ventionierten Ausbildungs-Institute oder an solche,
welche Schüler eines dieser Institute gewesen find, ohne Unter⸗
schied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Natio⸗ nalität nach dem freien Ermessen des Kuratorium.
Sämmtliche Bewerbungen nebst den Nachweisen über die Erfüllung der oben gedachten Bedingungen und einem kurzen, selbstgeschriebenen Lebenslauf, in welchem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind nebst einer Bescheinigung der Reife zur Konkürrenz durch den bisherigen Lehrer oder dem Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Anstalt bis zum 1L. Juli er. an das Kuratorium für die Verwaltung der Felix Mendelssohn⸗Bartholdy⸗Stipendien Berlin W., Pots dam erstraße 120, einzureichen.
Den Bewerbungen um das Stipendium sowie um Unter⸗ stützungen für Komponisten sind eigene Kompositionen nach freier Wahl, unter eidesstattlicher Versicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihilfe ausgeführt worden ist, beizufügen.
Die Verleihung des Stipendiums und der Unterstützungen für ausübende Tonkünstler erfolgt auf Grund einer am 29. September cr. in Berlin durch das Kuratorium abzu⸗ haltenden Prüfung. .
Berlin, den J. April 1900.
Der Vorsitzende des Kuratoriums. Joachim.
Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz. Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:
1) der Allerhöchste Erlaß vom 5. Februar 1900, betreffend die Verleihung des Enteignangsrechts an die Stadtgemeinde Oppeln zur Entziehung oder, soweit dies ausreichend ist, zur dauernden Be⸗ schränkung des zur Einlegung eineöt Stammkanals in die auf der rechten Seite des Winterhafeng projrktierte Uferstraße erforderlichen Grundeigentbums, dutch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 12 S. 87, ausgegeben am 23. März 1990;
2) der Allerhöchste Erlaß vom 5. Februar 1900, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Moselbahn⸗Attiengesellschaft zu Köln, zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des jzum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Trier nach Zell mit Fortsetzung bis zum Bahnbofe Bullay der Gisenbahn Trier —= Koblenz in Anspeuch zu nehmenden Grundeigentbums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Koblenz Nr. 13 S. S3, ausgegeben am 15. März 1900 (iu vergl. die Bekanntmachung Nr 6 S. 53;
3) der Allerhöchste Erlaß vom 7. Februar 1990, betreffend Lie Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadt Köln zum Erwerbe des zur Anlage einer Zentral⸗Marktballz erforderlichen Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regieruag zu Köln Nr. 11 S. 91, aus zegeben am 14. Mätz 1990;
4) der Allerhöchst' Gal ß vom 7. Februar 1900, durch welchen der Geweinde Thale im Kreise Ascherel ben das Recht verlieben worden ist, das zur Herstellung der geplanten Wasserleitung erforder⸗ liche Grundtigenthum, soweit es sich im Privatbesitze befindet, im Wege der Enteignung zu erwerben oder, soweit dies ausreichend ist, mit einer dauernden Beschräntung zu belasten, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 10 S. 145, ausgegeben am 10. März 1900,
5) der Allerböchste Erlaß vom 21. Februar 1900, betreffend dle Verlelhung des Enteignungsgrechts a an die Samlandbahn . Aktien gesellschaft und b. an die Fischhausener Kreisbahn -⸗Attien gesellschaft zu Königsberg i. Pr. zur Entziebung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betriebe von Kleinbahnen zu a. von ö nach Warnicken, zu b. von Dellgienen nach Fischhausen in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 12 S. 157, ausgegeben am 22. März 1900.
Die Personal-Veränderungen in der Armee
befinden sich in der Ersten Beilage.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 18. April.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern Nachmittag den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke, und heute Morgen denjenigen des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.
Heute Mittag um 12 Uhr fand im Rittersaal des hiesigen Schlosses die Nagelung und unmittelbar darauf im Kapitelsaal die Weihe der dem Garde⸗Fuß⸗Artillerie⸗ Regiment und den Fuß-Artillerie⸗ Regimentern Nr. J bis 8, 14 und 16 zu ver⸗ leihenden neuen bezw. erneuerten Fahnen statt. An der Feier nahmen theil Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten mit den Prinzen Söhnen und der Prinzessin Tochter, die hier anwesenden Mit⸗ lieder des Königlichen Hauses, die im Garde⸗Korps ienenden und zur 39 bei ihren Truppentheilen anwesenden Prinzen aus regierenden deutschen Häusern, sowie die Gefolge der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften. Die Weihe vollzog der evangelische Feldpropst der Armee D. Richter.
Am 15. d. M. verschied hierselbst an Herzschwäche im 7Z3. Lebensjahre der Kaiserliche Gesandte a. D., Wirkliche Geheime Rath von Pfuel.
Geboren in Berlin am 13. November 1827, bestand der⸗ selbe im Juni 1853 das Referendar⸗Examen und arbeitete darauf kurze Zeit bei der Königlichen Regierung in Potsdam. Nachdem er sodann eine längere Reise nach Frankreich und Italien unternommen hatte, wurde er im Juli 1855 als Aspirant für die diplomatische Laufbahn i en und zunächst der Gesandtschaft in Brüssel attachirt. uf Grund des bestandenen diplomatischen Examens im März 1858 zum Legations⸗Sekretär ernannt, fungierte er als solcher bei den Gesandtschaften in Turin, Stockholm und Madrid und wurde im Mai 1865 mit dem Charakter als Legationsrath begnadet. Im Juni 1866 wurde er der Gesandtschaft in Konstantinopel vorübergehend überwiesen und drei Monate später in die politische Abtheilung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ein⸗ berufen, in der er — inzwischen nur auf einige Wochen als interimistischer Geschäftsträger nach Karls⸗ ruhe entsandt — thätig war, bis im September 1867 seine Ernennung zum Ersten Sekretär bei der Gesandtschaft in St. Petersburg erfolgte. Auf dem letzteren Posten wirkte
er fünf . worauf er im Oktober 182 zum General Tonsul in Bukarest bestellt wurde. Dezember 1875 wurde er auf den Gesandtenposten in Stockholm berufen, den er nahezu 13 Jahre lang bekleidete. Von dort im April 1838 abberufen, wurde er, unter Ernennung um Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat. „Excellen)“, . Antrage gemäß zunächst in den einstweiligen und im Januar 1894, ünter Verleihung des Kronen⸗Ordens erster Klasse, in den definitiven Ruhestand versetzt. .
