1900 / 174 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Jul 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Im Inseratentheil (Zwelte Beilage) der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Urkunde, betreffend die Genehmigung der Ausgabe von Schuld⸗ verschreibungen der Stadt Bielefeld auf den In⸗ haber bis zum Betrage von 3079000 6, veröffentlicht.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König sind, wie „W. T. B.“ meldet, an Bord der echt „Hohenzollern“ von RMoide nach guter Fahrt gestern Abend in Bergen eingetroffen.

Der hiesige Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld⸗Köfering ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Regierungsrath Stiller zu Düsseldorf ist der König—⸗ lichen Regierung zu Sigmaringen und der Regierungs⸗ Assessor 2. zu Trier der Königlichen Regierung zu Liegnitz zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs⸗Assessor von Bonin zu Schönwerder in Posen ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Ottweiler, Regierunge bezirk Trier, zur Hilfeleistung in den landräth⸗ lichen Geschäften zugetheilt worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Levetzow, am 21. Juli in Konstantinopel eingetroffen. .

S. M. S. „Tiger“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Mittelstädt, ist am 21. Juli bei der Insel Perim angekommen und gestern nach Colombo in See gegangen.

; S. „Schwalbe“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Börner, ist gestern bei den Seychellen eingetroffen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden die im Kaiser lichen Statistischen Amt zusammengestellten Nachrichten über den Saatenstand im Deutschen Reich um die Mitte des Monats Juli 1900 veröffentlicht.

Bayern.

Gestern Vormittag besichtigte, wie dem ‚W. T. B.“ aus München berichtet wird, der Oberst Hoffmeister daselbst das bayerische Bataillon des vierten ostasigtischen

nfanterie⸗Regiments in Anwesenheit Ihrer Königlichen

oheiten der Prinzen Leopold, Alfons und Georg und einer großen Anzahl von Generalstabs⸗Offizieren. Nach be⸗ endigter Gefechtsuͤbung hielt der Oberst Hoffmeister eine An⸗ sprache an die Mannschaften, welche mit einem Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten schloß. Sodann verabschiedete sich Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold mit herzlichen Worten von dem Bataillon.

=

Großbritannien und Irland.

Das Oberhaus nahm gestern, wie „W. T. B.“ aus London berichtet, in zweiter Lesung die Bill, betreffend das Verbot der Ausfuhr von Waffen, an. Durch dieselbe wird die Königin ermächtigt, die Ausfuhr von Waffen und Munition zu verbieten, wenn immer das Verbot für angebracht gehalten wird, um zu verhindern, daß diese Waffen und Munition gegen britische oder auf ihrer Seite kämpfende andere Truppen verwendet werden.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses richtete das Mitglied Hedderwick an die Regierung die Anfrage, ob es dem diplomatischen Gebrauch entspreche, daß, während Engländer in China gemordet würden, die Vertreter der chinesischen Regierung in Großbritannien bei offiziellen Angelegenheiten Einladungen erhielten. Der Parlamentgs⸗ sekretär des Auswärtigen Amts Brodrick erwiderte, die Antwort hänge vom Stande der Dinge in Peking ab, über den die Regierung nur unvollkommen unterrichtet sei. Die Regierung habe nicht verfehlt, alles zu thun, um den Vertretern der chinesischen Regierung ihre Ansicht über die letzten Vorgänge in Peking klar zu machen. Brodrick theilte ferner mit, der britische General⸗Konsul Warren habe bei dem Gouverneur von Schantung telegraphisch anggffegh. wie es komme, daß er in zwei agen eine ittheilung aus Peking erhalten habe, bei der britischen Regierung aber keine Nachricht von dem britischen Gesandten einge⸗ laufen i. Die Antwort des Gouverneurs von Schantung habe folgendermaßen gelautet: „Die Mittheilung des amerika⸗ nischen Gesandten wurde vom Tsung⸗li⸗Yamen durch einen Boten abgesandt, der etwa 200 englische Meilen täglich zurück⸗ legte. Ich gebe Ihnen die Persicherung, daß eine tele⸗ graphische Verbindung mit Peking nicht besteht. Ich kann es nicht erklären, weshalb Macdonald keine Nachricht von sich gegeben hat, aber ich bitte, sich wegen der Gesandten 64 zu beunruhigen, denn sie und die übrigen Ausländer sind am Leben und unverletzt. Darüber habe ich schon mehrere verläßliche Nachrichten erhalten. Brodrick fügte hinzu: da über ein Monat verflossen sei, hem die britische Regierung von ihrer Gesandtschaft in Peking eine Mittheilung erhalten habe, während das Tsung⸗li⸗Mamen durch Boten mit verschiedenen chinesischen Behörden verkehre, könne die britische Regierung Mittheilungen oder Dekreten, die dem Kaiser von China oder der chinesischen Regierung zugeschrieben werden, keinen Glauben schenken, solange 96 nicht durch Briefe, welche die Unterschrift des britischen Gesandten Macdonald oder anderer britischer Beamten tragen, oder durch ein Tele⸗

ramm mit der Chiffre der britischen Regierung bestätigt würden. Der Stagtssekretär für Indien, Lord Hamilton, theilte mit, daß der Maharajah von Gwalja ein vollständig ausgerüstetes Hospitalschiff für den Dienst in China angeboten habe; dieses Anerbieten sei mit Dank angenommen worden. Im weiteren Verlaufe der Sitzung nahm das Haus in zweiter Lesung die Vorlage, betreffend die Flottenreserve, an.

Frankreich. ö

Wie die Pariser Blätter melden, hat die Regierung es

abgelehnt, dem Gesuch des Prinzen Heinrich von

Orleans, ihn dem nach China gehenden französischen

Expeditionskorps für den geographischen oder sonstigen Dienst zuzutheilen, zu entsprechen.

Rußland.

