1900 / 104 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 01 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Dents ches Reich.

Preußen. Berlin, 1. Mai.

Seine Majestät der Kaiser T. B.“ meldet, gestern Abend u gen abgereist und heute Morgen, esuch Ihrer Majestät der Kais Am Bahnhof daselbst wur Seiner Durchlaucht dem Prinzen und Ihrer der Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe emp

und König sind, wie m 11 Uhr von Donau⸗ kurz nach 8 Uhr, zum riedrich in Cronberg ein⸗ den Seine Majestät von Königlichen Hoheit

e Kaiserin und Königin haben frau Rechtsanwalt Dr. Zeidler, der Frau Klara Ba t, der der Frau Prediger Freifrau Präsident von Windheim Goldschmidt in Berlin Wenzel in Dresden das z am weißen Bande Allergnädigst

Ihre Majestät di der Frau Rektor Klebe, der F Fräulein Marie Veit, Frau Oberst von Ammon, von Soden, der Feau Pelizel⸗ und der Frau Banquier Tacie sowie der Frau Direktor silberne Frauen Verdienstkreu zu verleihen geruht.

Die vereinigten Ausschüsse des Bun de sraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.

Am 28. v. M. verschied an einem Schlaganfall zu Lüben in Schleien im 64. Lebensjahre der Kaiserliche Boischafter z D., Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Saurma⸗Jeltsch

Geboren am 27. März 1836, bestand derselbe im 1860 das Referendar⸗Examen Aspirant für die gleichzeitig

wurde im März 1862 als che Laufbahn zugelassen und Petersburg atta⸗ diplomatische

diplomatis Gesandtschaft achdem er im Januar 1864 die Prüfung bestanden hatte, Charakterisierung worauf er bei den Missionen insgesammt zwei

als Legations⸗Sekretär, in München und beschäftigt wurde. Im August 1857 zum Legations-Sekrelär bei der Gesanytschaft in Madrid ernannt, 871 Stockholm Jahres kommissaris 1872 zur und zwei

im August . ch nach Kopenhagen entsandt, im März das Auswärtige Amt einberufen onate darauf durch Verleihung des Charakters als Legationsrath ausgezeichnet. Noch in demselben Jahr er⸗ hielt er den Auftrag, während der Beurlaubung der Ge⸗ sandten in Dresden und in Kopenhagen die dortigen Geschäfte interimistisch zu führen, und im Juni 1873 wurde er angewiesen, sich zur Vertretung des beurlaubten Gesandten nach Madrid zu begeben. Im September 1873 wurde er an die Botschaft in Konstantinopel berufen, woselbst er zunächst den Posten des weiten, sodann denjenigen des Ersten Sekretärs bekleidete. achdem er im April 1873 zum General⸗Konsul in Belgrad, im April 1876 zum General stellt worden war, erhielt er i als Geheimer Legationsrath und wurde im November des⸗ selben Jahres zum Gesandten in Bukarest, im Mai 1885 zum Gesandten im Haag, im März 1891 zum Gesandten in Stutt⸗

Im Januar 1892 zum Wirklichen Geheimen dem Prädikat

lfsleistung in

⸗Konsul in Alexandrien be⸗ m Juli 1882 den Charakter

„Excellenz“ die Botschafterposten in Washington, Konstantinopel und Rom wahr, bis er im Juni v. J. aus Gesundheitsrücksichten unter Gewährung des gesetzlichen Wartegeldes in den einstweiligen Seit dem V. Januar v. J. befand er sich im Besitze des Rothen Adler-Ordens erster Klasse mit Eichenlaub

Der Dahingeschiedene war ein Beamter, dem strenge Pflichttreue und vielseitige Begabung in allen Verhältnissen seiner dienstlichen Laufbahn zu reichen Erfolgen verhalfen. Ihm wird das Auswärtige Amt ein bleibendes ehrenvolles Andenken bewahren.

Ruhestand versetzt wurde.

Der Kaiserliche Minister-Resident in Port au Prince, Geheime Legationsrath Dr. Michahelles hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. wesenheit desselben fungiert der dorthin entsandte vortragende Legationsrath

Während der Ab⸗

Auswärtigen r von Haxthausen als Geschäftsträger.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Peters, gestern in Callao eingetroffen und beabsichtigt, am 25. Mai nach Paita in See

S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Lans, ist gestern in Chefoo angekommen und heute nach Tsingtau in See gegangen.

Seine Königliche Hoheit der Herzog von Sachsen⸗ Coburg und Gotha ist zur Theilnahme an den Feierlich⸗ keiten aus Anlaß der heutigen Vermählung Ihrer Königlichen oheit der Prinze ssin Mathilde von Bayern mit Seiner oheit dem Prinzen Ludwig von Sachsen-Coburg und Gogha gestern in München eingetroffen.

Wi Dregdner sind Ihre Majestäten der König und die Königin gestern Nachmittag

von Dresden nach Sibyllenort en, ,.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat, wie der „St-⸗A. f. W.“ erfährt, angeoronet, daß sich aus Anlaß des Eintritts der Großjährigkeit Seiner Kaiserlichen und Königlichen Kronprinzen des Deutschen Reichs und von nfanterie⸗Regiments Kaiser Wilhelm, Berlin begeb egiments zu ü

eine Deputation des König von Preußen Kronprinzen die Glückwünsche des

r. 120 na berbringen.

gefsex.

der „Darmst. Ztg.“ zufolge, am Sonnabend Abend zur Feier der Großjährig 4 Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen nach Berlin begeben.

