1900 / 43 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Kiel, 15. Februar. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich traf, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag um 31, Uhr hier ein und wurde auf dem festlich geschmückten Bahnhofe feierlich empfangen. Zum Empfange waren er⸗ schienen: der General⸗Inspekteur der Marine, Admiral von Köster, die Vize⸗Admirale Freiherr von Seckendorff und von Arnim, die Kontre⸗ Admirale von Büchsel, Freiherr von Bodenhausen und Aschenborn, der Ober⸗Präsident, Saats⸗Minister von Köller, der Regierungs- Präsident . sämmtliche Flagg⸗ und Stabsoffiziere der

arnison, der Ober⸗Bürgermeister Fuß, die 5. der Zivil⸗ behörden und der Wirkliche Geheime Rath, Professor von Esmarch. Als Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich mit dem Prinzen Waldemar, welcher seinem Vater bis Altona ent⸗ egengefahren war, den Zug verließ, präsentierte die Ehren⸗ ompagnie des 1. See⸗Bakaillons, und die Musik spielte den Der Prinz reichte den Admiralen die Hand und schritt die Front der Ehrenkompagnie ab, an deren . Höchsiderselbe eigenhändig zwei Fahnenbänder be⸗ estigte. Hierbei betonte Seine Königliche Hoheit: die Verleihung erfolge im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers zum Zeichen, daß auch in der Ferne Heer und Marine getreulich zusammengestanden hätten. Der Bataillons⸗ Kommandeur Major von Madai sprach dem Prinzen den Dank des Bataillons aus. Vom Bahnhof begab sich der Prinz in offenem Wagen durch die reich geschmückte Stadt in das Königliche Schloß, wobei Höchstderselbe auf dem ganzen Wege von der Bevölkerung mit brausenden Hochrufen begrüßt wurde. Am Abend war die Stadt festlich erleuchtet. Auch die im Hafen liegenden Schiffe waren glänzend illuminiert. Der Prinz Heinrich unternahm, in Begleitung des Prinzen Waldemar, in offenem Wagen eine Rundfahrt, um die Illumination in Augenschein zu nehmen. Ueberall, wo der Prinz sich blicken ließ, wurde Höchstderselbe von der zahlreich herbeigeströmten Menge mit brausenden Hurrahrufen begrüßt.

Hannover, 15. Februar. Der Provinzial⸗-Landtag begann in seiner gestrigen Sitzung mit der Berathung des Haushaltsplans des Provinzialverbandes für das 6 jahr 19009. Die Einnahme ist mit 9 810 783 6, die Ausgabe mit 9 807 634 MS eingestellt. Die Einnahmetitel wurden ohne Bemerkungen erledigt; die Titel VII (Landarmen⸗ wesen) und XIII (Anleihen) wurden e, . und sodann die Ausgaben bis zu Titel XIII (für landwirthschaftliche Zwecke) berathen.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten hat, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, gestern bei der Berathung der Novelle zum Berg⸗ gesetz den Antrag des Abg. Schirmer (Zentr.) angenommen, wonach die Arbeitszeit unter Tage acht Stunden täglich in der Regel nicht übersteigen darf. Bei ungünstigen Verhaͤltnissen des Wassers und der Temperatur in den Gruben hat das Ober⸗ Bergamt eine entsprechende Minderung der regelmäßigen Arbeitszeit festjusetzen. Die Verlängerung der Dauer der Schicht kann unter bestimmten Bedingungen um zwei Stunden, jedoch höchstens 52 mal im Jahre, erfolgen. De Arbeitszeit wird gerechnet vom Verlassen der Erdoberfläche bis zur Rück⸗ kehr an dieselbe.

Baden. Die Zweite Kammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, in

ihrer gestrigen 4 den Antrag des Zentrums auf Zu— lassung geistlicher Orden im Großherzogthum angenommen.

Deutsche Kolonien.

Wie der Kaiserliche Gouverneur von Kamerun, dem Deutschen Kolonialblatt“ zufolge, berichtet, macht die Pazi⸗ fizierung der aufrührerischen Bulistämme erfreuliche Fort⸗ örren, Immerhin werde der mit dieser Aufgahe betraute Hauptmann von Dannenberg für die nächste Zeit noch vollauf im Bulilande zu thun haben, da die Bulikrieger entschlossene und kampflustige Gegner seien und daher die Ruhe erst nach vollständiger Unterwerfung aller am Aufruhr betheiligt gewesenen Stämme als endgültig wiederhergestellt betrachtet werden könne.

Nach einem weiteren Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun hat der Chef der Militärstation Jok6, Ober⸗ leutnant Nolte, von seiner Station im Monat November v. J. eine Reise nach Ngambe unternommen, bei welcher sich in erfreulicher Weise die guten Wirkungen des Adamaua⸗Feld⸗ ugs gezeigt haben. Ueberall wurde Oberleutnant Nolte von

en Häuptlingen auf das entgegenkommendste behandelt und seinen Anordnungen ohne weiteres Folge gegeben.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser stattete, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag dem Prinzen Max von Baden, Höchstwelcher von seinem Influenza⸗Anfall völlig wiederhergestellt ist, einen Besuch ab. Abends begab sich der Kaiser zu einem dreiwöchigen Aufenthalt nach Bu da pest.

In der gestern Vormittag abgehaltenen Sitzung des zur Berathung der Wahlreform für den böhmischen Land— tag von der Ausgleichs-Konferenz eingesetzten Sub⸗ comités wurde in der Frage der Einführung der direkten Wahlen in den Landgemeinden und der Angliederung einer allgemeinen Wählerklasse, unter thunlichster Anlehnung an die betreffenden Bestimmungen der Wahlordnung für den Reichs⸗ rath, eine 66 erziehlt. Ferner wurde grundsätzlich vereinbart, daß der Landtag zum Zweck der durch denselben vorzunehmenden Wahlen in drei Wahlkurien getheilt werden olle, von denen die Vertreter des Großgrundbesitzes die erste,

ie Abgeordneten der czechischen Wahlbezirke die zweite und die der deutschen Bezirke die dritte Kurie zu bilden hätten. i wurde als wünschenswerth erklärt, daß bei den von den Wahlkurien vorzunehmenden Wahlen die agrarischen, gewerb⸗ lichen und industriellen Interessen gleichmäßige Berücksichtigung 2 Sodann wurde Dr. Eppinger zum Berichterstatter

r das Plenum gewählt und hierauf die Sitzung geschlossen.

