und augiebt, daß er sie nur für unzuverlässig erklärt habe, so weiß ich nicht, welches Prädikat schlimmer ist (sehr gut! links); das eine aber weiß ich, daß beide Prädikate absolut ungerechtfertigt sind. (Bravol links.)
Wenn der Herr Abg. von Kardorff nun noch ein anderes Wort von mir angeführt hat und glaubt, ich hätte dieses Wort aus dem stenographischen Bericht entfernt, so ist das ein Irrthum. Der Herr Abg. von Kardorff hat das Wort nur an einer unrichtigen Stelle gesucht. Ich habe es nicht ausgesprochen gelegentlich der Erwiderung auf seine tagsvorher ausgeübte Kritik, dort hätte dasselbe keinen Sinn gehabt, sondern ich habe dieses Wort gesprochen gelegentlich einer Rede des Abg. Oertel oder des Abg. Roesicke — ich will es dahin⸗ gestellt sein lafsen — die sich auf die Bewilligung von ermäßigten Ausfuhrtarifen für russischen Zucker bezog. Da habe ich ausgeführt — ich muß es leider noch mal wiederholen, obwohl es ja mit der Sache garnicht in Verbindung steht; ich habe es aber auch bereits hier im Hause erklärt — daß diese ermäßigten Ausfuhrtarife für russichen Zucker von mir genehmigt worden sind, nachdem der Betriebs⸗ eisenbahnrath inklusive seiner landwirthschaftlichen Mitglieder sich dafür ausgesprochen hatte. Ich habe sie auch nur genehmigt, weil sonst der Handel mit russischem Zucker Danzig und Königsberg ver— loren gegangen wäre. Mit Rücksicht auf diese speziellen Verhältnisse habe ich gesagt, die Landwirthe möchten bedenken, daß sie nicht allein in der Welt seien. Gemeint ist — wenn man den ganzen Zusammenhang liest, kann man keine andere Ansicht ge⸗ winnen —, daß die Landwirthe da, wo sie selbst positiv keinen Schaden hätten, doch nicht verlangen sollten, daß der Gewinn, den Danzig und Königsberg aus dem russischen Zucker obne Schaden der Landwirthe ziehen, nun durch das Versagen der Tarife diesen Orten entzogen wird. Nur allein auf dieses Verhältniß bezog sich meine Bemerkung. Wenn Herr von Kardorff die Güte hat, den steno⸗ graphischen Bericht noch einmal nachzusehen, so wird er das bestätigt finden. Ich glaube, daß damit wohl belderseits die Sache erledigt ist.
Abg. Gothein: Herr von Kardorff hätte auch die Berichte der Bauverwaltung eifrig studieren sollen. Der Wasserbauautschuß hat J. B. durch feine Untersuchungen festgestellt, daß die Buhnen⸗ legung keine Schuld an der Ueberschwemmung des Oderbruchs hat. Die Ängriffe auf die Wasserbau⸗Techniker sind unberechtigt, denn diese sönnen nicht mit fo fesistehenden Größen rechnen, wie andere Techniker. Der Minister hat ganz recht gegenüber dem Abg. von Kardoiff. nfere Wafferbau. Techniker sind im ganzen Auslande außerordentlich geschötzt. Die Verbesserung unserer Wasserstraßen liegt im Interesse
der Industrie, der Landwirthschaft und der Schiffahrt. Äbg. Stanke (Zentr.) fragt an, ob etwas im Interesse der
oberen Oder und der Orer unterhalb von Ratibor bis Kosel ge⸗
schehen wird.
Gebeimer Ober ⸗Baurath Keller erwidert, daß eine Regulierung dieser Strecken fehr schwierig sei; es habe erst untersucht werden müßsen, ob nicht Ratibor geschaͤdigt würde. Das Gutachten der Akademie des Bauwesens laute nun dahin, daß die Stadt keine Schädigung zu befürchten habe. Bei der Strecke Ratibor Kosel handle es sich darum, daß auch größere Schiffe als solche mit dem Finow Kanal. Maß passieren könnten. Dazu müsse aber Ratibor einen neuen Hafen anlegen,
Abg. Ehlers (fr. Vgg. ):: Wir erwarteten von Herrn von Kar⸗ dorff eine große politische Debatte über den Kanal; nun scheint aber das Ministergehalt nicht mehr gefährdet zu sein. Der Beirkseisen · babnrath in Königsberg hat die Tarife für die Beförderung von russischem 53 nach Danzig mit allen gegen die Stimme eines Zuckerfabrik. Direktors genehmigt, auch Graf Klinckowström hat dafür gestimmt. Die Eisenbahnen im Osten können dadurch besser rentieren, und dann können sie auch den inländischen Zucker billiger befördern. Lehnt man also die billigen Tarife für den russischen Zucker ab, so lehnt man sie auch für den inlãndischen ab.
Um 41, ÜUhr wird die weitere Berathung bis Freitag 11 Uhr vertagt (außerdem der Etat der Ansiedelungs⸗ kommission).
Statistik und Volkswirthschaft.
Die deutsche überseeische Auswanderung im Februar 1966 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat Februar über 1900 1899 k 569 k 547 deutsche Häfen zusammen 1929 116 fremde Häfen (soweit ermittelt) 164 181 überhauyt . . 1182 1297. Aus deutschen Häfen wurden im Februar 1900 nehen den 1020 deutschen Auswanderern noch 12 688 Angehörige fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 7154, Hamburg bös34.
Die 3sterreichische postsparkasse 1883 bis 1898.