Sachsen⸗Altenburg. . Seine Hoheit der Fornos ist gestern aus dem Süden nach Altenburg zurückgekehrt.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Fürst Ferdinand von Bulgaxien traf, wie W. T. B“ melzet, mit den drei ältesten Kindern gestern Abend in Wien ein und reiste alsbald nach Sofia weiter.

Die gestern in Budapest abgehaltene Konferenz der ungarischen liberalen Partei gestaltete sich zu, einer großen Vertrauenskundgebung für den Minister⸗Präsidenten von Szell. Der Abg. Daniel beantragte, die Partei⸗ konferenz möge durch einen cht ef cher daß sie von unerschütterlichem Vertrauen zu ihrem jetzigen Führer, dem Minister⸗Präsidenten von Szell, erfüllt sei. Der Abg. Berzeviczy befürwortete den Antrag und erklärte, alle Schattierungen der Partei seien einig in der Verurtheilung jener Angriffe, welche, angeblich zur Vertheidigung des Libe⸗ ralismus, gegen von Szell gerichtet worden seien. Der Minister⸗ , . von Szell dankte tiefergriffen für diese spontane undgebung und bat, seine Versicherung anzunehmen, daß er von den e w, des Liberalismus und des Dualismus niemand zu Liebe und niemand zu Leide jemals abweichen werde. Seine ganze politische Existenz sei mit diesen Prinzipien verknüpft. Der Antrag des Abg. Daniel wurde mit großem Beifall angenommen.

Großbritannien und Irland.

Die „British Empire League“ veranstaltete gestern

Abend ein Festmahl, bei welchem der Herzog von Devonshire den Vorsitz führte und an welchem der Prinz von Wales, die Herzoge von York und Cambridge sowie der Premier⸗Minister Lord Salisbury und der Staaiesekrelär für die Kolonien Chamberlain theilnahmen. Der Herzog von Devonshire brachte, wie W. T. B.“ be⸗ richtet, einen Toast a den Prinzen von Wales aus, in welchem er auf Höchstdessen Errettung aus Lebensgefahr Bezug nahm. Hierauf erhoben sich alle hr der und brachen in laute Hochrufe aus. Der Prinz von Wales dankte sichtlich be⸗ wegt für die ihm zu theil gewordene Aufnahme und sprach hierauf rühmend von den ausgezeichneten Diensten der Kolonial⸗ iruppen. Auch Lord Salisbury verweilte in einer Rede bei den ausgezeichneten Leistungen der Kolonialtruppen und führte aus, der Eindruck, welchen der Beistand der Kolonial⸗ truppen in der ganzen Welt heroorgerufen, habe die Welt von der Vorstellung zurückgebracht, daß das britische Reich für prak⸗ tisches . zu weit auseinander liege. Desgleichen sei die Welt jetzt im stande, sich im voraus zu sagen, daß später die einzelnen Theile des Reichs zu noch engerem Zusammen⸗ schlusse mit einander gelangen würden und daß im Verhältniß hierzu die Macht desselben wachsen werde. Der Premier⸗Minister fuhr fort: Die Kolonien hätten auch Großbritannien eine moralische Unterstützung von nicht geringem Werthe geleistet. Nichts sei bemerkenswerther als die Einstimmigkeit, mit der verschiedene andere Nationen, namentlich ihre Straßen⸗ presse, sich in der Verurtheilung des Vorgehens Großbritanniens und in der Verleumdung der tapferen Haltung seiner Truppen zusammengeschlossen hätten. Nichts sei, wie gesagt, be⸗ merkenswerther, mit Ausnahme der Gleichgültigkeit, mit der dies von dem englischen Volke wahrgenommen worden sei, und diese Gleichgültigkeit rühre daher, daß es wisse, die anderen Unterthanen der Königin in der ganzen Welt, die zuständigere Beurtheiler seien, billigten die Haltung Groß— britanniens. Großbritannien wisse nach dem, was die Kolonien gethan hätten, daß es eine Nation von größerer Bedeutung in der Welt sei als vorher. Nach dem Premier⸗Minister hielt der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain eine An⸗ sprache, in welcher er sich hauptsächlich über den australischen Bund verbreitete. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses beantragte der Unterstaaissekretär des Auswärtigen Brodrick, zur Voll⸗ endung des Baues der Ug an da⸗Bahn noch 1930 000 Pfund Sterling zu bewilligen. Brodrick bemerkte hierzu, mit den bereits bewilligten 3 Millionen Pfund Sterling seien 362 Meilen der Bahn gebaut worden, und man könne hoffen, daß die neue Forderung zur Vollendung des Baues ausreichen werde. Der Antrag wurde mit 185 gegen 40 Stimmen angenommen.

Rußland.

Wie dem „W. T. B.“ aus Moskau berichtet wird, fand gestern vor dem Kaiser und der Kaiserin eine große Parade siatt, bei welcher 40 Bataillone Infanterie, 6 Eskadrons Kavallerie, 4 Sotnien Kosaken und 35 Geschütze in Front standen. Alle Straßen, welche den Theaterplatz, auf dem die Parade statifand, begrenzen, waren von Volksmassen dicht besetzt, welche dem Kaiser und der Kaiserin begeisterte Kund⸗ gebungen darbrachten.

Italien.

