1900 / 115 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Baden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Olden⸗ burg ist, wie die „Karlsr. 56 meldet, mit . Hoheit der Herzogin Sophie Charlotte gestern Ahend, von Basel kommend, in Karlsruhe eingetroffen und von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog am Hauptbahnhof empfangen worden.

Elsaß⸗Lothringen.

Seine Majestät der Kaiser traf, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend früh nach 6i4 Uhr von RKurzel in Novéant ein und fuhr, überall von der Bevölkerung auf das freudigste begrüßt, zu Wagen über Corny nach Arry. Gegen T Uhr stieg Seine Majestät in Arry zu Pferde und begab Sich nach dem Gefechtsfel'. Ihre Majestät die Kaiserin war Seiner Majestät später gefolgt Nach Schluß der Uebung hielt Seine Majestät der Kaiser auf St. Blaise Kritik ab und fuhr durch Jou und Ars auf den Gorgiment, wo Allerhöchstderselbe in Begleitung der Generale Grafen von k von Schlieffen und Freiherr von der Goltz die neuen

estungsbauten besichtigte. Der Befestigung auf dem Gorgimont

wurde der Name „Feste Kronprinz“ verliehen. Um

1U½ Uhr traf Seine Majestät in Metz ein, wo das Frühstück bei dem kommandierenden General Grafen von Haeseler ein- enommen wurde. Um Zi a Uhr erfolgte die Rückfahrt nach rville. Ihre Majestät die Kaiserin war bald nach Schluß der Uebung nach Urville zurückgekehrt . Gestern Vormittag besuchten Ihre Maj stäten den Gottes dienst in der Kirche von Kurzel. Sodann besichtigte Seine Majestät der Kaiser den dortigen Kriegerverein, der vor der Kirche mit der Fahne Aufstellung genommen hatte, und lietz Sich die Jeichnungen von fünf Denkmälern zeigen, welche der Verein auf Kriegergräbern in der Umgebung errichtet hat. Später besuchten Beide Majestäten das Auguste Victorig⸗ Süft und traten aladann die Rückfahrt nach dem Schlosse Urville an. Zur Mittagstafel waren der Statthalter Fürst zu H ohen⸗ lohe⸗Langenburg und Gemahlin geladen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Erzherzog Ferdinand Karl ist vorgestern von Wien über Paris nach Madrid abgereist, um im Auftrage des Le nr dem König von Spanien die Insignien des Großkreuzes des Stephans Ordens zu überbringen.

Die österreichische Delegation hat, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend ihre Eröffnungssitzung abgehalten und den Delegirten von Jaworski zum Präsidenten gewählt. Derselbe dankte für die Wahl und erbat die Erlaubniß, bei dem Empfange bei dem Kaiser den freudigen Gefühlen Aus—⸗ druck geben zu dürfen über das Ereigniß, welches in diesen Tagen stattgefunden habe, nämlich den Besuch des Kaisers in Berlin und den Allerhöchstdemselben zu theil gewordenen Empfang. Es sei ein bedeutungsvolles Ereigniß ge⸗ wesen, geeignet zur Bekräftigung und Stärkung des Drei⸗ bundes, jener Gewähr für den Völkerfrieden, den alle Völker, alle Siaaten sehnlichst herbeigewünscht und den zu erhalten Oesterreich⸗ Ungarn das größte Interesse habe; allein auch der innere Friede, den alle sehnlichst herbeiwünschten, sei noth⸗ wendig. Der Redner schloß mit einem dreimaligen begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kgiser. Nach der Wahl der Ausschüsse wurde die Sitzung aufgehoben.

Die ungarische Delegation konstituierte sich vorgestern unter dem Vorsitze Desider von Szilagyi's, der ne n Eröffnungsrede die friedliche Richtung der auswärtigen Politik betonte, dabei jedoch hervorhob, daß alle Mächte zugleich in der Entwickelung ihrer Wehrmacht ein Mittel zur Sicherung des Friedens erblickten. Der Redner fuhr sodann fort: „Noch slepe wir unter dem Eindruck des Besuches unseres Königs in Berlin, wo Seine Majestät mit außerordentlichen Ehren empfangen worden ist. Wir waren Zeugen, daß die Reichs⸗ hauptstadt Berlin unseren Monarchen mit zahllosen Be⸗ weisen der Verehrung und Sympathie überhäufte, und wir hatten die Empfindung, daß bei der Zusammenkunft der Herrscher auch die freundschaftlich Gesinnung und die loyalen Bundesgefühle der Völker einander begegneten. Wir unsererseits erwidern die Gefühle der Sympathie und Ver⸗ ehrung, welche die deutsche Nation unserem Herrscher aus⸗ gedrückt hat, in reichstem Maße sowohl dem Deutschen Kaiser, als der großen deutschen Nation gegenüber.“

Gestern wurden beide Delegationen von dem Kaiser und König empfangen.

Bei dem Empfang der österreichischen Delegation sagte der Präsident von Jaworski in seiner Ansprache, die Delegation erblicke in dem herzlichen und glänzenden Empfange, der dem Kaiser in Berlin zu theil geworden sei, einen neuen Beweis für die herzliche Freundschaft zwischen den beiden erhabenen Monarchen, wie nicht minder für den ungeschmälerten Fortbestand des mitteleuropäischen Bündnisses, welches zur Erhaltung des Friedens so wesentlich beitrage. Der Empfang des Kaisers seitens der Stadt⸗ vertrelung und der Bevölkerung Berlins habe in den Ferzen der Völker der Monarchie den kräftigsten Wiederhall ge⸗ funden. Diese Huldigungen hätten doch nicht nur dem Friedensfürsten und Schöpfer des Dreibundes, sondern

auch dem geliebten Herrscher und dessen hohen Regenten⸗ tugenden gegolten. Der Präsident schloß: Die Vorsehung möge den Kaiser noch lange in rüstiger Gesundheit erhalten zum Wohle und Heile der Monarchie.

