1900 / 99 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Apr 1900 18:00:01 GMT) scan diff

ö

ö Q /

ö Q Q Q

Während des Vierteljahrs vom 1. Januar bis 31. März 1900 haben 3784 Schiffe (gegen 4029 Schiffe in demselben Vierteljahr 1899) mit einem Netto⸗Raumgehalt von 578 826 Register-⸗Tons (1899: 541 332 Reg. ⸗Tons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach At ng des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 310 694 S (1899: 288 113 ) entrichtet.

Davon entfielen auf den Monat März 1954 Schiffe 1899: 1667 Schiffe) von 234 860 Reg.⸗-Tons (1899. 193 738

eg. Tons) und 126 089 S6 (1899: 105 050 M6) Gebühren.

Im Rechnungsjahre 1899 haben 26279 Schiffe gegen 25 816 Schiffe im Rechnungsjahre 1898) mit einem

Netto⸗Raumgehalt von 3 488767 Register⸗Tons (1898: 3117 840 Register⸗Tons) den Kanal benutzt und, nach Abzug des Elblootegeldes, an Gebühren 1809 951 S (1898: 1590485 M6) entrichtet. Dabei ist der Voranschlag der Ge⸗ bühren um 115 951 S6 überschritten worden. .

Der Königlich italienische Botschafter am hiefigen Aller— höchsten Hofe Graf Lanza ist vom ürlaub nach Berlin zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des W. T. B.“ ist S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Lans, heute von Taku nach Shanhaikwan in See gegangen.

S. M. S. „Jaguar“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Kinderling, geht heute von Nagasaki nach Yokohama in See.

S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Peters, ist gestern in Iquigue eingetroffen und beabsichtigt, am 26. April nach Callao in See zu gehen.

S. M. S. „Schwalbe“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Boerner, beabsichtigte, heute von Kapstadt nach Port Elizabeth zu gehen.

S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Kutter, ist gestern in Kamerun eingetroffen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats⸗-Anzeigers“ werden die im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengestellten Nachrichten über den Saatenstand im Deutschen Reich um die Mitte des Monats April 1900 veröffentlicht.

Kiel, 24. April. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich sind, wle die „Nord-Ostsee⸗ Zeitung“ meldet, in der vergangenen Nacht von Schloß Friedrichshof hierher zurückgekehrt.

Wiesbaden, 24. April. In der heutigen 3. öffentlichen Sitzung des 34 Kommunal-Landtages des Regierungs—⸗ bezirks Wiesbaden wurden zunächst die Ersatzwahlen zum Landtag für gültig erklärt und drei Landesbank Beiräthe und deren Stellvertreter gewählt. Es wurde ferner über eine Reihe von Gesuchen von Beamten des Bezikks— verbandes Beschluß gefaßt und einem Antrage des Abg. von Heimburg auf Bewilligung einer Beihilfe für eine von dem Vorstande des Herdbuchverbandes in Biedenkopf geplante Ausstellung stattgegeben. Das Gesuch des Magistrats in Biebrich Um Zusicherung eines Zuschusses des Bezirks⸗ verbandes zu den Kosten der bei Biebrich geplanten Rheinkai⸗Anlage wurde nach Besprechung des Gegen— standes von dem Abg. Bürgermeister Vogt namens des Magistrats dieser Stadt vorläufig wieder zurückgezogen. Dem Gesuch des mittelrheinischen Pferdezucht-Vereins um Ge— währung einer Beihilfe zwecks Förderung der Aufzucht von Fohlen wurde gewillfahrt. Der Bericht der Finanz⸗Kommission zu den Etats des Meliorationsfonds, des Fonds für außer— ordentliche Hochbauten des Bezirksverbandes und des ständischen Haupt-Eiats für das Rechnungsjahr 1900 wurde entgegen— genommen, und die Etats wurden mit den im Bericht empfohlenen Aenderungen genehmigt. Endlich gelangte ein Antrag des Abg. Beckmann: die Regierung zu ersuchen, die Entscheidung über den Bau der Nebenbahn Weilmünster Usingen zu beschleunigen, zur einstimmigen Annahme.

Bayern.

In der gestrigen Stzung der Kammer der Abgeord⸗ neten trat, dem „W. T. B.“ zufolge, der Priäsident Orterer bei der weiteren Spezialberathung des Kultus-Etats lebhaft für die humanistischen Gymnasien ein; die humanist sche Bildung sei für die Juristen unerläß⸗ lich und müsse auch für das medizinische Studium die Grund⸗ lage bleiben. Die ganze Bewegung gegen den Humanismus führe auf eine schiefe Ebene. Auf dem Gebiet des weiblichen Erziehungswesens seien zwar gewisse Reformen nöthig, aber eine schrankenlose Zulassung der Frauen zum Universitäts⸗ studium würde die allerbedenklichsten Folgen haben. Der Kultus-Minister Dr. von Landmann besprach zunächst den preußischen Erlaß, betreffend die Anstellung von Amts⸗ ärzten und die Forderung ihrer Doktorprüfung auf einer preußischen Universität. Der Minister gab zu, daß die bayerische Regierung davon unliebsam berührt sei. Bei den später gepflogenen Verhandlungen sei man indeß zu einem Uebereinkommen gelangt, dahin lautend, daß auf allen Universitäten gleiche Vorschriften für das medizinische Studium und die Promotion erlassen werden sollten. Der Minister betonte weiter, daß auch er es als ein nationales Unglück ansehen würde, wenn die Bewegung gegen den Humanismus ihr Endziel erreiche. Eine Erweiterung der Kompetenz der Realgymnasien sei erwünscht, die Zulassung von jungen Leuten, welche eine lateinlose Mittelschule absolviert hätten, zum medizinischen Studium dagegen nicht erstrebens⸗ werth. Der Minister äußerte endlich mancherlei Bedenken gegen die allgemeine Zulassung der Frauen zum Studium.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Ihre Hoheit die verwittwete Herzogin Alexandrine ist in Nizza erkrankt. Der Leibarzt Dr. Florschütz wurde vorgestern Abend telegraphisch an das Krankenbett der Herzogin gerufen. Wie die „Cob. Stg.“ meldet, leidet Ihre Hoheit unter den Folgen eines Influenza⸗Anfalls. Gestern von Nizza in Coburg eingetroffenen Nachrichten zufolge haben sich die Begleiterscheinungen der Krankheit, Fieber und Husten,

