1900 / 71 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Mar 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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8. Märj. Parrse, Schmidt, Mewe, Proviantamts. Ren- danten in Jülich bejw. Saarlouis und Köln, nach Köln heiw. Jülich und Neuhaug / paderborn, Dreyse, Kawohl, Ohr dorff, Proviant amts⸗Kontroleure in Mülhausen i. E. bezw. Düsseldorf und Kosel, nach Bonn bezw. Danzig und Saarlouis, Drinsky, Hin denberg, Harnisch, Kieckböfer. Klabn, Prooiantames⸗-Assistenten in Königsberg bezw. Köln, Magdeburg, Straßburg i G. und Königaberg, als Proviantamte⸗Kontroleure auf Probe nach Lüben bezw. Tilsit, Mülbausen i. E., Hofgeismar und Kosel, Dierske, Hanisch, Arnold, Graef, Proviantamts Assistenten in Mainz bew. Rathenow, Mainz und Mainz, als Proviantamtg, Kontroleure auf Probe nach Dũsseldorf bejw. Stralsund, Parchim und Lüneburg, Neß, Karst, Wol ff, Blochwitz, Strguch, Lüben, Keil, Proylantamts, Assistenten in Lüben bezw. Metz, Lüneburg, Graudenz, Hanau Stralsund und Parchim, nach Glatz bezw. Köln, Mainz, Magdeburg, Graudenz, Bromberg und Main, Börschner, Strantz, Terpitz, Broetz, Roedenb eck, Rohloff, Alexander, Prootantamts. Assistenten in Glatz, Glogau, Tilsit, Bromberg, Bonn, Paderborn und Hofgeismar, nach Rathenow bezw. Königsberg, Metz, Mainz, Münster, Mänster und Straßburg k G., zum 1. April 1900 versetzt. Grieshaber, Rendant vom , ,, in Neisse, auf seinen Antrag mit Pension in den

uhestand versetzt. aiserliche Marine.

Kiel. 15. Mürz. v. Sierakoweki, Lt., bisher im Gren. Regt. König Wilhelm J. (2. Westprerß) Nr. 7, mit seinem Patent im 2. See Bat, v. den Brincken, Lt., bisher im Inf. Regt. Nr. 143, mit seinem Patent im 1. See⸗Bat., angestellt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. März.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag die Vorträge des Ministers des Königlichen Hauses von Wedel, des Präsidenten des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths D. Dr. Barkhausen und des Chefs des Zivil⸗ kabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus, und wohnten hierauf einer Konferenz zum Wiederaufbau der Hoh— königsburg bei.

Der Ausschuß des Bundesrgths für Handel und Ver⸗ kehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und z Justizwesen hielten heute Sitzungen.

Der Königliche Gesandte in Wimar Prinz von Ratibor und Corvey hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schaum⸗ burg⸗lippische Staats-Minister Freiherr von Feilitzsch ist von Berlin abgereist.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs und Staals⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersi der Be⸗ ene m n , deutscher Eisenbahne g für den Monat Februar 1900 veröffentlicht, auf welche am Montag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.

Bayern. Die Session des Landtags ist bis zum 31. Mai ver— längert worden.

Baden.

Die Besserung in dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, in stetigem Fortschreiten begriffen und berechtigt zu den besten Hoffnungen einer baldigen Rekonvalescenz.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Gotha ist, der „Goth. Ztg.“ zufolge, vorgestern im Auftrage Seiner König— lichen Hoheit des Herzogs durch den Staats-Minister von Strenge vertagt worden.

DOesterreich⸗ Ungarn.

Das ö Herrenhaus erledigte gestern eine Anzahl von Gesetzentwürfen, darunter das Ueber⸗ einkommen zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Spanien zum gegenseitigen Schutze von Erfindungen, Marken und Mustern. Sodann wurde die Vertagung des Reichsraths ausgesprochen. Die böhmische Abtheilung der Ausgleichs⸗Kon— , beschäftigte sich gestern mit der Sprachenfrage bei den ehörden Böhmens. Von deutscher wie von czechischer Seite wurde, wie, W. T. B.“ erfährt, der Wunsch nach Gleich⸗ berechtigung beider Nationen im ganzen Lande ausgesprochen. Die Sitzungen werden als vertrauliche behandelt.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses fragte, wie.

„W. T. B.“ berichtet, Hen niker Steaton an, ob die Buren die Drohung ausgesprochen hätten, Johannesburg dem Boden gleich zu machen oder durch Brand zu zerstören, und wenn dies der Fall sei, ob die Buren darüber belehrt worden seien, daß sie für muthwillige Vernichtung britischen Eigenthums während des Krieges würden verantwortlich gemacht und der Be⸗ trag des angerichteten Schadens als Auflage auf ihre Farmen und auf ihr übriges Eigenthum werde gelegt werden. Der Unter⸗ Staatssekcetär des Kriegsamts Wyndham erwiderte, diese Frage liege außerhalb des Bereichs des Kriegsamts, doch . er, der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain e eine Proklamation über diesen Gegenstand zu erlassen.

Nach der Vorlage, betreffend das indische Budget, beläuft sich der Ueberschuß vom Jahre 1899/1900 auf 2 553 000 Pfund Sterling, während der veranschlagte Ueberschuß auf das Jahr 1900 01 1600090 Pfund beträgt. Die Kosten der Linderung der Hungersnoth werden auf 3 335 000 Pfund geschätzt. Der Militärvoranschlag weist eine . um 746 000 Pfund auf, wovon fast die Hälfte auf die Wiederbewaffnung der ein⸗ geborenen Truppen gerechnet wird.