Der Dahingeschiedene hat sich in allen ihm übertragenen Stellungen durch strenge Pflichttreue und besonders an⸗ erkennentzwerthe Leistungen hervorgethan.
Der Staatssekretär des Innern, Staats- Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner wird für kurze Zeit von Berlin dienstlich abwesend sein.
Der Regierungs-Assessor Steinmann zu Stallupönen ist dem Königlichen Polizei⸗Präsidium in Königsberg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen, der Regierungs⸗ Assessor Billroth zu Königsberg i. Pr. dem Landrath des Kreises Insterburg, Regierungsbesirk Gumbinnen, und der Regierungs-Assessor Wild, zur Zeit in Berlin, dem Landrath des Kreises Hadersleben, Regierungsbezirk Schleswig, zur Hilfeleistung in den landräthlichen hee zugetheilt worden.
ö — —
Dentsche Kolonien.
Einem Bericht des Oberleutnants Nolte, Stationschefs von JYoks im Schutzgebiet Kamerun, über eine kürzlich zum Besuch des Sultans von Tibati unternommene Expedition entnimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ nachstehende Mit⸗ theilungen: . .
Am 21. Dejember v. J. verließ ich mit 45 Soldaten die Station und erreichte am 23. den Wateort Chemme. Wie dem Kaiserlichen Goapernement bereits bekannt, hatte der Hiuptling von Chemme darüber Beschwerde geführt, daß ibm von Tibati fünf seiner Leute, welche er mit zwei Elefaatenzähnen in die größeren Tilarorte zam Einkauf von Stoffen entsandt hatte, abgefangen und jwei der⸗ selben getödtet seien. Ich hielt es für dringend nöthig, daß diese Angelegenbeit sofort versönlich von mir in Tibati ge— regelt werde. In Begleitung des Häuptlings Chemme langte ich am 2s. Dejember in Tibati an. Vier Marschstunden vor Tibati erschienen Boten des Sultans mit zwei durch einen Ledersteick an⸗ einander gefesselten Leuten, welche den Eesatz für die beiden getödteten Chemmeleute daistellen sollten. Ich befreite die beiden, zwei vor Jahren ge anzene Wute, und übergab sir Chemme, der sie sofort in seinen Ort schickte Ez begegnete mir nun eine Gesandtschist nach der anderen, die von dem Säaltan den Auftrag hatten, mich zu be—⸗ grüßen. An dem Stadtibor sollte ich warten, bis mich der Vertraute des Saltans, ein Mann Namens Abdul Kadri (gewöhnlich Kadrun genannt), in Empfang nähmeꝛ. Ich ignorierte natürlich diese Aufforderung und rückte ein. Kadrua, ein älterer, Vertrauen erweckender Mann, begegnete mir zu Pferde mit großem Gefolge gleich darauf auf der Hauptstraße, begrüßte mich, schwenkte dann ein und setzte sich an die Spitze meines Zuges. So geleitet, erreichte ich den Platz vor dem vroolsorischen Sultanspalais, der von einer 2000 bis 3000 köpfigen bewaffneten Menschenmenge an gefüllt war. Ich ließ aufmarschleren und erwartete, selbst zu Pferde sitzend, den Sultan. Alz er nicht kam, ließ ich ibn herausrufen. Er erschien auch alsbald mit seinem ganjen Gefolge und begrüßte mich, worauf ich zi dem mir angewiesenen Gehöft abrückte.
Das eigentliche Palaver, dem der Häuptling Chemme als Kläger beimohnte, fand Nachmittags in meinem Gehöft statt. Sultan Chorima erklärte, der Herr Kommandeur“) habe ihm seiner Zeit er öffnet, daß jetzt alles Elfenbein zum Verkauf nach Joks zu bringen sei. Er habe daber die fünf Chemmeleute in bester Absicht für Nicht- befolgang dieses Befebls bestrafen wollen. Ich belehrte ihn nun über das Falsche seiner Auffassung und drohte, ihn aufs Aller— strengste zu bestrafen, falls er es nochmals wagen sollte, gegen direkte Unterthanen der Station selbst etwas ju unternehmen. Die übrigen Gefangenen gab er soort zurück und zahlte, abzesehen von den beiden freigelassenen Wäte, noch eine Entschädigung in Haussa— gewändern. Ich benutzte die drei Tage meines Aufenthalts in Tibati, um mich mögzlichst über die inneren Verhältnisse dieses Fulla⸗Staates zu unterrichten und die angesehensten hobe Aemter bekleidenden Per—⸗ sönlichkeiten kennen zu lernen. Das Fullawort für „Fürst“ ist Lamido oder Lamu. So beißt der j tzige Saltan Chiroma Lamu. Der frühere, jetzt in deutscher Gefangenschaft befindliche biet mit seinem arabischen Namen Mohamed, der auch Mahama, kurz Mama, ausge⸗ svrochen wird. Er wurde also Mahama oder Mama Lamu, d. h. Fürst Mama, genannt. In der Stadt herrschte reges Treiben. Vor Sonnenaufgang erschallte das Allabgeschrei des Imams von der Moschee sowie auch von den kleinen, an den Straßen gelegenen öffentlichen Gebetplätzen. Um 6 Ubr früh begann sodann das Marktgetriebe. Bis in die Dunkelheit hinein wogte dort eine große Menschenmenge. In den Verkaufsbuden wurden außer Genußmitteln, wie Rind fleisch, Milch, Butter, Salz, Zwiebeln, süß⸗ Kartoffeln, Durrha⸗Bier u. s. w. und Haussa Artikeln als Zeuge, Korb geflechte, Lederwaaren u. s. w, auch Waaren englischen Ursprungs feilgeboten. Bezablt wurden die Waaren in Kauris. An den Straßen hockten Bettler mit körperlichen Gebrechen, die von den Vorübergehenden gefüttert werden, Suppe und Fufu⸗Verkäaferinnen vriesen auf der Straße mit gellendem Geschrei ihre Waare an — 5 Kauri für eine kleine Kalebasse —, und Käufer von Pferden versuchten mit den zu erstehenden Thieren die gewagtesten Reiterkunststäcke auf der Haupt- ftraße. Aus allem konnte ich ersehen, das das Leben in der Stadt alsbald sein alltägliches Gepräge angenommen hitte.
