1900 / 41 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Bevölkerung und des städtischen Charakters zulassen wird, stebt dahin; aber dem Kreis eine gewisse Schonzeit zu gewähren, halte ich mi Herrn Abg. Ring allerdings für geboten. (Gravo Abg. Dr. Lotz (b. E. P) tritt dafür ein, daß das Hauptgewicht bel der 1 der Verwaltungsbeamten auf die praͤktische Aus- bildung im Verwaltungsdienst gelegt werde, Gerade diese Thätigkeit bei den lokalen Behörden und den Landrathsämtern wirke segensreich. Die Vorbereitungszeit von zwei Jahren sei durchaus nicht ausreichend. Bezüglich der Dezentralisation der Verwaltung und besonders der Fnklastung der Regierungs- Peäsidenten stimmt der Redner dem Abg. pon Zedlitz bei. Ben Landratheämtern sollten allerdings keine neuen Geschäfte übertragen werden, wie der Minister annehme, sondern sie sollten 2 vf e Tah 3. ,, sie jetzt lediglich Durch⸗ angsstation seien, selbständig entscheiden. 1 ahh Vorster (fr. konf): Die im Erwerbsleben stehenden Kreise wünschen eine technische Ausbildung der Ver waltangsbeamten; dle ihn. . Ausbildung in den technischen Wissenschaften enügt n . ; 8 n,, Gteboecki (Pole): Der Minister hat auf die ruhigen Ausführungen meines Fraktlonsgenossen in sehr erregtem Tone ge⸗ antwortet. Für das Gedelhen der polnischen Bevölkerung zu sorgen, sst einfach Pflicht und Schuldigkeit der Regierung gewesen, Der preußische Bauer vor hundert Jahren stand viel schlechter da als der polnische. Der Redner führt einige Beispiele an zum Beweise dessen, daß die Polen von der Ver waltung mit anderem Maße gemessen würden, als andere Staatsbürger, und fäbrt dann fort: Die willkürliche Aende⸗ rung von Ortsnamen ist eine Maßnahme, die die Bevölkerung aufs tiefste verletzt. Die Bevölkerung bleibt nun erst recht polnisch, der Zweck der Aenderung ist überhaupt nicht zu erkennen. Für die einzelnen Presseäußerungen kann man nicht die gesammte Nation verantwo tlich machen, wie auch der Minister anerkennen muß und durch seine Rede anerkannt hat. Solange wir bebandelt werden als ein Volk, welches auf der Aussterbe Etat steht, müssen wir uns ab- und zusammen⸗ schließen. Der Minister beklagt sich über den Bovkott bei den Polen, er hah doch lange selbst an der Spitze der größten Boykottkommission gestanden. Der Minister bat ein demagogisches Polenthum ausfindig gemacht; das war mir bisher unbekannt.

Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben:

Meine Herren! Ich beabsichtige nicht, die von mir nicht inscenierte Polendebatte fortzuführen und hoffe, damit auch dem Wunsche des hohen Hauses zu entsprechen. Nur zwei Worte. Erstens habe ich den Ausdruck Boykott, über den der Herr Vorredner sich so echauffierte, garnicht gebraucht, und zweitens werde ich die speziellen Fälle, die er mitgetheilt hat, eingehend prüfen und die Berichte von den nachgeordneten Behörden einfordern.

Abg. Kreitling (fr. Volksp.) spricht sich gegen die von der Regierung geplante Regelung der Polizeiverbältnisse in und um Berlin aus, insbesondere gegen das neue Ober -⸗Präsidium für Berlin, welches sich als „Präfektur im schönsten Sinne des Wortes da stelle. Der Verkebr der Polizei mit dem Publikum sei in Berlin besser, die Beschwerden seien seltener geworden. Hoffentlich halte diese Besserung an.

Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben:

Meine Herren! Ich bin in der Lage, die Antwort, die der Herr Vorredner wünscht, zu geben, und zwar positiv dahin, daß, glaube ich, von keiner Seite die Absicht bestebt, etwa den Polizei Präsidenten mit den Funktionen der kommunalen Aufsichtsbehörde von Berlin und den drei in Rede stehenden Vororten zu betrauen, das würde auch ganz undurchführ bar sein, denn das Polizei Präsidium ist jetzt schon eine Behörde von einem Umfang geworden, daß der Leiter kaum noch die einzelnen Theile übersehen kann. Ihm nun noch die kommunale Aussicht über Berlin und die Nachbarorte zu übertragen, wütde schlechterdings unmöglich sein. Aber der Gedanke ist der wie gesagt, die Sache ist noch nicht völlig ausgereift, sie befindet sich im Stadium der näheren Prüfung einen besonderen Ober - Präsidenten für Berlin und die drel in Rede stehenden Vororte zu etablieren, der die kom munale Aufsicht gleichmäßig für diese vier in Rede stehenden Stadtgemeinden handhabt, und ich gebe mich mit Herrn Abg. Kreitling der Hoffnung hin, daß diese gemeinsame Thätigkelt zum Segen beider Theile ausfallen wird. Die Erfahrung haben wir oft gemacht, daß die gemeinsame Arbeit auch sonstige Gegensätze überbrückt und zum gegenseitigen Verständniß und zum Zusammenarbeiten führt, und ich hoffe, diese Erfabrung wird auch bier bei der Neuorganisation, wenn sie hoffentlich einmal ins Leben treten wird, gemacht werden. (Rufe: Vertagen!)

Um 4, Uhr wird die weitere Berathung auf Mittwoch 11 Uhr vertagt.

Höhe der Schneedecke in Zentimetern am Montag, den 12. Februar 1900, um 7 Uhr Morgens.

Mitgetheilt vom Königlich preußischen Meteorologischen Institut. (Stationen nach Flußgebleten geordnet)

Oestliche Küstenflüsse.

Memel (Dange) 22. Tilsit (Memel 15, Jasterburg (Pregel) 14, Hellsberg (Degel) 5, Königsberg i. Pr. (Peegel) 9.

Weichsel.

Cjerwonken (Bobr, Narew) 24, Marggrabowa (Bobr, Narew) 20, Klauff'n (Pissa) 2. Neideanburg (Ẃiea) 13, Osteroꝛe (Deeweng 6, Altstaot (Drewen 10, Konitz (Grahe) 11, Bromberg (Brahe) 9, Graudenz 5. Bereat (Ferse) 15, Marienburg (Nogat) 7, Hoppendorf (Mottlau) 16.

