1900 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Nov 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Mecklenburg. ;

Der Landtag beider Großh erzogthüänier ist am 13. d. M. in Malchin eröffnet warden. Zur Deckung der Bedürfnisse der Landes: Steuerke. se werden, den „Mecklb. Nachr.“ zufolge, für Mecklzaburg-Schwerin urg, für Mecklenburg⸗Strelitz io des Betrages der Kontribution nach dem Ebikt vom 11. Mai 1897 verlangt.

Braunschweig. Der Landtag ist gestern in Braunschweig wieder zusammengetreten.

Dentsche Kolonien.

Nach einem soeben eingegangenen Bericht des Kaiserlichen Gouvernements in Kamerun vom 2. Oktober d. J. begegnen, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, die für die Zu⸗ sammenstellung der Adamaua⸗Expedition angeordneten Truppenanwerbungen solchen Schwierigkeiten, daß ein Auf⸗ bruch der geplanten Expedition bis zum nächsten Frühsahr als ausgeschlossen betrachtet werden muß. Im Bulilande ist alles beruhigt, doch sind im Banegebiet neue Unruhen gemeldet. Leuinant von Madai ist am 20. August d. J. von Lolodorf, Oberleutnant von Bülom am 14. August von Ebolova dahin abgerückt. Nähere Nachrichten stehen noch aus. Die dort zur Verfügung stehenden Kräfte und die Geschicklichkeit des Oberleutnants von Bülow gewährleisten eine gute Erledigung. Hauptmann Cramer von Clauß— bruch hat am 10. August d. J. die Station Joko üher⸗ nommen und will nach Tibati marschieren, um dem schon todtgesagten Sultan Chiroma Unterstützung zu bringen. Am 13. September d. J. ist Leutnant Strümpell mit einem weißen Unteroffizier und 20 Soldaten nach Johann-Albrechtshöh zur Uebernahme der Station gesandt worden, um dort einen Druck auf die Er⸗ füllung der von der Expedition von Besser gebotenen Friedensbedingungen auszuüben. S. M. S. „Habich!“ sief am 29. September d. J. mit schwerer Leckage in Kamerun ein. Dasselbe war nördlich von Kap Limboh bei Victoria auf ein Riff gestoßen. Von den neu angekommenen Offizieren und Unteroffizieren sind in Marsch gesetzt: nach der Station Joko Leutnant Schneider, Assistenz- Arzt Dr. Krawitz und drei Unteroffiziere; nach Yaunde Oberleutnant Le quis, Leutnant von Klinkow ström und zwei Unteroffiziere; nach Lolodorf Leutnant Heinicke und zwei Unteroffiziere. Hauptmann Guse wird mit den Leutnants Leßner und Mer engky nach Nssakpe marschieren, um dort die Weiterführung der Expedition zu übernehmen.

Großbritannien und Irland.

Sir Henry Campbell Bannerman hielt gestern im liberalen Klub zu Dundee eine Rede, in welcher er, dem »W. T. B.“ zufolge, ausführte: Lord Salisbury habe für seinen Nachfolger im Ministerlum des Auswärtigen die beste Wahl getroffen, die er habe treffen können. Die Liberalen seien einig in den inneren Fragen und gleicherweise größtentheils einig bezüglich der Reichspolitik. Niemand habe die Gründe Lord Rosebery's zu seinem Rücktritt aus dem öffentlichen Leben vor vier Jahren verstanden. Aber die Pforte für seine Rückkehr sei immer offen, und er werde von allen Liberalen aufgenommen werden; indessen werde Lord Rosebery nur zurückkehren als Führer der ganzen geeinten liberalen Partei.

Frankreich.

Der von dem Handels⸗Minister Millerand ausgearbeitete Gesetzentwurf über die obligatorischen Schiedsgerichte enthäͤlt, wie W. T. B.“ erfährt, u. a. folgende Be⸗ stimmungen: In jedem Betriebe, der mindestens 50 Arbeiter beschäftigt, werden den Arbeitern alle Fälle bekannt ge⸗ eben, die zur Zuständigkeit der Schiedsgerichte gehören. ge and! können durch regelrechte Abstimmung der Arbeiter beschlossen werden. Die Theilnahme an einem ohne Abstimmung beschlossenen Ausstande wird mit Gefängniß bis zu einem Jahre und einer Geldstrafe bis zu 3000 Fr. bestraft. Eine ent— sprechend den Vorschriften des Gesetzentwurfs beschlossene gemein⸗ same Einstellung der Arbeit ist für alle Arbeiter eines Betriebes bindend. Die Abstimmungen über einen Ausstand müssen jede Woche erneuert werden. Diejenigen Betriebe, welche Arbeiten für den Staat übernehmen, sind verpflichtet, sich dem Gesetz über die Schiedsgerichte zu unterwerfen. Die Ent— scheidung der Schiedsgerichte hat für 6 Monate Gültigkeit.

Rußland.

Ueber das Befinden des Kaisers ist, wie dem W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, gestern Vormittag in Livadia folgendes Bulletin ausgegeben worden:

„Seine Majestät brachte den ganzen gestrigen Tag aut zu Um sieben Uhr Abends war die Temperatur 39,20, der Puls 76; um zehn Uhr Abends die Temperatur 38,8» o, der Puls 68. Nachts schlief Seine Majestät aut. Morgens war die Temperatur 38,2 0, der Puls 72 Das Allgemeinbefinden ist gut. Der Kopf schmerzt nicht und ist vollkommen klar.“

Niederlande.

Die Königin und die Königin⸗Mutter sind gestern, wie W. T. B.“ meldet, von dem Schlosse Het Loo nach dem Haag zurückgekehrt.

Dr. Ley ds ist nach Brüssel zurückgekehrt. Die Sektion der Südafrikanischen Vereinigung im Haag hat sich mit mehreren anderen Vereinen in Verbindung gesetzt, um für den Empfang des Präsidenten Krüger Vorbereitungen zu treffen.

