1900 / 245 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Oct 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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mungen der Ausführungsanwelsung vom 4. Juni 1887 1

(Min ⸗Bl. S. 126) zu H nebst Anlage A.

Die übrigen Bestimmungen der Ausführungsanweisung vom 4. Juni 1887 (Min.⸗Bl. S. 125) zu , UI und IV ag den Anlagen B und O werden hierdurch aufgehoben.

II. Aus führungsbestimmungen für die Siaats⸗ bet rie be. (8 134 des Reichsgesetzes.) .

1) Ausführungsbehörden sind die Regierungen, Abtheilung ür direkte Steuern, Domänen und Forsten, innerhalb ihrer

ezirke mit folgenden Maßgaben:

a. in Sigmaringen, wo eine Abtheilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten nicht besteht, ist die Regierung Ausführungsbehörde.

b. Bei denjenigen ö wo getrennte Abtheilungen für direkte Steuern, sowie für Domänen und Forsten bestehen, sind die letzteren die Ausführungsbehörde.

Cc. Die Regierung, Abtheilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten, zu Minden ist die Ausführungsbehörde für die Regierungsbezirke Minden und Münster und den Kreis Rinteln im Regierungsbezirk Cassel.

d. Die Regierung, Abtheilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten, zu Osnabrück ist die Ausführungs⸗ behörde für die Regierungsbezirke Osnabrück und Aurich.

e. Abgesehen von der Oberförsterei Münster, sind für die einzelnen Oberförstereien diejenigen Regierungen, von welchen sie ressortieren, die Ausführungsbehörden ohne Rücksicht auf die Lage der Oberförsterei und der zu ihr gehörigen Flächen.

2) Die Feststellung der Entschäbigung (8 75 des Reichs⸗ gesetzes) erfolgt in allen . durch die Ausführungsbehörde.

3) Die bei den Ausführungsbehörden entstehenden Kosten sind aus den betreffenden etatsmäßigen Fonds der Regierungen aus der Regierungs⸗Hauptkasse am Sitze der Ausführungs⸗ behörde zu zahlen.

Ebenso haben die Regierungs⸗Hauptkassen am Sitze der Ausführungsbehörde die von den Postbehörden gemäß 3 114 Absatz 1 des Reichsgesetzes liquidierten Beträge zu zahlen.

4) Die Ausführungsanweisung vom 16. Juli 1887 (Min. Bl. S. 196) wird hierdurch aufgehoben.

IV. Allgemeine Bestimmungen.

1) Die gemäß § 110 Absatz 2 des Reichsgesetzes den Ge⸗ meindebehörden zu gewährende Vergütung wird auf zwei vom . der für die Berufsgenossenschaft eingezogenen Beträge estgesetzt.

2) Ueber Beschwerden gegen Straffestsetzungen des Genossenschaftsvorstandes entscheidet in den . des 159 des Reichsgesetzes derjenige Regierungs-⸗Präsident, in dessen Bezirk der Sitz des Betriebes gelegen ist. An die Stelle des Regierungs⸗Präsidenten tritt für den Stadtkreis Berlin der Polizei⸗Präsident.

3) Die Vorstände der Berufsgenossenschaften haben von dem durch das Reichs⸗Versicherungsamt genehmigten Statut und jedem Nachtrage je ein Exemplar an den Minister für 86 und Gewerbe, des Innern und für Landwirthschaft,

omänen und Forsten einzureichen.

Berlin, den 19. August 1900. Der ö Der Minister Finanz ⸗Minister. für Landwirthschaft, Domänen

und Forsten. , In Vertretung:

Sterneberg. Der Minister für J Handel und Gewerbe. Minister des Innern. Im Auftrage: Im Auftrage: Neuhaus. Peters.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-⸗Angelegen heiten.

Der Sanitätsrath Dr. med. Schütz zu Gr.⸗Lichterfelde und der Professor Dr. med. Zabludowski zu Berlin sind u Lehrern und zwar der erstere für Mechanotherapie, der . für Massage in der medizinischen Fakultät der Friedrich⸗ Wilhelms⸗Universität zu Berlin ernannt worden.

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Bekanntmachung.

Gemäß 8 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß aus dem Betriebe der auf Königlich preußischem Staatsgebiet belegenen Strecken der Pfälzischen Eisenbahnen für das Betriebs⸗ jahr 1899 folgender kommunalabgabepflichtiger Rein— ertrag erzielt worden ist: .

a. für Ebernburg (Mitte der Nahebrücke) bis Münster dd 7574,18 M6, b. für Lauterecken —Staudernheim. S8S4 41 M.

Mainz, den 12. Oktober 19099.

Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. Schneider.

Angekommen:

Seine Excellenz der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rath Fleck, von einer Dienstreise.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten am Sonnabend Abend in Homburg v. d. Höhe den Vertrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus. ;

Gestern wohnten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Dar wie W. T. B. meldet, dem Gottesdienst in der Schloßkapelle bei. Später begaben Sich Seine Majestät der Kaiser nach Schloß Friedrichshof, von wo 6 zur Frühstückstafel nach Homburg zurück⸗ ehrten.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Fried⸗ rich leiden seit längerer Zeit an neuralgischen Schmerzen. eh der andauernden Beschwerden hat sich allmählich ein

rschoͤpfungszustand bemerkbar gemacht, der zu einem Anfall von akuter Herzschwäche gefihr hat. Im Anschluß daran hat sich ein sekundärer Lungenkatarrh entwickelt, der unter leichter Steigerung der Temperatur und wechselnder Pulsfrequenz noch fortbesteht. Eine momentane Lebensgefahr ist gegenwärtig nicht vorhanden, indessen muß die Wiederholung eines solchen . als ein das Leben unmittelbar ge⸗ fährdendes Ereigniß erachtet werden. Auf Wunsch und mit Rücksicht auf die Hohe Patientin ist bisher von der Ausgabe von Bulletins Abstand genommen.

