1900 / 277 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Nov 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Gemäß z 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetz Sammlung Seite 162) wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einschätzbare Reineinkommen aus dem Betriebs jahre 1899/1900 bei der Meppen⸗H . Eisenbahn auf 693 S 51 festgestellt worden ist

Münster, den 17. November 1900. Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. di cke.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. November.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnten am Sonntag Vormittag dem Gottesdienst in der Garnison⸗ kirche * Potsdam bei. Abends war die Großherzoglich säch⸗ sische Kammerpianistin Adele aus der Ohe zum musikalischen Vortrag nach dem Neuen Palais befohlen.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer m Vorher berieth der Ausschuß für Rechnungs⸗ wesen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Herzoglich sachsen⸗ coburg⸗gothaischer Staats⸗Minister von Strenge und 6 schwarzburg⸗ sondershausenscher Staats⸗Minister

etersen sind von Berlin abgereist.

Laut Meldung des ‚W. T. B.“ ist S. M. S. „Char⸗ lotte“, Kommandant: Kapitän zur See Vüllers, gestern in Alexandrien eingetroffen und an demselben Tage nach Corfu in See gegangen.

S. M. S. „Kur fürst Friedrich Wilhelm“, Kom⸗ mandant: Kapitän zur See von Holtzendorff, ist gestern in Wusung angekommen.

S. M. S. „Seeadler“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Schack, ist gestern von Wusung nach Swatau in See ge— gangen.

S. M. S. „Schwalbe, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Boerner, ist gestern in Wuhu eingetroffen.

Der Dampfer „Adolf Woermann“ mit den ab⸗ gelösten Besatzungen von S. M. SS. „Habicht“ und „Wolf“, Transportführer: Kapitänleutnant Eitner, hat heute von Kamerun aus die Heimreise angetreten.

VBamhern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, folgendes Handschreiben erlassen

„Mein lieber Staats Minister Freiherr von Feilitzsch! Mehr— fachen Mittheilungen in der Presse habe Ich entnommen, daß für Mein bevorstehendes 80. Geburtsfest Ehrungen verschiedener Art ge— plant sind. So sehr es Mich nun erfreut, zu sehen, wie allenthalben im Lande sich das Streben zeigt, Mir an diesem Tage be— sondere Beweise der Liebe und Anhänglichkeit zu geben, wider—⸗ . doch Meinem Gefühle, diesen mit außergewöhn⸗ ichem äußeren Gepränge zu begehen. Insbesondere ist es Mein ausdrücklicher Wunsch, daß von der Darbringung von Geschenken und Huldigungsgaben abgesehen werde. Dagegen wiederhole Ich gerne, wie Ich die Absicht, zur dauernden Erinnerung an Mein 30. Geburtsfest eine all gemeine Landetstiftung für gemein- nützige und wohlthätige Zwecke zu errichten, sehr freudig begrüße. Ich beauftrage Sie, Vorstebendes in geeigneter Weise zu veröffentlichen und die Königlichen Regierungs⸗Präsidenten anzuweisen, dahin zu wirken, daß alle Unternebmungen, die diesen Meinen Intentlonen nicht entsprechen, unterlassen werden mögen.

Mit huldvollsten Gesinnungen bin Ich hiebei Ihr sehr geneigter

Luitpold, Prinz von Bayern. München, den 17. November 1900.“

Elsaß⸗Lothringen.

Der Fürst 3 zu Hohenlohe-Schillings⸗ fürst traf, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag in Straßburg ein und begab sich Nachmittags zum Besuch des Prinzen Alexander zu Hohenlohe nach Colmar.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die Erzherzogin Marie Valerie, Gemahlin des Erz⸗ heros Franz Salvator ist, wie die „Wiener Abendpost“ meldet, gestern früh in Wallsee von einer Erzherzogin glücklich entbunden worden.

Frankreich.

In der gestrigen Vormittags-Sitzung der Depu⸗ tirtenkammer stand das Budget des Ministeriums des Aeußern zur Berathung. Der Deputirte d' Estournelles (gemäßigter Republikaner) fragte, dem „W. T. B. zufolge, wie die chinesische Angelegenheit ausgehen werde, wie lange die R dauern und wieviel sie kosten werde. Man rechne zur Erstattung der Ausgaben auf die von seiten Chinas zu zahlende Entschädigung, wisse aber nicht, ob China werde zahlen können. Deutschland ag seine ersten Ausgaben auf 200 Millionen; wenn jede Macht ebensoviel verlange, inn die chinesischen Zölle erhöht werden, was den euro⸗ päischen enn lahm legen würde. Gewisse Nationen möchten sich vielleicht in natura bezahlt machen, das aber würde zu einem Weltkriege führen. Frankreich möge nicht zu . nach einer Entschädigung verlangen, man möge die Röp fe der Schuldigen fordern, aber nicht ihr Geld. Der De⸗ putirte Sembat (Sozialist) führte Beschwerde darüber, daß man Krieg führe ohne Genehmigung des Parlaments, und be— dauerte, daß der russische . eking zu räumen, nicht angenommen worden sei. er Redner warf den Missionaren vor, daß sie eine der Ursachen des Krieges seien.

