1900 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Jul 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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ö. latt/ 66. unter dem März einen Besuch der Ngatik⸗Inseln Folgendes:

Ez bot sich für mich Gelegenbeit, an Bord S. M. S. . See adler“ die Gruppe der NJatik. Jiseln (südlich von Poaape) zu be— besuchen. Die Fahrt verlief bei günstigem Wetter. Ja Ngatik ging

ich mit dem Korvettenkapitän Schack und dem Oberarzt Da Hanen

an Land. Die Gruppe bestebt aus dea Jaseln Naatik im Südwesten, Paina im Norden, Pikenkareker, Jerup, Uat. Giese dret im Often), Uataluk im Süden des Atolls gelegen. Hierzu kommen noch einige winfsige Inselchen, welche besondere Namen nicht tragen. sondern zu Uataluk gerechnet, werden. Im Süden ist eine schmale, 3 klein Schuner brauchbare Ein fahrt durch das Außenriff vorhanden. B wohnt ist allein Ngatik; die Zahl der Einwohner soll rund 240 betragen. Die Insel ist nach einer annähernden Messung des Korvetten Kapitäns Schack 1500 m lang und 6090 m breit. Der Fläcenraum sämmtlicher Jaseln be— trägt etwa 150 ha. Dle Jasel Naöatik birgt in der Mitte eine Lagune, welch zum Pflan jeg der Taro und Banane benutzt wird. Die Inseln haben schon ein schweres Schecksal hinter sich, seitdem sie duch den Handelsverkehr näher bekannt eworden sind. Vor etwa 40 Jahren wurden die meisten männlichen

ewohner von Walfischfängern und Eingeborenen aus Ponaype er- schossen, welche angekommen waren, um die aufgespeicherten Schätze an Schildpatt zu erbeuten. Der Rest soll einem Ansturm der Gingeborenen aus den Mortlock-Inseln, der kurz darauf folgte erlegen sein. Ein alter Mann Namenz Jak erinnert sich noch des Kampfes, bei welchem sein Vater fiel; er selbst lebte als Kind gefangen auf den Mortlock. Inseln. Vor drei Jahren fügte eine große Fluth⸗ welle den Inseln schweren Schaden zu; am 28 November 1898 wurden sie von neuem, namentlich Naatik, durch eine Ueberschwemmung heim gesucht, welche acht Tage währte. Die sämmtlichen Beorfruchtbäu me starben ab, etwa die Hälfte der Palmen wurde entwurzelt und an der Südwestecke ein Stück Land in der Giöße von an⸗ geblich zehn Ackern weggeschwemmt. Das Vieh ging voll⸗ ständig verloren. Die Bewohner hatten sich aus Anlaß des Besuchz unter Führung ihres Oberhauptes, welches den Titel Nanmaraki führt, sämmtlich in festlicher Kleidung zusammengefunden. Sie legten ihre Angelegenheiten im einz Inen dar. Es bestehen drei Parteien oder Sippen, welchen je ein Titular vorstebt: Nanmaraki, Uajai, Tauk; erfterer ist unbestritten das Haupt Aller. Auf, der Insel Ngatik ist das Land völlig aufgetheilt; jeder Bewohner bezw. jedes Familienbaupt hat einen Antheil als Wohnplatz und in der Lagune zum Pflanzen. Die nicht bewohnten Inseln unterstehen dem emeinsamen Nutzgenuß in der Weise, daß aßwechselnd jeder erwachsene irren. Mann für 20 M Kopra ernten darf; der Preis enspricht einer Menge von etwa einer Fünftel Tonne. Das Zusammenleben ist durch einige Vorschriften geregelt wie . B. die, daz Abends nach s Uhr niemand mit einem Buschmesser außer Haus sich blicken lassen darf. Uebertretungen werden mit Geldstrafen geahndet, welche in eine dem Nanmaraki unterstehende Kasse fließen. Der Ertrag wird gegenwärtig zum Ankauf von Lebensmitteln verwendet. Dle Grbfolge regelt sich nach Mutterrecht. Dem Namen nach sind alle Einwohner Christen. Der Lebrer stammt aus Nagt k selbst. Die Leute machten einen guten Eindruck; si; waren reinlich, bescheiden, schienen geweckt und verständig. Die Mischung des Blutes ist eine außerordentliche: Deutsche, Engländer, Neger aus Amerika und Afrila, Eingeborene aus Ponape, den Gilbert · und Mortlock⸗Inseln sind die Väter des jetzigen Geschlechts. Es sollen nur etwa 20 echte Ngatikleute vorhanden sein. Krankheiten waren nicht zu sehen. Ich habe in der Südsee noch kein Eiland gesehen. welches sich einer so guten Pflege erfreute wie Ngatik; es giebt kein Unkraut, sorgfältig wird überall Gras gezogen; auch das letzte Fleckchen Erde ist bepflanzt Die Lagune ist mit einer Mauer umschlossen. Die Jnseln haben früber dem Handel annäbernd 50 t Koyra geliefert. Seit der letzten Heimsuchung sind die Leute außer stande, zu verkaufen; sie bedürfen vielmehr ständiger Nahrungszufuhr. Es steht zu erwarten, daß in zehn Jahren die frübere Ertraasfähigkeit wiedergewonnen sein wird. Herr Korvetten Kapitän Schack bot den Leuten in dankenswerther Weise Ueberfahrtsgelegenheit nach Ponape an. Von dem Anerbieten machten 14 Männer und 18 Frauen und Kinder Gebrauch. Ich werde mit diesem kleinen Stamm den Versuch einer Ansiedelung auf Ponape unternebmen.