Der Prinz von Neapel wird, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, morgen die Reise von Neapel nach Berlin antreten; in Rom wird der Prinz einen kurzen Aufenthalt nehmen.

Niederlande.

Die deutsche Torpedo-⸗Flottille ist, wie W. T. B.“ meldet, auf ihrer Fahrt nach dem Rhein gestern in Rotterdam eingetroffen und heute früh 6 Uhr wieder abge⸗ fahren. Der deutsche Konsul, der Hafenkommandant und der Kommandant des Wachischi es besuchten den Kapitän⸗Leutnant Funke, welcher die Flottille befehligt. Die deutschen Offiziere statteten um 12 Uhr dem Bürger⸗ meister im Rathhause einen Besuch ab. Mittags um L Uhr fand im Deutschen Verein eine Reunion statt; am Nachmittag war Tafel bei dem Konsul. Die Schiffe gingen im Westerhafen vor Anker und wurden von der Bevölkerung mit vielem Interesse besichtigt.

Die Abordnung der Buren⸗Republiken besuchte gestern Amsterdam und wurde von der dortigen Transvaal⸗ Kommission empfangen. Auf ihrer Fahrt . die Stadt wurde die Abordnnng von der Volksmenge herzlich begrüßt;

Seine Königliche Hoheit der Großhe 9 og wird sich,

sie der Bürgermeister. Einem gestern Abend von der ordnung veranstalteten Empfang wohnten zahlreiche Personen aus allen Klassen der Bevölkerung bei. Darunter befanden sich der Bürgermeister, die Zivilbehörden und mehrere Korpo⸗ rationen. Reden wurden von den Mltgliedern der Ab⸗ ordnung nicht gehalten. Heute Abend soll eine Versammlung abgehalten werden, welche der Abordnung ihre Sympathie ausdrücken wird. Dänemark.

Seine nt der Köni 5 wird sich, nach einer Meldung des „W. T. B.“, bei der Großjährigkeitserklärung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preuß Fen durch Seine König— liche Hoheit den Prinzen Christian vertreten lassen.

Amerika.

Wie dem „Reuter'schen Bareau“ aus Washington ge⸗ meldet wird, werde der Staatssekretär Hay die Abordnung der Buren⸗Republiken genau ebenso behandeln wie jede andere Persönlichkeit in hervorragender Stellung, welche der Regierung der Vereinigten Staaten einen Besuch abstatte. Sie werde ebenso se, , werden, wie z. B. Montague White; der Staatssekretär werde derselben indessen nicht die Kompetenz zugestehen, in irgendwelche Verhandlungen mit dem Staats departement einzutreten.

Afrika.

Aus Pretoria vom gestrigen Tage meldet das Reuter'sche Bureau“, daß die Regierung aus Anlaß der Explofion in Johannesburg eine neue Proklamation erlassen habe, durch welche angeordnet werde, daß die noch zurück⸗ gebliebenen britischen Unterthanen mit wenigen Ausnahmen die Republik binnen 48 Stunden zu verlassen hätten. Zugleich sei ein besonderer Sicherheitsdienst zum besseren Schutze der ungarischen und italienischen Arbeiter auf den Werken der Regierung eingerichtet worden.

2 ureau berichtet aus Kimberley vom gestrigen Tage, daß eine etwa 200 Mann starke Burenabtheilung Windsorton besetzt habe.

Nach einer Meldung aus Ladysmith haben die Buren aufgehört, Patrouillen nach den Flanken der britischen Truppen zu entsenden. General Botha ist von Pretoria e n,. und hat den Oberbefehl über die Streitkräfte der Buren wieder übernommen.

Wie der „Times“ aus Bloemfontein vom 2. April gemeldet wird, ist dort eine englandfeindliche Ver⸗ einigung entdeckt worden, welche zahlreiche Mitglieder hat und mit dem Feinde in Verbindung stand, auch demselben unter heimlicher Mithilfe benachbarter Farmer Waffen lieferte. Eingehende Informationen über die Bewegungen der Eng— länder wurden den Buren durch Taubenposten und reitende Boten gegeben. Jetzt darf niemand die Staot betreten oder verlass en.

Die Londoner Morgenblätter veröffentlichen ein Telegramm aus Kapstadt, wonach gestern wieder ein Gefangener er⸗ schossen worden sei, welcher aus dem Lager der ö bei Greenpoint zu entweichen versucht habe.

Nach einem der „Köln. It. zur Verfügung gestellten Peivattelegramm scheint, wie „W. T. B.“ berichtet, bei der Explosion in Johannesburg keiner der dort wohn— haften bekannteren Deutschen Verletzungen davongettagen zu haben. Die betroffenen Fabrikanlagen von Begbie u. Co., deren Betrieb vor einiger Zeit von der Trang⸗ vaal-Regierung übernommen worden war, liegen in der Vorstadt südöstlich von Johannesburg in der Nähe der Jubilee⸗ und Wemner⸗Bergwerke; diese Werke scheinen keinen Schaden gelitten zu haben; der Stadttheil, in welchem sich die Begbie'sche Fabrik befindet, ist von der ärmeren Be— völkerungsklasse bewohnt. Weiter meldet die „Kölnische Zeitung“: Zeitungsmeldungen aus Kapstadt berichten, daß die . in Johannesburg jetzt vorwiegend Deutsche seien und daß sie sich den Engländern gegenüber rücksichtslos benommen und erst seit der Niederlage Cronje's ihre Haltung geändert hätten. Nach Aussage eines Herrn, der vor fünf Wochen Johannesburg verließ, ist diese Behauptung voll⸗ kommen unzutreffend und unrichtig. Die Gesammtbevöllerung von Johannesburg habe in jener Zeit ungefähr 8000 bis 10 000 Seelen betragen.