gebessert. Eine noch vorhandene große Schwäche ist bei den Jahlen der verwittweten Herzogin erklärlich, doch ist augen⸗ blicklich nach ärztlichem Ausspruch keine Gefahr vorhanden.

Schwarzburg⸗Sondershausen.

Ueber das Befinden Seiner Durchlaucht des Fürsten ist, wie „Der Deutsche“ meldet, gestern folgendes Bulletin aus⸗ gegeben worden:

Seine Durchlaucht der Fürst haben sich gestern früh einen links. seitigen doppelten Knöchelbruch zugezogen. Schwellung und Bluterguß sind stark. Nach Anlegung eines immobilisierinden Verbandes keine Schmerjen mehr. Heute Nacht bat der bohe Patient ruhig und an dauernd geschlafen. Allgemeinbefinden zzeftern gut, ebenso heute Morgen.

Gehren, 24. April 19009.

Dr. Bayer.

Wie weiter gemeldet wird, hat der . nach dem Unfall noch 28 Minuten mit Hilfe gehen müssen, um einen fahr— baren Weg zu erreichen, und dann so lange in der Haide ge— legen, bis ein Wagen geholt war. Seine Durchlaucht erlitt dabei sehr starke Schmerzen.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser empfing, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern den Militärbevollmächtigten bei der Botschaft in Berlin, Grafen Stuerghk in besonderer Audienz.

Der böhmische Landtag setzte gestern die Berathung des von dem Abg. Pacak eingebrachten Antrages, betreffend die Durchführung des gleichen Rechts der czechischen Sprache bei den Gerichts- und Staatsbehörden in Böhmen, fort. Der Abg. Fort führte aus, es sei nothwendig, einen modus Vivendi zu schaffen und den berechtigten Forderungen der Czechen im Interesse des Landes und des Staats zu entsprechen. Der Redner wies auf die Expansivität Deuischlands hin und sagte, es müßten solche Verhältnisse geschaffen werden, daß Oesterreich ein Bollwerk für künftige Zeiten besitze. Der Abg. Eppinger er⸗ klärte, die von den Deutschen angestrebte nationale Abgrenzung ent⸗ spreche den heutigen thatsächlichen Verhältnissen. Seine Partei werde gegen den Antrag stimmen. Der Abg. Graf Bu cquoi sagte, seine Partei stehe auf dem Standpunkte, daß Oesterreich nur auf der Grundlage der Gleichberechtigung als Völkerstaat bestehen könne, daher sei es unmöglich, einem kulturell so fortgeschrittenen Volk wie dem czechischen die Gleichberechtigung zu entziehen. Er werde für Ueberweisung an eine Kommission stimmen. Der Abg. Opitz erklärte, die Deutschen wollten den Frieden, jedoch nur einen solchen, der ihren Besitzstand wahre. Er werde gegen den Antrag stimmen. Die Berathung wird morgen fortgesetzt werden.

Frankreich.

Der Admiral Bienaims ist an Stelle des Admirals Caillard, welchem das Kommando über eine Division des Mittelmeergeschwaders übertragen wurde, zum Generalstabschef der Marine ernannt worden.

Rußland.

Der Kaiser und die Kaiserin folgten, wie dem „W. T. B.“ aus Moskau gemeldet wird, gestern einer Ein⸗ ladung des dortigen Adels zum Ostermahl im Saale der russischen Adelsversammlung. Beim Betreten des prachtvoll geschmückten Saals wurden die Majestäten von dem Adels⸗ Maischall Fürsten Trubetzkoi und sämmtlichen Kreis⸗ marschällen feierlich empfangen. Während des Festmahls brachte der Fürst Trubetz koi einen Teinkspruch auf den Kaiser aus, wobei er dem Dank und der Freude über den Besuch des Kaisers und der Kaiserin Ausdruck gab. Der Kaiser dankte und erwiderte mit einem Hoch auf den Adel. Bei der Ab⸗ fahrt wurden den Majestäten vom Volke begeisterte Huldigungen dargebracht.

Italien.

Der König und die Königin sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Neapel eingetroffen und von dem Prinzen und der Prinzessin von Neapel sowie dem Herzog von Genua am Bahnhofe empfangen worden. Die Bevölkerung brachte Ihren Majestäten begeisterte Ovationen dar. In der Begleitung des Königs und der Königin befinden sich die Minister Pelloux und Baccelli.

Belgien.

