1900 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Oct 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Baden.

Der Abend in Baden⸗Baden eingetroffen.

Hefsen.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin⸗ zessin Heinrich von Preußen trafen gestern zum Besuch . Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der

roßherzogin in Wolfsgarten ein und setzten Abends die Reise nach Kiel fort.

Oesterreich⸗Ungarn.

Im Justizausschuß des ungarischen Unter⸗ hauses wurde gestern über die Gesetzvorlage, betreffend die Eheschließung des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, verhandelt. Gegenüber den von der Opposition erhobenen Einwendungen erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister-Präsident von Szell, daß die morganatische Ehe ein auf dem ganzen Kontinent anerkanntes Rechtsinstitut sei. Die Erklärung des Erzherzogs besage, daß er eine morganatische Ehe schließe; die aus dieser Ehe etwa hervorgehenden Kinder seien keine ö Nur Erzherzoge aber seien im Sinne der Pragmatischen Sanktion thronfolgeberechtigt, Kinder aus dieser Ehe des Erzherzogs Franz Ferdinand seien also von der Thronfolge an hn e, Eine Aenderung der Thronfolgeordnung sei nicht eingetreten. Er der Minister⸗ Präsident sei der Ansicht gewesen, daß dieser Vor⸗ gang im Herrscherhause dem Reichstage habe zur Kenntniß ge⸗ bracht werden müssen, und daß die Erklärung des Erzherzogs in die Gesetzsammlung aufgenommen werden solle. Die Haus⸗ gesetze der Bynastie enthielten nichts, was der Pragmatischen Sanktion widerspreche. Die Verhandlung soll heute fortgesetzt werden.

Großbritannien und Irland.

Unter dem Vorsitz der Königin fand am Donnerstag in Balmoral eine Sitzung des Geheimen Raths statt; es heißt, das Parlament sei vorläufig auf sechs Wochen vertagt worden.

Frankreich.

Der Pariser Gemeinderath hat, wie „W. T. B.“ berichtet, den von dem Seinepräfekten vorgelegten Budget⸗ entwurf der Stadt Paris abgelehnt, da in demselben behufs Deckung der Kosten von Neubauten Steuerzuschläge in der Höhe von 11 Millionen Francs beantragt werden.

Rußland.

Der Minister⸗Resident beim päpstlichen Stuhle Tscharykow ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, zum Gesandten in Belgrad ernannt worden.

Rumänien.

Der Senat hat, dem „W. T. B. zufolge, gestern den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Alkohol⸗ abgabe, angenommen; die Deputirtenkammer ge⸗ nehmigte den Gesetzentwurf über die Salinen.

Die „Agence Roumaine“ meldet, das Ministerium des Auswärtigen habe dem rumänischen diplo⸗ matischen Agenten in Sofia behufs Uebergabe an die bulgarische Regierung eine authentische Ueber⸗ setzung des Beschlusses der Anklagekammer übermittelt, durch welchen 22 der materiellen und intellektuellen Urheber⸗ schaft sowie der Mitschuld an den Morden bezichtigte Bulgaren vor das Schwurgericht verwiesen werden. Das Ministerium werde die weiteren Aktenstücke in dieser An⸗ gelegenheit, sobald sie einliefen, ebenfalls dem Agenten zustellen.

Schweden und Norwegen.

Wie „W. T. B.“ aus Stockholm vom gestrigen Tage meldet, hafte der König eine gute Nacht verbracht, die Kräfte nehmen zu, und der Husten läßt nach. Tägliche Krankheits⸗ berichte werden nicht mehr ausgegeben werden.

Amerika.

Einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Washington zufolge hat die chine sische Regierung an die Regierung der Vereinigten Staaten die Bitte gerichtet, daß die Verhandlungen in Peking heute beginnen möchten. Eine Antwort auf die chinesischen Vorschläge habe das Staatsdepartement bisher noch nicht ertheilt, es heiße indessen, daß die Regierung die chinesischen Angebote nicht als ausreichend ansehe. Der amerikanische Gesandte in Peking Conger habe der Regierung mitgetheilt, daß die Echtheit des chinesischen Edikts über die Bestrafung der Würdenträger in Peking in Frage gestellt werde. Der Präsident Me Kinley erhielt ein Schreiben des Kaisers von China. In seiner Antwort auf diesen Brief spricht der Präsident die Hoffnung aus, daß die Verhandlungen beginnen würden, sobald die be⸗ leidigten Regierungen davon überzeugt seien, daß der Kaiser im . sei, die Hauptschuldigen mit der gebührenden Strenge zu bestrafen.

In New York eingetroffene Depeschen aus Panama vom 8. d. M. besagen, daß der Bürgerkrieg in Columbien fortdauere; das Land werde allmählich aller Hilfsquellen beraubt, das Innere des Landes sei verwüstet.

Ein aus drei Schiffen bestehendes brasilianisches Geschwader mit dem Präsidenten Salles an Bord ist, wie W. T. B.“ meldet, gestern von Rio de Janeiro nach Buenos Aires in See gegangen, wo der Präsident den ihm im vorigen . von dem Präsidenten von Argentinien gemachten Besuch erwidern will.

Asien.

Am 16. d. M. ist, wie „W. T. B.“ meldet, in London zwischen dem Kaiserlichen 3 Grafen von Hatzfeldt und dem britischen Premier⸗Minister Lord Salisbury durch Notenaustausch die folgende Vereinbarung getroffen worden:

„Die Kaiserlich deutsche a und die Königlich

roßbritannische Regierung, von dem Wunsche geleitet, ihre 8 in China und . Rechte aus bestehenden Ver⸗ trägen aufrecht zu erhalten, sind übereingekommen, für ihre beiderseitige Politik in China nachstehende Grundsätze zu beobachten:

I Es entspricht einem gemeinsamen und dauernden inter⸗ nationalen Interesse, daß die an den Flüssen und an der Küste Chinas gelegenen Häfen dem Handel und jeder sonstigen

Für st zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst ist gestern

erlaubten wirthschaftlichen Thätigkeit für die Angehörigen aller Nationen ohne Unterschied ge und offen bleiben; und die beiden Regierungen sind miteinander einverstanden, dies ihrerseits für alles chinesische Gebiet zu beobachten, wo sie einen Einfluß ausüben können. .

