1900 / 21 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

werden mitwirken: die Damen Clara Begas, Luise Behrends und Welda Munscheid aus Dres den, die Herren an, urth, P. Neu⸗ mann (Cello) und Ad. Bolte. Zur Auffübrung kommen das Largo, das Dignare und ein Orgel⸗Konzert von Händel, die Adler ⸗Arie aus der Schöpfung, „Kalfer Friedrichs Lieblingslied? von Radecke u. a. Der Eintritt ist frei.

Mannigfaltiges. Berlin, den 23. Januar 1900.

A. F. Die von allen Freunden der großen Vergangenheit Deutschlands bei der vor kurjem erfolgten Begründung mit Ge⸗ nugihuung begrüßte Vereinigung zur Erhaltung deut cher Burgen“ hielt am Sonnabend, den 20. d. M. im großen Saale der Kriegs, Akademie eine erste öffentliche Versammlung ab. Der Redner des ÄÜbende, der Königliche Bibliothekar Dr. Luther, hatte jwei der ältesten und zugleich kesterhaltenen deutschen Burgen, die Wart burg und die Veste Coburg und deren Beziehungen zu Dr. Martin Luther, zum Gegenstand seines fn m Vortrags erwäblt. Zahlreiche und vorzüglich veranschaulichte Lichtbilder, nach Aufnabmen deg Architekten Bodo Ebhardt hergestellt, dienten zur Erlänterung. Welche großen Kulturfortschritte immer das eben beschlossene 19. Jahr hundert auffuweisen hat, so begann der Redner, durch das 15. Jahr hundert wird es an Größe und Bedeutung der in seinem Rahmen sich zufammendrängenden Entwickelungen übertroffen; Neubelebung von Runst und Wissenfschaft, Humanigmus, Einführung deg römischen Rechts, Erfindung der Buchdruckerkunst, Entdeckung don Amerika und hieraug sich ergebende gänzliche Umgestaltung des Weltbandels. Auch die Reform der Kirche begann in diesem großen Jahrhundert bereits, wenn es auch im ersten Viertel des nächsten Luther vorbehalten blieb, mit . Wort alle Schranken zu durchbrechen und das Werk einer

eformation an Haupt und Gliedern einzuleiten. Freilich hätte auch Luther ohne Ünterstützung durch die weltliche Macht, und im besenderen durch die Kurfürsten von Sachsen, seine Aufgabe kaum so siegrelch durchführen können, als es geschehen ist. In zwei bedeutungsvollen Momenten feines Lebens gresfen die Landesherren thatkräftig und schützend ein, um mil dem gesstigen Urheber der begonnenen Reformation auch sein Werk vor Schaden zu bewahren, und beide Male knüpfte sich diese Bethatigung landegvaterlicher Fürsorge an die Namen fester Burgen, in denen fie Lem Bedrohten Zuflucht gewährten. Das erste Mal g es, als Luther, nachdem er kühn die Thesen an die Thür der Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen und durch die Verbrennung der Bannbulle mit Rom gebrochen, vor Kaiser und Reichsständen in Worms 1521 feierlich hatte widerrufen sollen und sich dessen durch sein bekanntes „HSier steb' ich, ich kann nicht anders!! mannhaft ge⸗ weigert hatte. In die Reichsacht erklärt, stand Luther damals in säußerster Leibes. und Lebensgefahr, weshalb zu seiner eigenen Sicher⸗ heit Friedrich der Weise den von Worms Heimkehrenden überfallen und nach der Wartburg bringen ließ, wo er als Ritter Görg, F Jahre lang, seinen Feinden unbekannt, Aufenthalt nahm. Kein Geringerer als Lukas Crangch hat den Ritter Görg im Bilde festgehalten. Das von dem Vortragenden im Lichtbilde vor⸗ gejeigte Konterfei zeigt Luther frischer aussehend und zuversichtlicher, als ein zum Vergleich herangezogenes Bild von 1520, das ibn als elend autfehenden Mönch darstellt. Die Wartburg war auch damals schon eine altersgraue Veste. Im Beginn des Mittelalters stand bier eine Warte, die allmählich zu dem großen Anwesen und dem mächtigen Burgfrieden erwuchs, der seine Glanjperiode zur Zeit der Ibuäringischen Landgrafen und des Sängerkriegs in der viel gepriesenen

