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Abgereist:
Seine Excellenz der Unter⸗Staatssekretãr im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rath Fleck, in dienstlichen Angelegenheiten in die Eisenbahn⸗Direktionsbezirke Elberfeld und Frankfurt a. Main.
Angekommen:
Seine Excellenz der Präsident des 9 Ober⸗ Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath D. Dr. Barkhausen.
Die Personal-Veränderungen in der Armee ꝛc. befinden sich in der Ersten Beilage.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preuszen. Berlin, 17. April.
Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute Morgen nach Potsdam.
Der hiesige Königlich griechische Gesandte Rangabés ist vom ieh. . Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder uͤbernommen. . .
Laut Meldung des, W. T. B“ geht S. M. S. „Wolf“, Kommandant: Kapitän⸗Leutnant Koch (Hugo), am 18. April von Loanda nach Swakopmund in See. ö. ö
Die abgeloͤste Besatzung von S. M. S. „Möwe“, Transportführer: Oberleutnant zur See Schmidt, ist gestern in Neapel eingetroffen und heute nach Genua weitergegangen.
Bayern.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht hat sich, wie W. T. B.“ meldet, am Sonntag mit Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Marie Gabriele in Bayern, der vierten Tochter Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Karl Theodor in Bayern, aus dessen 1 mit Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Maria Josepha von Braganza, verlobt.
DOesterreich⸗ Ungarn.
Die Herzogin Marie Elisabeth von Württem⸗ berg, jüngste Tochter Seiner Königlichen Hoheit des erzogs Albrecht und Ihrer Kaiserlichen und Königlichen ern der Herzogin Margarethe Sophie von Württemberg, geboren zu Potsdam am 12. Sptember 1899, ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, am 15. d. M. früh in Meran gestorben. Großbritannien und Irland.
Der General White ist, wie W. T. B.“ berichtet, von Kapstadt kommend, am Sonnabend in Southampton einge⸗ troffen. Die städtischen Behörden überreichten ihm eine Be⸗ grüßungsadresse. . . .
Sir George Bonham, bisher Sekretär bei der englischen Botschaft in Rom, ist zum Gesandten in Belgrad ernannt worden.
Frankreich.
Gestern Abend fand, wie „W. T. B.“ meldet, im Elysée die erste der offiziellen Ausstellungsfestlichkeiten, ein Diner von 260 Gedecken, statt. An der Ehrentafel saßen der Nuntius, der deutsche, der österreichisch⸗ungarische, der italienische, der tür⸗ kische, der großbritannische, der amerikanische, der spanische und der russische Botschafter sowie die anderen Mitglieder des diplomatischen Korps, ferner die Präsidenten des Senats und der Depu⸗ tirtenkammer, die fremden Ausstellungskommissare, hohe Offiziere und Beamte. Nach dem Diner fand ein Empfang statt, dem sich ein Ball anschloß. Der Präsident Loubei unterhielt sich lange Zeit mit den Botschaftern und den fremden Ausstellungskommissaren und sprach letzteren seinen Dank für ihre Mitarbeit an dem Gelingen der Ausstellung aus.
Der Kriegs⸗Minister, General de Galliffet litt seit einer Woche an Gicht im linken Fuß. Seit dem 13. d. M. ist infolge einer Erkältung eine Lungenentzündung hinzugetreten,
sodaß der Minister genöthigt ist, das Bett zu hüten. Der
Arzt hält den Zustand, wenn auch nicht für bedenklich, so doch für ernst und hat absolute Ruhe verordnet.
Dem „Temps“ wird aus Rom gemeldet, der Assumptio⸗ nisten⸗Orden habe die Redaktion des Journals „La Croix“ nicht infolge einer Entscheidung des Papstes aufgeben müssen, ,. infolge eines allgemeinen Beschlusses der Kongregation
er Bischöfe, nach welchem sich fortan keine Klostergenossen⸗ schaft mit politischen Unternehmungen, wie der Herausgabe von Zeitungen und Bildungen von Wahlcomités, befassen darf.
Rußland.
Der Kaiser und die Kaiserin sind, wie „W. T. B.“ meldet, mit den Großfürstinnen Töchtern am Sonnabend, Vor⸗ mittags 11 Uhr, in Moskau eingetroffen und bei der Ankunft von dem Groß fürsten und der Groß fürstin Sergius, dem Großfürsten Konstantin Konstantinowitsch, den hohen Würdenträgern, sowie von Vertretern des Adels und der Stadtoer⸗ waltung empfangen worden. Auf der Fahrt vom Bahnhofe zum Kreml wurden Ihre Majestäten an den auf dem Wege ge⸗ legenen Kirchen von der Geistlichkeit begrüßt, während alle Glocken läuteten. An der Muttergotteskirche nahmen Aller⸗ höchstdieselben aus der Hand des Bischofs Nestus, welcher sie mit Kreuz und Weihwasser begrüßte, ein Heiligenbild ent⸗ gegen. Auf dem ganzen Wege wurden den Majestäten von einer dichtgedrängten Volksmenge begeisterte Ovationen dargebracht. Am Sonntag, dem Festtage des Einzugs Christi in Jerusalem, wohnten der Kaiser und die Kaiserin dem Gottes⸗ dienst in der Uspenski⸗Kathedrale bei. Im Gefolge Ihrer Ma⸗ jestäten befanden sich die Mitglieder des Reichsraths, die in
Moskau anwesenden Minister und Senatoren, die Staatg⸗ sekretäre, die Vertreter der Generalität, des Adels, der Stadt und der Stände. Vor dem Eingang . Kathe⸗ drale war die hohe Geistlichkeit mit dem Metropoliten Wladimir zum Empfang aufgestellt. Als die Majestäten die Säle des Kreml durchschritten, überreichte das Stadt⸗ haupt Salz und Brot und hielt dabei eine Ansprache, auf welche der Kaiser erwiderte; er danke für den ihm ewordenen Empfang und für die ihm ausgedrückten Wünsche; 6! Kaiserin und er seien glücklich, gemeinschaftlich mit den Glückwünschenden die Charwoche in dem theuren Moskau ver⸗ bringen und das Osterfest begehen zu können. Nach dem Gottesdienste begaben sich der Kaiser und die Kaiserin unter dem Geläute der Glocken nach dem Tschudowo⸗Kloster, erwiesen den dort befindlichen Reliquien ihre Ehrfurcht und kehrten sodann nach dem Kreml zurück.