Die Herausforderungen der Missionare und gewisse An⸗ maßungen der in Ching ansässigen Europäer hätten die Un⸗ ruhen ,,, Schließlich verlangte der Redner Auf⸗ klärungen über Grausamkeiten, die nach den Zeitungen von europälschen Soldaten in China begangen sein sollten, und sprach sein Bedauern über die Ernennung dez Grafen von Waldersee zum Ober⸗Kommandierenden aus. Die Berathung wurde hierauf vertagt und die Sitzung aufgehoben. In der ,, . wünschie der Deputirte Rivet eine

nterpellation an die Regierung zu richten über das

erücht, daß durch die Vermittlung eines Beamten Ordens⸗ auszeichnungen verllehen worden seien. Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau schlug vor, sofort in die Besprechung der Interpellation einzutreten. Der Deputirte Rivet er— uchte die Regierung um Aufklärungen. Der Kolonial⸗

mister Decrais erwiderte, es handle sich um eine schwere Beschuldigung, welche die Ehre eines im politischen Leben stehenden Mannes antaste. Man sage, die Auszeichnungen seien durch die Vermittlung einer ihm sehr nahe stehenden Persönlichkeit und zwar gegen Geldentschädigung verliehen worden. Diese Beschuldigung sei falsch, er erkläre es feierlich. Der Minister rechtfertigte sodann die vertheilten Ordens⸗ auszeichnungen, setzte auseinander, aus welchen Gründen die⸗ selben erfolgt seien, und schloß: solange er in seinem Amte sei, hätten die Nationalisten ihn nicht mit ihren Angriffen verschont in dieser Angelegenheit habe man eine abgefeimte Grausamkeit zur Anwendung gebracht; er habe nur einen Richter, bie Kammer, er erwarte ihr Urtheil mit Vertrauen. Sodann setzte der Handels⸗Minister Millerand seinerseits auseinander, unter welchen Verhältnissen die in Rede stehenden Auszeichnungen verliehen worden seien. Der Deputirte Drumont erklärte, die Artikel in der „Libre Parole“ über die Ordensverleihungen rührten nicht von ihm her. Die⸗ jenigen, welche sich beklagten, hätten ein Mittel, zu ihrem Rechte zu kommen, das bestehe darin, die Angelegenheit zum gerichtlichen Austrag zu bringen; Drumont schlug vor, eine Untersuchung einzuleiten. Der Deputirte Millevoye war der Meinung, der Minister Decrais solle die Ankläger vor dem Schwurgericht verfolgen. Der Minister⸗Präsident Wald eck— Rousseau erklärte das Gerücht, es habe Jemand bei der Staaisanwaltschaft Klage eingereicht, weil er für einen Orden 25 000 Fr. bezahlt habe, für falsch. Seit 3 Tagen habe er vergeblich diese Persönlichkeit suchen lassen. Der Minister—⸗ Praͤsident betonte, der Verleumdungsfeldzug werde gegen die Regierung geführt in der Hoffnung, daß dabei etwas hängen bleiben werde. Es sei die Politik der Regierung, über welche man sich ärgere. Gewisse Ereignisse und gewisse Debatten seien demnächst zu erwarten. Die Regierung habe nicht umsonst gewissen Leuten die Degenspitze gezeigt, man könne der Regierung die Dolchspitze weisen, werde sie aber dadurch nicht erschrecken. Hierauf wurde die Debatte ge— schlossen. Der Deputirte Rivet brachte sodann eine Tages⸗ ordnung ein, welche der Regierung das Vertrauen ausspricht. Dieselbe wurde von dem Minister⸗Präsidenten Waldeck⸗ Rousseau angenommen und von der Kammer mit 379 gegen 31 n . Sodann nahm die Kammer die Verhandlung über die Reform der Getränkesteuer wieder auf. Der Deputirte Vaillant brachte eine Gegenvorlage ein, wonach alle Auf— lagen auf Weine, Biere und Obstweine aufgehoben und durch das Erträgniß des Alkoholmonopols ersetzt werden sollen. Der erste Theil dieser Gegenvorlage, welcher die Aufhebung aller Auflagen auf Weine, Biere und Obstweine ausspricht, wurde trotz des Widerspruchs der Kommission mit 260 gegen 241 Stimmen angenommen und die Sitzung sodann geschlossen.

Rußland.

Ueber das Befinden des Kaisers ist, wie die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, gestern folgendes Bulletin aus⸗ gegeben worden:

Der Kaiser verbrachte den gestrigen Tag gut. Abends 9 Ubr war die Temperatur 38.70, der Puls 72. Während der Nacht schlief der Kaiser sehr gut. Morgens war das Empsinden vortrefflich, das Befinden und die Kräfte vollkommen befriedigend. Um 9 Uhr Morgens war die Temperatur 38.40, der Puls 68.

Türkei. Die „Politische Correspondenz“ meldet aus Konstan—

tinopel, der Minister des Aeußern Tewfik Pascha habe dem Großvezir den Vorschlag unterbreitet, den Schutz der in Japan lebenden türkischen Unterthanen Deutsch—

land anzuvertrauen.

Griechenland.

Wie dem „W. T. B.“ aus Athen gemeldet wird, . die Deputirtenkammer gestern den Kandidaten der Re⸗ gierungspartei Bufidis mit 130 von 205 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten. Romas (Delyannist) erhielt 38 Stimmen.

Rumänien.

