Dänemark.
Die , gin von Wales und der König pon Griechenland sind, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern Abend in Schloß Fredensborg eingetroffen.
Amerika.
Aus Washington vom gestrigen Tage berichtet „W. T. B.“: die Regierung sei nich gewillt, dem Ansinnen „American Association“ in Schanghai (s. d.
gestrige Nr. d. Bl.) zu entsprechen, da die amtlichen Mel⸗
dungen die von derselben geäußerten Befürchtungen nicht be⸗ stätigten — Das Kriegs⸗-Ministerium hat Befehl ertheilt, 4000 Mann, die auf dem Wege nach Taku waren, nun⸗ mehr nach Manila zu transportieren.
Asien.
Ueber Tschifu ist, wie „W. T. B.“ meldet, von dem Kaiserlichen Konsul in Tientsin eine aus Peking vom 14. d. M. datierte Depesche des Kaiserlichen Geschäftsträgers in Peking von Below in Berlin eingelaufen, wonach an demselben Tage der Entsatz der Hauptstadt durch russische, japanische, britische und amerikanische Truppen stattge⸗ . habe. Dem Entsatz sei in der Nacht vom 15. zum 14. August ein letzter wüthender Angriff chinesischer Truppen gegen die Gesandtschaften vorausgegangen. Bei der Abwehr dieses Angriffs sei ein Deutscher gefallen. Den stärksten Widerstand hätten an den nördlichen Thoren die Russen und die Japaner gefunden, während die Chinesenstadt von Engländern und Amerikanern schnell genommen worden sei. ittags seien diese dann im Gesandtschaftsviertel erschienen. Die chinesischen
Truppen hätten sich in die Kaiserstadt zurückgezogen. Die
Bevölkerung verhalte sich theilnahmeloz. Die verbündeten Truppen hielten die Zugänge zur Kaiserstadt besetzt.
Der italienische Almiral Candiani hat, dem ‚W. T. B.“ zufolge, an den Marine⸗Minister telegraphiert, daß er sich mit dem italienischen Gesandten in Peking in direkter Ver⸗ bindung befinde. Der Leutnant Paolini und 6 Matrosen von der italienischen Schutzwache zur Vertheidigung der Gesandtschaften seien leicht verwundet worden. Von der Kaiserin⸗Wittwe fehlten alle Nachrichten. Nach Schanghai habe er das Schiff „Elba“ entsandt. Das gesammte Personal der Gesandtschaft sei unversehrt.
Einer Depesche zufolge, welche das niederländische Ministerium des Auswärtigen vom niederländischen Konsul in Tientsin erhalten hat, ist der niederländische Gesandte in Peking Knobel am 13. August leicht ver⸗ wundet worden.
In einem aus Peking in Tokio eingelaufenen Telegramm wird gemeldet, daß die Kämpfe am 15. d. M. zur Besetzung des Kaiserpalastes so lange gedauert hätten, weil man davon abgefehen habe, Artillerie gegen den Palast zu richten. Am 16. sei das Hauptthor besetzt worden. Die Stadt sei fast voll⸗ ständig vom Feinde gesäubert. Die Verluste des japanischen Marine⸗Detachements, welches die Gesandtschaft beschützt hatte, betrügen 5 Todte und 8 Verwundete.
Eine aus Peking vom 15. August datierte, von Tschifu am 21. August abgegangene Depesche des britischen Generals Gaselee besagt: In einer am 12. August abgehaltenen Konferenz der Befehlshaber der verbündeten Truppen war be— schlossen worden, daß sich die verbündeten Truppen fünf Meilen von Peking am 14. August vereinigen und den Sturm am 15. August unternehmen sollten. Der Angriff wurde jedoch schon am 14. August früh Morgens begonnen. Die britischen Truppen hatten einen Eilmarsch von 15 Meilen von Tung⸗ tschu bei großer Hitze zu machen. Sie befanden sich auf dem äußersten linken Flügel und griffen das süvöstliche Thor der Chinesenstadt an. In Wirklichkeit wurde hier kein Widerstand geleistet. Die indischen Truppen brachen das Thor ein, die anderen Truppen folgten mit der Kavallerie und den Geschützen. Nachdem eine Abtheilung nach dem „Tempel des Himmels“ gesandt worden war, um den linken Flügel zu sichern, rückte der Haupttruppenkörper nach den C an dtsthafli vor, bei welchen er um 3 Uhr Nachmittags ankam. Inzwischen wurde die Feld⸗Artillerie aufgefahren, um auf das mittlere Thor der Tatarenstadt zu feuern, aber die amerikanischen und russischen Truppen nahmen das Thor, bevor die Beschießung begann. Zwei Geschütze wurden in die britische Gesandschaft hineingebracht, die anderen wurden nach dem Tempel des Himmels zurückgesandt. Bei Einbruch der Nacht waren 400 Mann britischer Truppen in der Ge⸗ sandtschaft. Im Laufe des Abends fand am Tempel des . ein Gefecht statt und, nachdem den Chinesen schwere
zerluste beigebracht worden waren, wurde das Südthor der Chinesenstadt von den Truppen besetzt.
Der „Standard“ meldet aus Schanghai vom 23. d. M.: Wie berichtet wird, ließ der Vize⸗König von Wutschang Kang⸗ tschi⸗tung 30 fremdenfreundliche Chinesen verhaften. Zwei von ihnen, von denen bekannt geworden, daß sie sich von den geheimen Gesellschaften und vom Angriff auf die Fremden im NYang⸗ͤtse⸗Thale ,,,, atten, wurden ent⸗ hauptet. — Dasselbe Blatt meldet aus Tientsin ohne Datum über Schanghai vom 23. d. Mts.. Der Feind hat zwei abe Lager mit Kavallerie im Südwesten von Tientsin.
lle Truppen erhielten heute Nachmittag Marschbefehle. Es wird ein Gefecht erwartet. Die Verbindungslinie mit Peking ist in keinem befriedigenden Zustand und die zur Verfügung stehende Truppenmacht, welche dieselbe hält, ist unzureichend. — Der „Standard“ meldet ferner aus Sch an ghai vom 22. August: Bevor sie Peking verließ, hat die Kaiserin⸗Wittwe Chao⸗schu⸗ch'sao, wohlbekrannt wegen seines heftigen Vorurtheils wider die . zum Vize⸗König von Tschili ernannt. — Die „Times“ meldet aus Schanghai vom 22. August: Yuan⸗schi⸗kai habe an dem genannten Tage an ö. telegraphiert, er glaube, daß der Kaiser die Hauptstadt nicht , . habe, weil die Umgegend durch mißvergnügte chinesische Soldaten unsicher gemacht sei. — Es werde berichtet, die japanische Regierung habe China angeboten, diesem die Dienste zweier hervorragender juristischer ö zur Verfügung zu stellen, welche ihm bei der Erörterung der schwebenden inter— nationalen Fragen zur Seite stehen sollten.