2) Die Kaiserlich deutsche Regierung und die Königlich großbritannische Regierung wollen ihrerseits die gegenwärtige Verwickelung nicht benutzen, um für sich irgend welche territorialen Vortheile auf chinesischem Gebiet zu erlangen, und werden ihre Politik darauf richten, den Territorialbestand des chinesischen Reichs unvermindert zu erhalten.

3) Sollte eine andere Macht die chinesischen Komplikationen benutzen, um unter irgend einer Form solche territorialen Vortheile zu erlangen, so behalten beide Kontrahenten sich vor, über etwaige Schritte zur Sicherung ihrer eigenen Interessen in China sich vorher unter einander zu verständigen.

4) Die beiden Regierungen werden diese Uebereinkunft den übrigen betheiligten Mächten, insbesondere Frankreich, Italien, Japan, OesterreichUngarn, Rußland und den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika, mittheilen und dieselben ein⸗ laden, den darin niedergelegten Grundsätzen beizutreten.“

Nach einem Telegramm des „Standard“ aus Schangha: ist dort die Nachricht eingelaufen, daß der Kgiserliche Hof am Tunkwan⸗Paß, wo die Provinzen Schansi, Schensi und Honan zusammenstoßen, angekommen sei. Man glaube, daß er am 19. d. M in Sin ganfuüu eintreffen werde, welches noch 80 Meilen weiter nach Westen liege.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Yokohama vom gestrigen Tage meldet, hat der Kaiser von Japan am 10. d. M. auf ein Schreiben des Kaisers von China, in welchem dieser ihn dringend ersuchte, seinen Einfluß zur Wiederherstellung des Friedens und Bewahrung des bis⸗ herigen Zustandes in Ost⸗Asien geltend zu machen, erwidert: wenn der Kaiser Kwangsü die Wiederherstellung des Friedens wirklich wünsche, so werde er alle reaktionären Beamten aus ihrer Stellung entfernen, an ihrer Statt liberale Staatsmänner ernennen und eine neue Regierung einrichten. Ferner spricht der Kaiser von Japan den Wunsch aus, der Kaiser Kwangsü möge, statt nach Schensi zu gehen, sofort nach Peking zurück⸗ kehren, die Stimmung des Volks beruhigen und unzweideutige Beweise seines Bedauerns über die gegen die Vertragsmächte begangenen Frevel liefern; dadurch werde er einen unbestreit⸗ baren Anspruch auf Rücksicht seitens der fremden Regierungen begründen.

Die „Politische Korrespondenz“ erfährt, den Mächten liege ein japanischer Vorschlag vor, nach welchem zur Er— leichterung und Beschleunigung der Verhandlungen wegen Beilegung der Wirren in China die Vertreter der Mächte in Peking ermächtigt werden sollten, kollektiv in Ver— handlungen mit den chinesischen Bevollmächtigten ein⸗ zutreten. Diese Anregung solle wegen ihrer politischen Vor⸗ theile beifällige Aufnahme gefunden haben.

Am Morgen der Ankunft des General⸗Feldmarschalls Grafen von Waldersee besichtigte dieser, wie das „Reuter'sche Bureau“ berichtet, alle Truppen, ausgenommen die durch ander⸗ weitigen Dienst behinderten, in den Straßen der Stadt. Die gesammten Truppen begleiteten sodann den Grafen von Waldersee nach seinem Absteigequartier.

Der deutsche Gesandte Dr. Mumm von Schwarzen— stein trifft, dem „W. T. B.“ zufolge, Vorbereitungen zu seiner Abreise von Tientsin nach Peking. Der russische Ge⸗ sandte von Giers hat am Mittwoch die Reise nach Peking angetreten.

Das deutsche Truppen-Transportschiff „Andalusia“ ist am 17. d. M. in Taku angekommen. Nach amtlichen, in Berlin eingetroffenen Nachrichten aus Tsingtau ist durch den Wirbelsturm vom 14. d. M. (s. Nr. 246 d. Bl.) ein Chinese getödtet und der Zivil⸗Ingenieur Scheithauer schwer verletzt worden.

Eine in London eingetroffene Depesche des britischen Generals Gaselee aus Tscho-tscho vom 14. Oktober besagt: Das Land ist ruhig, die Leute sind freundlich gesinnt. Die chinesischen regulären Truppen ziehen sich zurück. Es sind reichlich Lebensmittel vorhanden. Die Orts⸗ behörden scheinen alle Anstrengungen zu machen, um die Boxer niederzuwerfen. Der General Campbell, welcher von Tientsin aus mit der Expedition des Generals Gaselee gegen Paoting-fu kooperiert, meldet in einer Depesche vom 13. Oktober: „Ich kam mit den Truppen in Tinlin an, alles ist wohl, das Land ist ruhig, die Truppen sind im besten Gesundheitszustand, Vorräthe stehen zur Verfügung.“ Derselbe meldet weiter vom 14. Oktober: „Ich erreichte Wangschiafu. Der erste Theil des Marsches war schwierig wegen heftiger Regenfälle. Die Leute sind freundlich und liefern reichlich Vorräthe“; ferner vom 15. Oktober: „Nach einem Eilmarsch von 22 Meilen erreichte ich die befestigte Stadt Menanhsien, nahm unter⸗ wegs 20 berittene Boxer gefangen und erbeutete eine große Menge Maulesel und Pferde. Die Truppen marschierten aus⸗ gezeichnet. Der Gesundheitszustand ist vortrefflich. Lebens⸗ mittel sind reichlich vorhanden“; vom 16. Oktober: „Ich erreichte Schangschiawo. Alles ist wohl. 2000 Mann chinesischer Kavallerie zogen sich südwärts zurück, als wir heranrückten, ohne Widerstand zu leisten.“

Aus New York wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß dort die Nachricht eingetroffen ist, der Taotai von Wangtschiafu habe dem General Campbell mitgetheilt, daß eine Truppenabtheilung wahrscheinlich Franzosen oder Deutsche die Boxer in . Umgegend von Wenan am 9. Oktober auseinandergetrieben und ihnen schwere Verluste beigebracht, auch verschiedene Dörfer niedergebrannt habe. Der General Chaffee habe angeordnet, daß zwei Kom⸗ pagnien des 9. Regiments sich als Garnison nach Tientsin begeben sollten.

