1900 / 127 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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dem Zahlmeister Müller vom Infanterie⸗Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 bei seinem Ausschelden aus dem Dienst mit Pension den Charakter als Rechnungsrath zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Sanitätsräthen Dr. Dennert in Berlin, Hofarzt Dr. méd. Adloff in Potsdam, Dr. Dziekanski in Templin, Br, med. Schaberg in Hagen i. W. und Professor Dr. med. Wilhelm Wagner in Neuheiduk den Charakter als Ge⸗ heimer Sanitätsrath und den Aerzten Dr. Karl Abele. Dr. Mag Fritsche, Dr. Lammert, Dr. Pollack, Dr. Karl Schacht und Pr. Max Stadthagen in Berlin, Mr. Theodor Goöerges Hin Charlottenburg, Dr. med. Max Wetzst ein in Bernau, Dr. med. Kuntze in Frankfurt a. O. Pr. med. Theodor Tzschaschel in Sorau, Hr. Holle⸗ freund in Kyritz, Dr. med. Brunck in Zehdenick, Dr. Gustav Meyer in Boitzenburg, Dr. med. Friedrich Rofemann und Dr. med. Totenhöfer in Breslau, Pr. med. Moritz in Pilchowitz, Dr., med. Bial in Striegau, Dr. med. Theodor Roempler in Görbersdorf, Fr. med. Battig in Heidersdorf. Dr. med. Paul Sendler in Magdeburg. Dr. med. Mansfeld in Brotterode, Pr. med. Jefsen in Pinneberg, Dr. med. Friedrich Schulz in Flensburg, Dr. Ehrhardt und Dr. med. von Wasmer in Kiel, Dr. Lohe in Wilhelmshaven, Pr. med. Brune und Dr. med. Wedemeyer in Hannoyer, Pr. med. Hendorff in Wienhausen, Dr. med. Wyneken in Jork, Dr. med. Leo Reismann in Haspe, Dr. Dam⸗ mann in Lippspringe, Dr. med. Obertüschen in Wiesbaden, Pr. med. Krekel in Eppstein, Dr. med. Greven in Morsbach, Pr. med. Diepgen in Krefeld, Dr. med. Schiedges in München⸗Gladbach, Dr. med. Beyer in Barmen, Dr. med. Bollinger in Kleve, Dr. med. Boschheidgen in Mörs, Pr. meêd' Tim me in Koblenz, Dr. med. Lenné in Neuenahr, Pr. med. Friederichs in Worringen und Dr. med. Schmitz in Bernkastel den Charakter als Sanitätsrath zu verleihen.

1 Finanz⸗MinisteriLum.

Bei der Königlichen Seehandlung sind ernannt worden:

die Kassen⸗Sekretäre Saring und Müller zu See⸗ handlungs⸗Buchhaltern,

die Bäareau-Diätare Patschmann und Grimm zu Kassen⸗Sekretären.

Just iz⸗Ministeri um.

Versetzt sind: der Amtsgerichtsrath Fiebelkorn in Wolgast an das Amtsgericht in Hannover, der Amtsgerichts⸗ rath Magnus in Bonn als Landgerichtsrath an das Land⸗ gericht daselbst, der Amtsrichter Gerhardy in M⸗Gladbach an das Amtsgericht in Trier, der Landrichter Dr. Lotze in Braunsberg an das Landgericht in Halberstadt, der Amts⸗ richter Claeßen in Gerresheim nach Mettmann, der Amts—⸗ richter Hr. De mme in Burg bei Magdeburg als Landrichter nach Nordhausen und der Amtsrichter Matthies in Bergen a. R. nach Pinneberg.

Dem Notar, Justizrath Dr. Israel in Berlin ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts⸗ anwälte Walter Meibauer bei dem Landgericht in Konitz, Weitze bei dem Amtsgericht in Zielenzig, Dr. Dietrich bei dem Amtsgericht in Ogligs und Schlinzigk bei dem Amts⸗ gericht in Flatow.

In dle Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Dr. Dietrich aus Ohligs bei dem Landgericht in Köln, Walter Meibauer aus Konitz bei dem Amts ericht in Flatow, Weitze aus Zielenzig bei dem Amtsgericht in Gollnow, die Gerichts⸗-Assessoren Krug bei dem Ober⸗Landes⸗ gericht in Frankfurt a. M. und Keyser bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bochum.

Der Amttzrichter Wiegrebe in Jork ist gestorben.

Minister ium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Regierungs- und Schulrath Paul Köhler ist der Regierung zu Oppeln überwiesen worden.

Der bisherige außerordentliche Professor in der medizinischen Fakultät der Friedrich ⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin, Geheime Medizinalrat) Dr. Julius Hirschberg ist auf Grund Aller⸗ höchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs zum ordent⸗ lichen Honorar⸗-Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Ministerium des Innern.

Der Ober⸗Regierungsrath Dr. Gr amsch ist dem Regie⸗ rungs⸗Präsidenten in Königsberg,

der Sber⸗Regierungsrath Grimm dem Regzierungs⸗ Präsidenten in Oppeln und

der Ober-Regierungsrath Spude dem Regierungs— Präsidenten in Arnsberg zugetheilt worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 19 der „Gesetz⸗ Sammlung“ enthält unter

Nr. 10 188 das Gesetz, betreffend die Erweiterung des Staatseisenbahnnetzes und die Betheiligung des Staats an dem Baue einer Eisenbahn von Treuenbrietzen nach Neustadt a. Dosse sowie von Kleinbahnen, vom 25. Mai 1900.