Dem „Reuter 'schen Bureau“ wird aus Peking vom 16. d. M. gemeldet: Am 15. 8. M. griffen die Amerikaner die 5 tadt an und nahmen fünf Thore. Hierauf wurde eine Konferenz der Generale ö ele und die Truppen wurden rich og, nachdem ein Dffizier und 5 Mann gefallen und 18 Mann verwundet waren. Am 16. d. M. früh ist die Peitsang⸗Kathedrale im Norden der Stadt, in welcher
ch eine Besatzung von 30 Franzosen und 10 Italienern befand,
welche seit dem Beginn der Belagerung mit den übrigen Fremden keine Verbindung mehr hatten, von Japanern, Engländern und Franzosen entsetzt worden. Die Vertheidigung der Kathedrale sei höchst heldenmüthig gewesen. Die Kaiserliche Stadt ist am 16. d. M. von kombinierten Streitkräften ange⸗ griffen worden, welche jetzt die Stadt vom Feinde säubern und die Palastgebäude mit internationalen Wachen besetzen, um Plünderungen zu verhindern. Es ist noch nicht bekannt, wohin die rn en inn ehe geflohen ist; man glaubt, daß sie sich nach Sinangfu begeben habe.
der französische Konsul in . meldet unter dem 29. d. M: Die Stadt ist ruhig. Die Ausschiffung der französischen Truppen wurde ohne Schwierigkeiten ausgeführt und machte einen vorzüglichen Eindruck.
Der französische Konsul in Hankau berichtet vom; 22. d. M: Am 20. d. M. wurde ein Auf standsversuch gemacht in der Absicht, die Bank und das Zollamt in Brand zu stecken. Der Vize⸗König ergriff sofort Maßregeln zur Unterdrückung der Bewegung. Die Haupträdelsführer wurden verhaftet und zwei der Schuldigen enthauptet. Die beschlag⸗
nahmten Schriftstücke ergaben das Vorhandensein von Ver⸗
schwörungen und einer geheimen Gesellschaft.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Schanghai vom estrigen Tage, daß in Han kau verschiedene Fälle von Brand⸗ , vorgekommen seien. Die Einwohnerschaft sei in⸗ dessen nicht beunruhigt. Die in Schanghai und Wusung befindlichen Kriegsschiffe bezifferten sich im Ganzen auf 27 Fahr⸗ zeuge mit einer Gesammtbesatzung von 7006 Mann. Doch würden, wie es heiße, noch mehr Kriegsschiffe eintreffen.
ö Afrika.
Der Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Pretoria vom 22. d. M.: Der General Sir Redvers Buller berichtet, daß seine Division am 21. d. M nach Vanwyksvlei 15 Meilen südlich von Belfast marschiert sei; er habe bei dem Vormarsch etwa 20 Mann verloren. Der General Paget berichtet aus Hannskraal, daß der General Baden⸗Powell am 21. d. M. den ganzen Tag mit der Nachhut des Kommandanten Grobler im Gefecht gewesen sei; Grobler sei östlich vom Pienaars River zurückgetrieben worden und der General Baden⸗Powell habe ba b, am 21. d. M. Abends eine Eisenbahnstation besetzt. Während des Gefechts seien Baden⸗Powell's und des Feindes berittene Vorhut in ein Handgemenge gekommen, bei welchem das rhodesische Regiment schwere Verluste erlitten habe; der Oberst Spreckley und 4 Mann seien lodtet ein Leutnant und 6 Mann verwundet worden. Die Buren hätten eine beträcht⸗ liche Anzahl von Todten und Verwundeten zurückgelassen; der eind werde von Plumer und Hickman verfolgt. Es scheine ziem⸗ lich sicher, daß de Wet es für hoffnungslos halte, mit Geschützen und Wagen nach Osten zu marschieren, und daß er deshalb mit einigen berittenen Leuten den Magaliesberg wieder über⸗ schritten habe, um in die Oranje⸗Fluß-Kolonie zurückzukehren. Er werde dort unter ganz anderen Verhältnissen eintreffen, als die gewesen seien, unter denen er Bethlehem verlassen habe. Denn damals habe er sechs oder acht Geschütze und 2000 Mann gehabt und außerdem Prinsloo mit 50600 oder 6000 Mann in Bethlehem zurückgelassen, von denen die meisten jez auf dem Wege nach Ceylon seien; die meisten Geschütze seien vergraben, und de Wet's persönliches Gefolge könne nicht mehr als 309 Mann betragen. Der Präsident Steijn solle mit einer kleinen Schutzwache Pienaars River überschritten haben, um mit dem Präsidenten Krüger in Machado⸗ dorp zusammenzutreffen. Diese Nachricht stamme aus verschiedenen Quellen. — Eine Abtheilung Buren habe am 19. d. M. einen Theil der Brücke 8 Meilen nördlich von Neweastle gesprengt und die Eisenbahnschienen 30 Meilen südlich von Neweastle zerstört. Der General Carrington melde, daß seine Vorposten wiederum in der 3 von Ottoshop den Feind in ein Gefecht verwickelt hätten.
Der „Standard“ berichtet aus Pretoria vom 22. August: Die Zahl der im Felde stehenden Buren betrage noch immer 20 000 Mann. Die Linien ihrer Detachements zögen sich genau westlich von Belfast bis zum Krokodilfluß und deckten so die Zugänge zum Buschveldt, wo Viehherden von Tausenden von Stück sich befänden. Zwischen Belfast und Machado⸗ dorp ständen 5000 Buren, von denen sich 2000 Mann westlich von Dalmanatha befänden, wo Botha den Bau von Vertheidigungswerken leite. Eine zweite starke Streitmacht mit einem 6ölligen Geschütz stehe im Norden von Belfast. Der Präsident Krüger befinde sich in Druckwater südlich von Roosenkraal. 5000 Heidelberger Buren ständen in der Nähe von Nooitgedacht. rasmus befinde sich 18 Meilen nörd⸗ lich von Broukehorst-Station. Im Südwesten von Transg— vaal zeigten sich die Buren angriffslustiger und feindseliger als je seit dem Entsatz von Mafeking, was eine Folge des Vorgehens de Wet's und Delarey's sei. Visser sei mit 10900 Mann in Kumana, wo die Gegenwart des Feindes unter den Eingeborenen Unruhe erzeuge. Detoit stehe mit einem starken Kommando bei Wolmaranstadt.