Der Schah von Persien verabschiedete sich gestern, wie dem W. T. B. aus St. Petersburg berichtet wird, auf dem Nikolgi⸗Bahnhofe von dem . der Kaiserin und den Großfürsten und trat soßann die Reise nach Frankreich über Warschau an.

Italien.

Aus Genug berichtet ‚W. T. B.“, daß der gestrige Empfang zu Ehren der nach Ost⸗Asien gehenden deu tschen Offiziere einen glänzenden Verlauf nahm. Anwesend waren die Spitzen der Behörden, viele italienische Offiziere, der neu ernannte deutsche Gesandte für China Dr. Mumm von Schwarzenstein, der deutsche Militär⸗Attachs in Rom, Major von Chelius und die gesammte deutsche Kolonie. Die . spielte unter lebhaftem Beifall die deutsche und die italienische Hhmne. Der deutsche General- Konsul Pritsch brachte ein . auf den König von Italien, den treuen Bundesgenossen des Deutschen Kaisers, aus und verlieh der Hoffnung Ausdruck, daß den verbündeten europäischen Heeren der Sieg beschieden sein möge. Sodann sprachen der Präfekt, der Bürgermeister, der kommandierende General, der Präsident der J . Kolonie und der Major von Falkenhayn, welche sämmtlich den Gefühlen der Freundschaft und Wünschen für den Triumph der Zivilisation in China Ausdruck gaben.

Belgien.

Die Bürgermeister von Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Gent beschlossen, dem „W. T. B.“ zufolge, einen Aufruf zu erlassen, in welchem sie die Absendung von Freiwilligenkorps nach China befürworten. Die Bürgermeister werden eine Versammlung zur Berathung über diese Angelegenheit einberufen.

Serbien.

Auf die Kunde von der Verlobung des Königs Alexander mit der ehemaligen Hofdame der Königin Natalie, Frau Draga Maschin, ersuchte, wie das „Wiener K. K. Telegr.⸗ Korresp. Bureau“ aus Belgrad meldet, der König Milan den serbischen Kriegs⸗Minister telegraphisch, er möge dem König Alexander die Bitte unterbreiten, ihn von dem Ober— Kommando des serbischen Heeres zu entheben; und an den König Alexander telegraphierte der König Milan: „Als Vater bedauere ich den Schritt, den Du gethan, als Kommandant der aktiven Armee trete ich zurück.“ Wie verlaute, habe der König Alexander die Demission des Königs Milan als Armer⸗Kommandanten angenommen.

Ferner berichtet W. T. B.“, daß auch verschiedene Hof⸗ chargen, darunter der Kabineissekretär Weljkowitsch, der Flügel⸗Adjutant, Oberst Solarowitsch, der Leibarzt Dr. Michel und der Oheim des Königs Alexander, berstleutnant Konstantinowitsch ihre Entlassung erbeten und erhalten hätten.

Der König Alexander empfing seit vorgestern den Präsidenten der Skupschtina Nestorowitsch, den Präsidenten des Staatsraths Nikola Christitsch, sowie eine Reihe höherer Offiziere und Staatsbeamten. Unter den politischen Persönlichkeiten, die zu dem König beschieden wurden, befanden sich, dem letzgenannten Bureau zufolge, nur solche, die keinem ausgesprochenen Parteiverbande angehören. Hieraus werde allgemein geschlossen, daß der König weder eine Partei⸗ regierung noch einen Systemwechsel beabsichtige.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ vom heutigen Tage hat Nikola Christitsch die Kabinetsbildung abgelehnt, nach⸗ dem er erfahren hatte, daß die Demission des Königs Milan als Armee⸗Kommandanten angenommen worden fi. Die Bildung eines neuen Kabinets hat nunmehr der Präsident des Appellhofes Jowanowitsch übernommen.

Amerika.

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Anerika Me Kinley hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Washington meldet, in Beantwortung der von der chinesischen Regierung an ihn gerichteten Bitte um Vermittlung dem chinesischen Gesandten mitgetheilt, daß er unter gewissen Bedingungen bereit sei, dieselbe zu übernehmen. Worin diese Bedingungen bestehen, ist noch nicht bekannt gegeben worden; wie jedoch das genannte Bureau erfährt, wisse man, daß die Antwort die Versicherungen der Chinesen, daß sich die Ge⸗ sandten in Sicherheit befänden, als wahr betrachte.

Der Staatssekretär Hay veröffentlicht ein Kaiserlich chinesisches Edikt vom 17. Juli, welches ihm gestern von dem chinesischen Gesandten Wutingfang zügestellt wurde. Dasselbe spricht zunächst von dem Fall der Forts von Taku und einem überstürzten Aufeinanderstoßen der Streitkräfte, erwähnt dann die Maßregeln der chinesischen Regierung zum Schutze der Gesandtschaften und Missionare und giebt dem schmerz⸗ lichen Erstaunen über die Ermordung des Kanzlers der japanischen Gesandtschaft Akira und des deutschen Gesandten Freiherrn von Ketteler Ausdruck, deren gewaltsames Ende bie chinesische Regierung tief ergriffen habe. Das Edikt betont, es sei die Pflicht der in Betracht kommenden Be⸗ hörden, die Mörder so rasch wie möglich festzunehmen und zu bestrafen. Ferner befiehlt dasselbe dem Gouverneur von Peking und dem Vize⸗König von Tschili, alle Schaden⸗ ersatzansprüche der Ausländer einer genauen Prüfung zu unter⸗ werfen, welche wegen der Ermordung von Fremden oder wegen Verlustes von Eigenthum seit dem Angrfff auf Tientsin er⸗ hoben werden, mit Ausnahme von densenigen, welche direkt durch den Angriff auf Tientsin entstanden sind.

Asien.

