1900 / 25 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und . Medizin aàal⸗Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der philosophischen 3 der Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin, Professor Dr. . von Lufchan, Direktorial⸗Assistent am Museum für oikerkunde daselbst, ist zum außerordentlichen Professor in derselben n,, ernannt worden. J Am Schullehrer- Seminar zu Usingen ist der Lehrer Teichfischer zu Erfurt als ordentlicher Lehrer angestellt worden.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. Januar.

Der 72. Kommu nal⸗Landtag der Kurmark entschied in seiner gestrigen (6) Plenarsitzung über elf Unterstützungs⸗ gesuͤche, von denen sieben berücksichtigt und vier abgelehnt wurden. Die Bewilligungen fanden statt in Beträgen von 200 bis 1000

Sachsen.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen, wie W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag um 5istz Uhr in Dresden ein, wo Allerhöchstdieselben am Bahn⸗ hofe von Ihren Majestäten dem König und der Königin empfangen wurden, und begaben Sich sofort nach dem Trauer⸗ hause. Ihre Kaiserlichen Majestäten haben im Königlichen Residenzschlosse Wohnung genommen. n

Selne Hoheit! der Herzog Ernst Günther zu Schles wig⸗Holstein und der RKaiserliche Statthalter in . Fuͤrst zu Hohenlohe-Langenburg sind gestern in Dresden eingetroffen. j .

Gestern Abend fand in Anwesenheit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin und der anderen hohen Ver—⸗ wandten am Sarge Ihrer Hoheit der verewigten Herzogin⸗ Mutter zu Schleswig-Holstein eine kurze Trauerandacht statt. Heute Nachmittag um 5. Uhr werden die 6 und die anderen Fürstlichkeiten sich zur Trauerfeier im rauerhause vereinigen. m 11 Uhr Abends wird die Leiche der Herzogin⸗ Mutter nach Primkenau übergeführt werden.

Der Königliche Hef legt heute für Ihre Hoheit die ver⸗ ewigte Herzogin⸗Mutter zu Schleswig-Holstein auf 8 Tage Trauer an.

Gestern Mittag 1 Uhr fand, wie das „Dresdner Journal!“ meldet, in Gegenwart der Königlichen Familie und mehrerer fremder Fürstlichkeiten sowie einer größeren Anzahl von Damen und Herren der Hofgesellschaft die Taufe der neugeborenen Königlichen Prinzessin in der Kapelle des Palais am Taschenberge statt. Seine Königliche Hoheit der Prinz Max hielt die Taufrede und vollzog nach derselben den Taufakt, während dessen Ihre Majestät die Königin den hohen Täuf⸗ ling auf den Arm nahm. Die junge Prinzessin erhielt die Namen: Margarethe, Carola, Wilhelmine, Viktoria, Adelheid, Albertine, Pekrusa Bertram und Paula. Als Taufzeugen 6 Ihre Majestät die Königin, Ihre Masjestäten er? Deutsche Kaiser und die Deutsche Kaiserin . durch den Königlich preußischen außerordentlichen

esandten und bevollmaͤchtigten Minister Grafen von Dönhoff), Seine . und Königliche Hoheit der Erz⸗ herzog Peter Ferdinand von Desterreich⸗ Toscana, Seine Königliche Hoheit der 6 Albert von Sachsen und Ihre Durchlaucht die Prinzessin Friedrich von Sach sen-Meiningen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Coburg hat nach mehrtägigen Berathungen das Gesetz, betreffend die Be⸗ foldung der Volksschullehrer, erledigt. Das Grund⸗ ehalt beträgt 1000 o und steigt in 36 Dienfljahren auf 3100 S auf dem Lande, in den Städten von 1300 auf 21600 S; die Lehrerinnen erhalten drei Viertel des Gehalts der Lehrer.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist das gestern gemeldete Unwohlsein des Erzherzogs Otto vollkommen überwunden.

Die „Neue Freie Presse“ meldet, die Ausgleichs⸗ konferenz sei zum 5. Februar einberufen worden. Die Czechen hatten die Forderung einer einheitlichen Konferenz für Böhmen und Maͤhren fallen lassen. Die Wiener Blätter berichten, der 264 Groß habe, infolge des vorgestrigen Beschlusses der christlich⸗sozialen Ver⸗ einigung, an den Abg. Prinzen Liechtenstein ein Schreiben 6a tet, in welchem er, unbeschadef der deutschen Gemein⸗

ürgfchaft, der deutschen Fortschrittspartei das Recht wahre,

zu Wiener Wahlrechtsfragen Stellung zu nehmen, und es als einen Irrthum bezeichne, daß er das Einschreiten der Regierung gegen eine der Gemeinbürgschaft angehörende deutsche Partei gefordert habe.

Ein Communiqué über die gestern in Prag abgehaltene Sitzung des verßstärkten Vollzugsausschusses des deu tschen Landtags klubs besagt: Der Vollzugsausschuß erklärte sich mit der Nominierung der Abgg. Funke, Pergelt, Nitsche und Ruß als Mitglieder der Aus⸗ gleichs konferenz einstimmig einverstanden. Als fünftes Mitglied, welches die deutsche Parteileitung zu nominieren habe, sei der Abg. Ep pin ger einstimmig gewählt worden, ba der Vorsitzende der Parteileitung Siegmund die An⸗ nahme des Mandats abgelehnt habe,

Auch die gestrige Bürgermeisterwahl in Prag blieb ergebnißlos, da keiner der beiden Kandidaten die erforderliche Stimmenzahl erhielt. Heute wird die Wahl zum dritten Mal vorgenommen werden.

Frankreich.

Der Deputirte Le Hérisse hatte den Minister für die Kolonien von seiner Absicht in Kenntniß gesetzt, ihn wegen der Entsen dung von Truppen aus dem europäͤischen Frank⸗ reich nach Madagaskar zu interpellier en, Derselbe hat jedoch, wie ‚W. T. B.“ berichtet, auf seine Absicht verzichtet, da der Minister ihn hatte wissen lassen, es würden nach Madagaskar nur Sudanschützen gesandt werden.

Rußland.