Berlin W., den 29. Mai 1900. Königliches Gesetz-Sammlungs⸗Amt. Weberstedt.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatg⸗Anzeigers“ werden veröffentlicht:

das Gesetz, betreffend die Erweiterung des Staatseisenbahnnetzes und die Betheiligung des Staats an dem Baue einer Eisenbahn von Treuen⸗ brietzen nach Neustadt a. Dosse sowie von Klein⸗

der Allerhöchste Erlaß, betreffend die Ueber⸗ nahme des Betriebs der der Ahaus⸗Ensche der Eifenbahngesellschaft in Ahaus i. Westf. kon⸗ zessionierten Eisenbahn durch die Holländische

a, , in Amsterdam, vom 265. März

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten heute Morgen von 8 Uhr ab auf dem Tempelhofer Felde dem Exerzieren der 2. Garde⸗Infanterie⸗Brigade bei.

Im Monat April d. J. haben 2168 Schiffe (gegen 2176 Schiffe im April 1859) mit einem Netto⸗Raumgehalt von 266 412 Registertons (1899: 250 632 Registertons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 133 192 16 (1899: 127 025 6) entrichtet.

Der Kaiserliche Gesandte in Bukarest, Geheime Legations⸗ rath von Kiderlen-Waechter ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Sibyllenort, 28. Mai. Seine Majestät der König von Sachsen unternimmt, wie der „Schles. Ztg.“ gemeldet wird, seit Sonnabend fortgesetzt Spaziergänge. Das Be⸗ finden Seiner Majestät ist vorzüglich, der Appetit und die Stimmung gut.

Baden.

Wie W. T. B.“ aus Karlsruhe erfährt, ist das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs befriedigend. Jer Bronchialkatarrh ist in langsamem Rückgang begriffen.

Hessen.

Gestern Vormittag fand, wie die „Darmst. Itg,“ berichtet, im Maufoleum auf der Rosenhöhe bei Darmstadt die feierliche Bei⸗ setzung Seiner Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Wilhelm statt. Anwesend waren Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog, Seine Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Hessen, Seine Durchlaucht der Prinz Franz Joseph von Battenberg, Seine Durchlaucht der Prinz Albert zu Schleswig-Holstein, die Grafen zu Erbach⸗ Schönberg, Schlitz gen. von Görtz, zu Solms⸗Laubach, zu Echbach⸗Fürstenau, die Großherzoglichen Hofstaaten, der funktionierende General⸗Adjutant und die Fluͤgel⸗Adjutanten, der Divisions⸗Kommandeur, der preußische Gesandte Prinz zu Hohenlohe-Oehringen, der russische Legations⸗Sekretär von Dubensky, Deputationen des 3. und 4. Großherzoglichen Infanterie⸗Regiments, die Minister und der Ober⸗Bürger⸗ meister von Darmstadt. Die Trauerparade bildeten zwei Bataillone des 1. Großherzoglichen Infanterie⸗(Leibgarde⸗ Regiments Nr. 115, drei Eskadrons der Großherzoglichen Dragoner⸗Regimenter Nr. 23 und 24 und zwei Batterien des Großherzoglichen Feld⸗Artillerie Regiments Nr. 25. Die Ein⸗ segnung der Leiche erfolgte durch den Hofprediger Ehrhardt.

Reuß j. L. Aus Anlaß des Geburtstags Seiner Durchlaucht des Fürsten fand, wie die „Geraer Zig.“ berichtet, vorgestern Abend in Gera großer Zapfenstreich statt. Gestern früh gegen 5 Uhr wurden Böllerschüsse gelöst; später fand Reveille, Harnison⸗Gottesdienst in der Johanniskirche und sodann eine Parade des Bataillons statt. Um 2 Uhr versammelte sich eine große Anzahl Theilnehmer zu einem Festmahle, bei dem der Geheime Staatsrath von Hinüber die Festrede hielt.

Elsaß⸗Lothringen. Der Staatssekretär von Puttkamer macht nachstehenden Erlaß des Kaiserlichen Statthalters bekannt:

Seine Majestät der Kaiser haben geruht. mit Seine hobe Befriedigung über den Allerböchtt dem selben anläßlich des Be⸗ fucheg der Hobkönigsburg sowie auch in Straßzurg in so überaus berzlicher Weise zu theil gewordenen Empfang und über die aus allen Kreisen der Bevölkerung zablreich bethätigten warmen Käandgebungen und Begrũßungen auszusprechen. Jadem ich Eurer Exeellenz biervon Mittheilung mache, freue ich mich sehr diesen Ausdruck Allerhö hster gnädiger Gesinnung zur Kenntaiß der betheiligten Gemeinden ju bringen, und ersuche Sie, das Weitere zu veranlassen.

Straßburg, den 26. Mai 1900.

Fürst zu Hobenlohe ⸗Langenburg. Seiner Excellenz dem Kaiserlichen Staatssekretär, Wirklichen Geheimen Rath von Puttkamer.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die oͤsterreichische Delegation setzte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern die Debatte über den Etat des Mi— nister iums des Aeußern fort.

