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Die von heute ah zur Ausgabe gelangende Rummer 44
des „Reich s⸗Gesetzblatts“ enihält unter
Rr. 27I6z die Prrordnung. betreffend das strafgerichtliche
Verfahren gegen Militä . der Kaiserlichen Schutz⸗
truppen, vom 18. Juli 1900; und unter ; Nr. ANI7 die Ausführungsbestimmungen zu der Ver⸗
ordnung vom 18. Juli 1900, betreffend das strafgerichtliche
Verfahren gegen Militärpersonen der Kaiserlichen Schutz⸗ truppen, vom 23. Juli 3. chutz Berlin W., den 29. September 1900. Kaiserliches Post⸗Zeitungsamt. Weberstedt.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den dem russischen Adelstande angehörigen Professor Dr.
med. Ernst Otto Buengner, Direktor des Landkranken⸗
auses zu Hanau, als von Buengner in den preußischen delstand aufzunehmen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Reichsbevollmächtigten für Zölle und Steuern, Ge— heimen Regierungsrath Triest in Karlsruhe zum Geheimen Finanzrath und Provinzial-Steuer⸗Direktor,
den Professor an der Landesschule Pforta Dr. Gu stav Kettner und den Professor am Gymnasium in Marburg Jakob Loeber zu Gymnasial⸗Direktoren zu ernennen, sowie
dem Ober⸗Bürgermeister Vietor Kar fer in München⸗ Gladbach den Charakter als Geheimer Regierungsrath,
dem Geheimen Registrator im Ministerium des Innern, Kanzleirath Dreßler anläßlich seines Uebertritts in den Ruhestand den Charakter als Geheimer Kanzleirath,
dem Regierungs⸗Hauptkassen⸗ Buchhalter Harnisch zu Hannover und dem Eisenbahn⸗Sekretär Schumann in Erfurt aus demselben Anlaß den Charakter als Rechnungsrath und
dem Eisenbahn⸗Sekretär Liebenam in Münster i. W. den Charakter als Kanzleirath zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Archiv⸗Direktor, Geheimen Archivrath Dr. phil. Woldemar Harleß in Düsseldorf die von ihm nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst mit Pension zu bewilligen und den Archivar, Archivrath Dr. phil. Theodor Il gen zum Archiv⸗Direktor zu ernennen.
Staats⸗Ministerium.
Dem Archiv⸗Direktor, Archwvrath Dr. phil. Theodor . ist die Archio⸗Direktorstelle in Düsseldorf übertragen worden.
Finanz⸗Ministeri um.
Dem Provinzial⸗Steuer⸗Direktor, Geheimen Finanzrath Triest ist die Stelle des Provinzial⸗Steuer⸗-Direktors für die Rheinprovinz zu Köln verliehen worden.
Die infolge Pensionierung ihres bisherigen Inhabers er— ledigte Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Ahr— weiler ist dem Rentmeister Spang in Rathenow,
dessen bisherige Stelle dem Rentmeister Menzel in Fischhausen,
die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in m dem früheren Rentmeister, jetzigen Regierungs⸗
ekretär bei der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin Sakritz,
die infolge Pensionierung ihres bisherigen Inhabers er— ledigte Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Siegen dem Rentmeister Fourman in Zielenzig,
dessen bisherige Stelle dem früheren Rentmeister, jetzigen Steuer⸗Sekretär Jansen in Koblenz,
die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Wittmund dem Rentmeister Schlömer in Domnau,
die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Domnau dem Rentmeister Ackerm ann in Wittmund und
die infolge Versetzung ihres bisherigen Jnhabers erledigte Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Hünfeld dem Rentmeister Fülling in Gersfeld verliehen worden.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Die bisherigen Landmesser Höffinghoff in Bielefeld
und Klein in Essen sind zu Königlichen Ober⸗-Landmesfern ernannt worden.
Der Charakter als Hegemeister ist verliehen worden den . Karl Borth zu Tarnowitz, Oberförsterei Stoberau, Regierungsbezirk Breslau, Amandus Dorn zu Wiebeck, Oberförsterei Medingen, Regierungsbezirk Lüneburg, Aug ust ee, zu Altenhagen, Oberförsterei Springe, Regierungs⸗
ezirk Hannover, Karl Hentschel zu Neuewelt, Oherförsterei
RNogelwitz, Regierungsbezirk Breslau, aver Kobierski zu
Elm, Oberförsterei Axstedt, Regierungsbezirk Stade, Friedrich Schomburg zu Frauenwalb, Oberförsterei Hinternah, Re⸗ ö Erfurt, Reinhold Weidner zu Ottersteig,
berförsterei Charlottenthal, Regierungsbezirk Marienwerder, und August Zimmermann zu Stapel, Oberförsterei Karrenzien, Regierungsbezirk Lüneburg.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Dem Gymnasial-Direktor Loeber ist die Direktion des Gymnasiums in Kiel und
dem Gymnasial⸗Direktor Dr. Kettner die Direktion des Gymnasiums in Marburg übertragen worden.