In dem Prozesse wegen der Ermordung Fitowski's und des Professors Michailegnu sprachen gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Bukarest berichiet wird, der Erste Prokurator Miclesco und der General-Prokurator Ciocardia. Der erstere hielt die Klage gegen Iliew und Genossen aufrecht, der General⸗Prokurator vertrat die Anklage gegen Dimitrow wegen Ermordung Michailegnu's so— wle wegen Theilnahme an der Verschwörung gegen den König Karol. Mickesco führte aus, dem Charakter der Rumänen seien keine politischen Verbrechen zuzumuthen; Ausländer, die in Rumänien weltestgehende Gastfreundschaft genossen, hätten die Verbrechen begangen; er identifiziere aber das bulgarische Volk nicht mit den Mördern. Der Redner bezeichnete Sarafow als den moralischen Urheber beider Morde und des Komplotts und gab eine Geschichte der bulgarischen Geheimcomités. Ciocardia nannte Dimitrow einen gemeinen Mörder, seine Beziehungen zu Sarafow seien erwiesen. Auch er betonte, daß Jiumãän ten das bulgarische Volk nicht als solidarisch mit den Mördern ansehe. Nachdem sodann noch der Vertheidiger Mitew's für mildernde Umstände ,. hatte, wurde die weitere Verhandlung auf heute vertagt. ö

Amerika.

Infolge ungünstiger Beurtheilungen der Feldgeschütze der Vereinigten Stagten hat der General-Adjutant Torbin, wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Washington berichtet wird, am 15. . M. telegraphisch den General Chaffee um Mittheilung des Thatbestandes ersucht. Der General Chaffee hat darauf erwidert, die amerikanische Artillerie sei besser als die irgend einer anderen in China im Felde stehenden

Armee; dle deutsche sei ihr in mancher Beziehung, name durch rasches Feuer und bessere Bremsvorrichtungen, ö. legen, obschon has Kaliber des deutschen Geschützes nicht gam so groß sei wie das des amerikanischen. Das amerilen sp Geschütz werde sehr gelobt, namentlich von dem rush General Lenewitsch. . Dasselbe Bureau meldet aus Nemwm York von gestrigen Tage, eine daselbst von Panama über Kingston ein, gegangene Depesche besage, daß die Regierung von Columbien den britischen Dampfer „Tabog a!“ weg— genommen, 100 Soldaten an Bord desselben gebracht und 91 ampfer von Panama nach Buenaventura gesandt hahe Der hritische Konsul habe telcgraphisch seine Regierung um Entsendung eines ztriegsschiffes gebeten. Es herrsche allgemesne Besorgniß wegen der Lage der Dinge; das Kriegsrecht werde streng durchgeführt.

Asien.

Der General⸗Feldmarschall an. von Waldersee hat gestern, wie W. T. B.“ erfährt, aus Peking gemeldet, daß zi Kolonne des Grafen Morck von Wartenburg am 15.8. M in Hwailai eingetroffen sei, von wo in der Nacht vorher . 2000 Mann regulärer chinesischer Truppen abmarschien eien.

Der „Morning Post“ wird aus Peking vom 17. Ny vember geineloet, die Prinzen Tuan und Tschwang seinn nur nach Mut den verbannt, aber nicht zu Gefängnißstraf . wor den. Sie seien jedoch ihres Ranges entlleide

orden.

Eine in New York eingetroffene Depesche aus Peking vom 17. d. M. besagt, dem „Reuter schen Bureau“ zufolge daß die Vermuthung, die Note der Mächte an hie chinesischen Friedensunterhändler werde bald ver— vollstäxdigt sein, durch, die Resultate der letzten nicht amtlichen Besprechungen der Gesandten an Boden gewinne Der Gesandte EConger habe in einer Unterredüng er— klärt, die Lage sei offenbar sehr günstig für eine sofortig Inangriffnahme der Unterhandlungen zur Feststellung der Präliminarien. Ec glaube, daß nach der nächsten Versamm—= lung der Gesandten die Ver handlungen mit den Chinesen ohne Aufschub fortschreiten würden, da die chinesischen Friedene— unterhändler mit dem Hofe in telegraphischer Verbindun ständen. In den milüärischen Operationen sei thatsächlið ein Stillstand eingetreten. Die deutsch-⸗italienische Expedition, welche nordwärts gegangen sei, habe den Nanknaupaß überschritten, ohne auf Widerstand zu stoßen.

Der „Times“ wird aus Peking vom 17. November ge— meldet, Li⸗Hung⸗Tschang habe den fremden Gesandten ein aus Singanfu vom 13. November dgtiertes Kaiserliches Edikt mitgetheilt, in welchem die Strafen derjenigen Prinzen und Beamten, die bei den letzten Unruhen als Rädelsführer bhe— theiligt waren und deren Verurtheilung zum Tode die Mächte verlangen, festgesetzt seien. Bei der Uebermittelung des Edikt habe Li⸗Hung⸗Tschang erklärt, die in demselben festgesetzten Strafen seien die äußersten, welche der Hof zu verfügen in der Lage sei. L⸗Hung⸗Tschang habe dabei wiederholt, ihm und dem Prinzen Tsching sei vom Kaiser eine strenge Bestrafung an⸗ gedroht, wenn es ihnen nicht gelinge, die Gesandten zur Annahme dieses Kompromisses zu bewegen. Die verfüglen Strafen seien: der Herzog Lan werde unter Entziehung seinez Gehalts in seinem Range um eine Stufe niedriger gestellt ein anderer werde dazu verurtheilt, in der Zurückgezogenhein über seine Sünden nachzudenken; Tschaoschutschiag werde für seines Ranges verlustig erklärt, behalte aber sein Amt,

Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Peking vom gestrigen Tage besagt, daß die Wiederherstellung der Eisenbahn Peking Tientsin jetzt rasche Fortschritte mache, sodaß man erwarten könne, dieselbe werde bis Ab lauf dieses Monats beendet sein. Ueberdies seien Vor— kehrungen getroffen für eine Verlängerung der Bahn bis zur Stadk Peking mit einem Bahnhof dicht bei dem Tempel des Himmels. Dies würde eine große Verbesserung sein, da der bisherige Endbahnhof außerhalb der Stadt⸗ umwallung mehr als vier Meilen von den Gesandtschaften entfernt liege.