Die Glektrotechnik auf der Pariser Weltausstellung. II. (Schluß.) *)
A. F. Auch in dem „Ehrenhofe der Elektrizität“ sind unter einer sehr großen Amahl von Ausstellern die großen deutschen Firmen hervorragend gertreten. Da ist zuerst eine Auestellung von Siemens u. Halske. Berlin, die viel bewundernde Ricke auf sich lenkt, weil sie allerlei Ucberraschungen birgt, die 6 gern genauer gezeigt werden. Als solche gelten vor allem eine vonständige elektrische Theater⸗ Einrichtung, bestehend aus einem für ein erstklasstges Theater aus— reichenden Bühnenregulator für Drei Farbenwechsel in Verbindung mit je einem Musterstück der verschiedenen Bühnenbeleuchtungskörper, sodann ein optischer Apparat zur Prolhzierung der Lichtbögen bon drei verschiedenen Konstruktionen von Bogenlampen (Gleichstromlampe, Dauerbrandlampe, Wechselstromlampe). Diese jum Vergleich neben⸗ einander gestellten, in ihrer Lichtintensttaͤt durch matte Gläser be⸗ deutend und für das Auge erträglich herabgeminderten Bilder der betr. Lichtbögen sind darum besonders interess int, weil sie die von einander ganz verschiedene Theilnahme des positiven und des negat ven Poles der Leitung an der Lichterzeugung und dag matte, violet: e Licht zeigen, das außer dem intensiven welßen Licht in breitem Bande überströmt. Hier wird auch der als überaus nützlich bewährte Hörnerblitzableiter für Starkstromleitungen in Thätigkeit vorgeführt. Seine Schutz⸗
) S. Nr. 195 d. Bl.
*
wirkung beruht darin, daß einer der beiden börnerattsg ;
nebeneinanderstehenden, aber gegeneinander isolierten, starken Kupfer drähte mit der Oberleitung in Verbindung ist, der andere mit der Erde. Schlägt nun der Blitz in die Leitung, so überspringt er unter Bildung eines Lichtbogens den Luftzwischenraum zwischen besden Hörnern und nimmt den Weg zur Erde. Das Merkwürdige und die Schaulust Fesselnde an dieser Einrichtung ist, daß durch den auf. tretenden Lichtbogen ein Kurzschluß zwischen Draht und Erde ein“ geleitet wird, der in den Hörnern eine elektrodynamische Wirkung hervor= ruft, durch welche der Lichtbogen unter Mitwirkung der ea fh n, lokalen Lufterwärmung kräftig nach oben geblasen wird und infolge seiner zunehmenden Verlängerung und Verdünnung wegen 5 der
Drähte erlischt, wag gewöhnlich mit einem kleinen Knall erfolgt. Da
das Augblasen des Lichtbogeng in weniger alz einer Stunde geschicht ist der Blitzableiter sofort wieder gebrauchssähig. — An dieser Stelle ist auch eine vollständig durchgebildete Fernsprechanlage mit Vielfach schalter für 14 000 Theilnehmer zu sehen, die größte bisher aug. n . derartige Anlage, und in Verbindung damst Fernsprech—
tationen für Tisch und Wand, ferner telegraphische Apparate ver. schiedener Systeme, Strom, Spannung, Leistungsmesser, Widerstände verschiedener Konftruktion, kleine und größere Drehstrom. und Wechfel. strommotoren, Transformatoren, elektrische Ventilatoren, Gleichstrom⸗ Drehstrom Umformer, endlich die Oberlicht! und Deckenreflektoren neuester Ausführung, welche in Verbindung mit Bogenlicht große Räume thatsächlich tageshell erleuchten, weil durch die allseitige Licht. jerstreuung die dunkeln Schatten ganz in Wegfall kommen, welche sonst der Erleuchtung durch Bogenlampen anhaften. — Nahe der gelang angeordneten und inhaltreichen Siemens u. Halske'schen
usstellung ist auch von der Allzemeinen Elettricitäts ⸗Ge— sellschaft ein sehr eleganter Papillon erbaut und ausschließ— lich der Vorführung Nernst'scher Glühlampen gewidmet. Man sieht diese vielbesprochenen Lampen, deren Glühfsiper bekanntlich innerhalb offener Glashüllen glühen, ja die zu ihrer Funktion des Luftsauerstoffes bedürfen, ohne ihn doch ju verbrauchen, an diesem Ott in einer großen Menge verschiedenartiger und verschieden großer Ausführungen. Alle, das wird bereitwilligst eingeräumt, geben ein helleres und weißeres Licht als die luftleeren Glagbirnen mit glühen— dem Kohlenfaden oder Platindraht. Das Licht soll, auf die Licht, einheit zurückgeführt, auch erheblich billiger sein als das ältere Gluͤh—⸗ licht So bliebe als einziger Einwand nur die nicht augenblickliche Entflammung des Lichtes. Wo das Anjünden automatisch erfolgt, ist dieser Einwand indessen hinfällig, wie die Pariser Vorführung überjzeugend beweist. Nur die mit Streichholz zu entflammenden Lampen nehmen etwas mehr Zeit in Anspruch als das Anstecken einer Stearinkerje, was gegenüber der momentanen Entzündung der älteren Glühlampe als ein Mangel angesehen wird, mit dem man sich bei entsprechender Kostenersparniß aber aussöhnen dürfte. Noch an einer anderen Stelle der Galerie befiadet sich ein schön ausgestatteter, kapellenartiger Bau der ‚A. E.