Der Admiral Tschichatschow ist, wie W. T. B. aus St. r g meldet, zum Direktor des Veparlements für Industrie, Wissenschaften und Handel beim Reichsrath ernannt worden.

Italien.

Ihre 6 der König und die Königin haben, wie „W. T. B.“ aus Rom meldet, ah nach Empfang der Nachricht von dem Hinscheiden Ihrer Hoheit der Herzogin⸗ Mutter zu Schleswig-Holstein an Seine . den riß Wilhelm und an Ihre Majestät. die Kaiserin Auguste Victoria telegraphisch Beileids⸗ bezeugungen gesandt. Infolge der Trauer wurde das für heute angesetzte Hofdiner für das diplomatische Korps abgtsagt. Die Königlichen Logen im Theater werden geschlossen bleiben. Der Minister des Auswärtigen Visconti Venosta hat den Botschafter Grafen Lanza beauftragt, der deutschen Regierung das Beileid der italien ischen Regierun auszudrücken. Die deutsche Botschaft, die preußische Jar hi che beim Päpstlichen Stuhl und das deutsche Konsulat haben halbmast geflaggt.

Der Papst empfing gestern den russischen Minister⸗ Residenten Tscharykow, welcher im Namen Seiner Majestãt des Kaisers von Rußland Allerhöchstdessen Neujahrs⸗ wünsche überbrachte.

Portugal.

In der tr gen Sitzung der Pairs kam mer erklärte, wie dem „W. T. B“ berichtet wird, der Kriegs⸗Minister in Erwiderung auf eine Anfrage, die Regierung habe die Garnison in Lourengo Marquez nicht verstärkt; das beweise, daß fie eine Verstärkung nicht für nothwendig erachtet habe.

Serbien.

Die Skupschtina hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern das Gesetz, betreffend die Einkommensteuer, angenommen; der Minister-Präsident hatte die Vertrauensfrage gestellt. Das Gesetz tritt an die Stelle der Gesetze, betreffend die Vermögens⸗ und Obrtsteuer.

Asien.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Peking, ein vorgestern veröffentlichtes Kaiserliches Edikt mache bekannt, daß der Kaiser wegen seines schlechten Gesundheitszustandes nicht in der Lage sei, die Staatsgeschäfte zu leiten, und daß Pu Chun, der Sohn des Prinzen Thuan, zum Thronerben ernannt sei. Aus dem Edikt ergebe sich, daß die Kaiserin⸗ Wittwe den Kaiser Kwangsü zwingen wolle, zu Beginn des chinefischen Neujahrs abzudanken, obwohl dies in gewissen of⸗ kreisen erheblicher Opposition begegnen dürfte. Zwar bedeute das Edikt nicht die völlige Abdankung Kwangsü's, man glaube aber in hohen chinesischen Kreisen, daß dieselbe nur eine Frage der aller⸗ nächsten Zeit sein werde Seit mehreren Monaten sei fort⸗ während verbreitet worden, die Kaiserin-Wittwe beab⸗ sichtige, ihren Plan bis zu Ende durchzuführen.

ach einer Meldung desselben Bureaus aus Shanghai vom gestrigen Tage ist die Frage der Aus dehnung der dortigen fran ffschen Niederlassung endgültig geregelt worden. Die Vereinbarungen sollen am 14 März d. J. in Kraft treten. Die Grundfläche der neuen Niederlassung ist ein und ein halbes Mal größer als die der gegenwärti gen. Afrika.

Dem „Standard“ wird aus Rens burg vom 23. d. M. gemeldet, baß die Buren, die 7000 Mann farᷣ bei Coles⸗ berg ständen, beunruhigt seien, weil der General French seine Truppen planmäßig und vorsichtig enger um Colesberg zusammenziehe.

Aus Modder River vom 24. d. M. berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß an dem genannten Tage sowohl am Morgen wie am Abend die Laufgräben der Buren be— schossen worden seien. Das Feuer der Engländer sei auf die hohen Kopjes links von Magersfontein gerichtet gewesen, wo, wie man glaube, die Buren ein neues Geschütz hätten auffahren wollen.

Der General Barton meldet, die Engländer hätten bei Chieveley am 23. d. M. 11 Mann verloren, darunter zwei Offiziere, von denen der eine getödtet, der andere verwundet worden sei.

Nach einer Depesche der „Daily Mail“ ist der General Woodgate der Verwundung erlegen, welche er bei dem Sturm auf den Spionskop am Dienstag erhielt.

Australien.

In einer in Sydney abgehaltenen Konferenz der Premier-Minister der australischen Kolonien wurde, dem Reuter'schen Bureau“ zufolge, die Frage einer eventuellen Annektierung der Neuen Hebriden besprochen und beschlossen, das Kolonialamt davon in Kenntniß zu setzen, daß die Opposition Australiens gegen eine Annektierung jener Inselgruppe durch k sich nicht vermindert habe, obwohl man in keiner eise der Reichsregierung Schwierigkeiten zu bereiten wünsche. Die Konferenz druͤckte die Hoffnung aus, daß man keine Schritte thun werde, die Frankreich eine größere Machtbefugniß einräumten, ohne zuvor die australischen Regierungen zu befragen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

Die heutige (136.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieber⸗ ding beiwohnte, wurde durch den Präsidenten, Grafen von Ballestrem mit folgender Ansprache eröffnet:

Ich habe dem Hause eine Trauerbotschaft mitzutheilen. (Alle Mitglieder des Hauses erheben sich von den Plätzen.) Die erlauchte Mufter Ihrer Majestät der Kaiserin, die verwittwete Frau Herzogin Friedrich zu Schleswig, Holstein ist gestern zu Dresden bon Gott aus dieser Zeitlichkeit abberufen worden. Das Kaiserliche Serrscherpagr ist durch diesen Trauerfall auf das schmerzlichste berührt. Wir, als die im Reichstag versammelten Vertreter des deutschen Volkes, haben gewiß das Bedurfniß, Seiner Majestät dem Kaiser und Seiner hohen Gemahlin gegenüber die innige Theilnahme, welche uns aus dieser Veranlassung beseelt, zu ehrfurchtsvollem Aus⸗ druck zu bringen, Ich nehme an, daß das Haus das Präsidium ermächtigt, die erforderlichen einleitenden Schritte zu diesem Zweck zu thun. Ich ftelle die Zustimmung des Hauses fest und werde das Erforderliche veranlassen.

