1900 / 44 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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ö . * s ,

Großhandels · Durchschnitts preise von Getreide

für den Monat Januar 1900

nebst entsprechenden Augaben für den Vormonat.

Zusammengeftellt im Kaiserlichen Statiftischen Amt.

10060 Eg in Mark.

(Preise für prompte Loco Waare, so weit nicht etwas Anderes bemerkt.) k

. ; en, guter, gesunder, . R * . bunter, 749 bis 754 g per !... 85 guter, gesunder, 447 g per 1 erste, Brenn⸗, b bis 65? g per l Breslau. Roggen, Mittelqualitãt

. . hen wischer, mittel

pfälzer, russischer, bulgarischer, mittel,

. . uh ge. amerik., rumãn., mittel afer, badischer, württembergischer, mittel...

3 ben fche, pfäl er, mittel

München

Roggen, baverischer, gut mittel Weljen, ; .

Roggen, U Boden zen, 1 . .

Hafer, er e w e, da e 1 1 2 1 6 * 2 2. 1

66 Budgwpest.

Roggen, Mittelqualitãt ö

Wenzen, ö

Dafer, =

Gerste, Malj⸗

Roggen Wa, Saxonla Haf

er ö

Roggen, 71 bis 72 Kg per hl! . Ulka, 75 bis 76 Kg per hl ö ( 2.

Roggen, 71 bis 72 kg per hl ö Wa. 75 bis 76 kg per hl k Paris.

Roggen

Welzen ] lieferbare Waare des laufenden non

fer erste (Halls au bloè) dn Antwerpen. Donau, mittel Amma. 77 Eg per hl Red Winter Nr. 2 Kansas Walla Walla La Plata, mittel Bombay, Club wyite Am sterdam.

Lon don. a. e , , engl. wei Wei en roth r an. . Californler an der Küste (Baltie) ... b. Gazette averages.

englisches Getreide, Mittelpreis aus 196 Marktorten

Liverpool.

Weizen fer

erste

Oregon Calisornier Western Wiater Syvring Nr. 2 Northern Duluth Hard Kansas Nr. 2 Manitoba Nr. 1

l La Plata

engl. weißer Dafer . gelber Californier Brau⸗ Canadische

Chicago.

Wezen, Lieferunge · Waare 9 ee en Monat.

New York. Red Winter Nr. 2

Gerste

Monat Januar 1900

129,58 137,32 108,74 120,62

133,30 134,00 115,00 127,50

156, os 172.16 143.26 155,560

154,00 169, 00 147,00 179,50 178,00

119, 13 148,A28

91,25 142,79

104,47 129, 19 88, 29

9447 119,9) 80, 73

94.51 113,19

gh. 26 112,64

114,23 152,093 133,17 139, 43

130,23 131,93 129 59 126,17 130,88 126,90 131,651

117,27 119, 45 122,48 124,04

126,38 123,75 136,58

121,50 117,82 144,20

141,31 131,54 131,90 136,24 131,37 136, 04 125,94

122, 87 110,78, 147,95 106.70

994 151606

116,06 121,00

Wen Northern Spring Nr. 1 Tieferungswaare per Mai

Bemerkungen.

98,28 E 1 an der Londoner Produktenbörse 504 Pfd, eng Gazette averages, d.

113,88

120,24 117,099 145, 00

140,54 139 47 129.52 130,2 136,53 12977 138,47 124,34

121.35 110,89

146,28 109,34

101,49 107,35

114,45 121,36 115,41

127schetwert Weizen ist 163,69, Roggen 147,42 Haser , . 1 Imperial Quarter ist . die Weh

ennoti

gerechnet; für die

h. die aus den Umsätzen an 196 Marktorten

des Königreichs ermittelten Durchschnittspreise für einheimisches Ge⸗

treide, ist 1 Imperial Quarter Weizen 480, olßf. engl. angesetzt. 1 Bushel Weizen =

engl. = 45355 g; 1 Last Roggen 2199, Weizen

Bei der Umrechnung der

afer 312, Gerste

Pfd. engt. ; 1 Pfd. 6 kg. reise in Reichswäͤhrung sind die aus

den einzelnen e, nnn im „Deutschen Reichs- und Staats-

Anzeiger ermittelten monatlichen Durchschnitts · Wechselkur ür Wien und B ool die Kurse auf London,

Berliner Börfe zu Grunde gelegt, und zwar für die Kurfe auf Wien, für London und Liv

se an der

udapest

a Chicago und New Jork die Kurse auf New ork, für St. Peters⸗ ur

g, Odessa und Riga die Kurse auf St.

AÄnfwerpen und Amsterdam die Kurse auf diese Plätze.

etersburg, für Paris

Personal⸗Veränderun g en.

goulglich Preußische e,, . achweisung der beim Sanitäts⸗-Korps im ona . 3663 ine, en Veränderungen. Durch Verfügung des Genergl Sta bs artes der Armee. 11. Ja⸗ nuar. Schm inck, einjährig freiwilliger Arit vom Großherzogl. Mecklenburg. Feld. Art. egt. Ir 60, unter gleichzeitiger Versetz ung jum 1. Hanseat. Inf. Regt. Nr. 75, jum aktiven Unterart ernannt, 33. Jann at, Dr. Haedicke, Unterarit vom Inf. Regt.

. ;

5 5 Januar, Born, einjährig freiwilliger Arzt vom Inf. Regt. Markgraf Karl 7. Brandenburg.) Nr. 60, unter gleichzeitiger Ver⸗ setzung zum Train. Bat. Nr. 185, zum aktiven Unterarzt ernannt, sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei ibren Truppentheilen offenen Assist. Armtstelle und zwar die beiden Letztgenannten vom 1. Februar d. J. ab beauftragt.

