1900 / 82 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Apr 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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völligen Durchführung des Unternehmenz, insbesondere für die An. 6 zur . 1 ja dem Staubecken angesammelten Waßsserg und jum Schutze der Reinigungs inlagen noch erforderlich ist, durch das Amtzbialt der Königlichen Regierung iu Düsseldorf, Jahrgang 1960 Nr. 10 S. 97, auggegeben am 10. Mär 1900, .

3) das am 13. Januar 1900 Allzrböchst vollsogene Siatut fir die Eatwässerungs Genossenschaft zu Gichen bagen · Freimarkt im Kreise Wirsitz durch daz Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Brom—⸗ berg Rr. 8 S. 85, ausgegeben an 22. Februar 1900;

) der am I7. Jꝛnuar 1909 Allerbö Kst volliogene Nachtrag zum Statut der Ent. und Bewässerungs. Seaossenichaft zu Radomno im Kreise Lobau darch das Amtablatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 8 S. 3, ausgegeben am 1. März 1909;

5) der Allerböchste Erlaß vom 5. Februar 1900, betreffend die Genehmigung der von der Generalversammlung deg Kar- und Nzu— närkischen Ritterschaf tlichen Kreditinstituts am 31. Ottober 1839 be⸗ eli der n. des Quittung groschens gefaßten Beschlüsse, durch die Amtzblätter ;

der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 58 S. 101, ausgegeben am 2 Mär 1900, .

der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. D. Nr. 9 S. 65, ausgegeben am 28. Februar 1900.

der Königlichen Rrgierung zu Stettin Ne. 9 S. 55, ausge— geben am 2. Mär 1800, ö

der Königlichen Regterung zu Köslin Ne. 9 S. 51, aulgegeben am 1. März 190), ö.

der Königlichen J zu . Nr. 9 S. 73, ausgegehen am 2 ebruar 1800,

der Re,, gn Regierung ju Magdeburg Nr. 9 S. 141, aut⸗ gegeben am 3 Mäe; 1900, ö

der Königlichen . zu Liegnitz Nr. 9 S. 59, ausgegeben am 3. März 1900; ;

6) der Ine be Erlaß vom 5. Februar 1900, betreffend die Berleihung des Enteignungerechts an die Moscelbabhn · Aktiengesellschaft zu Köln, zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn van Trier nach Zell mit Fortsetzun bis zum Bahn bofe Bullay der Gisenbahn Trier Koblenz in Anspeu zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Könialichen Regierung zu Trier Rr. 10 S. 101, auegzgeben am 9. März 1900;

7) der am B. Februar 1900 Allerhöchst velliogene Nachtrag zu dem Statut des Meltorationsverbandes der Biallabrüche im Kreise Johanntsburg durch das Amtsblatt der Töniglichen Regierung zu Gumbinnen ge 10 S. 95, ausgegeben am 7. Märt 1900,

89) der Allerhöchste Erlaß vom 21. Februar 1990, betreffend die Verleshung des Enteignungszrechts an dle Aktiengesellschaft Rixdorf= Mittenwalder Eisenbahngesellschaft zu Berlin zur Entziehung und zur pauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Rixrdorf nach Mittenwalde in Anspruch zu nehmenden Grund- eigenthumz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 11 S. 1I19, ausgegeben am 16. März 1900.

In der Ecsten Beilage zur heutigen Nummer des Reichs⸗ und Staats⸗-Anzeigers“ werden ein Er 1 géß des Ministers der geistlichen, Unterrichts und Medizina!⸗Angelegenheiten vom 38. Februar 1900, betreffend die Vorschrif ten über Ein⸗ richkung und Betrieb der staatlichen Anstalten zur Gewinnung thierischen Impfstoffs, und ein gemein- samer Erlaß der Minister der geistlichen zc. Angelegenheiten und des Innern von demselben Tage, betreffend die Be⸗ schlüsse und Vorschriften zur Ausführung des Impfgesetzes, nebst dem Wortlaut dieser Vorschriften ver⸗ oͤffentlicht.

Im Inseratentheil (Dritte Beilage) der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats ⸗Anzeigers“ wird eine Urkund 36 betreffend die Genehmigung der Ausgabe von Schuld⸗ verschreibungen der Stadt Bonn auf den Inhaber bis zum Betrage von 42650 000 , veröffentlicht.

Abgereist:

Seine Excellenz der Staats- und Justiz⸗Minister Dr. Schönstedt, mit Urlaub nach Italien.

Angekommen: Seine Excellenz der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe, Wirkliche Geheime Rath Lohmann, vom Urlaub.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. April.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag die Vorträge des Staatssekretärs des Aus⸗ wärtigen Amts, Staats-Ministers Grafen von Bülow und des Chefs des Militärkabinets,. Generals von Hahnke. Um 1 Uhr empfingen Seine Majestät der Kaiser in Antritts⸗ audienz den neu ernannten Königlich schwedisch⸗norwegischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an Allerhöchstihrem Hofe, Grafen Taube behufs Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens.

Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag 3 Uhr unter dem Vorsitz des Minister-Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe im Dienstgebäude, Leipziger Platz 11, zu einer Sitzung zusammen.

Die Nr. 4 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. April 1960 enthält den für das Jahr 1893 erstatteten Geschäftsbericht des Amts.

Dem Regierungs⸗Assessor Freiherrn von Scheele zu Posen ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Ostrowo, Regierungsbezirk Posen, übertragen worden.

Laut Meldung des, W. T. B. ist S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Lans, gestern in Kobe ein—

S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Kutter, sst' am 31. März in Mossamedes an⸗ gekommen und beabsichtigte, gestern von da nach Loanda in ehen. . 3. E 5 S. „Wolf“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Koch (Hugo), ist am 1. April von Kamerun nach Loanda in See gegangen. ö * rz e lz ste Besatzung S. M. S. „Möwe“, Transportführer: Oberleutnant zur See Schmidt, ist am J. April in Colombo angekommen und an demselben Tage

nach Aden weitergegangen.

