1900 / 107 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Reich gese met seien dle Stunden, welche Eure Kaiserliche und

an g. Majeftät in diefer Stadt verweilen! Reich gesegnet für

die Färsten! Reich gesegnet für die Völker!

Seine Majestät der Kaiser und König Franz Joseph erwiderte hierauf:

„Ich danke Ihnen, Herr Buͤrgermeister, für die herzlich: Je— grüßung und bin hocherfreut über den prächtigen Empfang, den Mir

die Stadt Berlin durch ihre Vertreter bereitet hat. . Ich sehe darin 6 neuen Bewels, daß die unverbrüchliche

reusdschaft, die Mich mit Ihrem erhabenen Herrscher vereint, auch . 6 uns in der Bevölkerung vollen Widerball findet. Ich bitte Sie, der Bürgerschaft der Reichshauptstadt Meinen

herzlichen Dank und Gruß zu entbieten.“

Beide Kaiserliche Majestäͤten verließen nunmehr den Wagen. Seine Majestät der aer Franz Joseph reichte dem Ober⸗ Bürgermeister die Hand. . ö

ene f . sich die drei Ehrendamen, Fräulein Ma⸗ thilde Kirschner, Tochter des Ober⸗Bürgermeisters, Fräulein Grete Knoblauch, die Enkelin des Stadtverordneten⸗Vorstehers Dr. Langerhans, und Fräulein Lotte Jacobi, die Tochter des Stadtverordneten, dem Kaiserlichen Wagen. Erstere überreichte dem Erlauchten Gast einen mit Schleifen in den österreichischen und ungarischen Farben geschmückten Blumen⸗ strauß aus zartblühenden Prunuszweigen und weißen Blumen und sprach n. folgendes, von Ernst von Wildenbruch ver— faßtes Gedicht:

Durch unsrer Thore hochgebaute Hallen Ziehst, Hoher Herr, gebietend Du herein; Laß einen zweiten Willkomm Dir gefallen, In unsre Herzen, lieber Herr, tritt ein. Wir möchten Dir ein Wort, ein einges sagen, Das man nicht laut, nur leise sagen darf, Daß Lust und Leid, was jemals Du getragen, Den Widerhall in unsre Herzen warf. Doch weil die Herzen schweigen, wenn sie lieben, So sei die stumme Blume unser Mund, Du kommst zu uns, und wir sind Dein geblieben, Der Fruͤhling Gottes segne diesen Bund.

Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph dankte den Damen herzlich und bestieg dann mit Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm wieder den Wagen zur Weiterfahrt nach dem Schlosse durch die Straße Unter den Linden. Fanfarenbläser intonierten die österreichische J,, brausende Hochs ertönten, die Spalier bildenden Truppen präsentierten. Alle Fenster, selbst die Dächer der reich geschmückten äuser waren von jubelnden Menschen besetzt, und auf den Trottoirs stand eine dichtgedrängte Menge. In der russischen Botschaft hatte sich das diplomatische Korps versammelt, um Zeuge des Cinzugs u sein. ; ö dem Schlosse nächstgelegene Theil der Linden bot ebenfalls ein farbenprächtiges Bild: Laubgewinde um⸗ rankten die Säulen des Opernhauses bis zu dem figuren⸗ reichen Friese, auch der Balkon des Palais Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich prangte in reichem Laubschmuck. An der Universität hatten sich in ihren farbenreichen Trachten die studentischen Abordnungen aufgestellt. Das Denkmal Kaiser Wilhelm's des Großen war mit Tannengewinden verziert. Als der Wagen der Kaiserlichen Majestäten am 2 Friedrichs des Großen vorüberfuhr, gab die Leib⸗Batterie des ersten Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regimentös im Lustgarten den ersten Salutschuß ab, und die Truppen präsentlerten. An der Schloßbrücke, wo das Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗ Regiment aufgestellt war, verließen Ihre Majestäten den Wagen und schritten die Front diefes sowie des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments ab, welches vor dem Hauptportale des Schlosses als Ehrenwache stand. So⸗ dann folgte der Vorbeimarsch dieser beiden Regimenter und des Königin Augusta Garde⸗-Grenadier⸗Regiments, dem sich die Leib Eskadron des Regiments der Gardes du Corps und die Salut⸗Batterie anf ag, Alsdann begaben Sich Beide Majestäten unter den Hurrahrufen der Anwesen— den um 111! Uhr in das Schloß, wo Seine Majestät der Kaiser und König Franz Joseph von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und den Prinzessinnen des Königlichen Hauses empfangen wurde. Als der Erlauchte Gast das Schloßportal betrat, wurde die Standarte des Kaisers von Oesterreich, Königs von Ungarn auf dem Schlosse gehißt.

Seine Majestät der Kaiser und König haben, wie „W. T. B.“ meldet, an den Präsidenten' der Ver— einigten Staaten von Brasilien gestern folgendes Telegramm gerichtet:

Am heutigen, dem Gedächtniß der Entdeckung Brasiliens ge⸗ weiten Festtage übersende Ich Eurer Exeellenz den Ausdruck Meiner aufrichtigen Sympathien und Meiner herzlichen Wünsche für das Glück und das Gedeihen der befreundeten Ration, die Sie so würdig repräsentieren. Wilhelm, J. R“

In der am 3. d. M. unter dem Vorsitz des Staats— sekretärs des Innern, Staats-Ministers Pr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes raths wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Patent⸗ anwälte, in der vom Reichstag beschlossenen Fassung an⸗ genommen. Die Reichstagsbeschlüsse zu der von den uber Rembold und Genossen eingebrachten Resolution, betreffend die Re⸗ vision der Vorschriften zur Bekämpfung der Maul- und Klauen— euche, und zu Petitionen, betreffend die Einführung einer Maximal⸗ arbeitszeit in der Textilindustrie, und betreffend den Schutz von Photographien gegen unbefugte Nachbildung, wurden dem Reichslanzler, der Reichstagsbeschluß zu einer Petition, betreffend Einführung achtstündiger Arbeitszeit auf Berg— und Hüttenwerken, und ein Antrag Hessens, betreffend Aus— r des 5 45 des Invalidenversicherungsgesetzes, den zu⸗ tandigen Ausschüͤssen überwiesen. Ferner wurde über Ausschuß⸗

Hi ef. in Zoll- und Steuerangelegenheiten, über die Seiner

Masestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschläge wegen Be⸗ setzung der Stellen eines Mitglieds des Bundesamts für das Heimathwesen und eines ständigen richterlichen Beisitzers des . sowie über Eingaben Beschluß gefaßt.