, , . Dur llerhöchste Bestallun gen. 3. Februgr, bock, 1 Rechtsanwalt, Dr. jur. Thielo, bis ber Fürstlich Stol⸗ berg'scher Regierungsrath, Dr. Jur. Pindter, Gerichts ˖ Assessor, u Auditeuren ernannt. . ; Durch Verfügung des General-⸗Auditeurs der Armee. 7. Februar. Güterbock, Auditeur, die zweites Garn. Auditeur⸗ stelle zu Spandau vom 1. März 1900 ab. Dr. jur. Thie lo, Auditeur, die Auditeurstelle bei der 17. Div, Dr. jur. pindter, Auditeur, die Garn. Auditeurstelle zu Küstrin, übertragen.

göniglich Sächsische Armee. 29. Januar. v. Arnim, Lt. d la suite des 1. Ulan. Regts. Nr. I7 Raifer Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, unterm 1. Februar d. J. in das genannte Regt. wiedereingereiht.

Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderunzen un? Ver⸗ setung en. Berlin, 12 Februar v. Ammon, Kwitänlt. vom Stabe S. M. Linienschiffes Wörth“, mit dem 26 Februar d. J. zur Dienstleistung bei des Prinzen Adalbert von Preußen Königlicher oheit kommandiert.

ö . Beurlaubtenstande. Berlin, 12. Februar. Schwam⸗ berger, Deinat, Lts. zur See der Res. im Landw Bezirk Ham⸗ burg bezw. Königsberg i. Pr, zu Oberltz. zur See der Res. des See. Offizlerkorps, Reißmann, VijeStenermann der Res. im Landw. Bezirk Hamburg, zum Lt. zur See der Res. des See⸗Offizierkorps, Schmidt (Karlsf, Vassel, Trümmler, Maschinenbau⸗ Ingen. Aspiranten der Res. im Landw. Bezirk 17 Berlin bezw. (letzterer) Deutz, zu Maschinenbau-⸗ Ingenieuren der Res., befördert.

ÄAbfchiedsbewilligungen. Berlin, 12. Februar. 83 p. Beaulieu Marconnav, Oberlt. à 14 suite des 1. See · Bats, unter Überführung zu den Offizieren der Reserve der Marine⸗Inf. und gleichzeitiger Verleihung des Charakters als uptm., aus dem aktiven Dlenft aus geschieden. Raetz, Marine. Stabsingen vom Stabe S. M. Vicht „Hohen jollern', auf sein Gesuch, unter Verleihung des Charakters alz Marine · Ober⸗Stabz ingen. mit der gesetzlichen Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der Erlaubniß jum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vorge⸗ schriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. Chrapkowski, Marine⸗Ingen. von der Marine Station der Ostsee, behufs Ver⸗ wendung bei dem Gouvernement von Deutsch· Ostafrila, mit dem 1. April d. J. bis auf weiteres dem Reichskanzler zur Verfügung ge= stellt und während dieses Oienstverhältnisses aus dem Etat der Marine⸗ Verwalt. ausgeschieden.

ln Enn ser fen or pt. Berlin, 12. Februar. Dr. Steyhan, Assist. Arzt der Res. a. D. im Landw. Bezirk Hamburg, im aktiven Marine. Sanitäts. Korps und zwar als Marine ⸗Assist. Arzt angestellt. Pr. Siefert, Dr. Kauffmann, Dr. Dapper, Marine · Unterãnte der Ref. im Landw. Bezirk Halle a. d. S. bezw. Königsberg i Pr. und Dässeldorf, ju Affist. Aerzten der Res. der Macine-⸗Sanitats-˖ offiiiere befördert. Dr. Asbe q, Assist. Arzt der Re. der Marine⸗

Sanitäte⸗Offiziere im Landw. Berirk Lüneburg, der Abschied bewilligt.

Deutscher Reichstag.

160. Sitzung vom 16. Februar 1900, 1 Uhr.

Die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Stats für 1906 wird bei dem Etat der Reichs-Eisenbahn⸗ verwaltung, und zwar bei dem Extraordinarium fortgesetzt.

Abg. Dr. Paasche (al) regt an, die Bilanzaufstellung fũr die Reichs *g fai beh nach dem Muster des in der preußischen Ver⸗ waltung in Uebung befindlichen Verfahrens in Erwägung zu ziehen. Gegen den Abg. Riff bemerkt Redner, daß die Uebernahme der Gifenbahn auf die elsässische Landesverwaltung keinen Vortheil bieten wůrde.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen:

Meine Herren! Die von dem Herrn Referenten angeregte Frage ist im Großen und Ganzen nicht sowobl eine praktische Verwaltungs, als vielmehr eine theoretlsche Finanifrage. Die Art der Ver⸗ rechnung, wie sie bisher von der Reichs ⸗Eisenbahnverwaltung vorgenommen worden ist, entspricht dem Normalbuchungs⸗ formular, welches unter Mitwirkung des Reichs ⸗Eisenbahnamts von sämmtlichen deutschen Babnen angenommen worden ist, und ist daher keineswegs den elsaß ⸗lotbringischen Eisenbabren eigenthümlich; vielmehr werden die Herren, wenn Sie sich die Mühe geben wollen, einen badischen oder württembergischen oder baverischen Etat anzu⸗ sehen, sie dort gleichfalls finden. In Pieußen haben wir allerdings in den letzten Jahren ein anderes Verfahren eingeschlagen, und als preußischer Minister muß ich die Anerkennung in Anspruch nehmen, daß das Verfahren, welches Preußen jetzt beobachtet, im Großen und Ganzen finanztechnisch als das solidere anzuseben ist. Aber, meine Herren, Eines schickt sich nicht für Alle. Was sich für ein so großes Unternebmen wie ces die preußischen Staats⸗ eisenbabnen sind, ausführen läßt, obne in die finanziellen Ergebnisse der einzelnen Jahre allzu empfindliche Schwankungen hineinzutragen, hat für ein kleineres Eisenbahnunternebmen wie das Reichs⸗Eisenbahn⸗ netz immer das Bedenken gegen sich, daß der ganze Jahresabschluß durch Zufälligkeiten in erheblichem Maße beeinflußt wird; sind wir in einem Jahre große Ausgaben für Betriebsmittel oder dgl. zu machen genöthigt, so wird der Ueberschuß des Unternehmens gewaltig berab⸗ gedrückt. Indessen im Großen und Ganzen ist das, wie ich bereits bemerkt habe, Theorie, denn es handelt sich hier nicht um die Festsetzung der Dividende für eine Privatbahn, sondern um eine formale Frage des Reichs. Etatsrechts. Immerhin ist eine gewisse Stetigkeit in den Betriebe abschlüßen, meine ich, auch für die Reichs Finanzverwaltung nicht ohne Werth. Ich will übrigens damit nicht meine Auffassung als eine endgültige bingestellt haben, sondern bin gern bereit, auf die Anregung des Herrn Referenten hin mit der Reichs Finanzverwaltung in noch⸗ malige Verhandlungen über die Sache einzutreten. Wir würden dann Gelegenheit haben, die von uns schließlich vereinbarte Auffassung in dem nächsten Etatgentwurf zur Geltung zu bringen.