Italien. .
Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, ist der por tu giesische Gesandte über Mailand nach der Schweiz ge⸗ reist, um seinen kranken Sohn daselbst zu besuchen. Seine Reise steht in keinem Zusammenhang mit der Reise der Buren⸗ mission.
Der Papst empfing, dem „W. T. B.“ zufolge, am Sonntag 70 von Stuttgart gekommene Pilger, an deren Spitze sich er for Dr. Miller, . Walser, Abgeordneter Rembold und Oberstleutnant a. D. Welte befanden. Der Papst, welcher sich bei bester Gesundheit befand, ertheilte den Pilgern den Segen.
Niederlande.
Die Sonder-Gesandtschaft der Buren⸗Republiken ist in Begleitung des Gesandten Dr. Leyds am Sonntag im 6a eingetroffen und am Bahnhof von einer zahlreichen Menschenmenge mit Hochrufen auf die Buren empfangen worden. Gestern Vormittag stattete der Führer der gen n r en Fischer dem Premier-Minister Pierson einen Besuch ab, bei welchem der Gesandte Dr. Leyds zugegen war. Am Nachmittag besuchten die Mitglieder der Sonder⸗ Gesandtschaft den Minister des Auswärtigen de Beaufort und andere hochgestellte Personen. Bei dem Verlassen des Hotels wurde die Gesandtschaft von der Menge lebhaft begrüßt.
Rumänien. Der Kriega⸗Minister Lahovary ist, wie „W. T. B.“ erfährt, zum Divisions⸗General befördert worden. Die Session des Parlaments ist gestern Abend geschlossen worden.
Dänemark.
Wie dem „W. T. B.“ aus Kopenhagen gemeldet wird, hat der Feldmarschall Lord Roberts dem Prinzen von Wales im Namen des ganzen britischen Heeres in Süd⸗ Afrika seinen herzlichsten Glückwunsch anläßlich des Mißlingens des gegen den Prinzen verübten Mordanfalls ausgesprochen.
Afrika.
Die „Times“ meldet aus Mafeking vom 6 d. M.:
Die Beschießung wurde wieder aufgenommen, fünf Geschütze wurden gegen die westlichen Vertheidigungswerke der Stadt erichtet. ! Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Bloemfontein vom 14. d. M. hat der Feldmarschall Lord Roberts in einer Depesche an den Praäͤsidenten Krüger gegen die Behandlung der in Pretoria gefangen gehaltenen Her und Mannschaften aus der Kapkolonie entschiedene Verwahrung eingelegt.
Der „Times“ wird aus Bloemfontein vom 14. d. M. berichtet, durch den Nachrichtendienst sei bekannt geworden, daß der Präsident Krüger in Brandfort gewesen sei und auch kürzlich im Süden sich aufgehalten habe. ;
Die Londoner Blätter vom 15. d. M. veröffentlichen ein Telegramm aus Bloemfontein vom 14. d. M., demzufolge eine Patrouille des Royal Irish Regiments, bei der sich auch Lord Roßlyn befand, gefangen genommen worden sei. Lord Roßlyn sei nach Kroonstad gebracht worden.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Brandfort vom 13. d. M. gemeldet: Die Kommandanten Petrus und de Wet seien, wie berichtet werde, mit Truppen in ein Gefecht gekommen, welche von Bloemfontein zur Unterstützung des Henn n, Brabant abgegangen waren. Das „Reuter sche Bureau“ fügt hinzu, daß Oberst Dalgaty, nicht der General Brabant, in Weppener eingeschlossen sei. — Sämmtliche fremden Militär-Attachés befänden sich jetzt in Branodfort.
Einer Meldung desselben Bureaus aus Aliwal North vom 14. d. M. zufolge, ist der General Brabant an diesem Tage mit dem Hauptquartier und sämmtlichen berittenen Truppen nach Rouxville abgegangen. Am Freitag sei bei Weppener ein bis Abends 10 Uhr anhaltendes, hin und wieder heftiges Geschützfeuer vernommen worden; auch am Sonnabend seien einige Schüsse in größeren Zwischenpausen gehört worden. — Nach amtlicher Mittheilung wurden bis zum Freitag bei Weppener auf britischer Seite 18 Mann getödtet und 132 verwundet.
Eine amtliche, in Pretoria am 14. d. M. eingetroffene Meldung besagt, das Gefecht bei Weppener dauere noch an. Die Burgher hätten über 500 Schlachtochsen, sowie Pferde und Maulthiere erbeutet. Der General Froneman habe, wie berichtet werde, eine britische Truppenabtheilung ge⸗ schlagen; dieselbe sei in der Richtung auf Wolwerpoort, an⸗ scheinend über den Orangeriver, geflohen.
Wie der „Standard“ aus Bloemfontein vom gestrigen Tage erfährt, sind die Kommandos, welche Weppener ein⸗ schlossen, in vollem Rückzug begriffen. „Daily Telegraph“ bestätigt diese Meldung und fügt hinzu, daß die Mehrzahl sich nach Norden zurückgezogen habe, aber 6000 weitere Buren sollten sich Bethulie nähern. Die „Times“ berichtet aus Bloemfontein von ier, die Streitmacht der Buren, welche Weppener einschloß, solle sich in südlicher Richtung e , über das Ziel der Bewegung herrsche jedoch Un⸗ gewiß heit.