Kleine Flüsse zwischen Weichsel und Oder. Lauenburg i. P. (Leba) 6, Köslin (Mählenbach) 11, Schwelbein (Rega) 8. 9d er.

Schillersdorf 8, Leobschütz (Zinna) 18, Ratibor 8, Beuthen (Klodnitz] 6, Opp ln 17, Habelschw rot 27. Wölfel s dorf (Glatzer Neisse) Brand (Glatzer Ne sse) 70, Reinerz (Glatzer Niisse) 46, Glatz (Gatzer Neisse) 23, Görbersdorf (Glatzer Ne ss.) 45, Frien= land (Glatzer Neisse) 32, Weigeledorf (Glatzer Neisse) 25. Rosen—⸗ berg (Stober) 8, Breslau 20, Liegnitz (Katzbach) 11, Fraustadt (Landgraben) 9. Schwarmitz 8, Geünberg —, Krum mhübel (Bober)) 16, Wang (Bober) 60, Eichberg (Bober) 18, Schreiberhau (Bober) 22, Warmbtunn (Bober) 11, Binz⸗ lau (Bober) 15, Görlitz (Lausitzer Neiss) 19, Frankfurt 14, Ostrowo (Warth) 14, Posen (Warthej 6, Tremessen (Werthe) 8. Samter (Warthe) h, Paproisch (Warthe) 6. Neasteitin (Wacthe) 10, Deutsch⸗ Krone (Wirten 5, Landsberg (Wirthe) 3 Sietin 11, Pammin (Ihna) 12, Prenzlau (Uecker) 9, Demmin (Peene) 3.

Kleine Flüsse zwischen Oder und Elbe.

Greifswald Putbus 5, Gästrow (Wirnow) 3, Rostock (Warnow) Kirchdorf auf Poel 4, Segeberg (Tape) 3. Lübeck 6 Eutin (Schwentine) 7, Plön (Schwentine! 8, Schleswig Schleh 6, Flensburg 7. Gramm (Fladsau) 19, Westerland auf Sylt 6, Wyk auf Föhr 10, Husum 10, Melderf 7.

Elbe.

Torgau 8, Dessau (Mulde) 4, Scheibe (Saale) 27. Neuhaus a R.

Saale) 95 21 (Saale) 7, Stadtilm (Saale) 9, Dingel⸗ dt (Saale) 5, Erfurt (Saale) 9, Sondergbausen (Siale) 6, tordhansen (Saale 1, Greiz (Saale) 1. Altenburg (Saale) g, alle (Saale) 8, Klostermansfeld (Saale) 13 Bernburg Saale) 8, lauzig (Sagle) 11, Blocken (Saale) 42, Quedlinburg (Saale) 8, arzgerode (Saale) 21, Magdeburg 8. Neustrelitz Havel) 11, Koitbus DVabelh 12, Dahme (Havel 16, B (Havelj 10, Blankenburg bei Berlin (Save) 10, Spandau (Hav) 10, Heinersdorf, Kr. Teltow (Havel) 16. Potsdam (Havel) 19, Brandenburg (Havel) 7, Kyritz Havel 5, Gardelegen (Aland) 12, Waren (Elde) 11, Marnitz (Elde) 6, Gern (Elde J, Dömitz (Elde) 6, Uelien (Ilmenau) 6, Lüneburg . 6, Neumunster (Stör) 7, Bremervörde (Oste) 6H, Helgo⸗

and —. Weser.

Meiningen (Werra) 4, Liebenstein (Werra) 7, Schnepfen⸗ thal Werra 22, Witzenhausen (Werra) Fulda (Fulda) —, Schwarzenborn (Fulda) 14, Cassel (Fulda) 6, Uslar 3, Dri⸗ burg (Neth) 4, Herford (Werre; 5, Nienburg 6, Scharfenstein (Aller 48, Brocken (Aller) 42. Ilsenburg (lle) Wasserleben (Aller) II, Braunschweig (Aller) 9, Hel mstedt St. Andreasberg (Aller) 10, Celle (Aller) 6, Göttingen (ler 3, Oderberg b. St. Andreasberg (Aller) 28, Herzberg (Aller) —, Clausthal (Aller) 32. Seesen (Aller) 12, Hannover (Aller) 8, Bremen Oldenburg (Hunte) b, Elefleth 1.

Kleine Flüsse zwischen Weser und Ems. Jever 4, Norderney —. Issel.

Ellewieck —. Ems.

Gütersloh (Dalke) 5, Münfster i. W. 109, Lingen 2, Osnabrück (Haase) Löningen (Haase) 3, Aurich 5, Emden 4.

Rhein.

Darmfstadt 2, Coburg (Main) 1, Frankenheim (Main) 18, Gelnhausen (Main) Frankfurt (Main) 2, Wiesbaden 2. Geisen⸗ beim 2, Bukenfeld (Nahe) 5, Marburg (Lahr) 4, Weilburg (Lahn) 1, Schneifel Forsthaus (Mosel) =, Bitburg (Mosel) 4, von der Heydt Grube (Mosel 2, Trier (Mosel) 3, Neuwied 9, Hachenburg (Sieg) ß, Siegen (Sieg) 106, Müllenbach (Sieg) 14, Köln 3, Krefeld 2. Arnsberg (Rubr) 8, Brilon (Rubr) 14, Alt -Astenberg (Rubr) 17, Dortmund g, Kleve 5, Aachen (Maaß) 8.

Der Höbe von 1 em Schneedecke entsprachen:

11. Febr. 1900 in Czerwonken 1.1 mm Schmelj⸗ ,, Marggrahowa . wasser. (Weichsel)

4

Neidenburg Altstadt Bromberg Schivelbein (Rega) Leobschũtz Habelschwerdt Schwarmitz ang Otrowo Samter 8 I ahausen Nordhau Pot z dam (Elbe) lelzen Liebenstein Schnepfenthal Fulda ö n, (Weser

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Literatur.