Hierauf wurde die zweite Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend Aenderungen und Er⸗ gänzungen des Strafgesetzbuchs, und zwar die gestern noch nicht zu Ende geführte Debatte über 5 181 fortgesetzt. Bis n Schluß des Blattes nahmen der Wirkliche Ge⸗ 3 Ober⸗Regierung srath im Reichs⸗Justizamt Dr. von

ischend orf, die Abgg. Dr. Esche (n), Stöcker (b. k. F.) Gaulke (fr. Bgg und Pr. Hoeffel (Rp.) das Wort.“

In der heutigen (11) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der ndl far Landwirthschaft ꝛc. reiherr von Hammerstein beiwohnte, nahm zunächst das ort Präsident von Kröcher; Mein Herren! (Die Mitglieder det 866 erheben sich) Ihre i. der Kaiser und die Kaiserin, hre Königlichen Hoheilen der Pelnz und die Prinzessin Friedrich Leopold Faben durch das Äbleben Ihrer Hohelt, der Herzogin Friedrich zu Schleswig. Holstein einen schweren Verlust erlitten. Ich schlage vor, daz Präͤsidium zu ermächtigen, Seiner Majestät dem Kaiser und König und Ihrer Majestät der Fafsferin und Königin sowie Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold die Theilnahme des Haufes jum Ausdruck zu bringen.

Dagegen erhebt sich kein Widerspruch.

Alsdann wird 3 n. Berathung des Staatshaus—⸗ halts-Etats für 1906, und zwar die gestern abgebrochene Debatte über den Etat der lam irh for fiir Ver⸗ waltung, fortgesetzt.

Abg. Sim ulg Zentr.): Die Vertreter aller Parteien haben zugestanden, daß die Landwirthschaft sich in einer Nothlage befindet. Wir werden von Amerika mit Getreide überschwemmt, und bei der reichen Produktion ist an eine Abnabme des Imports nicht zu denken. Eine weitere Gefahr droht ung von der Eröffnung der sibirischen Bahn, die große Strecken von Oedländereien durchschneidet und diese Strecken der Kultur gewinnen wird, m abgesehen von den Getreidemengen, die sie aus den fruchtbaren Landestheilen in das Innere des Landes schafft. Dazu kommt, daß durch den Handelsvertrag die Industrie in Rußland eine außerordentliche Förderung erfahren hat. Man hat 6e n. es wären einige Anzeichen für eine Besserung in der Tage der Landwirthschaft vorhanden, und bat einige kleine Mittel embfohlen. Es war aber nicht davon die Rede, wie der Leutength abzubelfen ist. Auf Grund meiner Interpellation ist bisher nichts geschehen. Auch die , der Verwendung ausländischer Arbeiter ist 23 nicht befriedigend gelöst. Bei dem notorischen Mägde und Knechtemangel sollte die Regierung endlich ein Einseben haben und nicht

die Benutzung augländischer Arbeiter unnzthig erschweren. Der Redner

eht auf diefe Erschwerungen ausführlich ein, wobei er auf eine Neußerung des Gebelmen Ober⸗Finanjraths Havenstein Bejug nimmt, und bemerkt dann: Woher sollen wir unsere Arbeiter nehmen? Man hat uns fogar Kulis empfollen. Es ist mir versichert worden, daß auf Ünorbnung des Ober⸗Präsidenten von Posen zwischen. Mitte Bezember und Anfang Januar die polnischen Arbeiter die Provin; haben verlassen müssen. Ist dies richtig?

Ministerial · Direktor Dr. Thiel erklärt, daß die von dem Gebeimen Ober⸗Finanzrath Havenstein in einer Konferenz über die Arbesterfrage gethanen Aeußerungen von der Presse falsch wieder⸗ gegeben seien.

Abg. Pr. Heisig (Zentr) wendet sich gegen die gestrigen Aus⸗ führungen des Abg. Dr. Hirsch und bemerkt: Wenn erst die land⸗ wirthschaftlichen Arbeiter Sozialdemokraten geworden sind, dann wehe uns! Die kleinen Bauern helfen sich mit ihren Söhnen und Töchtern, aber wag follen die größeren machen? Die hohen Löhne be— fördern die Vergnügunggsucht und die Unsucht. Die organi- sierte Selbsthilfe, auf die uns Herr Hirsch verweist, ist auf dem Lande garnicht möglich, weil namentlich die kleineren Besttzer keine Zeit haben, größere Bezirke zu bereisen. Wie der Werth des Grund und Bodeng in den letzten Jahren um 400 Millionen gestiegen sein foll, ist mir unerfindlich. Eine Steigerung des Werthes kann doch höchstens in den Industriebezirken ftattgefunden haben. Die Einkommen steuer, und die Vermögenssteuerstatistik zeigen ganz andere Zablen. Der Redner vergleicht dle Einkommen in den Städten und auf dem platten Lande und kommt ju dem Ergebniß, daß die Einkommen gaf dem platten Lande verhältnißmäßig geringer und gegen früher sich vermindert kaben. Wir verlangen, fährt er dann fort, (arnicht, daß die Kinder unterschiedslos vor dem 14. Jahre aus der Schule entlassen werden sollen, sondern nur, daß die reifen Schüler entlassen werden; allerdings hat Herr von Eynatten gewünscht, daß nicht ju hohe Anforderungen gestellt werden. Die Kinder, welche die Schule verlasfen, sollen in der Landwirtbschaft theoretisch und praktisch ausgebildet werden, Man hat sich für die Errichtung einer landwirtbschastlichen Winterschule in Gleiwitz ausgesprochen; leider ist dieser Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen. Die , der Landwirtbschaft ist gerade in meiner Heimath Oberschle Et könnten noch größere Bodenflächen nutz bar gemacht werden namentlich könnte für die Viehzucht mehr geschehen als bisher. Alle unsere Anträge sind aber von der Regierung abgelehnt worden wegen Mangels an Mitteln. Die Eisenbahnen werden meist zu Gunsten der Industrie, nicht der Landwirthschaft erbaut. Dasselbe gilt von den Tarifherabsetzungen. Auch vom Kanal und der Flotte scheint nur die Industrie einen Vortheil ju haben.