Die Gelegenheit meiner Anwesenheit in Tibati wollte ich daju benutzen, um, auf einem Umwege nach Mols zurückkehrend, einerseits die Stromverhältnifse des Dizrem, andererseits die früher zu Tibati, jetzt zur Station gehörigen Wuteorte Jingandi und Wungzere kennen ju lernen. Am 30. Dezember verließ ich die Stadt und trennte mich am Mao Meng (aicht Mao Bele), auf dessen rechtem Ufer Tibatt liegt, mit acht Soldaten von dem übrigen Detach ment, das unter ,, . farbigen Unteroffiziers direkt nach dem Djerem marschierte. Ich selbst fubr ju Wasser den Mao Meng abwärts. Die mir vom Sultan zur Verfügung gestellten zwei Kanus (Einbäume) hatten big ber nur jum Uebersetzen über den 40 bis 50 m breiten . gedient und waren von plumper, schwerfälliger Bauart. Das Flußbett des Mao Meng ist tlef eingeschnitten. Zar Zeit lag der Wasserspiegel 6 bis 7 m unter dem ge vachsenen Boden, und so bildeten die Ufer zumeist senkrechte, wie Lehm mauern aus dem Wasser aufragende Wände. Zahlreiche Sandbänke waren jetzt zur Trockenzeit sichtbar, doch gewährte das Fahrwasser — von mindesteng 1 m Tiefe — ein sicheres Passieren. Infolge der zahllosen Schlangen windungen des Flusses gelangte ich 4 am 31. Dezember, 9 Uhr Vormittags, in den Djerem, der hier eine Breite von j50 bis 200 m bat und im übrigen zunachst denselben Charokter zeigt wie der Mao Meng, sich aber nach einigen Stunden bis zu 300 m verbreitert, indem zugleich seine Ufer mehr und mehr verflachen. Die Vogel⸗
= Der Kommandeur der Kalserlichen Schutztrupe.
*
welt, die im Mao Meng ungemein zahlreich und vielfältig 0 gewesen, wurde ö dagegen zeiate sich af r! eren ö. and Krolsdile. Die
bietet überall dasselbe Bild:
von Buschstreifen darchjogen, dog. stämmigen Fächerpalmen und in der Nähe des Wasserg Wen palmen. Ih hatte ursprünglich die Hoffnung, vielleicht wenn es auch wenig wahrscheinlich war — bis zu den Nachtigal⸗ schnellen offenes Fahrwasser zu finden. Doch zeigten sich vereinzelte, dann allmählich die ganze Breite des Fl ausfüllende Felsen, die, dicht unter der Oberfliche dez Wiassers befindlich, Scnellenbildung verursachea. Ya ich jenseitz wieder offenes Wasser sah, versuchte ich ju passteren. Beine Kanus fuhren jedoch ö voller Fabrt auf. Ihrer klobigen
itere Umgebung beider BVellige, hügelige Gra zsabnnn mit vielen einzeln st-henden k;
Bauart ist zu verdanken, daß sie nicht zerbrachen. enn au Gepick und die Waffen unter Wasser gerlethen. so konnte . nach mehrstündiger Arbeit an das rechte Ufer geschafft werden. In dem unweit gelegenen Dorfe Galadima Beia nahm ich Quartier. Gegen Abend langte hier auch die Hauptkolonne an. Da diese zwei sehr an. strengende Marschtage hinter sich hatte. so blieb ich am 1. Januar hier Den 2. Jaguar benutzte ich, um drei Marschstanden unterhalb gelegene Fälle zu besuchrn. Das Flußbett ist hier in seiner ganzen Beete von etwa 307) m mit einem Gewirr von riestgen Felsblöcken angefüllt Jätzt zur Trockenzeit zwängte sich das Wasser hauptsächlich durch drei größere Felsenrinnen hindurch. In der größten, 20 bis 30 m breiten stärzte die Wassermasse in mehreren Stufen mit donnerndem Ger zse etwa 20 m tief binab, Ja der Regenzeit, bei 6 m höherem Wasser. stand, müssen die ‚Beiaschnellen ein imposantes Shausplel dar. bleten. Noch an demselben Tage setzte ich dicht unterhalb FGaladima Beia über den Dierem und nahm in dem kleinen Beiadorfe Damßons Quartier. Während die am Mao Meng in vielen kleinen zu Tibati gebörigen Farmen ansässige Bevölkerung ausschließlich dem Mbumstamme angehört, sitzt hier auf dem linken Ufer des Di rem ebenfalls in kleinen zerstreut liegenden Farmdörfern der Beiastamm. Auf dem rechten Djerem Ufer wohnen Wute und Beia gemischt. Mbum sowobl, wie Wute waren sehr zutraulich, dagegen fin das schzue Wesen der Beia sebhr auf. Meine gleich anfängliche Vermuthung, daß die Beia mit den . Baja“ Möjon's identisch seien, wurde sväter bestätigt. Wie nämlich meine Nachforschungen ergaben, siad dieselben vor Beginn der Belagerung Ngambesz, also vor etwa 13 Jahren, von Kunde aus nach Westen gezogen. Ste unterstellten sich gleich damals freiwillig der Herrschaft Tibakin. Die winigen vor mir erschlenzgen B-iamännner belehrte ich über die guten Absichten der deutschen Regierung und forderte sie auf, diese ihren Stam mesgenossen mitzutheilen. .