Ich möchte daher glauben, daß heute über diese Frage hinweg⸗

.

nicht beabsichligt sein kann, für den jetzt zur Berathung stehenden Etat noch irgend eine Aenderung vorzunehmen.

Im übrigen mache ich darauf aufmerksam, daß sich jedermann daz Rechenexempel, wie hoch sich der Ertrag der Reichseisenbahnen bei Zugrundelegung des vollen und des reduzierten Kapitals belãuft, aus dem Material des Etats selber machen kann. Auch kann ich mich der Auffafsung des Herrn Referenten durchaus anschlie fen, daß es nicht zulässig ist, mit Rücksicht auf die zunächst für strategische Zwecke erfolgten Verwendungen irgend welche Abzüge an dem Kapital vorjunehmen. Schon der Herr Referent hat mit Recht darauf hin gewiesen, daß derartige Ausgaben in allen deutschen Bundesstaaten gemacht werden, und ich möchte dem noch hinzufügen, daß diese Aug.= gaben in allererfter Linie gerade zum Schutz und zum Nutzen von Elsaß ⸗Lothringen selbst aufgewendet worden sind. Jede Eisenbahn. verwaltung, auch wenn es nicht eine Reichseisenbahn, sondern eine Privatbahn oder eine elsaß · lothringische Landesbahn wäre, müßte diese Ausgaben machen und sich jur Last legen.

Die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats, 8 055 000 MS, werden darauf bewilligt; desgleichen die ein⸗ maligen Ausgaben im außerordentlichen Etat, vorbehaltlich der zurückgestellten Forderung für die Erweiterung der Hahnhöfe Mulhausen und Colmar. Die Einnahmen aus dem Personen⸗ und Gepäckverkehr sind mit 19 248 000 6, 1 724 000 M mehr als im Vorjahre, diejenigen aus dem Güterverkehr mit 61 498 005 S, 4130 00 M mehr als im Vorjahre, ver⸗ . che berichtet äber die bereitz bekannten

Dr. Paasche berichtet über die bere ekann

w ö. ,, . und die Frage, wie die aus

Anlaß der Parifer Weltanzstell ung eventuell, zu erwartende Steige— 3. ö.. Gfenbahnverkehrs zu bewältigen sein werde.

Auf eine Bemerkung des Abg. Prinzen Alexander zu Hohen lohe-Schillingsfürst (b. k. F.) erwidert der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen:

Das von dem Herrn Abg. Prinzen zu Hohenlohe angerufene Wohlwollen würde ich gerne eintreten lassen, wenn es sich bier nur um Verwaltungs oder finanzielle Unbequemlichkeiten handelte. Ez steht hier aber in erster Linie die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs in Frage. Richtig ist, daß noch eine gane Menge von Niveaukrenzungen in Preußen und in anderen Ländern existieren, die zum großen Theil entweder aus älterer Zeit stammen und noch nicht haben beseitigt werden können, oder aber und darauf möchte ich besonderen Nach⸗ druck legen innerhalb des Aufsichtsbereichs eines Bahnhofs liegen, wo sie unter jederzeitiger Kontrole stehen. In dem von dem Herrn Vorredner angeführten Falle trifft letzteres aber nicht zu, da findet die Kreuzung vielmehr auf freier Strecke statt, und zwar ist es eine Kreuzung mit einer städtischen Straßenbahn, deren Züge sich demnächst in ganz geringen Intervallen folgen follen; mir ist gesagt worden, daß ein Zehn, ja ein Fünfminutenbetrieb in naher uesicht stehe.

. 634 bildet eine solche Niveaukreuzung schon an sich eine Gefahr nicht nur für den Hauptbahnbetrieb, sondern eben so sehr für den Betrieb der Straßenbahn. Daher wird seitens des Reichs ⸗Eisenbabnamts grundsätzlich darauf gehalten, derartige bedenkliche Gefahrpunkte nicht neu zu schaffen. Die Schweiz selbst, in deren Gebiet die hier in Rede stehende Straßenbahn ihren Ausgang nimmt, ist in der Zulassung derartiger Kreuzungen recht rigoras. Ein neues Bundesgesetz geht davon aus, daß diese im allgemeinen nicht im Nivcau statifinden sollen, sondern daß die neu hinzutretende Bahn überführt oder unterführt werde; die Artikel 7 und 8 regeln dann die Vertheilung der Kosten jwischen beiden Interessenten. Zu einem Arrangement auf ähnlicher Grund⸗ lage würde die Reichseisenbahn voraussichtlich ihre Mithilfe nicht versagen, aber sie kann nicht ohne weiteres einer so frequenten Straßenbahn die Niveaukreuzung eines Gleises gestatten, welches schon jetzt ziemlich stark in Anspruch genommen wird, durch künftige Aenderungen in der Verkehrsleitung aber leicht noch viel mehr belastet werden könnte. Nichtsdestoweniger bin ich bereit, auf die Anregung des Herrn Abg. Prinz zu Hohenlohe hin mir nochmals Vortrag darüber erstatten ju lassen, ob und unter welchen Bedin . gungen dort eine Niveau kceuzung hergestellt werden kann. Wie ge⸗ sagt, anderwärts gehen wir mit aller Kraft und im vollen Einver— ständniß mit dem Reichs . Eisenbabnamt in der Richtung vor, derartige Gefahrpunkte aus den Bahnen berauszubringen, nicht aber neue auf⸗ zunehmen.