FF. Sieben Tage am Hofe Friedrich Wilhelm's J. Tagebuch den Professors J. A. Freylinghausen über seinen Aufent— halt in Wusterhausen vom 4. bis 10. September 1727. Mit Einleitung und Erklärungen, herausgegeben von Dr. Bogdan Krieger, Bibliothekar der Königlichen Hausbibliothek (ad int). Berlin. Verlag von Alcxander Duncker, 1909. 117 S, Pr. geh. 3 6, geb. 44. Gelegentlich einer wissenschaitlichen Bearbeitung der Bibliethek Friedrich Wilbelm's III. in Charlottenburger Schlosse fand Dr. Krieger ein Manuskript, worin der Peofessor Freylinghaulen, der Schwieger⸗ sobn und Nachfolger von August Hermann Francke, dem Stifter des Halleschen Waisenhauses, in Tagebuchform seine Unterredungen mit dem König über die ihm anvertrauten Anstalten ausführlich wieder. erzählt. Dieser Fand bildet zu dem bereits bekannten Tagebuch des fängeren Francke, der nach Feeylmnghausen bet dem König eintraf, eine willkommene Erginzung. Wenn sich das Gespräch auch zunächst nur um die Einrichtang und die Auesi vten der Franckc'schen Stiftungen drehte, so hat der König von seinem Gast doch auch ein Uctbeil über allgemeine Fragen religiöser At verlangt und seine eigene Stellung dazu in unzweideutigen Worten kundgegeben. Der König eiweist sich in den Fragen, die er dem Geisteichen vor legt, als ein na bdenklicher, Gew ßheit suchender Christ, und Freylinghausen bewährt sich in seinen Antworten als ein bibelsester, seiner Sache sicherer Theologe; dies giebt den Uaterhallungen zwischen ihnen einen bedeutsamen Inhalt; da aber die Aufzeichnungen unmittelbar nach den G sprächen Tag für Tag mit gewissenhaster Beschränk ing auf das deutuch Ecinnerliche erfolgt sind, so ift die Darstellung von einer ungemein anziehenden Frische und Lebendi keit. Die Hauptttäzer des Dialoges, aber auch die Personen, di gelegentlich ein Wort dazwischen werfen, wie bei der Tafel die Königin und die Generale, nebmen gleichsam eine greifbare Gestalt an, und es entsteht vor den Augen des Lesers ein kleines Geschichts. bild. Im Folgenden seien kurz die xreligiösen Anschauungen des Königs wiedergegeben, soweit sie sich im Gespräch mit Freyli ash ausen äußern. Der König sagt zum A schied: „Ich bin in der reformierten Religion geboren und erzogen, ich werde wohl auch darinnen leben und sterben, aber die Läheraner liebe ich auch und gehe lieber in ihre als in unsere Kirche. Sie werden auch nicht sagen können, daß ich ihnen was jzu Lede thäile; aber sie müssen sich nicht unter einander verketzern und dispurieren, sonzern einig leben, und wollte ich viel darum geben, daß sie recht könnten vereiniget werden, aber das will nun noch nicht sein, sie müssen sich aber ver= tragen. Der König gebörte, gleich seinen Vorfahren von Johann Sigismund ab, der reformierten Kirche an; daß er aber den Katholiken gegenüber die Lätheraner als seine Konsessionsgenossen ansah, kat er funf Jabre nach dem in Rede stehenden Gespräch dadurch bewi sen, daß er ohne Furcht vor dem habebursischen Kuser die voa dem Erj— bischof Firmian vertriebenen lutherischen Saljburger in Preußen auf— nahm. Insofern der König eine Vereinigung der beiden ebangelischen Bekenntnisse herbeiwünichte, kann man idn als einn Vorläuser der von Friedrich Wilhelm III. gescheff nen Union bezeichnen. Er für seine Peison haite die Vereinigung bereits vo Ljogen, denn in einem Punkt iheilte er er tschi⸗den Läthei's Glauben, in der Lehre von der Gnadze. Den Satz der Reformierten von der Prad stinanion und der besonderen Gäadenwahl hielt er für irresübrend und nahm dasür mit Läathet eine allgemeine Gnadenwahl an. In der Auffassang des Abendmahls dagenen verblieb er auf dem Standpuntt Calvin's. Rr ylghausen berichtet über beides: Rex fing an darauf weitlärfig zu peroriéeren von der

Schädlichkeit des particularismi, und wie er entweder die P- zweiselung oder große Sicherheit nach sich zöge. und kam . Lehre vom Abendmahl, darinnen er unserer Meinung nicht pflichten könnte.. Freylinghausen erwiderte sie hätten klare Wor für sich und führen dabei am sichersten. Die Möglichkeit lasse fit mit der Vernunft nicht begreifen. Gleich seinem 12 dem Großen Kursürsten, fühlte sich der König berufen, die Protestanten gegen ibre katholischen Bedränger zu beschützen. Als es drei Jahre vorher in Thorn zu einem Sturm auf dag Jesuitenklester gekommen war, hattzn es die Jesulsten bel der polnischen Regierung durchgesetzt, daß der Stadt Präsident Kößner nebst neun Bürgern enthauptet, Protestanten die Marienkirche genommen und in der überwiegend Hprotestantischen Stadt der Magistrat von da ab zur Hälfte aus Katholiken zusammengesetzt wurde. Damals hatte der König den Pcotestanten zu ihrem Rechte verhelfen wollen, aber ohne den Be. stand Englands nichts ausrichten können. Auch in Kurland suchte er den Uebergriffen der Katholiken entgegenzutreten. Von beiden Be strebungen des Königs ist im Folgenden die Rehe, wo es heißt: Auch ward von Kurländischen Affären und dem Grafen Moritz gesprochen und daß es über die Protestanten in Kurland wieder hergeben würde Worauf Rex sagte: Wenn der König von Engelland hätte mit an. spannen wollen, sollten sie in Thor alles wieder bekommen haben; aber, sprach Er, „er wollte nicht. Zum Schluß sei darauf aufmeiksam gemacht, eine wie hohe Meinung der König von den Pflichten einez Hofpredigers hatte. Freylinghausen schreibt: Ich erinnere mich mweierlel, so der König damals redete. Das eine war eine Anrede, die Er, Rex, an den König bon Polen halten wollte, wenn er ein Prediger wäre, um ihn zur Buße zu bringen, die sich aber besser mündlich wird erzählen, als schriftlich repitieren lassen. Das andere war, daß Rex von sich selber selber sagte: „Ich kann noch eine Weile leben und ich werde in meinem Christenthum besser, welches Gott gebe, oder schlimmer; wenn ich aber schlimmer werden sollte, so helte ich alle die Priester, die es sehen und mir nicht sagen, für Erzschelme“ (N. B. Rex meinte, die Prediger müßten ihr Amt bei dem König von Polen nicht in Ücht genommen haben. Es könnte noch mancher ansprechende Zug dez Röagigs mitgetheilt werden, soweit er in der Unterhaltung mit seinem Gast, mit seinen Familiengliedern und seinen Generalen hervortrat, doch es mag genügen, die Litenden Gesichtepunkte in seinen religiösen Vorstellungen betont zu baben. .

