau. (Krankenhäuser) 5 Erkrankungen; Rüäckfalitf ke ber: Petersburg 7 Erkrankungen; Genickstarre: New Hort 4 Todesfälle; Tollwuth: St; Petersburg 1 Todes ; sall; Varijellen: München 23, Budapest 38, Wien 129 Er⸗ kraykungen; Influenza: Berlin d, Köln 4. Elberfeld, Stettin je 2, Amsterdam T7, London 316, Moskau 8, New York 5, Paris, St. Petergburg je 3 Todesfälle; Kopenhagen 74, St. Petersburg 24 Er krankungen; Keuchhusten; London 26 Todesfälle; Reg.⸗⸗Bez. Schleswig zy, Hamburg 33, Kevenhagen 24. Wien 43 Erkran⸗ kungen; Lungenentzündung: Reg. Bez. Schleswig 117 Er⸗ krankunzen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Ha sern (Durchschmitt aller deuischen Berichts orte 1585/95. j, I oo): in Köln, Mülheim a. Rb,, Plauen Erkrankungen kamen zur Meldung in Berlin 38, Brerlau 80, in den Reg. Bezirken Düsfeldorf J49, Königsberg 130, Schleswig 117, Stetlin 197. Wierbaden 357, in München 417, Hamburg 48, Budapest 190, Niw Jork 337, St. Petereburg 113 Wien 462 desgl. an Scharlach (1856ͤs55: S i c/o): in Borbeck, Duie hurg,.— Er⸗ krankungen wurden angezeigt in Berlin 37, in den Reg. ⸗Benrken Arns⸗ berg 5, Hüneidorf. Izi, in Hamburg 51. Budahyest . Ghristianis 31, Edinburg 26, Kopenhagen 6, London Rrantkenhäuser) 186, New Vork 1338, Para 6, St. Peterbburg 77, Wien 42 deggl. an Diphtberie und Crouy (lssö / hh: 427 0): in Görlitz, Stodholm * Erkran⸗ kungen wurden gemeldet in Berlin So, im Reg. Bez. Düsseldorf 118, in Hamburg, Budepest je 25, Kopenhagen 62, Lon don (Knanken

häͤuser) 196, New York 270, Paris 78. St. Petersburg 129, Stock⸗ holm 98, Wien 61; ferner kamen Erkrankungen an Unterleibs⸗ iyph us zur Anzeige: in London (Krankenhäuser) 41, New York 66, Paris 59, St. Petersburg 1601.

Verbreitung der Lungenseuche im Deutschen Rei . im Jahre 1898. 18 9

Nach dem bereltt erwähnten, im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten dreltzehnten Jahresbericht über die Verbreitung von Thier, seuchen im Deutschen Fteich hat die Lungenseuche im Jahre 1888 gegenüber dem Vorjahre etwas abgenommen. Erkrankt sind 672 Stück Rindyleh (gegen 8109 im Vorjahre); die Fälle vertheslen sich auf die preußischen Provinzen Wefstpreußen, Stadt, kreis Berlin, Pommern, Posen, Sachsen, (hier allein 486 im Reglerungsbezirk Magdeburg), Rheinland, sowie auf Bayern und das Königreich Sachsen. Der Verlust an Rind vieh betrug 1807 Stück (gegen 1636 im Vorjahre), der Bestand an Rind⸗ vieh in den neu betroffenen 66 Gehöften 2521 Stück (gegen 2097 in 66 Gehöften im Vorjahre).