Minnefänger. Zeit erlebte. Mit Bildern aus dieser poesie vollen und durch die Erinnerungen an die heilige Elisabeth geweibten Zeit, sfämmtlich von Schwindt's Meisterhand gemalt, ist heute das Innere der Wartbarg geschmückt. Vorzügliche Lichtbilder gaben von dieser reichen inneren Ausstattung eine deutliche n,, n. Man wurde eingeführt in den prächtigen Sängersaal, den ankettsaal mit seinen

christlich ymbollschen Bildern, in die Kapelle, wo Luther gepredigt, in dag Landgrafenhaus, den Bergfried, den Wehrgang und endlich in das

von Luther bewohnte dritte Haus, die Arbeitsstätte, aus der neben flefdurchdachten Kommentaren über einzelne Bibelstellen und Sonntags. predigten von hervorragender Sprache, die nee e n der Bibel in das

86 Deutsch bervorging, welches Luther so trefflich schrieb, daß seine

ibeluüberfetzung für die bochdeutsche Schristsprache außergewöhnliche

Bedeutung gewann. Auch Luther's Arbeitszimmer wurde einschließlich

des berübmten Tintenflecks an der Wand vorgeführt, von dem zu unrecht die Sage gebt, daß er von vet zu Zeit erneuert werde. Als

nach dreiviertel Fahren Luther seln halbfreiwilliges Exil verließ,

warteten auf n schwere Arbeit und viel Verdruß im fernen Wltten.

berg. Es galt zugleich den Schwarmgelstern entgegenzutreten und die Muthlosen aufzurichten, Goftegdienrt und Unterricht von Grund iel Aerger bereiteten Luther in der Folge anch die Bauernaufstãnde, weil sie einer false Auffassung feiner Lehre entfprangen. So kam in Mühe und Noth das Jahr 1536 heran und mit ihm eine neue Ladung Luther'z vor Kaiser und Reich gen Augsburg. Da freies Geleit für Luther verweigert wurde, be gleltete er feinen neuen Landegherrn Johann den Beständigen nur bis zur Landesgrenje und blieb, möglichst nahe an Augsburg, wohin Melanchthon zur Vertretung der protestantischen Sache ö ö auf der Veste Coburg jurück. Wann diese. uralte efle gegründet worden ist, verbirgt sich im Dunkel der Zeiten: die Vorsilbe Co- soll eine Bezlebung zu dem Tuisco des Tacitus verrathen. Zuerst erwähnt wird die Veste ums Jahr 1000, 1347 kam sie an bag Haut Sachsen. Heute ist sie wieder gengu in den Zustand versetzt, wie zur Zeit, als sie Luther beherbergte. Im April I5öz0 traf er dort ein und nahm Wobnung im Furstenbau. (CGinzelne heute für Sammlungen benutzte Räume desselben wurden in Lichtbildern, vorgeführt einschließlich des stattlichen Waffensaales und des pietätyoll in feiner damaligen Einrichtung er⸗ haltenen Luther ⸗Zimmers) Auch der Coburger Aufenthalt war für Luther von Kufregungen und Sorgen erfüllt. An den in Augsburg für die Interefsen der Protestanten kämpfenden in konnte er nur Trost· und Mahnworte gelangen lassen. ein Briefwechsel war ein fehr reger, auch mit der fernen Familie. Von tiefem Gemüth legt ein an seinen vierjährigen Sohn Hans gerichteter Brief Zeugniß ab. Trotz aller Sorge verleugnet Luther boch auch hier den ihn kennzeichnenden gesunden Humor nicht. Er ersählt ven dem „Dohlenparlament‘ über seiner Kemenagte und fand Zeit und Stimmung für die Uebersetzung Aesop'scher Fabeln. Erst Fach 6 Monaten verließ Luther die Veste Coburg, nach dem Ausgang des Augsburger Reichstags wahrscheinlich in besserer Stimmung, als er 8 Jahre früher die Wartburg hinter sich gelassen hatte; denn inzwischen war die protestantische Sache doch kräftig gefördert worden und batte sich ganz wesentlich konsolidiert. In gewissem Sinne spiegeln die beiden Vesten Luther's Seelenstimmung beim Akb⸗ schiede von ihnen wider. Die trutzige Veste Cobur entspricht der gehobenen nnd siegesgewissen, die minder geft tete, nicht gegen jeden Angriff gefeite Wartburg die um den Sieg seiner Sache noch bangende Stimmung Luther'z. Zum Schluß wurden noch mehrere Ansichten der Veste Coburg von verschiedenen Seiten, die Kanonenbastei u. s. f. vorgeführt. Reicher Beifall dankte dem Redner und bewies ihm, wie recht er gethan, das Interesse für die Erhaltung unserer ehrwürdigen deutschen Burgen gerade an die sen ,,, wohlbekannter Bergvesten von großenhistorischen Erinnerungen zu entfachen.