Abg. Dr. Glattfelter (3entr.) befürwortet eine weitergehende en g für Vlehjucht und gebt auf die Arbeiterfrage ein. Die

ndustrie entziehe der Landwirthschaft die besten Arbeiter. Es müsse eln großer Ausgleich zwischen den einielnen Gegenden stattfinden. Die von dem Minister empfohlenen Musterwirthschaften könnten vor⸗ bildlich wirken. Wenn der kleine Bauer Erfolge direkt vor sich sehe, so sei er eher bereit, Fortschritte in seinem Betriebe einzuführen. Wag sei aus dem Programm der Regierung zu Gunsten der Land⸗ wirthschaft geworden? Er schließe sich den Wünschen des Abg. von Eynatten an.

Abg. Leypelmann (Zentr.): Die Landwirthschaft im Westen ist ebenso berechtigt, Beschwerde zu erheben, wie die im Osten. Es freut mich, daß jeßt im ganien Hause ein warmes Interesse für die Landwirthschaft zum Ausdruck gebracht ist. Die Industrie hat auch ein Interesse an dem Wohlergehen der Landwirthschaft. Die zunehmende Genußsucht, der Drang nach ungezügelter Freiheit, der n an Autorität sind die Ursachen des Arbeiter mangels auf dem Lande. Es ist deshalb eine Aufgabe des christlichen Staatz, für die Durchführung einer christlichen Erziehung der Jugend zu sorgen. Bei christlicher Erziehung unseres Volks wären Gesetze wie die lex Heinze nicht nöthig. Die Staatshilfe sei nöthig, damit der Bauernstand als Rückgrat des Staats erhalten bleibe.

Abg. Dom m es (fr. Volksp.) empfiehlt den Landwirthen eine kräftige Selbsthilfe, besonders durch intensive Wirthschaft; wohin sollten wir denn kommen, wenn alle die geäußerten Wünsche der Landwirthschaft vom Staat erfüllt werden sollten?

(Schluß des Blattes.)

Neuerungen des Invalidenversi cherungsgesetzes vom 19. Juli 1899.

Nach § 1 des neuen hal dender g eum gr, es vom 13. Juli 1899 werden außer den Pecsonen, welche als Acbeiter, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge oder Dienstboten gegen Lohn oder Gehalt be—⸗ schäftigt werden, den Betriebsbeamten, , , , und ⸗Lehr lingen auch die Werkmeister, Techniker und sonstigen Angestellten, deren , Beschaͤftigung ihren er f bildet, sowle Lehrer und Erzieher gegen die abe von Invalidität und Alter versichert, sofern sie Lohn oder Gehalt beriehen und ihr regelmäßiger Jahres arbeitsverdienst 2000 M nicht übersteigt.

en erwünscht.

nnter Werkmeister und Techniker! sind, wis in der An⸗

leitung des Reichs ⸗BVerficherungsamts vom 18. Dezem ber p. J. betreffend den Kreis der nach dem Invaliden perficherungeagesetz vom 13. Juli 1899 versicherten Per⸗ fonen! auggeführt wird, dieselben Personenkreise iu verstehen, wie nach der vorbildlichen Bestimmung des § 2 des Kranken⸗ versicherungsgesetzez in. der Fassung des Reichsgesetzes vom 16. Aprik 18532. Eine CEeweiterung der Versicherungepfllcht liegt darin nur bejüglich derzenigen Werkmeister und Techniker, welche bisher weder als Betrie beamte noch als Gehilfen an⸗ esehen werden konnten. 86 leich ist mit der neuen Gesetzes= affung klargestellt, daß die Ver cherungzpflicht namentlich der Tech . niler . nur noch von dem Betrage ihres Jahregarheits, perdienstes, nicht aber von der schwierigen Unterscheidung abhängt, ob die Art ihrer Thätigkeit und ihre Lebengstellung eine geringere oder böbere ist. Insbesondere ist hierbei nach einer in dem Bericht der Feichstagskommlssion niedergelegten Geläuterung anzunehmen, daß ein Unterschied zwischen Technikern mit und ohne Hochschulbildung oder jwischen solchen, die eine bestimmte Prüfung Diplomprüfung, Prüfung zur Erlangung der Würde als Doktor oder Doktor-⸗Ingenieur D abgelegt haben, und den übrigen nicht zu machen ist. Mit dieser Maßgabe gehören zu den Technikern beispielsweise 2 nament- fich Bauzeichner, Architekten in Baubetrieben, Ingenieure, Kon ˖ struktenre, Elektriker, Chemiker u. s. w.

Die Klasse sonstige Angestellte, deren dienstliche Be schäftigung ibren Hauptberuf bildet“, ist nach der Ent— een ble des Gesetzes hinzugefügt worden, um Ungleichheiten ju befeitigen, welche dadurch erwuchsen, daß Personen in jwar ab hängiger, aber doch die der eigentlichen Arbeiter u. . w. über⸗ ragender Stellung versicherungsrechtlich verschieden beurtheilt werden mußten. je nachdem fie einem Betriebe angehörten oder nicht Der Grund bleryon aber lag wesentlich darin, daß für den Begriff des Betriebs das Pterkmal der Richtung auf den Fhrwerb auftjuflellen war. Beachtet man jerner den namentlich auf das Wort Betrieb zurückweisenden Zusatz sonstige! zu „Angestellte' (ein früherer Vorschlag lautete: Betriebs. Haus. und sonstige Beamte), sowie den herkzmmüiichen Sinn des Ausdrucks „dienftlich“', so gelangt man zu dem Ergebniß, daß als Angestellter nicht etwa zu gelten bat jeder, der eine Anstellung ; irgend welcher Art besitzt also z. B. ein Geistlicher, ein Syndikus, ein Anstalts⸗ arzt, ein Kreis ⸗Thlerarjt, ein Assistent an einer wissenschaftlichen Anstalt, ein Schauspieler oder Sänger, eine Benrks Hebamme u. s. w = sondern daß nur ,, . getroffen werden sollen, die innerhalb eines nicht unter die Bezeichnung . Betrieb“ fallenden, aber ähnlich gearteten Inbegriffs von Geschäften eine von dessen Leitung abhängige und durch ie näber bestimmte Stellung einnehmen, gleich wohl nach der Art ihrer Thätigkeit nicht mehr zur Klasse der niederen, lediglich aus säbrenden Oilfgarbeiter gezählt werden können. Hierber gebören somit bauptfächlich die Beamten mittlerer Stufe in öffentlichen oder vrivaten Verwaltungen und Geschäftsbetrieben jeder Art. sowie im Haushalt, also in erflerer Beziehung das eigentliche Bureaupersonal (Expedienten, Registratoren, Kalkulatoren), die Gemeindeschreiber, Gemeinderechner, Kirchen rechner, Küster, Kassenbeamten, Erheber, Fleischbeschauer in einem flädtischen Fleischschauamt, Sekretäre u. s. w. der Berufsgenossenschaften, Krankentkassen, Versicherungsanstalten, der Rechtsanwälte und der Notare, Verwalter bei gemeinnützigen Stiftungen, Haus vãter von Wohlthätigkeits. anstalten, Reitungshäufsern u. s. w., in letzterer Bezieh ing (s. auch S b22 des Bürgerlichen Gesetzbuchs5) Privatsekretäre, Gesellschafterinnen, Reyraͤsentantinnen, Hausdamen u. s. w. Diese und ähnlich be⸗ schastigte Personen werden ingbesondere auch dann künftig als An-

