Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Prinz und die Prinzessin Johann Georg von Sachsen trafen gestern, wie „W. T. B.“ meldet, von Dresden in Wien ein. Der Kaiser stattete dem Prinzlichen Paare am Vormittag einen Besuch ab und empfing den Prinzen Johann Georg um 2 Uhr Rachmittags in der Hof— burg in besonderer Audienz.
Gestern Nachmittag um 5 Uhr fand zur Vorfeier der Vermählung des Herzogs Robert von Württemberg mit der Erzherzogin Maria Immaculata im Zeremonien⸗ saal der Hofburg ein Galadiner statt, an welchem der Kaiser, das Hohe Brautpaar, die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, die fremden Fürstlichkeiten, die obersten Hofchargen, die Staats⸗ würdenträger, die Generalität und der deutsche Botschafter Fürst zu Eulenburg theilnahmen. Während der Tafel brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch auf das Hohe Braut— paar aus:
Ich gebe Meiner Freude über die neue verwandtschaftliche Ver bindung der Königlich württembergischen Familie mit Meinem Hause Ausdruck, und indem Ich den Segen des Himmels auf diesen Herzens bund herabflehe, erhebe Ich Mein Glas auf das Gelauchte Brautpaar.
Nach der Tafel wurde Cercle abgehalten. Um Si / g Uhr Abends fand im großen Redoutensaal der Hofburg ein Hof— konzert statt, an welchem außer den oben Genannten auch die Mitglieder des diplomatischen Korps, der in Wien weilende Botschafter von Szögyeny⸗Marich und Mitglieder der Aristokratie theilnahmen.
Die gemeinsamen Ministerkonferenzen zur Be— rathung über den Bau der bosnischen Bahnen sind am Sonnabend wieder aufgenommen worden.
Frankreich.
Der Minister⸗Präsident Waldeck-Rousseau, welcher am Sonntag Vormittag in Toulouse eintraf, empfing da—⸗ elbst, nach einer Meldung des W. T. B.“ in der Präfektur die
ertreter der Behörden. Der Erzbischof gab den Gefühlen der Achtung, des Gehorsams und der Hingabe gegenüber der Regierung Üusdruck. Der Minister⸗Präsident sprach in seiner Erwiderung den Wunsch aus, daß eine Beruhigung der Gemüther der Weltgeistlichkeit eintreten möge. Den Gesetzen treu, auf welchen sie beruhe, habe sie allen Anspruch auf ö und dürfe nicht verwechselt werden mit denjenigen zeistlichen, deren . sogar dem Ansehen der Bischöfe Trotz biete. Bei dem Empfang der Offiziere sagte Wal deck⸗ Rousseau, die Armee habe ein Recht auf die größte Fürsorge der Regierung, die ohne Unterlaß die Einrichtungen der Armee zu verbessern suche, damit dieselbe nicht allein den Fort⸗ schritten der anderen Nationen auf diesem Gebiete folgen, sondern dieselben noch überflügeln könne. Die Armee möge diese Bemühungen damit erwidern, daß sie sich der Erfüllung . hohen Aufgabe mit ganzer Kraft hingebe und in ihren
eihen Zwiespältigkeiten keinen Platz einräume, welche sie nur schwächen könnten. Im Laufe des Vormittags wohnte der Minister⸗Präsident in der Vorstadt Saint⸗Michel der Grund⸗ steinlegung einer Kaserne bei. Der General Tesseyre sprach dem f e rar nen, den Dank dafür aus, daß er durch seine Theilnahme an der Feier dem Heere einen neuen Beweis seiner Sympathie für daaselbe gegeben habe. Waldeck⸗ Rousseau erwiderte, der Regierung sei diese Gelegenheit höchst willkommen gewesen, zu bekunden, wie sehr sie es wünsche, die Republik, die Armee, die ganze Nation in dem gleichen Gefühle des Stolzes auf die Vergangenheit und der
offnung auf die Zukunft vereinigt zu sehen. Bei dem am
bend von der Munizipalität gegebenen Bankette gab der Minister-Präsident einen Ueberblick über die Thätigkeit seines Ministeriums und führte dabei, wie ‚W. T. B.“ be⸗ richtet, aus:
Die Aufgabe sei schwer gewesen; die Zustimmung der gewählten Kzrperschaften beweise es, ebenso wie dag Zusammenkommen der 22600 Maireg, welches das Jahrhundert mit der glänzendsten Weihe 1 habe, welche jemals einer Regierung ju theil geworden sei.