Nach einer weiteren Meldung der „Times“ aus Peking gingen zahlreiche, dort lebende Südchinesen, welche für den Winter Befürchtungen hegten, nach dem Süden; bedürftige Südchinesen würden von mildthätigen Vereinigungen mit Geldmitteln versehen und in die Heimath zurückbefördert.

Demselben Blatte wird aus Schanghai vom 19. d. M. gemeldet, von gut unterrichteter Seite verlaute in Tientsin, daß einige Missionare in Taiyuenfu noch am Leben seien und unter dem Schutze der Mandarinen ständen. .

Der „Standard“ berichtet aus Schanghai vom 19 Nu⸗ vember: ÄUmtlichen chinesischen Berichten zufolge hätten die verbündeten Truppen zweiPässe genommen, die von der Provinz Tschili nach der Provinz Sch ansi fühiten.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Schanghai vom gestrigen Tage berichtet, daß der General⸗Gouverngur von Sz'tschwan den Befehl erhalten habe, sich an den Kaiserlichen Hof zu begeben. Dieser Befehl verursache ki⸗ regung unter den Provinzialbeamien und werde für ein weiteres Anzeichen dafür angesehen, daß der Hof sich muh Sz'tschwan begeben wolle. Die Vize-⸗Könige des YJangtse thales hätten die Verschiffung des Reistributs nach Sin; ganfu eingestellt, weil sie befürchteten, daß die Verbündeten denselben abfangen würden.

Dasselbe Bureau meldet aus Hongkong vom 188. daß aus Canton über christenfeindliche Unruhen in der Provinz Kwangsi berichtet werde. Die Nichichtisn trügen Abzeichen, und alle Personen ohne dieselben seien ö Gefahr, getödtet zu werden. Der Vize⸗König habe . besonderen Kommissar zur Regelung der fra nzösischen .. sprüche in Schuntak entsandt, gleichzeitig selen dre . zösische Kanonenboote dorthin abgegangen, um die sr zösischen Forderungen zu unterstützen. e nun

Cine? gestern in Rew Mork eingegangenen Depesch: . Mantla zufolge hälten die Amerikaner in der verging, Woche, wie das „Reuter sche Bureau“ mittheilt. An if e bewegungen auf der Insel Samar, wo sie his jetzt 14 Küstenstädte besetzt haͤtten, unternommen. Sie hätten wen vergangenen Woche 200 Aufständische aus einem Ho . 35 Meilen von Manila vertrieben und außerorden lich . Mengen Reis und bedeutende Munitionsvorräthe erben 9 seien 50 Filipinos getödtet, viele verwundet worden. Amerikaner hätten 11 Verwundete verloren.

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Parlamentarische Nachrichten.

Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages ber sc in der Ersten und Zwelten Beilage.

3 der 6 (4.) Sitzung des Reichstages, welcher

Reichskanzler Graf don Bülow, der Staatssekretãr

nnern, Staatt⸗Minister hr. Graf von Posadowsky,

RIriegs . Minister, General der Infanterie von Goßler,

r Staalssekretär des Reichs Marineamts, Staatg⸗Minister,

te⸗Admiral Tirpitz, der Staatssekretär des Reich s⸗Justiz⸗

Nieberding, der Staatssekretär des Reichs⸗Post⸗

Podbielski und der Staatesekretär des Aus⸗

Dr. Freiherr von Richthofen bei⸗

. die erste Berathung des Gesetz⸗

In twurfs, betreffend die Feststellung eines dritten Nach⸗

trags zu m Reichshaushalts-Etat für 1900 (Aus⸗

gaben fe die China⸗Expedition), fortgesetzt.

8 Das Wort nahm zuerst der Abg. Basserm ann (ul)

Nach ihm sprachen bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Pr. von Levetzow (d. kons.) und Richter (fr. Volksp..

Die Abgg. Dr. Hasse, Graf von Arnim und Genossen haben im Reichstage folgenden Antrag ein⸗ gebracht: .

Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen u ersuchen, balcigst dem Reichstage einen Gsetzentwarf vorzulegen sur Abänderung de! Gesetzes vom 1. Juni 1870 üer den sFtwerb und Verlust der deutschen Reichs⸗ und Staats⸗ angebörigkeit und in demselben

a die Vorschriften über den Verlust der Staats⸗ und Reichs— angeboörigkeit dahin abzuändern, daß ein Deutscher diese Rechte in der hegel nicht gegen seinen Willen verliezen kann, insbesondere, daß die Bestimmungen des 21. des genannten Gesetzes über den Verlust dieser Rechte durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande aufgehoben werden,

b. der Wiedererwerb der Reichsangehörigkeit seitens früherer deulscher Reichzangeböriger und die Naturalisation von Nachkommen pon Deutschen erleichtert,

c. dagegen die Naturalisation von Ausländern erschwert wird.