Meyer's Reisebücher: Italien in sechzig Tagen von Dr. Th. Gsell Fels. Zwei Theile in einem Bande. Mit 22 Karten, 38 Plänen und Grundrissen. Leipzig und Wien, Verlag des Bibliograpbischen Instituts. Pr. geb. 9 M Dieser vortreffliche Fühler liegt hiermit in einer völligen Neubearbeitung vor, welche jedoch die Art und die Ausdehnung der Schilderung der Kunftschätze sowie die Verwerthung der kunstgeschichtlichen Forschung für eine lehr und genußreiche Betrachtung beibebalten hat. Dem entsprechend behandelt Glell Fels' „Italien in sechtig Tagen! nur so viel, wie bei gleich. mäßiger Vertheilung des gegebenen Zeitraums (der längsten Dauer der italienischen Rundreisebilleis) wirklich gesehen werden kann. Deshalb ist auch bei der Führung das Hauptgewicht auf dieienigen Städte und Gegenden gelegt, welche von allen Touristen besucht ju werden pflegen, und hier gelangt vor allem wiederum datjenige ein—⸗ läßlicher zur Darstellung, was Italien Eigenthümliches und in befonderer Vorzüglichkeit bietet. Ausführlicher als in andern Reise⸗ büchern sind indessen die Baulichkeiten, Skulpturen und Bilder ge— schildert, die den Höhepunkt der italienischen Kunst repräsentieren, und die darum jeder Italienreisende sehen will. Die Verlagsbuchbandlung hat auf die kartographische Ausstattung deg neuen Italien-Führers besonders große Sorgfalt verwandt und ist auch dem praktischen Bedürfniß des Reisenden dadurch entgegengekommen, daß sie das Buch in jwei Theile zerlegbar hat herstellen lassn. Zum Beginn der Reisesoison für den Süden wird der altbewährte Führer vielen Touristen willkommen sein.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

A. F. Dle Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft! hat ibre Winter Versammslungen am Montag, den 12. Februar, eröffnet; allein erst heute, am dritten Tage, beginnen die Versammlungen der Ab⸗ theilungen, denen sich am Freitag, den 16., die Hauptwersammlung anschlteßt. Für die vorher stat findenden Sitzungen der Ausschüsse und Sonderaue schüsse ist die Oeffentlichkeit ausge schlossen. Solcher Sitzungen von wesentlich geschäftlichem Charakter fanden am Montag zwei statt. Es tagten der Sonderaueschuß für die Kultur des Marschbodens und der zur Bekämpfung der Thierkrankheiten. In einer dritten Sitzung machte sich das Direktorium über den am Donnerstag in öffentlicher Gelammtausschuß⸗Versammlung zu er— stattenden Jahresbericht schlüssig. Auch der Dienstag war nicht weniger als 12 Sonderausschüssen zur Erledigung ihrer Spezial⸗ angelegenheiten vorbehalten, deren Namen Zeugniß von der Velseitig= keit der arbeitsreichen Bestrebungen der Deutschen Landwirthschafte⸗ gesellschaft ablegen. Es tagten Sonderausschüsse für Pferdezucht, Rinderzucht, Thierabbildungen, Merinozucht, Ziegen zucht, Schweine jucht, Fleischschafzucht, ferner die Ausschüsse der Dünger ⸗Gztainit /) Abtheilung, der Uckerbauabtheilung. der Thierzuchtabtheilung und die Richterausschüsse für Bindemäher und für Flachzentkaotungsmaschinen. Doch war dieser Tag auch nicht ohne anregende öffentliche Versammlungen im Rahmen der landwirthschafilichen Woche; denn es hielten Generalversamm⸗ lungen der ‚Deutsche milchwirthschaftliche Verein‘, die Vereinigung der „Steuer und Wribschaftsteformer“, der Verein zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche“ und der ‚„Ausschuß füc Wohl⸗ fahrtspflege auf dem Lande“, denen sich am Abend noch der Klub der Landwirthe mit einem Vortrage des Herrn Regierungsraths Dr. Frel= herrn von Tubeum⸗Berlin über wichtige Baumkianthetten und ihte Bekämpfung anschloß.

In der Ver ammlung des Deutschen milchwirthschaft⸗ lichen Vereins“ bildete die Gefahr der Uebertragung der Tuberkulose durch die Kuhmilch und die Maß ahmen zur Herabminderung oder Beseitigung der Gefahr den Haupt zenstand der Verhandlungen. knüpfte sich daran ein Referat von Professor Dr. Veth. Hameln über periodische Butteiprüfungen und Mittheilungen über neue Erscheinunzen auf dem Gebiet des Molkereiwesens.

