1900 / 67 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Mar 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Baden. 4

Seine Königliche Hoheit der Großherzog empfing, wie W. T. B.“ berichlet, gestern den Senat der Technischen Hochschule unter Führung des Rektors, welcher im Auftrage des großen Raths Seiner Königlichen Hoheit den ersten Titel eines Ehrendoktors der Hochschule anbot. Der Groß⸗ herzog erklärte sich in huldreicher Erwiderung gern bereit, die neue akademische Würde anzunehmen.

Wie die „Karlsr. Ztg.“ vom 14 d. M. meldet, hatte Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin eine schlafreiche Nacht und fühlte eine enischiedene . in ihrem All— gemeinbefinden. Temperatur und Puls waren befriedigend. Der Bronchialkatarrh ist in allmählicher Abnahme begriffen. Die immer noch mangelnde Ernährung hat ein großes

Schwächegefühl zur Folge. Oldenburg.

Der Landtag ist gestern nach Beendigung seiner Geschäãfte von dem Staats-Minister Jansen mit folgender Rede geschlossen worden:

Meine hochggeehrten Herren! .

Nachdem Sie in einer mer als viermoaatigen Session neben der Feststellung des Staatshaushalts für das Gioßherzogtbum und die drei Landestheile eine lange Reihe von wichtigen Aufgaben auf dem Gebiet der Gesetzzebung und der Laadeswoblfahrt erledigt haben, sind Sie nunmehr an das Ende Ihrer angestrengten Thãtigkeit gelangt. Indem ich Ihnen im Namen der Staatsregierung deren Dank für Ihre ausdauernde und aufopferungsvolle Muarbeit an den gemein samen Aufgaben, welche, wie wir alle hoffen, zum Segen des Landes gereichen wird, aus zusrrechea habe, erkläre ich bierdurch im Auftrag Seiner Königlichen Hobeit des Großherzozs den 27. Landtag des Großherzogthumz für geschlossen.

Elsaß⸗Lothringen.

Der Landesausschuß hat in seiner vorgestrigen Sitzung die dritte Lesung des Etats beendet. Derselbe ist in Einnahme und Ausgabe auf 64401 910 „S festgestellt worden, und zwar im ordentlichen Etat in Ausgabe auf 60 054 660 66, nämlich auf 57 39 2056 an fortdauern⸗ den und 2915 455 6 an einmaligen Ausgaben, in Einnahme auf 60 404 85s M, im außerordentlichen Etat in Aus⸗ gabe auf 4317 250 46, in Einnahme auf 3 997 054 ce

Deutsche Kolonien.

Nach Berichten aus Deutsch⸗Ostafrika ist es, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, im Kilimandjarobezirk zu einer bewaffneten Erhebung der Aruschaleute gekommen. Der Bezirks⸗Chef, Hauptmann Johannes, hat sich mit. seiner Kompagnie in ihr am Meruberge gelegenes Gebiet be⸗ geben, um die Uabotmäßigkeit zu unterdrücken und die Schuldigen zu bestrafen. Ueber das Ergebniß der Expedition liegen Meldungen noch nicht vor und werden auch vielleicht, da telegraphische Verbindung nach dem Kilimandjaro⸗ bezirk nicht besteht, erst in einigen Wochen zu erwarten sein. Eine ernstere Bedeutung ist dem Vorfall aber nicht beizu⸗ messen. Es kann vielmehr darauf gerechnet werden, daß es dem bewährten und die Verhältnisse genau kennenden Bezirks⸗ Chef ohne Schwierigkeit gelingen wird, die Ordnung wieder herzustellen. 31 .

Ueber die Emcmordung des Faktoristen Conrau sind folgende weitere Mittheilungen des Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun eingegangen:

Der von mir zur Gekundigung über das Schicksal Conrau's nach Johann⸗Albrechtsbohe entsandte Aibeiterkommissar von Krosigk Fat mir nachstehenden Bericht eingereicht. Hiernach ist an dem trazischen Ende Conrau's nicht mehr zu zweifeln.

Busa, den 3. Janaar 19090). Am 27. Dezember 1899 trat ich mit einem Kommando von einem schwarzen Unteroffi ier und 20 Mann der Polizeitruppe den Marsch von Busn über Mojuka, Bakundu, Ndik!l nach Johann ⸗Alzrechtsböbe an. Dort traf ich am 30 ein Unterwegs, in Moiuka, erbielt ich durch einen Balimann die Nachricht, daß der fich im Bangwalande aufbalten de G. Conrau von den dortigen Eingeborenen getõdter worden sei. Da dieser Balimann nicht Augenzzuge des Vorfalls war, sondern der Betreffende sich in Johann ˖ Albrechts⸗ böbe aufhalten sollte, marschierte ich dorthin. Die mir durch besaglen Bali gemachten Aussagen lauteten folgendermaßen: „Drei Tage nach AÄbmarsch des Wevjungen William, des langjäbrigen schwarzen Dieners Conrau'ß, von dem Haiuptorte der Bangwas, dessen Häuptlinz nach Meldang Coarau's denselben so lange gefangen halten wollte, bis die an der Küste befindlichen Bangwa ⸗Arbeiter in ihre Heimath entlassen wären, kam ich Mordens in das Hauz von Contaa und fand die Hütte leer. Ich schloß daraus, daß Contrau versucht batte, zu ent. kommen, und versuchte, ihn zu erreichen. Kaum hatte ich das Dorf verlaffen, so hörte ich in der Richtuag nach Banjang Schässe und traf vor mir auf eine stärkere Kolonne Banzwaleute. Inmitten dieser Leute sah ich Conrau steben, Rücken an Räcken mit eine seiner Leute, beide auf die fortwährend anzreifende Truppe feuernd. Mehrere der Angreifer sab ich fallen, dann sah ich den Begleiter Conrau'z getroffen zu Boten sinken. Unmittelbar darauf brach Conrau, stark aus der rechten Seite blutend, zusammen, batte aber noch die Kraft, sich mit der Mauseristole einige Zeit ju vertheidigen, bis er einen Spierwurf in den Unken Arm erhielt, worauf er sich selbst durch den Kopf schoß. Ich batte mich während der ganzen Zeit abscits eiwa 50 Schritt davon im Busch gehalten und bin dann uber Ban⸗ jang nach Mundame geflohen.“