Die Boxer in der Umgegend von Tungtschau ent⸗ wickeln, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Peking vom 17. d. M. meldet, eine lebhafte Thätigkeit. An mehreren Plätzen seien Aufrufe an die Bevölkerung angeschlagen worden, worin diese aufgefordert werde, die nf gegen die Fremden u ergreifen. Zugleich werde behauptet, Li⸗Hung⸗Tschang . nach dem Norden zu dem besonderen Zwecke gekommen, en Widerstand gegen die Europäer zu organisieren, unter Diese Behauptung

seiner rn. sei der Erfolg gesichert. habe offenbar nur den Zweck, die Unentschlossenen unter den Boxern zu veranlassen, von neuem für ihre Sache einzutreten.

Die Boxer hätten vor einigen Tagen mehrere Häuser 12 Meilen von Tungtschau niedergebrannt. Den Fremden freund⸗ lich gesinnte Chinesen behaupteten, eine Anzahl verzweifelter Subjekte sei nach Peking zurückgekehrt in der Hoffnung, im

Dienste der Fremden Verwendung zu finden, und mit der Ab sicht, Räubereien und Brandstiftungen zu begehen, wo imm ; sie günstige Gelegenheit dazu fänden. er

Dem „Standard“ wird gemeldet, daß eine An hl Boxer, welche durch den Vormarsch der verbündeten Truppe von Paoting⸗fu nach Süden vertrieben war, in der Proven Schantung eine Zuflucht zu finden suche. Ihr 6 scheinen verursache daselbst neue Aufstände und christenfeind⸗ liche Erhebungen. Der Gouverneur treffe kräftige Maßnahmen zur Unterdrückung der Unruhen.

Nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ aut Schanghai vom gestrigen Tage, berichten dortige chinesische Blätter, Kangji sei todt. Die chinesischen Beamten hatten jedoch keine Bestätigung dieser Nachricht erhalten, und Mh Vertreter des Auslandes schenkten der Meldung keinen Glauben

Dasselbe Bureau berichtet aus Hongkong vom 19. . M. der Mlitär-Mandarin in Samtsch un theile mit, die Truppen des Admirals Ho seien auf Rebellen gestoßen, von denen einma 100 getödtet worden seien; die Rebellen hätten sich nördlich vom 8stflusse zurückgezogen. Wie indessen aus Canton berichtet werde, mache der Aufstand am Ostflusse große Fortschritte. derselbe sei weit verbreitet und erinnere an den Taiping⸗ Auf stand. Die Missionen blieben unbelästigt. .

Ein Depesche des, New York Herald“ aus Hong kong vom 18. d. M. meldet: Die Aufrührer hätten unweit von Huichau wo ihr Hauptquartier sei, eine starke Stellung eingenommen. Ihre Anführer, die offenbar Anhänger Kangju wei's seien jätten einen Aufruf erlassen, in welchem sie sagten, China sei auf Gnade und Ungnade seinen Feinden ausgeliefert, und für diesen Zustand seien allein die Mandarinen verantwortlich. Eine Abtheilung Aufständischer sei nordwärts in der Richtung auf Canton gegangen. An der britischen Grenze sei alles ruhig.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet ward, heißt es in dem gestrigen Berichte des russischen General⸗ stabes: Der Kommandeur des II. sibirischen Armee⸗Korps, Generalleutnant Baron Kaulbars, telegraphierte aus Kirin an den Kriegs⸗Minister: Ich traf am 9. d. M. in Kirin ein und wurde von dem chinesischen General⸗Gouverneur festlich empfangen. Bei einem Festmahl brachte letzterer einen Trink— spruch auf den Kaiser von Rußland aus. Der Gesund— heitszustand der Truppen ist gut.

Afrika.

Ein Telegramm des Feldmarschalls Lord Roberts aus Pretoria vom 18. d. M. meldet: Einer Abtheilung Buren sei es in der Nacht zum 16. d. M. gelungen, in Jagers— fontein einzudringen. Am nächsten Morgen habe sich ein Kampf entsponnen, bei welchem die Verluste der Engländer 9 Todte und 2 tödtlich Verwundete betragen hätien. Die Buren hätten ihren Kommandanten und 20 Todte verloren. Der General Kelley⸗Kenney habe am 17. d. M. Truppen ausgesandt, welche am 18. d. M. in Jagersfontein eintreffen sollten.

Aus Mafeking vom 18. d. M. berichtet das „Reuter'sche Bureau“, ein amtliches Telegramm besage, daß der General Lord Meth uen und der Oberst Douglas in Zeerust ein— getroffen seien, nachdem sie mit Delarey und Lemmer ein mehrtägiges Gefecht gehabt hätten.

Die Eisenbahnbehörden in Lourengo Marques haben, wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, die Anweisung erhalten, das sämmtliche inländische rollende Material der britischen Militär⸗Eisenbahnver waltung, soweit diese es wünsche, zur Verfügung zu stellen.

Parlamentarische Nachrichten.

Graf Klemens von Schönburg-Glauchau, Mitglied des Herrenhauses, ist gestern Nachmittag in Berlin ge— storben.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In dem Ausstand der Solinger Messerschlägerei— Arbeiter (vergl. Ne. 204 d. Bl.) ist, wie die Rh. Westf. Ztg.“ berichtet, nunmehr eine Einigung erzielt worden. Die Bedingungen, unter denen dies geschehen ist, sind im wesentlichen folgende: Die Arbeit wird in allen Betrieben sofort wieder aufgenommen. Die Fabrlkanten verpflichten sich, die neueinzustellenden Arbeiter aus der Zahl der Aug ständigen zu nehmen. Eine Kommission von je fünf Fabrikanten und fünf Arbeitern soll eine Preisregulierung vornehmen, nach welcher die neuen Preise bereits am 1. Januar 1901 in Kraft treten können. Falls kitz dahin hierüber eine Einigung nicht erzielt ist, soll die augenblicklich als Einigungsamt tagende Kom mission die Erledigung der Angelegenbeit in die Hand nehmen, eventuell unter Zujziehung des Gewerbe-⸗Inspektors als Obmanng. Deg letzteren Schiedsspruch soll für belde Theile bindend sein. Bis zum Inkraft⸗ treten des neuen Preisverzeichnisses sollen die vor Beginn des Aut— standes gejahlten Löhne weitergezahlt werden. Ferner soll eine Ver= gleichskammer zwischen beiden Vereinen geschaffen werden. Hinsicht⸗ lich der Reider. Aussperrung (vergl. Nr. 212 d. Bl) fteht die Be— schlußfassung noch aus.

