1900 / 273 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Nov 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Kiel, 15. November. Das russische Torpedoboot 1. Klasse „Ssom“ ist, wie „W. T. B.“ berichtet, von Kopenhagen kommend, bei Holtenau in den Kaiser Wilhelm⸗Kanal ein⸗ 6 um sich dem nach Ost-Asien gehenden russischen

eschwader anzuschließen.

Wilhelmshaven, 14 November. Auf der hiesigen Kaiser⸗ lichen Werft fand heute, wie ‚W. T. B.“ meldet, die feierliche Kiellegung zu dem Linienschiff „G“ statt. Der Ober⸗ Werftdirektor, Kontre⸗Admiral von Schuckmann hielt eine Ansprache und brachte ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Wie das „Ungarische Telegraphen⸗Correspondenz⸗Bureau“ meldet, wird der Finanz Minister von Lukäcs in der nächsten Woche dem Unterhause einen Gesetzentwurf über außer⸗ ordentliche Investitionen im Betrage von 314 Millionen

Kronen vorlegen.

Frankreich. 1 Der französische Gesandte in Peking Pichon soll, der „Agence Havas“ zufolge, sobald die Friedensverhandlungen beendigt sind, zum Residenten in Tunis ernannt werden.

Nusßland.

Eine Mittheilung des Ministers des Kaiserlichen Hauses Barons Fredericks besagt, wie die „Russische Telegraphen⸗ Agentur“ meldet: Die Influenza, die sich bei Seiner Majestät dem Kaiser am 8. November mit allen für diese Krankheit charakteristischen Zufällen, abgesehen von häufigem Schweiß, gezeigt hatte, nahm am 13. November den Charakter eines typhösen Prozesses an. Ueber den Verlauf der Krankheit werden tägliche Bulletins ausgegeben.

Das gestern um 10 Uhr Morgens über den Gesundheits— zustand des Kaisers ausgegebene Bulletin lautet:

Seine Majestät brachte die Nacht gut zu. Allgemeinbefinden gut; Temperatur 387; Puls 72; Kopf frlsch; Kräfte völlig be— fri'digend. Die Diagrose der Krankheit ergab: Unterleibs Typhus mit für den Augenblick völlig befriedigendem Verlauf

Leibchirurg Hirsch. Arzt Tischonow. Der Minister des Katserlichen Hauses Baron Fredericks.

Belgien.

Der Senat setzte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Erörterung über die aufgegebene belgische China-Expe⸗ dition fort. Der Minister des Reußern de Favereau elklärte, die Regierung werde erwägen, wann der Schriftwechsel mit den fremden Mächten zu veröffentlichen sei. Weder Deutsch⸗ land noch Frankreich hätten das Recht Belgiens, an der Aktion in China theilzunehmen, angezweifelt. Der Deputirte Lippens (liberal) warf der Regierung vor, sie habe die Garantiemächte erst benachrichtigt, als die Angelegenheit schon eingeleitet gewesen sei. Der Deputirte Picard ((Sozialist) erhob gegen den polizeilichen Charakter Einspruch, welchen die Regierung der Expedition habe beilegen wollen; alle in China handelnden Mächte verfolgten eigennützige Ziele. Der Redner sprach den Wunsch aus, den Ton der Antworten Deutschlands und Großbritanniens auf die Mitthei⸗ lung des belgischen Planes aus den betreffenden Dokumenten kennen zu lernen. Nachdem noch zahlreiche Redner gesprochen hatten, erwiderte der Minister des Aeußern de Favereau, die belgische Regierung habe im Jahre 1900 ebenso der Empfindung des Landes gemäß ge— handelt, wie im Jahre 1864 bei der Expedition nach Mexiko. Er (der Minister) habe keine Stunde verloren, um die Mächte von der Absicht Belgiens in Kenntniß zu setzen. Von der Mittheilung der diplomatischen Schriften sei Abstand genommen worden, weil mehrere derselben Punkte berührten, die Gegenstand von Unterhand⸗ lungen seien oder einen solchen bilden würden. Hin⸗ sichtlich des Gerüchts von einer beabsichtigten Wiederaufnahme der Expedition erklärte der Minister, die Regierung denke weder an eine militärische Aktion, noch an die Bildung einer Gendarmerie⸗Abtheilung. Die Erwerbung chinesischen Grund und Bodens stehe in Frage, doch handle es sich um eine ein⸗ fache Niederlassung ohne politische Bedeutung. Solche Er⸗ werbungen seien in Tientsin und an anderen Orten möglich, erforderten jedoch keinerlei militärisches Vorgehen. Hierauf vertagte sich das Haus.

Rumänien.

Die Gerichtsverhandlung in dem Prozesse wegen der Ermordung Fitowski's begann gestern, wie dem, W. T. B.“ aus Bukarest gemeldet wird, mit dem Verhör des Mit— schuldigen Nicolas Mit ew. Dieser erklärte, die Ermordung Fitowski's sei zuerst vom Volke in öffentlicher Versammlung ünd dann vom Geheimcomits beschlossen worden. Ee sei zu Sarafow gerufen worden, der ihm mitgetheilt habe, daß die Ermordung Fitowski's eine Nothwendigkeit sei, um der öffent⸗ lichen Meinung gerecht zu werden, da Fitowski ein türkischer Spion sei. Er sei dann ein zweites Mal zu einer geheimen Zu— sammenkunst geladen worden, in der Sarafow dem Mörder Iliew ein Beil übergeben habe. Mitew widersprach dann einigen früheren Aussagen, nach welchen der nicht erschienene Angeklagte Jwan Stojanow bulgarischer Offizier sei. Die Gerichtsbehörden besitzen jedoch Briefe, die „Leutnant Stojanow“ unterzeichnet sind, und eine Postanweisung, auf welcher er ebenfalls als Offizier bezeichnet wird. Auf die Frage eines Geschworenen wiederholte Mitew, Fitoweki sei vom Volke verurtheilt worden, worauf der Vorsitzende ihm vor⸗ warf, daß er durch diese Erklärung seine Landsleute be— leidige. Der Angeklagte gab zu, chiffrierte Briefe geschrieben und erhalten zu haben. Er las selbst einen Brief vor, in welchem er seinen Mithelfer Trifanow des Verraths an⸗ lagt, und einen Brief des Sekretärs des macedonischen Comitéz Kowatschew, in welchem die Ermordung Trifanow's befohlen wird. Hierauf wurden Miton Stoitschew und Kristow Karambulew vernommen, die beide ihre Mitschuld an der Ermordung Fitowski's eingestanden. Stoitschew fügte hinzu, daß er den Besehl zur Ausführung des Veibrechens und den Revolver von dem Mitgliede des Comités Petrow erhalten hab. Mitew wurde dann ein zweites Mal vernommen, und zwar über die Bedeutung der Worte „großer Plan“. Der Angeklagte leugnete, daß er bei der Voruntersuchung er⸗ klärt habe, es habe sich um ein Komplott gegen den König Carol . Karambulew erklärte dagegen, er wisse, daß diese Worte sich auf ein Komplott gegen den König Carol bezogen hätten. Das sei ihm von dem Angeklagten Nicolas Bogdanow bestätigt worden, der das Verbrechen habe be—