Der chinesische Gesandte in London hat, dem „W. T. B.“ zufolge, von dem Eisenbahn⸗ und Telegraphen⸗Direktor Scheng in 6 die Nachricht erhalten, daß nach einer Meldung aus Peking vom 18. Juli das Tsung-⸗li⸗amen

epartements⸗Untersekretär Wen ⸗Iin entsandt

um die ausländischen Gesandten u he⸗ . er habe sie alle, außer dem deutschen Gesandten, bei guter Gesundheit gefunden. Yunglu wende sich icht mit der Bitte an den Thron, die Gesandten sämmtlich unter Bedeckung nach Tientsin zu senden, in der Hoffnung, daß dann die militärischen Operationen eingestellt würden. Scheng fügte dieser Mittheilung hinzu, er trete mit Entschieden⸗ heit dafür ein, daß den ausländischen Gesandten gestattet werde, Telegramme abzuschicken.

* Aus ¶Washington meldet das genannte Bureau, das Staats departement veröffentliche folgende Depesche, welche es gestern von

dem amerikanischen Konsul in Schanghai erhalten habe: „Der Prinz Tuan telegraphiert, daß ein Beamter des Tsung⸗li⸗Yamen alle Gesandten am 18. Juli gesehen habe; an diesem Tage sei keiner von ihnen verletz.; gewesen, auch habe kein Angriff damals gegen sie stattigefunden.! Der amerikanische Konsul sage indessen nicht, an wen der Prinz Tuan sein Telegramm gerichtet habe, und das Staatsdepartement weise darauf hin, daß das Telegramm Tuan's von dem des amerikanischen Gesandien Eonger ab⸗ weiche, da dieser mitgetheilt habe, daß zu jener Zeit die Gesandtschaften beschossen worden seien. Auch glaube man im Staatsdepartement, daß die Depesche fehlerhaft wiedergegeben . statt . „Yuan“ (Gouverneur von Schantung) zu lesen sei.

9 Nikolskoje erfährt die „Nowoje Wremja“, daß die Station Chantaches an der mandschurischen Eisenbahn von den Chinesen zerstört worden sei. In Charbin seien nach den neuesten Meldungen große chinesische Truppenmassen konzentriert.

Der französische Konsul in Tschungking berichtet unter dem 18. Juli, daß in der Provinz Sze⸗tschwan noch Ruhe herrsche, doch seien in den ländlichen Bezirken im Nordwesten der rn einige christliche Niederlassungen zer⸗ stört worden.

Von Hong kong sind gestern zwei indische Transport— schiffe nach Taku weitergegangen; drei andere sind dort an⸗ gekommen und haben Truppen in Kaulung gelandet. Der niederländische Kreuzer „Koningin Wilhelmina“ und das Küsten⸗ panzerschiff „Piet Hein“ sind ebenfalls dort eingetroffen. Der Kreuzer kam von Batavia.

Afrika.

Vom Kriegsschauplatz in Süd⸗Afrika liegen heute Nach⸗ richten vor, nach denen die Buren im Oranje⸗Freistaat wieder kleine Erfolge erzielt hätten. So meldet das „Reuter sche Bureau“ aus Bethlehem (nordöstlich von Bloemfontein) vom 22. d. M.: „Eine Erkundungs⸗Abtheilung mit einer Batterie Artillerie stieß gestern 10 Meilen westlich von Bethlehem auf eine starke Stellung des Feindes; es folgte ein Ge⸗ fecht. Die britische Streitmacht war nicht stark genug, die Buren von dem von ihnen besetzten il zu vertreiben; sie besetzte ein Kopje, wurde aber bei Einbruch der Dunkelheit zum Rückzuge gezwungen; sie verlor bei demselben 1j Offizier und 9 Mann. Zur Zeit sind kleinere Gefechte auf den Hügeln in der Nähe der Stadt im Gange.“ Der General Broadwood berichtet über Honingspruit und Kroonstad, er t das Kommando unter dem General der Buren Dewet seit dem 16. Juli verfolgt und sei am 19. Juli in ein heftiges . bei Palmiefontein verwickelt worben. Der Eintritt der Dunkelheit habe die . des Kampfes verhindert. Der Verlust der britischen Truppen betrage 5 Todte und 16 Verwundete. Der Feind sei Nachts nach Paardekraal marschiert. Man glaube, das betreffende Kommando bestehe aus 2000 Mann mit 4 Kanonen und stehe unter dem Befehl des Präsidenten Steijn und der beiden Dewets. Eine Depesche des Generals Kellykenny aus Bloemfontein vom 22. Juli besagt: „Die Eisenbahn wurde in der letzten Nacht nördlich von Honingspruit abge⸗ schnitten. Ein Zug mit 1090 Hochländern wurde vom Feinde erobert. Hier traf die Meldung ein, daß eine bedeutende 6 Truppenabtheilung auf Honingspruit vorrückt.

it Pretoria ist jede Verbindung unterbrochen. Die zweite und dritte . verfolgen den Feind.“

Auius Pretoria richtet der Feldmarschall Lord Roberts, wahrscheinlich über Natal, unter dem 22. Juli, daß der General Lord Methuen den Feind unter schweren Verlusten bei Oliphantsnek zerstreut, Rustenburg befreit und sich sodann mit dem General Baden-Powell vereinigt habe. Ferner meldet das „Reuter'sche Bureau“ aus Pretoria, daß die Brigade des Generals Stevenson Elandsriver und der General Jan Hamilton Dornkraal besetzt habe.

Dem „Daily Expreß“ wird aus Machadodorp vom gesttigen Tage berichtet, daß dort 250 britische Kriegsgefangene eingetroffen seien. In den letzten drei Tagen habe ein schweres Gefecht stattgefunden. 400 britische Soldaten seien in den letzten Kämpfen bei Derdepoort, östlich von Pretoria, ge⸗ allen. In Berberton seien 600 Frauen und Kinder aus

retoria eingetroffen, unter denen sich auch die Frauen des Präsidenten Krüger und der Generale Botha und Mayer befänden, welche mit zahlreichen Burghersfamilien Pretoria aus freien Stücken verlassen hätten. .