Schloß Friedrichshof, 14. Oktober 1900.

Professor Renvers. Leibarzt Dr. Spielhagen.

In der am 13. d. M. unter dem Vorsitz des Staatsz⸗ Ministers, Staatssekretärs des Janern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde die Vorlage, betreffend die Fest⸗ setzung der Gebühren für die Beförderung der Nebenblätter und aher , , Beilagen von Zeitungen, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Die Zustimmung wurde ertheilt: dem Gesetzentwurf, betreffend die Ausübung der freiwilligen Gerichtsbarkeit und die Leistung von Rechtshilfe im Heere, den Vorlagen, betreffend den Bezug von Invaliden⸗ und Unfallrenten in ausländischen Grenzgebieten, betreffend Ergänzung des Schiffsbau⸗Regulativs und betreffend Erstattung der Salzsteuer für verdorbenes Salz, sowie den Ausschuß⸗ anträgen, betreffend Feststellung des Gesammtkontingents an Zucker für das Betriebsjahr 1901/2, betreffend zollfreie Ver⸗ arbeitung von ausländischen Gewürzen im Veredelungagverkehre, . die Zoll- und Salzsteuerverwaltungskosten⸗Etats für Preußen, Württemberg und Hessen, betreffend die Zollverwal⸗ tungskosten-⸗Etats für das Königreich Sachsen und für Olden⸗ burg, betreffend den Salzsteuerverwaltungskosten-Etat für das Großherzogthum Sachsen⸗Weimar. Außerdem wurde die Wahl nichtständiger Mitglieder des Reichs⸗-Versicherungsamts vorgenommen, über die Seiner Majestät dem Kaiser zu unter⸗ breitenden Vorschläge wegen Besetzung von Stellen bei den Disziplinarbehörden sowie über Eingaben Beschluß gefaßt.

Der hiesige Herzoglich braunschweigische Gesandte Freiherr von Cramm-⸗Burgdorf ist vom Urlaub nach Berlin zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.

Die Rangliste des aktiven Dienststandes der Königlich preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armee⸗Korps nach dem Stande vom 1. Oktober 1900, mit den Dienstalterslisten der Generale und Stabsoffiziere und einem Anhange, enthaltend: das Reichs⸗ Militärgericht, das Armee⸗Oberkommando in Ost⸗Asien, das Ostasiatische Expeditionskorps, die Marine⸗Infanterie und die Kaiserlichen Schutztruppen, ist soeben im Verlag von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin erschienen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ beabsichtigt S. M. S. „Stosch“, Kommandant: Kapitän zur See Ehrlich, am 16. Oktober von Vigo nach Gibraltar in See zu gehen.

S. M. S. „Vin eta“, Kommandant: Kapitän zur See da Fonseca⸗Wollheim, ist am 13. Oktober in Colon eingetroffen und beabsichtigt, am 16. Oktober nach Carthagena in See zu gehen.

S. M. S. „Hertha“, stellvertretender Kommandant: Kapitänleutnant Hecht, ist am 13. Oktober von Taku in See gegangen und heute in Tsingtau angekommen.

S. M. S. „Hansa“, Kommandant: Kapitän zur See Pohl, beabsichtigt, am 17. Oktober von Nagasaki nach Taku in See zu gehen.

S. M. S. „Tiger“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Mittelstaedt, ist gestern von Canton nach Hongkong in See gegangen und an demselben Tage daselbst eingetroffen; am 16. Oktober beabsichtigt derselbe, nach Schanghai in See zu gehen.

S. M. S. „Schwalbe“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Boerner, ist am 13. Oktober von Wuhu nach Kiuhiang in See gegangen.

Der Dampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ mit der abgelösten Besatzung S. M. S. „Cormoran“ an Bord, Transportführer: Oberleutnant zur See Cölle, ist gestern in Southampton angekommen und an demselben Tage nach Antwerpen in See gegangen.

Potsdam, 14. Oktober. Seine Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit der Kronprinz ist gestern von Kreuth hier wieder eingetroffen.

Bayern.

Der Chef des Ingenieur⸗Korps und Inspekteur der Festuagen, General der Infanterie Ritter von Popp, welcher am 30. v. M. sein 50 jähriges Dienstjubiläum begangen hatte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend in München

gestorben. Sessen.

Ihre Majestäten die Königin Wilhelmina und die Königin-⸗Mutter der Niederlande erwiderten heute Vormittag, pie „W. T. B.“ meldet, einen Besuch, welchen Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß⸗ herzogin Allerhöchstdenselben gestern in Koenig abgestattet hatten und traten nach 11 Uhr die Rückreise nach Schloß Loo an.

Großbritannien und Irland.

R e es und die Herzogin von Connaught sind, wie . T. B.“ meldet, am Sonnabend früh von London nach Deutschland abgereist.

Bis zum Sonnabend Abend waren zu Mitgliedern des Unterhauses gewählt: 358 Ministerielle, 178 Liberale und 80 irische Nationalisten.

Frankreich.

Der König von Griechenland ist, wie „W. T. B.

berlchtet, gestern in Paris eingetroffen. ;

Der Senator Cochery, früher Minister der Posten und Telegraphen, ist am Sonnabend in Paris gestorben.