Rumänien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Bukarest berichtet wird, wurde gestern der wegen Mitschuld an der Ermordung Fitowski's angeklagte Student Alexander Trifanow verhört. Derselbe erklärte, er habe dem Comits in Sofia die Gründung einer Gesellschaft in Bukarest vorgeschlagen, um die Revolution in Sofia vorzubereiten. Sarafow habe dies durch ein Schreiben gebilligt. Das Schreiben wurde verlesen; in demselben spricht Sarafow von der Eroberung Macedoniens, Rumeliens und der Dobrudscha. Trifanow erklärte ferner, er habe Sarafow in Begleitung der Angeklagten Bosnigkow und Bogdanow in Bukarest gesehen. Sarafow habe an ihn das Verlangen gestellt, er solle sich ver—⸗ pflichten, im Juni nach Macedonien zu gehen, um dort die Revolution zum Ausbruch zu bringen. Sein Vorschlag, eine Bewegung gegen die Juden einzuleiten, sei von Sarafow zurückgewiesen worden, welcher auf der Er⸗

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mordung des Königs von Rumänien bestanden und

erklärt habe, er werde, falls er Trifanom zögern sollte, nöthigenfalls selbst nach Macedonien gehen. Sarafow hahe die patriotischen Gefühle der Angeklagten ge— mißbraucht, um sie zum Diebstahl zu verleiten, damit er in den Besitz von Geld komme. Hierauf verlas der Präsident ein Schreiben Sarafow's, in welchem von der Ausführung des egen Planes“ die Rede ist, und befragte Trifanow, was bieser Plan bezweckt habe. Dieser erwiderte: „Die Er⸗ mordung des Königs Carel.“ Trifanow fügte hinzu, der Brief Sarafow's, in welchem die Ermordung des Königs Karol angeordnet wurde, sei von Mitew verbrannt worden. Mitew leugnete dies. Trifa now erklärte ferner, ein Schreiben des Hauptmanns Trolew in Rustschuk habe angekündigt, daß das Comits in Sofia beschlossen habe, eine Bombe, nicht einen Dolch, anzuwenden, um den König Carol zu ermorden. Dann sei ein gewisser Gregor Konow im Januar nach Bukarest gekommen, um den J, Jonescu zu ermorden. Er, Trifanow, sei überzeugt, daß die geheimen Comités von der bulgarischen Regierung geduldet worden seien. Sodann wurde Stojan Dimitrow, der Mörder Michaileanu's, verhört; entgegen seinen Aussagen während der Untersuchung leugnete er jetzt, daß er von irgend einem Comitémitgliede zum Morde ange⸗ stiftet worden sei; er kenne keins derselben. Die Vertheidiger, welche dem Verhör vor dem Untersuchungsrichter beigewohnt hatten, wiederholten auf Befragen des Präsidenten die Ge⸗ ständnisse der Angeklagten. Der Präsident verlas Briefe der Mitangeklagten, in welchen diese den Dimitrow zum Leugnen aufgefordert hatten. Amerika.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aas Washington vom gestrigen Tage wird der Präsident MeKinley darauf dringen, daß der Hay⸗Pauncefote⸗ Vertrag, betreffend den Nicaragua⸗Kanal, ratifiziert werde, bevor der Kongreß die Nicaragua⸗Kanalvorlage erledige. Der Ver⸗ trag sei während der letzten Session im Hintergrund gelassen worden, weil sich in der Volksstimmung eine starke Abneigung gegen ihn bemerkbar gemacht habe; jetzt, nach den Wahlen, aber sei der Präsident Me Kinley der Annahme des Vertrags gewiß. Durch diesen wird der Clayton-Bulwer-Vertrag außer Kraft gesetzt, hingegen verlangt, daß der Kanal im Krieg und Frieden durchaus neutral bleiben solle und nicht befestigt werden dürfe. Der Prä⸗ sident Me Kinley habe auch bereits Verträge mit Costa Rica und Nicaragua wegen des für die Zwecke des Kanals be— nöthigten Gebietes vereinbart; diese werde der Senat ohne Zweifel ratifizieren und dann die Kanalvorlage, welche einen Kostenaufwand von 140 Millionen Dollars vorsehe, zur An— nahme gelangen.

Dem „New York Herald“ wird aus Washington berichtet, daß die Regierung der Vereinigten Staaten, um eine Verständigung mit China zu beschleunigen, in verschiedenen wesent⸗ lichen Punkten sich den Wünschen der Mächte gefügt habe. Die Annahme der Vorschläge, betreffend die Schleifung der Forts von Taku und die Unterhaltung einer ständigen Wache für die Gesandtschaften und von Wachen für die Verbindungslinie zwischen Peküing und dem Meere, seitens des amerikanischen Gesandten Conger sei, wie gemeldet wird, von dem Präsidenten Me Kinley gebilligt worden, obwohl dies mit der Antwort der Vereinigten Staaten auf die französischen Vorschläge etwas in Widerspruch stehe.

Der „Times“ wird aus Buenos Aires vom 15. d. M. gemeldet: Der Kongreß habe am Mittwoch seine Sitzungen geschlossen, nachdem er das Budget für das nächste Jahr angenommen habe, ohne wesentliche Abänderungen an den vom Finanz-Minister unterbreiteten Voranschlägen vorgenommen zu haben.

Asien.

Nach amtlicher Feststellung hat sich, wie „W. T. B.“ erfährt, ein in der Abendausgabe des „Berliner Tageblattes“ vom 14. d. M. gemeldeter sensationeller „Ueberfall deutscher Soldaten durch eine englische Patrouille“ folgen⸗ dermaßen zugetragen. In einem Theehause hatten zwei Soldaten der in Schanghai befindlichen deutschen Truppen Streit mit dem Wirth und wurden verhaftet. Auf der Polizei⸗Wache kam es zu Thätlich⸗ keiten; der Polizei⸗Wachtmeister schoß einen Soldaten durch die Schulter, auch der zweite deutsche Soldat soll schwer verletzt sein. Veranlassung zu dem ganzen Vorfall ist an⸗ scheinend durch die deutschen Soldaten gegeben worden, jedoch hat die Polizei ihre Befugniß zweifellos über⸗ schritten. Die britischen Behörden zeigten bei Erledi— gung der Angelegenheit das größte Entgegenkommen. Der Polizei⸗Wachtmeister ist vom Dienst suspendiert worden und wird nicht wieder angestellt werden. Das britische Gericht, welches Anklage erhebt, hat 2000 Dollars Kaution verlangt, bis festgestellt sei, daß der Soldat außer Lebensgefahr sei; letztere ist nach Erklärung des Arztes zur Zeit bei keinem der beiden Verwundeten vorhanden.