Von dem im Aschantilande den Oberbefehl über die britischen Truppen führenden Obersten Willcocks erhielt das Kolonialamt in London aus n dem „Reuter schen Bureau“ zufolge, gestern ein direktes Telegramm, welches die Nachricht bestäͤtigt, daß diese Stadt durch die unter seinem Befehl stehenden Truppen befreit worden sei.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die wirthschaftlichen Beziehungen der deutschen Küsten zum Meere.

Im H. Heft 46. Bandes 1900 von „‚Petermann's Mittheilungen. (Gofha, Jusugß Perthes) untersucht Paul Langhant die wirthschaft. lichen Beziehungen der deutschen Küsten zum Meere, als desjenigen Theils des deutschen Wirthschaftsgebiets, der den lt des Meeres am unmittelbarsten und greifbarsten widerspiegelt. Seiner Betrachtung legt er die Summe der Seeschiffsbewegung der Häfen, d. h. der Registertonnen der zu Handelszwecken ein und au gelaufenen Schiffe, zu Grunde, die von ihm nach der im Kaiserlichen Statistichen Aut bearbeiteten „Stattstit der Seeschiffahrt für das Jahr 1595. (Statiftik des Deutschen Reichs. N. F., Bo. 99, Abth. 2 derechnet worden ist. Gin Vergleich der Beziehungen der einzelnen Theile diefes engeren Wirthfchafizgebiets zum MHtecre ergiebt parach die folgenden Zahlen: Es ent 3 Jahre 1898 an Registertonnen

auf ordsee:

Rhein · Gebiet 476 000 Reg. ⸗Tonnen Eme⸗ Gebiet.. 420 000 Weser Gebiet.. 5 667 000

k 1660000

Bremerhaven 2 642 000 Hannoversche und oldenburgische

. k . Elbe⸗ Gebiet.... ... . 15 409 999

Hamburg. . 14 548 000 Schlegwig⸗Holsteinische Westküste 1298 00

Nordsee⸗ Gebiet .... 24 50M 000 Reg. Tonnen ö ... 23 600 000 ' 9

S8 2 2 —w— 8

O = 20

l III s SS Se A S

I 111 ö

l

J *

auf Ost see: . n ng Ostküste. 2294 000 Reg. Tonnen

F . 8

1116 9g. gz Hbh

5 hh 6h

gz 606

1 356 O60

Lůüb w 28 ö

nin, n

Pommern . Stettin

Westpreußen

Dstyreußen 1674000

*

2

w K CO O0

* 2

Ost see Gebiet... I d Res Tonnen J Deutsche Küsten (Sumrne

der Schiffsbewegung aller

J 786 9 . = 109

Deutsche Küsten .. 35 517 900 j 1)

Aut diesen Angaben erhellt das starke Uebergewicht des Elbe, und Wesergebiets ** 50 oo) in der zahlenmäßigen Schiff sbewegung, ee. . der in diesem Gebiet verkehrenden Dampferlinien entspricht.

An der schleswig«⸗ holsteinischen Westküste, abgesehen von Elbe⸗ Gebiet, entfielen von der gesammten Schiffsbewegung auf das Eider⸗ ebiet 197 0090 Registertonnen 16 0,0, auf die nordfriesischen Seseln lein schließkick! Heigolande dagczen * zog oo beMe e s,, An der Schiffsbewegung der hannoverisch - oldenburgischen Außen küfte waren die ostfriestschen Inseln mit 711000 Registertonnen 56 (so und das Jade Gebiet mit 185 000 15 o betheiligt. An der schleswig⸗bolsteinischen Ostküste entfiel fast die Hälfte der verkehrenden Regißertonnen, (1 970 000 420j0) auf Tie Kieler

öhrde, über ein Fünftel (467 000 20 0l!0) auf die Flentzhurger

obrde, während die Insel Alsen 600 (141 000), die Schlei 451) (97 000) und die Insel Febmarn 75 0j60 (172 000) aufnahm. Der Lübecker Seeschiffsverkehr beschränkt sich benso ausschließlich auf die Stadt (fast 109000), wie der mecklenburgische auf Rostock . o/ꝗ) und Wismar (25 69). Vom pommerschen Seeschiffgverkehr beherescht das Odergebiet 63 9 (nämlich 3 739 000 Registertonnen), die Insel Rügen 25 0 1540 000t (gegen das Vorjahr bei Rügen eine Steigerung um 11 'so infolge des wachsenden schwedischen Durchgangsverkehrs über Saßnitz Die Seeschiffs bewegung der west, und ostpreußischen Küsten vertheilt sich fast ausschließlich auf die Häfen Danzig, Glbing und putz Königeberg, Memel und Pillau.

Die geographische Vertheilung der deutschen Seeschiffswerften (Regierungs und Privatanlagen zusammengenommen) zeigt folgende

ebersicht: ö ellinge und n rdf e e. Werften Paten islip⸗ Docks Emtg⸗ Häfen 16 13 Weser. wãfen 11 21 16 Elbe⸗Häfen?) 6. 30 1 Eider · hůfen 9 17 Andere Nordsee Häfen 6 15 Norbhsee Häfen ins⸗ gesammt .. 96 35 Ostsee. Schleswig helstein. Ost⸗ küste 29 (4 4 im Bau) 13 (4 1 im Bau) Lũbeck 5 2 Mecklenburg 9 e , ö 43 h zestpreußen k 28 *) 3 Ostpreußen .. 7 1 Ostsee⸗ Hafen ing⸗ gesammt .. l 121 24 Ueberhaupt 90 217 59 (mit rund 47 000 Arbeitern).

