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Bekanntmachung.
Am 15. November wird bei dem Kaiserlichen Post⸗ amt Nr. 20 (Stetrtinerstraße) hierselbst der Rohrpost⸗ betrieb eröffnet.
Der Rohrpostverkehr findet täglich im Sommer⸗Halbjahr von 7 Uhr, im Winter⸗Halbjahr von 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends statt.
Berlin C., den 3. November 1900.
Kaiserliche Ober⸗Postdirektion. Griesbach.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
auf Grund des § 28 des Landesverwaltungsgesetzes vom
30. Juli 1883 (G.⸗S. S. 1965) den Ober⸗Regierungsrath
Hamann in Düsseldorf zum Mitgliede des Bezirksausschusses
in Lüneburg und zum Stellvertreter des Regierunga⸗Präsidenten
im Vorsitz dieser Behörde mit dem Titel „Verwaltungsgerichts⸗ Direktor“ auf Lebenszeit zu ernennen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Direktor der J. Realschule in Berlin Dr. Karl Theodor Michaelis zum Provinzial-Schulrath und
den bisherigen Seminar-Direktor, Schulrath Robert
Banse zu Liegnitz zum Regierungs- und Schulrath zu er⸗ —; 1 8 l ( nennen, sowie ᷣ . dem Professor Dr. August Laubenheimer zu Höchsta. M. . * 1 J . . den Charakter als Geheimer Regierungsrath zu verleihen.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich haben Allergnaͤdigst geruht:
dem Inhaber der Firma C. Bechstein, Flügel⸗ und Pianino⸗ fabrik, Edwin Bechstein und den Inhabern der Firma J. F. Schwarzlose Söhne, Parfümeriefabrik, Paul Köthner und Ernst Köthner zu Berlin das Praͤdikat als Hof— lieferanten, ferner
dem Dekorationsmaler Jacob Hembus zu Cronberg (Taunus) das Prädikat als Hof⸗Dekorationsmaler, sowie
dem Apotheker Dr. Julius Neubronner ebendaselbst das Prädikat als Hof⸗Apotheker Allerhöchstderselben zu verleihen.
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Auf den Bericht vom 8. August d. J. will Ich der Gemeinde Weißenborn, im Regierungshezirk Erfurt, welche die Anlage einer Wasserleitung beschlossen hat, auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (Gesetz-Samml. S. 221) hiermit das Recht verleihen, das zur Durchführung des Unternehmens noch erforderliche Grundeigenthum im Wege der Enteignung zu erwerben oder, soweit dies aus⸗ reichend ist, mit einer dauernden Beschränkung zu belasten. Der eingereichte Lageplan folgt zurück.
Wilhelmshöhe, den 20. August 1900.
Wilhelm k. Zugleich für die Minister der öffentlichen Arbeiten und des Innern: Studt. An die Minister der öffentlichen Arbeiten, der geist— lichen 2c. Angelegenheiten und des Innern.
Auf Ihren Bericht vom 5. Oktober d. J. genehmige Ich, daß die dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1810 (Gesetz= Sammlung Seite 94 flgde) angehängten Bestimmus nn wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die im Kreise itz, Re— gierungsbezirk Merseburg, neu erbauten Chausseen 1) von Zeitz nach Kayng, 2) von Zeitz nach Neumühle mit Ab— zweigung nach Grana, solange diese Straßen chausseemäßig unterhalten werden, zur Anwendung kommen. Die eingereichte Karte erfolgt anbei zurück.
Homburg v. d. H, den 19. Oktober 1900.
Wilhelm R. von Thielen. An den Minister der öffentlichen Arbeiten.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Der Provinzial⸗Schulrath Dr. Michaelis ist dem Pro⸗ vinzial-Schulkollegium in Berlin und
der Regierungs⸗ und Schulrath Robert Banse der Regierung zu Stralsund überwiesen worden.
Tagesordnung für die ordentliche Sitzung des Bezirks-Eisenbahnraths zu Breslau am 15 Vezember 1900 und für die vor berathende Sitzung seines ständigen Ausschusses an 253. November 1900.
1) Geschäftsordnungs⸗Angelegenheiten.
2) Mittheilungen über die Durchführung der in früheren Sitzungen gefaßten Heschlüsse über neue Verkehrseinrichtungen und dergleichen.
3) Güterverkehrs, urd Tarif⸗Angelegenheiten:
a. Antrag des Herrn Kommissionsraths Milch in Breslau:
Es wird die Einführung 5Htägiger Rückfahrkarten von Steinau a. O. nach dem Riesengebirge beantragt.
b. Antrag des Herrn Rittergutsbesitzers und Kreis Deputirten Madelung in Sacrau bei Gogolin:
Der Bezirks Eisenbahnrath wolle befürworten, daß von einer Reihe nordöstlich gelegener preußischer Stationen für die Verfrachtung von Sprit und Spiritus zur Ausfuhr nach Hamburg, Bremen, Stettin und Neufahrwasser der Spezialtarif IF in An— wendung gebracht und daß für die Verfrachmng nach Hamburg die Verpflichtung zur sofortigen Ausfuhr über See aufgehoben werde.
a. Antrag der Herren Kommerzienrath Herz und Handels kammer⸗ Syndikus Dr. Hampke in Posen:
Der Bezirks⸗Eisenbahnrath wolle befürworten daß die Stationen Grätz, Lissa, Reutomischel, Ostrowo und Pleschen in den Außs— nahmetarif 10 füc Getreice und Mühlenfabrikate nach Berlin auf⸗— gencinmen werden.
d. Antrag des Herrn Kommerzienraths Methner in Landeshut in Schlesien:
Der Bezirks. Eisenbahnrath wolle befürworten, daß Spinn⸗ abfälle der Flachsspinnereien sowie Fadenabfälle der Leinenwebereien e, , und Werggarnabfälle) in Spezialtarif III veisetzt werden.