-G. “, der viel interessante Dinge ent⸗ bält, wie die Vorführung der Tilegraphie ohne Draht und die Trangformation des von den Dynamos der Ausstellung in einer Spannung von 2200 Volt gelieferten Stroms in eine solcht von 50 000 Volt Spannung. Mit diesem hochgespannten Strom wird gelegentlich ein schöner Versuch gejeigt, der zugleich Zeugniß ablegt für die außerordentliche Widerstandzkraft eines in jüngster Zeit bei Starkstromleitungen viel benutzten Isolierungs Materials, des Glimmers, auch Mica genannt, der in Canada und Indien in großen Tafeln bergmännisch gewonnen wird. Eine etwa 80 em im Durchmesser haltende Tafel davon ist an ihrer Rückseite in der Mitte mim Zinnfolie betlebt, während auf die Mitte der Vorderseite drei Spitzen der 50 000 Volt Elektrizität führenden Drahtleitung gerichtet sind. Man sollte nun meinen, dieser mächtige Strom müsse die Glimmerplatte durchschlagen, um zu der Zinnsolie zu gelangen, daran verhindert ihn aber die Widerstandskraft des Glimmers, fraß er unter starkem Geknatter in zahllosen Zicksacklinien um die Glimmerscheibe herum nach deren hinterer Seite geht. Interessante Gegenstände sind an diefer Stelle auch die verschiedenen Kabelproben aus dem Kabelwerk an der Ober⸗ spree, namentlich die neuen aus Aluminiumdraht hergestellten, welche bei den derzeitigen hohen Kupfeipreisen sich mit Rücksicht auf Leitungsfähigkeit und spezifisches Gewicht um 40 0 billiger stellen. Der weitere Fortschritt der Starkstromtechnik ift sehr abhängig von der Herstellung unter allen Umständen zuperlässiger Kabel. Bisher galt ein Hochspannungstabel besonderer Konstruktion (unter Blei), das Strom von 6000 Volt Spannung leitete, als Non plus ultra. Es ist daher von Interesse, die Peobe eines Kabels der A. E.⸗G.“r auggestellt zu finden, das längere Zeit jur Leitung eines Stroms von 20 000 Volt auf 10 km mit bestem Erfolg benutzt worden ist. Damit ist wiederum ein Fortschrist angebahnt, dessen Tragweite noch garnicht zu übersehen ist; denn die Fernleitung starker Ströme ist von geringerem prozentischen Verlust begleitet als die von schwächeren. Es gewinnen damit alle natürlichen Kraftquellen, die großen Wasser⸗ fälle und Stromgefälle, die lebendige Kraft von Ebbe und Fluth, selbst des Windes, die großen deutschen Torfmoore u. s. f. erhöhte Bedeutung. Die Ausstellung der .A. E.-G. birgt an dieser Stelle endlich auch noch viele andere interessante Dinge, wie feinste Meß⸗ Instrumente, transportable Werkzeugmaschinen, Röhren zur Erzeugung von Röntgen. Strahlen ꝛe.
Accumulatoren sind aus fast allen Ländern in sehr großer Anzahl vorhanden, aber im Grunde genommen nur für den Fachmann von Interesse. Es sei nur bemerkt, daß ibre Verschiedenheit in der mehr oder minder geschickten, schnellste Wirkung versprechenden und vor Abnutzung möglichst gesicherten Unterbringung der wirksamen Masse besteht. Neuheiten prinzipieller Art sind nicht zu finden. Die Benutzung des Schwermetalles Blei scheint junächst unerläßlich; ein , . wird erst an dem Tage zu verzeichnen sein, wo das Blei
tsatz findet.
Unter den vielfältigen Anwendungen der Elektrizität in der Technik werden mehrere nicht bloß in der Form der Endprodukte, sondern in voller Thätigkeit vorgeführt. Eine der ältesten, die Galvagoplastit und die Technik der auf galvanischem Wege erzeugten Vergoldungen, Versilberungen, Vernickelungen ꝛe. jeigt die renommierte Pariser ien. Christofle im Betriebe. Glanzleistungen der Elektrolyse hat die Firma Elmores Metall⸗Aktien Gesellschaft in Schladern a. d. Sieg in Form von starken Kupferzylindern ohne Löthung ausgestellt. Die Gesteins⸗ bohrung mittels , e. Bohrmaschlne — drehend für weiches, stoßend für hartes Gestein — wird in der deutschen Abtheilung sür Bergbau durch Siemens u. Halske im Betrieb vorgeführt. Sie bohrt in der Minute in Granit Löcher von 5 em Durchmisser und 35 em Tiefe. Auch Gruben⸗ und Signalapparate und elektrische Minenzünder werden hier in Thätigkeit gezeigt, während in der am Trocadero gelegenen Ausstellung von Transvaal von der Chamber of Mines zu Johannesburg die elektrolytische Goldzewinnung durett aus den Erzen nach dem Siemens'schen Goldecyanid⸗Verfahren gleichfalls im Betrieb veranschaulicht wird. Die Anwendung der Glettrtzitätim Bergbau, sei es zur Wasserhaltung, Förderung, Bohrung oder zur Beleuchtung und Ventilation ist noch an mehreren anderen Stellen in Thätigken dargestellt. Eine sehr interessante Vorführung ist die der Rieoler⸗ Expreß ˖ Psmpe mit direktem Antrieb in der deutschen Abtheilung für Bergbau durch die A. EC. G.. Der Antrieb erfolgt ohne alle Zwischenglieder durch einen Drehstrom-⸗Motor von 290 Ümdrehungen. Vie trotz ihrer großen Geschwindigkeit stoßfrei und ruhig gehende Pump hat bei 260 m Druckhöhe eine minutliche Leistung von 1, j cbm. Sie ist durch gedraͤngten Bau bei bequemer Zugänglichkeit aller Theile und durch ein sehr sicheres Spiel der Vennle, von denen das Saugventil gesteuerr ist, ausgezeichnet. — Hierher gehört auch eine Sichertzeits. lampe für Bergwerke von Ackroyd u. Best in Morley, Jorkshire, welche von den Fachleuten meist sehr eingehend rü wird, weil sie den Anspruch erhebt, die Lösung des Problems der absoluten Sicher heitslampe zu sein. Insofern sie unter Tage niemals geöffnet ju werden braucht, weil sie im geschlossenen Zustande elektrisch entflammt wird, sich automatisch schließt, nur auf elektrischem Wege über Tage n. werden kann und das Del auf e n, Wege zugeführt erhält, 34 sie allerdings mindestens ein sehr hohes Maß von Sicherhen zu bieten.