Die Londoner Blätter melden aus Ladysmith vom 16. d. M.: Eingeborene Kundschafter berichteten, die Buren aus dem Elandslaagte⸗Dittrikt hätten sich über die Biggarsberge , ,,. Einer Burenabtheilung von Jaggersfarm bei Waschbank sei es gelungen, drei Kohlengruben in der Nähe von Wesselsnek durch Dynamit zu zerstsren.
Aus Naauwport vom 14. 8d. M. berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß das Kriegsgericht zwei Auf⸗ ständische aus der Kapkolonie zu 5 bezw. 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt habe. Die Urtheilssprüche seien von Lord
Roberts bestätigt worden. Die Gefangenen seien keine Rädele⸗ führer gewesen, sondern hätten sich einfach den Buren⸗ kommandos angeschlossen. an glaube, daß diese Urtheilz—⸗ , eine abschreckende Wirkung haben würden.
ach einer Mittheilung desselben Bureaus aus Warrenton vom 15. d. M. wurde der Besitzer von Diamantminen Frank Smith bei seiner Abfahrt von Barkly West von Buren gefangen k ; .
In De Aar ist am Sonnabend eine fliegende Kolonne der britischen Streitkräfte im Distrikt Carnarvon na einem Marsch von 500 englischen Meilen eingetroffen. Der ganze Distrikt sei innerhald 5 Wochen pazifiziert, die Auf⸗ rührer seien zerstreut und i hre Anführer verhaftet worden.
Von Kapstadt ist am Sonnabend das Trangportschiff „Lake Erie“ mit 500 Gefangenen, unter denen sich die in Boshof gefangenen Europäer befanden, nach St. Helena abgegangen.
ie das „Reuter'sche Bureau“ aus St. Helena be⸗ richtet, trafen am 14. d. M der General Cronje, dessen Gattin und drei seiner Offiziere in Begle itung eines Obersten daselbst ein. Sie wurden vom Gouver⸗ neur und dessen Gattin am Regierun gssitze em—⸗ pfangen und fuhren nach einstündigem Aufenthalt nach Kent⸗Cottage weiter. Auf der Rhede von Jamestomn ist ein niederländischer Kreuzer eingetroffen. Der Oberst Schiel und zwei andere Gefangene gaben am Sonnabend einem Schiffer Geld, damit er einen Brief auf den niederländischen Kreuzer trage. Der Schiffer irrte sich doch und brachte den Brief nach dem englischen Kreuzer „Niobe“. Schiel und die beiden anderen Gefangenen versuchten, am Abend zu entfliehen, wurden aber verhaftet. Am Sonntag Nachmittag wurde Schiel mit seinen Genossen gelandet und unter Be—⸗ deckung nach der Zitadelle gebracht. — Gestern wurde der erste Trupp Kriegsgefangener gelandet und nach dem für sie bei Dead wood errichteten Lager gebracht. Sechs Gefangene, die an Typhus, und neun, die an Masern leidend eintrafen, kamen ins Hospital. Der Oberst Schiel wurde wieder aus der Zitadelle entlassen und zu den übrigen Gefangenen nach dem Lager von Deadwood gebracht.
Parlamentarische Nachrichten.
Dem Reichstage ist der nachstehende Entwurf eines Gesetzes, betreffend Postdampfschiffsverbindungen mit Afrika, nebst einer begründenden ,, zugegangen:
Der Reichskanzler wird ermächtigt, nach Ablauf des gegenwärtigen, auf Grund des Gesetzes, betreffend eine Postdampfschiff verbindung mit Ost -Afrika, vom 1. Februar 1890 (Reich. Gesetzbl. S. 19) ab⸗ y . Vertrags die Einrichtung und Unterhaltung einer vier⸗ zehntägigen Postdampfsch ffzverbindung mit Ost - Afcika und einer vierwöchentlichen Postoampfschiffs verbindung mit Süd Afrika auf eine Dauer bis zu fünfzeha Jahren an einen geeigneten deutschen Unternehmer zu übertragen und in dem hierüber abzuschließenden Vertrag eine Beihilfe bis zum Höchstbetrage von jährlich einer . dreihundert und fünfzig tausend Mark aus Reichzmitteln zu ewilligen.
§ 2.
Diese Verbindungen können durch eine abwechselnd von Osten und von Westen um Afrika fahrende Hauptlinie und eine durch den Suejkanal nach und von Ost -Afrika fahrende Zwischenlinie hergestellt werden.
Die Fabhrgeschwindigkeit muß für neu zu erbauende Schiffe im Durchschnitt mindestens betragen
I) auf der Hauptlinie
a. in der westlichen Fahrt sowie aaf der Strecke zwischen
Neapel und Dar⸗eg⸗Salam in der östlichen Fahrt 12 Knoten,
b. auf den übrigen Strecken der östlichen Fahrt 105 Knoten, 2) auf der Zwischenlinie 10 gg.
Der Unternehmer ist zu verpflichten, auf Verlangen des Reichz⸗ kanzlers innerbalb der Vertragsdauer auf der Hauotllnie für neu zu erbauende Schiffe eine Erhöhung der vertragsmätzigen Fahrazeschwindig⸗ keit eintreten zu lassen, soweit auf einer ausländischen Konkurrenz- 2 eine Steigerung der vertragsmäßigen Fahrgeschwindigkeit erfolgt.
Diese Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit hat ohne besondere Gegealeistung des Reichs ju erfolgen, soweit der Uaternehmer der ausländischen Postlinie die für seine Dampfer vorgeschriebene Fahr⸗ e, n. ohne Erhöhung der vertragsmäßigen Gegenleistung
eigert.
