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Das selbe ist, wie, W. T. B. meldet, folgendermaßen zusammen⸗ gesetzt: Präsidium Azearraga, Justiz Vadillo, Auswärtiges Campos, Finanzen Allende Salazar, Inneres Ugarte, öffentlicher Unterricht Gareia Alia, Ackerbau Sanchez Toca, Krieg General Linares. Zum Marine⸗-Minister wird wahrscheinlich Admiral Churruca ernannt werden.
Der General Weyler hat gestern Mittag den Posten des General⸗Kapitäns von Madrid angetreten. ag Der Unter⸗Staatssekretär des Innern, der Präfekt und der Bürgermeister von Madrid und die Präfekten mehrerer Departements haben demissioniert. Es wird erwogen, die Garnison von Madrid zu konsignieren. Bis jetzt ist die Ordnung nicht gestört worden.
Bulgarien.
Das amiliche Blatt veröffentlicht ein Dekret, durch we lches die Sobranje zum 28. Oktober einberufen wird.
Amerika.
Das Staatsdepartement hat, wie das „Reuter sche Bureau“ aus Washington vom gestrigen Tage meldet, zwei Noten aus dem diplomatischen Schriftwechsel zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich seit Ein⸗ gang der ursprünglichen französischen Note veröffentlicht. Die eine Note ist von dem französischen Botschafts⸗-Sekretär Thi6baut und vom 17. Oktober datiert, die andere ist von dem Staatssekretär Hay und trägt das Datum des 19. Oktober. Die erstere Note giebt dem Dank Frankreichs für die Antwort der Regierung der Vereinigten Staaten auf die französische Note vom 4. Oktober Ausdruck und fährt dann fort: alle be⸗ theiligten Mächte hätten dem wesentlichen Punkte der französischen Note zugestimmt. Die Hauptsache sei, der chinesischen Regierung zu zeigen, daß die Mächte von demselben Gefühl durchdrungen und daß sie zwar entschlossen seien, die Integrität Chinas und die Unabhängigkeit der chinesischen Regierung zu achten, aber nichtsdestoweniger auch festen Willens seien, die Genugthuung durchzusetzen, auf die sie Anspruch hätten. Wenn Frankreichs Vorschlag als Grundlage der Ver⸗ handlungen angenommen werde, so werde er den chine— sischen Bevollmächtigten mitgetheilt werden. Davon sei ein günstiger Einfluß auf die Entschließungen des Kaisers von China und der chinesischen Regierung zu erwarten, und ein solcher gemeinsamer Schritt würde in keiner Weise die Prüfung derjenigen Punkte stören, bezüglich deren gewisse Regierungen Vorbehalte gemacht hätten. Der Staatssekretäͤr Hay giebt in seiner Antwort dem Vertrauen Ausdruck, daß die Mächte gemeinsam den chinesischen Bevollmächtigten die Punkte vorlegen würden, über die sie sich als die ersten Schritte bei den Verhandlungen geeinigt hätten. Die Note stimmt dann den in der französischen Note enthaltenen Anschauungen zu und bemerkt, der amerikanische Gesandte in Peking Conger sei an⸗ gewiesen, den chinesischen Bevollmächtigten die Punkte, über welche Einigkeit erzielt sei, vorzulegen. Die Note regt ferner an, diesen Punkten eine gemeinsame Erklärung der Mächte beizufügen, daß diese entschlossen seien, die territoriale Integrität und die administrative Ungetheiltheit Chinas auf⸗ recht zu erhalten und für die chinesische Nation wie für sich selbst den offenen und gleichen Handelsverkehr zwischen China und der übrigen Welt zu sichern.
Der Schluß der Antwort des Staatssekretärs Hay wurde vor dem Bekanntwerden des britisch⸗deutschen Ab⸗ kommens geschrieben. Am Schluß der gestrigen Sitzung des Kabinets würde erklärt, dieses Abkommen sei gerade für die Vereinigten Staaten in hohem Grade zufriedenstellend, besonders da es die in der Note des Staatssekretärs Hay vom 3. Juli enthaltenen Grundsätze anerkenne.
Der ehemalige Staatssekretär John gestern gestorben.
Ein gestern in New York eingetroffenes Telegramm aus Kingston (Jamaica) meldet, daß, Vachrichten aus Haiti zufolge, der Aufstand auf San Domingo noch nicht beendet sei, und daß die Kämpfe im Innern noch fortgesetzt würden, obwohl die Aufständischen zurückwichen.
Asien.
Der deutsche Gesandte Dr. Mumm von Schwarzen⸗ stein ist gestern in Peking eingetroffen.
Die „Wiener Abendpost“ veröffentlicht einen Auszug aus dem Bericht des Kommandeurs des österreichisch-ungarischen Detachements in Peking, Linienschiffs⸗Kapitäns Winterhalder über die Belagerung der Gesandtschaften. Es wird darin mitgetheilt, daß am 22. Juni die vier in der britischen Gesandtschaft untergebrachten Gesandten dem großbritannischen Gesandten Sir Claude Macdonald den Oberbefehl übertragen hätten, obwohl in der Nacht vorher die Detachements-Kom⸗ mandanten dem Fregatten⸗Kapitän Thomann die Leitung der Vertheidigung übertragen hätten. Trotzdem habe Thomann bis zu seinem Tode die Vertheidigung in Händen gehabt. — Ferner veröffentlicht das genannte Blatt ein Schreiben des Admirals Seymour an den Fregatten⸗Kapitän Thomann und ein Schreiben des Brigade⸗Generals Dorward an den kommandierenden Linienschiffs⸗-Leutnant Indrak in Tientsin, in welchem die beiden britischen Militärs der ausgezeichneten militärischen Unterstützung und hervorragenden Tapferkeit der osterreichisch⸗ungarischen Truppen die höchste Würdigung zollen, wobei der Admiral Seymour die Hoffnung aussprach, daß seine Expedition zur Festigung der glücklicherweise zwischen
e en bestehenden Freundschaft und Achtung bei⸗
Sherman ist
ösische General Voyron meldet aus Ta ku ! daß französische Truppen den Bahnhof die Eisenbahnlinie bei Paoting⸗fu besetzt hielten und Eisenbahnwagen Rekognoszierungen nach Norden und üden bis zu den Endpunkten der Bahn unternähmen, deren iederherstellung sofort in Angriff genommen worden sei. Das deutsche Truppentrangportschiff „Valdivia“ ist wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Schanghai eingetroffen. Aus Hongkong vom gestrigen Tage berichtet das „Reuter sche Bureau“, aus Canton werde gemeldet, daß die Bezirke am Ostflusse oberhalb Poklos vom Verkehr abgeschnitten seien. Es kämen daher von dort wider⸗ sprechende Nachrichten in Bezug auf den Fortschritt der Unruhen. Die Chinesen sagten, die Kaiserlich chinesischen Truppen hätten, obwohl sie anfangs erfolgreich gewesen, in der Folge zweimal eine Niederlage erlitten. Man sei wegen der Prafektur⸗Stadt Huitschau in schwerer Sorge. Nach einigen Meldungen solle dieselbe bereits genommen sein, während andere Berichte meldeten, sie sei yon den Kaiserlichen Truppen zurückerobert worden. In dem Ausbleiben weiterer
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Nachrichten erblicke man eine Bestätigung der ersten Meldung. Die Stimmung ; i stellvertretende Vlze⸗König bedrohe zwar die
in Canton habe sich nicht gebessert. Der ufrührer, verhänge aber die angedrohten Strafen nicht. Seine Pro⸗ klamationen würden mit Verachtung behandelt und herunter⸗ gerissen, . sie angeschlagen seien. Zahlreiche Anhänger der Rebellion in Canton würden sich der Erhebung willig anschließen, sobald sie Erfolg verspreche.