In Leipzig haben, der ‚Lpz. Ztg.“ zufolge, die Graveure, Ziseleure und Angebörige verwandter Berufe eine Lohnbewegung begonnen. Sie beschlossen, von den Arbeitgebern die Verkürzung der Arbeitszeit von 9 auf 83 Stunden ohne Lohnkürzung zu verlangen und alle Ueberstundenarbeit zu verweigern, bez. für durchaus dringende Falle einen Lohnzuschlag von 25 0jo zu fordern .

Aus Hamburg wird der „Köln. Ztg.“ mitgethellt, daß die ortigen Buchbindergehilfen gleichfalls eine Lohnbewegung be⸗ gonnen haben. Sie fordern für männliche Arbeiter: neunftündige Arbeitszeit, Mindestlobn von 21 M für Ausgelernte, nach Ablauf eineg Jahres 24 M, eine Eihöhung um 10 0, für die Gehilfen, die davon nicht berührt werden, und fur Aushilfe 4,50 M pro Tag; für weibliche Arbeiter einen Mindestlohn von 1350 6, für Lehrmäbchen zunächst 9 M, nach einem halben Jahr 10 S, nach einem Johr 13,50 M; ferner 20 0/9 Zuschlag bei Accordarbeit nach dem Lelpfiger Tarif, Bezahlung der Felerlage, Beschränkung von Üieberjzest., Accord und Sonntaggzarbeit und Erhöhung des Tarifs um 33 bis b0 R für solche, endlich Anerkennung des Arbeitsnachweises der Zahlstelle Ham— burg des Deutschen Buchbinder Verbandes. Die Prinzipale sind auf gefordert worden, sich hierüber bis zum 24. d. M. zu äußern.

Nach einer Meldung detzselben Blattetz sind in Pont de; 1»Arche an der Seine die Strumpfweber und in Brüssel etwa 900 Arbeiter einer dortigen Leinewan dspinnerei und Weberei aus ständig.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Im wissenschaftlichen Theater der Urantia!“ sprach am Mittwoch Abend Professor Hr von Brygalski über Plan na Rufgaben der deutsfchen SüdpolarGrpediti on“. Zwischen der deutschen kriegerischen Expedition nach Ost⸗Asien und der jetzt ge⸗

Entfernung pu Grunde

kasse soll sich als üimke Kalte nur, wie weit sie den werden. ö . wird dies als ein befriedigendes Resultat zu betrachten sein.

; liche Ergebnisse. ausgedehnter ö Archipel . Frage gelten, so sehr

scheinen. f und Süd⸗Afrika ist es Ccegenüber von Süd⸗Amerika, das einen Theil des fraglichen Kon— üinentz zu bilden scheint; doch ist andererseits erwiesen, daß in dem mit dem Atlantischen Ozean korrespondierenden Theil des Südpolar⸗ weereg, dem nach seinem Entdecker genannten Weddel Meer, die Küste

ergebende 12 sJammenhängenden Kontinents vereinbar ist.

warnt indessen vor der Annahme, daß in der Feststellung des wahren

ggravhische, h ce e

ten frledlichen zum Südpol findet der Redner einen Zusammen⸗ planten re find Grgebnifse deg deutschen Natignal. Aufschwunge, han: werden dazu helfen, die . Deutschlands unter den 6 der Eede ju erhöhen und im besonderen die Erfolge , Forschung, abweichend von früher, auch an ,. dem deulschen Volke zu gute kommen zu lassen. te Südpolar. Expedition wird auf einem z. 3. noch auf der e sdi'schen Werft in Kiel im Bau begriffenen Schiff am 1. August Auf der Fahrt nach Kavstadt, sollen die wissen⸗

erster

den. Oi scheint. hesondere nuch die sheinen, 6 Giemeer vo nisse zu jstlicher

b denkt man e : ö Greenwich, also 500 östlich vom Kap, unter 529 S. B.

gelegenen Kerguelen. Inselgruppe aniutlommen und auf dem Wege kahn die Prince Coward. und die Croset. Jnsel anzulaufen. Die vor wel Jahren in diese Meerestheile eingedrungene deutsche Tiefseeforschungs. Bypcditlon auf der. Valdipia! hat vom Kap aus einen südsüdwestlichen Furz auf die etwa unterm Meridian von Greenwich gelegene, bei dieser Gelegenheit wiederentdeckte Bouvet, Insel genommen und südlich derselben ungeahnte, sehr bedeutende Meeregtiefen festgestellt. Die Aufgabe der neuen Expedition wird es u. a. sein, genau zu ermitteln, h sich diese Meeregtiefen auch weiter nach Osten biüz zum 70. und Jh. Meridian östlicher Länge erstrecken oder ob, wie in der Nähe der prince Edward und Croset-Inseln bereits wahrscheinlich gemacht, nach FG. und dem Indischen Ozean zu Verflachung eintritt, Auf den Frankreich zugehörigen Kerguelen⸗Inseln, die einen an seinen West⸗ fisten vornehmlich noch ziemlich unbekannten Archiyel darstellen, wird für die Dauer der Expedition eine Beobachtungsstation eingerichtet und ein Theil des wissenschaftlichen Stabes hier zurũckgelassen werden. Welcher Platz für die Station zu wählen, ob auf der Hauptinsel an deren NO. oder besser auf einer kleineren Insel an deren Weftküste, soll erst an Ort und Stelle entschieden vderden. Ende November oder Anfang Dezember wird das Schiff dann seinen südsüdöstlichen Kurs bis etwa zum 90. Meridian wieder