Eine in New York eingetroffene Depesche aus Peking vom 13. November besagt, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, daß die Note der Mächte wahrscheinlich innerhalb zehn Tagen so weit fertig sein werde, daß sie den chinesischen Unter⸗ händlern übergeben werden könne. Wie man erfahre, solle über alle Punkte eine Verständigung erzielt worden sein, mit Aus— nahme von untergeordneten Einzelheiten in verschiedenen . über welche die Gesandten von ihren Regierungen

nstruktionen erbeten hätten, welche vor dem 20. November, dem Tage der nächsten Zusammenkunft, erwartet würden. Der amerikanische General Humphrey habe sich nach Schan— hai⸗Kwan begeben, um zu sehen, ob der dortige Hafen als Winterhafen benutzbar sei.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Peking erhielten die chinesischen Friedensunterhändler vom 10. d. M. datierte Depeschen der Kaiserin-Wittwe, in denen sie ihnen Pflichtvergessenheit vorwirft, weil sie die Entsendung der Strafexpeditionen in das Janere Chinas nicht verhindert hätten. Die Kaiserin⸗Wittwe fahre fort, Dekrete zu erlassen, in denen Beamte ernannt würden. Auf die von Rußland an China gerichtete Aufforderung hin, die Zivil⸗Ver⸗ waltung der Mandschurei wieder zu übernehmen, sei der Tataren-General von Sz'tschwan zum General⸗ Gouverneur der Mandschurei ernannt worden.

Dem „Daily Telegraph“ wird aus Schanghai vom 14. d. M. gemeldet: Zuverlössigen Privatmeldungen aus Tschangking zufolge habe der Prinz Tuan den Provinzial⸗ beamten von Tschengtu den Befehl gegeben, eiligst Vorberei⸗ tungen für den Empfang der Kaiserin⸗Wittwe zu treffen.

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Die „Daily News“ erfahren aus Schanghai 1 Nohemher, der Tastai Scheng habe ein geheime Edikt empfangen, durch welches die Prinzen Tuann Tschuang zu lebenslänglicher Gefängnißstrafe und Yuhs zur Verbannung und Zwangsarbeit verurtheilt würden. 8 würden nach der äußersten Grenze des Reiches gesandt werden Tschaotschutsch ao sei abgesetzt worden. . Dem „Standard wird aus Schanghai vom 14 8. M. he richtet, daß der Vize⸗König in Wusschang Tsch an getschi⸗ tung damit beschäftigt sei, noch 19 009 Mann mobil zu machen Er habe dem Vize⸗König Liukunji in Nanking vorgeschlagen, ihre Truppen zu vereinigen und gemeinsam den Verbün delen entgegenzustellen, falls letztere die Ln tsc pg fen als Basiz von Operationen gegen die Provinz Schensi benutzen sollten Die chinesischen Behörden in Sutschoufu bei Schanghai trieben von allen dort ansässigen wohlhabenden Chinesen große Summen Geldes ein. . Die Meldung, daß 2599 Mann chinesischer Truppen aus dem Süden, des Reichs bei Tschingkiang den Yangtsefluß überschritten hätten, um sich in Peking unter Li⸗Hung⸗Tschang's Befehl zu stellen, wird chinesischerseitz dahin berichtigt, daß 500 Cantonesen aug persönlicher Ergeben heit für Li⸗ung-Tschang sich ihm als Leibwache anbieten wollten und zu diesem Zweck über den Yangtse nach Norden abgegangen seien.

Afrika.

Das niederländische Kriegsschiff „Gelderland“ ist, wie W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag, mit dem Präsidenten Krüger an Bord, von Port Said in See gegangen.

Parlamentarische Nachrichten.

. Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

Von den Abgg. Roesicke⸗Dessau, Dr. Pachnicke und Genossen sind im Reichstage folgende Anträge einge— bracht worden:

Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage baldmöglichst einen Gesetzentwurf, be, treffend die Errichtung von Arbeitsnachweisen, vorzulegen, durch welchen bestimmt. wird, daß auf Antrag und nach Anhörung einer entsprechenden Anzahl betheiligter Arbeß— geber und Arbeitnehmer Gemeinden bejw. weitere Kommunal verbände, insoweit innerhalb ihrer Berke kommunale oder gemeinnützige Arbeitsnachweise, welche den Vorschriften des zu erlassenden Gesetzez und den örtlichen Bedürfnissen entfprechen, nicht vorhanden sind, durch die Landes, Zentralbehörde zur Errichtung und Unterhaltung solcher Arbeitsnachweise angehalten werden können; durch welchen ferner bestimmt wird, daß an der Verwaltung solcher Arbeitz—, nachwelse Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleicher Zihl unter dem Vorsitz eines Unparteiischen zu betheiligen sind;

der Reichstag woll: beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß ein Reichs Arbeitsamt errichtet werde, welchem di: Untersuchang und Feststellung der Arbeiterverhaͤlt. nisse im Deutschen Reiche unter Hinzuziehung von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer obliegt.

Bei der am 13. d. M im 3. Posener Wahlkreise (Meseritz, Bomst) vorgenommenen Ersatzwahl zum Reicht— tage erhielt, wie W. T. B.“ meldet, von Gersdorff (kons) 6180, Bruhn (deusch⸗soziale Reformp.) 3667, von Chrzanowaki (Pole) 7146, von Krzesinski (deutsch⸗kathol.) 551, Mix (Soz) 40 Stimmen. Mithin ist eine Stichwahl zwischen von Chrzanowski und von Gersdorff erforderlich.

Bei der gestern im 1. Lüneburger Wahlbezirk (Gifhorn, Isenhagen) vorgenommenen Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten wurden nach der amtlichen Zählung für den Rittergutsbesitzer, Kammerherrn Freiherrn von Marenholtz⸗Gr.⸗Schwülper (kons 119 Stimmen, für den Gemeinde⸗Vorsteher Steller⸗Meinersen (nl) 50 Stimmen abgegeben. Ersterer ist somit gewählt.

