1900 / 26 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

nuar ein Offizier und acht Mann des Ambulanzenkorps verwundet In De Aar starb am 24. Januar ein Offizier an

worden. Typhus

vom gestrigen Tage beziffern si 24. d. M. auf 6 Offiziere todt,

an Mannschaften 18 todt, 142 verwundet, 31 vermißt.

Das „Reuter'sche Buregu“ Pretoria: 200 Lancers rückten

und Gewehrfeuer aus den dem Lager des Kommandos von Pretoria gegenüberliegenden Forts gedeckt, aus Ladysmith 9 mit Verlusten zurückziehen.

aus, mußten sich jedo wurde verwundet.

JRach einer amtlichen Meldung aus Spegrm ans Camp ch die britischen Verluste am

13 Offiziere verwundet und

meldet vom 24. d. M. aus heute, von heftigem Geschütz⸗

Ein Bur

Fest reden

zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs.

Festrede., gebalten am 26. Januar 1909, in der Halle des Hauptgebäudes Hochschuke, von dem Rektor, Geheimen Regierungsrath, Professor Riedler.

ber Königlichen Technischen

Hochansehnliche Festver

Tiefe Trauer hat sich über den Festesglanz dieses Tages gebreitet,

den unser geliebter Herrscher an der

Gemahlin in tiefstem Schmerze begeht; mit um so innigeren Gefühlen wenden sich unsere Gedanken hin zu den Stufen des Allerhöchsten

Thrones.

Mit tief empfundenem ehrfurchtsvollstem Danke und mit freu⸗ digen Stole gedenken wir in dieser festlich geschmückten Halle der Königlichen Ehrungen, die unsere Hochschule an der Jahrhundertwende durch des Kaisers Majestät empfangen, aber auch der hohen Pflichten, die uns der Königüiche Herr auferlegt. Die freudige Festesstimmung wird getragen von dem erhebenden Bewußtsein, einem wahrhaft großen

Herrn, einer großen Sache, einer dienen.

Die Jabrbundertfeier bat uns Anlaß geboten, die innere Aut⸗ gestaltung unserer Hochschule zu prüfen; am heutigen Festtage möge ber Blick nach außen gerichtet werden, auf die Beziehungen der Hoch⸗

schule und der Technik zum Menschenl und Kulturleben.

Aus diesen Beziehungen mögen wir erkennen, wie unsere Pflichten

mit wichtigen Gebieten menschlicher gleich idealen Aufgaben zusammenhän

Ein Ausgangspunkt der menschlichen Kultur ist die Waffe.

Der Mensch, hilflos wie kein

seine Stellung in der Natur durch die Waffe erobert, und mit den

Waffen der Gegenwart hat er sie zu Kampf ums Dasein, siegreicher

gewallen ist Ngturgesetz und die Vorbedingung j der Kultur. Die Selbsterhaltung ist eine große, organisierte Staate aufgabe

1

n und steht durch die allgemeine Wehrpflicht mit dem ganzen

olke in Beziehung.

Der Geist, der die Waffen im weitesten Sinne des Wortes

schärft und richtig führt, hat zu allen bestimmt. Preußen war der erste Staat,

Technik für Kriegszwecke ausgiebig, rechtzeitig und siegrelch Gebrauch

machte.

Die neuen vervollkommneten Waffen erforderten eine neue Taktik und über die Tapferkeit hinaus hohe Tugenden: Disziplin und Intelligenz wie nie zuvor, ebenso wie die vervollkommnete Maschine entgegen

der landläufigen Annahme immer erfordert.

Der Geist des Kriegswesens ist dem technischen Denken verwandt.

Schon die Kriegsvorbereltung ist das Organlsation.

Die Kriegsführung kann nicht nach doktrinären Plänen vorgehen.

Der Feldherr steht inmitten zahlreich Geist nicht immer richtig oder nicht

inmüiten von Wahischeinlichkeiten, deren Wirkungen aber dennoch rasch und verantwortlich beurtheilt werden müssen.

Das ist eine höhere geistige Thätigkeit als diejenige, die aus vor⸗ liegenden Thatsachen Auswahl trifft und sie in ruhiger Ueberlegung

und beliebiger Vertiefung behandelt, Der Ausspruch Moltke's; .Die

Aushilfen, sie ist die Uebertragun

Leben, die Fortbildung des ursprũngli

den stets sich verändernden Verbältnifsen, sie ist die Kunst des Handelns unter dem Druck der schwierigsten Verhältnifsen, dieser Ausspruch gilt auch für das Leben und alle schaffende Thätigkeit; er kennzeichnet auch

jede richtige technische Arbeit.

Die Hoffnungen der Friedengfreunde sind darauf gerichtet, daß die Völker ihr getrenntes Dasein aufgehen und die Kämpfe verschwinden werden. Die Geschichte weiß aber bisher nichts zu berichten, daß das Gesetz des Kampfes durch ethische Einsicht außer Wirkung gesetzt

werden kann. Jedoch sind die Kiiege

vollkommeneren Mitteln sie geführt werden: die Furcht vor diesen Mitteln erzwingt jetzt schon Friedensliebe, und das Relch gebietet

Frieden, das am besten gerũstet ist.

Es ist anzunehmen, daß wenigsteng bei Kulturvölkern die großen gemeinsamen Kultur. und wirthschaftlichen Interessen sich einst slärker erweisen werden als feindliche Stimmungen.

. wohl nie eines Stammes fühlen;

ann durch den Einfluß der vervbllkommneten Kulturmittel auf

der ganzen Welt so gewaltig werden,

Kämpfen zerreißt, über welche die sogenannte Weltgeschichte bisher

berichtet.

So fũbren Kampf und Waffe zur Friedensarbeit. Diese ver⸗ dankt eine große Entwickelung den Werkzeugen.

Wieder ist das Naturgesetz: der Kampf ums Dasein. die Selbst⸗ erhaltung der Ausgang punkt. Der Menschengeift schafft das Wert zeug und mit ihm, wie mit der Waffe, bleibt der Mensch Sieger über hindernde Naturgewalten, begründet sein Dasein, leistet Befrteiungo⸗ arbest; dann erst kann die weitere Geistesentwickelung fol zen.

Vie vervollkommneten Werkzeuge

an der ungeheuren Entwicklung der Gegenwart großen Antheil.

Bie Arbeitsthellung war im Alterihum sehr einfach und tief⸗ stebend. Der größere Kbheil der Menschheit, die Sklaven, hatten die Befreiungsarbelt zu leisten, damit eine bevorzugte Minderheit Wohl:

seben oder Geisteskultur genießen kon war menschenunwürdig.