Am Donnerstag. Abends 8 Uhr, beginnt im großen Saale des Architektenhauses (Wilhelmfir. 92 / 3) der bereits angekündigte diesjährige Vortrags ⸗Cvyelus des Vereins Berliner Presse, den Herr Stto von Leixrner eröffnen wird. Eintrittskarten sind in den Bachhandlungen von Amelang (Potsdamerstr. 126), Lazarus (Friedrichstr. 66), Speyer u. Peters (Unter den Linden 455, Traut⸗ wein (Leipzigerstr. 8) und, soweit es der Raum gestattet, an der Abendkasse käuflich.

Zum Besten des Lette⸗Vereins wird morgen,. Mittwoch, Abends 6 Uhr, Herr Professor Dr. Richard Stern eld im Saale des Vietoria⸗Lyceums, , 39, einen Vortrag über Richard Wagner's Frauengestalten“ halten.

An dem morgigen 32. Beobachtungs⸗Abend des Vereins von Freunden der Treptower Sternwarte“ (Abends 8 Uhr) wird Herr Professor F. K. Ginzel, 1 des Königlichen astro⸗ nomischen Rechen ⸗Ingituts, uber die historlschen Finsternisse“ sprechen. Mit dem Riefenrefraktor wird von? bis 11 Uhr Abends der „Orion- Rebel“ beobachtet. Die Wagen der Spreetunnelbahn fahren alle 12 Minuten vom Schlesischen Bahnhof nach der Sternwarte.

Die Chromolithographische Kunstanstalt von Heinrich und August Brüning in Hanau hat auch zum diesjährigen Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs eine Reihe von Postkarten mit dem Porträt Seiner Majestät in wobl elungenem Farbenoruck hergestellt, und zwar in verschiedenartiger arstellung; in Admiralsunsiorm, in Marine. Qffiziersuniform mit Mütze, nebst Abbildungen S. M. SS. „Karl der Große“ und

aus neueinzurichten.

w —— 1

Wetterbericht vom 23. Januar 1900,

8 Uhr Morgens.

Liebe.

Regi Donnerstag:

Stationen. Wind. Wetter.

red. in Millim. in o Celsius

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. Temperatur = F C F O O lo C. 40R.

bedeckt halb bed.

Blacksod ... WSW Aberdeen.

Christiansund Regen

Kopenhagen. W Nebel

Stockholm. bedeckt Schnee

burg.

Donnerstag:

Munster Vf. Narlsruhe .. VWVieshaden..

Mün . k Breslau... Tee,, 75]

r.

3 ) Rachts Regen. nebersicht der Witterung.

Gin sehr tiefes Minimum von etwa 720 mm liegt an der mittleren norwegischen Küste, in Wechsel⸗ wiriung mit dem über Südwest Europa lagernden ern geh h, stürmische sädwestliche Winde im

ord. und Ostseegebiete bervorrufend. In Deutsch⸗ land, wo allenthalben Niederschläge stattfanden, ist das Wetter andauernd mild und trübe; zu München sind 21, ju Friedrichshafen 24 mm Regen gefallen.

Deutsche Seewarte.

r Theater. Königliche Schauspiele. Mitwoch: Opern

aug. 22. Vorstellung. Figaro's Hochzeit. Kom in 4 Akten von ge 2 .

goldene Kãfig.

= do R = o , oo oOo O ct Q O MO O c&σO

Herrmann.

) Nachts Schnee. I) Nachts

mittags und Abends Regen. Mm,.

Text nach Beaumarchais. von Lorenzo Daponte. Uebersetzung von Knigge⸗Vulpiugz. Ansang 74 Uhr. , , in bürgerliches Trauerspiel in 5 Aufrügen von . von Schiller. eur Georg Dioescher Opernhaus. 23. Vorstellung. Der Evangelimaun, Musikalisches Schauspiel in 2 Aufzũgen, nach Meißner erzählten wahren Begebenheit, von Kienzl. Anfang 78 Uhr Schauspielhaus. fell. Schwank in 3 Aufjügen von Gustav Kadel⸗ Anfang 76 Uhr.

Dentsches Theater. Mittwoch: Zum ð 0. Male: Der Probekandidat. Der Probekandidat. Freitag: Der Probekandidat.

Berliner Theater. Mittwoch: Zum ersten Male: Der goldene stãfig.

Donnertztag? Das deutsche Jahrhundert.

Freitag (I). Abonnements . Vorstellung): Der

Schiller · Theater. Wallner. Theater) Mitt. woch, Abendg 8 Uhr: Freudvoll und leidvoll. Volksstück mit Gesang in 4 Aufjügen von Louis Musik von G. Steffens.