Parlamentarische Nachrichten.

Auf der Tagesordnung der heutigen (183.) Sitzung des Reichstages, über welche morgen ausführlich berichtet werden wird, standen lediglich Wahlprüfungen.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten verhandelte in der heutigen (64) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staalgz⸗ Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben bei⸗ wohnten, über den Antrag der Abgg. von Eynern (nl) und

Genossen: die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, einen Geseßz2 entwurf vorzulegen, durch welchen nach den Grundsätzen des Ge⸗ setzeg vom 8. Zult 1870 den Provinzialverbänden aus den Ueberschüfssen des Gtatsjahres 1899/1806) ein Fonds von 50 Millionen Mark überwiesen werde.

Abg. von Gynern lsehr schwer verständlich Der Antrag ist nach meinen Informationen von allen Parteien dez Hauses freundlich begrüßt worden. Auch im Herrenhause hat man sich im Ganzen dem Antrage freundlich gegenübergestellt. Der Finanz Minister hat den Gtatzüberschͤuß. des abgelaufenen. Jahreg auf S5 Millionen Mark geschätzt, er hat aber Befürchtungen wegen der Zukunft geäußert; auch hat er im Herren hause auf die Schwierigkeiten einer Revision der Propinzialdotationen hingewiesen. Daß Herrenhaus hat beschlossen, die Regierung ju er⸗ suchen, möglichst in der nächsten Session eine entsprechende Vorlage einzubringen. Wir wollen mit unserem Antrag vor allem die Kommunalbelastung im allgemelzen zur Sprache bringen,. wir lassen aber die Frage offen, ob den Provinzen die bo Millionen als Kapital oder nur die Zinsen davon übergeben werden sollen. Die Belastung der Kreise und Gemeinden ist ins Ungeheure gestiegen, viele Gemeinden erheben Zuschläge von 200, 300, 400 o, ja, eine Gemeinde sogar von 06 os. Jetzt haben wir einen wirthschaftlichen Aufschwung, wie foll, daz aber bei einem wirthschaftlichen Rückgang werden? Die Gemeinden dürfen nur fo viele Steuern erheben, als zur Dedung ihres Bedarf nothwendig ist. Der Staat erhebt aber die Einkommen

man aberreichte ihr Blumen und Kränze, Spater 3

steuet und Grgänzungssteuer ohne Räcksicht auf den Bedarf und er⸗ zielt nir er c isse Daher kommt das Vräͤngen nach immer neuen Ausgaben. Das Parlament müßte in einem konstitutionellen Staat auf die Steuereinnahme Ginfluß ausüben können, wir erbeben jeßt aber Steuern weit über den Bedarf hinaus. 1 Erxtraordinarium ist daber über Gebühr erböbt worden, aber trozdem sind im Letzten Jahre S5 Millionen Ueberschuß erzielt

. worden, wovon 30 Millionen für den außerordentlichen Dispositieng⸗

fonds für die Eisenbahnverwaltung in Anspruch genommen werden, sodaß 50 Millionen Mark noch verfügbar bleiben. Der Finanz⸗ Minister sagt aber immer, er müsse mehr Steuern erheben, um Schulden ju tilgen. Der Staat tilgt Schulden und hat durch die Konvertierung eine große Zinsenersparniß erzielt, während die Gemeinden in bedenklicher Weise Anleiben auf Anleihen auf den Markt bringen müssen. Man hat die Städte aaf die indirekten Steuern hingewiesen, auf die Biersteuer 2c. diese Besteuerung genügt aber den steigenden Bedürfnissen nicht. Gegen—⸗ über der Ueberlastung der Gemeinden haben wir im vreußischen Staat glänzende Staatsfinanzen, deshalb muß der Staat eine Ausgleichung den Gemeinden bieten.

Die Ag; von Dziem bowski und Freiherr von Zedlitz und Neukirch 6. kons.) beantragen:

unter Ablebnung des Antrages von Eynern die Regierung auf— jufordern, mit möglichster Beschleunigung einen Gesetzentwurf vor⸗ zulegen, durch welchen unter angemessener Aenderung des Gesetzes vom 8. Juli 1875 den durch die Surnmen ihrer Pcobinzial⸗, Kreis⸗ und Gemeindesteuern vorzugsweise belasteten Landestheilen ohne Minderung der den Provinzen zur Zett zustehenden Dotatiens. beiträge ein nach dem Maßftabe ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer auf dem Gebiet der Verwaltung und der Meliorgtionen betätigten wirklichen Leiftungen zu bemessender Ausgleich für ihre wachsenden Ausgaben geboten wird. /