In der Sitzung der mährischen Abtheilung der Ausgleichs-Koönferenz wurbe zunächst von czechischer Seite eine Verwahrung gegen die Nichteinbeziehung Schlesiens in die Verhandlungen der Ausgleichs⸗Konferenz überreicht und das Begehren nach einer abgesonderten Konferenz für Schlesien erhoben. Die deutschen Ver⸗ treter sprachen sich dagegen aus, daß Schlesien in die Ver⸗ handlungen der Konferenz einbezogen werde. Hierauf fand

eine allgemeine Debatte über die , bei den landes⸗ fürstlichen Behörden statt, in welcher der ,, von Körber die Grundzüge der Anwendung beider Sprachen im äußeren Dienstverkehr entwickelte. Sodann begann eine eingehende Erörterung über die prinzipiellen Gesichtspunkte der inneren Dienstsprache. Die Berathung hierüber wird in der nächsten, am Montag stattfindenden Sitzung fortgesetzt werden.

Großbritannien und Irland.

Die Königin hat, wie ‚W. T B.“ meldet, über den Tag ihrer Abreise nach Bordighera noch keine amtliche Mit⸗ theilung ergehen lassen; es heißt in dessen, Ihre Majestät werde, obwohl alle Vorbereitungen für die Reise getroffen seien, in England bleiben, falls nicht bessere Nachrichten vom Kriegs⸗ schauplatz einträfen.

Ueber die gestrigen Sitzungen beider Häuser des Parlaments berichtet W. T. B.“, wie folgt:

Im Oberhause brachte Lord Dunraven die militäcischen Vorschläge der Regierung zur Sprache. Er sprach seinen Zweifel darüber aus, ob dieselben für die Erforderniss⸗ des jtzigen Krieges genügend seien, selbst wenn keine Verwickelungen durch un⸗ erwartete Greignisse eintreten sollten. Die Vorschläge enthielten keine Hinweise darauf, daß Vorkehrungen dauernder Art ge troffen werden sollten, um dag Heer den Bedürfnissen der modernen Kriegführung, wie sie sich jetzt herausgestellt hätten, anzu⸗ r und dasselbe den Hilfsmitteln des Landes entsprechend zu ent wickeln. Lord Rosebery erkannte den Ernst der Lage völlig an und war ebenfalls der . daß die in Hinblick darauf ergriffenen Maßnahmen nicht den Bedürfnissen entsprächen. Lord Lansdowne habe auf dem Papier eine in Großbritannien bereit stehende Macht von 409 000 Mann gezeigt, doch mweifele er, ob diese Ziffern vor einer genauen Prüfung Stand halten würden. Frei⸗ willige könnten nicht eigentliche Soldaten genannt werden, weil es bekannt sei, daß jährlich eine einmonatige Umbung nöthig sei, um sie zu Soldaten zu machen. Günstige Nach- richten aus Süd.⸗Afrika hätten zur Hoff nung auf noch bessere Aalaß

egeben. Doch hätten die Engländer während des Trieges, obgleich sᷣ auf ihrem eigenen Gebiet kämpften, nicht einen Zoll weiter vor⸗ wärtz kommen können. Wenn man noch weitere 50 000 Mann brauche, so wisse er nicht, wo sie hergenommen werden sollten. Man könne einwenden, daß es nicht weise sei, die Sch väche des Landes so vor Aller Augen zu enthüllen, aber die anderen Nationen hätten die Lage Englands besser gekannt, als die Engländer selbst. Die Krisig sei drohend, die Gefahr nahe bevorstehend. Groß— britannien hätte nicht auf Säd⸗Afrika allein seine Blicke richten sollen, sondern es habe in allen Welttheilen Interessen zu ver⸗ treten gehabt, als es jeden verfügbaren Mann nach Süd⸗Afrika gesandt habe. Es habe nicht auf die freundichaftlichen Gesinnungen fremder Nationen rechnen können. Im veiflossenen Dezember habe die britische Regierung Borschläge, betreffend eine Allianz mit Deutsch⸗ land und den Vereinigten Staaien. gemacht. Diefe Vorschläge seien indessen nicht mit der Herzlichkeit aufgenommen worden, welche die Re⸗ gierung hätte ermuthigen können, ibre Vorschläge weiter zu verfolgen. Es sei nicht zu Tage getreten, daß die Freundschaft Frankreichs irgend eine bedeutende Anforderung vertragen könne, und was Rußland betreffe, so habe man jüngst von Vorkommnissen in Persien erfahren, bei denen in srüherer Zeit Großbritannien ein Wort mitzureden gebabt hätte, die jetzt aber ohne jede Mittheilung sich volliogen hätten. Der Redner forderte die Regierung auf, die Lage der Dinge voll zu erfassen und dementsprechende Vorschläge zu machen Die Regierung habe nicht den geringsten Begriff von den Empfindungen, welche angesichts der Gefahr auf der öffentlichen Meinung lasteten. Wenn Groß britannien Süd⸗Afrika verliere, so verliere es seine wichngste Basts außerhalb der eigenen Inseln. Ez verliere seinen Rückhalt bei den Kolonien, welcher sich aus der Ueberzeugung der Kolonien herleite, daß sie an ein starkes Reich angegliedert seien, und dann werde das Kolonialreich von England sich trennen. Wenn das nicht eine kritische Frage sei, eine Frage um Leben und Tod, so wisse er nicht, was eine solche seti. Der Staatssekretär des Krlegsamts Lord Lansdowne erwiderte, diejenigen, welche den Vorschlägen der Regierung gegenüber einwendeten, sie seien exveri⸗ menteller Art, möchten sich dazu entschlteßen, die einzige andere Alternative anzunehmen, nämlich irgend eine Form der Militärpflicht. Die Regierung fürchte sich nicht vor. der Prüfung alles dessen, was geschehen sei, wenn eine solche Untersuchung durchgeführt werden könne ohne Störung der Aktion derjenigen, welche für die Führung des Krieges verantwortlich seien. Lord Roberts habe nicht mehr Truppen verlangt, aber es ständen weitere Truppen in Bereitschaft, wenn er solche verlange. Es sei keine Grundlage für die Beschuldigung vorhanden, daß Englan? in Bezug auf die Feld ˖ Artillerie und die schweren Geschütz. hinter anderen Ländern zurückstehe. Es sei nicht die Absicht gewesen, daß die Freiwilligen verpflichtet sein sollt'n, einen ganzen Monat im Lager zuzubrinzen. Lord Kim berley erklärte, er fühle die Gefährlichkeit der Lage ebenso gut wie Lord Rosebery und alle Anderen Von den Nachbarn Englands werde eine Stimmung an den Tag gelegt, welche jedermann in England zum Nichdenken bringe über die Lage, in der man sich befinde. Die äußerst brennende Frage der Nordwestgrenze