Dem ordentlichen Lehrer an der Königlichen Kunstschule . n . Siegert ist das Prädikat „Professor“ eigelegt un
den ordentlichen Seminarlehrern Roman Graszyns ki h. Rawitsch und Heinrich Thiel o k Erfurt bei ihrem usscheiden aus dem Amt das Prädikat „Oberlehrer“ ver⸗ liehen worden
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Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗Unisersität. BSekanntmachung. .
Die Immatrikulationen bei der , Uni⸗ versität für das bevorstehende Winter⸗Semester beginnen am 8. Oktober und schließen mit dem 5. November
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Jeder, der immatrikuliert zu werden wünscht, hat sich e,. bei dem Pförtner der Universität mit einer Zu⸗ assungskarte zu versehen. Ort und Stunde der Imma⸗ trikulation wird bei dieser Gelegenheit mitgetheilt werden.
Behufs der Immatrikulation haben vorzulegen, und zwar sämmtliche Zeugnisse im Original:
1) die Studierenden, welche die Universitätsstudien erst beginnen, und zwar Angehörige des Deu tschen Reich s: dasjenige Reifezeugniß einer . Lehranstalt, welches für die . zu den ihrem Studienfach ent⸗ sprechenden Berufsprüfungen in ihrem Heimathsstaat vor— geschrieben ist, Ausländer: ausreichende Legitimations— papiere (Baß 2c.) und amtliche Zeugnisse über die erlangte Schulbildung;
2) die Studierenden, welche von einer anderen Universität kom men: die zu 1 geforderten Zeugnisse und ein Abgangszeugniß von jeder der früher besuchten Uni⸗ versitäten.
Angehörige des Deutschen Reichs, welche ein Reifezeugniß nicht erworben, jedoch wenigstens dasjenige Maß der Schulbildung erreicht haben, welches . die Er⸗ langung der Berechtigung zum Einjährig⸗Freiwilligen⸗Dienst vorgeschriehen ist, können mit besonderer Erlaubniß der unter—⸗ zeichneten Kommission auf vier Semester immatrikuliert und bei der philosophischen Fakultät eingetragen werden.
Die bezüglichen Gesuche sind unter Beifügung der Zeug⸗ nisse persönlich an den Universitäts-Sekretär abzugeben. For⸗ mulare zu denselben können bei dem Ober⸗Pedell in Empfang genommen werden.
Berlin, den 20. September 1900.
Die Immatrikulations-Kommission. In Vertretung: H. A. Schwarz. Daude.
Ministerium des Innern.
Bei dem Ministerium des Innern ist der Geheime Kanzlei⸗Sekretär Leß zum Geheimen Registrator und der Ge⸗ heime, Kanzlei⸗Assisten Kötter zum Geheimen Kanzlei⸗ Sekretär ernannt worden.
Angekommen:
Seine Excellenz der Präsident des Reichsbank⸗Direktoriums, Wirkliche Geheime Rath Dr. Koch, von der Dienstreise;
der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Ober⸗Baudirektor Schroeder, vom Urlaub. Abgereist:
der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungsrath Kirchhoff, in dienstlichen Angelegenheiten nach dem Rhein.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preuß en. Berlin, 1. Oktober.
Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Ver— kehr und die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats— Minister Graf von Bülow ist nach Berlin zurückgekehrt.
Der Kagiserliche Gesandte in Bern von Bülow ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der hiesige Großherzoglich hessische Gesandte von Neid⸗ hardt ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandischaft wieder übernommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Staatsrath Freiherr von Stengel ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt.
Den Archiv⸗Hilfsarbeitern Dr. phil, Martin Meyer beim Staats⸗Archiv in Koblenz, Dr. phil. Ernst Müsebeck beim Staats⸗Archip in Schleswig ünd Dr. phil. Melle Klin kenborg beim Historischen Institut in Rom ist der Amtstitel „Archip⸗Assistent“ beigelegt worden.
Es sind versetzt worden: der Archip⸗Hilfsarbeiter Dr. phil. Friedrich Lau von Berlin an das Staats-Archiv in Stettin und der Archiv⸗-Hilfsarbeiter Dr. phil. Rudolf Martiny von Königsberg an das Staats⸗Archio in Koblenz.
Laut Meldung des ‚„W. T. B.“ ist S. M. S. „Stosch“, Kommandant: Kapitän zur See Ehrlich, am 29. September in Vigo eingetroffen.
Die 2. Division des J. Geschwaders, Divisionschef: Kontre⸗Admiral Geißler, ist am 28. September in Taku angekommen.
S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Kapitän zur See von Usedom, ist am 25. September in Taku eingetroffen.
S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetien⸗Kapitän Peters, ist am 28. September von Tschifu nach Taku in See gegangen.
Der Lazarethdampfer „Gera“, Detachementsführer: Kapitänleutnant Beg as, sowie die Torpedoboote „s 90“, „G ol und 8 92 sind heute in Amoy eingetroffen.