In der gestrigen Sitzung der Repräsentantenkammer wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, die Erörterung der Inter⸗ pellation Lorand über die in der Provinz des Congo⸗ staates Mongalla begangenen Grausamkeiten gegen Eingeborene wieder aufgenommen. Der Minister des Aeußern de Favereau verlas einen an ihn gerichteten Brief des General⸗ Sekretärs des Congostaats, in welchem gegen die Aagriffe, die in der Kammer gegen den Congostaat gerichtet worden seien, Einspruch erhoben und auf die vorzüglichen Ergebnisse des vom Congostaat unternommenen Zivilisationswerkes hingewiesen wird. Der Kriegs⸗Miister Cousebant d' Al kemade sprach den belgischen Offizieren, welche zu dem Erfolge des großen afrikanischen Werkes beigetragen haben, seine Anerkennung aus. Der Deputirte Colfs (unabhängig) erklärte, die Agenten hätten den Befehlen ihrer Vorgesetzten gehorcht, als sie die Eingeborenen hätten niedermetzeln lassen. Er verlange, daß den Offizieren verboten werde, nach Afrika zu gehen. Der Deputirte Vandervelde (Soz.) brandmarkte das Ausbeutungs⸗ system, das im Congostaat üblich sei. Im Verlaufe seiner Ausführungen erging er sich in scharfen Aeußerungen gegen den König und fragte schließlich, ob die Regierung die Ver— anwortlichkeit für die bezangenen Grausamkeiten über— nehme. Der Deputirte Graf Ursel meinte, die Berichte, auf welche sich die Reden Lorand's und Vandervelde's gründeten, seien der eingehendsten Nachprüfung bedürftig. Der Redner rühmte die zivilisatorischen Errungenschaften in Afrika und sagte, es sei tadelnswerth, auf alle Anklagen einzugehen, die im , gegen die in Afrika thätigen Belgier erhoben würden.

Türkei.

Die amerikanische Gesandtschaft in Konstantinopel ist, wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.Bureau“ meldet, von dem Erlaß eines Irades verständigt worden, in welchem der Wiederaufbau der während der armenischen Wirren abge— brannten protestantischen Missionsanstalt in Karput, sowie die Erweiterung des amerikanischen Roberts⸗College am Bosporus genehmigt wird.

Dänemark.

Wie „W. T. B. aus Kopenhagen erfährt, hat de gemeinsame Aus schuß beider Häuser des Reich eta ge gestern mit 26 gegen 2 Stimmen bei 2 Stim ment tza lungen die Vorlage, betreffend die Dampffährverbindung Giedser Warnemünde, angenommen und die Erweiterung der Bahnhife von Esbjerg, Korsör und Aarhuus, sowie ferner die Anlage der Staatsbahnstrecken Holstebro— Herning, Viborg Herning und Silkeborg —Langaa genehmigt. Die Annahme der Vor lagen in den beiden Kammern selbst ist somit sicher.

Amerika.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Washington hbe— richtet, machen die Unterhandlungen mit der Pforte über die Ansprüche der amerikanischen Missionare erfreuliche Fortschr itte. Der amerikanische Geschäftsträger in Konstantinop l habe telegraphisch mitgetheilt, daß die Pforte allen ihren Verpflichtungen nachzukommen beabsichtige, welche sie mit dem amerikanischen Gesandten in Konstantinopel ein— gegangen sei. Man erwarte, daß wegen der vielen dringenden Verpflichtungen der Türkei einige Zeit vergehen werde, bis die Zahlung der betreffenden Summe thatsächlich erfolge.

Asien.

Aus Manila meldet, wie dem „W. T. B. Washington berichtet wird, der General Otis, daß in Gefechten, die vom 15 bis zum 17. d. M. stattfanden, 333 Auf— stãndische . und auf Seiten der Amerikaner 2 Mann getödtet und 4 Mann verwundet worden seien.

Afrika.

Der „Standard“ berichtet aus Bu shmanskop vom 22. d. M, die am Tage vorher geschlagenen Buren seien etwa 2000 Mann stark gewesen.

Nach einer Meldung desselben Blattes aus Bloem— fontein hätten die Buren die gegen die Wasserwerke ent— sandten britischen Truppen mit zwei kleinen Geschützen be— schofsen. Die Wasserwerke seien nur insofern beschädigt worden, als einzelne Maschinentheile entfernt worden seien Es verlaute, daß auf den Bergen im Süd— osten 3000 Buren verschanzt seien. Unter dem 23. d. M. meldet dasselbe Blatt aus Bloemfontein: Bei dem Kampfe am Sonnabend in der Nähe von Bloemfontein seien die Engländer nur langsam vorgerückt, da das Terrain keine Deckung geboten habe. Fast drei Stunden seien vergangen, ehe man eine Wirkung des Feuers der Engländer auf die Buren bemerkt habe. Nach— mittags 31/ Uhr habe die Infanterie immer noch nicht gegen das anhaltende Gewehr- und Geschützfeuer der Buren aufkommen können, trotzdem ihr Angriff durch 3 Feld— batterien und Schiffsgeschütze gedeckt gewesen sei. Ecst bei Eintritt der Dämmerung, als die Umgehungsbewegung ab— geschlossen gewesen sei, habe sich die Infanterie vom Boden erhoben und den Hügel gestürmt. Die Verluste seien auf beiden Seiten gering.

Die Londoner Blätter melden aus Bloemfontein vom 23. d. M Der General Pole Carew besetzte, ohne auf ernsten Widerstand zu stoßen, die Wasserwerke. Die 8. In— fanterie⸗Brigade ging sodann gegen den Leeuwkop vor und nahm denselben bei Einbruch der Nacht. Die ganze Position ist nunmehr in den Händen der Engländer.

Aus Wakkerstroom vom 23. d. M. berichtet das „Reuter'sche Bureau“: Der heutige Tag war vergleich :weise ruhig. Die Stellungen blieben unverändert. Es fand einiges Schützengeplänkel statt, während die britische Artillerie sich zurückhielt. Die Buren unterhielten dagegen ein andauerndes ,,. auf das britische Lager, ohne Schaden anzu— richten.