fsteilke zu behandeln sein, wenn sie bisher als „Gehilfen? für ver⸗ herunggpflichlig erachtet worden sind. Durch die Beifügung des Worte deren dlenstlich' Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet soll die Anwendung des Gesetze in weiterem Umfange. als es vermöge der Bundesrathsvorschriften Über vorübergehen ze Dienstleistungaa ge⸗ scheben könnte, für solche Aagestellte aus zeschlossen werden, die ihre Stellung nur nebenamtlich verseben (. B. Gewerbetreibeade, die nebenbei die Geschäfte des Gemeindeschceibers wahrnehmen).

Die Versicherungepflicht ist durch die Novelle ferner hinsichtlich der Lehrer und Griteher n erweitert. Nach der Entstehungs. geschichte soll hiermit nicht jede irgendwie geartete Lehrthätigkeit in die Versicherung einbejogen werden, sondern in erster Linie nur die Erteilung eines der geistigen Entwickelung auf dem Gebiet der Wissenschaften und schönen Künste dienenden Unterrichts, sowie die auf Bildung des Charakters und des Gemüths gerichtete Erzieher⸗ thätigkeit. Zu der letzteren muß jedoch in gewissem Umfange auch die * Unterweisung in mancherlei körperlichen Uebungen und Fertigkeiten (Turnen, Schwimmen, Reiten, Zeichnen. Hand⸗ arbeiten, Kochen u. s. w.) gerechnet werden, soweit sie dem Erzstehungszweck untergeordnet wird. Dies ist namentlich da anzu⸗ nehmen, wo dergleichen Unterrichtsgegenstände in den Lehrplan einer Erziebungtanstalt aufgenommen worden sind. Dagegen gehört der von dem Erziehungsjweck losgelöste und überwiegend nach gewerb⸗ lichen Gesichtepunkten betriebene Unterricht in allerhand körperlichen und mechanischen Fertigkeiten nicht hierber. Einen gesetzlichen Anhalt fur diese freilich im einzelnen schwierige Unterscheidung bietet bie Gewerbeordnung, indem fie in § 65 die Erziehung von Kindern gegen Entgelt und das Unterrichttwesen dem Geltungsbereich des Gewerberechts entziebt, e, in 5 35 die Ertheilung von Tanz, Turn. und Schwimmunterricht als Gewerbe regelt. Zu den in das rein gewerbliche Gebiet fallenden Unterrichts zweigen werden ebenso z. B. der als Gewerbe betriebene Reit. Fecht Radfahr⸗ unterricht und ähnliches gerechnet werden müssen, ferner aber auch der von einer Schneiderin oder von einem Traitenr ertözeilte Schneider, oder Kochunterricht und dergl. mehr. ,. unterliegt eine an einer Schule oder Lehranstalt mit der

riheilung des Turn. oder Schwimm. oder Tanz- u. s w. Unter richts beschäftigte Peron als Lehrer oder Erzieher der Versicherungspflicht, während ein selbständiger Tanzlehrer überhaupt nicht, der Schwimm⸗ lehrer einer Badeanstalt, der Stallmelster einer Reitschule nur als Gehilfe, vielleicht u. U. als Angestellter versicherungspflichtig sein würde. Im übrigen tritt die Versicherungspflickt für Lehrer und Erzieber sn gleicher Welfe ein, ob sie Unerwachsene oder Erwachsene unterrichten, ob sie ehr gegenftãnde der allgemelsnen Bildung oder der Fachbildung behandeln (Lehrer an einer Handelsschule, Baugewerk⸗ ele Ackerbaufchule, an einem Militärpädagogium, Technikum u. w.), owie ohne Unterschied hinsichtlich des Umfanges ibrer wissenschaft⸗· lichen und sonstigen Vorbildung und Befähigung. Endlich ergreift der Versicherungs jwang nicht nur angestellte Lehrer an öffent. lichen oder privaten Schulen u. s. w. oder Hauslehrer, sondern (nach der im Lauf der Verhandlungen obne Widerspruch gebliebenen Be⸗ gründung des Gesetzentwurfs] auch solche Personen, die aus dem Stundengeben bei wechselnden Auftraggebern ein Gewerbe machen sfelbständige Musiklehrer, Sprachlehrer u. s. w.) und iwar nicht nur dann, wenn fie in die Haäͤuser gehen, sondern auch, soweit si; den Nnterricht in der eigenen Wohnung ertheilen. Das Gesetz will in diefen Fällen das sogenannte Hongrar als Lohn, densenigen, der die Leistungen des Lehrers in Anspruch nimmt, als den Arbeitgeber, be— handelt wiffen, wenn auch theoretisch ein solcher Lehrer als selbständig 1 zu erachten fein mag. Dagegen schließt die in § 1 3. ? des Gefetzesß enthaltene Beschränkung, „ssoweit sie Lohn oder Gehalt beziehen“, solche Lehrer und Erzieher, welche In⸗ haber einer Lebranstalt sind (Privatschulvorsteher), bezüglich des an ihrer eigenen Anstalt ertheilten Unterrichts vom Versicherungsjwange aus. Ber für fie von dem erhobenen Schulgelde nach Abzug aller Unkosten verbleibende . läßt sich nicht als Lohn oder Gehalt bejeichnen. Db Personen, die noch nicht schulpflichtigen oder . zurückgebliebenen Kindern Unterweisung in mehr äußerlicher Weise zu theil werden lassen, als Lehrer oder Erzieher im Sinne der 3.2 poder als Angestellte oder lediglich als Gehilfen im Sinne der J. 1 (die Unterscheidung kann für die Bestimmung der Lohnklasse wichtig werden, 5 34 des Gesetzes Abs. 2 4. EC.) zu gelten haben, ist nur nach Lage der jeweligen Umstände zu entscheiden; jeden alls wird ein Theil derjenigen Personen, welche schon isher, weil es sich nicht um einen eigentlichen planmäßigen

