1900 / 113 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Der Kaiserliche Gesandte in Buenos Aires von Tres ko w hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations⸗Sekretär der Kaiserlichen Gesandtschaft Freiherr von Werthern als Geschäftsträger.

Der Königliche Gesandte in Darmstadt Prinz zu Hehenlohe⸗Oehringen hat einen ihm zilerh h be⸗ willigten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des selben werden etwa vorkommende wichtigere Angelegenheiten . Natur im Wege . direkten . 3. 94 Großherzoglich hessischen Regierung zu erledigen sein, wogegen die . der laufenden Geschäfte einfacher Art dem Legations⸗Kanzlisten, Hofrath, Kannengißer überlassen bleibt. Erlasse in letzteren Angelegenheiten sind „an die Königliche Gesandtschaft in Darmst adt“ zu richten.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt amburg Dr. Lappenberg ist von Berlin

abgereist.

Koblenz, 19. Mai. Die Torpedoboots-Division, welche gestern Abend Neuwied angelaufen war, passierte eute Vormittag Koblenz. Das Divisiensboot, welches in ge i geblieben war, folgte nach und ging hier heute Nach⸗ mittag vor Anker.

Baden.

hre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die 3, (i. am Mittwoch von Berlin wieder in

Karlsruhe eingetroffen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich am Mittwoch von Cannes zum Universitätsstudium nach Bonn begeben.

Elsasz⸗Lothringen.

re Majestäten der Kaiser und die Kaiserin ö wie 61 T. B.“ meldet, gestern früh 9 Uhr von Schloß Urville in Metz ein und begaben Sich t Pferde nach dem n bei Frescaty, wo Allerhöchstdieselben von dem Statthalter Fürsten zu Hohenlohe⸗Langenburg und dem kommandierenden General des XVI. Armee-Korps Grafen von Haeseler erwartet wurden. Seine Majestät der Kaiser ließ zu⸗ nächst die drei Bataillone des Königs⸗-Infanterie⸗Regiments Nr. 145 einzeln vorexerzieren. Hierauf folgte eine Gefechte⸗ übung des ganzen Regiments. Inzwischen waren die übrigen Truppen der Garnison Metz auf den Uebungsplatz gerückt und hatten daselbst Aufstellung zum Parade⸗ marsch genommen. Bald nach 12 Uhr begann der Vorbei—⸗ marsch, der von der Infanterie in Regimentskolonne, von der Kavallerie und Artillerie in Eskadrons- bezw. Batterie⸗ front ausgeführt wurde. Seine Majestät der Kaiser führte Sein Regiment Ihrer Majestät der Kaiserin vor, der Statt⸗ halter Fuürst zu Hohenlohe⸗Langenburg setzte sich an die Sptze des 1. . Dragoner⸗Regiments Nr. 9, bei welchem derselbe à la suite geführt wird, der General der In⸗ fanterie Freiherr von der Goltz begleitete die Pioniere. Nach der Truppenschau kehrte. Ihre Majestät die Kaiserin nach Urville zurück. Seine Majestät der Kaiser frühstückte hei dem Offizierkorps des Königs⸗Infanterie— Regiments Nr. 145 und fuhr n,, nach Fort Saulny. Um 5 Uhr kehrte Seine Majestät von Devant⸗les⸗-Ponts aus nach Urville zurück.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Das Armee-Verordnungsblatt“ veröffentlicht die Er⸗ nennung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen zum rern eg ef eber des 13. Husaren⸗Regiments.

Der Minister des Aeußern Graf Goluchowski ist, wie „W. T. B.“ meldet, in Begleitung der Sektionschefs Graf Szécsen und von Doczi sowie des Legationsraths . von Kapos⸗Möre gestern Nachmittag von Wien na Budapest abgereist. —⸗ J

In der gestrigen Sitzung des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses wurden zunächst die Eingänge verlesen. Darunter befand sich ein dringlicher Antrag der Abgg. Pr. Lueger und Genossen, in welchem die Regierung aufgefordert wird, die Befreiung der ungarischen Staatspapiere von der öster⸗ reichischen Rentensteuer unter keinen Umständen zu billigen, ferner eine Interpellation des Abg. Verkauf, betreffend das zweite Gleis der Nordwestbahn, sowie ein Antrag desselben Abge— ordneten, wonach die Dividende an die Aktionäre der Südbahn, solange, die Gesellschaft nicht den An⸗ forderungen an die Betriebssicherheit vollkommen ent⸗ spreche, nicht ausgezahlt und die Südbahn eventuell sequestriert werden soll. Nach Beendigung der Verlesung beantragte der Abg. Gregr den Beidruck einer Petition zum stenographischen Protokoll. Der Abg. Wohl meyer erweiterte diesen Antrag dahin, dj sämmtliche eingegangenen Petitionen dem stenographischen Protokoll beigedruckt werden sollten. Die Abgg. Kramarc und Herold bezeichneten den Antrag Wohlmeyer als geschäftsordnungswidrig. Letzterer stellte eine Reihe von Anträgen auf Abstimmung. Nach einer formellen Debatte, an der die Abgg. Blaczek und Hori ca theilnahmen, zog der Abg. Wohlm ö. seinen Antrag zurück mit der Motivierung, daß er der Obstruktion nicht eine neue Förderung angedeihen lassen wolle. Die Anträge des Abg. Herold waren somit gegenstandslos geworden. Dag Haus stimmte hierauf über den Antrag Gregr, betreffend den Beidruck einer Petition

zum stenographischen Protokoll, namentlich ab. Nach weiteren drei namentlichen Abstimmungen wurde die Sitzung infolge der Beschlußunfähigkeit des Hauses unter großem Lärm ge⸗ schlossen. Die nächste Sitzung wird am 17. d. M. stattfinden.