Sehr zahlreich besucht war die Generalversammlung des . Ver= eins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche“; sie wurde wegen Erkrankung des Eisten Vo sitzenden, Rittergetsbesitzers Pogge, vom Zweiten Vorsitzenden, Freiberrn bon Wangenheim geleitet. Es waren u. a. vertreten das Ministerium für La dwirthschait durch die Herren Unter Staatsselretär Sterneberg, Ministerial Direktor Dr. Thiel, Land Foist⸗ meister Waechter, das Minifterium des Innern du den Geheimen Ober ⸗Regierungsrath Dr. Krohne. Vorlegung und Genihmigung des Kassenberichts, aus dem hervor ing, daß der Verein 647 Mitglieder besitzt und von ibm 45 Zwei vereine ressortteren, gelangten zwei Anträge zur einstimmigen Annahme. Der eine bittet den Minister für Landwirtbschast z. um Herbeisührung einer zuverlässigen Moorstatistik und, zur Gimös— lichung einer solch n, um Feststellung des Begriffs . Moor“. Der antere nimmt für das Jabr 1903, das 29. Jihr des Beft heng kes Vereins, eine jweite Ausstellung für Moorkultur und Toif— indasttie, und zwar in Berlin während der „großen land— wirtbsckastlichen Woche in Aussicht. Unter den Vorträgen errenten die Mittoeilungen des Kurators der Moor. Verluchsstation Bremen Geheimen Res ierungs aths, Profeffors Pr. Fle scher über Dies und Jenes von der Moordammlultur“ und des Prof ssors Dr. Tadk⸗ Bremen über „negeie Eifahrungen auf dem Gebiete der Mooꝛkultut dis lebhaft'ste Intzress: der Versam nlung. An dieselben schloß 1 eine alle Seiten dieser wichtigen Kultar behandelnde Diskussion. Gn oritier Vortrag betraf die Tichnik ter Wasserhebung bei lůnst· licher Entwässerung der Moore und die von dem vortragenden Räeagierun 8 und Baurath Danckwerts- Königsberg i. Pr. bei der Gut⸗ wosseruag dis Memel Deltas angewa dien Meihoden, wobei elektrische Krastübernagung auf im Gelänte vertbeiste ni risug⸗ pumren als desonders empfeblenswerth herauegefellt bat. Windrad sind wegen ihrer Unstetigkeit ganz außer Gebrauch gekommen, dagegen

*

ist an einer anderen Stelle ein großes Wasserschöpfrad, das bei 8 m esfer und 1, m Breite 11 ebm in der Sekunde bebt, mit gute n Frfolge in Anwendung. Aus den vorgedachten Mittheilungen von aukoritativer Selte ging hervor, daß die Moortultur langsame, aber ere Fortschritte macht, daß Ende 1898 41 Qiadratmeilen deutschen vorlandes theils eniwässert, theils in der Entwässerung begriffen waren

d daß man immer mehr gelernt bat, die Methoden den einzelnen anzupaffen, sodaß Fehlschläge selten sind. Besonders eherrscht man die Verwendung künstlicher Düngemittel in der Mon dammkultur, wie bei der Umwandlung des Torf⸗ moors iu Wiesen· und Weideland, mit zunehmender Sicherheit, wenn es sich auch als sehr schwer herausgestellt hat, den hohen Sticktoff gehalt des Torfmoores in lösliche Formen und die Richbeba⸗dlung des entwässerten Bodens in ein allen Fällen, an⸗ gepaßtes Schema ju bringen. Geheimer Regierungsrath Fleischer sprach es aus, daß die Frage, ob Aussicht vorhanden sei, daß die

beuische Lan wirthschaft auf absehbare Zeit das uns nöthige

Brolkorn selbst erzeugen könnte, getrost besiht werden dürfe, wenn auch unter Vorbehalt solcher Preise des Brolkorns, daß die Erzeugung sich l᷑ohne. Die Fortschritte der Wissenschaft und Technik verbürgen unz Erträge von ungeahnter Höhe und selbst von verküm merten Böden, die wir in hohen Kulturzustand zu bringen immer sicherer lernen. Der Vorsitzende, Freiherr von Wangenheim konnte aus seiner eigenen Erfahrung und aus den Beobachtungen am Leba-Bruch in Pommern nur die außerordentlich: Ertragesteigerung der in Kultur genommenen Moorbsöden bestätigoén. Im Leba Bruch sei der PKiesenertrag in wenigen Jahren von 6 bis 8 Zentnern auf 39, jn b Zentner pro Morgen gestiegen. Diese Ergebnisse seien dort,