Breslau, 4 Mai. Auf Anordnung des fürst, bischöflichen General⸗Vikariatsamtes wird, der Schlesischen Volkszeitung“ zufolge, am nächsten Sonntag m allgemeinen Kirchengebet nach der Fürbitte für

das gaiserhaus folgender Passus eingeschaltet: „Segne

auch den er gklt Tag, an welchem sich unferem

geliebten Kronprinzen die Schranken des Lebens öffnen, und

3. . seittem ferneren Lebenswege ihm stets nahe mit Deiner nade.

Köln, 3. Mai. Die , ,,, Nachmittag um 1 Uhr 15 Min, hier ein. Sämmtliche Gebäude ars Rheinufer sowie die vor Anker liegenden Schiffe, darunter auch niederlaͤndische, hatten Flaggenschmuck angelegt. Bald nach der Ankunft wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, eine n nr der Offiziere und Mannschaften der Torpedoboots⸗Division auf der i fh stromaufwärts bis Lülsdorf unternommen, welche vom schönsten Wetter begünstigt war. Während der Fahrt fand ein Fest⸗ mahl statt, für die Offiziere im Salon, für die Mannschaften auf Deck. Der Gouverneur, General Freiherr von Wilcz eck, brachte einen Toast auf Seine Majestät den Kaiser und König aus und gab der Freude Ausdruck über die in der Reichstags— kommission für die Flottenvorlage erzielte Einigung. Der Kapitän⸗ leutnant Funke toastete auf die Vertreter des gastfreien Köln und der Festung. Um 68 Uhr Abends traf die „Hansa“ wieder in Köln ein. Die Offiziere und Mannschaften begaben sich alsbald nach dem Stadttheater, in welchem als . siellung zu Ehren der Gäste „Die Meistersinger“ von Richard Wagner zur Aufführung gelangten.

Der Gouverneur Freiherr von Wilezeck und der Ober⸗ Bürgermeister Becker haben, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, folgendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser und König gesandt:

„Gurer Majestät die allerunterthänigste Meldung, daß die auf Eurer Maßestät Allerhöchsten Befebl zum Rhein entsandte Torpedo⸗ boots Division festlich eingeholt und, vom stürmischen Jubel der Bevölkerung empfangen, soeben glücklich in Köln vor Anker gegangen ist. Freiberr von Wilczeck, General der Infanterie. Becker,

Ober ⸗Bürgermeister.

Sigmaringen, 4. Mai. Seine Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern ist heute zur Feier der Groß— jährigkeits⸗Erklärung Seiner Kaiserlichen und Königlichen

Hoheit des Kronprinzen von hier nach Berlin abgereist.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog ist am Mittwoch von München wieder in Coburg eingetroffen. Häöchstderselbe wird sich, der „Goth. Ztg.“ zufolge, am Montag zur Kur nach Herkulesbad in Ungarn begeben.

Schwarzburg⸗Sondershausen.

Seine Durchlaucht der Fürst hat, wie die Zeitung „Der Deuische“ meldet, Seine Durchlaucht den Prinzen Leopold mit seiner Vertretung bei der Großjährigkeitserklärung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheik des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen beauftragt. Der Prinz Leopold wird sich am Sonnabend nach Berlin begeben.

Deutsche Kolonien.

Ueber eine Expedition im Hinterlande von

, Wilhelmshafen und Stephansort in eutsch⸗-Neu⸗Guineng berichtet der Kaiserliche Gouverneur

von Bennigsen im „Deutschen Kolonialblatt“ Folgendes:

Anfang Februar traf der Dampfer, Johann Albrecht der Neu⸗Guinea⸗ Kompagnie, der in Neu- Hannover und Neu. Mecklenburg Arbeiter ab⸗ gesetzt und angeworben hatte, in Herbertshöhe ein, und der an Bord befindliche Plantagenleitꝛr, Herr Loag aus Friedrich ⸗Wilhelmahafen, theilte mir mit, daß sie voraussichtlich am 4. über die Frensh · Inseln nach Neu⸗Guinea zurückfahren würden. Ich benutzte diese günstige und, da ich mit der Stettin Ende Februar zurügffahren konnte, auch nicht sehr zeitraubende Gelegenheit, um am 4. mit dem „Johann Albrecht“ abjudampfen zwecks Besuchs der für den Handel wichtigen Frensh⸗ Inseln und a, , dringender Angelegenheiten in Friedrich⸗ Wilhelmshafen, sowie im Hinterlande von Friedrich⸗Wilhekmshafen und Stephansort. Leider war die Fahrt bis zu den Frensh ⸗Inseln wegen widriger Winde und. Strömung sehr langsam. Erst am 8. Mittags trafen wir daselbst im Peterhafen (Insel Deslacg) ein. Die dort auf einer vorspringenden Landzunge befiadliche ir n der Neu- Guinea Kompagnie, Händler Peter Hansen, dänischer Nationalltät, liegt außerordentlich günstig, da große Schiffe in voll⸗ ständig geschützter Lage bis dicht an Land gehen können. Bisher wird in den Frensh⸗Inseln ausschließlich Kopra produziert. In letzter Zeit hat aber die Kompagnie begonnen, zum Exvort werthvollere Hölzer, wie Affcelia bijuga (Neu-Guinea -⸗CGisenholz) und galophyllum inophyllum (Neu⸗Suinea⸗Rosenholm, schlagen zu lassen. Der ,,. hat im letzten Geschäftssahre 2660 Tong Koprg an die