as Werk, welches eine solche Bewegung hervorgerufen, habe nur das Werk aller Republikaner sein könen. Der Minister. Präsident gab sodann ein Bild von der Lage beim Amtzantritt det Kabinets und fuhr fort: Man würde bei der Zusammensetzung des Kabinett ein Unrecht begangen haben, wenn man die einträchtigen Elemente vereinigt und diejenigen ausgeschlossen hätte, welche das Kabinet hätten entjweien können, man habe deshalb ein Werk der republikanischen Vereinigung geschaffen, welches soziale Reformen in sich schließe. Man müsse Hu⸗ manität in die Politik einführen und alle Forderungen gerecht beurtheilen. Bie systematisch unterhaltene Agitation habe nachgelassen, die Straßen würden ruhig. Es hätten jahlreiche Ausstände stattgefunden; den einstesten habe die Regierung geschlichtet. Hinsichtlich des Heeres sei die Regierung bemüht, es ganz seiner nationalen Mission zu über geben; die Regierung habe der Stelle, welche die Verantwortung trage, auch die erforderliche Autorität wiedergegeben. Was die Dreyfus. Affaire betreffe, so habe die Regierung die Lösung derselben der vollkommenen Un⸗ abhängigkeit des Richters anvertraut, dessen Uirtheile respekiert worden feilen. Hierauf sei aber auch der Menschlichkeit genägt worden, durch Maßregeln der Gnade; die Regierung babe beim Senat ein Gesetz der Tilgung beantragt, welches endgültige Beruhigung schaffen solle, und werde ein solches Gesez bei der Kammer beantragen. Der Minister⸗Präͤst zent kam dann auf die auswärtige Politik zu sprechen und führte aus: Nach außen hin hat unsere Lage sich gekräftigt; unsere Politik hat wieder Erfolge aufjuweisen, wie ste ohne Prablerei — solche hat mit wirklichem Patriotismus nichts zu thun — auf kein Recht verzichtet hat. Als die Ausstellung eröffnet wurde, hielt die Regierung jur Verherrlichung der Arbeit einen Waffenstillstand für nöthig, und alle Völker konnten eine Bilan des Fottschritts der Wiff⸗nschaften und des sozialen Fortschritie ziehen. Jetzt aber bedrohen noch zahlreiche Gefahren die Republik; um sie zu bekämpfen, wird die Regierung eine republikanische Aktionepolitik vertreten. Sie wird vor allen Dingen ihr Vertrauen nur denen zuwenden, von welchen sie eine entschlossene, loyale Mitarbeit erwarten darf. Von denen, die nicht von den Grundsätzen der Regierung durch drungen sind, kann die Regierung nichts erwarten: sie mögen andere freie Professionen, kommerzielle und industrielle ausüben; aber der Staatgdienst ist keine Profession, sondern ein Art. Das Ziel einer Politik der republikanischen Aktion muß sein, der De⸗ mokrafie vernünftige Ginrichtungen zu geben, die sich dem Ideal der Revolution möalichst nähern. Der Minister⸗Pläsident zählte dann die Arbeiten auf, welche den letzten Theil der Legislatusperiode der Kammer augfüllen sollten, und betonte besonders das Gesetz über die Vereine. In dieser Besiehung müsse man der Gefahr zu begegnen suchen, die daraus erwachse, daß sich in einer demokratischen Gesell⸗ schaft immer mehr eine Vereinigung entwickele, welche darauf aus- gehe, unter der Maske einer religiösen Ginrichtung eine politische Rörperschaft in den Staat einzuführen, welche bezwecke, völlige Unabhängigkeit zu erlangen und alle Autorität an sich zu reißen. Der Minifter⸗Präsident wlez dann auf das Eindringen der Kongrega⸗ tionen in das Unterrichtzwesen bin. „Dlese Kongregationen‘, sagte er, haben sogar die Käühnbeit. sich über die Anordnungen der Würden · träger der Kirche binwegzusetzen, welche sich nicht zu ihren Vasallen machen wollen. Den Kongregationen ist es zuzuschreiben, wenn die Jugend in jwel Theile jersprengt wird, die neben einander ehe f. ohne sich zu kennen, bis sie sich eines Tages so unähnlich wiederfinden, daß sie Gefahr laufen, sich gegenseitig nicht
mehr zu verstehen. Das sind die Folgen, wenn sich im Staate eine mit diesem rivalisierende Macht aufrichtet. Der Minister · Prasident sprach dann ausführlicher über die Arbeiter ⸗Altersversorgungskassen und sschloß mit den Worten: ‚Die Krisiz, die wir sorben über— standen haben, war eine Krise des Wachsthums. Das menschliche Wesen, welches die Gefahren einer solchen Krise überwindet, gebt darauß gestärkt und gewappnet für den Lebenskampf hervor. Wir haben die Todeskeime in uns zu bekämpfen verstanden und haben dadurch an Kraft gewonnen. Wenn wir einen Augenblick zurückzuweichen schienen, fo geschah dieß, um wieder einen neden Anlauf jur Einigung zu nehmen, die ung ehemals daz Beste erhoffea ließ. Wir haben die einen Augenblick gestört! Eintracht wieder erruggen. Eine große demokcatisch⸗ Partei konnte sich bilden mit dem Wahlspruch: Größere Geschäftigkeit der Re zierung, größer Festigkeit der Staatseinrichtungen, mehr Freiheit, Beüderlichkeit und Gerechtigkeit!“
Nach Beendigung der Rede zollten die Anwesenden dem k eber te Ger e und brachen in die Rufe aus: „Es lebe Waldeck-Kousseau! Es lebe die Republik!“
In Arras hielt am Sonnabend der Ackerbau⸗Minister Jean Dupumy bel einem Festmahl eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte: in der Zuckerfrage hätten Besprechungen stattgefunden zum Zwecke einer Wieder⸗ aufnahme der Arbeiten der Brüsseler Konferenz, aber die bestehende Gesetznebung könne nur vom Parlament ab⸗ geändert werden. Was ihn persönlich betreffe, so werde er in nachdrücklicher Weise die Interessen der Zuckerrüben⸗Produzenten, soweit seine Befugnisse gingen, vertreten und bei. dieser Auf⸗ gabe sich durch die berufenen Rathschläge der Vertreter der Zuckerrüben⸗Industrie leiten lassen.
Der frühere Ackerbau⸗Minister Viger ist zum Senator für das Departement Loiret gewählt worden.
Rußland.
Zum Vize⸗Präsidenten des Wirthschafts-Departements des finlänbischen Senats ist, wie „W. T. B.“ erfährt, an Stelle des Senators Tudeer der Jägermeister Linder ernannt worden.
Spanien.
Der Kapitän zur See Marquis Arellano ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum Marine-Minister ernannt worden.
Belgien.