§ 4. Im übrigen finden die Vorschriften des Gesetzes vom 1. Februar 1890 auch auf die nach dem gegenwärtigen Gesetz einzurichtenden Post⸗ damofschiffs verbindungen Anwendung.
Die Eröffnung der Pariser Welt ⸗Ausstellung.
Die Feier der Eröffnung der WeltAusstellung, welche am Sonnabend vrogrammgemäß vor sich ging, war, wie W. T. B.. be⸗ richtet, von herrlichem Wetter begünstigt. Die öffentlichen Gebäude und jahlreiche Privathäuser in Paris hatten geflaggt, auf den freien Plätzen spielten Musikbanden. Auf den Straßen herrschte seit dem frühen Morgen reger Verkehr. Eine große Menschenmenge begab sich nach dem Aus⸗ stellungs vlatz. Der Präsident der Republik Lou bet verließ das Elysse um 11 Ubr und fuhr in einem Galawagen nach der Welt. Aus— stellung. Dem Wagen des Präsidenten folgten vier Landauer, in denen die Minister saßen; der Handels. Minister Millerand befand sich bereits in der Ausstellung, und der Kriegs. Minister, General de Galliffet war durch Krankheit verhindert, an der Fahrt theil⸗ zunehmen. Der Zug, den Kürassiere eskoctierten, traf um 2? Uhr vor dem Festsaale ein. Der Präsident Loubet, der das Großkreuz der Ehrenlegion angelegt hatte, wurde von dem Minister Millerand, dem General ⸗ Tommissar Picard und den Leitern der 2 empfangen. Der Präsihent begrüßte die Vertreter der fremden Mächte und die ausländischen Ausstellungs- Kommissare., Sodann betrat der Zug den Festsaal, wo dem Praͤsidenten von der Festversammlung ein juhelnder Empfang bereitet wurde; die Musik spielte die Marseillaise. Als die Mußik aufhörte, nahm der Handels Minister Millerand das Wort.
Der Minister sprach junächst dem General. Kom misfar Picard, seinen Mitarbeitern und den Chefs der auf der Welt⸗lusstellung vertretenen Staaten seinen Dank aus. Er legte die Fartschritte dar, welche feit hundert Jahren die Menschbeit in Industrie und Wissenschaft gemacht hat. Die Maschine“, fuhr Millerand fort, sist Beherrscherin des Erdballs geworden; sie ersetzt die Arbeiter, macht sie sich jur Mitarbeit dienstbar und bervielfacht die Benlebungen der Völler. Selbst der Tod ist jurückgewichen vor dem siegreichen Vorrücken deg Menschengeistes. Die medininisch Wiffenschaft macht Fort schritte, dank dem Genie eines 9 eur. Aber die Wißsenschafk erwelst dem Menschen einen noch
emerkenswertheren Dienst; sie giebt ibm das Geheimniß für die materielle und moralische Größe der Staaten in die Hände, welches in dem einen Wort „Solidarität enthalten ist. Die Einrichtungen zur Fürsorge für Alter und Krankheitsfälle, die Woblfahrtg. und die auf Gegenseitigkeit beruhenden Einrichtungen, die Srnditet⸗ und Ässonlationen, wie überhaupt alles, was dazu bestimmt ist, die
nen Gruppen hu einem festéa Ganzen zusammenufassen,
ein der den einzelnen Individuen ingewehnenden Schwach
un 0. 2a. derst ind zu leisten, das alles legt Zeugniß ö le . Selldarität der Menschheit. Diese Solisdarität w. at im Auge, im Schoß? jeder Nation Tie verletznden ingleichbit n zu mildern, welche sih aus der Natur der Dinge * Gesellschaftzordnung ergeben. Sie hat sich vorgeletzt, Alle
mi en in den Banden wirklicher Brüderlichkeit; ihre Wirkungen 6 nicht an den Grenjen an. Interessen, Jdeen, Gefühle y. und durchkreuzen sich überall auf dem Grdball, wie jene en Drähte, auf denen der menschliche Gedanke fliegt; ein ll hati gets Ineinandergehen, das uns bereits den Ausblick auf en neue Aera gestattet, für welch; sogar vor kurjem eine iu nebm⸗ Initiativ: bei der Konterens im Haag die ersten rte chen steckte. Ja! je mehr sich die aus der Vielfältigkeit der Bedürfnifsn und der Leichtigkeit des Aastausches hervor- gangenen internationalen Beziehungen ineinander schlingen, um so hr Grund haben wir, ju hoffen und zu wünschen, daß der Tag komm wird. da die Welt erkennt, daß Friede und ruhmreiche Finofe der Arbeit, fruchtbarer sind als Rivalitäten. Acheit, du Befrelerin! Du bist es, die ung. adelt, uns tröstet. Unter deinen Shritten versch windet die Unwissenheit, flieht das Böse! Durch * wird die Menschheit aus der Knechtschaft der Nacht befreit! Steige unaufböclich zu dieser leuchtenden reinen Region, wo eines sich daz Ideal uad der vollkommene Einklang der Mächte
zes , we tei und der Güte verwirklichen muß.“
hierauf erwiderte der Yräsident der Republik Loubet:
„Meine Herren! Als die Feanjösiich: Republik die Regierungen und die Völker einlud, eine Darstellung des Gesammtbildes der menschlichen Arbeit zu veranstalten, da hatte sir nicht allein den Gedmken, einen Wettbewerb von Wunderdingen ins Leben zu rufen und an den Ufern der Seine den alten Ruf der Eleganz, Höflichkeit und Gastlichkeit Frankreichs ju erneuern — unser Ehrgeiz ging höher; er geht unendlich weit hinaus über den Glanz vorübergehender Ie; er beschränkt sich nicht auf das Gefühl patctotischer Be= . das wir heute empfinden, noch auf die Befriedigung der Gigenliebe oder des Interesses. Frankreich wollte in besonderem Miße beitragen zur Anbahnung der Eintrach! jwischen den Völkern; hat das Bewußtsein, für das Wohl der Welt zu wirken, an der Grenze des rühmlichen Jahrhunderts, deen Sieg über den Irr— thun und den Haß leider unvollhlommen war, das uns aber einen lebhaften Glauben an den Fortschritt hinterläßt. Deshalb nehmen auch bier die volkswirthschaftlichen Einrichtungen den größten Platz ein und lassen die Bestrebungen jedes einjelnen Staats, die Funst des Lebens in der Gesellschaft zu vervollkommnen, er- kennen; sie werden dieser Ausstellung, die eine glänzende, goße Schule zur gegenseltigen Belehrung sein soll, ihren Slempel aufdrücken; sie werden uns selbstoerständlich weder die Gatdeckungen der Wissenschaft noch die Meisterwerke der Kunst und der Industrie vergessen lassen, aber sie erscheinen uns wie das Ziel der Zivilisation und wie eine Berechtigung zu unserem Werke. Unzweifelhaft ist es ein bewundernswerthes Schauspiel, zu
sehen, wie die Jatelligenz die Kräfte der vhysischen Welt dis.