Italien.

Die Deputirten kammer setzte, dem, W. T. B.“ zu⸗ folge, gestern die Berathung über die Amendements zu dem ersten Artikel des „Decreto leégge“ fort. Der Deputirte Gatti begründete das von ihm beantragte Amendement. Der Präsident forderte den Redner mehrmals auf, bei der Sache zu bleiben, worauf die äußerste Linke namentliche Abstimmung beantragte, um zu konstatieren, ob die i. . Anzahl von Deputirten anwesend sei. Nachdem dies fest⸗ gestellt war, genehmigte das Haus durch Aufstehen und Sitzen⸗ bleiben den Beschluß des Präsidenten, Gatti das Wort zu ent⸗ iehen. Der Präͤsident erklärte darauf, daß das Amendement Fabi n a ig geworden sei, da der Antragsteller im . nicht an⸗ wesend sei. Der Deputirte Pantano widersprach und rief einen Zwischenfall hervor, indem er im Namen seiner Freunde erklaͤrte, er nehme die Herausforderung des Präsi⸗ denten nicht an. Der Präsident rief den Redner zur Ordnung. Alsdann begründete der Deputirte . ardelli sein Amen⸗ dement. Nach ihm sprach noch der Deputirte Nofri, worauf die Sitzung ohne weitere Zwischenfälle geschlossen wurde.

Schweiz.

Die Antwort des schweizerischen Bundesraths auf das Vermittelungsgesuch der Burenfreistaaten hat, dem „W. T. B.“ zufolge, folgenden Wortlaut:

Der schweizerlsche Bundesrath hätte gern bei einer freundschaft⸗ lichen Vermittelung mitgewirkt, um einem weiteren Blutvergießen ein Ende zu machen. Nachdem aber die Präsidenten der beiden süd—⸗ afrlkanischen Republiken bei der großbritaantschen Regierung direkte Schritte gethan haben, um auf der bekannten Basis Frieden zu schließen, und die großbritannische Regierung sich hierauf ablebwend verhalten hat, nachdem ferner die großbritannische Regierung dem Washingtoner Kabinet erklärt hat, es liege nicht in ihrer Absicht, die Vermsttelung irgendwelcher Macht anzunehmen, muß auch der schweizerische Bundes rath zu seinem Bedauern darauf verzichten, irgend welche Schritte im Sinne des Ansuchens der Präsidenten der südafrikanischen Republiken zu thun, und bleibt ihm unter den obwaltenden Um ständen nichts Anderes ührig, als seinem lebhaften Wunsche Ausdruck zu geben, es möchte den Kriegführenden in einer nicht zu fernen Zeit un einen für beide Theile ehrenvollen Boden der Verständigung zu finden.“

Rumänien.

In Varna fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern eine von der Opposition einberufene Versammlung statt, um gegen die Zehntsteuer zu protestieren. Die Veranstalter derselben wurden verhaftet. Die Menge versuchte, die Verhafteten zu befreien, worauf die Gendarmerie von der Schußwaffe Ge⸗ brauch machte. Dabei sollen, wie verlautet, vier Personen ge⸗ tödtet und mehrere verwundet worden sein.

Amerika.

Die demokratische Konvention von Nebraska hat, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, eine Platform ange⸗ nommen, welche derjenigen Bryan's entspricht, wenn er nominiert werden sollte. Die Konvention bestätigt in ihrer Platform die Platform von Chicago, ferner wird die Fest⸗ setzung des Werthverhältnisses von Gold und Silber auf 16 zu 1 befürwortet, die republikanische Aktion bezüglich des Puerto Rico⸗Tarifs abfällig beurtheilt und endlich den Trusts und dem Imperialismus der Krieg erklärt. Die Populisten haben im allgemeinen dieselbe Platform angenommen.

Eine Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ von der Ent⸗ sendung eines amerikanischen Kriegsschiffs nach der Küste von Schantung, um von dort aus gegen Angriffe auf amerikanische Missionare einzuschreiten, ist unrichtig. Ueber Unruhen gegen amerikanische Missionare liegen in Washington keine Nachrichten aus jüngster Zeit vor. Dagegen ist ein amerikanisches Kriegsschiff nach Taku detachiert worden, um an einer eventuell geplanten gemeinsamen Flottendemonstration theilzunehmen, falls die chinesische Regie⸗ rung bei ihrer Weigerung, aufrührerische, christenfeindliche Sekien zu unterdrücken, beharren sollte.

Asien.

Das russische Kanonenboot „Giljak“, welches am 5. d. M. in Basra eingetroffen war, ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, auf der Rückfahrt am 19. d. M. wieder in Bender⸗Buschir angelangt.

Der „Times“ wird aus Shanghai vom 20. d. M. be⸗ richtet, der Korrespondent der „Nord China Daily News“ in Schantung mache folgende Mittheilung: Da von der chine— sischen Regierung keine energischen Maßregeln ergriffen würden, um die fremdenfeindliche Bewegung zu unterdrücken, habe der Gouverneur die Missionare in Kenntniß gesetzt, daß die Lokalbehörden nicht für die Sicherheit derjenigen, die ohne Eskorte im Innern des Landes reisten, . könnten. Wenn die Sachlage im Norden, welche den fremden⸗ feindlichen Tendenzen der Reichsregierung zuzuschreiben sei, weiter unbeachtet bleibe und nicht dagegen vorgegangen werde, seien in Zukunft ernste Folgen unvermeidlich.

Rach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Jokohama ist die Vermählung des Kronprinzen auf den 9. Mai angesetzt worden. Ende März sollen wichtige See manöver beginnen, welche bis Ende April dauern werden. Die Operationen werden geheim gehalten.