Abg. Fritzen⸗Borken (Sentr.): Meine politifcben Freunde erkennen einen guten Kern und gefunden Gedanken in dem Antrage, sind aber außer stande, ihn in der vorliegenden Form anzunehmen. Eine solche Ueberweisung stebt im Widerspruch mit dem Prinzip des Dotationsgesetzes. Die Provinzialoerbände haben die ibnen über⸗ tragenen Aufgaben in durchaus zufriedenstellender Weise gelöst. Vielleicht sind sie in der SGeldbewilligung iu weit ge⸗ gangen; aber die ftaatlichen Organe drängen häufig dazu Den Provinzen ift eine Menge neuer Lasten durch die Gesetzgebung auferlegt worden, auf welche seiner Zeit bei dem Dotationsgesetz keine Ricksicht genommen werden konnte. Ich nenne unter den neuen Auf⸗ gaben z. B das Gesetz über die erweiterte Armenpflege von 1891, durch welches die Ausgaben der ee e, im nächsten Jahte um S850 Millionen stiegen. Weitere Ausgaben verursachte das neue Gesetz über den Untersftützunge wohnsigz, und daju kommen jetzt die neuen Ausgaben für die Zwangserziehung Minder— jähriger. Die Lasten für den Kom munalwegebau sind gleich. sallw in dem Maße gestiegen, daß die Beiträge des Staats dafür nicht ausreichen. Die Dotationen von 1875 siad zur Hälfte nach dem Fläche ninbalt der Provinzen, zur anderen Hälfte nach der Wegebau⸗ last bemessen worden. Das ist kein richtiger Maßstab. Auf die Leistungsfäbigkeit bat man damals gar keine Rücksicht genommen. Eg müssen die reicheren Provinzen für die ärmeren mit beisteuern, aber die Dotation, die sie jetzt erhalten, darf ihnen nicht gekürt werden, denn das wäre ein Eingriff in woblerworbene Rechte. In der Rheinprovinz haben wir greß⸗ landwirtbschaftliche Bezirke, die Jahr für Jahr notbleidend nd und von dem Provinzial verband unterstützt werden müssen. Aehnlich ist es in Westfalen. Die Bedürfnißfrage muß also voll zu ihrem Rechte kemmen. Ich stelle mich auf den Standpunkt der Resolution des Grafen Mirbach im Herxrenhause, welche eine erhöhte Dotation der Provinzen verlangt, welche ihrer Leistungsfähigkeit und den ihnen durch die Gesetzgebung der letzten Jahrzehnte auferlegten neuen Laften Rechnung trägt.

(Schluß des Blattes.)

Bei der am 26. April vorgenommenen Ersatz wahl zum Reichstage im zweiten hannoverschen Wahlkreise (Aurich⸗Wittmund) wurde, nach der amtlichen Zählung, der Rechtsanwalt Dr. Semler⸗ Hamburg (nationalliberal) mit 65lß5 von 12173 abgegebenen gültigen Stimmen ge⸗ wählt. Von den Gegenkandidaten erhielt der Buchdruckerei⸗ besizer Bruhn⸗Neuweißensee bei Berlin (deutsch⸗soziale Re⸗ formpartei) 1727, der Buchdruckereibesitzer Dr. Allmers⸗Varel (freis. Volksp. 2855 und der Buchdruckereibesitzer Hug⸗Bant (Sozialdemokrat) 1071 Stimmen.

Statiftik und Bolkswirthschaft.

Das Unterricht wesen in den Vereinigten Staaten von Amerika 1870/71 1896/97.

(Stat. Korr.) Nach Mittheilung des Staatssekretärg für das Innere“) betrug die Gesammtzahl der Unterricht Empfangenden in den Vereinigten Staaten

Vom Tanlend gebörten an; im Jahre iy) Personen Elementar- . höheren öffentl. vxivat. öffentl. privat. öffentl. privat.

1870/71... 8633 924 S869,V 109,5 65 44 4 8.59 1874/75... 9799 373 886, 1 82.5 10,4 7.0 2.8 11,2 1879180... 11 002 808 S86 6 815 10,3 6,9 3,4 11.4 1884/85... 12 951 748 868 9 98 n ö 3, 10.8 1889/90 . . . 14212778 879, 1 85 6 15,6 10.2 835 1892.93... 15 087 230 880, 1 822 17,90 102 4 1 1893594... 15 530 268 878,5 77.3 194 11,B5 4,1 89.0 1894/95. .. 15 688 622 882,9 63,7 230 11,4 43 3837 1895/96. . . 15 997 197 875,1 76,8 245 10,4 465 8,6 1896/97 16255 093 876,*æ 74 4 265,9 10, 48 8,6.

Die Zahl der Unterrichteten bat sich mitbin in dem 26 jährigen Zeitraum von 1870/71 bis 1896/97 um 7 621 169, d. i. Durch, schnittlich jährlich um 275 aufs Hundert, von 1892/93 big 1896.é97 dagegen um 1167 863, also um 1.79 v. H. im Jahres durchschnitt ver⸗ mehrt. Auf 100 Einwohner entfielen im Jahre 1879 etwa 224, 1850 etwa 21,9, 1890 etwa 23,4 und 1896, für welches Jahr dle Berölkerung der Vereinigten Staaten auf 71 263 000 Köpfe geschätzt wird, etwa 2238 Unterricht Gwapfangende. Wiewohl hiernach in den nannten Jahren mehr als 113 der gesammten nordamerlkanischen Gllen eine Zeitlang im Jahre die Schule besucht hat, so kommt nach unserer Quelle auf jeden Einwohner doch durchschnittlich nur ein Schulbesuch von nicht ganz 5 Jabren mit je 200 Unterrichts. tagen (8. b. nicht die Hälfte der Schultage, welche die Schüler der Schulen in Deutschland zuzubringen haben).