4) Fahrplan Angelegenheiten: a. Anträge des Herrn Kommerzienraths Methner in Landeshut in Schlestien:
1I) Zug 731, welcher jetzt fräh 5 Uhr 20 Min. ab Schönau geht, möglichst mit Ausschaltung einiger unwichtiger Stationen und verkürjtem Aufenthalt um 5 Ubr in Merzdorf abgehen zu lassen, damit derselbe nicht später als jetzt in Liegnitz eintrifft und den Schnellzug 7 Uhr 2 Min. nach Berlin noch erreicht.
2) Zug 577, der 8 Uhr 19 Min. ab Striegau über Bolken⸗ bain nach Merzdorf geht, möchte Merzdorf 9 Uhr 35 Min. Abends erreichen, damit Reisende noch den Zug 399 ab Hirschberg 9 Uhr Abends benützen können.
b. Anträge des Herrn Kommissionraths Milch in Bres lau:
I) Es wird beantragt, den Zug 207 Koberwitz — Nimptsch bis Gnadenfrei weiterzuführen.
2) Es wird die Herstellung einer besseren Verbindung in der Richtung Breslau — Oels — Gnesen beantragt.
. 3) Es wird beantragt, dem Zug 710 in Lissa Anschluß in der Richtung Jarotschin zu schaffen. c. Antrag der Herren Kommerzienrath Herz und Handels kam mer⸗ Syndikus Dr Hampke in P osen:
Der Bezirks⸗Eisenbahnrath wolle befürworten, daß von Posen aus in der Richtung nach Bentschen, Lissa, Jarotschin und Wreschen Züge in der Zeit von 11 his 12 Uhr Nachts eingelegt werden.
Aichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 6. November.
Ihre Majestät die Kai serin und Königin begaben Sich heute früh mit Umgebung nach Belzig und besuchten die in der Nähe gelegene Lungen⸗Heilstätte des Berlin-Branden⸗ burgischen Heilstätten⸗Vereins. Von dort kehrten Ihre Majestät nach dem Neuen Palais zurück.
Gestern statteten Ihre Majestät die Kaiserin in Berlin
Preußen und Ihrer Königlichen Hoheit der Fürstin zu Wied Besuche ab.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Gefion“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän Rollmann, am 3. November in Whampoa eingetroffen.
S. M. S. „Hela“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Rampold, ist am 3. November in Tsingtau angekommen.
S. M. S. „Wörth“, Kommandant: Kapitän zur See Borckenhagen, ist am 4. November in Wusung eingetroffen.
S. M. S. „Vineta“, Kommandant: Kapitän zur See da Fonseca⸗Wollheim, ist am 4. November in La Guayra angekommen.
Der Dampfer „Prinz Heinrich“ mit dem Fähnrichs⸗ Transport für das Kreuzer-Geschwader, Transport— führer: Kapitänleutnant Blomeyer, ist am 3. November in Genug und gestern in Neapel eingetroffen, von wo er alsbald nach Port Said in See gegangen ist.
Der Dampfer „Köln“ mit den abgelösten Mann— schaften des Kreuzer⸗-Geschwaders, Transportführer: Oberleutnant zur See Petzel, ist am 4. November von Hongkong nach Singapore in See gegangen.
Der Dampfer „Adolf Wörmann“ mit den Ab⸗— lösungsmannschaften für die Schiffe der westafri— kanischen Station, Transportführer: Korvetten-Kapitän von Koppelow, ist am 3. November in Kamerun ein⸗— getroffen.
Sachen.
Ihre Majestäten der König und die Königin sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde haben sich gestern Nachmittag, wie das „Dresdner Journal“ meldet, nach Sibyllenort begeben. Der Aufenthalt daselbst ist auf etwa zwei Wochen bemessen
Württemberg.
Die Wahlen für die Kammer der Abgeordneten sind, dem „W. T. B.“ zufolge, für den 5. Dezember anbe—⸗ raumt worden.
Oldenburg.
Der oldenburgische Landtag ist, wie „W. T. B. erfährt, zum 4. Dezember zu einer außerordentlichen Session einberufen worden; unter anderem soll derselbe über eine Er höhung der Zivilliste um 200 000 „M berathen.
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Großbritannien und Irland.
Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, gestern in Malta ein⸗ getroffen und von den Oberbefehlshabern der Land- und See⸗ streitkräfte, sowie von den Vertretern der Behörden empfangen worden.
Frankreich.
Der „Radical“ berichtet, der Handels⸗Minister Millerand werde in der heutigen oder in der nächsten Sitzung der De— putirtenkammer einen Gesetzentwurf einbringen, durch welchen Schiedsgerichte für alle zwischen Arbeitgebern und Ar⸗ beitern ausgebrochenen Streitigkeiten obligatorisch erklärt werden. In der Vorlage würden die Maßnahmen fest— gesetzt werden, welche gegen diejenige Partei getroffen werden sollen, die sich der Entscheidung des Schiedsgerichts nicht unterwerfen will. Die obligatorischen Schiedsgerichte sollen eine Ergänzung der jüngst von Millerand geschaffenen Ein⸗— richtung der Arbeitsräthe bilden. Der Minister wolle, wie der „Radical“ hervorhebt, durch diese Reform die Arbeitgeber zwingen, stets die Forderungen ihrer Arbeiter zu erörtern, sodaß die Schiedsgerichte in voller Kenntniß der Sachlage ihre Entscheidung fällen könnten.
Rußland.