Afrika.

In einem Telegramm aus Bloemfontein vom 19.8. M. zeigt der Feldmarschall Lord Roberts an, daß er eine Antwort auf sein an die beiden Präsidenten bezüglich des Mißbrauchs der weißen Flagge und des Gebrauchs von Exylosiogeschossen gerichtetes Telegramm erhalten habe. Der Praͤsident Steijn, welcher die Antwort unterzeichnet habe, erkläre, daß ein drrartiges Verhalten, wie es behauptet werde, ihn tief schmerzen würde, aber Lord Roberts befinde sich im Irr— thum. Steijin erkläre weiter, die britischen Truppen hätten sich derselben behaupteten Widerrechtlichkeiten gegen die Buren schuldig gemacht, und er versichere, daß Explosiv⸗ geschosse nicht gekauft und nicht zugelassen seien. Dagegen b zweifle er nicht, daß solchs im Lager Cronje's gefunden worden seien, da er wisse, daß solche Munition den britischen Truppen von den Buren abgenommen worden sei. Lord Roberts fügt hinzu: da eine Untersuchung ergeben habe, daß die Behauptungen des Präsidenten Steisn unbegründei . so halte er es nicht für wünschenswerth, die Korrespondenz ortzusetzen.

Lord Roberts meldet ferner aus Bloemfontein vom gestrigen Tage, Lord Kitchener habe Prieska besetzt. Die Transvaal-Buren seien über den Fluß entkommen. 33 von ihnen seien gefangen genommen, 209 Gewehre mit Zubehör, einige Vorräthe sowie Explosiogeschosse erbeutet worden. In einer Gegenproklamation drohe der Präsident Steijn an,

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Aus Bloemfontein vom gestrigen Tage meldet das⸗ selb. Buregu, daß die Buren in der Nacht zum 26. d. die Esenbahnbrücke über den Modderfluß, etwa vierzehn Miestn nördlich von Bloemfontein, in die Luft gesprengt hätten.

Wie das „Reuter sche Bureau“ weiter erfährt, wird unte dem Befehl des Generals Carrington, der am Sonnabend nach dem Kap abgereist ist, eine Streitmacht von 5) 00 Mam gebildet werden zu dem Zwecke, einen Angriff auf NRhodesn oder einen etwaigen Treck der Buren nach Norden zu ver⸗ hindern. Diese Truppe werde in der Hauptsache aus Kolonial Kontingents zusammengesetzt werden, die zum theil bereitz in ö seien, zum theil sich auf dem Wege dahin he,

änden.

Nach einer Meldung der „Dailn News“ aus Lourengo Marques vom 19 d. M. haben sich die Eingeborenen n Gasgland erhoben. Portugiesische Truppen seien am 18. März Abends mit dem Gouverneur in einem hesonderen Dampfer abgegangen, um den Aufstand niederzuwerfen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichta befindet sich in der Zweiten Beilage. ö

In der heutigen (173.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Staatz— Minister, Vize⸗Admiral Tirpitz und der Staatssekretär dez Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thiel mann beiwohnten, stand zunächst der auchalts . Etat für das Schutzgebiet Kiagutschou für 1900 zur Berathung. Den Berxichl der Budgetkommission erstattete der Abg. Dr., Graf Udo zu Stolberg⸗Wernigerode (d. kons). Die Kommission hat den Etat unverändert angenommen und folgende Re— solution zur Annahme vorgeschlagen:

„Vie verbündeten Regierungen zu ersuchen, die Schutztruppe im Schutzgebiet Kiautschou thunlichst auf Grund freiwilliger Mel— dung zu bilden und auf eine Verstärkung der Chinesenkompagnie Bedacht zu nehmen.“

Die Debatte eröffnete der Abg. Eickhoff (fr. Vollsp). Nach ihm nahmen bis zum Schluß des Blattes das Wort der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats-Minister, Vize⸗Admiral Tirpitz, die Abgg. Franken (nl), Gröber (Zentr.), von Kardorff (Rp.) und Bebel (Soz)

In der heutigen 61.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗-Präsident des Staatt— Ministeriums, Finanz⸗-Minister Dr. von Miguel und der Minister des Innern Feeiherr von Rheinbaben beiwohnten, gelangte zunächst der Gesetz entwurf, betreffend die Aende⸗ rung der Grenzen des Stadtkreises Posen, des Kreises Posen (Ost) und des Kreises Schroda und die anderweite Bestimmung des Wahlortes für die Wahlen zum Hause der Abgeordneten im zweiten Wahlbezirke detz Regierungsbezirks Posen, zur Berathung.

Abg, von Staud y (kons.), bei der Unruhe des Hauses schwer verständlich: Schon im Anfange der siebziger Jahre hat sich die Nothwendigkeit berausgestellt, die Gemeinden Jeseritz, St. Lalarut und Wilda der Stadtgemeinde Posen einzuverleiben. Die Entwickelung hat seitdem die se Noihwendigkeit noch verstärkt, und die bevorstehende Niederlegung des inneren Festungskreises erleichtert die Eingemeindung. Mit Ausnahme des Landkreists Schroda sind alle Betheiligten mit der Vorlage einverstanden. Es würden große Unzuträglichkeiten ent⸗ stehen, wemnn das Gesetz nicht schon am 1. April in Kraft treten könnte. Ich bitte, die Vorlage anzunehmen.