ompagnie abgeführt. Er hofft, diese Ausfuhr in der nächsten Zelt sicher beizubehalten und, falls er sich, wie beabsichtigt, ein kleines Dampffahrzeug beschafft hat, dieselbe auf 300 Tong pro Jahr zu teigern. Der Boden der Insel Vidu (Deslacs) ist anscheinend in den nicht steinigen, ebenen Partien sehr fruchtbar und ist mit dichtem, urwaldartigem, riesige Stämme enthaltendem Busch bestanden. Die Bewohner der Gruppe sind vollständig nackt umherlaufende, auf der niedrigsten Kulturstufe stehende Kanaken, welche mit den Usiai (Be⸗ wohner deg Janern) der Admiralitäts-Inseln gewisse Aehnlichkeit haben. Nachdem 1894 und 1895 die Pocken stark hier gewüthet haben, ist die Bevölkerung in der Abnahme begriffen, zu der ins- besondere auch der geübte Kindesmord viel beiträgt. Die beiden Inseln Vidu und Ningjaii (Mundua) sind im Jahre 1897 von der Kompagnie unter Auslegung von Eingeborenen ⸗Reservationen gekauft, ohne jedoch bisher im Grundbuche eingetragen zu sein.

Am 9. Mittags fuhren wir, fortwährend mit widrigem Winde und Strome kämpfend, bei den der „Johann Albrecht“ durchschnittlich nur zwei bis drei Meilen machen konnte, nach Neu⸗Gainea weiter. Wir hielten uns ziemlich nahe der Küste Neu⸗Pommerns, dessen herrliche Berge bläulich zu uns herüber schimmerten. Long ⸗Eiland wurde für kurze Zeit, ohne Anker zu werfen, angelaufen, da Herr Loag dort durch , fe, mit den Eiugeborenen eine spätere Anwerbung borberelten wollte. Ein Kanu mit jwei Männern im Kriegs schmuck kam längsseits, und die Leute wurden mit Geschenken reichlich bedacht unter dem Bedeuten, daß wir bald wiederkommen würden. Die anscheinend fruchtbare und gut bewaldete Jasel ist nur . von einem Stamm bevölkert, dessen Typus auf seine Verwandtschaft mit den Papuas hinweist. Wir nahmen jetzt südlichen Kurs und steuerten zwischen Long Eiland und der unbewohnten, bizarr geformten Kronen . n weiter nach Friedrich ⸗Wilhelmshafen, welcheg wir am

erreichten.

Nach Erledigung einiger Amtsgeschäfte brach ich am 13. Mittags in Begleitung des Kaiserlichen Richters, Assessors Boether, des

lantagenleitergß Loag, einer Polizeitruppe von 19 Mann unter

ührung des Polizeimeisters Fitsch und einer Trägerkolonne von 30 Mann über Jomba nach dem Hinterland von Friedrich Wilhelms⸗ hafen und Sttphansort auf in der Absicht, dir Trace des Weges zwischen Friedrich, Wilhelmehafen und Stephanzort, dessen Bau seitenß deg Gouvernements beabsichtigt wird, zu erkunden und in den Dörfern der Tamuls (Eingeborenen) die Herauggabe der bei ihnen als Arbeiter festgehaltenen, weggelaufenen Cbhinesen der Neu⸗Guinea Kompagnie ju erreichen. In . war früher seitens der Kompagnie mit gutem Erfolge Tabackbau getrieben. Leider hat derselbe einige 36 wegen Arbeitermangels geruht, soll aber jetzt unter Leitung eines älteren Sumatra Pflanzerg wieder auf⸗

genommen werden. Augenblicklich geschehen dort nur die nothwendigsten

Arbelten, um eine kleine Kokospalmen⸗ und Kakaopflanzung in Ord⸗ nung zu halten. Von Jomba gingen wir immer durch sehr frucht⸗ bares Gelände und dichten if Urwald bis zu dem kleinen Orte Jessup, wo wir bei herrlichem Mondscheine übernachteten. Am anderen Morgen wurde nach einer halben Stunde Weges der Marienfluß überschritten. Assessor Boether war in dieser Gegend schon einige Zeit vorher mit Schneisenschlagen und Ver⸗ ,, der Eingeborenen -Pfade thätig gewesen und hatte bel dieser Gelegenheit festgeftellt, daß der ch fluß nicht, wie auf der Lauter⸗ bach'schen Karte eingzteichnet ist, in stark südlicher Richtung entspringt, sondern daß er anscheinend genau nach Westen in einem anderen Jebirgsthale, dem Flusse Gogol jiemlich parallel, verläuft. Der Marienfluß hat in der Regenzeit eine sehr starke . und ein sehr breites Bett, so daß selne Ueberbrückung einige Schwierigkeit haben wird, aber, umgangen kann er nicht werden. Jenseits det Marien⸗ flusses berührten wir, bergauf, bergab in sechsständigem beschwer⸗ lichen Marsche, die nur e aus einigen Hütten bestebenden Srt⸗ schaften Mala, 4 . Kabal · Kabal. In Mala wurde, da wir den dort haaseaden a, nicht dingfest machen konnten, ein älterer, anscheinend angefehener Mann‘ als Geisel j die Auslieferung des Chinesen mitgenommen. Gegen Uhr chlugen wir in der Nähe des Gogol, in dem Dorfe Aleb Lager auf und traten mit den bier wohnenden Tamulg in Verkehr. Am anderen Morgen brach ich mit drei Jungen etwas früher als die übrige Karawane auf, in der Richtung auf den Gogol, an . Ufer wir nach Verständigung durch Signalschuß zusammentreffen wollten. Der Signalschuß wurde später gehört und von mir er⸗ widert, aber in dem wilden, unwegsamen Gelände gelang ein Zu⸗= sammentreffen nicht. Ich versuchte juerft in stark westlscher Richtung den Gogol ju erreichen und gerieth hierbei in einen Nebenflu desselben, dessen Bett in Korallen⸗ felsen mit wundervollen. Kaskadenbildungen gehöhlt war. Be sonders auffallend in dieser Gegend, dessen Boden durchweg vorzüglicher Kulturgrund ist, ist die Grscheinung, daß der Korallen fels auch an den in , von Zeit zu Zeit zu Tage tritt. In dem Korallenbette des lange hinab, in der Hoffgung, . diese Weise den Gogol zu er⸗ reichen. Ich mußte aber das Flußbett, als es zu tief und reißend und die Korallenwände links und rechts steil abfallend wurden, ber lassen, um, eine etwas langsamer ansteigende Stelle des Ufers zum Anstiege wählend, wieder steil bergauf, bergab meinen Marsch fortzu⸗ setzen. Gegen Mittag verlor ich die Hoffnung, den übrigen Theil der Erpedition wiederzufinden, und wendete mich nun nach Osten, um eventuell noch am Ahend die Küste zu erreichen und mich dort zu orlentieren. Gegen 2 Uhr kam ich, nachdem ich big dahin im Ganzen sechs Dörfer ffir hatte, deren Bewohner geflohen waren, weil sie jedenfallgz von unserem Vorgehen in Mala durch Trommel⸗ gnale verständigt waren, in einem kleinen, aus sechs Hätten bestehenden rte an. Hier traf ich einen älteren, zutraulichen Mann, der sich mir als Führer biz zur nächsten Octschaft anbot. Von dort erhielt ich weitere Führer und marschierte darauf im sumpfigen, theilweise mit Sago⸗ pal men . Flußgebiet des Gogol der Küste zu, die ich der Insel Bili⸗Bili gegenüber in der Nähe des Dorfes Koning erreichte. Zehn Minuten den Strand entlang gehend, befand ich mich alsdann an dem weiten, mächtigen, Baumstämme fortwirbelnden Auslaufe des Gogol. Kanug waren nicht aufjufinden. Der mich be⸗ leitende Spileßjunge Lagum wagte schließlich, auf einem Baum⸗ 1 sich fortrudernd, den Fluß ju überschreiten, in der Absicht, baldmöglichst von Erimahafen ein Boot herbeizu⸗ schaffen. Vollständig du rchgeregnet, ging ich dann nach Koning zurück und legte mich in einer offenen, rauchdurchzogenen Tamulhütte in den nassen Kleidern auf einem Brette zum Schlasen nieder. 536 Nahrung bestand an diesem Tage aus einigen Kokosnüssen und ananen. ;

