1900 / 106 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

3 Uhr unter dem Vorsiz des Minister-Präsidenten Fürsten . Hohenlohe im Reichstagsgebäude zu einer Sitzung zu⸗

Das Staats-Ministerlum trat heute J , .*

ammen.

Der Kaiserliche Gesandte in Brüssel, Wirklich Geheime Rath Graf J hat, einen ihm Allerhõchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des selben fungiert der dorthin entsandte Dritte Sekretär bei der Kaiserlichen Botschaft in Wien von Stumm als Geschäftsträger.

Der Kaiserliche Gesandte in Stockholm Graf von Wallwitz hat einen ihin Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etgtsmäßige Legations⸗Sekretär der Kaiserlichen Gesandtschaft, Legations⸗ rat Dr. Freiherr von Heintze⸗Weißenrode als Ge— schãftsträger.

Der Präsident des Oherlandezkulturgerichts, Wirkliche Geheime ,, Rintelen r nach der Rhein⸗ provinz abgereist. K

em Regierungs-Assessor Bank in Bromberg ist die kom— miss fh ,, des Landrathsamts im Kreise Niederung zu Heinrichs walde übertragen worden. . .

Der Regierungs⸗-A1ssessor Kelch zu Pyritz ist der König— lichen Direktlon für die Verwaltung der direkten Steuern zu Berlin überwiesen worden.

Der Regierungs⸗Assessor Schulze zu Magdeburg ist dem Landrath des Kreises Glogau im Regierungsbezirk , zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant von Levetzow, heute von Neapel nach Alexandrien in See gegangen. .

S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Lans, ist gestern in Tsingtau eingetroffen.

Kiel, 3. Mai. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist heute Vormittag nach Berlin abgereist.

Düsseldorf, 2. Mai. Die Torpedoboots-Division passierte gestern Nachmittag um 4 Uhr Duisburg und traf um 71 Uhr Abends im hiesigen Hafen ein. Heute früh er⸗ folgte die Weiterfahrt nach Köln.

Baden.

Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind gestern Abend von Karlsruhe nach Berlin abgereist.

z In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, ein Antrag der Abgg. Muser und Gens, welcher dahin geht, die Regierung möge, im Falle der Annahme der 88 1842 und b der les Heinze“ im Reichstage, den badischen Bundesrathsbevollmächtigten die Weisung ertheilen, gegen diese Paragraphen zu stimmen, mit 28 gegen 18 Stimmen angenommen.

Waldeck und Pyrmont.

Die Vermählung Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Elisabeth zu Waldeck und Pyrmont mit Seiner Erlaucht dem Erbgrafen Alexander zu Erbach⸗Schönberg hat heute Mittag in Gegenwart Ihrer Majestäten der Königin Wilhelmina und der Königin⸗Mutter der Nieder⸗ lande, des Königs und der Königin von Württemberg und anderer Höchster Herrschaften im Residenzschlosse zu Arolsen stattgefunden.

Samburg.

Wie dem „W. T. B.“ aus Hamburg berichtet wird, werden die Präsidenten der Senate der Freien und ,,. die Bürgermeister Dr. Klug (Lübeck), Dr.

röning (Bremen) und Dr. Hachmann (Hamburg), am 6. Mai Seiner Majestät dem Kaiser die Glückwünsche der Hansestädte zur Feier der Großjährigkeit Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen darbringen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, wird die Marine⸗ verwaltung von den Delegationen die erste Rate für den Bau eines neuen Schlachtschiffs beanspruchen. Die Forde⸗ rungen der Kriegsverwaltung haben die Fortsetzung organisatorischer Reformen zum Gegenstand; für neue Geschütze wird für 1900 kein Kredit beansprucht.

Im mährischen Landtag erklärte, dem „W. T. B.“ afl gestern der Statthalter in Beantwortung einer Inter— pellation des Abg. Sileny, betreffend die Ausweisung öster⸗ reichischer Arbeiter aus Preußen und die Beschäftigung preußi⸗ scher Arbeiter im Ostrauer Revier, daß in den Ostrauer Kohlen— werken 408, in den Witkowitzer Werken unter 13481 Arbeitern am Ende des Jahres 1899 nur 371 preußische beschäftigt ge⸗ wesen seien. Bezüglich der Ausweisungen sei der Statthalterei weder eine Anzeige, noch eine Beschwerde zugegangen.

Der schlesische Landtag lehnte 6 ein Gesuch um Subventionierung des , Privat⸗Gymnasiums in Teschen ab. Der Abg. Stratil erklärte im Namen der e ichen Abgeordneten das Gesuch für gerechtfertigt. Die

bgg. Haase und Menger erklärten sich aus politischen Gründen dagegen.

. Frankreich.

Die französische Regierung hat, wie, W. T. B.“ meldet, den Botschafter Marquis de Noailles mit der besonderen Mission beauftragt, Seiner Majestät dem Deutschen . die Glückwünsche des Präsidenten und der Regierung der Fre le chen Republik ö Feier der Großjährigkeit Seiner

aiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen darzubringen.

Der frühere Senator Boch er, der Vertrauensmann des

Prinzen von Orlsans, ist gestern Vormittag gestorben.

Nusßland. Der Kagiser und die Kaiserin besuchten, wie W. T. aus Moskau berichtet, gestern Nachmittag mit dem Großfürsten und der Großfürstin Sergius das Danilow'sche und das Don 'sche Kloster und wurden auf dem ganzen Wege begeistert begrüßt. Allerhöchst⸗ dieselben wohnten im Danilow'schen Kloster einem kurzen Gottesdienst bei, erwiesen den Reliquien und Heiligen⸗ bildern ihre Ehrfurcht und empfingen den Segen, ebenso im Don'schen Kloster, wo auch die Begräbaißstätten der früheren Klostervorsteher in Augenschein genommen wurden. Ihre Majestäten kehrten alsdann unter dem Jubel der Bevölkerung nach dem Kreml zurück, ; Die Kaiserin-Mutter ist gestern Abend von Kopen⸗ hagen in Gatschina eingetroffen.