Die christliche Weltanschauung hat die Sklaverei zu Fall gebracht, aber auch Tie alte Kultur, die sich auf inbumane Grundlagen stötzte. Jetzt und in Zukunft flehen sich die Kräfte der getheilten Arbeit Jlieichwerthig gegenüber, und das Ringen nach Gleichberechtigung ist

ber Inbalt aller soꝛialen Bestrebungen

Schaffen unmittelbar in Berührung kommt. Gine noch größere und viel auffälligere Entwickelung hat das

Kulturleben duich die Ausnutzung d Die Sage verherrlicht die erste Wichtige Kullurabschnitte werden nach

zeichnet als Stein ⸗, Bronze · oder GCisenz (it, jede einen Kultuarfortschritt

bezeichnend. Uasere Zeit mag die Die inzbefondere der Kohle, der aufgespei Eigengrt betrachten.

Burch die Gewinnung der Kohl rischer Kraft vollzieht sich vor unseren

einflussende Umgestaltung.

sammlung!

Seite der schwergeprüften hohen

verheißungs vollen Zukunft zu

eben, zum öffentlichen, staatlichen

1

Thätigkeit, mit großen und zu— gen.

anderes Wefen geboren, hat sich

behaupten. Kampf gegen hindernde Natur⸗

Zeiten das Schicksal der Völker

der von allen Fortschritten der

höhere Intelligenz des Arbeiters Muster einer großen technischen

er Thatsachen, die der schärfste rechtzeitig zu eckennen vermag,

Strategie ist ein System von des Wissens auf das praktische leitenden Gedankens entsprechend

um so seltener geworden, mit je

Die Völker werden aber die Interessengemeinschaft

daß die unterbrochene Kette von

und die Arbeitstheilung haben

nte; das Dasein der Mehrheit

mit denen auch jedes techaische

er Naturkräfte erfahren. Dienstbarmachung deg Feuers. techaischen Ecrungenschaften be

ustbarmachung der Naturkräfte, cherten Sonnenwärme, als ihre

e, durch die Anwendung moto⸗

viel mehr zu

Die Technik gebt anfangs wesentlich ohne i vor, sie fucht ihr Verdien ch viel zu wenig ha

sparsam umzugeb wande von M Wirkungen in Einklang zu hri

Was Aristoteles voraussetzte; würde, wenn die Spindeln von wissen aber, daß die sozialen Fragen des nur neu gestellt sind.

Ble gewaltige Arbeit der Naturkräfte und der Werkzeuge; ver⸗ gleichbar mit einer ungebeuren Einwanderung unsichtbarer Sklaven, bie willenlos dem Menschen gehorchen, hat alle Kultur oerhältnisse pollständig verändert; die Kulturwirkungen kommen der ganzen Menschhelt, nicht bloß wenigen Bevorzugten zu gute. .

Bamit überragt der Fortschritt alleß Bisherige; es ist die größte Umwälzung, welche die Menschheit je erlebte, das Werk der organi⸗ sierten Arbeit, der pervollkommneten Werkjeuge und der Dienstbar⸗ machung der Naturkräfte, Es ist eine Verkennung unserer Lebeng⸗ verhältnisse, diese gewaltigen Veränderungen bloß als die sogenannte „materielle Kultur“ zu betrachten. Es sind vielmehr maßgebende Kultur, mit denen alles Bestehende für die Allgemeinheit wirksam gedeiht oder fäl.

Dennoch steht die Technik erst am Anfange ihrer Arbeit. Die Ausgestaltung für das Allgemeinwohl, für soztalen Fortschritt ist di⸗ große Aufgabe der Zukunft. 3

Die Wohnstätte der Menschen zeigt gleichfalls die allmãhlich ansteigende Kulturentwickelung. ;

Ver erste rohe Anfang diente dem Schutz gegen Unbilden der Witterung, gegen Gefahren, und schließlich kam die organisierte ge meinnützige Arbeit, die trotz aller Großstädte erst am Anfange einer fast regellos auf eschossenen Entwickelung steht. So ist unendlich viel noch zu schaffen, zu verbessern. . .

Der übermäßig raschen r, , ,, wurden im Städtebau die nächstliegenden Wege geöff net, Mißstãnde abzuhalten versucht, aber zu wenig wurde für die zukünftige Entwickelung vorgesehen und einem trostlosen Unternehmerstandpyunkt Thür und Thor geöffnet, während die technischen Mittel gerade in der Vereinigung der Städte, in der organisierten Arbeit für das Gemeinwesen. i gg wie künst⸗ ng die höchste Vollendung hätten schaffen können, für Reiche wie

r Arme.

Bie menschliche Wohnstätte giebt auch einen natürlichen Zu⸗ sammenhang der Kunst mit der Technik. Schon der ersten rohen Befreiung aus Gefahr und Noth folgtzt, selbst bei den wilden Völtern, das Kunstbedürfniß, das im eigenen kunstgeschmückten Heim einen würdigen Mittelpunkt findet. as die Wohnstätte dem Menschen, das isl die kunftgeschmückte Stadt den Gemeinschaft.

Die weltere Entwickelung der Wohnstätten und der Städte er. fordert die volle Würdigung des Zusam menhanges technischer Arbeit mit den fozialen Verhälrnissen, mit der leitenden und verwaltenden Thätigkeit in Staat und Gemeinde Alle Beziehungen der Gemein⸗ wesen zur menschlichen Kultur müssen gepflegt, den Gemeinschaften nicht bloß technische Arbeit, fondern auch richtige Leitung des Ganzen und soziale Mitarbeit geboten werden.

Das Einflußreichste sind die Wirkungen der Kulturmittel auf das soziale Leben und das Verhältniß des Menschen zur Arbeit.

Die richtige Würdigung der Umwälzungen, die unaufbhaltsam die ganze sollale Struktur wie die Gemeinschaf! der Völker verändern, erfordert den innigsten Zusammenhang von Wissenschaft und Leben, erfordert wahrhaft technische Bildung, Einsicht in die verantwortlich richtige Anwendung der Erlenniniß unter Würdigung aller gegebenen Verhältnisse und des Zusammenhangs mit der organisierten Arbeit zu richtigem wirthschaftlichen und soꝛialen Zweck.

Solche Thätigkeit ist schwieriger als wissenschaftliche Erkenntniß allein, und sie wird durch vieles Ueberlieferte behindert. insbesondere durch jede Einseitigkeit in gelehrter oder technischer Arbeit, welche gegebene Thatsachen, wechselnde Verhältnisse, den Unternehmungsgeist and die Wahrscheintichkeiten im Arbeitsleben ju wenig würdigt.