( auf. und nach Erreichung der letzteren Richtung nach Süden nehmen,

somit in bisher noch gänzlich unbekannte Gebiete einzudringen ver⸗ suchen, welche zwischen dem gegenüber Australien gelegenen Victoria⸗

. und Wilke's Land einerseits und dem gegenüber Süd-⸗Afrika gelegenen

und Kemp Land andererseits sich auf eine ungeheure eistrecken. Die Erwägungen, welche diesem Plan liegen, sind folgende: Südlich von dem nur

Enderby⸗

in langgestreckten Küstensäumen bekannten Victoria. und Wilke's Land

scheint der magnetische Südpol gelegen, denn die Richtungslinien der NRagnetnadel, wie sie an verschiedenen Punkten des südlichen Eis— meeres bestimmt worden sind, schneiden sich rückwärts verlängert un⸗ ggefaͤhr an diesem Punkte. eine durch den bekannten magnetischen Nordpol und den Erdmittelpunkt CCeiogene ÄAchse die Erdoberfläche auf der südlichen Halbkugel trifft. auch ndiesem Theil des Polargebietes, der zu erreichen gesucht wird. In jedem Fall erscheint das magnetische Forschungen, und da es außerdem gänzlich unbekannt, so ist auch für die geographische Forschang hier noch alles zu gewinnen. Nach töchten über die Gisverhältnisse lassen außerdem hoffen, daß dem Vor— ningen in dieser Richtung keine unübersteiglichen Hindernisse bereitet sein verden.

käste von beträchtliche setzung in auch ein anderer Theil des Jermutheten Kontinenta oder Archivels entdeckt In also im antarktischen Sommer, die Errichtung einer Station an einem ( 11 Punkte beabsichtigt, auf der ein ganzes Jahr auszubalten der Vorsatz ist, eine ganze Jahresperiode an einem Punkt umfaßt, nicht bloß kürzere dder längere Zeit fortgesetzte Beobachtungen auf sehr vielen Punkten, vie sie sich bei einer Seereise ergeben aSus sollen F7*erühjahrsbeginn, Schlitten, unternommen werden. dbemüht zu blelben, in der Nähe der Beobachtungsstation kleinere (Sorschungsreisen, eventuell unter Benutzung eines mitgeführten Naphtha⸗ Boots, auszuführen. unf einem deutschen Dampfer via West⸗Australien von Kamtschatka

Andererseits liegt derjenige Punkt, wo

Gebiet somit als besonders aussichtsvoll für erd⸗

West⸗ bekannte Fort⸗

wird

auf diesem Wege die dessen schon

gegen Westen eine läßt, vielleicht

Vielleicht erreicht man Wilke's und Victoria Land, Erstreckung von Osten letzterer Richtung vermuthen ist noch im Winter 1901 auf

jedem Fall 1902,

um endlich ein Beobachtungsmaterial zu gewinnen, das

Von diesem festen Punkt dann im Herbst 1902, also im aantarktischen womöglich auf drei von Hunden gejogenen Vorstsße in der Richtung nach dem Südpol Bis zum Beginn dieser Aktion denkt man

Die Hunde werden 50 in der Zahl der Gxpedition

zugeführt. Diese Kamtschatka⸗ ganz besonderg ausdauernd und gegen widerstandsfähig bewährt haben. Unsicher ist Transport durch die Tropen ertragea 30 bis nach den Kerguelen⸗Inseln

ß nach den Kerguelen Inseln

Wenn von 50 nur rofessor von Drygalski erörterte nun die Aussichten auf wissenschaft-⸗ Ob um den Südpol, abweichend vom Nordpol, ein Kontinent oder nur ein mannigfach zerklüfteter vorhanden ist, darf als eine bisher ungelöste auch die an verschiedenen Punkten ent— wesentlich westöstlichen Küstenstrecken dafür zu sprechen Außer den oben genannten Küsten gegenüber Australien noch Graham und Alexander Land

deckten,

es angenommenen Kontinents weit hinter die Grade zurückweichen

. würde, big zu denen Graham⸗ und Alexander ⸗Land vorgeschoben sind.

Hier ist also noch ebenso terra incognita, wie an der Stelle 120 bis

. 150 0 zstlich dersenigen, welche sich die deutsche Sübpolar. Gxpedition

für ihren erwählt hat. Fär die Ansicht, daß

Vorstoß

ö man nur eine Inselwelt vorzufinden erwarten dürfe, ist Nansen mlt kroßer Bestimmtheit eingetreten, für die Erwartung eines Kontinents

dagegen Sir John Murray, der berühmte Leiter der Challenger— Erpedition. Murray'z Gründe sind im wesentlichen jwei: die

SBeschaffenbeit des Meerezbodens im Südpolarmeer, welcher die

und Granit, bezeichnend für die

Her seßungs produkte von Gneis aufweist, und die aut der

ahe eines großen Kontinents, eobachtung der Winde auf der südlichen Halbkugel sich Thatsache, daß über dem Südpol, etwas gegen den Indischen Osean hin verschoben, dauernd ein Maximum des ustdrucks lagert, wie solches nur mit der E stenz eines großen, zu⸗ n ln fc von Diygalski

h achverhaltz und in der Erreichung des Südpols der eigentliche Zweck er Eypedition liege, sodaß sie künftig als veifeblt gelten könne, wenn diese Zwecke nicht erreichte Die wissenschaftlichen Zwecke, die voraus- chilich zu erreichen sein werden, sind im Gegentbeil so mannigfaltige, 9 se sind autznahmelos von so hervorragender Wichtigkeit, daß deren n auf die sicher gehofft werden kann, selbst über einen lhersolg in den geographischen Fragen, der wahrscheinlicher ist als 9 Gegentheil, binwe elfen würde. Diese wissenschaftlichen Auf gaben beziehen sich 2. auf meteorologische, als auf oleano- d geologische, physische, bakteriologische erdmagnetis Forschungen. Um nur einige davon

und Rennen o. sind. die Untersuchung der Eis herhãltn isse 4 le Beobachtung ber schon eiwäbnten, üher dem Südpol lagernden 2 von hohem Interesse, alsdann die Frage nach der mittels el ju unterfuchenden Schwerkraft, womit die Bestimmung der