der Mitt
1
Eg versteht ö. von selbst, daß auch die elektrische , ,. und der elektrisch angetriebene Automobilwagen bedeutende Beiträge zu . Ausstellung geliefert haben. Nächst der elektrischen Bere tung hat kaum eine andere Anwendung der neu in den Dienst der Menschheit gestellten Naturkraft in kurzer Zeit so bedeutende Erfolge zu verzeichnen gehabt wie die elektrische Fortbewegung. Wag ist seit ber ersten Vorführung einer elektrischen Bahn auf der Berliner Gewerbe Ausstellung von 1879 aus dieser Eiftndung geworden, mit welchem kühnen, aber von niemand streitig gemachtem Anspruch, künftig das gesammte Verkehrswesen zu ,,, tritt sie in das neue Jahrhundert ein! Selbst wo z. 3. noch eine andere Art der Traktion, wie bei den Automobilen der Benzinmotor, größere Aug⸗ chten zu bieten scheint, sind im Grunde ihres Herzens doch selbst die zefürworter des Benzins der Meinung, daß der Steg der Elektrhzität auch hier nur eine Frage der Zeit ist, abhängig wesentlich von oben angedeuteten Fortschritten in der Herftellung elektrischer Sammler. Es muß an dieser Stelle wegen der übergroßen Mannig⸗ faltigkeit der Konstruktionen, die sich auf Motoren im Ganzen und hunderte von Einzeltheilen, Bewegung, Uebertragung, Sicherung, Bremsung ꝛe erstrecken, bon einem Eingehen auf Details zwar abgesehen, indessen kann konstatiert werden, daß fast alle Kulturvölker ausweiglich der Pariser Weltausstellung an der Aibett sind, das elektrische Fahrwesen nach allen Richtungen auszubauen und zu verbessern. In der Ueber⸗ tragung auf die jetzt von der Lokomotive durchlaufenen Schienenwege ist es wesentlich wieder die deutsche Eleftrotechnik, welche durch Vor führung einer elektrischen Lokomotive der. A. G.⸗G.“ (iwel Gleichstrom⸗ motoren von zusammen 300 Pferdestärken), dieser Entwickelung der Zukunft wenigsteng präludiert. Zu einer sehr bedeutenden Spezialität ihres Betriebs scheint die „Société Industrielle d'Electricité, Proccdés Westinghouse, in Paris, den Tramway⸗Motor gemacht zu haben. Sie zeigt davon in dem besonderen, für ibre Ausstellung erbauten stattlichen Hause eine ganz imposante Auswahl.
Unerwähnt darf nicht Ir g daß eine Anzahl der großen elektrischen Werke den löblichen Gedanken verwirklicht hat, die Pläne der Anlagen, die sie theils ausgefübrt haben, theils z. 3. nech aug führen, in allen Einjelheiten vor Augen zu führen. Auch hier sind die entsprechenden Darbietungen der deutschen Werke die umfang- reichsten und lehrreichsten. Die Firma Siemens u. Halske zeigt in der Sonderausstellung der deutschen Ingenieurwerke die Pläne und Zeichnungen der im Bau begriffenen Berliner Elektrischen Hochbabn, die .A. E. G.“ ebenso ihre großen, im Memel⸗ Delta ausgeführten Entwässerungsarbeiten, ihre Kraft. Anlagen am Rhein bei Rheinfelden, ihre Berliner Licht⸗Anlagen und die Installation der elektrischen Straßenbahn in Genua. Besonders jene Rheinfeldener Einrichtungen zur Kraft Uebertragung und Vertheilung auf ein großes Gebiet versprechen vorbildlich für ähnliche Anlagen zu werden, deren Enistehung aug den früher angegebenen Gründen in naher Zukunft viel Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Zum Schluß ist noch einer kleinen, unscheinbaren Erfindung zu gedenken, die in der nicht eben umfangreichen dänischen Abtheilung des Elektrizitäts- Palastes von Vielen unbeachtet gelassen wird, bei denen aber, die sie geprüft haben, höchste Ueberraschung und Be⸗ wunderung bervorruft: dag ‚Telegraphon des Ingenieurs Waldemar Poulsen in Kopenhagen.
Um eine Vorstellung von diesem Apparat zu geben, der sich — zum Unterschied von dem Fernsprecher — „ Fernschreiber“ nennt, sei zunächst eines auch auf der Pariser Ausstellung vorhandenen Apparats gedacht, der sich dem Sinne nach ganz ebenso, nämlich ‚Telescripteur“, nennt und von Hoffmann in Bonnevoie, Großherzogthum Luxemburg, vor⸗ geführt wird. Er besorgt das Fernschreiben durch eine Schreib maschine, deren Tastatur, abweichend von einer gewöhnlichen Maschine dieser Art, die Typendrähte einer anderen auf be⸗ liebig entfernter Station aufgestellten Schreibmaschine bewegt und somit dort die Niederschrift dessen besorgt, was in der Aufgabe⸗ Station abklariert wird. Man kann sich leicht vorstellen, wie das mittels des elektrischen Stromes und Elektromagneten geschieht. Es ist im Grunde genommen der seit lange bekannte elektrische Schreib⸗ telegraph in etwas anderer Gestalt. Ganz verschleden hiervon erfolgt das „Fernschreiben“ des Telegraphon durch den in ein Telephon Hinein⸗ sprechenden und obne jede weitere Bemühung desselben als eben dies Sprechen. Ein verbesserter, in die Ferne wirkender Phonograph also? Diese Frage liegt nahe, und in Wahrheit ist die Wirkung des Telegraphons, nämlich die Fixierung von Schallwellen zu späterer Reproduktion, dieselbe, aber die Mittel sind wesentlich andere, wahrscheinlich wesentlich bessere, wirksamere, einfachere, und das Interessanteste dabei ist, daß der Erfindung des Telegrapbons eine Entdeckung von großer Tragweite vorausgegangen ist. Diese Entdeckung bestebt darin, daß jwischen den Polen eines Elektro⸗ magneten hindurchgeführte Siahlbänder oder Stahldrähte wechselnde Magnetisierungezustände des ersteren in sich entsprechend aufnehmen und beliebig lange festhalten, sodaß sir umgekehrt diese Verschiedenheit ihrer Magnetisierung in verschiedenen Theilen wieder auf den Elektro— magneten zu übertragen vermögen, wenn sie an dem anderweit nicht angeregten Magneten vorüber geleitet werden. Hiermit ist zugleich das Schema der Eifindung, gegeben: In eine Telephon⸗ leitung, die zur Niederschrift einer hineingesprochenen Mittheilung benutzt werden soll, ist an der Empfangtstelle ein Elektromagnet ein⸗ geschaltet, dessen Pole um einen Stahldraht von 1 mm Dicke herum greifen und an diesem Drabt leicht schleifen, welcher sich in Länge von etwa 120 m auf einer horizontal gestellten Holzrolle von 25 em Länge und 10 em Durchmesser spiralförmig aufgewickelt findet. Dieser Rolle kann durch ein Uhrwerk eine Drehung von etwa 120 Touren in der Minute und zugleich eine von rechts