Nr. 46 der ‚Versffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts. vom 14. November hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Vollskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Gesetz gebung u. s. w. (Deutsches Reich) Pest. Medizinische Doktorpromotionen. (Preußen.) Kranken= haut Lexikon. (Reg.-Bez. Arnsberg.) Viehschlachten. (Res⸗ Bez. Trier) Trichinenschau. (Sachsen.) Tuberlulose. (Anbalt.) Abdeckereiwesen. ( Oesterreich. Nieder ⸗Oesterreich) Findlinge. (Steiermark) Aerzte! und Hebammen. Gebühren. (Großbritannien) Epidemische Krankheiten. Gang der Thier— seuchen in Großbritannien, 3. Vierteljahr. Desgl. in Schweden. Zeitweilige Maßtegeln gegen Thierseuchen. (Preuß, Reg. Bez. Frankfurt.. Vermischtes. (Havanna.) Gesundheilt— zustand, September. Geschenkliste. Wochentabelle über dit Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnem. Deigl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krantenhäusern deutscher Großstädte. Desgl in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Geundwasserstand und Boden= wärme in Berlin und München, Oktober.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die deutsche äberseeische Auswanderung im Ok tober 1900 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat Oktober

über 1900 1899

Bremen. 1119 944

Hamburg . 1297 1409

deutsche Häfen zusammen. 214165 25353

fremde Häfen (soweit ermittelt) 331 386

ũberhaupt 8, .

Aus deutschen Häfen wurden im Oktober 1900 neben . 2416 deutschen Auswanderern noch 8142 Angehörige fremder Sialr befördert; davon gingen über Bremen 5238, über Hamburg 2904.

Statistik der deutschen Reichs-Post, und ⸗Telegraphen— verwaltung für das Jahr 1899. erschien: n

Nach den tabellarischen Uebersichten der soeben n Stattstik der deutschen R ichsz⸗Post⸗ und ⸗Telegraphen verwaltung we. das Kalenderjahr 1899 waren im deutschen Reichs. Post⸗ 63 Telegraphengebiet im vergangenen Jahre 32003 (1898 2 Postanstalten. 15 754 (165 181) Reichs ⸗Telegraph anstalten, 12710 (11496) Fern sprechanstalten, 96 (20705) Vertaufsstellen für Postwerthzeichen, 97 209 6 . Postbrieftasten und 490 (6j reichßeige ne Post⸗ nr Telegraphengrundstücke (ohne die Dienstwohngebäude für

beamte) vorhanden.

postgebiets

yrdentlich hat

nit Werthangabe, FKästchen mit Werthangabe.

vermittelten Geldsendungen, der

die Briefe und doppelte postanweisungen . 88,3 (572,6) Milltonen Mark und auf die Postnach⸗ nahmen

. [. 2b) Millionen Mark entrichtet, ahre.

Dag Ge sam mtperssacl der Heicht post. und Relegraphen. 3 , . . von t m e,

r, also um 7726 Personen oder 4,44 oso . (im Vorjahre

die Zunahme 6099 Persogen oder 363 5/0 betragen. Die Zahl betty. amten betrug 76 856, das sind 831 mehr als im 53 Unter diesen befanden sich 6195 weibliche Heamte, 1440 mehr als im Jahre 16h3. wahrend die 3 der männlichen Beamten um 609 ab— h. Die Zahl der Uäterbeamten stieg von 75 817 auf S0 683, die per , f des Beamtenverhältnisses stehenden, dauernd oder in regelmäßiger Wiederkehr beschäftigten Perfonen pon 17 704 aut 20432; auch unter den letzteren hat sich die Zahl per welblichen Personen erbeolich erhöht, von 1568 auf 1948 Ferner wurden 906 osthalter (14 weniger als 1898) und 3425 Poftillone der nicht rei geigenen Posthalteresen (35 weniger) g'zäblt.

Durch die deutsche Reich'post wurden im Berichtsjahre ing 4414 Millionen Sendungen 363,2 Millionen oder mebr als im Vorjabre befördert, darunter 14644 1371 6) Millionen Briefe (mit Einschluß der Zu⸗ deren Zahl im Verkehr innerhalb des Reihs— um mehr als 53 Millionen, im Eingang aus anderen Ländern um 6, Milllonen, im Aogang nach anderen Ländern um 144 Millionen und im Durchgang durch daz steichzvostgebiet um fast 18 Millionen zunahm., Auch die Zahl der Ortsbriefsendungen (der im Bestellbenirk der Aufgabe, Postanstait aufgelieferten und bestellten Briefe) stieg trotz der Konkurrenz der Pridatvostanstalten bon 13486 auf 14159 Millionen. während die Hriefsendungen nach anderen Reichpostanstalten eine Vermehrung von sos 1 auf 851,3 Millionen erfuhren. Un frankiert waren von den letzteren Briefsendungen 15,9 Millionen, von den DOctsbriefen 514 Millionen, im gesammten Verkehr 27347 Millionen porto⸗ pflichtize gewöhnlich, und eingeschriebene Briefe. Ginz außer-

sich die Zahl. der beförderten Pofstkarten erhöht: von 632 auf 7368 Millonen, wozu in erheblichem Maße die junehmende Verwendung von Ansichts. Postk arten beigetragen hat.

gesammt , 1898:

E suilundem,

Von den übrigen Sendungen waren 627 Millionen (im Vorjahre

561 Millionen) QDrucksachen und Geschäftsvavtere, 52.4 (46,4 Millionen Waarenproben, 122,9 (1125) Millionen Post« anwelsungen -= im Verkehr innerhalb des Reichgvostaebiets allein 1074 (98,4) Millionen Postanweisungen —, 5.476 (5.466) Millionen postauftragsbriefe, 11901 (1024) Millionen Zeitungs« num mern, 1274 (1087 Millionen außer gewöhnliche Zeitungsbeilagen, 1655 (1566) Millionen Packete Ibne Werthang abe, 3126 (3045) Millionen Packete 8.974 (9,522) Millionen Briefe und Der Rückgang in der Zahl der beförderten Wertbbriefe ist darauf zurückzuführen, daß nur ein Theil der übermittelten Werthe deklarlert wird, während das Publikum im übrigen entweder selbst das Risiko trägt oder die Sendungen bei Prirat⸗ unstalten versichert, deren Versicherungsgebühr geringer ist, als die Taxe und Portosätze der Post für Werthbriefe. Von den innerhalb des Reichspostgebietgß beförderten portopflichtigen Packeten ohne und mit Werthangabe hatten 81,1 0 ein Gewicht von nicht mehr als 5 kg. Die Soldaten machen von der ihnen im Packet— berkehr gewährten Portovergünstigung einen reichlichen Gebrauch; es wurden 3,563 (1898: 3 507) Millionen Soldatenpackete bis ju 3 kg für 20 befördert, sodaß auf jeden Minn durchschnittlich 7 Picket⸗ im Jahre entfallen. Die Zahl der unbestellbaren Post⸗ sendungen hat abermals zugenommen: von 1,869 auf 2, 23 Milllonen. Davon koanten 984732 an die vom Ausschuß zur Eröffnung un— bestellbrer Postsendungen ermittelten Absen der jurückgz geben werden;

1038 180 Postsendungen (darunter 297771 Briefe und 640 560 Post⸗ karten) d. s. 401 (im Vorjahre 367) auf je 1 Million der Gesammt⸗ nhl der Postsendun gen blieben sumeist deshalb, weil der Absender sich nicht genannt batte oder die AUnterschrift unvollständig war.

hingegen ensgültiz unbeftellbar,

Von dem G-sammtbetrage der Werthangaben und der v trotz der Abnahme der Zabl der befö derten Biefe mit Werthangabe von 23 149,5 auf A5b5 5 Millionen Mark gestiegen ist, entfallen auf die Packete mit Werthangabe 5282,58 (1898: 470,6) Millionen Mark, auf Kästchen mit Werthangabe mehr als der Betrag: 106348 (10 9447) Millionen Mark, auf die 76072 (665655,8 Millionen Mark, auf die ien 452, (366,9) Millionen Mark. Das Gesammt— ewicht der durch die Post beförderten Packete ohne und mit Werth—

aägabe erböhte sich von 650,8 auf 689,5 Millionen Kilogramm.

Mit den Posten wurden ferner 1466 374 Per sonen' (113 592 weniger als im Vorjahre) befördert, die 1223 948 (1898: 1 355 681) 4

engel, Ueberfrach porto und Versicherungsgebühr entrichtet aben.

Die Stückzahl der an das Pablikum abgesetzten oder von den

Verkehrganstalten zur Verrechnung des baar erlegten Frankos u. s. w. berwendeten Postwerthzeichen belief sich auf 2618,5 (im Vor—

sahre auf 23943) Millionen, deren Werthbetrag auf 255 157 960 238 6.8 236) 6 Die Zahl der abgesetzten 5 z⸗Marken stieg von 538 4

nuf 653,8 Utilltonen, d. i um mehr als 115 Millionon, was wiederum

barpisächlich auf die zunehmende Benutzung von Ansichtsostkarten zurück.

snführen ist, die der Freimarken zu 10 3 von 13,2 auf 850,5 Millionen,

die der 20 Marken von 179,1 auf 187,4 Millionen, die verkaufte ahl der mit Werthstempel versehenen Postkarten zu 5 von 282,5 uf 299,3 Millionen. Dagegen ist die Zahl der ausgegebenen, mit Werthstempel versehenen Kartenbriefe zu 10 , deren Absatz im

Jahre 1895 noch fehr erheblich (um fast 2 Millionen) zugenommen

hatte, im vergangenen Jahre auf etwa die Hälfte, von 8.1 auf 43 e emen murückgegangen. Postanweisungen zu 10 3 wurden tteite, 8,477 Millionen verkauft, während der Absatz von Post—

anweisungen zu 20 3 sich nur von 35,6 auf 31,7 Millionen Stück ver⸗

ninderte. Die Länge der Reichs -Telegraphenlinien betrug Ende

. l0 Sꝛ9 (am Schlusse des Vorjahres 105 279) km, die der elegraphenkeitungen 405 178 (305 376) Km. Befördert wurden

in Berichte jahre inggesammt 115280 (1858: 38,9560) Millionen Tele—

satamm e, 5, 98 o mehr als m Vorj ibte, und zwar innerhalb dez Reschs—

er in iei 27 560 (26, 186) Millionen, aua anderen Ländern 6528 9) Millionen, nach anderen Ländern 5,584 (5, 251) Millionen, Ii r rc ganqh durch das Reichs ⸗Telegraphengebier 1618 (1524 lonen. Im Turchschnitt hatte j-des aufgegebene gebühren⸗

Ffichtige Telegramm im inneren Reichs ⸗Telegraphenverkehr 13 33

orter. An Telegramm gebühren wurden insgesammt 31,435 6 6,38 0 o mehr als im Fernsprecheinrich tungen hatten Ende 1899 12686 (am if⸗ des Vorjahres 11 475) Orte. Die Länge der Fernsprech⸗ 6 betrug HJ 616 (42 462) km, die der Fernsprechleitungen undd (tll Has) cm. wenn man die gleichzeitig dem T:legraphen⸗ 1 Fernsprechderkehre dienenden Linien, und Leitungen auf dem en er außer Betracht läßt, die Zahl der Sprech— che 195 0.8 (172091) und die der an die Fern. . einrichtungen angeschlossenen Theil nehm er 155 561 (ia 724).

Niesen. Sprechstellen wurden insgesammt Fr Hz ) Millionen Gespräche vermbitell, 9 Sz ͤ/0 mehr 9 rjahr. und zwar jwischen Sprechst en innerhalb

nc len Orte 498 689 (455,133) Millionen, zwischen Fernf ellen verschtedener Srte 765, 351 (67, 50 Milllonen. Un Hikhhechge bühren, wurden lin. Gansen 30 463 (Gh zi)

n Mart, 11 38 60 mehr als im Vorjahr, entrichtet. eser Statistit erfährt man, wie sehr der Fernsprech⸗ hranmnperkehr überragt. Vie Fahl der im Fernfprech . ermittelten Bespräche ist 14 mal so groß und selbst die der Sprechftellen verschiedener Orte noch fast doppelt Wir iht Gesammtzahl der beförderten Telegramme. nt einer h keßen diese hiltthellungen aus der amtlichen Statistik kus a dergleichen den Uebersicht der Gesammt⸗ Einnahmen, ne und / Ueberschüffe der deutschen Reichs / poft. und

ö 3 .