Unterricht handelte, als Gehilfen für versicherungspflichtig erachtet wurden, künftig den Lehrern und Erziehern zugerechnet werden můssen. Durch die Sondervorschriften des 5 5 Abf. 1 und 3 sind von der Bersicherung ausgenommen Personen, welche an öffentlichen Schulen oder Anftalten lediglich zur Ausbildung für ihren zukünftigen Beruf als Lehrer oder Er jeher beschäftigt werden, oder welche während der wissenschaftlichen Ausbildung für ihren künftigen Lebensberuf Unter- richt erkbeilen, alfo insbesondere Studierende aller Fächer, nicht nur des Lehrfachs.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Maria weller bei Düren sind, der Rhein. Westf. Ztg.“ zufolge, am 22. d. M. 90 Weber einer dortigen Firma in den Aus⸗ stand getreten. Der Hauptstreitpunkt ist die ieitwellige Beschäftigung von Accordarbeitern auf Tagelohn, für welche 2 M gezahlt werden, wäbrend der Durchschnittalohn dieser Leute sonst 3 M betragen soll. Dieselben wünschten einen Tagelohn von 2, 90 M und wöchentliche Ab⸗ . bei Accordarbelt. Dle Firma ging indessen auf diese Wünsche nicht ein.

Zum Kohlenarbeiter ⸗Ausstand in Qber schlesien berichtet dasselbe Blatt, daß das Uebergreifen des mährischen Ausstandes nach dem oberschlefifchen Repter die allgemeine Kohlenknappbeit alsbald verschärft und im Kleinhandel berelts Preizerhöhungen hervorgerufen hat (vergl. Nr. 23 d. Bl.). ;

n den Ausftands gebieten der böhmisch⸗mährischen Kohlen⸗ reviere ist, wie. W. T. B.“ meldet, die Lage unverändert; die Ruhe wurde nirgends gestört. Im Brüxer Revier sind bei der heutigen Tagesschicht von 5336 Mann 12983 angefahren. Der Be⸗ zirkshauptmann von Dux erließ eine energische Kund · machung anläßlich der Agitation, welche die Maschinen⸗ waärler und Keffelheier von der Arbeit fernzuhalten sucht. In Teplitz beschloß eine Versammlung der Gewerke des Brüx⸗ Duxer Reviers, in ein zu bildendetz Einigungsamt Vertreter unter der Bedingung zu entsenden, daß die entlassenen Arbeiter nicht in dazselbe gewählt werden. Ebenso beschloß der Verein der O st rau⸗ Karwiner Gewerke in einer am 25. d. M. abgehaltenen Ver⸗ jammlung, dem Zusammentritt der Einigungsämter in Ostrau keine Schwierigkeiten zu berelten. (Vergl. Nr. 23 d. Bl.)

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Aussichten der diesjährigen Weizenernte Indtens.

Dem von dem Statistischen Bureau in Kalkutta unter dem 29. v. M. veröffentlichten ersten allgemeinen Bericht über die Weizen ernte Indiens in Jahre 18939/1909 entnehmen wir Folgendes:

In allen Weizen produzierenden Gegenden ist die mit Weizen bestellte Fläche wegen ungünstiger Witterung bedeutend einge schränkt worden. Die Saat ging im nördlichen Indien gut auf und macht auf den bewasserten Ländern Fortschritte, jedoch ist der sofortige Ein⸗ tritt der Winterregen dringend ecwünscht.

Besonders im Punjab hängt jetzt alles vom Regen ab. In diesec Provinz war die bis Inde November bestellte Fläche um 5 Mil⸗ lioaen Acker, d. i. 36 o, hinter der definitiven Anbaufläche des vorigen Jahres zurückgeblieben. Auf den bewässerten Ländern ist die Aussaat stemlich günstig vor sich gegangen, dagegen auf den unbewãsserten Flächen weit hinter dem Durchschaitt geblieben, sodaß die Aussichten nicht günstig sind. Sie würden sich aber durch sofortigen Eintritt reichlichen Regens erheblich bessern können.

In den Nordwestprovinzen und Oudh war der Regenfall während der Monate Auguft und September im allgemeinen in den westlichen Distcikten ungenügend und die Monate Oktober und No⸗ vember brachten gar keinen Regen. Der Boden war daher zur Zeit der Aussaat trocken und an einigen Orten war künstliche Bewãsserung nöthig, um die Aussaat zu ermöglichen. Die Saat ging gut auf und eg wird ihr auf alle mögliche Weise Feuchtigkeit zugeführt. Die Aus⸗ sichten auf den bewässerten Flächen sind bis jetzt gut, aber auf den tröckenen Ländern hängt alles von dem sofortigen Eintritt von Regen ab. Jafolge der Dürre und der hohen Saatpreise wird die Anbau. fläche um l oo hinter dem Darchschnitt bleiben.