Ein in Begleitung eines Gendarmen nach Frankreich entsandter Polizei⸗Offizler hat, wie „W. T. B.“ berichtet, Sipido, welcher sich in Billancouct bei Paris aufhielt, ver⸗ haftet. Sipido setzte seiner Verhaftung keinen Widerstand entgegen. Wie es heißt, wurde bei ihm ein Dolch vor⸗ gefunden. Am Sonntag Vormittag traf Sipido in Brüssel ein. — Der „Messager de Bruxelles“ theilt mit, Sipido habe in Paris Beziehungen zu den Anarchisten unterhalten und sich während des internationalen Sozialistenkongresses an mehreren Kundgebungen betheiligt. Man habe ihn in Paris für einen Anarchisten der That gehalten, und die französische Regierung habe wahrscheinlich wegen seines Verhaltens seiner Aus⸗ lieferung nach Belgien zugestimmt. — Sipido ist am Sonn⸗ abend Mittag in die Besserungsanstalt St. Hubert überführt worden.
Türkei.
Dem Wiener „Telegr⸗Korresp. Bureau“ wird aus Kon⸗ stantinopel von heute gemeldet, daß der Ministerrath in der seit langem schwebenden Angelegenheit der türkisch⸗ bulgarischen Handelskonvention eine Entscheidung ge⸗ troffen habe, welche durch ein Kaiserliches Irade sanktioniert und durch den türkischen Kommissar in Sofia Nezjib Melhame, der in den letzten Tagen in Konstantinopel geweilt habe und gestern Abend nach Sofia zurückgekehrt sei, der bulgarischen Regierung direkt mit⸗ getheikt worden sei. Dem Irade zufolge werzen drei bulgarische Artikel, nämlich Kleinvieh, Getreide und Mehl, und drei von der bulgarischen Regierung zu bestimmende türkische Artikel 8 Prozent Zoll zahlen, alle anderen Artikel sind von der Zolleinziehung ausgeschlossen. Es verlautet, daß die türkischen von den bulgarischen Vorschlägen wesentlich abwichen.
Rumänien.
Aus Bukarest meldet „W. T. B.“, daß es in dem Dorfe Buda, Distrikt Rimnic, bei der Einziehung der neuen Alkoholsteuer zu Ruhestöcungen gekommen sei. Eine herbei⸗ gerufene Truppenabtheilung sei von den Bauern angegriffen worden und habe von der Schußwaffe Gebrauch machen müssen. Wie es heiße, seien drei Bauern getödtet worden.
Bulgarien.
Die Session der Sobranje ist, wie W. T. B. aus Sofig berichtet, gestern von dem Fürsten durch eine Thron⸗ rede eröffnet worden, in welcher betont wird, daß die Beziehungen Bulgariens zu allen Großmächten und Nachbar⸗ staaten loyale und freundschaftliche seien. Der rumänisch⸗ bulgarische Konflikt werde dank der loyalen Haltung der bulgarischen Regierung, bald beigelegt sein. Die Thronrede hebt ferner das Wohlwollen des Sultans hervor, welches durch das Irade, betreffend den Abschluß eines Handels⸗ vertrags zwischen beiden Ländern auf der Grundlage gegen⸗ seitiger Befreiung von der Zahlung von Zollgebühren für türkische und bulgarische Erzeugnisse, bewiesen worden sei.
Amerika.
Einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Washington zufolge, dürfte die Antwort der Regierung der Vereinigten Staaten auf die Mittheilungen Deutschlands und Großbritanniens, welche das britisch-deutsche Abkommen enthielten, wahrscheinlich heute abgehen. Man nehme an, das Staats⸗Departement halte es nicht für nothwendig, ein Ab— kommen hinsichtlich des dritten Punktes unter Vorwegnahme der Möglichkeit Ae u hen, auf die derselbe sich beziehe. Es bestehe kein Zweifel, daß die Vereinigten Staaten den zwei ersten Punkten des Abkommens voll zustimmen würden.
Bryan folgte am Sonnabend Abend, wie dem, W. T. B. aus New Hork berichtet wird, einer Einladung der National⸗ vereinigung der demokratischen Klubs. Die Versammlung ge⸗ staltete fich zu einer großartigen Demonstration für den Führer der Demokraten. Gestern hielt Bry an Ansprachen in einer . im Madison Square Garden und in fünf kleineren Versammlungen; in einer derselben spra er zu 4000 Italienisch⸗Amerikanern, in einer anderen zu? Deutsch⸗Amerikanern. In der letztgenannten Versammlung erklärte Bryan: was die Finanzfrage betreffe, so stehe er auch heute noch auf dem Standpunkt, * er 1896 eingenommen; nichtsdestoweniger sei gegenwärlig der Imperialismus die
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Hauptstreitfrage. Die Zahl der w rg in diesen Versamm⸗ lungen belief sich insgesammt auf 50 900 Personen; etwa 150 000 waren in den Straßen, wo die Meetings abgehalten wurden, versammelt.
Der Gesandte der Vereinigten Staaten in Peking Conger hatte, wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, den Kapitän Hall von dem amerikanischen Marine⸗Detachement, das sich in Peking besand, beschuldigt, er habe sich während der Belagerung der Gesandtschaften Schulden kommen lassen. Der General Chaffee habe darauf⸗ hin eine Untersuchung angestellt und die darauf bezüglichen Schriftstücke nach Washington gesandt mit dem Vorschlage, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen. Die Schriftstücke seien jedoch dem Kommandanten des Marinesoldaten⸗Korps Übergeben worden, der durch einen besonderen Gerichtshof eine eingehende Untersuchung vornehmen lassen werde.
Asien.