Tele gr ven verwaltung in dea Etaté jahren 1895 g6 bi⸗ 1899/1900 sowie 1889ñ'90 und 1879/80. 6. 36 ; e

die Gesammt⸗ im Gesammt⸗ Ausgabe 9 Jahre Einnahme ohne die einmalige

16 321 789031 302 093110 282 535 183 263 732 581 252 Sah g37

Ueb fg 5 eberschu nach Abzug Ueber schuß der einmaligen Ausgaben M60 41 528 685 37 789 492 33 826 553 26 729 029 25 268 535

606 51 844 870 47 147 644 42 248115 36 006 559 34 223 679

M6 373 633 gol 349 150 754 324 783 298 299 739 240 . 287 049 616 1389 90 214 070 172 181 106376 32 963 798 27367 121 1879,80. . 131 528 8094 114026 112 17 502 692 15 450 207.

Danach ermielte die Reichg. Post. und Telegraphenverwaltung im Gtatsjahre 1899/19000 trotz einmaliger Ausgaben von 10 316 185 4 einen Ueber schuß von 41 528 685 6 gegen 37 789 492 im Jahre 1895‚99. In keinem Vorjahre ist der Ueberschuß der Verwaltung so groz gewesen, Ohne Abzug der elgmalt en Äujgaben wärde er sich auf hl 844 870 M stellen.

1899/1900. 1898/99... 1897,98. 1896/97. 189596.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Berliner Elektromonteure der Allge— meinen Elektrizitäts. Gesellschaft (vergl. Nr. 270 d. Bl.) ist, wie die 3Volks,Ztg.“ mitthetlt, beendet. Den Anusständigen sins folgende Forderungen hewilligt worden: Zurücknahme des Zarkalars, be— treffend Abschaffung der Vorortjulase; Bejahlung der Ueberstunden mit 25 Jo Aufschlag von 6 Uhr ab; Lohnzulage, deren Höhe in den kommenden vier Wochen geregelt wird.

Aus Plauen wird demselben Blatt brrichtet, daß die dortigen Schiffchensticker (vergl. Ne. 266 d. Bl.) beschlossea haben, infolge der Nichtbewilligunz der Lohnforderung morgen in den all jemeinen Ausstand einzutreten.

In Barcelona, Manresa und einigen benachbarten Stäyten ist in der Textilindustrie, wie W. T. B vom gestrigen Tige meldet, aufs neue ein Ausstand ausgebrochen (aral. Ne. 2657 d. Bl). Jg jahlreichen Fabriken wurde die Arbeit eingestellt.

Kunst und Wissenschaft.

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissenschaften vom 8. November (vorsitzender Sekretar: Herr Dielt) las Herr Stumpf „über Tonsystem und Musik der Siamesen'. Per Vor⸗ tragende hat die Occhesterinstrumente der von Boozra Mahin ge— führten siamesischen Theaterttuppe, welche im Sommer im hiesigen Zoologischen Garten auftrat, mit dem Tonm sser untersucht und ge— funden, daß ihre Tonleiter aus sieben geometrisch gleichen Stufen besteht, wodusch eine schon von A. J. Elliz b hauptete aujfallende Tzatsache zut Sicherheit erhoben wird. Er stellte Vermuthungen Über die Entstehung solcher Leitern auf und legte die von ihm und Dr. Abraham phonographisch aufgenommenen Melodten sowle eine voll— ständige Orchesterpartitur vor, deren Eigenthünlichkeiten er erläuterte. Herr Köhler las einen Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides“. Es werden darin Jaschriften, die sich auf Philonides und seine nächstön Angehörigen beziehen, nach je wiesen und eine Stelle im „bios“ besprochen. Herr Kohl:ausch laz über das elektrisch= Leitoermögen von Löfungen der Alkali- Jodate und eine Formel zur Be— rechnung von Leitvermögen“. Die früher du chgemessene Gruppe der Coloride und Nitrate der Alkalimetalle wird in dieser Mittheilung durch die Jodate ergänzt. An den neun Körpern wird dann gezeigt, daß die Leitvermögen ihrer Lösungen sich innerhalb der Versuchsfehler mittels eines Ausdrucks darstellen lassen, der durch Verallgemeinerung einer von Rudolphi gegebenen Forgel entsteht. Derselbe legte eine Abhandlung der Hirren Peofessor L. Holborn und Hr. Arthur Day in Charlottenburg vor: über die Ausdehnung bon Platin. Platiniridium, Palladium, Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur“. Die Verfasser haben die Wärmeautzdehn ang der genannten Metalle mittels eleltcischer Heizung zum ersten Male bis 16000 bejw. bis zu den Temperaturen verfolgt, in denen die Körper dauernde Zustandgänderungen erleiden. Den Anstoß zu der Untersuchung gab das Bedürfniß, die Ausdehnung eines Lufttherm om ttergesäßes für hohe Temperaturen genau zu kennen. Die Resultate lassen sit durch quadratische Formeln darstellen. Herr von Bezold legte vor: .‚Wissenschaftliche Luftfahrten, herausgegeben von R. Aßmann und A. Berson. Drei Bände. Fr. Vieweg C Sohn. Beaunschweig 1900; Herr Sachau: „Mittheilungen des Seminars für orientalische Sprachen, herausgegeben von dem Direktor Professor Dr. G. Sachau. III. W. Spemann. Berlin 1900; der Votsitzende: „Thesaurus lingua latinas editus auctoritate et consilio academiarum quinque germanicarum Berolinensis Gottingensis Lipsiensis Monacensis Vindobonensis vol. IL fasc. J. Lipsiae in aed. B. G. Teubneri MDCoC0CGC.“ Durch den Tod verloren hat die Akademie am 28. Oktober das auswärtige Mitglied der philo— sophischhistorischen Klasse Herrn Max Müller in Oxford.

Literatur.