Bei dem ning der ungarischen Delegation hielt der Präsident von Szilagyi eine Ansprache, welche mit folgenden Worten schloß:

Die e, n. ist von der Ueberjzeugung geleitet, daß die Sicherheit der Monarchie unsere Sicherheit und daß die Kraft der Monarchie unsere Kraft ist, und well die Monarchie ihre Macht aus den 2 der beiden Staaten schöpft, ift die Ent.

hi

wickelung und Vermehrung derselben die Grundlage dafür, daß wir nach außen n mit eigner um so mehr imponierenden

Macht uns ter vereinten Kraft auftreten können. iich e

err! Wenn in dem kurzen Zeitraume, welcher der er el der letzten Delegation ver ossen ist, 3 in der auz⸗ wärtigen Lage keine die Monarchie berührende Veränderung einge⸗ treten ist, so hat doch unsere Aufmerksamkeit in Anspruch genommen und unsere Gefühle erweckt jener Besuch, welchen Cure Majeftät in der n n . des Deutschen Reichs anläßlich des Familtenfestes des Kaisezlichen Hauses abgeflattet hat. Auch in der Ferne waren wir mit stoljer Freude Jeugen dieser Festlichkeiten. Nicht nur Zeugen waren wir derselben, sondern wir haben in unseren Gefühlen an ihnen auch theilgenommen. Da wir sahen, welche innige Freundschaft die Häupter der verbündeten Monarchlen ber= knüpft, da wir die immer erneuten Bewelse der Verehrung und Sympathie beobachteten, mit welchen die Bevölkerung der Hauptfiadt

des Deutschen Reichs und mit libr die deutsche Nation Gure Majestät umgab einer Verehrung, welche sowobl dem Haupte der verbündeten Monarchie, wie dessen Fürstlichen Tugenden galt, da fühlten wir unser Her warm pochen, und wir empfanden es, daß bei der Zusammenkanft der Fürsten auch die Sympathie und die loyalen bundesgenossenschaftlichen Gefüble der FRötionen sich begegneten und daß Sas Bündniß, welches politische Int ressen geschlossen haben, auch in der Ueberzeugung der Nationen Wurzel geschlagen hat.

Der Kaiser und König Franz Joseyph erwiderte auf die Ansprache der Präsidenten beider Delegationen⸗

Die Versicherungen treuer Ergeben deit, welche ich soeben ver⸗ nommen habe, erwidere ich mit dem Ausdrucke meineg aufrichtigen Pankegs. Die politische Lage der Monarchie bat in den wenigen Monaten, die seit der letzten Sesston der Delegationen verflo en find, keine Aenderung erfahren. Unser lang bewährtes intimes Ver. hältniß zu unseren Verbündeten., welches auch anläßlich meines jüngsten Besucheßs bei Seiner Mäjestät dem Deutschen Kaiser wieder in so erbhebender Weise ju Taze trat, findet in den vortrefflichen Beziehungen, in welchen wir zu allen Mächten stehen, sowie spentell in dem steten Einvernetmen mit dem russischen Reiche in allen den näheren Orient betreffenden Fragen eine erfreuliche Er= gänzung, und leiten wir aus dieser Situation die Zuversicht ab, daß der Monarchie die Segnungen des Friedens auch fernerbin erhalten bleiben werden. Meine Kriegsverwaltung erhebt auch in diesem Jahre nur in den engsten Grenzen der Nothwendigkeit Mehr forderungen. Dieselben sind theils eine Folge der früheren Bewilli⸗ gungen, theils betreffen sie Versuche im Geschützwesen, dann solche Besch ffungen and Bauten, welche ungufschiebbar sind. Das wirth schaftliche Leben in Bosnien und der Herlegzowina bewent sich in den normalen Babnen stetiger Weiterent wickelung, und zur Deckung der Verwaltungekosten dieser Länder werden, wie bisher, die eigenen Gin nahmen vollkommen ausreichen. Jadem ich der vatriotischen Hin gebung, mit welcher Sie sich Ihrer verfassungsmäßigen Thätigteit unterziehen werden, vertrauensvoll entgegensehe, bene ich Sie herzlich willkommen. .

Das den Delegationen unterbreitete gemeinsame Budget pro 1901 weist, dem „W. T. B.“ zufolge, nach⸗ stehende Hauptziffern auf:

I. Ministerium des Aeußern: Ordentlich; Ausgaben 10 530 784 Kronen, außerordentliche Ausgaben 208 295 Kr.

II. Kriegs Ministerium: a. Heer: ordentliche Auigaben AsS8 649 53 Kr., auß⸗rordentliche Ausgaben 25 168 528 Kr. b. Kriegs marine: ordentliche Ausgaben 28 741 660 Kr., außerordentliche Aut gaben 14 969 160 Kr. .

III Finan- Ministerium: ordentliche Ausgaben 4 260 609 Kr, außerordentliche Ausgaben 11 400 Kr.

IV. Gemeinsamer Oberster Rechnungshof: ordentliche Ausgaben 314022 Kr.

Die Zolleinnahmen der im Reschsrathe vertretenen Königreiche und Länder belaufen sich auf 111 737 500 Kr., bei den Ländern der ungarischen Krone auf 17876 000 Kr, für Bosnien und die

erzegowina auf 554 220 Rr., zusammen 130 167 320 Kr. Nach Abjug des Reziekostenpauschals der beiden Reichshälften mit 3 760 0090 Kr. und des Abjugs des Pauschals für die Landes⸗ verwaltung von Bosnien und der Herzegowina mit 1428 571 Kr. ergiebt sich ao ein reiner Ueberschuß der Zollgefälle von 125 039 249 Kr.

Das Gesammtnettoerforderniß des Kriegs- Ministe⸗ riums erhöht sich gegenüber dem Vorjahre um 15 368 995 Kr. Daz ordentliche Erforderniß der Marine weist gegenüber dem Vor- jahre eine Erhöhung von 2 965 610 r., das außerordentliche ein solches von 10658710 Kr. auf. Aus dem außerordentlichen Er⸗ forderniß des Kriegs ⸗Ministeriums ist hervorzuheben; für Versuche zar Schaffung eines neuen Feldgeschützsystems 1500 000 Kr.