Wie dem „W. T. B.“ aus Peking vom 21. d. M. gemeldet wird, hielten die Gesandten an diesem Tage zum zweiten Male eine Sh ung ab, um den Vorschlag des fran⸗ zösischen Miiisters des Auswärtigen Delcassé zu prüfen. Alle waren der Ansicht, man müsse für die Hauptschuldigen bei den letzten Ereignissen die Todes rafe verlangen. Man habe Grund anzunehmen, daß, wenn die Mächte darauf beständen, die chinesische Regierung dieser Forderung werde gerecht werden. — Auf die letzte Note des Prinzen ö und Li⸗Hung-⸗Tschang's werde keine Antwort ertheilt werden. — Meldungen aus Tientsin zufolge beabsichtige eine aus Deutschen und Russen bestehende Truppen⸗Abtheilung, einen Posten südöstlich von Tungtschu anzugreifen, wo sich 10000 Mann Boxer und desertlerter regulärer Truppen gesammelt haben sollten. Französische Artillerie werde sich an dieser Expedition betheiligen.
Die „Times“ meldet aus Peking: In der Konferenz der Gesandten sei beschlossen worden, der Liste der sieben Beamten, deren Hinrichtung von Frankreich gefordert sei, noch die Namen der Prinzen Yi und Jignien hinzuzu— fügen — In einem neueren Kaiserlichen Edikt sei die Bestrafung weiterer schuldiger Minister angeordnet worden.
Von dem Gouverneur von Kiautschou ist, wie „W. T. B.“ erfährt, heute folgende Meldung in Berlin eingetroffen: „Das am 23. Oktober gestürmte Dorf Ke lan war Sammelpunkt der Aufrührer des Haulidistrikts. Die Erstürmung zeigt gute Wirkung. Die übrigen befestigten Dörfer legen ihre Wälle nieder und liefern Waffen aus Die Ruhe wird jetzt wieder⸗ hergestellt werden, sodaß die Bahnarbeiten fortgesetzt werden können.“
Dem „Reuter'schen Bureau“ ist von der chinesischen Ge⸗ sandtschaft in London mitgetheilt worden, daß dieselbe am 16. Oktober ein Telegramm mit der Nachricht empfangen habe, die Kaiserin-Wittwe sei in Tungkwan am Gelben Fluß angekommen, und der Kaiserliche Hof befinde sich
noch dort.
Dasselbe Bureau meldet aus Paoting⸗fu vom 20. d. M.: Die Kolonne der Verbündeten sei am 19. d. M. daselbst eingetroffen und habe Franzosen vorgefunden, welche bereits im Besitze der Thore gewesen seien. Der General Gaselee, begleitet von einem Stabe fremder Offiziere, habe mit dem Provinzialrichter eine Zusammenkunft abgehalten und ein Abkommen mit ihm bezüglich der Uebergabe der Thore getroffen. Am 20. d. M. seien der General Gaselee und sein Stab, eskortiert von je dreißig Berittenen der vertretenen Nanonalitäten, durch die Stadt geritten. Später sei ein Kriegsrath gehalten und beschlossen worden, die Stadt in vier Distrikte einzutheilen, von denen jeder von einer Abtheilung Soldaten der vier Nationalitäten unter dem Kommando des Majors Wyneken bewacht werden solle. In dem Schatze seien 740 000 Taels gefunden und von den Verbündeten genommen worden. Die französische Truppe, welche Tientsin am 1. Oktober ver⸗ lassen hatte, sei fünf Tage vor der zusammengesetzten Kolonne in Paoting-fu eingetroffen. Der General Voyron habe Boten an sie abgesandt, mit dem Befehl, Halt zu machen und auf die übrigen Verbündeten zu warten; dieselben hätten die französische Truppe aber nicht getroffen. Die zu der Tientsiner
Truppe gehörige Kavallerie sei am 20. d. M. in Paoting⸗fu eingetroffen; der Rest der Kolonne sei durch schlechte Wege auf⸗ gehalten worden und sei am 21. d. M. erwartet worden.
Der „Times“ wird aus Paoting⸗fu berichtet, daß der die verbündeten Truppen befehligende Offizier, bewegt durch die Erzählungen befreiter Missionare über die ihnen zu theil gewordene grausame Behandlung, den Provinzial-Schatz⸗ meister als Hauptschuldigen verhaftet habe.
Dasselbe Blatt meldet aus Schanghai vom gestrigen Tage: Chinesischen Berichten zufolge habe der Gouverneur von Schansi Ju⸗hsien, der die Niedermetzelung der Missionare angeorbnet hatte, Selbstmord verübt.
Die „Daily News“ erfahren aus Schanghai, daß der Kaiserliche Hof am 26. d. M. in Singanfu einge— troffen sei.
Der „Standard“ meldet aus Schanghai vom gestrigen Tage, daß die Kaiserin-Wittwe einen Spezialkommissar damit beauftragt habe, alle Gelder, welche er aus den Pro⸗ vinzial⸗-Schatzämtern Zentral⸗ und Süd-Chinas auftreiben könne, herbeizuschaffen. ö
Der „Daily Mail“ wird aus Hongkong berichtet, Kaiser⸗ liche Truppen und Landleute hatten hei Samtanchuk () die Äufständischen geschlagen und 600 getödtet; die Auf— ständischen zögen sich jetzt zurück.
