1900 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Kiel, 20. Fbruar. Zu Ehren Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich fänd, wie „W. T. B.“ meldet, heute Abend im Dffizierskasino ein Festm hi der Stabsoffiziere der Ostseestation statt, welchem der Admiral von Koester prä⸗ sidierte. Der Prinz Heinrich nahm an der Tafel und dem sich daran schließenden geselligen Beisammensein theil.

Hannover, 20. Februar. Der Provinzial-Landtag erledigte in seiner gestrigen und heutigen Sitzung die Berathung des Antrags, betreffend den Neubau der Hebammen-Lehr⸗ anstalt in Hannover. Der Antrag wurde mit der Be⸗ ie . angenommen, daß die Anstalt statt für 1500 nur für 1 Wöchnerinnen mit gynäkologischer Station und Polyklinik eingerichtet werden soll. Einstimmig wurde ferner der atrag. des Abg. von Frese⸗Loggersum angenommen, die Beschickung der diesjährigen Pariser Welt⸗ ausstellung mit ostfriesischen Pferden mit 5000 S6 zu Händen der . Landwirthschaftskammer zu subventionieren, unter der Voraussetzung, daß von seiten der Reichs-, be⸗ ziehungsweise der preüßischen Siaatsregierung für den gleichen Zweck entsprechende Mittel bewilligt würden.

Ca ssel, 19. Februar. Der 25. Kommunal-Landtag des Regierungsbeztrks Cassel wurde heute durch den Ober⸗ , Staats⸗Minister Dr. Grafen von Zedlitz und

rützschler mit nachstehender Rede er öffnet: Geehrte Herren!

Im Ramen der Königlichen Staatgreglerung begrüße ich Sie bei

Ihrem Wiedereintritt in Ihre regelmäßige Tagung und heiße Sie

willkommen. Von der erfreulichen Entwicklung der Angelegenheiten des Be⸗

irksverbandes und den Fortschritten, welche auf allen Gebieten der Here dezselben zu verzeichnen sind, giebt Ihnen der vorliegende BVerwaltungsbericht für die vergangene fünfjährige Bericht periode ein umfassendes Bild. e .

Die Gegenstände, deren Erledigung Ibnen diesmal obliegt, werden reiche Gelegenbeit bieten. Ihre Fürsorge für die Pflege und Förderung der Interessen des Benntks erneut zu bethätigen. Hieriu wird Ihnen sowobl die Feststellung des diesjthrigen Kommunalbaus⸗ bastsplanes, als namentlich auch die Wiederbesetzung der leitenden Stelle an der Spitze Ihrer Verwaltung besonderen Anlaß geben.

Soweit die Königliche Staatsregierung berufen ist, bei Ibren Arbeilen mitzuwirken, wird dies in dem vollen Bewußtsein der Be= deutung derselben und mit größter Bereitwilligkeit gescheh⸗n.

Ich erkläre den auf Befehl Seiner Majeftät des Kaisers und Königs auf heate jusammenberusenen 25. Kommunal Landtag fũr eröffnet.

Der Alterspräsident, Bürgermeister Hold von Obermeiser gab in seiner Erwiderung den ehrfurchtsvollen Gesinnungen Fes Kommunal⸗Landtages gegenüber Seiner Majestät dem Kaiser und König Ausdruck, und die Versammlung schloß sich dieser Kundgebung in einem auf Seine Majestät ausge⸗ brachten Hoch lebhaft an.

Nachdem hierauf der Kammerherr Rabe von Pappen⸗ heim zum Vorsitzenden und der Justizrath Rieß zum stell⸗ vertretenden Vorsitzenden durch Zuruf gewählt und die erforderlichen Ausschüsse gebildet waren, wurde die Sitzung

geschlossen.

Köln, 20. Februar. Der Erzbischofß Dr. Simar empfing heute, wie „W. T. B.“ melset, Vertreter der Be⸗ hörden und Korporationen, darunter Vertreter des rheinischen Adels und der katholischen Fakultät der Universität Bonn. Nachmittags fand ein von dem Erzbischof gegebenes Festmahl statt, an welchem der Qber-Präsident Nasse, die Regierungs⸗Präsidenten von Holleuffer und von Hartmann, der General⸗Oberst Freiherr von Los, der Gouverneur, General der Infanterie , . von Wilczek und die Spitzen der Behörden sowie hohe Heistliche theiln ahmen. Bei dem Fest⸗ mahl hielt der Erzbischof eine Rede, in welcher er seinen Dank für die ihm erwiesenen Ehrungen aussprach und das Versprechen abgab, der Erzdiözese allezeit ein wachsamer, treuer und opferfreudiger Hirte zu sein. Nach der „Kölnischen Volks⸗ zeitung“ fuhr der Erzbischof dann fort:

„Wie bisher soll auch in alle Zukunft mein eimiger Ehrgeiz sein, den Ruf eines treu katholischen Bischofs mir zu wahren, und damit zugleich den eines treu patriotischen Bischofs. Der eine kann ja vom anderen nimmer getrennt werden, solange mit dem hehren Namen des Patriotismus eine der edelsten Tugenden bezeichnet wird, jene Liebe zu Fürst und Vaterland, deren höchste Ziele, deren Grenje durch die göttliche Weltordnung bestimmt sind. Indem die Bischöfe durch die Pflege christlichin Glaubens und christlicher Sitte diesem ewigen göttlichen Gesetz die Geltung zu 5 sich bemühen, die im privaten wie öffentlichen Leben ihm ge

ubrt, schützen sie die unentbehrliche Grundlage aller gesellschaft⸗ lichen und ffaatlichen Ordnung und fördern sie eine der vornebmsten Bedingungen dauernder Größe und Woblfahrt der Völker. Ich bitt! Sie, bochgeebrte Herren, es als Bekräftigung meines soeben ausgesprochenen Gelöbnisses betrachten zu wollen, wenn ich Sie nunmehr einlade, unserem geliebten Kaiser, dem treuen, starken Schirmberrn des Völkerfriedens, und dem weisen, unermüdlichen Lebrer und Vertbeidiger göttlicher Weltordnung und ibrer scozialen Gesetze auf St. Petri Stuhl den Ausdruck unserer dankbaren Verehrung dar⸗ zubieten in dem Rufe: Seine Majestät un ser Allergnädigster Kaiser und König Wilhelm und Seine Heiligkeit Papst Leo leben hoch!“

Abends fand eine glänzende Illumination der Stadt und ein Fackelzug statt. Auch der Dom, die Gereons⸗ und die Apostelkirche waren illuminiert. Als der Jeck hug vor dem erzbischöflichen Palais ankam, erschien der Erzbischof auf dem Balkon und nahm die Huldigungsansprache des Abg. Fuchs entgegen. Dr. Sim ar erwiderte herzlich und schloß mit einem Hoch auf den Papst. Im Laufe des späteren Abends wurden noch verschiedene Festversammlungen und Kommerse abgehalten.