Donnerstag, Abends 5 Ubr: In Behandlung. Freitag, Abends 8 Uhr: Die Jungfrau von

Theater des Westens. (Opernhaus) Mitt. woch; Der Zigeunerbaron. R. Wellhof, als Gast)

Donnerstag: Zum 25. Male: Der Zigeuner⸗

baron. ö. (19. Freitags · Abonnements · Vorstellung):

ndine.

Sonnabend: Volksthümliche Vorstellung zu halben reisen: Der Freischütz. iberti, als Gast)

Lessing ˖ Theater. Mittwoch: Lord Quex.

Donnertztag: Als ich wiederkam.. Freitag: Der Tugendhof.

23. Verstellung. Kabale und von Sugo Solm.

In Scene gesetzt vom Anfang 76 Uhr. von E. von Wolzogen.

einer von Dr. Leopold Florian ilhelm

. Belle · Alliance · Theater. 25. Vorstellung. Das Bären Schlierseer Bauern⸗Theaters V.

8 Uhr: Jägerblut.

Anfang 74 Uhr. burg.

(La dame de chez

Maxim.

älfte ermäßigten Preisen: ontroleur.

Mittwoch. Im Himmelhof.

von Jean

ober, als Gast.)

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. Mitt. woch: Unser einziges Kind. Schwank in 3 Akten nfang 73 Uhr.

Donnerstag: Unser einziges Kind.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Ein unbeschriebenes Blatt. Lustspiel in 3 Akten

Mittwoch, Abends Donnertztag, Abends 8 Uhr: Der Protzenbauer.

Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten · Mittwoch: Die Dame von Maxim.

Maxim) in 3 Akten von Georges Feydeau. bearbeitet von Benno Jacobson. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Ubr. Donnerstag und folgende Tage: Die Dame von

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Bei bis über die Der Schlafwagen⸗

Thalia - Theater. Dreedenerstraße 72/tz.

stattungsposse mit Gesang und Tanz in 3 Alten Kren und Alfred Schönfeld. Musik von Max Schmidt. Anfang 74 Uhr. Donnerstag und folgende Tage: Im Himmelhof. Sonntag, Nachmittags 23 Uhr: yr Freund Fritz. (Rabbi

Hohenzollern! (von dem Marlnemaler W. Stöwer), in

err mit Helm ꝛc. n gira vergrößertem Format sind dieselben Porträts als Tifchkarten benutzt, bei welchen noch eine geschmackvolle Amrand

mit oder ohne

oder glattem Papier werden von der obengenannten Anstalt bei Von einsendung zum Preise von 50 8 bezw. 70 . Tage mn. a. . J noch an demselken

München, 22. Januar. (W. T. B Anläßlich des 80. Geburt. tages des Dichters Hermann Lingg ließ Seine Königliche Hobeit der Prinz-Regent dem Jubilar seine Glückwünsche äber mitteln. Selne Koͤnigliche Hohest der Prin Lu dwig erschlen per, sönlich zur Beglückwänschung. Die Stadtgemeinde München ehrte ibren Ehrenbürger durch Uebersendung einer Adresse. Von zahlreichen Korporationen gingen Glückwunschtelegramme ein.

Hamburg. 22. Januar. (W T. B.) Der auf der Re

6 nach New Orleangz befindliche Dampfer . ö.

amburg.- Amerika Linie schleppt: am 21. d. M. den wegen Bruchg der Schraubenwelle in Seenoth befindlichen englischen Dampfer „Frederick Knight‘ in den Hafen von St. Thom ag. Heute schleppte der Da mpfer ‚Andalusta⸗, gleich falls der Hamburg. Amerlka Linie gehörig, von Ost⸗Asien kommend, den von ihm im Mittelländischen Meere in Seenoth angetroffenen italienischen Dampfer ‚Elisabeth“ nach dem Hafen von Cagliari.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 23. Januar. (W. T. B.) Unter dem Vorsitz des Minister⸗Präsidenten von Körber, oder in dessen Ver— hinderung des Ackerbau⸗Ministers wird von heute ab täglich eine Kommission zusammentreten, welche aus Vertretern der Ministerien des Innern, der Justiz, des Ackerbaues des Handels- und des Eisenbahn⸗ Min isteriums bestehen und sich mit den Vorgängen in den Gebieten zu befassen haben wird, in welchen Kohlenarbeiter-⸗Strikes aus— gebrochen sind. Alle die Ausstände betreffenden thatsäch⸗ lichen Mittheilungen werden dieser Kommission ö zur Kenntniß zu bringen sein; sie hat ihrerseits die Aufgabe, die wegen der usstände erforderlichen Maßnahmen und Verfügungen zu treffen, sodaß bei ihr der gesammte, die Ausstaͤnde betreffende Verwaltungsdienst konzentriert wird. Um volle Klarheit über die Sachlage zu gewinnen, wurden schon vor einigen Tagen in die Ausstandsgebiete höhere Be⸗ amte entsendet, welche in den einzelnen Revieren die ver⸗ schieden gearteten Verhältnisse eingehend zu untersuchen und so für die seitens der Regierung zu ergreifenden Maß— nahmen geeignete Grundsätze zu schaffen haben. Ange⸗ sichts der ungewöhnlichen Bedeutung der Ausslände für das . wirthschaftliche Leben wird sich außerdem bereits eute, mit besonderen Vollmachten versehen, der Justiz⸗Minister Freiherr von Spens in das mährisch⸗schlesische und der Sektions⸗ chef Blumenfeld in das böhmische Ausstandsgebiet begeben.