In drei statken Tagemärschen in südlicher Richtung erreichte ich sodann von Dambons aus das 45 Marschstunden östlich des Dieren gelegene Jangandi und in einem weiteren Tagemarsch in südwesitlicher Richtung das 25 Marschstunden westlich des Djerem gelegene Wangere. Auf der ganzen Strecke von Damboné bis Jangandi berührte ich nur die zwei kieinen Wutedörfer Jangwa und Jamkä, Bei jedem dieser, beiden Orte wie auch dicht unterhalb Wangere konstatierte ich weitere starke Schnellen im Djerem, die allerdings weniger bedenkend wie die Beiaschnellen sind. Jangandi jählt etwa 2097, Wangere nur 100 Häuser. Eingerechnet die Bevölkerung der Farmdörfer, mag jeder der beiden Drte etwa 809 bis 1200 Einwohner zählen. Ueberall war die Auf. nahme eine vorzügliche. Die Leute sind offenbar darüber erfreut, daß sie das durch Aogaben an Sklaven, Elfenbein und Getreide fowie durch Gewaltthätigkeiten aller Art lästige Fullaloch gegen die deutsche Herrschaft vertauscht haben. Oestlich und südöstlich der beiden Dorfer sitzt der anscheinend zahlreiche Keperrestamm. Der auf den Karten angegebene Name „Buna“ soll im allgemeinen „Busch⸗ gegend“ bedeuten, in diesem Fall das Land der Keperre. Der ebenfallg auf den Karten verzeichnete Name Betekke“ war dagegen überall un—⸗ belannt. Nach übereinstimmenden Aussagen der Beia und Wute liegen oͤstlich der von Ersteren bewobnten Gegend am Djerem und nördlich von Jangandi, also westlich von Kunde, große, völlig unbewohnte Land- striche. Ein direkter, viel benutzter Weg von Jangandi nach Ngäm dere existiert nicht. Von einem „direkten Handelswege! von Joks über Wungere — Jangandi nach Ngämdere — der früher erwähnt wurde — kann aber auch schon deshalb nicht gesprochen werden, weil Wungere, wie meine Routenaufnahmen ergaben, wesentlich südlicher und auch östlicher liegen muß, als es auf den Karten an⸗ gegeben ist. Vier Tagemärsche in westlicher Richtung, von denen zwei durch unbewohnte Gegend führten, brackten mich von Wungere nach Station Jols zurück, wo ich am 12. Januar wieder anlangte.
Oesterreich⸗ Ungarn.
9 Wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, hat der Abg. Kramarc in einer in Semil gehaltenen Rede angekündigt, daß die Czechen gegen die Investitionsvorlagen, das Investitions⸗ budget und das provisorische Budget Obstruktion machen würden, falls ihnen nicht vor der Eröffnung des Reichsrathg die czechische Amtssprache eingeräumt werde.
Großbritannien und Irland.
Die Königin hat, wie das „Reuter'sch: Bureau“ meldet, die Einladung, Belfast zu besuchen, abgelehnt, weil Allerhächst⸗ dieselbe sich entschlossen habe, während ihres Aufenthalts in Irland von jeder ermüdenden Reise abzusehen, von der an— genommen werden könne, daß sie dem günstigen Einfluß ent⸗ gegenwirke, welchen der jüngste Luftwechsel auf die Königin ausgeübt habe.
Frankreich.
Der Präsident Loubet besuchte, wie W. T. B.“ be⸗ richtet, gestern Morgen die russische Abtheilung der Weltausstellung auf dem Trocaderg in Jegleitung der Minister Millerand und Delcass6. Der Präsident wurde von dem russischen Botschafter Fürsten Urussow und dem General⸗Kommissar Fürsten Tenischeff empfangen. Der Zeremonie wohnten auch die Emire von Khiva und Bochara bei. Der Fürst Urussow führte den Präsidenten unter den Klängen der Marseillaise und der russischen Nationalhymne in den Ehrensaal und überreichte 9 im Namen des Kaisers Nicolaus die aus Marmor und Edel. steinen gefertigte Reliefkarte von Frankreich. Der Präsident Loubet dankte für diese erneute Bezeugung der freundschaft⸗ lichen Gesinnungen, welche die beiden Völler verbanden. Hierauf besuchte der Präsident das russische Dorf, woselbst ihm Madame Takunschikoff im Namen der Großfürstin 2 w. dem russischen Brauche gemäß, Brot und Sal arbot.
Italien.
Der Botschafter Graf Lanza wird, dem ‚ W. T. B.“ zufolge, heute von Rom nach Berlin abreisen.
Spanien.
Der Finanz⸗Minister Villaverde bereitet, wie dem T. B.“ berichtet wird, einen Entwurf von Bestimmungen
W. fũr die Konvertierung der Staatsschulden vor. So
bald der Erfolg der Konvertierung bekannt sei, werde das Ministerium schãftigen.
berichtet:
sich mit der bereits angekündigten Anleihe be⸗
ö Vortngal. Aus Lissabon meldet W. T. B.“, der dortigen Tele⸗
enverwaltung sei untersagt worden, Sympathie⸗Tele⸗ RNareuil zuzustellen. — Ein ö. des Blattes Patria“ O
Durchzug britischer Truppen durch Mogambigque
ö sbermitteln, üsse feststellen, daß die portugiesische Universität nicht Das Blatt kündigt an, daß es Listen für eine Protest⸗
Niederlande.