Aus dem Budget des Ministeriums des Aeußern ist zu bemerken: Gatsprichend der wachsenden Bedeutung Berling als Handelg. und Veckehrsplatz erscheint die Schaffung eines effektiven General Koasulats in Berlin dringend wänschenswerth. Es wird daher ein Mehrerforderniß von 12050 Kr. angesprochen. Desgleichen soll das Honorar -⸗Konsulat in Köln in ein effektives Amt umge— wandelt werden, weshalb ein Mehrerforderniß von 36 000 Kr. an gesprochen wird.

Zufolge der Schlußrechnun g für 18938 vermindert sich die Leistungaschuldigkeit beider Reichstheile gegenüber dem Präliminare um 11 757 067 Gulden. Das . der Zollgefälle⸗ Ueber schüsse war gegenüber dem Aaschlage um 17548 879 Gulden günstiger Zufolge Gebahrungs ⸗Rechnung für 1899 ergiebt sich im Ordtnarium eine KRreditüberschreitung von 1ö562 533 Gulden, im Extra- Ordinarium ein Kreditrest von 11 633 740 Gulden, sonit im Ganzen ein Kreditrest von 10071 202 Gulden.

In der heutigen Sitzung der Budgetausschüsse der Delegationen erstattete der Minister des Auswärtigen Graf Goluchows ki das herkömmliche Exposs.

Der Meinister begann mit dem Hinweise auf die kurze Frist seit der letzten Session der Delegationen und mit einer Verweisung auf seine damaligen Ausführungen, die auch den . Ver⸗ hältnissen in toto und in specis angepaßt seien. Auf den kfürilich erfolgten Besuch des Kalsers und Königs Franz Joseph am Berliner Hofe Üübergehend, hob der Minifter hervor, daß derselbe den innigen Be⸗ ziehungen zwischen beiden Monarchen und deren Staaten entspreche. Wenn es auch nicht erst der besonderen Erwähnung bedarf, daß keine spertellen politischen Fragen die Begegnung herbetgeführt haben, geht es anderer- seits nicht as, ihr die Bedeutung zu versagen, die ihr in vollem Maße zukommt alz einer neuen Bekräftigung iener Prinzipien, auf welchen der solide Bau des mitteleuropäischen Friedensbundes aufgerichtet ist. Der Minister entwickelte sodann, daß die wertbvollen Garantien für die Ruhe des Welttheils in ungeschmälerter Kraft und Stärke fortbest inden und zur Hoffnung berechtigten, daß sie die ungeftörte Entwickelung normaler Zustände auch in der Zukunft gleich wirkungsvoll fördern würden. In dieser Hinsicht finde dag enge Allianzverhältniß zu Dentschland und Italien eine schätzenzwerthe Ergänzung in der Ueber⸗ einstimmung zwischen dem Wiener und dem St. Petergburger Kabinet in der Behandlung der den nächsten Orient und speziell die Balkanhalbinsel berührenden Fragen, sowie in den vortceff⸗ lichön Beiiehungen zu allen übrigen Mächten; diese Konstellation in vollem Umfange zu erhalten, bilde den Gegenstand stetiger Fürsorge der österreichischrungarischen Regierung Dle Erkenntniß der segens. reichen Folgen, welche sich daraus für die Friedengintecessen Europas ergeben hätten, werde die anderen betheiligten Faktoren nicht minder in dem Vorsatze bestärken, aufrichtig und loyal an der Konsolidierung eines Werkes mitzuwirken, daz allein vor verbängnißvollen inter nationalen Konflikten und tiefgehenden Erschütterungen bewahren könne. Der Minister wies sodann darauf hin, daß die von ihm ge⸗ äußerte Zupersicht, die Konflagration in Süd ⸗Afrika werde keine ge fäbrl iche Rückwirkung auf die Beziehungen der Großmächte berbei⸗ führen, sich bisher voll bestätigt habe, und sprach die begründete Hoffnung aug, daß man auch in Zukunft von folgenschweren Ueber- raschungen verschont bleiben werde. Dieses erfreuliche Moment könne indeß in keiner Weise abschwächend auf den sehn⸗ lichen Wuansch ei hes baldigen Abschlufsez deg Kriege⸗ zustandes wirken. Inwiefern dafür Au isicht vorhanden sst, ist vorderhand noch schwer zu ermessen. Jedenfalls scheint mir aber das Eintreten einer freandschaftlichen Vermittelungsaktion vollkommen auggeschlossen zu sein, die übrigens nur dann von Erfolg begleitet fein könnte, wenn beide kriegführenden Theile gleich geneigt waren., sie anzurufen, was bekanntermaßen nicht der Fall ist. Auf die Angriffe übergehend, die wegen angeblicher Neutralitätsver- letzungen gegen die oͤsterreichlsch ungarssche Regierung gerichtet würden, verwies Graf Goluchowzki auf deren , , . Wider legung durch den zsterrelchischen Minister. Prästdenten im Abgeordnetenbause des Reichs raths; nichts destoweniger Uönne er nicht

unterlassen, auch seinerseits entschledene Einsprache gegen die will⸗

lürlich· Auslegung gewisse: Gruadsätze des Völkerr

die weder dem . noch dem Sinne . stimmungen im Einklange ständen, welche den Ben nf ö. kralitzt umschrie ben. Dle budgeiären Vorlagen besphech nner Nur. der Minister, daß das Mehrerforderniß für 1901 fin kein Grenjen des Allernothwendigsten bewege und die an. n antwortung der gemeinsamen Regierung es ihr zur Pflicht ee Ver. zu vergessen, daß inmijiten der friedlichen Koestellationen 6. nie eintreten könnten, welche die Großmachtstellung der ö. une tangierten und sie aus diesem Grunde nicht mangelhaft be lug finden dürften. Speiell auf die Erböhungen des Voran lo btet Htinisteriumz des Aeußgern übergebend, betonte Graf Gn ge

die durch ihn verfügte Entsendung einer Spezialmsssion ling!