(Stat. Korr.) Der e, e,. des österreichischen Post⸗ sparkassenamtg für 1898 enthält außer den Geschäftsergebnissen dieses Jahres mit Rückblicken auf die Jahre 1897 und 1896 ins besondere auch Angaben über Zahl und, Betrag der Einlagen und Rückzahlungen, welche seit der anfangs 1883 erfolgten Etöffnung der österreichischen Postsparkasse durch diese vermittelt wurden, und gewährt so (in an schauliches Bild von der überaus segengreichen Entwickelung der Anstalt.
Wir erfabren, daß bis Ende 1898 5768 Postanstalten gegen 56ß3 im Jahre 1897 und 5662 im Jahre 1896 mit der Wahr⸗ nehmung des Postsparkassen Dienstes betraut waren. Die Zahl der Sammeistellen hat sich mithin von 1896 bis 1898 um 26 oder 3,9 gufs Hundert vermehrt. Von 1883 bis 1898 sind für die Einleger insgesammt 2 863 744 Sparbücher ausgefertigt worden, von denen während der Jahre 1898 1 477 282, 1897 1357 167, 18961 327 064 umliefen und am Schlusse des Jahres 1898 noch 1318 626 gegen 1241 557 Ende 1897 und 1174 962 Ende 1896 bestanden. Die Zahl der am Jahresschlusse aufrecht gebliebenen Bücher ist somit von 1896 , um 143 724, d. i. um 6,0 a. H. im Jahresduichschnitte, gestiegen.
Er erfolgten ; Einlagen Rückrahlun gen im Jabre Anzahl . Anzahl 6 . . 7938 296 185771 3 855 281 18568. . . . 1171928 15 530 864 322 500 13634939 . , 388 145 15715911 18957... . . 1452 644 26 506 491 513 469 22013 257 1895 ..... 1917783 37 160 508 677333 31 338 748 1898... . . 2046 338 39 892 581 750 120 34448 907 18977... 23176831 42191198 812 822 37 381 368 15898. ... . 2269 388 45 2564 899 S62 516 39 863 743 1663 - g6 insges. 24 695 958 396 513 244 7 836 422 336 620 330 mithin durchschnitt⸗ liche jährliche Zu⸗ nahme... . 1,48 9½ 12,30 69 10,780 /. 16, S3 o/ Y) Hierunter befinden sich die mit Jahresschluß kapitalisierten Zinsen zu 30jo: für die Jahre 1895 1 540 565, 1897 1 380 676, 1896 1271401 F1.
3
Bie 188, war ein Rückgang der gabl der Cinlggen bemerkbar;
seitdem ist diese aber beständig wieder gestiegen. Der Betrag der Ein
lagen ist dagegen nur einmal, nämlich 1887 gegen E86, um 224 854 Fl. zurückzegangen. Die Anzahl und die Beträge der Rück⸗ zablungen sind zwar ununterbrochen und verhältnißmäßig auch stärker als diejenigen der Einlagen gewachsen; im merhin kommen aber auft undert aller Cinlagen feilt 1885 nur 31,48 Rüchjahlungen und auf e 1600 Fl. sammtlicher Einlagen erst 84 89 Fl. Rückjahlung. Von den voraufgeführten Einlagen bezw. Rückzahlungen waren
Voll⸗ Theil⸗ im Erste weitere a4. 4. Jahre Einlagen v. S. Einlagen v. S. . . d. 1898. 2365 715 10,42 033 675 89,6 158 656 18, 703 860 81,6 1897. 222 265 10,21 954 b66 89.8 155 600 19,1 657222 80,9 1856. 215 573 16,5 i 829 365 89,4 15 162 20, 597 998 797
U⸗ . 4.2 v. 5. — 5.4 v. 5. — ] 2,1 v. S5. — ,,
Der Jahreszuwachs durch Einlagen leinschließlich der kapitalisierten Zinsen) abzüglich der Rückzahlungen betrug
von 1001. von 1001. im Jahre Fl. Gin las⸗ im Jahre Fl. Cinis 1883... 4073 015 51,31 1895 . 5H 821 760 15,67 138858 .. . 1896 814 12,21 1896. h 443 674 13,64 1889. . . 2939 264 15,71 1897 .. . 4809780 11,40 1892 .. . 4493 234 16,95 1898. Hh 391 147 11,91
Das am Jahresschluß verbliebene Guthaben der Einleger be⸗ zifferte sich 1395 auf 59 892 914, 1897 auf 54 bol 767 und 1896 auf 49691987 Fl.; ez hat sich mithin 1896 bis 1833 um 10 200 927 Fl., d. i. um 9,7 v. H. im Jahresdurchschnitt, erböht. Jeder Einleger hatte Ende 1898 ein durchschnittliches Guthaben von 45,42, Ende 15957 von 43,50 und Ende 1896 von 4229 Fl.
Ferner belief sich der Durchschnittsbetraz der
Einlagen (einschließlich der . kapitalisterten Zinsen) Rückzahlungen im Jahre auf Fl. im Jahre auf Fl. im Jahre auf Fl. im Jahre auf Fl. 15885... 436 1895... 1938 1883... 20851 1895... 46,27 1886. . . 13,25 1896. . . 198,49 1856. .. 4228 1896... 45,52 1889... 15,24 1897. . . 19338 1839... 40, 99 1897. . . 45,99 189. . 18735 1895... 19334] 1882... 42.387 1898... 46,22
Die Höhe der einzelnen Ein und Rückzahlungen anlangend, so erfolgten
vom Hundert der Einlagen Rückjahlungen gesammten Ein; im Jahre 1898 im Jahre 1898 lagen 1883 - 98 bis . 34,51 9,53 21,27 über 1 5 31.03 23,37 25,47 . 5 12,53 1898 9.73 10 16, 07 32, 18 21,89 50 3,45 7, 70 7,92 100 1B 76 4; 66 6,30 200 1,14 3,54 5.08 560 041 0, 94 2, 34
Hiernach kamen 1898 vorwiegend Sparbeträge bis jzu 5 Fl. in früheren Jahren aber auch solche von 10 bis 50 Fl., bei den Ein, lagen, fär die Rückzahlungen hauytsächlich Summen von 10 bis 50 und 1 bis 5 Fl. in Betracht. Bis zu 5 Fl. (60 Kreuzern) betrugen 1858 17,79 vom Hundert der Einlagen und 224 der Rückzahlungen.