Hegenbesuch ab. Die Mitglieder der Misfion nahmen mit
e der republikanischen Partei in Lissabon dem Dr. Leyds y Angehörigen des gefallenen Obersten Villebois⸗ porto berichtet, daß die Zensur verboten habe, dem Dr. Leyds eine Kundgebung der dortigen Studierenden sen den rn. owie diese Kundgebung den ausländischen niversitäten zu übersenden. In der Kundgebung heiße es, nan nl ed cherischen Irrwegen der Regierung mitschuldig ndgebung seiner Leser auflege; die Namen der Unterzeichner . es sodann veröffentlichen. Der Minister des Auswärtigen de Beaufort stattete, wie B. T. B.“ meldet, gestern im Haag der Burenmission einen den Gesandten Dr. Leyds und Dr. Müller gestern Abend m einem Diner bei dem Minister⸗-Präsidenten Pierson theil.
Amerika. Aus Washington wird dem „Reuter'schen Bureau“ Da der Sultan, entgegen seinem bereits vor ß Monaten gegebenen Versprechen, immer noch nicht m die amerikanischen Missionare die Entschädigung für
he Zerstörung des Eigenthums derselben im Gesammt⸗
verthe von 96 000 Dollars, die während der armenischen Rirren erfolgt sei. habe zahlen lassen, seien die diplomatischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Türkei jetzt sehr gespannt, und da die Diplomatie anscheinend ihre im , erschöpft habe, komme z möglicherweise dahin, daß der Staats⸗Sekretär Hay dem ürkischen Gesandten seine Pässe schicke. .
In Kingston (Jamaica) ist aus Columbien die Nach⸗ richt eingetroffen, daß bei Matumundo und Pradera zwei große Schlachten stattgefunden hätten, in welchen die Lufständischen völlig geschlagen worden seien und . Verluste an Todten, Verwundeten und Gefangenen ge⸗ abt hätten.
Asien.
Die „Times“ veröffentlicht das nachstehende Telegramm aufß Lahore vom gestrigen Tage: Die „Civil and Military Gazette“ veröffentlicht einen Brief des Emirs von Afghanistan an einen vertrauten Diener, in welchem er darüber Klage führt, daß jetzt, wo Afghanistan auf allen Zeiten bedrängt werde, die britische Regierung keinerlei Interesse an ihm zu nehmen scheine und sich bei Seite halte. Jedesmal, wenn er bei einem russischen Angriff einen Gegen⸗ zug angeregt habe, sei er ohne Antwort von der indischen Regierung geblieben; nur der Vorschlag sei ihm gemacht worden, Afahanistan möge zu dem Bau von Eisenbahnen und Telegraphenlinien seine Zustimmung geben. Das sei aber un⸗ möglich, da es ein Mittel sein würde, Afghanistan zu ruinieren. Der Emir schließt: „Trotz aller dieser Sorgen habe ich mich A Jahre lang als festen Bundesgenossen der britischen Re— gierung bewährt, nun aber muß ich der indischen Regierung sagen, daß jetzt die Zeit zu Thaten ist, nicht zu Reden.“
Afrika.
Aus Djibuti berichtet die „Agence Havas“, daß die Mahdisten vor den Verstärkungen, welche der Negus Menelik seinen Truppen gesandt habe, nach den inneren Theilen der Landschaft Ogaden geflohen seien. Die Abessynier seien nach Harrar zurückgekehrt.
Die amtliche „London Gazette“ veröffentlicht Depeschen der Generale Sir Redvers Buller und Sir Charles Warren über die Vorgänge beim Spionkop und ferner eine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts an das Kriegsamt, in welcher die erwähnten Depeschen der beiden anderen Generale besprochen werden. Nachdem Lord Roberts betont hat, daß in diesen Depeschen der DOperationsplan nicht klar dargelegt worden sei, tadelt , daß der General Sir Charles Warren an dem von Sir Redvers Buller vorgeschriebenen Plan Aenderungen vorgenommen habe, und bedauert, sich der Ansicht des ersteren nicht anschließen zu können, daß der Oberst Thorneykroft dorsichtig gehandelt, indem er den Rückzug vom Spionkop angeordnet habe. Lord Roberts findet im Gegentheil, daß dieser 2 über dessen persönliche Tapferkeit er sich höchst lobend auespricht, nicht zu entschuldigen sei, daß er eine solche Ver⸗ antwortlichkeit übernommen habe. Lord Roberts bedauert ferner, daß der General Sir Charles Warren, obgleich er die kritische dage der Truppen gekannt, nicht persönlich den Spionkop auf⸗ gesucht habe, und stimmt mit Sir Redoers Buller darin überein, daß es an der nöthigen Organisation und an dem Hiematischen Vorgehen gefehlt, was in sehr ungünstiger
lise auf die Vertheidigung dieser Stellung zurückgewirkt habe; auch hält Lord Roberts dafür, daß dieser Verfuch, adysmith zu befreien, der gut vorbereitet gewesen ä, hätte gelingen müssen. Der Mißerfolg sei theil⸗ weise dn, Terrainschwierigkeiten und den domini⸗ renden Stellungen des Feindes, aber wahrscheinlich auch 23 Mangel an Urtheilefaͤhigkelt und adminiftrativer Tüchtig⸗ leit des Generals Sir Charles Warren zuzuschreiben. Was r Fehler aber auch der letztere begangen haben möge, fo ni man doch den Mißerfolg auch dem Umstand zuschreiben, aß der Oberbefehlshaber seine Autorität nicht genügend zur
eltung zu bringen gewußt und es unterlassen habe, sich davon 1 ih egen, daß seine Befehle auch ausgeführt würden. e. Roberts konstatiert schließlich mit Genugthuung, daß, wie den Depeschen Sir Redvers Buller's und Sir Charles arren's hervorgehe, die Haltung der Truppen bewunderns—⸗ verth gewesen 5 lo Det Feldmarschall Lord Roberts telegraphierte aus emfont ein vom gestrigen Tage: Die Engländer in Pebrener sind noch immer von den Buren eingeschlossen. een solle aber nicht recht energisch angreifen, da er 6 seiner Verbindungen besorgt sei. Die britischen Entsatz= ji rien näherten sich Weppener von zwei Seiten, über dann urg und über Rouxville. Bei der Wiederbesetzung hann auß ville durch den General Brabant am 15. 8. M. um ch die Buren zurückgezogen. Der General habe wichsige
1 ungen vorgenommen. on Jr Times“ wird unter dem 15. d. M. über Weppener
ammersbherg gemeldet: Am Freitag Morgen machte
die Mitglieder begräßte und die Wänsche des Pap
jedoch nach , , . Gefecht zurück iehen. Den ganzen Tag über wurden rund um unsere Stellung einzelne Schuͤsse abgegeben, aber der Angriff läßt anschein end nach, obwohl längs der feindlichen Stellungen eine Anzahl frisch aufgeworfener Schanzen sichtbar sind. .