Der Dampfer „Prinz⸗Regent udn nah mit der abgelösten Besatzung von S. M. S. „Cormorgn“, Trans⸗ portführer: Oberleutnant zur See Sch uur, ist gestern in Port Said angekommen und an demselben Tage nach Neapel in See gegangen.
il des heim, 29. September. Der heutige Tag war ein Festtag für unsere altehrwürdige Staht. Das neue Reichsbank⸗Gehäu de, welches zur Aufnahme der feit dem Semmer 1833 hier an Stelle der früheren Nebenstelle er= richteten Reichsbankstelle bestimmt ist, wurde unter Theilnahme, des dazu von Berlin herübergekommenen Reichsbank⸗Präsidenten, Wirklichen Geheimen Raths Dr. Koch, der Spitzen und zahlreicher Mitglieder der Staats- und Stadt— behörden sowie des zandelsstandes aus Stadt und Umgegend festlich eingeweiht., Dasselbe ist, in Anlehnung an die Master der Vorzeit, welche uns hier überall umgeben, aus edlem Material erbaut, eine Zierde der Staßt. Der Reichs⸗ bank⸗Präsident Dr. Koch schilderte in seiner Eröffnungsrede die Entwickelung der im Januar 1870 errichteten Bank— anstalt aus kleinen Anfängen zu ihrer jetzigen Bedeutung und die räumlichen Wandlungen, welche sie unterdessen erfahren hat Ereschloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, Allerhöchstwelchen wir binnen kurzem in unseren Mauern zu sehen das Glück haben werden. Es folgten Reden des Regierungs⸗ Präsidenten von Philipsborn, des Ober⸗Bürgermeistert Struckmann, des Vorsizzenden der Handeltkammer, Kom— merzienraths Schoch, des Bankyirekiors Seydel und des Direktors der Hildesheimer Bank Leeser, welche sämmt— lich ihrer Freude über das wohlgelungene Bauwerk und ihrem Dank gegen die Reichs bankverwaltung Ausyruck gaben. Direktor Leeser erklärte namens seiner Bank, daß diese als Schmuck für das neue Geschäftsgebäude der Reichsbankstelle das leben— große Bildniß des Präsidenten bestimmt habe, und bat um Annahme dieser Widmung. — Der Reichsbank Präsident Dr. Koch sprach seinen Dank und namens der Reichsbank die Annahme des Geschenks aus. Auf die Besichtigung der schönen, hellen Geschäftsräume und der Dienstwohnung folgte ein von der Handelskammer veranstaltetes Festmahl, an welchem 36 Personen einschließlich der als Ehrengäste geladenen Spitzen der Zivil ⸗ und Militärbehöͤrden theilnahmen. Das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser brachte der Regierungs⸗Präsident aus. Daran schlossen sich die Begrüßung des zwischen diesen und dem Handelskammer-Praͤsidenten sitzenden Hauptehrengastes, Wirklichen Geheimen Raths Hr. Koch durch Kommerzienrath Schoch, die Erwiderung des Reichsbank⸗Präsidenten und zahlreiche Toaste von seiten der Vertreter der Stadt und des Handels- und Gewerbe— standes an. All jemein herrschte der Eindruck großer Ein— müthigkeit aller Berufsklassen in Stadt und Land in der Freude über dag neue Bauwerk, welches eine Bürgschaft fur das weitere Gedeihen unseres Erwerbslebens bildet, und in der Würdigung der großen Leistungen der Reichsbank. Am Abend fand noch eine zwanglose Vereinigung der Theilnehmer an den vorangegangenen Festlichkeiten statt. Der Reichsbank-Präsident Dr. Koch verläßt morgen unsere Stadt, von der er sicherlich die besten Eindrücke mitnimmt.
Bayern.
Der Chef des Ingenieur⸗Korps und Inspekteur der Festungen, General der Infanterie von Popp begeht, der „Allg. Ztg.“ zufolge, heute die Feier seines 5bjährigen Dienstjubiläums.
Württemberg.
Seine Majestät der König ist, wie der „St. A. f. W.“ meldet, am 2. v. M. von Bebenhausen und Ihre Majestät die Königin an demselben Tage von Schloß Ratiborstz in Böhmen nach Stuttgart zurückzekehrt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Seine Hoheit der Prinz Bernhard Heinrich ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Morgen 8 Uhr in Eisenach ver— schieden.
Der verstorbene Prinz war am 18. April 1878 geboren und der zweite Sohn des am 20. November 1894 verstorbenen Erbgroßherzogs Karl August und seiner Gemahlin, der Erb— großherzogin Pauline, geborenen Prinzessin von Sachsen⸗ Weimar⸗Eisenach. Höchstderselbe war Leutnant im 3. Garde— Ulanen⸗Regiment und wurde bei dem 5. Thüringischen In⸗ fanterie⸗Regiment Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) und dem Sächsischen 1. Königs- Husaren⸗ Regiment Nr. 18 3 la suite geführt.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie „W. T. B.“ aus Goerz meldet, erwiderte der Kaiser am Sonnabend auf die Ansprache des Landeshaupt— manns Pajer von Mourioa, welcher Allerhöchstdemselben eine für die Jubelfeier geprägte Den kmünze über⸗ reichte: die treue Anhänglichkeit der Goerzer Bevölkerung beweise aufs Neue die von Goerz stets opfeifreudig bethätigten Gefühle und gebe die Gewähr, daß die ererbte kaiser⸗ und reichstreue Gesinnung auch weiterhin ein unlösliches Band zwischen Volk und Fürst bilden werde. Er wolle das Gedenkzeichen als symbolisches Unterpfand für diese treue Bethätigung vaterländeschen Geistes bewahren. In Laufe des Nachmittags fand im Landhause in Gegenwart des Kaisers die Enthüllung einer Votiotaf el zur Erlnnerung an die vierhundertjährige Zugehörigkeit von Goerz und Gradisca zu Oesterreich statt; späͤter besuchte Seine Majestät das anläßlich Allerhöchstseines Regierungsjubiläums erbaute städtische Krankenhaus und kehrte um 5i/, Uhr in das Hof— lager zurück; den Abschluß der Feier bildeten eine Illumination und ein Fackelzug. Gestern Nachmittag ist der Kaiser unter den lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung wieder von Goerz nach Schönbrunn abgereist.