Abplattung der Erde zusammenhängt, die Frage, ob die Fauna am Südpol die gleiche ift wie am Nordpol, ob sich Spuren vulkanischer Thätigkeit finden ꝛc. Für alle diese Untersuchungen wird eine reiche Augrüstung mitgenommen, selbst Fesselballon und Drachen. Zur gründlichen Erledigung gerade dieser Untersuchungen sind inter⸗ natlonale Vereinbarungen getroffen, wonach gleichzeitig plan⸗ mäßige Beobachtungen außer auf den beiden Stationen ber deutschen Expedition auch an einem Punkte der Südinsel Neuseelands, in Mel⸗ bourne, in Kaystadt und, von der argentinischen Regierung veranlaßt, an einem Punkte Südpatagoniens staͤttfinden werden. Vollstes Einver⸗ nehmen besteht auch mit einer gleichzeitigen englischen Südpolar⸗Expe⸗ dition, die sich nach dem vorgedachten Weddel⸗Meer richten wird. Die deutsche Expedition gedenkt im Sommer 1903 zurückiukebren, ist jedoch eventuell auch auf ein Jahr länger eingerichtet. Da sie ibren Rückweg durch den Atlantischen Ozean zu nehmen beabsichtigt, wird das Personal der Kerguelen⸗Station anderweit abgeholt werden. Wahrscheinlich wird auch zu derselben Zeit noch eine schottische, vielleicht auch eine schwedische Expedition nach dem Südpolarmeer abgehen, sodaß den Problemen des Antarktes in den ersten Jabren des neuen Jahrhunderts mächtige Förderung in Aussicht steht. Im zweiten Theil seines Vortrags gab Professor von Drygalgki noch interessante, durch Lichtbilder erläuterte Mittheilungen über das Schiff der Exvedition. Dasselbe, ein Dreimastschoner, ebenso Segler als, im Besitz einer Dampfmaschine von 250 P. S., Dampfer, wird sich wesent⸗ lich in seiner Bauart von dem bewährten Schiff Nansen's, dem Fram“, unterscheiden. Die Konstruktion ist das Ergebniß eingehendster Berathungen der ersten deutschen Marinesachver— ständigen. Abweichend vom Fram“, dessen oberhalb der Wasserlinie bereits starke Zuschrägung den Bug fast keilförmig erscheinen läßt, wird das Exveditionsschiff erheblich weniger zugeschrägt sein, auch wird die Zuschrägung erst unterhalb der Wasserlinie beginnen. Der Grund der Aenderung ist die Er— wägung, daß beiden Schiffen sehr verschledene Aufgaben gestellt sind. Nansen hatte vor sich eine kurze Seereise, aber lange und starke Eig⸗ pressungen, deshalb mußte der Gesichtspunkt maßgebend sein, wie den letzteren am sichersten zu begegnen sei. Das neue Schiff muß aber an erster Stelle für lange Seereisen tüchtig sein, und die Eisgefahr tritt bei ibm zurück.! weil erfahrungägemäß im Südpolarmeer die Eispressungen minder heftig sind als in dem rings von Land eingeengten Nordpolarmeer. Dessenungeachtet wird auch das Schiff der deutschen Südpolar⸗Exvedition nichtꝗß an Festigkeit vermissen lassen. Eg ist ein Holzschiff aleich dem ‚Fram“. Zu seinen drei Plankenlagen sind aus den Beständen der deutschen Marine in Danzig die geeignetsten Hölzer, das nordamerikanische Pitch⸗Pine⸗Holz innen, das südamerifanische Green ⸗Heart⸗Eisenholz unten verwandt und im Innern des Schiffsrumpfes Verstelfungen von großer Widerstande kraft angebracht worden. Das Schiff wird keine Fenster, noch andere Oeffnungen irgend welcher Art an der Seite haben, Steuer und Schraube sind durch Tunnel geschützt. Auf Deck haben 6 Boote ihren Platz, die Beleuchtung ift elektrisch, die Heizung geschiebt mit Dampf, die Kohlenbunker haben einen Fassungsraum von 400 Tonnen. Zum letzten Male werden von Australien herbeigesckaffte Kohlen auf den Kerguelen⸗Inseln eingenommen werden. Die Besatzung wird aus 20 Mann bestehen, deutsche Seeleute bis auf einen im nordischen Meer eiprobten norwegischen „‚Eismeister̃. Zum Führer des Schiffes ift Kapitän Hans Ruser von der Hamburg ⸗Amerika⸗Linie erkoren, ein auch in nordischen Gewässern wohlerfahrener Seemann, 38 Jahre alt, unverheirathet, derselbe ent⸗ schlossene Mann, der vor mehreren Jahten von sich reden machte, als er ein verlassenes französisches Schiff auf dem Ozean traf und das⸗ selbe, mit einem Tbeil seiner eigenen Mannschaft besetzt, sicher in den nächsten Hafen brachte. Kapitän Ruser, der im August noch Nansen begleitet bat, ist bereits im Dienst des Unternehmens und mit Beaufsichtigung des Schiff baue betraut. Den wissenschaftlichen Stab der Expedition werden bilden: nächst dem Leiter, dessen Spezialfach physische Geographie und Geodäsie ist, Dr. Ernst Vanhöffen, Privatdozent in Kiel, für Zoologie und Botanik, Dr. Hans Gazert⸗ München, Arzt und Bakterlologe, Dr. Emil Philippi⸗Breslau für Geologie und Chemie, Dr. Friedrich Bidlingmeier⸗ Lauffen (in Württemberg) für Erdmagnetismufß und Meteorologie. Auipf der Kerguelen⸗ Station. werden thätig sein: Emil Werth, Biologe, und Dr. Karl Luyken, Physiker. Als Leiter der englischen Südpolar⸗ Expedition wird Robert Scott, Kapitän in der englischen Marine, fungieren; ihm zur Seite wird als wissenschaftlicher Leiter Dr. Gregory, Pro— fessor der Geologie in Melbourne, stehen. Designierter Leiter der schottischen Expedition ist der Zoologe Bruce, der schwedischen Oscar Nordenskjöld, Neffe des berühmten Forschungèreisenden. Professor Dr. von Drygalski beendete seinen Vortrag unter dem lebhaften Beifall der bis zum Schluß von den Mittheilungen über die bevorstehende Unternehmung gefesselten Zuhörerschaft. Un— beschränkt, so schloß der Redner, sei die Zahl der zu bearbeitenden Probleme; Wahrbeit, Gesittung, Recht zu mehren, sei das Endziel auch dieser Expedition. Möge ihr Glück und Erfolg und dereinst glückliche Heimkehr beschieden sein!