Der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski führte aus, er volle sich nicht in eine lange Polemik mit der czechischen Opposition einlassen, da dieselbe doch nicht überzeugt erden wolle. Gewisse¶ Ausfälle dürften aber vom Regierungs⸗ tische nicht unerwidert bleiben. Der Minister protestierte zunächst dagegen, daß 3 in letzter Zeit üblich geworden sei, fremde Souveräne in' di? Debatte hineinzuziehen, und widersprach der Bebauptuag des Delegirten Kaftan, daß er nach dem griechisch · türkischen Kriege im Jahre 1897 gleichlautende Noten an die Kabinette von Berlin und Rom gerichtet habe, um die Frage der Annektierung der occuplierten Prooinzen anzuregen, und daß ibm hierbei eine Abweisung zu theil geworden sej. Er könne hestimmt versichern, daß von einer solchen Note niemalg die Rede gewesen sei und daß er von dem ungarischen Minister Präsidenten von Szell, den Kaftan als feinen Gewährsmann genannt habe, ermächtigt sei, zu er⸗ klären, ihm sei es niemals eingefallen, etwas derartiges zu sagen. Be⸗ züglich der Bemerkungen Kaftan's über den Dreibuad erklärte Graf

nämlich ein Friedens bund par excellence. Die Verstãndigun Rußland bezüglich des Baltan sei sehr erfreulich, aber 3a. . des Dreibundeg werde durch dieselbe nicht; geändert; sie sei e. Friedens garantie mehr und nichts Anderes als das. Wenn Kaftan . Prelbund ein abgespieltes Klavier genannt habe, welchez in die Rumpelkammer gehöre, so erwidere er darauf, daß diefes Klavier noch, vollißnend sei und einer Reparatur. bedärfe Gegenüber dem Delegirten Stransky, welcher gesagt hatte, n eine Be. kräftigung des Dreibundes nothwendig gewesen sei, so müsse derselbe gewackelt haben, führte der Minister Präsident aus: er habe diefe Bekräftigung dabin verstanden, daß es angesichtz verschiedener Ausstreuungen der letzten Zeit nothwendig geworden sei, auch dem Publikum gegenüber klar hinzustellen, daß an dem Dreibunde gar⸗ nichts geändert sei. Er glaube, daß die Begegnung des Kaisers Franz Je leph mit dem Deut chen Kalser jeden salls zur Beruhigung sür die Einen und zur Belehrung für die Anderen gedient habe. Gegenüber der Bemerkung Kaftani, daß der Dreibund nicht so et und solid sei, weil. Italien nicht ein, vollwerthiger Faktor sei, sagte der Minister: hätte Kaftan sich an maß. gebender Stelle informiert, so hätte er bald zu der Erkenniniß kommen müssen, in welch hohem Ansehen Italien in Berlin und Wien stehe und wie tief man davon überzeugt sei, daß im gegebenen Augenblick Italien seinen Verpflichtungen nicht nur nachkommen könne, sondern auch nachtommen werde. Die Aeußerung, daß der Dieibund Italien wirthschaftlich schwäche, sei das Echo gewisser internationaler Tegenden. Die Krise, die Italien durchmache, und mit Italien viele andere Staaten, habe mit dem Dreibund⸗Vertrage absolut nichts zu thun. Wäre Italien nicht in der Kombination des Dreibundes, so würde vermuthlich jeder leitende Staatsmann versuchen, in irgend eine andere Kombination einzutreten. Heutzutage seien die Großmaͤchte, die keine Alliierten hätten, jedenfalls sehr unvorsichtig. Giae andere Kombination, der Italien etwa beitreten würde, oder eigentlich die Sicherheit des eigenen Landes würde Italien die gleichen Opfer auf erlegen., wie der Dreibund. Kein Staat dürfe, weil er Alliterte habe, feine Webrfähigkeit vernachlässigen. Die Legende, daß der Dreibund Italien ruinieren werde, sei daher nichts als ein thörichtes Gerede. Bei dea czechischen Anspielungen auf die Verbältnisse im Balkan überrasch: es ihn, daß man ihm, dem Nichteinmischung in die inneren Verhältnisse Oesterreichs lur Pflicht gemacht weide, gleicheitig Einmischung in die inneren Verhältnisse Serbiens jumuthe und behaupte, der König Milan sei nur deshalb in Serbien, weil Defterreich. Ungarn es toleriere. Er wünsche in dis innerpolitischin Verbältnisse keines Staates einzugreifen. Be⸗ züglich der Auswetsungen wiederholte der Minister, daß von Massen⸗ ausweisungen nicht die Rede sein könne, in Landshut selen z. B. nicht, wie bebauptet, 360, sondern nur drei Personen ausgewiesen worden, und daß er denselben unagsgesetzte Aufmerksamkeit widme; man müsse indessen bedenken, daß die Auswelsung ein absolut souveränes Recht jedes Staatez sei. Der Minister betonte, unter Hinweis auf das Vorgehen Amerikas, daß auch die freisinnigste Regierung dem allju großen Anwachsen fremder Bevölkerung, insbesondere in Grenzbenrken, vor⸗ zubeugen für ihre Pflicht halten müsse. Bei jeder drakonischen Maßregel werde aber sosort in freundschaftlicher Weise interveniert. Bejüzlich der Echöhung des türkischen Zolltarifs seien Ver⸗ bandlungen im Gange über die Bitte der türkischen Regierung um Zustimmung zu der geplanten Zollerhöhung. Ueber die end⸗ gültig: Regelung der Angelegenheit könne er sich nicht äußern, doch hade man prinzipiell gegen eine solche Verletzung der Kapitulationen proteftieren müffen. Der Mmister schloß mit einem warmen Appell an die Parteien, zur Schlichtung der inneren Streitigkeiten beizutragen. In der Spenialdebatie erklärte Graf Goluchowski auf eine Anfrage, daß in der Angelegenheit des Militär ˖ Attachss in Konstantinopel, Obersten Fteiherrn ven Gießl, die Sache so liege, daß die türkischen Behörden diesen zuerst verhindert hätten, eine Reise zu unternehmen. Freiherr von Gießl habe die Vorsicht gebraucht, vor seiner Abreise einen Paß von der Polizei zu verlangen. Da die türkische Polizei obne Erlaubniß Fer böberen Behörden einen Paß nicht ausstellen dürfe, so sei bei dem schwerfälligen Verwaltungegang eine Verzögerung eingetreten, sodaß der Attaché sich obne Paß eingeschifft habe. Er babe gebeten, Verfügungen zu treffen, daß ibm keine Schwierigkeiten bereitet werden möchten, was dann bereitwillig gescheben sei. Beiüglich einer Anfrage über Erwerbungen in China jagte Graf Goluchoweki, davon sei keine Rede. Wie solle man das machen? Mit Lusrballen? Man můsse bor allem Sciffe haben. Der Delegitte a ftan rief: Sellten wir haben! Graf Göluchowski sagie: Bin vollkommen Ihrer An⸗ ficht. Betreffs der Ranfikation der Protokolle der Haager Konferenz erklärte der Miagister, dieselbe werde bald erfolgen und, sobald sie er · folgt sei, publiziert werden. Was die Begrüßung des Prinzen Heinrich von Preußen durch den deut schen Bolschafter in Wen keireffe, so fei der Lazdruck des Bet chafters vollkommen berechtigt gewesen. Als der oösterreichisch / ungacische Bot schaftet' am 2. Dezember 1895 in Berlin in der Boꝛrschaft oͤster · reichisch ungarische Staatsangehörige begrüßte, babe er auch auf die Exterritorialitãt des Botschafterpalais Bezug genommen. Wis die Waffenlieferun gea angehe, so liege hierin keine Verlegung der Neu. tralltät vor, da es feststehender Grundsatz sei, daß die Regierung für Geschäfte Privater, felbst wenn ez sih um Kriegstontrebande handle, nicht verantwortlich sei. Die Delegation bewilligte hierauf den Titel Disvositions fonds, da diese Bewilligung den Ausdruck des Vertrauens zu dem Minister in sich schließt, soxann die übrigen Titel des Bud⸗ gets des Ministeriums des Aeußern und giag hierauf zur Berarbung des Armee bungets über. J Die ungarische Delegation nahm in der gestern fortgesetzten Spezialdebalte das Armeebudget an und ging sodann zu der Verhandlung über das Budget des gemein⸗ samen Finanz⸗Ministe riums sowie zur Besprechung der Verwaltung Bosaniens und der Herzegowina über. Der Finanz⸗ Minister Baron von Källay widerlegte die Beschwerde, daß der ungarische Handel zu Gunsten des Occupationsgebiets zurückgedrängt werde. Die bosnische Anleihe, deren Enission in Gold man ihm zum Vorwurf gemacht habe, hätte nicht anders placiert werden können. Die Budapester und Wiener Institute hätten keine so günstigen Bedingungen gestellt wie die ausländischen, mit denen die Anleihe abgeschlossen worden sei. Die Genehmigung des Statuts der mohamedanischen Autonomie sei versagt worden, weil, wenn die orthodoxe und katholische Kirch: das gleiche Verlangen stellen wollten, ein verhängnißvoller Separatismus enistehen würde. Das Budget des gemeinsamen w wurde hierauf votiert, sodann gelangie das Marinebudget zur Annahme. Bei den gestrigen Wiener Gemein deraths wahlen im 1. Wahlkörper wurden vierzehn r,, Kandidaten und sieben Christlich⸗Soziale gewählt. Eine Stichwahl ist nöthig. Die Fortschrittlichen verloren sieben Mandate. Im ungarischen Unterhause brachte gestern der Minister⸗Präsident von Szell eine Vorlage ein, in welcher vorgeschlagen wird, die Quote gleich der bisher durch Königliche Verordnung verfügten auf 34, Prozent festzusetzen. Dieses Gesetz solle mit dem 1. Juli 1999 in Kraft treten, voraus⸗ gesetzi, daß eine entsprechende Vorlage im oͤsterreichischen Reichsrath vorgelegt und angenommen werde; Sollte dies nicht geschehen, so müsse die Quote durch Königliche Ver⸗ ordnung festgesetzt werden.