Nach einer Meldung des Feldmarschalls Lord Roberts vom 17. d. M. berichtete der General Settle aus Kenhardt, daß etwa 200 Transvaal⸗Buren am 13 April einen ent⸗ schlossenen Angriff auf Dopas Poort gemacht hätten, dieser Ort jedoch von einer Abtheilung irregulärer Reiter gehalten worden sei. Die Engländer hätten zwei Todte und einen Verwundeten verloren, der Verlust des Feindes lei erheblich.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Maseru vom 16. d. M.: Patrouillen der Buren berichteten von dem Vor⸗ rücken britischer Truppen zum Entsatze von Weppener. Die ö der Burenstreitkräfte solle darauf dringen, die
elagerung aufzuheben; der Kommandant Ollivier aber widersetze sich diesem Schritte.
Dasselbe Bureau meldet aus Beira vom 14. d. M.: Drei Transportschiffe mit australischen Buschmännern an Bord sind hier eingetroffen.
Der bei den Truppen des Obersten Plumer in Gaberones befindliche Korrespondent des „Reuter'schen Bureaus“ telegraphierte unter dem 6. d. M.: Die feindliche Artillerie vor Mafeking hat ausgezeichnete Bespannung. Die Maschinengeschütze find auf leichten Fuhrwerken montieri, . wird von vier kräftigen Pferden gezogen. Unsere letzten
kundungsmärsche im Marico⸗Distrikt ergaben, daß die Saaten vorzüglich 33. Es sei unwahrscheinlich, daß die Transvaaler Mangel an Lebensmitteln hätten. ö as „Reuter'sche Bureau“ meldet aus London, nach den daselbst eingetroffenen Nachrichten habe die Besetzung von Tuat und Iglis durch die Franzosen große Er⸗ regung in den amtlichen Kreisen Marokkos verursacht. Ein . Beamter sei gestern in London eingetroffen, um formellen Protest zu erheben. Es werde befürchtet, baß der wichtige Handel mit Tafilelt zum Nachtheil des marokkanischen Schatzes nach Algerien werde abgelenkt werden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Nach einem Telegramm des Londoner „Daily Telegraph“ aus New York vom gestrigen Tage ist es bei den Dam marbeiten am Croton⸗ fluß, welcher New Jock mit Trinkwasser versorgt, zu ernsten Unruhen gekommen, da sich die Bauunternebmer weigerten, für die Errichtung der Reservoirdämme den Arbeitslohn zu erhöhen. Es waren ins— gesammt 800 italienische Arbeiter an dem Bau beschäftigt, welche alsbald die Arbeit niederlegten.
Kunst und Wissenschaft.
Der 29. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie ist beute hier in Berlin, im Langenbeckhause, er— öffnet worden. In Vertretung der Militär⸗Medizinalbehörde war der General⸗Slabsarzt der Armer Dr. von Coler mit dem General⸗ Oberarjt Dr. Schlerniag erschlenen. Von früheren Praͤstdenten der Kongresse waren der Wirkliche Geheime Rath von Ezmarch und die Geheimen Räthe Trendelenburg und Gussenbauer zugegen. Die Betheiligung der Mitglieder ist eine überaus rege; aus allen Ländern deutscher Zunge sind Vertreter der chirurgischen Wissenschaft herbei⸗ geeilt, auch drei Pariser Chiturgen haben ihr Erscheinen angemeldet. Als Präsident der Gesellschaft eröffnete der Geheime Medizinalrath Professor Dr. von Bergmann Berlin den Kongreß mit einer Ansprache, in der er auf die glanzwolle Entwickelung der Chirargie im 19. Jabr⸗ hundert hinwies. Die Chirurgie babe in diesem Jahrhundert die innigste Verbindung mit der Naturwissenschaft gewonnen und gepflegt und mit ihr vereint Großes erreicht. Der Präsident würdigte sodann kurz den Antheil der Gesellschaft an den Leistungen der Chirurgie und schloß seine Ansprache mit der Mahnung, das, was das scheidende Jahr⸗ bundert hinterlassen, dankbar in das neue Jahrhundert hinüberzunehmen. Professor von Bergmann widmete hierauf dem verstorbenen Ehren⸗ mitgliede James Paget, dessen den Saal schmückendes Bild mit einem Trauerkran; umgeben war, sowie den sieben ver⸗ storbenen Mitgliedern der Gesellschaft warme Worte des Nachrufs. In gleicher Weise gedachte er der verstorbenen beiden Verleger der Zeitschrift der Gesellschaft. Er protlamierte sodann die Mitglieder des Ausschasses, welchem Proftssor Franz König⸗Berlin als Vise⸗Präsident, Prosessor Körte als Schriftführer und Geheimer Sanitätsrath Professor Dr. Hahn als Kassenführer an— gebören. Die Zabl der Mitglieder der Gesellschaft ift wiederum gewachsen und beträgt 963. Die Bibliothek zählt 16204, die Porträtsammlung 379, die Röontgensammlung 1059 Nummern. Der Präsident machte endlich noch Mütheilung von der Stiftung dreier Oelgemälde für den Langenbeck. Saal. Diese Bilder stellen dar den Ober Wundarzt der Charits Mursina, einen der bekanntesten Chirurgen aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges, ferner den preußischen General ⸗ Arzt Strohmeyer, den Lehrer von Esmarch's, uad endlich den