ndiens stehe immer vor seinem Geiste. und die Folgen, welch: der od des Emirs von Afghanistan nach sich ziehen konne, verdienten die ernste Betrachtung derfenigen, die sich mit den aus wärtigen An gelegenheiten zu befassen hätten. Wenn er gleich Rußland keine direkte feindselige Absicht im gegenwärtigen Augenblick zuschreiben wolle, so könne er über die Thatsache doch nicht hinwegsehen, daß Truppenbewegungen vor sich gingen, welche, wenn sie auch nicht be⸗ drohlich seien, doch immerbin zeigten, daß diese Möglichkeiten für die Zukunft nicht außerhalb des Ideenkreiseg der russischen Regierung lägen. Er bewundere wohl die friedlichön Ab— sichten des Kaisers von Rußland, aber er wolle darauf hinweisen, daß selbst ein solcher Herrscher keine völlige Gewalt über alle Fragen besitze. Er sei nicht sicher, daß die Vorbereitungen der Regierung für alle Zufälligkeiten, welche eintreten könnten, aug—= reichend seien Der Peemier⸗Minister Lord Salisbury erwiderte, er könne nicht auf die Motive eingehen, welche die russische Regierung

leiteten, oder auf den Weg, den si⸗ e, einschlagen werde, er könne auch nicht über den Gesundheitsjustand des Emirs sprechen, über den er in letzter Zeit irgend eine Nachricht nicht er— halten habe. Hirsichtlich der Fragen, ob die Vorbereitungen der Aufgabe in Süd ⸗Afrika entsprächen, und ob es wahr sei, daß Großbritannien überall zu spät gekommen sei und die , . Gelegenheiten nicht benutzt habe, würde er gerne die hin

geworfene Herausforderung annehmen, wenn seine Worte nicht über das Haus binausgingen. Aber es sei unmöglich, die Fragen, die zum Kriege geführt hätten, oder die Kriegführung selbst zu besprechen, ohne allen , . die Gelegenheit zu geben, sich ju vertbeidigen. Viel sei über seine Aeußerung von der Gefahr, daß die Hilfequellen mit der Ausdehnung des Reichs nicht Schritt halten könnten, gesagt worden. Aber, wenn er diese Worte gebraucht habe, so 9 sich daß auf Besorgnisse wegen Chinas bejogen, die nun vorüber seien. Er tönne nicht zugeben, daß die gegenwärtigen Sorgen der Ausdehnung des Reichs zujuschreiben seien. Sie selen eber den falschen Berechnungen der Jahre 1881 und 1884 zuju« schreiben. Es sei unmöglich, uͤber die muthmaßlichen Hilfsquellen des Reichs zu sprechen, ohne sich zum großen heil Ver— muthungen hinzugeben. Alle anderen Nationen hätten i einiger Zeit die Dienstpflicht, während Großbritannien allein nicht darauf eingegangen sei. Es werde nicht bestritten, daß der Volkgwille hiermit übereinstimme; aber, so lange Großßbritannien sich auf daz System der Ueberrtdung und Anwerbung stütze, um die Reihen seines err zu füllen, müsse das Resultat ein unsicheres sein. Hinsschtlich der Lage in Süd-Afrika sel eine pessimistisch Sprache gebraucht worden; früber jedoch, wenn Groß⸗ britannlen sich bei Beginn eines Krieges in schlechter Lage befunden

und gleichfalls nur Söldner ju verwenden gehabt habe, dann latten unsere Väter es nicht zugegeben, daß sir nach so kurzer Erfahrun

wie wir sie in Säüäd-⸗Afrika haben, entmuthigt seien. Man hos daß eben jetzt ein Umschlag im Anzuge sei, aber auf ah Fälle sollten wir dem Beispiel unserer Vorfahren folgen und nicht niedergedrückt sein. Die Regierung sei jetzt wie immer überzeugt daß dag Unternehmen, in welches das Land verwickelt sei, zu einem a. folgreichen Ende werde geführt werden. Er glaube, so schloß Lord Salisbury, daß die Vorschläge dem Bedürfnisse entsprächen. Gz könnten Ereignisse eintreten, die vorauszusehen es keine Mittel gebe; aber wenn sie einträten, werde man ihnen mit festem Herzen' ent. gegentreten. Die Regierung sei gewillt, auf dem eingeschlagenen Wege zu verharren, indem sie auf den ,, ,. und die Tapferkeit dez Volkes baue. Sie sehe keinen Vortbeil darin, die Lage trübe an— zusehen und zu einem Experiment ihre Zuflucht zu nehmen, daz niemals früber gemacht worden sei.