Die öffentlichen Elementar- und Sek undärschulen bilden zusammen die Gemein schulen (c0rmnmon schools), well sie ihren Unterricht allen Schulsähigen gleichmäßig gewähren. Die folgende Zusammenstellung zeigt die Zahl der Schüler und Lehrkräfte der Gemeinschulen sowie den durch ihre Unterbaltung verursachten Kostenaufwand während der Rechnungs jahre 1870/71 bis 1896/87:

) Report of the Secretary of the Interior for the fiscal JVoar ended June 30, 1898. Washington 1898.

y Hierunter ist das vom 1. Juli big 30. Juni laufende Rech nungojahr zu verstehen.

Ausgaben in S auf

Lehrerzahl Jahr Schũůlerzahl?ꝰ) im v. H. den Kopf der Ganzen weiblich Bevölkerung Schüler 1870/71 7 561 582 220 225 59,0 1,75 15, 20 1874/75 8 785 673 257 865 57,8 1,91 15,91 1878/80 9 867 505 286 593 57,3 1,56 12,71 1884 / Sh 11 398024 325916 65,7 1,96 15, 12 1889/90 12722 581 363 922 655 2,24 17.23 1892/93 13 483 340 382750 680 248 18,55 1893 / d] 13 995 357 388 949 67,8 2,53 18.62 1894/95 14 243 765 398 042 67,4 2,54 18,41 1895/96 14379073 400325 67,4 2,61 18.92 1896/97 14652 497 403 333 67,4 2, 652 18,57.

Der jährliche Gesammtaufwand für die Gemeinschulen belief sich 1870,71 auf 69107 612. 1879890 auf 78 094 687, 1890/91 auf 147 494 8099 und 1896!97 auf 187 320 602 Doll. Er hat sich, am Betrage auf den Kopf der Bevölkerung gemessen, um rund 50 Hundertstel erböbt, am Betrage für den Kopf der Schüler . nur um 22 Hundertstel. Bei dem Kostenaufwand für den einzelnen Schüler sind übrigens wohl auch die Auzgaben, welche aus den vielfach nicht unbeträchtlichen eigenen Einnahmen der Lehranstalten, insbesondere aus Grundbesitz, bestritten worden sind, mit berücksichtigt. Bemerkenswerth ist das Ueberwiegen des weiblichen Lehrpersonals in den Gemeinschulen.

Zur Arbeiterbewegung.

Gine zahlreich besuchte Versammlung der Berliner Dach⸗ decke rgebilfen bat, der Volks ⸗Ztg.“ n n, am Sonntag, nach⸗ dem die Lohnkommission über die Verhandlungen mit den Innungs⸗ meistern Bericht erstattet hatte, die Annahme der e, n. Zu⸗˖ geständnisse beschlofssen. Am Montag sollte die Arbeit in allen Werk- stellen wieder aufgenommen werden. (Vergl. Nr. 102 d. BI.)

Wie der Voss. Zig. aus Köln mitgetheilt wird, beschloß dort eine zahlreich besuchte Versammlung von Schuhmachern, sofort in den Ausftand zu treten, nachdem die Einigungsversuche gescheitert sind. Die christlichen Berufsvereine erklärten. daß sie mit den freien Ge⸗ werkichasten in der Forderung des Zebnstundentagesg, einer Lohn erhöhung und der Abschaffung von Koft und Wohnung beim Meister übereinstimmten.

Zum Wupperthaler Färber Augstand berichtet die . Rh. Westf. Ztg.“, daß das Gewerbegericht in Elberfeld einen Antrag auf Vermittelung abgelehnt hat, weil die Mehrzahl der ausständigen Arbeiter überhaupt keine und der Rest unerfüllbare Forderungen ge⸗ stellt habe. (Vergl. Nr. 95 d. BI.)

In M. Gladbach ftellten, demselben Blatte zufolge, in der Weberei von Droste Nachf. gestern sämmtliche Arbeiter nach Ablauf der Kündigung die Arbeit ein. (Vergl. Nr. 306.1899 d. Bl.)

Nach einer Meldung der „Frankfurter Zeitung aus New York sind dreitausend Angestellte der New Yorker Zentralbahn in Buffalo wegen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten.

Kunst und Wissenschaft.

Der schwedische Forscher Dr. Sven Hedin hat, wie Dr. Wich- mann in „Petermann's Mittheilungen (Gotha, Justus Perthes) berichtet, einen wichtigen Theil seiner neuesten Reise nach Zentral Asien bereits ausgeführt, nämlich die Erforschung des Tarim. Am 1 September 1899 war er in Kaschgar ein⸗ getroffen und hatte nach kurzem Ausenthalt daselbst Lailik am Jarkand-⸗darja erreicht, wo er eine Flußfähre ankaufte, um auf dersel ben die Fahrt stromabwärts bis zum Lob nor anzutreten. Am 15. Sep⸗ tember begann die Thalfahrt, welche am 7. Dezember im Jangi⸗köll am Lob⸗nor abgeschlossen wurde. Die Frucht vieser Flußfahrt ist eine vollständige Aufnahme des Jarkand / darja und des Tarim. Hier traf er mit dem französischen Forscher Bonin zusammen, welcher von Tonkin aus nach Sibirien reiste. Die nächsten Wochen widmete Hedin der Durchforschung der Umgegend des Lobenor und begab sich dann nach Tjertjen, wo er am 12. Januar 1900 eintraf. Die Aufnahme des Oberlaufes des Jarkand⸗ darja ist dem englischen Himalayaforscher Kapitän H. H. P. Deasy gelungen, welcher nach zweijährigen entbehrungesreichen Forschungen im Pamir und in den nördlichen Vorlanden des Himalaya im Dejember 1899 nach London zurückkehrte. Trotz des Widerstandes, welchen die chinesischen Behörden seinem Vordringen entgegensetzten, ist die Aufnahme des Flusses bis auf ein kleines Stück, welches wegen der tief eingeschnittenen Ufer nicht verfolgt werden konnte, gelungen; ebenso konnte die weitere Umgegend des Flusses trigonometrisch fest« gelegt werden.