London, 23. Januar. (W. T. B.) Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Durban vom 22. d. M.: Der Reichs⸗ Postdampfer „Bundesrath“ wird morgen von hier ostwärts in See gehen. Die Sterblichkeit an Typhus und an Dysenterie in Ladysmith beziffert sich auf zehn Fälle täglich. Aus Modder River vom 22. d. M. wird gemeldet, die Beschießung der Stellung des Feindes wurde gestern Abend und heute früh fortgesetzt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Dirkus Schumann. Im eleganten, renovierten irkus Renz, Karlstraße. Mittwoch, Abends präzise z Uhr: Große außerordentliche Vorstellung mit neuem abgewechselten Programm. Die er sten und einzigen tauchenden und schwimmenden Hirsche in Deutschland. Neu: Die Kaiserlich japanische Sofkünstier · Truppe. Die 12 Akimotos. Die unerreicht dastebenden Original ⸗Dressuren des Direktors Albert Schumann. Dag glänzende Ritter ˖

Gastspiel des schauftück: Der schwarze und der weiße Ritter.

iam Q u mmm.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Fr. Ida Wilm, geb. Springer, mit Hrn. Oberleut. d. R. Curt von After (iel —Berlim. i Antonie Ramin mit Hrn. Kaiserl. Bank. buchhalter Max Wiprecht (Berlin). ö Lucle Bieneck mit Hrn. Rittergutsbesitzer Otto Hoff mann

(Schkudla = Kurow). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann von , . (Berlin). Hrn. uptmann von ettenborn (Schweidnitz;. Cine Tach ter: rn. Divisiong⸗ Pfarrer Schönermark , fag. Hrn. Staatsanwalt (Ratibor). G f st or ben: Hr. Oberst z. D. Friedrich von Stod⸗⸗ ausen (Darmstadt). Hr. Hauptmann a. V. Farl Goffow (Breslau). Hr. Rlittergutszbesihze

und Hauptmann a. B. Hugo Richter (Kloch⸗ Ellguth).

Schwank Uebersetzt und

Große Aus⸗

m

u ermäßigten ichel: Gustav Verantwortlicher Redakteur:

(3supan: Herr

Konzerte.

Eugen Hildach.

(Caspar: Herr Robert

Sing Akademie. Mittwoch, Anfang 8 Ubr: HI. Populärer Lieder⸗Abend von Anna und

Saal Bechstein. Mittwoch, Anfang 76 Uhr: Lieder Abend von Arthur van Ewenk.

Feethoven · Saal. Mittwoch, Anfang 8 Uhr:

L. stammermustt⸗NAhend ven Edouard Nisler Win vurmester, Jeau Gerarby. ĩ

Direktor Siemenroth in Berlin. Verlag der Cppedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin S., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des

öffentlichen Anzeigers Ceinschliesllich der unter

Mi., D veröffentlichten Der anntmachungen)

betreffend Kommauditgesellschaften auf

und ,, , für die Woche vom 16. bis 20. Januar 1900.

Preis sür 100 Stück 8 bejw. 123 S6). I. Vorher seite s.

Wappen in Reliesprägung hinzutritt. Mußte 8 licher 15 verschiedenen u , gi, Karten ie ,

n 21.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preuß

Berlin, Dienstag, den 23. Januar

ischen Staats⸗Anzeiger.

1900.