jipliniert und die Natur ungeahnten Kombinatiogen unterwirft, au denen uns eine Zunahme an Woblergehen und ästhetischen Ge— nüssen erwächst. So sehr das Genie aber auch die bindende Materie beberrscht, so sehr tritt es zurück hinter die Gerechtigkeit und Güte. Die höchste Form des Schönen ist nicht die, welche man durch eine Nummer auf dem Katalog bezeichnen lann; sie ist nur dem geistigen Auge sichtbar und ist bervirllicht wenn die verschiedensten hervorragenden In- telllgenjen, indem sie ihre Kräfte vereinigen, wie die Maschine unserer Ausstellungsgalerien von einem gemeinsamen Motor — nämlich dem des Solidaritätsgefühls — beseelt siad. Ich freue mich, verkünden zu können, daß alle Regierungen diesem obersten Hesetze huldigen, und diese Thatsache ist nicht als daz undedeutendste Ergebniß dieses großen Wettstreits der Völker anzuseben. Trotz der harten Kämpfe, welche die Völker gegen einander auf dem industriellen, kommerziellen und wirthschaftlichen Gebiet ausfechten, widmen sie fortwährend in erster Linie ihre Studien den Mitteln ur Erleichterung der menschlichen Leiden, jur Organksation von Wohlfahrts⸗Anstalten, zur Verbreitung des Unterrichts, zur Moralisierung der Arbeit und zur Einrichtung der Alters. dersicherung. Ich sende den Regierungen, deren Mitwirkung für uns von großem Werth war, meinen herzlichen Gruß. Ich heiße ihre wärdigen Vertreter willkommen. Sie sind hervorragende Mit-
atbeiter an diesem gemeinsamen Werk gewesen und baben großen
Antheil an seinem Gefolg. Ich will auch unsece Jageaieure und Archtelten, unsere Künstler und Konstrukteure, unsere Unternehmer und unsete Arbeiter nicht vergessen, welche unter der Leitung jenes hervorragenden Manneg, den der Minister Millerand mit vollem Rebt so rühmend genannt hat, durch jahllose Schwierigkeiten dieses eg. Unternehmen so gut durchgeführt haben und es ung zur estgeseßten Stunde in seiner ganzen Ausdehnung übergaben. Meine betten. Dieses Werk der Harmonie, des Friedens und des Fortschrittz wird so vergänglich auch seine äußere Eecscheinung sein mag, nicht brgeblich gewesen sein. Dieses friedliche Zusammentreffen der Rezsecungen der Welt wird nicht unfruchtbar bleiben. Ich bin dado⸗ überzugt, daß, dank den steten Versicheru ngen gewisser er ⸗ babener Mächte, von denen das Ende des . Jahrhunderts viderhallte, das zwanzigste Jahrhundert ein wenig mehr Brüder— lichleit leuchten sehen wird über weniger Nöthe aller Art und daß dir vielleicht bald ein wichtiges Stadium in der langsamen Fort—= Mtwöcelung der Arbeit zu ihrem Glücke und des Menschen zur Nenschlichkeit hin erreicht haben werden. In dieser Hoffnung er⸗ lläre ich die Ausstellung von 1900 für eröffnet.