DOesterreich⸗ Ungarn.

Die Wiener Blätter melden, daß der Kaiser von einem leichten Unwohlsein befallen sei. Dasselbe sei jedoch vollkommen bedeutungslos. Der Kaiser habe allerdings gestern das Zimmer hüten müssen, jedoch Audienzen ertheilt.

Der gestern zusammengetretene niederösterreichische Landtag überwies die Gemeindewahlordnung für Wien einem aus 13 Mitgliedern bestehenden Ausschusse.

In Wien fanden gestern in verschiedenen Bezirken fünf von der sozialdemokratischen Partei einberufene Volks⸗ versammlungen statt, welche vollkommen ruhig verliefen. Es wurden Resolutionen zu Gunsten der Einführung der

eseßlichen Achtstundenschicht im Bergbau angenommen. ehrere Versammlungen protestierten gegen die neue Wiener Gemeindewahlordnung.

Großbritannien und Irland.

Die Königin besichtigte, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag in Cowes ein Miliz⸗Regiment, wobei Allerhöchst⸗ dieselbe sichtlich 1 . die Mittheilung machte, es seien am Morgen gute Nachrichten vom Kriegsschauplatz eingegangen.

einem Schreiben, welches die Königin an den Ober: Befehlshaber der Armee Viscount Wolsel ey gerichtet hat, heißt es: da jetzt ein großer Theil des Heeres in Süd⸗Afrika stehe, sei fie sich vollkommen darüber klar, daß für die . der Landesverthei nigung die nothwendigen Maßregeln getroffen werden müßten. Ihr sel mitgetheilt worden, daß es möglich sei, für ein Jahr eine ausreichende Streitmacht an Offizieren und Mann⸗ schaften aus den altged enten Soldaten aufzustellen. Sie vertraue auf deren Hingabe an das Vaterland und den Thron und appelliere an sie, ihr noch einmal zu dienen zum Ersatz derjenigen, welche Schulter an Schulter mit den Mannschaften aus den Kolonien so wacker der Invasion in ihre südafrikanischen Besitzungen entgegenträten. Diese neu zu schaffenden Bataillone sollten „Königliche Reserve⸗Bataillone“ genannt werden.

Ueber die gestrigen Sitzungen beider k d es Parlaments liegt nachstehender Bericht des W. T. B. vor Das Oberhaus berieth gestern den von der . bekãmpften Antrag des Lord Wem y ß, weicher lautete: Nach Anhörung der Vor- schläge der Regierunz zur Verstärkung der milttärischen Streitkräfte und Rüstungen ift das Haus der Meinung, raß es, da das bruische Heersystem auf der Miliz Ausloolung beruhe, von wesentlicher Bedeutung sei, daß das alie tonstitutionelle Gesetz des jwangs⸗ weifen Heeresdienstes für die Vertbeidigung des Musterlandes allein sofert dahin abgeändert werde, daß es möglich sei, das elbe in einer so veränderten Gestalt in Kraft zu setzen, welche dessen Zweck erreichen lasse, ohne das Volk ungewöhnlich zu belasten. Nachdem Lord Rorthbrook sich ju Gansten deg Antrass ausgzsprochen hatte, erklärte der Staatssekretär dez Krieges Marquis of Lands downe, daß die Re i⸗rung. obgleich sie die Milizausloosung als höchst werth⸗ volle Kraftreserve betrachte, es nicht für geeignet halte, sie gegenwärtig vorzunehmen, auch sie nicht für gerechtfertigt halte, außer wenn die auf dem freiwilligen Heeresdtenst Ferubenden Systeme sich als 6 Fehlschlag herausstellen sollien. Obwohl die Milt nicht auf ihrer normalen Höhe stehe, so glaube er doch, daß sie demnächst auf einem , d. der Schlagfertigkeit angelangt sein werde alg gegenwärtig. elbst nach dem Abgang von Mannschaften nad Sun, Afrika seien noch 77 509 Milizmannschaften in Gagland vorhanden. Lord Kimberley bemerkte, die gegenwärtise Zeit sei sicher nicht die richtige jur Erchibung der vo! Lor Wempßh aufgeworfenen Frage. Der Herzog von Devon hire fübrte aus, es würde unklug fein, die Befugniß zur Wiegereinfü rung der Milijausloosung aufjugeben, doch sei dis ein Prinsiv, das dem ganzen bꝛitischen erezwesen durchaus fremd sei. Er erkenne an, daß eine schwierige age best'he, doch erfordere diese weder die jüagst von Lor Rolebery erhobenen Mabnrufe, noch die Mobilisizrung der Flotte. Die Flotte sei reichlich genügend für jede Anforderung, die an si: gestellt werden kznne. Lord Rosedery swrach sich zu Gunsten der Ein bringung einer Vorlage, betreffend Ginfüblung der Ausloosung, aug. Gegen ihn wandte sihz alsdann der Premier Minister Lord Salisbury, indem er ausfünrte, eine solch? Vorlage würde nicht die geringste Aussicht auf Annakme haben ohne eine heftige und er— bitterte Debatte. Das Haus müßte in diesem Falle beratben, ob die Gefahren wirklich vorhanden se en, und müste in der Oeffentlichkeit ne Gefahren erörtern, denen das Land nach Lord Rosebery's Meinung ausgesetzt sei. Lod Saliskury fragte, ob dies von ortheil sein werde und, gesetzt, daß eine solche Vorlage durchgebe, welch: Wirkung werde sie bahen? In anderen Ländern würde sie, wenn der Erfolg ausbleibe den Eindruck der Wehr. losigkeit hervorrufen und so die vielen von Lord Roseberv auf- gejäblten Gefahren vermehren. Nach Ein sübrung der Ausloosung werde es unmö lich sein, vor der Annahme des Konskriptionssystems inne ju balten. Ansch inend babe niemand die Frage aufgeworfen, wie das Land die Sache auf nehmen werde. Er wolle nicht die Gefahr auf sich nehmen, Leidenschaften und Geregungen hervorzurufen, welche im gegenwärtien Augenblick eine ernste Gefahr sein warden. Man habe den Gedanken geäußert, wenn das Volk ju sehr jum Eintritt in die Miliz gedrängt werde, werde es sich zu den Feeiwilligen . Korps melden. Er bermuthe aber, daß die Leute nach transatlantischen Ländern auswandern würden, wo ihr Glaube, ibte Sprache und ihre Einrichtungen noch berrichten und wa sie keine Miltjausloosung zurückschrecken werde. Er liebe einen vorsichtigeren Plan eines auf Freiwilligkeit beruhenden Systems vor; er wünsche nicht, außer gewöhnliche Erregung zu einer Zeit wachzurufen, ig der es nöthig sei, daß die Nation in Eintracht zusammenwirk⸗ Schließlich wurde der Ant rag des Lord Wemyß mit 69 gegen 42 Stimmen abaelehnt.