Großbritannien und Irland.

Das Oberhaus genehmigte, wie W. T. B. meldet, gestern nach kurzer Debatte die zweite Lefung der Volunteer⸗ Bill, ebenso mit 10 gegen 31 Stimmen die zweite Lesung der

bahnen, vom 25. Mai 1900, und

Goluchowèeki, der Bund sei noch heute dasselbe wie vor 20 Jahren,

Bill, durch welche die in den Kolonien legal abgeschlossenen

Ehen mit der Schwester der ersten Frau in England für gesetz⸗ mäßig erklärt werden. Der Lordkanzler Earl of Halsbury und der Erzbischof von Yerk stimmlen gegen die Bill, während der Prinz von Wales und die Herzoge von Connaught und York für dieselbe stimmten. Der Staats⸗ sekretãr des Kriegsamts Marquis of Lans downe legte sodann eine Ergänzungsbill zu der bereits vorhandenen Akte, betreffend bie Reserve, vor. Dieser Akte zufolge kann die zweite Reserve⸗Dwwision erst dann einberufen werden, wenn die ganze erste Division eingezogen ist. Die neue Bill schläßt nun, vor, daß jedes Regiment berechtigt werde, seine eigene zweite Reserve einzuziehen, wenn dasselbe seine erste Reserve erschöpft habe. Die erste Lesung diesec Bill wurde genehmigt. Ferner legte Lord Lansdowne eine Bill, betreffend Erleichterungen für die Manöver, vor, deren erste Lesung ebenfalls genehmigt wurde. Alsdann vertagte sich das Haus bis zum 18. Juni.