In Innsbruck ist, wie W. T. B.“ meldet, der Dichter und Naturforscher Adolf Pichler gestern früh gestorben. Er war am 4 September 1819 zu Erl in Tirol geboren, studierte zu Innsbruck und Wien Medizin und Naturwissenschaften und trat zuerst als Herausgeber der Sammlung Frühlieder aus Tirol! (Inntz2 bruck 1846) vor die Oeffentlichkeit. Als im Jahre 1848 die Grenzen Tirels von Italien ber bedroht waren, eilte er von Wien aus unter die Fahnen der Freiwilligen, nahm an einigen Gefechten tapferen Antheil und erhielt nach der Heimkehr den Orden der Eisernen Krone; später (1877) wurde ihm infolge dessen auch der Adel mit dem Prädikat von Rauteakar verliehen. Im Jahre 1649 war er Gymnasiallehrer in Jansbruck, im Jahre 1867 wurde er Peofessor für Mineralogie und Geologie an der dortigen Untversität. Er schrieb außer tief embfundenen Gedichten und Schilderungen befonders haben die Bände . Gedichte! (1853j und „Hymnen“ (2. Aufl. 1857) feinen Namen bekannt gemacht eine Anzahl formschzner Dramen und Er— zählungen. Aus dem naturwissenschaftlichem Gebiet sind leine Beiträge jur Geognosie Tirols“ (in der „Zettschrift des Ferdinandeuma?“, Jäansbruck 1863) und Zur Geognosie der Alpen. Idaselbst 1867), sowie zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften zu erwähnen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte ⸗Ergebniß und Saatenstand in Ost⸗Galizien.

Der Kaiserliche Konsul in Lemberg berichtet unter dem 8. 8. M.: .Die schöne trockene Herbstwitterung, die mit wenigen Zwischen— räumen den ganen Monat Oktober über andauerte, übte einen günstigen Einfluß aug. Die letzten Erntearbeiten und der Herbstanbau konnten rechtieitig vorgenommen werden, und in vielen Gegenden sind fogar die winterlichen Feldarbeiten entweder schon beendigt oder doch sehr . Die Ergebnisse der letzten Ernte sind überwiegend günstig ausgefallen.

An Kartoffeln wurden in gebicgigen Lagen 35, 40, 50 dæ, bo, 70, 75, 80, 85, 90, 95, 150, 110, 120 42z per Joch erzielt.

Mais gab 8, 10, 14 15 dz per Joch.

Futterrüben lieferten in Gebirgö'lagen 20 da, sonst 70, So, 109, 120, 150, 160, 180, 200 - 250 da per Joch; die höheren Erträge sind häufiger.

Kraut dagegen hat im großen Ganzen eine Fehlernte ergeben. Infolge des Raupenfraßes ist in vielen Gegenden dag Ergebniß nur sehr schlecht ausgefallen; theilweise wurde garnichis und nur felten 40-60 dz per Joch geerntet. Schließlich hat auch die Tabackz⸗ ernte keine günstigen Erträge aufzuwelsen.

Der Stand der Herbstsaaten berechtigt zur Zeit zu guten Hoff

nungen; die jungen Weizen. und Roggensaaten erfreuen sich einer

vollen, ,. Eatwickelung; bier und da befürchtet man sogar, daß die Saatenstände zu üppig werden möchten. Ber Raps fehr gut, wenn er auch zum theil unter dem Insektenfraße ju leiden hatte. Die Kleefelder sehen gut auß. Die Mäuseplage ist nicht so stark wie in den letzten Jahren aufgetreten, machte sich aber doch in einigen Gegenden (Sam vor, Cjortkoöw) bemerkbar, sobaß dort die Kleesaaten

schwächer stehen.

Gesundheitswesen, Thierkraukheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Bremen, 15. November. (W T. B.) Das Medizinalamt macht bekannt, daß seit dem Tose des bier an der Pest verstorbenen Seemanns Kune jehn Tage veifloffen sind, ohne daß eine neue Erkrankung an Pest oder der Verdacht einer folchen hier vorgekommen ist, und daß daher jede Gefahr ei, er Berbreitung der Pest in Bremen als ausgeschlossen gelten kann. (Vgl. Nr. 256 d. Bl.)

Kapstadt, 15 November. (Meldung des. Reuter ' schen Bureau *.) Nach einer hier eingetroffenen Meldung ist unter den Eingeborenen in Szinyoka, in der Nähe von Kingwilliamstown, eine Seuche ausgebrochen, von der man annehme, daß es die Pe st sei; sie sei unter den Fimili enan gehörigen eines Mann(s zum Aus⸗ bruch gekommen, der küczlich vom Arbeitsdepot am Modber River zurückgekehrt sei. Acht Personen seien erkrankt; von diesen seien dret bereits gestorben, die vierte liege im Sterben. Der Kolonial Sekretär erkläre, er jweifle kaum daran, daß 6 sich um Bubonenpeft handle. Bis her sei die Seuche auf die Ansi delungen der Eingeborenen be grenzt; die Weißen seien gegenwärtig nicht gefährdet. Ade Vor— si htamaßregeln seien getroffen worden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Essen (Ruhr) hat die erste eng lische Post über Vlissingen vom 15. November in Essen den Anschluß wegen eines Esenbahnunfalls in Boxtel nicht erreicht.

Berlin, 16. November. (W. T. B.) Der Kabeldampfer“ „von Podbielski: ist gestern in Wusung eingetroffen und begiebt sich zur Legung des Kabel Tsingtau Schanghat nach Tsingtar.

Hamburg, 15. November. (W T. B.) Nach Mitihellung der „Hamb. Börsegh.“‘ sind die Hamburg- Amerika Linie und die Südamerikanische Dampfschiffahrts˖ GeselQschaft? über⸗ eingekommen, die Fahrten nach der Osttüste von Süd-Amerika fortan in gemeinsfamem Betriebe zu unt-rnehmen.