Italien.

Der Prinz von Neapel ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern Mittag von Neapel abgereist. Höchst⸗ denselben begleiken der General Brusati, der Oberstleutnant Robaglia und der Hauptmann Rom eo. Der Prinz traf am Abend in Rom ein und setzte nach dreistündigem Auf⸗ enthalt um NJ Uhr seine Reise nach Berlin fort. Am Bahnhofe hatten sich zur Verabschiedung der Minister des Aeußern Visconti Venosta, der deutsche Botschafter Graf von Wedel und die Spitzen der Behörden eingefunden.

Niederlande.

Die außerordentliche Burenmission hat sich, wie W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag, nachdem sie den Ministern Pierson und de Beaufort Abschiedsbesuche ab⸗ gestattet hatte, vom Haag nach Rotterdam begeben, wo sie sich nach Amerika einschiffen wird. Am Bahnhof war eine zahlreiche i,. versammelt, welche die Mitglieder der Mission freundlich begrüßte. Die Abtheilung der Süd⸗ afrikanischen Vereinigung überreichte ihnen eine silberne palme; Fischer und Wolmarans dankten für, den ympathischen Empfang, der ihnen im Haag zu theil ge⸗ worden sei.

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Türkei.

Der Marschall Schakir Pascha ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern zur Ueberbringung der Glückwünsche des Sultans aus Anlaß der Großjährigkeitserklärung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen von Konstantinopel nach Berlin abgereist. .

Die Albanesenführer von Ipek, Djakova und Prizren sind gestern in Prist ina zusammengekommen, um eine Versammlung abzuhalten, die aber formell noch nicht begonnen hat; als Grund der Verzögerung des Beginns der Versammluͤng werden Meinungsverschiedenheiten mit dem —ᷣ—ᷣ angegeben. Die Albanesen sollen weitgehende Autonomie fordern.

Bulgarien.

Wie das Wiener Telegr.⸗Korresp. Bureau“ aus Sofia meldet, wurden in Widdin, Tirnowo und Rustschuck Protestversammlungen gegen die neue Zehntsteuer veranstaltet. welche zahlreich besucht waren. Im Distrikt von Ru stschuck ist der Belagerungszustand proklamiert worden, weil in einem Dorfe die Bauern den Bürgermeister getödtet haben.

Der Kriegs-Minister Paprikow ist von seiner Reise nach St. Petersburg wieder zurückgekehrt.

Schweden und Norwegen.

Beide Kammern des Reichstages beschlossen gestern, wie dem ‚W. T. B. aus Stockholm gemeldet wird, über den Antrag des Verfassungsausschusses auf Versetzung des Ministerlums in den Anklagezustand wegen Ver⸗ fassungsverletzung zur Tagesordnung überzugehen. In der Ersten Kammer widerlegte der Minister-Präsident Bo st röm die Begründung des Ausschusses und erklärte, die Unionsverhält⸗ nisse setzten voraus, daß Norweger im Ministerium des Aeußern angestellt würden; von Ditten sei zweifellos die geeignetste Persönlichkeit gewesen, um den in Rede stehenden Posten aus⸗ ufüllen. Der Minister⸗Präsident fügte hinzu, er gebe zu, daß

as Geschehene nicht verfassungsmäßig sei, da aber die Ver⸗ fassung älter sei als die Union, so müsse sich eine konstitutionelle Praxis neben der Verfassung entwickeln. Er warte ruhig die Entscheidung des Reichstages ab. 3 der Zweiten Kammer erklärte der Minister des Aeußern von Lager⸗ heim, die Anstellung von Norwegern im Ministerium des Aeußern sei nicht . Der zur Anstellung am besten Geeignete werde durch den Umstand, daß er Norweger sei, nicht weniger geeignet. Der Minister fuhr fort, sein Gewissen sage ihm, daß er dadurch, daß er dem Beispiel seiner Vorgänger gefolgt sei, nicht gegen seine Pflicht gehandelt habe.

Amerika.

Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Washington hat das Repräsentantenhaus die von dem Abg. Hepburn eingebrachte Bill, betreffend den Nicaragua Kanal, nebst einem Abänderungsantrage dazu ange⸗ nommen, nach welchem die Vereinigten Staaten den Kanal schützen und für seine Vertheidigung Sorge tragen sollen. Ursprünglich lauteie die Bill dahin, daß die Vereinigten Staaten den Kanal befestigen sollten.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus New York erfährt, haben die demokratischen Konventionen von Michigan und New Hampshire ihre Delegirten beauftragt, in der Nationalkonvention für Bryan zu stimmen.

In der Botschaft, mit welcher der Präsident der Ver⸗ einigten Staaten von Brasilien Campos Salles heute in Rio de Janeiro den Kongreß eröffnen wird, heißt es, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge: Die auswärtigen Be⸗

iehungen seien 1 Die brasilianische Regierung

abe e,, und Ilalien ersucht, den Kaffeezoll um Proz. herabzusetzen. Frankreich habe sich zu einer Herabseßung von 10 Proz, Italien zu einer solchen von 20 . ereit erklärt. Die Verhandlungen dauerten fort. Der Bestand des Heeres sei im letzten Jahre vermindert, die Marine jedoch bedeutend verstärkt worden; das Land sei auf alle etwaigen Vorkommnisse vorbereitet. Die Zentral⸗Eisen⸗ 2. habe im letzten Jahre einen Ueberschuß von mehr als 4900 Kontos gegeben. Die Lage bessere sich und die Regierung hoffe zuversichtlich, die auswärtigen Zahlungen voll in baarem Gelde zu dem im Vertrage, betreffend die fundierte Anleihe, fest⸗ gesetzten Zeitpunkte wieder aufnehmen zu können, ohne zu Freditoperationen oder neuen Steuern zu schreiten. Die Regierun habe im letzten Jahre 71 000 Kontos Papiergeld 2