Seit Jahrzehnten sind die großen staatsmãnnischen Reden der leitenden Minister nationalwirthschaftliche und soriale Programme, für deren Durchführung die Technik einer der wichtigften Faktoren ist. Die Techniker müssen sich daher mehr als bisher um die öffentliche Bedeutung der technischen und wirthschaftlichen Arbeit kümmern und dies nicht Sozialpolitikern überlassen, die ohne Kenntniß der Arbeit und der Arbeiter Lehrmeinungen konstruieren, die bisher zur Ent⸗ wickelung der Kultur ni rts beigetragen und zudem in jedem Lande und gegenüber jeder Partei . verschiedenen Karswerth haben.

Wir mussen auf die soziale Entwickelung mehr als bisber ein- wirken; wir können großen Einfluß ausühen, denn e richtig technische Leistung hängt mit sozialen Verhäͤltnissen, mit Arbeit und Arbeits⸗ organisationen zusammen. Wir haben nicht mit Arbeits produkten und Mitteln allein zu thun, sondern mit den Arbeitern, die keine träge Masse, sondern felbsfändige soziale Kräfte sind.

Wir müsfen insbesondere auch die unvermeidlichen Folgen der sozialen Verschlebungen ausglgichen helfen, schwache wirthschaftliche Thätigkeit auf neue fruchtbare Bahnen überleiten, und zurückgebliebene Gebiete durch neue Arbeitsweisen wieder beleben helfen. Viele große Erwerbs; weige benutzen zwar techmsche Hilfsmittel, sind aber doch im wefentlichen bei den überlieferten Betriebsarten verblieben und dadurch in Nachtheil gerathen.

Die Zakunft. gebört denen, die das Menschenschicksal der Arbeitenden thatsächlich verbessern, nicht der Fata morgana soʒialistischer Hirngespinnste.

Fruchtbringende Thätigkeit zu ermöglichen, steht an sich höber als der Schutz des Lebens allein. Die Technit schafft Arbeit und menschen⸗ würdiges Dafein für Milltonen, die ohne Mitarbeit der Technik auf tiefer Kulturstufe wie in der Vergangenheit bleiben müßten.

Die Technik hat erfolgreich mitgearbeitet auf den großen Gebieten der Arbelterfürforge, der Unfallverhütung, des Gesundheitsschutzes, wenn auch alles verbesserungs berürftig ist.

Die , technifche Arbelt bedingt keineswegs besondere Schädlichkeit. erufskrankbeiten . B. gab es immer und wird es immer geben, so lange es einseit ge unnatürliche Beschäftigung giebt, ven der Gelebrtenstube big zum Bauernhaus. Elend aller Art aber sst jetzt in den Stuben der Hausarbeit und bei ländlichen Arbeltern Hause als in den Fabriken und städtischen Arbeiter wohnungen, wo die Technik mit der modernen Arbeitgorganisation auch die bygienische durchzuführen vermag.

Viele Fabriken sind zu hygienischen Musteranstalten ausgebildet, mit gefundheitlichen Einrichtungen, die den höchsten Anforderungen genügen.

Die soꝛialpolitische Gesetzgebung hat bisher dort große Erfolge errungen, wo die technische KArbeitsorganisation die gesetzlichen Be⸗ stimmungen ermöglicht und praktisch durchführen hilft.

Die Wohlthaten einer richtigen Sozsalpolitik und gesundheits⸗

technischer Einrichtungen müssen aber auch dem nicht organisienten Arbeiter zukommen; es gilt bis in die Arbeitsstätten der Einzelnen vorzudringen. ; Auf vlelen Gebieten ist die soztale Thätigkeit der Technik schon kräftig fühlbar, aber noch bleibt viel zu leisten übeig; eine unendliche Reihe . Aufgaben sst zu lösen.

Die Intelligenz und die berechtigten so zialen Bestrebungen, das

u verbessern, hindern nicht, sondern fördern den isch. Hier ist wie auf allen Gebieten und Technik nie vor⸗

r Halbbildung bringt die Gefahren. d ö h

Zu dieser Halbbildung gehört aber ingbesondere das in unseren Tagen als Folge verkehrter Bildungswege so bäufig zu finden ze ein- seitige Wissen, das ohne jegliche Kenntniß von Arbeit, schaff engun fähig nur Krült ohne Verantwortung kennt, und dennoch soziale Agitation treibt und den Massen cin Reich vorgaukelt, das es nie gab noch

Augen eine alle Thätigkeit be⸗

geben wird, ein Wissen, das die Well verbessern will, ohne sie je kennen gelernt zu haben.

Nur der Gelst der deutschen Volkeschule und wahre technische Bildung können das Richtige schaffen, Auf diesem wichtigsten aller Gebiete erwächst auch uns die Pflicht der Mitarbeit.

Zeigt schon der bisherige Ausblick, wie unsere Aufgaben tief ein greifen in Menschen und Staatenleben, so ist wobl kein Zweifel, daß wir auch ethischen und idealen Zielen folgen müssen.

Technik und Idealismus sind keine Feinde, wie dies ewöhnlich behauptet wird. Die Technik schafft eine Fülle elhischer die im Geistesleben und erzteherisch eine große Rolle spielen oder spielen sollten.

Es ist eine ideale Thätigkeit, Erkenntniß ju suchen und verant⸗ wortlich für Kulturzwecke anzuwenden, für das vielgestaltige Leben zu schoaffen, dabei Cinsicht in das Wirken der Natur, in daz Getriebe dieses Lebens zu erhalten die Fülle von Erscheinungen und Wirkungen, wie sie nur das volle Leben gewaͤhrt, zu verfolgen.

Ideal ist auch die freie Kunst des technischen Schaffens, bei der

das Können allein entscheldet, und die Verantwortung!

Ideal ist die erzieherische Wirkung des Schaffens, denn jedes selbssdewußte Gestalten wieg! böher als alles Eingelernte, Die be⸗˖ wußte, gewollte Arbeit, die Mitarbeit an einem großen Ganzen, hat ethischen Werth. Ebenso das große Friedenswerk der Technik. Die Revolutionen baben zu allen Zelten wohl Kulturdienste geleistet, zugleich aber Unheil in die Welt gebracht und den Kulturweg mit Blut gezeichnet

Daneben stebt das Werk der Technik im Dienste moenschlicher Kultur als reines Friedengwerk, das den ethischen Werth der Arbeit in den Vordergrund gebracht hat; ihre volle Wertschätzung, ihre höchfte Ausbildung wird die Aufgabe der Zukunft sein.

Richtige technische Bildung lehrt auch Ehrfurcht vor der Natur, ihren unwandelbaren Gesetzen, den allgegenwärtigen Naturkräften und ihren unfehlbaren Wirkungen. Je größer die Vertiefung, desto größer wird die Achtung vor der Natur; fie dient nur dem, der ihr Wefen vollständig erfaßt. Technische Bildung lehrt Einsicht in eine höhere Weltordnung, sie lehrt aber auch die Grenzen menschlicher y,. erkennen; fie wird deshalb auch nie iu oõdem Materialismus verführen.