Im Unterbaufe richtete Patrick O'Brien (Ire) die An- frage an die Regierung, ob die Beseibnung Eingeborenen, Distrikt“ alle Distrikte umfasse, in denen die Eingebocenen in -Afrika die Mehrbeit der Bewohner bildeten, ob ferner von den britischen Sireit⸗ kräften ebenso wie von den Buren erwartet werde, daß sir diese Gebiete nicht beträten und sie für ibre Zwecke ausnatzten, und ob die Engländer ebenso wie die Buren angewiesen seien, sich aus solchen Gebieten jurückjußieben. Der Staatasekretät für die Kolonien Ehamberlain beantwortete die erste Frage mit: nein. Wenn der jweiten Frage könne er in einer Sache, die milijärischen Rücksichten untergenrdnet sei, keine Regeln aufstellen, es sei aber Peinsip, die Eingeborenen womöglich gänilich vom Kampfe sern zuhalten, sie aber nicht daran zu verhindern, Leben und Eigenthum zu vertbeidigen, wenn siz angegriffen würden. Die Buren, bemerkte Chamberlain dann weiter, bätten einen Einfall in Zululand gemacht. Es scheine vor etwa 5 Wochen allerdings eine kleine fliegende Kolenne der Engländer aus Natal nach Zululand gesandt worden zu sein. Aber die Truppen der Buren hätten schon dorher eine Grenwerletzung begangen und gegen Ende Oktober den Magistratedistrikt Ingwawuma angerriffen und den Ort in Brand gesetzt. Auf ein? weitere Anfrage O Brien's, ob die Re— gierung den Präsidenten Krüger davon benachrichtigen wolle, ö. die brtischen Truppen zurückgejogen werden würden, falls dies au mit den Truppen der Buren der Fall sein werde, entgegnete der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain: nein. Mac Kenna (Liberal) fragte, ob Chamberlain auf die Nachricht des Siecle“ aufmerksam gemacht sei, , Franzosen und Deutsche über die Hälfte aller Aktin der Goldminen in Trans vaal besãßen, während die Engländer weniger als die Hälfte in ihrem Besitz hätten, und ob der Minister Informationen habe, welche diese Nachricht bestätigten oder widerlegten. Der Staate sekretãr fur die Kolonien Chamberlain entgegnete, er habe die Meldung nicht gesehen und habe auch keine JInsormationen, welche dieselbe bestätigten oder widerlegten. Tho mas Liberal) beanttagte sodann eine Resolution, welche eine vollstänt ige Untersuchung des Ursprungs und der näheren Umstände der Ver- schwörung gegen die Regierung Transvaals und des Einbruchs in Transdaal mit bewaffneter Hand im Jahre 1895 für zweckmäßig erklärt. Der Redner legte dar, daß ihn keine persönliche Feindseligkeit gegen Chamberlain leite, aber durch die schwache und zu keinem Abschluß gelangte Untersuchung sei ein Gefübl. der Unzu⸗ friedenbeit erregt worden. Das Land sei von dem Bericht des Süd- Afrika. Ausschuffes enttäuscht. Die dadurch hervorgerufene Unzufrieden heit habe sich zur höchsten Entrüstung verschärft, als später jene Ent- büllungen in einer feftländischen Zeitung erschienen seien, welche die Unparteilichkeit des Ausschusses und dadurch die Ehre des Unterhauses und des Landes angefochten hätten. Indem ich diese Resolution beantrage“, schloß der Redner, stelle ich mich einzig und allein auf den Boden, daß es sich bei jenen Enthüllungen um die Ehre und den Ruf des Hauseg und des Landes handele. Es sei daher in dem Interesse der Ration, des Hauses und Chamberlain's selbst eine volle gründ. liche Untersuchung durch ein unparteiisches, unabhängiges Tribunal geboten, um für immer dem Argwohn, den Verdächtigungen und den