gehen sollen. Die Sitzung wurde dann aufgehoben. Nach Wiederaufnahme derselben erklärte Karambulew weiter, er habe von dem Komplott gegen den König von Rumänien im Dezember v. J. durch Bogdan ow, im Januar d. J. durch Poparsoff und Bosniacoff Kenntniß erhalten, von dem Attentat auf den König von Serbien habe er nicht sprechen gehört. Von den Geschworenen befragt, gab Mitew zu, er habe in dem Untersuchungsverfahren er⸗ klärt, daß er von dem Anschlage gegen den König von Rumänien Kenntniß gehabt habe.

Dänemark.

Aus Kopenhagen wird dem „W. T. B.“ gemeldet: nachdem das Folkething die Berathung über die von der parlamentarischen Steuer⸗Kommission ausgearbeiteten Vorlagen, betreffend die Ueber führung eines Theiles der be⸗ stehenden direkten Staatssteuern an die Kommunen, um die kommunalen Grundsteuerlasten zu erleichtern, be⸗ treffend die Einführung einer Vermögens- und Ein— kommensteuer, betreffend eine Reform der kommunalen Besteuerung und schließlich betreffend die Ablösung der alten Zehntenabgaben, beendet habe, sei gestern von der Regierung ihrerseits eine Reihe von Steuer⸗ reformpvorlagen im Landsthing eingebracht worden. Diese Vorlagen beträfen ebenfalls eine Ermäßigung der die Landwirthschaft drückenden Grundsteuer. Während aber die Vorlagen des Folkething en bloc angenommen werden müßten, könnten diejenigen der Regierung einzeln angenommen werden, je nach dem Maße der Erleichterung, die man in der Grundsteuerbelastung eintreten zu lassen wünsche. Eine geringe Ermäßigung ließe sich durch Ueberweisung eines Theiles der Zolleinnahmen an die Kommunen ausgleichen, eine größere Ermäßigung würde die Einführung einer Vermögens⸗ und Einkommensteuer bedingen und eine sehr große Erleichterung eine Erhöhung der Brannt— weinabgabe erforderlich machen. Zu diesen Vorlagen träten dann noch Entwürfe über die Aufhebung bezw. Herab— setzung einzelner direkter Staatssteuern und die Abänderung der kommunalen Besteuerung.

Amerika.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Washington meldet, verlautet daselbst, daß außer den Punkten, über welche sich die Gesandten in Peking als Grundlage einer Regelung der chine⸗ sischen Angelegenheit geeinigt hätten, noch mehrere andere wahr⸗ scheinlich Beachtung finden würden. Einer derselben betreffe die Frage, ob Peking die Eigenschaften eines offenen Hafens eingeräumt werden sollten, wodurch die Freiheit des Handels und der freie Verkehr mit den Ausländern, wie er bis jetzt nur für die Vertragshäfen bestehe, auf die Hauptstadt auszudehnen wäre. Es sei von hohen chinesischen Kreisen in dieser Richtung eine Anregung ausgegangen.

Das „Reuter 'sche Bureau“ meldet aus Washington, daß auf eine Anfrage an zufländiger Stelle folgende Erklärung ab⸗ gegeben worden sei: Die Erörterungen der Londoner Presse über die Haltung der Vereinigten Staaten bei den schwebenden Verhandlungen in China beruhten auf einem voll⸗ ständigen Mißverständnisse. Es liege der Regierung so fern, einem Einvernehmen zwischen den Mächten in Peking Hinder— nisse in den Weg zu legen, daß der Gesandte Conger wieder holt und dringend angewiesen worden sei, alles nur Mögliche zu thun, um eine baldige Verständigung zu Wege zu bringen. Die Regierung der Vereinigten Staaten habe sich an der Expedition nach Paoting-fu nicht betheiligt; aber sie habe keinen Einspruch dagegen erhoben und habe auch den anderen Mächten gegenüber nicht ihre Meinung über die Zweck— mäßigkeit der Expedition zum Ausdruck gebracht. Die Regierung der Vereinigten Staaten befinde sich im Ein— verständniß mit den Mächten hiasichtlich der Forderung einer entsprechenden, ernsten Bestrafung der Hauptüͤbelthäter, hin⸗ sichtlich der Entschädigung und schließlich auch hinsichtlich der Sicherheit für die Zukunft. Sie traue es sich jedoch auf die weite Entfernung nicht zu, zu entscheiden, wer am schuldigsten sei, welche Strafe in jedem besonderen Fall verhängt werden müsse, und welche Urtheile vollstreckt werden könnten. Die Erledigung dieser Fragen wie auch der Entschädigungsfrage sei den Unterhändlern zu überlassen. Man könne ohne weiteres annehmen, daß diese keine Genugthuung persönlicher oder pekuniärer Natur be⸗ anspruchen würden, die zu leisten China nicht die Macht habe.

Asien.