Die überlieferte Begrenzung der Bildung ist kein gültiger Maß- stab, weder für das Leben, noch für Fragen der Eibik.

Wahre Bildung ist Einsicht in den wöklichen Zusammenhang der Dinge, sie ist die Erfassung der wirklichen, nicht der selbst⸗ begrenjten engen Welt. Wahre Bildung ist auch Befreiung von überlieferten Vorurtheilen.

Selbst innerhalb der Fachwissenschaften hat unsere Thãͤtigkelt hoch stehende Beziehungen.

Bie Medizin it schon durch die Grundlage der Naturerkenntniß, durch den Zusammenhang mit phystologischen und mechanischen Natur vorgängen, auf das innigste mit technischer Einsicht verbunden; diese . Wechselbeziehungen schaffen zum Wohle der

enschheit.

Die Medizin ist keine um ihrer selbstwillen betriebene Wissen schaft, so wenig wie andere; sie muß ihre Erkenntnih anwenden, und nichts scheidet richtiges medizinischeß Denken vom technischen.

Die Technik, ihr Eingriff in die Fortschritte der Menschheit hat selbst das Recht gezwungen, überlieferte Auffassungen zu ändern.

Mit den geänderten sozialen Verhältaissen muß sich die Wandlung der Rechts auffassung ebenfo vollziehen, wie sich das Dasein vom römischen Sktlavenstaat, und Sklavenrecht biz zur gegenwärtigen sozialen Gestaltung verändert hat.

Diebstahl von Glektrintät, wurd am Ende des 19. Jahrhunderts als ncht firasbar erklärt, weil ihr Wesen nicht in den todten Wort⸗ begriff paßte. Das nichtssagende Wort, daß die Elektrizität ein Zu⸗ stand' sei, hatte über das Rechsszefühl gesiegt. Es ist bezeichnend, daß die Technik die Juri prudenz nun mehr doch gejwungen hat, ihren unhaltbaren Wortbegriff fallen zu laffen und in der Clektrizität wie in jeder anderen Sache den Werth ju schützen.

Die Technik bat auch großen Anthęil daran, daß der Schutz gelstigen Eigenthums, daß das Urheberrecht Fortschritte gemacht hat und immer mehr auf alle Geiftegarbeit ausgedehnt wird. Den größten Fortschritt des Rechtslebens, den der sozialen Gesetzgebung, kann die Technik gleichfalls mit in Anspruch nehmen.

Die Zeiten sind vorüber, wo wir vereinsamt wirken mußten. Unsere Arbeit muß in lebendigem Zufammenhange mit allen Gebieten stehen, mit kriegerischem und friedlichem Schaffen, mit Menschenarbeit und Geistesbilbung. Es giebt nur eine Wissenschaft, nur eine richtige Art des Denkens. Die Grenzlinien, die bisher herrschten, sind künstlich geogen; der wahre Fortschritt wird sie verwischen. fon Wir müssen auch durch die Technik jede Geistesentwicklung

rdern.

An der Vertiefung in den Naturwissenschaften bat die Technit ihren naturgemäßen großen Antheil; sie ist auf vielen Gebieten den Raturwissenschaften , ,. bis die naturwissenschastliche Einsicht die Mittel für die Vervollkommnung gewährte; sie hat wissenschaft · liche Vorurtheile zerstört, die stets zu den dauerhaftesten Widerständen ehören; sie hat durch ihre gewaltigen sichtbaien Leistungen Ver⸗ fed ß ür die Naturwissenschaften im Volke geichaffen, zur Ver⸗ breitung der Wsssenschaften überhaupt auf das mãchtigste beigetragen, zum Besten zunehmender Intelligen; im Volke. Im gleichen Sinne müssen wir fortschreiten.

Die Buchdruckerkunst ist nur eines der technischen Kunlturmittel. Durch die Buchdruckpresse, den Telegraphen und die Verkehrsmittel Fat die Technik der Verbreitung der ZJivilisation, der Allgemeinheit den größten Dienst geleistet. Gerade auf dem Gebiete des Geistes⸗ verkehrs ist durch die Mitwirkung der Technik in den letzten fünf Jahrzebnten mehr geleistet worden, als vielleicht in der ganzen Zeit Don Homer bis zum 19. Jahrhundert.

Fliemals werden wir die Vorarbeit, die Grundlagen, die Mit arbeit und die Hilfemittel vergessen, welche uns andere Wissenschaften in alter und neuer Zeit geliefert haben.

Aber es ist nicht unfere Aufgabe, immer wieder diese in weltesten Kreisen bekannte Mitarbeit hervorzuheben; sie ist in der ganzen berr= schenden Literaiur ausführlich gewürdigt und gepriesen, die von der Rechnit kaum ein Wort erwähni. Wohl aber ift es leider noch immer nothwendig, entgegen dem herrschenden Vorartheil hervorzuheben, daß die Technlt nicht Handfertigkeit, nicht Phantasie, fondern Geistes= thätigkeit ist, gleichwerthig jeder andern auch in idealer und ethischer . Die Technik liegt innerhalb der Einheit aller wahren

issenschaft. Das Verhältniß des Menschen ijum Staat, unsere staatlichen Pflichten sind schon durch die soßlalen Beziehungen gegeben.

Die Technik stellt jeder Regierung grohe neue Aufgaben, sie liefert aber auch die Mittel, sie zu lösen. Ber Staat ist durch die modernen Verkehrsmittel sozusagen allgegenwärtig geworden; er kann sofort ein⸗ greifen, vorausschauend einwirken und in Tagen zur Durchführung bringen, was früher Monate und Jahre dauerte. So ist der Wille und die Macht des Staats, seine rechtzeitig regierende Kraft unendlich gesteigert worden.

Pie schaffende Kraft des Volles, die Grundlage der frucht⸗ bringenden Regierung bat durch die Technik 36 Stä kung erfahren. Es st die edelste Aufgabe der Regierung, diefe schaffende Kraft im Innern und nach außen zu enswick In und gegen feindliche Strömungen zu schüßen; dazu muß sie die Mitarbeit der Technik fordern.

Ole Volke kraft sst in mächtiger Zunahme; die überschussige Kraft, die früher auswandern mußte, findet 1(haende Tkäligkeit im Lande oder im Dienste des eigenen Landes. Dle Industrie ift ein maß⸗ gebender Faktor geworden. Alle diefe Umwandlungen stüßzen sich auf Leistun gen der Technit und stellen neue staatliche Aufgaben, denen wir entsprechen müssen.