Mit dem Besuche zer Jaseln ist die wänschenswerthe Aufklärung über die dortigen Verhältnisse berbeigeführt. Die Aufgabe der Ver waltung wird sein, bei der Kaappbeit der Lebensmittel auf Ngatik einer weiteren Uebersiedelung von Kolonisten nach Ponave und der Aufforstung der Inseln mit Palmen Aufmerksamkeit zu schꝛaken. In letzterer Beziehung bedarf es kaum eines Ansporns für dag kleine Vbllchen. Der Verkehr kann nach Asknüpfung der ersten Baziehungen brieflich in der Ponapesprache sih volltiehen., sodaß ein Besuch der Insel auf längere Zeit hinauz nicht erforderlich erscheint.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses theilte der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Brodrick mit, die Regie⸗ rung habe bisher noch keine befriedigenden Informationen über die Lage in Peking. Die Situation sei seit vorgestern unverändert. Die vereinigten Admirale fühlten sich, wie es scheine, noch nicht in der Lage, von Tientsin aus irgend eine Vorwärtsbewegung zu unternehmen. Patrick OBrien er an, ob die Admirale eine Rückwärtebewegung gemacht

ätten. Brodtkick erwiderte, es sei kein Grund zu der An⸗ nahme vorhanden, daß irgend eine Rückwärtsbewegung statt— gefunden habe.

Der Khedive ist gestern von London nach dem Kontinent abgereist.

Frankreich.

Der Präsident der Republik Loubet hat, wie W. T. B.“ aus Paris meldet, der deutschen Regierung anläßlich des Brandunglücks, welches Schiffe des Norddeutschen Lloyd in New York betroffen hat, sein Beileid aussprechen lassen.

Gestern wohnte der Präsident Loubet der Enthüllung des Standbildes Lafgyette's auf dem Karossellplatze bei, welches die Zöglinge der Schulen der Vereinigten Staaten von Amerika Frankreich gestiftet haben. Die Mehr ahl der Minister und zahlreiche Notabilitäten wohnten dem . Alte bei. Der amerikanische Botschafter Porter hieß den Präsidenten willkommen und übergab demselben das

denkmal. In seiner Ansprache wies Porter auf den Dank 9 welchen die Vereinigten Staaten Lafayette und ö Gefährten gegenüber empfinden. Der Präsident Loubet prach in seiner Erwiderung den Vereinigten Staaten im Namen Frankreichs den herzlichen Dank und die Foffagng aus, daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern noch immer wachsen und ein werthvolles Unterpfand für den Weltfrieden und die fortschreitende Humanität bilden würden. Der amerikanische Erzbischof Ireland pries sodann die Vorzüge Frankreichs, welches immer von edlen Beweg⸗ i,. geleitet sei. Diese Worte des Erzbischofs riefen .

egeisterung hervor. Es ertönten Rufe: „Es lebe Frankreich!“,

Dig. souverneur zu Ponape be- ve e Kolonia

sendun bereiten. .

Wie die „Agence Havas“ meldet, hat am Dienstag der General Jam ont den Kriegs-Minister um En thebung von dem Posten eines Generalissimus ersucht und dies mit den Zwischenfällen motiviert, welche sich bezüglich des Generals Delanne und der Veränderungen in dem Personal des General⸗ stabs ereignet haben. Nach einer Besprechung mit dem Minister⸗ Präsidenten Waldeck-⸗-Rousseau und den übrigen Ministern habe der Kriegs⸗Minister, General Andr beschlossen, das Entlassungsgesuch Jamont s zu genehmigen.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer richtete, nachdem eine Vorlage, der zufolge in Algier und Tunis ein Korps eingeborener Seesoldaten aufgestellt werden soll, und eine weitere Vorlage, betreffend die Neuordnung der Kontrol⸗ behörden der Marineverwaltung, angenommen worden waren, der Deputirte Jo urbe an den Kriegs⸗Minister die Anfrage, ob es richtig sei, daß der Generalissimus Jamont seine Ent⸗ lassung nachgesucht habe. Der Kriegs⸗Minister, General André bejahte die Anfrage mit dem Bemerken, Jamont habe infolge der Veränderungen in den Bureaux des Generalstahs sich veranlaßt gesehen, seine Entlassung zu geben mit der Begründung, die Unbeständigkeit der Dienstoerhältnisse des Generalstabs mache es unmöglich, einen Krieg zu führen. Dieser Brief Jamont's sei ein Protest gegen die Handlungen der Re⸗ gierung. Jamont sei seiner Funktionen enthoben und zur Disposition gestellt und der General Brugére zu seinem Nachfolger ernannt worden. Der Deputirte Krantz stellte sodann den Antrag, daß die Anfrage über diese An⸗ gelegenheit in eine Interpellation umgewandelt werde. Der MinisterPräsident Waldeck⸗Rousseau erklärte sich mit der sofortigen Besprechung einverstanden. Krantz gab seiner Hochachtung für den General Jamont Ausdruck und warf der Regierung vor, daß sie den Generalstab desorganisiere. Jourde erklärte, er verstehe nicht, wie Krantz, ein ehe⸗ maliger Kriegs⸗Minister, als Lobredner der Disziplinlosigkeit auftreten könne, und er bedauere, daß einige Parteien sich des geheiligten Mittels der nationalen Vertheidigung be— dienten, um die Offiziere in die politischen Kämpfe hinein⸗ zutreiben. Die Regierung hätte viel strenger verfahren müssen. Nach einigen Bemerkungen Doumergue's, welcher Krantz vorwarf, den Staatsstreich vom 18. Brumaire ver⸗ herrlicht zu haben, und anderer Deputirten wurden zwei Tagesordnungen eingebracht. De erste, von Gouzy beantragte besagte: „Die Kammer billigt die Erklärungen der Regierung“; die zweite, welche Krantz vorschlug, enthielt den Satz: „Die Kammer bedauert die Politik, welche die Armee zu degs— organisieren bezweckt. Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗ Rousseau erklärte, er nehme die erste Tagesordnung an. Dieselbe wurde dann mit 307 gigen 258 Stimmen genehmigt.

Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute, wie, W. T. B.“ meldet, ein Dekret, durch das der Militär⸗Gouverneur von Paris Brugere an Stelle des zur Disposition gestellten Generals Jamont zum Vize⸗Präsidenten des Obersten Kriegs— raths ernannt wird. Gleichzeitig wird durch ein anderes Dekret der Stabschef des Pariser Militär⸗Gouvernements, General Pendezec mit den Funktionen des zurückgetretenen Generalstabs⸗Chefs Delanne betraut.

Rusßzland.

Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg erfährt, drei Millionen Rubel für den Ausbau des Hafens von Windau bereitgestellt.

Eine St. Petersburger Meldung der „Politischen Kor— respondenz“ bezeichnet die Annahme als irrig, die chinesische Verwickelung werde die beschleunigte Besetzung des Postens des Ministers des Auswärtigen nach sich ziehen, da Graf Lamsdorff mit dem erforderlichen Maße von Erfahrung und Autorität für die Geschäftsführung voll ausgestattet sei. Die interimistische Geschäftsführung des Grafen Lamsdorff werde einige Zeit andauern.

Portugal.

Von Lissabon ist, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, gestern eine Streitmacht, bestehend aus einer Batterie Artillerie und 400 Soldaten, auf dem Dampfer „Cazengo' nach Macao abgegangen, um die dort befindliche portugiesische Garnison zu verstärken. Der portugiesische Kreuzer „Adamastor“ soll gleichfalls binnen kurzem in Macao eintreffen. Der Gouverneur von Macao hat Befehl erhalten, auf seinen Posten zurückzukehren.

Niederlande.

In der Ersten Kammer erklärte vorgestern auf eine Interpellation über die Lage in China der Minister des Aus⸗ wärtigen de Beaufort nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus dem Haag: der niedecländische Gesandte in Peking sei am 10. v. M. ermächtigt worden, sich dem Kollektioschritt der Mächte gegen China unter Führung des britischen Gesandten an⸗ zuschließen. Seit dieser Zeit seien von dem niederländischen Gesandten keine Nachrichten n,, ., Der niederländische Konsul in Shanghai habe gestern telegraphiert, die Lage der Gesandtschaft sei sehr kritisch, auch habe er die Ermordung des deutschen Gesandten Freiherrn von Ketteler bestätigt. Der Verlauf der Greignisf⸗ sei sehr ungewiß; von diesen Ereignissen würden weitere Maßregeln abhängen.

Rumänien.

Die „Agence Roumaine“ lenkt, wie „W. T. B.“ aus Bukarest berichtet, die Aufmerksamkeit auf die Angaben des Blattes „Roumanie“ über die Auswanderung der Juden, die sie als richtig bezeichnet. Die Gesammtzahl der in den letzten zwölf Monaten ausgewanderten Juden beträgt 5786. Die Mehrzahl derselben hatte keinerlei Profession, die Minderheit waren Handwerker. In staat⸗ liche Schulen wurden Juden in folgendem Verhältniß auf⸗ genommen: in Volksschulen Si / Proz., in Mittelschulen 7i / Proz, in höhere Lehranstalten 9 Proz. Unter den vom Staat besoldeten Landärzten waren 24 Proz. Juden, an öffentlichen Arbeiten betheiligten sich in dem Zeitraum von 1890 bis 1899 42 Proz. Juden mit Arbeiten im Gesammtwerthe von 23 Millionen. Die „Roumanie“ schreibt, wie alle anderen Blätter, die Aus⸗ wanderung dem durch die Mißernte des letzten Jahres ver— ursachten Nothstande zu. Das Blatt betont, daß unabhängig von der Auswanderung über die Grenze auch die Auswande—⸗ rung aus dem Norden Rumäniens, wo die Juden mehr als

z. der Bevölkerung ausmachten, nach dem S olge, wo die jüdische Bevölkerung weniger dicht sei.

Amerika.

Aus Washington meldet der New York Herald“ vom gestrigen Tage, dem „W. T. B.“ sufesgn. Ver Staatssekretãr Hay hat den Botschaftern und esandten in Europa und. Japan telegraphisch eine Erklärung übermittelt, welche sie den Regierungen, bei denen 7 beglaubigt sind, vorlegen sollen. Dieselbe besage, daß die Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten das Vorhandensein des Kriegs zustands in China nicht anerkenne; sie habe Truppen und. Schiffe entsandt, nicht um gegen China Krieg zu führen, sondern um nach den amerikanischen Bürgern und ihren Inter⸗ essen zu se hen, die gesetzmäßige Regierung zu unterstützen, die Ordnung herzustellen und aufrecht zu erhalten und nach Wiederherstell ung des Friedens wieder fortzugehen.

Die natignaldemokratische Konvention hielt gestern in Kansas City eine Versammlung ab, in welcher der Gouverneur von Colorado, Thomas, in einer langen Rede den Gold⸗Standard und die auswärtige Politik der Regierung, den Imperialismus und den Militarismus verurtheilte. Die Konvention der „Silber⸗Re publikaner“ hielt dort gleichfalls eine Versammlung ab.

. Asien.

Ueber die Ereignisse, welche der vollständigen Absperrung der Europäer in Peking unmittelbar vorausgegangen sind, giebt das russische Ministerium des Aeußern in St. Petersburger Blättern, wie ‚„W. T. B.“ meldet, 6 Folgendes bekannt: Am 21. Mai überreichte das diplomatische Korps in Peking dem Tsung⸗li⸗amen eine Kollektivnote, in welcher nachstehende Forde⸗ rungen aufgestellt waren: 1) Verhaftung aller Mitglieder der Ver⸗ einigung der Boxer, welche auf den Straßen Unordnung ver⸗ anlassen und Bruckschriften und Aufrufe verbreiten, die Drohungen gegen die Ausländer enthalten; 2) Verhaftung solcher Personen, die ihre Räume den Aufrühren zu Ver— sammlungen hergeben; Gleichstellung Aller mit Rebellen, welche den Aufstand schüren; 3) strenge Bestrafung der Polizeibeamten, welche die . ,, fahrlässig angewandt oder sich des Einverständnisses mit den Aufstän⸗ dischen schuldig gemacht haben; Hinrichtung aller Per⸗ sonen, die sich eines Anschlags auf Leben und Eigenthum (Mord, Hrandstiftung) schuldig machen; 5) Hinrichtung der⸗ jenigen Personen, welche die Handlungen der Boxer leiten und sie mit Geldmitteln unterstützen; 6) Benachrichtigung der Bevölkerung Pekings, der Provinz Tschili und der anderen nördlichen Provinzen von diesen Maßnahmen. In der Sitzung, in welcher diese Note abgefaßt wurde, be⸗ schlossen die Gesandten auch, über Mittel zur Berufung von Landungstruppen nach Peking zu berathen, falls ihre For—⸗ derungen von den Chinesen nicht binnen fünf Tagen erfüllt würden. Der russische Gesandte lenkte seinerseits nach der Sitzung die ernsteste ufmerksamkeit des chinesischen Ministeriums auf die Nothwendigkeit, entscheidende Schritte ur Unterdrückung des Aufstandes zu thun. In . Antwortnote vom 24. Mai theilte das Tsung⸗li⸗ Yamen mit, die Regierung habe bereits am 17. Mai ein