Impfungen zum Schutze gegen die Seuche sind auf Veransassung der BGesitzer in 4 verseuchten und 11 seuchenfrelen Rindviehbestaͤnden . worden. Von ersteren waren 2 bereits ganz oder theil ˖ weise geimpft, als die Seuche im Berichtsiahre zum Ausbruch kam. Bei nachweislich 1595 Impfungen sind bon 1557 geimpften Thieren ss8 wurden nachgeimpft) 3 Thiere O19 9 infolge der Impfkrank⸗ heit gefallen oder getödtet, und war sämmtlich in seuchenfreien Ge⸗ böften. Auf polizeiliche Anordnung wurden in 5 Kreisen des Regierungsbezirks Magdeburg in 16 Ortschaften und 269 Gehöften 25956 29650 Stück Rindoieh geimpft, von denen 65 der Japfkrank⸗ , ,,. und 6 infolge Ausbruchs der Lungenseuche abgeschlachtet wurden.

Das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheits amt gemeldet worden vom Schlacht Viehhofe zu Regensburg am 165. Januar, der Ausbruch der Maul⸗ und ,. unker Schweinen vom Schlachthofe zu München am

Januar.

Spanien.

Durch Erlaß vom 9. d. M. ist wegen Ausbruchs der Beulen pest in Manila gegen Schiffe, die von dort nach dem 19. v. M. abgefahren sind, in Spanien strenge Quarantäne verhängt worden. Zugleich gelten die in gerader Linie weniger als 165 km von jenem Platze entfernten Häfen . verdächtig.

aro k ko.

Zufolge Beschlusses des Gesundheitsraths in Tanger vom 8. d. M. ist die Einfubr von Lumpen, alten Kleidern und alten Säcken aus Portugal nach marokkanischen Häfen verboten, so⸗ sern diese Gegenstände für den Handel oder die Industrie be⸗ stimmt sind.

Sandel und Gewerbe.

Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 15. Januar 1900 betrug der gesammte Kassenbestand 313 108 000 (1899: Si4 233 00; 1898: 915 364 000) 46, d. i. der Vorwoche gegenüber mehr 56 O39 000 (1899. 33 912 900; 1893; 36 242 O90) 6 Per Metallbestand von 775 845 000 (is99: SI0 299 9000; 1898 S882 992 000) M allein hat zugenommen um 45 084 000 (1899 um 30 455 o00; 1898 um 34 534 000) ots Der Bestand an Wechfeln von S849 685 900 (1899: 673 408 000; 1398: 32 677 5G M zeigt eine Abnahme um 110177000 (1899 um 59 315 009; 18598 um S9 80 900) 6 und der Bestand an Lombardforderungen mit 84 480 90090 (1899: 90 087 900; 1898: 108 138 066) M einen Rückgang um 22 874 9000 (1899 um 32 428 009; 1838 um 15 577 0600) 6 Auf diesen beiden Anlagekonten zusammen ist also eine Verminderung um 133 051 009 (1899 um 91 741 000; 1393 um 109 797 000) M erfolgt. Die Position , , Aktiva! weist einen Abgang von 1166 000 M auf. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten mit 1 154 208 000 (1898: 1171718 050; 1898: 1151 901 0900) ½ der Vorwoche gegenüber eine Abnahme um 111247 000 (1899 um 79 097 900; 18958 um Si 179 006 , und die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten (Giroguthaben) erscheinen mit oz 114000 (1899: 404790 0600; 15398: 409 163 000) S um 15 214000 (1399 um 12833 000; 1898 um 6 705 000) M höher.

(Aus den im Reichsamt des Innern zu sammengestellten Nachrichten für Handel und In dustr ie ).)

Deutsches Reich.

Steuerfreibeit für Sali zum Einsalzen von Heringen. Gemäß einem Beschluß des Bundesraths vom 21. De— zember v. J. können die oberst'n Landesfiaanzbehörden unter An. ordnung der erforderlichen Kontrolen genehmigen, das Salt, welches mit 6] Heringslake auf je 50 kg Salz unter amtlicher Aussicht denaturiert ist, nicht nur, wie bisher, zur Nachpökelung von Heringen oder ähnlichen Fischen, sondern auch zum erstmaligen Ginsalzen von Heringen ꝛc. steuerfrei verwendet wird.