r Die ftemden Ausstellungskommissare hörten die Rede stehend an. ' der Präsident sich erhob, um zu sprechen, begrüßten ihn ein⸗ smnmige Beifallzrufe der fremden Vertreter. Gegen 3 Uhr setzte öh der Zug jzur Befichtigung der Ausstellung in Bewegung. An der ile schtiiten der Pollzel- Präfekt mit einigen Beamten, ihnen folgte der ä ident Loubet, umgeben on den Ministern, dem diplomatischen Korpz, * stemden Fommifsaren und anderen hervorragenden Persönlichkeiten. * rsident durchschrit die Indaliden⸗ Esplanade und das Marsfeld, ade d unter Führung des Generalkommissars Picard und der . be ter dezselben besichtigte. Auf dem ganzen Wege wurde der
. don den Arbeltern und einer schaulustigen Menge, welche
as Marsfeld eingedrungen war, lebhaft begrüßt. Kurz vor nr swerlizß der Prasirent mit seimem Gefolge in einem Boot ier ösgeisterten Zurufen der Menge diesen Theil der Ausstellung. vam mutlich Gebäude dir fremden Natisnen entlang der Seine i d, den ausländischen Kom missaren und Vertretern der ver. der dichtgedrängten
der Vorbeifahct von mit ununterbrochenen
enge auf beiden Seine Ufern
, ( Zurufen begrüßt. An, den. Gebäuden der stationen. batten. sich zahlreiche Personen, namens. Uulländer; aufgestellt, die beümn. Vorbeffabren der Boots . ga uf Frankreich und auf den Präsidenten ausbrachten. Wäh cend pie i dor den Gebäuden der einzelnen Staaten vorbeiglitt, eh feen BVetschafter und Gesandten, die sich an Bord des Die n befanden, dem Präsidenten entsprechende Erläuterungen. der pen ten fanden die Bewunderung des Pröäsidenien. an n Trisdent Loubet landete an der Hr Alexander III. ꝛurde 9 dem russischen Botschafter Fürsten Ürussow empfangen längen Ebterer übergab dem Prästdenten die Brücke, unter den if chen der Marseillaife, die von der russischen Kapelle, und der bub libemn, die von der fransösischen Musik gespielt wurde. sach mee hrt alsdann die Brücke und die Avenue Nicolas II. nderen . von Beglückwünschungen mit den Botschaftern und nn sörretborragenden Perfön ichkelten bestieg Loubet feinen Wagen
zit egen ä Uhr inz Gir see zurüg
wichen 7 Eröffnungsfeler war die Augstellung von einer zabl.— enschenmenge befucht, obschon viele Baulichkerten noch nicht
einmal äußerlich fertiggestellt und nur in sehr wenigen die Aus—⸗ stellungsgegenstände zu sehen sind.
Am Sonntag war die Ausstellung überaus zahlreich besucht. Man schätzt die Zahl der Besucher auf 225 000 bis 250 000 Ueberall berrschte die größte Ordnung. An den Gebäuden der fremden Natio nen wird rüstig weitergebaut, sodaß ihre Vollendung bald zu erwarten ist. In den Straßen von Paris wogte eine festlich gestimmte Menge. Das Wetter war herrlich. Cin ernstlicher Zwischenfall kam bisher nicht vor. Gestern war der Besuch der Ausstellung ebenso stark wie am Sonntag. Besoaders wurden die Ausftellungsgebäude der fremden Nationen und das Marsfeld in Augenschein genommen.
Der russische Finanz- Minister Witte hat, wie die Pariser Blätter melden, anläßlich der Gröoͤffnungsfeier an den Handels Minister Millerand ein Glückwunsch Telegramm gerichtet, in welchem er auch für das Entgegenkommen dankt, welches die cussische Abtheilung bei der Ausstellungsbehörde gefunden habe. Der Minister Millerand drückte in seiner Antwortdepesche den Dank dafür aus, daß der Minifter Witte die Feier benutzt habe, um von neuem die beide Länder ver knüpfende Freundschaft und Sympathie zu betonen.
Am Schlusse der Feier zur Eröffnung der Weltausstellung empfing der Präsident der Handelskammer in Paris folgendes Telegramm:
Zu der Eröffnung der Pariser Weltausstellung senden der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller und der Zentralaus— sch uß Berliner kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine der
eehrten Kammer als der legitimierten Vertretung der Pariser Kauf— eute und Industriellen die Versicherung aufrichtiger und kollegialer Anerkennung für die fördernde Mitwirkung ihrer Mitglieder an dem edlen Werke dez Friedenz und verbinden damit die berzlichsten Wänsche für das Gelingen der großen Aufgabe, die bestimmt ist, die Kultur⸗ völker in gemeinsamer Arbeit einander immer näher zu bringen.
Der Präsident der Pariser Handels kamm er antwortete:
Die Handelskammer in Paris ist den Präsidenten und den Mit. gliedern der kaufmännischen, gewerblichen und industriellen Vereine Berlins tief erkenntlich für die Wünsche, welche sie ihr aus Anlaß der Eröffnung der Weltaugstellung übermittelten. In den Eröffnungs⸗ reden, welche einen tiefen Widerhall in der ganzen Welt finden werden, baben heute der e g der Französischen Republik und der Handels Minister ihren Wünschen für den allgemeinen Frieden und die Ver einigung der zivilisierten Völker in gemeinsamer Arbeit Ausdruck ver⸗ liehen, Gefühlen, welche die der Nation sind und völlig denen entsprechen, die in Ihrem freundschaftliche: Telegramm enthalten sind.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die deutsche überseeische Auswanderung im März 19800 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Es wurden befördert deultsche Auswanderer im Monat Mär; über 1900 1899 J 741 d 714 deutsche Häfen zusammen 29090 1455 fremde Häfen (soweit ermittelt) 359 38 . überbauyrxr Ddr IT. Aus deutschen Häfen wurden im März 1900 neben den 20h deutschen Auswanderern noch 20 671 Angehörige fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 11 833, Hamburg 8783.
Saccharinerzeugung in Deutschland.
In Deutschland wurden nach einer Zusammenstellung in der Zeitschrift für Sozialwissenschaft“ an Saccharin erzeugt: 18951ñ96 von 3 Fabriken ; 33 528 kg, 1896/97 . 4 8 34 682. 1397198 5 ö. 18 363, 1898/93990 5 ö. w Gine Produktion von 132287 kg entspricht, wean man einen 300 fachen Süßwerth dez Saccharias gegenüber dem Zucker zu Grunde legt, einer Zuckermenge von rund 800 000 Ztrn. Es sind dies Ho /) der gleichzeitigen Rü benzuckererzeugung von 16 270 000 Zirn.
Zur Geschichte des Getreidepreises in Süddeutschland.