Am folgenden Morgen hatte ich das Glück, vom Strande aus ein Kanu der Bili⸗Bili⸗Leute zu bemerken, welche auf meinen Wink herankamen und mich trotz des hohen Wogenganges bereitwilligft über die Mündung des Gogol hinüberbrachten. le Kanus der Bili⸗Bili⸗Leute, die als Seefahrer berühmt sind, sind sehr tiefgehend gebaut und mit weitem Ausleger versehen und daher sehr seetüchtig. Am Strande entlang wandernd, traf ich halb wegs zwischen dem Gogol und Erimahasen das dortige Boot der Reu⸗Guinea. Kompagnie und erreichte mit ihm Mittags Erimahafen. Dort war für alle Fälle ein Zusammentreffen mit der übrigen Ex— pedition verabredet worden. Als dieselbe aber bis Abend noch nicht angekommen war, beschloß ich, verstärkt durch den Kompagnie⸗ beamten Kleinschmidt und einige bewaffnete Farbige, am anderen Morgen drei in der Richtung auf Stephangort liegende Tamulgdörfer auf Chinesenhaltung zu untersuchen. In Grimahafen besichtigte ich das neu aufgestellte Säge werk der Kompagnie und die bisher ver⸗ arbeiteten bejw geschlagenen Stämme. Auf der am folgenden Morgen angetretenen i , berührte ich die Ortschaften Balama, westsüdwestlich von Erimahafen, mit 12 Hütten, dann, von Balama südlich, Erima mit 24 Hütten und südlich von Erima Zenadge mit 15 Hätten. Ich bemerkte keine Spuren, die auf die Anwesenheit der seitens der Kompagnie verwaltung, intbesondere in Zenadge ver⸗ mutheten Chinesen schließen ließen. Die Leute blieben bei ihren Hütten und waren durchaus nicht teen lig sodaß sie sich wohl eines guten Gewissens erfreuten. Ich ließ dieselben darauf aufmerksam machen, daß sie keine Weglärser beherbergen dürften und für Rück bringung solcher Belohnung erhalten würden. Vor Stephans ort mußte ich, nachdem wir schon den ganzen Tag über in Sumpf und Wasser