Nicaragua.

ollabfertigung der Waareneinfuhr. In Anbetracht, daß sich die Nothwendigkeit gezeigt hat, bis zur Einführung der augenblicklich in Bearbeitung befindlichen neuen Zoll. und Hafen vorschriften einige Verbesserungen der zetzt geltenden Vorschriften be⸗ süglsch der Niederlage⸗Zollämter anzuordnen, hat ein Gesetz des Frei⸗ staats vom 9. November v. J. verordnet, was folgt:

Art. 1. Sämmtliche Hafen ⸗Zollämter des Freistaats können als Niederlagen zur Aufbewahrung der nicht für den Inlandoerbrauch be⸗ stimmten Waaren benutzt werden,

Art. 2. Die ausländischen Waaren können in die Zolllager des Freistaates geschafft werden und dort, falls sie nicht dem Verderben auegesetzt sind, während eines Zeitraums von höchstens sechs Monaten verbleiben.

Diejenigen Artikel, welche ihrer Beschaffenheit nach einem baldigen Verderben auzgesetzt siad, dürfen nicht länger als einen Monat im Lager bleiben. ö .

Art. 3. 14 Tage nach Ablauf der äußersten Lagerfrist wird die Zollbehörde, falls die Besttzer, der Waaren diese nicht wieder aus— geführt oder in den freien erkehr des Landes eingeführt baben, zur öffen: lichen Versteigerung gemäß den gesetz lichen Bestimmungen schreiten.

Act. 4. Für die auf die Zolllager verbrachten Waaren ist folgen⸗ des Lagergeld su jahlen; ;

f. Während det ersten und jweiten Monats 2 Centavos für je

5h kg oder einen Bruchtheil derselben per Tag.

11. Während des dritten und vierten Monats 4 Centavos für je 165 Kg oder einen Bꝛuchth il derselben per Tag. . III. Während des fünften und sechsten Monats 6 Centavos für je jo kg oder einen Bruchtheil derselben per Tag. .

Art. 5 Dle Berechnung dileser Abgabe wird nicht für jedes Kollo einzeln vorgenommen, sondern nach den Gesammtgewiche einer ganzen Partie oder einer ganzen Faktura, auggenom men in dem Falle, daß die Entnahme der Waaren in Theilposten erfolgt.

Ait. 5. Älle Waaren, welche gemäß der Konsulats Faktura an die Adresse von im Freistaate ansässigen Kaufleuten gerichtet sind, müssen nach Eingang in dem betreffenden Zollamt ie,, . land⸗ einwärts geführt werden, ju welchem Zwecke der vorschrifts mäßige Abfertiungzantrag vorzulegen ist.

Art. 7. Innerhalb funf Tage nach Ausschlffung der Waaren ist jeder Adressat (Konsignatar) verpflichtet, einen schriftlichen Antrag auf Abfertigung der Waaren jum Eingang in den freten Verkehr

oder zur Lagerung behufs der späteren Wlederausfuhr oder Ein⸗ führung in dag Innere des Landes zu stellen. Dieser Antrag muß auf Stemvelpapier im Werthe von 1 Peso geschrieben sein.

Art. 3. Für jede nicht zur unmittelbaren Wiederaugfuhr be stimmte Waare, deren Einführung in das Innere nicht innerhalb fünf Tage nach ihrer Ausschiffung beantragt ist, sind außer dem im Artikel y Lagergeld 25 0 Zuschlag auf die in der betreffenden Zollpolice berechneten Einfuhrzölle zu entrichten.

Art. 9. Rach Berechnung und Zahlung der Einfuhrzölle können die Wacren während der ganzen Lagerzest im Zolllager bleiben, und im Falle der sväteren Wiederausfuhr zahlt die Schatzkammer die ein“ gegangenen Zölle zurück.

rt. 15. Die augenblicklich bei den Zollämtern lagernden . werden im Sinne diefes Gesetzes als soeben ausgeschifft be⸗ rachtet.