Ueber die Thätigkeit des Feld bahn⸗Baukommandos in Deutsch⸗Süudwestafrika während der Monate November und Dezember 1899 berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“ Folgendes

Die Stärke des Kommandos betrug Ende Dezember 1899: 3 Offisiete, 2 Kassenbeamte, 320 Angestellte und Arbeiter, 512 Ein- geborene. Der Gesundbeitszuftand unter den Weißen und Ein⸗ geborenen war im allgemeinen ein befriedigender. Fiebererkrankangen kamen nur ganz vereinzelt vor und gingen schnell vorüber. Die Expedition zur Begutachtung der alten abgesteckten Trace ist am 277. Dejember 1899 rach Swakopmund zuräckgekebrt und bat. wie bereits früher mitgetheilt, von den zwischen Dorstrisier (130 Rm) und Okahandja (303 km) anfangs in Betracht gejogenen Bahnlinien (eine süz- liche über Olongada und eine nördliche über Karibib) die nördliche gewählt. Der Umftand, daß diese gegen die südliche weit geringere Gelãndeschwierigkeiten aufweist, die Wassergewinnung mehr begünstigt, den in jener Gegend befindlichen Lageistätten von Marmor und Kupfer näher kommt, endlich auch für die Möglichkeit einer besseren wirth.« schaftlichen Erschliehung des Nordgebiers den Vorjuz verdient, ist für diese Wabl entscheiderdd gewesen. Die Bahnlinie ist ungefähr bis Karibib im Detail abgesteckt und darüber binaus bis Windhoek durch beflimmte Punkte in größeren Abständen (etwa 20 bis 25 km) vor- läufig festgelegt worden. Hieran schließt sich die genauere Tracierung unmittelbar an.

Der Eisenbababau bat nunmehr über Dorstcivier hinaus diese Richtung eingeschlagen, ist mit seiner Spitze im Dezember v. T bis etwa Kilometer 150 vorgeschritten und wird vorauesichtlich zum Früh⸗ br Karibib (Kilometer 198. wie ruamehr festgeftellt) erreichen. Von Kilometer 140 bis 147,7 sind 20 größere und kleinere Durchlässe bejw. Brücken ber gestellt worden, auch waren zahlreiche Einschnitte und Dämme erforderlich. Der Brannenban längs der Gisenbahn macht befriedigende Fortschritte, insbesondere bei Kilometer 18) und bei Karibib.

Der Oberftleutnant Gerding bat Mitte Januar 2. J. das Schuß gebier veriasfen und die Relse nach Deutsch⸗Dftafrika aber Kap⸗ stadt angetreten. Ankunft in Dar ei- Salm wird vom 24. Fe⸗ bruar d. J. gemeldet. . .

Aus Apia meldet das Reuter sche Burean“ vom 1 Mãrz, daß an diesem Tage unter festlicher ö, der ge⸗ sammten weißen Bevölkerung und von 5000 amoanern in Mulinuu, dem früheren Sitz der samoanischen Regierung, die deutsche Flagge gehißt wurde. Darauf fand eine J Versoͤhnung der beiden Häuptlinge Mataafa und Tama ese statt. Das Obergericht, der Gemeinderath, die Gemeindeämter und die Konfulargerichte haben zu bestehen aufgehört. Es ist öffentlich bekannt gemacht worden, daß die Samoa⸗Inseln Upolu und Savail nebst den umliegenden kleinen Inseln unter deutschen Schutz und deutsche Herrschaft gestellt worden sind. Die Eingeborenen verhalten sich ruhig.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Bei Beginn der gestrigen Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses theilte der Fra den! Dr. von Fuchs mit, daß die Delegationswahlen in der heutigen Abendsitzung statifinden würden. Im Eingang befand sich ein Antrag, betreffend den Ausbau von Wasserstraßen. Die Regie⸗ rung wird darin dringend aufgefordert, den Abschluß der nöthigen Vorarbeiten für die Inangriffnahme des Ausbaues des Dona u⸗Oder⸗Weichsel⸗Kanals mit den nöthigen Abzweigungen und Stschkanälen nach Brünn und Olmütz, nach dem Kar⸗ winer Kohlenbecken und mit einer weiteren Kanglverbindung der Oder und Elbe und Abiweigung nach Brody thun⸗ lichst zu beschleunigen. Der Antrag des sozialpoli⸗ t ischen * fe ffn auf Permanenzerklärung des Aus⸗ schuffes wurde ohne Debatte abgelehnt. Ein Antrag des Aus⸗ schusses für die Thierseuchenvorlage, in welchem die Regierung aufgefordert wird, bezüglich der Vorschriften über den Handel mit Vieh mit der ungarischen Regierung ein neues Abkommen zu treffen, das den vitalsten Interessen der Fsterreichischen Landwirthschaft Rechnung trage, wurde ein⸗ stimmig angenommen und die Verhandlung sodann abge⸗ brochen. Der Handels⸗Minister Freiherr von Giova nelli übermittelte dem Hause einen Gesetzentwurf, betreffend die Regelung des Hausierhandels. Der Justiz-Minister Frei⸗ her? von Spens⸗-Booden theilte in Beantwortung einer Inter⸗ pellation wegen Erwirkung einer Am nestie für die wegen der Ausschreitungen in Mähren Verurtheilten mit, daß durch Enischließung des Kaisers vom 11. März 8 Verurtheilten theils Begnadigung, theils Hrrabminderung der Strafe zu theil geworden sei. Weitere Gnadengesuche befänden sich noch in amtlicher Behandlung.

Großbritannien und Irland.