Baseler Chirurgen Vocin. Das Direktorium des Germanischen Museums za Nürnberg unterbreitete dem Kongreß die Bitte, sich für Schaffung einer medico⸗historischen Abtheilung im Germanischen Museum ju Rürnberg zu interessieren. — Nach Erledigung des gesckästlichen Theils trat der Kongreß nunmehr in die wissenschaftliche Tagesordnung ein, für welche 17 Vorträge und Krankenvorstellungen vorgeseben sind. Die erste Gruppe dieser Vorträge betrifft die Behandlung der Careinome. Professor Czerny Heidelberg besprach zunächst die Behandlung inoperabler Krebse; sodann wurde von verschiedenen Gelehrten über die Technit der Mastdarmresektionen und über Mastdarmoperationen wegen Careinom und über die durch die Operation erzselten Resultate berichtet. Die Krankenvorstellungen be⸗ zweckten jumeist Demonstrationen auf dem Gebiete der Knochenplastik. — Mit dem Kongreß ist eine Ausstellung ver⸗ bunden, die in den Räumen der Poltklinik, im Vorhof sowie im Treppenhause des Langenbeckhauses untergebracht und von 41 Firmen aus Berlin, Breslau, Krefeld, Erlangen, München, Dresden, Chemnitz und anderen deutschen Orten, sowie auz Kopenhagen und Stockholm beschickt ist und eine Fülle interessanter Neuheiten bringt. So fübrt die Kopenhagener Firma Blechingberg C Co. das Faarugs'sche Patent des Festspannens künstlicher Glieder mittels Luft vor. Be⸗ sonders zahlreich sind Apparate zur i m und Verwerthung von Röntgenstrablen ausgestellt. Auch die Anwendung des elektrischen Lichts für therapeutische Zwecke wird in interessanten Apparaten vor— gefübrt. — Schon vor der Eröffnung des Kongresses hatten verschiedene Krankenhaus besichtigungen stattgefunden.
In Rom wurde, wie W. T. B meldet, gestern Nachmittag im großen Saal des römischen Seminars der zweite inter nationale Kongreß 1. christliche Archäologie eröffnet. Der Eröffnungssitzung wohnten, außer jahlreichen Mitgliedern des
F n gez dreijehn Kardinäle, mehrere beim Päpstlichen Stuhl be⸗
ertreter auswärtiger Mächte sowie mehrere Bischöfe und Prä⸗ in welcher er
,. für ein er⸗
ten bei. Zuerst hielt der Kardinal Paroechi eine Anspr
der Feind einen Vorstoß gegen unsere linke Front mußte sich ie,. Wirken des Konareffes zum Ausdruck brachte.
Dann hielt
Vorsitzende des Kongresses Duchegsne die Gröffnungsrede. Nach- dem noch Professor Petersen vom deutschen archäologischen Institut in Rom und Professor Müller im Namen der Gesellschaft für christ⸗ liche Archäologie in Berlin daãs Wort genommen hatten, wurde von der Versammlung eine Begrüßungsdepesche an den Papft abgesandt und sodann die Sitzung aufgehoben.
4 Eine Kollektiv⸗Ausstellung von Bildern des jungen Berliner Malers Carl Max Rebel im Oberlichtsaal der Tunst⸗ handlung von Keller und Reiner (Potsdamerstr. 122) beweist, wie viel fich durch daz Studium moderner Malerei erlernen läßt. Rebel hat mit aufmerksamem Auge in die Werkstatt fast aller Fährer der modernen Kunst geblickt, von einem jeden etwas sich zu eigen ge—⸗ macht und dabei viel Urtheil und Geschmack bewiesen. Seine Kunst erinnert lebhaft an die jahlreichen Komponisten aus der Schule Wagner'tz, die sich die von jenem Meister schwer errungenen Ausdrucksmittel ohne wesentliche Schwierigkeit angeeignet haben, auch aus dem Formen⸗ gebiet der Klassiker und Romantiker hie und da einiges in ihre Wecke aufnahmen, obne doch eine recht schmackhafte Kost liefern zu können, weil der rechte Sauerteig, die starke Persöalichkeit, fehlte. So ver⸗ liert auch Rebel's Kunst, sobald sie aus dem Rahmen des Erlern⸗ baren und von ihm mit jweifellosem Geschick Erlernten heraus⸗ tritt, Halt und Reiz. Sehr vieles unter seinen Leistungen ift 3. B. landschafilich fein empfunden — es sei auf ein dunkel gehaltenes Dünenbild, das ‚Wiedersehen“, den Ritter Zendelwald“ hingewlesen D aber die Reminiscenzen an Böcklin, Stuck, Leistikom, Thoma, Sascha Schneider u. s. w. verderben ihm das Konzept, zumal er sich in eine Gewandung zu drapieren liebt, die zu seinem künstlerischen Wuchs nicht immer paßt. Seine Phantasie schaut zurück in die Märchen⸗ und Legendenwelt, die er mit moderner lyrischer Stimmung neu zu beleben sucht: ein Streben, das heute einer großen Zahl von Künstlern gemeinsam ist und nur fesseln kann, wenn es von einer starken Individualität getragen wird. Sein Talent für koloriftische Wiedergabe stofflicher Besonderheiten weist Rebel vielleicht am eheften auf kanstgewerbliche Pfade, auch dürfte ibm die Illustration lohnende Aufgaben ftellen. Es wäre indessen ver⸗ früht, die Grenzen einer so jugendlichen Befähigung — der Maler ,. einige zwanzig Jahre alt sein — heute bereits abstecken zu wollen.