Breslau, 2. April. Wie die „Schlesische Volkszeitung“ meldet, ist der Weihbischof Dr. Gleich heute Nachmittag gestorben.

Kiel, 2. April. Seine Königliche Hoheit der Groß— herzog von Hessen hat sich, wie W. T. B.“ berichtet, heute Abend nach Darmstadt zurückbegeben., Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich begleitete Höchstdenselben nach dem Bahnhofe. Am Nachmittag hatten Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und der Großherzog die Kaiserwerft und den neuen Panzerkreuzer „Fürst Bismarck“ besucht.

Württemberg. Beide Kammern der Stände sind durch ein König— liches Dekret auf den 24. April nach Stuttgart einberufen worden. Sachsen⸗Meiningen.

Die Feier des Geburtstages Seiner Hoheit des Herzogs, Höchstwelcher zur Zeit in Mentone verwellt, wurde gestern im ganzen Herzogthum in der herkömmlichen Weise begangen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

In Wien fanden, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend 19 von der sozialdemokratischen Partei ein⸗ berufene Protestversamm lungen gegen die Gemeinde⸗ wahlreform statt, die ruhig verliefen. Nach der Versamm⸗ lung im 10. Bezirk versuchte eine größere Menschenmenge, vor der Wohnung des Vize⸗-Bürgermeisters Strobach eine Kund⸗ gebung zu veranstalten, wurde aber von der Wache zerstreut. Darauf ging die Menge unter Protestrufen gegen den Bürger⸗ meister Br. Lueger auseinander. Verhaftungen wurden nicht vorgenommen. In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ haufes wandte sich am Schluß der Dehatte über das Bud⸗ getgesetz der Minister-⸗Präsident von Szell gegen die Be⸗ hauptung des Abg. Ugron, daß die Bevorzugung des deutschen Kapitals in Ungarn jede Verbindung mit anderen Staaten abgeschnitten habe. Der Minister⸗-Präsident bemerkte die vor⸗ herrschende Stellung des deutschen Kapitals beruhg auf der natür⸗ lichen Einwirkung eines benachbarten, überaus mãchtigen Wirth⸗ schaftsgebiets. on Botmäßigkeit und Unterwürfigkeit könne keine Rede sein. Ungarn koͤnne sich, selbst wenn das Bündniß⸗ verhältniß nicht bestände, von der Einwirkung der deutschen Wirihschaftsbewegung nicht emanzipieren. Sodann wandte sich der Minister⸗Präfident gegen den klerikalen Parteiführer Grafen Johann Zichy und rief diesem zu: „Die in den kirchenpolltischen Kämpfen entstandenen Wunden, deren Heilung Sie fordern, werden durch das von Ihrer arte aus⸗ gegebene Schlagwort Revbision der kirchenpolitischen Gesetze wieder aufgerissen. Än den kirchenpolitischen Gesetzen darf nicht gerührt werden. Auch diejenigen, welche sie früher bekämpft haben, müssen sich jetzt mit ihnen abfinden.“ Die Ecklärung des Minister-Präsidenien wurde von den Liberalen mit lebhaftem Beifall begleitet und sodann das Budgetgesetz angenommen. Großbritannien und Irland. Die Königin ist, wie W. T. B. meldet, gestern Abend MM Uhr mit der Prinzessän Christian zu Schleswig⸗ Hölstein und der Prinzessin Heinrich von Batten⸗ berg von Windsor nach Holyhead abgereist. Allerhöchst⸗ dieselbe übernachtete im Eisenbahnzuge und hat sich heute früh nach Kin gstown in Irland eingeschifft, wo das Kanal⸗ geschwader bereits versammelt ist. Die Königliche Yacht krifft dort heute Abend ein. Nachdem die Königin an Bord der Jacht übernachtet haben wird, landet Allerhöchstdieselbe am Mistwoch, Vormittags 11 Uhr, und fährt dann durch die Straßen von Dublin nach dem Palast des Vize⸗Königs. An Stelle des Herzogs von Norfolk ist der Marquis von Londonderry zum General⸗Postmeister ernannt worden. Im Unterhause erk.ärte gestern der Unter⸗Staatsseblretär des Aeußern Brodrick, die britische Regierung habe keinen Grund zu glauben, daß die portugiesische Regierung irgendwie ihre Pflicht verletzt habe, die Landung von Kriegskontre⸗ bande in Lourengo Marques zu verhindern. Der Erste Lord des Schatzamts Fal an? theilte mit, der Premier⸗Minister der Kapkolonie Schreiner habe Einwendungen gegen die Ueberfüh⸗ rung der gefangenen Buren nach St. Helena erhoben. Die britische Regierung habe die ganze Frage auf Das xeeiflichste erwogen, habe aber keinen Anlaß gefunden, von dem Plan ab⸗ zugehen, eine gewisse Anzahl der Gefangenen nach St. Helena zu senden. Flynn fragte, ob die Verschickung nothwendig sei, um die Gefangenen in hefonders sicherem Gewahrsam zu halten. Balfour erwiderte, sie seitheilweise durch militärische Erwägungen bedingt. Der Stlaatssekretär für Jadien Lord Hamilton theilte mit, daß die Regierung von Indien gegenwärtig über eiwa 7 96060 0065 Pfund Sterling in, Gold in Indien und L/ Millionen Gold in England verfüge. Das Gold sei in ndien dadurch herangezogen worden, daß die dortige Regierung sich erboten habe, Gold gegen Noten zum Preise von 1 Sovereign für 15 Rupien anzunehmen; in England dadurch, daß der Minister für Indien Kabel-Ordres auf Rupien für die Schatzämter in Indien zum Preise von 163 3 Pence per Rupie verkauft habe. Der Zufluß an Gold habe im Fehrugr 1899 angefangen, große Dimensionen anzunehmen. Ende Februar seien nur für 266 Lakh Rupien im Umlauf gewesen, während Ende März 1899 dieser Umlauf sich auf 2320 Lakh erhöht habe. Nach dem letzten Bericht habe derselbe im Februar 1960 2727 Lakh betragen. Die Ausprägung von Rupien sei am 25. Januar wieder aufgenommen worden, und der Zuwachs an Rupien betrage eiwa 140 Lakh. Gegen Rupien Fder Roten seien etwa 244 009 Pfund in Gold ausgezahlt