Nr. 49 des ‚Centralblatts für das Veutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, von 16. November, hat solgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennungen; Bestellung eines Konsular⸗Agenten; Entlassung; Ermächtigung zur Vor⸗ nahme von Zivilstandg. Akten; Ex-quaturErtheilung. 2) Finanz ⸗˖ Wese': Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April 1900 biz Ende Oktober 1909. 3) Allgemeine Verwaltungs ⸗Sachen: Bekanntmachung, betreffend das Verzeichniß der Weigbaubezirte. I Post und Telegrapben⸗Wesen: Aenderung der Postordnung vom 30. Mär 1900. 5) Zoll und Steuer ⸗Wesen; Anweisung zur zoll⸗ amilichen Präfung der unter das Gesetz vom 6. März 1899, betreffend die Abänderung des Zolltarifs, fallenden Seidengewebe. 6) Pol izei⸗ Wesen: Ausweisung hon Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 44 des „Eisenbahn⸗ Ve rordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 14. November, hat folsenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten bom 8. Rovpember 1900, betr. Muster zu Genehmigungs- Urkunden für die Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber durch Eisen⸗ bahngesellschaften. Nachrichten.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Im wohlverstandenen Interess? des Märkischen Provinzial ⸗Museums, dessen prähistorische Sammlungen allmählich recht umfangreich geworden sind, liegt es je länger je mehr, dauernd in Fühlung mit den Stellen zu bleiben, an denen zbalihe Sammlungen besteben. Denn zumeist sind diese staatlich oder provinziell organisierten Sammlungen Vereinigungspunkte, wenn auch nicht aller, so doch sehr vieler Fundstücke aus der näheren oder entfernteren Umgebung der Sammelstellen und jeder einzelne somit Restandtheil eines Mosaikbildes von der Gesammtheit dessen, was absichtlich oder zufällig im Laufe der Jahrtaasende im verschwiegenen Boben unseres Vaterlandeg aufbewahrt worden ist und gegenwärtig dem Forschungselfer als Auhaltspunkte für die Vorgeschichte unseres Volk dient, aus einer Zeit, von der kein Lied, kein Heldenbuch meldet. Nur durch forgfältige Vergleichung dieser Fundstücke wird man z. B. der Lösung der wichtigen Frage näher kommen, wie weit in der Zeit vor der flapischen Einwanderung ostwärts das Germanen ihum und wie weit fäter westwärts daz Slaventhum sich erstreckte. Bie zum Aufbau einigermaßen sicherer Schlußfolgen bedarf es aber noch vieler Einjelbeobachtungen und des sorgfältigsten Studiums der Enzelfunde. Jede anscheinend werthlose Urnen-⸗Scherbe ist hierfũr wichtig, auch wenn sie nir aus ihrer Thonmischung und dem Grave, bis zu dem sie gebrannt ist, Schlüsse zu thun gestattet; wie viel mehr,

it ihre Klassifizierung mit einiger

er vorgedachten Art führten am Mäãärkischen

erordentlichen Eifer und der der in

beträchtlich Anzahl broniener

die Gebrüdeen Sponholz Neubrandenburg, alz von ihnen ausgegraben, abgekauft worden sind und lange Zeit als Werihstücke der Neu⸗ . Sammlung galten, bis sie später als unzweifelhafte galscun zen nach gewiesen wurden. Sie sind mit viel i aft wenn auch absichtlich in hohem Grade unästhetisch und echnisch ungeschgt hergesftellt. An ihrer Echtheit wurde, man 6 wegen ihreg Ueberladenseinßz mit unsinnigen Emblemen n ihrer. Abweichung von anderen, jwelfellos echten Idolen tre. Später wurde die Unechtheit an der sie bedeckenden

lünstlichen Patina festzestellt, die belm Relben sauer rie ht, wa hei echter Patina niemals der Fall ist. Besonderg reich ist die Neu⸗ strelitzer Sammlung an Funden aus der Steinzeit: Feuersteinmessern Feuersteinschobern, Lan zenspitzen, Gran tmelßeln, Hämmern aus Grani und Diorlt mit eingebohrten Löchern für den Holigelff und mancherlei anderem Geräth. Darunter befindet sich ein Stück von besonders hobem Jnseresse, weil es die beim Bohren angewandte Technik ver⸗ anschaullcht. Das Loch ist nämlich nicht ganz hindurchgeführt, so⸗ daß im Vohrloch noch ein Stück des Bohrkenc steht, der hei vob: ständiger Ausführung der Bohrung herausfällt. Man hat sich somit die Bohrung alß mit einem vom Mark befreiten und statt dessen mit scharfem, nassem Sande gefüllten Hollunderrohr ausgeführt vor- zustellen. Unter den Bronzefunden sind Bronzemesser in großer An⸗ zahl, darunter eins mit dem eingekratzten Bilve eines Sch effes mit drei Segeln, alsdann Bronze Pinceiten, über deren eigentliche Be— stimmung Zweifel obwalten, vor allem aber eine Keihe schöner Celte und Bronzegefäße, unter ihnen ein großer, prächtig ornamentierter Kessel die Ausführung des Ornament deutet auf Benutzung eines stählernen Instruments, vermuthlich etruskischer Herkunft mit breitem, hortzontal stehendem Stebrande. Dieser eigenthümllche Siebrand wiederholt sich auch an kleineren Gefäßen. Mehr oder weniger halb- kugelige Schalen, die als Trinkgesäße gedient zu baben scheinen, tragen, zweifelhaft zu welchem Behuf, im Innern auf einer Art von Dreifuß eine kleine, kreisrunde Platte, die etwas tiefer steht als der Rand des Gefäßesz. Unter den eisernen Geräthen begegnete eine uralte Pflugschar wegen ihrer Form größtem Interesse; sie zeigt deutlich Spuren von der an ihr ausgeführten Schmiedearbeit. Sehr erheblich ift die Zahl der keramischen Funde: gut erhaltene große Urnen, namentlich eine vermuthlich uralte, etwa dem H. vorchristlichen Jahrhundert angehörige, von ganz roher Technik, aber trotzdem grob mit Srnament geziert. Ein unermüdlicher Fleiß scheint auf die Ordnung und Klassifizierung der Urnenscherben verwendet zu sein. Fiervon' gilt, waz oben von dieser aascheinend überflüssigen, in Wahr— heit aber überaus werthvollen Arbeit gesagt ist ͤ