) und werde in diesem Jahre einen noch e, Betrag einlõsen. Schatzscheine im Betrage von 11 Kontos seien im letzten Jahrè bezahlt worden. Dadurch, daß die Bank der Republik ihre Schuls an den Staatsschatz bezahlt habe, sei die Regierung in der Lage, äußere Bonds im Betrage von 700 000 Pfd. Sterl. zu erwerben und aus dem Verkehr zu ziehen. Die Bundeseinnahmen im letzten Jahre hätten 19417 Kontos Gold und 302 693 Kontos Papier betragen; die letzteren würden sich nach Eingang aller Beträge um 120900 Kontos erhöhen. Nach Leistung aller Zahlungen und nach Bereitstellung der zum Rückkauf von 71 Kontos Papier⸗ geld erforderlichen Summ: bleibe ein Ueberschuß von mehr als 16000 Kontos Papier und 5325 Kontos Gold.

Afrika.

Dem „‚Reuter'schen Bureau“ wird aus Beira vom 28. April gemeldet, daß der Generalleutnant Carrington in Marandellas angekommen sei.

Der Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Bloem⸗ fontein vom gestrigen Tage, nach einer von dem Obersten Baden-Powell eingegangenen Mittheilung habe sich am 20. April in Mafeking Alles wohl befunden.

Der Londoner „Daily Expreß“ meldet aus Kimberley vom 2. Mai: eine berittene n hn, sei infolge der Be⸗ setzung von Windsorton durch die Buren nach Barkley West abgegangen.

Der „Times“ wird aus Bloemfontein vom 1. Mai gemeldet, daß jetzt alle Pferde der Buren konfisziert würden, das sei viel wirksamer als die Eatwaffnung der Buren und lasse sich auch viel leichter bewerkstelligen.

Der „Morning Post“ wird aus Thabanchu vom 29. v. M. gemeldet: Während des Rückzugs des Generals Dickson seien dessen eigener Proviantwagen und die Wasser— wagen der Brigade in die Hände des Feindes gefallen. Die Nachhut sei heftig beschossen worden; der Rückzug habe den General Hamilton in Gefahr gebracht; derselbe habe des⸗ halb seine Streitkräfte gesammelt und sich vorsichtig nach Thabanchu zurückgezogen, nachdem er dem vorrückenden Feinde mit Artillerie und Infanteriefeuer heftigen Widerstand ge⸗ leistet habe.

Nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ betrugen die Verluste der unter General Hamilton stehenden britischen Truppen in dem Gefechte bei Houtnek am 30. April: zwei Offiziere und ein Soldat todt, sechs Offiziere theils verwundet, 3 und fünfzehn Mann theils verwundet, theils vermißt.

Demselben Bureau wird aus Aliwal North vom 1. 8. M. emeldet: Ein dort eingetroffener Depeschenreiter theilte mit, 26 Buren bei Weppener gefangen genommen worden seien. Der Kommandant Olivier 3 am Bein verwundet und Izaak Potgieter zu seinem Nachfolger ernannt worden.

Der „Morning Post“ wird aus Bloemfontein vom 1. Mai gemeldet: Zwei Briefe von hervorragendem Interesse seien in die Hände der Engländer gefallen. Der eine derselben sei vom Präsidenten Steijn an den General Botha gerichtet. Der Präsident beklage sch darin darüber, daß eine un⸗ genügende Truppenmasse zum Schutze Kronstads zurückgelassen worden sei, und theile gleichzeitig mit, daß die Briten über 50 000 Mann für den Vormarsch verfügten. Er beklage sich auch darüber, daß die Burenkommandos, von denen man angenommen habe, daß sie Kronstad ö, statt dessen die Korndistrikte plünderten und auf diese Weise eine

roße Verstimmung zwischen den Transvaalburen und Frei⸗ e , hervorriefen. Der Präsident 6 ferner, daß ein Theil der 10 000 Mann Burentruppen, die in Natal ständen, über den Van Reenens-Paß zurückgezogen würde, damit der Kampf bei Kronstad konzentriert werden und ein ent— scheidender Schlag gegen die Briten geführt werden könne, und schließe damit, daß er jede Verantwortlichkeit für die Loyalität der Freistaatsburen ablehne, wenn nicht Trans— vaal in dieser Weise Garantien dafür gebe, daß es die Ab⸗— sicht habe, die zeitweilige ie n. des Oranje⸗Feeistaats zu schützen. Der andere Brief sei eine Antwort des Präsidenten Krüger an den Kommandanten von Fourteenstreams und besage, es sei durchaus unmöglich, für mehr Truppen zu sorgen, da jeder Mann, der zur Verfügung der Republik stehe, an dem Platz nöthig sei, den er innehabe. In dem Brief heiße es zum Schluß, daß eine europäische Intervention nur noch eine Frage weniger ag i . .

Vom Congo ist, wie ‚W. T. B. meldet, in Brüssel die Nachricht eingetroffen, daß am 17. April unter den Ar⸗ beitern des Forts Shinkakassa eine Meuterei ausgebrochen sei. Die Meuterer, sämmtlich aus der e lf Manyem a und vom Tanganika⸗See stammend, hätten sich der Munitions⸗ Magazine bemächtigt und bis zum Abend des nächsten Tages Ge⸗ wehrschüsse abgegeben, ohne jedoch Schaden anzurichten. Truppen von Boma hatten das Fort angegriffen und dasselbe am 19. d. M. Abends genommen. Vierzig der Aufständischen seien entkommen, würden jedoch verfolgt. Man hoffe, sie auf dem Wege nach Isangila einzuholen. Die Arbeit im Fort sei wieder aufgenommen worden. Bei Ausbruch der Meuterei sei ein Arbeiter spanischer Nationalität getödtet worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be— finden sich in der Ersten Beilage.