Der „Russische Invalide“ meldet, wie dem „W. T. B“ berichtet wird, daß Rußland auf den Text des britisch— deutschen Abkommens bezüglich der chinesischen Angelegenheiten am 28. Oktober eine Antwort fol— genden Inhalts ertheilt habe: Das zwischen Deutschland und Großbritannien abgeschlossene Einvernehmen ändere, vom russischen Standpunkt aus, nicht in wesentlicher Weise die Lage der Dinge im China. Der erste Punkt des genannten Einvernehmens, welcher bestimme, daß die sich an den Flüssen und Meeresküsten Chinas befindenden Häfen überall, wo die zwei genannten Regierungen Einfluß ausüben, frei und offen für den Handel blieben, könne von Rußland sympathisch angenommen werden, da die Bestimmung den durch die gegenwärtigen Verträge gegebenen status quo nicht irgendwie ändere. Der zweite Punkt entspreche um⸗ somehr den Absichten Rußlands, als bei dem Entstehen der gegenwärtigen Verwickelungen Rußland zuerst die Aufrecht— erhaltung der Integrität des Himmlischen Reiches als Grund— prinzip seiner Politik in China proklamiert habe. Was den dritten Punkt betreffe, welcher die Möglichkeit einer Verletzung dieses Grundprinzips voraussehe, so könne die russische Regierung, indem sie sich auf ihr Zirkular vom 25. August berufe, nur ihre Erklärung erneuern, daß eine derartige Verletzung Rußland zwingen würde, die von ihm eingenommene Haltung je nach den Umständen zu ändern Der vierte Punkt erfordere keine Kommentare.
Die zur Begrüßung des Kaisers nach Livadia abgesandte türkische Mission unter Turkan Pascha ist, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonntag in Jalta eingetroffen und gestern von dem Kaiser zur Tafel gezogen worden.
Aus Helsingfors erfährt „W. T. B.“, daß der Ober— gerichts⸗Assessor Homen zum Senator und Mitglied des Justiz⸗-Departements, der Professor Neoviuns zum Senator und Chef des Finanz-Departements und der Senator Aakermann zum Chef des Handels-Departe— ments ernannt worden sei.
Italien. er König empfing, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern
in feierlicher Audienz den deutschen Botschafter Grafen
von Wedel, welcher sein Beglaubigungsschreiben überreichte.
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Dänemark.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kopenhagen vom gestrigen Tage hat die Kaiserin-Wittwe von Ruß— land während der letzten Woche das Zimmer hüten müssen, doch konnte Allerhöchstdieselbe am Sonntag wieder eine Aus— fahrt unternehmen.
Asien.
Kreuzer-Geschwaders hat, wie „W. T. B.“ berichtet, am 2. d. M. gemeldet: „Es ist ein Dampfboot für den Wachidienst angekauft und armiert worden. Das Boot heißt „Shamien“. Wie S. M. S. „Luchs“ meldet, hat „Shamien“ am 2. November Piraten bei der Plünderung eines chinesischen Passagierbootes betroffen. Der Führer des „Shamien“, Oberleutnant zur See Reymann, hat mit Entschlossenheit die Verfolgung der Piraten auf genommen und ist hinter ihnen gelandet, wobei Schüsse ge— wechselt wurden. Ein Pirat wurde gefangen. Es werd beabsichtigt, diesen so lange zu behalten, bis er den chinesischen Behörden zur Vollstreckung der Strafe am Ort der That über⸗ liefert werden kann.“
Die Londoner Blätter melden aus Peking ohne Datum über Taku vom 4. November: Li-Hung-⸗Tschang habe sich privatim an einige Gesandten gewandt und dieselben zu bewegen gesucht, ihren Einfluß bei dem Grafen von Waldersee geltend zu machen, damit dieser die Voll— streckung der über die Beamten von Paoting-fu gefällten Todesurtheile verschiebe. Der Kaiserliche Hof könne jetzt unmöglich vor dem nächsten Frühling nach Peking zurück— kehren. Nach Berichten, die in Peking eingetroffen seien, drohe in der Nähe von Singanfu ein Aufstand von Mo— hamedanern auszubrechen, der die Sicherheit des Throns gefährden solle
Der „Times“ wird aus Peking über Taku vom 5. No— vember gemeldet: Der russische Admiral Alexejew habe an Li-Hung-Tschang eine Mittheilung gerichtet, in welcher er ihn über die Absichten Chinas bezüglich der Mandschurei befrage. Er fordere hierin gleichzeitig China auf, die Ver— waltung dieser Provinz unter dem Schutze Rußlands wieder zu übernehmen; dies werde, so versichere der Admiral weiter, beiden Ländern zum Vortheil gereichen.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Peking vom 4. d. M., daß es unter den Befehlshabern der verbündeten Truppen in Schan-hai-kwan wegen der für die Besetzung durch die Truppen der einzelnen Mächte ausgesuchten Plätze zu einer Reibung gekommen sei. Es sei eine aus den ältesten Stabsoffizieren der einzelnen Mächte zusammengesetzte Kom— mission gebildet worden, welche sich nach Schan⸗-hai⸗twan be⸗ geben solle, um die Angelegenheit in zufriedenstellender Weise zu regeln.
Eine in Rom eingetroffene Depesche aus Peking vom 4. d. Mts. tritt, der „Agenzia Stefani“ zufolge, dem Gerücht entgegen, daß eine italienische Patrouille während des Rückmarsches aus Paoting-fu verschwunden sei. Dieselbe sei vielmehr von britischer Kavallerie erreicht worden, ohne daß irgend eine Gefahr für sie vorhanden gewesen sei. Die beiden Kolonnen seien sodann zusammen nach Peking marschiert.