wie anderwärts, z. B. zwischen Hamburg und Bremen, derartig in

die Augen fallend, daß auch die im Fortschreiten zu besseren Kulturen etwas schwerfälligen Kleinbesitzer sich herbeidrängten, um das Verfahren kennen und auf ihre Böden anwenden zu lernen. Auch in der sich anschließenden Diskussion kamen sehr intereffante Dinge jur Sprache, . BH. die merlwürdig günstige Erfahrung, die mit sehr früh⸗ jeitigem Säen gemacht worden ist. Hafer, schon am 26. Fe⸗ bruar aus esät, erträgt den Frost viel besser als später ausgesäeter und giebt größere Erträge. Aehnlich verhält sich Winter⸗ getste, die auf Moordämmen eine Z bis 3 Wochen frühere Maähezeit als der Roggen eirelcht hat und welche man durch besonders starke Kainttdüngung in ihrem Stärkegehalt so anreihen kann, daß sie als te Brauergerste verwendbar wird, was bei Winte gerste wegen ihres kohen Stickstoffgehalts sonst gewöhnlich nicht der Fall ist. Immer wichtiger und bedeutungsvoller erscheint die Auswahl des Saatguts für die Erträge. Es kommt nicht sowohl auf große, als auf schwere Körner dabei an, die keimsicherer, von schnellerem Wachsthum und wieder- ftandè fähiger gegen Feinde sind und zuweilen bis 70 höhere Er⸗ träge bringen als minder sorgfältig gewäbltes Saatgut. Auch für Runkeln und Kartoffeln zeigt die Moordammkultar unerwartet hohe Erträge. In Klein Spiegel wurden vom Morgen im vorigen Jahr 125 ir ter Champion ⸗Kartoffeln von über 190.½ Stätkemehlgehalt geerntet. In der Versammlung des ‚„Ausschusses für Wohlfahrts—⸗ pflege auf dem Lande“, welche der Ministerial Direktor im Ministerium für Landwirthschaftꝛc., Wirkliche Geheime Ober ⸗Regierungs⸗ rath Dr. Thiel leitete, waren Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig Holstein, Vertreter des Reichs. Versicherungzamts, des Bundesamts für daz Heimathwesen, des Kalserlichen Gesundheitsamts, der preußischen Ministerien, der Zentralbehörden anderer Bundesstaaten, der preußischen General ·Kommisstonen, der Landwirthschaftstammern, Delegirte land⸗ wirthschastlicher Vereine und Genossenschaften u. A. zugegen. Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden erstattete der Geschäfts⸗ führer Heinrich Sohnrey in Berlin den Jahresbericht, welcher von den Zvecken und dem stetigen Fortschreiten des Vereins bei wachsender Theilnahme in allen Kreisen das Günstigste zu sagen wußte und in den Worten gipfelte, die angestrebte Wohlfahrtspflege solle sich zu echter und rechter Heimaths— pflege entwickeln. Im Anschluß bieran trug Regierungsrath von Behr⸗Frankfurt a. O. zahlreiche Beispiele aus der Praxis vor über Linderung der Leutenoth auf dem Lande mit Hilfe der inneren Kolo nisation, die allen Bemängelungen zum Trotz sich als ein wirksames Mittel zur Seßhaftmachung der ländlichen Arbeiter, zur Hebung und Mehrung des Bauernstandes und zur Beseitigung der Kluft zwischen Großgrun dbesitzer und Besitzlosen auf dem Lande erweist. Die Errich ˖ tungbon ca 8000 Rentengütein bis Ende 1893 wird durch den sozialen Erfolg sich immer mehr als eine Großthat auf dem Gebiet der Volkswohl⸗ fahrt herausstellen und der frische Optimismus, mit dem die Gesetze vom 27. Jani 18980 und 7. Juli 1891 s. Z. durchgesetzt wurden, gegen den jweifelnden Pessimismas Recht behalten. Als zweiter Be— richterstatter sprach Landesrath Dr. Liebrecht annover über das Thema: Woher kommen die Mittel zum Bau ländlicher Arbeiterwohnungen? Die Antwort laut te, daß zu die em guten Zweck recht wohl die 740 Millionen Mark helfen könnten, welche die Landesversicherungeanstalten für die Alterg⸗ und Invaliditäteversicherung bereits angesammelt hätten, und daß hierfür, da jetzt die gesetzliche Möglichkeit bestehe, in der Provinz Hannover ein vielbersprechender Anfang durch Beleihung von M beiter wohnungen in Höhe von acht Millionen Mark gemacht worden sel. In der sich anschließenden Debatte gingen die Ansichten sehr weit aus einander. Aus Schleswig⸗Holstein wurde lebhaft sekundiert und dafür Meinung zu machn gesucht, daß die Sparkassen die Vermittelung Übernehmen sollten. In der Provinz Sachsen will sich die in Halle neu begründete ländliche Baugenossenschft der Aufgabe der Ver⸗ mlttelung unterziehen, in Merseburg siad bereits 68 Ache terbäuser aus den Mitteln der Landesveisicherungsanstalt beliehen worden. Greße Bedenken erregte allerseits die Frage; wie sind die beiden Zwecke: bessere Wohnstätten für die ländlichen Arbeiter und Sicherung der ländlichen Arbeitsktäfte zu vercinigen? Da man dem Miether solcher Wohnung kaum die Pfl cht auf⸗ erlegen kann, ein beftimmtes Arbeitsverhältniß dauernd sortzusetzen, jumal ihm auch die Möglichkeit gewäbit werden soll, Besitzer der Wohnstätte zu werden, so könnte der Fall eintreten. daß der den Land⸗ wirthen besonders am Herzen liegende Zwick, seßhafte Arbeiter für fich zu gewinnen, gänzlich vercitelt würde. Mindestens müßte dem jum Besitzer gewordenen Arbeiter die Beschränkurg eines dem Arbeitgeber zu gewärrenden Vorkaufstechts auferlegt werden. In diesem Stadium der Erörterung regte Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein die Vor. frage an, ob denn eizgenflich eine ländliche Wohnungk⸗ noth bestehe, er meine, es best he nur eine Leut noth, aber nicht des—⸗ balb, weil es an Wohnungen mangele. Ja, die ländlichen Wohnungen seien häuft besser und größer als die engen Gelasse, mit denen der großstädtische Acbeiter viel ach verlieb nehmen müsse und die er zugleich tbeurer bezahlen müsse als die ländlichen. Er kenne die ländlichen Arbeitsverbaltnisse in den beiden Provinzen Schlesien und Schleswig- Holstein. Da seien die Ansprüche sehr verschieden, denn in Schleswig- Holstein sei die Lebens baltung der Aibeiter eine ungleich b ssere. Auf diese roßen provinziellen Verschiedenheiten müsse bei Beurth ilung der tage gehörige Rücksicht geommen werten. Im übrigen sei es frag⸗ lich, ob durch Gewährung hünschr Wohrstätten die Arbeiter auf dem Lande zurücksuhalten sein würden, die alteren vielleicht, aber die jüngeren würden immer zur Stadt gehen, deren Vergnügunze) sie an . zogen. Die ganze Frage sei äußerst schwierig, aber er freue sich stets, sie unentmuthi,t immer von neuem behandelt und ihrer Lösung näher ge⸗ ührt zu sehen. Ein schlesischer Rittergutebesitzr aus Kolzig, Kreis Grünberg, bekannte sich als eifriger Förderer der Angelegenh it, er babe selbsft 19 Kolonialstellen errichte, obne erhebliche persönliche Dyfer bringen zu müffen, und der Eifolg sei, daß er keine Arbeiter. noth kenne. Die etwa veimißten Vergnügungen der Stadt ersetze er dadurch, deß er in sechs von ihm gegründeten Vereinen Winter— bergn ügungen veranstalte und Anregungen verschiedener Art gebe. Er lege nicht einmal großen Werth darauf, daß alle Jahaber seiner Kolonialstellen ausschließlich bei ihm arbeiteten; deß sie bei ihm feßhaft seien, genüge ihm. Diese Anschauung erfreute sich indessen der Zustimmung der Versammlung nicht. Es

wurde immer wieder zu äußerster Vorsicht bei Behandlung der ganzen af ermahnt. Einige kürzere Vortiäge beschlofsen die bis nach O0 Ühr Abends dauernde Versammlung u. a. der Bericht über den Eutiner Hausfleiß“', eine von der Frau Oekonomierath Petersen⸗ Eutin ins Leben gerufene menschenfreundliche Einrichtung. Mit der Versammlung war eine Ausstellung diesez „Eutiner Hautfleißes“ ver⸗ bunden, der man noch einiges andere Lehr⸗ und Anschauungsmaterial zur Pflege der heimathlichen Vorgeschichte hinzugefügt hatte.

Olivenernte Italiens.