Der Reichstag setzte in seiner heutigen (185.) Sitzung, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗ Minister Dr. Gcaf von Posadowsky beiwohnte, die zweite Lesung des , betreffend die Abänderung der Unfallversicherungsgesetze, bei dem §z 5a des Gewerbe⸗Unfallversicherungsgesetzes und den dazu gestellten Anträgen fort.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen das Wort die Abgg. Hearn von Stumm (Rp.), Dr. Opfergelt (Zentr... Dr. ze ** Molkenbuhr (Soz) und Roesicke⸗Dessau

Das Haus der Abgeordneten erledigte in der heutigen (66 Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen beiwohnte, J,. in zweiter Berathung den Antrag der Abgg. Dr. Weih e⸗Herford (kons und Genossen auf Annahme eines Gesetzentwurfs ur Abänderung des Gesetzes, betreffend die Förderung der Frrichtung von Rentengütern, vom 7. Juli 1891, und ging dann über zur Berathung des Antrags der Abgg.

Schmid t⸗Warburg (Zentr) und Dr. Krie ger-Königsberg fr. Volksp.): 3. Königliche Staatsregierung zu ersuchen, dafür Sorge ju tragen, daß den in der Gisenbahnverwaltung beschäf— tigten Eisen babn-Bau⸗ und Betriebs-⸗Inspektoren und Maschinen; Inspektoren eine die Dauer von 5. Jahren überschreitende Zeit der diätarischen Beschäftigung bei der Fest« sezung des Be soldunzsdienstalters in Anrechnung gebracht werde, sowie des Antrags der Abgg. Dr. Krieger-Königs⸗ berg, Rickert und Genossen: die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, diejenige Anzabl Bauinspektorstellen in der allgemeinen Bau— verwaltung zu schaffen, welche nothwendig ist, um die jetzt vor⸗ handene Wartezeit der Regierunge⸗Baumeister von zwölf Jahren auf ein Höchstmaß von zebn Fahren zurückiuführen.“ Die Budgetkommission hat beantragt, beide Anträge ab⸗ zulehnen. Abg. Krawinkel (nl.) befürwortete bei Schluß des Blattes namens seiner Freunde, die Anträge der Regierung zur Berücksichtigung zu Überweisen.

Kunft und Wissenschaft.

In der Maisitzung der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin berichtete Herr Professo- Conze über die Aufdeckung einer umfangreichen römischen Niederlassung bei Haltern an der Lippe, die der Annahme, daß hier das Caftell Aliso zu suchen sei eine starte Stütze verleibe. Im Anschluß hieran legte Herr Oberftleutaant Dahm die Gründe dar, die ihn von milttärischen Gesichtspunkten aus schon immer an dieser Stelle das genannte Castell vermuthen ließen. Herr Dr. Brückner führt? der Sesellschaft zu. nächst Nachbildungen mykenischer Becher aus dem Besitz des König lichen Antiquariums vor und erläuterte dann eine schon seit langer Zeit bekannte, aber fehlerhaft veröffentlichte Inschrift aus Ilion, die sich auf die Stiftung und Verwaltung eines Kapitals beziebt, das ein . ju Gunsten einer Opferfeier für Athene und Zeug

olieus ausgesetzt hatte. Herr Professor Herrlich berichtete auf Grund 6 von Kavvadias) neuem Buche Epidaurus“ über die Funde der zweiten Ausgrabungs⸗ Periode im Heiligthum des Asklepios. Zum Schluß gab Herr Schulrath Dr. Küpperg, Unterrichts ⸗Dtrigent der Königlichen Turnlebrer⸗ Bildungsanstalt, im Anschluß an eine Veröffentlichung des Professors Hueppe in Prag, eine neue Erklärung des sogenannten Phayllos— Sprungs als eines Dreisprungs, für dessen Ausführung das bekannte, bisher aber rätbselhafte Thonfliesenlager in der Palästra zu Olympia eigens hergerichtet sei. Herr Geheimer Regierungsrath, Professor Diel s bestätigte diese Erklärung aus einer erst jetzt ganz ver— ständlich gewordenen Stelle des Aristoteles⸗ Kommentars des 3