Abg. Seer (nl) erklärt sich gleichfalls für die Vorlage; ebenso

die Abgz. Kindler ⸗Posen (frs. Volkep.) und Dr. Baarth⸗ Posen (kons. ); der letztere ist mit der Erledigung im Plenum einver⸗ standen und bittet den Minister des Innern, dafür zu sorgen, daß diz Gemeinde Posen für die ihr eiwachsenden Nachtheile entschaͤdigt

werde.

Damit schließt die erste Berathung. Der Gesetzentwuf wird sogleich in zweiter Berathung angenommen. 2

Es folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erweiterung des Stadtkreises Halle a. S.

Abg. Graf von Bernstorff (fr. kons) deantra gt die eber weisung der Vorlage an die Kommission, welcher die Vorlage, ber treffend die Berliner Vorortsverhältnisse, wberwiesen ist.

Abg. Dr. Friedberg (ul) widerspricht diefem Antrage, weil dat geln schon am 1. April in Kraft treten soll.

Aba. Freiherr von Erffa (konf) will die Vorlage ebenfalls ohne Kommissionsberathung annehmen. ät

Meinister dee Innern Freiherr von Rheinbaben: Ich möchte Sie auch nur bitten, die Vorlage gleich im Plenum anzunehmen, . mal da über dieselbe in allen Instanzen Ucbereinstimmung herrsct. Es ist vos allem notbwendig, die Kanalisation einheitlich iu teen In den Votorten von Halle soll ein befonderes Poltzeikommissati errichtet werden. cg ba

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons) ich Antrag auf Kommi sionsberathung namens seines Freundes zuruch.

Abg. Dr. Hahn (B. d. E): Die Wählerderhäͤltnisse m daß die Behörden der Sozialdemokratie gegenüber nicht mebr Energie an den Tag legen wie in der Bismarck'schen Zeit, ö.

Damit schließt die erste Berathung. In zweiter Berathung wird der Gesetzentwurf angenommen. he

Es folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfs ne treffen die Gewährung von Zwischenkredit Rentengutsgründungen. x di get.

Abg. von Bockelberg (kons.): Diese re,. ist die . setzung der Beftrebungen zur inneren Kolonisation. Mit diesen / der strebungen sind Alle einverstanden. Richt einverstanden sind wir m ö. Form. Meine Freunde halten in ihrer großen Mehriabl 39. . Rentenprinzip fest Die Linke glaubt, dal die Renten gut, 7. Bevölkerung nicht beliebt seien. Die Rentengutsbildung ö rer hh dings in früherer Zeit. unter der Unkenntniß der Vetbein r an sichtlich der elementarsten Dinge zu leiden. nm ig sie aber durch die Erfahrungen gewitzigt worden. unglückten Rentengüter waren indeß immer n te besfferen Verfaffung als die durch Private aufgetheilten

unbeschränkte Mrrzellierung hat sich alg durchaus un⸗ nh lre ic erwiesen. Wir haben uns stets dafür interessiert, watdlder Unternebmer bei der. Gründung kleinerer und itlerer¶ Güter keinen unmäßigen Gewinnantheil erhält. . Selbstverwaltungskötper müse'n mehr al bisher einen Einfluß die Austheilung der Güter haben, um unsolide Gründungen 9 verhüten. Kolonisieren sollten gemeinnützige Ansiedelungsgesell⸗˖ gasten oder Genossenschaften, welche darauf verzichten, einen großen Hewinn für ibre Hintermänner heraus zuschlagen. Hie Vorlgge exleichtert die Sildung von Rentengütern in erheblichem Maße. Der Zwischen . fredit ist genau präzisiert und beschränkt auf den Zweck der Ab⸗ oßung der . und Lasten und der erstmaligen Be⸗ . der entengũüter mit den nothwendigen Wohn⸗ und. Wirthschaftegebäuden, Es soll sich hier um einen wirklichen gZwischen kredit handeln. Wenn die Rentengutsbildung zu Ende ist, Fann soll der Kredit zurückgejahlt werden. Daran muß fest⸗ cbalten werden. Auf diese Weise wird vermieden, daß der Zwischen⸗. kent sich in einen Realkredit verwandelt. Eine unbedingte Sicherheit wind allerdings nicht geboten. Darum wird Vorsicht bei der G⸗⸗ währung des Zwischenkredits geboten sein. Wir halten an unseren Beschlüfsen vom vorigen Jahre fest, legen aber Werth darauf, daß ka Wert „Zwischenkredit' angenommen wird. Wir werden später den geeigneten Antrag stellen. Bis zum Schluß des Blattes nehmen noch der Abg. Pr. Hirsch (fr. Volksp) und der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel das Wort.

Dem Reichstage sind die Entwürfe einer Seemanns— ordnung, eines Gesetzez, betreffens die Verpflichtung der e fn r rte. c if tur Mitnahme heim zuschaffender Geeleute, eines Gesetzez, betreffnd die Stellenvermittelung für Schiffs leute, und eines Gesetzes, betreffend Abänderung seerechtlicher Vorschriften des Handelsgesetzbuchs, nebst Begründungen, zugegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zollfreie Einfuhr von Schiffbaumaterialien.