Rußland.

Die Königin von Griechenland ist, wie „W. T. B“ berichtet, mit dem Prinzen Christoph am Sonnabend jn Jalta eingetroffen und hat sich nach Livadia begeben. Der chinesische Gesandte in St. Petersburg Yang-⸗9ü ist gestern in Livadia angekommen.

Die „Industrie⸗ und Handelszeitung“ meldet, daß der Kaiser auch, dem General-Gouverneur des Amurgebietg und Kommandierenden der Truppen dieses Bezirks, General= leutnant Grodekow einen goldenen, mit Brillanten verzierten Säbel für die ausgezeichnete Leitung der Landtruppen auf dem mandschurischen Kriegsschauplatze verliehen habe.

Morgen werden sich von Kronstadt aus die beiden Panzer— schiffe „Poltawa“ und „Sebastopol“ nach dem Stilken Ozean begeben, wohin auch der Kreuzer erster Klasse „Gromoboi“ in diesen Tagen folgen wird.

Rumänien.

Die Deputirtenkammer genehmigte am 13. d. M. mit 98 gegen 15 Stimmen den Gesetzentwurf, betreffend die Zession der Einnahmen aus dem Zigarettenpapier⸗Monopol an die Berliner Disconto-Gesellschaft gegen einen Vorschuß von 15 Millionen Franks.

Der Minister des Aeußern Marghiloman ist wieder in Bukarest eingetroffen.

Amerika.

Der bisherige Erste Sekretär der deutschen Botschaft in Washington, Legationsrath Freiherr Speck von Stern⸗ burg, welcher am 16. d. M. nach Deutschland abreist, stellte am Sonnabend, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, dem Staatgsekretär Hay den neu ernannten Ersten Sekretär Grafen von Quadt⸗Wykradt vor. Hierbei sprach der Staatssekretär sein aufrichtiges Bedauern über den Weggang des Freiherrn Speck von Sternburg aus, welcher in einer Zeit voll von sehr bewegten diplomatischen Verhandlungen amtiert und dessen Haltung den warmen Beifall der maßgebenden Kreise Amerikas gefunden habe. Man habe stets sein Verhalten als ein solches angesehen, welches die Aufrechterhaltung der zufriedenstellenden Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten im Auge gehabt habe.

Asien.

Die Reise des Kaiserlichen Hofes nach Singanfu ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Schanghai vom gestrigen Tage meldet, verschoben worden, weil sich in der . Sch ensi aufständische Muhamedaner befinden sollen. Der „Times“ wird aus Schanghai vom 13. d. M. telegraphiert, dem Vernehmen nach sei der Hof in Pingjang, 200 Meilen südlich von Taijuenfu, eingetroffen.

Li⸗Hung-⸗Tschang stattete, wie dasselbe Bureau aus Peking erfährt, am Freitag den fremden Gesandten Be⸗ suche ab. Derselbe theilte dem amerikanischen Gesandten Conger mit. JHunglu werde nicht als Bevollmächtigter fungieren, da Einspruch dagegen erhoben worden sei.

Die Londoner Blätter melden aus Peking vom 9. d. M, daß die Generale der verbündeten Truppen eine Kon⸗ ferenz abgehalten hätten, um über gleichmäßige Verfügungen, betreffend die Polizei in der ganzen Stadt, ein Einvernehmen zu erzielen. Es solle eine Proklamation erlassen werden, welche den Einwohnern gestatte, die Stadt zu verlassen und wieder zu betreten, ohne daß besondere Erlaubniß nöthig sei. Sir Robert Hart bereite einen Aufruf an die Landbewohner vor, worin sie aufgefordert würden, unter Garantie des Schutzes der Mächte ihre Produkte zur Stadt zu bringen.

Den „Daily News“ wird aus Peking ohne Datum ge— meldet: Das dortige große Arse nal, welches bis jetzt von den Russen besetzt gehalten wurde, sei von den Deutschen über— nommen worden. Die Chinesen hätten daselbst eine große Menge Kriegsmaterial zurückgelassen; darunter befänden sich 50 Bronze⸗ Geschütze alten Modells und eine beträchtliche Menge moderner Munition, kleinere Waffen u. s. w. Der Kaiser von Rußland habe bereits den Befehl gegeben, daß alles, was in dem Arsenal gefunden worden sei, mit den Deutschen getheilt werden solle. Gerüchtweise verlaute, daß die Chinesen, bevor sie sich zurück⸗ zogen, im Arsenal 78 Minen gelegt hätten. Die Russen hätten keine Spur davon entdeckt, die Beuischen seien jetzt auf der Suche.

Vom 10. d. M. wird aus Peking gemeldet, daß sich eine Abtheilung von 1009 Franzosen und 100 Engländern auf dem Marsch über Tsotschou nach den westlichen Hügeln befinde, um die eingeborenen Christen zu befreien und nach Peking zu bringen. Es sei ein allgemeines Uebereinkommen getroffen worden, daß die Kaiserlichen Truppen nicht an⸗ gegriffen werden sollten, welche von LiHung-Tschang den Be—⸗ fehl erhalten hätten, nicht auf die Fremden zu schießen.

Der General⸗Feldmarschall Graf von Waldersee hat, wie dem „W. T. B.“ aus Tient sin vom 12. d. M. berichtet wird, am 10. d. M. die dortigen britischen und am 11. d. M. die russischen Truppen besichtigt. Auf seine Anordnung ist mit Rücksicht auf die Stärke der deutschen Garnison in Tientsin ein deutscher Offizier in die provisorische Verwaltung der Chinesenstadt, die bisher aus je einem russischen, britischen und japanischen Offizier bestand, aufgenommen worden. Gestern 5 Graf von Waldersee, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, die Reise nach Peking angetreten. .