Aus Hongkong vom gestrigen Tage berichtet das „Reuter'sche Bureau“, nach Berichten aus Canton sei die in Nr. 260 d. Bl. gemeldete Explosion in der Nähe des Yamens des Gouverneurs durch Dynamit verurfacht worden, und zwar, wie man annehme, zu dem Zweck, große Quan⸗ titäten Kriegsbedarf, die im Jamen lagerten, zu zerstoͤren. Wie weiter berichtet werde, schmuggelten die Reformer in Canton Dynamit ein, indem sie es als einheimische Medikamente deklarierten. Die Zollbeamten hätten ein auf solche Weise aus Mocao eingeführtes Packet mit 13Pfund Dynamit beschlagnahmt. Flüchtlinge vom Ostfluß berichteten, daß die Aufständischen 30 Meilen nordöstlich von Huitschou einen festen Platz errichtet hätten. Die Aufständischen forderten von den Ortschaften Reis und Geld, indem sie gleichzeitig bekanntgäben: wenn den Kaiserlichen Hilfe gewährt werde, würden die Dörfer verbrannt und die Bewohner niedergemetzelt werden. Die Kaiserlichen gingen in ähnlicher Weise vor. In Ausführung dieser Drohungen seien bereits verschiedene Dörfer zerstört worden. Brände kämen fast täglich vor.
Eine weitere Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Hongkong besagt, daß die Aufständischen, wie aus Fanton berichtet werde, im Gebiete des Ostflußsses strom⸗ aufwärts gezogen seien. Zwischen Poklo uns Huitschou fuhren jetzt wieder Passagierdampfer. Der Aufstand gehe wahrscheinlich langsam zu Ende. Die Reformer gäben zu, daß ihre Erhebung verfrüht gewesen sei und daß ihre Waffen un⸗ zureichend .
In Can ton sind am Sonnabend dreizehn Straßenräuber hingerichtet worden.
Der „Nowoje Wremja“ wird aus Wladiwostok vom 31. Oktober gemeldet: Der General⸗Gouverneur Grodekow befinde sich noch in der Mandschurei. — In Charbin, Wladiwostok und Nykolsk seien mehr als zehn Hospitale, Apotheken und Baracken für die kranken und verwundeten Soldaten eröffnet worden. Das Fieber und die Typhus⸗ erkrankungen unter den Truppen in der Mandschurei nähmen ab.
Afrika.
Das niederländische Kriegsschiff „Gelderland“ ist, wie die „Agence Havas“ meldet, mit dem Päsidenten Krüger an Bord gestern in Djibuti eingetroffen und wird daselbst drei Tage verweilen. In Port Said soll die „Gelderland“ die erforderlichen Anweisungen über ihre Landung in Europa erhalten. Der Präsident Krüger, dessen Gesundheitszustand sehr gut ist, äußerte, als er von den jüngsten Burensiegen hörte, lebhaste Freude. Dr. Hemanns erklärte, Krüger komme nur auf Urlaub nach Europa. Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Maseru vom 31. 9k⸗ tober: Die Zahl der an der Grenze des Basuto-Landes sich sammelnden Buren wachse. Ein Buren⸗Kommando von 1400 Mann stehe dicht bei Ladybrand. Stadt und Distrikt Ficks— burg seien in den Händen des Feindes. Die Buren, welche Fickeburg besetzt hätten, ständen unter dem Befehl von Her⸗ manus Steijn; Gouverneur der Stadt sei Rodenbach. Bei der Besetzung seien die Magazine in Ficksburg ganz aus⸗ geplündert und auch in Privathäusern Plünderungen vor⸗ genommen worden. Die britische Fahne sei heruntergeholt und in Stücke zerrissen worden, welche die Buren dann an die Schweife ihrer Pferde gebunden hätten. Mehrere Ein⸗ geborene seien erschossen, andere auf offener Straße in brutaler Weise geschlagen worden. Ein angesehener Kaufmann sei verhaftet und in das Burenlager transportiert worden, um dort vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden; ferner sei ein Postbeamter gefangen genommen worden. Die von den Engländern in Ficksburg zurückgelassene Munition hätten die Buren entdeckt.
Aus Cradock vom 4. November wird demselben Bureau berichtet, man glaube, daß ein Buren-Kommando bei Petersville südlich des Oranjeflusses stehe. Ein Soldat von dem wallisischen Regiment sei am vergangenen Mittwoch erschossen worden, als er bei Philipstown, wohin eine britische Garnison gelegt worden, auf einem Patrouillengang begriffen gewesen sei.
Statistik und Volkswirthschaft. Die Bedeutung und Ausführung der Vo sowie der Vieh und Obstbaumzäh am 1. Dezember 1900. Das Königlich preußische Statistische Bureau macht Folgendes bekannt:
Mit dem 1. Dezember d. J. kehrt in Preußen wie im ganzen
Deutschen Reiche der Tag der Volkszählung wieder. Die Nothwendigkeit periodischer Aufnahmen dieser Art ist un— bestritt en. Kein Volk vermag sie zu entbehren, das sich mit Sicher— heit über sich selbst und die ersten
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lung
Bedingungen seiner Entwickelung und Größe, über Zahl, Geschlecht und Alter, Familienstand, Beruf, Religionsbekenntniß und sonstige perfönliche Verhältnisse seiner An— gehörigen unterrichten will. Die Ergebnisse der Volkszählung dienen aber bei uns nicht nur als Hilfsmittel wissenschaftlicher Erforschung wichtiger Verhältnisse des Volkslebens, sondern auch zu mancherlet praktischen Zwecken, wie zur Vertheilung gemeinsamer Einkünfte und Lasten der einzelnen Bundesstaaten, zur Regelung der Mü vrägung, zur Ordnung we wie z. B. Zuständigkeit ven Behörden der
Bildung von Stadtkreisen und Urwahlberirken, die Wahl von Ab— geordneten zu den Kreis⸗ und Provinztal⸗Landtagen, das Gemeinde- wahlsystem u. s. w., sich nach der Volkzzahl richten.