Ueber die gestrige Sitzung des Unterhauses liegt folgender Bericht des W. T. B. vor:

Der Uater⸗Staatssekcetär des Aeußern Brodrick theilte mit, daß in den Straßen von Dres den Insulte von britischen Staats⸗ anzebörigen stattgefunden kätten, daß eine britische Flagge, welch in der Recht am englisch amerikanischen Klub auzgesteckt geblieben war, kberabgzerissen worden und daß die englische Kirche in zwei Fällen angegriffen worden sci. Der Vertieter Großbritanniens in Dꝛesden habe dem sächsischen Minister des Auswärtigen Vorftellungen gemach', welcher feia tiefes Bedauern über die Vorfälle aus gesprochen und befriedigende Versicherungen gegeben habe, daß jede mögliche Maßregel von der Polizei ergriffen worden sei, um einer Wiederholung folcher bedauerlichen Vorgänge vorzubeugen und die britischen Staatzangebörigen zu schützen. Ein Individuum, das ver dächtig sei, die Flagge abgerissen zu haben, sei verhaftet worden. Der Erst- Lord des Schatzamts Balfour machte sodann die Mitteilung, der amerikanische Geschäftsträger White babe Lord Salisbury am 13. d. M. folgendes Telegramm von dem Staats sekretãr des Auzæxäctigen Hay übermitkelt. Auf dem Wege freund⸗ schafllicher guter Dienste theile ich dem britischen Minister des Agswirigen mit, daß ich heute ein Telegramm von dem amerikanischen Konsul in Pretoria erbalten babe, welches meldet, daß die Regierungen der beiden südafrikanischen Republiken an den Präsidenten Me Kinley das Ecsuchen gerichtet baben, zum Zweck der Finstellung der Feindseligkeiten vermittelnd eintreten zu wollen, und daß ein ähnliches Gesuch an die Vertreter der eurcpäischen Mächte gerichtet worden ist. Indem ich diese Bitte Ihnen mittheile, bin ich von dem Praͤsidenten Me Kinley beauftragt, die Hoff aunz auszusprechen, daß ein Weg gefunden werde, der zum Frieden sübrt, und Ihnen zu sazen, daß er mit Freuden auf irgend eme freundschaftliche Art dabei mitzuwirken bereit sei, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Lord Salisbury babe bierauf an den amerikanischen Geschäftsträger White die Bitte gerichtet, der amerikanischen Regierung die aufrichtigfte Anerkennung der britischen Regierung auszusprechen für den freundlichen Ton ihrer Mittbeilung und ihr zu melden, daß die britisch' Regierung nicht die Absicht hege, die Vermittelung irgend einer fremden Macht im sũüdafrikanischen Kriege anzunehmen. In Beantwortung Faer Anfrage bezäglich der jüngsten Ruhestöõcungen bei den in letzter Zeit in England abgebaltenen Friedens versamm⸗ lungen erkläre der Erste Lord des Schatzamts Balfour: Er radele diese Rubeftörungen, doch sei er der Ansicht, daß die Ver antwortlichleit für dieselben diejenigen treffe, welche jene Versamm⸗ lungen einberufen hätten. Die öffentliche Meinung sei aufs höõchste erregt; im ganzen Lande seien Leute, die im Kriege Verwandte ver⸗ loren bätten, und die grohe Mebrheit dez Volks glaube, daß diese Versammlungen zu einem Zweck eiaberufen würden, der, wenn er erreicht werde, eine Wiederholung der jetzigen großen Kalamitäten mit sich bringen könne. Diese Versammlungen würden von den Leuten im Auslande, welche die britischen Sitten nicht kennten, als ein Anzeichen dafür aufgefaßt, daß das Land uneinig und die Re—= gierung unschlüssij si. Reid beantragte dann, daß das Haas si h pertage, um auf diese Weise gegen die erwähnten Ruhestörungen zu protestieren. Nach einer lebhaften Debatte wurde der Antrag auf Vertagurg mit 229 gegen 120 Stimmen abgelehnt. Reid protestierte energisch gegen die von Balfour in seiner Erwize⸗ rung geführte Sprache. Der Staatssekretãr des Janern Sit M. KWoite Ridley sagte, es sei die Pflicht der Lokalbebörden, Rubhe⸗ stärungen ju verbindern. Die öffentliche Meinung sei so erregt, daß fonst gan harmlose Versammlungen Ruhestörungen verursachen könnten. Die Leute, welche diese Friedens verfaramlungen einberiefen und ju Gunsten der Feinde Englands sprächen, sollten für die Auf⸗ rechter bastung der Rube etwas Röcksicht haben. Der Erste Lord des Schatzamte Balfour leugnet, daß er irgend etwas gesazt habe, was dem Grundsatz der Redefreiheit wider spreche. Die Regierung werde ihr Möglichstes thun, die Redefreibeit in jeder rechtmäßigen

orm zu schützen. —Hickm ann jragte an, ob die Aufmerksamkeit des

laatssekretätg für die Kolonien auf die Nachricht gelenkt sei, daß die Buren die Kohlengruben in der Näbe von Ladysmith jerstört hätten und das die Regierungsbeamten offen den Gntschluß kund—⸗ gäben, die Maschinen und Betriebsanlagen der bedeutendsten Goldminen demolieren und die Hauptgebäude von Johannes. kurg jerftäten ju wollen. Der Staate sekretär der Kolonien Ehamberlain erwiderte, er sei auf derartige Nachrichten in den Blättern aufmerksam geworden, und die n,, werde zar Zeit erwogen; jedoch sei bel dem Ausbruch des Krleges dem Präsidenten

Krüger bedeutet worden, daß von ibm und seiner Neglerun , tzen, und daß sie für alle mit den Gebräuchen ive ölter nicht verelnbaren Handlungen verantwortlich gemacht werde würden. Schließlich genebmigte das Haus die dritte Lesung a Kriegsanleibe⸗GBill mit 172 gegen 25 Stimmen.

Frankreich.

Der Präsident der Republik Lou bet weihte gestern ein Greisen⸗Hospiz in Issy ein. * seiner Eröffnungsrede hoh. dem W. T. B.“ zufolge, der Präsident lobend das Gefu der Zusammengehõrigkeit hervor, welches in Frankreich fo viele Werke erstehen lasse, auf die man mi Recht stolz sein könne. Seit mehr als 25 Jahren bemühe ich die Republik, die soziale Verbrüde rung durch eine Reihe von Gesetzen zu verwirk⸗ lichen, die fortschreitend vervollständigt werden müßten. Der soziale Friede werde endgültig erreicht werden, wenn alle Bürger in aufrichtiger Einigkeit für das Wohl und den Fert, schritt der Menschheit bestrebt seien. .