ekret erlassen, das dem Jamen, dem Militärgouverneur und dem Präfekten von Peking, sowie den Zensoren der fünf Städte anbefehle, Maßnahmen zur strengen Unterdrückung des Aufstandes zu treffen, welche in den Hauptzügen vollständig den Forderungen der Gesandten entsprächen. Gleichzeitig habe der Tsung li⸗amen dem Vize⸗König von Tschili und den örtlichen Verwaltungsbehörden befohlen, strenge Maßregeln zu ergreifen. In der Antwortnote wird zum Schluß die Ueberzeugung ausgesprochen, daß die Vereinigung der Boxer auf diese Weise vernichtet werde und fernere Unordnungen nicht vorkommen würden. Eine derartige ausweichende Antwort, bemerkt das Ministerium des Aeußern in seiner Mittheilung, konnte nicht befriedigen; die Gesandten wurden daher wiederum zusammenberufen, um endgültig über die Art der Berufung von Landungstruppen zu be— schließen. Eine halbe Stunde vor dieser Konferenz kam der Sekretär des Tsung⸗li⸗Yamen zu dem russischen Gesandten mit der Nachricht, daß bereits strenge Maßnahmen zur Unterdrückung des Aufstandes ergriffen seien. Diese plötz⸗ liche Mittheilung war wahrscheinlich durch den Wunsch der chinesischen. Regierung hervorgerufen, die fremden Gesandten von entscheidenden Maßnahmen abzuhalten. Unter⸗ dessen nahmen die Ereignisse ihren Gang. Die Empörer brachten dem gegen sie ausgesandten Detachement regulärer chinesischer Truppen eine vollständige Niederlage bei und tödteten in grausamer Weise den Obersten und 60 Soldaten. Derart, so schließt die Mittheilung, war die Lage in Peking am Tage vor der vollständigen Absperrung von der Außen⸗ welt, welche Besorgniß wegen des Schicksals der fremden Ge⸗ sandten und der europäischen Kolonie in Peking hervorrief.

Ueber die weiteren Ereignisse berichtet der russische Vize⸗ Admiral Alexejew unter dem 1. Juli: Am 28. Juni keyrte die Landungstruppe, welche unter dem Kommando des Kapitäns zweiten Ranges Tschalin der Abtheilung des briti⸗ schen Admirals Seymour angehörte, nach Taku zurück. Die Abtheilung, welche aus 2100 Mann, darunter 312 Rässen, bestand, war am 8 Juni nach Tientsin abgegangen und ge⸗ langte mit der Bahn bis zur Station Langfang. Sie besserte die Eisenbahn aus, wobei sie beständigen Angriffen der Boxer ausgesetzt war. Am 15. Juni nahm eine Kompagnie Russen am Kampfe theil, wobei sie die Engländer befreite, welche zum Schutze der Eisenbahn zurückgelassen worden waren. Am 18. Juni führten chinesische reguläre Kavallerie⸗ truppen den ersten Angriff aus, der von Russen und Deutschen zurückgeschlagen wurde. Hierbei wurden viele Ge⸗ schütze und Fahnen erbeutet. Darauf beschloß der Admiral Seymour, sich nach der Küste zurückzuziehen, da die Eisenbahn zerstört war. Am 23. Juni wurde das Arsenal von Sigu ge⸗ nommen, in welchem sich eine Menge Geschütze und Gewehre vorfanden. Hier verschanzten sich die Truppen. Die chinesischen Truppen griffen zweimal an, wurden aber zurück⸗ geschlagen. Am 26. Juni befreite ein Bataillon des 12. Regiments unter Oberstleutnant Schirinski den Admiral Seymour. Das Arsenal und die Munitionsvorräthe wurden zerstört. Im Ganzen verlor die Abtheilung an Todten 1 deutschen und L amerikanischen Offizier und 54 Mann, an Verwundeten 24 Offiziere und 228 Mann. Von den Russen sind todt 19 Mann, verwundet 4 Offiziere und 22 Mann.

Aus Peking sind, wie der Admiral Seymour aus Tientsin vom 30. Juni der britischen Admiralität berichtet, . Kuriere mit einer kurzen, vom 24. . datierten

achricht in Tientsin angekommen, nach der alle Gejandtschaften mit Ausnahme der britischen, der französischen, der deutschen und

rstört Die sämmtlich in ootschaftsgebäude befindlichen Europäer waren mit Vorrs . an Lebensmitteln, aber nur mit knapper Munition versehen. Ein Thor von Peking, das in der Nähe dieser Ge⸗ sandtschaft liegt, wurde von Europäern mit Geschützen gehalten, bie sie den Chinesen abgenommen . Fünf Mann von der Marine⸗Wachmannschaft sind gefallen, ein Offizier wurde ver⸗ wundet; viel Krankheit war beim Abgange der Kuriere nicht aufgetreten. Die Chinesen hatten am 23. Juni das Land bei Peking mit Wasser aus dem Großen Kanal überschwemmt, wahrscheinlich um die Stadt nach Süden zu zu vertheidigen. Den Europäern war kein Leid geschehen, der Gesundheits⸗ zustand war im Allgemeinen gut. .

Nach einer weiteren Meldung, welche ein Kurier, der Peking am 2. Juni verlassen hatte, überbrachte, hätten 15000 Boxer und Truppen die Gesandtschaften an diesem Tage angegriffen, seien aber mit Verlusten zurückgeschlagen worden. Das gesammte persönliche Gefolge des Kaisers und der Kaiserin⸗Wittwe gehöre jetzt zur Boxer⸗Gesellschaft; die Kaiserlichen Prinzen hätten einen Altar im Palaste errichtet, wo der Ritus der Boxer auszeübt werde.