Im Unterhause theilte der Unter⸗Staatasekretär des Aus-

wärtigen Brodrick mit, daß das Uebereinkommen, betreffend die friedliche Beilegung internationaler Streitigkeiten, welches im Haag im Oktober leßten Jahres geschlofsen und unterzeichnet wurde, noch nicht ratifiziert worden sei, soweit Großbritannien von den Regierungen der Mächte, die unterzeichnet hätten unterrichtet worden sei, Die britische Regierung werde berent sein, wenn die Ratifikation erfolgt sei, vier Schiedsrichter ju ernennen. For tesgue Flannery fragte an, ob die Regierung sich Gewißbeit darüber verschafft habe, daß die portugiesische Regierung in Bezug auf die Aufrechterhaltung der Neutralität in der Delagoabay voll ihre Pflicht thue und wirksame Maßregeln gegen die unrechtmäßige Benutzung der dortigen Hafenplätze während des Kriege getroffen habe Der Unter ·˖ Staatz sekretaͤr des Auzwärtigen Brodrack erwiderte, die Anordnungen, welche die portugiesisch Regierung getro den habe, seien derartige, daß sie keinen Zweifel über die Absicht der. selben übrig ließen, ihre Pflicht bezüglich der Neutralität in dem gegenwärtigen Kriege in vollem Maße zu thun. Die britische Re— gierung habe der Situation in der Delagoabay durchaus ihre volle Auf⸗ merksamkeit gewidmet, und stehe auch jetzt noch in ununterbrochener Verbindung mit dem befehlführenden Offister des in jenen Gewaͤssern befindlichen Geschwaders und mit dem britischen Konful in Tourengo Marques. Jerburgh fragte, ob die Buren in Zululand eingedrungen und Vorkebrungen getroffen selen, welche die Zulus in den Stand setzten, gegen einen solchen Angriff ju vertheidigen. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain erwiderte, er sei in Kenntniß gesetzt worden, daß in drei Fällen, von denen jwei sich kürzlich ereignet bätten, die Buren in Zululand ein— gedrungen seien und in einem Distrikt den Bezirksvorsteher mit seinen Unterbeamten sowie den Polizeibeamten gefangen genommen hätten, während in einem andern Bezirk alle Läden geplündert worden seien. Ez werde auch berichtet, daß ein Burenkommando mit Kanonen im Zululand weiter vordringe. Diese Vor— gänge hätten unter den Zulus große Bestürzung und Unruhe hervor— gerufen, welche sich unter den Eingeborenen von Natal fortpflanzten. Derartige Streifzüge auf, dem Gebiete der Eingeborenen müßten in anz Süd Afrika ernste Folgen haben. Die Minister von Natal ätten mitgeiheilt, daß sie keine Verantwortlichkeit mehr für eine feind liche Haltung der Zulus übernehmen könnten, und der Gouverneur der Kapkolonie Sir Alfred Milner, der in selnen Berichten die Ein⸗ fälle der Buren ins Zululand aufs tieffte beklage, weise gleichzeitig darauf hin, daß diese Einfälle dem stillschweigenden Uebereinkommen widersprächen, wongch die Eingeborenen nicht in den Krieg hinein— gezogen werden sollten „Ich kann hinzufügen“, sagte Chamberlain, »daß beschlossen worden ist, wenn die Buren absichtlich in das Gebiet der Eingeborenen der RKapkolonie eindringen, die Eingeborenen aufjufordern, sich selbst zu vertheidigen und daß sie hierbei auch von uns unterstützt werden sollen.“ Verburgh richtete sodann an den Ersten Lord deg Schatzamts Balfour die Frage, ob er in Anbetracht der Thatsache, daß die Buren in das Zululand e, , . seien und die Gingeborenen an⸗ gegriffen hätten, sowie der Thatsache, daß Gingeborene von den Buren als bewaffnete Kombattanten benüzt würden, noch bei seiner im Otte ber abgegebenen Erklärung beharre, daß eingeborene Truppen in dem jetzigen Kriege nicht verwendet werden würden, und ob er dieses Ver— sprechen auch auf die indischen Eingeborenen und auf die Truppen der indischen Fürsten, welche ihre Dienste angeboten hätten, anwende. Der Erste Lord des Schatza nts Balfour erwiderte, Jerburgh habe gut gethan, seine Frage in mehrere Theile ju jerlegen. Zwischen den eingeborenen Stämmen Süd -⸗Afrikas und den eingeborenen indischen Truppen bestehe keine Analogie oder Aehnlichkeit. Die Hilfe der letzteren werde mit Stolj für j'den Krieg willkommen geheißen werden, der unter gewöhnlichen Umständen geführt werde. Die Erklärung, welche Derburgh angeführt bat, gründe sich auf den Gedanken, daß der Krieg in Süd⸗Afrika nicht unter gewöhnlichen Um ständen geführt werde und daß es mit allgemeiner Zustimmung als wünschenswerth erachtet worden sei, daß der Krieg auf die beiden, hauptsächlich in Betracht kommenden weißen Rassen ker bl anůᷣ werde. „Wenn die Buren einen mit diesem Gedanken nicht zu vereinbarenden Weg einschlagen, werden wir uns für befugt halten, unseren Ent— schluß nochmals in Erwägung ju ziehen. Courtney fragte, ob Balfour dafür sorgen wolle, daß inbetreff der Behauptung von Angriffen der Buren auf Eingeborene die möglichste Gewißheit . werde, und ob er wisse, daß sowohl in Bezug auf diese wie auf viele andere Behauptungen von Verletzung der Kriegsgebräuche auf beiden Seiten Anschaldigungen erhoben würden. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour erwiderte, es seien keine Anschuldigungen wegen Berletzung der Kriegsgebräuche erhoben worden, und er konne Courtney versichern, daß die sorgsamsten J, , angestellt n rden würden. Der Posten des Nachtragekredits „Mannschaften wurde darauf mit 239 Stimmen gegen 34 Stimmen angenommen.

Nach einem gestern Abend veröffentlichten amtlichen Be⸗ richt sind am 13 Februar sechs neue Batterien reitender Artillerie, fünfzehn Batterien Feld⸗Artillerie und drei Bataillone Infanterie formiert worden.