Bauwesen.

In dem Wettbewerb für den Neubau eines Häuser⸗ blocks am Kaiser Wilhelm-⸗Platz in Bremen hat das Preig⸗ gericht, dem ‚Centralblatt der Bauverwaltung“ zufolge, den ersten Preis (3000 M) dem Entwurf der Architekten Schädtler u. Müller in Hannover zuerkannt. Den zweiten Preis (2000 4) erhielt der Architekt Hagberg in Friedenau bei Berlin, den dritten (1090 A) die Architekten Fastje u. Schaumann in Hannover. Insgesammt waren 47 Entwürfe rechtzeitig eingegangen.

In dem behufs Erlangung von Plänen zu Eisenbahn“, Hafen, und Kanalisationsanlagen in Bergen (Norwegen) peranstalteten Wett bewerb waren 18 Entwürfe eingegangen, und jwar 13 für die Bahn. und Hafenanlagen, 5 für die Kanalisation und den Ausbau des Lille Lungegaards. Wassers. Für die besten Entwürfe zu den Eifenbahnanlagen erbielten den ersten Preis (5009 Kr.) die Ingenieure der norweglschen Staatsbahnen Bjerke und Haeg⸗ land Fverfen, den zweiten (3000 Kr.) die Bauunternehmerfirma R. Schneider in Berlin, den dritten (2009 Kr.) der Ingenieur Henriksen in Voß (Norwegen). Für die Hafenpläne erhielt den ersten Preis (000 Kr.) die schon genannte Firma R. Schneider in Berlin, den jweiten (2000 Kr.) die Ingenieure Bjerknes und Oedegaard in Christlania Die Entwürfe Ingestionꝰ und Udpskling“ sind für je 1000 Kr. angekauft worden.

Auf der Bauausstellung in Dresden sind, nach dem Centralblatt der Bauverwaltung“, u. a. folgende Preise, ertheilt worden: ö. . Königlich sächsische silberne Stagtgsmedaillen: dem Architekten Professor Skold Neckeimann in Stuttgart, dem Geheimen Ober- Baurath, Professor Karl Hofmann in Darmstadt, dem Regierungs⸗ und Baurath P. Tornow in Metz;

von der Königlich preußischen Staatgregierung gestistete Medaillen: den Architekten Professor Bruno Schmitz in Berlin, Franz Brantzky in Köln a. Rh. und Privatdozent F. Pützer in Darmstadt;

von der Königlich bavyerischen Staatsregierung gestiftete Medaillen: den Ärchltekten Tbeodor Fischer, Professor Karl 1 * Profeffor Emanuel Seidl, Professer Ggbrie! von a und Profefsor Friedrich von Thiersch, sämmtlich in

ünchen;

von der Herzoglich braunschweigischen Staatsregierung gestiftete Medaillen: den Architekten Professor G. Halm huber in Stuttgart, J. G. Poppe in Bremen, Hermann Schaedtler in Hannover, Wilb. Kreis in Dresden und dem Glasmaler und Architekten A. Lüthi in Frankfurt a. M.; dere ng altenburgische filberne Staatgmedaille: dem Architekten Richard . in Dresden;

,. lippische Stgatgmedaillen: dem Königlichen Bau— inspektor Graef in Beilin als Schriftleiter der Blätter für

, . und Kunfthandwark und den Architekten Fritz Gottlob n Berlin;

Stadt Vrendner silberne Ehrendenkmünzen: dem Architer ire Kröger in . dem Baurath, Ye efff n n, 24 . 8 in Leipzig und dem Architekten Professor Karl Weichardt

n Dregden.

Verkehrs⸗Anftalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 19. Oktober in Köln den Anschluß an 31 31 nach Berlin über Hildesheinn wegen Zugverspätung in Belgien nicht erreicht.

Wien, 19. Oktober. (W. T, B) Nach Mittheilung der Direktion der Südbahn können infolge des Aasstandes ihrer Magazinarbelter in Trieft Frachtgüter zur Beförderung nach Triest Südbahnhof bis auf weiteres nicht angenommen werden. Ebenso mußte die Annahme von Frachtgütern in Triest Südbahnhof eingestellt werden. Sendungen nach und von Triest⸗Freihafen, sowie nach und von den übrigen Abfertigungsstellen in Triest können jedoch abgefertigt werden.

Bremen, 19. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Bonn‘ 18. Okt. v. New Jork n. Bremen abgeg. Aller“ 18. Okt. v. Bremen in New York angekommen.

29. Oktober. (W. T. B.) Dampfer „Helgoland“ 18. Okt. v. New Orleans n. d. Weser abgeg. Weimar“, n. New Jork best., 18 Okt. Dover und „Barbarossa“, n. Australien best., Gibraltar pass. „Prinz Regent Luitpold“, v. Australien kommend, 19. Okt. a. J . angek. „Pfalz“, n. d. La Plata best., 19. Okt. Ouessant passtert.

London, 19. Oktober. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer Pembroke Castle, gestern auf Aureise in Kapstadt angelommen.

Union⸗Linie. Dampfer „Galeka“ heute auf Augreise die Canarischen Inseln passiert.