Der Nachmittag war für einen Aueflug nach einem Platz jenseits von Alt⸗Strelitz bestimmt, der als bevorzugter Fundort prãhistori · scher Gegenstände angesehen wird, nachdem dort u, a. ein kostbarer Celt entdeckt worden ist. Vorher wurde noch der modernen, erft um 1735 entstandenen, jetzt 10 500 Eigwohner zählenden Residenzstadt Neu-Strelitz eine eingehendere Besichtigung gewidmet. Das nur etwa 5000 Ginwohner zählende Städtchen Alt⸗ Strelitz, 4 Em von der neuen Residenz entfernt, wurde mittels der Eisenbahn in wenigen Minuten erreicht. Von hier führte elne halbständige Wanderung nach dem erwähnten Platz, der eine dünenartige, ziemlich flache Erhebung mitten im srucht⸗ baren Nieberungslande sich in der That fast besäet zeigte mst allerlei prähistorischen Gegenständen: Urnenscherben, Feuerstein messerchen und Aehnlichem. Bedauerlicherwelse hinderte die herein · brechende Dämmerung eine ausführlichere Untersuchung, dit auf ein anderes Mal verschoben wurde.

Seine zweite Jahresausstellung veranstaltete der Märkische Künstlerbund in der Zunsthandlung oon Keller u. Reiner (Potsdamerstraße 122). Die Vereinigung desteht aus sieben jangeren Landschaftsmalern, die in Berlin und seinen Vororten an— sässig sind; welche Gründe sie zu der Gründung eines Bundes bestimmten, ist nicht ohne weiteres ersichtlich. Gemeinsam ist shrer Kunst nur die Neigung, die bereits erprobten und geebneten Wege der Moderne“ selbst gefundenen Bahnen vorzu⸗ ziehen. Den besten Eindruck machen die Landschaften von Hans Pigulla, namentlich ein? Mondscheinlandschaft und ein Idyll am Mühlgaben, die beide koloristische Feinfühligkeit und Geschmack perralhtn. Auch Louis Lejeune's „thauender Bach“ ist eine an—= erkennengwerthe Leistung. Theodor Schinkel bevorzugt lyrische Stimmungen in gedeckten Farben; ein zeichnerischez Zupiel in der Augführung beeinträchtigt gelegentlich die geschlossene Bildwirkung, während Rugust Achtenhagen die primitive, farhige Gestaltung weiter Vogelperspektlen der Karlsruher Schule in alliu ab⸗ sichtlicher Ẃeise nachahmt. Noch weniger selbständig sind die Arbeiten von Felix Krause, dem einzigen Bundesmitglied, der gelegentlich auch fizürliche Vorwürfe wählt, Karl Kayser⸗Gich⸗ berg und Fritz Geyer. Sie alle kannten im Rahmen einer all⸗ gemeinen Ausstellung als achtbare Leistungen gelten, eine Sonder ausstellung unter anfpruchs vollem Namen xechtfertigen siꝛ kaum. In einem abgetrennten Theil des Oberlichtsaals sind einige Kohlenzeichnungen von Martin Brandenburg rbanitastische Vorwürfe ohne er⸗ hebliche Kraft des Ausdrucks mit Bildern von Hans Baluschet, Holleck Weithmann und W. Jordan vereinigt, Balusche k 's Proletariatsschilderungen wirken durch die übertriebene Schärfe der Gharakterlstik unerfreulich und abstoßend. Eine Vereinigung von unzähligen Arbeiterinnenköpfen in einem Bildrahmen mit der aus—⸗ gesprochenen Absicht physiognomisch er Vemonstration bleibt eine un⸗ künstlerische Verirrung, die auch durch den Ernst der dabei auf⸗ gewandten Arbeit nicht entschuldigt werden kann. Jeder Zug von hersöhnendem Humor fehlt Baluschek, ebenso wenig gewinnt man ven seinen Schilderungen den Eindruck malerlicher Aufrichtigkeit. Eine tendenzisse Karikatur von großer Wirkung ist noch lange kein Bild W. Fordan führt sich als feinstaniger Zeichner und flotter Pastellist vortheilhaft ein. Seine weiblichen Kreideporträts erinnern in der äußeren Mache an Piglhein, sind aber energischer accentuiert als jene.