Das Prager Blatt „Politik“ veröffentlicht eine Zuschrift des Grafen n Mitgliedes des Herrenhauses, in welcher dieser sich für die Bildung einer aus patriotischen Männern aller Nationalitäten und Parteien zusammengeseßtzten österreichi⸗ schen Patriotenpartei ausspricht. Das Programm der Patriotenpartei solle u. 4. folgende Punkte enthalten: eine Verfassungsreform auf Grund der bestehenden Gesetze, Ein⸗ führung direkter Wahlen, Gleichberechtigung in Kirche, Schule und Gericht, Reform der Landtagswahlordnung, Schutz der nationalen Minderheiten, Aufrechterhaltung der deutschen Sprache, als einer Weltsprache, in der Armee und Zentralregierung, Erlernung einer zweiten Landessprache als obligatorischen Gegenstandes in den . Besserung der Lage der Arbeiter. Dies solle auf dem Wege des , . mittels einer aus Patrioten bestehenden Mehr⸗ heit des Abgeordnetenhauses unter Führung einer aus Ver⸗
tretern aller Völker zusammengesetzten Regierung durchgeführt werden.
Der gestern Vormittag in Trautenau abgehaltene, von
etwa 4000 Personen besuchte V olkstag der deutsch⸗radikal⸗ nation alen Partei verlief o Hne Störung. Derselbe nahm ein⸗ stimmig eine Resolution an, in welcher die Nothwendigkeit einer energischen, rücksichtslosen nationalen Politik betont und ver⸗ langt wird, die Volksvertreter sollten zukünftig insbesondere dahin wirken, daß die deutsche Sprache als Staatssprache erklärt, das Bündniß mit dem Dent schen Reiche den Staatsgrund⸗ esetzen einverleibt und ein JZoll- und Handelsbündniß mit . Deutschen Reich angestre bt werde. In der gleichzeitigen Veranstaltung der liberalen Patel erblicke der Volkstag einen Versuch, dem Liberalismus wieder ,. und spreche dem Bürgermeister von Trautenau Die schärfste Mißbilligung darüber aus, daß er ineinem Telegramm An die Kabinetskanzlei um das Ver⸗ bot des Volkstages der deutsch⸗wadikal⸗nationalen Partei gebeten . der Volkstag fordere den Bürgermeister auf, sein Imt niederzulegen. Nach Sch Luß der Berathungen legten die Theilnehmer des Volkstages eirren Kranz an dem Denkmal des Kaisers Franz Joseph nieder. Gleichzeitig fand dort der deu tsch⸗ fortschrittliche Parteitag sitatt, an welchem über 1000 Personen, darunter zahlreiche Abgeordnete, theilnahmen. Der Bürgermeister von Tran tenau gab die Erklärung ab, daß er das Telegramm an die Kabinetskanzlei nicht im Ein⸗ verständniß mit der Parteileit ung der deutsch⸗fortschrittlichen Partei, sondern als Bürgermeifter von Trautenau abgesandt habe, weil er eine Gefährdung der Ruhe und der Ordnung befürchtet habe. Der Parteitag nahm eine Resolution an, in welcher die Nothwendig keit einer gründlichen Heilung der den ganzen Staat sch ädigenden trostlosen Zustände betont und hervorgehoben wird, daß eine dauernde Gesun⸗ dung der staatlichen Verhältnisse nur möglich sei, wenn den gegen die Reichseinheit, die Verfassung und auf die Zurück— drängung des Deutschthums gerichteten Bestrebungen jede Aussicht auf Verwirklichung genommen werde. Die Grund⸗ bedingung für die Herstellumg geordneter Verhältnisse sei die gesetzliche Festlegung der denrttschen Staatssprache, sowie die Durchführung der nationalen Abgrenzung und der nationalen Theilung der gesammten Verwaltung Böhmens. Der Parteitag bezeichnete als wichtigste Pflicht der Regierung, die Rechte und Interessen des Staats gegenüber den mit der Reichsverfassung unverein baren nationalen Ansprüchen, insbesondere den auf Verwirkiichung des böhmischen Staats⸗ rechts, zu schützen. Der Parteitag nahm ferner eine Resolution an, welche die Spaltung der De ntschen Oesterreichs in mehrere Parteien auf das tiefste beklagt und sich für den Zusammen⸗ schluß aller national und fortschrittlich gesinnten Deutschen zu einer einheitlichen nationalen Parteiorganisation ausspricht und die gegen die deutsche Fortschrit tspartei gerichteten Angriffe und Beschuldigungen als grundlos zurückweist. Nach Schluß der Berathungen wurde von den TDTheilnehmern der Versammlung ein Kranz an dem Denkmal des Kaisers Franz Joseph niedergelegt.