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualitãt

gering

mittel

gut

Verkaufte

Gezahlter Preis für 1 Doppeljentner

Menge

nie drigster

höchster

höchster 8

niedrigster

* 16.

niedrigster

Doppelzentner

Verkaufs⸗

Außerdem wurden

am Markttage (Spalte 1)

nach überschlãglicher Schätzung verkauft

Doppel zentner

(Preis unbekannt)

Am vorigen Markttage

Durch⸗ schnitts˖ preis

Durchschnitts ˖ preis

3 dem

. Crone a. Br. Strehlen i. Schl.. Striegan ö Löwenberg. Oppeln. ; Heidenheim... Breslau.. Glogau.

Wen, Engen.

Posen..

, Crone a. Sr. Strehlen i. Schl. .. Striegau. . Grünberg. Löwenberg. Oppeln Aalen.. Breslau. Glogau.

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wle Crone a. Br... Strehlen i. Schl. Striegau Grünberg Löwenberg. Oppeln. Aalen. .. Heidenheim. Riedlingen. Breslau. Glogau.

Engen

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2

de do

Posen,. Lissa . ö Crone a. Bt... Streblen i. Schl. Striegau. 5 Grunberg. Löwenberg ; Oppeln. Aalen.. Heidenheim. Riedlingen. Breklaun. 1 1 k 22 Engen Bemerkungen. r Fin UÜegender Strich (— in den Spalten für Preise

2 8

11,20 1150 11450 11,350 12,80 11,10 11,60 12,80 12, 80 12, 60 11,430 12,20,

1420

W 14,20 14,00 13,20 14,40 1470 13, 15368 13,60 14,55 1499 16,00

14,40 14,49 14,40 14,89 16,20 1409 16,20 1420 14,60 15,40 16.30

1400 1400 13 20 14,20 1470 13,80 16,8 18, 20 14,56 14,90 16, 00

13,00 12,80 12.40 13,60 14.00 13,40

12360 12,20 1250 13 80

13,30 12,80 13 68 13,30 13440 13,50

12,40 12.20 12.50 13, b0

13,30 1280 13,88 13.10 13,40 13,90

12, 90 1190 12,50 13, 00

12,960 1250 16,558 16, 90 1422 12,50 12,60 15,50

12,20 11.90 12,50 13, 40

12,90 12,50 1658 16,80 14,22 13,00 12,60 16,50

Safer. 12,60 11.40 11,75 11,75 11,90

11,40 11.89 13 40 13.00 12,94

1160 1235

1450

12,40 11530 11.75 11,75 11, 70

11A 40 11.80 13.32 1300 12, 94 11,40 12, 35

14410 13 76

12,0

13,1

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle hat die Bedeutung,

daß der betreffende Preis nicht

e i ze n.

Roggen.

13, 80 13,00 14,09 13.40 13,50 14,50

Ger st e. 12350 12,40 14,00 14,00 12,66 13,90 12,75 16,80 16, 00 14,62 13,50

11,50 12,00 12.990 12.10 13,20 11,90

13520

11,90 12.50 12, 40 14,80 13,70 Mark abgerundet mitgetheilt. dorgekommen ist, ein Punkt (.)

11,70 12400 12, 00 12,30 13,20 1190 9 12,00

13,20 2 13, 12 12, 10 12,50 13,10 15, 00

4 26 0 46

4

,

9.1.

14.25

Der rf tg, wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Schweitzer

Deutscher Reichstag. 132. Sitzung vom 22. Januar 1900, 1 Uhr.

Zur ersten Berathung steht der Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Abänderung der Unfallversicherungs⸗ ef g für das Gewerbe, hr Land⸗ und Forstwirthschaft,

auarbeiter und Seeleute, in Verbindung mit dem Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Unfallfürsorge für Ge— ne