Es ist eine höhere Aufgabe, Kulturwerthe zu schaffen und zu ver⸗ mehren, als Bestehendes nach starren Vorschriften ohne Erhöhung der Lebengkraft zu verwalten. Die höher stehende Regierungsthättgkeit erfordert aber Einsicht in den Zusammenhang der Technik mit dem fozlalen Leben, mit dem Leben der Völker, Verständniß der Zeit und ber Arbeit. Sonst ist die Verwaltung ein todtes Zwischenglied, dag

erst durch andere lebendige Kraͤste geschoben wird, stait fördernde Kraft einer lebengvollen Regierung.

.

. Thatkraft, die zielbewußte Führung des Kaisers auf dem Un. und soꝛialen Gebiete wird uns lehren, unsere staatlichen arne ffen befser als bisher wahrzunehmen und uns auch den großen F atorischen Aufgahzn, widmen. nan st doch die Technit sclbfi eine große Arbeitsorganisation, Mittel

Birkung bewußt zum gewollten Zwecke leitend: eine wahrhafte ng. ;

ö

ren isation im kleinen, was die Staate organ ssatlon im großen ist: e Leitung und Führung der Kräfte zum vorgesteckten Ziel.

m Maschinenwerk wie im Staate können Kräfte nicht unter⸗ nickt, Jon dern nur fur richtigen Wirkung geleitet werden. Die nuterdrũckung der Kraͤfte schafft die Gefahr, daß ste an unrichtiger gielle wirken und dag Werk zerstören. Die Kräfte können aber auch icht frei schalten, sie müssen zum gewollten richtigen Zwecke geleitet petzen; ohne diese Beschraͤnkung der Kraͤfte entfteht in der Maschine vie in Staate ein Chaos,

Der Zweck ist auch hier, ebenso wie in der Technik, die Hauyt⸗ sabtl Herischende Tkörheit ist ez, den Zweck verächtlich zu machen, Ginsicht in gegebene Verhältnisse, in Nothwendigkeiten tiefer zu stellen n abstraktes Wissen, zur Klltik obne Erfahrung und ohne Ver⸗ ntwortung zu erziehen . .

Gin Hinderniß ist auch der bisherige O ha ln, die zildungeybilisterei ) ber Glaube an die Ueberlegenheit einzelner Flldunghrichtun gen. ihre re ng gegen das Neue und darauf sihende Vorrechte, Klaffenbochmuth und Absonderungggeist.

Giner der größten Fortschritte wäre es, wenn in solchem Sinne rechnische Bildung in ihrer edelsten Bedeutung Gingang in das Staats⸗ laben fände, wenn, an Stelle der durch Sachkenntniß nicht getrübten Befehle die Einficht in wirkliches Leben, an Stelle des staatlichen Jachtapparats Lbengvolle Leitung zur Geltung käme und an Stelle

es erzwungenen Gehorsams die pflichtbewußte Unterordnung unter die nothwendig hohere Organisation träte.

Die staatliche Organisation der Bauverwaltung kann solche Auf⸗ ben bisher nicht fördern, weil die staatliche Thätigkeit der Bau⸗ eamten jetzt eine äußerst engbegrenzte, wesentlich nur technische Bau⸗

führung ist, zudem zu sehr losgelöst vom sozialen und wirthschaftlichen beben. Unter solchen Verhältnissen wird das Bauen leicht Selbst⸗ jweck, und alsdann hat es keine große Bedeutung. Einer rein fach- lichen Thätigkeit gegenüber bleibt der Jurist innerhalb der staatlichen

Organisation wie in der Deffentlichkeit immer herrschend durch seinen . durch die Ausübung der Hoheitsrechte des Staats selbst.

Die wichtigen Beziehungen zwischen Staat und Technik sind bisher am wenigsten gewürdigt.

Von anderen Berufen wird den Technikern der Vorwurf gemacht, doß sie einseitige Fachleute seien. Sie haben auch bisher den öffent- lichen und den Angelegenheiten der Staatsleitung zu wenig Interesse enigtgengebracht. ;

Viele Techniker sind aufgewachsen in engem Fachkreise, ohne Ge⸗ legenheit, die verzweigten Gänge der Gesetzgebung und Verwaltung ju verfolgen. Viele sind von der verantwortungk vollen Arbeit, die auf shnen lastet, so umfangen, daß ihnen keine Ziit für Anderes bleibt. Andere endlich würden wohl ihre Kraft ganz der Allgemeinheit widmen, aber ihnen steht ein starrer Wall von Vorurtheilen entgegen, der dem Techniker den Zugang zu öffentlicher Thätig!eit versperrt.

So kommt es, daß die Gesetzgebung sowohl wie die Verwaltung von Männern ausgeübt wird, die, von Auznahmẽmenschen abgesehen, gestaltende Arbeit auf technischen Gebieten nicht kennen.

Vie innere Urfache dieses Mißstandes ist aber, daß in unserer ganzen Erziehung kisher die reflektierende Bildung an der Spitze ge⸗ standen, nie die gestaltende Bildung. Diese letztere hat ibr Arbeite

ebiet bisher nur in zwei Richtungen gefunden: in Kunst und in chnik. Gin Einfluß auf das Staatsleben ist ihr bisher völlig ver wehrt geblieben.

Die Zukunftsaufgabe liegt in der Pflege der gestaltenden Bildung. Gs müssen Männer gebildet werden, Sie befähigt sind, die gestaltende Hildung nicht nur in enger Fachthätigkeit zu verwerthen, sondern hbinauszutragen in das soriale und Staats leben.

Solche Bildung wird die Zukunft fordern, sowohl von der Volks vertretung wie von denjenigen Männern, welche staatliche oder andere Gemeinschaften zu leiten haben.

Diese Bildung wird sich gleichweit entfernt halten von der Ge⸗ staltungẽkraft ohne Bildung, bie im groben Materialismus oder in Crwerbzgitr ihren Ausdruck findet, wie von der Bildung ohne Ge⸗ ftaltungskraft, die noch allzusehr, fast allein herrscht.

Germanischer Geist hat zu allen Zeiten verstanden, das Schaffen wissenschaftlich zu durchleuchten, er hat jedoch hindernde Strömungen nicht immer überwinden können. Wir dürfen aber hoffen, daß die dentsche Gestaltungskraft eine beherrschende Höhe erreichen wird, daß eg ibr nach schwerer Arbeit gelingen wird, Einfluß auf die Leitung der Nation zu erlangen.

Die beste Büärgschaft für diese Zukunft ist unser Herrscher, der n, Schaffen und Gestalten auf allen Wegen schützt und

rdert.