Weit eher als Rebel ist sich Albert Männchen, obwohl auch noch in jugendlichem Alter, der Schranken bewußt, die sein im wesentlichen dekoratio veranlagter Sinn ihm in Stoffwahl und Ausdrucks⸗ mitteln auferlegt. Seine zablreichen Entwürfe für dekorative Malereien, die zum tbeil bereits ausgeführt wurden, zum theil die Feuerprobe in einer Dresdener Ausstellung bestanden haben, sind in einem der geschmackooll eingerichteten Nebenräume des Parterregeschosses von Keller und Reiner vereinigt. Der Sinn für moderne Linienfübrung und Formenwahl steckt dem Künstler offenbar im Blute, aber eine gediegene Schulung bewahrt ihn vor Extrapa ganzen, durch welche Halbtalente nicht selten die Aufmerksamkeit gewaltsam auf sich lenken wollen. Wenn es Männchen gelingt, seine noch etwas derbe Farbengebung mehr in Eintlang mit der von ihm beliebten Formenzariheit ju bringen, wird er vielleicht in noch höherem Maße als bisher Anerkennung für sein ehrliches Streben erhoffen dürfen.
Bauwesen.
In dem Wettbewerb um Entwürfe für Arbeiterwohn⸗ häuser in Kirchditmold, den der Arbeiter⸗Bauverein in Gassel s. Zt. ausgeschrieben bat, wurden, nach dem „Centralbl. d. Bauverw.“ von den 65 eingelieferten Arbeiten folgende mit Preisen bedacht: Der erste Preis (800 S6) wurde dem Ent⸗ wurfe des Architekten Genschel in Hannover zugesprochen; den weiten Preis (600 M) erhielt der Entwurf des Architekten Rein⸗ schmidt in Solingen, den dritten Preis (400 ) der Entwurf der Architekten F. Hessemer und J. Schmidt in München, je einen vierten Preis (200 ) die Entwürfe der Architekten Krämer u. Herold in Düsseldorf und A. Becher in Dresden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch der Maul, und Klauen seuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlachthofe in Bremen am 16. April.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Vor vollbesetztem Hause feierte gestern Frau Eleonora Duse, welche für ein kurzes Gaftspiel in Berlin wieder eingetroffen ift, in der Titelrolle von Sardou's bekanntem Schauspiel . Fedora“ einen erneuten Triumph. Ihr unnachahmliches Spiel wirkte wieder als Offenbarung vornehmster Darstellungskunst. Durch das völlige Auf⸗ gehen in ihrer Rolle und die subtilen Ausdrucksmittel, die ihr in jeder Sttuation zu Gebote stehen, gelingt es ihr stets, das Ziel aller Kunst, die Berkörperung der Natur, zu erreichen. So kommt es, daß sie auch in Aufgaben, in denen Andere vielleicht excentrisch oder nur posierend er⸗ scheinen würden, groß und einfach einen Menschen veranschaulicht, der so und nicht anders sein kann. Ihre Wiedergabe der Fedora bestätigte aufs neue diests schon früher über ihre unvergleichlichen Leistungen gefällte Urtheil. Von den anderen Mitwirkenden sind der temperament⸗ volle Partner der Frau Duse, Herr Rosaspina, sowie Fräulein Galliani besonders hervorzuheben.
Zentral Theater.
Am Sonnabend vor Ostern wurde die Sommer⸗Saison auf dieser Bühne mit der erstmaligen Aufführung der Ausstattungeposse mit Gesang und Tanz Berlin nach Elf von Georg Dkonkowski und Emil Sondermann eröffnet. Die Musik ist von Franz Wagner, die Inscenierung von Joss Ferenczy und das Balletarrangement von Eugen Chlebus. Die Verfasser haben einen schon oft für die Bühne bearbeiteten Stoff in ein neues Gewand gekleidet: Frau und Tochter eines reichen Parfümerie ⸗ Fabrikanten sind im Seebadeort; der Gatte, in G'sellschaft eines die günstige Gelegenheit benutzenden Neffen in Berlin zurückzeblieben, genießt seine Freiheit und macht lustige Bekannt⸗ schaften. Plötzlich kehrt die Gattin unvermuthet zurück, und es ergeben sich hieraus allerlei komische Situationen, die der Neffe in seinem eigenen Interesse noch imma mehr verwickelt, bis endlich zum Schluß eine allgemeine Entwirrung und versöhnende Lösung erfolgt. Dem Ganzen ist eine geschickt berechnete scenische Arbeslt nicht abjusprechen; auch die Musik, unter Kapell meister Fritz Lehner's Leitung ausgeführt, bietet angenehm ins Ohr fallende Weisen, obwohl darin nichts besonders Gigenartiges hervortritt. Hervorgeboben zu werden verdient aber der Umftand, daß sich alle drei Atte gleichmäßig anregend und flott abspielten und hinter dem glan woll ausgestatteten zweiten die anderen nicht allzusehr zurück stehen. Die eingefügten Tänze waren sehr gefällig angeordnet und die Leistungen des Cbors annehmbar. Von den , . brachten die Herren Sondermann, als Parfümerie Fabrikant Flieder,
ablau als dessen Neffe Fritz. Ander als Geheimer Rath Müller, uli als dessen Sohn Emil und Albes als Hausdiener Krampe Rollen recht gelungen zur 13 und verstanden es,
Heiterkeit zu erregen. Die Damen Albes, Grabitz, Froehlich und Wildner wurden ihren Aufgaben ne, . erecht. wenn auch bei der letzteren, in der Rolle der Tänjerin Miranda, der erforderliche Humor und die graziöse Lebbaftigkeit bisweilen fehlten. Das ausverkaufte Haus bereitete der Saison⸗ Neuheit eine lebhafte, warme Aufnahme, auch wiederholte Hervorrufe der Autoren blieben nicht aug.
eg. ortge 3