Großbritannien und Irland.
Der Feldmarschall Lord Ot oberts ist, wie „W. T. B.“ meldet, an Stelle des Feldmarschalls Lord Wolseley zum Oberbefehlshaber der Armee ermannt worden.
Bis zum Sonnabend Abend lagen die Ergebnisse aus 64 Wahlbezirken vor, in denen Gegenkandidaten nicht auf— estelt waren. Unter den Wied ergewählten befindet sich außer em Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain auch der Unter⸗Staatssekretär des Krieg Samts Wyndham.
Ru sz Land.
Der Kaiser und die Kaise win sind gestern in Sebastopol eingetroffen.
Der Verweser des Mini steriums des Aeußern Graf Lamsdorff und der Direktor des ersten Departements, Staatsrath Hartwig haben sich, wie dem W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, gestern nach Jalta begeben.
Auf Befehl des Kaisers wird im europäischen Rußland ein aus 4 Bataillonen bestehendes Infanterie⸗Festungs⸗ Regiment gebildet werden, welches nach der Provinz Kwantung entsandt werden soll.
Sta Cien.
Der Papst begab sich am Sonnabend Mittag, wie „W. T. B.“ berichtet, nach Der St. Peterskirche, wo er 15009 italienischen und aus lLéindischen Pilgern seinen Segen ertheilte. Dem Papst wurde ein enthusiastischer Empfang bereitet.
Tür Fei.
Einer Meldung des „W. D. B.“ aus Konstantinopel ef elße ist der Schah von P ersien an Bord der Kaiser— ichen Jacht „Izzeddin“ gestern Mittag dort eingetroffen.
Bulgarien.
In der vorgestern abgehaltenen Sitzung des Minister⸗ raths wurden die Angebote, welche in der am V. September abgehaltenen Versteigerung des Zehntenkorns gemacht wurden, nicht angenommen. Si ne neue Versteigerung soll am 28. Oktober stattfinden.
Amer i ka.
Ein Telegramm der „New Mork Times“ aus Washington besagt: wenn der Einspruch der Vereinigten Staaten gegen die Ernennung des Prinzen Tuan zum Präsidenten bes Staatsraths unberücksichtigt bleibe und der Prinz Tuan in dieser Stellung belassen werde, so würden die Vereinigten Staaten es ablehnen, mit China in Verhandlungen zu treten, es sei denn, daß die Garantie dafür gegeben werde, daß das Verhalten der chinesischen Friedensunterhändler nicht der Zensur des Kaisers unterliegen solle.
Aten.
Der General⸗Feldmarschall GSraf von Waldersee, welcher, wie „W. T. B.“ meldet, nach seiner Ankunft in Taku am 27. v. M. seine militärische Thätigleit in Petschili begonnen ett traf am Freitag Nachmittag in Tientsin ein. Bei seiner
nkunft hatte eine Ehrenwache, welche aus Truppen aller Verbündeten bestand, auf dem Bahnhof Aufstellung genommen.
Die deutschen , „Sach sen! und „Straßburg“ sind am 25. v. M. in Taku eingetroffen.
Dem Reuter 'schen Burea n“ wird aus Tien tsin vom 28. September gemeldet, der Seneral Gaselee sei an dem
enannten Tage dort eingetroffen und werde nach einem Hesuch bei dem General⸗Feldmarschall Grafen von Waldersee sich nach Taku begeben, um dern Admiral Seymour einen Besuch abzustatten. Nach seiner M ücklehr werde eine Konferenz der Befehlshaber der verbündeten Druppen abgehalten werden. — Am 2. v. M seien von den Deulschen zu Ehren des Grafen
er, ,, ein Fackelzug und Zapfenstreich veranstaltet worden.
Dasselbe Bureau erfährt aus Peking vom 24 v. M., der Prinz Tsching habe den fremden Gesandten auf ihren Rathschlag, daß der Kalserliche Hof nach Peking zurückkehren solle, erwidert, er habe an die Kaiserin⸗Wittwe eine Denkschrift darüber gerichtet. — Es sei beschlossen worden, daß der General⸗Feldmarschall Graf von Waldersee einen der Kaiserlichen Palaͤste besetzen und daß ein Theil der deuischen Truppen daselbst einquartiert werden solle. Die allgemeinen ,, für das Winterlager seien wieder aufgenommen worden.
Der „Times“ wird aus Peking vom 24. v. M. be⸗ richtet: wie amtlich gemeldet werde, seien die Engländer auf⸗ gefordert worden, an dem Angriff auf Peitang tel, nehmen; da sie aber zu spät eingetroffen seien, hätten sie die . im Besitz der Russen, Franzosen und Deutschen gefunden.