nach links fortschreiltende Bewegung gegeben werden, die für jede Umdrehung einer Drahtstärke gleich kommt. Wird zur Fixierung einer in das Telephon hineingesprochenen Mittheilung dieser Apparat, das Telegraphon, in Bewegung gesetzt, so übertragen sich die Schallschwingungen in bekannter Art in Form verschleden starker Magnetisierung auf den in die Leitung eingeschalteten Elektromagneten und durch diesen auf den Draht, an dem entlang er schleift. Will man dann, nach beliebig langer Zeit, wissen waz in das Telephon hineingesprochen worden sst, 6 braucht man nur die Walje von ihrem Anfangspunkt an laufen zu lassen, den Hörer ans Ohr ju nehmen und darf sicher sein, daß die im Draht festgehaltenen magnetischen Geregungszustände sich geteeu wieder auf den Elektro⸗ magneten und von diesem auf das Hörrohr übertragen, wo sie in Form derselben Schallwellen, die ursprünglich zu ihrer Gatstehung Anlaß gaben, an das Ohr schlagen. Der Apparat wird in Paris in Thätigkeit gezeigt. Jedermann kann sich am Hörrohr selbst von der Genauigkeit der Wiedergabe überzeugen, die sich sebr vortheilhaft vom Phonographen dadurch unterscheidet, daß die störenden Nebengeräusche nicht vorhanden sind. Letztere sind vom Phonographen unzertrennlich, weil sie mit der mechanischen Arbeit des Stistes in den Vertiefungen der Walje und mit der allmählichen Zerstörung und Abbroöckelung des Phonogramms zusammenhängen. Im Telegraphon findet nur eine ganz leichte Berührung zwischen Magnet-
olen und Draht statt; man kann es deshalb glauben, daß der in . durch Telegraphon vermittelte Satz schon 1200 mal wiederholt worden ist, ohne an Deutlichkeit und Schärfe der Wiedergabe zu verlieren. Abweichend von man Poulsen'sche in vollständig fertiger Gestalt in die DOeffent⸗ lichkeit getreten, so vollständig, daß nicht blog längere Erfahrungen über die Zuverlässigkeit der Funktionen, die Haltbarkeit
. auf dem Draht ꝛc. vorliegen, sondern auch manches Neue und Hochbedeutsame bereits hinzuerfunden ist. Dazu gehört an erster Stelle die nachgewiesene Möglichkeit, das Hineingesprochene auz dem Apparat in beträchtlicher Tonverstärkung wieder heraügtönen zu lassen. Dies wird auf verschiedene Weise erreicht. Entweder man läßt mehrere Elektromagneten in dem Apparat über entsprechend viele Drähte schleifen und sammelt bei Wiedergabe die von den ver⸗ schiedenen Drähten mittelbar hervorgerufenen Schallwellen in einem
. Hörrohr, wobei sich ungefähr der Eindruck erzeugt, als werde im Chor
röme in dem reproduzterenden Elektromagneten, indem man die Wale
. rochen, oder man vermehrt die elektromotorische Kraft der Induktiong⸗ ei Wiedergabe schneller laufen läßt. Man erhält so eine ganz be
n anderen Erfindungen, ist die
trächtliche Verstärkung des Tones, die zuwetlen für das Ohr unerträglich wird, um fo mehr, gig bie Höhe des Tones sich andert, eine ziefe Baßstimme in hohen Diskant übergeht u. dgl. Allem Anschein nach verdient die erfte Form den ,. . die Möglichkeit zeigt, die menschliche Stimme mit Hilfe von Relais noch viel weiter zu tragen, als es jetzt möglich ist, vielleicht dereinst um die ganze Erde. Eine fernere interessante Möglichkeit zeigt der Erfinder in dem, was er das Zeitungs ⸗Telegraphon nennt. Nichts hindert nämlich, gleichzeitig dieselbe in das Televyhon hineingesprochene Mit⸗
theilung durch 10, 109, 1000 Telegraphone niederschreiben zu
lassen, sofern sie nur alle mit der Aufgabestation verbunden sind. Endlich ist man durch eine einfache, aber höchst sinnreiche Vorrichtung im stande, auf denselben Draht mehrere Niederschriften zu machen, ohne daß eine die andere beeinträchtigt, und mit der Wirkung, daß man mit voller Sicherheit diejenigen Mittheilungen abhören kann, die man zu hören wünscht. Poulson erreichte dies anfangs durch zwei Drähte, die er bei Niederschrift parallel, beim Abhören entgegengesetzt schaltete, sodaß ihre Magnetzustände sich kompensierten und dag Hör⸗ rohr, wenn man wollte, stumm blieb. Später hat er die gleiche Wirkung auch mit einem Draht und zweit hintereinander geschalteten Elektromagneten erreicht, deren Pole er eventuell verdreht. Die mag⸗ netischen Eindrücke aus dem Draht oder Band zu entfernen, genügt et, einen stärkeren elektrischen Strom hindurchzusenden, was natürlich keinerlei Schwierigkeiten verursacht. Ohne diese Operation bleiben sie beliebig lange fixiert, ohne an Schärfe und Deutlichkeit einzubüßen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In einer seitens der ausständigen Berliner Kohlenarbeiter lvergl. Nr. 199 d. Bl.) gestern abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, die bisherigen Forderungen fallen zu lassen, das Angebot der Arbeitgeber — 3 M 75 3 bei 11stündiger Arbeitszeit für den Tag, Ueberstunden 40 g, Sonntagsarbeit 56 für die Stunde, 25 S Wochenlohn für Kutscher — anzunehmen und heute die Arbeit wieder zu beginnen.
Kunst und Wissenschaft.
Ueber die Ausgrabungen im Dome zu Speyer wird der Münchener Allgemeinen Ztg.“ weiter berichtet:
Speyer, 22. August. Bei näberer Prüfung der im zuerst aufgedeckten Grabe gefundenen Gewandstücke ließ sich in dem zweiten scheibenförmigen Brustbesatzstück des Deckmantels das in Goldwirkerei ausgeführte Bild des Heilandes feststeuen. Dasselbe ist durch die in geriechischen Lettern abgekürzt ausgeführte Inschrift: „Jesus Christus' gekennzeichnet. Bei den Grabungsarbeiten wurden nordwestlich von dem jetzt geleerten Sandsteinsarkophag Bruchstücke aus Marmor mit Inschriftresten in Kapitalschrift gefunden. Dieselben gehören wahr— scheinlich den im alten Königschor angebrachten Grabmonumenten der Kaiser an. Die über den gestern erwähnten oberen Deckplatten einer östlichen Gräberreihe in Höhe von 82 em liegende sehr feste Auf⸗ mauerung wurde gegen Süden entfernt. Dabei wurden zwei schön gearbeitete, schmale Deckplatten freigelegt. Man glaubt, damit die Südseite der Salier. Graͤber erreicht zu baben. Zur Untersuchung der anthropologischen Funde Ranke aus München eingetroffen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernte und Getreidehandel in Syrien.