Der Kalserliche General⸗Konsul in Genua berichtet unter dem 5. 8. M. Folgendes:

Genueser Zeitungsnachrichten zufolge sind in den letzten 8 Tagen ungefähr 309 Fässer Olivenöl ausgesuchter Qualität aus Spanßen und andere Mengen von Bari, Sizilien und Sardinien eingeführt worden. Die Preise bleiben für alle Qualitäten fest, speziell für die Ligurischen aus Bordighera, Oneglia und Porto Maurizio. Für die reinsten, wohlschmeckendsten und zum Export am meisten geei neten werden für 100 kg im Depot gezablt

für ausgesuchtes Bari, und Sardinenöl 140 - 160 Lire, e 1 Bordighera · Oel... . 135— 09 Oneglia⸗ und Porto Maurizio Oel 135-160 . ausgesuchte spanische Oele 100—- 130

Antwerpener Getreidemarkt im Januar 1900.

Der Kaiserliche General⸗Konsul in Antwerpen berichtet unter dem 7. d. M. Folgendes:

Nach längerer Stille entwickelte sich im letzten Drittel des Monats ein lebhaftes Geschäft in vorräthiger Waare, infolge dessen die Weizenorräthe erheblich abnahmen. Die Preise stiegen um 25 bis So Cts. für den Doppelzentner und stellten sich am Monats— schluß ungefähr, wie folgt:

Weizen: , 89 Kansags .. k kalifornischer. Walla Walla .. Calcutta Club II ; Plata, je nach Güte. d k , . nicht vorrãthig ,, K Donau und Nordamerika. inländischer. . . zu Futterzwecken. R russischer und nordamerikanischer Odessa und Donau.. . Plata und Nordamerika Weizenmehl: inländisches ; ! ö

Die Vorräthe wurden Ende Januar 1900 geschätzt auf: Weizen: 6090 000 42 Gerste: 70 000 Mais: 30 000

n nicht nennenswerth in erster Hand.

Im Laufe des Monats Januar 1900 wurden eingeführt in Antwerpen:

Roggen: aus den Vereinigten Staaten von Amerika 11520 da Britisch⸗Indien . w 780 w 750 , 10

135 080

w 1080 Rumänien. kJ 183 670

e 191 760

den Vereinigten Staaten von Amerika 76 950

Brasilien. w 69 350

k 5000

k 1689

4569 480

aus Dentschland RJ 510 den Vereinigten Staaten von Amerika 77 400 Rußland . 20 070 J / 8 950 I 7940

k 3340 mne, . 3050

1 16560

dd / 1130

J 1120

k O 980

ö 710

126 860

1 5 22 690 den Vereinigten Staaten von Amerika 4960

e . 40

J 40

2 7090

Mais: aus den Vereinigten Staaten von Amerika 196 530 Argentinien k 95 160

12 23 890

J 960

3516040

Kartoffeln: aus Deutschladdd .. . 3 500 den Niedeilanden... .. 2120

d 620

886

SSF. 88

Ausgeführt aus Antwerpen: Meggen nn ernennen . 1650 Weizen: nach den Niederlanden.... 10 Gerste: Hafer: nich g. Mais: Kartoffeln: nach England

Norwegen

Bre silien.

der Takei.

dem Congo

S *

Sandel und Gewerbe.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten Nachrichten für Handel und In dustrie“ .)

Thätigkeit der russischen Eisenhätten im Jahre 18938.

Nich den statistischen Auzweisen des ständigen Auskunftebureaus der russischen Eisenindustriellen stellt sich die Probultion faͤmmtlicher russischen Eisenbütten für das Jahr 1893 wie folgt. An Roheisen wurden im Ganzen erschmolzen 135 635 513 Pud, was gegenüber dem verhergehenden Jahre mit 113982000 Pud einen Zuwachs von 21765 0090 Pud ergiebt. Die Produktion von Schmiedeeisen betrug 30 457 383 Pud und hielt sich somit auf der Höbe des Vorjahres. An Siabl wurden erzeugt 69 96 375 Pud gegen 2 961 000 Pud im Jahre 1897; der Zuwachz beträgt somit 16 964 000 Pud. Diese

Gesammtproduktlon vertheilt sich auf die einzelnen Rayons in nach⸗ stehender Weise (in Pudgewicht): * Roheisen Schmiedeeisen Stahl

13 Fabriken des Nordens 1611666 3663 674 7903653 106 Uraler Fabriken.. . 43 539 1066 15 432995 7997709 46 zentralrusstsche Fabriken. . 11916032 3919134 6951917 15 Fabriken des Südens 61 188 495 2589 627 35 574 152 5 Fabriken des Südwestens . 186 238 1065790 36 Fabriken des Königeeicks Polen 16969 9331 3 934 157 11460201 3 Fabriken Sibiriens (priv) . 538 840 121310 297 Kabinet Seiner Malestätt. .. 91 825 58 206 1006 Finland. kJ 1393380 641 467 39390 Zusammen 155 530 913 30 457 3383 57 928 325 Importiert wurden im Jahre 1898 an Roheisen 6 094 000 Pud, unverarbeitetem Siahl und Eisen 22 870 00 Pud und an Siahl-⸗ und Eisenerzeugnissen, Maschinen und Apparaten 11 325 000 Pud, zusammen demnach an Stahl und Eisen 34 195 0900 Pud, was, auf Roheisen umgerechnet (14 Pud auf 1 Pad Eijsen), 5i 212 000 Pud desselben entspricht und zusammen mit den 6 094 000 Pad importierten Roheisens die Summe von 57 386 000 Pud ergiebt; gegenüber 1897 ist dies eine Vermehrung des Imports um 5135 900 Pud. Der Gesammtbedarf des inneren Marktes Rußlands an Roheisen betrug demnach für das Jahr 1898 193 021 900 Pud, was bei einer Ein⸗ wohnerzahl von 126 Millionen 1,53 Pud pro Kopf der Bevölkerung ausmacht. Zur Vervollständigung dieses Bildes ist in der nachfolgenden Tabelle eine Urbersicht der Produklion, der Einfuhr und des Ver⸗ brauchs an Roheisen in Rußland für die fünf vorhergehenden Jahre

mitgetheilt. In Tausenden Pud . ie doe de s, T Produktion an Roh⸗

ö 70 863 80144 88785 98414 113982 , 9799 9 441 3106 4592 6238 Zusammen 80 662 89 585 88 891 105 006 120 226 Zusammen mit dem auf Roheisen um- gerechneten impor · tierten Eisen und Stahl und aus diesen hergestellten Erzeugnissen. 102449 127 655 136231 149 540 166 229 pro Kopf der Be⸗ völkerung V Oo, 89 P. 1,06 P. 1,13 P. 1,15 P. 131 P. Wie ersichtlich, steigt der Verorauch Rußlands an Roheisen un⸗ unterbrochen und überwiegt die Produktion desselben. (Rigasche Industrie Zeitung.)