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j 5. und uses hindern,

was Evans mit seinen letzten Worten meint. Evans fuhr fort, er laube, mit Augnahme Chamberlain's werde wobl jeder sonst im en Anwesende ihn verstanden haben. Es bestebe die Annahme Daß es Ginflüßse gebe, welche geltend gemacht werden könnten, um zu verhindern, 2 e ,, der Wiedereinsetzung des Untersuchungs. Ausschusses zustimme. Die Untersuchungen des Ausschusses von 1897 seien nicht erschöpfend gewesen. Wenn eine weitere Untersuchung stattgefunden hätte, würde der Ausschuß vielleicht zu einem anderen Schlusse gekommen fein. Chambenlain's Ruf sei angetastet, eg sei so⸗ mit seine Pflicht gewesen, dem Ausschusse alles ihm im Kolontal. Amte zur Verfügung stehende Material vorzulegen. Chamberlain Verhalten babe schweren Verdacht erregt. Er habe seine weitere Korresponden; mit Hawksley über die Frage der Vorlegung der Telegramme Hawksley's nicht vorgelegt. Chamberlain habe sich, indem er die Vorlegung der Telegramme unterlassen, schweren Ungeborsams schuldig gemacht und bätte vor das Haus alg Gerichtshof gestellt und im Glockenthurm eingekerkert werden müssen. Die Ünterdrückung dieser Telegramme, die zweifellos kom. promitierend gewesen seien, involviere die Mitschuld des Kolonial amts. Das Land und das Publikum verlangten eine neue Unter. suchung. Chamberlain müͤsse auch über seine nach dem Schluß der Untersuchung gehaltene ungewöhnliche Rede Auskunft geben, in der er erklärt ec Cecil Rhodes babe nichts gethan, was persönlich unehrenhaft wäre. Das Verhalten der Untersuchungskommission und das daran anschließende Verbalten der Regierung machten eine neue Untersuchung nötig. Hierauf erwiderte der Staats sekretär für die Kolonien Chamberlain, er empfiade es sebr schmerilich, daß solche Anklagen gen ihn erhoben würden, nachdem er 24 Jahre dem Hause angeyöre. s seien aber keine Anklagen, sondern auf Argwohn und verhüllte Be. sichtigungen gegründete Unterstellungen. Dielenigen, welche dieselben wiederholten, wagten nicht iu jagen, daß sie daran glaubten. Man habe gesagt, daß eine weitere Untersuchung nöthig sei, um die Kiitit im Ausland zu beruhigen. Et thelle die 6 nicht, daß irgend etwas, was das Haus thun könne, seine (Ghamberlain's) auswärtigen Kritiker zum Schweigen bringen werde. Es sei ferner gesagt worden, daß die gegen ihn erhobenen Angriffe auch bei vielen Landsleuten Warzeln geschlagen hätten; es sei jedoch durch dieselben niemand beeinflußt worden, auf dessen gute Meinung er Gewicht lege. Was die Umstände bei der Ginsetzung des Untersuchungzausschusseg betreffe, so babe er, ehe irgend ein Wort über seine Mitwissenschaft geäußert worden sei, eine vollständige Unterfuchung versprochen; man habe ihm dagegen ein⸗ ewandt, daß dies gegen das öffentliche Interesse sei, jedoch ohne Cron Bei den Berathungen des Comitss sei er auf alle Anträge Sir William Hareourt'z eingegangen, auf deslen Vorschlag die Verhandlungen geschlossen worden seien. Die heute aufgeworfene Frage wegen der Telegramme sei von dem Ausschuß eroͤrtert worden. Er wiederhole mit Nachdruck, was er früher darüber erklärt habe. Die Telegramme, welche fehlten, seten nicht auf Veranlaffung eines der Betheiligten bei Seite gekommen, sondern lediglich in Verfolg des gewöbnlichen ye , . der Telegraphen · Gesellschaft. Wie festgenellt worden set, waren die feblenden De⸗ Peschen won ähnlicher Art gewesen wie die dem Ausschuß vorgelegten. Diefer habe die letzteren sorgfältig geprüft und gefunden, daß nichts darin enthalten sei, was irgend eine Beschuldigung gegen das Kolonial- Seither habe sich nichtz ereignet, was eine neue Untersuchung rechtfertigen würde. Gbamberlain be- sprach sodaan die Rede, welche er seiner Zeit über Cecil Rhode gebalten habe; der Sinn derselben sei folgen der gewesen: Rbodes sei der Theilnahme an der Verschwörung, welche zu dem Jameson⸗Zug geführt babe, für schuldig befunden worden; neben dieser Anschuldigung babe aber noch eine andere gegen Rhodes bestanden, nämlich, daß er aus dem schmutzigen Beweggrunde, Geld in seine Tasche ju schaffen, ein politisches Verbrechen begangen habe. Was diese Anklage benreffe, so sei Rhodes durchaus unschuldig.! Er berurtheile Rhodes Verhalten bejüglich des Vergehens, dessen er schuldig erklart worden sei, entlafte ihn aber durchaus von dem Ver⸗ geben, dessen er nicht schuldig sei und das seine persönliche Ehre beflecken würde. Chamberlain fuhr 5 fort: Jetzt werde eine neue Unter suchung gefordert aus Anlaß der in der . Indspendance Belge beröffentlichten Sammlung von Schriftstũcken, die von einem entlaffinen Bureauangestentten Hawlslcy's gestohlen worden seien. Mit diesen Sar r, sei man in London hausieren gegangen und babe fie radikalen Zeitungen angeboten, welche sie nicht hätten nebmen wollen. Schließlich bätten sie einen Kunden in einem bekannten Buren freunde gefunden; dieser habe sie an Dr. Leyds geschickt, der dafür 105 Pfd. Sterl. geiabit oder ju jablen versprochen habe. Leyds babe nie ein schiechteres Geschäft gemacht. In den Schriftstückn sei nichts enthalten, was nicht dem Parlaments, Ausschufse und jeder= mann schon vollkommen bekannt gewesen sei. Eine neue Untersuchung verlange man jetzt nicht im oͤffentlichen Interesse, sondern um ju versuchen, das Kolonialamt des Meineids zu überführen. Wenn dies nun ein gewöhnlicher, nicht durch politische Beweggründe und erssnliche Feindschaften veiwickelter gemachter Fall wäre, so würde e, n. im Hause gesagt haben, daß nicht der Schatten ziner eine neue Untersuchung vorhanden sei. Was sei das Vertrauen ju dem Minister iu erschüttern, den sie im gegenwärtigen Augenbligle ungerechtei⸗ weise beschuldige, daß er in ganz besonderem Sinne für den Krieg veranmwortlich sei. Man möge sie thun lassen, was sie wolle. Diefe Angriffe würden auf dicjenigen zurückfallen, ron denen sie ausgegangen seien. Im weren Verlaufe der Sitzung er. griff Sir William Harcourt das Wort und führte aus, eine neue Untersuchung sei nöthig, weil der Verdacht gegen das Kolonial amt nicht das Werk politischer Gegner, sondern das der Agenten Rhores' sei, die fich bemühten, ihre eigene Schuld durch die Angabe von der Mitwissenschaft des Kolonialamtz im decken. Die Machen schaften dieser Leute müßten in ibrem wahren Licht gezeigt werten. Sir Henry Campbeil-Bannerman sprach die Befürchtung aus, daß Chamberlain Rede schwerlich den bei der öffentlichen Meinung des Auslands bestehenden Verdacht verringern werde, und daß England von den Machenschaften, die mit dem Jameson,Zug zusammenhingen, sich nicht reinwaschen könne. Welch eine Befreiung würde es sein, der Welt zu zeigen, daß an der ungerechten Thorheit von 1895 reinen Theil gehabt habe! Er fordere die Re gierung auf, die Unterfuchung zuzugeben. Der Erfte Lord des Schaß. amts Balfour kennzeichnete den Antrag Thomas als einen persönlichen Angriff auf Cbamberlain, der auf defsen Gegner jurüdfallen werde, 56. weiterer Debatte erfolgte die Ablehnung des Antrags Thomas mit 286 gegen 152 Stimmen.