Zu den Einnahmen aus dem Güterverkehr hat

die Kommission folgende Resolution beschlossen: die verbündeten Regierungen um Aufhebung der auf den Giserbabnen von Elsaß. Lotbringen bestehenden, die Ausfuhr von Koblen ias Ausland begünstigenden Tarifermãßhig a. zu . Die Abgg. Riff (fr. Vgg) und Hauß (b. dz e an⸗ tragen, in diesem Text 8. orte „auf den nd nen von Elsaß⸗Lothringen“ zu streichen. . 5 , Zentr.): Ich empfeble dringend die Annchme der Resolution. Wir haben schon jetzt in Deutschland eint Frücenrde Kohlennoth. Nach der Schwein, Italien, Frankreich geben große Massen von Saarkohlen und die dortigen Fabrikanten haben tie Kohlen zur Hälfte des Tarifs; dadurch wird daß Inland ern benachtheiligt. Sind wir dazu da, dem Auslande billige Kohlen an

unsere eigenen Kosten zu liefern? .

Minister der öffentlichen Arbeiten von Thiel en: .

Meine Herren! Ich erkenne rolllommen an, daß die heutigen Zeit verhältnisse die Anregung dieser Frage rechtfertigen und vielleicht auch geboten erscheinen lassen. Ich babe in der Budgetkommission schon mittbeilen können, daß ich, bereits ebe diese Anregung an mich ergangen war, Ermittelungen in die Wege geleitet habe, welche noth⸗ wendig sind, um zur Beschlußfassung in dieser ernsten, weittragenden

rage gelangen zu können. .

h ah e 1 es erhellt aus den Verhältnissen obne weiteres, daß bier die elsaß ⸗lotbringischen Eisenbabnen nicht allein , kznnen, sondern daß die Frage nur gelöft werden kann im Gin · vernehmen, ich möchte sagen, mit sämmtlichen deutschen Bahnen, wenn nicht gar noch weitere Kreise in Mitleidenschaft gezogen werden. j

Die Ausfuhrtarife für Kohlen sind jium großen Tbei sehr alten Datums. Sie sind seiner Zeit hergestellt gerne. un der Ueberproduktion der deutschen Kohle einen Markt im ber ,. zu eröffnen. Beispielsweise giebt es einen Aunahmetar i die Versorgung der Pariser Gasanstalten von der Ruhr 3 der, wenn ich nicht irre, über 20 Jahre alt ist. (Hört! hört! in Mitte) Eine Abhilfe kann keineswegs etwa auf dem einfachen e. geschaffen werden, daß zu einem beliebigen Zeitpunkt, meinetwegen ue

gegangen werden kann, jumal nicht beantragt ist und auch

J. Juli, glattweg die Aufhebung aller ermãßigten Aus fubt

dekretiert wird, sondern es bedarf in jedem einzelnen Fall einer sorgfaltigen Untersuchung der wirthschaftlichen Folgen einer solchen Naßnabme. Um das mit einem Beispiel klarzustellen, welse ich darauf bin, daß die Kohlenproduktion von Oberschlesien ju jwel Theilen nach dem Inland und zu einem Teile, also zur Hälfte

Jalands verbrauch nach dem Ausland geht, und jwar auf Grund alter wirthschaftlicher Beziehungen, die aus den beiderseitigen Bedũrf⸗ nisse bervorgegangen sind. Ich mache ferner darauf aufmerksam, daß der größte Theil der ermäßigten Ausfuhrtarife nach den Seehäfen in höherem Maße der inländischen Konsumtion zu gute kommt als der autlandischen, also auch nach der Richtung hin sorgfältiger Prüfung bedarf. Die Herabsetzung der Kohlentarife für Hamburg bringt z. B. den Vortheil mit sich, daß sie auch der Bunker⸗Kohle für unsere eigenen Rhederelen und der Loco Kohle für den Be— darf von Hamburg und Umgebung zu gute kommt. Dasselbe gilt in noch höherem Maße für Stettin, für Danzig, für Königsberg. Wenn wir diese Exporttarife aufheben, müßten wir daher in jedem einzelnen Falle unterscheiden, ob die Kohle wirklich ns Ausland geht oder ob sie für die Konsumenten an der Küste und in einer gewissen Zone abseits der Küste bestimmt ist. Für Tilsit würden sich z. B. die Kohlenpreise nicht unerheblich erhöhen, wenn wir ohne weiteres zur Aufhebung der Ausfuhrtarife übergehen. (Zuruf rechts) Das ist richtig, aber wir haben den Ausfuhrtarif nach Königs⸗ berg, und der wirkt so weit zurück, daß, wenn wir ihn aufheben, für Tilsit eine Erhöhung eintritt. Ich führe das nur an, um die Be— deutung der Frage, die Konsequenzen, die sich daran knüpfen, einiger maßen klar zu machen, das weitere wird sich finden.

Ferner, meine Herren, sind durch die Einfügung der Kohle in den Robstofftarif die Ermäßigungen, welche für die Ausfuhr gegeben worden sind, im allgemeinen sehr in ihrer Bedeutung hberabgedrückt worden. Während z. B. bezüglich des oberschlesischen Reviers die Wirkung dieser Tarifherabsetzung gegenüber dem Normaltarif für das Inland etwa 2 800 000 M beträgt, belaufen sich die Ermäßigungen für die gesammte Ausfuhr auf nur etwa 480 000 , also verhältnißmäßig sehr viel weniger. Kurzum, die Frage kann nicht, ich möchte sagen: mit einem Ukas gelöst werden, sondern sie bedarf der individuellen, sorgfältigsten Prüfung. Diese ist in die Wege geleitet worden und wie ich überzeugt bin, werden die ein⸗ zelnen Bundesregierungen bejw. deren Eisenbahnverwaltungen binnen kurzem über die Frage sich schlüssig machen.