In Unterhause erklärte der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Brodrick, die auf dem Tische des auses liegende Uebereinkunft enthalte die Vorschläge der vor kurzem abgehaltenen Konferenz für die Erhaltung des Wild⸗ standes in Afrika. Die von dieser Konferenz festgesetzten Vorschriften würden von jeder Macht in der Weise an⸗

ewandt werden, wie ste es fur gut halte. Die

chaffung von Hegestätten für das Wild sei einer der Vorschläge der Konferenz. Die britische Regierung wie die Regierungen der anderen Mächte hätten sich die Freiheit des Handelns in Bezug auf die Konvention nach Maßgabe der von derselben festgesetzten Grundlinien vor⸗ behalten. In Ost⸗A1frika sei bereits eine Hegestätte errichtet worden. Brodrick führte ferner aus, das jüngst getroffene russisch⸗koreanische Abkommen stehe in keiner Beziehung zu den Hoheitsrechten, sondern in Beziehung zu einer ähnlichen Konzession, wie sie Japan innerhalb des Vertrags⸗ hafens von Masampo erhalten habe. Die Regierung habe keine Informationen von dem Vorhandensein einer bewaffneten Macht auf dem für ein Kohlendepot abgetretenen Landstrich oder von einer Absicht Rußlands, Befestigungen daselbst zu errichten. Rußlands Zusicherungen in dieser iich seien im Jahre 1886 einer anderen Macht ertheilt worden. Welche

chritte die britische Regierung im Falle einer Nichtachtung der durch diese Versicherung geboienen Politik zu unternehmen für richtig halten werde, sei eine Frage, welche erst beantwortet werden könne, wenn Umstände einträten, durch welche britische Rechte oder britische Interessen tangiert würden. Der Erste Lord der Admiralität Gofchen theilte über die am Sonnabend vor— genommenen Versuche mit dem Kriegsschiff „Bellisle“ mit, das Schiff habe zum Erstaunen aller Betheiligten kein 2 gefangen, obwohl das Holzwerk desselben nach allen

eiten zerschossen worden sei. Es sei überhaupt nicht in aus⸗ gedehnter Weise vom Feuer ergriffen worden. Die Versuche seien ganz speziell zu dem Zweck vorgenommen worden, um fest⸗ zustellen, ob Holzwerk in Brand geschossen werden könne, wie dies im spanisch⸗ amerikanischen Kriege bei einigen Schiffen vorgekommen sei. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour führte aus, er habe keine Mittheilung über Feiedensverhand⸗ lungen mit der Transoaal-Regierung, von denen berichtet worden fei. Es liege kein Beweis dafür, vor, daß englische Gefangene in Pretoria schlecht behandelt würden. Auch sen keine Bestätigung der Meldung, betreffend die Einleitung von Ver— handlungen über den Austausch der Gefangenen, eingetroffen. Der Unter⸗Staatesekretär des Kriegsamts Wyndham theilte mit, daß die Gesammtzahl der in Süd⸗Afrika stehenden Truppen aller Gattungen 221 000 Mann betrage. Die Ge⸗ fammtzahl der in der Heimath unter den Waffen stehenden Mannschaften könne nicht mit Genauigkeit festgestellt werden; doch betrügen die Re gulären einschließlich der Königlichen Re⸗ serven etwa 120 730 Mann. Die Miliz zähle ca. J 000 Mann. Redmond fragte an, wieviel Buren in Süd⸗LAfrika staͤnden, und ob es wahr sei, daß einer gegen zehn stehe. Diese Frage blieb unbeantwortet. Sodann vertagte sich das Haus bis zum 14. Juni.

Frankreich.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wünschte der Deputirte Graf Castellane über die Erklä⸗ rungen Reinach's hinsichtlich der Wiederaufnahme der Affäre Dreyfus zu interpellieren. Die sofortige Erörterung der An⸗ gelegenheit wurde angeordnet.

Der Kriegs-Minifter, General de Galliffet wiederholte seine im Senat abgegebenen Erklärungen über den Vorfall Tomps. Kapitän Feitsch und fügte hinzu, man sei übereingekommen, sich nicht mehr mit der Affäre zu beschäfti en; er b dauere es lebhaft, daß der Kapitän Fritsch das Amtegeheimnih verletzt habe zu dem Zwecke, den genlff: Leute verfolgten. Er hoff daß daz Hzer nicht auf diejenigen hören werde, die ihm Dis ʒiplinlosigkeit predigten, und sich nicht einen Abenteurer aufdrdngen lassen werde, wie vor 15 Jahren. Der Devutirte Graf Castellane erklärte, die Regierung sei mitschuldig an dem Komplott, welches angezettelt worden sei. dum einen Verräther zu rebasilitieren. Der DVeput rte Le Hérisss billigte die Haltung des Hauptmanns Fritsch und fragte, wezhalb die Regierung denn nicht gegen denselben ebenso wie gegen seinen Mitschuldigen eingeschritten sei. Der Redner warf dem Minister⸗Präsidenten vor, daß er nicht gewagt babe, den Ägenten Tomps zu degavonieren. Der Deputirte Lafies fübrte aus, er habe den Kriegs Minister de Galliffet von den Machenschaften des allgemeinen Sicherheitsdienstes in Kenntnis gesetzt, und dieser habe ihm erwidert: niemals, solange er Minsster fei, werde der Fall Dreyfus wieder aufgenommen werden. Der Deputirte Hum bert vertrat, trotz der gegentheiligen Versiche⸗ rungen des Minister⸗Präsidenten im Senat, die Ansicht, daß die Agenten des Sicherheitsdienstes sich in den Besiß von Attenstäcken zu setzen gesucht hätten, um die Dreyfus. Angelegenheit wiederaufleben zu lassen. Der Minister - Präsident Waldeck ⸗Rouffeau erwiderte, die Regierung habe den Aeuße—⸗ rungen Reinach's kein Dementi entgegengesetzt, weil dieselben im völligen Wöiersptuch mit den Ansichten der Regierüng ständen. Der Mmnister⸗ Präsldent verlaz dann Briefe des Agenten Tompg und fügte hinzu, ein trotz gegentheiliger Anordnungen im zweiten Bureau verbliebener Agent habe sich zu den bekannten NMachenschaften hergegeben und eines Tages, um einen Theatercoup zu machen, gesagt, die von Tomps ge. schtiebenen Briefe seien durch den Treubruch eines Offizlers ausgeliefert worden Anhaltender Beifall auf der äußersten Linken, lebhafter Widerspruch und Lärm rechls und bei den Nationalisten. Die Mehrzabl der Deputirten hatte sich erhoben, der Präsident Deschanel schwang vergeßeng die Glocke. Der Kriegs. Minister, General de Galliffet, der don einem Unwohlsein befallen würde, verließ den Saal, während die Nasionalisten nach dem Takt des Lampionliedes seinen Namen sangen. Es entstand ein großer Lärm, die Linke rief dem Minister · Präsidenten Waldeck Rouffeau Beifall zu, die Sozialisten und Radikalen richteten don ihren Bänken derausfordernde Rufe an die Rechte und. tellten sch sodann vor den Bänken der äußersten Linken auf, um Waldeck Rousseau unter Hochrufen auf die Republik zu beglückwünschen. Da der Lärm sich nicht legte, unterbrach der Präͤsident die Sitzung und ließ die Tiibünen räumen.