Aus Peking vom 12. d. M. ist, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, die Meldung in New York eingetroffen, daß die Ge⸗ sandten am Montag eine längere Konferenz abgehalten ar nach deren Beendigung allgemein Genugthuungüber die Fortschritte ausgedrückt worden sei, die man im Interesse der endgültigen Re⸗ gelung der Frage gemacht hibe. Uber die meisten Neben⸗ fragen seien, wie verlaute, Bestimmungen getroffen und über verschiedene wesentliche Punkte ein Einvernehmen erzielt worden. In der Versammlung sei es zu Tage getreten, daß über die wichtigen Punkte weniger Meinungsverschiedenheiten herrschten, als man erwartet habe. Dies sei zum großen Theil auf die endgültigen Instruktionen zurückzuführen, welche die Gesandten von ihren Regierungen erhalten hätten. Der Gesandte der Vereinigten Staaten Conger glaube, daß die Vorschläge früher, als man gehofft habe, zur Unterbreitung an die chinesische Regierung fertig sein würden. Am Dienstag sollten die Gesandten wieder zusammentreten.

Von dem Ober⸗Kommando in Ost-Asien ist, wie „W. T. B.“ erfährt, folgende Meldung aus Peking vom 11. d. M. in Berlin eingetroffen: Die ehemalige chinesische Garnison von Peking befinde sich zwischen Hugi⸗lai und Hsüen⸗hwa (83 und 142 km nordwestlich von Peking). In dieser Richtung sei deshalb, zugleich zur Unterstützung bedrohter

Katholiken auf den dringenden Wunsch des Bischofs Fa vier,

eine Expedition unter dem Obersten Grafen Yorck von Wartenburg entsandt worden, welche aus dem ersten Bataillon des ersten ostasiatischen Regiments ohne die 3. Kompagnie, einer Jäger⸗Kompagnie, zwei Eskadrons und einem Zug Gebirgs-Artillerie an deutschen Truppen, einer Kompagnie Oesterreicher, söwie einem Bataillon und einer Gebirgs-Batterie Italiener bestehe. Nach einem weiteren Telegramm vom 13. d. M. hatte die Kolonne des Grafen Yorck von Wartenburg am 12. d. M. Schaho⸗tschöng (25 km nordwestlich von Peking) erreicht und sollte am folgenden Tage über Tschang⸗ping⸗tschon nach Na n⸗kou (40 km nordwestlich von Peking) gehen.

Das österreichisch- ungarische Geschwader⸗Kom⸗ mando hat, wie das Wiener „Telegr⸗Korresp. Bureau“ meldet, telegraphiert, daß das österreichisch⸗ ungarische

Detachement in Peking an einer dreiwöchigen Expedition in nordwestlicher Richtung theilnehme. Der Abmarsch sei am 12. November erfolgt. Die österreichisch ungar ische fich Kompagnie in Peking und 16 deutsche Reiter hätten in Pao lingzun (19 km westlich von Peking) eine Boxerbande ge troffen. Es sei zum Kampfe gekommen, in welchem die Boer besiegt, drei kin er erschossen und die übrigen gefangen ge⸗ nommen worden seien. ;

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureau“ aus Tientsin vom 13. d. M. ging eine russische Truppen— abtheilung in Stärle von 5330 Mann mit 4 Geschützen unter dem Befehl des Hauptmanns Nrazoffsky am 4.8. von Tientsin ab und kehrte am 9. d. M. dorthin zurück. Die Nussen berichteten, daß sich nichts von Belang ereignet habe bis sie Hsiatsang erreicht hätten, wo in Erfahrung gebracht worden sei, daß Kaiserlich chinesische Truppen aus Luta! die Ortschaften plünderten. Die Chinesen hätten dann die Russen aufgefordert, den Ort zu betreten. Letztere hätten sich jedoch geweigert und das Ultimatum gestellt, daß, wenn die Chinesen nicht binnen einer Stunde abzögen, die Russen das Feuer eröffnen würden. Nachdem die Zeit verstrichen sei, habe das Feuer begonnen. Die Chinesen, welche 2100 Mann gezählt und 19 Geschütze gehabt hätten, seien, nach einem Verlust von 2090 Mann, mlt den Geschützen geflohen. Die Russen, welche keine Verluste erlitten, hätten bei der Durch= suchung des Ortes ein Magazin mit Munitionsvorrath sowie 200 modernen Gewehren gefunden und das Magazin in die Luft gesprengt.

Dasselbe Bureau berichtet ferner, daß die chine sische e völkerung der Stadt Tientsin jetzt 600 0909 Personen zähle, von denen, wie man glaube, ein Drittel Boxer seien. Die Verbündeten verstärkten die Garnison für den Fall eineg Aufruhrs.

Eine weitere 6 . des „Reuter'schen Bureaus“ au Tientsin besagt, es verlaute daselbst, daß ein Kaiserliches Edikt erschienen sei, in welchem die Absicht des Kaiserz und der Kaiserin-⸗Wittwe angekündigt werde, nach Peking zurückzukehren.

Der „Standard“ meldet aus Tientsin vom 12. d. M Der Taotai Scheng, der chinesische General-Direktor der Eisenbahnen und Telegraphen, habe von Schanghai eine große Anzahl Arbeiter mit ausreichendem Material abgesandt, um den telegraphischen Dienst von Peking aus wiederaußzu— nehmen.

Dasselbe Blatt erfährt aus Schanghai, daß die dortigen chinesischen Beamten für die nächste Zeit einen Auf— stand der Mohamedaner unter der Führung Tungfuh— siang's in der Provinz Schensi erwarseten.

Ein Telegramm der „Daily News“ aus Schanghai meldet, ein leitendes, konservatives Chinesenblatt fordere in einer Besprechung der Expedition nach Paoting-fu die noch nicht , chinesischen Beamten, deren Leben die Verbündeten bedrohten, auf, diesem schimpflichen Tode durch Selbstmord aus dem Wege zu gehen.

Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Hongkong vom gestrigen Tage, daß, nach den daselbst eingegangenen Nach— richten aus Canton, in Fa⸗tschan Plakate angeschlagen worden seien, durch welche die Bevölkerung gegen bie Christen aufgereizt werde. Die Christen würden als See— teufel beschrieben, die vor mehreren Jahrzeynten in Canton eingedrungen seien, Pläne ersonnen hätten, um sich des Landes der Chinesen zu bemächtigen, und die Leute ihre Zaubereien gelehrt hätten. Die rechischaffenen Männer von Fa⸗-tschan kochten vor Groll gegen das gefährliche Gift der Teufel und seien begierig darauf, die Kirchen zu zerstören, die Häuser der eingeborenen Christen wegzunehmen und sich Wongtschonghing's, des Hauptes der fremden Kirche zu bemächtigen. Die Plakate setzten als Termin für die Ver— nichtung der Kapellen und des Kirchenvorstehers den 20. No— vember sest.