Dasselbe Bureau erfährt aus Maseru vom gestrigen Tage, daß die Buren am Morgen einen energischen Angriff auf den nördlichen Theil der Stellung des Obersten Dalgaty gemacht hätten. Der Angriff sei zurückgewiesen worden. Die Buren hätten sich darauf über die Ebene hin ausgebreitet, von wo aus sie ein mehrere Stunden anhaltendes Gewehrfeuer auf große Schußweite unterhalten hätten. In der Richtung auf Dewetsdorp sei wiederum Geschützfeuer gehört worden, aber nichts deute darauf hin, daß die britischen Streitkräfte vorwärts gekommen seien.

Aus dem Burenlager bei Glencoe wird gemeldet: Am Sonnabend bei Tagesanbruch überraschten die Truppen der Buren unter dem General Mey er wiederum die Engländer, deren Lager bei Elandslaagte sie von zwei Seiten mit Kanonen be— schossen. Erst nachdem mehrere Sun abgegeben waren, kam aus dem britischen Lager die Erwiderung, die auch nur schwach war und den Buren keinen Schaden zufügte. Ob die Engländer ernste Verluste gehabt hätten, lasse sich schwer sagen. Das neue britische Lager sei gut befestigt und mit Schanzen und Geschützen versehen, welche letztere alle an dominierenden Stellen ständen.

Der Feldmarschall Lord Roberts telegraphiert aus Bloemfontein vom gestrigen Tage: Die Generale Bra⸗ bant und Hart haben gestern die Stellung des Feindes, welcher ihren Vormarsch nach Norden zu hindern suchte, umgangen und die Heliographen⸗Verbindung mit dem Obersten Dalgaty eröffnet. Letzterer meldete, daß bei ihm alles gut stehe. Die Ver⸗ luste betrugen gestern und am Sonntag vierzehn Verwundete. Gestern Nachmittag 1 Uhr standen beide etwa 8 Meilen südlich von Weppener. Die 11. Division unter dem General Pole Carew und die beiden Kavallerie⸗Brigaden des Generals French haben gestern Nachmittag Tweede Geluk erreicht, ohne auf ernsten Widerstand zu stoßen, und haben die helio— graphische Verbindung mit dem General Rundle hergestellt. Die berittene Infanterie unter dem General Hamilton hat gestern die Wasserwerke bei Sannahs Post genommen. Da der Feind die benachbarten Berge noch in ziemlich beträcht⸗ licher Stäcke besetzt hielt, ist die 9. Division zur Unterstützung . abgesandt worden. Die Brigade des Generals Maxywell ging gestern nach Osten vor und nahm ohne Ver⸗ luste die Berge, welche die Fahrbrücke über den Modderfluß bei Krantskraal veherrschen, einen während der letzten 3 Wochen von den Buren vielfach benutzten Verbindungsweg.

Vach amtlichen Mittheilungen wurden bei Weppener auf Seiten der Engländer vom 9. bis zum 18. April drei Offiziere und achtzehn Mann getödtet, 14 Offiziere und S5 Mann verwundet; die Verluste der Truppenabtheilung des Generals Lord Methuen bei Swartzkopjefontein am 20. April betrugen zwei Todte, elf Verwundete, elf Vermißte; bei , wurden am 20. April zehn Mann ver⸗ wundet.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (180) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretaͤr des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky, der Staatssekretär des Reichs⸗ Postamts von Podbielski und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts, Dr. Freiherr von Thiel mann beiwohnten, wurde zunächst die Rechnung der Kasse der Oberrechnungs⸗ kammer für das Etats jahr 1897 98 bezüglich desjenigen Theils, . Reichs verwaltung betrifft, der Rechnungskommission überwiesen.

Darauf setzte das Haus die erste Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Bekämpfung gemein—

gefährlicher Krankheiten, und zwar die gestern ab⸗—

gebrochene Generaldiskussion fort. Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Schrader (fr. Vgg. und Dr. Hoeffel (Rp.) das Wort.

Auf der Tagesordnung der heutigen (60) Sitzung des Hauses der Abgeordneten stand lediglich die Be— rathung von Petitionen, über welche morgen berichtet werden wird.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Vereinigten Staaten von Amerika im Fiskal⸗ jahre 18939.

Die Berölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika, welche sich nach der Schätzung des statistischen Bureaus in Washington am 30. Juni 1899 auf 76 011 000 Einwohner bezifferte, ist bis zum J. Januar 19090 auf 77116009 Einwohner gestiegen.

Die Unterhaltung der Regierung kostete im Fiskaljahre 1899 700 093 564 Dollar oder 9,21 Dollar pro Kopf. Es war ein kostspieliges Jahr. Das Kriegs departement, welches in früheren Jahren nur wenig mehr als 56 000 900 Dollar erforderte, verursachte im Jahre 1899 eine Ausgabe von 232 395 365 Dollar, wovon jedoch 16 082 541 Dollar jzur Regulierung von Flüssen und Häfen aufage⸗ wendet wurden. Das Marine⸗Departement kostete 64 354735 Dollar oder ungefähr das Doppelte der gewöhnlichen Ausgabe.

Die Gesammteinkünfte der Regierung beliefen sich auf 610 982 004 Dollar oder 8,04 Dollar pro Kopf. Das Defizit, welches sich für das Jabr 1899 ergab, betrug 88 111 560 Dollar. Die Einkünfte aus den Zöllen betrugen 206 128 482 Dollar und aus den inneren Steuern 273 437162 Dollar. Die inneren Steuern überstiegen also die Zölle. J

Die öffentliche Schuld belief sich am 1. Juli 1899 auf . pro Kopf und die jährliche Zinsenlaft auf 53 Cents pro Kopf.