In der gestrigen Sitzung des Senats richtete der Senator Chaumie die Anfrage an die Regierung, was sie in Betreff des Gesuches um Intervention zu thun gedenke, das die Präsidenten Krüger und Steijn an die Mächte gerichtet hätten. Hierauf erwiderte der Minister des Aeußern Delcasft:

Unser Konsul in Pretoria bat der Regierung in einem Telegramm mitgetheilt, daß die Prästzenten der beiden Republiken um die Inter, vention der Mächte für einen Frieden auf der Geundlage der Unab. hängigkeit der Republiken nachgesucht hätten. Die britische Regi- rung bat auf diesen Schritt der beiden Präsidenten öffentlich erwidert, si⸗ könne dieser Unabhängigkeit nicht zustimmen. Eine Intervention der Mächte konnte also nicht mehr stattfinden. fkk sie früber statifinden können? Die britische Regierung hatte gleich in den ersten Tagen dez Krieges erkläct, daß sie eine Intervention nicht annehmen werde. Seitdem bat England die Beschlüsse der Haager Konferenz umser= zeich tet. Frankreich hat zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten vermittelt, die Lage war damals aber eine ganz andere. Min sagt mir: zugegeben, daß Sie nicht in kutzbringen der Weise eme Initiative ergreifen konnten, aber konnten Sie sich nicht wenigsters mit den befreundeten und anderen Mächten zu gemeinsamen Schritten ins Ein. vernehmen setzes und einen Meinungsaustausch veranle ssen? Erfuhren Sie darin eine Abweisung? Darauf antworte ich kategorisch: Mit dem Bedauern, eine Legende zu zerstöten, erkläre ich, daß es vollkommen unjutreffend ist, daß in irgend einem Augenblicke des Krie ez di? französische Regierung sich geweigert babe, sich einem Vorgeben anzuschließen, das, obne die Neutralität zu verletzen, einen freund⸗˖ schaftlichen Druck auegeübt haben würde, und theilnahmlog ge blieben sei gegenüber der Frage der Einstellung der Feindselic keiten; ebenso ist es vollkommen unzutreffend, daß in irgend einem Au zen—⸗ blicke der Regierung ein Wert oder auch nur eine Anden rung ent⸗ schläpft sei, die irgend jemand zu dem Ausspruche berechtigte, daß die Rigletung jwar dem Gedanken an eine nur von Humanität einze— flößte Vermitteluag Folge geben wolle, dadon aber abgeschreckt worden sei. Es ist nicht weniger umtichtig, daß in irgend einem Augenblick in dieser Hinsict oder in irgend einer anderen Hinsicht auch nur der Schatten einer Meinungsoerschiedenbeit zwischen Rußland und Frankreich sich gezeigt habe, deren Einvernehmen j den Tag enger und fester und wirksamer wird, erhaben über alle verdächtigenden Insinugtionen der Uebelwollenden. Frankreich, meine Herren, hat nicht aufgebört, die hochherzige Nation ju sein, die die Welt ekannt und bewundert und zuwrilen auch im Stiche gelassen hat. Aber nach so vielen schweren Ecfahrungen und so tiefgreifenden Verschiebungen im Gleicz. gewichte der europäischen Mächte kann es nicht zulassen, daß seine Pflichten gegen die Welt, welche es niemals versäumen wird, Frank. reich die Pflichten gegen sich selbst vergessen lassen. Es hat nichts derkoren von der edlen Begeisterung, welche von ihm so ofimals gr= jeigt wurde, aber ein sicherer Jastinkt sagt ihm, daß es sich nicht mehr unbedacht derselben hingeben könne. Es bat der internanorn alen und merschlichen Solidarität genügend Opfer gebracht, um das Retz zu baben, semerseits neidloz die Initiativen Anderer zu beobachten, die es bereit ist, zu untechützen, und deren Erfolg es mit ehrlichem Beifall begleitet.

Die Kommission der Deputirtenkammer zur Be rathung der Gesetzvorlage, durch welche die Strafbestimmungen für Vergehen, welche Geistliche durch Wort und Schrift begehen, abgeändert werden, hat die Vorlage mit 7 gegen 4 Stimmen abgelehnt.

Italien.

In Rom bewegte sich, wie ‚W. T. B. berichtet, gestern Nachmittag ein großer Jug, in welchem sich Vertreter der Munizipalität und Vereinigungen aus allen Theilen Italiens befanden, zu dem neuenthüllten Denkmal des Königs Karl Albert und begab sich hierauf nach dem Quirtnal-Plaz, wo eine große Kundgebung für den König und die Königin stattfand. Ihre Majestäten zeigten sich mehrmals auf dem Balkon der Menge, welche in begeisterte Rufe ausbrach. Verschiedene Musikkapellen spielten die National⸗ hymne. Der Zug bewegte sich dann weiter nach dem Pantheon, um einen Kranz am Grabe Victor Emanuels niederzulegen.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung der Abänderungsanträge zum ersten Artikel des Deerseio legge fort. Der Präͤsident stellte fest, daß der sozialistische Deputirte Pescetti fehle, und erkiärte, derselbe habe damit das Recht verloren, seinen Abänderungsantrag zu begründen. Der Deputirte Pa ntano erhob hiergegen Widerspruch, worau der Prãsident das Haus befragte, welches die Ansicht des Präsidenten billigte. Der Deputirte Guerci erhielt hierauf das Wort zur Begründung seines Abänderungsantrages und wurde unter tem Lärm der dußersten Linken vom Praͤsidenten wiederholt aufgefordert, sich kürzer zu fassen. Der Präsident erklãtte, er werde gemäß der iche ang Guerci das Wort ent⸗ ziehen, wenn dieser seinen Anforderungen nicht nachkomme Die äußerste Linke verlangte hierauf. Namensaufrul, zur Fesfftellung der Beschlußfaͤhigkeit des Hauses. Die Se— schlußfähigkeit wurde festgestellt. Dem Deputirten Guerci würde hierauf vom Präͤfidenten mit Genehmigung des Hau es das Wort entzogen. Als er darauf bestand, weitet zu sprechen, erklärte der Präsident, da seine Autorilãt nicht respektiert werde, sehe er sich genöthigt, zu beantragen, daß ihm Mittel gewährt würden, um? feiner Autorität Achtung u verschaffen. Guerci verzichtete endlich, und der Dennie Ta ga si (radikal) erhielt das Wort zur Begründung len Abanderungsantrags. Nach Lagasi sprach noch der Depun ö se Andr ek, worauf die Sigung ohne weiteren Zwischenfa aufgehoben wurde.