Frankreich. Bei der Berathung über das Budget der Kolonial⸗ Armee erwiderte, dem „W. T. B.“ zufolge, in der . Sitzung der Deputirkenkammer der Kriegs-Minister, General de Galliffet auf mehrere an ihn gexichtete Anfragen: „Unsere Küsten sind vor jedem Angriff eschützt, und eine Landung an unseren Küsten wurde ür uns keine Gefahr sein. Es ist aber nicht nöthig, daß die Truppen, welche bei der Vertheidigung unserer Küsten zu⸗ sammenwirken, von verschiedenen Instanzen abhängen. Die Vertheidigung unseres Landes muß Sache des Kriegs⸗ Ministeriums sein. Ich bitte, die Kolonialtruppen dem Kriegs⸗Ministerium zu unterstellen, sie werden dort mit offenen Armen aufgenommen werden.“

Italien. Die gestrige Sitzung der Deputirtenkam mer begann, wie „W. T. B.“ berichtet, mit der Verlesung des Protokolls der Sitzung vom 29. März. Dieselbe hatte, mehrere Er⸗ klärungen zur Folge. Der Deputirte Ferri erklärte, er werde das Protokoll genehmigen, weil in. demselben vermerk ! sei, daß zu dem Vorsch age des Minister⸗Präsidenten Pelloux bezüglich der Aenderung der, Geschäftsordnung drei Deputirte sich zum Wort gemeldet hätten, während der Präsident Colombo ohne Rücksicht darauf, zur Abstimmung geschritten sei. Indem er (Ferri)h und seine politischen Freunde das Protokoll genehmigten, behielten sie sich völlige Attioas⸗ freiheit vor. Der Deputirte Zanardelli erklärte im Namen seiner politischen Freunde, die ganze Berathung vom 29. Mär sei gesetznidrig und nichtig. Der Deputirte Sonnino spra sich namens seiner Freunde dahin aus, daß die, Be— rathung vom 29. März völlig gesetzmäßig verlaufen und gültig k Das Protokoll der Sitzung vom 29. März wurde sodann, ebenso wie die Protokolle der Sitzungen vom 30. und 31. März, genehmigt. Die Deputirtenkammer wählte hierauf Colombo mit 265 Stimmen zum Präsidenten. Auf Biancheri fielen 158 Stimmen; außerdem waren 13 weiße Zettel abgegeben worden. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurden sodann die bisherigen Vize⸗Präsidenten und die übrigen Mitglieder des bisherigen Bureaus in geheim Ab⸗ stimmung wiedergewählt. Ein Zwischenfall entstand bei der Be⸗ rathung über die Tagesordnung der heutigen Sitzung. Der Deputirte Ferri wiederholte seine Vorbehalte hinsichtlich der Frage der Aenderung der Geschäfisordnung. Der Minister-⸗Präsioent Pelloux erklärte, die Kammer werde am folgenden Tage durch Echeben von den Sitzen beziehungs weise . über die von der Geschäftsordnungskommission vorgeschlagenen Abände⸗ rungen der Geschäftsordnung abstimmen. Der Kammer⸗Präsident Colom bo erklärte, auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung würden die Abänderungen der Geschäftsordnung stehen. Der Depulirte Sonnino verlangte das Wort. Da er infolge des Lärmens nicht zum Worte kommen konnte, übermittelte er dem Präsidenten seinen Antrag schriftlich. (Lebhafte Unruhe und Jwischenrufe auf der äußersten Linken.) Der Prãäsi dent hob die Sitzung inmitten großer Erregung des Hauses zeit⸗ weilig auf. Nach der Wiederaufnahme verlas derselbe unter großem Lärm und Rufen der äußersten Linken den Antrag des Deputirten Sonnino, auf die Tagesordnung für heute zu setzen: Abstimmung über die Abänderung der Geschäftsordnung durch Aufstehen oder Sitzenbleihen, ohne Debatte. Dieser Antrag wurde unter dem Beifall der Rechten und Zwischen⸗ rufen auf der . Linken angenommen und die Sitzung odann aufgehoben. . ͤ Der ö st empfing gestern den Präsidenten des Deutschen Reichstages, Grafen von Balle strem.

Schweden und Norwegen.

Der ehemalige Minister⸗Präsident Freiherr Gustav von Akerhjelm ist, wie dem „W. T. B.“ aus Stockholm be⸗ richtet wird, gestern gestorben.

Dänemark.

Das Folkething hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern die Vorlage, betreffend die Fährverbindung Gjedser Warnemünde, in dritter Lesung angenommen.

Amerika. Wie das „Reuter sche Bureau“ aus Washington erfährt, hat der Hilfssekretär im Departement des Innern Webster Davis, der aus Süd-⸗Afrika zurückgekehrt ist, sein Amt

niedergelegt. . Asien.

. Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Hongkong vom gestrigen Tage erfährt, wurde am Sonntag in unmittelbarer Nähe der Küste ein englisches Dampfboot, welches einen Leichter schleppte, von Piraten genommen. Der Lootse des Dampfbootes wurde getödtet, der Leichter geplündert und der Aufseher der Ladung gefangen fortgeführt. j

Aus YJokohama wird demselben Bureau berichtet, es verlaute, daß die koreanische Regierung der russischen forderung einer Landkonzession bei Masampo scharfen Wider⸗ . entgegengesetzt habe. Rußland habe darauf seine Forde⸗ rung zurückgezogen und durch ein Gesuch um ein Stück Grund und Boden innerhalb der fremden Niederlassungen in Masampo ersetzt. Dieses Gesuch sei bewilligt worden.

Afrika.