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Flotow's noch immer sehr beliebte Oper Martha“ ging geftern in neuer, sorgfältiger Einstudierung zum ersten Male in Scene und fand bei den zahlreichen Zuhörern eine außerordentlich beifällige Aufnahme. Die Titelrolle sang Fräulein Mugrauer, welche vor kurzem als Leonore im „Troubadour“ bemerkenswerthe Proben ihres Könnens abgelegt hatte. Daß sie in dieser ganz anders gearteten Partie ebenso Gutes leistete, spricht für ihre Verwendbarkeit in dem abwechselungsreichen Spielplan, auf welchen die Charlotten- burger Opernbühne angewiesen ist. Ihr Partner, Herr Aranyi, konnte als Lyonel die Schönheiten seiner glänzenden Tenorstimme voll zur Geltung bringen, war aber leider auch diesmal nicht frei von den früher an seinen gesanglichen Leistungen gerügten Unmanieren. Die Arie Ach, so fromm“ mußte er auf stürmisches Verlangen wiederholen. Sehr glücklich waren ferner die Rollen der Nancy, des Plumkett und des Tristan durch Fräulein Brackenhammer, die Herren Waschow und Gillmann besetzt. Chor und Orchester hielten sich unter Kapellmeister Vollerthum'g Leitung gut. Für eine geschmackvolle Inseenierung 5 der Ober⸗Regisseur Ehrl gesorgt.

konzerte.

Der zweite Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle, welcher unter Kapellmeister Weingartner's Leitung am Donnerstag im Königlichen Opernhause stattfand, brachte ein ebenso ge⸗ schmackvoll gewähltes als abwechselungsreiches Programm, dessen Einleitung die jwar düster angelegte, aber doch so poesievolle, tief wirkende Ouvertüre zu Manfred von Schumann bildete. Ihre Wiedergabe war freilich nicht ganz einwandfrei, wurde aber doch recht beifällig aufgenommen. Geradezu meisterbaft war dagegen die Vorführung der zweiten Nummer des Programms, der überaus frischen, anmuthsvollen, in diesen Konjerten zum ersten Male gespielten Symphonie Nr. 5 in B-dur (op. 55) von Glazounom. Es ist dies eine intercssante Schöpfung des jungen russischen Tondichters, die namentlich im letzten Satze, in dem Allegro maestoso, echt natioaale Eigenart zeigt, während sich in den drei andern Theilen unverkennbar Anklänge an Wagner, Weber und besondertz in dem reizenden Scherzo“ an Mendelssohn vor⸗ finden. Da hört man die Elfenmusik aus dem Sommernachtstraum“ einfach ins Russische übertragen; und doch schien, nach dem Beifall zu urtheilen, gerade dieser Satz der Symphonie den nachhaltigsten Ein⸗ druck auf die Zubörerschaft zu machen. Die vollste Anerkennung ge⸗ bührt aber Herrn Weingartner wie dem Orchester vor allem für die vollendete Wiedergabe der symphonischen Dichtung „Tasso, Lamento e PTrionfo“ von Liszt; sie war dazu angethan, jedem Zuhörer Ver⸗ ständniß dafür zu erwecken, was der große Meister in Tönen zu schildern beabsichtigt hat; sie ermöglichte es, die große Antithese des im Leben verkannten, im Tode aber von strahlender Glorie umgebenen Genius“ ju erkennen. Den Schluß des Programms bildete die zweite Symphonie (in D-dur) von Beethoven, die in gleich schöner Weise vorgeführt wurde.

Im Königlichen Opernhaufe findet morgen eine Auffübrung von Meyerbeer's Oper „Die Afrikanerinꝰ mit Fräulein Destinn als Selika statt. Den Vaeco de Gama singt Herr Sylva, den Nelusco Herr Hoffmann, die Ines Frau Herzog. Kapellmeister Walter dirigiert. Am Montag geht „Der Freischütz' in Scene.

Im Königlichen Schauspielhause kommt morgen G. von Moser's und T. von Trotha's Lustspiel „Der wilde Reutlingen in nachstehender Besetzung zur Aufführung: König Friedrich II.: Herr Kraußneck; Jobst von Reutlingen: Herr Matkowsky; Heinz: Herr R. Arndi; Ulrike von Trebenow: Fräulein Lindner; Susanne von Zellin: Fräulein Sperr; Annette: Fräulein Hausner.

Im Neuen Königlichen Opern ⸗Theater wird morgen und am Montag „Der Mikado“ gegeben. Am Mittwoch gebt alt zweite italienische Opern ⸗Vorstellung Der Barbier von Seeilla“ in Scene. ;

Das Deutsche Theater bringt Wiederholungen von Rosen⸗ montag“ außer morgen am Montag, Mittwoch, Freitag, Sonnabend und am nächstfolgenden Sonntag Abend. Am Diengtag kommt Der Biberpelj“ zur Aufführung, am Donnerstag „Hedda Gabler“. Als Nachmiitagsvorstellung ist für morgen Cyrano von Bergeraer, für den nächstfolgenden Sonntag das Schauspiel -Die Weber angesetzt.

x Fe. Lastspiel Die strengen Herren gelangt im Berliner Theater morgen, am Montag, Mittwoch, Donnerstag. Sonnabend und nächsten Sonntag Abend zur Aufführung. Am Dienstag wird Ueber unsere Kraft“, am Freitag (8 Abonnements. Vorstellung) „Käthe gegeben. Morgen Nachmittag wird Der Pfarrer von Kirch- seld , am nächsten Sonntag Nachmittag. Prinz Friedrich von Homburg? aufgeführt. . ;

gehen; Schiller Theater wird morgen Nachmittag Maria Stuart“ gegeben, Abends geht der Blumenthal. Kadel burg 'sche Schwank Die Drientreise“ in Scene. Für Montag ist Sudermann 's Schan . spiel Das Glück im Winkel, für Dienstag und Mittwoch Fauft“, J. Thiss, erster und jweiter Abend, für Donnerztag -Die goldene Goa“ angesetzt. Am Freitag und Sonnabend finden die ersten Auf⸗ fübrungen von „‚Fauft“, 11. Tbeil, erster und jweiter Abend, statt.

Im Tbeater des Westens geht morgen Nachmittag zu halben Preisen Verdi'ß Oper Der Troubadour in Scene; morgen Abend und am PVienztag finden Wiederholungen von Offenbach's vban- lastischer Oper . Hoff mann'z Erjäblungen* statt. Am Montag gelangt Ber Waffenschmied', am Mittwoch Undine“ und am Donnerstag „Der Bettelstudent jur Aufführung. Am Fretteg eröffnet die spanische KRoloratursängerin Fräulein Maria Barrlen ros ibr Gastspiel ah Rosine in Rossiniß Oper Der Barbier von Sevilla“, und fur