Afrika.
Aus Kapstadt vom 22. d. M. berichtet das Reuter sche Bureau“: infolge der neuerdings wachsenden Thätigkeit der Buren im Oranje⸗Freistaat und der zunehmenden Geneigtheit derjenigen Buren, welche den Neutralitättzeid ge⸗ leistet haben, den Feind zu unterstützen, hätten sich die Militärbehörden für kräftige Maßnahmen entschieden, um die marodierenden Trupps niederzuwerfen und die Neutralen für jede Verletzung ihres Eides streng zu bestrafen.
Ein vom Congo in Antwerpen eingetroffener Post⸗ dampfer überbringt, dem „W. T. B.“ zufolge, die Nachricht, daß der Gerichtshof in Boma den Agenten Moray, welcher den Häuptling Alibu im Mongalle⸗Bezirk tödtete, zu zehnsähriger Zwangsarbeit und den Agenten Mattys, der beschuldigt war, mehrere Einwohner getödtet zu haben, zu sechs⸗ jähriger Zwangsarbeit verurtheilt habe. Die Perurtheilten Ja. gestndig, erklärten jedoch, auf mündliche Weisung Lothaire's gehandelt zu haben.
Parlamentarische Nachrichten. Bei der am 18. Oktober vorgenommenen Ersatzwahl
um Reichstag im 8. Potsdamer Wahlkreise (West⸗ e lch und Stadt Brandenburg) erhielt, nach der amt⸗ lichen Zählung, von 20 0959 abgegebenen Stimmen der General— Direktor von Löbell⸗Charlottenburg (konserv; 7116, Schriftsteller Pe us⸗Dessau (Soz.) 9509 Stimmen. Zwischen beiden hat eine Stichwahl stattzufinden.
Bei der ebenfalls am 18. Oktober erfolgten Ersatzwahl zum Reichstag im 6. Magdeburger Wahlkreise (Wanz⸗ a erhielt, nach dem amtlich festgestellten Ergebniß, von 149665 abgegebenen Stimmen der Tischlermeister Gerlach-Halberstadt (Soz.) 6045 Stimmen, der Guts⸗ und Fabrikbesitzer Schmidt⸗ Westerhüsen (nl.) 5166 Stimmen und der Landrath z. D. von Kotze in Klein⸗Oschersleben Fons.) 3747 Stimmen. Es ist also eine Stichwahl zwischen Gerlach und Schmidt nöthig.
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Nr. 83 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, beraus⸗ gegeben im Ministersum der oͤffentlichen Arbeiten, vom 20. Oktober 1960 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienft⸗Nachrichten. — Nicht. amtliches: Geschäftzgebäude für die Zivllabtheilungen des Land— gericht J' und des Amtsgerichts 1 in Berlin. (Schluß. — Ueber bie Kaibauten an der deutschen Niederlassung in Hankau (China). — Die Schwebebahn Barmen — Vohwinkel. (Fortsetzung. — Vermischtes: Wettbewerb um Entwürfe für die Bebauung des Kaiser Wilhelm⸗ Platzes in Bremen. — Wettbewerb um Pläne zu Eisenbahn⸗ und Hafenanlagen sowie zu Kanallsationsanlagen in Bergen (Norwegen). — Preisertheilung auf der Bauausstellung in Dresden. — Jie neue Londoner Zentralbahn.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Die Arbeitslöhne und Arbeitsleistungen beim Bergbau Preußens im Jahre 1899.
Nach den Ergebnissen der vierteljährlich für die Bergbaubezirke Preußens angestellten amtlichen Erhebungen über die beim Bergbau gejahlten Arbeitslobne und erzielten Arbeitaleistungen war die mittlere Zahl der beschäftigten Arbeiter — einschlteßlich der zeitweilig wegen Krankheit oder aus anderen Ursachen feiernden, aber aus— schließlich der Beamten und sonstigen dauernd zur Aufsicht verwendeten Personen (Aufseber, Oberhauer, Fahrthauer ꝛc. im J:ꝛhre 1899 folgende (in Klammern sel die Angabe der Zunahme seit dem Vor- jabre beigefügt):
222 758 (4 11139) unterirdisch beichäaftigte eigentliche Bergarbeiter,
80 344 ( 5121) sonstige unterirdisch beschäftigte Arbeiter,
88 084 (4 4177) über Tage beschäftigte Arbeiter, ausschließlich
der jugendlichen und weiblichen,
12723 (4 1440) jugendliche männliche Arbeiter unter 16 Jahren,
5 476 (4 187) weibliche Arbeiter, ins gesammt
409 385 14 22664) Arbeiter, deren reines Jahrezeinkommen im Ganzen 437 928 857 4 (46745 272 M mehr, alg an die im Vor⸗ jahre beschäftiaten Arbeiter gezahlt worden war, 85 364 546 A mehr als i. J. 1897, 127 835541 S mehr als i. J. 1896 und 156 843 526 SV mehr als i. J. 1895) betrug, d. i. pro Kopf sämmt— licher Arbeiter (einschließlich der jugendlichen und weiblichen) durch schnittlich 1070 AM, gegen 1010 MS im Vorjahre, 64 4 . 897 00 , J 1896 und 813
Von der sich nach den Belegschaftzlisten ergebenden Gesammtzahl entfitlen im Jahre 1899 auf die einzelnen Bezirke Aebeiter mit neben stehendem durchschnittlichen jährlichen Reineinkommen (d. h. nach Abzug aller Nebenkosten) in Mark:
Retto⸗Lobn
1899 (geg. 1898 bezw. 1897
auf den Arbeiter
Steinkohlenbergb. in Oberschlesien Steinkohlenbergb. in Niederschlesien 20159 (4 9 S466 Braunkohlenberghau] des — 27934 (4 78 8716 Kupferschteferbergbau f Ob.⸗ B.. A. ( 96706 * Steinsalzbergbaa Be. Halle 3) 1100 staatl. Erzbergb. am Oberharz. 32101 28) 6451 Steinkoblenbergb. des O. B.⸗A.⸗
8 ,, I99138 (4 13165) 12551 staatl. Steinkohlenb. b. Saarbrücken 3897 42193) 19196 4 Steinkohlenber zb. bei Aachen. 10014 (4 452) 1069 662 siegen⸗nassauischen Grzbergbau.. 19282 — 787) 244 117 . sonstigen rechtsrhein. , IJIS52 (41780) 823 (51 linksrheinischen Erjbergbau. 3581 4 278) 7126 24. oder auf den Steinkohlenbergbau überhaupt 329 (49 (4 19 953), auf den Braunkohlenbergbau 27 934 (4 783), auf den Gribergbau 33 925 ( II43), auf den Kupferschieferbergbau 13 344 (4 37) und auf den Stein salzbergbau 4533 (4 48).