Die Londoner „Times“ veröffentlicht eine Depesche aus Shanghai, nach welcher die dortigen Konsuln aus Tschifu vom J. d. M. ein Telegramm des Inhalts erhalten haben, daß Sir Robert Hart von Peking die Nachricht sandte, die Chinesen hätten die Beschießung der britischen Gesandtschaft nachhaltig fortgesetzt, und die Lage in Peking sei verzweifelt. Der Kurier Hart's, welcher die Da hall nach Tientsin brachte, schilderte die Lage der britischen Gesandtschaft als schrecklich. Dieselbe war mit Kranken und Verwundeten gefüllt; Getödtete lagen haufenweise innerhalb und außerhalb des Gesandtschafts⸗ gebäudes, Gefallene aller Nationen lagen durcheinander.

Ein Telegramm des „Reuter schen Bureaus“ aus Shanghai vom 4. d. M. theilt mit, es werde gemeldet, daß drei bei

remden in Peking bedienstete Chinesen aus der

auptstadt entkommen seien und berichteten, alle Fremden, 10060 an Zahl, einschließlich von 400 Soldaten, 100 chinesischen Zollbeamten, Frauen und Kindern, hätten in der britischen Gesandischaft ausgehalten, bis die Munition und die Lebensmittel ausgegangen seien. Die Gesandtschaft sei niedergebrannt, alle Fremden seien getödtet worden. Es heiße auch, daß der Kaifer und die Kaiserin⸗-Wittwe ge⸗ tödtet seien.

Die Admirale Alexejew und Seymour hielten, wie dem „Reuter 'schen Bureau“ aus Taku vom 30. Juni über Tschifu berichtet wird, an diesem Tage einen Kriegsrath ab und kamen zu der Ueberzeugung, daß es unmöglich sein werde, ohne viel größere Streitkräfte Peking zu entsetzen. Es dürfte nach ihrer Ansicht möglich sein, Tientsin zu halten; aber wenn dies nicht thunlich sei, würden sie sich be⸗ mühen, Taku zu halten. Ausschlaggebend war die Erwägung, daß die gesammte Streitmacht der Mächte, welche zur Zeit zusammengezogen werden könne, sich nur auf etwa 20 000 Mann belaufe. 140 000 Mann chinesischer Truppen seien jetzt zwischen Tientsin und Peking zusammengezogen, und General Nieh solle mit 90 000 Mann zum Angriff gegen Tientsin vorrücken.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Shanghai vom 4 d. M. griffen die vereinigten Truppen der Mächte am 30. Juni um 8 Uhr Morgens die Eingeborenen⸗Stabt von Tientsin an. Die Stadt wurde um 2 Uhr Nachmittags genommen. Das Hauptziel des Angriffs war die Zerstörung des Stadt⸗Forts, von wo aus die Fremden⸗Niederlassungen beschossen wurden.

Wie der russische Kriegs⸗Minister, General Kuropatkin dem deutschen Militär-Attachs in St. Petersburg mit⸗ getheilt, hat der russische Admiral Alexejew unter dem 3.8. M. aus Port Arthur an den russischen Kriegs⸗ Minister folgendes Telegramm gerichtet: „General Stössel hat aus Taku vom 30. Juni gemeldet: Wahrend des gestrigen Kampfes trat das 5 Landungskorps, Offiziere und Mannschaften, unter unseren Befehl; ihr Verhalten war über jedes Lob erhaben; sie haben hervor— ragende Tapferkeit, gründliche Ausbildung, ÜUmsicht und Manneszucht gezeigt. Das Landungskorps hat große Verluste erlitten. Ich erachte es für meine dienstliche Pflicht, von dem so überaus rühmlichen Verhalten der deutschen Truppen Eurer Excellenz hiermit Meldung zu erstatten. Alexejew.“

Nach einer Meldung des . des deutschen Kreuzer⸗ Geschwabers, Vize⸗Admirals Bendemann aus Taku ist, zu⸗ folge Mittheilung aus Tientsin vom 30. v. M. das Be⸗ finden der dortigen Verwundeten gut.

Der Prinz Tuan, welcher in Peking die Gewall an sich gerissen, hat, wie Londoner Blättern aus Shanghai vom 4 d. M. berichtet wird, ein Edikt erlassen, welches den Vize⸗ Königen der südlichen Provinzen befiehlt, die chinesische süd⸗ liche Flotte zu versammeln und die fremden Schiffe in Shanghai anzugreifen. Der Vize⸗König von Nan— king erließ hingegen eine Proklamation, welche die Boxer für Räuber erklärt und anordnet, daß die Friedeng⸗ störer ohne Umstände enthauptet werden sollen; und nach einer Meldung der „Times“ aus Shanghai vom 3. d. M. ent⸗ schlossen sich sämmtliche Vize⸗Könige des Südens, eine Proklamation zu erlassen, in welcher sie die zeitweilige Autonomie als bestehend erklären, bis die Autorität in Peking durch Wiederherstellung der Ordnung wieder ge— sichert sei.

Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Shanghai vom 3. d. M. iheilt mit, daß an diesem Tage das Konsularkorps eine Sitzung abgehalten habe, und be— stätigt, daß alle Vize⸗Könige in den Jangtse⸗Provinzen ent⸗ schlossen seien, Frieden zu halten; nur der Gouverneur von

chekigng zeige fremdenfeindliche Gesinnung. In Shanghai herrsche Ruhe, die Schutzwache vermehre sich täglich. In Hangtschau mache sich Unbehagen über die Lage bemerkbar.