Türkei. . Wie das Wiener „Telegr⸗Korresp⸗Bureau. aus en stantinopel meldet, hat die Pforte am 18. d. M. 2 . der Unzufriedenen in Ü esküb, bewilligt; n azar ist wieder geöffnet, der Vali af. fein ist don Uesküb abgereist. Der neuernannte utessa ni 1 Frizrend ist zur Fährung der Geschäfte des Vali

5 ber worden. Die Gerüchte von einer Truppen⸗ n . und theilweisen

Das ; legenheit a der er g . 1 Xen r

Katholikos von Si Amerika.

Der „Times. wird aus Buenos Aires vom gestrigen ZTage gemeldet, daß in der Provinz Entre Rios eine re⸗ volutionãre Bewegung ausgebrochen sei. Die Aufständischen hãnen drei größere Städte besetzt.

Asien. ;

m „Reuter schen Bureau“ wird aus Shanghai ge⸗ ö die American Association von k amerikanischen Regierung telegraphisch mit⸗ daß die Haltung der Kaisecin⸗Wittwe der Reformpartei die Politik der offenen Thür bereiteln werde,. In dem Telegramm sei noch hinzu⸗ „daß Aufstände und Ausschreitungen zum Schaden * Interessen der Ausländer befürchtet würden, und schließlich r schnelles gemeinsames Vorgehen der Mächte, in. China empfohlen. Die American Association habe eine ähnliche Auf⸗

forderung an den britischen Gesandten in Peking gerichtet. Aus Wafhington erfährt dasselbe Bureau, daß infolge non Angriffen, welche gegen die amerikanische . in Sßsan tung von der geheimen Gesellschaft der sogenannten horers“ gerichtet worden seien, ein amer kanisches Kriegeschiff m Begriff sei, Manila zu verlassen, um sich nach einem Hafen zu begeben, der sich in nächster Nähe des Schauplatzes der Un⸗ hen befinde. Die Absendung des Kriegsschiffs stehe in keiner Verbindung mit der Haltung der Kaiserin⸗Wittwe gegenüber der Reformpartei. Diese sehe das Staatsdepartement als eine rein interne Angelegenheit an, und wahrscheinlich werde auch die Antwort auf das Telegramm der American Association in

Shanghai in diesem Sinne abgefaßt werden.

Afrika.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Kairo meldet, hat der Khedive gestern an die entlassenen egyptischen Offiziere ein Schreiben gerichtet, in welchem er ihnen formell ihre Enilassung und den Verlust ihres Ranges und ihrer Orden mittheilt, weil sie durch ihr Vorgehen absichtlich dem Heere Schande bereitet hätten. Der Khedive fügte hinzu, daß er stets für die von dem Sirdar ergriffenen Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Disziplin im Heere eintreten werde.

Der Korrespondent des, Reuter'schen Bureaus“ in Bloem⸗ fonte in, welcher mit den britischen Truppen am 13. März dort einzog, meldet, daß der General French am Adend vorher sich der Eisenbahn bemächtigt und einige Bahnstrecken sechs Meilen südlich von Bloemfontein zerstört habe. Darauf sei ein britischer Genieoffizier mit 10 Mann durch die Linien der Buren gedrungen, habe die Telegraphenlinie zerstört und die Eisenbahn nördlich von der Stadt gesprengt. Am Dienstag früh seien Buren auf einigen Hügeln sudlich von der Stadt bemerkt, aber durch einige Granaten aus ihren Stellungen vertrieben worden. Bei dieser Beschießung seien acht Buren getödtet worden. Dann sei die Uebergabe der Stadt erfolgt.

Ein Telegramm der Times“ aus Bloemfontein vom 13. d. M. berichtet: Der Oranje⸗Freistaat habe am 12. März entgegen den dringenden Vorstellungen Transvaals be⸗ schlosen, die Haupistadt zu uͤbergeben. Der Präsident Steijn sei heimlich nach der neuen Hauptstadt Kroonstad abgereist, ohne auf die Aufforderung zur Uebergabe zu ant⸗ worten. Der General French und Lord Roberts seien am 12 bezw. 13. d. Mts. von einem Bruder Steijn's zum Früh⸗ stick nach dessen Farm geladen gewesen. Dabei habe dieser geäußert, Präsident Steijn sei eine reine Null geworden.

Der Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Bloem⸗ fonte in von gestern Abend: Der General Gatacre hat den Dranjefluß überschritten und heute früh Bethulie besetzt. Der General Polacrew ist mit 2000 Mann Garde, 2 Ge⸗ schützen und einer kleinen Abtheilung berittener Infanterie heute von hier in drei Zügen abgegangen, um mit den Generalen Gatacre und Clements zusammenzustoßen; Nachmittags 4 / Uhr hatte er Bethany ohne Widerstand passiert.

Aus Bethulie Bridge vom 14. d. M. berichtet das Reuter'sche Bureau“, daß die Patrouillen des Generals Llements in Norvalspont, des Generals Gatacre in Bethulie und des Generals Brabant in Aliwal North Fühlung mit einander genommen hätten.