Ich will noch eines hinjufügen. Ein Theil der Ermäßigungen, die für das Ausland gewährt worden sind, hat ihren äußeren Grund und ihre innere Berechtigung in dem Umstand, daß für gewisse Sendungen die Selbstkosten eine erhebliche Ermäßigung erfahren. Wir lassen beispielsweise aus dem Ruhrrevier wöchentlich mehrere Sonder- züge mit Kohlen nach Holland ab, die zu nicht geringem Theil dazu dienen, als Schiffskohle verwendet zu werden, auch von unserer deutschen Rhederei. Diese Sonderzüge werden von den Zechen gebildet, wir haben keine Rangtermanöszer auszuführen, wir haben keine Expedition nichts; zur bestimmten Stunde rücken wir mit unserer Maschine und dem Packwagen vor den Zug und fahren ihn durch bis an die hollandische Grenze. Daß das eine erhebliche Ermäßigung der Kosten darstellt, liegt auf der Hand.

Alle diese Momente werden berücksichtigt werden müssen, und ich boffe, daß die Entscheidung in kurzer Frist gefällt werden kann. Sie kann aber das möchte ich nochmals betonen, und das haben ju arch die Herren Antragsteller wohl selbst gefühlt, indem sie Elsaß— Lothringen aus ihrem Antrage herausgestrichen haben nur gefällt werden in gemeinsamer Aktion der deutschen Eisenbahnverwaltungen.

Abg. Münch⸗Ferber (ul.): gr Italien und die Schweiz lebt man die Saarkohle 20 g billiger ab als für den deutschen

onsum, nämlich für 95 statt für 115 M Dazu tritt noch die Fracht⸗ differenz; von der Saar nach der Schweiz beträgt die Fracht 40, auf die gleiche Entfernung nach dem Deutschen Reiche aber 70 ; wir müssen also 185 statt 135 66 zahlen. Diese einfache Thatsache bedeutet doch eine direkte Stärkung der ausländischen Industrie. Dabei wächst die Kohlennoth in Deutschland ganz bedrohlich. Der böbmische Strike, dem der im Zwickauer, Lugauer Revier gefolgt ist, hat für Oberfranken bereits erschreckliche Zustände gezeitigt. Ver⸗ schiedene Fabriken haben den Betrieb gan) eingestellt, so die Porzellan abrik in Waldsassen; viele Betriebe beschäftigen nur noch das halbe ersonal. Mehrere Spinnereien haben vollständig geschlossen.

enn es sich bewahrheitet, daß die sächsischen Bahnen ihren Betrieb redusteren, wenn in einzelnen Orten Sachsens wegen Kohlenmangel schon die Schulen geschlofsen werden raußten, klingt es doch wie eine Ironie, wenn man die Ausfuhr der Kehlen nach dem Auslande noch känftlich befördert. Früher waren diese Ausnahmetarife be⸗ rechtigt, heute nicht mehr. wo die Industrie, um überhaupt arbeiten ju können zu englischer Koble greifen muß, die in Hef über Swine⸗ münde 575 Æ pro Tonne kostet. Nur ganz große Fabriken können das aushalten; die kleinen müssen zu Grunde geben. Abg. Das bach (3entr.): Die schwebenden Verhandlungen müssen jedenfalls mit größter Beschleunigung gefördert werden; wird doch von einigen Stimmen schen ein Kohlenausfuhrverbot gefordert. Der pieußische Handelsminister hat am 1. Februar im vreußtschen Abge⸗ otdnetenhause konstatiert, daß die Preizentwickelung der Koble eine ruhige und normale gewesen sei, und gerade die Syndikate hätten sich darum Verdienste erworben. Aber die Industrie wird doch ganz er—⸗ heblich in ihrer Konkurrenzfäbigkeit geschädigt, wenn sie auch nur noch eine kurze Zeit mit diesen hoben Preisen zu rechnen bat. .

Abg. Hr. Graf Udo zu Stolberg Wernigerode (d. kons.): Die Ausfuhrtarsfe mögen, als die deutsche Ausfuhr noch nicht ntwidelt war, eine traurige Nothwendigkeit gewesen sein. Segengreich sind solche Ausnahmetarise, welche im Inlande den fein von den Koblendistrikten liegenden Bezirken, dem Dsten, den Seehäfen Kohle billiger liefern; ürationell und derwerflich sind die Ausnahmetarsse, welche die aueländische Industtie begünstigen. Was der Minister angeführt hat, bezag sich doch meistens nicht auf solche reinen Auslandstarife. Die demglichen Erwägungen hätten früher angestellt werden mässen. eußersten Falls ließen sich doch im letzten Herbst diese Steigerungen der Koblenpreise voraussehen. Eine momentane Schädigung der Interefsenten ire sse ist vielleicht unvermeidlich. Die Kohlengruben. kesitze würden das zu tragen haben; ich glaube übrigeng nicht, daß e betroffen werden. Wenn gewisse Verkehrslinien betroffen werden, 64 das eben auch nicht zu umgeben; die Verkehrsanlagen sind nicht

elbstzweck, sondern Mittel jum Zweck. Den Ausweg, den Kon—

umenten direkt billige Tarife bon der Zeche ab zu bewilllgen, möchte

nicht empfehlen.