Schiff ‚Denaun, welches im Laufe des Jahres eine Reise nach .

amerikanischen Käste unternehme, damit jene Punkte ermittelt wi an welchen sich die Schaffung er l ner il e k . empfehlen 2. Der Minister * ndem er si ereit erklärte, etwa gewünschte Au 0 n schöpfender Weise zu ertbeilen ; schte Austlrungen in er. In Wien begaben sich am Sonnabend die deutst nationalen Studentenverbindungen, trotz des Verb des Farbentragens, mit Bändern und Kappen in die Aula ö. entsandten eine Abordnung an den Rektor Neumann, um Zurücknahme jenes Verbots zu erbitten. Der Rektor lehnte die . . der Bitte ab unter dem Hwweis, daß das Verbob auf einn eschluß des akademischen Senats beruhe. Die Studenten ler ließen dann die Aula. Ausschreitungen kamen nicht vor. a Rektor Neumann hat die Rektorwürde niedergelegt, weil n wie die „Wiener Abendpost“ berichtet, die Ucberzeugung wonnen hat, daß der Senat nicht in allen Punkten hr von ihm veranlaßten Durchführung der vom Senat gefäß Beschlüsse üͤbereinstimme. Mit der Führung des Reiöratz der Prorektor Wiesner betraut worden.

Grosßbbritannien und Irland.

John Redmond und John Dillon sprachen, me „W. T. B.“ berichtet, gestern in einem großen, in Manchester abgehaltenen irischen Meeting. John Redmond führte aut. in dem Augenblicke, wo der Empfang der Königin in Itlan eine günstige Gelegenheit geboten habe, gute Beziehungn dauernd zu festigen, sei Lord Salisbury dazu geschrilten, Re irischen Forderungen falsch darzustellen und die vernünftigen Ir e ng, Irlands in verletzender Weise abzuweisen. N Irländer sähen jetzt klarer denn je, daß sie nicht auf den Wege der Versöhnlichkeit oder Loyalität Abhilfe für ihre R schwerden erlangen würden. Dillon sprach von der Pe— einigung der irischen Parteien, deren Bedeutung nach den al— gemeinen Wahlen klar werden werde.

Frankreich.

Bei den gestern vorgenommenen Stich wahlen zu den Munizipalräthen wurden, wie W. T. B.“ meldet, in aris 19 Nationalisten und 11 Mitglieder der anderen arteien, Republikaner der verschiedenen Schattierungen, Sozialisten, Revolutionäre u. s. w., gewählt. Der bisherige Präsident des i n neh. Lucipia unterlag dem Scktetäͤr der Patriotenliga Dausset. In den Provinzen wunde bei den Wahlen die Ruhe nicht gestört. Das Ergebniß der⸗ selben hat an dem bisherigen Stande der Parteien wenig ge ändert. In Algier siegte die Liste der Antisemiten; in Rennes hatten die Unabhängigen die Mehrheit. Im alle meinen haben die Republikaner die Oberhand. In Pari kam es aus Anlaß des Erfolges der Nationalisten gestem Abend zu Kundgebungen auf den Boulevards, namentlich vor der Redaktion der „Libre parole“, welche die Ergebnise

mittels Transparente bekannt gab. Eine große Vollsmenge

sammelte sich an, welche Rufe gegen die Regierung und ne . aussließ. Ein erheblicher Zwischenfall kam indesen nicht vor.

Der neue Pariser Gemeinderath zählt 19 Kon servatioe, 8 nationalistische Republikaner, 24 reine Nationn⸗ listen, 5 sozialistisch⸗radikale Nationalisten und A4 sozialistsche Nationalisten. Diese 51 Gemeinde räthe sind nach dem Pho gramm der Vaterlandsliga gewählt. Die übrigen 29 G wählten gehören zu den Sozialisten und den Regierungt— parteien. Im „Eclair“ werden Erklärungen einer Anzejl der neuen nationalistischen Gemeinderäthe veröffentlicht, welhh übercinstimmend die AÄbsicht auesprechen, sich lediglich den Gemeindeangelegenheiten widmen und im Sinne der Be ruhigung der Gemüther wirken zu wollen.

Italien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Rom berichtet wird, hat de Senat am Sonnabend mit 79 gegen 60 Stimmen den von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf, betreffend di ungesetzlichen Ehen, augenommen.

Der Pap st empfing heute Pilger aus Posen, Clsaß -Luh— ringen ꝛc. und ertheilte ihnen seinen Segen.

Spanien.

In einer gestern in Madrid abgehaltenen Versanm— lung von Republikanern wurden, dem „W. T. B. Ml⸗ folge, die Grundzüge einer Union der verschiedenen repubi⸗ kan schen Gruppen? angenommen. In der Hauptsache hahe es sich um die Annahme der Konstitunon von 1869 gehandelt

Belgien.

Der Major Fivez erhebt, dem W. T. B.“ ufo n

einer Broschüre entschieden Einspruch gegen die wegen seine

Thätigkeit im Bangala⸗-Distrikt gegen ihn erhobenen

Anklagen. Namentlich verwahrt er sich gegen die Beschuld⸗ gung, daß er persönlich Negern die Hände abgehauen habe.

Griechenland. .

Die Vermählung des Großfürsten Georg Miß

lowitsch und der Prinzessin Maria von Griechenlan

hat, wie dem, W. T. B.“ gemeldet wird, gestern Vormiltag i Kor fu stattgefunden.

Num nien.

. Aus Bukg rest erfährt -W. T. B.“, daß bei der . im zweiten Wahlkollegium des Bezirks Jlfow (Bulares on genommenen Senatswahl der konservative Landi mit ungefähr zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen n worden sei. Seitens der liberalen Opposition sei auf Wahl besonderes Gewicht gelegt worden.