Die „Daily Mail“ meldet aus Pretoria vom 13.8. M.: Der Staatssekretär Reitz hat heute eine Proklamation er— äassen, in welcher er Lord Saliebury's Behauptungen widerlegt. Es heißt in der Proklamation, die Republik habe an die britische egierung seinerzeit die Forderung gerichtet, die britischen gruppen zurückzuziehen, sonst werde sie deren Anwesenheit . Kriegserklärung auffassen. Hierin habe man noch keine . der Buren zu sehen brauchen. Beides, e Rüstungen und das Ultimatum, seien Schutz maßregeln . die sich aus dem Zuge Jameson's und aus der aus mic ten. Telegrammen gemachten Entdeckungen ergeben hätten, bbritische Kabinete⸗Minister in den Versuch verwickelt ann seien, den Republiken ihre Unabhängigkeit zu nehmen. Ic sei durch Lord Salisbury's Telegramm aller Zweifel be⸗ tigt, und die Burgher müßten für ihre nationale Existenz ämpfen in dem Vertrauen, daß Gott das Recht hühen werde. gur die, Tegsier ung in Pretoria hat, dem Reuter schen are g sufolge, folgende Bekanntmachung erlassen: Bloem⸗ 6. in ist von den Engländern besetzt worden, nachdem unsere nnr sich in nördlicher Richtung zurückzezogen hatten. Der g. er Regierung des ,, ist vorher nach

e, verlegt worden. Der General Joubert hat

2 13. d. M. von Pretoria nach der Front begehen. in Co 'r frühere General⸗Konsul der Südafrikanischen Republik een gn Nontague , in einer Zuschrift an die . World“ aus, daß die Buren aus strategischen Gründen babthigt seien, Johannesburg zu zerstören, was einen Verlust de wen gstens 150 Millionen ausmachen würde. Er hoffe, z ü beide ,, . Theile Annehmbares bern nf 1 e, bevor eine solche Katastrophe eintrete. Aber . oe . fn ne len, , .

is zum letzten Blutstropfen um den denz von Preiorkt i e, rf

obilmachung entbehren

Parlamentarische Nachrichten.

ie Berichte ber die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (169) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Pr. Ni eber⸗ ding beiwohnte, wurde die dritte Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend Aen derungen und Er⸗ gänzungen des Strafgesetzbuchs, fortgesetzt.

wurde der gestern gestellte Schlußantrag der Abgg. Graf von Hompesch und Genossen Gentr.) auf Antrag des Abg. Singer (Soz) zur namentlichen Ab⸗ stimmung gebracht und mit 196 gegen 82 Stimmen ange⸗ amen während sich drei Mitglieder der Abstimmung ent—⸗

ielten.

Zur , konstatierte der Abg. Dr. Schoen⸗ lank (Soz.), daß ihm und zehn Rednern durch den Schluß der Debatte das Wort abgeschnitten worden sei.

Dieselbe Erklärung gaben im eigenen Namen die Abgg. Traeger und Dr. ller⸗Meiningen (fr. Volksp) ab, ferner die Abg. Thiele (Soz) und Binde wald (Reformp., welcher letztere konstatierte, daß er als der einzige in den Reichstag gewählte Künstler nicht zu Wort gekommen sei.

Da gestern keine Gelegenheit gegeben war, persönliche Be⸗— merkungen zu machen, so gestattete der Präsident Graf von Ballest rem, diese persönlichen Bemerkungen heute zu machen, worauf zunächst bei Schluß des Blattes der Abg. Stoecke (b. k. F) das Wort nahm.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (48.) Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen beiwohnte, die Berathung des Etats der Bauverwaltung bei dem Ausgabetitel „Gehalt des Ministers“ fort.

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Wallbrecht (nl), Daub (ul), von Riepenhausen (kons), der Geheime Baurath Germel⸗ mann, die Abgg. von Hagen (Zentr.), von Eynern (nl) und der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen.

Kunst und Wissenschaft.

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen⸗ schaften vom 8. März (vorsitzender Sekretar: Derr Auwers) legte Herr Conze einen Bericht des Herrn Dr. Schuchhardt in Hannorer dor über Ausgrabungs⸗Untersuchungen bei Haltern an der Lippe, auf dem Annaberge gad an dessen Fuße. Diese Ausgrabungen, im Auf— trage der Alterthumskommission für Westfalen begonnen und mit Unteistützung des Kaiserlichen Archäologischen Instituts fort- gefübrt, haben den Nachweis einer ansehnlichen römischen Niederlassung aus der ersten Kaiserzeit am genannten Platze geliefert. Der Bericht erörtert, mit Geneigtbeit sie zu be— jahen, die Frage, ob die römnische Festung Aliso mit dieser Ansiedelung als identisch anzusehen sei. Die Ausgrabungen sollen fortgesetzt werden. Herr voa Bezold überreichte im Auftrage des Herrn Kr. Birkeland in Christiania ein Exemplar von dessen in den Schriften der dortigen Gesellschaft der Wissenschaften erschienener Abhandlung: Recherches sur les taches du soleil et leur origine (Math. naturw. Klasse 1899, Nr. I.

Handel und Gewerbe.

In der heute Vormittag abgehaltenen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank, bemerkte der Vorsitzende, Präsident des Reichsbank-Direktoriums, Wirkliche Geheime Rath Dr, Koch zunächst, daß die Lage der Bank sich zwar gebessert habe, aber doch erheblich schwächer sei als im Vorjahre. Die Anlagen, welche seit dem Ultimo wie 1899 um 6 Millionen zurückgegangen seien, betrügen 197 Millionen mehr als 1899, 154 mehr als 1898, 182 Millionen mehr als 1897. Das Metall sei um 55 bezw. 126 und 73 Millionen kleiner, die steuerfreie Notenreserve ebenfalls um 39 bezw. 126 und 131 Millionen kleiner als in den Vorjahren. Der Privatdiskont sei nur um Presz. niedriger als der die offizielle Rate des vorigen Jahres um ein volles Prozent übersteigende Bankdiskont. Auch die Kurse der fremden Wechsel seien hoch; aller— dings sei ein Goldabfluß in letzter Zeit nicht zu bemerken gewesen. Zu einer Aenderung des Diskonts liege keine Veranlassung vor. Der Zentralausschuß pflichtete diesen Aus⸗ führungen ohne Widerspruch bei. Der Vorsitzende legte darauf einen Entwurf derjenigen Abänderungen des Reichsbank⸗ statuts vor, zu welchen die Bankgesetz Novelle vom 7. Juni v. J. Anlaß bietet. Dieselben beziehen sich auf die Erhöhung des Grundkapitals, die Ausgabe von Reichsbank-Antheile⸗ scheinen zu 1000 6 und die Ausübung des Stimmrechts in der Generalversamml ung. Der Entwurf wurde einstimmig gebilligt und soll der am Montag, den 19. d. M, stattfin denden ordentlichen Generalversammlung der Reichsbank⸗-Antheilseigner zur statutenmäßigen Beschlußfassung vorgelegt werden. Nachdem noch einige Schuldverschreibungen zur Beleihung im Lombardverkehr zugelassen worden waren, wurde die Sitzung geschlossen.