Frankreich.

In der Deputirtenkammer beantragte gestern der Finanz-Minister Caillaux die Bewilligung eines dritten proviforischen Zwölftel z. Im Verlaufe der weiteren Be⸗ rathung des Urmee⸗Budgeis erklärte der Kriegs-Minister, General de Gal liffet: „Ich möchte Ihnen eine Ueberraschung bereiten. Der General Deloye, der auch unsere ganze Artillerie neugestaltet hat, hat uns soeben durch eine ganz eringfügige Äbänderung ein Gewehr verschafft, welches in . Monaten im Gebrauch sein wird und alles übertrifft, was gegenwärtig existiert.“ ö z

In der gestrigen Sitzung des Staatsgerich ts hofe begann der Präsident mit dem Verhör Marcel Habert ö⸗ Dieser protestierte dagegen, daß man es abgelehnt habe, De roulẽ

amt rechtfertige.

Begründung für die Opposition wolle,

ner Zeugenaussage freies Geleit zu bewilligen. Habert . 6 daß er vom Schwurgericht von der An⸗ llage wegen der Vorgänge in der Reuilly⸗Kaserne frei⸗

esprochen sei, und fügte hinzu, die Kundgebungen im letzten

hre seien keineswegs vorbereitet gewesen. Es habe emnals ein Einvernehmen zwischen Teroulede und den Royalisten bestanden; die Mitglieder der Patrioten Liga seien ziepublikaner. Habert legte sodann in längerer Ausführun seine Ansichten über Republik und Plebiscikt dar und spra von der Aufgabe Faschodas, der Eroberung Cubas und der Philippinen sowie über den Krieg Groß⸗ hritanniens mit Trans vaal. Nach einer i verhörte der räsident mehrere Zeugen, welche über die Anwesenheit Marcel abert's bei den verschiedenen Kundgebungen aussagten. Die weitere Verhandlung wurde sodann auf heute vertagt.

Der Kultus⸗Minister Waldeck⸗Rousseau hat über acht Pfarrer, welche ihrer Sympathie für die Assumptionisten Aus⸗ druck gaben, die Strafe der G haltssperre verhängt.

Die Wittwe des Marschalls Mac Mahon ist gestern Abend gestorben.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirten kamm er stand, wie ‚W. T. B“ meldet, znnächst der Antrag zur Berathung, den von den Deputirten Caldesi und Giovanelli ein⸗ gebrachten Gesetzentwurf, le, . Pensionszahlun gen an die Peteranen, in Erwägung zu ziehen. Der Unter⸗Staatssekretär des Schatzes Baron Saporito bat, den Antrag abzulehnen. Die Kimmer beschloß die Ablehnung mit 105 gegen 104 Stmmen und ü zur Berathung des Ein⸗ nahme⸗Budgets über. Auf ein Anfrage des Deputirten

Branca erwiderte der Schatz-Minister Boselli, die Ein⸗

nahmen der ersten sieben Monate des laufenden Etatsjahres ergäüben eine Steigerung von 24 Millionen gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des vorhergehenden Budgetjahres. Aber auch wenn man die Berechnungen der Budgetkommission acceptiere und die Zunahme der Einnahmen der ernen si⸗ben Monate auf 18 oder 19 Millionen annehme und danach für die übrigen fünf Monate weitere 10 Millionen ansetze, so ergebe das rund 30 Millionen mehr, als man veranschlagt habe. Diese würden zur Deckung des angenommen ge—⸗ wesenen Defizits hinreichen, ohne daß weitere Maß⸗ nahmen nöthig seien. Der Minister machte darauf aufmerksam, daß er für die nothwendigen Ausgaben behufs neuer maritimer und militärischer Bauten keinerlei besondere Operation vorgeschlagen habe, weder durch eine vor⸗ zeitige Inanspruchnahm: des Staatsschatzes noch auf irgend einem anderen Wege. Was die außerordentlichen Ausgaben für . betreffe, so brächten dieselben keinerlei erneute Belastung mit sich, da sie bereits im Budget des Kriegs⸗ Ministeriums aufgeführt seien. In finanzieller Hinsicht stehe der Beschleunigung der Neubildung der Artillerie, namentlich im Hinblick auf Eventualitäten der Zukunft, kein Hinderniß entgegen. Land und Heer wüßten, daß es an den Mitteln für die Vertheidigung und das politische Ansehen des Vaterlandes nicht fehlen werde. Auf das Gleichgewicht des Budgets zurückkommend, erklärte der Minister, dasselbe müsse konsolidiert werden, man dürfe des⸗ halb die Voranschläge der Ausgaben nicht erheblich ändern, da dieselben den Anstrengungen entsprächen, welche für die ,. in dem gegenwärtigen Augenblick möglich seien. uf eine Anfrage des Deputirten Luzzatti hob der Minister die günstige Lage des Schatzes hervor und erklärte. er habe niemals Gold oder Silberstücke verkauft. Heute nach Leistung aller Zahlungen seien noch 20 Millionen Gold im Auslande disponibel; die Zuhlungen an das Ausland für die italienische Rente seien in beständiger Abnahme begriffen. Im letzten Jahre seien fast drei Millionen Lire Rente von Italien absorbiert worden, ohne daß dadurch eine Verringerung der gewöhnlichen Ersparnisse hervorgerufen worden wäre. Er werde die lateinische Münzunion nicht aufkündigen und werde nie im Auslande Gold oder Silber e . um Bankbillets zur Ausgabe . bringen, die durch die Metallreserve vollständig gedeckt eien. Das Schatzamt habe niemals Silber von der Bank von in, gekauft, weder unter seiner Verwaltung noch früher. er Minister sprach darauf von dem Finanz Programm und erklärte, die Regierung wolle die Steuerlasten nicht ver⸗ mehren, sondern sie geringer machen, soweit die Integrität und die Elastizität des Budgets dies gestatteten. „Indem wir die Ausgaben abwägen“, schloß der Minister, ist das Gleich— lt des laufenden Rechnungsjahres gesichert. Die Lage es Schatzes hat sich gebessert, die Regierung trachtet auf⸗ richtig und energisch, die Emissionsinstitute zu stärken und den Notenumlauf zu sanieren. Die Regierung ist darüber einig, das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und den Aus gaben aufrechtzuerhalten. Ein Schatz-Minister, welcher gestattete, daß die Staatsfinanzen aufs neue in Unordnung geriethen, würde die Interessen des Landes verrathen.“ Die Sitzung wurde sodann aufgehoben.