Der Geldbestand in den Vereinigten Staaten betrug am l. Juli 1899 2745 350 508 Dollar oder 36,12 Dollar pro Kopf und wurde nur im Jahre 1892 übertroffen, wo der Bestand vro Topf sich auf 36,21 Dollar belief. Das in Umlauf befindliche Geld be⸗ trug 1 904 071 831 Dollar oder 25 Dollar pro Kopf und ftieg bis jum 1. Januar 1900 auf 25,98 Dollar pro Kopf. Die Gold⸗ prägung belief sich auf 1,41 Dollar prs Kepf und die Silber prägung auf 386 Cents pro Kopf.

Die Waarenausfuhr der Vereinigten Staaten stellte sich auf 1203 931 222 Dollar oder auf 15,84 Dollar pro Kopf, die Ein fubr dagegen auf 697 148 489 Dollar oder auf 9.02 Dollar pro Kovf, wobei der Werth der ein⸗ und wiederausgeführten Waaren außer Betracht gelassen ist. Die Auafubr überstieg die Einfubr um weit über 500 Millionen Dollar. Die Zollgefälle betrugen 50,21 0 0 vom Werth der eingeführten Waaren.

An Baumwolle wurden 65,37 / der Gesammtproduktion, an Weijen und Weijenmehl 32,9709, an Mais und Maiemebl 9,210 /o und an rohem Mineralöl 45,73 o ausgeführt. Für den Inlands-. konsum bließen im Lande an rober Baumwolle 27, 14 Pfund pro Kopf, an Weizenmehl 5,95 Busbel, an Mais und Maismebl 2 953 Bushel, an Zucker 61.7 Pfund, an Kaffee 10,55 Pfund, an Thee annähernd 1 Pfund, an destilliertem Spiritus 1,ů15 Gallonen, an Bier 1496 Gallonen und an Wein rund h Gallone. Der Verbrauch von Wolle umfaßte 4,40 Pfund von der heimischen und 32,8 Pfund von der ausländischen Welle auf den Kopf der Bevollerung.

Der Tonnengehalt der amerikanischen Schiffe nabm um 2,41 o zu, und 8, 9 Co der aus, und eingeführten Waaren wurden durch amerikanische Schiffe befördert.

Die Post nahm 1,ñ,25 Dollar pro Kopf ein, verausgabte aber L368 Dollar. Dieses Defizit wurde dadurch verursacht, daß Sachen, die in Wirklichkeit Waaren und keine Postfachen waren, zu billigen Preisen befördert wurden.

Die Kosten der ö5ffentlichen Schulen sind in steter Zu— nahme begriffen. Für das Jabr 1899 liegen die Zahlen noch nicht dot; im Jahre 1898 betrugen dieselben 9 04 Dollar auf den Kopf von 1 . . Personen in schulpflichtigem Alter. (Nach der New Jork

imes “).

Zur Arbeiterbewegung.

Die Kutscher der Allgemeinen Berliner Omnibus ⸗Aktien« esellschaft haben, wie die ‚Voss. Ztg.“ mitteilt, der Direktion orderungen unterbreitet. Sie verlangen 39 Tagelohn, die Ent⸗

bindung vom Wagenwaschen und statt der üblichen vier freien Tage im Monat Dienstfreiheit an jedem sechsten Tage, sowie Bejablung dieses freien Tageg. Die Direttion hat letzteres bis jetzt verweigert, wahrend sie die übrigen Forderungen bewilligen will, aber noch Be⸗ dentzeit bis heute verlangt bat. ö

In Rheydt macht sich, der Rh.⸗Weftf. Ztg.“ zufolge, unter

den Bauarbeitern eine Lohnbewegung bemerkbar. In mehreren am Sonntag abgehaltenen Versammlungen wurde überein stimmend beschlossen, eine Erböbung der Stundenlöhne von den Arbeitgebern fordern. Ferner sind daselbst in der Färberei von Beines sämmtliche achtzig Arbeiter in den Ausnand getreten; verlangen zehnständige Arbeitszeit, 21 4 Wochenlobn für ae ernte 23 M für gelernte und 25 für selbttändige Färber, 'ner Anerkennung des Arbeiterausschusses, humanere Behandlang, atlassung der Arbeitswilligen und außerdem das PVersprechen, daß ahregelungen nicht eintreten sollen. Sie haben Antwort bis zum d. M. verlangt. Der Betrieb mußte völlig eingestellt werden. uf die an den Rath der Stadt Leipzig von den dortigen tern enwärtern gestellte Forderung der Gewährung eines ormalwechen lohns von 21 M bei ständiger Beschäftigung ist, wie in, Ztg.“ berichtet, eine Besserung der Verhaͤltnisse dieser ' tischen Arbeiter erfolgt durch probeweise Einfübrung eines i Dienftbetriebes, bei dem die nicht ständig beschäftigten . 16 4 und die ständigen 23 M wöchentlich Kriznen durch Erbsbung sämmtlicher Löbe Um wzchentsich sz ' ö durch Verlängerung der bisherigen dreitägigen Urlaubzzeit im f 1e auf 3 bis 6 Tage und durch Gewährung eines freien Sonntags r jeden Arbeiter alle drei Wochen.

Kunst und Wissenschaft.