Brem en 15. November. (. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Prin Heinrich, n. Ost⸗Asien best, 14. Nov. in Aden gagek. „Katser Wlhelm der Große“ 14. Nov. v. Cherbourg n. New York abgeg. ‚„Peinzeß Irene 14. Nov. v. Neapel n. Ost. Asien und Stolberg“ 14. Noo. v. Santos n. Bremen abgeg. „Lahn 15. Nor. v. New York in Bremerhaven, Stettin“ v. Neu⸗Guinen in Sydney und . Coolenz“ v. Baltimore in Bremerhaven, sowle Gera“ 14. Nov. v. 2 39 e, ,, , ,.

16. Noember. (W. T. B.) Dampfer Preußen“, n. Ost« Asien best, 14. Nov. v. Hamburg, Werra“ 15. Rob. 3 über Nzaapel und Gibraltar n. New Jock abgeg. Marburg“ v. Ost⸗ Asien 15. Nop. in Suen angek. Kadettenschulschiff Herzogin Sophie Charlotte 14. Nov. Reise v. Hiogo (Japan) n. Portland (Oregon) fortges. . Willehad ‘. v. Australien kommend, 15. Nov. a. d. Weser anget. „Heidelberg“, v. La Plata kommend, 15. Nov. Duessant passiert. „Aller“, nach New Jerk best, 15. Nov. die Azoren und Großer Kurfürst'?. nach Australien best,, Gibraltar passier . „Sachsen . v OstAsien kommend, 15. Nov. von Genua n. Bremen abgeg. „Trave 15. Nov. v. Bremen in New Jork und Köln“ v. Taku in Colombo angek. Hannover“ 14. Nop. v. Tfingtau mn. Bremen abgegangen.

Dam burg, 16. November. (W. T. B.) Ham burg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer ‚Golumbig“, v. New Jork n. Italien, 15. Nobbr. v. Gibraltar, und „Auguste Victoria v. New Jork iber Dblymouth u. Cherbourg n. Hamburg abgeg. „‚Fürst Bismarck 15. Nevpbr. in New York und ‚Deuischland? a. d. CElbe bei Brunshausen angek. Graf Waldersee', v. New York kommend, 15. Nov. Cuxhaven passiert. C istilia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 15. Nop. in Hapte anget. „Hungaria“, v. Hamburg über Havre, Ororto u. Lissaben n. Para u. Manaog, 16. No). Cuxhaven pafsiert. Sarnia / 15. Nov. v. Singapore n. Suez und ‚Andalusia“ 15. Nov. v. Meogi n. Suez abgegangen

Rotterdam, 15. Nooember (W. T. B. Holland ⸗Amerika⸗

ini e. Dampfer Spaarndam ! v. New Vork gestern in Rotterdam angek. „Statendam“ v. Rotterdam heute n. New Jork abgegangen.

Theater und Mufik.

Im Königlichen Opern hauße mird morgen Rossini'z Oper . Wilhelm Tell! unter Kapellmeister Dr. Mack's Leitung und in folgender Besetzung gegibꝛn: Geßler: Herr Nebe; Tell: Herr Hoffmann; Waliher Fürst: Herr Mödlinger; Melchthal: Herr Stammer; Arnold: Herr Sommer; Mathilde von Habsburg: Fräulein Dietrich; Hedwig: Frau Goetze; Gemmy: Frau Herzog; Fischer: Herr Philipp; Harras: Herr Alma; Leuthold: Herr Krasa. Frau Camille Seygard, eine geborene Russin, welche am Montag, den 19. d. M. zum ersten Male in der Titelpartie der Oper Carmen“ auftritt, debütierte im Jahre 1888 im Covent Garden Theater in London und ging von da nach Parig, wo sie an der Opéra gomique thätig war. In den letzten Jahren trat die Känstlerin in New York am Metropolitan Opera- Housèe auf.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Auf- führung von Pailleron's Lustspiel Die Welt, in der man sich lang⸗ weilt“ statt. Die Besetzung lautet: Herzogin: Fräulein von Arnauld; Suzanne von Villiers: Fräulein Sperr; Roger: Herr Christtans; Bella: Herr Grube; Paul Ray nond: Herr Hentzer; Jeanne Ray⸗ mond: Fräulein von Mayburg; General von Briais: Herr Molenar; Miß Lucy Wattson: Fräulein Lindner; Des milleis: Herr Vollmer; von Saint Röault: Herr Kraußneck.

Im Neuen Königlichen Opern-Theater als vorletzte Vorstellung der italienischen Oper Oper Der Barbler von Sevilla in Scene. Die Be⸗ setzung ist folgende: Rosine: Frau Marcella Sembrich; Graf Almapiva: Herr Lara; Figarg: Herr Bensaude; Basilio: HPerr Arimondt; Dr. Bartolo: Herr Tavecchia; Bertha: Frau Luca. Im dritten Akt singt Frau Marcella Sembrich als Einlage eine Arie auß Erngni“ von Verdi. Kapellmeister Bevignani dirigiert.

Im Theater des Westens wird Ende November die Weih⸗ nachtẽkomödle Sneewittchen und die sieben Zwerge“ gegeben werden. Herr Direktor Wilhelm Hock hat die Inscenierung derselben über—⸗ nommen.

Unter dem Voisitz der Gemahlin des Reichskanzlers, Gräfin von Bülow, hat sich, wie bereits mitgetheilt worden ist, ein Com its zur Veranstaltung eines Konzerts zu Gunsten der deutschen Krieger in Ost-Asien gebildet. Dasselbe hielt gestern in der Wohnung der Gräfin von Bülow eine Sitzung ab, in welcher be—= schlossen wurde, das Konzert mit Allerböchster Genehmigung am 106. Dejember im Neuen Königlichen Opern⸗Theater stattfinden zu lassen. In den Arbeitsausschuß wurden der Reiche⸗ tagsabgeordnet? Prinz von Arenberg, der bayerische Gesandte Graf von Lercheafeld Köfering, der General Intendant der Königlichen Schauspiele Graf von Hechberg, der Königliche Theater ⸗Intendantur⸗ Direktor, Geheime Reglerungsrath Pierson und der General-⸗Sektetär deg Deutschen Hilfecomitég für Ost.Asien, Herr Emil Selberg ge wäblt. Der General ⸗Intendant Graf von Hochberg und der Geheime

geht morgen Rofsini's

Reglerungsrath Pierson übernahmen das Arrangement des Kenjzerts.