Der österreichisch⸗ungarische Gesandte Freiherr von Ezi⸗ kann ist am Freitag in Tgaku eingetroffen und wird dort verbleiben, bis in Tientsin für eine genügende Unterkunft ge— sorgt worden ist. Der neuernannte britische Gesandte Sir E. Satow ist am Sonnabend in Tientsin eingetroffen.

Am 12. d. M. ist, wie dem „W. T. B.“ aus To lie gemeldet wird, die Expedition nach Paoting⸗fu in drei Kolonnen von Hen f abgegangen. Die mittlere Kolonne secht unter einem deutschen, die rechte unter einem

ritischen und die linke unter einem französischen General. Da in der Nähe von Peking Unruhen befürchtet werden, wurde der japanische General mit der Aufgabe betraut, die chinesische Hauptstaht zu vertheidigen.

Das römische Journal „Tribuna“ 3. aus Taku, die

de gh nach Paoting⸗fu habe den Zweck, die dort an— ĩi

gen Führer der Boxer zu besirafen und den Betrieb der Die Expedition solle 40 Tage

ã ahnlin ien sicherzustellen

2 Das italienische Kriegsschiff „Vesuvio“ sei von Ta

u nach Schanghai abgegangen, wo zahlreiche Krlegaschiff

zer fremden Mächte versammelt seien, da es dort möglicher⸗ i. zu Unruhen komme. 3 Die Londoner Blätter melden aus Peking ohne Datum, e amerikanische Stabsoffiziere begleiteten die nach ö. ting⸗fu gehende Expedition. Im übrigen werde sich der mneral Chaffee von dieser Truppenbewegung fernhalten. HYie Erpeditign sei am 12. d. M. in Lukukigo angekommen. Aus Schanghai wird unter dem 14. d. M. berichtet, daß nach Nachrichken aus Niutschwang die Russen die auf . rechten Flußufer gelegene Endstation der Schan⸗hai⸗Kwan⸗ Gisenbahnlinie besetzt hätten. In Tieling, nördlich von uk den, hätten sich die russischs Nord⸗ und bie russische Süd⸗

Armee vereinigt. ö. Einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus

Schanghai vom 13. d. M. zufolge herrscht unter den Truppen n Tienlsin die Dysenterie. .

Aus Schanghai vom 13. d. M. wird den Londoner glättern gemeldet, Yücch ang, der Gouverneur von Honan, n Bruder des berstorbenen. Vize-Königs von Tschili Jü⸗lu, sei nach Wutsch ang versetzt worden, um sich mit im dortigen Vize⸗König in die Amtsgeschäfte zu theilen.

üäcch' ang sei, wie die Blätter bemerken, einer der bekanntesten Führer der Boxerbewegung.

Die „Agence Havas“ erfährt aus Schanghai vom 13. 5. M., es sei dort die Meldung von dem Erscheinen Li⸗ ping-hong's und seiner Schwarzflaggen in der Provinz Honan eingetroffen. Es heiße, derselbe wolle sich zur Faiserin⸗Witt we nach Schensi begeben.

Der „Morning Post“ wird aus Schanghai vom 13. Ok—⸗ tober gemeldet, der Aufstand in Kwantung sei gegen die Dynastie, der Aufstand in Kwangsi gegen die lokalen Fehörden gerichtet. Keiner von beiden richte sich gegen die Fremden. Der Aufstand in Sz'tschwan sei ausschließlich regierungsfeindlich, die Bewegung am Yangtse gegen die Dynastie gerichtet. In Wirklichkeit sei eine große Be⸗ wegung in ganz China im Gange mit dem Zwecke, die Mändschu⸗Dynastie zu stürzen.

Nach einer Meldung des „Daily Telegraph“ aus Canton vom 12. d. M haben die mandschufeindlichen Auf⸗ ständischen Kangjuwei's die Kaiserlichen Truppen in der Rähe von Höoutschou geschlagen; über 60 Mann der Kaiser— sihn Truppen seien getödtet worden, der Rest sei geflohen. De Aufständischen hätten mehrere Ortschaften besetzt, es werde her weder von lhnen geplündert, noch würden Kapellen oder Ge⸗ bände der Missionen von ihnen zerstört. Sie versicherten, ihre einige Absicht sei, die Dynastie zu stürzen. Auf einem Fremden⸗Kirchhofe bei Canton seien von Mannschaften der Raiserlichen Truppen Gräber geschändet worden. Die Ver— hrecher seien auf Befehl des Vize⸗Königs Taksu enthauptet, ihr Vorgesetzter sei entlassen worden. .

Aus Hongkong vom 13 Oktober wird gemeldet: Zwei⸗ tausend Mann Hilfstruppen seien von den Bogue-⸗Forts nach Samtsch un gesandt worden, um bei der Niederwerfung des Aufstandes mitzuwirken. Die Aufständischen von Sz'ischwan hätten sich gesammelt und marschierten, 10 000 an der Zahl, gegen Houtschou.

Wie „W. T. B.“ berichtet, ist der Bischof von Canton am Sonnabend Vormittag gestorben. ö

Der französische Marine⸗Minister Lanessan hat von dem Admiral Pottier ein Telegramm aus Taku mit der Meldung erhalten, daß infolge des Platzens eines Kesselrohrs an Bord des Kanonenboots „Décidsése“ ein Mann getödtet und einer schwer verletzt worden sei. Die „Décidée“ habe den Hafen von Wei⸗Hai⸗Wei aufsuchen müssen. . .