Art. 11. Zugleich mit jedem Antrag auf Lagerung oder Ein⸗ gangsabfertigung muß die zugehörige Konsulatg.⸗ Faktura eingereicht werden. Dag Fehlen dieses Dokuments zieht eine Strafzahlung von bo o auf die zu zahlenden Einfuhrzölle nach sich.

Art. 12. Werden die Fakturen nicht zugleich mit dem Antrage eingereicht, so wird die Verzollung der Waaren unter Oeffnung der Frachtstücke vorgenommen. Dieser Umstand wird vom Zollamts⸗ vorsteher vermerkt, damit der Zollberechner die boo / gemäß dem vor⸗ stehenden Artikel auf den Zoll au fschlaͤgt.

Art. 13. Vieses Gesetz hebt alle entgegenstehenden früheren ö auf und tritt mit dem Tage seiner Veröffentlichung n Kraft.

Konkurse im Auslan de.

Galizien.

Konkurs ift eröffnet Über das Vermögen des Händlers Staniskaus ÄAblewlez in Mszana dolna mittels Beschlusses des K. K. Kreisgerichtes in Neu ⸗Sandere vom 30. Dezember 1899 No. ez. S. 38989. Provisorischer Konkurgmasseverwalter: Adyolat Pr. Karl Mrodzik in Limanowa. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkursmasseverwalters) 15. Januar 1900, Vormittags 10 Uhr. Die Forderungen sind bis zum 29. Januar 19300 bei dem genannten Gerschte anzumelden. Liquidierungstagfahrt (Termin zur Feststellung der Ansprüche) 12. Februar 1900, Vormittags 10 Uhr.

Zwangsversteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Wallnertheaterstraße 1I, dem Uhrmacher Max Kirks gehörig. Mit 216 009 . blieb Frau Geheime Sanitätgrath Agneg Bertram, Alte Jakohstraße 15, Meist⸗ bietende. Utrechterstraße. Parzelle 6, den Restaurateur Fritz Bergmann gehörig. Mit 705 6 blieb die Terrain⸗ uad Häuserbau⸗ Ges. m. b. H., Markgrafenstraße 48, Meistbietende. ö.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin: Grundstũck Schillerstraße 35 in Groß⸗Lichterfelde, dem Bauunternehmer Wilh. Zernecke ebenda gehörig. Mit 520 SM wurde Frau Geheime . Johanna Schering zu Charlottenburg, Rankestraße 9

rsteherin.

Schrauben⸗Schleppdampfer ⸗Versteigerungen.

Bel demselben Gericht: Schrauben Schleppdamp er Föhr et Dagblll', dem Schiffer Emil Schalt in Fürsten berg a. O. gehörig. Mit 6700 M wurde Schiffsrheder Johann Schulje zu Berlin Erfteher. Schrauben Schleppdampfer Henry. dem Schiffer Joh. Ludw. H. Reiß zu Berlin gehörig, Mit 4550 6 wurde Schiffbauer P. M. H. Deser in Ellerholz bei Hamburg Ersteher.

Tägliche Wagen gestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am I7. d. M. gestellt 16020, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 17.8. M. gestellt 6019, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Gerlin, 17. Januar. Maxktpreise nach Ermittelungen des KXöynlglichen Polizei ⸗Präsidiums. (Höͤchste und niedrigste Preise) Per Doppel ⸗Itr. für: Weizen 14,350 6; 13 90 M Roggen 14,30 4; 3, 55 6 Futtergerste 15, 89 6; 13,00 M Hafer, gute Sorte 15,20 6; 14,10 M. Mittel⸗-Sorte 141330 M; 13,60 4 geringe Sorte 13,0 KA; 12,80 6 Richtstroh 4. 00 M; 3, 866 M Heu 7, 00 6; 4,00 1 - nErbsen, gelbe, zum Kochen 1,00 M; 26,00 Spelsebohnen, weihe 45,00 M; 26 00 M e rn 70, o0 S6; 30 00 6 Kartoffeln 7 O0 A6; 500 M Rindfleisch von der Keule 1 Eg l, 90 M; 1,20 M dito Bau chfleisch fen l e, od , = chweinesteisch 1 ig 156 e; 1s = Falken 1kRg 1,80 A; 1,00 A am ndfffeisch 1kRg 1850 4; od afl gaffer ) e g, e, Po , = ier so. Siäc 6. 00 MÆ; 3 00 0 Karpfen 1 Eg 220 M; 1,20 M Aale 1 Rg 2.85 M; 140 6 Zander 1 Kg 250 ; l, 0 ς Hechte 1 Rg 200 M 100 M Barsche 1 Eg 1,60 4; o, 80 M Schleie L kg 230 Æ; 1,40 M Bleie 1 Kg 1,40 o, So Krebse 69 Stück 1200 M; 3,00