6 Lö, e el (Soz.) führt aue, Keine Partei bätte gewünscht, VDiejenigen, wesche jetz! von der Koblennoth betroffen würden, ö ihrer großen Macht dahin gewirkt hätten, daß den böhmisch⸗

mährischen stritenden Kohlenbergleuten ihre bescheidene Forderung,

. Maximallohn auf 2,56 M ju erhöhen, bewilligt würde. Die Be⸗

Her die Barone Rothschild, di Grafen Kinsky, Larisch 2c. gehörten zu

. reichsten Leuten Oesterreichs. Andererseits sei es eine eigene Art eU Patriotismus, daß die deutschen Grubenbesitzer, die am Staate

. al verdienten, den deutschen Konsumenten eine Konsumsteuer auf

83 könnten, während sie an das Ausland zu ganz unglaublich

der Eiseninduftrie, der Zucker⸗ und Spiritusproduktion der Fall. Die ganze deutsche Großindustrie verkaufe ja dem Inlande theurer als dem Auslande. Diese widersinnigen Verhälmnifse drohten in Bejug auf die Kohlenpreise die ganze deutsche Nationalwirthschaft ju ruinieren. Ein Kohlenausfuhrverbot wäre allerdings das ver⸗ feblteste, was es geben könnte; überhaupt liege die Frage nicht so einfach, wie der Hinweis auf die billigen Tarife nach Ham. burg, nach den Ostseehäfen u. s. w. zeige. Aber diese Tarife würden benutzt, um die Kohlen nach dem Auslande ju führen, und das müsse verhindert werden. Die gegenwärtige Kohlennoth werde durch die zu ergreifenden Maßregeln überhaupt nicht mehr zu bekämpfen sein. Wenn übrigens der Großinduftrielle billigere Tarife verlange, dann habe der Arbeiter dasselbe Recht, und diesem falle bei dem gegen wärtigen Preisaufschlag die Beschaffung seines kleinen Bedarfs be—⸗ , ; 6)

Abg, Hr. ock m ann ) unterstützt die Bitte des Abg. Müller Fulda. Die elsässisch⸗lotbringischen Ausnahmetarife bewirkten, daß die im Ruhr -Kohlenrevier befindlichen Fabriken tbeure englische Kohle beziehen müßten, so unter anderen Krupp. Wiederholt seien Schiffe mit englischer Kohle auf dem Dortmund ⸗Emg. Kanal nach Dortmund gegangen. Das seien doch unnatürliche Verhältnisse.

Abg. Schrader (fr. Vgg.): Zur Abhilfe der augenblicklichen Kohlennoth ist nichts auf dem vorgeschlagenen Wege zu erreichen; es ift der Verwaltung unmöglich, in kurzer Frist die bestehenden Tarife aufjuheben. Zu erreichen wäre nur etwas durch Ermäßigung der Tarife im Inland, die von einem Tag auf den andern bewirkt werden kann. Für das Kohlensyndikat lege ich mich nicht ein; es hat der Industrle und sich selbsft das Leben durch seine Preispolitik schwer gemacht und die Arbeiter herausgefordert, ihren Antheil an den großen Gewinnen an der Kohlenförderung zu reklamieren. Nehmen wir den Antrag der Kommission an und warten wir ab, was die Regierung thun wird.

Abg. Dr. . (Sentr.): Ich bin nicht so pessimistisch wie der Vorredner, ich glaube, es wird etwas Positives herauskommen, wenn nicht auch bier die bureaukratische Exaktheit die Ueberhand gewinnt, sodaß eine Arbeit von mehreren Jahren in Angriff genommen wird, indem man das Spruchreife und das Nichtspruchreife durcheinander wirft. Spruchreif ist die Aufhebung der Tarife, welche einseitig dem Ausland zu gute kommen; daraus werden keinerlei Schwierig⸗ keiten entftehen. Es gehört dahin [ die Ausfuhr der Ruhrkoble nach Belgien. Weniger klar liegt die Sache mit den Ausfuhrtarifen nach den Häfen 2c. Je böher die Kohlennoth, um so größer die ein seitige Herrschaft deg Kohlensyndikats. Dieses darf uns nicht über den Kopf wachsen. Es darf auch nicht die Ausfuhrtarife benutzen, um die Kohlennoth im Innern noch zu vergrößern. Wenn der preußische Handels ⸗Minister. die hohen Kohlenpreise vertheidigt, so muß der preußische Eisenbahn⸗Minister höheres Interesse an den Eisenbahnen, als an den Koblenpreisen haben. Es geht nicht an, daß der preußische Handels⸗Minister die Kohlenpreise hoch zu halten hilft. Die Kohlenpreise sind sprungweise in die Höbe gesetzt worden in einer ganz unerhörten Weise, und das hat das Syndikat gekonnt, weil die Ausfuhr⸗Ausnahmetarife bestehen. Die Privatwirthschaft ist heute durch die ungeheure Höhe des Preises der Hausbrandkohlen in ganz ungehenerlicher Weise benachtheiligt. Es muß rasch vorgegangen werden, und der praktische Blick und die Energie des EisenbahnMinisters werden auch Eifolg haben.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen:

Das letztere ist auch meine Absicht und mein Wunsch. Aber wenn der Herr Abg. Dr. Bachem die Aufhebung der elsaß⸗ lothringischen Kohlenausfuhrtarife als Beispiel einer spruchreifen Sache angeführt hat, so möchte ich wiederbolen, daß diese Angelegen⸗ heit eben noch nicht spruchreif ist. Wenn wir morgen mit sechswöchentlicher Frist die elsaß ⸗Jothringischen Ausnahmetarife aufheben, ohne daß die Badische Bahn das gleiche thut, so wird damit nichts weiter bewirkt, als daß in Zukunft die Kohle über die badische Linie nach der Schweiz und Italien geht, anstait über die elsaß / lothringische, oder daß die Kohle direkt abbiegt und sich über Luxemburg und Frankreich nach der Schweiz und nach Italien bewegt. Also damit ist an und für sich noch nichts gewannen, sondern man wird fast bei jedem einzelnen dieser Tarife auf Schwierigkeiten stoßen, die zunächst gelöst werden müssen, das ist ganz natürlich. Aber ich will dem Herrn Abg. Dr. Bachem recht gern die Zusicherung geben, daß, was an mir liegt, die Fragen einzeln praktisch erörtert und ge— prüft werden sollen, und daß nicht etwa ein östlicher Tarif mit dem elsaß⸗lothringischen verquickt werden wird u. s. w.