Diese Zahlen liefern den erfreulichen Bewelg, daß die günstige Lage, in der sich namentlich der Kohlenbergbau im Jahre 1899 be— funden hat, auch den Arbeitern in erheblichem Maße zu gute gekommen ist. Wiederum ist die Zahl der im Bergbau beschäftigten Arbeiter bedeutend gestiegen, es wurden im Ganzen 22 0964 mehr eingestellt als im Jahre 1898, in welchem die Zunahme, der Arbeiterjahl bereits 21 67 betragen hatte, nachdem sie auch scho⸗ im Jahre 1897 um 21 287 vermehrt worden war, und zwar zum weitauzz größten Theile erwachsene männliche Arbester; denn die Zahl der jugendlichen Ar— beiter ist nur um 1440 und die der Arbeiterinnen fozar nur um 187 gestiegen. Unter den jugendlichen männlichen Arbeitern befanden sich nur wenige im Alter von unter 14 Jahren. Der bei weitem
größte Theil der , nn Arbeiler wurde üb er Tage beschẽft eine umf an greiche Verwendung derselben unter Tage (796 im ligt, 1899) fand nur beim Manefelder Kupferschieferbergbau statt * . den 5476 Arbeiterinnen, welche die Lell terer f nachwel on 2 3 8 k sen, be⸗ schäftigte allein der Steinkohlenbergbau in Oberschlesien 3315. d Braunkohlenbergbau det Oberbergamtebezirks Halle 716, der ie der na ssauische Erzbergbau 389, der Steinkoblenbergbau in Rieber jh en 296, der rechtarheinische Erjbergban ohne Siegen. Nassau 186 ö linksrhe inische 61 und der Steinkohlenbergbau bei Aachen 19, währ * beim gan en staatlichen Bergbau, beim Steinkohlenbergbau des dDbecben amt berirf Dortmund, beim Ripferschiefer, und Stei nals bergea r . liche Arbeitskräfte wie schon in den Vorjahren, überhaupt nicht perwen del wurden. Die Zahl der jugendlichen weiblichen Arbeiter erreich nur beim ,. (im fee n sanklten) des Dberbergamt e i. Bonn einige Bedeutung und betrug überhaupt in den hier Betracht kommenden Bergbaubenrken im Durchschnitt des , . 1899: beim Steinkohlenbergbau in Oberschlesien 43, beim Ycgun' kohlenbergban des Beiirks Halle 13, beim siegen⸗nassauischen Er
; j istia n 641 bergbau 168, beim sonstigen rechtsreinischen Eribergbaa dez Oper, bergamtsbezirkz Bonn 96 und beim linksrheinischen Erzbergbau diefeg Bezirks 5.
Wie die Arbeitsgelegen heit, hat guch der durchschnittliche Arbeitg. verdtenst der im Bergbau beschäftigten Arbeiter eine weitere Steigerung erfahren. Die Erhöhung desselhen ist zwar für die ver. schiedenen Zweige des Bergbaues und für die einzelnen Bergbau— distrikte verschieden, aber an ihr nehmen sämmtliche Bergarbeiter Preußens theil. Es hob Lich der durchschnittliche Jah resverdienst eines Arbeiters im Jahre 1899 bei dem Steinkohlenbergbau bei Saar— brücken, wo er 1898 bereits 1015 betragen hatte, welter um O, JJ in Bberschlefien um 3. 89 oso, in Riederschlesier um 4, Ig bh, fun Aachener Beßsirk um 6,16 0½ und in dem nahezu die Hälfte aller Arbeiter der bergbaulichen Betriebe Preußens beschäftigenden Ober— Bergamtsbeiirk Dortmund um 6,81 , beim Braunkohlen- bergbau im Bezirk Halle um 469 66,0 beim Salibergbau in demselben Bezirk, bei welchem sich das durchschnittliche Reineinkommen eines Arbeiters 1898 schon auf 1090 M belief, um O, 92 oo, beim Eribergbau am Oberharz um 1,26 06 , beim linkz— rheinischen Eribergbau um 349 0½, beim Manzfeider um 4 43 0, beim rechtsrheinischen obne Siegen Nassau um 6,61 0, und beim siegen nassauischen um 14,15 ,. Auch der Schicht lohn ist in allen Bezirken gestiegen, und zwar in einigen mehr, in anderen weniger als der Jahresverdienst. Eine Erböhung um mehr als 3 0 trat ein: beim Steinkohlenbergbau in Niederschlesien,; um 4,87 ,o, in Odber— schlesien um b, 13 0,ñ0, bet Aachen um 5. b0 Fo und im Dortmunder Bezirk um b, 8s oo, beim Braunkohlenbergbau im Bezirk Halle um 4 74 0, beim Mansfelder Erzbergbau um 4,59 oo, beim linkzrheinischen um 5, O4 olg, beim rechisrheintschen ohne Siegen -Nassau um 6,62 bo und beim siegen⸗nassauischen Erjbergbau um 13,15 0 /.