Frankreich.

Der Senat wählte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Mitglieder der Untersuchungskommission des Obersten Gerichtshofes für das laufende Jahr.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung des Armeebudgets fort. Der Berichterstatter Pelletan er⸗ örterte die Frage, ob die Millionen, welche für die nationale Vertheidigung bewilligt seien, wohl k würden, kritisierte die zu große Zahl der Festungen und legte dar, daß die fran— zösischen Artillerle⸗ und Genie⸗Offiziere zu eigenthümlichen Be⸗ schäftigungen verwendet würden; auch würden die Effektiv⸗ bestände durch die übergroße Zahl der Offiziers burschen und Ordonnanzen vermindert. Des weiteren führte Pelletan aus, daß bei den Verwaltungen der Regimenter viel Geld ver⸗

schleudert werde. Portugal.

In der , . Sitzung der Deputirtenkammer er— klärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Marine⸗Minister Vilaga, die Regierung werde den i, . kolonialen Besiß unversehrt aufrecht erhalten. Ein Antrag, betreffend den Ver⸗ kauf rig Kolonien, wurde abgelehnt. )

ie die Lissaboner Blätter melden, werden demnächst 500 Soldaten abgehen, um die Garnison in Mogambigque zu verstärken.

Belgien.

Gegen den Deputirten Demblon ist, dem ‚W. T. B.“ zufolge, wegen der von ihm in der vorgestrigen Sitzung der Reprãsentantenkammer a , ,. 33 ichkeilen auf Antrag des Staatsanwalts das gerichtliche Verfahren eingeleitet worden.

Griechenland.

Der Kriegs⸗Minister hat, wie dem ‚W. T. B. aus Athen gemeldet wird, der Deputirtenkamm er einen Gesetz⸗ entwurf unterbreitet, durch den bestimmt wird, daß bei dem Ministerium ein Generalstab mit obligatorisch berathender Stimme in allen die Armee betreffenden Fragen eingerichtet werden solle.

Amerika.

Wie dem „W. T. B.“ aus Washington berichtet wird, hat der Senat zu dem Goldstandard⸗Gesetz einen Abänderungs⸗ antrag angenommen, nach welchem dieses Gesetz auf die Be⸗ strebungen zur Sicherung des internationalen Bimetallismus nicht störend einwirken soll.

Afrika.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Pretoria vom 12. d. M. berichtet, daß nach telegraphischer Meldung eines besonderen Korrespondenten aus Colesberg am Freitag ein Gefecht stattgefunden habe, bei welchem die Buren 3 Todte und 5 Verwundete gehabt hätten.

Aus Rensburg vom gestrigen Tage meldet dasselbe Bureau, daß die britischen Verluste in den Kämpfen bei Reneburg am 10. und 12. d. M. betragen hätten: 4 Offiziere und 7 Mann todt, 6 Offiziere und 14 Mann verwundet, 2 Offiziere und 8 Mann vermißt. Von zwei Regimentern sei die Zahl der Verwundeten noch nicht bekannt.

Einer Meldung des „Daily Chronicle“ aus Kapstadt vom 14. d. M. zufolge hätten die britischen Truppen Rens⸗ burg geräumt und sich auf Arundel zurückaezogen.

Aus dem Hauptlager der Buren vor Ladysmith wird dem „Reuter 'schen Bureau“ vom 13. d. M. gemeldet: Am 12. d. M. habe der General Botha mit einer kleinen , den Tugela überschritten, um die von den Engländern verlassene Stellung zu besichtigen. Er sei auf 40 Lancers gestoße die wahrscheinlich zu⸗ rückgeblieben waren, und mit ihnen ins Gefecht ge⸗ kommen, wobei 13 Lancers getödtet, 5 verwundet und 9 ge⸗ feng genommen worden seien. Einer der letzteren sei zu en Truppen entsandt worden, um dieselben aufzufordern, die Verwundeten abzuholen. An demselben Tage habe sich eine starke britische Abtheilung auf Colenso zu bewegt und sich in der Nähe des Boschkops gelagert; um Ladysmith sei alles ruhig.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (150) Sitzung des Reichstages, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Reichs-Haus⸗ halts⸗-Etats für 1900 bei dem Etat der Reich s⸗-Eisen⸗ bahnverwaltung fortgesetzt. Die, Berathung begann mit dem Extraordinarium.

Die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats (8 055 000 6) wurden nach kurzer Debatte, an welcher der Abg. Dr. Paasche (nl) und der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen sich betheiligten, bewilligt; desgleichen die einmaligen Ausgaben im außerordentlichen Etat, vor— behaltlich der zurückgestellten Forderung für die Erweiterung der Bahnhöfe Mülhausen und Colmar.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (E26) Sitzung, welcher der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben beiwohnte, die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1900 im Etat des Ministeriums des Innern fort.

Nach längerer Debatte, an der sich der Abg. Hacken⸗ berg (nl.), der Minister des Innern Freiherr von Rhein⸗ baben, die Abgg. Gothein (fr. Vgg.) und Reichardt (nl), sowie der Ministerial-⸗Direktor von Bischoffshausen be— theiligten wurden beim Schluß des Blattes die Kapitel über die Polizeiverwaltung in Berlin nebst Umgebung (Charlottenburg, Schöneberg, Rixdorf) und in den Provinzen angenommen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche äberseeische Auswanderung im Januar 1900 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat Januar über 1900 1899 1 340 Gaim hmngrer ,,,, , 699 40 deutsche Häfen zusammen . JIS 6 819 fremde Häfen (soweit ermittelt) 136 134 überhaupt IId g44.