Es betrug in Bayern nach dem ‚Statistischen Jahrbuch für das Königreich Bayern“, Jahrgang 1899, . der der höchste der niedrigste gegen den Preis
durchschuttliche durchschtlttliche Jahrezpreiß in, Pzenßen 3. ,
S pro 100 kg 6G pro 100 g S pro 100 Eg 1815 17,30 — — — 181620 25. 05) 49,58 1202 20, 52 1821 —ů0 12,22 1616 8, 44 12, 14 1831 — 49 14.19 18 54 10,90 13, 84 1841 —50 1829 28,42 12.88 16, 7d 1851 —609 21,77 30, 16 14,88 21,14 1861 —7060 2105 23, 26 15 96 20 45 1871 —80 2476 29,58 21,66 22 32 1831 — 90 20,73 24 88 18,62 18.93 1891 —93 18,17 23,50 1420 —
Die für die Jahre 1813 bis 1855 und 1869 bis 1898 angegebenen Preise beziehen sich aaf die Ducchschnitte für das Königreich, diejenigen für die Jahre 1856 bis 1868 sind Schrannenpreise von München.
Zur Arbeiterbewegung.
Wie die Zeitschrift Der deutsche Dachdecker, mittbeilt, hatte die hiesige Freie Janung des Dach, Ziegel ⸗ und Schieferdecker⸗ Handwerks am 12. d. M. sämmtliche selbständigen Dachdeckermeister in Berlin und Umgegend, auch diejenigen, welche nicht der Innung angehören, zu einer Besprechung über die Lohn⸗ frage der Gesellen eingeladen. Von der Versammlung wurde einstimmig folgender Beschluß gefaßt: In Erwägung, daß die Gesellen beschlossen haben, über einjelne Geschäfte die Sperre zu verhängen, wird von der versammelten Messterschaft beschlossen, wenn die Gesellenschaft ihren Entschluß am 18. d. M. zue Ausführung bringt, die sämmtlichen bei hiesigen Meistern in Arbeit stehenden Gesellen auszusperren“. .
In Dortmund haben, nach der ‚Rh. Westf. Ztg., die seit längerer Zeit n n, n,, der Schuhmacher⸗ gesellen mit den Arbeitge ein vorläufiges Ende erreicht, nach⸗ dem der von den Gejellen aufgestellte, um etwa 15 bis 20 ‚ gegen früher erhöhte Lohntarif in der Hauptsache die Zustimmung der Meister gefunden hat. (Vergl. Nr. 38 d. Bl.)
Demselben Blatt zufolge ist auch in der Weberei von J A. Brunner zu 3 wo sämmtliche Weber gekündigt hatten, durch gegenseitige Zugeständnisse eine Einigung ernielt worden, sodaß die Arbeiter ihre Kündigung zurückgezogen baben.
In Krefeld sind über 70 Arbeiter der Mercerisier-⸗Anstalt Pannes u. Comp. ausständig geworden.
Der im vorigen Monat ausgebrochene Ausstand der Tapezierer⸗ gehilfen Leipzigs ist, wie die ‚Lpz. Ztg.‘ berichtet, beendet, nachdem die Gehilfenforderungen, 100½ Lohnerhöhung und 45 3 Mindestsftundenlohn, von den Meistern bewilligt worden sind. (Vergl. Nr. 81 d. Bl.) — Die dortigen Marmorarbeiter haben der Arbeit⸗ gebervereinigung durch ihre Tarifkommission folgende Forderungen vorgelegt: Neunständige Arbeitszeit, 50 o /a Zuschlag auf Ueberstunden⸗ und Sonntagsarbeit, 2, 50 S lAuelssung für auswärtige Arbeiten, Mindeststundenlöhne von 59 3 für die Hauer (bei Arbeiten außerhalb der Werkstatt 55 ) und von 40 3 für die Schleifer (außerhalb der
Werkstatt 45 3). Diesen Forderungen enüber sind die Arbeit- eber ju folgenden Bewilligungen bereit: 94 stüändige Arbeitszeit, 40 3
tunderlohn ger Hauer, 35 8 für Schleifer und 35 3 für Gehilfen im 1. Halbjahr nach der Lehre, 10 3 Zuschlag auf jede Stunde Ueberseit oder Sonntagsarbeit und 2 46 Auslösung bei auswärtigen Arbeiten. Für den Fall, daß keine Einigung erzielt wird, ist seitens der Arbeiter der allgemeine Ausstand beschlossen worden.
Kunst und Wissenschaft.
Die Ausstellung der Freiherrlich von Lipperheide⸗ schen Kostümbibliothek in Lichthof des Kunstgewerbe— Museums mit ihrem vielseitigen Material aus der Geschichte der Moden und Trachten wird von Fachleuten und Kunstfreunden aller Kreise lebhaft besucht. Die Ausftellung ist in manchen Gruppen 6 weiter ergänzt worden und wird noch einige Zeit geöffnet
eiben.
Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hatte am Mitt woch im großen Saale des Künstlerhauses (Bellevuestraße 3) einen . end für Emailkunst veranstaltet. Nachdem durch die
usstellung der Emallmalereien von Hubert Herkomer im Schulte'schen Salon das Interesse weiter Kreise für diefe edle Technik wieder an= geregt worden ist, erschien es angezeigt, auch über das, was in Berlin auf diesem Gebiete geleistet wird, Rechenschaft zu geben. Es waren daher einerseits stattliche Proben der seit dreißig Jahren hier blühenden Industrle des Grubenschmelzes aus den Werkstätten von A. Stübbe und E. Grohmann ausgestellt, andererseits treffliche Malereien verschtedener Technik und Stilrichtung aus der Email klasse am Kunstgewerbe. Museum, die ven G. Bastanier erfolgreich gelettet wird, sowke von dem Landschaftsmaler C. C. Schirm, der sein neues, für größere monumentale Aufgaben geeignetes Ver⸗ fahren persönli erläuterte. Einen eingehenden Vortrag aus der Geschichte und Technik der Emailkunst hielt Direktor F. Luthmer von der Kunstgewerbeschule in Frankfurt a. M. Er würdigte die technischen Schwierigkeiten dieser edlen Feuerkunst, schilderte die Anwendung des Grubenschmelzes im Mittelalter am Niederrhein und die Kunst von Limoges und sprach zum Schluß den Wunsch aus, daß das Email auch bei uns heute wieder mebr Freunde und Besteller finden und besonders auch von Künstlern zur Wiedergabe ihrer eigenen Schöpfungen benutzt werden möge.