Zu Ehren des Vize⸗Königs von Indien, Lord Curzon, welcher zur Zeit Goa besucht, wurde, wie das „Reuter sche Bureau“ aus Honowar vom gestrigen Tage meldet, von dem portugiesischen Gouverneur ein Bankett veranstaltet. Lord Curzon sagte bei demselben in Beantwortung eines Trinkspruchs auf die Königin Victoria, Großbritannien und Portugal seien nacheinander die Pioniere der westlichen Zivilisation im Osten gewesen, wies auf die Freunoschaft und jetzigen gemeinsamen Ziele beider Länder hin und tranl dann auf das Wohl des Königs und der Königin von Portugal.

Afrika.

Das niederländische Kriegsschiff „Gelderland“ traf wie „W. T. B.“ meldet, gesiern in Suez ein. Niemand habe die Erlaubniß erhalten, die Kabine des Präsidenten Krüger zu betreten; auch zeige sich der Präsident nicht auf Deck. Wie die Schiffsoffiziere sagten, sei seine Gesund heit gut. Unter denjenigen Personen, welche an Bord gekommen seien, habe sich auch ein Abgesandter do Comités für die Egpfangsfeierlichkeiten in Marseille befunden der Bestimmungsort der „Gelderland“ sei unbekannt., Sie erwartet Ordres in Port Said, wo sie heute eingetroffen ist und Kohlen einnehmen wird. In dem deutsh ostafrikanischen Hafen Dar⸗es⸗Sal am sel dem Praͤsidenten Krüger eine Ovation bereitet worden.

Nach einem Telegramm der „Daily Mail“ aus Pretot n vom gestrigen Tage hätte Botha dem Feldmarschall Loth Roberts mitgetheilt, unter welchen Bedingungen er brrꝛit sei, sich zu ergeben. .

Dem „Standard“ wird aus Lissab on telegraphiert, di portugiefische Regierung habe am 18. d. M. durch ein auf telegraphischem Wege nach Lourengo Margues M sandte Jastruktion das Exequatur, welches dem biehg General⸗Konsul der beiden südafrikanischen Republiken Po ertheilt war, zurückgezogen. .

Aus Standerton vom heutigen Tage meldet in „Reuter'sche Bureau“, daß der General Boyes mit ö. Convoi von Ladysmith dort eingetroffen sei. Der 96 sei auf dem ganzen Wege von den Buren belästigt , Der Verlust habe drei Todte und sieben e, betragen. Gestern seien 65 Frauen und Kinder von Siandes nach Natal gesandt worßen. Die Kolonne des Oben, Bewicke-Copley, welche südlich des Vaal operiere, iᷣ fünf Burenfamilien, 3000 Stück Rinder und . 350 Pferde und fünf Wagenladungen Nahrungsmittel Standerton gesandt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

Statistik und Voltswirthschaft.

Wohlfahrts⸗ Einrichtungen. Die Lungenheilstätte Sonnenberg im Kreise Saarbrücken ebt Ihrer Vollendung entgegen; die Eöffnung der Anstalt ist für Er dieses Jahres in Autsicht genommen. Die Heilstätte Grüne wald im Kresse Wittlich ist bis zum ersten Stockwerk aufgebaut und sol thunlichst noch in diesem Jahre unter Dach gebracht werden.

sKunst und Wissenschaft.

Die Königlich baverische Akademie der Wissenschaften n München hielt gestern, wie die Münch,. „Allg. Ztg. meldet, zu Chren ihres hohen Protektors, Seiner Königlichen Hoheit des Prin“ Regenten im Festsaal der Akademie eine öffentliche Festsitzung ab. Derfelben wohnten u. A. bei Ihre Königlidze Hohein die Prin, sesfin There e, CEbrenmitglied der Atademie, der Kultug— Minister Dr., von Landmann und. der ehemalige Prä— sident der Alademie, Geheime Rath von Pettenkofer. Da der Präsident, Geheim. Rath Dr, von Zittel an sserkeit litt, so verlas der Sekcetär der mathematisch pHhysikalischen lasse, Geheime Rath Hr. von Volt Dessen Rede „über die Jlele und Aufgaben der Akademien im 20. Jahrhundert?“. In der- selben wurde ausgeführt, daß die in diesem Jahre hegründete inter⸗ nationale Assoelgison der Atademien dazu berufen sein dürfte, das Ideal zu verwirklichen, das schon Leibaiz mit der Gründugg einer intversal⸗Alademie vor Augen hatte. Von der Savigny⸗Stiftang wurde die Summe von 4000 s der sächsischen Kommission für Ge— schichte zur Herausgabe des „Sachsenspiegels. überwiesen. Hierauf verlasen die Klassensekretäre die von der Akademie vorgenommenen und von Seiner Königlichen Hoheit dem Peinz Regenten bestätigten Wahlen. Et wurden gewählt: a. zum ordentlichen Mitglied: das bia⸗ herige außerordentliche Mitglied der marhrmatisch⸗phystkalischen Klasse Pr. Wilhelm Konrad Röntgen, Geheimer Rath und Professor der Physik an der Universität München; b. zum außerordentlichen Mit- glied der mathematisch physikalischen Klasse: Dr. Sigmund Gänthenl Professor der Erdkunde an der Technischen Hochschule München; . ju korrespondierenden Mitgliedern: 1) der philosophischphilologischen Klasse: Dr. Jules Oppert, Professor der Assyriologie am gollège de France und Mitglied des Institut de France; Dr. Wilbeim Wundt, Professor der Philosephie an der Universität Leipzig; Dr. Georg Götz, Professor der Philologie an. der Uni—⸗ peisität Jena; 2) der mathematisch- physilalischen Klasse: Dr. Oisto Bütschli, Professor der Zoologie an der Univer—⸗ sität Heidelberg; Dr. Wilhelm His, Geheimer Rath und Professer der Anatomie an der Universität Leipzig; Dr Luʒeien Poinears, Prosessor der mathematischen Physik an der Faculté des sciences sn Parlg; Dr. Otto Stolz, Hrofessor der Mathematik an der Universität Innebruck, und Hugh de Vries, Professor der Botanik an der Univeisität Amsterdam. Zum Schluß hielt das ordentliche Mitglied der historischen Klasse, Professor Dr. Hans Riggauer die Festrede „über die Entwickelung der Numismatik und der numie—⸗ matischen Sammlungen im 19. Jahrhundert“.