Der „Neuen Freien Presse“ zufolge hat der Abg. von

Jaworski im Namen der Rechten den Obmännern der

Deutschen den Vorschlag gemacht, es möge unter Verzicht auf die erste Lesung des Sprachengesetzes ein Sprachen⸗ ausschuß eingesetzz und demselben eine Frist für die Beendigung seiner Arbeiten gestellt werden. Bis dahin sei die Verhandlung über alle wesentlichen Vor⸗ lagen zurückzustellen. Unter diesen Bedingungen mache ö. die Rechte anheischig, die Czechen zum vorläufigen Aufgeben der Obstruktion zu bestimmen. Die Obmänner der Deutschen lehnten jedoch den Vorschlag ab, da sie in dem⸗

drohte ihnen namens des akademischen Sengts ein allgemeines Verbot des Farbentragens an, wenn die Vertreter nicht die

Der Rektor der Universität empfing gestern die Vertreter der farbentragenden Verbindungen und

Verantwortung für ein gutes Verhalten der Mitglieder der Verbindungen übernähmen. Der Rektor gewährte eine 24 stündige Frist zur Beantwortung. . . Nach einer Meldung aus . ist der dortige Weihbischof Katschthaler zum Fürst⸗Erzbischof von Salzburg gewählt worden. . Die Mitglieder der ungarischen klerikalen Volks⸗ partei Graf Johann Zichy und Stefan Rakowszky haben ihre Mandate als Mitglieder der Dele⸗ gation niedergelegt und in einem Schreiben an den räsidenten des Reichstags erklärt, ö. sie zu diesem ö. sich als Oppositionelle veranlaßt gefühlt hätten, weil die Majorität die Nominierung des Abg. Ugron seitens seiner Fraktion nicht respektiert habe. Es werden nunmehr stait der ausgetretenen 4 Mitglieder der Volkspartei und der Ugron⸗ fraktion 4 Ersatzwänner aus der Regierungspartei einberufen, sodaß in der Delegation keine oppositionelle Fraktion ver⸗ treten sein wird.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause erklärte, einer . des. W. T. B.“ zufolge, gestern der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Brodrick, die Regierung habe keine Bestätigung der Meldung erhalten, wonach zwischen Rußland und der Türkei ein Meinungs⸗ austausch mit Bezug auf das Ersuchen im Gange sei, daß die Türkei Rußland Kohlenstationen auf Tenedos und Rhodos einräumen solle. Der Staatssekretäs für die Kolonien Chamberlain theilte mit, daß in Natal ge enwärtig eine von der dortigen Regierung eingesetzte Kommission thätig sei, um über die Entschädigungsansprüche der Loyalgebliebenen in Natal wegen der ihnen durch den Krieg erwachsenen Verluste eine Entscheidung zu treffen, und daß diese Ansprüche aus der vom Feinde zu erhebenden Kriegsentschädigung befriedigt werden sollten. : . ö.

Lord Rose bern hielt gestern in London bei einem Bankett. des Glasgow⸗Universitätsklubs eine Rede, in welcher er aus⸗ führte, Großbritannien habe viel von Deutschland zu lernen aus seiner außerordentlichen Industrie und außerordentlichen Konzentration und der besonnenen Art und Wise, mit der Deutschland im Vergleich zu England seine Regierung unterstütze.

Frankreich.

Seine Majestät der Deutsche Kaiser hat, wie ‚W. T. B.“ aus Paris meldet, durch ein an den Fürsten Münster von Derneburg gerichtetes Telegramm aus Urville für die Versicherung treuer Anhänglichkeit sowie für die Glückwünsche der am Montag im deutschen Ausstellungshause versammelten deutschen Kolonie huldvollst danken lassen.

Spanien.

Infolge eines Beschlusses des Verbandes der Han— delskammern haben gestern Mittag die Ladenbesitzer in Madrid, Valladolid, Sara gossa und zahlreichen anderen Städten ihre Läden geschlossen, um gegen die neuen Steuern zu protestieren. Fr den Theatern fanden Abends keine Vorstellungen statt. In Madrid versuchte, dem „W. T. B.“ zufolge, eine Anzahl junger Burschen, einige Häuser mit Steinen zu bewerfen, wurde aber ausein⸗ andergetrieben. In dem Vorort Telnan wurde der Versuch gemacht, Straßenbahnwagen zur Entgleisung zu bringen. Es kam dabei zu einem Zusammenstoß mit oer Polizei, bei welchem fünf Personen verwundet und mehrere Verhaftungen vorgenommen wurden. Aus Valencia wird berichtet: In der Calle Ruzafa wurden Barrikaden errichtet, die Gendarmerie wurde mit Steinen beworfen und dann auf, sie geschossen. Zwei Gendarmen wurden verwundet. Die Gendarmerie schoß eben⸗ falls, nahm die Barrikaden und stellte die Ordnung wieder her.

In dem gestern Nachmittag abgehaltenen Ministerrath erklärte der Minister⸗Präsident Silvela in ö auf diese Vorgänge, die Regierung achte alle polit schen Meinungen, werde aber die Srdnung energisch aufrecht erhalten; was die Unruhen in Barcelona betreffe, so seien dieselben das Werk einer kecken Minorität.

Rumänien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Bukarest gemeldet wird, erschien gestern ein Lehrer Namens Constantiniu, welcher infolge eines gegen ihn durchgeführten Prozesses seiner Stelle enthoben worden war, bei dem Unterrichts-Minister Istrati in Audienz. Nachdem er einige erregte Worte an den Minister gerichtet hatte, zog er einen Revolver aus der Tasche. Anwesende Bedienstete entwaffneten Constantiniu und über⸗ gaben ihn der Polizei. Beim ersten Verhör erklärte er, er habe in Gegenwart des Ministers Selbstmord verüben wollen. Eine Untersuchung soll klarstellen, ob es sich um einen Mord⸗ anschlag oder einen Selbstmordversuch gehandelt hat.

Amerika.

Aus Sioux Falls (Süd⸗Dakota) meldet W. T. B.“, die Nationalkonvention der Populisten habe durch Zum ruf Bryan zum Kandidaten für die Präsidentschaft der Ver⸗ einigten Staaten nominiert.

Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Pretoria hat der Volksraad vorgestern mehrere Re⸗ solutionen angenommen, in denen dem Bedauern Ausdruck gegeben wird, daß Großbritannien nicht auf die ihm unter— breiteten Friedensvorschläge eingegangen sei, und die falsche Darstellung der Sachlage in der Depesche Lord Salisbury's beklagt wird. Der Volksraad dankte den Mächten für ihre Unterstützung und Sympathie, protestierte gegen die Ver— letzungen der Genfer Konvention und ermächtigte die Regierung, Beschlüsse je nach Bedarf und Umständen zu fassen. Die Session wurde sodann geschlossen. .

Nach einer in Pretoria eingetroffenen amtlichen Meldung haben die Engländer am Sonnabend Fourteenstreams in Besitz genommen. Die Beschießung war so heftig, daß die Buren zum Rückzug gezwungen wurden, welcher in guter Ordnung bewerkstelligt wurde.

Der Präsident Krüger erhielt ein Telegramm von einer Bürgerin, in welchem dieselbe anfragt, ob die Zeit für Bildung eines Frauenkorps nicht gekommen sei; sie sei bereit, mit einer Truppe von Frauen⸗Freiwilligen zur Vertheidigung der Un⸗ abhängigkeit des Landes die Waffen zu ergreifen.

ine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts vom

ist in vollem , . Er nahm eine Stellung ein, über mehr als englische Meilen erstreckte. Stellung war natürlich viel länger. Unsere

die sißz Die pu 5 Verluste sin

Artillerie verfolgen den Feind auf drei verschiedenen V ; Dem , ureau“ wird aus Durban e gestrigen Tage herichtet, bei den Truppen Sir Redverz Buller's herrsche eine lebhafte Thätigkeit, es würden aber 2 Mittheilungen über die gegenwärtigen Bewegungen durch gelassen. Dasselbe Bureau meldet aus Acera vom 9. d. M., daß dort das Gerücht umlaufe, Kumassi sei gefallen, die S äamme der Akims, Kwahus und Khoranzas machten wahrscheinlich mit dem Feinde im Geheimen gemeinsame Sache. Die Tele graphenlinie nach Prahsu sei unterbrochen. Im britischen Kolonialamt lag gestern keine Bestätigung dieses Gerüchts vor Nach einer Depesche der „Kölnischen Zeitung“ aug Tanger ist dort die Nachricht eingetroffen, daß der Groß⸗ vezir von Marokko Ahmed ben Mussa gestorben sei.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Herrenhauses befinden sich in der Ersten Beilage.

Der Reichstag beschloß in seiner heutigen (191.) Sitzung, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, das Gesuch des Rechtsanwalts Dr. Link in Zittau als Bevoll= mächtigten des Kaufmanns Richard Henke in Leuteredorf um die Genehmigung der strafgerichtlichen Verfolgung det Abg. Fischer⸗Sachsen (Soz.) wegen r n . auf Grund des Antrages der jc ene oder , omm ission

abzulehnen. . Darauf setzte das Haus die zweite Lesung des Gesetz⸗

entwurfs, 6, die Abänderung der Unfalt— versicherungsgesetze, it (Schluß des Blattes.

In der heutigen (1) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Vize⸗Präsident des Staats- Ministeriums, Finanz= Minister Er. von Miquel und der Minister für Lanbrpirth= schaft ꝛc. Freiherr von Hamm erst ein beiwohnten, gelangte zunächst der Bericht der Agrarkommission über den Gesetz—⸗ entwurf, betreffend die Gewährung von Zwischen— kredit bei Rentengutsgründungen, zur Berathung.

Die Kommission hat die Fassung des bgeordnetenhauses dahin geändert, daß sie, entsprechend der ursprünglichen Regierungsvorlage, in 1 die Zweckbestimmung des Zwischen— kredits zur Abstoßung der Schulden und Lasien der aufu— theilenden oder abzutrennenden Grundstücke und zur erst⸗ maligen Besetzung der Rentengüter mit den nothwendigen Wohn⸗ und Wirthschaftsgebauden“ wieder eingefügt hat. Die Kommission hat ferner einen 2 hinzugefügt, nach welchem über die Verwendung des Zwischenkredits dem Landtage alljährlich Rechnung zu legen ist.

Berichterstatter Herr von Graß empfieblt die Annahme der Vorlage in dieser Fallung. Die Streichung der Zweckbestim mung sei erfolgt, um den gemeinnüßigen FGesellschaften, wie der Deutschen Ar siedelungsgesellschaft, welche systematisch große Güter auftheilen wollen, diesen Kredit zugänglich zu machen .

Graf von Mirbach; Allgemein anerkannt und unanfechtbar ist die These, daß es in idealer, sozialer und wirthschaftlicher Hinsicht nothwendig ist, daß Klein und Großgrundbesitz in gleicher Vertheilung nebeneinander liegen. Deshalb läßt sich eine Rentengutsbildung nur da vornehmen, wo der Großgrundbesitz präwpaliert. Wo nur Kleingrund— besitz vorbanden ist, muß entsprechend Großgrundbesitz geschaffen werden. Das ist besonders im Osten zu berücksichtigen. Wir haben in der Kommission einstimmig es fär richtig gehalten, die Regierungsvorlage wieder herzustellen und dem ge werfe eine bestimmte Zweck bestin mung zu geben, damit nicht gemeinnützige Gesellschaften diesen Kredit erhalten. Wenn die Regierungsvorlage nicht wiederhergestellt wird, eg, meine Freunde gegen das Gesetz stimmen.