44 Eine Sonder ⸗Ausstellung von Bildern des Grafen Leopold von Kalckreuth im Oberlichtsaale der Kunsthandlung von Bruno u. Paul Cafsirer ,, 35) giebt von der Entwickelung dieses ernsten Malertalents einen guten Begriff. Die ältesten unter den ausgestellten Arbeiten, wie der 1884 gemalte Fisch⸗ markt, zeigen einen starken Reflex der damals in Holland mit Elfer betriebenen Pleinairstudien ohne doch besonders viel Persönlichkeit zu verrathen. Sehr viel eindringlicher spricht schon der ernste, aber etwas nüchterne Realismus Kalckreuth's aus dem vier Jahre später gemalten weiblichen Porträt, dessen an sich wenig reizvolle fh den Beschauer durch die unmittelbare Echtheit des Ausdrucks fesseln. In größerem Maßstab ist das Bild mit dem Motto „Kann nicht mebr mit‘ gehalten: ein alter Seemann, der vom Ufer den in See stech'nden Booten der Genossen nachsieht. Ohne Sentimentalität, ohne gewaltsame Effekte, ein ernstes, mit breiter Kraft gemaltes Wild. Das ebenfalls in sehr großem Maßstabe gehaltene Bild „Pferde“ wirkt in allen Theilen der Ärbeit folld und gesund, aber rechte künstlexrische Freude läßt diese doch nicht auf⸗ kommen. Eine gewisse Unfreiheit, ein Gebundensein an die Mühsal der Arbeit spricht aus dem Ganzen. Auch die im Jahre 1890 ge⸗ malte „Schnitterin“, deren große Silhouette sich von dem vortrefflich geftimmten Himmel abbebt, ist ein Bild, das man im Geiste nur einmal mit einem Werke Miller's, dessen Eis fluß hier unverkennbar ist, zu vergleichen braucht, um die Schranken der Kunft des deutschen Malerg zu empfinden. Dagegen liegt in der Gestalt der Aebrenleserin“, die, wie der Gänsehirt“, ebenfalls nach dem durch Millet berübmt ge⸗ wordenen Kempositionsschema gemalt ist, ungewöhnlich tiefe und jarte Empfindung. Die Wendung des Kopfes, dessen verlorenes Profil gegen den Himmel steht, trägt zu der Wirkung nicht wenig bei. Unter den Landschaften Kalckreuth's seien nur eine kleine Schneestudie und der großjügig gemalte Schloßpark von Klein-⸗Oels als treffliche Leistungen beivol gehoben. Freilich, das Temperament, die flüssige Mache, wie sie einige geniale Veduten Wilhelm Trübner'z auszeichnen, darf man bei Kalckreuth nicht suchen. Dessen Schloßhof in Amorbach zählt zu den wenigen Bilvdern, vor denen man die Treffsicherheit des Malers als eiwas durchaus Selbstyerständliches empfindet, die mit einer Art genialer Naturnoth⸗ wendigkeit hingestellt sind Sehr im Gegensatz dazu tritt in zahl⸗ reichen Landschaften der Schule von Barbizon, sowie in den impressionistischen Studien von Sisley, Pissarro und Claude Monet, welche die vorderen Ausstellungsräume füllen, die känstlerische Reflexion und das Arrangement in den Vordergrund, obwohl sich auch diese Werke als schlichte Naturausschnitte geben wollen.

Aus Stockbolm vom 1. Mai wird dem W. T. B.“ ge⸗ schrieben: Die schwedische Akademie, welche seinerzeit von der Regierung den Auftrag erhielt, einen Vorschlag zu besonderen Statuten für die Akademie in ihrer Eigenschaft als Verleiberin des Nobel-⸗Preises für Literatur auszuarbeiten, hat jetzt der Re— gierung einen solchen Vorschlag unterbreitet. An diesen Vorschlag bat die Akademie eine längere Äusführung angeknüpft, in welcher es heißt, daß schon in den Grundbestimmungen über die Statuten der Satz aufeestellt worden war, daß unter Literatur nicht nur Unterhaltungs- Literatur, sondern auch andere Schriften verstanden seien, welche duich Form oder Jahalt den An— forderungen genügen. Die Bestimmung, daß der Peeis dem— jsnigen zufallen soll, welcher in der Literatur das bedeutendste Werk in idealistischer Richtung geschaffen bat, muß nach der Meinung der Akademie in den spenellen Statuten nicht zum Gegenstand einer besonderen Erklärung gemacht werden. Der Ausdruck „idealistisch ist allerdingsZs eiwag unsicher und könnte möglicherweise verschieden erklärt werden; aber dle Akademie wird sicherlich unter allen Umständen diese Bestimmung so auf— fassen, daß sie der Arbeit den Preiß zuerkennt, welche sie für das hedeutendste und beste Werk in der Literatur ansieht. Der von der Akademie ausgearbeitete Vorschlag zu besonderen Statuten ent. hält bhauptsächlich folgende Bestimmung: Das Recht, Kandidaten für den Preis vorzuschlagen, haben die Mitglieder der schwedischen Akademie, die Mitglieder der franiösischen und der spanischen Akademie, die Mitglieder der humaniftischen Abtheilungen der übrigen Akademien, die Mitglieder von humanistischen In stituten und Gesellschaften, welche den Atlademien gleichgestellt sind, sowie die Universitätslehrer der Aesthetik, Literatur und Geschichte. Bei dem Nobel-⸗Institut der schwedischen Akademie wird eine größere Bibliothek ju errichten sein, die hauptsäͤchlich die moderne Literatur aufnehmen soll. Die Akademie wird die nöthige Anzahl von Bea nten bei dieser Bibliothek anstellen und wäblt eines ihrer Mit lieder jum Vorstand derselben. Wenn der Preis nicht vertheilt, ondern zu einem besonderen en gelegt wird, hat die Akademie das Recht, die Zinsen von dieser Fondsoermehrung zur Förderung der Zwecke des Instituts in Schweden oder im Auslande ju verwenden.

das von dem Architekten Franz Brantzky und dem Stadibaurath Hei. mann erbaute neue Kunstgewerbe⸗Museum unter zahlreicher Betheiligung der Behörden und hervorragender Vertreter der Kanst und Wissenschaft feierlich eröffnet. Der Ober, Bürgermeister Becker hielt die Eröffnungsrede und brachte am Schlusse derselben ein von den Anwesenden mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus.

Der russische Marinemaler Jwan Konsiantinowitsch Ajwasowskii ist, einer Meldung des W. T. B. aus St. Peters burg zufolge, auf seinem Landgute bei Feodosia in der Krim, wo er am . Jali 1817 geboren wurde und seit mehreren Jahren als Hofmaler und Professor lebte, gestern gestorben. Seit dem Jahre 18335 Schäler der St. Petersburger Akademie, bildete er sich dann weiter unter Tanneur und dem Schlachtenmaler Sauer—⸗ weid (gest. 1844) aus und bereiste einen großen Theil Europas und des Orients. In seinen Marinebildern zeigte er eine glückliche Erfindungs⸗ gabe, eine große Virtuesität in der Wiedergahe der Töne des Wassers und der Bewegung der Wellen, fowie eine ele gante Pinselführung; aber fast immer strebte er nach glänzendem, fast krassem Effekt der Beleuchtung. Die Darstellung der aufgeregten Elemente gelang ihm weniger als die des rubigen Meeres. Zu zen bedeutendsten seiner Bilder gehören: Mondscheinlaadschaff in der Krim‘, Sonnenaufgang in Venedig“ , Sonnenuntergang am Schwarzen Meer?. „Ansicht von Kertsch !. „Sonnenaufgang über dem Meere“, Die Schöpfung und die Sintfluth (die beiden letzteren im Mufeum der Eremitage zu St. Petersburg), ‚Koastantinopel im Mondschein“ und andere Motive aus dem Kaukasus und Armenien.