bg. Trimborn Zentr.) begrüßt vor allem die Umgestaltung der schiedsgerichtlichen Institutionen, die dem immer dringender ge⸗ wordenen Huf nach dem Territorlalprinzip endlich entsprächen, wo⸗ egen die bisherigen Schiedsgerichte sür die einzelnen Berufsgenofsen⸗ eee in Wegfall kämen. Leider sei die Anregung, bei den Schieds⸗ gerichten auch Vertrauentärzte für die Veisicherten zur Abgabe von Gegengutach ten anzustellen, nicht in die Nevelle aufgenommen worden; er (Redner) werde alles aufbieten, um diese Ergänzung zu erreichen. Das bisherige Rentenfestsetzungst verfahren sei that⸗ fächlich ein schriftiiches. Der Wansch, lokale Fenstellungs⸗ organe zu schaffen, sei im Jahre 1897 bei der damaligen Berathung in der Kommission, deren fruchtbringende Thätigkeit auch aus den beutigen Vorlagen heraus zuerkennen fei, sehr lebhaft gewesen; im Interesse des Zustandekommens des damaligen Gesetzes habe man schließlich auf diefen. Wunsch verzichtet. Jet liege die Sache wesentlich anders; in dem neuen Invalidengesetz sei ein lokaler Unterbau in den Rentenstellen geschaffen. Weshalb habe der Staatt⸗ sekretär nicht eine ähnliche Einrichtung in diese Novelle auf⸗ genommen? Er (Redner) fei für diese Rentenstellen mit Lebhaftigkeit eingetreten, aber natürlich in der Voraussetzung, daß sie, nun auch für die Unfallversicherung eingeführt werden würden; hätte er es gewußt, daß das unterbleiben sollie, so hätte er sich dafür nicht mit folchem Eifer ins Zeug gelegt; aber es werde ja wohl noch möglich fein, in diesem Punkte Remedur zu schaffen, zumal man doch bis Hoffnung nicht aufgeben dürfe, daß dieser lokale Unterbau auch für die Krankenbersicherung verwerthbar gemacht werden knnte. Sehr erfreulich sei, daß der Rekurs unversehrt geblieben sei, eine solche Einrichtung gehöre zu den Kon⸗ jesstonen, die, einmal gemacht, nicht mehr ohne Schaden des Ganzen zurückgenommen werden könnten. Allerdings habe sich die Regierung ihren Verzicht auf die Beschränkung dadurch erleichtert, daß sie ein Be⸗ schlußderfahren eingeschaltet habe, welches die Möglichkeit der reformatio in pejus eröffne, die bisher nicht bestanden habe; aber damit hätte sich schon die Kommifsion von 1897 einverstanden erklärt. Eine der schwierigsten Fragen fei diejenige der Verkürzung der Karenneit. Im Jahre 1897 habe man in der Kommission die ben fin Kämpfe darüber geführt aber schileßlich sei nichts ju stande gekommen; nur

für

bon

auf Die

von

auf

alle

bei

ein Antrag des Vorsitzenden Roesicke ; die gn ge ffn d ten den Krankenkassen für den Unfallverletzten n Woche Grsatz zu leisten Verbesserungsvorschlag. der Aussicht der Krankenkassen stärkte. ch der

chaffung rn sei, daß nicht mehr über⸗ e eine brauchbare Die Kommission müsse sich schwere Ge⸗ Blitz in

haben. Eventue

Seite der Einführung der Haf h sei zu begrüßen, Unfallverhutungsvorschriften

ihnen der Erlaß von Alles in allem sei die Vorlag

tragen werden solle. ü Grundlage für die Kommissionsberathungen. D aber flott arbeiten; denn über dem Reichstage zögen aus denen leicht eines Tages der Redner beantragt die mission vor 21. Mitgliedern. ams dorf (d. kons.): Weder sersten Linken, welche die Arbeiter erklären, noch der Hinweis zusammenzieht, Durchdringung dieses U

witterwolken zusammen, Gestalt der Auflösung herniederzucken könnte. Vorlage an eine Kom Freiherr von Richthofen D Herren von der äuf ein Trinkgeld für die 2 Millionen beträgt,

Ueberweisung der

die Uebertreibungen der ganze Sozialreform für 6bwohl dieses Trinkgeld

werden und Berathung der Vorlage abhalten. gewitter es nicht nur

trachtet werden. einverstanden. Mantelgese

mäßig funktionieren soll,

Vorlage von 1896/97. einsetzte, hatten, und wir mußten mit Sorge Regierungen entgegensehen. e e be g, i Vorl ommissionsbeschlüssen an. mal die abgeschwächte Form des lokalen Unterbaues, len in das Invaliditätsge ist. Auch ich wuün die Unfallversicherung nutzbar ge. nd ja nicht obligatorisch gemacht so weniger

Gestalt der Rentenste wurde, in die Novelle übergegangen daß die Rentenstellen irgendwie für macht werden. worden, man hatte sie nur fal Grund ist vorhanden, ihnen n

zur dreizehnte

der vierten bis mache auch

Die Vorlage

Annahme hätte und die Erweiterung der Aufgabe

Arbeitsnachweisen

Abg.

welches sich

das Unwetter, einer ruhigen,

mich von Ich

wird vorübergehen.

sozialpolitischen Gesetze muß nich

Redner kritisiert dann

Abg.

muß es so

der

dem Zentralverband Die Kommi

verwarf fast alles, was

Die Rentenstellen

' würde er jedem Vorschlage Position r der Berufsgenossenschaften na ppflichtversicherung und der aber zu bedaue

Arbeiter im Deutschen Reiche giebt;

es und der vier Novellen zu de ficke. Dessau (b. k. F.)