Aus Pretoria vom 1. d. M. meldet das „Reutersche Bureau“: Ja der Umgegend von Brandfort habe am Freitag ein Gefecht staltgefunden. Eingehende Meldungen ber dasselbe lägen noch nicht vor, es verlaute indessen auf Grund von Privatnachrichten, daß die Verbündeten den englischen Ulanen große Verluste beigebracht hätten. Auf Seiten der Buren seien nur wenige Leute verwundet worden. Auch am Sonnabend sei in der Richtung auf Brandfort wieder Ges ützfeuer ver⸗ nommen worden. Es verlaute ferner, daß am Sonnabend in der Nähe von Mafeking ein Kampf mit der Entsatztolonne des Obersten Plumer stattgefunden habe, in dessen Verlauf die Kolonne gezwungen worden sei, sich mit Verlusten zurück⸗ u ziehen.

6 Eine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts aus Bloemfontein, welche die Wegnahme des englischen Convoys durch die Buren bestätigk, meldet: Der Oberst Broadwood hatte berichtet, daß der Feind in zwei Truppenkörpern, von Norden und von Osten, auf Thabanchu heranrücke, und er sich auf die Wasserwerke, welche 17 englische Meilen näher gegen Bloemfontein zu gelegen sind, e, wolle. Lord Ib cer? erwiderte ihm, daß ei Tages⸗ anbruch die 9. Division zu seiner Unterstützung abgehen

worden. Bel der Prägung der Rupien aus Silber betrage

getroffen.

bei dem gegenwärtigem Silberpreise der Nutzen etwa 52 Proz.

werde. In der Racht rückte Oberst Broadwood nach den . ab und lagerte dort. Am Sonnabend bei

Tagesanbruch wurde er auf drei Seiten ange tif en er sandte seine Batterien und das Gepäck unter Bedeckung durch Kavallerie in der Richtung auf Bloemfontein ab. Zwei Meilen von den Wasserwerken entfernt führt die Straß quer über ein tiefes, trockenes Strombett, in welchem sich die Buren während der Nacht so gut verborgen hatten, daß die englischen Spähmannschaften sie bei ihrem Vorbeikommen nicht ent⸗ deckten. Als die Gepäckwagen und die Kanonen diese Ueber⸗ fahrttzstelle passierten, eröffneten die Buren das ö. Viele ihrer und Pferde wurden aus nächster Nähe erschossen.

ieben Geschütze fielen in die Hände der Buren; der Rest der Truppe verließ die Stelle in schnellster Gangart, Später fanden Späher, daß der Feind die Furt nicht besetzt hielt; darauf setzte der übrige Theil der Reiterei Broad⸗ wood's an dieser Stelle über das Flußbett und formierte sich aufs neue mit großer Ausdauer. Auf die Nachricht von der harten Bedrängniß des Obersten Broadwood befahl Lord Roberts dem General French, mit den beiden übrigen Kavballeriebrigaden zur Unterstützung der 9. Division nachzu⸗ folgen. Um 2 Uhr Nachmittags traf die 9. Division am Schauplatz des Gefechts ein. Die Stärke des Feindes wird auf 8000 bis 10060 Mann mit Geschützen, über deren Zahl nichts bekannt ist, geschätzt. .

Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Bushmans kop vom 1. d. M., daß die Buren bis zum Sonntag früh an der Stätte des Kampfes geblieben seien, dann hätten sie sich zurückgezogen, nachdem sie gesehen, daß die englischen Pa- trouillen alle englischen Verwundeten, die gut versorgt worden waren, aufgefunden hätten. Die Buren seien von Reich⸗ mann ki gewesen. Sie hätten auch die fremden Militärattachés, die bei ihnen gewesen, zurückgelassen. Der eine von ihnen, der Niederländer Nix, sei schwer verwundet worden.

Nach einer Meldung desselben Bureaus aus Kimberley vom Sonntag stehen 100 Buren bei Boetsap, 700 bei Witrand nördlich von Klipdam und etwa 6000 längs des Vaalflusses von Fourteenstreams bis Christiana.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt: über den genauen Weg, welchen die nach Rho desien bestimmten Truppen unter Oberst Carrington einschlagen sollten, sei noch keine endgültige Be⸗ stimmung getroffen. Für den Fall aber, daß die Betschuana— Land⸗Eisenbahn noch nicht wieder für den Verkehr offen sein sollte, sei aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß die Truppe von Beira aus auf der Bahnlinie Beira Umtali— Salisbury dorthin werde geschafft werden. Das „Reuter'sche Bureau“ bemerkt dazu, der mit Portugal be⸗ stehende Vertrag gestatte, daß die Truppen Carrington's von Beira aus nach Rhodesien transportiert werden könnten.

Parlamentarische Nachrichten.

Graf Karl zu Isenburg und Büdingen auf Meerholz, Mitglied des Herrenhauses, ist am 30. v. M. gestorben.

Statifstik und Volkswirthschaft.

Statistik der zum Ressort des preußischen Ministeriums des Innern gehörenden Strafanstalten und Gefängnisse.