Die Meisterwerke der Königlichen Gemälde⸗ Galerie zu Dresden. 223 Kunstdrucke nach den Ociginal⸗ gemälden. Einleitung von Dr. Herbert Hirth. Verlag der Königlich bayerischen Hof Kunstanstalt von Franz Hanfstaengl in München. Format 18: 26 em. Preis in elegantem Leinen band 12 6 Der Kunstverlag von Franz Hanfstaengl in München hat der reichhaltigsten und populärsten aller deutschen Bildergalerien schon zwei größere Publikationen gewidmet: in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein lithographisches Galerlewerk, dem man nachrühmt, daß es „in der Geschichte des Steindrucks Epoche gemacht“ habe, und in den letzten Jahren eines in Lichtdrucken, das Hermann Lücke mit ausführlichem Text versah. Jetzt läßt der gleiche Verlag diesen beiden umfangreichen Veröffent- ichungen als dritte, kleinere die oben angezeigte folgen, die ein Pendant u dem Werk über die Münchener Alte Pinakothek und den Vorläufer zu ähnlich angelegten und auggestatteten Bilder schtzen aus den anderen großen deutschen Kunstsammlungen bilden soll. Chronologisch und innerbalh der größeren Zeitabschnitte nach Schulen geordnet, führt das Werk in vorzüglich klaren, durch Ton— unterdruck belebten Reproduktionen die bekanntesten und bedeutendsten Werke der Galerie vor Augen. Im Vorwort giebt Herbert Hirth in annehender Darstellung eine kurze, treffende Charakteristik der Galerte auf Grund ihrer Entstehungsgeschichle. Demjenigen, der die Dresdener Galerie aus eigener Anschauung kennt, werden beim Durchblättern des Albumtz eine Reibe der erhebendsten und angenehmsten Er— innerungen wieder auftauchen; derjenige aber, dem diese Meister⸗ werke der Malerei noch unbekannt sind, wird daraus eine Fülle von Anregung und kunstgeschichtlicher Belehrung schöpfen.

Baumesen.

A. F. In der Versammlung des Berliner Architekten⸗ Verein am 12. November warden die Preizaufgaben end— gültig festgestellt, deren beste Loösungen am Schinkel Fest des Jahres 1902 prämiert werden sollen. Ez sind ihrer jetzt infolge Königlicher Bewilligung drei, je eine den Gebieten der Architektur, des Wasserbauetz und deg Cisenbahnba nes r . Die gegenwärtig gestellten Aufgaben lauten:; „Entwurf eines Bibliothekgebaudeg nebst Lesehalle“, „Gntwurf elner Thalsperre am Queiß oberhalb Marklissa und ‚„Umgestaltung des Babnhofs zu Lehrte unter Beseitigung der gegenwärtig dort vorhandenen Kopfstation und in Verhlndung mit der Anlage eint Lade. und Entladeplatz⸗ für sechz

chiffe am nahen Mittellandkanal. Den Vortrag des Abends hielt rofessor P. Walls über „Schlüter und seine Nachfolger am Hofe . des Großen.“ Der Redner hatte bereits vor zwei Jahren am age der Enthüllung des Schlüter⸗Denkmals in der Vorhalle deg euen Museums einen Vortrag über den großen Aichitekten und Künstler gehalten und bel diefem Anlaß eg bellagt, daß so wenig Zuverlässt zg uber die beiden letzten Lebensfahre Schlüter's, die er in St. Petergburg verlebt, bekannt sel. Ez war damals als elne Ehrenpflicht für die Berliner Architekten beneichnet worden, diese Lücke in unferer Kenntniß des Lehenk, ganges Schläternz auszufüllen. Professor Walls ist nun selbst anz Werk gegangen, das Lebenebild des Meisters zu pervollständigen, und ju dem Zweck während des letzten Monats August auf der Sache nach einer Kunde über Schlüter'z Tzätigkeit als Baubirektor Peter's des roßen in St. Petersburg gewesen. Beinahe wäre die seit langem geiplante Reise unterblieben; denn kurz vor Antritt derselben empfing i Vortragende von befreundeter Selte aus St. Petersburg die achricht Schlüter fei überhaupt niemals dahin gekommen, sondern . der Resse in der Qaagrantaine-Änftalt zu Narwa an der Pest ae Zum Glück wußte jedoch Professor Walls schon manches d guter Quelle, waz mit dieser Mittheilung in unlösbarem de shrnch stand. So reiste er denn in gutem Vertrauen nach die Pelerghurg und hatte es nicht zu bereuen. Zunächst gelang es ihm, ä. obige Nachricht als unrichtig zu erwelsen. Sie war einem Buch ö. die Gntstehnngzgeschicht? Lon St. Petersbärg entnommen und . nach einer Notz in dem Buche selbst sich in näher hezeichneten . vorfinden. Diese Akten enthielten jedoch nichts darüber. Dann g & unten, bereltwilllger und dankengwerther Hille des St. Perers. 3 ö Atchttesten· Vereins verschiedene positive Nachrichten über ö Thätigkeit zu ermitteln. Sie sind zwar im Ganzen spä(lich; arf dies bel Erwägung der Ümstände nicht äberraschen. Schlüter