Aber darin muß ich dem Herrn Abg. Bebel beitreten: wenn die Herren glauben, daß damit die Koblennoth in absehbarer Zeit beseitigt werden könnte, so irren sie sich. Die Kohlen, die wir produzieren, sind sast sämmtlich für die nächste Zeit im Inland oder im Ausland vergeben und wenn Sie irgendwo fragen wollen, ob Sie solche noch bekommen können, so werden Sie zumeist eine ablehnende Antwort erhalten.

Also wean wir die Ausfuhrermäßigungen aufheben, so geschiebt etwas, was an und sür sich gerechtfertigt und geboten sein mag das habe ich vorhin schon erklärt, aber es wird zunächst nur eine moralische Wirkung hervorgebracht, keine praktische. Der thatsächliche Erfolg kommt erst hinten nach; vor der Hand ändern Sie an den Verhältnissen nichts. Ich sebe aber auch auf der anderen Seite die Kohlennoth nicht so schwarz an, wie sie kier vielfach geschildert worden ist. Es mag ja sehr fatal sein, daß in Gegenden, die durch den Strike berührt sind, es augenblicklich an Kohle fehlt, und daß die Industrien zum theil mit sehr erheblichen Mebrkosten sich das Brennmaterial beschaffen müssen oder gar darauf angewiesen sind, einen Theil ihrer Produktion einzustellen; aber, meine Herren, dasz sind nach allen Erfahrungen Verhältnisse, die in kurzer Zeit vor übergehen, und ich gebe der Hoffnung lebhaften Ausdruck, daß der Unverstand, der dazu geführt hat, derartige Kalamitäten hervorzurufen, sehr bald als solcher erkannt wird, und daß die strikenden Arbeiter wieder zu ihrer Arbeit zurückkehren. (Zuruf von den Sozialdemo⸗ kraten.)

Abg. Stolle (Soj.): Der österreichische Strike ist entstanden aus dem Druck, unter dem die Arbeiter dort Jabrzebnte lang gelitten haben; er ist entstanden ohne die geringste Einwirkung von Außen. Sechs Grubenbesitzer gebieten dort über Tod und Leben von 45 000 Menschen. Nun haben wir die Koblennoth. Die Forderungen der Arbeiter sind von den Besitzern plötzlich zurückgewiesen worden. Man erfülle nur die mehr als bescheidenen Forderungen der böhmisch⸗ mährischen Bergleute, und tausend fleißige Hände werden sich wieder regen, und die Kohlennoth hat sofort ein Ende.

Abg. Riff empfiehlt die von ihm beantragte Aenderung der von der Kommission er , . Resolution und bedauert, daß man dieser Aenderung formelle Bedenken entgegenftellen wolle, weil es sich hier bloß um die Reichsbahnen handle. Allerdings hätte sich die

Verbandlung einer ganz allgemein gebaltenen Resolution beim Etat für das Reichs. Eisenbahnamt besser empfohlen.

Damit schließt die Besprechung. Der Etat der Einnahmen wird angenommen; die Abstimmung über die Resolution bleibt vorbehalten. Eine weitere Resolution der Kommission eht dahin, die verbündeten Regierungen um eine Nachweisung über die thatsächliche Dienstzeit des Fahr⸗ und Stationg⸗ personals zu ersuchen. Auch über diese Resolution wird erst

gen Preisen lieferten. Dasselbe sei ja übrigens auf dem Gebiete

später abgestimmt werden.

Der Abg. Dr. Müller⸗Sagan (fr. Volksp.) berichtet über die zu diesem Etat vorliegenden Petitionen. Die P Betriebssekretäre um Gleichstellung im Rang und Gehalt mit den Postsekretären u. s. w. wird durch Uebergang zur Tages⸗ ordnung erledigt. Die Petition von Betriebssekretären um Ernennung zum Eisenbahn-Sekretär wird dem Reichskanzler in dem Sinne zur Erwägung überwiesen, daß den seit länger als 25 Jahren im Dienst befindlichen Eisen⸗ bahn⸗Betriebssekretären, welche nicht zu Eisenbahn⸗Sekretären ernannt werden können, durch ir. eine Ver⸗ besserung ihrer Lage zu theil werde, Die Petition der Eisenbahn⸗ Telegraphisten um Aufbesserung ihrer Lage wird dem Reichs⸗ kanzler a , , überwiesen; die übrigen Petitionen überweist das Haus dem Reichskanzler als Material.

Darauf verhandelt das Haus folgenden Antrag des Abg. Münch⸗Fer ber (nl):