Vom Hundert der Guthaben im Sparverkehre der Postsparkasse entfielen auf Beträge
im Jahre bis 5 Fl. über 5 bis 100 Fl. über 100 Fl. 1898 ... 46,74 39,54 13,72 J 36, 87 11,B93 189... 652,35 36,99 11, 66
Hiernach ist 1898 die Zahl der Guthaben bis zu 5 Fl. zu Gunsten der höheren nicht unbeträͤchtlich gesunken, was nicht nur auf die Zu⸗ nahme der größeren erstmaligen Spareinlagen, sondern auch auf das Anwachfen der kleinsten Guthaben infolge weiterer Einzahlungen und der Verzinsung zurückzuführen sein dürfte. ;
Vom Hundert der Einleger waren 28,82 Schüler und Studenten,
im Betrage
1421 Gehilfen und Lehrlinge, 12,89 Kinder, 8, 8b Dienstboten, h. 13
Privatleute, 4 85 verhetrathete Frauen und Wittwen, 2367 selbständige Handwerker, 2,49 Pripatbeamte, 2,1 Gelehrte, Professoren, Lehrer und Künstler, 2. 05 Lohnarbeiterinnen, 1, 8 Handlungsdiener, 1,86 Militärpersonen, 166 Fabrikarbeiter, 1,65 Kaufleute, 1ů57 Staats⸗ Tandesz⸗ und Gemeindebeamte u. s. w. Es ist mithin ersichtlich, daß die Einrichtungen der österreichischen Postsparkasse auch bei Kindern und Schülern sowie bei den dem Arbeiter und dienenden Stande angehörigen Personen lebhaften Zuspruch finden. Sogar Sträflinge waren 1558 mit O, Oz vom Hundert der Einleger betheiligt.
Vom Tausend der Bewohner der österreichischen Reichs bãlfte waren 1898 52, 1897 50 und 1896 48 Einleger der Postsparkasse. Von den cinjelnen Kronländern war Niederösterreich mit 1489 Cin= legen aufs Tausend seiner Bewohner am stäͤrksten betheiligt. Es folgten Salzburg mit 380. Schlesien mit 39, Tirol und Vorarlberg somie das Küstenland (Istrien, Görz und Gradigka, Triest) mit je b8, Mähren und Kärnten mit je 57, Oberösterreich mit 53, Böhmen mit 5H, Steiermark mit 45, Bukowina mit 26, Dalmatien mit 25, Krain mit 23 und Galizien mit 17 Ginlegern auf 1900 Ginwohner. Die Einrichtung der Postsparkasse hat also gerade bei der deutschen Bevölkerung Oesterreichs am melsten Anklang gefunden.
Die aufgeführten Ergebnisse der österreichischen Postsparkasse müssen als recht günstige bezeichnet werden; insbesondere hat sie ihren Hauptzweck. den Spartrieb der Bevölkerung infolge ihrer leichten Zugänglichkeit zu heben, in vollem Maße erfüllt. Dabei hat sich auch die früher ausgesprochene Befürchtung, die Postsparkasse köante bie übrigen Sparkassen in ibrem Betriebe und in ihrer Wirksamkeit schaͤdigen, für Oesterreich als grundlos erwiesen; denn die Zahl der letzteren hat sich bon 1883 bis 1897 von 460 auf 515, also um 55 vermebrt, während in derselben Zeit der Gesammtbetrag der jährlichen Einzablungen bei ihnen von etwa 3761 auf rund 437 Millionen Gulden, also im Jahresdurchschnitt um etwa 3,8 a. H., gestiegen ist. Vom vollswirthschaftlichen Standpunkte wäre es daher fehr zu wünschen, daß die Einrichtung der Postsparkasse auch in Deutschland Eingang fände.
—
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der Berliner Holzarbeiter hat, wie hiesige Blätter berichten, insofern eine Wen zung erfahren, als in einigen Weikstätten die Wiederaufnahme der Arbeit zu den bisherigen Be— dingungen erfolgt ist. Die Arbeiter haben sich damit zufrieden ge⸗ geben, daß ihnen später Lohnerböhungen und andere Vergünstigungen zuzebilligt werden sollen. Außerdem ist von beiden Parteien, den Lrbeitgebern und Arbeitern, das Gewerbegericht als Einigungs⸗ amt angerufen worden, welches heute im Bürgersaale des Rath⸗ hauses zusammentreten sollte (vergl. Nr. 65 d. Bl.).
Wie die Rh.⸗Westf. Ztg. aus Mört (Regierungsbenrk Düssel⸗ dorf) mittheili, ist der Ausfland der dortigen Seidenweber am 15. 5. M. beendet und die Arbeit wieder aufgenommen worden (vergl. Nr. 64 d. Bl.).