Privatschiffswerften für den Bau von eisernen Seeschiffen waren Anfang 1900 nach der amtlichen Denkschrift über Die Steigerung der deutschen Gente e en 1896 bis gs“ 39 vorhanden mit 154 Hellingen, 9 Patentslips, 27 Docks und 37 760 Arbeitern. Die größten und leistungsfäbigften deutschen Werften sind außer den Kaiser⸗ lichen Werften in Kiel, Wilhelmshaven und Danzig in den Weser⸗ Häfen: J. C. Tecklenborg in Geestemünde, G. Seebeck, A.-G., in Bremerhaven und Geestemünde, der Bremer Vulkan“ in Vegesack, A.-G. .Weser“ in Bremen ; in den Elbe Häfen: Blohm u. Voß, A⸗G. M, und Reiherstieg, A. G., in Hamburg, in Flensburg die „Flensburger Schiff bau⸗Gesellschaft“, in Kiel die . Germania. Werft“ (Krupp) ) und die „Howaldt Werke“ h, in Lübeck Henry Koch, in Rostock A.-G. „Neptun“, in Stettin⸗ Bredow A.-G. „Vulkan“ I und in Stettin⸗Grabow die „DOder⸗ Werken, in Elbing und Danzig F. Schichau !).

Von den 3713 Kauffahrteischiffen (Seeschiffen von mehr als 59 cbm Brutto⸗Raumgehalt) mit ine gesammt 1 639 552 Reg. ⸗-Tonnen Netto Raumgehalt, welche am 1. Januar 1899 ihre Heimathshäfen im Nord oder Ostsee⸗Gebiet hatten, waren im Elbe und Weser⸗Gebiet s3, 6 oso beheimathet, in Hamburg und Bremen jusammen 72,6 Oço. Außer diesen beiden Häfen sind an der deutschen Seeschiffs flotte mit über 10/9 nur noch betheiligt an der Nordsee: Bremerhaven, Elefletb, Brake und Geestemünde, an der Ostsee: Stettin, Flensburg, Rostock, Kiel und Danzig. Ueber 5000 t weisen noch auf die Nordsee⸗ Häfen Köln und Oldenburg und die Ostsee⸗ Häfen Apenrade, Schleswig, Lübeck, Wit mar, Barth, Swinemünde und n mg Immerhin be⸗ merkengwerth sind noch die Emshäfen Emden, Weener, Papenburg und die beiden Fehnkolonien Rhauderfehn mit je über 4000 t, Blankenese mit gegen 4000, der Fischerort Finkenwerder mit Legen 5000, der Eider ⸗Hafen Tönning mit 4575 t, während an der Dstsee nur noch Strässund und Memel mit 4860 bzw. 4600 t zu nennen sind. Die hohe Tonnenzahl bei manchen Häfen, besonders an der Ostsee, die eine verhältnißmäßig kleine Schiffs bewegung auf- weisen, rührt daher, daß sie Sitze von größeren Rhedereien sind, die ibre Schiffe in fremden Gewaͤssern laufen lassen, z. B. Apenrade, Schleswig, Wismar, Barth u. a. m.

In der Hoch see⸗ und Küstenfischerei waren nach der 8 ählung vom 14. Junt 1895 zusammen 10144 Erwerbsthätige im daupt beruf beschäftigt; mit 426 Dienenden uad 23 120 Aa—⸗ ehr gen zählte die Seefischerbepslkerung 33 690 Köpfe. Dazu amen noch 2080 erwerbsthätige Fischer im Nebenberuf (Gelegenheitęfischer]). (Die. Binnenfischetei beschäftigte und er nährte 463835 Personen im Haupiberuf. Von den 33 690 Berufs- seefischern und ihren Angehörigen entfielen 23 589 auf das platte Land (Gemeinden unter 2000 Einwohnern) und nur 997 auf die größeren Gtädte (mit über 50 G00 Ginwohneri). Gegen 1852 ist die Seefischerbevölkerung eiwas zurückgegangen, denn 1882 zählte sie noch 10 670 Grwerbsthätige im Haupiheruf und 34 be6 Berufs., . überhaupt; auch die Zahl der Nebenberufbfälle betrug 1882

725.

Zahl und Verhältnißantheil der Fischer an der Gesammtbevölke⸗

rung der Kreise und ähnlichen Verwaltungsbezirke peranschaulicht nach

stehende Uebersicht: j gin e, l epölk ischerbevöl kerung Kreise u. s. w. i ,, m. FKreise u. s w. im .

im r, w ; pfe e

11 2695 2 11,10, Lübeck Land ... 4595 3,2 so Greifg wald .. . 1900 3.1

Danzig. Niederung ß dj = 162. amburger Land⸗ Labiau .... . 1402 2 rr eli der Rorde n... d28 n e. ) . , . 1224 Wollin. ranzbur om⸗ Fischhaufen (Ost⸗ mern) g 996 een dem .. 3488 Cammin 2918 Eckernfrde 69 2374 ö J adt 1143 35, HPeiltgenbeil.. . 945 22. in d bie 20̃9 der Bevölkerung sind noch an der Fischerei betheilig knen renn n. m, Hepreeng fo Königgherg and fl ia lu laing, and er re, (7077, Neuftadt j. Westpr. (5656), in den eipommerschen Küstenkreisen Stolp (377), Schlawe (26), Köglin

*

SI II IIIEII

= 2 . lolo = 2, 921 —2,

6 1 4 3

5 2 1 Harburg ⸗LSand .. 376 2,

bringt.

(504), Kolberg ⸗Körlin (988) und Greifenberg (362), in Randow (Oder und Oderhaff) (1470, Wigmar (Insel Poel) (309), in den schleswig⸗holsteinschen Küstenkreisen Apenrade 353), Sonderburg 491), Flensburg ⸗Land (437), Plön (648) und Oldenburg (307), in

üderdithmarschen mit Helgoland (725). In allen anderen Kreisen bleibt der Antheil der Fischer unter L090, d. h. auch die Binnen⸗ . beschäftigt in keinem einzigen Kreise über 16/!9 der Erwerbtz=

gen.