Des Kaisers Majestãt hat in dieser Halle der Welt die roße allgemeine Bedeutung der Technik verkündet, die bisher in ihrem großen Wirkungskreig verkannt war.

Unsere Hochschule muß aber auch ihre Thäigkeit ausgestalten, richtige Vorbildung fordern, ihr Arbeitsfeld auf das volitische und soslale ausdehnen. Die Sahne der besten Familien werden sich der Technik zuwenden und damit werden wir auch mehr als bisher an dem riesigen geistigen Kapital Antheil gewinnen, das durch die Er⸗ ziehung in der Familie und in der Gesellschaft gebildet wird, eine Erziehung, die vielfach schwerer wiegt als alle Schulbildung und bis⸗ her überwiegend den äberlieferten Richtungen zu gute kam.

Neues kraftvolles Leben wird erblühen, uns, dem Staat und der Nation zum Wohl!

Deuschland hat sich verjũngt durch seine Wiedergeburt und unter des Kaisers Führung wanderglelch eutwickelt. Leben- und thaten⸗ freudig und lukunftssicher richtet es seine Kraft auf seine innere Aus⸗ gestalung und nach außen. Den Hohenzollern danken es die Deutschen, daß sie nicht mehr ihr europaisches Dasein zu vertheidigen haben, daß sie' seit dem großen Kriege trotz Heraustorderung ihr Schwert nicht einmal zur Drohung berühren mußten. Des Kaisers unvergleichlicher Führung verdanken wir die weitere zukunftsfreudige Emwickelung.

So nahen wir uns heute ehrfurchtevoll den Stufen des Aller⸗ e,. Thrones, dem Kaiser und gn zu danken, der mit Azlerblick

uzlug in die Zukunft hält, der alle fruchtbringenden Kräfte zur

Mitarbeit aufruft und der Nation die Zukunft auf der Welt sichert.

Seine Majestät der Kaiser und König, unfet Allergnädigster Herr, lebe hoch!

Die therapeutischen Grundsätze bei der Behandlung der Haußthierkränkheiten.

Auszug aus der Festrede des Dozenten Regenbogen, gehalten am

Geburtstage Seiner Majestät des Kaifers und Königs, am

N. Januar 1900, in der 36 . Thie rärztlichen o ule.

Die Behandlung von Ktanlbeiten mit Arineiftoffen bildet einen ,, . des gesammten iberapeutischen Apparats und ist der alteste

heil der Heilkunde.

Die Krankheiten verhüten und beilen, ist der Endzwed alles me⸗ diinsschen Wissens, die Kunstbeilung bildet deshalb den Schluß und dat litzte Glied in den medizinischen Wissenschaften.

Die Medizin hat jedoch den umgekehrten Weg eingeschlagen, da , der Ausgangepunkt für alle medizinischen Studien ge⸗

esen ist.

Viel Therapie, wenig Patbologle und verschwindende Brucktheile

tt hat.

Lebens wurden, ent dizin und damit die 3

sich, Schädliches unschädlich zu machen.

der Natur, die kranken Säfte durch einen Kochprozeß unschãdlich machen und sie darauf durch eine Krise auszustoßen.

Bei Hippokrates dogmatischen Nachfolgern und besonders

schwarze Galle beschrãnkte. Gesund beit.

Folgen herbeigeführt. contrariis*, indem sie

gegengesetzt sind

Apotheker für jr de Krankheit geschaff en habe.

oder Form verliehen sein, welche es zu entdecken gilt, wie er dann seiner Lehre von der Signatur weiter entwickelt. So gebrauchte

. der Granatblüthen machte solche geeignet, gegen Blutungen wirken.

Die gelbe Farbe den Saftes von Chilidonium und Safran dizierte dessen Gebrauch gegen Gelbsucht.

die Tberaxrie eine wesentliche Umgestaltung gegenüber den Lehren Hippokrates und Galen nicht erfahren. . Seine Heilmethode war auch repulsiv auf die Entfernung

reinigen sollten.

Einen erheblich größeren Einfluß auf die Therapie der damali Zeit hat die von Haller begründete Lehre von der Irritabilität Reizwirkung der Tuskelfaser ausgeübt. ;

John Brown übertrug diese Reizwirkung auf a IIe Lebensvorgã und errichtete auf dieser Lehre sein neues Heilsystem.

aing lediglich von der Annahme aus, daß ein Uebermaß von Reiz Hvpersthen ie, oder ein Mangel und Entziehung von

und einschneidende Therapie. ) die Asthenie Vermehrung des Reizes.

konnte nur für kurze Zeit befriedigen und war nicht geeignet,

durch Reiz entziehende kontrastimulistische Arzneimittel beseitigen

Stimulanytia zur Anwendung, so namentlich Purgantia,

Fingerhutkraut).

verbunden mit sicherer Ungesährlichkeit derselben, waren es, die Homöopathie zu ihrem Sieges zuge verholfen haben.

Die vom Thierarzte trumpfung der Homöopathie Grundsatz

begründete Isopathie ersetzte

„similia similibus“ durch „aoqualia asqualibus curantur?.

Man benutzte sowohl die gleichen Organe als auch die glei

bei Leberkrankheiten, Lunge und Gehirn bei Lungen⸗ und Geh krankheiten in Anwendung gebracht.

Dies geschah nicht bloß zum Zwecke der Substitution, wenn

um alse Organerkrankungen zu heilen.

mit Vaccinin?, den Rotz mit „Ozaenin in

Ji der sicheren Ueberzeugung, da enn. noch nützliche Einwirkung auszuüben vermögen, daß cheinbaren Heilerfolge auch ohne diese unwirksamen

zur Durchfũhrung,

Wirkung der Armeien bisher gesetzt hatte, so sehr, daß sich Ansicht immer mehr Handeln unnütz und das Richtsthun, das abwartende Verfahren einzig richtige Methode in der Therapie sei.

zeichnet durch den Ausspruch Skoda's, des Begründers der kaltation und Perkussion: „Wir können eine Krankheit diagnoftinieren, beschreiben

heilen zu können.

Anhänger gefunden hatte, war nicht von langer Dauer. Schon zu Lebzeiten Sloda's hatte man die Wicksamkeit Chindrinde beim Wichselfieber, die speysfische Wirkung det Quecksil

durch eine nunmehr wissenschaftliche Prüfung und Erprobung Arzneimittel.

von Anatomie und Phystologie bildeten den Gesammtinhalt der Medizin im Alterthum und im Mittelalter.