In Bochum sind, demselben Blatte zufolge, die Dachd bei idren Melstern um eine Lohnerhöhung vorstellig geworden werden ein Stundenlohn von 50 3 und eine Herabsetzung der 1 4 lichen Arbeits jeit auf 10 Stunden verlangt Für Arbeiten auf 3 der Stadt foll eine besondere Vergütung von bo 2 gewährt wer Begründet wird die Forderung mit dem theuren Leb mit der gefahrvollen Ärbeit des Dachdeckergewerbes,.— Die Man haben ebenfalls eine Anzahl Forderungen an ihre Arbeitgeber gte Es werden verlangt: zehnstündige tägliche Arbeitszeit lt
Stundenlohn für Gefellen über 18 Jahre, Verkürzung der lun l ⸗
am Sonnabend um eine Stunde ohne Lohnabzug, Wegfall der ge seitigen Kündigungsfrist, Einlegung von ere liche, nur in zz. fonderen Rothfällen und besondere Vergütung der Ueberstunden 60 bis 100 ͤ des gewöhnlichen Lohns, Errichtung von aut chen l Baubuden und Bedürfnißstätten. (Vergl. Nr. 216 / 1899 d. Bl)
Zur Lohnbewegung der Leipziger Steinbildhauer meldet die Tpi. Ztg.“, daß nunmehr fast sämmtliche Arbeitgeber die
fordere 77 siänbige Arbeitszeit bewilligt haben. Nur von zwei lu nehmern steht die Zustimmung noch aug. (Vergl. Nr. 58 d. i) öh
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Königlich preußisches Landes-⸗Oekonomie⸗ Kollegium. Zweite Tagung der VIII. Sitzungsperiode. Dritte Sitzung: Mittwoch, den 14. März 1900.
Den ersten Theil der Sitzung nahmen die Referate über di Jahresberichte der Landwirthschaftskamm ern und der landwirthschaft ,, für 1898 in An. spruch, und zwar berichtete Sekonomierath Steinmeyer · Danzig über den Ackerbau, Landes ⸗ Direktor Sartoriuß Wiesbaden über Wein.. Oft und Gartenbau und Geheimer Regierungsrath, Professor Dr. Maercka, Halle a. S. über Technische Nebengewerbe, Bei der Besprechum des letzteren Berichts beantragte Rlttergutsbesitzer von Arnim⸗Güter⸗ berg: das Landes. Oekonomie Kollegium möge sich dem vom Deutschen Landwirthschaftgrath gefaßten Beschlusse über die Detarifierung des den aturierten Spiritus anschließen. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. — Hinsichtlich der künstlichen Süßstoffe beschloß das Kollegium die Annahme des folgenden, von dem Ge— heimen Regierungsrath, Professor Dr. Maerckern⸗ Halle a. S. ge. stellten und begründeten Anirags; „Das Landes Dekonomt— Kollegium wolle den Herrn Minister für Landwirthschat Domänen und Forsten ersuchen: bei der Reichs regieinn dahin zu wirken, daß die künstlichen Süßstoffe entsprechend den Süßigkeitsgraden besteuert und gleichjeitig unter den Apothelen, jwang geftellt werden.“
Ez folgte die Bespreckung des Antrags dez landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen, betreffend die Neuregelung des Huf— beschlag - Lebr⸗ und Prüfungswese ng. Die Referenten, Gute besitzer von Bemberg⸗Flamersheim und Oekonomierath Steinmeyer ⸗ Danzig, beantragten gemeinsam folgenden Beschluß, welcher einstimmig nnahme fand: „In Erwägung, daß das Gesetz vom 18. Juni 1885, betr. vie Ausübung des Hufbeschlaggewerbes, eine wesentliche Besserung des Hufbeschlags nicht herbeigeführt hat, — beschließt das Königliche Landes Oekonomie⸗Kolleglum: „die Königliche Staatsregierung um Neuregelung des Hufbeschlag ⸗ Lehr und Prüfungsweseng für den preußifchen Staat zu erfuchen, und empfiehlt die Berücksichtigung der bon ' dem landwirthschastlichen. Verein für Rheinpreußen gemachten und näher begründeten Vorschläge.“
Der Vorsitzende, Landeshauptmann von Roeder Aber. Cllguth (Breslau) theilte hierauf mit, daß die Herren Reich ⸗Meyken, von Rrnim⸗Güterberg, Graf zu Rantzau. Rastorf, von Bemberg⸗Flamers . heim und von Stockbausen⸗Abgunst folgenden außerordentlichen Antrag zur sofortigen Berathung gestellt haben:
Bei der außergewöhnliche Wichtigkeit, welche das Landes. Oekonomie ⸗Kolleglum den gegenwärtig ihrer Entscheidung entgegen. gehenden wirthschaftlichen Maßnahmen des Reichs — l(besonders dem Fleischbeschaugesetz und der Aufstellung des neuen Zolltgrise) — beimißt, bittet das Landes Oekonomie Kollegium den Hermn Minister ' für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, fallt pie weitere Behandlung diefer Fragen in den gesetz gebenden Körper⸗ schaften des Reichs oder bei der Reichsregierung selbst eine die Lebent⸗ bedingungen der preußischen Landwirthschaft bedrohende Wendrng nebmen follte — das Landes Dekonomie⸗ Kollegium sofort zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen ju wollen.“
Nach einer kurzen Begründung des Antrags seitens des Grafen von Schwerin. Löwitz wurde derselbe ohne weitere Besprechung emn⸗ stimmig angenommen.