Dem St. Petersburger „Westnik finansow“ zufolge werden außer den Schiffen des russischen Geschwaders des Stillen Ozeans auch einige Schiffe der sibirischen Flottille nach dem Gelf von Petschili' dirigiert, welche , ,, dienen sollen. Die Dampfer der Freiwilligen Flotte Orel“ und „Tambow“, welche zur Disposition des Admirals Älexesew ge⸗ kellt worden, sind aus Port Arthur nach Wladiwostok zurückJe⸗ kehrt, von wo sie nach Einnahme von Truppen und Proviant wieder nach Port Arthur abgehen. An der Wiederherstellung der Eisenbahn Taku-=Tientsin arbeitet eine Kompagnie des vussischen Eisenbahn⸗Batgillons. Proviant ist in bedeutendem Maße zugeführt, sodaß die EGrxistenz fämintlicher Truppen vollständig sichergestellt ist.

Afrika.

Der französische General-Gouverneur von West-Afrika berichtet, wie W. T. B.“ heute aus Paris meldet, . gefangenen Mitglieder der Mission Blanchett (. die estrige Nummer d. Bl.) sich in Atar im Adrar⸗Geblet be⸗

Bei dem Ueberfall der Mission wurden Blanchet

nden. und Leutnant Juinot leicht verwund z.

Aus Fumsu (Golbküste) melket der britische Oberst Willcocks unter dem 3. d. M.: ,,. Läufer berichten, der Gouverneur der Goldkuste habe Kumassi verlaffen und sei in Ekwanta, 20 Meilen füdwestlich von Kumaffi, ein getroffen, um nach Cape Coast⸗Castle weiter zu marschieren. Bei dem Ausfall aus Kumassi seien viele gefallen. Der Gouverneur habe ein Detachement in der Garnison Kumassi zurückgelassen.

Nr. 23 des Eisenbahn Verordnungs⸗Blatts“, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 26. Juni, enthält einen Erlaß des Minifters der öffentlichen Arbeiten vom 17. Juni 1900, betreffend die Dlenstvorschrift für die Benutzung der ,

Ne. 24 vom 29. Juni hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 25. Juni 6 betr. Gesch iftsanweisung für das Eisenbahn⸗Wagenamt in Essen a. Ruhr; vom 21. Juni 1909, betr. Prüfungsordnung; vom 23. Jani 1900, betr. gemeinsame Bestimmungen für alle Beamten im Staatzeisenbahn⸗ dienste. Nachrlchten.

Nr. 27 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundhettsgmtz? vom 4. Juli! hat folgenden Inhalt: Mediz. mstatist. Mitth. a. d. Kals. Gesundh.⸗Amt, VI. Bd. 2. Heft. Bemerkung zur Krankenhaug. Statistik. Gesundheitsstand und Bang der Volkekrankbeiten. Zeitweilige Maßregein gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Mittheilunden aut Neu Süd Wales, Victoria, Queensland, Neu⸗Seeland, 1896,97. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Neich Impfwesen. (Fortsetzung)— (Oester⸗ reich) Blattern. Wolff gty's Thee für Lungdenkranke. (Böhmen) Infektionskranke. (Triest.) Bandiera's Schwindsuchtsmittel. = (Vereinigte Staaten von Amerika.) Vieheinfuhr. (Queensland.) Viebseuchen. Gang der Thierseuchen in Bosnien . 1. Vliertelsahr. Des J. in Rumänien. Zeitweilige Maßregeln gegen Thterseuchen. (Sachsen, Uraguay.) Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Bayern.) Poltzeistrafgefetz— Ver⸗ mischtegß. (Bayern.) Infektiongkrankheiten, 1359. (Sachsen. ) Deutsche Städteausstellung. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Ginwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Bellage. Gerichtliche Ent⸗ scheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln (Mllch).

Kunst und Wissenschaft.

Den „Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen“ eninehmen wir über die Neuerwerbungen der Königlichen Mu seen im ersten Vierteljahr 1900 (s. Rr. 156 d. Bl) folgende weiteren Mittheilungen:

E. Müänjkabinet. Während des ersten Vierteljahrs 1900 er— hielt die Sammlung einen Zuwachs von 117, der Mehrzabl nach griechischen, antiken Münzen, 137 mittelalterlich, neuzeitlichen, 16 orien- talischen Münzen, 9 Medaillen und 1 Siegelstempel; nur die wich⸗ tigsten Stücke mögen hier erwähnt werden; Aus einem in Unteregypten gemachten Funde wurde eine Anzahl zum theil sehr seltener, zum tbeil noch ganz unbekannter Silbermünzen aus dem VI. uad V. Jahrhundert D. Chr. erworben, darunter Stücke hon Idyma, Jalysus, Cyrene und der Cyrenaiea. Dann ist ju erwähnen eine größere Reihe von griechischen Kaiserwünzen der Peloponnesos, dem größten Theil nach aus der en deß Septimius Stveruz, mit interessanten Darstellungen. as wichtigste Stück davon ist eine Kupfermünze des Caracalla bon der Stadt Kynaitha in Arkadien, von der Münzen bisher überhaupt nicht bekannt waren, mit der Darstellung des Marktplatzes der Stadt: Säulenhalle, Tempel, Standbild, Brunnenhaus neben zwei Platanen. Als sehr selten seien ferner noch zwei FRupfermünzen pon Troezen und von Megalopolis genannt, die eine mit der Darstellung eines Löwenbrunnens, die andere mit einem Sltz bilde des Zeus. Von den übrigen Münzen mögen noch erwähnt werden: eine bisher noch unbekannte Durachme von Priene und Kupfer münzen von Amyzan, Harpasa, Beudos vetug, Ptolemals in Pamyhylien, sowie von Soli⸗Pompyeiopolis, letztere mit dem Kopfe des Gneius Pompeius; dann aut Italien zwel Kupfermünzen von Populonia und drei Silbermünzen von noch unbestimmten etruz-= tischen Prägestätlen. Von den mittelalterlichen Mänzen ist nur eine Ansahl Magdeburger und Brandenburger Bracteaten des XIII. Jahrhundert aus dem Funde von Trebbin namhaft zu machen. Unter den Medaillen ist bei weitem die schönste eine kleine silberne Medaille auf den Herzog Georg den Bärtigen von Sachsen (15090 —– 1539), von größter Feinheit der Arbeit und bester Erhaltung, welche der vielbewährten Frelgebigkeit des Herrn James Simon zu verdanken ist. Außer diesem sind als Geschenk⸗ geber ju nennen: das Archiv der Stadt Wten (Medaille auf L. Lobmeyer), die Herren Dr. Bahrfeldt, Ball, Dattari in Kairo, Dr. Friese, Bildhauer Kowarzik in Frankfurt a. M. (Medaille auf H. Thoma), Meili in Zürich (Medaille auf Cabral, den Entdecker Brasiliens), Dr. Regling, Graf Tyszkiewiez.