. 9 den 2 vom 21. bis 23. Mai findet in München unter der gltung von Jacques Rosenthal (Karlstraße 10 die Auktion Db rior dr des verstorbenen Cavaliere Andrea Tessier aus peel edis statt. Der reich illustrierte Katalog, der uns egt, verjeichnet in übersichtlicher und exakter Weise alle die

literarischen und artistischen Koslbarkeiten, welche diese Sammlung sowie die des Marchese de?“ * enthalten haben. Man findet darin

aufgeführt hervorragende Handschriften mit und ohne Miniaturen,

seltene Jakunabeln, illustrierte Bücher des 15. und 16 Jahrbunderts, alte Einbände, Weltkarten von großer Kostbarkeit, Stiche, Zeichnungen und Holzschnitte. Unter den Handschriften fallen die für Venedigs Ge⸗ schichte so ungemein werthvollen handschriftlichen Sammlungen des P. Giovanni degli Agostini auf, des Verfassers einer Gelehrten⸗ geschichte Venedigs, sowie eine frühe deutsche Handschrift: S. Ruprechts⸗ und Virgil Legende. Unter den Inkunabeln seien hervorgehoben die erste Ausgabe der Mallermi⸗Bibel mit den berühmten Holjschnitten, die erste Ausgabe des Valturius mit seinen unvergleichlichen Illustrationen von 1472, die Dante. Ausgabe von Federigo de' Conti, in Jesi 1472 gedruckt, ein Venetianischer Wandkalender von 1501, ein JensonBreoier, auf Pergament gedruckt, u. a. m. Ferner findet man Kompositionen im DOriginal Manuskript von Beethoven und Haydn, Musik« drucke Dttaviano's dei Petrucci, Pergamentdrucke, italienische Bücher, ganz auf blauem Papier gedruckt, dann Meisterwerke der Buchbinderkunst des 15 und 16. Jahrhunderts. Der Katalog bietet sonach in jeder Beziehung eine große Auswabl literarischer Seltenheiten; ja man darf sagen, daß eine Sammlung, die an Meisterwerken italienischer Renaissance so reich gewesen wäre, in Deutschland überhaupt noch nicht auf den Markt gekommen ist.

Bauwesen.

In dem Wettbewerb jur Erlangung von Entwürfen zu einer evangelischen Kirche in Biebrich a. Rh. erhielten, wie das Centralbl. d. Bauverw.“ meldet, den ersten Preis der Architekt Karl von Loehr in Karlruhe, den zweiten Preis die Architekten Professoren Vollmer und Jissoy in Berlin und jr zwei dritte Preise die Architekten Kublmann und Rüter in Charlottenburg sowle der Architekt Konrad Prévst in Cassel. Im Ganzen waren 122 Ent— würfe eingegangen.

Technik.

A FE. Am 23. April, dem Geburtstage Seiner Majestät des Königs von Sachsen, hat die Technische Hochschule ju Dresden den Zivil⸗Ingenieur, Fabrikbesitzr Friedrich Siemens in Dresden zum Doktor⸗Ingenieur Ehrenhalber ernannt. Friedrich Siemens, am 8. Dezember 1826 u Mentzendorf bet Laäbeck geboren, ist einer von den jebn Brüdern Siemens, deren berühmteste, Werner und Wilhelm, bereits aus dem Leben geschieden siad. Anfangs arbeitete er in Verbindung mit diesen beiden um jehn bezw. drei Jabre älteren Brüdern, namentlich mit Wilhelm Siemens in England. Seit er nach dem Tode seines Bruders Hans die von diesem in Dresden gegründete Glashütte übernommen bat (1867), lebt er in der sächsischen Hauvtstadt. Sein vornebmstes Verdienst ist die Ersiadung des Regenerativ⸗Verfabrens für Wärme bei Gas— feuerungen. Dieses Verfahren beruht auf einer Ginrichtung, welche die Wärme der aus einer Feuerung austretenden Verbrennungs— produkte auf die neu in die Feuerung eintretenden Brenngase und die Verbrennungsluft überträgt. Dadurch ist eine ungleich bessere Oekonomie der Verbrennung und eine große Verbilligung in der Er— zeugung aller solcher Stoffe gegeben, welche zu ihcer Herstellung sehr boher DOfentemperakuren bedürfen. Das Regenerativprinzipv hat Friedrich Siemens vor allem auf drei großen technischen Gebieten nutzbar gemacht. In der Glasindustrie war seine Erfindung für die Einführung der Gasfeuerung ausschlaggebend; sie gestattete, das Glas zu dem heutigen niedrigen, seine Anwendung so verallgemeinernden Preise zu erjeugen. Sie erlaubte ferner, wenigstens für die Grzeugung halbweißen und farbigen Glases, z. B. die gewöhnlichen Flaschen⸗ gläser, von den tbeueren Slashäfen zu riesigen Wannen überzu— gehen, in denen in viel größeren Massen, als ez bisher möglich war, Glas eingeichmoljen und ausgearbeitet werden konnte Die Kon struktion des Wannen Ofens, die ebenfalls Friedrich Siemens zu danken ist, gestattet ein kontinuierliches, die Heizmaterialien erst rationell ausnutzendes Arbeiten, während im alten Hafenofen, der auch heute für bessere läser noch unersetzlich ist, abwechselnd eingeschmolzen und ausgearbeitet werden mußte, und ferner ermözlicht sie die billlgsten Glasbildner, der natürlichen Gesteine. Dadurch ist beute die soviel sauberere Glaeflasche das gebräuchlichste Gefäß für Getränke geworden und hat die Thonktuke fast ganz verdrängt. Ferner hat die Einführung der Siement-⸗Feuerung in die Stahl- und Flußeisen⸗ Industrie durch den Siemens Martin⸗Ofen die gewaltigsten Umwäljungen herbeigeführt. Im Verein mit dem Bessemer—⸗ Verfahren ist die Arbeitsweise mit dem genannten Ofen ein Grundpfeiler unserer mächtig entwickelten Gisenindustrie geworden und bat zur Vecbesserung und Verbilligung in der Ecjeugung des wichtigsten Metalls im höchsten Maße beigetragen. Am brkanntesten ist Friedrich Siemens dem Laien wohl durch seinen Regeneratip—⸗ Brenner geworden. In ihm hat er sein Prinzip der Wärme⸗ Regeneration zur Erzeugung möglichst boher Tempera: uren in unseren Lampen ausgebildet, und es ist genügend bekannt, mit welchem bellstrahlenden und dabei sparsamen Licht Siemens auf diese Weise zumal unser öffentliches Beleuchtungswesen beschenkt hat.