Alsdann referierte Graf Beinstorff⸗Wehningen über den Jahres · bericht, betreffend le Pferdezucht, und begründete die Forderung höherer. Remontepreise. Nach Schluß der He— sprechung, in welcher auch der Ober. Landstallmeister Graf von Lehndorff das Wort nahm, beschloß das Kollegium: „die Zufammenstellung über die Kosten der Remonte. Aufzucht. wie fie sich aus der Verhandlung ergeben hat, dem Land wirthschaftz. Minister als authentisches Material zu überweisen.“
Der nächste Gegenstand der Tagesordnung, Maßnahmen jut Durchfübrung' einer wirlsamen SchutzwaldGese gebung“, mußte wegen Behinderung des Referenten von Klitzing⸗ harloftenbof ab⸗ gesetzt werden.
Landes · Dekonomierath Winkelmann⸗Köbbing berichtete über die Anstellung von forstsachverständigen Beiräthen in den Landwirthschaftskammern und begründete folgenden Antrag, welcher einstimmig angenommen wurde:
Das Königliche ar des, e mn e ste mn, empfiehlt den ein elnen Landiolrthschaftẽkammern, einerseits um die Aufforstung von Dedlinde⸗ reien zu fördern, andererfeits um den Besitzern mittlerer und lleinerer Betriebe Gelegenheit zu geben, fachmännischen Rath bei der Jewitl⸗ schaftung ihrer Forsten einzuholen, forstsachperstandige Beiräthe anzu⸗ stellen, und ersucht den Herrn Minister für Landwirthschaft, Dom hen und Forsten, die Landwirthschafts kammern hierin epent. durch Be, willigung autzreichender Geldmittel nach Möglichkeit zu unteistltzen.
Im Anschluß an das nun folgende Referat der Pro- fessors Dr. Sering⸗ Berlin. über den Jahresbericht, be⸗ treffend Volkswirthschaft, beschloß das Kollegium. den Ge⸗ setzeniwurf, betreffend den. Zwischenktedit bei Renten giti der ständigen Kommission zur Prufung und eventuell Erstattung elne Gutachtens an den Herrn Minister für Landwirthschast zu überweisen.
Nachdem hiermit alle Berathungsgegenstände eiledigt gi. wurde dle jweite Tagung der VIII. Sitzungsperiode deg Königliche Landeg Oekonomie Kollegiums geschlossen.
Getreidemarkt Genuas.
Der Kaiserliche General ⸗Konsul in Genua berichtet unter dem 9. d. M. Folgendes:
icht Die allgemeine Lage des Marktes hat sich auch im Februar n
geändert. Trotz besserer Kaufiust war der Geschäftsgang cler. ka! bie Fotberüngenl an den Ausfuhrplätzen zu hoch maren Spekuldckion verkaufte zwar einige Posten in Dart, 39 d ge⸗ weißen auf Lieferung April / Fun unter Parstät der in n ute forderten Preise, zog fich aber bald angesichts der festen ö. ber russischen Exporteure zurück, sodaß im großen Ganzen . Hressen sich auf kleinere Abschlüsse in prompter Waare beschrankte * for ele. 16 einigermaßen mit jenen für ltalienische Landwaare ton onnten.
, engunter halt un
10,06 Eröffnung 10 06 prompt
wuthen sebandelt: Dur e . ö 10 os April / Juni. 16
t ha a Am 28. F
und Prelse für z3 000 dz Goldfranken 15, chweljen 1.
24 ö ö 1 1230 1075 — 13, 996, 14.75 - 15, 90 5709 1L00– 1125, 17.00 - 17.265
fer . ggen... 1 500 13, 25 — 13, 50,
Rotterdamer Getreidemarkt.
Der Kaiserliche Konsul in Rotterdam berichlet unter dem
10. d. M. Folgendes: Das Getreidegeschäft war während des Monats Februar lebhaft. Weiten. Das Mißverhältniß zwischen der Waare und dem gabrĩlt machte sich in letzter Zeit wieder sehr fühlbar. Von Jansas III wurde weniger Umgesetzt als im vorigen Monat, wozu wohl die eringere Qualität der angeführten Ladungen beigetragen hat. Von Ea Plata wurde mehr angeboten, aber zu wenig animie⸗
renden Preisen.
Roggen. Bei der regelmäßigen Nachftage war der hiesige Vorrath beinahe aufgebraucht; besonders fehlte es an wirklich guter an ate. Infolge der unbefriedigenden Qualität der ameriklanischen
ufuhr wurde die Aufmerkfamkeit wieder mehr auf die vom Schwarzen . gelenkt. Das Angebot von dort war jedoch nur klein.
Hafer. Das Angebot aus Rußland hat abgenommen und die Prelse sind gesslegen. Von Amerika börte man nicht viel. Venn glich der Zualstät ließen einige Partien aus Libau sehr zu wünschen übrig.
Malt. Infolge Aufräumens der zweiten Hand ind der Preis pon American Mixed bis unter den if ⸗Preis zurück. Runde Sorten
ngen ziemlich in die Höbe. Am meisten stieg La Plata, aber auch dessa und Roworossiet, sowie schimmernder Cinquantin.
r
Die Preise und Vorräthe ergeben sich aus nachstehender Ta .
. Vorräthe Getreidepreise in Rotterdam am
im Monat Februar 1900. 836 . hn 1900
ö. un Weizen Roggen Ir ng
getreldenrt Last zu Last zu Last zu duft
2400 kg 2100 kg 2000 Rg FI. Fl. Fl.
KBeisen ITS / 83 2000 1500 Roggen 135/160 1500 1200 Ger ste 123 / 150 1800 14060
Getreidebandel in Argentinien.
Ausfuhr von Getreide aus dem Hafen von Buenos Aires für die Zeit vom 16. bis 31. Januar 1900.