In den anderen Weizen produzierenden Gegenden sind die Aus⸗ sichten noch ungünstiger als im nördlichen Jadien,

In den Zentralprovinzen war die Witterung aus nahm

weise ungünftig. Seit Mitte September ist dort kein Regen ge; fallen, und auch der Thau ist ausgeblieben. Infolge dessen ist die Anbaufläche sehr gering. Die frühen Saaten gediehen gut, die späteren sehr mäßig; nachträgliches Säen war nicht mög⸗ lich. In den nördlichen Weizendisteikten und in Theilen von Bllaspur ist der Stand der Saaten noch befriedigend, und mit dem Eintritt von Regen zu Ende Dezember oder Anfang Januar mögen die besten Länder noch einen mäßigen Srtrag erzielen. In anderen Theilen der Probin; bestebt solche Hoffnung nicht mehr. Die Saat kam zu früh in Aehren, ist zurückgeblieben und dünn und hat zu welken begonnen Bei bald eintretendem Regen mag noch an einigen Stellen ein geringer Ertrag geerntet werden, aber das allgemeine Eegebniß wird jedenfalls mäßig sein. Ohne Regen wird es fast eine ganze Fehlernte werden.

In Bombay, von wo Berichte bis zum 5. Dezember vorliegen, war die Aussaat noch im Gange da, wo Bewässerung möglich war, aber es schien unwahrscheinlich daß mehr als eine halbe Durchschnitts˖ Anbaufl iche bestellt werden würde. In Gufaret ist die Anbaufläche weit binser dem Durchschnitt zurückgeblieben. Bei dem Ausbleiben der Winterregen beschränkte sich die Aussaat auf diejenigen Flächen, wo Bewässerung möglich war. Aehnlich liegen die Verhältnisse im Deccan, wo die Ernte auf unbewässerten Ländern verloren ist. Der Stand der Saaten, denen Feuchtigkeit zugeführt werden konnte, ist noch zlemlich günstig, aber man befürchtet an einzelnen Stellen Wassermangel. Ja den Karnatak. Distrikten ist die bestellte Fläche bedeutend über dem Durchschnitt, doch haben die Saaten auch dort unter der Trockenheit gelten,

In Günd ist infolge unzulänglicher Wasserzufuhr die Anbau— flache hinter dem Durchschnitt zurückgeblieben. Der Stand der Saaten war im allgemeinen günstig. 1 .

In Berar ist nur cin 3 vanzigstel der vorßährigen Anbaufläche bestesn worden, da die Spätregen auzblieben. Die Saaten begannen bereits zu welken, und wenn nicht die Winterregen eintreten, ist es zweifelhaft, ob überhaupt etwas geerntet werden wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Die Verbreitung des Rotzes (Wurmeg) der Pferde im Deutschen Reich im Jahre 1898.

Nach dem berelts erwähnten, im Kaiserlichen Gesundheitsamt be⸗ arbeiteten dreizebnten Jahres be: icht über die Verbreitung von Thier. feuchen im Deutschen Reich hat der Rotz (Wurm) der Pferde sowobl nach der Zahl der Erkrankungsfälle und Verluste an Pferden, als auch nach feiner räumlichen Verbreitung etwas zugenommen. Erkran kt sind im Ganzen 371 Pferde (gegen 338 im Vorjahre), wovon 267 auf das östliche af und 10 auf das Übrige Reichs⸗ ebiet entfallen. Der Verlust an Pferden betrug bl (181). Die Er ahl der Pferde in den 141 neu betroffenen Gehöften bezifferte sich auf 113 (16093 in 136 Gehöften). Die meisten i, n. . feftgeftellt in den Kreisen ꝛc. Trebnitz 28), Pirna (24), Nieder⸗ arnim (18), Graudenz (17), Obornik, Lublinitz (ie 16), Putzig, ö (le 155, Stadt Berlin (13) und Inowrajlaw (125.

Cinfchleppungen der Seuche aus dem Auslande sowie Ver⸗ schleppungen derselben im Inlande durch bereits erkrankte oder an⸗ gesteckte Pferde sind mehrfach beohachtet worden.

. rk ei.

Zufolge Beschlusses bes Jaternationglen Gesundheitsrathtz in Konstantinopel vom 20. d. ts. unterliegen Herkünfte von, Kun fuda 8J Rothen Meer) wegen der in Beni⸗Shehir aus⸗ gebrochenen Pest in den Lazarethen von Camaran und Abou Sagd einer Jastündigen Beobachtungsgugrantäne nebst Beginfektion der Effekten der Reisenden und Passagiere.

Schwe den.

Die schwedische Regierung hat in einer am 22. d. Mts. aus- gegebenen Bekanntmachung vom 15. d. Mts. Honolulu als von der Pe st verseucht erklärt.

Vietoria (Britisch Columbia), 26. Januar. (W. T. B.) Nach⸗ richten, welche mit der Post aus Honolulu hierher gelangt sind, 2 ß dort bis jum 17. Januar 39 Personen an der Pest ge⸗

orben sind.

Sydney, 25. Januar. (W. T. B) Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus, ist bier ein Werftarbeiter von einem leichten Pestanfall ergriffen worden.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

29. Januar 12 Uhr. Bureau des Direktors der Artillerie ⸗Ein⸗ richtungen zu Delft, Leeuwenhoeksingel; Lieferung von Steinkohlen und anderen Brennstoffen, für die Stapelmagazine und für die Magazine an der Hembrug. 3 Loose. Bedingungshefte liegen in dem oben genannten Bureau, sowie in den Buredux der Kommissare der Königin in den Provinzen, und werden durch die obengenannte Stelle auf postfreie Anfrage, solange ö. . reicht, kostenfrei verabfolgt.

elgien.

6. und 7. Februar in Antwerpen: Verkauf von 82 500 h . bein. Nähere Auskunft ertheilt die Maklerfirma H. und G. Willaert in Antwerpen.

Verkehr s⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 25. Januar in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim wegen unruhigen Seeganges nicht erreicht.

Die . Packetsen dungen bis 10 kg aus Deutfchkand nach Adrianopel, Konstantinopel, Faffa und Jerusalem findet von jetzt ab auf Verlangen des Ahsenders auch auf dem Wege über Hamburg, und zwar mit Schiffen der Deutschen Levante Line, statt. Die Taxe für die auf diesem Wege zu befördernden Packete beträgt:

a. bei einem Gewichte bis ju 1 kg . .... 1 41.