Als Materialien zum Schiffbau, die nach 55 Ziffer 19 des Zoll— tarifgesetzes zollfrei eingeführt werden, kamen nach einer Zusammen— stellung im ersten ̃ Amt herausgegebenen Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs! bei der Ginfuhr des Jahres 1899. 81 Waaten« gattungen in Betracht; von diesen fallen am meisten (mit mehr als jo 000 dz) ins Gewicht: Robeisen 38055 dz (davon aus Großz— britannien 35 825); Eck, und Winkeleisen 79 389 4z (alles aus Groß- britannien); schmiedbares Eisen in Stäben 18100 4z (aus Groß- britannien: 17 853); Platten und Bleche aus schmiedbarem Eisen, roh, 209 579 dz (207 192 aus Großbritannien); Anker, Ketten 13 771 (3 253 aus Großbritannien), Bau und Nutzholi, nach der Längaachse beschlagen, 20 391 (meist aus Rußland. Schweden, den Vereinigten Staaten von Amerika); Bau⸗ und Nutzholz, gesägt, 73 298 42 (E794 aus den Vereinigten Staaten von Amerika, 18 124 aus

Schweden).

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand in der Berliner Holzindustrie berichtet die Dt. Warte“, daß die Vertreter der Parteien den Vergleichsvorschlag des Einigungsamts mit geringfügigen Aenderungen, vorbehaltlich der n,, * Organisationen, gestern angenommen haben (vergl. Nr. B.).

Eine Lohnbewegung der hiesigen Arbeitskutscher und Hilfs« arbeiter hat, demselben Blatte zufolge, am Montag ihren Anfang genommen. 300 Kutscher traten mit der Forderung an die Fuhr⸗ unternehmer heran, den Wochenlohn, der zur Zeit 21 24 M beträgt, auf 7 MS ju erhöhen; für die Arbeitsleute wurden 24 S6 verlangt. Bei jehn Firmen wurden die Forderungen durchzgesetzt, bei einigen Unternehmern im Laufe des Tages eine Verständigung erzielt. Pie Fuhrherren beschlossen in einer an demselben Tage abgehaltenen Ver— sammlung, eine abwartende Stellung einzunehmen.

Zum Ausstande im böbmisch⸗mährischen Kohlenrevier meldet W. T. B.“ vom gestrigen Tage, daß derselbe in Aussig als beendet betrachtet werden kann; in allen Werken wurde nahen vollsählig gearbeitete. In Dux arbeiteten 16 Schächte mit vollzihligen. die übrigen mit jwei Dritteln der Beleg—⸗ schaften. In Osseg erzwang die Belegschaft des Walpurgis—⸗ schachtes die vorzeitige Ausfahrt und die Achtstundenschicht; heute sollte dieselbe nicht mehr zu der Anfahrt zugelassen werden. Auch aus Pilsen wird gemeldet, daß in allen Schächten die Belegschaften, bis auf kleine Theile, welche sich aber auch schon zur Arbeit gemeldet baben, angefahren sind. In Falkenau befinden sich noch 3990 Ar⸗ beiter im Ausstande, 2100 arbeiten; die Lage ist dort unverändert; der versöhnlich gehaltene Beschluß der Werkbesitzer wird dem Strike⸗ comité erst heute mitgetheilt werden. In Brüx sind 4760 von 5430 Arbeitern angefahren, alle Werke sind im Betriebe. (Vergl. Nr. 70 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Im Dezember v. J. waren fünfundzwanzig Jahre seit der Eröffnung der athenischen Abtheilung des Kaiserlichen Archäologischen Instituts verflossen. Die Anstalt war in Miethwohnung untergebracht, zuletzt in einem von Heinrich Schliemann eigens für diesen Zweck erbauten

ause an der Phidiasstraße in Athen, in sehr passender zentraler

age der Stadt. Im vorigen Jahre ging dieses Haus

durch Kauf in das Eigenthum des Deutschen Reichs über, und zugleich waren im Etat die Mittel zum Anbau eines dem gewachsenen Bedürfnisse entsprechenden, größeren Bibliothek⸗ und Sitzungssaals bewilligt. Dieser Anbau hat soeben beendet werden können; er ist hinreichend groß, um für etwa 250 Per⸗ sonen bequem Platz zu bieten und an den Wänden die Un⸗ bringung von Gestellen für den unter Leitung des Zweiten Sekretars, Herrn Professor Dr. Wolters ansehnlich verinehrten Zuwachs der Bibliothek zu gestatten.

Am Montag, den 12. März, wurde der neue Saal durch ne feierliche Sitzung eröffnet, welche zugleich zu einer

rinnerungs feier für das fünfundzwanzigjährige Bestehen der athenischen Anstalt in einer für das Instilut äußerst merlennenden Weise sich gestaltete.

Während sonst die Sitzungen in den Nachmittagsstunden lattzuinden pflegen, war auf Allerhöchsten Wunsch Seiner asestät des Königs von Griechenland die Morgenstunde um Uhr gewählt worden. Leider wurden beide Majestäten

ich Erkrankung in letzter Stunde am Besuche der izung verhindert, wie der . der Versammlung Bedauern mittheilte. om Hofe erschienen Ihre dniglichen Hoheiten der Kronprinz, die Frau Kronprinzessin und der Prinz Rikolaos. Es erschienen ferner die saämmtlichen

Ke chen Minister und der Metropolit, die Gefandten von Cůenschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden,

yserreich⸗ Ungarn, Rumänien, Rußland und Serbien, der

uisch Feneräl-Könful, der General-Cphoros und die Ephoren

3 Alterthümer im Königreich, viele Professoren der

thenischen Universität, die Direktoren und Mütglieder der

tigen ausländischen archäologischen Schulen, die Vorstände

Heft 1909 der vom Kaiserlichen Statistischen

mehrerer wissenschaftlichen Vereine, sowie die meisten Mit⸗ . der deutschen Kolonie, namentlich alle Angehörigen des nstituts und sonst anwesende deutsche Archäologen.