Serbien. g

n Belgrad haben, nach einer Meldung des, W T. 4.

am Sonnabend die Verhandlungen in dem Prozesse egen

früheren Minister Tausch anowitsch, der der Entwenenn

und Fälschung von Aktien der Bank „Beogradska pre,

angeklagt ist, begonnen. Der Angeklagte gestand ie un pfaͤndung, 1eugnete aber die Entivendung von Altien

behauptete, Andere, hätten die Aktien entwendet und seine Einkerkerung benutzt, um ihn als den Schuldigen

ch inen zu lassen. Michailo witsch, früher Mitglied des Aufsichtzraths der geschädigten Bank, bekundete, daß ihn Bankowitsch, und Celowitsch von der Entdeckung der Fälschung berhaupt nicht verständigt hätten Der Vertheidiger Mostit sch gab seiner Ueberzeugung 3 Ausdruck, daß Bankowitsch und Gelowitsch die Aktien gefälscht und sich ihrer lange vor Tauschanowitsch bedient hätten. Die Verhandlung wurde sodann geschlossen. Die Verkündigung des Uttheils sol heute

erfolgen. Amerika.

Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus . ge⸗ meldet wird, wies in der vorgestrigen Sitzung des Senats bei der weiteren Berathung der Flotten vorlage der Senator Spooner die von dem Senator Lodge aufgestellte Be⸗ hauptung zurück, daß Deutschland Eingriffe in die Monroe⸗ poktrin beabsichtige. Spooner fügte hinzu, daß es nie eine eit gegeben habe, in welcher die Beziehungen zwischen den . Staaten und Deutschland freundlicher gewesen seien als gegenwärtig. Der. Senator Hale erklärte, er glaube nicht, daß irgend eine Nothwendigkeit zur Ver⸗ mehr n der Flotte dadurch gegeben sei, daß man für die unmittelbar bedorstehende oder die spätere Zukunft Feindselig⸗ keiten mit Deutschland befürchte. Dieses große Land sei mit den Vereinigten Staaten durch unlösbare Bande in Gestalt von 10 Millionen Menschen deutscher Abkunft verknüpft, welche heute zu den besten Bürgern der Vereinigten Staaten ehörten. . Die „Times“ meldet aus Buenos Aires vom gestrigen Tage, der Finan z⸗Minister habe in einem Kahinetsrath das Budget für das Jahr 1901 , ,. Das größte Ergebniß der Einnahmen, auf welches die Regierung rechnen könne, seien 13 000 000 Pfd. Sterl. Von diesen würden 5 900̃ 000 Pfund durch den Schuldendienst absorbiert Wenn die einzelnen Regierunas⸗Abtheilungen sich nicht bei ihren Ausgaben Beschränkungen auferlegten, würde sich ein Defizit von 660 0600 Pfund ergeben. Der Minister betonte schließlich, daß eine stärkere Besteuerung nicht möglich sei, und daß auch weitere Anleihen nicht wahrscheinlich seien. Das einzige Mittel, eine Uebereinstimmung der Einnahmen und Ausgaben zu erzielen, sei die Einschränkung.

Asien.

Aus Yokohama berichtet das „Reuter'sche Bureau“, es sei daselbst aus Koreg die Nachricht von einem neuen aus⸗ gedehnten russischen Landkauf eingetroffen. Es handele sich um Land bei Port Tschinnan an der Westküste von Korea.

Afrika.

Aus Lourengo Marques vom 13. 3. M. wird der „Times“ telegraphlert, es gehe daselbst das Gerücht um, der Volksraad in Pretoria habe in geheimer Berathung be⸗ schlossen, daß alle Bewohner Transvaals, gleichviel welcher Nationalität, gemäß den Bestimmungen des abgeänderten Militärgesetzes, die Buren bei der Vertheidung der Republik zu unterstützen hätten.

Eine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts aus Geneva Siding vom 11. d. M. besagt: Die Truppen, welche heute 20 Meilen marschiert waren, trafen in Geneva Siding ein. Letzteres ist etwa 6 Meilen von Boschrand ent⸗ fernt, wo die Buren eine verschanzte Stellung innehaben. Die Brigade des Generals Gordon ist in Fühlung mit ihnen; die Division des Generals Tucker befindet sich in geringer Ent⸗ fernung südöstlich, die Streitmacht des Generals Hamilton noch weiter westlich. Die Brigade des Generals Broadwood holte gestern einen Theil des feindlichen Convois bei Potgieters Lager, südöstlich von Ventersbhurg, ein, erbeutete mehrere Wagen und machte einige Gefangene. Der General French befindet sich mit den Brigaden der Generale Porter und Dickson sowie der berittenen Infanterie des Generals Hutton in einiger Entfernung nördlich von Geneva Siding. Wir machten in den beiden letzten Tagen nahezu 100 Gefangene.

Der Feldmarschall Lord Roöberts meldet aus Bosch⸗ rand vom 12. d. M. Morgens 8 Uhr: Wir befinden uns acht Meilen südlich von Kroönstad. Der Feind hat die erste Linie seiner Verschanzungen während der Nacht verlassen. Wir rekognoszieren jet die Gegend in der Richtung auf Kroonstad. Der General French bemächtigte sich sesemn Nach⸗ mittag der i , n. bevor noch der Feind sich dort zum Widerstand festsetzen konnte.

Vom Sonnabend Nachmittag 2 Uhr meldet Lord Roberts: Ohne Widerstand zu begegnen, zog ich heute Nachmittag L/ a Uhr in Kroonstad ein; der Union Jack wurde unter Hochrufen der wenigen britischen Einwohner gehißt. Der Präsident Steijn 5 gestern Abend, nachdem er vergebens versucht hatte, die

urgher zu überreden, den Widerstand fortzusetzen. Die Buren von Tranzgvaal erklärten, sie wollten nicht länger im Freistaat kämpfen, und zogen nach dem Vaal⸗Fluß ab, die Freistaathuren dagegen beschuldigten die Transvaaler, erst hätten diese sie benutzt und ließen sie jetzt im Stich. Viele Freistaatburen haben sich nach ihren Wohnorten begeben. Bevor der Präsident Sieijn Kroonstad verließ, machte er in einer Proklamation bekannt, daß nunmehr Lindley der Sitz der Regierung des DOranje⸗Freistaats sei. Sowohl der Generals Kommandant Botha wie der General de Wet begleiteten die Transvaaler.