Eine Aufnahme von dem Umfange der Volkszählung ist natürlich ohne erbebliche Mühe nicht durchzuführen. Gin Blick aut den allge⸗ meinen Verlauf des Zählverfahrens zugt aber sogleich, daß der Be⸗ völkerung selbst hieraus verhältnißmäßig nur wenig Arbeit und Belästigung erwächst.
In den Tagen vom 28. bis 30. Nopember d. J. werden im ganzen Staat Zähler, insgesarimt wohl eine Viertelmillion und darüber, bei den einzelnen Haushaltungen vorsprechen, um für jede vom 30. November bis 1. Dezember d. J. voraussichtlich dort über⸗ nachtende Person eine „Zäblkarte A“ und für jede Haushaltung ein „Haushaltungsverzeichaiß B' zu überreichen. Als Umschlag für diese Papiere, dem zugleich eine „Anleitung O“ zu ihrer Ausfällung sowie je eine Musterausfüllung für beide aufgedruckt ist, dient ein „Zähl⸗ brief DW.
Die Haushaltungsvorstände haben nur
a. die Zählpvapiere in Empfang zu nehmen,
b. sie gemäß der Anleitung auszufüllen oder durch geeignete Ver— treter ausfüllen zu lassen,
EC. sie vom 1. Dezember d J., Mittagg 12 Uhr ab, zur Abholung durch den Zähler bereit zu halten.
Die Viehzählungen, welche das nothwendige Material für die Beurtheilung und Bedeutung des Viehstandes in unserer Volks— wirthschaft zu liefern haben, sind der Bevölkerung bereitz bekannt und geläuftg. Anders ist eg mit der Obstbaumzählung. Eine solche hat fär das ganze Land bisher nicht stattgefunden, ist aber auf die Dauer nicht zu entbehren. Daz Obst als Nahrung. und Genuß mittel erfreut sich in der Bevölkerung einer steigenden Beliebtheit. Um aber dem Obstbau die nöthige Pflege angedeihen zu lassen, muß man zunächst seinen bisherigen Umfang und seine Bedeutung er— mitteln, was nur durch eine statistische Aufnahme geschehen kann. Es darf daher erwartet werden, daß vor allem die Besitzer größerer Gättaertien und Baumschalen, die Obstzüchter sowie die Mitglieder von Obstbauvereinen als die zunächst Betheiligten mit allem Eifer an dieser bedeutsamen Erhebung mitzuwirken bereit sein werden. Ihr Gelingen wütde ferner wesentlich gefördert, wenn alle Obstbaumbesitzer und deren Vertreter, den Zählungstag nicht erst abwartend, schon jͤtzt an der Hand einer örtlichen Inaugenscheinnahme sich rechtzeitig genaue Angaben über die Anzahl der ihnen zugehörigen Oostbäume jeder der bier in Betracht kommenden Obstgattun zen aufzeichneten, damit sie dieselben am 1. Dezember d. J. ohne irgend welche Schwierigkeit vollständig in die Zählkarte einiragen oder dem Besitzer des Gehoͤftes angeben können.
Etz ist sorafältig zu beachten, daß, abweichend von dem Verfahren bei den Volkszählunzen, die Vieh. und Obstbaumzäblung nicht nach Vausholtungen, sondern nach Gehöften ausgeführt werden soll. Das als Zähleinheit geltende Gehöft (Anwesen) kann aus einem oder
mehreren Häusern bestehen. Im übrigen verweisen wir wegen der Ausführung der Vieh und Obstbaum;jählung auf die besonderen dieserhalb an die Erhebungsbehörden sowie die Zähler ergangenen Anweisungen!).
Die Vieh⸗ und Obstbaumzählung ist eine selbständige, nach gam anderen Grundsätzen als die Volkszählung zu bewirkende Grhebung. Wenn es daher aus Mangel an geeigneten Personen auch vielfach nicht zu vermeiden sein sollte, daß ein und dieselben Zähler mit der Ausführung beider Aufnahmen befaßt werden, so sind doch die Zähl⸗ papiere einer jeden Erhebung völlig von einander getrennt zu halten.
Die Fragen der Zählpapiece der Volks wie auch der Vieh und Obstbaumzählung sind wenig zahlreich, dabei durchweg einfach und völlig unverfänglich. Niemals werden die durch beide Zählungen gewonnenen Nachrichten über einzelne Personen und deren Besitz veröffentlicht oder für andere als statistische, besonders auch nicht für steuer— liche oder fiskalische Zwecke benutzt. Die aus den Zähl⸗ papieren gewonnenen Ergebnisse gehen in allgemeine Tabellen über, in welchen der einzelne Mensch und sein Besitz nicht mehr erkennbar ist. Die Zählpapiere selbst werden nach beendigter Arbeit ein⸗ gestam pft, Jedermann darf danach insbesondere auch sicher sein, daß die Augaben seiner Zäblkarte über Alter, Bekenntniß, Staatsangehörigkeit, Militärverhältniß, Beruf und Erwerb, etwaige Mängel und Gebrechen u. s. w. niemals vor unberufene Augen kommen oder an die Oeffentlichkeit gelangen werden.
Auf ein vertrauensvolles Entgegenkommen der Gehöftbesitzer und Haushaltungsvorstände wie überhaupt der ganzen Bevölkerung dürfen die Zähler hiernach wohl um so eher rechnen, als diese Männer ihre umfangreiche und mühevolle Arbeit fast sämmtlich freiwillig über⸗ nommen haben und dem Gemeinwesen dadurch werthvolle Dienste leisten. Auf bezahlte Zähler wird diegmal hoffentlich nur noch außz— nahme weise zurückgegriffen werden müssen, nachdem die zuständigen Be⸗ hörden Anordnung dahin getroffen haben, daß den Beamten der ver— schiedenen Dienstzweige, den höheren und den Elementarlehrern die für eine rege Betheiligung dieser Kreise an dem Zählgeschäft erforderlichen Diensterleichterungen zu gewähren sind. Es darf daher erwartet werden, daß alle noch hinreichend rüstigen und in ihrem Amt für einige Tage abkömmlichen Reichs, Staats. und Gemeindebeamten sowie die an höheren, Mittel oder Volksschulen angestellten und wegen des Ausfallens des Unterrichts am Zähltage Renstfreien Lehrer einer Aufforderung der Gemeindebehörde, das Ehrenamt eines Zählers zu übernehmen, bereitwilligst Folge leisten werden.