die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Einrichtung von deutschen Handelskammern im Aue⸗ lande herbeigeführt werde“. Abg., Münch - Ferber: Zur Zeit besitzt Deutschland noch keine einzige Handelskammer im Auslande. Desterreich hat mit seiner Handelskammer in Alexandrien für die Vertretung seiner Handels interessen im Auslande die besten Erfahrungen gemacht. Die Handels- kammer in Mannheim hat an die verbündeten Regierungen schon vor Jahren die Aufforderung gerichtet, solche Handelskammern einzurichten, und 35 Handelskammern aus allen Theilen Deutschlands haben sich dieser Petition angeschlossen. Die Regierung ist aber nicht auf diese Anregung eingegangen, sondern sie hat den Konsulaten bier und da sogenannte Handels⸗Attachés beigegeben. Aber den Konsulaten stebt die Informations basis, wie sie den w zur Verfügung stehen würde, nicht ju Gebote. Die Konsuln bolen sich ihre Handels⸗ informationen in der Regel nur bei einem befreundeten Großkaufmann, wodurch sie natürlich nur einseitige Berichte in die Hand bekommen und nicht das richtige Spiegelbild der kommerziellen Lage, wie es eine Handelskammer geben kann. Zu den Fragen des Weltverkebrs, des Welthandels, des Exports kann ja auch ein Konsul garnicht die richtige Stellung einnehmen schon seines offiziellen Amtscharakters wegen. Dazu sind unsere Berufskonsuln auch viel zu wenig kauf⸗ männisch vorgebildet; und wenn der Wablkonsul wirklich ein Kauf⸗ mann ist, so sieht er doch die Lage von Handel, Gewerbe und Verkehr nicht mit dem objektiven Blick eines großen Gremiums, sondern von dem einseitigen Standpunkt seiner besonderen Branche an. Außerdem fühlt sich der deutsche Berufskonsul durch sein Amt so weit über die Kaufmannswelt und die Handelsinteressen erhaben, daß er den Kaufmann häufig nur als Menschen zweiter Klasse be—⸗ trachtet. Und nicht allein die Konsuln, nein, auch die Gesandten hegen seltssam: Auffassungen. Ein Gesandter bat verlangt, daß die Kaufleute im Frack bei ihm erscheinen, und einer dieser Kaufleute bat stundenlang antichambrieren müssen, weil der Gesandte bei einem anderen Gesandten zum Lunch war. Hätten wir freien Handelsverkehr, so brauchten wir weder Konsuln noch Gesandte und könnten unser Geld dafür sparen. Aber so stehen die Dinge nicht. Ein glänzendes Beispiel für die Vertretung deutscher 6 f im Auslande bietet uns die deutsche Handelekammer in Brüssel, welche aus privater Initiative der dortigen Deutschen hervor⸗ gegangen ist und unter sebr intelligenter Leitung stebt. Ueber siebzig Firmen haben sich dieser Handelskammer angeschlossen. Jede Handelskammer im Auslande hebt selbstoerständlich gleich. zeitig das kommerzielle Ansehen der Kolonie. Die Stetigkeit der Berichterstattung und die Vervollständigung der Informationen kann der Konsul schon deswegen nicht gewährleisten, weil er ja nicht dauernd auf seiner Stelle verbleibt; die Herren Konsuln wollen ja alle avancieren, und es ist vorgekommen, daß ein Konsulat in drei Jahren fünf Mal seinen Vorstand gewechselt hat. In so kurzer Zeit kann der Konsul ja kaum seinen Wohnort kennen lernen, geschweige denn etwas Genaueres über die Handelsbeziehungen in Erfahrung bringen. Fürs erste wird die Errichtung solcher Handelskammern in New Jork, eher London und Konstantinopel genügen; später mögen andere nachfolgen.

Abg. Blell (fr. Volkep.) ist in allen wesentlichen Punkten mit dem Antragsteller einverstanden. Selbstverständlich müßten die Konsuln, wenn solche Handelskammern bestehen, sich auch um sie be—⸗ kümmern. Der deutsche Konsul in Brüssel habe die deutsche Handels⸗ kammer noch nicht besucht. Im allgemeinen sei indessen anzuerkennen, daß die Konsuln zur Zufriedenheit des deutschen Kaufmannszstandes arbeiteten. Redner beantragt die Ueberweisung an die Budget kommission.

Abg. Cahengly sZentr.) schließt sich diesem Vorschlage an.

Abg. Frese (fr. Vgg.): Die Handels Attachss sind bisher noch nicht völlig in ihrer Bedeutung gewürdigt worden. Ihre Wirksamkeit ist immerbin für den deutschen Handelsstand als werthvoll zu bezeichnen. Die Handelskammern sollten so weit autonom sein, daß sie sich ihre Präsidenten selbst wählen könnten, und es sollte ibnen auch keine Reichssubvention zu theil werden; würden die Vorstände vom Reiche ernannt oder bestätigt und würde ihnen Subvention gezahlt, so würde beides das Ansehen dieser Kammern nicht erhöhen. Auch ich empfehle Ueberweisung an die Budgetkemmission.

Abg. Dr. Paasche spricht im Schlußwort namens der Antrag. steller seine Befriedigung über die günstige Aufnahme des Antrages aus. Das Urtheil des Abg. Münch-Ferber über die Wirksamkeit der Konsuln für die Vertretung der deutschen Handelsinteressen sei in der Allgemeinheit, in der es ausgesprochen worden, nicht ganz berechtigt und müsse etwas abgeschwächt werden. Der deutsche Berufskonsul, selbst wenn er kaufmännisch vorgebildet sei, könne wegen des buregu— kratischen Geschäft' ganges, auf den er angewiesen sei, nicht allen An⸗ forderungen der Handelskreise gerecht werden.

Der Antrag geht an die Budgetkommission.

Darauf wird ein Vertagungsantrag angenommen.

Präsident Graf von Ballestrem bemerkt, daß Rücksichten materieller und personeller Natur es zweckmäßig erscheinen lassen, die Plenarsitzungen auf einige Tage auszusetzen.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch,. 21. Februar, 1 Uhr. (Anträge der Elsässer auf Aufhebung des Diktatur⸗ paragraphen und Einführung des allgemeinen Wahlrechts für den Landesausschuß in Elsaß⸗Lothringen).

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 26. Sitzung vom 16. Februar 1900, 11 Uhr.

Die zweite Berathung des Stgatshaushalts⸗Stats für 1900 wird im Etat des Ministeriums des Innern fortgesetzt. .

Zu dem Kapitel „Polizeiverwaltung in Berlin und Um⸗ gebung (Charlottenburg, Schöneberg und Rixdorf)“ bemerkt Abg. Hacken berg (ol): Am Mittwoch vor Pfingsten des vorigen Jahres nahm sich ein junger Techniker der Rheinprovinz in Geiftesftörung das Leben. Die Eltern erhielten nur durch Berliner Fin, Kenntniß davon und hatten kaum noch Zeit genug, um zum Begräbniß zu erscheinen. Auf Anfrage erklärte das gönn rãsidium, es habe die Heimath des Verstorbenen nicht gekannt In solchen , , ,. 1 , so . als moglich enachrichtigen und deshalb junächst in der Heimath Nachfrage halten. Ich bitte den Herrn Minister, dies zu den def ia,

Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben: Meine Herren! Von dem Vorfall, den der Herr Vorredner er⸗ wähnte, ist mir persönlich nichts bekannt. Ich bin aber selbft—

verftäͤndlich gern bereit, in eine Untersuchung der Angelegenheit ein

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