F. Egyptische Abtheilung. Geschenke erhielt diese Abthei⸗ lung von den Herren Dr. Schä fer und Professor Steindorff, beide zur Zeit in Egypten. Der letztere schenkte einen technisch interessanten Kopf einer Statue Königs Amenophis V., bei dem das Gesicht aus einem besonderen Stein eingesetzt war. Erworben wurden eine Thonlampe aug christlicher Zeit und eine Anzabl Amulette und Skarabäen, darunter ein großer Gedächtnißstarabäus Amenophis' III. mit dem Beinamen siegesfroh“.

q. Vorderasiatische Abt heilung. Erworben wurde für die Sammlung babylonischer Alterthümer: eine dunkel⸗ grüne volierte Steintafel des Bur Sin, Königs von Ur, Königs der vier Weltgegenden“ mit 28 zeillger Inschrift in tadelloser Erhaltunz; eine sehr große altbabylonische Thontafel von 20 em Breite und 25 om Höhe mit 6 bejw. 7 Schrifttolumnen auf Vorder⸗ und Rückseite, einiigartig in vollkommener Erhaltung (Inhalt anscheinend mathematischer Art); jwei kleine Sammlungen von 45 und 19 ausgewählten, best= erhaltenen beschriebenen Thontafeln aus verschledenen Zeiten des baby⸗ lonischen Schriftthums von Hammurabi bis herab in die Achämeniden« zeit, darunter nicht wenige Dopyeltafeln mit besonders deutlich erhaltenen Slegelabdrücken; fünf habylonische Siegelzylinder, von welchen iwet mit den die bildlichen Darstellungen, begleltenden Legenden Göttin Nin -⸗schach' und „Gott Bel, Göttin Belit“ be—⸗ sondereg Interesse bieten.

Für die übrigen Abthbeilungen der Vorderasiatischen Samm⸗ lungen wurden erworben: ein sogenannter phönikischer Naos aus Thon mit archäologisch lehrreichen Reliefbildern auf dreien der Seiten⸗

ächen, sowie die palmyrenische Büste eines Mannes Namens Teima ar Male Teima.

Als Geschenk erhielt die Abtheilung: von Herrn Ludwig Meyer-Berlin ein Amulet aus Achat ia Form eines Ringe mit Pehlevi⸗Inschrift; von der Deutschen Orientgeselsschaft

Gun Kommandeur des neuen sibirischen Armeekorps ist der Generalleutnant Len ewitsch ernannt worden.

ein ausnehmend werthvolleg babylonisches Scheiftdenkmal; eine fa gut

. und im nnkt

Rückseite mit im Ganjen 100 Zellen beschr und an mit kunstvollen Bagreliefdarstellungen von Göttern und Götter. symbolen geschmückt, in bewunderungswürdiger Feinheit der Aus- führung. Die Tafel giebt sich als die känstlerisch ausgestattete Be

stallungsurkunde eines Nebopriesters im Tempel Ezida zu Borsippa und ist datiert vom 12. Sivan des 8. Jahres Rabusumiskun'g, Königs

von Babylon (wahrscheinlich um 750 b. Chr.).

Die Archäologische Gesellschaft hielt am Dienstag ihre

Schlußsitzung vor der Sommerpause. gangenen Literatur sprach Prosessor E. von Stern aus Odesffa über die Bedeutung der keramischen Funde für und die . der griechischen Kolonien am Schwarzen Meer, Profeffor Dessau über die Legende und die Basilica der 1 Salsa, Professor

über ein neugefundenes osa

ihümliche Grabdarftellung auf elner Vase, endlich Schulrath Küppert über die vermeintliche Springbahn in der Palästra zu Olympia. An diesen Vortrag schloß sich eine längere Aussprache zwischen dem Redner iner und den Herren Bausnspektor Graef, Ge⸗ heimer Rath Adler und Oberstleutnant Dahm andererfeits, in , starke Bedenken gegen die Auffaffung des Redners zum Aug⸗ ruck kamen.

Aus Aachen wird berichtet: Die Vorarbeiten für die 72 Ver sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Aachen sind so weit gediehen, daß dag allgemesne wissenschaftliche Programm schon jetzt in folgender Weise feststeht: Am Montag, den 17. September, findet eine allgemeine Sigung statt, in welcher von hervorragenden Vertretern der Einzeffächer ein Ueber= blick über die Fortschritte der Naturwissenschaften und der Medizin im 18. Jahrhundert gegeben wirz. Es werden sprechen: 1) van K Hoff ⸗Berlin „über die anorganischen Ratur⸗ wissenschaften/ 2) DO. Hertwig Berlin „über die Entwickelung der Biologie“, 3) Naunyn. Straßburg „über die innere Medizin einschließ⸗ lich Bakteriologie und Hyqieiner. 4 Chiari- Prag „über die patho= logische Anatomie mit Berücksichtigung der äußeren Medizin“. Gine zweite allgemeine Sitzung. in welcher einige zur Zelt die wissenschaftliche Welt bewegende Fragen besprochen werden sollen, wird am Freitag, den 21. September abgehalten werden. In dieser Sitzung werden sprechen: 1) Julius Wolff ⸗Berlin „über Die Wechselbeziehungen zwischen Form und Funktion der einzelnen Gebilde des Organismus (mit Vemonstrationenj, 2) G. von Drygalsti. Berlin über Plan und Aufgaben der deutschen Südpolarexpedition *, 3) D. Hansemann⸗ Berlin „über einige Zellprobleme und Ihre Be⸗ deutung für die wissenschaftliche Begründung der Organtherapie H Holz⸗ apfel Aachen über Ausdehnung, und Zusammenhang der deutschen Steinkohlenfelder: Am Mittwoch, den 19. September, tagen die medizinische und die naturwissenschaftliche Hauptgruppe ge⸗ trennt. In der nedizinischen Hauptgruppe wird über den heutigen Stand der Neuronenlehre in anatomischer, physio⸗ logischer und pathologischer Beziehung von den Herren Verworn⸗ Jena und Nißl: Heidelberg ausführlich referlert werden. In der ngturwissenschastlichen Hauptgruppe werden Vorträge halten: 1 M. W. Beyerink. Delft „über den Kreizlauf des Stickstoffs im organischen Leben.. 2) G. J. Dürre. Aachen über die neuesten Forschungen auf dem Gebiet des Stahls“, 3) Pietzker⸗Nordhausen über Sprachunter⸗ richt und Fachunterricht (vom naturwissenschaftlichen Standpunkt). Die übrige Zeit ist der Arbeit in den 338 Abtheilung en vorbehalten. dierzu sind schon über 300 Vorträge angemeldet. In Verbindung mit der Naturforscherversammlung findet eine Aus stellung pbysi⸗ kalischer, chemischer und medizinischer Präparate und Apparate statt.