Der Erste Sekretar, Herr Professor Dr. Dörpfeld, be⸗ grüßte die Versammlung und sprach über die Geschichte der Anstalt, gedachte der früheren Leiter, besonders des lang— jahrigen Sekretars, Herrn Professor Köhler, und gab eine Uehersicht der Arbeiten während der verflossenen 25 Jahre. Er schloß mit dem lebhaften Ausdrucke der Freude über das schöne, harmonische Verhältniß zwischen allen griechischen und fremden, in Athen zusammenwirkenden Archäologen und über die groß⸗ herzige Liberalität, mit welcher die griechischen Behörden und Fachgenossen den ausländischen Mitarbeitern die Benutzung der Museen und die Vornahme jeder Art von Untersuchung, namentlich auch der Ausgrabungen, unausgesetzt gestattet haben und gestatten.

em enisprach die folgende, von dem General⸗Ephoros der Alterthümer, Herrn Kavvadias, in griechischer Sprache mit Ueberreichung einer Abresse gehaltene Begrüßungsrede und der Glückwunsch, welchen der Direktor der französischen archäologischen Schule, Herr Homolle, im Namen aller aus⸗ ländischen Institute in Athen darbrachte, und in welchem er in vollendeter Form das . Verhältniß zwischen den Archäologen der verschiedenen Länder feierte.

Zum Schlusse verkündete der Erste Sekretar die von Seiner Majestät dem Kaiser und König verliehenen Ordens⸗ auszeichnungen, mit denen die Ephoren Stais, Tsundas, Philios u. A. bedacht worden sind, sowie die Ernennung des Kaiserlich deutschen Gesandten, Grafen von Plessen⸗-Cronstern, zum Ehrenmitgliede des Instituts, und verlas auch die Adresse, welche die Zentraldirektion des Instituts an den General— Ephoros, Herrn Kawvvadias, gerichtet hatte.

Feier des zweihundertjäbrigen Bestehens der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften.

Zu dem Bericht über die gestrige Festsitz ung ist noch nach jutragen, daß der vorsitzende Sektetar der Akademie, Geheime Ober⸗ Regierungsrath Dr. Auwers in seinem Schlußwort der Stadt Berlin für ihre Stiftung von 100 000 S wärmsten Dank ausdrückte. Der Redner endete seine Ansprache mit dem Gelöbniß: „Zur Er— gründung der Wahrheit und zur Mehrung der Erkenntniß unablässig thãtig n. zu wollen, das ist das Bekennkniß, das wir heute feierlich wiederholen.“

Mit einem großen Festmabl im Kaiserhof : fanden die Feier ˖ lichkeiten aus Anlaß des Jubiläums der Akademie gestern Abend ihren Abschluß An der etwa 300 Gedecke zäblenden Tafel fübrte den Vorsitz der beständige Sekretar, Geheime Medi— zinalratb, rofessor Waldeyer; ihm zur Rechten saßen der Vize⸗Präsident des Staats. Ministeriums, Finanz Minister Dr. von Miguel, zur Linken der Minister der geistlichen z. Angelegen⸗ heiten Dr. Studt. Den ersten Toast beachte der Staats⸗Minister Dr. von Miquel auf Seine Majestät den Kaiser und König aus; seine Worte fanden begeisterten Widerhall. Alsdann nahm der vor— sitzende Sekretar der Akademie, Geheime Ober⸗-Regierungsrath, Professor Auwers das Wort, um den Behörden, insbesondere dem vorgesetzten Ministerium mit Worten des Dankes sein Glas zu weihen. Der Staats⸗Minister Dr. Studt erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Akademie, in dem er in kurzen Ausführungen beionders auf die erweiterten Aufgaben hinwies, die ihr aus der vermehrten Zahl der Akademiker und aus der internationalen Vereinigung der Atademien er wachsen werden. Die Akademien und Universstäten feierte der Geheime Medizinalrath, Professor Virchow. Ihm antworteten Professor Ascoli Rom und der Rektor der Universität Prag Ritter von Holzinger. Auf das Wohl der übrigen bei dem Fest vertretenen Berliner Akademien und Körperschaften trank Professor Schmoller. Im Namen derselben antwortete als letzter der offiziellen Redner der Rektor der Technischen Hoch= schale, Geheime Regierungs. Rath. Professor Riedler mit einem Trink⸗ spruch auf den Bund der Wissenschaften mit der Kunst und mit dem gestaltenden, schaffenden Leben. Während des Mahles wurden auch zahlreiche aus Anlaß der Feier eingegangene Glückwunsch-Depeschen zur Kenniniß der Festgenossen gebracht.

Bauwesen.

Die TIV.. Wander versammlung des Verbandes deutscher Archite ten-; und Ingenieurvereine findet in diesem Jahre in den Tagen vom Sonntag, den 2., bis Mittwoch, den 5. September, in Bremen stitt; die vorhergehende 28. Ab geordneten Versammlung ist auf Freitag und Sonnabend, den 31. August und 1. September, angesetzt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Oesterreich.

Laut Rundschreiben der K. K. österreichischen Seebehörde in Triest ist die bisber noch für Herkünfte aus Egypten vor— geschriebene ärztliche n, , , . Passagiere und Besatzung aufgehoben worden. (Vgl. r . c. 295 vom 12. Dezember v. J.)

panien.

Im Hinblick auf die Bestimmungen in den Artikeln 136 ff. des neuen spanischen Reglements über die äußere Gesundheitspolizei macht der General. Gesundheitg⸗Direktor mittels zweier Rundschreiben vom 8. d. M. bekannt, daß in Aden und in Buenos Aires die Benlenpest aufgetreten ist. (Vgl. . R. Anz.“ Nr. 297 vom 16. De⸗ zember v. J. und Nr. 23 vom 25. Januar d. J.)