Dem ‚„Reuter'schen Bureau“ wird aus Peking vom 27. September gemeldet: Der amerikanische diplomatische Ver⸗ treter Rockhill habe sich unter Eskorte von Kavallerie nach Tientsin begeben. Er werde später nach Nanking gehen und das Hangtsethal besuchen, um die Sachlage dort zu prüfen. Er wolle auch den dortigen Vize⸗Königen den Rath ertheilen, in einem Schreiben an die Kaiserliche Regierung nach⸗ drücklichst zur Rückkehe des Hofes nach Peking aufzufordern.
Aus Tientsin vom 24. v. M. berichtet dasselbe Bureau, zwei russische Feld⸗Batterien seien in Peking angekommen und
würden wahrscheinlich nach Paoting⸗-fu abgehen. Die
Russen seien jetzt in Lutai. Es scheine kein unmittelbarer Vormarsch nach Tang⸗schan erwogen zu werden, da, wie es heiße, die Besorgniß bestehe, daß die Chinesen die Bergwerke und die Eisenbahnanlagen zerstören könnten. Ferner sei be⸗ richtet worden, daß Deutsche und Russen mit einem Kriegs⸗ schiff und Transportschiffen Taku verlassen hätten, um Schan— hai⸗kwan anzugreifen.
Die „Agence Havas“ meldet aus Taku vom 28. v. M., es würden mehrere Nationen mit den Russen bei der Be⸗ wegung auf Schan-⸗hai⸗kwan zusammenwircken. Der General Voyron schicke hierzu ein Bataillon ab. Derselbe habe ferner eine Aufklärungsabtheilung in der Richtung auf Paoting⸗fu ausgesandt. Ez träfen noch immer fran⸗ zösische Truppen in bester Verfassung in Taku ein.
Ein in New York eingetroffenes Telegramm aus Tientsin vom 25. September meldet: wie ein Bote berichte, seien 13 schwedische Missionare im Norden von Schansi ermordet worden. .
Dem „Standard“ wird aus Schanghai vom 28. v. M. gemeldet, im dortigen Arsenal werde Tag und Nacht an der Herstellung von Kriegsmaterial gearbeitet, das nach dem
torden und dem Westen verschifft werde. Es verlaute, daß die Vize-Könige am Hangtse schleunig die Vertheidigungs⸗ mittel der Flußhäfen verstärkten.
Nach einem Telegramm des New York Herald“ aus Schanghai verlaute dort aus zuverlässiger chinesischer Quelle, daß die den Ausländern freundlich gesinnten Vize⸗Könige der südlichen Provinzen Lin⸗-kun-jzi, Tschang⸗tschi⸗tung und Juan⸗schi⸗kai in einer an den Thron gerichteten Denkschrift gegen den Prinzen Tuan und die Generale Kuang-⸗ji und Tung-⸗fu⸗hsiang schwere Anklagen erhoben hätten. Tung-⸗fu⸗hsiang habe indessen noch immer den Oberbefehl über die chinesischen Truppen.
Wie „W. T. B.“ aus Schanghai vom 29. September meldet, ist daselbst ein Kaiserliches Edikt, datiert Tayanfu, 25. September, veröffentlicht worden, welches besagt: Der Thron sei an der Lage unschuldig, sie sei vielmehr dadurch hervorgerufen, daß Prinzen und Großwürdenträger die Boxer begünstigt hätten. Jene müßten daher bestraft werden. Unter den Schuldigen werden die Prinzen ersten Ranges Chuang Tsai Hsün und Tpo Ching aufgeführt und ihres Ranges und ihres Amts für verlustig erklärt. Der Prinz zweiten Ranges Tuan solle ebenfalls alle Aemter und Gehälter verlieren und dem Hofgericht zur strengen Bestrafung überwiesen werden. Ferner sollen der Herzog zweiten Ranges Tsai Lan und der Vize⸗Präsident des Zensorats Mingmin bestraft werden. Für den assistierenden Groß⸗Sekretär, Präsi⸗ denten des Justiz-Ministeriums Chaoschuchigo sollten das Zensorat und die Minister eine Strafe als Warnung vor⸗ schlagen. — Dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge findet in Schanghai in dortigen amtlichen Kreisen die Nachricht von der Degradation des Prinzen Tuan keinen Glauben.
Der „Standard“ meldet aus Schanghai vom 30. Sep⸗ tember: In einem daselbst veröffentlichten Kaiserlichen Dekret werde dem tiefen Bedauern über den Tod des Frei⸗ herrn von Ketteler Ausdruck gegeben und angeordnet, daß in Peking und in der chinesischen Gesandtschaft zu Berlin eine Trauerfeier zum Gedächtniß des Ermordeten veranstaltet werde.