Mengen in Säcken Gesammt⸗
menge (bolsas)) in 1065 Kg
Getreideart Verschiffungsziel
Mais England 78 752 Belgien 74 338 e 72 499
eutschland 51 323 Brasilien 21 681 Italien 16761 Sud · Afrika 7616 Order 37 659
insgesammt I60 6529 24 040
Belgien 274 829 England 77076 Sud · Aftika 54 h67 ö. 49 266
eutschland 30 496 Frankreich 15 819 Italien 9716 Brasilien 6000 Order 133 688
insgesammt 651 457 45 426
Leinsaat England 221 151 Frankreich 73 323 Belgien 7729 Deutschland 6 496 Italien 5995 Holland 1800
insgesammt 316 494 21 097
Gegenwerth der höchsten und niedrigsten Preise in Mark nach dem Durch⸗ schnittskurse von Sm /n 1 — 4 1,81
Preise im Großhandel für 1 d2
— 2
Maigz, und jwar: S m / n bis Sm /n . b
7276
* gu 5.20 b. . . 4 — 540 dein faat ö
) Die bolsa zu 66,66 kg.
Handel und Gewerbe.
eren Großbritannien sind durch eine am 6. März in Kraft . ene Verordnung für die Zeit bis 6 1. August 1901 die an nt cha 6 ; ö. . iUkoholhaltige ü eiten und ee, wie
solgt, erhöht worben ; ; h
—
Eingangẽzoll
bisheriger ] jetziger Ter Tarif
Ss 41 * 814
Bezeichnung der Gegenstände
I) a. Taback, verarbeitet: . — 35 Cavendish oder Negrohead 10 — 4 desgl. im Zollfreilager
ene steltt 5 — 3 anderer verarbeiteter . 3
Schnupftaback, welcher mehr als 13 Pfd. Feuchtigkeit auf 100 Pfd.
w, welcher bis zu Pfd. Feuchtigkeit
auf 100 Pfd. enthält.
b. Taback, unverar⸗ beitet:
wenn 10 Pfd. Feuchtigkeit oder darüber aaf 106 Pfd. enthaltend...
wenn weniger als 10 Pfd. Feuchtigkeit auf 100 Pfd. enthaltend
2) Bier:
Mumme, Sprossenbier, Schwarzbier oder Ber⸗ liner Weißbier, sowie ähnliche andere ge⸗ gohrene oder unge⸗ gohrene Flüssigkeiten, deren Würze vor der Gährung eine speifische Schwere hat oder hatte
von: nicht über 12150. je 36 Gallonen über 12150. ;
Bier jeder anderen Art, dessen Würze vor der Gährung eine spezifische Schwere hatte von 10550
und so im Verhältniß bei jeder anderen spezifischen Schwere der Würze.
3) Spirituosen:
jeder Art (parfũmierte aus⸗ genommen) für jedes bei der Probe ermittelte ,,, ,
parfümierte Spirituosen.
Liqueure, Kordials, Mix⸗ turen und andere alkohol⸗ haltige Präparate, deren Stärke nicht festzu⸗ .
4 Andere Füssigkeiten, die Alkohol enthalten oder zu deren Her— stellung Alkohol ge—⸗—
braucht wird: Pfund lengl.)
Chloralhydrat Chloroform. z Collodium ; Gallon Effigather . . Pfund (engl) Butter säure⸗Aether Gallon Schwefeläther. ö Aethyl, Jod ⸗ . q Aethyl, Brom · . . . Pfund (engl.) lethyl⸗ Chlorid... Gallon 5) Thee d
1 K — K — M — — — Q — —
* ö
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(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten Nachrichten für Handel und Industrie *.)
Hopfenproduktion Ungarns im Jahre 18939.
Die Hopfenernte Ungarns hat während der Blüthezeit durch Hagel, Windstürme, Ungezlefer und durch nasse Witterung stark ge—⸗ sstten. In den siebenbürgischen Landestheilen wurden 42010 der Produktion entwerthet, während jenseits der Donau sich der Schaden auf 15 oo betifferte. Die Erate im ganzen Lande ist durchschnittlich um 20 0υ geringer ausgefallen, als ursprünglich gehofft wurde.
Die Ergebnisse der Produktion stellten sich wie folgt:
In Siebenbürgen pro Katastral. Joch 393 kg; zusammen 1017 d der Banat und im Alföld Kata kJ . 653. jenseits der Donau Katastral⸗Joch 156 . ö 2966 in sonstigen Landestheilen ö . 2 .
durchschnittlich im Lande pro Katast.. Joch 316,5 kg; zusammen 2047 dæ. (Nach einem Bericht des Kaiserlichen General⸗Konsuls in Budapest.)
Rußlands Handelsflotte.
Rußland verfügte zu Anfang 1899 Über eine Handelsflotte von 657 Dampfern und 2143 Segelschiffen. Der Gesammt ·Tonnengehalt der Flotte stellte sich auf 554 000 t, von denen 299 724 oder 54 oo auf Dampfschiffe und 54416 t oder 46 90 auf Segelschiffe entfielen.
Die Zahl der Schiffe und der Tonnengehalt ist auf die einjelnen russischen Gewässer sehr ungleichmäßig vertheilt. Die erste Stelle nimmt dagß Schwarze Meer ein. da die Schiffe der größten russischen Dampferunternehmungen, der Freiwilligen Flotte und der Russischen Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel, dorthin ge hören. Das Schwarze Meer, auf welches 51 Yo des Gesammt · Tonnen gehalt der Dampferflotte entfallen, besitzt auch die größten Dampfer, ba der durchschnittliche Tennengehalt derselben sich auf 552 t stellt. Die Segelschiffflotte des Schwarzen Meeres geht stetig zurück. Sie war im Jahre 1898 auf 48 Fahrzeuge mit 9005 t zusammen⸗ geschmolzen. Der Mangel an Küstenfahrern hat sich auch bereits im Schwarzen Meere in drückender Weise fühlbar gemacht.