Vize⸗Präsident dez Staats. Minifteriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miguel (oessen Rede morgen im Worttlaute nachgetragen werden wird); Ich bin beute noch der Aasicht;, daß der Unlerschied zwischen der Regierungsvorlage und den Beschlüssen des Abgeordneten⸗ hause nicht groß ist, wenn von der Regierung mit entsprechen ver Vorsicht vorgegangen wird. Ob man auch einer Gesellschaft oder einer Privatperson zum Ankauf von Gütern Kredit gewähren soll, erscheint mir selbst nach der erweiterten Fassung des Abgeordnetenhauseg zweifelhaft. Wie auch die Fassung lautet, die Regierung würde doch ihren Zweck im Auge behalten, die Zeischlagung der Guͤter in Rentengüter durch Gewährung etnes billigen Kredits zu erleichtera, andererseilg aber auch zu kontrolieren und eine soölide Ansiedelung zu sichein durch die Mitwirkung uninteressierter Staatsbehörden. Wir werden, glaube ich, nie dahin kommen, das Grundeigenthum so weit ein zuschrãnken, datz wir für die Rentenguté bildung ein Monopol des Staats be— anspruchen tönnten und, därften. Diejenigen Einrichtungen, welche bei der Rentengutsbildung die Garantie solider Verhält⸗ nisse. der Existenzläbigkeit, der. Verhinderung der Ueber⸗ vortheilung und Auswucherung bei der Gewährung von Vor— schüssen und Krediten bieten, sollen nach dem Zweck des Besetzes berücksichtigt werden. Wir würden dies mit der Regierung vorlage vollständig erreichen, aber ich würde aus der Annahme der Abgeordneten baut fassung keine Kapitalfrage machen. Das Haus bat also vollkommen freie Hand. Nebmen Sie die Regierungsvorlaze an, so steht nichts dem entgegen, später die Befugnisse der Regierung zu erweitern. ! .

Berichterstatter Herr von Graß bemerkt nochmals, daß für die Verwendung des Kredits eine bestimmte Marschroute gegeben werden müsse. Die Kemmission habe vorhandene Mißstände beseitigen, aber nicht zur Rentengutsbildung anregen wollen. Wenn es sich bloß um Abstoßung der Schulden und erste Einrichtung der Wohnungen handele, würden sich keine Kapitalisten mit der Auftheilung der Güter beschãftlgen. . . ö ;

Der Gesetzentwurf wird in der Kommissionsfassung an⸗

genommen. Alsdann folgt die Verlesung der Interpellation des

Ober⸗Bürgermeisters Struckmann⸗ Hildesheim: ; Welche Maßnahmen gedenkt die Königliche Staatsregierung zu ergreifen, um der in verschiedenen Landestheilen 46 bemerkbar machenden, für die Landwirtbichaft und Forstwirthschalt in hobem Grade verderblichen Verbreitung der wilden Kaninchen rechtzeitig und wirksam entgegenzutre ten?“ , Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Dam me tstein erklärt, daß der Ober ⸗Landforstmelster Donner die Interpellation sofo beantworten werde. e Ober Büurgermeister Struckm ann: Eg sind bereitz Verfügungen zum Abschuß und Einfangen der wilden FKaninchen in den Staats- sorsten, auf Exerzterplätzen u. s. w. ergangen, aber in der Bevöllerung wird diese Angelegenhelt leider noch unterschätzt, und meine 2 pellation bejweckt, die allgemeine Aufmerksamkeit darauf ju len . Gs wird auch zu erwägen sein, welche ee deer eon Ma nahmen ju ergreifen wären. Bei ihrer Fruchtbarkeit vermehren

selben die Absicht zur e . und aufrichtigen Bekämpfung der Obstruktion nicht zu erkennen vermöchten.

Zand River von gestern Mittag 1 Uhr meldet: Der Feind

fich die Kaninchen mit ungeheurer Schnelligkest und können plötzlich

. wie ich hoffe, nicht groß. Die Kapallerie und die reitunß.

1

in Landegtheilen auftreten, wo sie bisher nicht vorhanden waren. Manche halten den Kampf gegen die Kaninchen für ausfichtslos; diefer Standpunkt ist ebenso falsch wie der entgegengefetzte, der die Gefahr zu leicht nimmt. Eg handelt sich sozar um eine interaationale An. gelegenheit. In Aestralien, wohin die Kaninchen importiert siad, haben sie Weideplätze von Hunderten von Meilen kahl gefreffen. Ja Australien hat man bereit Hunderttausende für die Bekämpfung der Kaninchen ausgegeben und hohe Preise für das beste Bekämpfung mittel aus gesetzt. Vas Kaninchen wirft jĩͤbrlich vier. bis achtmal 3 —=4 Junge, die schon nach 6 Monaten fortpflanzungsfähig sind. Der Redner schildert eingehend die großen Schäden, welche die Kaninchen den Forften und der Landwirthschaft bereiten. Wo das Raninchen auftrete, verschwiade der Hase. Es müsse in großem Stile in der ganzen Monarchie der Kaninchengefabr entgegengetreten und namentlich der Weiterverbreitung vorgebeugt werden Das zahme Kaninchen wandele ch in der Freiheit in wenigen Generationen in dag wilde um, des⸗ alb müsse das Halten von jahmen Kaninchen unter poltjciliche Auf. sicht gestellt werden. In der Provinz Hannover rechne man das Kaninchen zum theil noch zu den jagdbaren Thieren; die Jagdlosigkeit des Kaninchens müsse fuͤr die ganze Monarchie gesetzlich fest⸗ gestellt werden. Selbst da, wo dec freie Wildfang für das Kaninchen herrscht, habe sich der Fang durch Tellereisen und das Frettieren nicht als wirksam erwiesen, weil die Ausführung dieser aßregeln nicht einheitlich sei. Die Anwendung von Gift sei gefährlich und könne den einzelnen Hrundbesitzern nicht überlassen bleiben. Bie Regierung müsse rechtzeitig auf dem Verordnungg. und auf gesetzgeberischem Wen gegen die große Gefahr der Kaninchenplage vorgehen Ober Landforstmeister Donner; Für den größten Theil der Monarchie ist durch das Wildschongesetz von 1891 vie Nicht jagdbarkeit der Kaninchen festgesrtzt, aber auch in Hannover und dem ehemaligen Kurfürstenthum Hessen rechnet die Mehrzahl der Jäger die Kaninchen zu dem nichtjagdbaren Wild. Der Jagdberechtigte darf die Kaninchen abschießen, der nichtjagoberechtigte Besttzer darf sich, jedoch ohne Anwendung von Schlingen und Gewehren, der Kaninchen bemächtigen. Ob die Beftimmung des 8 23 des Gesetzes von 1850, wonach der Landratb unter bestimmten Voraussetzungen dem Cigen⸗ tbümer die Erlaubniß zum Abschuß geben kann, noch in Kraft ist, mag jweifelhaft sein; das Landwirthschafts. Ministerium bäͤlt die Bestimmung für nicht mehr geltend. Die Vermehrung der Kaninchen geht wellen⸗ förmig auf und ab, je nach der Stärke und Länge der Winter. Das Landwirthschaftsministerium hat verfügt, daß die Kaninchen nach Möglichkeit vermindert werden sollen. Gegen die Kaninchen⸗ plage wird eine Einzäunung mit engmaschigen Drahtgattern empfohlen, die aber auf 30 -= 46 em versenkt werden müffen= Im Regierungsbezirt Düsseldorf wird dies Mittel mit bestem Fr— folge angewendet. In Posen hat man sogar Schutz maß⸗ regeln für das kleinere Raubzeug getroffen., um so den Kaninchen zu Leibe ju gehen; allerdings hat, diese Sache ja auch ihre Kehrfeite. Ein absolut sicher wirkender Bacillus, wie gegen die Mäuseplage, ist noch nicht gefunden. Die Regierung behält die Frage sortgesetzt im Auge, und es geschieht alles, um der Vermehrung der Kaninchen ent. gegenzutreten.