Bei dem Marxrineamt in Washington ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, am Sonnabend ein Telegramm des Admirals Remey eingetroffen, in welchem dieser ankündigt, daß er seine Abreise von China antrete. Er gehe zuerst nach Taku und Tschifu, sodann nach Nagasati. Das amerikanische Kriegsschiff New Orleans“ bleibe in Ta ku, der, Monocachy“ solle auf dem Peiho überwintern.

Afrika.

Aus Lourengo Marques meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß die Offiziere des holländischen Kreuzers „Gelderland“ am Sonnabend dem Präsidenten Krüger im Gouvernementsgebäude einen Besuch abgestattet hätten.

Der Feldmarschall Lord Roberts meldet vom 12. d. M., daß die Buren verschiedene mehr oder weniger erfolgreiche Versuche gemacht hätten, Eisenbahn⸗ und Telegraphenverbin⸗ dungen zu zerstöären. Die Hartnäckigkeit der Buren sei um so bemerkenswerther, als jeder angerichtete Schaden bald wieder⸗ hergestellt werde und ihm stets die Strafe auf dem Fuße folge. De Wet's Leute befänden sich, in kleine Trupps auf— gelbst, in der Nähe des Vaal, viele von ihnen seien desertiert. Wie das ,, . Bureau“ aus Kroonstadt meldet, hat der General de Wet eine Proklamation, erlassen, in welcher er erklärt, daß alle Burgher, welche sich weigerten, Waffen zu tragen, zu Kriegsgefangenen würden gemacht werden.

Dasselbe Bureau erfährt aus Lindley vom 18. d. M., bei einem Zusammenstoß mit einer Patrouille des unter Hase⸗ brouck stehenden Kommando seien zwei britische Offiziere getödtet und ein Soldat gefangen genommen worden. Wie es heiße, rückten die Buren in der Richtung auf Winburg vor. Nach einer Meldung aus Kapstadt vom gestrigen Tage überraschte das Westkent⸗Regiment die Buren in ihrem Lager bei Frankfort und brachte ihnen schwere Verluste bei; acht Buren wurden gefangen genommen. Delarey hat alle seine Gefange nen freigelasfen.

Statistik und VBolkswirthschaft.

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens- und Futtermittel

betrugen in Preußen im Monat September 1909, der „Stat. Korr.. zufolge für joo g: Weisen ihr fim Äugust d. J. gleich. fallt 152, im September 1559 169) 46, Roggen. 143 (i42 Bbem. lag ee, Herste 5 ik bern. 143) s, Vafct 135 (135 bew. 33) , selbe Erbsen zurn Kochen 233 (230 bejw. 225) Jο, weiße Speise⸗ ohnen 25g (2359 bejw. 2487 6 Linsen 168 (464 bezw. 411) , Eßlartoffeln 72 (od 3 beim. 15 5) Me, Richtstroh 46,5 (465 4 beim. rn, en lg Ki, bega, os Hh e, infle ich im 6ifoß, andel 10785 (10971 bezw. 10777 S; im Kleinhandel für 1 Eg: Rind. ig von der Keule 1,37 (1,55 bejw. 1,36 6, vom Bauch 1,18 i . Schweineflelsch 134 (133) 0, Kalbfleisch 1.33 (1,3 bezw. 9 ö t, Ha mel eisch 131i (i,zi bejw. 1,25) , inländischer ge. cherte Spe iz , bezw. 154 46, Chbutter 2 38 (2.34 r , , m s.

ebl zur Speisebereitun J, Roggenme 26) 8; sär 1 Schock Gier 361 (3 AI Fei. 3, sos

Dle Weizenpreise sind im vorigen Monat in den melen ostli

Überall ein weiters Nachgeben stattfand. Die Preise des Ro‚gens haben, mit Ausnahme weniger westlicher Marktorte, allgemein Er⸗ böhungen erfahren, ebenso die Gerstepreise zumeist in den östlichen Marktorten. Die Haferpreise sind vielfach, besonderg in den westlichen Marktorten, zum theil erheblich zurückgegangen. Das Mehr beträgt beim Roggen in Frankfurt a. O. 5, in Köslin und Halle a. S. 4 in Gleiwitz, Görlitz. Osnabrück und Trier 3, in Damig, Posen, Stettin, Stralsund, Berlin und Magdeburg 2 4 , bei der Gerste in Gleiwitz und Halle a. S. 16, in Breslau 8, in Bromberg und Posen 3, in Görlitz und Frankfurt a. O. 2 4

Zur Arbeiterbewegung.

Seit dem letzten allzemeinen Ausstande der in den Berliner Tischlereien tbätigen Arbeiter (vergl. Nr. 77 d. Bl) hat sich, wie die „Volks Ztg. berichtet, die Konjunktur in der Möbelindustrie und einigen anderen, verwandten Branchen bedeutend verschlechtert, und es ist die auswärtige Konkurrenz erstarkt. sodaß infolgedessen hier augenblicklich mehr als 1000 Gesellen beschäftigungelos sind.

Die Töpfer Berlins und deren Hilfsarbeiter beabsichtigen, nach Mittheilung hiesiger Blätter, dem Beschluß ihrer letzten Generalpersammlung gemäß (vergl. Nr. 233 d. Bl.) mit dem heutigen Tage überall da die Arbest einjustellen, wo auf Bauten die Fenster nicht derartig verglast sind, daß sie zugfrei arbeiten können.