Aus deutschen Häfen wurden im Januar 1900 neben den.

döb deutschen Auswanderern noch S835 , ,. fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 5254, Hamburg 3561.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus dem Ruhrrevier theilt die Köln. Zig.“ unterm 14 d. M. mit, daß die beiden Bergarbeiter verbände im Ruhrkohlenrevier, der sotlaldemokratische alte Verband und der Gewerkverein der chrift⸗ lichen Beraleute, jest folgende Forderungen an die Arbeitgeber fil ut baben: möglichfte Ausgleichung der Löhne, Freiwilligkeit der Uber⸗ scichten, bessere Behandlung der Arbeiter, Ueberlassung guter Brandloblen für die Arbeiter zum Selbstkostenpreis, Einrichtung don Verbandsstuben auf allen Werken und Vervollkommnung des Sanitätgweseng der Gruben, Schaffung sauberer Waschgelegenheiten, nebst Brausebädern far die Arbeiter, genügend großer und? fauberer n lei desßinm⸗ und möglichste Sicherbeit für Aufbewahrung der ide, Gestellung von sicheren Gezähekisten und Mitverwaltung der

nterftützungs kafssen der Werke feitens der Arbeiter. Eine Antwort hierauf mird big zum 1. Mär gefordert.

f In Eupen sind sämmtliche Arbeiterinnen der Zigarren abr it Koch und Becker ausftändig.

Ueber den Bergarbeiter Auestand in Sachsen berichtet 6 ã. B. vom gestrigen Tage; Die Lage im Lugau, Oelsnitzer eri ist unverändert. Von 5300 Mann Belegschaft sind 200 aus— 9 In Lugau ist alles angefahren. Es kann ungefähr die ste der früheren nig e, des genannten Revierg von den 827 abgegeben werden. Nach Mittheilungen der Amtshaupt⸗ er lat in Zwickau haben von eiwa 11 0690 Bergarbeitern des

wichauer Koblenrepierg 1654 die Arbeit eingestellt. (Vergl. Rr. a1 d. Bl)

Zum utstand im böhmisch, mährtschen Rohlenrevier

meldet das genannte Bureau, daß der allgemeine Ausstand der Gruben⸗ arbeiter im Ostrau Karwiner Revier unverändert fortdauert und der Ausstand der Maschinenwärter und Heizer noch zu⸗ nimmt. Zur vorgestrigen Nachtschicht blieben 90, bei der gestrigen Tagesschicht lo? Mann aug. Der Betrieb auf dem Wilhelm Hermenegild Schacht wurde infolge dessen völlig eingestellt. In Teplitz Schönau waren gestern 559 Bergarbeiter angefahren, 1275 ausständig. Am 14 d. M. wurden 43 Waggons gefördert. In Kladno befinden sich 74 0/0 der Bergarbeiter im Ausstand. Von den 107 größeren Schächten des Braunkohleabeckens Aussig⸗Komotau waren gestern 59 im Betrieb. Es wurden am 14. 8. M. 782 Waggons 66 Die Thätigkeit des Einigungsamts für Pilsen und Mies at zu keinem Ergebniß geführt, da die Arbeiter den neunstündigen Arheitstag, eine Festsetzung der Lohnerhöhung und Garantien hierfür verlangen, während die Arbeitgeber auf der Arbeitsaufnahme vor weiteren Verhandlungen bestehen. Das Einigungsamt wird daher aufgehoben. (Vergl. Nr. 47 d. BI.)

In Brüssel sind, demselben Bureau zufolge, gestern die Kutscher und Fahrgeldeinnehmer der Trambahn der „Socisté de tramwaxys vicinauz“ in den Ausstand getreten. Sie fordern eine Lohnerhöhung

Kunst und Wissenschaft.

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen⸗ schaften vom 8. Februar lvorsitzender Sekretar: Herr Auwers) las Herr Scheffer⸗Bolchorst „über das Gesetz Kaiser Friedrich's II. de resignandis privilegiis.. Versuche, die große Zahl ertheilter Privilegien zu beschränken, sind, wie in der Abhandlung ausgeführt wird, im Mittelalter oft gemacht worden; Friedrich II. wollte nur Verzichtleistung auf Urkunden, die dem Tode König Wilhelm's II. von Sizilien gefolgt waren. Die in neue Bestätigungen eingefügte, zum Widerrufe berechtigende Klausel ist schon von Heinrich VI. gebraucht worden. Die Wirkung des Gesetzes läßt sich an der Stärkung der sizlischen Flotte zeigen; die Annahme, daß das Ge— setz später auf alle normannischen Urkunden ausgedehnt sei, ist unhaltbar, jumal das Privileg, das zur Stütze der Ansicht benutzt wurde, sich als Fälschung erweist; das echte, von P. Kehr gefundene, das zum Muster diente, entbält nichts von der bebaupteten Erweiterung des Gesetzes; dieses hat noch zu weiteren Fälschungen angeregt. Herr Harnack zeigte die Voll endung der von ihm im Auftrage der Alademie be⸗ arbeiteten Geschichte derselben an und erstattete über die Ausführung der Arbeit Bericht. Herr Homolle, korrespon⸗ dierendes Mitglied, übersandte ein Exemplar der Festschrift „Le cinquantenaire de 1'RBcols frangaise d'Athènes, celöòbré à Athènes les 165, 17., 18. Avril 1898, Athänes 1899*, sowie ein Exemplar der anläßlich der Feier geprägten Medaille. Herr Ulysse Chevalier in Romans übersandte das Werk „Mölanges de littéra- ture et d'histoire religieuses publiss à occasion du jubils oöpiscopal de Męr de Cabriôres, L. L. II. III, Paris 1899*, und seine Schrift: „Sur la renaissance des études liturgiques, Deuxiâme msémoire, Montpellier 18992.