Die oben mitgetheilten absoluten Zahlen geben das Leine Jahret— einkommen pro Kopf der Belegschasft einschließlich der jugendlichen männlichen und aller weiblichen Arbeiter an. Für die große Mehr⸗ jahl der erwachsenen männlichen Arbeiter überstieg die Höhe des Nettolohns diejenige dieses Gesammtdurchschnitis ganz erbeblich. So belief sich der Reinverdienst der beim Steinkohlenbergbau unterirdisch beschäftigten eigentlichen Bergarbeiter im Dort—⸗ munder Benrk, wo deren Zahl im Jahre 1899 105 707 betrug und 52,1 0so der gesammten Belegschaft ausmachte, auf 1491 4 (im Vorjahre 1387 S) pro Kopf oder 4,84 (im Vorjahre 4,55) Æ pro Schicht, bei Aachen, wo ju dieser Klasse 6138 Arbeiter oder 61,3 oo der gesammten Belegschaft gehörten, auf 185 (1121) M pro Kopf oder 3,93 (3,74) M pro Schicht, bei Saar— brücken, wo 22 911 oder 60,2 0½ ver gesammten Belegschaft eigentliche Bergarbeiter waren, auf 1158 (146) M pro Kopf oder 3,99 (3,90, pro Schicht, der Nettolohn der beim Steinsaljbergbau unterirdisch beschaͤsftigten eigentlichen Bergarbeiter (ungefähr der Hälfte der gan⸗ zen Belegschaft) auf 1157 (1150) M pro Kopf oder 3, 85 (3, l pro Schicht u. s. f. In Schlesien betrug der Reinverdtenst der Kohlen, uns Gesteinshauer 1899 durchschnittlich 1110 S im Jahre oder 4,04 4M pro Schicht in Ober⸗ und 1032 M im Jahre oder 3,42 4 pro Schicht in Niederschlesien; von der Gesammtbelegschaft um⸗ faßte diese Arbeiterklasse 28 5/‚9 in Ober und 31 0 in Niederschlisien. Dit niedrigsten Löhne wies, wir schon in den Vorjahren, im all— gemeinen der Erzbergbau auf, bei dem der Reinverdienst nur für die i3 409 in Sieg en Nassau unterirdisch beschäftigten Bergarb 1031 S6 (im Vorjahre 898 ) pro Kopf oder 3. 59 (3, 15) 4 pro Schicht erreichte. Hier ist der niedrigere Stand der Löhne darauf zurückzuführen, daß sich der Erzbergbau, namentlich am Oberharz und im lintsrheinischen Bergrevier, in einer ungleich weniger günstien Lage als die übrigen Zweige des Bergbaues befindet, was auch aus der Thatsache hervorgeht, daß sowohl am Oberharz wie im siegen⸗ nassauischen Bezirk die Zahl der im Gribergbau be— schäftigten Arbeiter sich vermindert hat. Die im Manffelder Kupfer⸗ schieferbergbau unterirdisch thäͤtigen 9270 Bergarbeiter verdienten 1029 (im Vorjahre 976) MS pro Kopf oder 3, 41 (35 22) 4 pro Schicht, die 9587 eigentlichen Bergarbeiter beim Hraunkohlenbergbau des Bezirks Halle 1005 (im Voij. 956) M pro Kopf oder 3 32 (3, 165) Æ pro Schicht. Der Jahresverdienst der weiblichen Arbeiter schwankte zwischen 279 M bei 275 Arbeitsschichten (3. i. 1.02 6, im Vorjahre O,97 M pro Schicht) im oberschlesischen Steintohlenbergbau und 468 1 bei 298 Arbeitasschichten (8. i. 1,57 6, im Vorj. 1,54 M pro Schich) im Braunkoblenbergbau des Bezirks Halle. — Die hier mitgetheilten Lohnziffern verstehen sich nach Abzug aller Nebenkosten (wie der Besträge für die Versicherung gegen die Folgen von Krankheit, Alter, Invalidität und Tod, der Kosten des Arbeite. Gezähs, der Spreng⸗ mittel und des Geleuchtes). Ebenso wenig ist in den angegebenen Zahlen der Werth der den Arbeitein seitens der Werke zu tbeil gewordenen wirthschaftlichen Beihilfen enthalten, welche vornehmlich in Gestalt von Ackerland, Wohnung und verschiedenen Deputaten gewährt werden, und deren Werth j. B. beim staatlichen Erzbergbau am Oberharz im Durchschnitt 34,54 M pro Kopf im Jahr betrug.
Die Schichtdauer einschließlich der Ein⸗ und Ausfahrt und der Ruhepausen überstieg für die Mehrheit der unterirdischen Belegschaft beim Steinkohlenbergbau 10 Stunden nicht. Nur in Ober⸗ schlesien hatte noch ein großer Theil zwölfstündtge Schichten. Aus dem Dortmunder Bezirk sind nur die Grenzwerthe mitgeth-ilt, zwischen denen die Schichtdauer shwankte, im allgemeinen waͤhrte die Schicht 8 Stunden. Beim Braunkohlenbergbau betrug die Schicht unter Tage durchschaittlich 11,5 Stunden. Dies erklärt sich aus der geringen Tiefe der Gruben, welche gestattet, daß die Bergleute zu den Frühstücks., und Mittagspausen ausfahren; die wirkliche Arbeits; eit belief sich im allgemeinen noch nicht auf 10 Stunden. Beim Erz⸗ bergbau schwankte die Schichtdauer unter Tage jwischen 8,1 und 11,1 Stunden. — Im Großen und Ganzen hat die Schichtdauer der Arbeiter unter Tage wie derjenigen über Tage gegen das Vorjahr keine wesentliche Veränderung erfahren.
Die Jahres Arbeirerleistung hat sich im Jahre 1599 meist vermindert, und zwar bri Saarbrücken um 281 0,09, in Nieder⸗ schlesien um 172 ½ und in Oberschlesien um 1,05 5so; nur im Dort⸗ munder Bezirk ist sie ein wenig (lum O, 23 ) gestiegen. Im Ver⸗ gleich mit den Vorjahren stellt sich diese Leistung auf 1 Mann der Belegschaft (ausschließlich der Aufsichtsbeamten), wie folgt:
Saarbrücken Jahr Ober. Nieder. Dortmund
* S g schlesien schlesien ge . t b t
,, 359 221 286 238 . 366 220 2835 241 ö 382 224 274 245 ,, 379 219 274 237. Die , ,,,, , 1 Schicht ist im Jahre 1899 in allen diesen Bentrlen, au im Oberbergamtsbezirk Dortmund, zurückgegangen. Zum Schluß sei den Lohnverhältniffen der Bergarbeifer nach de Ginko m men der in den vorstehenden Ausführungen nicht berüch= sichtigten Grubenbeamt en leinschließlich der ständigen Aufseher, Dberhauer, Fahrhauer u. s. w. gegenkübergestellt. In den Jahren
1899 und 1898 betrugen im Durchschnitt die Zahl und das Ein⸗
femmen der Beamten ꝛc.: ö Beamtenjahl
1399 1898
Jahretzlohne 1899 1398
beim M6
1883
1623
b 1949 1703
1474 1790 1932
1861 1935 1154
1861 1359
oberschles. Steinkohlenbergb. 1 640 1524 niederschles. . 818 850
graunfeblenbergb. 1935, 115 1119 Kupferschieferbergb. TR 301 286 Galibergb. Haß? 166 15 staatl. Erzbergbau am Hari 128 129 Steinkohlenbd. d. Benirks
6016 5613
Dortmund... staatl. Steinkohlenb. b. , 21446 2245) Stein kohlenbergb. b. Aachen 270 262 siegen · nassauisch. Erjbergbau 570 577 onstig. rechtsrhein. Erzbergb. N92 . sinksrheinischen Eribergbau 157 119 15370 insgesammf . II 757 (geg. II G54 im Vorjahre), die ein Netto⸗Einkommen von 21 275 300 ½Æ (gegen 19 351 300 MS im Vorjahre, 17 753 700 M im Jahre 1897 und 163865 670 M im Jahre 696) im Ganzen bejogen. Auch die Jahreslöhne der Beamten ze. waren, wie diese Uebersicht erkennen läßt, am böchsten beim Stein kohlenbergbau der Bezirke Dortmund und Oberschlesien sowie beim Salzbergbau, am niedrigsten beim Eri⸗ und Braunkoblenbergbau; nur rer staatliche Eribergbau weift Beamtenbesoldungen auf, deren Höhe diejenige der beim Steinkohlenbergbau in Oberschlesien und im Vort⸗ 6 Bezirk den Beamten ꝛc. gezahlten Jahreslöhne annähernd erreicht.