Weise jusammengewirkt.

mpirisch dem vrak⸗ Grst das Aufblũben mit der besseren ukunft

ifsen· lich gemacht

welche die armeiliche Be⸗ ch die ver⸗

die Theurgle anlehnend, indem abstra⸗

, k schastlichen. Höhe. Es gelang, dadurch, zahlreiche pharmakologische

hippokratische Me⸗

„Natura sanat, medicus curgt“ war der Wahlspruch und der Grundsatz der hippokratischen Medizin. Eine in dem Körper gedachte Raturheilkraft wachte über Gesundheit und Krankheit und bemühte

Die Symptome der Krankheiten verriethen lediglich das Bestreben

Galen g riesenmãßigem Koder gelangte die physiatrische Spekulation zu ihrer vollendeten, systematischen Entwicklung, eng verbunden mit liner humoralen Pathologie, die sich auf die vier, die solide Körper hülle erfüllenden Rardinalfäfte: Blut, Schleim, die gelbe und die

Die normale Mischung der Säfte war die Bedingung für die

Durch das unnatürliche Vorwalten oder dag zu geringe Vor⸗ handensein des einen Stoffes wurden pathologische Zustände und ihre

Die Therapie Galen's gipfelte in dem Grundsatze: contraria Zustände im kranken rganigmus herbeiführen sollte, die den Krankheiten, welche man bekämpfen will, direkt ent ·

ard celsus fordert als die wichtigste Aufgabe der Alchymie das Aufsuchen derartiger spenffischer Mittel, Lie Gott als der oberste

Den Arzneistoffen sollen auch äußere Kennzeichen in der Farbe

verschiedene heriförmige Blätter gegen Herzkrankheiten, die rothe

Durch die Lehre Boerhave's, welcher die Ursache der Krankheiten in esner chemischen Veränderung der Blutmischung vermuthete, hat

schädlichen Stoffe der materia peccans gerichtet und bestand in der Anwendung von Mitteln, die das Blut auf verschiedenen Wegen

Dasfelbe entbehrte jeder humoral · vathologischen Anschauung und durch

Reiz Asthenie Tie Urkache der fihenischen und asthensschen Krankheiten abgeben sollte. Diesem System enisprach eine ebenso einfache, aber auch konsequente

e Vie Sthenie verlangt Verminderung,

Die geringen Aenderungen in der Auffassung dieser Lehre, wie sie von Röschlaub als die Erregungstheorie bezeichnet, von Rasori , ist e auch zu danken, daß derartige, lediglich für die als die Lehre vom Fontrastimilus sich Geltung zu verschaffen suchte.

Brown'schen Lehre eine bleibende Stellung in der Medinn zu sichern. Die Therapie Rasort's wollte den vorhandenen abnormen Stimulus

brachte solche in gleich heroischen Dosen wie die 8 utent⸗ ziehungen, energische Gaben von Brechweinstein und die Digitalis

Die scheinbare Wirtsamkeit der homdopathischen Arzneimittel,

Lux in Leipzig gewissermaßen als Ueber⸗

Krankhestsursachen und Krankheilssekrete zu HDeilzwecken, Leber wurde

Organe attophiert waren, pder ihre chemischen Produkte ersetzt werden sollten, wie dies bei der modernen Gewebt safitherapie geschieht, sondern

Fistulin! gab man gegen Fisteln, die Pocken behandelte man der 30. Verdünnung. z folche Minimaldosen weder

Arzneien zu er reichen seien, kam endlich die exspectative, die juwartende Heilmethode

Die Resultate dieses abwartenden Verfahrens waren so über · raschend günstige, dieselben verkleinerten die Zuversicht, die man in die

Geltung verschaffte, daß jedes therapeutische Der tberapeutische Nihilismus jener Zeit wird scharf gekenn Aus. war Lister, indem er die antiseptijche Wundbehandlung begründete und

begreifen, aber wir sollen nicht wähnen, fie durch irgend welche Mittel

Der therapeutische Nibilismus oder die Zeit der therapeutischen Verzweiflung, Uie in der Wiener Schule unter Skoda die eifrigften

und den Werth einer arzneilichen Behandlung bei parasitaren Haut · krankheiten kennen und schätzen gelernt. Das Vertrauen zu der arznei, zellen erwiesen sich mehrfach empfindlicher gegenüber Mitteln für eine lichen Behandlung kehrte deshalb mehr und mehr zurück, angebahnt

Eine neue Aera der Arzneitherapie brach nunmehr an. Bei der Begründung derselben haben verschiedene Ümstände in glücklichster

Einmal wurde durch die physiologisch? Schule unter Skoda und Wunderlich das Thermometer iur Krankenbeobachlung in e,, gebracht und damit eine wissenschaftliche Prüfung vieler Arzneist

auf ihre fieberherabsetzende Wirkung, namentlich der Chinarinde, mõg⸗

Weiter war es die Entdeckung des Moꝛphiums durch den Apo⸗ theker Sertümer 1817 und die i daran anschließenden Entdeckungen vieler anderer Alkaloide, die auf eine wissens aftliche Erprobung dieser so außerordentlich wirksamen Arzneistoffe hinwiesen und die Th eropie neu belebien und erweiterten.

Von ganz besonderer Bedeutung für die Begründung einer wissenschaftlichen Arjneitherapie war jedoch die physiologische Methodik des Thierversuchs.

Die Thierver such: waren in früheren Zeiten nur zum Zwecke des Studlums der Giftwirkung ausgeführt worden. Magendi brachte solche zuerst zur Prüfung von Arzneistoffen in Anwendung, und unter Claude Bernhard entwickelte sich diefer Thierversuch zu seiner wissen.

und toxikologische Fragen zu lösen. . Karl Schmidt und Mitscherlich baben an der Hand dieser Thier versuche einen Nachweig über den Verbleib und die Umwandlungen vharmakologischer Agentien im Organismus erbracht, und Carl Ludwig gebührt das Verdienst, die graphischen Methoden zum Zwecke des Thierversuchz wissenschaftlich ausgebildet zu haben.

Auch die Chemie ist bei der wissenschaftlichen Entwickelung der Therapie hervorragend betheiligt.

zu Durch die Fortschritte der Ghemle wurde es ermöglicht, wirksame, organssche Substanzen auf synthetischem Wege herzustellen, welche zu in . ö. den Pflanzen enthaltenen wirksamen Stoffen sich ähnlich verhalten. .

Durch den Nachweis der chemischen Struktur schon bekannter Ver bindungen wurde die Abhängigkeit der pharmakologischen Wirkung viel · fach nachgewiesen und erkannt.

Demnach haben die verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen bei der Begründung einer wissenschaftlichen Arzneitherapie mitgewirkt. Biefelbe beruht nunmehr auf dem klinif ben Verfuche, auf dem wissen. , Thierversuche und auf der Erfahrung, der Mutter alles Wissens überhaupt.