An zwester Stelle steht in Bezug auf Dampfer das Kaspis ch e Meer, welches vorzugswelfe von Tankdampfern befahren wird. Die Dampferfloite des Baltischen und Weißen Meeres ist im Ver⸗ gleich mit den füdlichen russischen Gewässern gering zu nennen. Die vorhandenen Dampfer gehören zum 6 Theil zur Kategorie der kleinen Dampfer, da sie durchschnittlich nur 409 t fassen.
Die Zahl der 1099 bis 2000 t großen Dampfer beläuft
nur auf 3, von welchen 39 auf die Südmeere und nur 4 auf bas Baltisch Meer entfallen. Dampfer über 2000 t bfsitzen nur die großen Kompagnien auf dem Schwarzen Meere. Von den großen Unternehmungen sind die Freiwillige Flotte, die Russische Gefellschaft für Dampfschiffahrt und Handel, „Kawlas i Merkuris'= und bie Archangel Murmangesellschaft von der Regierung sub; pentiontert. Ber Werth der Dampfeiflotte wird auf 92 560 000 Rubel berechnet, von welcher Summe der größte Theil (91 ) auf das Schwarze und Kaspische Meer entfällt und für das Baltische und Weiße Meer nur Toso übrig bleiben. Gebaut sind die Dampfer vorzugsweise aug Eisen; stählerne Dampfer finden sich nur auf dem Kagpischen Meere. Die bei weitem größte Zahl der Dampfer ist
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im Ausland gebaut; es entfallen der Zahl nach 740/60 und dem Tonnen⸗ gehalt nach 9,7 o/9 auf dag Ausland.
Eine eigentliche ruffische Segelflotte besteht nur auf dem Baltischen Meere. Der durchschnittliche Tonnengehalt beträgt ungefãhr To t. 65 vsg aller Segler erreichen nicht 199 t; über 500 t alten nur 42 Schiffe, die fast alle zum Baltischen Meere gehören. Re val hatte 10 Bampfschifte mit 1460 4 und 51 Segel mit 3541 t. Die Rhederei . stellte fich auf 177 Segler mit 45 317 t, 11 See⸗ dainpfer mit 288 t und 85 Flußdampfer mit 16909 t. Der Gesammt⸗⸗ werth der Segelflotte beläuft iich auf 14 830 328 Rubel. Gebaut sind die Segler vorzugsweise gus ichen und Kiefernholz.
Die rusfische Regierung ist bestrebt, die Handelsschiffahrt in jeder Weise ju beben. Als eine der wichtigsten Maßnahmen ist das Gesetz pom 25. Aprii 1853 anzusehen, durch welches die zollfreie Einfuhr von Seeschiffen, sowie von Ankern, Tauen u. s. w. für die Dauer von zehn Jahren gestattet wird. Bei dem Departement für Handel und Mandfakturwaaren ist eine besondere Abtheilung für Handels⸗ schiffahrt errichtet und der Konseil für Angelegenheiten der Handels⸗ '. ing Leben gerufen worden. (Nach der St. Petersburger
eitung.
Spanien.
Zolltarifierung von Waaxen. Nach dem Waarenver⸗ zeichniß zum neuen spanischen Zolltarif fallen:
Kragen aus Papier mit Stoffüberzug (eusllos de pabeh forrado de tela] unter Tarifnummer 231 — Zollsatz 0, 89 Pesetas nach 2 e n. und C50 Pesetas nach dem zweiten Tarif für
g netto —,
Hörner, rohe, ohne 966 (astas en estado natural, con 6 sin puntas) unter Tarlfnummer 281 — Zollsatz O 65 Pesetas nach dem ersten und O, 50 Pesetasß nach dem zweiten Tarif für 100 kg brutto —.
Stöcke, einfach geschnitten (bambües en estado natural, sim- piemente cortados) unter Tarifnummer 249 — Zollsatz 5.30 Pesetas nach dem ersten und O,. 25 Pesetas nach dem zweiten Tarif sür 100 kg netto —,
Karbolineum unter Tarifnummer7 — Zollsatz 0, 60 Pesetas nach . 32 und O, 460 Pesetas nach dem jweiten Tarlf für 100 kg
rutto.
Wirthschaftliche und kommerzielle Lage in den syrischen Vilajets Aleppo und Adana im 1. Halbjahr 18989.
Die Getreide⸗Ernte hat stellenweise stark gelitten, ist aber im großen Ganzen doch eine gute Mittelernte zu nennen.
Vie Bauern haben infolge der unerschwinglich bohen Weizen- preise, welche die schlechte 1898 er Ernte mit sich gebracht hatte, viel weniger ausgesäet, als in den Vorjahren; es fehlte ihnen nicht nur an den baaren Mitteln, sondern auch an den nöthigen Zugthieren. Der Viehstand war im Vorjahre durch schlechte Witterung verhältnisse und durch allgemein schwierige Futterzustände nicht unbedeutend ge⸗ schmälert worden. Deswegen ist auch an vielen Stellen außergewöhn⸗ lich mehr Gerste als Weizen ausgesäet worden, da die Gerstenaussaat den Bauern verbältnißmäßig viel billiger zu stehen kam und der An bau auch viel weniger Sorgfalt und Kraftaufwand erheischte.