ewatet hatten, weil das Schienengleise der Neu⸗Guinea⸗Kompagnie ortgerissen war, den stark angeschwollenen Gogol im heftigen Kampfe mit der reißenden Strömung, bis an die Brust im Wasser, durch , . In Stephangort traf ich Herrn Geheimrath Koch und selnen ssistenten, Stabsarzt Dr., Ollwig beim besten Wohlseln an. Mit den bisherigen Ergebnissen seiner Malariaforschung in Neu-Guinea war Herr Hehe er, och außerordentlich jufrieden. Frau Gebeimrath war leider nach einem schweren Fieberanfall so leidend geworden, daß ihre Rücktehr nach Veutschland mit dem nächsten Dampfer beschlossen war. Am anderen Tage trafen Assessor Boether und Plantagenleiter Lo ag mit den übrigen Leuten in Stephansort ein. Auch sie hatten mancherlei Irrfahrten mangels guter 6 zu überstehen gehabt. eber die Wegeanlage waren beide Herren derselben Ansicht wie ich geworden, nämlich, daß man den Marienfluß und Gogol, über Jomba hinaufgehend, ziemlich weit west⸗ lich überscheiten muß, um die nach der Küste zu in weiter Ausdehnung sumpfigen Flußgebtete zu vermeiden. Am anderen ,. age, Boether und ich in südwestlicher Richtung mit einer zehn Mann starken Polizeitruppe, Poltzeimeister Fit sch und Kompagniebeamter Klein⸗ schmidt der Octschaft Gauo zu. Wir kamen dort unbemeckt an, und ez elang uns daher, zwei Leute festzunehmen. Bauo besteht aus drei ledelungen mit zusammen 39 Hütten. In den Hütten wurden so vlele r m sen gehörige Sachen oder der Kompagnie gestohlene Werkzeuge und aus den Fermentierscheunen entwendeter Taback gefunden, daß ersichtlich war, daß hier ein richtiges Chinesennest aufgefunden war. Chinesen selbst, fanden wir nicht und nahmen daher die beiden ergriffenen Männer als Geiseln für die spätere Herausgabe der Chinesen mit. Von Bauo marschierten wir auf dat südlich von Step hansort auf einem etwa 300 m hohen stellen Berge gelegene Dorf Wange. Zunächst war der sehr stark angeschwollene Minsin zu passieren, was besonders für die Curopäer und für die schwere Lasten tragenden Leute eine schwierige Aufgabe war. Der Weg führte welter meist durch dichten Uwald mit fehr fruchtbarem Untergrund und reichlichen Wasseradern. Wange wurde nach beschwerlichem Marsche erst lden 6 Uhr Abends errelcht und in dem Unterdorfe mit 17 Hütten Halt gemacht. Dle Eingeborenen wurden anfangs sichtbar, ließen 3 aber durch kein Zureden bewegen, näher zu kommen, da sie wohl Strafe fürchteten, denn eine Durchfuchung ihrer Hütten ergab auch hier den sicheren Beweis der nn n Chinesen. Am folgenden Tage in aller Frühe wurde durch Ussessor Boether daz Oberdorf, aut sieben Hütten bestehend, durchsucht und hierbei zur Strafe eine einzelnstehende Hätte, die ihrer Einrichtung nach ent⸗ schieden lediglich zum Aufenthalt von Chinesen diente, abgebrannt.

lusses wanderte ich thalwärts möglichst Yer Dr, bor dem Hanh

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Um 2 Uhr ward Stephangort, nachdem der Minsin no Hmalt an einer anderen Stelle mit viel: Mühe überschritten war, erreicht. Ez wurde alsdann in dem bei Stephansort belegenen Dorfe Bogadjim mit den Bewohnern dezselben, die eine weitgehende GSewalt über die Innendörfer auzüben, verbandelt und ihnen aufgegeben, binnen elner bestimmten Zet die Auslieferung von fortgelau fenen Chinesen durchzjusetzen. Erfüͤllten sie diese Aufgabe nicht so würden ein halbes Dutzend angesehener Bogadjimleut: als Geiseln nach Frledrich Wilhelmzhafen gebracht werden. Ich hoffe mit den Beamten der Neu ⸗Gulnea⸗Kompagnie zuversichtlich, daß als Erfolg dieser Expedition der größte Theil der fortgelaufenen Chinesen an gebracht und auch für die Zukunft die Wegläufer nicht mehr Unterkom en in in den Timuldörsern finden werden. Bei meiner Abreise am 23. waren schon vler e Ausreißer durch die Bogadjimleute ange— bracht worden. In Stephanzort wird eifrig an den Saat beeten und dem Auspflanzen der kleinen Tabackpflänzlinge für die diesjährigen Tabackfelder gearbeitet. Nebenher werden die Palmen⸗ und Kaffee⸗ pflanjung und die Pflanzgräben gereinigt. An Taback sollen in diefem Jahre 140 Felder ausgepflanjt werden. Der zum Tabackhau bereitete Boden und die jungen Pflänzlinge sehen ausgezeichnet aus.

Der Gesundheilszustand untzr den Europäern und Farbigen war, obwohl der Monat Februar zu den ungesundesten gehört und diesez Jahr den Witterungöberhältaissen nach besonders ungefund sein müßte, wohl infolge des energischen Vocgehens des Geheimraths Koch und seines Asistenten gegen die Malaria, ein auagezeichnetes.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Seine Majestät der Kaiser und König Franz Joseph ist gestern Abend 6 Uhr 49 Minuten mit der Nordbahn von Wien nach Berlin abgereist. Allerhöchstdenselben begleiten der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski und der Chef des Generalstabs, Feldzeugmeister Freiherr von r angesammelte Menschenm enge bereitete Seiner Majestät begeisterte Huldigungen.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter—⸗ hauses hielt, wie W. T. B.“ berichtet, der Minister⸗Prä— sident von Szell eine Ansprache, in welcher er in seinem Namen wie in dem der gesammten Regierung dem Genius des dahingeschiedenen ales Michael von Munkacsy

huldigte. Der Minister⸗Präsident J hing, daß der Unter⸗ er

richls⸗Minister heute bezüglich eerdigung Mun⸗ kacsyes auf Staatskosten seine Anträge stellen werde. Ez wurde hierauf ein Antrag angenommen, wonach in das Pro— tokoll aufgenommen werden soll, daß das Haus dem ihm durch den Tod des großen Künstlers verursachten Schmerz Ausdruck gegeben habe. Das Haus begann sodann dis Be— rathung der Vorlage, betreffend die Inartikulierung des mit Deutschland abgeschlossenen Vertrags über den , Schutz des Urheberrechts. Im Verlauf der Berathuüng erklärte der JustizMinister Dr. Plösz es für eine Pflicht internationaler Höflichkeit, dem aus ländischen Eigenthunt den⸗ selben Schutz angedeihen zu lassen wie dem inländischen. Den vorgebrachten staatsrechtlichen Bedenken gegenüber verwies der . auf dat Ausgleichsgesetz, nach welchem der Mini ter des Auswärtigen im internationalen Verkehr berechtigt sei, im Namen beider Staaten vorzugehen. Daß in dem Vertrage „Im Namen des Deutschen Reichs“ stehe, sei eine Forderung der deutschen Verfassung. In Hesterreich⸗Ungarn würden Verträge nur durch den Monarchen in seiner Eigenschaft als Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn abgeschlossen, was die gleichzeitige Vertretung Oesterreichs und Ungarns in stich schließe. . der Beschlußun fähigkeit des Hauses wurde dann die Abstimmung auf heute vertagt. .

Großbritannien und Irland.

Der Herzog von Hork ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend von London nach Berlin abgereist.