Ueber seinen Plan der Erforschung des Sibirischen Eis⸗ meeres und des Sannikow-⸗Landes mit der von der Kaiserlich Russischen Akademie ,, Expedition hat Baron E von Toll in einem vor der Kaiserlich Russischen Geograpbischen Gelell⸗ schaft am 29. März / 11. April gehaltenen Vortrage ausführliche Mit⸗ teilungen gemacht. Die Expedition wird danach derartig vorbereitet, daß unter Umständen das Gxpeditionsschiff „Sarja“ im Stich gelassen werden kann. Im Jani 1900 soll der Aufbruch erfolgen, damit das Schiff zeitig im Karsschen Meere eintrifft, um die zu errzartende eisfreie Rinne an der sibirischen Küste benutzen zu können. Der eirste Winter soll an der Ostküste des Taimyr Landes zugebracht werden, welches während des Winters möglichst eingehend erforscht werden soll. Als Winterquartier des jweiten Winters ist Sannikow Land oder die Bennett-Insel in Aussicht genommen, deren Erforschung im dritten Sommer abgeschlossen werden soll. ;

Waz die Erforschung des Südpolargebiets betrifft, so ist die wichtigste Nachricht des vergangenen Monats die Kunde von der glück⸗ lichen Rückkehr der Borchgrevint'schen Südpolarexpedition. Das Telegramm lautet: ;

Bluff, Neuseeland, 1. April. Die Aufgabe der Expedition ist gelöft. Die Lage des magnetischen Sütvols wurde bestimmt. Der fernste Punkt nach Süd, welcher durch Schlittenexpedition erreicht wurde, ist 780 50“. Der Zoolog Nicolai Hansen ist gestorben. Son st alles an Bord woblauf.“ e 66

Eingehendere Mittheilungen sind erst durch Briefe, die frühestens Mitte Mal eintreffen können, zu erwarten. Aber das Lelegramm deutet bereits auf wichtige Aufschlüsse hin, sodaß der englische Ver— leger Sir G. Newnes, welcher die Expedition auf eigene Kosten aus⸗ gerüstet hat, über diesen Eifolg berechtigte Genugthuung empfinden darf. Zum erften Mal hat eine Expeditien auf festem Lande im antarktischen Ozean überwintert. Die mit Schlitten zuückgelegte Ent⸗ fernung von C. Adare aus beträgt etwa 8 Breitengrade. Der fernste Punkt, welcher bisher ju Schiff, und zwar von Roß 1842 erreicht wurde, war 787 4. . .

Zu der in Vorbereitung befindlichen deutschen und englischen Südpolar-⸗Expedition gesellt sich jetzt noch eine dritte, eine schottische, welcher das Weddell⸗Meer im Süden von Süp Amerika als n, , zugewiesen werden soll. Leiter derselben wird W. S. Bruce, 23 1e . mit den schottischen Walern das) Gebiet des Graham ˖⸗ Landes besuchte.

Als Leiter der britischen Südpolar-Expedition nach Victoria⸗Land ist der durch seine For chungen in Spitzbergen und am Kenia bekannte Geolog Dr. Gregory in Aussicht genommen. Als Theilnehmer wird auch Dr. Dtto Nordenskjöld, der Er— forscher von Feuerland und Südpatagonien, genannt.

2 Die Schülerjablen stimmen nicht mit den oben für den Besuch der . und der privaten Schulen in Tausendfteln der Ge⸗ sammtschülerzahl mitgetheilten; die Abweichungen betragen beispiels⸗ weise 11026 für 1896/87, 12 236 für 1886/96, 30742 für 1894/95, 4 46 648 für 1893/94, 10656 für 1892/93, F 6525 für 1885ỹ90. Eine Erklärung für diese Unstimmigkelten wird in der Quelle nicht gegeben.

Land und Forstwirthschaft. Saatenstand in Ost⸗Galizien.

Nach einem Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Lem berg, vom 28. v. M., liegen folgende Nachrichten über den Stand der Bern in Ost Galizien vor: ;

Der Winter brachte nur einige Male strengere Kälte, gehörte aber sonst jzu den gelinderen und war mit Ausnahme einiger Tage im März schneearm. Der Frühling war bis jetzt vor= wiegend trocken, windig und kähl. Der Boden ist größtenthemls noch nicht ganz abgefroren und nicht hinreichend trocken. was natürlich die Bestellungsarbeiten und den Anbau stark hemmt. Der Sommeranbau ist daher mit wenigen Ausnahmen kaum im Be⸗ ginn. Die Witterung ist den Herbstsaaten ungünstig und die Vegetation derselben entwickelt sich sehr langsam. Die Roggen und die Weizensaaten vom früheren Anbau weisen noch einen mittleren Stand auf; die übrigen Saaten aber waren schon im Herbst schwach und wurden zudem noch sehr oft von Mäusen stark beschädigt. Infolge des allgemeinen Mangels an einer schützenden Schneedecke blieben sie gegen die Einflüsse der winter⸗ lichen Witterung weniger widerstandsfähig und sehen bis jetzt traurig aus, doch wäre es vorzeitig, schon jetzt die Mäglichkeit der Erholung ausjuschlleßen. In noch höherem Maße sind die Kleesaaten der Mäuseplage und der kalten Witterung ausgesetzt gewesen, sodaß ihre Erholung ziemlich fraglich ist.