Zur Arbeiterbewegung.
In Leipzig haben, wie wir der ‚Lpz. Ztg.“ entnehmen, die Verbandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Buchbindergewerbe (vergl. Nr. 253 d. Bl.) in allen Punkten zu einer Einigung geführt, bis auf die Festsetzung der wöchentlichen Arbeitszeit, welche die Prinzipale auf 535 Stunden normieren wollen, während die Gehilfen 531 Stunden in Vorschlag gebracht haben. Dieses Mehr von K Stunde soll durch den Wegfall der Vesperpause am Sonn⸗ abend Nachmittag ohne Verlängerung der Arbeitszeit erreicht werden. Abänderungsanträge zum Tarif sollen drei Monate vor Ablauf des—⸗ selben eingereicht werden.
Die gestrige Meldung aus Triest (vgl. Nr. 252 d. Bl) er⸗ gänzt bezw. berichtigt W. T. B.“ dahin, daß die bereitz erfolgte Wiederaufnahme der Arbeit der aueständigen Magazinarheiter und Wagenschieber der dortigen Südbahnstatlon eine Folge der von der Babngesellschaft beschlossenen Annahme der Bedingung, daß die Forderungen der Arbeiter von neuem einer ernsten Prüfung unter⸗ zogen werden, gewesen ist. Auf Grund des nunmehr erfolgten Arbeits- antritts wurde elne Deputation der Arbeiter von der Wiener General⸗Direktion empfangen, um die Verhandlungen einzuleiten. Die Meldung, daß die Südhahngesellschaft zur Erhöhung der Accordlöhne, die einen Gesammtaufwand bon 100 000 Kronen betrage, sich bereit erklärt habe, wird als verfrüht bezeichnet.
Kunst und Wissenschaft.
4 Die Kunsthandlung von Keller u. Reiner hat in einem intim hergerichteten, elektrisch erleuchteten Nebenraum, der früher als Lese⸗ zimmer dlente, eine kleine Auswahl von getönten Gipsabgüssen nach italienischen Frührenaissanceskulpturen — insbesondere Donatello und Desiderio da Settignano sind vertreten — ausgestellt. Der dekorative Reij und die künstlerische Rassigkeit dieser Arbeiten det fünfjebnten Jabrhundertz werden ihre geschmackläuternde Kraft auf die zablreichen Besucher, die bisher an dieser Stelle nur zeitgenössische Kunst und Dekoration zu suchen gewohnt waren, nicht verfehlen. Gerade der Vergleich der für die moderne Kunstentwicke⸗ lung so wichtig gewordenen Vorbilder aus alter Zeit mit den Leistungen unserer Tage erleichtert deren gerechte Beurtheilung. Vieles, was wir als eigenste Neuschöpfung unserer modernen Kunst ansehen, gewinnt im Lichte teser vergleichenden Betrachtung ein wesentlich anderes Ausseben. Unsere Geschmacks— richtung, die — wie stets — aus einer Wechsalwirkung zwischen An⸗ gebot und Nachfrage resultiert, ist stark von dem Studium älterer Kunst beeinflußt. Weder Künstler noch Kunstliebhaber haben sich dem Reiz der keuschen Vornehmheit, wie sie aus den Schöpfungen der Quattrocento zu uns redet, entziehen können; und daß auf dieses Ferment unserer modernen Kunstbildung durch eine Ausstellung, wie die hier gebotene, nach⸗ drücklich hingewiesen wird, ist sehr verdienstlich. Allen Emanzipationsbestrebungen, die selbstgefällig zur Schau gestellt werden, wird der historisch denkende Betrachter mit skeptischer Zurückhaltung gegenüberstehen. Vergebeng aber wird er bei den launischen Caprieen moderner Maltechnik, wie sie in einer Reihe fraͤnzösischer Bilder in dem Oberlichtsaal derselben Ausstellung vertreten sind, sich nach verwandten Richtungen oder Bestrebungen vergangener Zeit umseben. Hier sind wunderliche Talentproben sehr verschiedener Güte veceinigt: nehen Zeichnungen und Pastellen von L'Hermitte, Moreau, Forain, de la Gandara, Degas, Manet und Renoir finden wir kaum minder extravagante Malereien von Schönheyder⸗Möller, Vallotton, Valtat, Jour dain u. A., darunter ein höchst pikantes Freilichtbild von dem Radierer Hel leu und fesselnde Landschaften von Pissarro, Thaulow und Cottet. Wenn man diese Blüthenlese moderner Kunstproduktion aus Paris überblickt, wird man bei aller herausfordernden Keckheit, die hier mit schwierigen Lichtproblemen gespielt, doch das hohe Maß von Geschmack und Feingefühl bewundern müssen, das auch den extravagantesten und gewagtesten Experimenten eine gewisse Sympathie des Beschauers sichert. Insbesondere der Farbensinn der Franzosen bleibt nach wie vor dem deutschen in vielen Stücken überlegen. Bei aller Tüchtigkeit wirken die Bilder von Richard Kayser und Pietz sch neben diesem lichten Blumenstrauß fran zösischer Koloristik schwerfälllg und eckig in der Beherrschung der Mittel.