Aus Seranton (Pennsyloanien) meldet W. T. B.“ vom gestrigen Tage, daß in einer Versammlung der Bergarbeiter (vergl. Nr. 244 d. Bl.) ein Beschlußantrag der Kommisston, welcher eine jehnprozentige Lohnerhöhung anzunehmen räth, gebilligt wurde. Für den Fall, daß gewisse andere Bedingungen den Gesellschaften unannehmhar erschienen, schlägt der Beschlußantrag vor, sämmtliche Streitpunkte einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Unterdessen werde der Ausstand fortdauern müssen.

Kunft und Wissenschaft.

A. FE. Die zweite Oktoder⸗Woch⸗ ist alljährlich der eigentliche Beginn der Winterseison für die wissenschaftlichen Vereine. In diesem Jahre brachten die letzten vier Tage voriger Woche he— sonders interessante Vorträge. In der Urania“ eröff nete Geheimer Rath, Professor Dr. Aßmann einen Reigen wissenschaftiicher Vorträge, der kaum weniger anregend zu werden verspricht als der des vorigen Jahres, mit einer Darlegung der modernen Methoden zur Erforschung der Atmosphäre mittels des Luft ballons und Drachenz. Wir immer für die noch ungelösten Aufgaben der Meteorologie sich interessiert, konnte hier sich Beleh— rung holen, die in ebenso klarer als ansprechender Form geboten war. Der Redner folgte in seinen Varlegungen dem jüngst erschienenen Prachtwerk „Die wissenschaftlichen Luftfahrten des Deutschen Vereins zur Förderung der Luftschiffahrt“, an dessen Herstellung er hervor ragenden Antheil genommen hat und dessen vorzügliche Sli tec i zu einem großen Theil durch den Bildwerfer vorgeführt wurden. Es liegt doch ein eigener Reiz in diesen Landschafta, und Städte⸗Bildern, aug einer Ballon ⸗Perspektive von 2800 bis 4000 m photographisch auf⸗ genommen, in dieser Wiedergabe des wogenden, den Ballon wider⸗ spiegelnden Wolkenmeers, dessen Anblick ungleich wechselvoller ist als der des Ozean, da jede Wolkenform sich von der andern viel stärker unterscheidet als die Erscheinungsformen des Ozeans unter einander. Besonders eindrucksvoll war die Beschreibung der Ausrüstung wissenschaftlicher Ballonfahrten, der Jastrumente und ibrer Bedingtheiten und im letzten Theil des Vortrages des Drachendienstes, wie er im neuen Institut in Tegel organisiert ist. Von diesen Dingen weiß das Laienpublikum meist so wenig, daß eigentlich das Theater der Urania bis auf den letzten Platz gefüllt sesn sollte, zumal doch bekannt ist, daß an dieser Stelle nicht strenge, schulmäßige Vorträge zu erwarten sind, sondern allezeit solche, die in anmuthender Form fast spielend belehren, die Aufmerksamkeit gefesselt halten und fast immer von schönen bildlichen Dar— stellungen begleitet sind. Was hier von dem Aßmann'schen Vortrag gesagt ist, gilt auch von der Tags darauf erfolgten Er⸗ öIffnung eines aus jehn Vorträgen bestehenden Cyelus über Experimental⸗ Chemie. Dr Naß, der wir im Vorjahr diese Aufgabe übernommen hat, ist ein angencthmer Causeur über schwierig- wissenschaftliche Fragen und weiß seine Wissenschaft in besonders gefälliger und selbst einer geringeren Schulung im Denken verständlicher Form an den Mann und, sagen wir der Wahrheit gemäß, auch an die Frau zu bringen. Denn wissengdurstige Damen, die in höheren Töchterschulen wenig genug von Chemie hörten, bilden einen großen Theil der Zuhörerschaft von Dr. Naß, der sein Thema Das Unwandelbare in der Natur“ durch eine klare, von Experimenten, die selten seinen geschickten Händen versagen, begleitete Gegenüberstellung von physikalischen und chemischen Verbindungen einleitete. Am Freitag gab es in der Deutschen Gesellschaft für volksthümliche Ratur⸗ kunde 1Versammlungsort der Bürgersaal des Rathhauses) einen anderen Experimental Vortrag von Professor Gustav Amberg über „Die Lehre vom Schall und von den musikalischen Tönen“, dadurch bemerkenswerth, daß ganz neue oder wenig bekannte, die Schallschwingungen einer Saite, einer Stimmgabel, einer Orgel⸗ pfeife sichtbar machende Versuche von überraschender Wirkung vor⸗ geführt wurden, die manchmal lebhaften Beifall entfesselten. Die Schwingungen einer Stimmgabel werden beispielsweise dadurch gejeigt, daß an dem Instrument ein Spiegel en miniature angebracht ist, der mitsch vingt und solange er schwingt einen darauf fallenden Lichtstrahl nach verschledenen Stellen einer Leinwand reflettiert, hier allo nicht einen leuchtenden Pantt, sondern einen Strich erzeugt, der sich allmählich verkürzt. Durch verschieden schwingende uad während des Schwingens hin und her bewegte Stinmgabeln könagen in dieser Weise ganz reiwwolle Lichterscheigungen, sich umschlingende Wellen linien, leuchtende Kreise und Ellivsen in beständiger, gegen⸗ seitiger Formpveränderung gezeigt werden. Das Schwingen einer Salte sichtbar ju machen, gelingt durch einen an— gespannten und gleich den Saiten einer Parfe angeschlagenen Platin⸗ draht. Läßt man durch denselben einen elekteischen Strom gehen, so wird er glühend; aber die schwingenden Theile werden alssalo wieder schwar, weil sie durch die Bewegung in der Luft abgekühlt werden. Dagegen bleiben die nicht schwingenden Kartenpunkte roth⸗ glühend, und man sieht somit die Saite deutlich in so viel Theile eingetheilt, als Schwingungen auf ihre Länge ent- fallen. Läßt man Leuchtgas unter starkem Druck aus einer sehr engen Brenneröffnung austreten und zündet es an, so ist die entstehende fußlange Flamme von hoher Empfindlichkeit gegen alle Arten von Schallwellen, weil dieselben die Brenneröffaung vorüber⸗ gehend in verschiedener Art verengen. Ein Ar, in der Nähe aug⸗ gesprochen, drückt die Flamme in charakteristischer Art berunter, ein „G' noch stärker, ein „I' am stärksten, wäbrend O“ und „Ur fast ohne Wirkung bleiben. Wollten Sie mich auszischen', meinte scherjend der Vortragende, so würde die Flam ne ju meinen Gunsten intervenieren, ausgehen und Sie ins Dunkle setzen.“ Zum Schluß eröcterte der Redner die interessante Frage, wie es möglich sei, daß unser Ohr in einem Konzert die durcheinander schwirrenden Schallwellen auseinanderhalte. Das sei die Wirkung eines schneckenförmigen Organs in unserem Gehörmechantsmus. von unsäglicher Kleinheit, in dem sich aber nach mikrostopischer Unter= suchung über 3000 feine Saiten aufgespannt fänden, die jeneds Wunder erzeugten. Am Sonnabend sprach in der Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde Dr. Karl Sapper aus Coben in Guatemala über seine Reisen in Mittel Amerika. Der Vortragende ist im November 1888 in Livingston, einem Hafen des Staats Guatemala am caraibischen Meer, gelandet und mehrere Jahre in und bei Coban, im Innern des Staatz am Rio dules ge legen, mit Vermessung und Anlage von Kaffeeplantagen beshäftigt ewefen. Später nöthigten ihn Gesundheitsrücksichten, diese Tätig.