Die „Times“ meldet aus Kroonstad vom 12. d. M.: Es heiße, der Präsident , . beabsichtige, sich nach Lydenburg zu begeben, sobald ber Präsident Steijn, der am 11. d. . mit dem General Botha Kroonstad verlassen habe, bei ihm einge troffen sei. ;

Ams Maseru vom gestrigen Tage berichtet das Reuter'sche Bureau“, die Generale Rundle und Brabant rückten in einer Linie vor; man nehme an, daß sie zur

eit am Leeum River ein Lager bezogen hätten. er chnelle Vormarsch Lord Robertz! habe, auf die Frei⸗ taatburen, die in der Nachbarschaft von Clocolan und den Koranngberg⸗Hü geln ständen, Eindruck gemacht; sie 6. streuten sich nach allen Richtungen; viele Frauen seien allein auf den Farmen zurückgelaffen. Es sei zwar mog c daß die hn, noch auf starken Widerstand stoßen würden, aber es sei nicht wahrscheinlich, daß der Vormarsch werde gehemmt werden. Vereinzelte Kommandos seien noch bereit, gegen schwache Punkte der britischen Linien vorzustoßen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die vorgestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der gr! Beilage. t z

In der heutigen (1983) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Lesung des Entwurfs eines Unfallversicherungsgesetzes für Land⸗ und Forst wirthschaft bei dem § 16a fortgesetzt.

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes außer dem Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister

Dr. Grafen von Posadowsky und dem Geheimen Ober⸗

Regierungsrath im Reichsamt des Innern Caspar die Abgg. n,, Dillenburg (ul), Freiherr von Richthofen (d. kons. ), Mol kenbuhr (Soz.), Gamp (Rp.) und Roesicke⸗ Dessau (b. k. F..

Bei der am Sonnabend vorgenommenen Ersatzwahl . Hause der Abgeordneten im zweiten er se⸗ urger Wahlbezirk (Wittenberg-Schweinitz wurde nach amtlicher Feststellung der Kammerherr von Leipziger auf Kropstãdt 3 mit sämmtlichen abgegebenen 272 Stimmen gewihlt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens- un d Futtermittel

betrugen in Preußen im Monat April 19090 nach der Stat. Korr.“ für 1000 kg: Weizen 118 (im März d J. 146, im April 1899 156) Æ, Roggen 141 (138 beiw. 139) „, Gerste 140 9. bezw. 141) S6, Hafer 135 (132 bejw. 139) 46, gelbe Erbsen zum ochen 222 (221 bejw. 224) MS, weiße Speisebohnen 253 (249 bezw. 2515 4A, Linsen 402 (401 bezw. 421) S, Eßkartoffeln 50,5 (50, 1 bejw. 63 S6, Richtstroh 36,9 (35,9 bezw. 36,2) S6, Heu 57.8 (55,2 bejw. Hl, 6) S6. Rindfleisch im Großhandel 1067 (1062 bew. 1059) 4; im Kleinhandel für 1 kg: Rindfleisch von der Keule 1,36 (1, 35 bejw. 1,34) , vom Bauch 1615 (1,165) A, Schweinefleisch 1,30 (l, 30 beiw. 134 M, Kalbfleisch 131 (1,1 bezw. 1,632) M, Hammel; fleisch 1.31 (1,30 beiw. 1,27) AM. inländischer geräucherter Speck 152 (1,51 bezw. 1,60) , Eßbutter 2.24 (2,20 beiw. 2.19) 4, inländisches Schweineschmalj 155 (1,54 bezw. 157) S, Mebl zur Speisebereitang aus Weizen 36 (30 bezw. 31) J, aus Roggen 25 (25) 3; für 1 Schock Eier 3,11 (3,47 bew. 3, 03) M Die Getreizepselse baben im Monat April d. J. fast an allen Marktorten Aufbesserungen erfahren, die beim Staatsdurchschnitte 2 bejw. 38, 1 und 3 M betragen. Die Fleischpreise zeigen nur geringe Veränderungen. An einigen Marktorten haben Preiserhöhungen statt« gefunden, welche die im Monat März d. J. eingetretenen Er⸗ mäßtgungen zum theil wieder aufheben. ;

Die Arbeiterversicherung.

Im Auftrage des Reichs⸗Versicherungsamts ist von dem Re⸗ gierungzrath Dr. Laß im Reichs ⸗Versicherungsamt und dem Re—⸗ gierungsrath Dr. Zahn im Kaiserlichen Statistischen Amt eine Can nf über die Einrichtung und Wirkung der deutschen Arbeiterversicherung für die Zwecke der Welt ausstellung in Paris ausgearbeitet worden. Die im Verlage von A. Asher u. Co. bierselbst erschienene umfangreiche Schrift giebt sehr in⸗ struktiv Aufschluß, in welcher Weise das Problem der staatlichen Arbeiter ˖ versichernng in Veutschland rechtlich gelöst und durchgeführt wurde und wie dieses Gesetzzebungswerk sich bisber vraktisch bewährt hat. Das Werk bietet, befonders in seinem zwelten Theil, auch deutschen Lesern, welche mit den einschlägigen Fragen im allgemeinen vertraut sind, manches, was ihnen neu sein dürfte. So werden unter anderem die segenzreichen mittelbaren Wirkungen der Arbelterversicherung dar- gelegt, und jwar nicht nur in Bezug auf die Acbeiterschaft, sondern auch in Bezug auf die Arbeitgeber, die Gemeinden und die gesammte Gesellschaft. ; .