Die Verwaltung des Gefängnißwesens ift in Preußen bekanntlich zwischen dem Ministerium des Innern und dem Justiz⸗Ministerium getheilt. Uiter de- Verwaltung des Ministeriums des Innern stehen 34 Strafanstalten zur Aufaahme der zu Zuchthausstrafe Ver— urtheilten und 18 größere Gefängnisse jur Aufnahme von Gefängniß-, Haft. und Untersuchungsgefangenen. Von diesen 52 Anstalten enthlelten am 31. März 1899 nach der soeben erschienenen ‚„Statistik der zum Ressort des Königlich vreußischen Ministeriums des Innern gehörenden Strafanstalten und Gefängnisse für den 1. Avril 1893/99 (Druckerei der Strafanftalts⸗Verwaltung in Berlin) 800 bis 900 Gefangene 1, 700 kis So0 Gefangene 3, 600 bis 700 Gefangene 8, 50) bis 600 Gefangene 12, 400 bis 500 Gefangene 14, 300 bis 400 Ge—⸗ fangene 4. 200 bis 309 Gefangene 41, 100 bis 200 Ge— fangene 6 Anstalten. Die Zahl der in diesen 52 Anstalten detinierten Sefangenen betrug am 1. Ayril 1898 24 301, am 21. März 1899 24648, also 347 mehr. Ferner unterstehen dem Ministertum des Janern in dem französischrechtlichen Theile der Rbeinprooinm die sogenannten Kantongefängnisse, welche die amtsgericht . lichen Unter suchungs. und Haft sowie diejenigen Gefängnißgefangenen, deren Strafdauer 14 Tage nicht übersteigt, aufnebmen. Ih Zahl betrãgt 73. ihre Belegfählgkeit schwankt jwischen 3 und 40 Köpfen. Am 31. März 1899 waren in denselben 331 Gefangene vorhanden. Außerdem unterstehen dem Mmisterium des Innern 5 Erziehungs⸗ anstalten für Jagendliche im Alter von 12 biz 18 Jahren, die näch §z 56 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich wegen mangelnder Einsicht freigesprochen und der Zwangserziehung überwiesen sind. In diesen waren am 31. März 1899 552 Zöglinge untergebracht. Der Minister des Innern führt auch die Aufsicht über die Zwangserziebung der Kinder, welche vor dem vollendeten 12. Lebensjahre eine steafbare Handlung begangen haben und nah § 55 des Strafgesetzbuchs und dem Gesetze vom 13. März 1878 den Proyginzialverbänden zur Zwangs— erziehung überwiesen sind, sowie die Aufsicht über die Provinzial Korreltionsanstalteerer.

Dem Ju sti⸗Ministerium sind 1039 Gefängnisse unterstellt, welche zur Aufnahme von Untersuchungs. und Strafgefangenen (Ge⸗ fängnißstrafe, Haft und geschärfte Haft) dienen. Zuchthauzfträflinge sind hier gänzlich auggeschlossen. Von den Anstalten der Justii- verwaltung enthielten im Jahre 1898/99: 1600 und mehr Gefangene à, 900 bis 1000 Gefangene 0, 800 bis 900 Gefangene 0, 700 bis 800 Gefangene 2, 600 vis 700 Gefangene 1, 500 bis 600 Ge⸗ fangene 4. 400 bis 500 Gefangene 1, 300 bis 400 Gefangene 6, 200 bis 309 Gefangene 17, 106 bit 2090 Gefangene 43, 50 bis 100 Gefangene 6l, unter 5 Gefangene 891 Anstalten. Die Zahl der in diesen Anstalten detinierten Gefangenen betrug im täglichen Durch schnitt 33 018. Nachstehende siatistische Mittheilungen beziehen sich nur auf die Strafanstalten und größeren Gefängnisse in der Ver waltang des Ministeriums des Innern. .

Die der Gesellschaft besonders gefährliche Kriminalität stellt sich in den Zucht haußgefangenen dar. Ihre Gesammtzabl belief sich im Jahre 1898/99 auf 23 464, gegen 30531 im Jahre 1881/82 und 28 577 im Jahre 1869, und war die kleinste in dem Zeitraum seit 1869. Der tägliche Darchschnittsbestand betrug 16 151, die Zahl des Zugangs b826. Auf 19000 Köpfe der 18 Jahre und darüber alten Bevölke- tung des ie n, Staatg kamen in Zugang 3,22. Ez ergiebt sich aus der Statistik des Bestandes an Juchthausgefangenen, daß die schwere Kriminalität vom Jahre 1869 bis 1871 gefunken, dann ziemlich konstant his zum Jahre 1831.ũ82 gestiegen und dann ebenso fonstant gefallen ist, sodaß sie im Jabre 1898/99 um 31,5 o günstiger steht als im Jahre 1669 und um 46,5 0 o günstiger als im Jahre 1881 / 82. Auch die Zahl der Vorbesttaften unter den u he fe e n, ist seit dem Jahre 189233 gesunken, sowohl die Jabl der Vorbestraften Überhaupt, al auch die der mehr als dreimal Vorbestraften. Die Ge— sammtzahl der uga g an Zuchthausgefangenen betrug 4954 Manner (gegen 6246 . J. 1592/9535 und 872 (i288 Frauen. Darunter

676 (1005) Frauen oder 77,57 (78, 03) /, mehr als dreimal vorbe⸗ straft 3470 (4199 Männer oder 70 01 (67, 15) oco0. und 554 (777) Frauen oder 63,55 (60,33) o/. Seit dem 1. Oktober 1894 werden für Zuchthauggefangene, welche wenigstens drei Freiheitastrafen (Zuchthaus, Gefängniß, Korrektionsnachhaft) veibüßt haben, Zähl karten ausgefüllt, welche über Herkunft, Vorleben und persönliche Verhältnisse dieser Pirsonen eingehenden Aufschluß geben. Die Gesammtjahl dieser Personen am 1. Oktober 1894 und des Zugangs bis zum 31. Mär; 1898 belief sich auf 18 289 Männer und 5060 Frauen. Von diesen 21 349 Gefangenen batten 617 bereits z bis 5, 8801 6 bis 10, 6012 11 bis 30 und 416 sogar mehr als 30 Freiheitzstrafen erlitten; 1357 hatten bei Begehung ihrer ersten Strafthat im Alter von noch nicht 14 Jahren, 5900 im Alter von 14 bis 18, 8931 im Alter von 18 bis 25, 5132 im Alter von 25 Jahren und darüber gestanden; bei 29 Gefangenen war das Alter unbekannt geblieben. Bei nicht weniger als 20 980, nämlich 17270 Männern und 2820 Frauen, war nach dem Gutachten der Anstalts⸗ beamten der Rückfall nach der Entiassung wahrscheinlich, bei 731 zweifelhaft und nur bei 25 unwahrscheinlich. Von den Zagäagen kamen, nach Altersklaffen vertheilt., auf je 10909 Köpfe der feeten Bevölkerung in der betreffenden Altersklasse: im Alter von 18 bis unter 21 Jahren 2,21 (1834/95 2,63) Zuchthausgefangene, von 21 bis unter 25 Jahren 3,44 (447), von 25 big unter 30 Jahren 4,09 (6.88), von 30 bis unter 40 Jahren 3 86 (5,26), von 40 bis unter 0 Jahren 3,53 (4.55), von 0 bis unter 60 Jahren 235 (3,22), von 60 big unter 70 Jahren 1,26 (157). im Alter von 70 Jahren und darüber 0,50 (0.58) Zuchthausgefangene.