eit aufzugeben. Dr. Sapper benutzte dann während 4 Jahren

] n Markforten wieder etwas geftlegen, während in den westlicheng fast

sein· , um ausgedehnte Relsen in Mittel ⸗Amertkka n machen, die ihn norbwärts in die Halbinsel Jucatan und die Guatemala bengchbarten mexllanischen Proyinzen, sädlich über den Niearzzua⸗See hinauz, der eine ethaographisch Gren sschelde bildet, bis Costariea führten. Der Vortragende hat auf Niesen Reifen sein Augenmerk außer auf sorgfälttge Vermessungen und Orts bestimmungen (jur Berlchtigung wahrhaft phantastischer Land karten dieser Theile Zentral Amerika) im wesentlichen auf die geologischen Formationen gerichtet und gab hiervon am Schluß seines Vortrags ein zusammenhängendes Bild in großen Zägen. Seine gegenwärtige Zestalt besitzt nach der Meinung de! Vortragenden Zentral⸗Amerika seit der Miecän⸗Zeit. Nächst diesem wissenschaft⸗ lichen Theil des Vortrags waren die Mittheilungen über Land und Leute in jenem, von Indianern noch ziemlich dicht bevölkerten Plan- tagenbezirk und über eine unter besoaders schwierigen Umständen im Jahre 1896 in Britisch- Honduras ausgeführte Forschunzsreise von besoncerem Interesse. Die Indianer stellen einen mit den mexikanischen Aiteken wahrscheinlich stammverwandten, körperlich nicht großen, aber äußerst kräftigen Menschenschlag von ziemlicher Zuyerlässigkeit dar. Jedenfalls sind sie von den Rothhäuten Nord⸗Amertkas fehr verschieden. Ein wunderliches Gemisch von Heidenthum und Christenthum ist ihre Religion da si- an ihrem alten Götzen Tzultaeca ebenso festhalten, wie an dem Orts heiligen der katholischen Kirche. Sie wollen es mit keinem der beiden Machthaber verderben, aber der ältere steht ihrem Herjen doch immer noch näher, er ist ibr Hausgott, der Heilige da—⸗ gegen der in der Oeffentlichkeit mehr Verehrte. Auf seinen Reisen durchs Land nächtigte der Reisende meist in Indianerhütten und fand sich immer gut aufgenommen, am besten, wenn er in Indianerdörfern in der „Ermita“, der Rathshütte, Unter kunft fand. Dleselbe dient zu allen öffentlichen Verrich⸗ tungen, als Kirche, Tanzlokal und zu Begräbnißfeierlichkeiten. Bei Anlage von Kaffeeplankagen kauft man von der Regierung das Land, verpflichtet die Indianer auf dem erkauften Grund und Boden zur Arbeit und überläßt ibnen dafür daz ihnen zum Lebenzunterhalt nötbige Land ohne Pachtzinz. Mehr als sechs Tage im Moaat darf Frohnarbeit von den Indianern aber nicht beansprucht werden, der Rest der Zeit ist ihnen zu Jigd und Feldacheit übeclassen. Häufig ist selbst diese mäßige Frohnarbeit schwer und nur mit Hilfe der Behörde und von Soldaten zu erlangen. Im allgemeinen aber herrscht ein patriarchalischer Zug in der Verwaltung. Für öffentliche Arbeiten, Wegebau und ⸗Besserung ist der Indianer noch einen haben Tag im Monat verpflichtet. Rechts älle hatte Dr. Sapper in großer Zihl zu schlichten, auch ärntliche Hilfe wurde in Anspruch genommen und konnte nicht verweigert werden. Ghinin, Bittersalz und Karbolsäure haben Wunderkuren verrichtet Von der Ueppigkeit der Vegetation und der landschafilichen Schönheit detz Innern von Guatemala kannte der Vortragende nicht genug Rühmens machen. Dag ist begreiflich bei einer jährlichen Niederschlagsmenge von 4 bis 5 m. die in solcher Ausdehnung allerdings nur an der Nor'seite der 1800 bis 19000 m hohen Gebirge vorhanden ist, weil diese von den mit Feuchtigkeit beladenen Nordost⸗ Passaten getroffen wird. Zei der oben erwähnten Reise nach Britisch- Honduras zur Er⸗ forschung der die Grenze gegen Guatemala bildenden Cocks- comb - Mountains wäre Dr. Sapper mit seiner Begleitung von indianischen Trägern beinahe vor Hunger gestorben. Obgleich man im Urwald wanderte und Spuren von Tapiren und Wildschweinen fand, war eg doch nicht möglich, eines dieser Thiere zu Gesicht zu bekommen und zu erlegen. Von Vögeln war der Wald bis auf tleine Singvögel ganz entblößt. In der höchsten Noth hörte man in der Ferne das Bruͤllen eines Affen. Es gelang den Indianern, das Thier zu erlegen, aber es verendete im Gipfel eines hohen Baums und iel nicht herunter, bis man einen den letzteren überhöhenden Baum fällte und von demselben im Sturz den Körver des Affen herab⸗ fegen ließ. Endlich nach 235 Tagen schwerster Gntbehrungen wurden in Puntogorda am Karaibischen Meer wieder menschliche Aa⸗ siedelungen erreicht. Die Folgen der furchtbaren. Hungerzeit aber konnten von Dr. Sapper und seinen Begleitern erst nach langer Frist überwunden werden. *