Nach dem die 36. um 7 Uhr wieder eröffnet war, erklärte der Min ster · Prãsident 1ldeck⸗Roufseau, es sei ihm niemalz ein= gefallen, die Thatfache der Auzlieferung der Briefe To nps anderg zu beurtheilen., ag der Reie 16. Itintster de Gasifft dies gethan habe Der Minister⸗Prãsident protestlerte gegen die Aaschuldigung, daß er es ab ⸗· gelehnt dabe, sich den wohlverdieaten Lobreden des Kriegs ˖ Ministers auf die Armee anzuschließen. Der Deputirte Frantz widersprach den von dem Mmister⸗Präsidenten gegen Offisiere des zweiten Bureaus gerichteten Anschuldigungen und warf ihm vor, er habe Machenschaften geduldet, deren Zweck ge⸗ wesen fei, die Dreyfus. Angelegenheit wieder aufleben ju lassn. Hier⸗ auf wurde die Diskussion geschloflen. Ez wurden mehrere Tagesord⸗ nungen eingebracht. Der Rinister⸗ Prästdent nahm die von dem Deputirten Bourgeois beantragte an, welche laulet: Die Kammer billigt die Haltung der Regierun] und geht in der Ge⸗ wißheit, daß die Armee Frankreich und der Republit. er⸗ geben ist, zur Tagesordnung über. Bourgeois bemerkte bierzu, baz Land sei lange genug durch eine Angelegenbeit ge- fpalten, welche man als eine rein jaristische hätte behandeln müffen. Keine Regierung könne den Wunsch haben, die Frage wieder auflurollen. Es sei Zeit, daß die Kammer eine gite poluisch: That pollführe. Wenn eine Partei sich national nennen könne, so sei das diejenige, welche nach 1870 die nationale Vertheidigung wieder neugeschaffen hahe. Bourgeois wandte sich schließlich an die revynblstanische Partei un erklärte, die Republik müssi

bem Aazlande gegenüber stark und einig zeigen. Der Deputirte Möline warf dem Minister⸗Präsidenten sein Zasammengehen it den Kllektibisten vor und kündigte den Repablikanern an, daß ihr Vertrauen ju Waldeck. Rouffean ihnen theuer zu stehen kommen werde. Hieraaf wurde jur Abstimmung geschritten. Der Deputirte Hum bert beantragte, daß man zuerst über eine Tages⸗ ordnung abstimme, durch welche die Regierung aufgefordert wird, den Umtrieben ihrer Agenten, die darauf gerichtet seien, den Fall Dreyfus wieder aufleben zu lassen, ein Ziel zu setzen. Dieser Antrag wurde mit 291 gegen 245 Stimmen abgelebnt. Sodann beantragte der De⸗ punrte Den Sschea u den Vorrang für eine Tagezordnung, in welcher es beißt Die Kammꝛr billigt, daß der Kriegz. Minister der Dis jilin Achtung verschafft hat, ist aber entschlossen, der Revublik und der Armee Ächtung zu verschaffen, und geht zur Tagesordnung über. Dieser An⸗ traz wurde mit 282 gegen 212 Stimmen abgelehnt. Sodann wurde der erste Theil der von Bourgeois eingebrachten Tagesordnung mit 283 gegen 247 Stimmen an zenommen, die Annahme des jweiten Theilz, welcher die Armee betrifft, erfolgte bei 51l5 Stimmenabgaben einstimmig. Schließlich wurde die gesammte Tagesordnung mit 293 gegen 245 Stimmen angenommen und sodann die Sitzung mit Hoch⸗ rufen auf die Republik geschlossen.

Während die Sitzung unterbrochen war, hatten der Minister des Auswärtigen Delcasss und der Justiz⸗Minister Monis im Kriegs-Ministerium eine Besprechung mit dem General de Gakliffet. Die Nationalisten verbreiteten in den Wandelgängen das Gerücht, drr General de Galliffet wolle demisstonieren, Delcass habe ihn aber im Namen des Kabinets gebeten, zu bleiben, da sein Rücktritt den Sturz des Ministeriums herbeiführen müßte. Bis heute früh hatte der General de Galliffet sein Entlassungs⸗ gefuch nicht eingereichten man glaußt auch, daß, wenn er die Absicht haben sollte, zu demissionieren, er diese Absicht in Anbetracht des Vertrauensvotums der Deputirtenkammer nicht ausführen werde. Der Arzt des Generals de Galliffet ist der Aasicht, daß derselbe nicht länger den Verhandlungen der Kammer ohne Gefahr beiwohnen könne. Heute soll ein Ministerrath unter dem Vorsitz des Präsidenten Lou bet statt⸗ finden, und erst dann dürfte Bestimmtes über die Absichten des

Kriegs-Ministers zu erfahren sein. ; Rußland.