Das in Rom erscheinen de Blatt ‚Messagg ro“ veröffentlicht einen Bericht über eine Unterredung, welche sein Korre⸗ spondent in Peking am 26. d. M. mit Li⸗Hung—⸗ Tschang hatte. Letzterer sprach sein lebhaftes Bedauern über die Ereignisse in China seit dem Mai big zur Gegenwart aus und erklärte, daß Alle, die China liebten und es auf dem Wege des Fortschritts zu sehen wünschten, den Aufsstand der Boxer beklagten. Er hatte niemals
glaubt, daß die Boxer so weit gehen würden, die Ge⸗ fe b he ter anzugreifen und einen, der Vertreter der europälschen Mächie zu tödten. China habe sehr schnell eine schmerzliche Züchtigung wegen eines schweren Ver⸗ gehens von wenigen tausend Rebellen über sich ergehen lassen müssen. Jetzt, wo die Ruhe nahezu wieder hergestellt sei hoffe er, daß die Mächte die friedlichen Absichten Chinas und seinen Wunsch, entsprechende Genugthuung für Die Be⸗ leidigungen zu gewähren, würdigen und ihre Truppen so schnell als möglich zurückziehen würden, Li⸗Hung⸗ Tschang, welcher die Zurückziehung der Truppen als sicher angesehen, habe mit Begeisterung von der demnächstigen Wiederaufnahme der Handeltzbeziehungen mit dem Abendlande
Feigheit zu
gesprochen und mit der Versicherung geschlossen, daß er und die chinesischen Behörden den Frieden wünschten.
Aus St. Petersburg wird dem „W. T. B.“ gemeldet, der am Sonnabend bei dem russischen Generalstab eingetroffene Bericht besage, daß, der Belagerungspark und die Trans— porte am 7. Oktober in Mukden eingetroffen seien. Bei Besichtigung der chinesischen Regierungsgebäude vor der Einquartierung von Truppen daselbst habe sich ergeben, daß fast in allen Gebäuyen Sprengminen gelegt seien, deren Sprengung nur durch die rasche Eroberung Mubdens verhindert worden sei. Ferner seien Proklamationen detz Dzian⸗Dziun vorgefunden worden, in welchen allen Europäern der Krieg erklärt werde. Am 2. Oktober seien bei einem Streifzug wider chinesische Marodeure die Befestigungen der FKaifergräber erobert worden. Die Hauptmassen der chinesischen Truppen seien in westlicher und nordwestlicher Richtung nach der Mongolei entflohen. Am 3. Oltoher ei von dem General Su bbotitsch eine Stadtverwaltung in Mukden eingerichtet und die Stadt durch Proklamation zur Ruhe aufgefordert worden. Bis jetzt seien etwa fünfzig Geschütze neuester Kon⸗ struktion und. Maximgeschüße, ferner Artillerie⸗Munition und 7000 . Gewehre sowie 20 Millionen Patronen, darunter au solche mit Explosivkugeln, erbeutet worden. Am 4. Oktober habe der General Subbotitsch die Befestigung der Kaisergräber besichtigtt und dort ein Detachement als Garnison zurücgelassen. Die übrigen Truppen seien außerhalb der Stadt am Tschuntsche⸗ flusse postiert worden. Die Einwohner beruhigten sich allmählich. Am 5. Oktober sei zur Sicherung der Arbeiten auf der Eisenbahnlinie ein fliegendes Korps gebildet worden, gleichzeitig sei, um das Thal des Liaoscheflusses vom Feinde zu saͤubern, die Abtheilung des Obersten Kondratowitsch nach Niutschwang und Inkau abgesandt worden. Bei einer sorgfältigen Durchsuchung des Kaiserlichen Palastes nach etwa bei der Plünderung Durch chinesische Soldaten übersehenen Schätzen seien der Thron der Kaiser aus der mandschurischen Dynastie, eine reichhaltige Bibliothek und zahlreiche Gegen⸗ stände von archäologischem Werthe gefunden worden. Bei der andauernden Regenzeit sei der Uebergang über die Flüsse jetzt schwierig. . r
Afrika.
Eine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts aus Pretoria vom 25. Oktober meldet: Der General Barton welcher während einiger Tage von den Truppen de Wet g belästigt wurde, griff dies am 25. d. M früh an und zer—⸗ sprengte sie völlig. Auf unserer Seite wurden 3 Offiziere und 14 Mann verwundet. — Eine weitere Depesche dez Feldmarschalls vom 26.8. M. be⸗ sagt: Die Verluste des Generals Bart on waren bedeutender, als gemeldet worden ist. Es wurden, abgesehen von den bereits angegebenen Verlusten, noch 1 Offizier getödtet, 3 Offiziere und 37 Mann verwundet. Die Buren ließen 24 Todte und 19 Ver⸗ wundete zurück; 26 Buren wurden gefangen genommen. Drei Buren, welche die Hände aufhoben zum Zeichen, daß sie sich ergäben, dann aber in verrätherischer Weise schossen, wurden gefangen genommen, vor ein Kriegsgericht gestellt und von diesem zum Tode verurtheilt. Ich habe das Urtheil bestätigt. Die Generale Lord Methuen und Douglas zersprengten am 25. d. M. eine Buren⸗Abtheilung bei Ze erust. Die Buren ließen 6 Todte und Verwundete zurück. 28 Buren wurden gefangen gnommen und eine große Menge Vieh wurde von uns erbeutet. Auf unserer Seite wurden 8 Mann verwundet; einer wird vermißt. Lord Kitchener meldet aus Lydenburg, daß er einen Nachtmarsch unternommen und ein Burenlager in der Nähe von Krügerspoort genommen habe; mehrere Buren seien verwundet, vier gefangen genommen worden. Die britischen Truppen hätten keine Verluste gehabt. Bezüglich des Angriffs auf Phil ippolis fügt Lord Roberts noch hinzu: Da die Buren durch Verrath sich Eingang in die Stadt verschafften, habe ich den General Kelley⸗Kenney angewiesen, alle dabei Betheiligten aus dem Lande zu verweisen. Ein Leutnant und 50 Mann Kavallerie fielen vor einigen Tagen zwischen Springfontein und Philippolis in einen Hinterhalt, alle bis auf J wurden gefangen genommen.