Die Ursachen der Anhäufung der Fischerbevölkerung an einzelnen Punkten der Küsten sind leicht ersichtlich. Den höchsten Antheilsa weisen die Kreise mit der größten Küstenentwicklung auf, die Insel-

Rügen, Usedom⸗Wollin) und Nehrungskeelse (Putzig, Danziger lederung, Fischhausen, Memel). Der hohe Antheil der Fischer⸗ bevölkerung in den Hamhurger Marschlanden beruht auf der Zu gehörigkeit des großen Fischerortes Finkenwerder, dessen hannoverscher Antheil auch noch das Verhalten des Harburger Land⸗ kreises beeinflußt (nur noch übertroffen von der Gemelnde Altenwerder). Von den Haffkreifen können nur Niederung am Kurischen, Braunz⸗ berg am Frischen und Anklam am Oderhaff in obiger Zusammen⸗ stellung nicht jur Geltung kammen, weil ihr Küstenantheil zu kurz ist und die Einwohnerzahl des Binnenlandes daher zu sehr die der Küste überwiegt; ähnlich ergeht es dem vorpommerschen Kreise Grimmen am Bodden. Der Kreis Eckernförde begreift alle Küsten der Halbinsel Schwansen und des dänischen Wohld, den Hauptantheil an der Fischerbevölkerung trägt aber die Ereisstadt selbst. Dem Kreise Norden gehören die Fischereihäfen Norddeich und Norderney an, dem Krelse Süderdithmarschen die Insel Helgoland, die alleia den hohen Antheil des Kreises an der Seefischerei hervor⸗ i Den Aushebungsbezirk Wismar beeinflußt trotz seiner geringen Küstengusdehnung außer der Stadt Wismar die Fischeriasel Poel, das Lübecker Landgeblet die Fischerorte Travemünde und Schlutup. Der einzige Stadtkreis, dessen Fischerbevölterung einen vergleichsweise hohen Antheil an der Gesammteinwohnerzahl inne hat, ist Stralsund.

Die Betrachtung des Antheils der Fischerberufsgenossen an der Gefammtbevölkerung erschöpft aber den Gegenstand nicht. Durch diese kommen gerade die Hauptsitze der neuzeitlichen deutschen Hachsee⸗ fischerei, die Unter ⸗Flbe,⸗Weser und Ems, nicht zur Geltung. Es liegt dieß einmal an der größeren Bapölkerungzdichtigkeit der fraglichen Gebiete, woꝛurch die der Zahl nach immer hin verhältnißmäßig schwache Fischerbevölkerung mehr zurücktritt, als an den dunner bevölkerten Ostseeküsten. . liegt die wirth⸗ schaftlich höhere Bedeutung der genannten Gebiete belonders gegen= über den Ostseeküsten mit ihrer Kutter⸗ und Bootfischerei in der Verwendung won leistungsfähigeren größeren Dampfern und Seglern.

Die deutschen Küsten zählten am 1. September 1899 735 re- gistrier te Fischereifahrzeuge s), die außerbalß der Tüftengewässer Fischerei betreiben, mit 40901 Mann Besatzung, die sich folgender⸗ maßen vertheilten:

Besatzung . . Nordsee Ostsee susa vrmen Rehe oo 1 2460

Segel ⸗Fisch. Handels fahrzeuge 160 320

k 5 15305

Dampf · Fisch.· Handels fahrzeuge. 1 5

Fischereifahrzeuge überhaupt.. 568 167 6091

Von den bös registrierten Fischereifahrzeugen der Nordsee entfallen auf Heimatbshäfen der Unter⸗Elbe 259 (davon auf Finkenwerder Ihamburgisch und preußisch! 152. Hlankenese mit Mühlenberg 57, Hamburg“ Altona 22, Glückstadt 14), der Unter ⸗Weser 151 (davon auf Bremerhaven Geeste⸗ münde 75, Bremen 29, Vegesack 20, Elsfleth 11, Brake 10), der Unter Emg 69 (davon auf Emden 53), der hannoverschen Außenküste 79 (davon auf Norderney 44 Nord- deich⸗Norden 14), der schleswig⸗holsteinischen Außenküste 9. Die größten betheiligten Fischereigesellschaften sind die „Deutsche Dampffischerei⸗Gesellschast Nordse! in Bremen Nordenham, die Geestemünder Herings. und Hochsee ffischerei⸗Altiengesellschaft', die Bremen Vegesacker Fischerei. Gesellschaft in Bremen, die . Glück⸗ städter Fischerei Aktiengesellschaft̃, die „Fischerei⸗ Aktiengesell⸗ schaft Neptun in Emden, die „Gmzer Heriagefischerei⸗Aktiengesell⸗ schaft“, die „Heringefischerei Dollart! in Emden, die Elsflether Heringe fischerel⸗Desellschaftt und die „‚Fischerei⸗Gesellschaft Wilhelms⸗ haven m. b. H.“ Von den 167 regsstrierten Fischereifahrzeugen der Ostsee entfallen auf Stettin allein 72. auf dag Oder⸗Haff und die Odermündungen 88 (davon auf Wollin 22, auf Alt, und Neuwarp 14.

Nichtregistriert⸗ See. und Küstenfischerei⸗Fahrjeuge wacen vorhanden 15 197 mit 35 718 Mann Besatzung; das ist jedoch nicht die thatjächliche (s. oben das Ergebniß der Berusszählung), sondern die zur vollen Besatzung nothwendige Mannschaft. Davon waren 13118 offene Boote und Kähne, 2073 Segler und 6 Dampfer. Die Ver- theilung auf die Küsten und Meere war folgende:

Nordsee. Ostsee.