Die von der „Gesellschaft zur Förderung der Känste' in Moskau veranftaltete deutsche Kunst⸗ und Gemälde⸗Ausstellung ist, wie. W. T. B.“ meldet, Ende voriger Woche von dort nach St. Petersburg überführt und in den Sälen des Hauses des Herrn von Derwies dem Publikum zugänglich gemacht worden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch der Maul, und Klauenseuche unter Schweinen ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlachtviehhofe zu Dresden und der Ausbruch und das Erlöschen der Maul. und Klauenseuche unter Schweinen vom Schlachtviebhofe zu Nürnberg am 14 April, der Ausbruch und das Erlöschen der Maul, und Klauenseuche unter Rindern vom Schlachtoiehhofe zu München am 14. April und vom Schlachtvieh⸗ hofe zu Bremen am 15. April, das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche vom Schlachtviehhofe zu Dresden am 15. April.
Uruguay.
Zufolge Beschlusses des National Gesundheitsraths in Montevideo vom 15. v. M. ist die s. 3. für Schiffe aus Paraguay an—⸗ geordnete sanitäre Beobachtung aufgehoben worden. Es sollen die Schiffe und die Kleidungsftücke der Mannschaft und der Reisenden fortan nur desinfiziert werden. (Vergl. ‚R. Anj.“ Nr 305 vom 28. Dezember v. J.)
⸗ Egypten.
Der Internationale Gesundheitsrath in Alexandrien hat be⸗ schlofsen, vom 3. d. M. ab gegen die Herkünfte aus Sydney das Pestreglement in Anwendung zu bringen.
London, 16. April. (W. T. B.) Nach einer Meldung des Reuter'schen Bureaus' aus Perth in Australien von gestern sind ,, an der Pest jwei Personen erkrankt und eine Person gestorben.
Teheran, 17. April. (Meldung des Reuter'schen Bureaus‘).) In verschie denen Ortschaften des Distrikts Dschuanru, in der Nähe der türkischen Grenze, etwa 40 Meilen nordwestlich von Kirmanschabh, ist die Pest aufgetreten. Seit dem Ausbruch der Krankheit, vor drei Wochen, sollen 195 Personen gestorben sein.
Theater und Musik.
Im Königlichen Ovpernbause wird morgen Richard Wagner 's Oper ‚Tannbäuser“ (Pariser Einrichtung) unter Kapell⸗ meister Strauß' Leitung gegeben — Seine Majestät der Kaiser und König ließ nach der Vorstellung der Oper „Der Freischütz' am Ostersonntag durch den General Intendanten, Grafen von Hochberg, sämmtlichen Mitwirkenden Allerhöchstseine besondere Zufriedenheit und Anerkennung übermitteln.
Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Ernst von Wildenbruch's Schauspiel ‚Die Tochter des Erasmus“ zur Auf⸗ führung. — Am Dienstag, den 24. d. M., gebt zum ersten Male Otto von der Pfordten's Schauspiel Der König von Rom“ in Scene. — Der gestrigen Aufführung von Josepyh Lauff 's bistorischem Schauspiel „Der Eisenjahn / wohnte Seine Majestät der Kaiser und König mit den fünf ältesien Prinzen Söhnen bei. Nach der Vorstellung ließ Aller⸗ höchstderselbe durch den General⸗Intendanten, Grafen von Hochberg, sämmtlichen Mitwirkenden Allerböchstseine besondere Zufriedenheit und Anerkennung aussprechen.
Im Reuen Königlichen Opern ⸗Theater findet morgen Nachmittag um 25 Uhr eine Schülervorstellung statt. Zur Aufführung gelangt Schiller's Schauspiel Wilhelm Tell. — Am Sonntag wird die Operette Die Fledermaus‘ in der bekannten Besetzung gegeben.
Im Sch il ler · Theater konnen von Ibsen's dramatischem Gedicht Brande nur noch drei Wiederholungen stattfinden, und zwar morgen, Mittwoch, am Freitag und Montag nächster Woche, da die erste Auf⸗ führung bon Niobe“, Schwank in drei Atten nach Hariy und GE. A. Paulton von Oskar Blumenthal, bereits für Mittwoch, den 25. d. M., in Aussicht genommen ist. In Verbindung mit „Niobe“ geht „Der Diener zweier Herren‘, Lustspiel in zwei Auszügen von Goldont, in Scene.
Die Besetzung von. Minna von Barnhelm' in der am Freitag im Neuen Theater stattfindenden Wohlthätigkeitsvorstellung ist neben Frau Hedwig Niemann -⸗Raabe als Franziska und Frau Nuscha Butze als Minna folgende: Tellhein: Hans Kuhnert; Werner: Willy
eters; Just: Claudius Merten; Riecaut: Friedrich Holthaus; Wirth: Ecar von Fielitz; Vame in Trauer: Lilly Schwendemann. Der Vorverkauf findet an der Tageskasse des Neuen Theaters statt.
Bel dem morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marien⸗ kirche stattfindenden Orgelvortrage des Herrn Musik⸗Direktors Otto Dienel wirken mit: Fräulein Hanna Kirchhoff, Fräulein Marie Albrecht, Fräulein Hedwig Lemm aus Bromberg, Herr Carl Raché, Herr Otto Termin ( Violoncellist) und Herr Wilbelm Schmidt (Organist der Trinitatiskirche). 2 Dienel spielt ein Oster⸗Präludium von Bach. Der Eintritt ist fre