Man kann die Weijenernte als ziemlich schwache, die Gerstenernte als reichliche Mittelernte klafsifizieren. Die Preise für neuen Weizen sind nur ca. 26 0, für neue Gerste aber ca. 50 d gegen die letztjährigen Durchschnittpreise gefallen. Weizen ist also theuer geblieben, haupt⸗ sichlsch, weil die Vorräthe an altem Weizen so ziemlich aufgebraucht worden sind, sodaß, wenn selbst das Ausfuhrverbot aufgehoben würde, kein Weizen bei den gegenwärtig noch immer sehr hohen Preisen zum Export gelangen könnte. Dagegen dürfte es sich bei Gerste anders verhalten.
Unter der außergewöhnlich großen Sterblichkeit der Mutter schafe im Vorjahre hat auch die Wollschur im Jahre 1899 in der Menge fowohl, als auch in Bezug auf die Güte der Wolle selbst gelitten. Jedenfalls bleibt das Erträgniß flußgewaschener Schaf⸗ wolle gegen die Schuren von 1896 und 1897 zurück. Die Vließe sind auch wenig dicht und die Wolle etwas schwächer als gewöhnlich. Die Erlsse in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika sind angesichts der großen Vorräthe in geringen Wollen, zu denen bas Produkt der beiden Vilajets bekanntlich zählt, erheblich ge⸗ wichen, fodaß die Ausfuhr im ersten Halbjahr 1899 ganz un—
; bedeutend war.
Die Güte der Lammfelle war eine bessere als die des Vorjahrs; dagegen ist die Ausbeute quantitativ nicht besser ausgefallen. Die vorsäbrigen Lammfelle erzielten in Deutschland und Oesterreich in den meisten Fällen kaum die Kostenpreise; es sind daher ziemlich große Vorräthe bei der schwachen Nachfrage, welche durchweg 1898 herrrschte, liegen geblieben. Trotzdem ist die Kauflust eine ziemlich animierte, wa umsomehr auffällt, als feste Ordres aus Guropa fast ganz aus e . sind. Man konsignierte meist nach Deutschland via Ham ⸗
urg, weniger nach Oesterreich via Triest,
Die Ausbeute von Schafbutter (, Haditi“) ist in Menge und Güte besser gewesen als im Voriahre. Zur Ausfuhr gelangte von frischer Waare noch nichts.
Die Zufuhren von Gallen aus dem weiteren Junern des Landeß sind geringer gewesen als im Vorjahre. Die Ausfuhr der⸗ selben richtete sich meist nach Deutschland, wo sich die Preise be⸗ deutend gebessert haben. Man erzielte 110 - 115 M für schöne schwarz⸗ blaue und 96— 95 6 für weiße und grüne Gallen, per 100 g bord⸗ frei Alexandretta.
Nach Tragant gummi ist während des ersten Halbfahres 1898 wenig Nachfrage gewesen; infolge dessen sind die Preise auch 6 und mehr gewichen. Dasselbe läßt sich von den Kreujibeeren agen.
Nach Bienenwachs war die Nachfrage sehr rege. Die Preise tiegen deshalb auch auf 240 bis 250 6 für 160 Kg. hordfrei
lexandretta. Die Ausfuhr fand meist nach Deutschland statt, zum gerinsßz Theil auch nach Oesterreich⸗Ungarn und Frankreich. ie Weberei liegt sehr darnieder. Die Weber waren sehr schwach beschäͤftigt; sie arbeiteten bis Ende Mai durchschnittlich drei Tage die Weche und von da ab noch weniger. Die Nachfrage aus Egypten ist noch immer im Stocken, noch geringer diejenige aus dem Hinterlande Aleppogz.
Die Gerberei ging dagegen ziemlich flott; besonders wurden mehr Büffelhäute gegerbt, als in der gleichen Periode des Vorjahres. Recht vernachlässigt blieb jedoch die Silberdrahtzieherei.
Daz nordfyrische Fmportgeschäft nahm, wie im Jahre 1893, im schleppenden Tempo seinen Fortgang. Die Einkäufer aus dem Hinterlande der Vilajets traten nur ganz vereinzelt auf, und wenn auch die aus dem Vorjahre herübergebrachten Vorräte mit wenigen Ausnahmen keine bedeutende waren, so äußerte sich doch sehr wenig Unternehmungzslust für weitere größere Abschlüsse.
Der Mangel an fremden Käufern hat die Einfuhr von Baum⸗ wol swadren insofern ungünstig beeinflußt, als die meist mit be⸗ schränkten Mitteln arbeitenden einheimischen Händler, um Geld zu beschaffen, in die Hände von Spekulanten gerlethen und beträchtliche Konjessisnen auf die Verkaufspreise machen mußten. Auf der anderen Seite half die flaue Lage des Manchestermarktes auch mit, die Preise wei unter die Ginkaufskosten herunterzudrücken. Dies gilt besonders für rohe und gebleichte Madapolams.
Giwag mehr Nachfrage herrschte für bedruckte Stoffe; das Nahen der wärmeren Jahreszeit trieb die Detailhändler zur Reassortierung ihrer Läger, besonders in englischen Indiennes; italienische bedruckte Stoffe waren dagegen ziemlich vernachläͤssigt.
Die rohen Baumwollgarne bildeten einen von den enigen Artikeln, welche einen größeren Vorrath aufzuweisen hatten; deswegen und in Anbetracht der fallenden Baumwollkonjunktur einerseits und der arg darniederliegenden einheimischen Textilindustrie andererseits ftellten sich die ernielten Preise meist E d für das engl. Pfund unter die Manchester Notierungen. Bemerkenwerth sind die Anstrengungen, welche von italienischen und öͤsterreichischen Spinnerelen gemacht
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