Auf Antrag des Grafen von Schlieben findet eine Be— sprechung der Interpellation statt.

Gaf. von Mirbach stimmt der Tendenz der Interpellation zu. Das Kaninchen habe sich allerdings geographisch verbreitet, aber von einer besonders starken Vermehrung könne nicht die Rede sein. Eg vermehre sich bauptsächlich da, wo man die Gefahren noch nicht genügend kenne und nicht gute Jägerei sei. Man dürfe auch nicht bloß den Schaden, den ein Wild verurfache, in Rechnung ziehen, sondern müsse auch bedenken, welchen Nutzen man dadon habe; dag beste Mittel gegen die Kaninchengefahr sei die Jägzerei⸗ Private könnten sich durch allerlei Mittel schützen. Eine Novelle zum Jagd⸗ , . nicht erforderlich. Eigentlich müßte man auch gegen die

aikäfer vorgehen, die mehr Schaden machten als die Kaninchen. . wo Unkenntniß über die Sache herrsche, könne eine Gefahr ent⸗ ehen.

Damit schließt die Besprechung der Interpellation.

Ueber eine Petitio n der Schleswig⸗Holsteinischen Landes—⸗ Genossenschaftskasse in Kiel um Erhöhung des Grund— kajspitals der Preußischen Zentralgenossenschafts— kasse und um verhältnißmäßige Gewä rung des gleichen Kredits der , . an alle provinziellen Zentralkassen be—

erichterstatter der Finanzkommission, Herr Haus

6 der von Graß, zur Tagesordnung überzugehen, und das beschließt ohne Debatte demgemäß.

(Schluß des Blattes.)

Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historicn.

Von E. Dümmler.

Die 26. Plenarversammlung der Zentral-⸗Direktion der Monu— menta Germaniae historica wurde in diesem Jahre vom 19 bis 21. April in Berlin abgehalten. An der Thesl nahm: war Herr Geheimer Rath von Hegel in Eclangen verhindert. An der Versamm⸗ sung ketheiligten sich demnach die Herren Profeffor Breßlau aus Straß⸗ burg, Gebeimer Rath Dammler als Vorsttzender, Profess or Holder · Gager als Schriftführer, Professor Ritter Lüͤschin bon Ebengreuth aus Graz, Profe ssor Mommsen, Professor Mühlbacher aus Wien. Profeffor Riezler aus München. Professor Scheffer ⸗Boichorst, Dr. Traube aus München, Professor Zeumer.

Im Laufe des Jahres 1899/1900 erschienen

in der Abtheilung Epistolas: ca he pistolarum tomi II (Registrum Gregorii I) pars III uß);

2) Epistolarum tomi V (Carolini aevi III) pars posterior; in den Seriptores rerum Germanicarum in usum Scholarum ex Mon. Germ separatim editi:

3) Vita Heinrici IV imperatoris ed. tertia recogn. W. Eberhard;

4 Monumenta Erphesfurtensia saec. XII. XIII. TIVed O. Holder- Egger;

5) von dem neuen Archiv der Gesellschaft Band XXV, heraus- gegeben von H. Breßlau.

Unter der Presse befinden sich sechs Quartbände, ein Oktavband.

An dem als Abschluß der Auctorss antiquissimi geplagten 14. Bande der armina selecta aetatis Romana extremas hat Herr Dr. Fr. Vollmer i. Z. General⸗Redaktor des PThesaurus linguas Latinas in VMncheñ. die Arbeit unter Mitwirkung des Derrn Dr. Traube aufgenommen und wird sie auf einer Reise nach der Schweiz und Italien in diesem Jahre fortführen. Der Sand soll in jwei Hälften gerhellt erschelnen, deren eeste außer den Resten des Merobaudes vornehmlich di⸗ Gedichte des Dracontius und Eugenius don Toledo enthalten würde, die zwajte dagegen den von Herrn Traube felbst bearbeiteten Codex Salmnmiasianus Für jene wurden einige Vorarbeiten Rud. Peiper's aus seinem Nachlaß angekauft. Für den zweiten Thell des Tiber pontiflcalis, die Vite. Gregori und die übrigen Quellen zur Papstzeschichte ist Herr Dr. Brackmann n Göttingen unter Leitung des Herrn Professots Kehr unausgefetzt thätig gewesen und befindet sich n in Rom, um daz * telche a ,, e Materlal, welches inn. bietet, auzzunutzen. In der Abtheilung der Soriptorss ist durch Herrn Archlvar Rrusch der seit Ottober 1895 begonnene Druck des 4. Bandes der Mero= u le Geschichigquellen, die Fortfetzung der Heiligenleben, regel⸗ mäßig bis jum 55. Bogen welten gebishen, während gleichzeitig der

förderte, daß derselbe fast zur Hälfte schon vorbereltet erscheint. Zur Ergänzung der handschriftlichin. Vergleichungen ö. 6 Dr. Lehison einen kurzen Ausflug nach Wolfenbüttel und kenützte einen Aufenthalt in London, um 'die dort vorhandenen Handschriften der Heiligenleben durchjumustern und, soweit es erforderlich war, zu dergleichen. Außer der gefälllgen Förderung dieser Abtheilung durch viele auswärtige und heimische Bibliotheken ist besondertz auch die oh Zuvorkom menheit der Bollandisten Van den Gbeyn und Poncelet n. Brüssel zu rühmen. Die Abwehr weiterer Angriffe auf die kritische Methode des Herrn Krusch wurde Hon ihm im Näuen Archio und den Mittheilungen dez österreichischen Instituts fortgesetzt