Im Lichthofe des Kunstgewerbe⸗Museums ist gegen— wärtig das wächtige Mosaikbild ,, das die deutsche Kunst⸗ ewerbe⸗Abtheilung auf der Pariser Weltausstellung schmücken . Das Hauptfeld ift neun Meter breit, in seiner Spitze über sechs Meter hoch und stellt nach dem Entwurf des Malers, Professors Max Koch in wuchtigen Gestalten das Gedeihen des deutschen Kunst— gewerbeß unter den Segnungen des riedens dar. Zu Seiten eines wehrhaften Engels und unter dem Dach einer gewaltigen Eiche sind in je einer Gruppe der anleitende Künstler und die Käufer im Verkehr mit den Kunsthandwerkern dargestellt. Zwei kleinere Seitenfelder zeigen als, weitere Vertreter kunstgewerblicher Techniken eine Stickerin und einen Buchbinder. Die Bilder gehören ju den umfangreichsten Aufgaben, die der Kunft des Glasmosaits. bisher gestellt worden sind. Die deutsche Glasmosaikgesellschaft Pub! u. Wagner in Rixdorf, die erst vor wenig mehr als einem Jahrjehnt die Kunst des Glasmosaiks in Deutschland heimisch gemacht und jetzt diese Bilder in erstaunlich kurzer Frist ausgeführt hat, zeigt durch dieses imposante Werk aufs neue, daß sie auf der Höhe ibrer Aufgabe steht. Die Aus stellung wird bereits am Sonntag, den 25. Februar, wieder geschlossen werden, da das Bild rechtzeitig in Paris eintreffen muß.

Dem Kunstsalon von Eduard Schulte ist eine Kollektion von Aquarellen der Freifrau Elisabeth von Heyking, Gemahlin des früheren Gesandten in Peking, neu eingereiht worden. Es sind etwa zwanzig Blätter, welche in frischer, reizvoller Weise die Kaiser⸗ liche Residenzstadt Peking mit ihren geheimnißvollen Palästen und ungefügen Wachtthürmen, die engen Gassen mit ihrem bunthewegten Volksleben, die heiligen Stätten, Götterbilder und Grabdenkmäler zur Darstellung bringen. Einzelne Blätter zeigen Interieurs auz , n. heiligen Orten, die nie vorher ein europäischer Fuß betreten hat.

Die Académie Frangaise wählte, wie W. T. B.“ aut Paris meldet, den Dramatiker Paul Hervieu und den Kritiker Emil Faguet zu Mitgliedern.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Entwickelung der Tabackkultur in den deutschen Kolonien.

Ueber den Stand der Tabackkultur in den deutschen Kolonien im Jahre 1399 entnimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ den aus Neu— Guinea, Ost⸗Afrika, Kamerun und Togo vorliegenden Be—⸗ richten Folgendes: .

In Reu⸗Guinea wird Tabackbau seitens der Neu⸗Guinea⸗ Kompagnie, und zwar zur Zeit nur an der Astrolabebai betrieben; jedoch unterliegt es keinem Zweifel, daß auch andere Theile des Schutzgebietes zum Tabadckbau geeignet sind. Die Neu. Guinean— Kompagnie baut nur edle Tabacksorten, sogenannte Deckblätter, an und bat im Jahresdurchschnitt etwa 100 000 Pfund Taback auf ihren Pflanzungen geerntet. er Taback ist zur Ausfuhr auf den Markt von Bremen gelangt, hat sich dort leicht verkaufen lassen und gute Preise erjielt. Derselbe ist mit Ausnahme weniger Rest⸗ und Aus—⸗ schußballen als Deckblatt zur Zigarrenfabrikation verwendet worden.

In Ost -Afrika liegt der Tabackbau vorläufig noch fast aus⸗ schließlich in den Händen der Eingeborenen, welche in fast allen Theilen des Schutzgebiets Taback bauen, der, in Rollen gedreht, für den Lokalbedarf bestimmt ist oder höchstens nach Sansibar exportiert wird. Daneben werden seit 1896 Versuche mit Anbau von Taback in größerem Maßstabe auf der Gouvernementsplantage Mohorro im Bezirke Kilwa ausgeführt. Dieselben haben jedoch bisher ein zufriedenstellendes Resultat nicht ergeben, da der Brand des Tabacks kein guter war. war sind im Jahre 1898 von dem daselbst erbauten Taback 160 Zentner zur Aus- fuhr gelangt und haben als Deckblätter zur Zigarrenfabrikation Verwendung gefunden; im Jahre 1899 ist jedoch von einer Ausfuhr des Tabacks wegen mangelhaften Brandes desselben abge⸗. sehen worden. Nach dem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs ist indessen begründete Hoff nung vorhanden, daß die fortgesetzten Versuche zur Ernielung eines guten Tabacks führen werden. Zu den Anbau— versuchen ist Sumatrasaat von der Plantage St. Cyre und in letzter Zelt auch eigene Saat verwandt worden.

In Kamerun wird zur Zeit Tabackbau nicht betrieben. Die westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Bibundi, welche früher Taback in kleinerem Maße angebaut hat, hat dies aus Mangel an dazu geeigneten Arbeitern seit einigen Jahren aufgegeben.

Im Schutzgebiete Togo bestehen zur * Tabackkulturen unter europaͤischer Lellung nicht. Dagegen wird in den Stationsbezirken

Kete⸗Rrꝛtschi, Sansanne Mangu und Sokodé⸗Basari von den Eln⸗

geborenen Taback angebaut. Dieser Taback findet jedoch nur zum eigenen Konsum der Eingeborenen Verwendung.

Getreidemarkt Genuas im Januar d. J. Der Kaiserliche General⸗Konsul in Genua berichtet unter dem

. . es:

Der Markt verlief ohne wesentliche Aenderung. Zwar machte sich eine bessere Kauflust geltend als im Dezember, jum theil infolge der höheren nordameritanschen Notierungen und der Gerüchte über die in Argentinien ausgebrochenen Pest, doch blieb der Umsatz be— schränkt, da die itallenischen Märkte die höheren Forderungen an den südrussischen Exvortplätzen nicht bewilligen wollten, umsomebhr, als die italtenische Landwaare in ver letzten Zeit wieder dringender und zu weichenden Preisen ausgeboten wird.

Die Offerten aus Rußland sind mit Rücksicht auf die kalte Witterung und die damit verbundonen schwierigen Transport. Ver⸗ hältnisse auch der Hafen von Nicolaiew ist nur vermittels Eis. brecher der Schiffahrt zugänglich sehr spärlich und durchschnittlich t Fr. über Parität der hier erzielbaren Preise.