Wie die in Rom erscheinenden Blätter melden, be⸗ schãftigte fich gestern der Kassationshof als Berufungs⸗ instanz mit der Frage des Dekretirens von Gesetzen. Der Kassationshof fällte ein Urtheil, welches dahin geht, das

ekretieren eines Gefetzes dürfe künftig hin nicht mehr stattfinden, da ein Gesetz, welches in der Kammer nur eingebracht worden, lediglich ein rn sei. Der „Popolo romano“ stellt fest, daß dieses seitens der Ersten Kammer des Kassationshofes ergangene Urtheil in direktem Gegensa 9 zu dem von der weiten Kammer desselben Gerichtshofs gefällten.

Dänemark.

Nachdem die Reformpartei der Linken beschlossen hat, die Vorlage, betreffend Erhöhung der Branntweinsteuer, zu derwerfen, aber mit der Partei der Rechten einen Kompromiß bezũglich der Zollreformvorlage zu suchen, hat, wie, W. T. B.“ be⸗ chlet der Präsiden des gollains chusses des Folkethings und Führer er , ,, ,. edt sein Mandat als Präsident des Zoll⸗ ausschusses niedergelegt und ist aus der Reformpartei der Linken zusgetreten. Der Zollausschuß hat gestern Jensen zum Präsidenten gewählt und Christoffer Hage zum Bericht⸗ erstatter uͤber die Verwerfung der Branntweinvorlage bestimmt.

Amerika.

n Aus Valparaiso meldet das „Reuter sche Bureau“, daß E chilenischen Gesandten in Peru und Bolivien mit der egierung in Santiago wegen des angeblichen, gegen Chile

e ten Dreibunds im Verkehr ständen. Eine aus dem

3. La Paz (Bolivien) eingegangene Depesche melde, daß

Geschüße und Gewehre angelangt seien.

Asien.

Aus Peking meldet das „Reuter sche Bureau“, daß der Kaiser am Montag das diplomatische Korps empfangen habe. Derselbe habe sehr schlecht und angegriffen ausgesehen. Die Kaiserin sei bei dem Empfang nicht zugegen gewesen.

Afrika.

Der Times“ wird aus Bulawayo vom 12. d. M. ge⸗ meldet; Eine 200 Mann starke britische Streitmacht aus Rhodesien griff heute ein von Buren besetztes Kopje bei Krokodill⸗Pools an; die Stellung war . zu stark, und die britischen Truppen zogen sich mit einem Verlust von 2 Offizieren und 19 Mann zurück; ein Offizier und 9 Mann merden vermißt.

Das „Reuter'sche Bureau“ veröffentlicht folgende Einzel⸗ heiten über den Entsatz von Kimberley: Als die Truppen unter dem General French acht englische Meilen von Kimberley entfernt standen, empfingen sie von den Belagerten die heliographische Mittheilung, daß die Buren die Stadt beschössen. Darauf wurde zurücksignalisiert: Hier steht die Kolonne des Generals French, welche zu eurem Entsatz vorrückt. Die Belagerten antworteten, da sie wohl fürchteten, die Depesche könne von seiten der Buren heliographiert sein, mit der Frage: Was für ein Regi— ment seid ihr? Die Antwort überzeugte sie dann, daß der Ent⸗ satz in der That nahe sei. Schließlich zogen die Eaaländer, ohne Widerstand zu finden, in Kimberley ein, dessen Be⸗ mohner unter lauten Ausbrüchen Truppen umringten und sich unter sie mischten. Die Truppen rasteten die Nacht über und verfolgten am andern Tage den Feind nach Drontveld, indem sie ihn durch Artilleriefeuer von den Kopjes vertrieben. Nach dem Dunkelwerden flohen die Buren unter Zurücklassung vieler Todten. Die Besatzung und die Einwohnerschaft von Kimberley hatten von Pferde— fleisch gelebt; die Rationen wurden täglich auf dem Markt—⸗ platz vertheilt. Der General Cronje hat in Magersfontein ein Geschütz nebst Zelten, Nahrungsmitteln und Kleidungs— stücken zuruͤckgelassen.

Datz selbe Bureau berichtet weiter, daß auf dem Gebiete um Kimberley keine Buren mehr ständen. Dieselben hätten Dronfield, Saltpan, Scholtznek und Spytfontein geräumt. Ein Zwölfpfünder der Buren mit Munition sei erbeutet worden, ebenso das Lager bei Dronfield, welches in der Nacht vom 16. Februar verlassen worden sei. In der Dunkelheit seien mehrere Viehherden erbeutet worden. Bei den Kämpfen zum rng von Kimberley vom 14 bis zum 16. Februar sei ein britischer Offizier getödtet, und sechs Offiziere seien verwundet worden.