Das Gelingen beider Anfnahmer von dem Zusammenwirken der Zä mit den Haus⸗— baltungsvorständen beiw Gehöftbesitz ab. Diese werden deshalb ersucht, den Zählern, deren jeder eine größere Anzahl von Haushaltungen und Gehöften aufzasuchen hat, ihr Amt nach Möglich— keit zu erleichtern und ihnen unnütze Gänge oder Arbeiten zu ersparen. Sie können dies durch sachgemäße, deutliche Ausfüllung der Zähl⸗ papiere, durch bereitwillige Auskunft über einzelne etwa noch ver— bliebene Lücken oder Undeutlichkeiten in der Ausfüllung und durch die Sorge für sichere und schnelle Empfangnahme der Zähl⸗ papiere sowie deren Bereithaltung zur Wiederabholung auch für den Fall, daß der Besitzer des Gehösfts und Haushaltungsvorstand selbst nicht zu Hause sein sollte. Die Zähler genießen in der Wahrnehmung ihrer Pflichten den besonderen Schutz der Gesetze. Sie werden diesen aber wohl kaum anzurufen brauchen, sondern überall ohne weiteres der Räcksicht begegnen, die jeder für daz gemeine Beste arbeitende Staatsbürger beanspruchen darf.
Dag Königliche statistische Bureau wird das Seinige thun, um die Ergebnisse beider Aufnahmen möglichst schnell zu verarbeiten und sie durch ausgiebige Veröffentlichungen der Nutzbarmachung für Gesetz—
gebung, Verwaltung, Wissenschaft und Volkswohlfahrt zu erschließen.
Zur Arbeiterbewegung.
In Solingen ist, der Köln. Ztg.“ zufolge, nachdem vor kurzem der dortige Messerschläger⸗ Ausstand durch Vermittelung einer Einigungskommission beender worden war (vergl. Nr. 251 d. Bl.), jetzt auch derjenige der Reider beigelegt. Unter Zuziehung von Ver— tretern beider Parteien ist zwischen dem Taschen⸗ und Federmesser⸗ fabrikanten⸗Verein einerseits und dem Reider Verein andererseits die Vereinbarung getroffen worden, Ausstand und Sperre aufzuheben, da die Vergleichskammecr vom Reider⸗Verein anerkannt worden ist und der Fabrikanten⸗Verein die im Reiderverieichniß enthaltenen Preise für halbpolierte Messer bereits vom 1. November ab gezahlt hat.
In einer am 3. d. M. abgehaltenen Versammlung der in Leipzig ausständigen Töpfer⸗ und Ofensetzergehilfen wurde, wie die „‚Lpz. Zig.“ berichtet, bekannt gegeben, daß die Arbeitgeber an die Gehilfen die Aufforderung gerichtet haben, die Arbeit bis zum heutigen Tage wieder aufzunehmen, widrigenfalls die offenen Arbeits— plätze durch anderweite Arbeitskräfte besetzt würden und das Arbeits verhältniß als gelöst betrachtet werde. Die Versammlung verblieb trotzdem bei ihrem letzten Beschluß (vergl. Nr. 263 d. Bl), so lange im Auststande zu verharren, bis der alte Arbeitsnachweis wieder her— gestellt sei, sowie auf keine weiteren Verhandlungen mit den Arbein⸗ gebern einzugeben.
Aus Amsterdam wird der Rh.“ Westf. Ztg.“ mitgetheilt, daß ein dortiger Dockarbeiter⸗Ausstand ergebnißlos beendet worden ist. Hingegen ist in den zahlreichen bedeutenden Zuckerraf finerien, welche zum großen Theil für das Ausland arbeiten, eine neue Lohnbewegung entstanden. Es haben bisher 700 Mann einer Fabrik die Arbeit ein—⸗ gestellt. Sie verlangen 20 9o Lohnzuschlag, nachdem ihnen bereits unlängst 25 υ‛ , bewilligt worden sind. Ihr Mindestwochenlohn beträgt augenblicklich 28 M
Der Ausstand der Grubenarbeiter im Becken von Pas⸗-de⸗ Calais (vergl. Nr. 264 d. Bl.) ist, wie W. T. B.“ aus Lens vom gestrigen Tage meldet, beendet. Die Arbeit ift überall wieder aufgenommen worden.
Kunst und Wissenschaft.