Ein wesentlich günstigeres Urtheil über deutsche Kunstfähig— keit gewinnt man von den Meisterwerken, die F. Gurlitt in seiner Herbstaͤusstellung vereinigt hat. Der ernste Realismus eines Bern tn Leibl, von dem neben zablreichen Kohlezeichnungen und Studien besonders ein im Jahre 1869 gemalter schlafender Sapoyardenknabe aufrichtige Bewunderung erregt, die stille Kunst Hans Thoma's, der mit einem Blick auf die Bucht von Sorrent sehr glücklich vertreten ist, müssen zurücktreten vor der gemüthstiefen Vornehm heit An selm Feuerbach's, die jede laute Bewunderung stolz abwebrt. Das Selbstportrait des Malers sowie das seiner Mutter verdienten einen Ehrenplatz in einer öffentlichen Sammlung. Zwei kleinere Bilder von F. von Uhde, ein ernstes, fast feierliches Interieur von Max Liebermann, eine große venetianische Vedute den Dill. einige Prächtige Landschaften von Sperl und ein kleines Marinebild von Schönkeber vervollständigen die mit sicherem Blick ge⸗ troffene Auslese erstklassiger deutscher Kunstwerke, neben denen die etwas blutleere Allegorie von Dag nan ⸗Bouveret einen chweren Stand bat. Bie Bewunderer der Griffellunst Mar Klinger'ß werden mit Freude jwes neue Blätter seines Cyelus „vom Tode“ begrüßen, während der Maler Klinger mit seinem Sommer“ schwerlich viel neue Freunde erwerben dürfte.
Aus St. Peters burg meldet. W. T. B. vom gestrigen Tage, daß nach siebzthnmonatiger Abwesenheit die nach 876 en ju Gradmesfung en entsandte Expepition auf den Schiffen Bakan“ und „Ledokol“ nach Kronstadt jurückgekehrt ist. Alle Mitglieder der Erzedition befinden sich wobl.
) Es find bier nur die nicht im Staatsbeamten⸗Verhaͤltniß stehenden Grubenbeamten beruͤcksichtigt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Portugal.
Durch eine im „Diario do Geverno“ Nr. 234 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern vom 15. d. M. wird bestimmt, daß die durch die Verfügung vom 14. April 1897 eingefübrten Maßregeln zur Berhütung der Ein schleppung der Beulenpest auf die Herkünfte auß Tamatape (Madagaskar) anzuwenden sind. (Vergl. R. Anz“ Ne. 97 vom 26. April 1897)
Bulgarien.
Durch Verfügung des bulgarischen Ministeriums des Innern ist Portugal wieder für rein von Pest erklärt und sind die für Her— künfte aus Portugal s. Zt. angeordneten Maßnabmen wieder auf— gehoben worden. (Vergl. „Reichs ⸗Anzeiger ! Nr. 164 vom n d. J..
St. Petersburg, 22 Oktober. (W. T. B.) Der Nowoje Wremja“ wird aus Wladiwostok vom 19. d. M. gemeldet, in Japan nehme die Cholera zu. Aus Japan kommende Dampfer müssen infolgedessen eine Quarantäne innehalten. Auf Dampfern, die aus Nagasakl in der Poßjet⸗ Bucht eintrafen, sind Todesfälle an Cholera vorgekommen.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Die hundertste Auffübrung von Karl Niemann's lebens⸗ frischem Lastspiel Wie die Alten sungen“, welche gestern vor gut besuchtem Hause stattfand, hot einen recht genußreichen Abend. Das so vollkommen den Stempel seiner Zeit tragende Stück mit seinen gleichbleibend naturwahren Charakterzeichnungen vermochte von neuem die alte Anziehungskraft geltend zu machen und errang sich wlederum allgemeinen Beifall, welchen auch der persönlichanwesende Autor nach j⸗dem Aktschluß wiederholt entzegennehmen konnte. Das vor— treffliche Zusammenspiel und die tadellose Inscenierung tragen das Ihrige dazu bei, um die angeregte Stimmung des Publikums noch zu erhöhen. Besonders interessant wußte Herr Kraußneck die Rolle des Viertelsmeisters Herre zu gestalten, dessen Bürgerstol; und unbeng⸗ samen Biedersinn er meisterhaft zum Ausdruck brachte. Gleich einwandfrei war die Darstellung det Vaters Herre's durch Herrn Vollmer. Der Fütst Leopold wurde von Herrn Molenar in kerniger, kraftvoller Weise verksrpert. Herr Boettcher gab den von seiner jungen Liebe ganz eingenommenen und doch seinem Vater nachgearteten Grbprinzen mit vielem Geschick, und Herr Hartmann verstand es, in die Rolle des . Melde die erforderliche Komik fein nuanciert hineinzulegen. Pie weiblichen Hauptrollen waren mit den Damen Abich, Sperr, Hausner und Schramm ebenfalls vortrefflich besetzt. Namentlich er⸗ regte die letztgenannte Künstlerin in der Rolle der Hökerin Hanne durch ihren urwüchsigen Humor wieder stürmische Heiterkeit.
Konzerte.
Das gestrige zweite Philharmonische Konzert unter Art hur Nikisch's Leitung brachte als Einfübrung Schumann's „Manfred“ Ouvertüre, deren schmerzzerrifsen durch einander wogende Harmonien und Motive niemals der bei alledem nothwendigen klaren Ge— staltung entbehrten. Die große Wirkung auf die Zuhörerschaft konnte daher auch nicht ausbleiben Die darauffolgende große Scene und Arie „Ah perfido“ von Beethoven sang Frau Lilli Lebmann mit der ihr eigenen jugendlichen Frische und dramatischen Kraft. Auch die folgenden Clärchenlieder aus Egmont“ gelangten durch die Künstlerin sehr stimmungsvoll zum Vortrag. Man kann das vorzügliche Material und die treffliche Schulung ihrer großen Stimme nur immer aufs neue bewundern. Die Wiedergabe der Symphonie von Gold mark, „Ländliche Hochzeit‘ betitelt, war völlig im Sinne der Ton⸗ schöpfang. Es ist eine sehr ansprechende Unterhaltungsmusik; sehr wirksam sind die Serenade“ und die Scene Im Garten“ mit breit angelegter Violin und Cellostimme. Eine wilde Tanzweise beschließt dieses leicht verständliche und stellenweise recht geschickt instrumentierte Werk. Der Pianist Conrad Ansorge bot mit dem himmel⸗ anstürmenden Chopin'schen F-moll-Konzert eine Leistung allerersten Ranges. Ausdrucksweise und Technik waren gleich vollendet. Die vom Orchester vorgetragene erste Rhapsodie von Liszt bildete den Schluß und wurde in der ihr eigenen feinen Gewandung und Charakteristik meisterbaft vorgeführt, würdig ihres hingegangenen großen Schöpferg, dessen Geburtgtag zugleich gestern war.