Ibre Aufgaben gipfeln nunmehr in der Untersuchung des chemischen Verhaltens und der physiologischen Wirkungen aller pharmakologischen Agentien, insofern als sie verwendet werden können, die Gesundheit zu bewahren oder wiederherzustellen.

Die Thierheilkunde hatte im Anfang und in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bei der Begründung einer wissenschaftlichen Arzneitherapie den ersten Antheil genommen.

Gerade unsere Hochschule hatte das Glück, zu jener Zeit in ihrem Lehrkörper einen Vertreter der experimentellen Arzneitherapie zu be= in sitzen, der, was die Zahl der erprobten Arzneimittel an gesunden und er kranken Thieren anbetrifft und was die Vielseitigkeit und Gründlichkeit feiner Versuche anlangt, bisher nicht übertroffen wurde. Hertwig zu J ist als der Schöpfer der deutschen BVeterinärpharmakologie anzusehen. Das Ergebniß seiner scharfen Beobachtungen und ausgezeichneten, in⸗ immer den praktischen Zielen angepaßten Arbeiten ist in seinem Lehr⸗ buche der thierärztlichen Arzneimittel niedergelegt, das durch die zahl- reichen eigenen Versuche und Beobachtungen stets einen großen Werth behalten wird und stets als eine Zierde der thierärztlichen Literatur dez angefehen werden muß. Konnte auch bei der weiteren Entwickelung der Arzneitheravie die Thierheiltunde mit der humanen Medizin nicht der Schritt halten, so muß doch anerkannt werden, daß auch in dieser Zeit und namentlich in den letzten Dezennien achtunggebietende und werthvolle Arbeiten geliefert sind. Zu diesen Erfolgen haben die an verschiedenen thierãrztlichen gen Lehranstalten errichteten pharmakologischen Institute wesentlich mit der beigetragen. Ich erinnere an die Arbeiten Feser's in München und die des nge pharmakologischen Instituts unserer Hochschule in den Jahren 1886 und den folgenden Jahren; ferner an die Heilung der Aktimonykose Jodkalium, welche zuerst von dem Thierarzte Thomassen in Utrecht 1885 erprobt, fpäter in die humang Medizin übernommen wurde, an die Einführung des Eserins, des Pylocarpins, der Arekanuß, bes Arekolins, des Chlorbariums in den thierärztlichen Arjneischatz. die Behandlung der Gebärparese mit Jodinfustonen in das Euter, die, wie viele andere, sich als bervorragende Arzneimittel erwiesen haben und eine erste Stelle in unserem Arneischatze stets behaupten werden. Den Arbeiten auf dem Gebiete der experimentellen thierãtitlichen

hierarzneikunde bestimmte Arzneistoffe in das Armeibuch für das ber Beutsche Reich Aufnahme gefunden haben.

Die Lehre Virchows, daß alle krankhaften Vorgänge in die Organe, Gewebe und zuletzt in die Zellen zu verlegen sind, zeitigte in der und Therapie auch die Bemühungen und das Bestreben, Mittel zu finden, en welche örtliche Beziehungen zu den erkrankten Organen oder deren zelligen Elementen besitzen und erkennen lassen. leses Heilprinzip wird nunmehr als die Lokal- oder Cellulartheravie bereichnet.

Alle Versuche, die nach dieser Röichtung gemacht sind, haben in jedem Falle nicht zum Ziele führen können, da wir aus den chemischen der ÜUmsetzungen gewisser KUrzneistoffe im Körper für deren eigenste thera peutische Bedeutung erst dann werden bündige Schlüsse ziehen können, wenn wir über das Leben der Zelle selbst, ibren inneren Lebeng⸗· den mechanismus besser unterrichtet sein werden alt heute.

Unsere Zeit hat nunmehr durch die Forschungen auf dem Gebiete über das Vorkommen und die Lebensbedin gungen niederster Lebewesen. der Bakterlen, bei gewissen Frankheiten in der Pathologie ein? folgen · schwere Umwälzung dergestalt hervorgerufen, daß an Stelle der chen pathologisch · anatomis chen Krankheitslehre die Erforschung der Krankheitẽ- ursache mehr in den Vordergrund gerückt wurde.

irn⸗ Die aetiologische Erforschung der Infektionskrankheiten, von Männern wie Koch und Pasteur begründet, zog alsbald das Bestreben die nach sich, eine Heilung der ansteckenden Krankheiten durch Ausschaltung der Krankheitsursache Ker Rrankheitzerreger aus dem spenifischen Krankheiteprozesse herbeizuführen.

Bei einem derartigen Heilprinzipe handelt man also weder nach den Grundfaͤtzen des Hyppokrates repulfiv, noch nach denen Galen s contraria Gontrariisẽéè, auch nicht nach den homöovathischen „similin Iimilibusé oder dem Wahlspruche der allen Isopathie „aequalia die aequalibus?“, sondern einzig und allein nach dem Grundsatze, die von außen stammende Ursache der Krankheit hinwegzunehmen oder un schädlich zu machen. Von einer Einwirkung auf die Zellen und Organe. wie bei der Lokal oder Cellulartherapie, wird bei diesem Heilprin zip ganz abgesehen.

Dag dieser Heilabsicht zu Grunde liegende Heilprinzip nannte die Bebring, im Gegensatze zu den allbopathischen, allovathischen. homßöopathischen und sfopathischen Heilprinzipien, das aetiologische die Heilyrinzip !.

Der Erste, welcher das aetiologische Heilprinziv praktisch ver⸗ wertbete und mit dem allergrößten Erfolge in Anwendung brachte,

konsequent jur Durchführung brachte. ;

und Als ein Beispiel für die Anwendung dieses Heilprinziys in der inneren Medizin führte Behring auch die Wirkung der Chinarinde oder des Chinins auf die Mtalarialrankheit der Menschen an, die sich durch keines der bisherigen Heilprinzivien erklären lassen wollte und nach den neueren Forschungen in der unschädlichen Beseitigung der Krankheitzursache, der im Blute lebenden Malariaplasmodien besteht. der Bie großen Heff nungen, die man nach der Erforschung der Krank⸗ bers heitscrreger zahlre cher Insektione krankheiten nunmehr in die agetiolo- gische Therapie gesetzt hatte, erfüllten sich nicht. Die lebenden Körper⸗

znnere Desinfektion als die bis jetzt bekannten Krankbeitserreger der die Bakterien —.

Diese letzteren überdauerten also das Abfterben des Organismus bei einer derartigen Behandlung. Ertst nachdem späterhin der Nach weig erbracht war, daß die speylficchen Krankheitsursachen bei den an⸗

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stickenden Krankheiten an Gifte gebunden sind, welche, im Blutserum