Die Vereinigung für dekorative Kun st, die unter der Führung von M. Lehnert weibliche Künstlerkraft für die Aufgaben des modernen Kunstgewerbes mobilistert, hat einen kleinen, elettrlsch beleuchteten Raum in behaglicher Weise ausgestattet. Wähzrend die Leiterin des Unternehmens in Verbindung mit Helene Lobedan besonders auf dem Gebiet keramischer Arbeit excelliert, rflegt Lucy Dubois-⸗Reymond die Kun ststicke geiz dazu kommen graphische Arbeiten, unter denen besonderg Originalllthographlen und Radierungen von J. Loewenstein vortheilhaft auffallzn. Es sst eine kluge und gebildete Kunst, die uns hier begegnet; sie hat von allen Anregungen profitlert, die heute wie ein Goldregen auf das Feld der Köiinkunst herabfallen, aber sie entgeht auch dem Vorwurf nicht, der alle von außen angeregte Kunst trifft: der Wille und das Temperament büßen schließlich die Freiheit der Bewegung ein, wenn sie sich ganz in den Dlenst der Kunstvorstellung, d. h. des zeitweiligen Modegeschmacks stellen. Schließlich wird auch diese Mode langweilig, man febnt sich aus ihr heraus und begrüßt jede neue selbständige Regung als Befreiungsthat.

Die Akademie der Wissenschaften jzu Paris hat, wie W. T. B. meldet, den Mineralogen Geheimen Bergrath, Professor ür. Earl Klein hierselbst einstimmig zum korrespondierenden Mit⸗ gliede gewählt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Preußen um die Mitte des Monats November 1900.

Nach den im Königlichen Statistischen Bureau zusammengestellten Grgeöniffen der Erhebungen über den Stand der jungen Saaten in Preußen berechtigte derselbe um die Mitte des Monats November b. J. zu folgenden Erwartungen (Note 1: sehr gute, 2; gute, 3: mittlere sdurchschnittlichel, 4: geringe, 5; sehr geringe Ernte): Winterweizen 24 (im Oktober 2,5), Winterspeli 1,9 (im Qltoher 69 Winterrogden 24 (im Oktober .‚7), junger Klee 3,09 (im Ottober 3, Luzerne 2.7 swie im Oktober).

Zur Erläuterung dieser Zahlen wird in einer Sondernummer der Staiistischen Korrespondenz. Folgendes bemerkt: ;

Vie bereits im Anfang des Vormonats eingetretenen e,, haben auch in der jweiten Dktoberhälfte angehalten und besonders in

1

den oͤstlichen Provinzen die Beendigune . durch die wochenlange Dürrg

perzögerten Bestellungsarbeiten ermöglicht. Aus dem runggbeiirk Marsen werder un) der Propin. Posen kommen gleichwohl ne h Klagen darüber, daß der gefallene Regen den fest gewordenen Acker bei wein nn t zu durchdringen vermochte, und daß auch jetzt noch vielfach as Wa), er

Brunnen und Viehtränken fehle. Die Temperatur lag während der er⸗ flosenen Berichtsperiode zumeist über der du schnittlichen; nur ganz hex einzelt wird über leichten Frost berichtet. Dem ungewöhnlich milden. Wetter ist es wohl zujuschrelben, daß in einzelnen Gegenden thierische und pflanzliche Schäblinge in größerer Anzaßl auftreten. So werden Beschädigungen durch Mäuse aus 225, durch Hamster aus 13, durch Zwergeikaden aus 15, durch Fritfliegen äugß 22, durch Schnecken aus 51, duich Würmer auß 37 und durch Maden aus 15 Berichts- bezirken gemeldet. Wie sich diese Zahlen auf die einzelnen Provinzen vertheilen, zeigt die nachstehende Uebersicht. Es gingen Meldungen ein

a über Schaden, verursacht durch Propinz Mäuse Hamster *. fan, Schnecken Würmer Maden

egen Ostpreußen . 2 ; Westpreußen Brandenburg 2 Pommern.. 1 1 Schlesien .. 101 Sachsen. .. 68 Schles wig⸗

Holstein. Hannover.. Westfalen. Hessen ·

Nassau. . 1 16 Rheinland. 12 Hohenzollern 1

Die Aussaat des Winterweizens, welche im Osten nach reich⸗ lichen Niederschlägen zumeist zu Ende geführt ist, hat in einem großen Theil der weistlichen Provinzen noch nicht beendet werden können; be— sonders in Gegenden mit Zuckerrübenbau hat die späte Ernte der Rüben die Bestellung verzögert. Die bereits aufgegangenen Saaten zeigen kräftigen Stand und lassen gute Durchwinterung erhoffen.

Die Roggensaaten sind bei dem feuchtwarmen Wetter der letzten Wochen gut eingegrünt und gehen reich besteckt in den Winter. Die schon früh aufgegangenen Saaten beginnen berelts gelb zu werden und sind zum theil so üppig gewachsen, ö. vielfach die Befürchtung ausgesprochen wird, sie könnten bei Schneefall ohne vorgufgegangenen Frost ausfaulen. Hin und wieder hat man die zu kräftigen Sagten geschröpft oder durch das Vieh abweiden lassen. Mit alleiniger Aug⸗ nahme einiger posenschen Berichtsbezirke kann der Stand der Roggen⸗ saaten als ein guter bezeichnet werden

Ueber den jungen Klee lauten die Nachrichten aus den östlichen Provinzen wenig erfreullch, wenngleich auch bei dieser Fruchtart nach zmeist ausreichenden Niedeischlägen eine geringe Besserung gegen den Vormonat zu verzeichnen ist. Infolge der Dürre im Sommer und Herbst sind große Flächen völlig ausgebrannt und haben umgeackert werden müssen. Am ungünstigsten wird darüber aus dem Regierungè⸗ bezirk Marienwerder und der Provinz Posen berichtet; aber auch in den Regierungsbeirken Danzig, Frankfurt, Stettin, Köglin, Breslau und Liegnitz erreichen die nach den Angaben der Vertrauens männer ermittelten Noten nicht den Durchschnitt. Im ganzen Westen dagegen sind die Kleefelder fast ohne Ausnahme voll bestanden und haben an manchen Orten bereits einen Schnitt gegeben.