Am Montag v. W. gab im Saal Bechstein der beliebte Baritonift Herr Arthur van Gweyk einen Lieder ⸗Abend. Er trug ausschließlich Gesänge lebender Komponisten vor und erntete stürmischen Beifall, sodaß er sich mehrfach zu Wiederbolungen verstehen mußte. Herr Alfred Reifenauer begleitete mit feinem Empfinden und trug zur genußreichen Gestaltung dieses Konzertabends wesentlich bei. — Im Beethoven ⸗Saal veranstaltete an demselben Tage Fräãnlein Vera Maurina unter Mitwirkung von Herrn Ferruccio Busoni einen Klavier⸗Abend. Die Künstlerin zeigte auch diesmal wieder ihre von früher ber schon bekannte brillante Technik in Verbindung mit einem modulationefäbigen Anschlage. Ihr Spiel riß die zahlreiche Zuhörerschaft mit sich fort und trug ihr wohlverdienten Applaus ein. Mit Herrn Busoni zusammen brachte die Künstlerin Sinding's Es- moll Bariationen für zwel Klaviere in interessanter Weise zum Vortrag. — Ebenfalls am Montag Abend gab die Violonistin Fräulein Anna Rbode in der Sing ⸗Akadcemje ein Konzert, welches sie recht er⸗ folgreich mit dem D-woll-Konsert von Spohr eröffnete. Ihr weicher Ton und ihre im allgemeinen saubere Technik, sowie der meist von warmem Empfinden jeugende Vortrag riefen auch nach den übrigen Nummern lebhaften Beifall hervor. Besonders gut gelang ihr ein Cjardas von Hubay. Ihr Strich müßte aber noch an Sicherheit und Kraft gewingen, um ihr Spiel gleichmäßig eindrucksvoll zu ge— stalten. Die Sängerin Fräulein Raja Waldberg aus Moskau unter- stützte die Konzertgeberin mit dem Vortrag einer Atie aus Bruch's „Achilleus“ und einiger Lieder, die sie mit vielem Ausdruck und guter Aussprache, aber mitunter unklarer, etwas rauher Tongebung sang. Das Philbarmonische Orchester und Herr Bake lavier) führten die Begleitungen in bekannter Vortrefflichkeit aus.
Mrs. S. A. Hebden und Herr Dr. G. Queden feldt hatten sich am Dienstag zu einem Lieder⸗Abend im Beethoven⸗Saal pereinigt. Das Zusammenwirken war für die Sängerin nicht gerade vortheilhaft, denn ihre Leistungen wurden durch die Ueberlegenheit ihres Partnerg etwas in den Schatten gestellt. An dem schönen Bariton und dem innigen Vortrag des Sängerg konnte man sich recht er⸗ freuen. Er beherrscht die schwierige Kunst, mit reichen Stimmmitteln sparsam umjugehen, was namentlich in den jarten Liedern Nacht und Träume“ von Schubert und Der Du von dem Himmel bist: von Lisst angenehm berührte. Die Gesangsweise der Mrs. Hebden eignet sich mehr für den Salon als für den Konzertsaal, und ibre Stimme ist nicht mehr auf der Höhe, auf der sie wohl früher gewesen sein mag. Im Piano genügte sie wohl, aber bei stärkerer Tongebung reichte sie nicht aug. Auch Aussprache und Vortrag wiesen einzelne Mängel auf. — Der gleichjeitig im Saal Bechstein veranstaltete Klavier ⸗Abend des Herrn Waldemar Lütschg war ein recht genußreicher. Der hier woblbekannte junge Künstler, welcher Kompositionen don Lißzt, Beethoven und Chopin spielte, verrieth fortgesetzte tüchtige Schulung und weitere Vertiefung seiner musikalischen Auf. fassung. Durch etwas weicheren Ton, auch im Forte, würden eine sonst recht ansprechenden Leiftungen noch gewinnen. — n der Sing⸗Akademie stellte sich an demselben Abend die Trio—⸗ Vereinigung? der Damen Bagins ky . . Gu siert (Klavier) und Dongth (Violoncello) zum ersten Male vor. Dag usammenspiel der Künftlerinnen machte einen recht sympaihischen
indruck, es war frisch, wohlabgestünmt und von schlichtem musttall⸗ schen Empfinden durchdrungen. Die Konzertgeberinnen wurden ihrer Aufgabe voll gerecht und bekundeten eine beachtenswerthe Technik sowse eine kraftvolle Vortragsweise. In dem Tschatkowgky'schen A-mollTrio und dem in G-dur (op. 1) von Beethoven kam dies
, zum Ausdruck und veranlaßte das Audltorium zu lebhaftem pplaus.
Am Mittwoch wurden im Saal Bechstein von dem der Herren Professor Halir, Exner, Müller, Dechert . holläͤndischen Trio der Herren Bos, van Veen und van Lier, so—⸗ wie von dem Baritonisten Herin van Eweykh Kompositionen von Hugo Kaun aug Milwaukee vorgetragen. Die Mitwirkung aller dieser bewährten Kräfte sicherte den Werken von vorgberein eine por— züglich Wiedergabe. Die Tonwerke, welche an sich nicht gerade durch Temperament und schwangvolle Phantasie ausgezeichnet sind verrathen doch ftellenweise tiefe Empfindung und tüchtigen Fleiß. Am beften gefielen das zwelte Quartett und von den Liedern, Daheim (Text von dem Prinzen Emil zu Schoenaich ⸗Carolath), welches wiederholt werden mußte. — Herr Eduard G. Mann aus Dresden, der gleichfalls am Mittwoch einen Lieder⸗Abend im Beethoven Saal veranstaltete, besitz ein klangvolle Organ von echter Tenorfärbung und weiß es, trotz ge⸗ wisser Mängel in der Tongebung, kunst⸗ und geschmackvoll zu ver⸗ wenden. Obwohl er ungewöhnlich häufig von der Kopfstimme Ge⸗ brauch macht, so stört doch dies Verfahren bei ihm wenig, da er den Uebergang jur Bruststimme kaum merklich zu gestalten versteht. Die von ihm gewählten Lieder waren sämmtlich ein wenig zu weich und zu säß, was sich jwar wohl mit seinem Organ vertrug, indeß doch das Programm zu wenig abwechselungsreich gestaltete. Herr Carl
enke aus Leipzig, der die lange Reihe der Gesangsnummern durch ziolinvorträge unterbrach, bekundete eine recht weit entwickelte
Technik, zeigte aber auch, daß er mit schönem Ton gesangreich vorzu⸗ tragen versteht. Er erntete den bei weitem größeren Theil des Bei⸗ falls, der aber auch dem Sänger in verdientem Maße zu theil ward. Beide 3 wurden viel zu diskret und unselbständig begleitet, was den Totalelndruck beeinträchtigte, obwohl der die Klavierpartie spielende Herr Wünsche aus Leipzig seiner Aufgabe technisch vollauf gewachsen schlen. — Herr Ludwig Breeuws gab an demselben Tage in der Sing⸗ Akademie elnen Lieder. Abend. Der Sänger besitzt einen umfang⸗ reichen, ausgeglichenen Bariton, der jedoch bisweilen etwas spröde klingt und nicht modulationsfähig genug ist. Seinem Vortrag fehlt es noch an Schulung; auch vermag derselbe nicht recht zu erwärmen.