Der Kaiserliche General⸗Konsul in Beirut berichtet unter dem 6. d. M. Folgendes:
Das Ergebniß der diesjährigen syrischen Getreideernte muß im allgemeinen als ein günstiges bezeichnet werden. Mit Ausnahme der Distrikte Bekaa, Saida, Sur und Akka, wo die Ernte nur eine mittelmäßige war, war der Ertrag überall gut und reich, namentlich in den Distrikten von Damaskus, Homs, Hawa und im Hauran, sowie in ganz Nordsyrien.
Braugerste wird zur Zeit für England in Gaza und Tripolis aufgekauft, doch hat noch keine Verschiffung nach Europa stattgefunden. Für Egypten sind von Gaza, Tripolis und Lattakie aus bis jetzt etwa 200 000 Stambuler Kele (1 Kele — 37 Liter) und für Antwerpen von Mersina und Karadagh aus etwas 750 t Gerste verschifft worden. Die Nachfrage nach syrischer Braugerste hält an. Die Preise dafür stehen 13,75 bis 14 Fr. per Doppel- Zentner f. a. B.
An Weizen sind ea. 20 0900 Kele von Akka aus nach Marseille und etwa 100 000 Kele von Akka und Haifa nach Egypten ver⸗ frachtet worden. Der Preis für den Doppel⸗Zentner Welzen f. a. B. stellt sich auf 18 Franken.
Die Hefte III und II/ IV 54. Bandes des Organs für natur⸗ wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete der Landwirthschaft Die landwirthschaftlichen Versuchs⸗Stationen“, welches unter Mitwirkung sämmtlicher deutschen Versuchs⸗Stationen von dem Geheimen Hofrath , , . Nobbe, Professor an der König⸗
lichen Akademie uud Vorstand der physiologischen Versuchs. und Samenkontrol⸗ Station ju Tharand, herausgegeben wird (Verlag von Paul Parey, Berlin; Abonnementspreis des Bandes 12 4), erschienen mit folgendem Inhalt: Verhandlungen der XIV. Haupt- versammlung des Verbandes landwirthschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche in dem Sitzungssaale des Bayerischen Land⸗ wirthschaftsraths ju München am 16 und 17. September 1899; Technische Vorschriften des Verbandes landwirthschaftlicher Versuchs⸗ statlonen im Deutschen Reich für die Samenprüfungen; Versuche zur Bestimmung des Gehalts einiger Pflanzen und Pflanzentbeile an Zell⸗ wandbestand theilen, an Hemicellulosen und an Cellulose, von Dr. Albert Kleiber; Mittheilungen aus dem agrikultur⸗chemischen Laboratorium der Versuchsstation Kiel: „Studien über die Eiwelßbildung in der Pflanze“ dritte Abhandlung) von Profefsor Dr. A. Emmerling (hierzu eine Tafel); Mittheilungen auß der landwirthschaftlichen Ver suchsftation und dem agrikultur-chemischen Laboratorium der Universität Jena: Ueber den Stoffwechsel des Pferdez', Entgegnung von Th. Pfeiffer; Mittheilung der Königlichen landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Möckern: , , ,. von Rübenmelassen verschiedener Her ⸗ kunft! von Profeffor Dr. O. Kellner (Ref.), H. Peters, Hr. O. Zabn und Dr. A. Strigel; e, , . aus der bee, , fern. Versuchsstation zu Dahme: „Ueber die Keimung halbreifer und reifer amen der Gattung Cuscuta⸗- und Ueber die Wirkung wechselnder Warmheit auf die Keimung einzelner Samen“ von Dr. W. Kinzel; ‚Chemisches Studium der schwarzen Malve (Althasa rosea) von Dr. C 33 Turin; Die kaolini- sierende Cinwirkung der Wurzeln auf die Feldspate im Erdreichen ven . Dr. Fausto Sestini, Pisa; Ueber die Einwirkung des Kalk ydrateöt auf die Keimung“ von Richard Windisch in Ungarisch⸗ Altenburg; „Entwickelung und schädliche Wirkung von Sensöl aug Rapskuchen von Dr. B. Siollema⸗ Groningen; Verband landwirth⸗ schaftlicher Versuchs. Stationen im Deutschen Reiche; Zur Statistik des landwirthschaftlichen Versuchswesens; Fachliterarische Eingänge.
ist Universitäts⸗Professor Dr. Johannes.
Gesundheitswesen, , , n n und Absperrungs⸗
eln.
Der Ausbruch der Maul. und Klanenseuche unter Sch weinen ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht⸗Viehhofe zu Berlin am 23. August.
Bulgarien.
Durch Verordnung Nr. 380 dez e n, e. Ministeriums des Innern vom 29. Juli d. J. (a. St,) ift die Stadt Aden mit der Küste bis zu Babeel-Man deb, sowie die ganze Käste des Hedia; (Arabien) wieder für rein von Pest erklärt worden. (Vgl. . R.⸗Anz.“ Nr. 65 vom 14. März d. J.)
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Konstantinopel, 23. August. (W. T. B.) Auf dem von der Insel Syros kommenden Schiff Nigger“ der „Messageries maritimes“ wurde bei einem vierzehnjährlgen Armenier Pe st . Das Schiff ging mit dem Kranken an Bord wieder n See.
Verdingungen im Auslande.
Belgien.
29. August, 1 Uhr: Börse in Brüssel: Lieferung von Bebnrfg⸗ gegenständen für die belgischen Staatsbahnen 1) zu liefern * Mecheln (gare de Muxysen) 2600 kg rohes Gisen- Blech; 1706. Packete Funkenroste für Dampfwagen 1. Klasse; 40 Ventil= büchsen mit Hähnen für Lokomotiven und Lokomotib⸗ wagen; Handgriffe und Charniere aus Messing, Blechplatten, eiserne Dachrinnen für Waggons, Federn für Bremsen und Thürschlösfer, 90 Werkzeugkaften aus Blech für Maschinisten, 100 Schmierscheiben aus streckbarem oder gestanztem Eisen für die Schmierbüchfen der Maschinen⸗Vorderachsen, 4900 Tüllen für die Vorhängestöpsel, 140 guß⸗ eiserne Bremsenblöcke, 6000 Scheibenträger Nr. Z für Wagen, 5. Sel« schmierbüchsen aus Stahl und andere Bestandtheile aus Metall für Wagen und Lokomotiven, 17 Loose; 2) zu liefern in Ans: 800 Träger für flache Wagen von 15 Tonnen; 3) zu liefern in Gandbrugge: Bestandtheile für Wagenthüren. 2 Loose; 4) zu liefern in Brainele⸗Comte: 30 kleine Hebel für amerikanische Bremswellen und andere Beftand⸗ theile für Bremsen; 5) zu liefern in Cuesmes:; Bestandtheile für Gestänge; 6) zu liefern in Jemelle: Wagen⸗(Verschluß ) Bestand—⸗ theile, 2 Loose; 7) zu liefern in Löwen; 17 000 Kg gesteecktes Gisen in Stäben, Bremsentheile, eiserne Bufferscheiben und Kolben, 4 Loose; 8) zu liefern an verschiedenen Orten: 4600 Stahlro ringe, 65 guß⸗ eiserne Retorten.