war bei Gelegenheit eines Besuchts des Zaren in Berlin, um Friedrich Wilhelm J. zu seiner Thronbesteigung (26. Februar 1713) zu begrußen, als Direktor der öffentlichen Bauten für St. Petersburg engagiert worden. Der Zar verließ Berlin am 3. März und langte am 22. März in St. Petersburg an, Schlüter aber, der eine ganze Handwerkerkolonne anzuwerben übernommen und für diesen Zweck noch Reisen nach Sachsen zu machen hatte, konnte erst im Mal die Reise nach Rußland antreten und dürfte nicht vor Juni in St. Petersburg angelangt sein. Da er Ende 1714 starb, hat seine Thätigkeit in dem neuen Wirkungskeeise somit wenig mehr als ein Jahr gedauert. In dieser kurzen Zeit kann er unmöglich viel selbst geschaffen, vielleicht aber viel geplant haben, was als Entwurf auf seine Nachfolger überging Nach belden Richtungen ist Professor Walls thätig gewesen, die Spuren Schlüͤter'z aufzusuchen; doch nur an einer Stelle gelaag eg ihm, mit hoher Wahrscheinlichkeit die Skulpturen einer Dice als von Schlüter's Hand zu bestimmen. Dazu verhalf die Auffindung einer Kabinetzordre Peter's des Großen aus dem Jahre 1714, worin von dem Bau⸗Direktor (ohne Namensnennung) die Rede ist und von demselben gesagt wird: er werde für den Schmuck des Sommerpalais“ durch Skulpturen forgen. Da in der Kahinets⸗ ordre auch andere ganz ausführliche Anweisungen für den Bau enthalten sind, so ist es nicht allzu schwer gewesen, in dem Sommerpalais“ ein heute diesen Namen, der auf ein anderes Schloß übergegangen ist, nicht mehr tragendes kleineres Schlößchen im Raiserlichen Sommergarten zu ermitteln, auf welches die Angaben ganz genau passen, und hier auch jene den Schlüter'schen Geist wider⸗ spiegelnde Skulptur zu finden, während andere minderwerthige Skulpturen der Außenfront, eine Diana, ein Arion, eine Daphae nicht von Schlüter's Hand herrühren können, wenn auch vielleicht die Idee von ihm angegeben sein mag. Man hat sich hierbei zu vergegenwärtigen, daß der neue Bau⸗Direktor in der kurzen Zeit seiner Petersburger Thätigkeit auch von einer sehr ah⸗ welchenden Beschäftigung in Anspruch genommen worden ist, nämlich von der Herstellung eines Perpetuum mobile. Hlerfür soll er einen großen Theil seiner Nächte geopfert haben, und da Peter der Große sich dafür sehr interessierte und auf Erfolge drängte, so soll gerade diese Thätigkeit Schlüter's Gesundheit erschüttert und dem eben Fünfzigsährigen ein vorzeitiges Ende bereitet haben. Nichtsdesto⸗ weniger wird man, selbst wo Zengnisse manzgeln, nicht fehlgehen, an den Bauten, die in den Jahren 1713 und 1714 begonnen, ausgeführt oder zur Ausführung in den nächsten Jahren geplant und vorbereitet wurden, Schlüter's mehr oder weniger entscheidende Mitwirkung vorauszusetzen In mehreren Fällen ist dieselbe ausdrücklich durch die Akten (Ordres des Zaren, Senatsheschlüsse) erwiesen. Leider haben die meisten dieser Bauten, zu denen die Grotte im Sommergarten, die kleinen Paläste in Peterhof, das Palais Apraxin, das Gebäude der Akademie der Wissenschaften (1719 erbaut) und einige Kronstädter Bauten, selbst daz ältere Winterpalats gehören, später so viel Abänderungen, Umbauten, Erweiterungen er⸗ fahren, daß ez heute unmöglich ist, sie auf die Verwirklichung Schlüter'scher Gedanken zu prüfen. Der Versuch mißlinat sogar an den uns bewahrten Abbildungen mehrerer dieser Gebäude in ihrer ursprünzlichen Gestalt. Sehr wahrscheinlich ist auch, daß die unmittelbaren Nachfolger von Schlüter, die keineswegs seine Schüler (wie Braunstein es war, den er mitgebracht, der aber nach des Meisters Tode wohl nur geringen Einfluß behalten haben mag), sondern selbständige Geister und auch nicht Landsleute von Schlüter waren, wie Leblond, welcher, gleichzeitig Gartenfünstler und ein großer Architekt, ein Schüler von Lenétre, nach Schlüter's Todhe in seine Stelle berufen wurde, nicht übermäßig pietätvoll mit den vorliegenden Plänen Schlüter's verfuhren. So mag ein erheblicher Theil von Schlüter's Entwürfen überhaupt nicht ausgeführt oder doch im Sinne einer Nachfolger wesentlich umgestaltet worden sein. Wenn somit Professor Walls's Bemühungen in dieser Richtung nur dieses negative Ergebniß brachten, so ist Schlüter's eifrige und schöpferische Thätigkeit in der kurzen Zeit seines Petersburger Aufent⸗ halts immerhin außer Frage gestellt, zumal es auch noch gelungen ist, zu weiterer Bekräftigung dessen einige neue Briefe von dem General- Feldzeugmeister Bruce, welcher den Zaren auf Schlüter auf merksam gemacht und sein Engagement vermittelt hatte, von Leblond, Reetz und vor allem von Schlüter's ältestem Sohn Daniel aufzufinden. Letzterer Brief aus dem Jahre 1715 ist ein Bittgesuch an den Zaren, worin auf Grund der Thbatsache, daß dem Vater im Januar I714 ein Gehalt von 5000 Rubel zugesagt worden sei, der Sohn im Namen der in dücftigen Umständen zurückzebliebenen Mutter um den Gehaltsrest bittei. Leider ist eg nicht gelungen, das Grab Andreas Schlüter's zu ermitteln; doch bestebt gegründete Hoff⸗ nung, daß es, nachdem in den St. Petersburger Architettenkreisen das Jateresse an der Schlüter⸗Forschung entfacht ist, möglich sein werde, noch weitere Thatsachen und die Ruhestätte Schlüter's aufzufinden. An diesen Nachforschungen weiterzuarbeiten, dazu fordert auch die 1903 zu begehende 200 jährige Jubelfeier der Gründung St. Petersburgs auf, für welche die Veröffentlichung einer Baugeschichte dieser jüngsten europätischen Metropole in Vorbereitung ist.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Auß den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 46 vom 14. November 1900.)