Einjelzellen waren vorhanden; in den 34 Sterafanstalten 4652 für durchschnittlich 16 151 Zuchthausgefangene oder 28, 8 o o, in den 18 größeren Gefängnissen 3905 für durchschnittlich 8165 Gefangene oder 47,9 / . Seit dem Jahre 1869 ist die Zahl der Zellen von 32477 auf S550 vermehrt. die Benutzung der Einjeljellen gelten folgende Regeln: In den Straf— anstalten sollen vor allen die jüngeren (18-30 Jahre alten) Gefangenen und von den alteren die noch nicht wiederholt vorhbestraften ibre Strafs in Einzelhaft verbüßen. In den Gefaͤngnissen sind zunächst die Untersuchungsgefanzenen, dann die ßugendlichen (12 bis 18 Jahre alten, dann die jüngeren (18 bis 30 Jahre alten), dann die älteren, noch nicht wiederholt vor— bestraften in der Zelle zu halten. Mit Ruͤcksicht darauf sind die Einlieferungsbestimmungen so getroffen, daß die Zellengefäng⸗ nisse nur für die jüngeren Gefangenen bestimmt sind. Ueber dle Dauer der Einzelhaft bestimmt der Vorsteher der Anstalt nach An— börung der Konferenz der Oberbeamten. Soll sie bei jugendlichen über 3 Monate ausgedehnt werden, so ist die Genehmigung der Aufsichts. behörde erforderlich. Von den Entlassenen waren in Einzelhaft im Ganzen in den Strafanstalten 34.6 9, in den Gefängnissen 51 8 0/0. Von diesen befanden sich im Alter unter 18 Jahren lin den Gefängntssen) 89, 8 0/9 pon 18 bis unter 25 Jahren in den Strafanstalten 86 3, in den Ge— fängnissen 9,4 7/o, von 25 Jahren und darüber nicht mehrfach vor bestraft 355 und 47,8 , mehrfach vorbestraft 22,6 und 21,1 0 o.

Von der Gesammnahl der 20 399 männlichen Zuachthaus— , . erhielten 7823 oder 38,3 M während der Haft Dis ziplinar⸗ trafen, 61,7 oso blieben straffrei. Uater 19692 Straffällen be—⸗ fanden sich 9 wegen thätlicher Widersetzlichkeit. Von der Gesammt⸗ zabl der 3065 weiblichen Zuchthausgefangenen wurden 1178 oder 38,4 o0 9 bestraft, 61,6 O ο blieben straffrei. Für Zuchthausgefangene, die von Zivilgerichten verurtheilt waren, wurden 166 Anträge auf vorläufige Entlassung gestellt, von die en wurden 48 oder 25,9 Yo ge— nebmigt; für Militärsträflinge wurden 8 Anträge gestellt und 7 oder S7,5 os genehmigt. Auf 7404 Entlassungen von Zuchthausgefangenen kamen 55 vorläufige Entlassungen oder O76 oo. Was die Ver⸗ pflegung der Gefangenen betrifft, so verhält sich in der täglichen Kost das animalische zu dem vegetabilischen Eiweiß ungefähr wie 1:3. Die Kosten der Gefangenenberpflegung betragen für den Kopf und Tag 307 3. Aus den Arbeits belohnungen köanen sich die Ge⸗ fangenen Zasatznahrungsmittel beschaffen, doch darf der dafür aufzu⸗ wendende Betrag nicht mehr als 5 3 für den Tag betragen. Auf⸗ gewendet sind im Durchschnitt für den Kopf und Tag 1,4 3. Die Zabl der für Unternehmerbetriebe beschäftigten Ge— fangenen ist seit dem Jahre 1869 von 73 auf 45,ů? ( vermindert.

Die Einnahmen aus der Verwaltung der zum Ressort des Ministeriums des Innern gehöcigen Strafanstalten und Gefängnisse betrugen im Berichtzjahre 1893/99 1982046 und 643 929 S, pro Kopf und Tag 32,9 und 22.643, zusammen 2 625 975 M oder 29.6 4 pro Kopf und Tag. die Ausgaben 5435 2438 und 2688 855 4, pro Kopf und Tag 90,3 und 942 , zusammen 8124103 S bezw. 81.5 J. Der Unterhaltungszuschuß aus Staatsfonds betrug daher 3 4533202 und 2044 927 M, pro Kopf und Tag 57,4 und 71,6 3, zusammen 5 498 129 M bezw. 61,3 5.

Die Gefangenen unter 50 Jahren erhalten in der Regel Unter richt in den Gegenständen der Volksschule, soweit sie dessen noch be—⸗ dürfen. Die Jagendlichen haben wöchentlich mehr Schulstunden als die Erwachsenen. Jeder Gefangene hat eine Bibel oder ein Neues Testament mit Psalmen, ein kirchliches Gesangbuch, die Schüler haben außerdem die eingeführten Schulbücher in ständigem Besitz; dazu wird ihnen wöchentlich wöchselnd ein Buch belehrenden oder unterhaltenden Inhalts verabreicht. Die Fürserge für die Ent« lassenen ist durch den gemeinsamen Erlaß der Minister des Innern, der Justiz und des Kultug vom 13. Jun 1895 geregelt. Nach den eingegangenen Berichten wächst das Interesse für die Fürsorge.