Ein Telegramm des „Standard“ aus Modder River vom 18. d. M. meldet über die Verfolgung des Generals Cronje: Am Freitag Morgen begann die 153. Brigade den Angriff auf den Nachtrab des Feindes. Ungefähr 2090 Buren hielten einige Kopjes nordöstlich von Klipdrift besetzt, von wo aus sie den Rückzug des Haupttrupps deckten. Zwei Kopjes wurden erstürmt, doch die Buren vertheidigten das dritte mit der äußersten Hartnäckigkeit durch ein furchtbares Feuer. Es wurde dann auf jede Weise versucht, den Hügel zu stürmen. Unsere Truppen hielten sich glänzend; die Buren behaupteten jedoch ihre Stellungen bis zum Dunkelwerden; dann wurden sie durch das Feuer der 84. Batterie vertrieben. Inzwischen gelang es der Haupt⸗ macht der Buren, die Klipkaaldrift zu erreichen, wo sie den Fluß nach Süden zu überschritten. Eine kleine Abtheilung berittener Infanterie und eine Batterie waren über die Klipdrift zurück⸗ gezogen und nach dem Südufer des Klip River gesandt worden, um den Uebergang unmöglich zu machen, sie sahen aber, an Ort und Stelle angelangt, daß bereits so viele Buren üder den Fluß gegangen waren, daß sie ihre Stellung dort vertheidigen konnten. Die britischen Geschütze feuerten bis zum Dunkelwerden weiter. Gestern früh befanden sich die Buren unter General Cronje in vollem Rückzuge süd⸗ lich des Modder River. Die Generale Lord Kitchener und Kelley⸗Kenney folgten ihnen dicht auf den Fersen. In der letzten Nacht machte der General Macdonald mit der Hoch⸗ länderbrigade einen Gewaltmarsch von 20 Meilen, um die Koodoos⸗ und Randdrift so rechtzeitig zu erreichen, daß der Feind dort abgeschnitten werden könne.

Der Feldmarschall Lord Roberts hat, wie „W. T. B.“ aus London meldet, am Montag früh aus Paardeberg, 30 englische Meilen östlich von Jacobsdal, telegraphiert, daß der General Lord Methuen mit Verstärkungen und Vor—⸗ räthen sofort mit der Eisenbahn nach Kimberley gehen werde.

Die britischen Verluste in dem Kampfe an der Waterval⸗ Drift am 15. d. M. waren: 2 Offiziere verwundet, 20 Mann verwundet und 6 vermißt.

In Cradock sind, wie das „Reuter'sche Bureau“ berichtet, folgende , . über die Wegnahme des britischen Convoys am Riet River eingegangen. Die Wagen waren an einer Drift zu einem Lager geordnet worden, als sie von 1800 Buren mit 4 Geschützen angegriffen wurden. Das Schießen währte den ganzen Tag über. Es wurden 180 Wagen mit Lebens⸗ mitteln für Menschen und Vieh von den Buren erbeutet. Die Hälfte der Treiber und Führer wurden getödtet oder werden vermißt. —;

Der General Sir Redvers Buller meldet aus Chie⸗ veley vom gestrigen Tage: Die Füsilier⸗Brigade nahm am Montag den Hangwane⸗Berg, welcher Colenso beherrscht. Der Hen hatte alle seine Truppen nordwärts des Tugela zurückgezogen. Der General Hart besetzte heute Colenso nach geringem Widerstande des schwachen Nachtrabs der Buren. Die Engländer halten jetzt das Südufer des Tugela von Colenso bis Eaglesnest be⸗ setzt. Der Feind scheint in vollem Rückzug zu sein und nüͤr die Position an der Bahnlinie Colenso— Ladysmith mit schwachen Nachtrabsmannschaffen zu halten. Der Vortrab des Generals Hart überschreitet zur Zeit den Fluß bei Colenso. Ich hoffe, daß meine Verluste gestern und heute nur gering gewesen sind.

Nach einer Mittheilung des britischen Kriegsamts be⸗ trugen die Verluste des Generals Sir Redvers Buller in den Tagen vom 15. bis 18. d. M.: 1 Offizier todt, 6 ver⸗ wundet, 13 Mann todt, 154 verwundet.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (151.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Füuͤrst zu Hohenlohe und der Staats⸗ sekretär des Innern, Staats⸗-Minister Dr. Graf von Posa⸗

dowsky beiwohnten, stand zur ersten Berathung der von den

der Begeisterung die

elsässischen Abgg. Winterer und Genossen (b. k. F. . Gesetzentwurf wegen Abänderung des 93 des Gesetzes, betreffend die Verfassung und Ver⸗ waltung El saß⸗Lothringens, von 1879. Dieser 2 soll folgende Fassung erhalten: Auf den Statthalter geben zugleich die durch 9 und

Verordnungen dem Reichskanzler in elsaß ⸗lothringischen Landes- angelegenheiten überwiesenen Befugnisse über.

Die durch § 10 des Gesetzes, betreffend die Einrichtung der Verwaltung, vom 30. Dezember 1871 dem Ober Präsidenten über⸗ tragrnen außerordentlichen Gewalten sind aufgehoben.“

Die Debatte eröffnete der Abg. Winterer. Nach ihm nahmen bis zum Schluß des Blattes das Wort der Richs⸗ kanzler Fürst zu Hohenlohe und der Abg. Riff (fr. Vgg.).

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des 84 der Abgeordneten befindet h n 2 6 Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (29) Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen und der Minister für . 2c. Frei⸗ herr von Hammerstein beiwohnten, die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erweiterung des Staatseisenbahnnetzes und die Betheiligung des Staats an dem Bau einer Eisenbahn von Treuen— brietzen nach Neustadt a. D. sowie von Klein— bahnen, fort.

Die Vorlage wurde nach kurzer Debatte, an welcher sich die Abgg. von Blankenburg (kons., Reinecke (fr. kons), Jorns (nl.), Kittler (fr. Volksp.), fen (nl.), von Eynern (nl) und, der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen betheiligten, der Budgetkommission überwiesen.

Darauf wurde die zweite Berathung des Staatshaus⸗ halts⸗-Etats für 1900 und zwar der Etats der Do mänen⸗ und der Forst verwaltung n fer

(Schluß des Blattes.)