31. August, 11 Uhr. Hospices civils in Brüssel, Boulevard du jardin botaniqus: 2200 kg St. Domingo oder Santoskaffee.
5 Sptember, 11 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung eines Ponton für den Gesundheltsdienft auf der Schelde (Station Dou. 6700 Fr. 650 Fr. Kaution. Speziallastenheft 10.
15. Seytember. Kartoffellieferungen für 1 Jahr, vom 1. Ok tober ab, für die Gefängnisse in Andenarde, Termonde, Namur und Tongres.
Nächstens. Börse in Brüssel: Abtragung und Errichtung der Fundamente und eines Theiles eines Schuppens für die Hafenanlagen in Brüssel. 444 721 Fr. Kaution 28 000 Fr.
Nächstens. Bureau de Mr. le percepteéur des Postes in Voreg: Bau eines Postgebäudes. 178 023 Fr. Kaution 8850 Fr. Spezliallastenheft Nr. 58.
. Nächstenz. Börse in Brüssel: 70 Tender von 13 000 1 Raum⸗ gehalt für Lokomotiven, Typus 30 7 Loose. 57 Rädersätze für Lokomotiven und Tender, 2 Loose. Speziallastenheft Nr. 646.
Nächsteng. Börse in Brüssel: Heizröhrenbleche für Lokomotiv⸗
Feuerkästen und 150 Stahlreifen für Tenderräder.
Verkehrs⸗Anftalten.
Nech immer werden zahlreiche Sendungen aus Berlin nach Orten außerhalb dez Nachbarortsbezirks nach der Ortstaxe frankiert und müssen deshalb mit Nachtaxe belegt werden. Inghesondere gehen in Adlershof, Köpenick, Groß⸗ Lichterfelde, Marienfelde b. Berlin, Steglitz und Südende viel- fach ungenügend frankierte Sendungen aus Berlin ein. Es wird deshalb von neuem darauf hingewiesen, daß zum Rachbarortsverkehr mit Berlin nur folgende Post⸗ orte zugelassen sind: Baumschulenweg b. Berlin, Charlotten- burg, Friedenau, Friedrichsberg b. Berlin, Grunewald (Bj. Berlin), Halensee, Lichtenberg b. Berlin, Neu Lichtenberg b. Berlin, Neu⸗ Weißenste, Niederschönhausen, Pankow b. Berlin, Plötzensee, Reinicken« dorf (Ost), Reinickendorf (West), Rixdorf, Rummelsburg b. Berlin, Schmargendorf (Bz. Berlin), Schöneberg b. Berlin, Stralau, Tempelhof, Treptow b. Berlin, Westend und Wilmergdorf b. Berlin.
Die sibirische Eisenbahn.
Die St. Petersburger Zeitung“ giebt folgende Uebersicht des Gisenbahnverkehrs auf der Transbaikal⸗Eisenbahn.
Von Wladiwostok nach Chabarowsk werden täglich Eisenbahn⸗ züge befördert, die aus Waggons der drei Klassen bestehen; zum Bestande eines jeden Zuges en ein Restaurationswagen, der die Reisenden für 3 bis 5 Rbl. täglich verpflegt. Die Fahrt von Wladi wostok bis Chabarowek koster erster Klasse 17 Rbl, zweiter Klasse 10 Rbl. 20 Rop. und dritter Klasse 6 Rbl. 80 Kop. Die Entfernung beträmt 716 Werst; die Fahrt dauert 28 Stunden.
Die Strecke von Chabarowsk über Blagowieschtschensk nach Strjetensk (2136 Werst) wird auf dem Amur und der Schilka auf Dampfern zurückgelegt. Die Amur Dampfschiffabrtagesell schaft exvediert jeden fünften Tag aug Chabarowsk einen Postrampfer, der bis Blagowjeschtschentk sechs Tage fährt. Die Verpflegung kostet 2 Rbl. täglich. n .
Die Fahrt von Blagowjeschtschensk bis Strjetensk wird in ungefähr acht Tagen zurückzelegt. Bei niedrigem Wasserstande werden die Pa fag ere auf Barken befördert, die von Dampfern mit geringem
iefgang geschleppt werden. Die Fahrt von Chabarowek big Blagowjeschtschensk (918 Werft) kostet erster Klasse 22 Rbl 96 Kop, zweiter Klasse 13 Rbl. 77 Kop. und dritter Klaffe 3 Rbl. 6 Kop. Von Blagowjeschtschensk bis Strj⸗ tens (197 Werst) erster Klasse 29 Rol. 94 Kop., zwelter Klasse 17 Rbl. 96 Kop. und dritter Klasse 3 Rbl. 99 Koy., Bagage pro Pud 1 Rbl. 20 Kop.
Vong Strjetensk an reist man mit der Eisenbabn; die Züge gehen dreimal in der Woche ab und treffen üder Tschita am dritten Tage in Myssowaja ein, wo die vier Stunden wabrende Urberfahrt über den Baꝛkal la nde die Entfernung vom anderen Ufer dez Bailal bis Irkutek beträgt 62 Werft. Die Gesammtentfernung von Str tensk beträgt 1175 Werft. Die Fahrt kostet für alle Wagenklassen 19 Rbl.
wischen Irkutsk und St. Petersburg verkebren täglich aus allen Wagenklassen bestebende Züge; die Fahbrtdauer beträgt 12 233 die Entfernung 5597. Werst. Dre Fabrpreife stellen sich erster Kla auf 69 Rbl. 50 Kop, zweiter Klasse auf 41 Rbl. 70 Rop. uad dritter Klasse auf 27 Rol. 80 Kop. ; n
Außer den täglichen ZügLen wird aus Irkutsk an jedem Freitag ein durchgehender Sar n nach Moskau abgelassen Der von Wiang nach St. 1 kann also in 30 big 30. wrückgelegt werden. Die Reise in umgedebrter Richtung wird um mindestens sechs Tage rascher zurückgelegt, da die Dampser fahrt