Die gleichfalls der Aufsicht des Ministers des Innern unter.

stehende Zwangserzie hung erfolgt entweder auf Grund des § 55 des Strafgesetzbuchs für Strafunmündige, die vor vollendetem 12. Lebensjahre eine in den Strafgesetzen mit Strafe bedrohte Handlung begangen haken, oder auf Grund des § 56 für die wegen mangelnder Einsicht freigesprochenen bedingt Strafmündigen lim Alter von i2 bis 18 Jahren). Vie Zwangsernehung der Jugendlichen erster Art liegt den Provinzlalverbänden ob, der Staat trägt zu den Kosten die Hälfte bei. Die Zahl solcher Zwangszöglinge betrug Ende März 1895 107599. Davon waren in Familien untergebracht 5188, in Privatanstalten 4195, in öffentlichen Anstalten 1376. Die hierdurch entstandenen Kosten betrugen 1564 505 M6, davon 781 919 M6. zu Lasten des Staats. Die Zwangserziehung der freigesprochenen bedingt strafmündigen, über 12 Jahre alten Jugendlichen liegt dem Staafe ob, zu ihrer Durchführung sind fünf Staat: anstalten eingerichtet. Außerdem werden auch Privatanstalten zur Unterbringung namentlich der Zöglinge unter 14 Jahren benutzt. Die Zwangtzerziehang beginnt in der Regel in einer Anstalt; falt die Zwecke der Erziehung es erlauben, werden die Zöglinge der ö , entnommen und in Lebrverhältnise oder Gesindedtenst oder in Famllien untergebracht. Die Eatlassung aus der Anstaltsersiehung ist immer eine vorläufige; die Zöglinge bleiben während dieser Zeit unter der Aufsicht der An— staltsvorfteher, jedoch nicht über das zwanzigste Lebensjahr hinaus. Die Zahl dieser Zwangs jöglinge betrug Ende März 1895 582, die durch sie verursachten Kosten beliefen sich auf 230 317 M* In den 24 von den Provinzialverwaltungen unterhaltenen Arbeitshäusern (Korrektionsanstalten) waren Ende März 1899 7491 männliche und 1149 weibliche, zusammen 8640 nach 5 361 Nr. 3 bis 8 des Straf⸗— gesetzbuchs verurtheilte und auf Grund des § 362 der Landespolizei⸗ behörde überwiesene Personen untergebracht. Im Ganzen waren an verbrecherischen Personen Ende März 1899 untergebracht: in den Strafanstalten des Ministertums des Innern 16060, in den größeren Gefängnissen des Ministeriums des Innern sb 85, in den kleinen Gefängnissen des Ministeriums des Janern 331, in der Zwanggerziehung nach 5 55 10759, in der Zwangserziehung nach 5 56 582 und in den Korrektionshäusern 8640, zusammen in den der Verwaltung des Innern unterstehenden Strafanstalten ꝛe. 44960 Personen.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Lohnbewegung der Einsetzer in Berlin ift, wie die „Voss. Ztg. mittheilt, durch die Vermittelung des Gewerbegerichts

waren vorbestraft 4320 (6320) Männer oder 87, 20 (86, 17) 9/0 und

daß die jetzigen Zustände bestehen bleiben. Der Arbeitsnachweis der Arbeitnehmer ift anerkannt worden. Vergl. Nr. 23. d. BI)

Die Leipziger Texttlarbeifer beiderlei Geschlechts haben nach der . Lpöz. Ztg.“ am 31. v. M. beschlossen, die Herabsetzung der hisher vielfach noch 11 Stunden betragenden täglichen Arbeitszeit auf 19 Stunden zu verlangen und diese Forderung den Arbeitgebern schriftlich zur umgehenden Erklärung zu unterbreiten.

In Hamburg haben, der Rh.. W. Ztg.“ zufalge, die Taxa metertutscher in einer Versammlung beschlossen, bei allen Fuhr= werksbesitz' rn, welche die gestellten Forderungen Kohnerbohung u. J. w.) nicht bewilligen, die Arbeit einzustellen. ö Sonnabend Vormittag sind bereit etwa 200 Taxameterkutscher in den Ausstand getreten.

Kunst und Wissenschaft.

Im Königlichen Kunstgewerbe⸗Mu seum ist zur Zeit eine Schriftsamm lung des Malerz Ansgar Schoppm ever, Lehrers für Schriftjeichen an der Unterrichtzanstalt des Museums, auggestellt, welche sowohl in wissenschaftlicher wie käanstlerischer Hinficht Interesse bietet. Sie enthält getreue farbige Kopten von Initialen und Minia—⸗ turen aus mittelalterlich n Bilderhandsch riften und giebt zuglei y auf 4ß0 Tafeln eine Uebersicht über das gesammte Schriftwesen des“ 16. Jahrhunderts.

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe hielt Direltor Dr. P. Jessen vom Kunstgewerbe⸗Museum in der Sigzung vom 28. v. M einen Vortrag über das Thema ‚Was heißt modern in Architektur und Kunsthandwerk?“ Bei Gesprächen über bildende Kunst pflege heute die erste Feage zu sein: Was halten Sie don moderner Kunst? Man verständige sich aber meist nicht vorher darüber, was man unter moderner Kunst meine, und das sel die Quelle vieler Mißverständnisfse, vor allem in Beiug auf diejenigen Künste, bei denen nicht das Verbältniß zur Natnr eine Art von Maßstab ab— . bei den Raumküasten: der Architektur und dem Kunstgewerbe. Das Wort „modern“ sage garnichts, denn es sei schon vor Jahr hunderten benutzt worden, wenn die Künstler etwas von dem Bisherigen Abweichendes zu schaffen geglaubt hätten; daz Wort sei niemals als ein Schulbegriff, ein Programm gebraucht worden. Es sei nicht leicht, das Gemeinsame für eine Richtung zu finden, die schon vor einem Menschenalter in Eagland angesetzt habe und seitdem in verschiedenen Ländern und an den verschiedensten Aufgaben sehr mannigfache Formen angenommen habe. Man habe gesazt, daz Wesen dieser Bewegung sel der Haß gegen alles Alte, gegen alles Historische, gegen alle Tradition. Aber das könae wohl nicht zutreffen. Die englischen Künstler hätten ja eng an die Gothik angeknüpft; die Schönheit der alten Kunst lei niemals begeisterter gefeiert worden als von den Vorkämpfern der heutigen Bewegung; auch hielten

gerade die Kunsthistoriker und die besten Kenner alter Kunst, 696. ohne Ausnahme, zu ihr.