Niederlande.

In Anbetracht des Vorkanmens der Pest in Buenos Aires hat der niederländische Minister des Innern mittels Ver⸗ ordnung vom 14. d. M. bestimmt:

I) Der Hafen von Buenos Aires wird als von der Pest ver⸗ seucht erklärt, z .

2) die Beobachtungszeit für verdächtige Schiffe wird auf 10 Tage

festgesetzt. Norwegen.

Durch Königliche Verordnung vom 10. d. M. sind sämmtliche 866 in Japan und Argentinien sowie die Sandwich— Inseln und Neu⸗Caledonien für pestverseucht erklärt und gegenüber den Herkünften dieser Länder die bestehenden Quarantäne⸗ vorschriften (Gesetz vom 12. Juli 1843 und Verordnung vom 12. September v. J. vgl. . R. Anz. Nr. 226 vom 25. September v. J.) in Kraft gesetzt worden.

Gleichjeitig werden die Häfen Egyptens und Santos in Braftlien für pefst frei erklärt. (Vgl. „R. Anz.“ Nr. 156 vom 15. Juli und Nr. 263 vom 6. November v. J.)

Uruguay.

Durch Verordnung des National. Gesundheitsraths in Montevideo vom 17. Fedruar d. J. sind die bisher als von der Beulenpest ver seucht oder degleichen Krankheit verdächtig , nen. Häfen Brasiltens rein erklärt worden. (Vgl. . R. Anz.‘ Nr. 278 vom 24. November v. J.)

Calentta, 21. März. (W. T. B.) Die Pest ist stark im Zunehmen begriffen. In Bengalen sind in letzter Woche 4725 i vorgekommen, und zwar 2044 Fälle in Pat na und 744 in

alcutta.

Sydney, 20. März. (W. T. B.) Hier sind zwei neue Fälle von Erkrankungen an der Pet vorgekommen.

Berdin gungen im Auslande.

Niederlande.

30. Mär, 1 Uhr. Departement für Wasserbau, Handel und Gewerbe, Binnenhof, Haag: Lieferung von Eisenwerk für 1900. Das Bedingungsbeft liegt bei obengenannter Stelle, sowie in den Provinzial Verwaltungsgebuden zur Einsicht aus und ist gegen Bejahlung bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef, Spui Nr. 28 a, im Haag erhältlich. Näb-re Auskunft werden vom Haupt⸗Telegraphen⸗ ingenieur und in der Werkstätte des Reichs -Telegraphen, Kajerne= straat Nr. 3, im Haag ertheilt.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Die gestrige Aufführung von Tristan und Isolde von Richard Wagner gewann durch die Mitwirkung zweier Gäste be⸗ sonderes Interesse. Ueber die Leistung der Königlich bayerischen Kammersängerin Frau Senger⸗Bettaque, welche die Isolde schon früher hier gesungen hat, ist freilich neues nicht zu berichten; sie bietet namentlich in gesanglicher Hinsicht recht Annehmbares, weniger aber was die Größe der Auffassung und die Darstellung betrifft. Für den wegen der Aufführungen des Bärenhäuter“ der Schonung kedürftigen Herrn Grüning sang Herr Kammersänger Kalisch, welcher ehemals der Königlichen Oper als Mitglied angehörte, den Tristan. Stimmlich war er den Anforbe⸗ lungen der Partie jwar nicht recht gewachsen, auch ist seine äußere Erscheinung nicht jur Verkörperung von Helden wi— Tristan geeignet, aber in der Ait, wie er seine Aufgahe geistig erfaßte, war doch manches wohlgelungen, namentlich kamen weichere, lyrische Stellen, wie das herrliche . Sink hernieder Nacht der Lieben, trefflich zum Ausdruck. Durchweg gute Leistungen boten unsere einbeimischen Känstler, Fräulein Reinl (Brangäne), Herr Hoffmann (Kurwenal) und Herr Wittekopf (König Marke). Auch dem Orchester unter Kapellmeister Strauß Leitung gebührt une ingeschränkte Anerkennung.

; Schiller⸗Theater.

Das dreiaktige Volkistük Gebildete Menschen“ von Vietor Leon kam am Dienstag auf dieser Bühne zur erstmaligen Auf- führung, nachdem es vor längerer Zeit bereits am Thalia Theater in Scene gegangen war. Inhaltlich stelt es die Gegensätze zwischen der gediegenen Geistes⸗Bildung ohne wirthschaftlich gesicherte Grundlage und dem Mangel wahrer Bildungstiefe, bei sonst glänzenden äußeren Verhältnissen, einander gegenüber und lehrt, daß ein richtiges Mittel hierin allein nur ein zufriedenstellendes Dasein schaffen könne. Es will ferner davor warnen, durch rücksichtslose Vorausbestimmung, Menschen einen. Beruf aufiuzwingen, dem sie später, infolge Mangels an Begabung oder Neigung, nicht gewachsen sind. An den belden Brüdern, Joseph und Adolf Müller, den Hauptpersonen des Stücks, welche durch ihre Bildungs sowie Standesunterschiede und Vorurtheile einander völlig entfremdet worden sind, wird dies in böchst anregender Weise dargethan. Nach mannigfachen, abwechselungsbollen und lebens wahren Scenen innerhalb des Familienkreises Beider wird die kritische Lage dadurch endlich zu befriedigender Lösung geführt, daß Joseph seinen geistigen Hechmuth und Adolf die verletzte Eitelkeit sowie seinen Geldstol; überwindet und sich in der daraus erfolgenden Versöhnung auch die anderen Familienmitglieder und Freunde zu einander finden. Einjeldarstellung, Inscenierung und Zusammenspiel waren recht gelungen, und das Stück batte einen durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen, was die wiederholten Beifallskundgebungen des ausver— kauften Hauses nach jedem Aktschluß und bei offener Scene bekundeten. Einigermaßen störend wirkte nur der Mangel an Einheitlichkeit des Dialektßz. Die Gebrüder Müller wurden durch die Herren Eyben (Joseph) und Pategg (Adols) trefflich ver⸗— körpert. Auch die Herren Homma als Bildhauer Lohr und Thurner als Musiklehrer Lucius verdienen besonders hervorgehoben zu werden.