A. F. In der letzten Versammlung der Brandenburgia, Gesellschaft für Heimathkunde“, wurde vor Eintritt in die Tagesordnung von dem Vorsitzenden, Geheimen Regierungsrath Friedel eine Reihe interessanter Mittheilungen gemacht, aus denen wir folgende hervorheben: In Greifswald hat sich nach diesseitigen Vorbildern ein Rügisch⸗Pommerscher Geschichtsverein“ gebildet, der in Schriftwechsel mit der Brandenburgia“' zu treten wünscht, was berettwilligst angenommen wurde. Ein erstes Heft der Veröffentlichungen des jungen Vereins lag vor. Die Zeitschrift Der Bär“ brachte sich durch Zusendung ihrer letzten Nummern bei dem Verein in Erinnerung, der gern Gelegenheit nahm, seine Sympathien für das gut märkische Blatt zu bejeugen. — Der Vorsitzende war zu den Festlichkeiten auf der Saalburg am 11. Oktober eingeladen und berichtete darüber aus eigener Anschauung unter Vorlegung trefflicher Pbotographien. Der seit langer Zeit in Berlin lebende russische Generalleutnant 9 D. Roderich von Erckart hat der „Branden⸗ burgia“, deren Mitglied er ist, einen von ihm herausgegebenen, vorzüglich ausgestatteten Atlas, bestehend aus 12 großen Karten⸗ blättern, unter dem Titel Wanderungen und Siedelungen der ger⸗ manischen Stämme in Mittel Europa“ zum Geschenk gemacht. Dem Werk ist ein höchst anerkennendes Vorwort von Piofessor Johannes von Ranke in München vorausgeschickt. Das erste Kartenblatt stellt Mittel Europa nach der dritten und letzten Eiszeit dar, das letzte zeigt die Vertheilung der germanischen Stämme beim Tode Karl's des Großen. — Von dem Kustos des Märkischen Museums“, Herrn Bichholz, wurde u. a. berichtet, daß es in der Mark mit den früher so mannigfaltigen läadlichen Volkstrachten schnell zu Ende gehe. Außer dem Spreewald giebt es z. 3. nur noch drei sich durch ortginelle Trachten auszeichnende Gegenden: den Kreis Steinberg (beiw die Umgebung von Ziebingen), das Dorf Reu⸗Hardenberg bei Frankfurt a. O und den Flemming (Kreis Belzig und Jüterbog). Das Maseum ist deshalb bemüht ge⸗
wesen, die berschwindenden Trachten in Bild und Originalkleidungsstücken festzuhalten. Es wurde eine Bäuerin in der Tracht vorgestellt, wie sie in Dörfern südlich von Jüterbog z. Z. noch von älteren Frauen getragen wird. — Herr Körner, welcher auf dem Boden einer aus⸗ geschachteten Kiesgrube in Rixdorf vor Jahren eine vortreffliche Obst⸗ pflanzung angelegt hat, sah sich durch den ungewöhnlichen Obstsegen dieses Sommers in den Stand gesetzt, eine kleine Ausstellung seiner sortenreichen Ernte vorjuführen, die viel bewundert wurde. Sie beweist, daß auf diesem anscheinend öden Sand⸗ boden durch rationelle Düngung nicht allein die bekannten Körner'schen Riesen⸗ Sonnenblumen, sondern auch Riesenäpfel, „Birnen, selbst Tomaten gezogen werden können. Am Schluß der Versammlung wurde eine groß? Zahl von Zierkürblssen vertheilt. Der Geheime Regterungsrath Friedel nahm die Gelegenheit wahr, wiederum auf den Anbau der eßbaren Eberesche, im Voltsmunde Enzbeere, hin⸗ zuweisen, die in unseren Wäldern immer seltener wird und es doch der Holmutzung und ihrer wohlschmeckenden, saftigen Beeren wegen verdient, kultiviert zu werden. — Den Vortrag des Abends hielt das Ehrenmitglied des Vereins, Herr Ferdinand Meyer, über das Thema: „Im altberlinischen ‚Triangel“ und seiner Um⸗ gebung“. Das Triangel ist nicht etwa das jetzt diesen Namen tragende Haus zwischen FriedrichJ;, Mauer und Schützenstraße, sondern das Päuser-⸗Dreleck in dem alten Stadttheil Friedrichs. Werder, welches begrenzt ist durch die Holzgartenstraße und die Adlerstraße (letztere bekanntlich aus zwei in spitzem Winkel zusammenstoßenden Aesten bestehend) und diesen Namen durch Nieolai empfing. An diesen ziemlich engen Häuser⸗ block und die nähere Umgebung kaüpft sich eine große Zahl historischer Erinnerungen der verschledenften Art: Hier stand das alte Ballhaus, in dem — ein Vorläufer der heutigen Turnhallen — öffentlich Ball gespielt wurde. Hier wohnte Raule, der Admiral degz Großen Kurfürsten, bit zu seinem 1702 er⸗ folgenden Sturz. Ganz in der Nähe endlich lag der 1646 in einen Baumgarten verwandelte Jägerhof des Großen Kurfürsten. Das interessanteste Gebäude des Triangels war ohne Zweifel das Palais des Grafen Wartenberg, des Günstlings König Friedrich's J. Nach dem Sturz Wartenberg's und der Einziehung seiner Güter wurde sein Palais unter dem Namen Fürstenhaus‘ stskalisch. Es sollte fortan zur Beherbergung distinguierter Personen dienen, die sich kärzere oder längere Zeit als Gäste dez Hofes in Berlin aufhielten. Einer der ersten Bewohner des Fürsten⸗ hauseg war der berüchtigte Alchymist Gaetano. Anfänglich mit Gunstbezeigungen überhäuft, nahm Gaetano ein unrühmliche Ende. Da er der nach langem Warten und Vertrösten an ihn ge⸗ stellten Forderung, binnen 24 Stunden einen halben Zentner Goldes zu bereiten, nicht nachkommen konnte, wurde ihm der Prozeß wegen Betrugz und Unterschlagung gemacht und er im August 1708 in Küstrin gehenkt. Sitte der Zeit war es, den zur Exekution benutzten Strick mit Flitter zu vergolden; in Anbetracht der besonderen Umstände des Falles erfolgte diesmal auch die Vergoldung des Galgenholzes. Zwei Jahrzehnte später (1733) war das Fürstenhaus der Schauplatz merkwürdiger ‚Assemblsen“, die mit ausdrücklicher Genehmigung des Königs hier durch den „starken Mann“ Joh. Carl von Eckenberg veranstaltet wurden.