Maschinen⸗Ausfuhr der Schweiz.

Die Ausfuhr aus der Schweiz hat während der ersten drei Vierteljahre 1899 in Vergleich zum Vorjahre ganz bedeutend zuge⸗ nommen, allein die Maschinen⸗Industrie hatte für die erwahnte Periode eine Mehr Ausfuhr voa 4,6 Millionen Franken aufjuweslsen. Bei der Bedeutung dieses schwei erischen Industriezweiges gerade auch für Deutschland mögen hier einige Einzelheiten über die Steigerung des Exvortes folgen. .

Besonders erheblich war der Fortschritt in der Ausfuhr von dynamo elektrischen Maschinen, von denen während des in Rede stehenden Zeitraumes für 840 319 Franken (gegen 6 181 717 Franken während der entsprechenden vorjährigen Periode) ausgeführt worden sind. Davon kommen auf Deurschland und Frankreich je eine Million Franken, auf Italien 1,1 Million Franken und auf Rußland 24 Millionen Franten.

An zweiter Stelle stiehen Müllerei⸗Maschinen mit 3 166722 Franken, bezw. einer Mehrausfuhr von 451 880 Franken. Von dem erstewähnten Betrage kommen 271 925 Franken auf Deutschland, 481 480 Franken auf Frankreich, 441 211 Franken auf Großbritannien und 880 830 Franken auf Rußland.

Stickmaschinen erzielten 903 282 Franken, bezw. ein Mehr von 363 405 Franken, an denen vornehmlich Oesterreich (mit 465 757 Franken), Frankreich (100 000 Franken) und Italien (182 183 Franken) betheiligt waren, indessen auf Deutschland der bescheidene Betrag von S7 O67 Franken kam.

Der Gesammtwerth ausgeführter Webstühle und Weberei⸗ Maschinen betrug während der erwähnten drei Vierteljihre 3 674 357 Franken (574 541 Franken mehr als in der voriglährigen

eriode)) Davon kamen auf Deutschland 1232 664 Franken, talien 1 Million Franken, Desterreich 451 446 Franken, Frankreich Z89 096 Franken und Rußland 242 861 Franken.

An anderen Maschinen wurden für 11 559 492 Franken aus- geführt (1219 048 Franken mehr als in der vorjährigen Periode), von denen 35 Millionen Franken auf Deutschland, 14 Millionen . auf Frankreich und 3,R? Millionen Franken auf Rußland amen.

Zum theil dürfte allerdings dieser Aufschwung auf die fort—⸗ dauernde Ueberhäufung der deutschen Maschinenfabriken zurückzuführen sein, welche wohl dem Aufschwung der schweizerischen Maschinen⸗ Industrie wesentlich zu gute gekommen ist. Immerhin verdient der vermehrte Absatz schweizerischer Erzeugnisse, insbesondere derjenige nach Rußland, die Aufmerksamkeit der deutschen Industrtie. (Nach einem Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Bas(l.)

Dänemark.

Zolltarifentscheidungen. Weißes Kartonpapier, auf das in der Masse gefärbtes und mit unregelmäßigen Einpressungen versehenes Papier aufgeklebt ist, welches der Waare vermuthlich das Aussehen von gepreßtem Leder geben soll, und weiße Karton⸗ pappe, auf die ungefärbtes, mit unregelmäßigen Einptessangen ver—= sehenes Papier autgeklett ist, das der Waare ein eleganteres Aus- sehen zu geben bestimmt scheint, sind nach Pos. 194 mit 8 Skilling 1635 Oere sür das Pfund zu verzollen.

Sogenannte Ruberoidpavppe“, die zur Isolierung von Eifen⸗ bahnwagen verwendet wird, bestehend aus Rohpappe, die mit Theer oder einer ähnlichen Substanz getränkt und sodann mit irgend einer Graphit enthaltenden Fettm ss. überstrichen ist, fällt unter Pos. 196 und ist mit 05 Sk. 110½ Oere für das Pfund zu verzollen.

Eine Firma hatte ein Kinderspielzeug, ein sogenanntes Post spiel' einfübren wollen, das u. a. aus Postumschlägen, Post⸗ anweisungen und Postkarten bestand, die den richtigen dänischen Post⸗ werthzeichen zwar nachgebildet, aber bedeutend kleiner waren und auf welche Mi iaturmarken geklebt oder eingedruckt waren. Auf Grund einer Enischeidung des Ministeriums des Innern vom 4. Oktober 1899, die sich auf die Lestehenden Vorschriften über Nachahmung von Post- weribzeichen gründet, ist das fragliche Spiel zur Einfuhr nicht zuge⸗ lassen worden.

Sogenannter Imitierter Normalstoff“, der zwar auschließ⸗ lich aus ungefärblem Baumwollengarn hergestellt ist, dessen Einschlag⸗ garn aber aus zusammengekardeter kunstgefärbter Baumwolle und au ungefärbter Baumwolle gesponnen ist, genört unter Pos. 149 als ein= farbige Baumwollenwaare, weil das Rohmaterial, woraus das Gin⸗ schlaggarn besteht, zum jhel einen Färbeprozeß duichgemacht hat, und ist mit 290 Sk. 415 Oere für das Pfund zu verzollen.

Töschpapier, das in der Masse mit Ultramarin oder Pariser⸗ blau gefärbt ist, eine Behandlung, bei der in der Regel die Farbe auten sich stärker zeigt als innen, ist nach Pos. 191 mit 2,5 Sk. 5osz4 Oere für das Pfund zu verzollen.

Rohe Aluminium Barren, die keiner weiteren Bearbeitun als einer Aus schmelzung in der Form unterzogen worden, sind ö. Pos. 163 zodfrei, dagegen bewirkt j'de äußerliche Bea beitung. z. B. ein Abschleifen, daß dieselben nach Pos. 168 mit 16 Sk. 334 Oere für das Piund zu verzollen sind. (Entscheidungen des General- Direktorat für das Steuerwesen.)