In der Sing⸗ÄUkadem ie fand am Donnertztag ein Orchester⸗ konzert zum Besten der deutschen Truppen in Ost-Asien statt, welches leider nur schwach besucht war. Das Programm setzte sich in der Hauptsache aus Bruchstücken moderner Klavierkonzerte zu⸗ sammen, welche ausschließlich von Schülerinnen der Hofpianistin Fräulein Remmert vorgeführt wurden. U. a. spielte Fräulein Annie Kaegler den 1. und 2. Satz des schwungvollen G-moll-Konzerts von Mendelssohn mit großer Feinheit, sicherer Technik und vielem Temperament. Fräulein Eugenie Wagner folgte sodann mit der icheren Wiedergabe des J. Satzes des D-moll Fonzerts von Rubin—⸗ tein. Dieses nicht alli gehaltvolle, aber sehr schwierige Werk ver⸗ langt ungeheuere Kraft im Vortrage und glänzende Technik. Letzterer wurde die junge Pianistin im vollsten Maße gerecht, weniger dagegen der hierbei nicht zu enibehrenden wilden Leidenschaft. Die bedeutendste Leistung bot unstreitig Fräulein Marie Gerdes in der Wiedergabe des Cöopin'schen E-moll Konzerts, welches sie in der That spielend bewältigte. Ihre gesangreiche, innige Tongebung, glänjende Technik und das sichere, harmonische Zusammengehen mit dem grandios angelegten Orchester⸗Kolorit war geradejn bewunderungs würdig. Reicher Beifall zeichnete dann auch die treffliche Künstlerin zum Schluß des großen Werkes verdienter⸗ maßen aus. Das Symphonie⸗DOrchester unter Herrn Robert Moser's Leitung trug zum Gelingen des abwechselungsreichen Progtamms sehr bei und begleitete außerdem recht dezent. — Der erste populäre Kammermusik⸗Abend der Herren Professoren Barth, Wirth und Hausmann hatte am Donnerstag, wie stets, eine zablreiche Zuhörerschaft in der Philharmonie versammelt. Zum Vortrag gelangten das G-moll Trio von Schumann, das Trio in Es- dur von Beethoben, und dasjenige in B- dur von Schubert. Sämmtliche Darbietungen boten einen hohen mustkalischen Genuß und ernteten wohlverdienten Dank. — im. Malt Teubner, die zu gleicher Zeit im Saal Bech⸗ tein einen Lieder⸗Abend veranstaltet hatte, vermochte trotz ihrer guten Stimme das Publikum nicht recht zu erwärmen. Die Sangerin empfindet offenbar nicht, was sie singt, und daher bleibt ihr Vortrag nüchtern. Auch technisch bat sie noch manches zu lernen. Die Mitrel⸗ lage ihrer Stimme leidet zuweilen unter einem unvortheilhaften Drücken des Tones, arch ift die Textaussprache nicht immer einwandfrei. Am besten gelangen vier außerordentlich hübsoche und gehaltvolle Lieder von Robert Kahn, welcher für ben Abend das Amt des Begleiters übernommen hatte. — Auch im Hötel de Rome wurde am Donnerstag musiziert, wo die Damen HYemilius (Klavier) und Donath (Cello) ein Konzert gaben. Beide verfügen über ein gutes Können, sowohl in Bezug auf die Technik, als den Vortrag, und machten einen recht befriedigenden Eindtuck. Dasselbe gilt von ihrem Zusammenspiel bis auf einige Stellen, an denen sich der Klavierpart etwas zu laut hervordrängte.
Von dem am Freitag in der Sing⸗Akadem ie veranstalteten Konzert der Frau Eile Oncken⸗ Dann häuser (GSesang) und des Herrn An ton Foerster (Klavier) ist wenig Günstiges zu berichten. Die Stimme der Konzertgeberin ift sehr klein und von kühlem Klang, daneben wird ihre Wirkung durch fortgesetztes Tremolieren beeinträch⸗ tigt. Der Vortrag vermag auch nicht dafür zu entschädigen, da Wärme der Empfindung fehlt, und Lieder, wie Schubert? Sretchen am Spinnrade', mußten daher vollständig mißlingen. Der Pianist verfügt über eine ansebnliche Technik, sein Spiel macht aber durch den harten Anschlag, vielfaches Danebengreifen und unninter⸗ essante Wiedergabe der Tonftücke keinen te gunstigen Eindruck. So vermochte er der Ballade ercense von Chopin nicht gerecht zu werden und ̃ eigenen Komposition: Valse capricer, die sich Anbãufung technischer Kunststücke erwies, wußte er nichts zzud rũ Fräulein Elsa Rau, die gleichfalls am Freitag i stein einen Klavier Abend gab, bot abgerundete, ragende Leistungen. Ihr Anschlag ist im piano don lieblick wirkung, könnte aber im forte bigweilen fein. Ihre Technik ist sicher und brillant, der Vortrag meist tief und geschmackvoll. Das Publikum spendete, bessnders nach dem traum von Liszt, reichen Beifall. kannte Konzertmeister des Leipfiger S= esters, erfreute an demselben Tag zeethoden ine zablreiche, enthusias⸗ l ine g Pnischen wie musi⸗ xs erfreulich
benen Kowmponiften der er pen tigen“, Vortrag brachte. Das 1 dar ris Hester begleitete unter Nikisch' s Leitung zend und spi bekannter, vor⸗ trefflicher Weise die Waldweben aus
Siegfried . anabend deranstaltete im den ⸗ Saal der zerische Tammersänger S 1 Walter mit rfolg einen Lieder bend bestand aug ug Wagner, Lisst und
n Tenor, welcher des böchsten Augdrucks fähig
im piano von großer Schönbeit Ft. Gg verdient dies um so mehr ervorgeboben zu werden, alz dag eigentliche Feld seiner Thätigkeit Dyoerngesang ist. Zawellen aurtrrtende Schärfen mochten daber vobl undermeidlich fein, odae jedech der Gefammtwirkung irgendwie Abdeuch zu Iban. Man batte sich wohl dei manchen Liedern zawerlen noch wedr Wärme und' tieferes Grfassen des Inbdalt wänschen köanen, wurde andererseitg aber wiederum durch die vollen dete, gesang-⸗ reiche Wiedergabe völlig augges dat. Desenders berdockäabeken waren die Jechs GDefͤnge aus Shaman g Dichterllebe und Schubert g „Nugeduld? und Wobin =. Deßztereg Red mußte eetmal wieder- dolt werden. und stãrmischer Beifall Leich̃neke dea ene rt geber aug. Derr B. Boes den leitete ait deiannter verl figkei.
In der Sing. Akademie gab an demselden dend der Pianift Berr Theodor Szants sein ersteg Koalert mit dem Pbhilbar⸗