Nachdem 3. Yrofessor Holder. Egger die umfangreiche Hand⸗ ausgabe der Erfurter Dentmäler des 12591 14 Jahrhunderts abage⸗ schlossen hatte, ist er zur Vorbereitung des 317 Bandes der SS., welcher außer den Annales Cremonenses die Chronsk Sicard's pon Cremona, Die Deppelchronik von Reggio und wo möglich auch die Chronik Salimbenes umfassen soll, zurückgekehrt und gedenkt die Jsehr schwierigen kritischen Fragen, welche sich an' di se Quellen knüpfen. in einer befoaderen Untersuchung zu be bandeln. Die Handschrift der Chronik von Reggio wird einen Besuch Modengs erfordern. Eine vom Januar bis August 1899 unternommene Reise des Mitarbeiters Br. Tarkellieri nach Italien, namentlich nach Rom und Neapel, galt den Handschriften der väteren staufischen Chroniken, zumal des sogenannten Nicolaus von Jamsilla und des Saba Malaspina, deren Uebersieferung eine sehr ungenügende ist. An einigen dieser spätecren Quellen arbeitete auch der Mitarbeiter Dr. Eberhard als Herausgeber

Von der im Buchbandel vergriffenen Vita Heinrici IV hat Herr Dr. Eberhard unter nochmaliger Vergleichung der Handschrift einen verbesserten Abdruck veranstaltet. Eine neue Handausgabe der wichtigen Chronik des Cosmas von Prag und seine— Fortsetzer auf Grund umfassender Studien wurde dem Lindezarchiwar Hr. B. Bret⸗ holz in Brünn übertragen und befindet sich in Vorbereitung.

Der Abschluß des 3. Bandes der Deuischen Chroniken, der Werke Gniklel's, hat durch eine schwere Erkrankung des Herausgeberg, des Herrn Professors Strauch in Halle, eine bedauerlich Verzögerung erfahren. Für den 6. Band hat Herr Professo. Seemüller in Inng? bruck seine Vorarbeiten zur Ausgabe der Chronik Hagen'z fortgesetzt und einige neue Handschriften verglichen. Für die Sammlung der politischen Sprüche? und Lieder wurde das Matersal durch eine Relse ah Süddeutschland von Herrn Dr. Meyer vermehrt und ergänzt.

In der Abtheilung Leges ist der Druck der großen Ausgabe der Legs Visigothorum durch Herrn Professor Zeumer regelmäßig ortgeschritten. Ein Gesetz des Königs Theudis in der i n. bibliothek in Leon wurde durch Heren Dr. Violet auf seiner spanischen Reise verglichen. Für die Lex Bain variorum setzte

err Profefsor von Schwind in Wien die Vergleichung der Hand chriften, namentlich auf einer italtenischen Reffe, fort und wird nunmehr zur Feststellung der tritischen Grundlagen des Textes übergehen. Auf einer französisch belgischen Reise im Frühjahr 1893, über welche ein Bericht folgen wird, untersuchte Herr Pr. Wrming⸗ boff eine größere Zahl von Handschriften für die karolingischen Synoden bis S843. viele andere in Berlin, einige spanische auch Herr Pr. Violet, sodaß schon eine Reihe von Stücken für den Druck ausgearbeitet werden konnte; immerhin aber bleibt zur Vervollständigung des Materials noch ein längerer Besuch Italiens nothwendig. Gine Quellenuntersuchung für Benedictus Levita wird Herr Professor Seckel im Neuen Aichiv veröffentlichen., Ebenfalls in Pars arbettete auf der Naffonal— Bibliothek und im Archio Herr Professor Tangl für die fränkischen Gerichtsurkunden, deren Zerstreunng noch vielfache Nachforschungen, zumal auch in den französischen Archiven der Departements, erheischen dürfte, ehe an einen Abschluß dieser Sammlung gedacht werden kann.

Herr Dr. Schwalm, der inmwischen feinen Wohnsitz von Göttingen nach Berlin verlegt bat, beschäftigte sich gleich einig mit dem 3. und 4 Bande der Constitutiones et Acta publica imperii, namentlich auch mit der für diese Zwecke ungemein reichen Zeit Ludwig's des Bavern. Es gelang ihm, dat Dꝛriginal⸗· exemplar der Appellation aus der Ranjzlei Ludwig's auf⸗ jufinden, das 1324 nach Avignon gesandt wurde. Durch gefällige Auskünfte unterstützten ihn insonderheit die Herren P. Ehrle und Eubel sowie Arnold und Pogatscher in Rom, Redlich in Wien, Herre in München und Schaus in Wiesbaden. Um die schon früher begonnenen ,,, in Rom abzuschließen, hat Herr Br. Schwalm im März elne Reise dorthin angetreten, auf deren Rückweg er auch die Archive von Besangon und Dijon zu besuchen gedenkt.

In der Abtheilung Diplomata bereitete Herr Professor Breßlau den 4. Band, die Regierungen Konrad's II. und Heinrichs IE, durch eine Reise nach Italien vom Oktober 1899 bis Ende März d. J. in um= fassender Weise vor. Der Druck der Urkunden Heinrichs JI. wurde vollendet, sodaß allein noch die des Königs Arduin fowie die Nach— träge fehlen. Nur die Fertigstellung der Register, welche durch die geographische Rach weisung der Ortsnamen sehr mübfame Nachfor— schungen erfordern, wird sich noch in das näͤchste Kalenderjahr ver— zögern. Von den bisherigen Mitarbeitern ist der Privatdozent . . aus geschieden und Dr. R. Holtzmann zunächst allein sibrig geblieben.