Die „Daily Mail“ meldet aus Kapstadt vom 27. d. M.: Die Kap-Polizei hatte am 24. d. M. in der Nähe von Hoopstad mit zwei Burenkommandos ein ernstes Gefecht. Die blitische Truppe hatte zwei Schnellfeuer⸗Maxim⸗Geschütze. Die Buren unter Dutoit, Viljoen, Potgieter und Devilliers griffen zwei⸗ mal an, umzingelten die britische Truppe allmählich, indem sie ihr große Verluste beibrachten, und richteten ihr Feuer haupt⸗ fachlich auf die Maximgeschütze, die aufgegeben wurden. Die Polizeitruppe wurde kurz vor Eintritt der Dunkelheit durch Meomanry verstärkt. Die Engländer hatten 7 Todte und 11 Verwundete; 11 wurden gefangen genommen.
Australien.
Wie dem „W. T. B.“ aus Sydney vom 2. d. M. berichtet wird, hielt der Premier⸗Minister von Neu-Südwales Lyne bei einer von den Deutschen veranstalteten Festlichkeit eine Ansprache, in welcher er die Versammlung zu den zwischen Großbritannien und Deutschland bestehenden freund⸗ lichen Beziehungen und ihrem Einverständniß bezüglich der chinesischen Angelegenheit beglückwünschte. Dieser Umstand und die freundliche Haltung Frankreichs ließen ein dauerndes, ungestörtes Zusammenwirken der verbündeten Mächte in China voraussehen. Auf die Auslassungen des Staatssekretärs für die Kolonien Chamberlain über die Reichseinheit Bezug nehmend, machte der Premier⸗Minister den Vorschlag, daß der Königin die Annahme des Titels einer Kaiserin des britischen Reiches angetragen werde, welches dann alle Kolonien und abhängigen Gebiete umfassen würde.
Parlamentarische Nachrichten.
9. Bei der am 23. d. M. im 1. Casseler Wahlkreise (Rinteln⸗Hofgelgmar⸗Wolfshagen) vorgenommenen Stichwahl zum Reichstag erhielt, wie „W. T. B.“ meldet, nach der il hen Feststellung Vogel, praktischer Arzt in Oberweiler 6 5 003, Lippoldes, Bürgermeister und Landwirth naehe (kons.), 3417 Stimmen. Ersterer ist somit ge⸗
Statistik und VBolkswirthschaft.
Auswärtiger Handel Deutschlands in den neun Monaten Januar bis September 1900. Die Finiuhrwerthe für Januar big September 1900 betragen in 1000 M: 4239 238 gegen 4233 130 in den gleichen Monaten des Vorsahreg, daher mebr 61098 Der Edelmetallwerth beläuft sich auf 157 311 gegen 175 338. 30 Zolltarifnum mern haben höbere Ginfubrwerthe, namentlich Abfälle, Fisen und Eisenwaaren, Getreide, Häute und Felle, Instzumente, Maschinen und Fahrzeuge, Rupfer 2c. und Waaren daraus, Material- ꝛc. Waaren, Steine und Steinwaaren, Kohlen, Thiere und thierische Erzeugnisse, während besonders Baumwolle und Baumwollenwaaren, Flachs und andere pflaniliche Spinnstoffe, Leinengarn, Leinwand und andere Leinen wagten, Seide und Seidenwaaren, Wolle ꝛc. und Waaren daraus, Drogen,, Apotheker, und Farbewaaren, Leder und Lederwaaren ge— ringere Einfuhrwerthe haben. Die Ausfuhrwerthe für FZanuar bis September 1900 betragen in 1000 M: 3364424 gegen 3217 960 in den gleichen Monaten des Vorlahres, daher mehr 146 454. Der Gdelmetall werth beläuft sich auf 112 972 gegen 119418. 29 Zolltarifnummern haben höbere Autfuhrwerthe, namentlich Baumwolle und Baum wollen⸗ waaren, Leinengarn, Leinwand und andere Leinenwaaren, Eisen und Eisenwaaren, Getreide, Glas, Hol, Hopfen, Instrumente, Maschinen und Fahrzeuge, Kupfer ꝛc, Kursjwaaren ꝛe, literarische und Kanst. gegenstände, Papier 2c, Pelswerk, Seife, Kohlen, Thonwaaren, während namentlich Drogen“, Apotheker Ac. Waren, Leder und Leder⸗ waaren, Matertial⸗ 2c. Waaren, Seide und Seidenwaaren zum thetl erhebliche Ausfälle zeigen. Nach Mengen gestaltete sich die Bewegung des Außenhandels in den 9 Monaten Jauuar / September 1900, wie folgt: Gesammteinfuhr in Tonnen zu 1000 kg: 33 559 419 gegen 33 112077 im Vorjahr, daher mehr 447 342. 28 Zolltarif⸗ nummern zeigen eine stärkere Zufuhr, namentlich Eisen und Gisen⸗, waaren, Abfälle, Holji, Erden, Erje, Getreide, Steine und Stein— waaren, Koh len, Erdöl, Blei, Häute, Kupfer, während besonders Drogen = überwiegend Eis —, Baumwolle, Flachs, Leinengarn 20, Seide, Wolle, Insteument«, Maschinen und Fahrzeuge, Material. re. Waaren — hierunter namentlich Weijenmehl, ungeschälter Reie, während Schälreis, Kaffer, Kakao in größeren Mengen eingingen — geringere Einfuhrmengen zeigen. 4. Gesammtausfuhr in Tonnen ju 1000 kg: 24101734 gegen 22 559 183 im Vorjabre, daher mehr 1542 551. 30 Zolltarif⸗ nummern zeigen eine stärkere Ausfuhr, namentlich Kohlen (4 1 56 54h, Erden, Erie, Getreide, Steine, Abfälle, Drogen 2c, Glas, Holz, F Jasteumente, Maschinen und Fahrzeuge, Papier und Papywanren, während Material! ꝛc. Waren — besonders wegen des erheblichen Ausfalls bei Zucker —, Eisen und Eisenwaaren, Thonwaar en stärkere, die übrigen Nummern geringere Einbußen erfuhren.