Der Geheime Regierungsrath Dr. G. Hartig, Professo? an der Technischen Hochschule zu Dresden und Mitglied des Kaiserlichen Patentamts, ist am Montag gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ober-Italien

Das Kaziserliche Konsulat in Mailand berichtet unter dem 17. d. M. Folgendes:

Der Winterweizen stebt in allen Provinzen Ober-Italiens günstig, wenngleich die Entwickelung der Saat der lang andauernden kalten Witterung wegen zurückgeblieben ist. In der Provinz Venedig hat der Winterweizen durch Regengüsse theilweise gelitten.

Die Aussaat des Mais hat sib verzögert, erfolgt aber an— scheinend bel günstigen Boden und Witterungsverhältaissea.

Der Wasserstand des Nils.

Der Kaiserliche Konsul in Kairo berichtet Folgendes:

Kairo, den 16. Märs 1900. Die Nilfrage hat in dieser Woche eine neue Wendung genommen: ia dem „Journal Officiel“ vom 14. d. M. wird amtlich bekannt gegeben, daß der für dies Jahr be sonders ausgearbeitete Bewisserungsplan erst Ende März, in den r,. Galiabieh und Charkieh sogar erst am 2. und 3. k. M. ia

raft treten soll.

Wie zur Begründung dieser Darlegung betont wird, haben die letztbin am Barrage, dem großen Stauwerk an der Spitze des Deltas, vorgenommenen Messungen des Flußniveaus und der durchströmenden Wassermenge . daß für Unter⸗Egypten zunächst auch ohne An— wendung deg Rotationsprogramms noch genügend Wasser für die Baumwollkulturen vorhanden ist. Und jwar hat nach einer anderweitigen Bekanntgabe des Arbeits⸗Ministeriums der Nil am 12. d. M. trotz Oeffnens aller Schleusen der Stauanlage dort noch eine Höhe von 13,66 m aufgewiesen, während in dem gleichfalls außerordentlich ungünstigen Jahre 1889, wo bei Assuan erst am 13. April der heuer bereitz am 2. März erreicht-, Stand von 1L Pic verzeichnet wurde, die durchschnittliche Wasserhöhe im März nur 13 m betrug.

Die Hinausschiebung des Anfangstermins für den Bewässerungs— plan, der bereits am 14. d. M. zur Ausführung gebracht werden sollte, kam unerwartet; noch vor einer Woche etwa wurden Abände⸗ rungen des Plans veröffentlicht, ohne daß dabei eine solche Möglichkeit

angedeutet worden wäre.

Anwendung der

Noch mehr Überraschte die in der amtlichen Veröffentlichung ent⸗ baltene Bemerkung, daß man sich, ohne allzu sanguinisch zu sein, der Hoffnung hingeben kann, die künftige Baumwollernte in ihrem ganjen Umfange gerettet zu sehen.

Dabei wird vorauszesetzt, daß Reis in diesem Jahre überhaupt nicht wird gesät werden können, und inzwischen ist auch die Aussaat des Mais in einem gleichzeitig veröffentlichten Detent vom 11. d. M. bei Androbung empfindlicher Strafen bis jum Beginn der neuen Schwelle endgültig verboten worden.

Kairo, den 30. März 1900. Nach einer neuen amtlichen Be⸗ kanntmaͤchung im Journal Officiel' ift der Beginn für das Rotations- programm wiederum für einige Tage hinausgeschoben worden, da das vorbandene Wasser den letztbin vorgenommenen Messungen zafolz= auch ohne Anwendung besonderer , . zur Versocgung der Baumwollfelder ausreicht. Der Bewässerungsplan soll nunmehr in dem ersten Irrtgationsbezirk am 5., in den jwei anderen Bezirken Unter⸗Egyptens am 4. April in Kraft treten.

Ueber den Stand des Nils liegt folgende Uebersicht vor: Rodah

1399 181 8993 1899 199 1800 m. .

0 36 m unter 0 10,20 9138 0,37 1020 9,17 038 1019 917 038 10619 917 38 1019 918 1019 919 1019 918 1019 9.06 1021 908 11.— 911 1I1.— 9,12 1I1— 913 1IL.— 916 1023 918 1023 919 1923 920 10.2 9,19 1022 919 1022 918 1021 9,17 1017 916 1013 915 10 12 915 10611 911 10.10 9, 13 1009 913 10.09 912 O06 1008 911 29. ? 11 O.0ß 1008 910

30. 2,47 0G, 1011 9,09

m Meter, C Centimeter, E Pic 0,54 em, K Kirat, 1 Pic 24 Kirat.

Trotzdem biernach eine stet ge Abnahme des Wasserstandes zu verzeichnen ist, hat die nochmalige Hinausschiebung des Rotations= programms die durch die letzte offijtelle Auslafsung neu erweckten Doffnungen für eine günstige Baumwollernte um so mehr gekräftigt, als aleich,eitig aussichtgreiche Nachrichten aus dem Saden des Reichs in Kairo eingetroffen sind.