Technik.

Der diessährige 15. Verbandstag des Deutschen Tech— niker⸗ Verbandes (Verbandsbureau, Berlin C, Gr. Praäͤsidenten- straße Nr. 7) fand zu Ostern in München statt. Den hieräber be⸗ kannt gewordenen Berichten entnehmen wir, daß der Verband seit seinem letzten, 1898 in Braunschweig abgehaltenen Verbande kage, be⸗ deutend an Zahl gewachsen ist und zur Zeit rund g000 deutsche Techniker demselben als Mitglieder angehören. Der Technische Verein München veranstaltete den aus allen Gauen Deutschlands herbeigeeilten Vertretern der zum Verbande gebörigen Vereine zu Ebren am Sonnabend, den 14. April, einen Begrüßungs-⸗Kommers. Während desselben wurden an Seine Majestät den Kaifer und an Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten von Bayern Huldigungs⸗ telegramme abgesandt, auf welche in den nächsten Tagen Dank telegramme eingingen, die mit Begeisterung entgegengenommen wurden. Herr Architekt Höhne Leipzig gab in seiner Festeede einen Rückblick auf die Entwickelung des Verbandes, der vor 15 Jahren in Leipzigs Mauern nit wenigen Hundert Mitgliedern gegründet worden sei und sich nunmehr zu einem kräftigen Baum entwickelt habe. Eine Haupt- aufgabe erblicke der Verband in der sozialen Hebung des Techniker standeg, und eine Reihe von Fällen könne aufgeführt werden, in denen der Verband im Intecesse der Techniker mit Erfolg thätig gewefen sei. Der offijielle Toeil des Verbandstages hatte bereitz am Sonn—⸗ abend Nachmittag im SchrannenPavlllon seinen Anfang genommen, eröffnet durch den langjährigen Verbandsborsitzenden, Herrn Architekten Brinkmann · Charlottenburg. Die zur Berathung gestellten Anträge liefen im wesentlichen auf den weiteren Ausbau der im Verbande bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen, der Unterstützungskasse, der Sterbekasse, der Pensiong und Wittwenkasse und der Stellenvermittelung, sowie der Deutschen Techniker Zeitung hinaus. Der größere Theil dieser Anträge wurde den noch an diesem Tage gewählten Kommisstonen zur Vor— berathung überwiesen und kam in den nächstfolgenden Ostertagen 1ur eingehenden Berathung und Heschlußfassung. Bezüglich der, Deutschen Techniker Zeitung“ wurde beschlossen, der Redaktion erhöhte Mittel zur Verbesserung des redaktionellen Teiles jur Verfügung zu stellen, sowie der Aufsichtsrath und Verbandsvorstand bevollmächtigt, die Bestellung der Zeitung durch Postabonnement vom 1. Jmuar 1901 an in die Wege zu leiten. Der Unterstügungskasse wurden weitere Mittel zur Verfügung gestellt, um einen Fonds zu sammeln, der ermöglicht, erwerbsunfähig gewordenen Mitgliedern des Verbandes eine Beihilfe zu gewähren. Das bis jetzt im Höchst⸗ betrage von 200 M festgesetzte Sterbegeld für die Sinterbliebenen verstorbener Mitglieder warde auf 309 MS erhöbt, ohne daß hierfür ein anderer Beitrag als der von 8 auf 10 M erhöhte jähr— liche Verbandsbeitrag zu zahlen ist. Von ten anwesenden Vertretern der Penstons, und Wittwenkasse wurden einige Satzungs⸗Aenderungen für den nächsten Verbandztag beantragt, um vorhandene Uaklarheiten in den Fetzigen Satzungen, namentlich über die Berechnung der Pension bei vorzeitiger Erwerbs. unfäbigkeit, zu beseitigen. In Bezug auf die Stellenvermittelung des Verbandes wurden von den hierzu erwählten Vertretern Vor schläge betreffs einer zweckmäßigen Einreichung der Bewerbungsschreiben emacht und angenommen. Noch eine Reihe von weiteren Anträgen, welche Eingaben an die Regierungen um Errichtung von Baugerichtgabtheil ungen, die aus einem Richter und mehreren Fachleuten befteben sollen, die Absendung von Petitionen um Besser⸗ stellung der bei den Eisenbahnen diätarisch beschäftigten Hilfs« techniker ꝛe. betrafen, wurde berathen und zum Beschluß erhoben. Zum Vorort für den nächsten, Ostern 1902 stattfindenden Verbande—⸗ tag wurde Dortmund bestimmt. Als Sitz des Aufsichtgrathz wurde 1 und als Sitz des Verbandsvorstandes Berlin von neuem estäͤtigt.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen jum 61. Mal Wilhelm Kienzl's musikalisches Schauspiel „Der Cvangelimann“ unter Mitwirkung der Damen Destinn und Goetze, der Herren Mödling. Bulß, Sylra, Lieban und Knüpfer und Leitung des Keipellmeisters Strauß gezeben. Hierauf folgt das Ballet „Phantasien im Bremer Rathskeller! mit den Bamen Dell' Era und Uchaneka in den Hauptrollen. Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Auf⸗ führung von Franz Grillparzer's Trauerspiel König Ottokar's Glück und Ende statt. 8 lautet: König Ottokar: Herr Mat⸗ kowsky; Rudol, von Häbsburg: Herr Ludwig; Margarethe von Oester⸗ reich: Fräalein Abich; die Rosenberge: die Herren Pohl, Molenar und Keßler; Bertha: Fräulein Mabn; Braun von Olmütz: Herr Doer⸗ lagender; Kunigunde von Massooten: Fräulein Lindner; Friedrich Zollern, Burggraf von Nürnberg: Herr Arndt. Dem Entgegenkommen des Direktorz des Deutschen Theaters ist es zu danken, daß Frau Gisela Schneider Nissen den ihr von der Direktion des Berliner Theaters gemachten Antrag, in der am Sonnabend in Scene gebenden Posse „Berlin bei Nacht“ als Bier⸗ mamsell Pauline zu gastieren, hat annebmen können. 3 der genannten Künstlerin werden die Hauptrollen von den Herren Haßkerl, Rohland, Wehrlin, Walden und von Fräulein Wenk dargestellt. Im r n. ist fast das gesammte Künstlerpersonal des Theaters be⸗ aftigt. Im Schiller -⸗-Theater werden in der am nächsten Sonntag Nachmittag stattfindenden Aufführung von Grillparzer's dramatischem Märchen Der Traum ein Leben“ die Herren Hans Illiger und Walther Sieg ein auf Engagement abzielendes Gastspiel absolvieren. Herr Illiger vom Stadt ⸗Theater in i. wird den Rustan, Herr Sieg vom Hof Theater in Cassel den Zanga spielen. Im Theater des Westens erzielte auch die gestrige, zwelte Vorstellung der beliebten Operette . Die Geieba“ ein gut besetztes Haus, sodaß sie voraussichtlich für längere Zeit das Repertoire be⸗ berrschen wird. Am nächsten Sonntag Nachmittag geht die romantische Dperette Die Glocken von Corneville von Planquette in Scene. Hofballmusikdirektor Eduard Strauß beginnt morgen, Abends 8 Ubr, im großen Saale der Aktienbrauerei Friedrichshain mit seiner vollständigen Kapelle aus Wien den bereits mehrfach angekündigten