wir in

keinen

über uns gründlichen

verge t von

sion,

Fiese Sorge ist nun erfreuli

age schließt sich fast in allen Eg nil ist aber,

ultativ zugelassen; um ) icht auch die Vorarbeiten fur die

zustimmen,

Ich hoffe, sse aber auch nicht, daß diese Vorlage wie dem einseitigen Arbeiter

standpunkt, sondern von großen vaterländischen Gesichts vunkten be Mit der Ueberweisung an eine die Vorschläge d den Unfallgesetzen im einzelnen. Wenn das Gesetz ordnungs⸗ gien ,., ben r . fände der Berufsgenossenschaften damit arbeiten önnen“, so hieß e . deutschen Industriellen gegenüber der die dieser Verband dann der Kommission beschlossen der neuen Vorlage der verbündeten er Weise Punkten jenen daß nicht ein⸗

wie sie in aufgenommen

. sche dringend,

gelangte zur Annahme, wonach

Kommission bin ich es sogenannten

Unfallrenten⸗Feststellung zu überweisen, da man doch von allen Seiten eine Vereinfachung des ganzen Apparats anstrebt. Diese Stellen sind um so nöthiger, als bigher thatsächlich in den allermeisten Fällen die Entscheidung lediglich nach den Akten erfolgt. Wir haben ja sogar noch sieben Berufs genossen chaften, die nicht einmal in Sektionen getheilt sind, wo also garnicht anderz als auf Grund der Akten und durch schriftliches Votieren die betreffenden Ent⸗ scheidungen herbeigeführt werden können. Daß der Arbeiter jederzeit ans Schiedagerlcht gehen kann, ist kein Ersatz; der Proꝛeß soll ja doch auch nur die Ausnahme, nicht die Regel bilden. Mindestens muß die Berufsfrist ausgedeht werden; die Vorlage will es bei einem Monat belaffen; ich meine, daß sie auf drei, oder doch auf zwei Monate, wie die Kommission damals wollte, verlängert werden sollte. Daß man die örtlichen Schiedsgerichte acceptiert at, ist im Interesse der Arbeiter mit Freuden zu begrüßen. Es hat sich ja schon im Jahre 1897 selbst die Reichspartei damit einverstanden er⸗ klärt, und wir haben es hier mit einer definitiven Errungenschaft zu tbun. Gbenso erfreulich is—t, daß die verbündeten Regierungen ihren Wliderstand gegen die Einschränkungen des Reichs ⸗Versicherungsamts asz Rekursgericht aufgegeben haben, aber nicht unbedenklich ist das als Kompensation vorgeschlagene Beschlußverfahren, zumal dat Reichs Versicherungsamt dann schon in der Besetzung von fünf Mitgliedern entscheiden soll. Das äußere Arrangement der Novellen ist nur zu billigen, vielleicht wäre zu erwägen, ob das Mantels welches die allgemein durchgreifenden Organisationgänderungen enthalt, nicht auch 49 durch Aufnahme der Bestimmung über Berufung und Rekurs noch zu erwestern fei, die vier einzeinen Rovellen würden dadurch in ihrem Umfange erheblich verkleinert werden. Die schwierige Frage der Karenzzeit ist lelder immer noch nicht gefördert. Daß in den vielen Fällen, wo von den Krankenkassen ein Heilverfahren eingeleitet ist, die bisherige Karenzzeit durchbrochen werden muß, erkennt auch die Vorlage an. Aber dieses Entgegenkommen geht lange nicht weit genug. Es muß dafür gesorgt werden, daß möglichst bald die Krankenversicherung hier auf 26 Wochen ausgedehnt wird, dann därste man über, diefe schwierige Frage leichter hinwegkommen, Noch mehr würde, die Ueberwindung dieser Schwierigkeit erleichtert werden, ein noch werthvollerer Ausgleich würde ge⸗ schaffen werden, wenn die Frage der et n , gleichjeitig von Neuem in Erwägung gejogen und die Beltrg spflicht der Arbeiter bon 7 auf F heruntergesetzt würde. Die fh rige Frist, welche für die anderweite Feststellung, d. h. die Herab f bezw. e n der Rente durch Entscheid der Berufsgenossenschaft vorgeschlagen ist, a auf zwei Jahre verkürzt werden. Die Gesaꝛnmt zahl der Unfälle n landwirthschaftlichen Kreisen hat im Jahre 1898 bereits die Zahl in den gewerblichen Berufsgeng 6 über ·

der Unfälle Bezüglich der Kontrole der Vorschriften über die

schritten.

Verhütung der Unfälle liegt auch bei den letzteren noch