Pest. Großbritannien. Hinsichtlich des im Londoner Hafen

an Bord eines englischen Vampfers festgestellten Pestfalles wird amtllch bekannt gemacht, daß der Kranke (Rekon⸗ valescent), welchen der Hafenarzt als pestverdächtig erkannt hatte, der Schiffsmannschaft angehörte, daß der Dampfer (Ben Lomond) von den Philippinen angekommen war und in Denton festgebalten wurde, bis die nothwendige Desinfektion des Schiffs sowie der darin befindlichen Effekten ausgeführt und der Kranke in das nahe der Themsemündung gelegene Hafenhospital geschafft war.

Von den am 19. Oktober im Hospital zu Glasgow befindlich gewesenen 14 Kranken sind 6 im Laufe der letzten Oktoberwoche und die dann verbliebenen 8 Kranken am 3. November als gesund entlassen.

Die Epidemie wird nunmehr als erloschen betrachtet.

Britisch⸗Ostindien. Während der am 12. Oktober abge⸗ laufenen Woche wurden in der Präsidentschaft Bom bay 1984 Erkrankungen (1499 Todesfälle) an der Pest festgestellt, d. h. 397 (274) mehr als in der Woche vorher. In der Stadt Bombay sind während der am 13. Oktober endenden Woche 171 nene Erkrankungen und 79 Todesfälle an der Pest jur Anzeige gelangt. während die Gesammtzahl der wöchentlichen Todesfälle daselbst 898 116 weniger als in der Vorwoche, aber 49 mehr als in der ent⸗ sprechenden Woche des Vorjahres betrug.

Queengland. Während der am 29. September endenden Woche sind in der Kolonte nach einer vorläufigen Mittheilung keine neuen Erkrankungen vorgekommen; auch unter den Ratten soll die Seuche aufhören, da von 12 in Brlsbane gegen Ende September unter⸗ suchten Ratten nur eine einzige mit dem Pestbacillus behastet war.

Rach dem amtlichen Ausweise der Zentral: Gesundbeitsbehörde der Kolonie vom 24. Seytember ist der letzte Pestfall in Ipswich am 21. Mai, in Cairns am 2s. Juli, in Rockhampton am 17. Auanst, in Brisbane am 14. September, in Townsville am 16 Seytem ber beobachtet worden. Am 22. September waren 13 Pestkranke: noch in Behandlung, davon 10 in k und 3 in Brisbane.

ol era.

Britisch⸗Ostindien. In Kaltutta sind in der Zeit vom

23. September bis 6. Oktober 305 Personen an der Cholera gestorben. Gelbfieber.

Zufolge einer Mittheilung vom 15. September herrscht in Columbien in der 55 km von Bogotä entfernten Stadt La Mesa (Departement Cundinamarea) das Gelbfieber; von 77 bis Anfang Sey⸗ tember daselbst registrierten Krankheitsfällen sind 41 tödtlich verlaufen, die Einwohner haben zum größten Theile die Stadt verlassen.

Die Krankheit, welche anfangs, für Malariafleber angeseben wurde, soll in die auf einem isollerten , . 1258 m über dem Meere gelegene, bisher angeblich nie von der Seuche heim- gesuchte Stadt La Mesa im April d. J. aus dem etwa 70 km ent⸗ sernten Flußthale des Magdalena an dessen Mündung dte seit langer Zeit vom Gelbfieber betroffene Hafenstabt Barranquilla liegt durch Soldaten eigeschleppt worden sein.

Während des Monats September waren in Havanna von ing⸗ gesammt 519 Todesfällen 52 durch Gelbfieder verursacht, und zwar von 363 Todegfällen unter der einheimischen Bevölkerung nur 1, da⸗ gegen von 117 Todesfällen unter der spanischen Bevölkerung 42 Ferner waren von 10 in dem Monat gestorbenen Amerikanern h, von 3 gestorbenen Deutschen 2 dem Gelbfieber erlegen. Unter 269 im September neu erkrankten Personen befanden sich 186 Spanier, 64 Amertkaner, 5 Deutsche, 4 Cubaner, 3 Engländer und 7 Angehörige von 7 an⸗ deren Nationen. Im Hinblick darauf, daß infolge der j. 3. recht lebhaften Ginwanderung viele nicht immune Personen nach Havanna kommen, erscheint die Zahl der Todesfälle an Gelbfieber noch gering. Maßnahmen zu einer angemessenen Vertheilung det Siromeß der Einwanderer auf die ganze Insel sind nach einem amt lichen Bericht in die Wege geleitet.

. Unterleibstyphus.

Frankreich. In Havre sind nach den wöchentlichen Aus weisen dez hygtenischen Bureaus der Stadt in den vier September⸗ wochen (bis zum 29. September) 474, in den folgenden drei Wochen 241 Erkrankungen an Unterleibstyphus festgestellt. Die Krankheite⸗ fälle scheinen in den letzten Wochen weniger schwer aufzutreten; denn während vom 24 Juni bis 1. September auf 561 Erkrankungen 114 Todesfälle, d. i. 203 auf je 100, kamen, entfielen in den letzten siehen Wochen (bis zum 20. Oktober) guf 715 Erkrankungen nur Todeg⸗ fälle, d. i. 13,4. Um eine Verbesserung der Gesundheitaverhältnisse herbeizuführen, hat sich ein comité de propagande pour Lassai- nissement du Havre gebildet, an dessen Spitze die angesehensten Einwohner der Stadt stehen.