Gedeckte oder halbged. Fahrzeuge. Off ene Goote und Kähne. Gedeqte oder halbged. Fahrzeuge Dff ene Boote

Hannoversche Küste.. Hamburg. nen, Schlewig holst. Westküste. 164 404 Oldenburg.. 20 205

434 1 398

Von den 4661 SeeFischerfahrzeugen Ostpreußens entfallen 1862 auf das Kurische und 2011 auf das Frische Haff, sodaß 688 Fahr zeuge für die Außenküste verbleiben, darunter alle gedeckten (Lachs⸗ futter). Memel mit Bommelsvitte und Mellneragan verfügt über Z36 Kutter und 233 Boote, dag Pillauer Tief über 35. Den west—⸗ preußischen Dörfern der Frischen Nehrung eignen 58 Kutter und 154 offene Boote, denjenigen der Putziger Nehrung da⸗ gegen 87 Kutter und 365 Boote. Nach Hela allein, dem Haupt⸗ sischmarkt der Danziger Bucht, sind 100 Fahrzeuge zuständig, nach den beiden Heisternest 180, nach Kußfeld 180. Sehr leb baft ist auch der Fischereibetrieb in den Vorhäfen Danzigs; von der neuen Weichselmündung bis zur Radlauer Spitze sind 609 Fahrzeuge beheimathet, fast J aller Provinzschiffe Hapon in Zoppot 104, in Neufähr 149). Von den pommerschen Fischer ee, entfallen auf die hafenarme Küste des Regierungsbezirks Köglin nur 742 (davon in Rügenwaldermünde 94, in Leba 92, in Kolbergermünde 90 und in Stolpmünde 88), auf die deg Regierungsbeztrks Stralsund nur 794 (in Wieck bei Eldena 58, in Stralsund selbst 153). Die übrigen 3322 Fischerfahrzeuge gebören Tem Regierunggberirt Stettin an, von denen 2683 wiederum dem Odber⸗Haff zufallen; außerdem besitzen Ahlbeck 80, Karlshagen 74, Freest 64 und Deep (Rega) 51 Boote. Unter den mecklenburgischen Veimathshäsen stehen obenan Warne— münde mit 90. Poel mit 64, Wismar mit 57 und die Fisch⸗ landdörfer mit 9! Fahrzeugen. Die Lübecker Fischerboote gehören meist nach Travemünde (69 nebst 1 Damofer) und Schlutup (47). Jg der Neustädter Bucht sind beheimathet 108 Fischerlahrzeuge, in der Kieler Föhrde 178, in der Eckernförde 265, in der Schlei 190 (davon 105 allein auf der Fischerinsel Maasholm), in der Flensbarger Föhrde 181, im Alsen⸗ Sund und Nebenbuchten 200. An der West⸗ küste Schleswig ⸗Holsteins sind erwähnenswerth besonderẽ Helgoland (130 Fahrzeuge), Büsum (32, fast alle gedeckt). Nach der Unter ⸗Elbe

Schleswig ⸗holft. Ostlüste. e, Mecklenburg.. Pommern. Westyreußen.

Ostpreußen

O M AW 2 O C O

helmathet: in der Unter⸗Elbe 1192, in der Unter ⸗Weser 510 und in 5 . 198 ö ,

e Versteigerungen der angebrachten Fische finden an der Nordsee statt in Geestemünde, 56 inn '. ö an der Ostsee besonders in Hela. Die Erträge der . an der Nordsee beliefen sich 1899 auf 9 562 000 6. Die Hauptmärkte

r aug dem Ausland eingeführte Salzheringe sind Stettin, Königs⸗ erg, Hamburg, Danzig, Memel und Rostock Fischräuchereien sind besonders zahlreich an der Ostköste Schleswig ⸗Holsteins (Edternförde, Ellerbek bei Kiel, Kappeln. Schlutup) und an der vorvommerschen Küste (Stralsund, Ahlbeck, Wolgast und Nachbarorte, Wollin), doch auch sonst über die ganze deutsche Käste zerstreut. Die GesammtiabJl der deutschen Fischräucherelen und Marinieranstalten (bis auf einige Dutzend alle an der Küste) wird auf rund 450 angegeben.

i) Nach Abzug der Anlaufhäfen, die von einem Schiffe auf ein⸗ e, . Reise außer dem Abgangs⸗ und Ankunftshafen berührt wurden.

) Außerdem 3 Hellinge für kleine Schiffe.

sI Außer den Torvedoboots Hellingen.

9 Zum Kriegsschiffsbau eingerichtet.

5) Nach den Ermittelungen des Germanischen Lloyd zusammen⸗ agestellt im Deutschen Seeßischerei⸗ Almanach 1900. Am 1. Januar 1899 waren es 567 Fahrzeuge mit 3659 Mann Besatzung (Viertel⸗ jahrghefte zur Statistik des Deutschen Reichs 1899, 19).

Zur Arbeiterbewegung.

Die Monteure und Gehilfen bei Len Berliner Gas⸗, Wasser⸗ und Heizungsanlagen beauftragten, nach Mittheilung der Volks, Ztg.“, in einer am Sonnabend y. W. stattgehabten öffentlichen Versammlung eine besondere Kommission, den Unternehmern einen neu ausgearbeiteten Lohntarif zu unterbreiten. Die wesentlichen Be⸗ stimmungen desselben lauten: „‚Neunstündige Arbeitszeit mit einem Mindeststundenlohn für Monteure oder Rohrleger von 60 3, für neuangelernte und Hilftrohrleger von 50 3 und für Gehilfen von 40 3. Ueberstunden sind nur in dringenden Fällen ge⸗ stattet und vorkommenden Falls, je nachdem sie vor oder nach 9 Uhr Abends fallen, mit 30 bis 75 6j0 Zuschlag, bei Sonn und Feier⸗ tagsarbeiten durchweg mit 750 /o zu vergüten. Accordarbeit ist möglichst zu vermeiden, Pauschalverträge sind unter allen Umständen abzulehnen. Landzulage für auswärtige Montage innerhalb Deutschlands ist für Monteure, Nohrleger wie Gehilfen mit 3 M pro Tag leinschließlich Sonn und Feiertage) zu berechnen. Maßregelungen wegen Darch- führung des Lohntartfs dürfen nicht statt finden“ (vergl. Nr. 62 d. Bl.)