Aus Hongkong wird der „Times“ vom 28. v. M. ge⸗ meldet, daß die Unruhen am Ostflusse sich weiter aug⸗ breiteten. Die rheinische Mission in Tungkun sei, wie verlaute, zerstört worden, und eine strengere Bewachung des Hinterlandes von Kaulung werde daher nöthig sein
Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Hongkong vom 29. v. M., der britische Dampfer „Lung⸗kiang“, welcher wischen Canton und Wutschu fahre, sei am 24. v. M. nn Luklao angehalten worden. Von den Chinesen seien 5 Schuß auf denselben abgegeben und der Schiffszimmermann verwundet worden. Der britische Konsul sei von dem Vorgang unterrichtet worden und habe den „Lung⸗kiang“ angewiesen, den Kanal von Luklao zu meiden.
Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, meldet der russische „Regierungebote“, es sei ein vom 27. v. M. aus Taf u datiertes Telegramm des Gesandten von Giers ein⸗ egangen, in welchem dieser mittheile, daß er sich auf Aller⸗ 6. Befehl mit der ganzen Gesandtschaft nach Tientsin egebe.
In der von dem General Ren nenkamp 1 Stadt Kirin befanden sich, der „Nowoje Wremja“ zufolge, 5000 chinesische Soldaten und 20 Geschütze. Außer den regu⸗ lären Truppen waren dort nach chinesischen Angaben 75 000 Mann Landwehr.
Aus Yokohama vom 29. v. M. meldet das „Reuter sche Bureau“, der Marquis Ito sei von dem Kaiser aufgefordert worden, ein neues Kabinet zu bilden, da der remier⸗Minister und andere Mitglieder des gegenwärtigen Kabinets zurück⸗ getreten seien. Der Premier⸗Minister Hhamagatg erkläre: da die chinesischen Angelegenheiten in das diplomatische Stadium einträten, sei die Berufung des Marquis Ito an die Spitze der Regierung nothwendig.
Afrika. . Eine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts a
Pretoria vom 28. ö meldet: Der General ann berichte, daß die Buren bei Pinaarsriver schwerere Verluste gehabt hätten, als man . geglaubt habe. Sie seien bis auf. eine tfernung von 200 Schritten von den britischen Verschanzungen vor⸗ gerückt und unter das Feuer zweier Gebirgsgeschütze gerathen. Mehrere Buren seien getödtet worden, einige durch die Explosion einer Mine, von deren Vorhandensein sie nichts gewußt hätten. ie Buren hätten am 27. September eine ,, in der Nähe von , ,,, angegriffen, ein britischer Offizier und ein Gemeiner seien gefangen genommen, ein Gemeiner getödtet, vier andere wver⸗ wundet worden. — Der General Polecarew melde er habe zu Ehren des Geburtstags des Königs von Portugal in Komatipoort eine Parade über alle Truppen abgehalten. Viele portugiesische Beamte aug Ressano Garcig, und Lourengo Marques seien zugegen ge⸗ wesen. Er selbst sei nach Ressano Garcia geritten, um den Vertretern des Königs einen Besuch abzustatten. Lord Roberts, füge hinzu, daß er im Namen des Heeres ein Glückwunsch⸗Telegramm an den König abgesandt hahe.
Kunst und Wissenschaft.
In München wurde, vie W. T. B.“ meldet, am Sonnabend das neue bayerische Nat tonal Museum an der Prinz Regentenstraße ourch Seine Königliche Hohein den Prinz Re⸗ genten Luitpold in feierlicher Weise eröffnet. Zum Fest— akte in der großen. Eingangshalle des neuen Pracht gebäudes hatten sich sämmtlich! in München weilenden Prinjen und Prinzessinnen, die Hof. und Staatzwürdenträger, das diplomatische Korps, die Minister und Vectreter aller Behörden eingefunden. Der Kultus ⸗Minister von Landmann hielt eine Ansprache, in welcher er sagte, daß der neue Bau wegen der groß irtigen Aufstellung sämmt⸗ licher Kunstschätze bei Allen ungetheilte Bewunderung und Freude heroorrufen werde. Das neue Museum bedeute ein Vorbild für weile kunstgewerbliche Kreise; es sei zugleich ein Ehrendenkmal für Bayern und das Haus Wittelsbach. Der Minister schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Prinj⸗Regenten. Höchstderselbe erklärte hierauf daz neue Museum für eröffnet und dankte Allen herzlich, welche an dem Bau mitgewirkt haben. An den Festakt schloß sich ein andert⸗ halbstündiger Rundgang aa.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Am Sonnabend v. W. setzte Frau Paula Conrad ihr Gast.« spiel als Cathösrine Huebschsr in Sardou's Lustspiel Madame Sans⸗Gösne“ fort. Wie von ihrem früheren Wirken auf der Königlichö⸗n Bühne bekannt ist, gestaltet die Künstlerin derartige, eine gewisse Derbheit erforderade Rollen in vollkommen eigenartiger, von der herkömmlichen Auffassung vielfach abweichender Weise. Selbst drastische Scenen wirken, von Frau Conrad dargestellt, anmuthig; sie weiß sie unwillkürlich mit einem gewissen poetischen Zauber zu umgeben, sie mit einem liebenswürdigen Humor gefällig zu gestalten und ver⸗ leiht den von ihr verkörperten Personen eigen so warm herzigen, natürlichen Gefühlsausdruck, daß sie weit sympathischer wirken, als wenn sie mit noch so viel auf den äußeren Eindruck berechneter Maniriertheit wiedergegeben würden. So war auch die Madame Sans Göne in ihrer Darstellung durchaus glaubwürdig mit scharfen, zielbewußten Strichen gezeichnet und errang die allgemeine Sympathie des vollbesetzten . Auch ihre Partner, die Herren Molenar als Lefsbre, Kraußneck als Napoleon und Grube als Fouchs, hatten wohl verdienten Antheil an dem Erfolge des Abends, zu dem auch die zahlreichen Vertreter der kleineren Rollen das Ihrige
beitrugen. Belle ⸗ Alliance Theater.