Der Schah von Persien ist, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, am Montag in Tiflis eingetroffen und auf dem Bahnhof der Station Akstafa von dem stellvertretenden General- Gouverneur des Kaukasus, Generalleutnant Frese, und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Das Stadthaupt überreichte dem Schah auf silberner Schüssel Salz und Brot. Als der Schah den Bahnhof verließ, wurde ein Geschützsalut abgegeben. Auf dem Wege zum Palais bildeten Truppen und Schüler der Lehranstalten Spalier. Im Palais wurde der Schah von hohen Wärdenträgern und den fremden Konsuln empfangen. Die Stadt hatte Flaggen⸗ schmuck angelegt; Abends fand eine Illumination statt.

Belgien.

Nach der amtlichen Feststellung des Ergebnisses der Wahlen zur Repräsentantenkammer sind, wie dem W. T. B. aus Brüssel gemeldet wird, gewählt: 85 Katholiken, 33 christliche Demokraien und liberale Radikale, sowie 33 Sozialisten. Unter den wiedergewählten Deputierten befinden sich der bisherige Kammer⸗Prä— ident Beernaert, der frühere Minister de Woeste und die Sozialisten Desfuisseaux und Demblon. Der Führer der christlichen Demokraten Abbé Daens ist nicht wiedergewählt. Das Ergebniß der Senatswahlen ist noch nicht vollständig bekannt.

Türkei.

Nach einer Meldung des Wiener „Telegr⸗Corresp.Bureaus / aus Konstantinopek ist der Jungtärke Hamid Bey nach Athen entflohen.

Der britische Botschafter erhielt am Sonntag die Nachricht, daß der Ober⸗Kommissar der Pforte in Egypten Ahmed Mukhtar nach Europa abgereist sei. Es verlaute, dies fei ohne Erlaubniß des Sultans geschehen, was im YJildiz⸗ Palais peinlich berührt habe. Anscheinend habe Ahmed Mukhtar wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Palais sowie wegen großer Gehaltsrückstände Egypten verlassen.

Schweden und Norwegen.

Das norwegische Storthing hat, wie W . meldet, gestern mit 78 gegen 35 Stimmen den Vorschlag an⸗ gern die Regierung zu ersuchen, im Amte zu verbleiben.

er Minister-Präsident erklärte, er könne nichts versprechen; er werde es in Erwägung ziehen.

Asien.

Aus Tient sin vom gestrigen e meldet das „Reuter sche Bureau“, daß die Boxer in der Nacht zum Montag die Station Liuliho an der Hunan-Bahn, 24 Meilen von Fengtai und 29 Meilen von Peking, niesergebrannt, den Bahnkörper aufgerissen, eine Anzahl von Eisenbahnwagen zerstört und mehrere chinesische Angestellte ermordet hätten. ge gal sei von den Engländern und Belgiern geräumt worden. Ein Gisenbahnzug habe die Flüchtlinge bis Tientsin geschafft. Der Gisenbahn verkehr zwischen Peking und Tientsin sei seit gestern Mittag 12 Uhr eingestellt. Es verlaute, daß mehreren Belgiern, die mit ihren Familien in Chang⸗sin⸗tien, zehn Kilometer von Fengtai, ansässig seien, die 76 abgeschnitten sei, und daß sie sich auf einem in der ähe des Ortes ge⸗ legenen Berge gegen die Boxer vertheidigten, welche jetzt die

Stadt Feng tai zerstörten. Man hege für das Leben der

Miffionare abgeschailten. Nach einer weiteren Meldung wären auch die aschine nbauwerkstätten auf der Bahn⸗ station in Fengtai von den Boxern niedergebrannt worden. Mehrere Personen seien dabei umgekommen.

Der amerikanische Kreuzer „Newark“ und ein französisches Kriegs schiff seien vor Taku eingetroffen. Das blplomatische Korps in Peking hielt gestern eine Konferenz ab, um über die äußerst beunruhigende Lage zu berathen. .

Aus Yokohama vom 28. d. M erfährt dasselbe Bureau, ein früherer koreanischer Beamter habe unter der Folter die Namen der an' der Ermordung der Kaiserin von Korea im Oktober 1895 betheiligten Personen angegeben. Mehrere von ihnen seien daraufhin verhaftet worden.

Afrika.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Mafeking vom 23. Nai über die Verluste seit Beginn der Belagerung Fol⸗ gendes gemeldet: Von 44 Offizieren sind J todt, 15 verwundet, wird vermißt; von 975 Mann sind 61 todt, 108 verwundet, 26 werden vermißt, 16 starben an Krankheiten. Von der weißen Bevölkerung sind 4 getödtet, 5 verwundet, 32 an Krankheiten gestorben, von den 1 Soldaten und Eingeborenen sind 353 todt und 297 verwundet.

Der Feldmarschall Lord Roberts meldet vom Klip⸗River vom gestrigen Tage: Wir marschierten heute 20 Meilen und sind jetzt 18 Meilen von Johannesburg entfernt. Der Feind n verschiedene Vertheidigungsstellungen vorbereitet, gab die⸗ elben jedoch, eine nach der anderen, bei unserer Annäherung auf. Wir bedrängten ihn derart, daß er nur Zeit hatte, seine 5 Geschütze zu verladen und von der hiesigen Station ab⸗ zufahren, als auch schon Mannschaften der westaustralischen beritlenen Jafanterie in den Ort eindrangen. Die Truppen der Generale French und Hamilton sind anscheinend etwa 10 Meilen von unserer Flanke entfernt in ein Gefecht mit dem Feinde verwickelt, da seit Mittag Geschütz und Gewehr— feuer zu hören ist.