Wohlfahrts⸗-Einrichtungen.
Die Aachener und Münchener Feuerversicherungs- gesellschaft hat aus Anlaß ihres 76 jäbrigen Bestehens im Verein mit der Aachener Rückversicherungs-Gesellschaft eine Beamten Pensiontkasse gegründet und ju diesem Zweck vor— läufig 300 000 M bereitgeftellt.
Der Bau einer Heilstätte für Lungenkranke ist seitens der Stadtvertretung von Aachen kunmehr endgültig beschlossen worden.
Die Stadtkollegien in Kiel haben beschlossen, zur theil weisen Linderung der Wohnungtnoth dem Kieler Bau— und, Sparverein ein größeres Bauterrain unter günstizen Bedingungen ju überlassen und ihm ein Darlehn von [10 009 S6 zu gewähren, sowie städtischerseitz Wohnungen mit einem Kostenaufwande von 70 000 4 u erbauen. In G aarden beabsichtigt die Gemeinde den Bau von zwei Fachwerksbaracken mit j 10 Wohnungen. Die Vorarbeiten sind in vollem Gange, und es soll die Ausführung baldigst erfolgen.
Die 96 Arbeiterwohnungen, welche die Stadt Em den zur Heranziehung geschulter Hafenarbeiter auf dem städtischen Kaiser Wil⸗ belms. Polder erbauen läßt, sind mit Einschluß der Straßen, Kanalisa⸗ tions⸗, Wasserleitungs und Gasbeleuchtungs anlagen nunmehr fertigge— stellt; einige zwang derselben sind bereits bewohnbar. Diese Wohn— bäuser hat die Stadt der Hamburg ⸗Amerika Linie gegen eine mäßige Miethe zur Verfügung gestellt. ;
Kunst und Wissenschaft.
0 Der b kai nte Orientalist, Sprachforscher und Schetftsteller Fried rich Max Mülldler, Professor an der Universität zu Oxford, ist, wie W. T. B. aus London meldet, gestern nach längeren Leiden gestorben. Er war als Sohn des Dichters Wilhelm Müller am 6. Dejember 1823 in Dessau geboren. Nach Besuch der dortigen Schule und des Leiptiger Nikolai. ynmnasiums widmete er sich in Leipzig philologischen, besonders Sanskritstudien, als deren erste Frucht im Jahre 1844 eine deutsche Uebersetzung der indischen Fabelsam nlung »Hitopadega“ erschien. In demselben Jahre ging er nach Berlin, im Jahre 1845 nach Paris, wo Burnouf Müller's Augenmerk auf den Rigweda“ richtete. Um die von Rosen begonnene Ausgabe dieses älteren Sans kritwerks fortzuse zen, siedelle er im Jahre 1846 nach England über, wo ihm einige Jahre später durch die Vermittelung Bunsen's von den Direktoren der Ostindischen Kompagnie der Auftrag ertheilt wurde, den ganzen ‚Rigweda“ mit dem ausführlichen Kommentar des Sayana herauszugeben. Diese Ausgabe erschien in sechs großen Quartbänden (1849 — 765). Seit dem Jahre 1348 lebte er dauernd in Oxford wo er im Jahre 1850 Deputy professor, 1854 licher Professor für neuere Sprachen und Llteraturen 1858 Fellow von All Soul's College, 1869 Professor fü ̃ gleichende Sprachwissenschaft wurde. Im Jabre 1872 Gründung der Universität Straßburg als Professor
selbe berufen, hielt er dort Vorlesungen, kehrte a
nach Oxford zurück. Auch dort gab er Jahre
seine Lebrverpflichtungen auf, um sich ganz er der Universität Orford übertragenen Herausgabe der Sacred
ordent.
ihm
en 1879 bis 1885), die zweite Serie in 25 Bänden (1886 — 1895). Eine . Serie, die im Jahre 1894 mit Unterstützung des Königs von Siam begonnen wurde, ist nur Uebersetzungen buddhistischer Werke gewidmet. Neben diesen Uehersetzungen gab Professor Müller in den Anse Oxoniensa“ mehrerè buddhistische, aus Japan stammende Sanskrit abgefaßte Werke im Grundtert heraus (DOrford 1881 Schon früher hatte er eine Anzahl Werke der altindischen Literatur ver. öffentlicht. Als Sprachforscher hat er sich besonders durch seine . Dar mm n on the science of language“ (London 1861, 14 Aufl. 1885; deutsch von Böttger: ‚Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprachen 4 Aufl Leipiig 1892), die überall zur Weckang und Belebung des Inte re ff für sprachwessenschaftliche Studien bedeutend beigetragen baden bean gemacht. Neuerdings hatte Professor Müller seine Thãtigkelt vor⸗ nehmlich dem Gebiete der vergleichenden Religionsgeschichte ugewende welcher er mehrere Arbeiten gewidmet hat. Anf pbilosoydischem Gebiet hat er die erste vollständige Uebersetzung von Kant'z „Kritik der reinen Vernunft“ („The seienes of thought 1887! und viele Aufsätze in Zeiischristen versffen licht Dem! belletristischen Geblet gebört u a. seine anztehende Grzäblung Deutsche Liebe. Aus Papleren eines Fremdlings' an (Leipzig 887 J. Aufl. das. 1889). Auch gab er. Schiller's Briefwechsel mit derzog 8 Cheistian von Schleswig⸗Volstein (Berlin 1875) und die
enkschrift Basedow, von seinem Urenkel! (1877) beraus. Professor Müller war Ritter des Ordeng pour le mérite und eins der acht auswärtigen Mitglieder des 1ustitut de Francs, das ihm bereits im Jahre 1849 den Voln v⸗Preis zuerkaante.