Die materiellen Verhältnisse der Arbeiter haben durch die Arbeiterbersicherungsgesetze eine wesentliche Aufbessrung erfahren. Daz erhellt schon allein aus der Thatsache, daß den Arbeitern bisher etwa zwei Milliarden Mark an Entschänigungsleistangen zugeflossen ind. Die früher bisweilen hervorgetretene Befürchtung, daß die Arbeitgeber die ihnen durch die Versicherung auferlegten Beitraqslaften auf die Arbeiter durch Lobnkürzungen abwaälien könnten, ist nirgends eingetroffen. Hingegen läßt sich aus der Einkommenstener,, Kon sum—= und Sparkassen. Statistik unschwer nachweisen, daß die Lebenshaltung der Arbeiterklasse durchweg sich gehoben bat. k

Die Verficherungsgesetze haben ferner die hygienischen Ver— bältnisse, unter denen der Arbeiter lebt und schafft, günstig beeinflußt. Wie umfassend die vorbeugende Thätigkeit gegen Gesund— beitsschaͤdigungen, Unfallgefahren 2c. in Angriff genommen, ist hin ˖ länglich bekannt. An die neuerdings mit verstärktem Eifer eingeleiteten Bestrebungen zur Lösung der Arbelterwohnungsfrage und zur Be⸗ kämpfung der Lungentuberkrlose soll nur im Vorübergeben erinnert werden. In der rechtlichen und sozialen Stellung des Arbeiters haben sich unter den Einwirkungen der Arbeiterversicherungs. gesetze gleichfalls heilsame Aenderungen voll jogen. In der Arbeiter versicherung wird das Recht auf Unterstüßung für den Arbeiter fest⸗ gestellt; letzterer ist zugleich zur Antheilnahme an der Verwaltung und Rechtsprechung in Versicherungssachen berufen.

Bei den Unternebmern ist durch die Versicherungsgesetze eine erböbte soziale Fürsorge für die Arbeiter wachgerufen und dag Gefühl der fostalen Verantwortung geschärft worden. Feraer hat die Arbeiter versicherung auf die Gemeinden durch Anregung der kommunalen Sonlalpollkik, Entlaftung der öffentlichen Armenpflege und anderen mehr erfreuliche Wirkungen ausgeübt Von dauerndem Vortheil ist die Arbeiterversicherung endlich auch für die Gesammtheit, welche auz ihr eine Neubelebung des Gemeinsinns und der sozialpolitischen Gesinnung der Bevölkerang berzuleiten vermag.

Die vorfiegende Dentschrift gehört zu ben Diucksachen, die auf der Pariser Weltausstellung einen Bestandtheil der besonderen Gruppe Bie Arbeiterversicherung des Deutschen Reichs. ausmachen werden. Hoffentlich finden die lehrreichen Materialien nicht nur die Beachtung der Sojialpolitiker des Auslandes, sondern regen auch die in Paris anwesenden deutschen En e ie ju verglelchenden Studien über den internationalen Arbeiterschutz an. Manches irrige oder befangene Urtheil würde dadurch berichtigt werden.

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer Mittbellung der Volks Ztg. ist der Ausstand der Berliner Dachdecker beendet, nachdem die Forderungen derselben jum größten Thell bewilligt worden sind (vergl. Nr. 102 2. Bl).

8 St. ou ig, wo bereits vor einiger Zeit ein Arbeiter—⸗ aussfand ausgebrochen ist, kam es, wie W. T. B.“ meldet, am 11. d. M. an verschledenen Stellen zu Ruhestoörungen.

Bauwesen.

Aus 53 adt vom 9. Mai wird der „Straßburger Post“ geschrieben: Je weiter die Abräumungsarbeiten an der Hoh⸗ königs burg forischreiten, defto klarer wird der Einblick nicht nur in die an , deg großartigen Bauwerke, sondern auch, durch dle zahlreichen Funde an Utensillen und Ornamenten, in die innere Ginrichtung degselben. Unter den tiefen, von Dornen

werke be

und e . überwachsenen Schuttmassen sind ganze Mauer⸗

en, so das Grundmauerwerk im Innern der Burg und die rings um dieselbe sich herumziebende Umfassungs mauer, welche jetzt schon an einigen Stellen, so namentlich am Eingangs thor, bloßgelegt ist. Der Schutt birgt auch, wie sich dies von selbst verfteht, eine ganze Menge Baustelne, die von den zerstörten oberen Partien des Schloßgebäudeg herrühren und die nach ihrer Ausgrabung am Fundorte selbst zusammengetragen werden, um später beim Neubau wieder verwendet zu werden. Unter denselben bahen sich auch Theile von Gesimsen, Thoreinfassungen, Vorsprünge, Säulen und Pfeiler vorgefunden, welche durch Inschriften eder durch ihren architektonischen und dekorativen Charakter das Interesse auf sich lenken So wurde u. a. am Eingangsthor ein Stein ge⸗ funden, in welchen die Jahres abl 1855 eingegraben ist. Nachdem vor einigen Jahren schon Schutt und Steine aus dem oberen Keller entfernt worden waren, hat man neuerdings Len uateren Keller⸗ raum entdeckt und ausgeräumt. Unter den zahlreig en Fun gegen⸗ ständen, die mehr als 20 Kisten anfüllen und die jetzt schon ein knteressantes Museum bilden, erregen in erster Linie die Waffen, Geschosse, Thonornamente und einige Münzen aus der Regierung zeit Luowig's XIII. die Aufmerksamteit. Die Abräumungsarbeiten, mit welchen jur Zeit etwa 50 Arbeiter beschäftigt sind, werden vor⸗ läufig unter der zielbewußten und sachkundigen Leitung des Architekten Ebhardt aus Berlin ihren Fortgang nehmen; jedoch noch vor ibrer Vollendung wird an den freigelegten Stellen mit dem Wieder aufbau der Burg begonnen werden.

Literatur.

Zur Lehre von der Rechtskraft. Drei Rechtsgutachten von Hr. . Wach und Dr. p. Laband,. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. Preis geh. 3,60 . Eg sind jwei von den hervor⸗ ragenden Rechtslebrern für die Verhandlung über einen Rechtastreit abgegebene Gutachten, von denen das erste gegenüber einem entgegen stehenden, in Ihering's Jahrbüchern“ veröffentlichten Gutachten von Peofessor Fischer in dem dritten Rechtsgutachten durch Wach eingehend dertbeidigt wird. In diesem handelt es sich um die Frage, ob ein im Streit mit dem Fiekus rechtskräftig als bestebend fesgestelltes Privat⸗ bergregal damit den . Bergbautreibenden gegenüber festftehe. Die Frage wird von Laband aus der Natur des Privat- bergregals, von Wach auf Grund allgemeiner, die Lehre vom . er beblich fördernder Erörterungen über die Kraft des Judikats

cjabt.