(Weitere Nachrichten über Handel und Gewerbe“ s. i. d. Zweiten und Vritten Beilage.)

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

20. April, 1 Uhr, gleichzeitig bei der Verdingungs⸗Kom mission des Arsenals in Cartagena und bei der Verdingungs⸗Kommission der Marine Kommandantur ju Barcelona: Lieferung von J. Holz, II. Eisen, V. Bronze, VI. Kupfer, VII. Messing, VIII. Zinn. Wis— mut und dgl., IX. Fett und Farben, X. Leder und Fellen, XI. Ge—⸗ weben. Sicherbheitsleistang zu L vorläufig Pesetas 4000. zu 11 1009, V 150, VI i009, VII 250. VIII 500. IX 2500, X 500, XI 1900, endgültig zu 1 Pesetas 80900, zu 11 2000, V 3099, VI 2000, VII 500, VIII 1609, IX 5000, X 1000, XI 2000. Angebote auf Stempel⸗ papier Klasse 12. Fonnulare hierfür beim „Reicht⸗Anzeiger'. Be⸗ dingungen liegen im Sekretariat des Arsenals in Cartagena sowie bei der Marine⸗Kommandantur in Barcelona auz. ;

Belgien.

28. März. Maison Communale in Bevere les Audenarde: Pflasterung des Weges von Wortegem über Mooregem nach Bedvere. Fr. 94 4537. Kaution Fr. 4500.

4. April, 1 Uhr. Socistés Nationale des chemins de fer vicinaux, 25 Rue de la Sclence in Brüssel: 1) Bau eines Neben⸗ gleise in Arville und Vergrößerung des Depots in St. Hubert (inse Poix— Saint Hubert Fr. 45 391, 4. Kaution 7 4000. 3 Bau der Linie von Quarteg nach Frasnes bei Buissenal. r 101072. Kaution Fr. 10 000. Pläne, Lastenheft u. s. w. sind el den e n , en, Rigot in Arlon, Rue de Luxem⸗ bourg 19a, und LHoir in Mont, Boulevard Dolez Nr. 12, erhältlich.

Berkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 15. Märj. (B. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Stuttgart“ v. Ost Asien 15. März in Shanghat angek. Gera. 14. Märj v. Neapel n. Australien abgeg. Königin Luise , v. Australien kommend, 14 Märj v. Port Said n. Bremen abgen. n Lultpold. 12. Mär v. Bremen in Fremantle angek. und 13. März Reise n. Sydney foctgesß. Bayern 14. März v. Penang n. Bremen, Coblenz. 14. März v. Antwerpen n. Brasilien abzeg. Lahn“ 185. März v. Btemen in New York angekommen.

16. Mäcj. (B. T. B) Dampfer Mainz“. n. d. La Plata best, 12. Mäch in Rio de Janeiro, „Hannover 14 März in Balti⸗ more, Deli, n. Ost ⸗Asten best., 14. Mär; in Port Said angek. Dresden“, n. Ost. Asien best, 14. März Kap Carvotiro pass. König Albert, n. Ost Asien best, 15. März in Hiogo, „Saale“ v. New York 15. März auf der Weser angekommen.

Hamburg, 18. Mär. (B. . B. Hamburg ⸗Amerika⸗- Linie. Dampfer. Pennsylvania-. v. New Jork n. Hamburg, 15. März Dov⸗r pass Cheruskia“ 13. März v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Galicia“, v. Hamburg n. West Indien, 14. März in Bremerhaven angek Bosnia“, v. Baltimore n. Hamburg, 14. Märi Dover pass. „Canadia 15. März in Hamburg, Bul⸗ garia⸗ 14 März in Baltimore ange], Betania“, v. Hamburg n. Baltimore, 14. Mär Cuxhaven passiert, Scotia. 13. März v. Buenos Aires n. Genua abgeg. „Auguste Victoria? 15 März in

Palermo angekommen. London, 15. März (W. T. B) MUnion⸗-Linie. Dampfer Goth heute

Mexican“ gestern auf Ausreise in Kapstadt angek. auf Heimreise von den Canarischen Jnseln abgegangen. Castle⸗Linie. Dampfer Norham Castle“ gestern auf Heim⸗ reise von Kapstadt abgegangen. Rotterdam, 15. Mirz. (W. T. B) Holland ⸗Amer ika⸗ Linie. Dampfer Spaarndam“ v. Rotterdam heute n. New York abgegangen.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Richard Wagner's Oper Tannhäuser? in folgender Besetzung in Scene: Land⸗ graf: Herr Mödlinger; Glisabeth; Fräulein Hiedler; Tannhäuser: Herr Sylva; Benus: Fräulein Reinl; Wolfram von Eschenbach: Herr Bulß. Kapellmeister Strauß dirigiert. Die Tanz ˖ Legende Die rothen Schuhe“ von Regel und Haßreiter, Musik von R. Mader, welche am Dienstag, den 27. d. M., zum ersten Male in Scene geht, erlebte die Erstaufführung am 7. Januar 1897 an der Hofoper in Budapest, wurde hierauf mit großem Erfolge an der Hofoper in Wien, in München und im Vorjahre am Alhambra⸗Theater in London über 200 Mal in ununterbrochener Folge gegeben, Am 8. März d. J. fand die Premisre dieses Ballets am Scala -Thegter in Mailand mit dem gleichen starken Erfolge statt.

Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Otto Grnst's deutsche Komödie Jugend von heute“ gegeben.

Im Berliner Theater beginnt am 3. April Fräulein Adele Sandrock ein Gastspiel. Im Laufe desselben gelangen zur Dar⸗ stellun: Maria Stuart“, Medea“, „Der Hüttenbesitzer und ‚Arria und Messalina“.

Tas am 19. d. M. in der Philharmonie stattfindende große Konzert des Vereins zur Förderung der Kunst“ (6ffentliche Generalprobe am 18 d. M. Mittags) bringt, wie schon wiederholt mitgetheilt wurde, Richard Strauß! symphonische Dichtungen „Tod und Verklärung‘ und Ein Heldenleben' sowie das Vorspiel (ganzer J. Ati) zu Hans Pfitzner's neuem Musikdrama. Die Rose vom Liebesgarten⸗! unter der Leitung der Komponisten. Die Gründe, die sich einer Wiederholung von „Ein Helden leben“ entgegenstellten, das vor einem Jahre bei seiner Auf⸗ führung durch die Königliche Kapelle und jetzt wieder in Paris großes Aufseben erregte, liegen in den bedeutenden Schwierigkeiten des Einstudierens dieses einen sehr umfangreichen Ton⸗ körper erfordernden Werkes. Besonderes Jateresse giebt sich in Musiker⸗ kreisen auch für Hans Pfitzner s bisher unbekanntes Werk kund, dessen erste offentliche Vorfuͤhrung eine Anzahl bedeutender Tonkünstler, Dirigenten und Komponisten von hier und außerbalb als Zuhörer versammeln wird; u. a. hat Engelbert Humperdinck sein Erscheinen angemeldet. Die Vereinsleitung hat angesichts der großen Nachfrage die Aus gabe von Karten zu ermäßigten Preifen für Mitglieder bereits ge⸗ schlessen. Es gelangen nunmehr lediglich Karten jum vollen Preise 6G, 4 und 3 M i in der Hof ⸗Musilalienhandlung von Bote u. Bock und in der Philharmonie zum Verkauf.

Zum Besten der Krankenpflegestation 1II1 der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden Frauenhilfe“ des Evangelisch⸗Kirchlichen Hilfsvereins findet am Sonntag, den 25. März, Mittags 12 Uhr, in der Wohnung des Reichsbank Präsidenten, Wirklichen Geheimen Raths Dr. Koch (Dberwallstraße 10/11) eine musikalische Matinge statt. Ihre Mitwirkung haben gutigst zugesagt Frau Pfaff von Schell born (Gesang), Fräulein Felicia Kirchdoiffer (Klanler), Herr Professor Joachim (Violine) und Herr Robert von Mendelssahn (Cello). Zur Ausführung kommen Lieder von Schubert und Brahms, ein Trio von Beethoden und ein Trio von Schumann,. Eintrittskarten zum Preise von 10 6 sind bei dem Herrn Reichsbank Präsidenten (Oberwallstraße 10/11), bei Freifrau von der Goltz (Brüderstraße 19) und in der Musikalienhandlung von Bote u. Bock (Leip̃gerstraße Nr. 37) zu haben.

In ter Neunten Symphonie von Beethoven, welche in dem Konzert zum Besten des Pensionsfonds des Berliner Philharmonischen Orchesters am 26. März in der Phil harmonie unter Hans Richter's Leitung zur Aufführung gelangt, bat Frau Katharina Fleischer⸗Edel vom Stadt Theater in Hamburg die Sopranpartle übernommen; Herr von Milde singt die Baßpartie.

Frau Nellie Melbha tritt in ihrem Konzert am 29. d. M. in der Philharmonie viermal auf; sie singt die große Wahnsinnt⸗ scene aus der Oper Lucia von Lammermoor“, die Arie Una voce?“ aus dem „Barbier von Sevilla“, einige Lieder und eine Arie von Mozart unter Mitwirkung von Professor Dr. J. Joachim.

Am 3. April findet in der Sing Akademie das erste Konzert des Streichorchesters Berliner Tonkünstlerinnen (Dirigent: Willy Benda) statt.

Der Ertrag des Lieder⸗Abends. von August Hensel, am 24. März im Saal Bechstein, ist für das Haydn⸗Mozart⸗Beethoven-⸗ Denkmal bestimmt.

Mannigfaltiges. Berlin, den 16. März 1900.

Der Vorstand des Verbandes der Vaterländischen Frauen⸗Vereine der Provinz Schlesien erläßt folgende Be⸗ kannt machung, betreffend die erneute Abhaltung von Lehrkursen zur Aus⸗ und , ,, von Haushaltungs⸗ und Handarbeitslehrerinnen in Neurode:

Die zu Neurode in Schlesien unter Leitung des Herrn Kreig« Schulinspektors Lr. Springer veranstalteten Lehrkurse zur Aus- und Fortbildung von Haughaltungg , und Handarbeitslehrerinen haben einen wachsenden Beifall gefunden; insbesondere waren die letzten, in den Jahren 1897 und 1898 abgebaltenen Kurse aus fast allen Provinzen des preußischen Staates beschlickt Dies veranlaßt unz, unter Zustimmung dez zuständigen Herrn Regierungs- Präsidenten, nach der durch den Weggang des verdienstvollen Leiters der früheren Kurse bedingten Unterbrechung für das laufende Jahr wieder einen Kursus jur Aus= bildung von Haushaltungzlehrerinnen in Aussicht zu nehmen, nachdem sich der Rachfolger des Herrn Dr. Springer, Herr Kreis, Schul in spektor ll er, zur Lestung dieses Kursus bereit erklärt hat.! Auch dem dies. jaͤhrigen Kurfuz soll sich im Auftrage der Königlichen Regierung zu Bregtlau wieder ein Kursuß zur Aug, und Fortbildung von Hand arbeitslehrerinnen unmittelbar anschließen.