In Köln wurde, wie . W. T. B. meldet, geftern Nachmittag

Mannigfaltiges. Berlin, den 3. Mai 190.

In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und Ihrer Königlichen Hoheit der , , von Baden fand heute Vormittag um 11 Uhr im Saale der Sing Akademie die 34. Generalversam mlung des Vaterländischen Frauen ⸗Vereins statt, welcher auch die Prinzessin Elisabeth zu Hohenlohe und viele andere hochstehende Personen beiwohnten. Vor dem Erscheinen Ihrer Majestät wurden die Vorftands—⸗ wahlen erledigt und die dem Bürgerlichen Gesetzbuch angepaßten neuen Statuten, nach einem kurjen Referat des Landesratbs Meyer, an— genommen. Ibre Majestät die Kaiserin und Königin hatte geruht, den Scatzmeister, Banquier, von Krause, und den Schriftführer, Geheimen Ober ⸗Regierungsrath von Roux, in dankbarer Anerkennung der dem Verein geleisteten Dienste von neuem ju Mitgliedern des Vorstands zu ernennen. Aus der Wahl der Versanmlung gingen als wiedergewählt hervor: Frau Gebeime Kommerzienrath von Hansemann, Frau Geheime Tommerzienrath Henschel, Frau Majsr Gotthardt, Freifrau von Ketteler, Frau Staats Minister Gräfin von Zedlitz Tꝛützschler und Herr Oberberwaltungsgerichtsrath Dr. Kühne, ferner als nengewählt die Herzogin von Ratibor, Frau Staats, Minister Studt und Frau Staats-Minister Schönstedt. Frau von Levetzow hatte eine Wieder= wahl abgelehnt. Bei dem Erscheinen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stimmte der Domchor den 65. Psalm in der Richter'schen Tompositlon an. Der Vorsitzende, Geheimer Regierungs rath Dr. Hassel⸗ Dresden, widmete den während des verflossenen Jahres Verstorbenen Worte der Erinnerung und gedachte kurz des im vorigen Herbst in Heidel⸗ berg abgehaltenen Verbandstages der Frauenhilss⸗ und Pflegevereine. Dem alsdann von dem Geheimen Ober Regierungsrath von Roux erstatteten Jahresberichte war ju entnehmen, daß im vergangenen Jahre zu den vorhandenen 891 Zweigvereinen 55 neue hinzugetreten sind, darunter 14 in Schlesien, 1 in Schleswig⸗Holstein, 6 in Ostpreußen und je 5 in Hannover und Westfalen. Die Mitgliederzahl ist um 24282 gestiegen und beträgt jetzt 196 504; die ordentlichen Mitglieder= beittäge sind um 41 559 4 gewachsen und haben im letzten Jahre die Höhe von 498 636 M erreicht. Schlesien hat allein einen Mitglieder⸗ zuwachs von 11 9090 und eine Steigerung der Beiträge um 15 500 6. zu verzeichnen. Diese Peobin umfaßt j. Z. den vierten Theil aller Mitglieder des Vater ländischen Frauen ⸗Vereins und bringt den fünften Theil aller Mitgliederbeitrãge auf. Die gesammten Ausgaben des Vaterländischen Frauen. Vereina betrugen im letzten Jahre 2872 545 M½, oder 714 427 M mehr als im Vocjahre; die Gesammteinnabmen aber überstiegen die des Vorjahres noch viel erheblicher. Der Kapital⸗ bestand betrug am Jahresschluß 5 615 841 ; rechnet man hierju den Werth der Grundstücke, Anstalten, Materialien ꝛc., nach Abzug der darauf stebenden Schulden, mit 4 854514 M, so ergiebt sich ein Gesammtwermögen von 105706355 M. das sind 656 136 M mehr als im Vorjahre. Die Gemeindekrankenpflege hat in erfreulicher Weise ausgedehnt werden können. Die Zahl der Schwestern ist von 1534 auf 1705 gestiegen; von diesen sind 1301 Krankenschwestern. Eine wesentliche Förderung erfuhren auch die Bestrebungen des Ver— eins zur Errichtung von Lungenheilstätten und von Koch— schulen Für die Linderung der Ueberschwemmungsnoth in Schlesien sind nach der Schlußabrechnung 598 648 M aufge⸗ bracht und verausgabt worden. Die im Spreewald eingetretenen Hochwassernöthe haben die Thaͤtigkeit dez Vereins jweimal in Anspruch gezommen. Auch bei der Ueberfluthung des Kurischen Haff. welche Ortschaften mit ca. 11 000 Einwobnern heimsuchte, ift der Verein sofort hilfreich eingeschritten. In Ostpreußen war der Verein bestrebt, bei der Bekämpfung der dort berrschenden granulösen Augenkrankheit mitzuwirken, indem er Schwestern zur Verfügung stellte. Der Hauptverein als solcher hatte im letzten Jahre 989 899 6 Cin⸗ nahmen und 115 113 6 Ausgaben, sodaß sich der Vermögensstand des Hauptvereins um 18 114 4 verringert hat. Mit dem Gesange eines Spruches von Bortniansty schloß die Versammlung.