Der Ausstand der hiesigen Fliesenleger ist, wie die Voss. Zig.“ berichtet, nunmehr ein allgemeiner. Die Arbeitgeber haben die For⸗ derungen der Ausständigen zurückgewiesen und diejenigen entlassen, welche sich geweigert haben, fernerhin unter den vertraglich vereinbarten bisherigen Bedingungen weiter zu arbelten (overgl. Nr. 173 d. GI..

Die Brauerei -⸗-Hilfsarbeiter Berlins haben, demselben Blatt zufolge, gestern beschlossen, den Brauereien, die noch unter 20 4 Wochenlobhn zablen, Forderungen zu unterbreiten, die darin aipfeln, daß ein Mindestwochenlohn von 20 bis 21 M verlangt wird. (Vergl. Nr. 28 d. BI.)

In Dortmund ist, wie die Rb.⸗Westf. Ztg.“ vom gestrigen Tage berichtet, die Lohnbewegung der Maurer (vergl. Nr. 167 d. 6) eine allgemeine geworden. In der letzten Maurerversammlung wurde beschlossen, den im vorigen Jahre aufgestellten, aber nicht durch⸗ geführten Lohntarif den Unternehmern jur Annahme zu unterbreiten. Jener Tarif verlangt in der Hauptsache einen Stunzenlohn von 59 8 und die zehnstündige Arbeitszeit und ift den Arbeitgebern Ende voriger Woche überinittelt worden mit der Maßgabe, innerhalb von sieben Tagen sich zu entscheiden. Die Zahl der dort beschäftigten Maurer und Handlanger beträgt etwa 800.

Kunst und Wissenschaft.

Die Historische Kommission für Sachsen⸗Anbalt hielt am 30. Juni und 1. Juli unter dem Vorsitz des Geheimen Regierungsraths Professors Dr. Lindner aug Halle a. S. ihre XTVL ordentliche Sitzung in Weißenfels ab. Hinsichtlich ihrer Zusammensetzung sind wesentliche Aenderungen zu verzeichnen, insofern die Herroglich Anhaltische Staatsregierang für das Herzogthum Anhalt der zunaͤchst für die provinz Sachen auf Grund des. Planes vom 18. November 1876 geschaffenen Organisation der Historischen Kommission vom 1. April 1900 ab beigetreten ist. Die Kommission benennt sich nunmehr: Historische Kommission für Sachsen. Anhalt“, und den bisherigen Mitgliedern treten für das Herzogthum Anhalt hinzu: Archiorath Dr. Kindscher in ** Gebeimer Bergrath Lehmer und Professor Dr. Wäschke aus Dessau, letzterer als Vertreter des Geschichtg⸗ und Alterthumsvereing zu Vessau. Sodann ist innerhalb der Provinz Sachsen dem Verein für Geschichte und Alterthümer der Grafschaft Mansfeld das Recht zuerkannt worden, ein von ihm erwäbltes Mitglied, den Pastor Könnecke, Diakonus an St. Andreas zu Glsleben, in die Historische Kommisston zu entsenden. Von den Geschichts quellen ist zwar im vergangenen Jahre ein Band nicht erschienen, doch ist der die Jahre 1361— 1335 umfassende III. Theil des Urkundenbuchs der Stadt Goslar, herausgegeben von Landgerichts⸗Direktor Bode in Braunschweig, im Bruck fertiggestellt und wird nach Ablauf kurzer Zeit berausgegeben werden. Auch die Vollendung des Drucks der Chronik deg Konrad Stolle, bearbeitet von Gymnasial · Direktor Dr. Thiele in Erfurt, ist demnächft zu erwarten. Dag Neujahrsblatt für 1900 enthielt die Abhandlung: „Alt⸗Quedliaburg, seine Einrichtungen und Bürgersitten unter Albertinischer Schatzherrschaft (1485 his 1698), 14 den Pauer⸗ gedingen geschildert von Hermann Lorenz, Realschuldirektor in Quedlinburg. = Von den . Bau und Kunstdenkmälern der Provinz Sach sen“ befindet sich das 22. Heft über Halberstadt, Stadt und Land, verfaßt von dem Provinznial⸗Konservator Dr. C. Doering, im Druck. Der darauf folgende Band über den Freig Wittenberg, den Architekt Dr. Schönermark in Cassel bearbeitet, ist fertiggestellt, sodaß mit der Drucklegung begonnen werden kann. Weiter gefördert ist die Bearbeitung des Kreises Aschersleben durch Oberlehrer Dr. Brinkmann in Zeitz, sowie der Kreise Ziegenrück und Schleusingen durch Dr. Bergner in Pfarrkesslar. Von den Vor⸗

eschichtlichen Alterthümern“ ist ein neues Heft nicht er⸗ en. doch ist die Beendigung der Arbeiten des Sanitätgrathe Dr. Zschiesche in Erfurt uber die Erforschung der vorgeschichtlichen Wall- burgen auf der Schmücke, Hohen Schrecke und Finne bald zu erwarten. Das Propinzial. Museum in Halle a S. bat nach dem vom Museum? . Direktor Major a. D. Dr. Fortsch eingereichten Verwaltungt⸗ bericht auch im vergangenen Jahre wieder einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs Jowehl an vorgeschichtlichen wie an kunst⸗ uad gewerbe⸗ geschichtlichen Gegenständen, an. Waffen und kirchlichen Auer⸗ thümern erfahren. Besonders hervorzuheben und für die Be⸗ sichtigung äußerst lohnend ist die neu trworbene und in den Räumen des Museums bereits aufgestellte Sammlung von Waffen aus den Feldzügen der letztverflossenen Jahrhunderte. Der Be⸗ richt beklagt, daß noch immer Ausgrabungen von unkundiger Hand vorgenommen werden, sodaß weder die . Alterthümer dem Museum zukommen, noch, fallz dies ge chie dt, die rechte wissen⸗ schaftliche Verwerthung erfolzen kann. Wiederbolt mußten jum Kauf angebotene, sonst der Erhaltung würdige enstände zur en weil die Schilder nicht end