. von mehr als 1 bis 5 kg 1 Æ 40 8,

ö von mehr als 5 bis 19 kg 2 AM 3, im Falle zu C. tritt das deutsche Inlandsporto für die Beförderung bis Hamburg hinzu. Werthangabe ist bis 109090 46 zugelassen. Die Verficherungs gebühr beträgt bei Packeten bis 5 kg 16 3 für je 240 M, bei Packrten von mehr als 5 kg 12 für je 240 nebst der inländischen Versicherungs gebühr. Packete, welche auf dem neuen Leitwege befördert werden sollen, müssen mit dem Vermerk „Ueber Hamburg“ versehen werden.

Ferner sind fortan im Verkehr mit dem deutschen Postamt in Konstantinopel Postpackete (bis 5 kg) mit Nachnahme auf dem Wege über Rumänien (Constantza), fowse auf dem Wege über Hamburg, 3 Postfrachtstücke mit Nachnahme auf dem Wege über Ham burg zugelassen. Der Meistbetrag der Nachnahme sst auf 800 4 festgesetzt worden. Die Nachnahmegebühr beträgt 143 für jede Mark oder einen Theil davon, mindestens 20 3; sie wird erforderlichenfalls auf eine durch fünf theilbare Zahl aufwärts ab⸗ gerundet. Der einjuziehende Betrag ist auf den Sendungen in Mark und Pfennig anzugeben. Die Uebermittelung der eingezogenen Summen an die Absender erfolgt mittels gebührenfreier Postanweisung.

Die am 29. September, 6. und 13. Oktober 1899 nach Trans vaal abgefandten deutschen Posten, die letzten der über Southampkon und Kapstadt geleiteten, sind am 3. Januar d. J. von Kapstadt zu rückgesandt worden und am 22. Januar d. J. in Köln wieder eingegangen. Hier sind sie sofort umgearbeitet und am 25. . äber Marseille nach Delagoa⸗Bay weitergesandt worden.

Ueber die Ursache der Verzögerung in der Rücksendung liegt bis jetzt noch keine Aeußerung der britischen Postbehörden vor.

Bremen, 25. Januar. (W. T. B) Nord deutscher Lloyd. Dampfer Bremen“, v. Australien kommend, 24. Jan, in Genua an⸗ gek. Friedrich der Große“, v. Austrglien kommend, 24. Jan. in Fre⸗ mantle anget. und am 25 Jan. n. Bremen abgeg. ‚Qdenburg“, n. Sst⸗Asien best. 25. Jan. in Hongkong angek. Kaiser Wilhelm II.“ I. Jan. v. Genua n. New Vork abgeg. „Trave, v. New Vork kommend, 25. Jan. in Bremerhaven angekommen.

Panburg, 265. Januar. (W. T. B.) Ham burg Amerika Linie. Dam fer Belgravia, v. New York n. Hamburg, 24. Jan. Dover pafsteri. Helvetia“. v. St. Thomas n. Hamburg, 24. Jan. in Havre angek. „Polaria“, v. ,, über Havre n. Westindien, 24. Jan. v. Grimsby abgeg. „Adria“ 24. Jan. in Boston, Alesia! 24. Jan. in Hongkong angekommen.

London, 265. Januar. (W. T. B.). Cast le- Linie. Dampfer Raglan Castle' heute auf Ausreise Madeira passirt.

Rotterdam, 25. Januar. (W. T. B. Holland ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer ‚Statendam “, v. Rotterdam n. New York, hente v. Rotterdam abgeg. ‚Werkendam ', v. New Jork n. Rotterdam, heute in Rotterdam, Rotterdam‘, v. Rotterdam n. New Jork, heute in New York angekommen.

Theater und Mufik.

Infolge der Hoftrauer sind nachstehende Aenderungen im Spielplan der Königlichen Theater vorgenommen worden:

Heute, Freitag, geht im Königlichen Opernhause anstatt Rossini's Dper Ber Barbier von Seyilla“ Kreutzer's Oper Das Nachtlager in Granada“ in Scene. Die Vorstellung beginnt um s Uhr. Morgen, Sonnabend, wird Richard Wagner's Oper. Rienzi, der Wh le der Tribunfns (ab. Abonnement Vorstelung) gegeben. Am Sonntag gelangt Gounod's Oper Margarethe. jur Aufführung 71. Vorstellungß. Am Montag tritt Frau Nellie Melba alt Violetta in Verdi's Oper La PTraviata“ auf. Die zu dem ange⸗ In fte Gastspiel der Frau Melba als Rosina in der Oper „Der Barbler von Sevilla“ gekauften Billets bebalten zu ber gleichen, am 8. Februar stanfindenden Vorstellung ihre Gültigkeit.

Im Königlichen Schauspielhause geht heute, Heitz an Stelle von Josef Lauff's historischem Schausplel ‚Der Eisen⸗ zahn“, dessen Aufführung bis, auf weiteres verschoben wird, Goethe's Trauerspiel Clavigen in Scene. Morgen, Sonnabend, wird Josef Lauff's historisches Schauspiel Der Burg⸗ graf gegeben. Am Sonntag findet eine Aufführung von Schillers Trauerspiel Die Verschwörung des Fiegco zu Genua“ statt, Am Montag gelangt Goethe'z Trauerspiel Egmont“ mit der Musik von Beethoven r Aufführung. Am gestrigen Todestage Ihrer Hoheit der Herzogin Friedrich ju Salam ig reift wurde an Stelle des angefẽtzten Schwankes . Bas Baͤrenfell Gotthe z Schauspiel Iphigenie auf Tauris“ aufgeführt. ;

Im Berliner Theater findet die erste der angekändigten Sondervorstellungen am Sonna hend, den 3 Februar, Nachmittags 3 Uhr, statt. Zur n en, gelangt „‚Libussa“, Trau erspiel in fünf Akten von Grillparzer. Die Abonnementskarten könrien von w. den 29. Januar, an im Bureau dez Theaters (190 bis uz? Her mittags und 65 big 7 Uhr Nachmittage) in Empfang greiommen werden

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