Er war zuerst 1717 wieder in Berlin an der
oder, wie man damals sagte, Spaten⸗
schl Gerade 100 Jahre später beherbergte das Fürstenhaus einen Theil des Friedrichs. Wer derschen Gym nasiums. Heute ist es, durch Tausch in den Besitz der Stadt gelangt, bet Re⸗ gulierung dieses Stadttheils verschwunden. In der Nähe stand auch das erste, 1692 eingerichtete Pfandhaus, sowie das für den Friedrichz⸗ werder“, der seit 1667 eine eigene, von Berlin-Cölln getrennte Ver⸗ waltung besaß, erbaute Friedrichswerder Rathhaus. Das letztetbe war dem Werderschen Markt, damals Kälbermarkt“ genannt, zugelehrt Die Kurstraße hieß zu jener Zeit in ihrem nordwestlichen Theil „alte Friedrichstraße“, in ihrem südöstlichen breite Gasse“, später eine Zeit lang Kurfürstenstraße. Im Rathhause fand auch das 1681 gestiftete Friedrichs⸗Werdersche Symnastum seine erfte Unterkunft. Interessante Erinnerungen knüpfen sich ferner an das ganz in der Nähe stehende Gebäude der Münze, deren Vorgängerin noch von den jetzt Lebenden gesehen worden ist. Die älteste Kur⸗ fürstliche Münze befand sich Anfangs des 16. Jahr—⸗ bundertz im Hause Poststraße 5, seit 1540 Poststraße Nr. 6, seit 1593 in einem Seitengebäude des Schlosses, seit 1680 in der Adler ⸗ Ecke des Schlosses, der Stelle nabe, wo bald nachher Andreas Schlüter auf Verlangen des Königs einen 280 Fuß hohen Thurm bauen sollte, für den er aber genügend feste Fundamente nicht zu legen vermochte. Es war der Ausgangspunkt der bald danach ein⸗ tretenden Königlichen Ungnade. „Das ist die Stelle alles meines Un—
Münzstraße bis sie endgültig zu Anfang des 19. Jahrhunderts nach dem Friedrichs⸗Werder verlegt wurde. Die am jetzigen neuen Münzgebäude angebrachten werthvollen Reliefs rühren von Schadow's Meisterhand her. Sie gren ten einst an dem zum Unterschied die alte Münje“ genannten Gebäude am Werderschen Markt, das außer der Mänze auch längere Zeit die Bau Akademie beherbergte. Der nahe Haus⸗ voigtei⸗Platz hieß früher Jrrusalem⸗Platz, seit 1786, obgleich nichts weniger als viereckig, das Carré, dann der „Schinkenplatz' nach der im Zuge der Mohrenstraße liegenden Schinkenbrücke über den Grünen Grahen. Nahe dem Triangel wohnte auch des großen Königs einstiger Lehrer Durand. Dem sterbenden Freunde seiner Jugend galt des Königs erster Besuch nach seiner siegreichen Heimkehr aus dem zweiten schlesischen Kriege, und aus demselben Hause flatterten 125 Jahre später die hier gedruckten Siegesdepeschen in alle Welt. Endlich sei noch eines Unsierblichen gedacht, der diese Hütten betrat. In dem Hause von Curella, dem durch seine Brustpulver bekannt Gewordenen, wohnte in den 70e Jahren des 18. Jahrhunderts Carl Lessing, der Btuder von Gotthold Epbralm, und hier weilte der letztere 1775 und vom 26. Januar bis 15. Februar 1776 zum Besuch. Es war das letzte Mal, daß er Berlin sah.
Der geschäftsführende Ausschuß der Internationalen Aus⸗ stellung für Feuerschutz⸗ und Feuerrettungswesen Berlin 1901 * hatte im Juli dieses Jahres ein Preisausschreiben für einen Plakatentwurf erlassen; zum Wetibewerb wurden alle Künstler ohne Unterschied des Wohnorts eingeladen. Am Sonntag hat nunmehr das Preisgericht unter dem Vorsitz des General⸗Stabsarjtes der Armee, Wirklichen Geheimen Ober⸗Medizinalraths, Peofessors Dr. von Coler und unter Mitwirkung der Herren Präsident Ende, General⸗Oberarzt Dr. Schjerning, Kommerzienrath Jacob, Brand ⸗Direktor Giertz. berg, sowie der Maler, Professoren Ludwig Dettmann, Hanns Fechner, Emil Doepler d. J, Julius Jacob, Franz Jüttner und Hirzel getagt. Im Ganzen waren 101 Entwürfe eingegangen, vos denen acht zur engeren Wahl kamen. Den J. Preis (1000 S) erhielt der Maler Albert Klingner, Charlottenburg, Kantstraße 159, den II. Preis (600 Æ) Rudi Rother, Berlin N, Orantenburgerstraße 26, den III. Preis (250 M6) Hans Dietrich Leipheimer, Darmstadt, Marien⸗ platz 8. Das Preisgericht beschloß zugleich, folgenden Künstlern für ihre gediegenen Leistungen eine 6ffentliche lobende An⸗ erkennung zu theil werden zu lassen: Eugen Urban, Berlin⸗Schöneberg, Wartburgstraße 8; Karl Klimsch, Berlin⸗Wilmersdorf, Durlacher⸗ straße 14; Friedrich Mißfeldt, Stuttgart, Königliche Kunstschule; Hans Koberstein, Berlin N. W., Altongerstraße 7; Julius Voß, Berlin W, Lintttraße 29. Die sämmtlichen eingegangenen Entwürfe bleiben bis zum 8. d. M. im Turnsaal der Hauptfeuerwache, Linden⸗ straße 41, Hof, links, öffentlich ausgestellt; die Besichtigung findet von früh 9 bis Nachmittags 4 Uhr unentgeltlich statt.
Die im Ehrenbofe der deutschen Kunftgewrbe ⸗Augstellung zu Paris ausgestellten zwei Reiter Standbilder (Herolde), welche von der Firma G. Knodt in Frankfurt a. M. in Kupfer ge⸗
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