Die Turkestansche Abtheilung der rufssischen geegraphischen Ge⸗ sellschaft heabsichtigt, wie die Nachrichten für Handel und Industrle= der Turkestanschen Zeitung entnehmen, im Laufe diefes Sommers eine wissenschaftliche Expedition jur Erforschung des Aral⸗ Seeg aus. zurüsten. An der Mündung des Syr⸗Darja soll eine meteorologische Station eingerichtet werden. Die Expedition wird zunächst an das nördliche Ufer des Sees gehen und sodann auf einem gemietheten Boot von 16 Arschin Länge, dem längsten Boot auf dem Aral⸗See, die Insel Nicolai J. aufsuchen, um daselbst drei Wochen zu verweilen. Hierauf beabsichtigt man, die Halbinsel Kulanda, die Infel Barsa⸗ Kelmes und, sofern die Zeit nicht zu knapp werden sollte, die west⸗ lichen Küsten des Seeg zu besuchen. Man glaubt, daß zwischen der Insel Nicolai J. und dem westlichen Ufer des Sees noch bedeutendere Tiefen vorhanden sind, als bisher auf Grund der Messungen von Butakow angenommen wurden.

Literatur.

Das bürgerliche Recht. Das Bürgerlich, Gesetzbuch nebst Einführungegesetz und Nebengesetzen, das preußische Aus führungs⸗ geseßz und sämmtliche vom 1. Januar 1960 an geltende Reichs, und preußische Landesgesetze, mit den dam ergangenen Erlassen, Verord⸗ nungen, Anweisungen und den noch in Betracht kommenden EGntscheidungen der höchsten Gerichtshöfe für den Hand . gebrauch in, der Praxis zusammengestellt und kommentiert von Dr. jur. R. Türcke, Gerichts- Assessor in Stendal, und K. Niedenführ, Amtaggerichtgrath daselbst. J. Band. XVIII, 368 S. II. Band. TWXIV, 59 S. Roßberg'sche Hofbuchhandlung, deipꝛig. In ahnlicher Weise, wenn auch nicht in gleicher Aus⸗ führlichkeit, wie Neumann in seiner ‚Handauggabe deg Bürgerlichen Hesetzbuchs fär daz Deutjche Reich“, erläutern die Verfa ffer des vor= liegenden Werks das Bürgerlich: Gesetzbuch unter Berücksichtigung und wörtlicher Wiezergabe aller anderen einschlägigen Vorschriften des reichs oder landeggesetzlich geregelten Privatrechtz, auch schon der neuesten Ausführungébestimmungen, und unter Verwerthung der für das gegenwärtig geltende Recht nach in Betracht kommenden hier ace; der höchsten Gerichts höfe. Sie sind bemüht, den Zu sammenhang jedes einzelnen Paragraphen des B. G-⸗B. mit dem ganzen System darjulegen, und zeigen durch rastlose Verweisungen und Zusammenstellungen, daß kein einziger Paragraph des Gesetzbuchs ein Stück für sich, sondern nur ein kleines Stück eineg großen Ganzen und unter den neuen Zwwilgesetzen die Verbindung eine so innige ist, daß das eine ohne das andere nicht erklärt und verstanden werden kann. In den bisher erschlenenen zei Bänden werden der allgemeine Theil des B G. B. und das Recht der Schuld⸗ verhältnisse erläutert. Von den im Kommentar erwähnten jahlreichen Nebengesetzen und Verordnungen sind die kürzeren in dlesem selbst, diejenigen großeren Umfangꝝ: in einem Anhange zu dem betreffenden Bande im vollen Worllaute wiedergegeben; so findet man im zweiten, dem Recht der Schuldverhältnisse gewidmeten Bande n. a. auch das neue Handelsgesetzbuch nebst Gin. und Ausführungs- gesetz, die Wechselordnung, das Bankgesetz, das di , , dag Börsengesetz, das Gesetz über die Pflichten der Kaufleute bei * bewahrung fremder Werthpapiere abgedruckt. Noch nicht berücksichtigt ist das neue Gesetz über die Konsulargerichtebarkeit, welches das abgedruckte Gesez vom 10. Jult 1879 zum großen Theil aufgehoben hat; dieses wäre daher nebst der Novelle zum Münzgesetz in einem der weiteren Bände nachzutragen. 1

Das Erforderniß der verbürgten m . keit bei Vollstreckung augländischer Urtheile in w ,. Von Oberlandesgerichtzrath Max Klein in München. Verlag von Duncker u. Humblot, Leipzig. Preis 1 * a ist dankengwerth. daß diese zunächst in der geusclst für internatio un Slrafrecht - veröffentlichte Auhandlung hiermit durch einen Sonderahdruch weiteren Kreise zugänglich gemacht wird. Mit der ens der ver bürgten Gegenseitigleik haben sich die Gerichte nicht s zu . kigen. Der Schluß der kleinen Schrift handelt bon geseßg

ůnschen.

Nach Vorlegung der einge⸗ die Kultur

t Engelmann ik aus Spanien und eine eigen.