Verschtedene Krankheiten. Pocken: Odessa 5, Paris 14, St. Petersburg 3, Warschau 24, Kalkutta 18 Todesfälle; Paris 90, St. Peters burg 30, Warschau (Kranken⸗ häuser) 16 Erkrankungen; Flecktyphus: St. Petersburg 2 Erkran⸗ tungen; Genjckstarre: New Jork 6 Todesfälle; Tollwurh: Rom Todesfall; Barizellen: Budapest 35, Wien 59 Erkrankungen; In⸗ fluenza: Berlin 3, London 7, Moekau 2, St. Petergburg 4 Todes sälle; Kepenhagen 22 Eikrankungen; Keuchhusten: Budapest 23 Eckrankungen; Lungenentzündung: Warschau (Kranken häuser) 28 Grkrankungen; Rothlauf: Wien 32 Er⸗ krankungen Mehr als ein Zähniel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Duichschnitt aller deutschen Berichtsorte 1886/95: O91 0j0): in Altendorf, Beuthen, Elbing, Essen Er⸗ krankungen kamen zur Meldung in Berlin 55, in den Reg⸗Bezirken Düsseldorf 169, Kögiggberg 161, Schleswig 94, in Hamburg 87, Budapest 64. Christiania 29, Kopenhagen 26, London (Kranken⸗ häuser) 336, New Jork 87, Paris 67, St. Petersburg 86, Stock holm 29, Wien 50 desgl. an Diphtherie und C (1386/95: 4,27 dυί,)): in Daisburg, Ludwigshafen krankungen wurden angezeigt in Berlin 87, im Vüsseldorf 1065, in München 26, Hamburg 27, (Krankenhäuser) 191, New Jork 216, Paris 56, St. Petersburg 113, Steckholm 48 Wien 33; ferner wurden Erkrankungen an Masern gemeldet in Berlin 65, in den Reg.⸗Beztrken Düsseldorf 173, Königs- berg 166, Schleswig 102. in München 35, Hamburg 63, Budapest 95, Edindurg 70, Kopenhagen 29, New JYJork 30, St. Petersburg 78, Wien 387 desgl. an Unterleib sipphus in London (Kranken⸗ häuser) 72, New York 104, Paris 83, St. Petersburg 136.

Portugal.

Durch eine im „Diario do Governo“ Nr. 254 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern wird bestimmt, daß dite Herkünfte aus Glasgow den durch die Verfügung vom 14. April 1897 ein zeführten Maßregeln zur Verhütung der Ginschleppung der Beulenpest nicht mehr zu unterwerfen sind. (Vergl. ‚R⸗Anz.“ Nr. 212 vom 6. Sptember d. J.)

Glaggow, 14. November. (W. T. B.) Glasgow ist amtlich für erloschen erklärt worden.

Die Pest in

Verkehr s⸗Anstalten.

Bremen, 14. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer König Albert“, n. Ost⸗Asien best, 13. Nov. in Hongkong angek. Mart“, v. d. La Plata kommend, 13. Nop. v. Funchal n. Vigo abgeg. „Coblenz', v. Baltimore kommend, 13. Nov. St. Catherine Point pass. ‚Kaiserin Maria Theresia“ 13. Nov. v. New York n. Bremen abgegangen.

15. November. (W. T. B.) Dampfer „Aachen“, v. Ost⸗ Asien kommend, 14. Nov. Singapore pass. ‚Lahn', Weimar“ und Trier“, vp. New York kommend, 14. Nov. Dover pass., bezw. die heiden lLetztgenannten Schiffe a. d. Weser angek. ‚Prinzeß Irene“, n. Ost⸗Asien best, 14. Nop. in Neapel angek. Rhein“, v. Ost⸗ Asien kommend, 14. Nop. die Straße von Malacca pass. ‚Kaiser Wilhelm der Große“, n. New VYock best., 14. Nov. Dover pass. Willehad“ 14. Nov. Reise v. Antwerpen n. Bremen fortgesetzt.

Hamburg, 14. Nooember. (W. T. B.) Ham burg⸗Amerika⸗ Linte. Dampfer „Graf Waldersee', v. New Jork über Boulogne sur mer n. Hamburg. 13. Novbr. v. Plymouth und „Cap Frio“, v. Hamburg n. New York, v. Boulogne sur mer abgeg. „Belgraviar 13. Noobr. in New Jork angek. „Canadia“, 13. Novbr. v. Tampico abgeg. Bengalla“, v. Hamburg n. Baltimore, 13. Novbr. in Boston, Sihiria“ 14. Nevor. in Hamburg angekommen.

115. November. (W. T. B.) Dampfer ‚Deutschland“, v. New JYort n. Hamburg, 14. Nop. v. Cherbourg abgeg. „Flandria“, v. St. Thomas n. Hamburg, 14 Nov. in Havre und „Polvnesia“ in New Orleant angek. ‚Castilia“', v. St. Thbomas über Havre n. Hamburg, und „Allemannia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 14. Nov. v. Havre abgeg. „‚Polaria“ 15. Nov. in Hamburg angek. „Croatia“, 15. Nop. v. Para n. Manaos abgeg. „Hamburg“ 14. Nov. in Bremerhaven, „Aragonia“ 15. Nov. in Hongkong angekommen.

London, 14. November. (W. T. B. Castle ⸗Lin ie. Dampfer Kinfauns Castle' heute auf Ausreise in Madeira angekommen.

Theater und Musik.

Neues Theater.

Als Neuheit ging gestern der dretaktige Shwan? Die Liebes proben von Thilo von Crotha und Julius Freund in Seene un) erzielte einen unbestrittenen Heiterkeitzerfolz. Ein zu allerlei tollen Streichen aufgelegter junger Mann von großem Reichthum, aber ohne Lebensstellung, Namens Fritz, bildet die Hauptverson der Handlung, deren Fäden so mannigfach verwickelt durcheinanderlaufen, daß sie sich mit wenigen Worten kaum wiedergeben läßt. Fritz und seine Kousine Ilse sind Jugendgespielen und glauben für einander bestimmt ju lein. Letztere macht aber den Besitz ihrer Hand von einer Liebesprobe! abhängig, durch welche der junge Mann zunächst zeigen soll, daß er auch arbelten und si mindestens 100 46 selbst verdienen könne. Hier setzen nun die lustigen Verwicklungen, Verwechselungen und verwirrenden Mißverständnisse, an denen das Stück überreich ist, ein und sübren eine ganze Reihe von Scenen vor Augen, die sich theil weise durch feinen Humor, bisweilen aber auch durch possenhafte Komik kennzeichnen. Fritz, der zur Erfüllung seiner Liebesprode“ die Stelle eines Dieners übernommen hat, und ein wirklicher Diener, welcher für ihn gehalten wird, sowie die erwachende Erkenntniß des erstgenannten, daß er seine Koustne eigentlich doch n so liebe, um sie beirathen ju können, und wiederum deren ent de Liebe zu einem Freunde ihres Veiterg, schaffen äußerst komische Situationen,