Die „Daily News“ melden aus Lourengo Marques vom gestrigen Tage, der General Botha sei in Pretoria eingetroffen, um mit dem Präsidenten Krüger über Friedens⸗ bedingungen zu berathen.

Die „Times“ berichtet ebenfalls vom gestrigen Tage aus Lourengo Marques, der General Botha habe vor einigen Tagen mit der Regierung in Pretoria berathen und sich nach⸗ drücklich für eine Kapitulation ausgesprochen. Der Präsident Steijn sei gleichfalls für den Feieden; nur der Präͤsident Krüger sei für Fortführung des Krieges; in Pretoria sei jedoch das Gefühl vorherrschend, daß die Friedenspartei jeden Augenblick die Ueberhand gewinnen könne.

Belgier ernste . In Pao-ting-fu seien mehrere

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 25. d. M. vorgenommenen Ersatzwahl zum Reichstag im 7. badischen Wahlkreise (Offenburg) wurden nach der amtlichen Zählung im Ganzen 18 693 Stimmen abgegeben. Davon erhielt der Bürgermeister Schüler-Ebringen (3entr) 9534 und der Geheime Ober⸗ Regierungsrath Dr. Reinhard (natl.) 9069 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Galizien. Der Kaiserlich: Konsul in Lemberg berichtet unter dem 21. d. M.

Folgendes: Ost⸗ Galizien.

In der ersten Maihälfte war trockene Witterung vorherrschend; erst am 15. Ptai stellte sich eine Witterungswende ein, Der kalte Regen, der an diesem Tage ztemlich allgemein niederfiel, war von vorübergehender Dauer; darauf folgten einlge Frosttage, die hier und da, namentlich in den Gebirgsgegenden, ziemlich starke Schneefälle mit sih brachten. Nach diesem NacPhwinter herrschen im größeren Theile des Landes kalte Regenfälle; im ostlichen Theile behält aber die trockene kühle Witterung weiter die Oberhand. ö.

Der Saatenstand mußte bei diesen Witterungsverhältnissen vor⸗ läufig im großen Ganzen als un günstig bezeichnet werden. Allgemein ungünstiz lauten die Berichte über den Rus, der auch häufig um geackert worden ist. Der Wezen erfreut sich zwar eines besseren Standes als der Roggen; gute Roggen und Weizenstände gehören immer mehr zu den Seltenheiten. Verhältniß mäßig etwas bess⸗r sind die Nachrichten über die jungen erst im Auflaufen begriffenen Sommersaaten; aber auch hier mangelt es nicht an Nachrichten, nach denen mehr entwickelte, d. i, vom früheren Anbau berstam mende Gerstesaaten stark vom Frost angegriffen und gelblich geworden sind. Datselbe meldet man über den frühzeitig angebaaten Mais: die Saat muß wiederholt werden. Der wiederholte Anbau ist auch bei dem Gem isebau, besonders in Felde in mehr exponierten Lagen noth⸗ wendig, so z. B. beim Keaut und Tiback. Den Kartoffeln haben die Fröste nicht mehr geschadet; übrigens ist. das Kartoffelnlegen noch nicht ganz zu End'. Am traurigsten steht der Klee. Infolge der Umackerungen, die man vornehmen mußte, ist die Anbauflich‘ stark vermindert; die übrig gebliebenen Saaten aber sind so spärlich, daß man um den kanftigen Futter vorrath schon etwa besorgt sein muß, um so mehr, da bie Vegetation auf den Wieseg unter dem Einflusse der zu trockenen Witterung oder der kalten Regenfälle nur sehr schwache Fortschritte macht. Die Oostgärten erfreuten sich eines schönen Blüthenschmackz: nach den Feösten aber ist es besonders bel dem Stesnobst fraglich, ob es zum Fruchtansatz kommen wird. Der Froft hat auch in den Hopfenanlagen manchen Schaden angerichtet.

West⸗Galizien.

a. Wintersaaten. Die infolge des nassen Herbstes zum großen Theil sebr spät in den Boden gebrachten Wintersaaten kamen schwach und schütter in den Winter, während die frühzeitig gesäten sich besser besteckten und ihn verhältnißmäßig gut überdauerten. Der in den Monaten März und April eingetretene Nachwinter bat den Stand der Herbstsaaten, ins besondere dez Röoggeng. dermaßen geschädigt, daß die Ende April und Anfang Mai eingetretene Wärme nicht mehr viel belsen konnte und der Roggen stellenweise sogar untergeackert werden mußte. Vom 8. Mal herrschte in West Galizien eine sehr kalte Witterung verbunden mit Regen und sogar Schneefällen, was fär die Ernte verhängnißvoll werden kann. Im allgemeinen hat der Weijen fast in ganz West 6 besser überwintert und verspricht eine bessere Ernte wie der

oggen.

bB Sommersaaten. Der Anbau der Sommersaaten, welcher Ende März vereinzelt begonnen batte, wurde dur die starken Schnee faͤlle und Regengüsse und die hierdurch herbeigeführte Bodennässe unterbrochen und konnte erst Mitte April, zum theil aber auch erst Anfang Mai wieder aufgenommen werden. Die große Verzögerung aller Bestellungsarbeiten im Frühjahr und die Mitte Mai herrschende nasse und fehr kalte Witterung schließt beinahe vollständig die Hoff⸗

nung auf eine gute Ernte auß. Der Anbau von Hafer und Gerste