Im diesjährigen Septemberbericht theilten wir auf Grund der uns von den Vertrauensmännern zugegangenen Meldungen mit, daß die Kartoffeln in ihrem Ertrage den gehegten Hoffnungen bei weitem nicht entsprechen würden. Diese Befürchtung scheint in einzelnen Gegenden erfreulicher Weise nicht in vollem Maße einge⸗ troffen ju sein, wie aus einer Mittheilung ersichtlich ist, die uns gelegentlich der Uebersendung des diesjährigen Ernieberichts leitens eines Vertrauensmannes aus dem Regierungt⸗Bezirk Frankfurt zuging. Der Absender dez Schreibens hebt hervor, daß die Ueberraschung mtt schließlich be sserer Ernte durch die noch rechtzeitig eingetretene Regen . zeit zu Anfang September und die so sehr fruchthare Witterung (Feuchtigkeit und Wärme) ganz naturgemäß veranlaßt worden sei. Allerdingz seien die Fälle so späten Wachsthums selten; denn für gewöhalich schliteße der September die Wachsthumsperiode der Kar⸗ koffln ab, sodaz dann nichts mehr oder nicht mehr viel ju er— warten sei.

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Der ständige Ausschuß des Deutschen Landwirtbh— schaftsraths tritt am 30. d. M. in Berlin jzusammen, um üher folgende Gegenstände zu berathen: Errichtung von Landwirthschafts« kammern in den dꝛutschen Bandesstaaten; vorläufigen Entwurf eines neuen Zolltarifgesetzes; Nothwendigkeit der Einführung öffentlicher Schlachtviehversicherungen in den Bundesstaaten nach dem Inkraft⸗ treten des Reichsgesetzes, betreffend die Schlachtvieh⸗ und Fleisch⸗ beschau, vom 3. Juni 1900; Vorlage des Vereins der deutschen Zucker⸗Industrie, betreffend die Nothwendigkeit der Stellung der künstlichen Süßstoffe unter den Apothekenzwang; Vorlage des Ver— bandes landwirthschaftlicher Versuchsstationen im Lern f hen Reich, betreffend die gefetzliche Regelung des Verkebrs mit Futtermitteln, Düngemitteln und Saatgut; Entwurf eines Gesetzes über die privaten Ver sicherungsunternehmungen.

Ple erste Brandenburgische Provinzialausstellung für Geflügelzucht ist am Sonntag unter Betheiligung der Land- wirthschiftzkam mer für die Provinz Brandenburg und der ihr an⸗ geschlossenen 42 Geflügelzüchtervereine im Etablissement der „Neuen

Welt‘ (Hasenhaide) eröffnet worden, Der von Seiner Majestät

dem Kaäiser und König gestiftete Ehrenpreis wurde dem Kaufmann Carl Dzimul la in Gassen in der Niederlausitz ver- liehen. Intgesammt ist die Ausstellung von 367 Züchtern mit 2555ß Nummern beschickl. Davon entfallen 185 Nummern auf das Wasser, und Großgeflügel, 757 auf die Abtheilung der Nutz hühner, 67 auf die der Zierchühner, 703 auf die Natztauben, 474 auf die Zier⸗ tauben, 41 auf die Abtheilung der Fasanen und der Rest auf Kanarten-⸗ und andere Singvögel, Exoten u. dergl. Verbunden damit ift eine vom Deutschen Thierschutzherein veranstaltete Eselausstellung, die mit 85 Thieren beschickt ist.

Saatenstand, Getreide handel und Weinlese in Bulgarien.

Daz Kaiserliche Konsulat in Varna berichtet unter dem 8.8. M. Folgendes:

Infolge der n, ,, trockenen Witterung und der vor⸗ herrschenden füdweftlichen scharfen Winde im Qltober konnten die Feldarbelten in Nordost. Bulgarien nur im beschränklen Maße be⸗ gonnen werden, wodurch sich der Anbau der Wintersaaten verzögerte.

Erst die jängsten feuchten Niederschläge im Schumlaer Kreise und Provadier sowie Novo ⸗Seloer Benirk gistatteten eine weitere In⸗ angriffnahme der Feldarbeiten.

Vas Saatkorn hat durch starke Regengüsse im August und wegen der Zehen steuer. Cinschätzung, welche die Ein beimfsung det geschnittenen Getteldez wochenlang verjögerte, bedeutend gelitten. sodaß die Hoff · nungen auf eine günftige Ernte im kommenden Jahre ehr berab⸗ gestimmt sind. ;

Die n . 1 Getreidemarktes war flau und der Umsatz verhältnißmäßig gerlng.

ci Getreidejufuhten aut dem Innern wurden im Hinblick auf die ungünstigen Notierungen des Auslandes schwäͤcher; während durch⸗ schnittlich in den . 15 bis 16 Tausend Getreidewagen im Sktober hier einliefen, waren diesmal nur 10 Tausend Wagen zu ver⸗

zeichnen.

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