Wie das „Reuter'sche Jureau“ berichtet, ist dem Parla— ment die telegraphische Korresp'ndenz über die Veröffent— lichung des Depeschenwechsels, betreffend die Kämpfe amn Spionskop, zugegangen. Der Staatssekretär des Kriegs—⸗ amts Marquis of Lans downe telegraphierte an den Feld⸗ marschall Lord Roberts am 28. März, daß es unmöglich sei, die betreffenden Dokumente alle zu veröffentlichen, von denen die Depesche Lord Roberts', betreffend den Spionskop,

begleitet sei, und schlug vor, entweder eine Auswahl aus den⸗

selben zu veröffentlichen (wie sie nachher am 17. April in der „London Gazette“ veröffentlicht worden ist) oder die Depeschen, welche bis dahin eingegangen seien, als vertraulich zu behandeln und den General Sir Red vers Buller eine neue Depesche abfassen zu lassen, welcher Lord Roberts alle Bemerkungen, deren Publi— kation er wünsche, beifügen könne. Sir Redvers Bulltler weigerte sich, eine zweite Depesche zum Zweck der Veröffent⸗ lichung zu verfassen, was zur Folge hatte, daß Lord Lansdo wne's erster Vorschlag angenommen wurde.

Bei der gestern in Portsmouth vorgenommenen Sr⸗ satzwahl zum Parlament wurde Brams don (liberal) mit 10301 Stimmen gegen Majendie (konservatiy) gewählt, welcher 9691 Stimmen erhielt. Der bisherige Vertreter, welcher sein Mandat niedergelegt hatte, gehörte gleichfalls der

liberalen Partei an. Frankreich.

Bei dem Handels-Minister Millerand fand, wie dem W. T. B. berichtet wird, gestenn Abend ein Diner zu Ehren der fremdländischen Kommissare und Delegirten für die Aus⸗ stelung statt. An das Diner schloß sich ein Empfang.

Rußland.

Der Kaiser besuchte, wie W. T. B.“ aus Mos kau meldet, gestern in Begleitung des Groß fürsten Sergius das Milltär-ospital ünd richtete an verschiedene Patienten huldvolle Ansprachen. Nachdem der Kaiser einem kurzen FGottesdienst in der Hospitalskirche beigewohnt hakte, kehrte Allerhöchstderselbe unter den jubelnden Rufen der Be— völkerung nach dem KWreml zurück. Die Kaiserin besuchte inzwischen in Begleitung der Großfürstin Sergius das stäͤdtische Waisenasyl. ;

Seine Kaiserliche chen der Großfürst Konstan tin Konstantinowitsch ist gestern von St. Petersburg nach Berlin abgereist, In sejner Begleitung befinden sich der General-Adjutant Richter, der Hof⸗Marschall Selje noj, der General Bibikow und der Flügel⸗Abjutant Fürst Obolengki. 9 Verabschiedung waren auf dem Bahnhofe der deutsche Geschäfteträger Graf von Br ockdorff⸗Rantz au und die übrigen M . . der deutschen Botschaft erschie nen. Die nn, . es Garde⸗Grenadier⸗Regiments König Friedrich Wilhelm HI., dessen Chef Seine w der Deutsche Kaiser ist und à la suite dessen Seine Kaisersiche und Königliche . der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen steht, begiebt sich direlt von Warschau nach Berlin.

Nieder lande.

Der außerordentlichen Buren⸗Mission wurde, dem W. T. B.“ zufolge, bei der gestern erfolgten Ankunft in Kotter dam (n warmer Empfang bereitet. Am Nachmittag fuhr die Mission, nachdem einige Empfänge stattgefunden hatten, nach dem Hafen, wo sie sich an Bord des Dampfers „Maas dam“ zur Fahrt nach Amerika einschiffte. Die Schiffe auf der Maas und im Hafen hatten Flaggenschmuck in den Farben Trans vaals, des . und der Niederlande angelegt. Am Einschiffungsplatz hatten zahlreiche Korporationen mit Musikkapellen Aufstellung genommen, welche nationale Weisen spielten. Eine der Korporationen sang einen Psalm, in den das Publikum einstimmte. Dr. Leyds begleitet die Ab⸗ ordnung an Bord des „Maasdam“ bis Boulogne. Gegen 4 Uhr ging der „Maasdam“ in See.

Bulgarien.

Wie die „Agence Bulgare / meldet, hat die Agitation der Opposition gegen die neue Zehntsteüer in drei Ortschaften in der Umgebung von Ru stschuck zu Aufstandsversuchen ge⸗ führt. In Trstenik griffen die Bauern den Unterpräfekten an. Das dorthin entsandte Militär versuchte, die Bauern zu beruhigen, welche indessen Schüsse gegen dasselbe abgaben. Zwei Offiziere und zwei Mann wurden verwundet. Die Truppen erwiderten das Feuer; zwei Bauern wurden getödtet und zehn verwundet; hierauf trat Ruhe ein.

Amerika.

Der Botschafter der Vereinigten Staaten White ist, wie W. T. B.“ erfährt, beauftragt worden, Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser die Glückwünsche des Präsidenten MeKinley zur Feier der Volljährigkeit Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen auszudrücken.

Die republikanischen Konventionen von Nord— Karolina und Nebras ka haben ihre Delegirten beauftragt, für MeKinley als Kandidaten für die r en ln zu stimmen. Die demokratischen Delegirten von Virginia werden für Bryan eintreten.

Der „New York Herald“ veröffentlicht folgende Depesche aus Panama: Die Regierung von Columbien hat die Hafenabgaben und Seezölle für ausländische Schiffe dadurch auf etwa 150 0 gesteigert, daß sie die Zahlung in der Währung des Landes, aus dem das betreffende Schiff kommt, oder i ,. der gleichen Summe in columbischem Silber verlangt.

In New York ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ be⸗ richtet, gestern nachstehende Depesche aus Lima eingegangen: Telegramme aus La Paz berichten, daß der chulenische Gesandte in Bolivia der Regierung eine Art Ulti— matzum unterbreitet habe, in welchem Chile eine Regelung der er schen beiden Staaten schwebenden Fragen verlangt, ohne

es einen Hafen an der Küste des Stillen Ozeans an Bolivia abtrete.