Der Konsum kauft daher nur das Nothwendigste in ausländischer Waare bei sofortiger Abladung. Man glaubt allgemein, daß mit dem Eintreten der milderen Witterung ein stärkeres Ausgebot auf die Preise drücken wird. Man verlangt heute für Dur Novorosstst P. 10,06 sofortiger Verladung 19— 1835 Fr und für Dur Tanganrog P. 10,06 nach Schiffahrts Eröffnung 185 Fr., aber die Differenz von 0 Cent. zu Gunsten der späteren Abladung scheint den hiesigen Käufern nicht genügend, weil sie, wie oben erwäbnt, der Ansicht sind,

später noch billiger kaufen zu können. Die Spekulation ist daher

vorläufig ganz unthätig. Es wurden gehandelt: Dur Novorossisk P. 10, 0s Februar ef. 18,50 (heute Käufer et. 185, verlangt wird 187 .

Ghirka / uülta Nicolakew P. 9,30 ef. 18,75 (heute Käufer zum

gleichen Preise, Nicolaiew verlangt 166 Fr.).

Azyme Odessa / Krirn P. 10, P. 10,10 16—17 Fr. je nach ö.

Qualitat.

Odessa · Mais 10,ů 75/50 Fr.

Russischer Rübenzucker per März / Juni 27, Fr.

Russischer Rübenzucker per Oktober November 26 Fr.

Am 531. Januar d. J. stellten sich in Genua die Getreidevorräthe und die Preise für den Doppelzentner, wie folgt:

; unverzollt inlãndisch Weichweizen 25 500 42 Goldfranken 15,50 —16,B75 Lire 25 26 Hartweizen 22000 . ö 16,900 - 18,75 Mais . . .. 10 950 . 9,75 - 11,50 , 14,75 - 16,09) Safer 1599 10,5 - 11,00 . 17,75 18, 00 Roggen .. 2000 ö

Getreidemarkt Rotterdam s.

Der Kaiserliche Konsul in Rotterdam berichtet unter dem 10. d. M. Folgendes:

Nachdem die durch Eis gestörte Schiffahrt in den ersten Tagen des Monats Januar wieder eröffnet war, entwickelte sich 23on neuem der Handel nach und nach, sodaß der Umsatz im allgemeinen befriedigend genannt werden kann.

Weizen. Da der Vorrath nur gering war, konnte der Umsatz in loko auch nur unbedeutend sein. In bald oder später zu liefernder Waare dagegen, besonders Kansas IJ und auch La Plata, kamen viele Geschäfte ju stande. Von Donau und Süd Russischem hörte man nicht viel. Die Preise waren in den letzten Tagen ziemlich hoch, sodaß die Käufer eine abwartende Haltung bewahrten.

Roggen. Infolge regelmäßigen Absatzes an die Konsumenten und auch mangels jeglicher Zufuhr ist der Vorrath beständig kleiner geworden. Die Preise sind indefsen nur wenig gestiegen, und nur sehr 6 Qualitäten würden höbere Preise erzielen konnen. In bald zu

ieferndem Helena und verwandten Sorten wurden ziemlich bedeutende Geschäfte gemacht.

Gerste. Der Umsatz beschränkte sich hauptsächlich auf amerika⸗ nische, weil davon am meisten und ju billigsten Preisen zu haben war, Schwarimeer war zu theuer.

. Besonders zu Anfang des Monats war das Angebot von Russischem ziemlich drinend. Amerikanischer ist seltener geworden. Auch von Nord -Rußland war wieder zu billigeren Preisen zu kaufen.

Mais. Der Umsatz in amerikanischem Mixed war sehr beden⸗ tend, aber das finanzielle Resultat stand dazu in keinem richtigen Ver⸗ bältniß. Runde Sorten sind selten geworden. Odessa und Foxanian fehlten ganz, Cinquantin ist so gut wie ausverkauft und von La Plata ist völlig gute Waare nur noch wenig übrig. Schwimmender Odessa fand schnell Abnehmer.

Die Preise und Vorräthe ergeben sich aus nachstehender Tabelle:

Getreidepreise in Rotterdam im Monat Januar 1900.

Gerfte j und Getreideart . Mann Laft Last zu Last ju Last zu ö

2a Kg 210 Kg obo Kg II. T Fl.

Weijen 170 - 192 looo 2000 Roggen 135 —155 2200 1500 Gerte 122.160 Joo 18059

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten nnd Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul- und Klauen seuche unter Schweinen ist dem Kaiserlichen Gesundheitgamt gemeldet worden vom Zentral Viehhofe zu Berlin am 14. Februar, das Erlsschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom Schlacht ⸗Viehhofe zu Dresden am 15. Februar.

Verkehr s⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Dortmund hat die erste eng⸗ lische Post über Vlissingen vom 15. Februar wegen Sturmes auf See den Anschluß an Zug 5 nicht erreicht und ist mit Zug 11 weiter befördert worden.

Laut Telegramm aus Köln ien ist ferner die zweite Post über Ostende von demselben Tag ausgeblieben, weil der Dampfer wegen Sturmes von Dover nicht ab⸗

gefahren war.

Husum, 15. Februar. (W. T B.) Amtlich wird gemeldet: Die Dampferfghrten zwischen Hover ⸗-Schleuse und der Insel Sylt sind des Eises wegen bis auf weiteres eingestellt.

Dres den, 16. Februar. (W. T. B.) Die General. Direktion der e , . Staatsbahnen macht bekannt, daß vom 19. Fe—⸗ bruar ab bis auf weiteres eine Anzahl von Personenzügen nicht mehr verkehrt. Diese Maßregel ist getroffen worden, um den

Kohlenverbrauch zu vermindern, da durch die Arbeitzeinstellung in den

Kohlenwerken die Kohlenzufuhr erschwert ist.

Bremen, 15. Februar. (W. T. B) Rorddeutscher Lloyd. Dampfer Labn“ 14. Febr., v. Bremen kommend, in New York angtk. „Rhein“, v. New Jork kommend, 14. Febr. Prawle Point

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