Die 23. Wanderversammlung des „Deutschen Photo— grapben-Vereins? findet in den Tagen vom 30. Jult bis 26. August in Berlin statt. Die mit dieser Wan derversammlung verbundene Ausstellung steht unter dem Allerhöchsten Protektorat Ihrer Majestät der Ftaiserin und Königin, den Ehren— dorsitz übernahm der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt. Die Ausstellung findet im Känstlerhause, Berlin W., Belleyuestr. 3, statt; si; wird bis zum 265. August geöffnet und auch dem Publikum zugänglich sein. Aus der reichhaltigen Fest. und Tagesordnung entnehmen wir, daß neben den geschäftlichen Ver— bandlungen am Donnerstag, den 7. August, ein Ausflug nach Potsdam geplant ist Im Ganjen siad bis jetzt 7 Wett bewerbe und Stiftuggen zugesagt, die, abgesehen von den Medaillen, einen Betrag von über 57 Taufend Mark tepräsentieren; außerdem stehen noch als Preise goldene, silberne sowie bronzene Mezgillen und BHiplome des Vereins selbst zur Ausschteibung. Weitere Kreise dürfte es interessieren, daß, wie immer, so auch auf dieser Ausstellung den Amateur“ Photographen ein ansehnlich's Feld eingeräumt ist. Auch die modernen Gummidrucke sind Gegenstand einer besonderen Stiftung geworden. Zu weiterer Auskunft sind der Vorsitzende des Deutschen Photographen Vereins, Herr K. Schwier in k und der Vorsttzende des Ortsausschusses, Herr Ottomar Anschütz in Berlin W. 66, Leipzigerftraße 116, bereit.

Im städtischen Obdach befanden sich am 1. April d. J. S4 Familien mit 278 Personen, darunter 23 Säuglinge, und 371 Einzel- personen. Am 1. Mai war der Bestand: 58 Familien mit 359 Personen, darunter 32 Säuglinge, und 440 Einzelversonen. Das nächtlich. Obdach daselbst benutzten während des Monats April 50 678 Personen (298 511 Männer, 1167 Frauen). Von diesen Per⸗ sonen sind überwiesen worden: dem Krankenhaufe am Friedrichshain 21 Personen, dem Krankenhause Moabit 36, der Chartts 18, der Geschlechtskrankenstation 16, der Anstalt Wuhlgarten 2; 307 Per sonen (2988 Männer, 9 Frauen) wurden der Polizei vorgefährt.

Die Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft und die Berliner CGlektrizitäts- Werke haben für die bevorstebende Illumination am 4. und 6. d. M. zum Gegenstand ibrer Fest. beleuchtung das Denkmal Kaiser Wilbelm's des Großen aug— ersehen. Die Genehmigung der zuständigen Bebörden ist bereitwillig er= theilt worden. Durch eigenartige Anwendungverschiedꝛner Arten elektrischen Lichtes sollen die Schönheiten des Denkmals und seiner Architektur hervorgehoben werden. Mehr als 10 0290 Glühlampen fassen die Linien der Gesimse, des Frieses und der Sockel, sowie der Pfeiler und Säulen ein. Unsichtbar aufgestellte Bogenlampen werden das Janere der Halle in 8 Licht erstrahlen lassen. Vom Schlosse aus werden sechs Scheinwerfer ihr Licht auf das Reiterstandbild und die beiden Quadrigen werfen, während eine Anzahl kleinerer Scheinwerfer die Beleuchtung des figürlichen Schmucks der Halle bewirken. Der elektrische Strom für diese um— fan greiche Beleuchtungsanlage wird an drei verschiedenen Stellen durch acht eisenbandarmierte Bleibakel den Straßenleitungen ent- nommen. Der Verbrauch an elektrischer Gnergie beträgt 300 Kilowatt, was, einer Kraftleistung von 409 Pferdestärken entspricht. Eine , r, . ist für heute Abend, nach Eintritt der Dunkelkeit, n Anssicht genommen.

A. F. In der letzten Versammlung des e n . Verenns zur Förderung der Luftschiffahrt«“ warde Mittheilung davon ge— macht, daß während der bevorstehenden Kälteperiode, an den Tagen der Heiligen Mamertus, Pankratius und Servatiuz, 11, 12. und 13. Mai, * Grund einer durch den internationalen Geographen Kongreß gegebenen Anregung, neue internationale, 1 e Ballon fabrten stattfinden werden. Das von dem Rückschlag der Temperatur

Cyclus von Konzerten.

um diese Zeit für ganz Nord- Europa gestellte meteorologische Problem