le Damen Wulff, als die den rettenden Engel der Familie Joseph Müller's darstellende Tochter Cäcilie, und Storm in der Rolle des unüberlegten, lebenglustigen Wildfangs Josephine boten gleichfalls ein= wandfreie Leistungen.

Lessing⸗Theater. Die vorgestrige Abschiedsvorstellung Ermete Novelli's, zu der sich ein vorwiegend aus Landsleuten des Künstlers bestehendes

Publrkum eingefunden hatte, gestaltete sich zu einem Festabend.

Die beiden jur Aufführung gebrachten Lustspiele: Michele Perrin“, jweiaktige Komödie nach Bayard und Mellespille, die eine Ver⸗ schwörung zu Paris zu dez Konsul Rapoleon Zeiten behandelt und in der Novelli die Titelrolle giebt, wie auch der einaktige Scherzo comico, Gelosia“ nach Bartiore, in welchem eine von Eifersucht geplagte Frau durch ihren, den Othello spielenden Ehemann von diesem Uchel geheilt wird. boten dem Künstler wie seiner Gesellschaft noch einmal Gelegenheit, Proben von bewundernswerther Gestaltungs⸗ kunst und vortrefflichem Zusammenspiel zu geben. Hier sprudelte überall frisches Leben und wahrer Humor, stellenweise vielleicht sogar in etwas übertriebenem Maße, dort machte sich tiefer Schmerz bis zur ergreifendsten Tragik geltend; kurz, es wurde eine Kunst der Nunanneierung entfaltet, die Staunen erregen mußte. Unübertrefflich war Novelli'z Rezitation des 33. e⸗ sanges aus Dante's „Divina Commedia“, welcher den Tod des Grafen Ugolino behandelt. Kein Wunder, daß die Aeußerungen der Anerkennung seitens des Publikums sich immer von neuem wieder- holten. Nicht nur, daß der Künstler durch häufige Hervorrufe geehrt wurde, es ward ihm auch ein großer Lorbeerkranz mit Schleifen in den italienischen und deutschen Landesfarben überreicht. Aber auch den Damen Giannini und Rosa wurden wohlverdienter Weise reicher Beifall und Blumenspenden ju theil. Konzerte.

Der rührige Verein zur Förderung der Kunst“ hatte am Montag in der Pbilharmonie eine Musikaufführung im großen Stil veranstaltet. Der geräumige Saal war ausverkauft und bot den gleichen Anblick dar, wie sonst bei den Philharmonischen Konjerten. Zur Vorführung gelangten unter Leitung des Komponisten Richard Strauß symphonische Dichtungen ‚Tod und Verklärung und „Ein Heldenleben“s, sowie der erfte Akt von Hans Pfitzner's hier bisber unbekannter Over „Die Rose vom Liebesgarten“. Um mit der letzgenannten Novpität des Abends zu beginnen, so muß, soweit sich das bei einer Aufführung ohne den zugehörigen scenischen Apparat beurtheilen läßt, leider fest⸗ gestellt werden, daß das Weik keinen tieferen Eindruck hinterließ. Der Text interessierte nicht, und die Musik vermochte, so anerkennenswerth sie in mancher, namentlich in technischer Hinsicht war, auch nicht über diesen Mangel hinwegzuhelsen; sie ist breit, phrasenhaft und wenig charakteristisch. An der Aufführung betheiligten sich außer dem Phil harmonischen Orchester die Herren Anton Sistermans (Biß), Alexander Heinemann (Bariton). Bodewin Ziniernagel (Tenor) und der ver⸗ stärkte Chor des Stern'schen Konservatoriums. Die Glanzpunkte des Abends waren die beiden hier bereite bekannten Werke Richard Strauß', welche von dem verstärkten Philharmonischen Orchester unter des genialen Komponisten anfeuernder Leitung muster—⸗ gültig zu Gehör gebracht wurden und lebhaften Belfall fanden. Es war eine dankenswerthe That, diese bedeutendsten Schöpfungen moderner Instrumentalmusik auf diese Weise einem größeren Kreise zugänglich zu machen, und sie dürfte dem aufstrebenden Verein eine Anzahl neuer Freunde gewinnen. .

Am Sonntag, den 11. d. M., gaben die Herren Professor Halir, Exner, Müller, Dechert im Beethopen⸗ Saal ihren zweiten populären Kammermusik ⸗Abend vor gut besuchtem Hause. Auf welch hoher Stufe diese Quartett ˖ Vereinigung steht, zeigte so recht wieder die vollendete Wiedergabe der drei berübmten Quartette von Mozart in C-dur, Schubert in D-moll und Begthoben in G-dur (op. 18 Nr. 2), von welchen ein. jedes völlig im Geiste des be- treffenden Komponisten vorgeführt wurde. Vie meisterhafle Führung der ersten Geige in. dem bewunderungswürdig fein abgetönten Zusammenspiel der vier Instrumente mußte nothwendigerweise die