Die Bearbeitung der Karolingerurkunden ist so weit vorgerückt, daß im Winter in Wien der Druck beginnen konnte und sich bis zum 5. Bogen ausdehnte. Es ist daher Hoff anß vorhanden, daß die erste, bis 814 reichende Hälfte des ersten Bandes in Jahresfrist vollendet sein wird. Der Umfang der Urkunden des Gesammtreichs sowie der Linien Lothar's L und Ludwig's des Deutschen ist auf 4 Bände zu veran- schlagen, die in unmittelbarer Folge gedruckt werden können. Als regelmäßiger Mitarbeiter wirfte an dieser Abtheilung Dr. Joh. Lechner, für einzelne Partien bethätigten sich die Pröofefforen Dopsch und Tangl, der Letztere namentlich bei Gelegenheit eines Aufenthaltes in Paris ür die Leges. Für die Auflösung der Tironischen Noten leistete Herr Seklionscher von Sickel in Rom dankenswerthen Beistand. Einige kleinere Entdeckungen in Italien verdanken wir Herrn Professor Kehr und seinem Mitarbeiter Schiaparelli.

In der Abtheilung Epistolae ist der Schluß des 2. Bandes, der zugleich das von Herrn Dr. Hartmann herausgegebene Registrum Gregorii beendete, im Jahre 1899 ausgegeben worden, desgleichen zu Anfang des Winters der zweite Theil des 5. Bandes, an dessen Rezister der injwischen als Mitarbeiter aus- geschiedene Dr. von Hirsch⸗ Gereuth noch mitgewirkt hatte. Für den 6. Band sind die Briefe des Abtes Lupus von Ferrisres sowie eine Anjahl einzelner Stäcke schon vorbereitet; den Haupttbeil desselben werden jedoch die Briefe der Päpste Nicolaus J. und Hadrian 11. sowie die an sie gerichteten füllen, deren römische Handschriften von dem Mitarbeiter A. Müller jetzt an Ort und Stelle benutzt werden, nachdem schon einige Pariser vorher aus. gebeutet worden.

In der Abtheilung Antiquitates ist der Druck der Register zum 2. Bande der Necrologia Germaniae stetiꝗ weitergeführt und im 3. Bande von Herrn Reichs⸗Archtvraih Dr. Baumann die Diözese Freising nach Brixen in Angriff genommen worden. 2

Von den lateinischen Dichtungen der karolingischen Zeit heschäftigten Herrn Dr. von Winterfeld vorzugsweise die Sequenzen, die als besondere Gattung über die Zeit ihrer Entstehung hinaus durch die folgenden Jahrhunderte von ibm verfolgt werden. Eine Reise nach Süddeutschland und der Schwein diente bauptsächlich der Vermehrung dieses Materials, für welches jedoch die Schätze der überaus gefälligen St. Galler Stiftsbibliothek in erster Reibe stehen. Bei dem Um⸗ fange, welchen diese Sammlung zu gewinnen droht, und bei dem Interesse, welches sie nach manchen anderen Seiten hin einzuflößen geeignet ist, erschien es zweckmäßig, sie für einen besonderen 8. Band aufzusparen und für diefen, namentlich aus Rücksicht auf die dafür erforderlichen musikalischen Erörterungen, ausnahmz weise die deutsche Sprache anzuwenden. Zur Ergänzung der ai fast vollendeten karo⸗ lingischen Dichter noch rückwärts wurde beschlossen, einen Band mit vorkarglingischen Dichtungen und Grabschriften, namentlich auch lango⸗ bardischen, heraus ugeben und die Fürsorge für diesen wie füc die

Nltarbeiter Pr. W. Tepison die Vorarbelten für den 5. Band so emsig

Abtheilung Anti-quitates überhaupt Herrn Dr. Traube ju übertragen.

Der Druck der im vorigen Jahre beschlossenen Sonderausgabe von den Werken der Nonne Hrotgvith von Handersheim hat begonnen und dürfte zu Anfang des Sommer! vollendet werden. Die Nach= forschungen nach einer Handichrift ihres Gedichtes über die Anfänge des Klosters Gandersheim blieben leder erfolalog.

Von dem zu ungewöhnlich starkem . aagewachsenen 26. Bande des Neuen Archivs, welcher zum Theil unter fiell. vertretender Leitung des Herrn Dr. Bloch gedruckt wurde, verdient bier das jwelte, dem Votsitzenden der Zentral-⸗Direkfton gewidmete Heft Hervorhebung, weil es, nur durch besondere Anstrengungen der Druckerei und des Verlegers in verhältnißmäßig kurzer Jeit hergestellt. auch nach dieser Seite hin, wie durch seinen reichen und mannig? faltizen Inhalt, den Empfänger zu wärmstem Danke für so viele un— verdiente Aufmerksamkeit verpflichtet. .

Mit dem Ausdrucke des Dankes nach allen Seiten bin, an die Behörden wie an, die Bibliotheken des In, und Auslandes fo— wie an manche einzelne Gelehrte, für die wohlwollende und opfer⸗ hi Förderung unserer Beflrebungen haben wir wie gewöhnlich zu

ehen.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse der Akademie der Wiffenschaften vom 3. Mal (vorsitzender Sekretar: Herr Vahlen) laz Herr Brunner über die erbrechtliche Stellung der Weiber bei Langobarden, Westgothen und Salfranken“‘. Im Gegensatz ju neuerdings ausgesprochenen Ansichten wird in der Abhandlang dusjuführen verfucht, daß im langobardsschen Volksrecht die ursprüngliche Zarücksetzung der Weiber nur abgeschwãcht worden sei, daß bei den Westzothen unter Eurich die Töchter hinsichtlich des Grundbesitzes zurückgesetzt waren und daß Lex Saliga 59 nur die Erbfolge der Muttermagen, und zwar nach Analogie der Erbfolge der Vatermagen, geregelt habe. ;