Ermittelt pro Tonne von der Zentralstelle der preuhischen Land⸗ vlrthschafts kammern Nagtierungẽstelle und umgerechnet vem Polizei ⸗Präsidium für den Doppelientner.

0ͤKlein handels preise.

Ausweis über den Verkehr . dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 17. Januar 18999. Zum Verkauf standen: 135 Rinder, 1925 Kälber, 1412 Schafe, 10 657 Schweine. ark t⸗ Keil nach den Ermittelungen der el enn sion: ejahlt wurden für 1090 Pfund oder 50 kg Schlachtgewicht in Mark sbejw. für 1 Pfund in Pfg.): Für Rinder: Och sen? I) vollfleischig, ausßgemästet, höchsten Schlachtwerths, höchstens7 Jahre alt, bis —; 2) junge y, nicht ausgemästete und ältere ausgemästete bis mãßig genährte junge und gut genährte ältere bis —; 4 gering genährte jedes Alters bis . Bullen: 1) voll fleischige, höchsten Schlachtwerths bis —; 2) mäßig genährte jängere und gut genährte ältere bis —; 3) gering genährte 47 bis 55. Färsen und Kühe: 1). a. vollfleischige, ausgemãͤstete Färsen höchsten Schlachtwerths bis —; b. vollfleischige, aus⸗ en fsete' dil: HKchften Schlachtwerth g. böchflens Habe, en, bis —; Y) ältere ausgemästete Kühe und weniger gut ent⸗ wickelte jüngere bis —; 3) mäßig genährte Färsen und Kühe 47 bis So; I gering genährte Färsen und Kühe 42 bis ge. Kälber: ) feinste Mastkälber (Vollmilchmast) und beste Saugkälber 77 bis 80; Y mittlere Mastkälber und gute Saugkälber 6z bis Jo; 3) geringe . 54 bis 58; ältere gering genährte Kaͤlber (Fresser bis 45. Schafe; 15 Mastlämmer und jüngere Masthamme 61 bis 64; ältere i e n 54 bis 59; 3) mah genãhrte Hammel und Schafe Merzschafe) 43 bis os; ch Holsteiner Jie derungz. schafe bis auch pro 190 Pfund Lebendgewicht bis 4 Schweine: Man zahlte für 100 Pfund lebend (oder 50 kg) mit 20 Mn Tara, Abzug: M) vollfleischige, kernige Schweine feinerer . und deren Kreuzungen, höchstens 16 Jahr alt: a. bis 47; b. über 300 Pfund, lebend (Käfer) bis —; 2) feis it Schweine 44 bis 46; gering entwickelte 1 bis 43; Sauen 41 bis 45 4

Spiritus

Spiritusmarkt in Berlin am 17. Januar. loko ohne Faß mit 70 6 Abgabe wurde, der „Berl. Börs, Ita. zuiolge, von den Kurgmaklern zu 47,1 M, mit b0 Abgabe zu 66,6 gehandelt.

Vom oberschlesischen Stein kohlenmarkt berichtet die

Shles. Ztg.“: Die Schwierigkeiten, mit welchen das Kohlengeschãft im Dezember zu rechnen hatte, sind auch im Januar nicht geringer