Getreidehandel in Argentinien.

Ausfuhr von Getreide aus dem Hafen von Buenos Aires für die Zeit vom 1. bis 15. März 1900.

z Gesammt⸗ Getreideart Verschiffungsziel . in Säcken menge bolsas]) in 105 Kg) Mais Sud⸗ Afrika 8h od? Belgien 20 614 Italien . 9730 England 7000 Frankreich 5616 Spanien 5075 Holland 3292 insgesammt 136 914 9127 Weizen England 282 521 Solland 238 333 Belgien 173 148 k 119673 eutschland 65 808 Italien 33 833 Spanien 31759 Süd · Afrika 4376 Order 546 559 insgesammt 1456010 99724 Leinsaat Deutschland 118 174 England 109 047 olland 48 800 Italien 37 024 Belgien 15 084 Frankreich 9 635 insgesammt 337 794 22 517 Hafer Sũd⸗ Afrika 27 828 1855

Gegenwerth der höchsten und niedrigsten Preise in Mark nach dem Durch⸗ schnittskurse von Sm /n 1 A 1,51

Preise im Großhandel für 1 42

Mais, und jwar: Fm / n bis Fm / n 3. 3,40

, . ; . 5, 45

li 3 3, 40 6, 15 Weizen, und iwar:

a. guter und feinerer 5, 5,40 9,05 .

b. Fandel! 50 . 6, 160, 86 1 lo 10 30 18, 10 18,64 1 330 . 420 b 86 7, 60

Die bolsa zu 6 65 Eg.

Ernte ⸗Aussichten in Egypten.

Der Kaiserliche Konsul in Alexandrien berichtet unter dem 20. d. M. Folgendes:

Meinem Bericht vom 10. v. M. über die Ernte ˖⸗Aucesichten in Egvypten ist kaum etwas hinzuzufügen. Nach einem Dekret der egypti⸗ schen Regierung sollen alle durch K bewãsserten Geländeabschnitte von der Landtaxe befreit bleiben. Nach den ein⸗ gezogenen Erkundigungen werden von dieser Vergünstigung vor⸗ aus sichtlich nur europäische und einige große eingeborene Landbesitzer Nutzen zieben, während siꝛ dem kleinen Mann bei seiner Indolenj kaum ju gute kommen wird. Immerhin kann angenommen werden, daß etwa 15 bis 20 0 des sogenannten Scharaki (unbebautes Land) durch Brunnenbewässerung angebaut werden wird oder schon angebaut worden ist. Das gedachte Dekret muß jedenfalls als eine 31 in, n bejeichnet werden. (Vergl. . R. Anz.“ Nr. 71 vom

J. v. M.)

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 30. April. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Werra“ 28. April v. Neapel und Trave“ v. New Jock n. Genua, Coblenz“ 28. April v. Santos n. Bremen abe Prinz⸗ Regent Luispold“ 29. April v. Australien in Colomba, . illehad *, n. d. La Plata best.,, 29. April in Antwerpen angek. Bonn“ 29. April v. Funchal n. d. La Plata abgeg. „Dresden . v. Tsingtau kommend, 30. April in Shanghai, Weimar“, v. Ost⸗Asien kommend, in Colombo, „Barbarossa' 30. April v. Australien in Bremerhaven anget. Main! 30 April v. Cherbourg n. New York abgeg. „‚Kaiser Wilhelm II.“, v. New Jorken Genug, 28. April die Azoren, Roland‘, n. Baltimore best.,, 28. Aprtl Lijard vassiert.

1. Mat. (W. T. B.) Dampfer Pfalz 28. April v. unchal n. Vigo abg. . Werra? v. New Jork, und . Oldenburg“, n. st⸗Asien best. 30. April in Genug anget. Elisabeth Rickmerz“

30. April v. Singapore n. Suej, Königsberg‘ 30. April v. Kobe n. Deongkong. . Mainj! 309. April v. Rotterdam n. Antwerpen, König Albert! 30. April v. Neapel n. Genua, Stuttgart“ 30. April v. Mmuiden n. Bremen, „Darmstadt! 30. April v. Southampton n. Genua abgeg. „Rbein! v. New Jork 30. Ap il in Southampton angek. und n. Bremen abgeg. Der Vampfer überbringt 2895 Passagiere und volle Ladung.

Ham durg, 30. April. (WB. T. GB.) Hamburg ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Palatia“ 23. April v. Rew York über Cher bourg n. Hamburg abgeg. „Batavia! 28. April in New Jork anget. ‚Ladh Armstreng“, v. Stettin n. New Jork, 28. April v. Swine⸗ münde abgeg. Graf Waldersem n, v. Hamburg über Boulogne sur Mer und Plymouth n. New Jock, 25. April Cuxhaven passiert. Markomannia“, v. Hamburg über Havre n. Westindien, 29. April