In der Sitzung der vhysikatlisch⸗mathematischen Klaff der Alademie von demselben Tage (vorsitzender Sekretar: Herr Waldeyer) svrach Herr Klein über die neuesse Vermehrung der. Mineraliensammlung der Königlichen Friedrich ⸗Wilhelms⸗ Universitãt . Diese Sammlung hät danach durch den auch don der Königlichen Akademie befürworteten Ankauf der von Janson'schen Mineraliensammlung eine Bereicherung von über 10 09). Stück Mintralstufen ersten Ranges erfahren und ist damit in die Reihe der großen europäischen Sammlungen eingetreten. Eine Aufstellung der befonders hervorragenden Stücke hat in der Schau⸗ sammlung stattgefunden. Ferner legte Herr Klein eine Mittheilung des Herrn Professors Dr. Rinne von der Königlichen Technischen Hochschale in Hannover vor, enthaltend einen Beitrag zur Petro⸗ graphie der Minahassa in Nord. Celebes'. In dieser Arbeit werden die in jenem Gebiet borkommenden alten und jungen Eruptiog:steine n., von denen besonders die letzteren außerordentlich ver= reitet sind.

Die Académie de médecine in Paris hat, dem Temps jufolge, den ordentlichen Professor an der Berliner Univerfität, Ge⸗ 1 Regierungsrath Dr. Fischer zum korrefpondierenden Mitgliede ernannt.

Aus Christiania vom 8. Mai wird dem W. T. B.“ be⸗ richtet: Der für die bevorstehende Eis meer⸗- Expedition des russischen Barong Toll auf der Archer'schen Werft in Tarvik (Norwegenj aug⸗ gerüstete Damp fer Zaria“ ist hier eingetroffen, um Kohlen u. s. w. einzunthmen. Da der Dauptjweck der Expedition Untersuchungen des Meeresgrundes, der Sttömungen u. dergl. sind, fo wird an' Bord ein ganzes Laboratorium für die Gelehrten, die an der Gxpedition theil⸗ nebmen, eingerichtet. Von bier gebt die Expedition zurück nach Larvik, um Rettungsboote und Segel an Bord zu nebmen, und sodann direkt nach St. Petersburg, wo Proviant und Ausrüstung an Bord kommen, u a. 10 jweisitzige Kajaks, von denen jedes nur 36 kg wiegt, 10 Schlitten und eine Menge Skis, alles aus Norwegen bejogen. Anfangs Juni geht die Expedition von St. Petersburg ab und nimmt die Route nördlich von Sibirien nach Wladiwostok. Von norwegischen Städten wird nur Tromsö angelaufen, um. getrocknete Fische als Hundefutter mitsunehmen Hierauf wird Kola angelaufen, wo 62 Schlitten. hunde an Bord genommen werden. Dann geht die Gzpedition nach Kara, wo das Schiff gegen den 1. August eintreffen soll. In der QDcklsonsbucht werden die Kohlenvorräthe ergänzt. Dann geht das Schiff nach Zanikow. Land, wo die Expedition bis zur Fortsetzung ihrer Route im nächsten Sommer zu Überwintern gedenkt. Von Zanikow Land hinab nach der Bebhringstraße werden schr schwierige Eisverhältnifss iu überwinden sein, doch hofft die Exveditlon im Laufe des Herbstes 1901 Wladiwostok zu erreichen. In Wladiwostok verläßt die Expedition das Schiff und kehrt durch Sibirien und Rußland mit der Gisenbahn nach St. Petersburg zurück. Alle Mitglieder der Expedition werden Russen sein. Außer dem Leiter, Baron Toll, befindet sich bei derselben der Schiffsführer Leutnant Kolomeißoff, der sich den nächsten Winter hindurch in Norwegen aufhält, um die Interessen der Expedition wahrzunehmen. Außer diefen Belden wird die Expedition aus vier Gelehrten, drei Osfisieren und zwölf Mann Besatzung bestehen. Die Offitlere und die Mannschaften sind alle ausgesuchte Leute von der russischen Marine.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Auf der gestern beendeten TXVI. Berliner Mastvieb⸗Aus« stellung wurde, als Züchter⸗Ebrenpreis Seiner Majsestät des Kai= sers und Königs, die goldene Staatsmedaille dem Rittergutsbesitzer pon Kierski⸗ Brzejna bei Jelice, Kreig Wongrowltz, zugesprochen. Ehrenpreise des Landwirthschafts. Ministerlums erhielten: Admini- strator Sachs in Ober Alt- Ellguth bei Pantwiß (Schlesien). Frau Landes Oekonomierath Kiepert. Marienfelde, A. W. Brauer⸗ Tenever hei Hemelingen (Bremen), Graf von Alvensleben. Ostro- metzko auf Glauchau bei Kulmsee (Westpreußen); Ehrenpreise der- Stadt Berlin (Gelzpreise von 250 big 750 6 . Hoflieferant Christian Wirte Braunschweig, Rittergutsbesitzerin Frau von Potworowska⸗ Bozejewice (Posen), Oberamtmann Ad. Stich Kaisershof (Posen). Amtsrath Richard Nonne Groß Deidau (Schlesien) und D. Ratjen. Bargfeld (Schleswig. Holsteinz; Silber ⸗Ehrenpreise des Klubs der Landwirthe: Hofbesitzer Schaper= Maine, Landwirth Heinrich Harke. Vollbüttel und Landwirth Mühle. Rötgesbüttel (sämmtlich Braunschweig); die goldene Rathufiut. Medaille: Br. Kozlowgki Wollstein (Pofem).

Belgien. Nach einer Verfügung des Königlich belgischen Ministeriums für zandwirthschaft vom 25. v. M. ist. bis auf weltere Bestimmung bie Ein und Durchfubr von Rind. und Scha fvieh aus der Argentinischen Republik verboten. Pie direkte Durchfuhr dieses Viehs wird esntretendenfalls nur mittels der Eisenbahn in plombierten Wagen und ohne Umladung während der Beförderung erfolgen können. ;

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maszregeln. Malta.

Durch Verfügnng der Lokalregierung in Malta vom 2. d. M. für Schiffe und bar,, die 64 Eg ypten kommen, 365

wölftägige Quarantäne angeordnet worden. ( J. ar. 1. s ven , Tf, n ge ang ; mn mn,