Die Schlierseer, welche im Vorjahre an dieser Bühne auf⸗ traten, sind jetzt durch die Tegernseer abgelöst, die am ver⸗ gangenen Sonnabend ihr Gastspiel mit dem von den Auf- führungen des Münchener Ensembles her bekannten Volksstück „Der Prozeß hans“ von Dr. Ludwig Ganghofer und Hans Reuert eröffneten, dessen ernste und heitere Scenen in der urwüchsigen, frischen Darstellung der hier noch in gutem Andenken ftehenden Tegernseer Bauern ein ansprechendes Gesammthbild ergaben. Der freund⸗ liche Eindruck des flotten Zusammenspiels wurde durch die verschtedenen Einlagen von Zither⸗, Guitarre⸗ und Gesangg⸗Vorträgen sowie Volks⸗ tänzen mannigsacher Art erhöht. Jascenierung und Einzelleistungen waren gleich einwandfrei. Namentlich zeigte sich Herr Sachs in der Titelrolle als vortrefflicher Charakterdarsteller, dessen Spiel in seiner selbstoerständlichen Natürlichkeit einen starken Eindruck machte, und. auch Fräulein Fanny Mayerhofer zeichnete sich als dessen Tochter Burgl durch eine frische, gleich ungekünstelte Darstellungsart aus und erfreute außerdem noch durch anmuthig vor⸗ getragene Lieder. Das sentimentale Element wurde durch Herrn Hertl als Toni und das komische durch Herrn Linnbrunner in der Gestalt des Gemeindedieners Schlaucherl mit schauspielerischem Geschick recht wirkungsvoll vertreten. Auch die anderen Mit⸗ wirkenden boten durchaus annehmbare Leistungen. Anhaltender Beifall des ausverkauften Hauses ließ die warme Aufnahme dieser in
ihrer harmlosen Einfachheit so reizvollen Aufführung erkennen, 3 3
dankte den Tegernseer Gästen für ihre wohlgelungenen Dar= bietungen und veranlaßte sie zu mehrfachen Wiederholungen und Zugaben ihrer Mustk⸗ und Tanzeinlagen.
Im Königlichen Opernhause wird morgen Georges Bijenß Oper Carmen“ mit Fräulein Destinn in der Titelrolle gegeben. Den Don José singt Derr Sommer, den Escgmillo Herr Hoffmann, die Frasquita Fräulein Dietrich, die Mercedes Frau Herzog. Kapellmeister Strauß dirigiert. — Die Vorstellung von Richard Wagner's Oper Die Meistersinger von Nürnberg“ am Freitag ist folgendermaßen besetzt! Waliher Stoljing: Herr straug; Eva: Fräulein Hiedler; Beckmesser: Herr Nebe; David: Herr Sommer; Magdalena: Frau Goetze; Hans Sachs: Herr Bachmann.
Im Königlichen Schauspielhause wird 1 Pailleronꝰtz Lastspiel Die Welt, in der man sich langweilt! unter Mitwirkung der Damen von Mayburg, Lindner, Sperr, von Arnauld, Abich, Mahn und der Herren Christiang, Grube, DYertzer, Molenar,. Kraußneck, Vollmer und Link gegeben. — Am Mittwoch geht Shake speare z Tragödie König Lear“ mit Herrn Molenar in der Titelrolle in Scene. Den Edgar spielt Herr Matkoweky, die Goneril Fräulein Poppe, die Regan Fräulein Lindner, die Cordelia Frau von Hochen⸗ burger, den Gloster Herr Kraußneck, den Narren Herr Vollmer.
Im Neuen Königlichen Opern ⸗Theater . morgen Arthur Sulltvan's Operette Der Mikado“ zur Aufführung.
Im Teffing⸗ Theater werden im Laufe der nächsten Wochen Fulda'z Lustspiel Ber Talisman?“ und Sudermann gz Schauspiel Sodoms Enden in neuer Besttzung in Seene gehen.
561 6 * . , , wird Arthur Pser⸗ ofer's Schwank „Die Butterseite vorbereitet. — Im Thalia Theater geht die große Ausstattungsposse Der Liebesschlüssel' morgen zum 25. Mal in Scene.
Die , . „Deutrschen Volksbühne werden in dem; bevorflehenden Winter Semester Herr Dr. Erich Korn und Herr Vietor Laverrenz gemeinsam führen. Die ,, findet am Sonntag, den 21. Oktober, im Belle Alliance Theater als Hatin6e statt, Näbere. Mittheilungen versendet auf ref asch daz Bureau der Deutschen Voltebühne“ (Helmstraße s])