Gesundheitswesen, Thierkraukheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauen seuche unter den Schweinen ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom Schlacht⸗Viehhore zu München am 13. Oktober gemeldet worden.

Italien.

Durch seesanitätspolieiliche Verordnung vom 8. d. M. ist der

Hafen von Osaka für pestver seucht erklärt worden. Dänische Antillen.

Die Regierung der dänischen Antillen hat für Schiffe, welche von Glasgow kommen oder diesen Hafen berührt oder während der Reise mit anderen von dort kommenden Schiffen verkehrt haben, eine Qnarantãne von 2 Wochen angeordnet. Außerdem ist die Einfubr nachstehender Gegenstände aus dem genannten Hafen verboten worden: Lampen, gebrauchte Watte, Wosli⸗ abfälle, Abfälle von Papier, Haare, Häute, alte Säcke, Teppiche, Stickereien, Wolle, rohe Seide; ferner schmatz'ge Wäsche, gettagene Kleidangsstücke und gebrauchtes Bettzeug. sotern diese Gegenftaͤnde nicht als Reisegepäck mitgeführt werden, endlich . in Glasgow hergestellten oder aus diesem Hafen ausgeführten Artikel.

Wäsche, Kleidungsstücke und Bettzeug, welches als Reisegepäck BI

a is Slosgow ankommt, werden desinfiziert.

is, 13. Oktober. (W. T. B.) Aus Tan anari vo wird 3 die Pest wieder in Tamatave (MNMadazagkar) auf-

Theater und Musik.

Belle ALliance · Theater. Das Ensemble der Tegernseer brachte am Sonnabend ein hier bisher unbekanntes ober baverisches Volksstũck in dier Akten zar Aufführung. Die schöne Millibänerin von Tegerasee den Ph. Hartl⸗Mitius, in welchem geschildert wird, wie der junge Bauer aver Berglechner, weil er in den Verdacht komme en Einbruchsdiebstabl begangen zu haben, von einer Mlchn. zanksüchtigen Frau Afra geschieden wird um, nachdem sich seine NUaschuld berausgestellt bat, mit der Walburga, der Inhaberin einer Milo tłỹ alt. einen glͤcklikeren Cbebund zu schließen. Die bandelnden Merfenen diefer einfachen Vorgänge sind ohne viel Tunst nach den fest Tebenden Typen gezeichnet, welche in allen Stücken aähalicher Art wiederkebren. und wurden von den bänerlichen Darstellern und Darstellerinnen rait Gewandtheit gespielt; namentlich verbalfen Sanst Gear alg Ara, Resl Renner als komische Magd, Valtl Rest al tölpelbafter Knecht, Hane Werner als Bürgermeister dem bumoristischen Theil der Handlung teilt darch be Soiel/ tbeilg durch wirksanme Knpletvorträge, za voller W 8. Die ernsteren Hauptrollen waren bei Wiggl Wenng (Tader) und Fand Mayer hofer (Walburga) nicht minder gut aufgedoden. Ginen besonderen Genuß boten die im wetten, dritten und Rerten Aft ein- gelegten Lieder, welche Fannd Mayerhofer mit einer schönen. polen Menzosopranstimme rortrug, am die sie manche geschulte Sängerin deneiden kante. AVaßererdentlich r voll war ferner die von Ferdl Kramer und Dang Reiter auf Streich melodion und Zither ausgeführte Zvischenaktzmusil. und last not least trugen auch die in dritten und ierten Akt vräfig getan gen Schubplattler ! daz Ihre Mam Beleden der Scene bei. Pabtitum gad seiner Befciedkgang der das Geschaute und GSebörte durch wiederbolten, rauschenden Beifall Augdruck.

In ker dęr bDludenden