Aus Buenos Aires berichtet das r en Bureau“, Berduc habe das Portefeuille des Finanz⸗Ministeriums über⸗ nommen.

Afrika.

Aus Pretoria vom 1. Mai meldet das „Reuter'sche Bureau“, nach einer dort veröffentlichten amtlichen Mittheilung haben die Buren am 28. v. M. östlich von Thabanchu neun Gefangene gemacht und zehn Pferde erbeutet. Am 30. April zeigte sich eine britische berittene Abtheilung in der Nähe von Brandfort, die Buren griffen dieselkbe von zwei Seiten an und zwangen sie zum Rückzug. Auf Seiten der Buren, die elf Gefangene machten, wurden zwei Mann leicht verwundet. Einer anderen Meldung zufolge hatten die Kommandos von Wakkerstroom und Ermelo ein Gefecht bei Brandfort. Nach einem scharfen Kampf wurden 11 Gefangene gemacht. Die Eng⸗ länder ließen 19 Todte auf dem Platze zurück, darunter den Kapitän Liddy.

Der „Daily Telegraph“ meldet aus Bloemfontein vom 2. d. M.: Die Kavallerie⸗Brigade des Obersten Broad⸗ woods traf in Isabelfontein, etwa 28 englische Meilen nördlich von Thabanchu, ein und stieß auf nur geringen Widerstand.

Der Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Bloem—⸗ fontein vom gestrigen Tage, daß der General Hamilton am 1. d. M. einen beträchtlichen Erfolg gehabt und den an mit einem verhältnißmäßig kleinen Verlust aus einer tarken Stellung bei Houtnek vertrieben habe. Die Buren hätten sich ostwärts und nordwärts zerstreut. Die Engländer hätten 26 Gefangene gemacht, unter denen sich ein Komman⸗ dant und sechzehn verwundete Buren befänden. Der General Hamilton befinde sich jetzt in Jakobs ru st, wo er sich einen Tag aufhalte, um seine Truppen nach dem sieben⸗ tägigen Kampfe ausruhen zu lassen. Wie der Feind zugestehe, habe er zwölf Todte und vierzig Verwundete gehabt, von denen einundzwanzig dem Ausländerkorps angehörten. Der russische Kommandeur des Ausländerkorps Maximew sei verwundet worden. Unter den Todten befänden sich angeblich ein Deutscher Namens Günther und zwei Franzosen.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, ist Brandfort gestern infolge einer kombinierten Bewegung der Divisionen der Generale Tucker und Pole Carew im Osten und im Zentrum und der berittenen Infanterie des Generals Hutton im Westen von den Engländern genommen worden. Die Buren, die hurch diese Bewegung überrascht wurden, zogen sich zurück. Viertausend Buren waren in der Nacht vorher auf dem Wege nach Brandfort, um den Vormarsch der britischen Truppen zu verhindern. Die Artillerie des Generals Tucker hat in einem heftigen Artilleriekampf zwei Geschütze der Buren außer Aktion gesetzt.

Aus Ladysmith erfährt das „Reuter'sche Bureau“, daß eine Abtheilung von 209 Buren vorgestern den Sunday River überschritten habe, am Abend jedoch wieder über den Fluß zurückgegangen sei. .

Dasselbe Bureau meldet aus Pietermaritzburg, bei der gestern erfolgten Eröffnung des Parlaments von Natal habe der Gouverneur erklart, wegen der infolge des Krieges eingetretenen Abnahme der Einnahmen und Zunahme ber Ausgaben sei es nothwendig gewesen, die öffentlichen Arbeiten einzustellen und sich an die Reichsregierung mit der Bitte um zeitweilige finanzielle Hilfe zu wenden, welche auch sofort ewährt worden sei. Weiter . der Geuverneur die Ein⸗ ringung einer Vorlage angekündigt, welche es ermöglichen in wirksamerer Weise das Verbrechen des Verraths zu ahnden.

Ausstellungen, wie

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Parlanientarische Nachrichten.

Die Berichte über hie gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (186.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗-Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ab⸗ änderung der UnfallQlversicherungsgefetze, bei dem 56 des Gew erbe⸗Unfallversicherungs gesetzes fortgesetzt.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Freiherr m (Rp.) und Roesicke⸗Dessau (b. k. F) das

ort.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Wie der „Rh. Westf. Its“ auz Halle berichtet wird, haben dortige Maschinenfabriken etwa os Arbeiter ausgesperrt, well dieselben am 1. Mai nicht zur Arbeit erschsenen sind.

In Tourcoing (fran. Depart. Nord) sind, nach einer Meldung des W. T. B. vom gestrigen Tage, infolge von Lohnstreitigkeiten, welche durch die Einführung dez elfständigen Arbeits tags verursacht worden, 2609 Spinner augständig. Auch in anderen Fabrikzeatren des Norddepartements nimmt die Ausstandzbewegung zu.

Kunft und Wissenschaft.

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen schaften vom 26. April (vorsitzender Setretar: Herr Auwers) las Herr Frobentus „über die Charaktere der symmetrischen Gruppe“. In der Abhandlung werden die Charaktere der symmetrischen Gruppe eines beliebigen Grades berechnet, indem mit Hilfe von passend ge—⸗ wählten Untergruppen gewisse Systeme von Zahlen bestimmt werden, die lineare n,, . der Charaktece mit gannahligen Coöffieienten sind. Aus diesen Verbindungen werden die Charaktere selbst mittels der zwischen ihnen bestehenden bilinearen Relationen abgeleitet. Die Betrachtung der alternierenden Untergruppe führt zu dem Begriffe der assontierten Charaktere und zur Bestimmung der Charaktere, die sich selbst assozitert sind. Herr Hatzidakis, korrefpondierendes Mitglied. übersandte eine Mittheilung Fur Betonung der griechischen Composita, deren zweiter Theil ein Verbaladjektiv trochälscher Messung ist. Die Betonung wird darin als ursprünglich auf der drittletzten Silbe liegend angenommen. Herr Dümmler überreichte den Jahresbericht der Zentral⸗Direktion der Nonumenta Germanias historica Herr van't Hoff übergab ein Exemplar des zweiten Theils der englischen Ausgabe seiner Vor— lesungen an der Berliner Ugiversität (Lectures on Theoretical and Ehysical Chemistry. Translated by Dr. R. Lehfeldt. Part II: Chemical Staties).