Der Leiter der von Willcocks angeregten Suddexpedition hat nämlich unter dem 12. d. M. vom 80 49 nördl. Be. gemeldet, daß er bereits acht Blöcke der den Abfluß bindernden Wasserpflanzen mit gutem Erfolge für die Fluthverhältnisse fortgeräumt hat und die ganze Arbeit Ende April zu beendigen gedenkt. Dasselbe Telegramm enthält die weitere Mittheilung, daß in den beiden letzten Tagen dort Regen gefallen sei.

Diese letzte Nachricht ist um so wichtiger, als gleichzeitig von Faschoda angezeigt wird, daß dort der Nil vom 8. bis zum 20. 8. M. um 45 em gestiegen ist, und sich auch eine wenn auch geringere Steigung ia Daen (am Weißen Nil) bemerkbar gemacht hat.

Diese Beobachtungen legen die Vermuthung nahe, daß die Aequatorial R⸗gen bereits jet, d. h. einen Monat früher als ge— wöhnlich eingesetzt haben.

Die Wirkungen des Regens würden sich in Kairo nach ungefähr 90 Tagen geltend machen, also gerade für die trockenste Zeit Zufuhr von Wasser in Aussicht gestellt sein.

Wenn sich nun auch diese Vermuthung mit der Beobach⸗ tung deckt, daß im Jahre 1874 bei ähnlich liegenden Vec— hältnissen nach einem außerordentlich niedrigen Wasserstande die neue Schwelle ungewöhnlich früh einsetzte, so läßt sich doch die Tragweite der günstigen Meldungen noch nicht ermessen. Es muß zunächst abze wartet werden, od das Steigen des Flusses anhält. Ist dies nicht der Fall und handelt es sich nur um vorübergehende Regenschauer, so wäcde vocaussichtlich die ein getretene Abkühlung die eigentliche Rrgenperiode und damit auch die neue Schwelle zum Schaden des Landes erheblich verzögern.

Es ist daher begreiflich, daß allseitig mit Aufmerksamkeit die weiteren Nachrichten aus dem Suden erwartet werden.

Datum Khartoum

221

35 C

ter de

te LL O COC b b b t K O

rel

Or CC G OQcę C, O CO

DN O CC OM O—¶¶äK—— v, „,

Q S8 r Sr NN N MNt&DMt ID DCœ&ũ§aen D oO O «, CQOM—COo[(O 0, Hr COG

te de de O O M ö

d de

r 8

NN br, ' )

2 8 m ö , , , ,,

C.

82 —— 1

ö 3. 35. 36.

3.

Verdingungen im Auslande.

Selgien.

27. April, 107 Uhr. Kriegs⸗Ministerium in Brüssel: Lieferung folgender Gegenstände für die Armee und Gendarmerie: Wolle für Matratzen, 2 Loose zu je 2500 kg; 1000 kg weiße wollene einschlafrige Bettdecken, 1 Loos; dergl. zweischlafrig. 1 Loos zu 300 kg und 1 Loos zu 200 kg; einschläfrige Matratzen. überjüge aus gestreiftem Stoff, 2 Loese zu je 1000 kg; dergl. zweischläfrig, 1 Loos zu 1099 kg; Kopfkissenüberzäge aus gestreistem Stoff, einschläfrig, 1 Loos zu 1000 kg; desgl. zweischläfrig 1 Loos zu 500 kg; einschläfrige Betttücher aus Baum volle, 1 Zoos zu 500) kg und 1 Loos iu 4000 kg; dergl zweischläfrig. 1 Loos zu 3009 kg und 1 Looz zu 2000 kg Daz Lastenheft liegt in den Bureaux der Provmjial⸗Regierungen und im Informationsbureau des Handelsmuseums in Brüssel, Rue des Augustins 17, zur Einsicht aus. Die Muster sind im Käeegs“Ministerium zu besichtigen.

29. April. Station Termondi: Lieferung von 36 000 Pflaster⸗ steinen und 120 m Bordschwellen nach Station Quatrecht. Kaution 750 Fr. Lastenheft Ne. 49.

2. Mai. MittagKt. Gouvernement provincial in Mons: Aus- führung von Pflasterarbeiten auf der Stalton Biache. 4 553,57 Fr. Kaution 2000 Fr.

2. Mai. Maison Communale à Esneux (Lüttich): Bau einer Wasserleitung. 65 100 Fr. Kaution 26000 Fr.

5. Juni. Société Nationale des ehemins de fer vicinaux, 26 rus de Science in Brüssel: I) Bau der Theilstrecke von Beauve⸗ chain nach Tirlemont. 204 966 0 Fe. Kaution 20 000 Fr. 2) Bau der Theilstrecke von Chastre nach Gistoux. Die Pläne und das Lasten⸗ heft liegen bei dem Provinzial ⸗Ingenieur Dartebelde in Saint Gilles bei Brüssel, Rue de Hollande 55, vom 15. Mal ab aus.

Nächftens. Börse in Brüssel: Bau eines Viadutts aus Stahl auf der Station Ligny Sud. 19 328,09 Fr., Kaution 1700 Fr.

Dergl. Ebenda: Lieferung für die belgiswen Staatsbahnen von Ketten, Tauwerk, Gaseylindern een, Laternenpfählen, Winkel- maßen, Trichtern für die Wasserreservoirs und einem Krabn ans Eisen mit einer Tragfäbigkeit von 1600 kg. 17 Loose.

Dergl. Ebenda: Verkauf alter Brückenwaagen.

Schweden.

31. Mai. Lajareth. Direktion in Visby: Lieferung von 650 000 Stück erstllassigen Ziegeln für den Bau eines neuen Bezirks. Krankenhauses. Näheres beim Reiche ⸗Anzeiger‘.