Das Gemeinsame sei nicht der Wiper⸗ spruch een die alte Kunst, sondern gegen die Art, wie die alte Kunst im Verlauf des 19. Jahrhunderts ausgebeutet worden sei. Man habe die alten Meister und Vorbilder nicht nach ihrem Wesen, sondern nach ihren äußeren Formen geschäßt und nachgeahmt; man habe das Ornament als die Haupisache angesehen, es lozgelöst van seinem Kern, daher seien die Resultate der bisherigen kunstgewerblichen Arbeit so unbefriedigend. Die moderne Raumkunst charakierisiere sich dem gegen⸗ über durch das Bestreben, die uralten Grundbedingungen aller archi= tektonischen und handwerklichen Arbeit, die Rücksicht auf Zweck, Material und Technik in den Vordergrund zu rücken. Sie begnüge sich nicht damit, Verstöße dagegen zu vermeiden, nein, die moderne Kunst suche sie positip zu verwerthen, aus dem Bauprogramm und aas den schönen Stoffen des Handwerks unmittelbar Neues zu schaffen. Wer daran unermüdlich arbeite, komme von selbst auf gewisse formale Tendenzen, die wieder den heutigen Raumkünsten gemeinsam seien: große Maßftäbe, Konzentration, Wechsel von Ruhe und Bewegung, Farbe. Erst in weitem Abstand, wenn alle diese An- sprüche bedacht seien, dürften die Zierformen folgen. Es sei ein schlimmes Zeichen, daß so viele Laien und Aus—= führende auch im modernen Ornament nur die Details, die Schnörkel sehen und pflegen. Weil die Nachahmung der alten Stile uns nicht befriedigt habe, dürfe man jetzt nicht fordern: keine alten Ornamente, sondern neue; vielmehr müsse es heißen; nicht zu viele Ornamente, sondern weniger! Diesen gemeinsamen Zug aller ernsthaften und frischen heutigen Raumkunst belegte Redner durch eine Reihe von in Lichtbildern vorgeführten Mustern. In der gothisierenden Kanst der Engländer, in der heutigen deutschen Baukunst, ob sie sich enger an das Alie anlehne oder in freleren Formen schaffe, in den Eisenbauten und Möbeln der vlaemischen Künstler, in den dekorativen Schöpfungen unserer großen Maler sei derselbe Geist lebendig: die Abkehr vom Schnörkel, die Verklärung von Zweck und Stoff, der Zug jur großen Kunst. In diesem Zeichen werde die moderne Raumkunst auch die Widerstände besiegen, die im wesentlichen aus der mangelnden Geschmacksbildung und Kunst— erziehung des Volkes erstehen.

Gine der hervorragendsten Schöpfungen des Münchener Malers Gabriel Max ist anerkanntermaßen sein Gemälde Christus als Arzt“, welches nach dem Text der Eoangelien (Marcus V, 35 - 43, Lucas VIII, 4-56, Matthaeus 1X. 24, 26) die Auferweckung des todten Töchterleinz des Jatlrus schildert. Von diesem Gemälde ist im Verlage der Kaiserlichen und Königlichen Hof ⸗Kunsthandlung von Nicolaus Lehmann in Prag eine große, vorzüglich ausgeführte Gravüre (Bildgröße 47-69 em, Kartongröße 90 em hoch und 120 em breit, Preis 36 4c) erschienen, die im Atelier von Blechinger u. Leykauf in Wien herge⸗ stellt worden ist. Das Bild zeigt den Heiland gleich einem mitleid—⸗ vollen Arzt an dem Lager sitzend, auf welchem das liebliche Mädchen ruht. Duch die Berührung des Heilands, welcher die Hand des Kindes in der seinen hält, glaubt man deutlich das Leben zurück⸗ kehren, die Augenlider und Lippen sich öffnen zu sehen und die Worte Jesn ju hören: Mägdlein, ich sage Dir, stehe auf!! Zugleich mit der göttlichen Sendung Christi verherrlicht das Bild auch den humanen Beruf des Arztes und eignet sich daher insbesondere zum Wand⸗ schmuck für Warte und Ordinationszimmer, Saaatorien und Kranken- häuser. Hier wird es seine Wickung, Vertrauen zu Gott zu erwecken, dem Kranken, der klopfenden Herzens auf den Ausspruch des Arztes, 1 und seine Hilfe wartet, frohe Hoffnung zu geben, nicht verfehlen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maszregeln.

Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul und Klauenseuche unter Rindern ist dem Kaiserlichen Gesundheits—⸗ * n n worden vom Schlacht⸗Viehhofe zu München am April.

Spanien. Durch Ministerialerlaß vom 25. v. M. sind die noch bestehenden Einfubhrbeschränkungen für Herkünfte aus Portugal aufgehoben worden. (Vergl. . R. Anz.“ Nr. 303 vom 23. Desember v. J.)

Sydney, 3. April. (W. T. B.) Bisher sind hier im Ganzen 70 Personen an der Pest eikranlt und 20 daran gestorben. Das Gebiet der Quarantäneanstalt ist vergrößert worden.

Verdingungen im Auslande.

Span ien. 6. April, 115 Uhr. Gleichzeitig bei der Verwaltung der König⸗ lichen Münje (Eäbrica nacional de la Moneda y Timbre) in

beend gt worden. Meister und Gesellen haben sich dahin geeinigt,

Madrid und bei der Finanzdelegation der Provinz Barcelona (Dele-