In Emden beschäftigt die städtischen Kolleg Renovierung ihres m num ent allen er gf f, , 6 Jahren 1574 bis 1575 erbaut ist und sich jetzt infolge der Cinfluft der Witterung in einem solchen Zustande befindet, daß ein 96 ,, . 9. e. und Aeußern dringend nothwendig . , ., n der Restaurterung sind auf 310 006 big 356 hhh „ per-
, Malereien an Sitzungssaale der städtischen Kollegien im Rathhau
. . . , ein Kunst⸗ ⸗en. 3 ang u bezjeichnen. Die Anbri 9 h ern Ric Kürze stattfinden. tingung der Wandgemälde wird in
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Die Stabtkollegien in Kiel haben für den Eiwei a. Thau low, Muß eum s daselbst dem g el ale , n n ge. schuß von 80 000 K bewilligt. einen Zu—
Schulwesen.
Dle städtischen Kollegien zu Flensburg h ie . 1Legien g haben die An—
stellung von zunächft zwei Schulärzten, denen je dre Kt nn
zugewlesen werden sollen, beschlossen. K
Land⸗ und Forstwirthschaft.
. Aus Aurich wird berichtet: Die vorzügliche Qualität Rindotehes aus dem ostfrtesischen ,, 2 Binnenlande immer mehr anerkannt. So warden aug Anlaß * Erfolge auf der dies sährigen Ausstellung der Deutschen Landwirt haster gesellschaft hervorragende ostfriesische ZJuchtthiere zu Preisen von 1690 9 bis 2000 M abgesetzt. Sehr begünstigt wurde der Viehhandel außerdem dadurch, daß der hiesige Regierungsbezirk wäbrend deg ver= gangenen Bierteliahrs ven der Maul und Klauenseuche verschont blieb. — Auch der gute Ruf der ostfriesischen PßFerdezucht hat da— durch wieder Bestätigung gefunden, daß von 7 Hengsten, die zur Pariser Weltausftellung geschickt waren, 4 mit Preisen ausgezeichnet wurden. .
Ernteergebniß Frankreichs. 1 Nach der im „Journal Officiel: vom 18. d. M. veröffentlichten Schätzung des landwirthschafrlichen Ministertums ftellt sich da Er—
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gebniß der diesjährigen Ernte des Hafers und der Gerst
e Fran reich, wie folgt: . Anbauflãche Ergebniß ö ha hl 42 Gerste. 836 570 15 368 969 g9 837 780 Hafer. 3967 440 89113 690 41 414910 Der Kaiserliche Konsul in Havr ichtet hie ter 1 in m, Havre berichtet hierzu unter dem Dee Eente des Hafers und der Gerste ist als eine mittlere, der vorjaãhrigen Ernte. besonders hinsichtlich des Hafers, bedeutend nachst hende zu bejeichnen. Die Kartoffelernte scheint weniger gut auegefallen za lein, als man früher geglaubt hatte. Die Zuckerrüben werden, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, dem Gewicht nach einen geringeren ihrer Beschaffenbeit nach einen besseren Ertrag als im Vorlabre geben. Die Bestellung der Wintersaaten wird mit großem Eifer be—⸗ trieben, nachdem die Regen der letzten Zeit den infolge der langen Dürre sehr hart gewordenen Boden einigermaßen aufgeweicht haben. Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
. Defsterreich.
Mittels Verordnung vom 13. d. M. haben reichischen Ministerien des Innern, des Handels und der Einvernehmen mit der Königlich chen Regierung Verordnung vom 9. Juni d. J ; Durchfuhr gewisser Waaren un dem Vilajet Air aufgehob vom 21. Juni d. =
Rumänien. Zufolge Bekanntmachung des rumän Innern (veröffentlicht im, Monitor oflieial“ vom 5/18. Ol werden anläßlich des Auftretens der Pest in Llandaff i land) die Propenienzen von Llandaft c Sulina zelassen und dort einer sechstägig unterworfen. zie Einfuhr stãn „Monitor oficial“ ve 6ffentlichung aufgefübr ist ve ten
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Scenen laffen, der⸗˖ Pbasen der Veler Auch die deg Kampfe der Te und der Engel um DVimmel spielenden Bildes Löst. Leider ließ jedo bier die Ausführung Stimmung 37 unterstützen müßte, diel zu wünschen. Von den Leistungen der einzelnen Darfteller ist nur Guteg zu jagen. Jeder stand am rechten Platze und trug das Seinige zum Gelingen des Ganzen bei. Grwaäͤhnt seien in erster Linie Fräulem Wulf (Yelena) und die Oerren Gregori (Faust) und Holthaus (Meyphistopbeles).
lächerlich wirkten. am Vofe des Kaisers gleichen die verschiedenen Veranschaulichung
der Mußtk,
. Jm. Königlichen ODypernbause wird morgen Georges Büelz Oper Garmen“ mit Fräulein Netbauser in der Titelrolle — Die Rünstlerin singt bei dieser Gelegenbeit die Carmen jum undertften Male in Berlin. Den Den Joss singt Herr Sommer,
den Ggeamlllo Herr Doff wann. KRapellmeifter Walter dirigtert.