Zu wissenschaftlichen Unternehmungen sind von der philosophisch ⸗htstorischen Klafse der Akademie bewilligt: Derrn Professer Dr. Leopold Cohn in Beeslau ju einer Reise nach Italien zum Zweck der Vergleichung von Handschriften des Philo S850 6ι; Herrn Oberlehrer Dr. Johaanes Kromayer in Straß— burg i. E. jur kartographischen Aufnahme griechischer Schlachtfelder, namentlich der Caesarischen und Triumviral⸗-Epoche, 1800 6; Herrn Oberlehrer Dr. Wilhelm Schmidt in Helmstedt zu einer Reise nach Itallen zum Zweck der Vergleichung von Handschriften des Heron von Alexandria 700 414

Große Berliner Kunstausstellung 1900. (Vorbericht. )

L. K. Trotz der wenig günstigen Konstellation des Welt⸗ ausstellungsjahres darf der Eindruck der Großen Berliner Kunst⸗ ausstellung am Lehrter Bahnhof für günftiger gelten ale im Vorjahre. Bei aller Reichhaltigkeit des Gebotenen ilt Ueberfüllung vermieden, und es sind glückliche Sammelpunkte des Interesses geschaffen. Die Struktur der Anordnung, die sich gerade bei einem schnellen Durchwan dern der Säle am Tage der Vorbesichtigung deutlicher erkennen läßt als später, wo einjelne Eindrücke die Neber⸗ sicht hemmen, ist glücklich. Sogleich der erste Bilder. saal hinter der Skulpturenhalle wirkt durch die großen Verhältnisse der hier ausgestellten Malereien der Wandbilder Lu dwig Dett« mann's für den Rathhaussaal ju Altona und des Kolossalgemaͤldes von Emile Wauters: Sobiesky am Kahlenberge“ imponierend. Die darauf folgenden Mittelsäle 3— 5 enthalten Werte Berliner Künstler, welche das nicht allzu hohe Niveau unserer Alltagskunst kaum sonderlich überragen. Einige Porträts von Max Koner und Karl Ziegler sowie Landschaften von Hans Herrmann und Louis Lejeune fallen vorthetlhaft auf. In Saal 6 sind die Werke fran iösischer Ausstel ler vereinigt, darunter interessante Arbeiten von Fantin⸗Latour, René Billotte Blanche, Jules Lefsbure, Aman-Jean, L. Simon und Charles Cottet. Mit Genugthuung ist die reiche Beschickung unserer Aut stellung durch die Franzosen gerade in diesem Jahre zu begrüßen. Noch immer wirkt die elegagte Technik und der Geschmack unferer westlichen Nachbarn achtunggebietend, wenn auch wirklich fageinirende Leistungen fehlen.

Unter den Ausstellern der Düsseldorfer Künstlergenossen— scha ft, deren Bilder Saal 7 und 8 füllen, ragen nur wenige, wie Olaf Jernburg, A. Dirks, H. Herrmanns und Fugen Kampf hervor. Der große Schlußraum der Mittelachse ist, wie im Vorjahr, dem Verband deutscher Il lustratoren eingeräumt. Der Aufschwung unjerer Illustrationetechnik mag vitlleicht eine foiche , rechtfertigen, an sich bleibt das für den Buch⸗ schmuck bestimmte Kunstwerk, aus der organischen Verbindung mit seinem Träger geeissen, ein wenig erfreuliches Ausstellungsobjekt.

Die Nebenräume auf der südlichen Abseite des Ausstellungs⸗ gebäudes bieten neben einer sehr ausgezeichneten Vereinigung von dänischen Kunsterzeugnissen außer den wohlbekannten Schöpfungen der Maler Viggo Johan 646 Julius Paulsen, Hammershoy, Anna Ancher und Viggo Petersen sei mit besonderer Anerkennung des keramischen Kunstgewerbes der Kopenhagener Manufakturen gedacht einige Porträts von Olga Boznanska, ein Tripelbildniß von E. Heilemann, Son der— Austellungen der Berliner Landschaftsmaler Rum melspacher und Vorgang, eine sehr reichhaltige Kollektion von Bildern des Amerikaners G. Melchers und des Dässeldorfer Altmeisters Oswald Achenbach. Sehr rückständig wirkt bisher die Ausstellung der Münchener Künstlergenofsenschaft, die ebenfalls auf dieser Seite untergebracht ist, vortheilhafter dagegen die kleine Aug—= wahl von Porträts und Studien des schon genannten Belgiers Emile Wauters, sowie einige Neulinge auf Berliner Bendzrat, Paul Meyer Mainz und C. Albrecht. Selten ist einem Künstler auf unseren Jahretz, ausstellungen eine so ausgiebige und vortheilhafte Gelegendeit ge⸗ boten worden, sein Lebenswerk vorczuführen, wie Hugo Vogel, der von dem grohen Oberlichtsaal 35 Besitz ergriffen hat. Seine großen Wandbilder für dag Ständehauäß zu Mersebarg nehmen die Südwand des Saales ein: in lichten Tönen gebalten und ohne die bei solchen historischen Vorwürfen schwer zu ver meidende Ueberladung der Komposition, wirken die Darstellungen aus der Geschichte der niedersächsischen Stadt ungemein vornehm und repräsentativ. Etwa vierzig Oelbilder aus den verschledenen Gnt⸗ wickelungsstadien des talentvollen Malers vervollständigen den Abriß einer Lebengarbeit. Unter den Ueberraschungen, die den Besucher der

ordsaäle erwarten, sei vor allem der sehr a zusammengestellten