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ein allgemeiner Ausstand der Berliner Tischler hat, wie hiesige Blätter berichten, am Montag seinen Anfang genommen. Bis jetzt sind gegen 7009 Gesellen aus den Möbeltischlereien ausständig. Daneben treten auch die verwandten Berufe: Möbelpolierer, Holibild= bauer in den Ausstand ein. Die Forderungen sind folgende: 1) wöchent - liche Abschlagsjahlung von mindestens 24 M für Accordarbeiten; 2 in den Werkstätten, in denen der Lobnsatz nicht erreicht wird, sind die Accord preise dementsprechend ju erhöhen; 3) gleichmäßige Festsetzung der Accordpreise für die gleichen Artikel in allen Werkstätten; 4) die Maschinenarbeit ist vom Unternehmer zu liefern; 5) das Holzabtragen kommt in Fortfall. Die Arbeitgeber haben zum größten Theile die Erfüllung der Forderungen abgelehnt. In einer gestern abgehaltenen Bersammlung der Ausständigen wurde mitgetheilt, daß etwa 60 Meister die Forderungen der Ausftändigen anerkannt haben und 1990 Gesellen weiterarbeiten. Die Gesammtjahl der Ausständigen soll sich auf rund 7500 Mann belaufen.

Im Halleschen Bergrevier ist, der Rh.⸗Westf. Ztg.“ jzu⸗ folge, vorgestern auch in Nietleben der Ausstand ausgebrochen. Im gesammten Benrk sind über 1000 Mann ausständig (vergl. Nr. 4 d. Bl.).

Zam Kürschneraugstand in Leipzig und Umgegend theilt die Lpi. Zt. mit, daß sich die Zahl der ausständigen Gehilfen gegen wärtig auf 616 beläuft, von denen 260 auf Markranstädt, 131 auf Lindenau, 115 auf Rötha und 110 auf Schkeuditz entfallen. Bis jetzt haben die Gehilfenforderungen neun Firmen bewilligt, bei denen 86 Gehilfen weiter arbeiten. In Markranftädt, dem Haupt orte, sind auch 60 Hilfsarbeiter am Ausstande betheiligt. Die weiteren Verhandlungen zwischen Gebilfenkommission und Prinzipalsvertretung haben zu einer Einigung nicht geführt. (Vergl. Nr. 44 d. BI.)

Im Zwickauer Kohlenrevier waren, dem W. T. B.“ zufolge, gestern Abend 34,5 0½, heute früb 31,9 oh der Bergarbeiter, im Ganzen 3799 Mann, ausständig.

Aus Dux berichtet dasselbe Bureau, daß von 107 größeren Schächten des Braunkohlenbeckens Aussig⸗Komotau gestern 70 im Betriebe gewesen sind. Vorgestern wurden 782 Waggons Kohle ge⸗ fördert. Die Zahl der Häuer betrug 1260 (vergl. Nr. 46 d. Bl.).

Kunst und Wissenschaft.

A E. Aus der letzten Sitzung der Berliner Gesell⸗ schaft für . , ,. ist ein Vortrag von Interesse, den Dr. Thilenius über die Besiedelung der nordwestpolynesi⸗ schen Inseln, Neue Hebriden, Fidschi⸗Inseln, Samoa n, hielt. Es erscheint nämlich vom ethnologischen Standpunkt aus recht merkwürdig, daß diese Inseln eine polynesische Bevölkerung baben, da sie doch in der nächsten Nähe der großen melanesischen Inseln, Neu Guineas und der Inseln des Bigsmarck⸗ Archipels, liegen. An ihrem polynesischen Ursprung ist nach der vorliegenden Kulturentwickelung der Bevölkerung, der Ge—⸗ räthe und Waffen, des Kultus und der Sprachen indessen kein Zweifel. Der Vortragende, der sich lange in diesem Theil der Südsee auf ver- schiedenen Inseln aufgehalten hat, will nun Vorgänge beobachtet baben, die ein bezeichnendes Licht auf die Besiedelung werfen. Er sah nämlich zu wiederholten Malen Kanoesz an den genannten Insel⸗ gruppen anlegen und deren öfters aus ganzen Familien bestebende Insassen dauernden Wohnsitz am Zielpunkt ihrer Fahrt nehmen. Sie kamen von weither über den Ozean, von Inseln, die sowohl nördlich und noedöstlich als südöstlich lagen; aber keine dieser kleinen Einwanderungen stammte aus dem Westen oder dem nahen Nordwesten der melanesischen Inselwelt Der Vor⸗ tragende glaubt dezbalb und findet für seine Ansicht in den Traditionen der Bevölkerung einen Anbalt, daß die Besiedeiung dieses Theils der Südsee niemals im Wege einer großen Wanderung, sondern immer nur in der beobachteten kleinen Cinwanderung auf einzelnen Kanoes erfolgt ist. Daß sie nur in den bezeichneten Richtungen erfolgt ist, erklärt sich einfach durch die in der guten Jahreg⸗ zeit nördlich und füdlich des Aequators wehenden No. bezw. SO. Passate, während W.“ und NW.. Winde, die eine melanesische Einwanderung begünstigen würden, in der schlechten, der Schiffabrt gefäbrlichen Jahreszeit weben. Die Eigenart der Melanesier ist ein jweiter Grund, weshalb sie sich wohl der Besiedelung ver— bältnißmäßig naber Inselgruppen enthalten haben. Sie sind zwar geschickte Boots bauer und erreichen guf ihren Ruderbooten 6 big 8 See. meilen in der Stunde; aber sie sind nur Küstenfahrer. Dagegen wifsen die Polvnesier und Mikronesier mit dem Segeln gut Bescheid und wagen sich weit in die See hinzus Ihren darch die Gunst des NO. oder SO. Paßats angestellten Entdeckungsfahrten stellten sich zu allen Zeiten die oben bezeichaeten Inselgruppen gleichsam als ein Gitter entgegen, das einen großen Theil ihrer Boote auffing; aber sie lamen selten auch weiter. Man findet auf diesen Infseln wohl Spuren früherer melanesischer Bevölkerung, und wahrschein⸗ lich ist in der gegenwärtigen Bevölkerung auch ein Tropfen . Blutes; aber man begegaet auf den Inseln des melanesischen Archipels keinen Spuren, die auf jemals vorhanden ge⸗ wesene polvnesische Cinwanderung deuten. Der Vortragende erkennt an, daß seine Anschauungen in einem gewissen Gegensatz zun, den bisher von den Gthnographen festgehaltenen Meinungen stehen, aber der Gegensatz sei nur ein schein⸗

barer. Auch ihn dünkt eg in hohem Grade wahrscheinlich,