GEnglisch · deutsches patenttechnisches Wörterbuch mit einem augsfübrlicken deutschen Wörterverzeichniß, nach authentischen Quellen bearbeitet von Dr. Hugo Düring. Berlin, Karl Heymann'z Verlag. Preis geh. 4 6 Dieses Wörterbuch soll demjenigen, der sich über diese oder jene Stelle eines englischen oder amerikanischen Gesetzes 2c. im Urtext zu unterrichten wünscht, oder der sich mit der Uebertragung jener Gesetze in das Deutsche befaßt, die Mittel zu einer schnellen, richtigen und verständlichen Uebersetzung an die Hand geben; es soll ferner dem im Patentfache Arbeitenden bei der Er— ledigung seiner Korresponden; mit ausländischen Behörden und Vertretern ein Rathgeber sein und schließlich auch den münd⸗ lichen Verkehr jwischen Angebörigen der beiden Nationen er- leichtern belfen. Diesem Zweck des Buches entsprechend, erstreckt sich sein Inbalt fast aueschließ .. auf Ausdrücke, die für dir Praxis des Pateniwesent unentbehrlich sind, und jwar bat sowohl die juristische als auch die technische und kaufmännische Seite des letzteren bei der Auswahl des Stoffes eingehende Berücksichtigung gefunden. Die Uebersetzung aller in den erwähnten Gesetzen vorkommenden weniger bekannten Wörter und Phrasen. die Erläuterung einer Reihe von Ausdrücken, betreffend die Ginrichtungen, das Verfahren, den Beamten körper ꝛc. der auswärtigen Patentbehörden, die Erklärung vieler in amtlichen Blättern sich findenden Abtürzungen, sowie endlich eine Auswabl von etwa 4300 auf die verschiedensten Verhältnisse und Vorkommnisse im Patentwesen, wie j. B. die Einreichung ven Ge— sachen, Beschwerden, Einsprüchen, die Zahlung von Gebühren ꝛc., bejüglichen Schrift⸗ bezw. Redewendungen werden dazu beitragen, jedem, der dem Patentfache nahe et, manche Arbeit zu erleichtern oder zu ersparen und über manche Frage Aufschluß zu geben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Das Deutsche Gartenbau -Comits für die Welt ⸗Aus⸗ stellung in Paris weist in einem n,, . r, , die deutschen Gärtner darauf hin, daß außer den beiden bereits stattgehabten noch weitere zehn Spezial Augstel lungen bevorstehen, und zwar in den Zeiten vom 25. bis . Mal, 13. big 17. Juni, 27. Juni big 1. Juli, 18. bis 22. Juli, 8. bis 12. Auguft. 22. bis 26. August, 12. bis 16. September, 26. bis 30. September, 10. bis 14. Oktober, 30. Oktober bis 5. November. Von diesen Ausstellungen dürften die erste (Winter⸗ blũber), die zweite und dritte (Rosen), die siebente (große Herbstausstellung) und die letzte (Chrysantbemum) die interessantesten werden. Für die Herbst⸗ Ausstellung (26. bis 30. September) ist eine Kollektiv. Betheiligung der großen deutschen Städte geplant. Nachstehend Genannte haben die Vermittelung übernommen und verteilen gern nähere Auskunft: Jürgens, Hamburg. Büschstraße; C. Van der Smissen, Steglitz Berlin; Michael Buchner, München; Direktor Siebert, Palmen garten, Frankfurt a. M.; Rudolf Seidel, Laubegast Dres den.

Saatenstand und Getreidebhandel in Bulgarien.

2 26 Kaiserliche Konsulat in. Varna berichtet unter dem

Anfang April standen sämmtliche Saaten gut und erweckten zu⸗ versichtliche Hoffnung auf eine reiche Ernte; in der ersten Woche des⸗ selben Monats traten schon übermäßige Regengüsse ein, die Nebel sowie ungewöhnliche Kälte im Gefolge hatten und den ganzen Monat bindurch anhielten. Bei diesen ständig schlechten Witterungsverhält nissen erscheinen, sofern nicht bald sonnige Tage wieder einsetzen, die bisher günstigen Aussichten für die Weizenernte sehr getrübt.

Nur der Maisaussaat, die in einigen Gegenden bereits begonnen bat, kam das feuchte Wetter zu statten, die Weingärten stehen zur Zeit ziemlich gut.

Der Getreidehandel stockt fast ganz, die geringe Zerealien ⸗Aue⸗ fuhr richtete sich ausschließlich nach der Turkei, da die hiesigen . , e westeuropäischen Marktplätzen noch immer nicht zusagten.

Budapest, 12. Mai. (W. T. B). Das Ackerbau Minister um veröffentlicht telegrapbische Berichte über den in Ter setzten Nacht in Ungarn aufgetretenen Frost. In annähernd 60 Be⸗ lirken wurden bei einer Temperatur von 2 kiz 4 Grad unter Null Saaten und Anbau stark beschädigt; insbesondere litten Qbstbäume, Weinstöcke, die in der Blüthe befindliche Rapssaat, Taback, Garten früchte und Mais.

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

9. Juni, 1 Ubr. General- Direktion der öffentlichen Arbeiten im Ministerlum der öffentlichen Arbeiten zu Madrid: Lieferung von 12 Bojen nebst Ringen, Ketten, Eisennangen und 5 fur den Außenhafen in Bilbao. Voranschlag 189 465, 19 Pesetas. Angebote auf Stempelpapier Klasse 11. ormular hiersür in spanischer Sprache beim Reichs. Anzeiger. Sicherheitsleistung vorläufig 7973, 26 Pefsetas. Näheres in dem genannten Ministerkum und im Zivil- Gouvernement zu Bilbao.

Niederlande.

23 Mai, 115 Uhr. Direktion der Marine in Hellevoetgluis: Lieferung von Gain, Hanf, Theer, Manufakturwaaren, Korksäcken, Feuerlöschartikeln, Kupfer. Blech und Gisenwaaren, Möbein und